HAGEL AKTUELL Das neue Agrarwetter der Vereinigten Hagel - Vereinigte Hagel
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HAGEL AKTUELL Das neue Agrarwetter der Vereinigten Hagel Secufarm®-Trockenheit Schutz vor Ertragsverlusten durch Dürre Wetterexperte Jörg Kachelmann im Interview „Die Auseinandersetzung mit dem Wetter, die kann Euch keiner abnehmen!“ Reportage Das Wetter im Blick, den Erfolg im Griff Ausgabe 2019/2020 www.vereinigte-hagel.net
EDITORIAL „Die Absicherung gegen Wetterrisiken sowie deren Prognose gewinnen zunehmend an Bedeutung“ Liebe Mitglieder der Vereinigten Hagel, Wenn die Klima-Turbulenzen zunehmen, liebe Leserinnen und Leser der Hagel wird jedoch nicht nur die Absicherung aktuell, auch 2019 war ein Jahr, in dem gegen Wetterrisiken, sondern auch die das Wetter regional wieder viele Schäden Wetterprognose immer entscheidender verursacht hat. Neben Hagel haben vor für den betrieblichen Erfolg. Deshalb allem Sturm- und Starkregenschäden ihre hat die Vereinigte Hagel zusammen mit Spuren hinterlassen. Gerade vor dem Hin- dem Wetterexperten Jörg Kachelmann tergrund des weiter voranschreitenden das Projekt meteosol® gestartet. Ziel ist Klimawandels kommt der Absicherung die Etablierung eines auf die Agrarwirt- gegen Wettergefahren daher eine stetig schaft zugeschnittenen Tools, das die lo- steigende Bedeutung zu. kale Witterungslage punktgenau ausgibt und dadurch Arbeitsschritte exakt planbar Das hat auch die Politik erkannt, wie auf macht. der Agrarministerkonferenz im Septem- ber dieses Jahres deutlich wurde. Die 16 Alles Wissenswerte hierzu können Sie im Agrarministerinnen und -minister folg- Schwerpunkt dieser Ausgabe der Hagel ten einvernehmlich dem Vorstoß der aktuell ab S. 32 nachlesen. Dort erfahren Dr. Rainer Langner Länder Baden-Württemberg, Bayern und Sie auch, wie Sie selbst mit Ihrem Betrieb Vorsitzender Rheinland-Pfalz, die landwirtschaftlichen zur Verwirklichung dieses Ziels beitragen Betriebe bei der Absicherung gegen wit- können. terungsbedingte Risiken stärker zu unter- stützen. Bis Dezember soll im Bund-Länder- Diesen Erfolg hätten wir ohne das Engage- Planungsausschuss für Agrarstruktur und ment unserer Mitarbeiterinnen und Mit- Fotos: Pixabay (Titel), Vereinigte Hagel (Seite 2), Adobestock/smolskyevgeny (Seite 3) Küstenschutz entschieden werden, inwie- arbeiter sowie unserer Sachverständigen Dr. Jan Keller weit der Bund bereit ist, weitere staatli- nicht erreichen können. Ihnen allen gilt che Hilfen dafür bereitzustellen. Ein erster unser Dank! Aber insbesondere Ihnen, Schritt ist die angekündigte Senkung der liebe Mitglieder der Vereinigten Hagel, Versicherungssteuer für das Dürre-Risiko möchten wir danken, dass unserer Versi- auf 0,3 Promille der Versicherungssumme cherungsverein zum führenden Spezial- (lesen Sie hierzu auch das Interview mit versicherer in Europa geworden ist. Dem dem baden-württembergischen Landwirt- Dialog mit der Praxis ist es zu verdanken, schaftsminister Peter Hauk auf S. 16). dass wir unsere Versicherungsprodukte Thomas Gehrke stets nach den regionalen Anforderungen Dieser Paradigmenwechsel – weg von weiterentwickelt und verbessert haben komplizierten Ad- hoc-Hilfen hin zu finan- und dies auch in Zukunft tun werden. Wir zierbaren Instrumenten der eigenverant- sind auf weitere Herausforderungen ein- wortlichen Risikovorsorge der Landwirte gestellt und zählen auf Ihre Unterstüt- – ist sehr zu begrüßen. Die Vereinigte zung! Hagel steht ihren Mitgliedern hierbei als verlässlicher Partner zur Seite. Ihr Vorstandsteam der Vereinigten Hagel 2 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Inhalt 2019 – ein Jahr der Wetterextreme 4 Wetterextreme weltweit 6 Agrarwetter 2019 10 Schadenrückblick 2019 Gegen Wettergefahren gewappnet 12 Schutz vor Ertragsverlusten durch Dürre: Secufarm® Trockenheit 14 Frostschäden im Weinbau 16 Interview mit BW-Landwirtschaftsminister Peter Hauk zum Thema Risikomanagement 18 Hagelschäden bei Sojabohnen 20 AIAG-Kongress 2019 in Bordeaux 21 Mehrgefahrenversicherung in Belgien Vereinigte Hagel intern 22 Jetzt bestellen: Hagelkalender 2020 24 MeineVH – Der digitale Versicherungs- ordner der Vereinigten Hagel 26 Wahlen zum Aufsichtsrat 27 Facebook-Jahresrückblick 28 Die Rechtsabteilung und das Mahnwesen der Vereinigten Hagel 30 Staffelübergabe bei der VH-Litauen Schwerpunkt: Meteosol® 32 meteosol® – Das neue Agrarwetter der Vereinigten Hagel 36 Wetterexperte Jörg Kachelmann im Interview 40 Betriebsreportage: Das Wetter im Blick, den Erfolg im Griff 43 meteosol® – Das sagen Landwirte 2 Editorial 3 Inhaltsverzeichnis 44 DLG-Feldtage 2020 44 Impressum HAGEL AKTUELL 2019/2020 3
2019 – Ein Jahr der Wetterextreme Wetterextreme weltweit Dürren, Taifune und heftige Regenfälle: Auch im Jahr 2019 zeigte sich das Wetter rund um den Globus von seiner extremen Seite. Neue Rekord- temperaturen Zum Jahresbeginn hatte zunächst eine Kältewelle den Mittleren Westen der USA fest im Griff. In Chi- cago wurden mit -33 °C neue Rekordtemperatu- ren gemessen. Die Kälte kostete 20 Menschen das Leben. Im Juli wurden dann gleich an sieben Schlimme Orten des Mittleren Unwetter Westens neue historische Spanien wurde in diesem Höchstwerte gemessen. Jahr gleich von mehreren Sie erreichten Temperatu- schweren Unwettern ren von über 43 °C. Schwerer heimgesucht. Im August Hagelsturm verursachten heftige Den Bewohnern der Regenfälle in der Region mexikanischen Millio- um Madrid Überschwem- nenstadt Guadalajara mungen. Im September bot sich am 1. Juni nach kosteten durch schwere einem Hagelgewitter ein Regenfälle verursachte ungewöhnlicher Anblick: Überschwemmungen an Die Stadt war kurzerhand der spanischen Mittel- mit einer weißen, dicken meerküste 18 Menschen Schicht bedeckt. Während das Leben. In Valencia Einsatzkräfte versuch- fielen innerhalb von 24 ten, die Straßen wieder Stunden fast 300 Liter freizulegen, hatten die Regen pro Quadratmeter. Fotos: Reuters (4), AFP (2), AdobeStock/nextrecord, Getty Images, Pexels (2), Oxfam East Africa, Ssgt Charles Reger, Russian Emergencies Ministry Irkutsk , NOAA View Global Data Explorer, Kinder Spaß an den bis zu anderthalb Meter hohen Hagelbergen. Extreme Trockenheit Chile leidet unter der schwersten Dürre seit Jahrzehnten. Die Krise bedrängt besonders die Viehzucht. Das Ausmaß der Trockenheit zeigt sich auch auf Satelliten- bildern. Der Aculeo-See, der mit einer Größe von Raul Bavo, China Daily 12 km2 noch vor wenigen Jahren als Paradies für Wassersportler galt, ist komplett ausgetrocknet. 4 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Unter Wasser Durch starke Regenfälle, die Ende Juni begannen, waren fast 100 Ortschaf- ten in der russischen Todbringender Region Irkutsk überflutet, über 33.000 Men- Taifun schen waren betroffen. Mit voller Wucht traf Zahlreiche Flüsse traten der Taifun Hagibis im über die Ufer, mehr als Oktober Japan. Bei dem 350 Menschen wurden stärksten Taifun seit Jahr- verletzt, 18 Personen star- zehnten brachen Dämme, ben. Russische Forscher Häuser standen unter sprechen von der größten Wasser, 26 Menschen Überschwemmung seit verloren ihr Leben, zahl- 180 Jahren. reiche weitere wurden verletzt. Die Behörden warnten vor anhaltender Gefahr von Schlammla- winen. Fatale Dürre In Somalia, Kenia und Äthiopien hat es meh- rere Jahre viel zu wenig geregnet. Der Rückgang Sintflutartige der landwirtschaftlichen Produktion trifft die arme Regenfälle Bevölkerung hart. Nach Ungewöhnlich heftiger Angaben der Vereinten Regen hat zu Jahres- Nationen leiden in der beginn im Nordosten Region 7,6 Mio. Menschen Australiens zu schweren Hunger, 15,3 Mio. benö- Überschwemmungen tigen humanitäre Hilfe. geführt. Tausende Men- Aufgrund der Dürre sowie schen mussten evakuiert bewaffneter Konflikte werden. Die Behörden sind 5,6 Mio. Menschen warnten vor Krokodilen auf der Flucht. und Schlangen und empfahlen den Bewoh- nern, Trinkwasservorräte anzulegen. Während der Nordosten im Wasser ver- sank, litten andere Teile des Landes weiter unter Dürre und Buschbränden. HAGEL AKTUELL 2019/2020 5
2019 – Ein Jahr der Wetterextreme Ein Rückblick auf die Anbausaison 2019 Die vergangene Anbausaison war schon die zweite in Folge, in der Trockenheit die Land- und Forstwirte vor große Herausforderungen stellte. Entwicklung der Bodenfeuchte 1 2 -10 3 0 4 10 5 6 20 7 30 8 40 Bodentiefe 9 50 10 60 11 12 70 13 80 14 90 15 100 16 17 110 18 120 19 130 20 01.01.2017 16.06.2017 29.11.2017 14.05.2018 27.10.2018 11.04.2019 Die Abbildung zeigt, wie sich die Bodenfeuchte unter Winterweizen am Standort Frank- furt (Main) im Zeitraum Januar 2017 bis April 2019 entwickelt hat. Die Farbskala gibt die nutzbare Feldkapazität in Prozent an (% nFK): Die blauen Bereiche zeigen eine gute Was- sersättigung an, in den braun eingefärbten Bereichen ist kaum noch Wasser vorhanden. Auf der y-Achse ist die Bodentiefe in 10-cm-Schritten eingetragen (20 steht also für 2 m). Die x-Achse zeigt den Zeitverlauf an. Es lässt sich gut erkennen, dass die Bodenwasservorräte im Winter 2017/18 wieder gut aufgefüllt wurden. Im Winter 2018/19 wurde der Boden hingegen nur oberflächlich angefeuchtet. Foto: AdobeStock/rsooll Abbildungen: DWD Dürre Die anhaltende Trockenheit stellte auch 2019 wieder eine große Herausforderung für die Landwirtschaft dar. 6 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Herbst 2018: enorme Mengen an Schnee, Nassschneefall warm, allerdings im Flächenmittel sogar verursachte in den Wäldern große Schäden. etwas trockener als 2018. Regen will einfach nicht kommen Die Bodenfeuchte stieg allmählich in vie- Der Sommer 2018 war der zweitheißeste len Regionen in den oberen Schichten an, Die weiterhin teils großen täglichen Tem- und zweittrockenste seit Aufzeichnungsbe- im Nordosten blieb es mit Abweichungen peraturunterschiede mit Nachtfrösten ginn 1881. Dementsprechend ausgetrocknet zum langjährigen Mittel von -15 bis -35 % trugen vermutlich dazu bei, dass bei Raps präsentierten sich die Böden zu Beginn des nFK hingegen zu trocken. Unter der Feld- erneut physiologische Knospenwelke auf- Herbstes. Bis einschließlich November 2018 kapazität versteht man die Wassermenge, trat. Die Fröste führten außerdem örtlich setzte sich die bereits seit April herrschen- die ein wassergesättigter Boden gegen die zu Schäden an Obstblüten. In der zweiten de, extrem warme, trockene und sonnige Schwerkraft halten kann. Dieser Grenzwert Monatshälfte litten an trockenen Stand- Witterung in weiten Teilen Deutschlands stellt sich i.d.R. ca. 2 bis 3 Tage nach völliger orten vor allem Sommerungen mit ihrem fort. Nimmt man den Sommer und den Wassersättigung ein, wenn das überschüs- noch wenig entwickelten Wurzelwerk zu- Herbst 2018 zusammen, gab es seit 1881 sige Wasser in den Untergrund versickert nehmend unter Trockenstress. in diesem Zeitraum noch nie so wenig ist. Da Pflanzen nicht das gesamte Wasser, Niederschlag! welches im Boden gehalten wird, nutzen Auch die Waldbrandgefahr stieg bei können, versteht man unter nutzbarer frühsommerlichen Temperaturen an. Die Als Folge davon blieb die normalerweise Feldkapazität (nFK) das pflanzenverfüg- mittlere Bodenfeuchte lag im April mit nur im Herbst beginnende Auffüllung der Bo- bare Wasser. 75 % deutlich unter derjenigen des Aprils denwasservorräte weitgehend aus, die Bo- 2018 – hierin spiegeln sich die mangelnde denfeuchtewerte sanken im Flächenmittel Im Februar war es mit dem Niederschlags- Auffüllung der Böden im Winter 2018/19 vorerst sogar weiter ab. Damit bewegte sich reichtum allerdings auch schon wieder vor- und die im Vergleich zu 2018 schlechteren die Bodenfeuchte im Oktober und Novem- bei – es stellte sich anhaltend sonniges und Startbedingungen in die Vegetationsperi- ber auf einem Niveau, das im Vergleichs- mildes Wetter ein, die Winterruhe lockerte ode wider. zeitraum 1991-2017 in keinem Jahr auch sich rasch. Die Böden begannen von oben nur annähernd beobachtet wurde (siehe her abzutrocknen und die Bodenfeuchte Der Mai verlief trüb, nass und kühl und be- Abbildung auf S. 8 unten). sank auch abseits des trockenen Nord- endete damit eine noch nie zuvor beobach- ostens für die Jahreszeit ungewöhnlich tete Aneinanderreihung von 13 zu warmen Die Rapsaussaat gestaltete sich aufgrund stark ab. Monaten. Vor allem die sehr kühle erste der trockenen Böden sehr schwierig. Zum Monatshälfte verzögerte die Entwicklung Teil wurde zeitgemäß gesät, hier lief die Saat Zu erwähnen bleibt, dass die Wintermo- der wärmebedürftigen Kulturen Mais und jedoch oft verzögert oder gar nicht auf. Ge- nate Dezember 2018 bis Februar 2019 im Zuckerrüben stark, örtlich sorgten Nacht- bietsweise erfolgte witterungsbedingt gar Flächenmittel Deutschlands bezogen auf fröste für Schäden. keine Aussaat. Letztendlich schloss sich das die Bodenfeuchte trockener waren als Aussaatfenster vielerorts, ohne dass nen- sämtliche Wintermonate des Vergleichs- Allgemein bremste das kühle Wetter die nenswerte Regenmengen gefallen waren. zeitraums 1991-2018. Das Niederschlags- Vegetationsentwicklung, diese fiel bis Mo- In Folge lag die Anbaufläche in Deutschland defizit aus dem Vorjahr konnte also nicht natsende auf das vieljährige Mittel zurück. um gut 35 % unter dem Durchschnitt der ausgeglichen werden. In weiten Teilen Deutschlands entspann- Vorjahre. Das Wintergetreide lief im Herbst ten ergiebige Niederschläge und geringe 2018 auf trockenen Standorten nur lang- Frühling 2019: Verdunstungswerte die Situation bzgl. sam und ungleichmäßig auf. Dort, wo die Trockenheit. Im Norden und Osten blieben Wasserversorgung ausreichend war, sorgte Wechselhaft mit Temperatur- die Regenmengen allerdings teils deutlich die Wärme hingegen für eine starke Herbst- sprüngen unterdurchschnittlich. entwicklung. Die nasse erste Märzhälfte entspannte die Bodenfeuchtesituation vorübergehend. Bei Sommer 2019: Winter 2018/2019: auch nachts bereits weitgehend frostfrei- en Verhältnissen kam die Vegetationsent- Wieder heiSS und trocken Nass, aber nicht nass genug wicklung weiter in Schwung, der Vorsprung Die Entspannung der Bodenfeuchtesi- Ab Anfang Dezember brachten kräftige Tief- der Vegetation gegenüber dem vieljähri- tuation durch den gebietsweise nassen ausläufer endlich wiederholt flächende- gen Mittel wuchs auf rund eine Woche. Mai währte nur kurz, denn es folgte der ckenden Regen, die Auffüllung der Boden- In der zweiten Märzhälfte setzten aller- wärmste und sonnigste Juni seit Beginn wasservorräte begann. Letztendlich fielen dings große Temperaturunterschiede mit der Aufzeichnungen. Daran schloss sich im Dezember und im Januar teils deutlich nächtlichem Frost die Pflanzen unter Stress. ein zunächst mäßig warmer Juli an, der höhere Niederschlagsmengen als üblich. im letzten Monatsdrittel jedoch eine seit Das weiterhin oft milde Wetter sorgte zeit- Der April weckte Erinnerungen an den Aufzeichnungsbeginn so noch nie dage- weise für eine Lockerung der Winterruhe. Extremmonat des Vorjahres. Zwar war er wesene Hitzewelle brachte – im Westen In den südlichen Mittelgebirgen und im aufgrund von Kaltlufteinbrüchen in der ers- Deutschlands wurden erstmals verbreitet Alpenvorland fielen vor allem im Januar ten Monatshälfte insgesamt nicht ganz so über 40 °C gemessen. HAGEL AKTUELL 2019/2020 7
2019 – Ein Jahr der Wetterextreme Lufttemperatur (in °C) Lufttemperatur, Niederschlagshöhe und Bodenfeuchte 25 Die drei Abbildungen zeigen, wie stark die Mo- 20 natsmitteltemperaturen (oben), die mittleren 15 monatlichen Niederschlagssummen (Mitte) sowie die mittlere Bodenfeuchte (unten) in 10 Deutschland im Zeitraum Oktober 2018 bis 5 September 2019 von dem Mittelwert der Jahre 1981-2010 bzw. 1991-2010 abweichen. 0 Deutlich ist erkennbar, dass es mit Ausnahme -5 des Monats Mai den ganzen Zeitraum über -10 wärmer war als im Durchschnitt des Ver- Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep 2018 2018 2018 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 gleichszeitraums. Monatsmittel Maximum Jan 1881 - Sep 2018 Die mittleren monatlichen Niederschlags- zu warm Mittel Jan 1981 - Dez 2010 summen lagen nur in den Monaten Dezember zu kalt Minimum Jan 1881 - Sep 2018 2018, Januar, März und Mai 2019 oberhalb des Mittelwerts, sonst zum Teil deutlich darunter. Die Bodenfeuchtewerte blieben die ganze Zeit deutlich unter dem Niveau des Vergleichszeit- Niederschlagshöhe (in mm) raums. 175 150 125 100 75 50 25 0 Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep 2018 2018 2018 2019 20189 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 Monatssumme Maximum Jan 1881 - Sep 2018 Mittel Jan 1981 - Dez 2010 Minimum Jan 1881 - Sep 2018 Bodenfeuchte (in % nFK) 110 100 90 80 70 60 50 40 Okt Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep 2018 2018 2018 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 2019 Monatsmittel Maximum Jan 1991 - Sep 2018 feuchter Mittel Jan 1991 - Dez 2010 trockener Minimum Jan 1991 - Sep 2018 8 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Die Hitze setzte Pflanzen allgemein unter Die spärlichen Nieder- mehr als 40 % unter dem langjährigen Mit- Stress und verursachte Schäden durch tel. Neben starkem Schädlingsdruck und überhitztes Gewebe. Bei Obst und Wein schläge reichten häufig der erneut auftretenden Knospenwelke kam es gebietsweise zu Sonnenbrand an aus, um den Boden ging ein Großteil dieser geringen Ernte auf den Früchten. Beide Monate brachten im das Konto der um rund 35 % verringerten Flächenmittel nur rund 2/3 der üblichen zeitweise oberflächlich Anbaufläche. Niederschlagsmenge. In Kombination mit anzufeuchten. So wurde stark erhöhter potenzieller Verdunstung Bei Äpfeln zeichnet sich nach der Rekord- stellte sich in weiten Teilen Deutschlands die Wasserversorgung der ernte 2018 nun eine deutlich schwächere eine zunehmend kritische Trockenheitssi- Kulturen einigermaSSen Ernte ab, Grund hierfür sind neben der tuation ein. Niederschläge fielen meist in Alternanz (starke und schwache Trage- Form von Schauern und Gewittern. aufrecht erhalten. jahre wechseln sich ab) Schäden durch Spätfröste und Hitze. Die Erwartungen Im Juli 2019 war die Bodenfeuchte im Mittel zur Weinlese 2019 sind optimistisch, aller- niedriger als in allen Jahren seit 1991 und lag dings kam es aufgrund der bis in die Tiefe damit auch unter dem Wert von 2018. Im ausgetrockneten Böden in diesem Jahr in Gegensatz zu 2018 konnte auch kein Wasser manchen Anlagen auch bei Weinreben zu aus tieferen Bodenschichten kapillar auf- Trockenstress. Die Kirschessigfliege, die seit steigen, weil die dortigen Wasservorräte im dem Jahr 2011 wiederholt für Schäden im letzten Winter nicht ausreichend aufgefüllt Obst- und Weinbau gesorgt hat, bereitete worden waren. in diesem Jahr witterungsbedingt kaum Probleme, da die Entwicklung des Schäd- Die spärlichen Niederschläge reichten – lings durch trocken-heiße Witterung stark abgesehen von den besonders trockenen auch im äußersten Süden und Norden beeinträchtigt war. Regionen von Nordrhein-Westfalen bis wurden die Kulturen reichlich mit Re- Ostdeutschland – jedoch häufig aus, um genwasser versorgt. Eine grundlegende Im Grünland konnte meist ein guter erster den Boden zeitweise oberflächlich anzu- Wetterumstellung mit landesweiten flä- Schnitt eingefahren werden, die weiteren feuchten. So wurde die Wasserversorgung chendeckenden Niederschlägen stellte Schnitte fielen je nach Regenmenge sehr der landwirtschaftlichen Kulturen einiger- sich erst Ende September ein, sodass die unterschiedlich, oft aber niedrig aus. Der maßen aufrecht erhalten und die Ernteein- Septemberniederschläge letztendlich im Mais stand verbreitet ab Juni und je nach bußen hielten sich in Grenzen. Bereich des vieljährigen Durchschnitts la- Standort bis in den September hinein unter gen. Dennoch lag die Bodenfeuchte zum Trockenstress. In Regionen mit ausreichen- Der August brachte in den ersten zwei Deka- Ende des Monats nach wie vor deutlich dem Niederschlag im August deuten sich den bei moderaten Temperaturen vermehrt unter den langjährigen Werten. bei Mais allerdings nur geringe Ertragsein- flächendeckende Niederschläge, allerdings bußen an. erreichten diese oft nicht den besonders Ein herausforderndes Anbaujahr trockenen Osten. Insgesamt verbesserte Die Getreideernte lag im Deutschlandmittel Die Wälder litten in diesem Jahr besonders. sich die Bodenfeuchtesituation leicht, was deutlich höher als im Vorjahr und nur knapp Viele Bäume waren geschwächt durch die bei den noch wasserbedürftigen Kulturen unter dem 6-jährigen Mittel 2013-2018. Al- seit letztem Jahr andauernde Trockenheit, Mais und Zuckerrüben in einigen Regionen lerdings waren die Erträge durch die auf die bis in tiefe Bodenschichten reichte. weitere Trockenheitsschäden verhinderte. kleinem Raum ungleichmäßig verteilten Gleichzeitig herrschten gebietsweise Gegen Monatsende setzte nochmals eine Niederschläge sehr unterschiedlich. Auch günstige Bedingungen für die Vermehrung Hitzewelle die Pflanzen unter Stress. die lokale Bodengüte und die mehr oder we- von Schädlingen wie Fichtenborkenkäfer, niger wassersparende Bodenbearbeitung Schwammspinner und Eichenprozessi- Im September lagen die Temperaturen nahe erwiesen sich oft als das Zünglein an der onsspinner. Aber auch wärmeliebende dem langjährigen Mittel, die Niederschläge Waage zwischen zufriedenstellenden und Pilzkrankheiten breiteten sich aus. Diese verteilten sich ungleichmäßig. Vor allem geringen Erträgen. Die im Vergleich zu an- Kombination brachte viele Bäume zum im Westen und in der Mitte blieb es lan- deren Getreidearten früh reifende Winter- Absterben. Die Schäden in den Wäldern ge trocken. Damit kam es bei Mais und gerste konnte die Niederschläge vom Mai sind teils enorm und es steht zu befürch- Zuckerrüben wieder zu Trockenstress. Die sogar in eine knapp überdurchschnittliche ten, dass in Folge der beiden Trockenjahre Rapsaussaat gestaltete sich erneut schwie- Ernte umsetzen. Bei den anderen Getreide- noch zahlreiche weitere Bäume absterben rig. Witterungsbedingt lief der Raps sehr arten machten sich Hitze und Trockenheit werden. unterschiedlich auf. stärker bemerkbar, die Erträge lagen hier etwas unter dem 6-jährigen Mittel. Dr. Christina Koppe, Andreas Brömser Der Osten Deutschlands erhielt Anfang/ und Bianca Plückhahn Mitte September das erste Mal seit Mona- Die Kartoffelernte erreichte knapp das viel- Deutscher Wetterdienst, Abteilung ten ergiebigen flächendeckenden Regen, jährige Mittel. Dagegen lag die Rapsernte Agrarmeteorologie HAGEL AKTUELL 2019/2020 9
2019 – Ein Jahr der Wetterextreme Trockenheit Frost Der fehlende Niederschlag aus 2018 konnte im Winterhalbjahr nicht ausgeglichen werden, so- Zwei Nächte mit Temperaturen unter null dass das Frühjahr vor allem nördlich der Mainli- Grad Anfang Mai haben in zahlreichen nie schon mit einem Defizit bei der verfügbaren Weinbergen an Mosel, Saar und Ruwer Bodenfeuchte begann. Glücklicherweise waren zu Frostschäden an den jungen Rebtrie- die dadurch bedingten Ernteausfälle nicht erneut ben geführt. Die Obermosel war dabei am existenzbedrohend. stärksten betroffen. Nahezu der gesamte Weinbau in Luxemburg – versicherungs- technisch betreut von der Bezirksdirektion Alzey – fiel dem Frost zum Opfer. SchadenRückblick 2019 Große Leistung Über 70.000 einzelne Feldstü- cke mit einer Gesamtfläche von DANKE! 275.000 ha haben unsere Sachver- ständigen in diesem Jahr begut- achtet, einen großen Teil davon kurz vor oder während der Ernte. Ihnen gebührt unser Dank, sind sie doch – neben der reinen Schaden- regulierung – ein wichtiges Bin- deglied zwischen den Mitgliedern und ihrer Versicherung! Fallböen Mitte August wurde das Rhein-Main-Gebiet von Mainz bis nach Al- zenau nochmals getroffen. Fallböen aus Gewittersuperzellen sorgten neben Hagel für schwere Verwüstungen vor allem in Maisbeständen. Zunächst wurde sogar das Auftreten eines Tornados gemeldet, vom Deutschen Wetterdienst dann aber dementiert. Schnelle Hilfe Inmitten der Erntearbeiten waren die sturm Sachverständigen gefordert, möglichst zügig die Vielzahl der Flächen zu begut- Am 19. Juli zog eine breite Unwetterfront mit achten, um die Schadenregulierung nicht drei Schadenschwerpunkten – von Aachen auf Probestücken vornehmen zu müssen. über Düsseldorf bis ins Münsterland, von Osnabrück bis Hannover und Hildesheim sowie von Neuwied quer durch Hessen bis nach Thüringen – über Deutschland. Über- all das gleiche Bild: Erntereife Getreide- und Rapsbestände sowie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben wurden zum Teil erheblich ge- schädigt. Im Rheinland wurden zudem Ge- Fotos: Vereinigte Hagel, AdobeStock/rostyle/Stepan Bormotov, müsebetriebe schwer getroffen. severwethereu, Giraphics, SimpleMaps.com, Vecteezy.com, Freepik.com 10 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Starkregen „Land unter“ mit Regenmengen von bis zu 150 Liter/m² hieß es am 21. Mai im östlichen Kreis Lippe sowie im Umland von Bielefeld. Frisch gesäte Mais- und Rüben- JUNI SO MO bestände wurden vom Starkregen überflutet, bereits Schadenreich JUNI SA MO DI MI DO FR JULI2 1 1 aufgelaufene Pflanzen weggespült oder verschlämmt. MO DI MI DO FR SA SO MO DI 7 MI 8 DO 9 FR SA8 6 Auch das Sauerland, der Nordosten Hessens und Teile 13 24 5 1 2 6 15 Im Juni und Juli verging kein 12 13 14 3 15 4 16 5 Bayerns wurden an diesen Tagen von Starkregen und 3 4 5 6 7 8 10 9 11 8 9 10 22 11 23 12 13 22 Tag ohne Schadenmeldung. 19 20 21 Hagel getroffen. 10 11 12 13 14 15 17 16 18 15 16 17 29 18 30 19 20 29 26 27 28 17 18 19 20 21 22 24 23 25 22 23 24 25 26 27 24 25 26 27 28 29 30 29 30 31 Orkanböen Das Hitzewochenende Anfang Juni wurde von heftigen Unwettern abgelöst. Tief Gebhard mit Orkanböen von bis zu 100 km/h, Starkregenfäl- len und hühnereigroßen Hagelkörnern traf eine Linie zwischen Paderborn und Kassel. In NRW war ebenfalls das deutsch-niederländische Grenzge- biet über das Rheinland bis an den Niederrhein betroffen. Weitere Schäden wurden aus dem Sü- den Hannovers gemeldet. Unwetter Ein Unwetter richtete am 10. Juni erhebliche Schäden in Bayern an – vom Bodensee kommend bis nach Regensburg. Schwere Schäden entstanden an Ackerbau-, Gemüse- und Obstkulturen. In einigen Regionen wurden die Pflanzen derart geschädigt, dass die Flächen zum Umbruch und ggf. zur Neuansaat freigegeben wurden. Das Alte Land wurde am 15./16. Juni von einem Hagelunwetter schwer getrof- fen. Über 400 ha Kernobst wurden geschädigt. Wolkenbruch Am 1. Juli zerstörten Unwetter vor hagelschauer allem im Süden Deutschlands tau- sende Hektar landwirtschaftlicher Ein Unwetter zog am 12. Juli mit ergie- Kulturen kurz vor der Ernte. Ein Un- bigen Hagelschauern flächendeckend wetterzug begann nordöstlich des über Rheinland-Pfalz hinweg. Nördlich Bodensees und zog dann über die der Mosel wurden die ersten Schäden Schwäbische Alb gen Osten bis in bereits am Vormittag beobachtet, die den Großraum Regensburg. Neben Südpfalz wurde dann am Abend getrof- Getreide und Raps waren vorwie- fen. Der eher kleinkörnige Hagel ließ gend die Kernobstbestände am Bo- wegen der ungewöhnlich langsamen densee betroffen. Zugbahn des Unwetters Rapsschoten aufplatzen und schlug Körner aus den Ähren der Getreidebestände. HAGEL AKTUELL 2019/2020 11
Gegen Wettergefahren gewappnet Der Boden vergisst nicht Kaum etwas hat die Landwirtschaft in den letzten beiden Jahren so sehr beschäftigt wie das Thema Dürre. Deshalb bietet die Vereinigte Hagel mit Secufarm® Trockenheit die Möglichkeit, sich vor Ertragsverlusten durch Trockenheit zu schützen. V ersicherungen gegen die Wet- sind deshalb andere Ansätze notwendig, Bei Secufarm® Trockenheit tergefahr Trockenheit sind zwar als bei einer rein schadenbasierten Hagel- bereits seit einigen Jahren von versicherung. wird nicht nur die aktu- verschiedenen Anbietern auf elle Niederschlagsmenge dem Markt, sie werden jedoch nicht in- Viele Versicherer definieren daher einfach tensiv nachgefragt. So sind in Deutschland einen bestimmten Niederschlagswert, der bewertet, sondern auch rund 70 % der Ackerfläche gegen Hagel- an einer zuvor festgelegten Wetterstati- ein eventuell bereits beste- schäden versichert, beim Schutz gegen on unterschritten werden muss, und ent- das Risiko Trockenheit liegt dieser Anteil schädigen anhand einer vorher festgeleg- hendes Niederschlags- jedoch nur im Promillebereich. ten Pauschale. Diese Wetterstation kann defizit berücksichtigt. Das aber je nach Standort auch viele Kilometer Der Grund hierfür ist einfach: Im Gegen- vom eigenen Feld entfernt liegen. ist ein entscheidender Vor- satz zu den Schäden durch Hagel, Sturm teil gegenüber anderen und Starkregen, die auf ein genau be- Das macht die Versicherung dann eher zu stimmbares Ereignis an einem bestimm- einer Wette auf das Wetter als zu einer Versicherungsangeboten. ten Tag zurückzuführen sind, entstehen Absicherung der eigenen Ernte. Denn die Dürreschäden allmählich über einen län- Niederschlagsmengen können – wie wir geren Zeitraum. Um überhaupt den Versi- alle wissen – in einer Region sehr unter- cherungsfall Dürre definieren zu können, schiedlich ausfallen. Secufarm® Trockenheit: Ein Beispiel Trockenheit liegt vor, wenn die durchschnitt- liche Bodenfeuchte im Landkreis einen Landkreisertrag in dt/ha Ertragsschwellenwert zuvor festgelegten Wert unterschreitet. Die Entschädigung berechnet sich dann aus der 550 Differenz des Ertragsschwellenwertes zum 500 tatsächlichen Durchschnittsertrag des jeweili- gen Landkreises im versicherten Erntejahr. 450 Beträgt der Durchschnittsertrag bei Silomais 400 im Landkreis z. B. 218 dt/ha und der Ertrags- 350 schwellenwert liegt bei 324 dt/ha, erhält der 300 Landwirt pro Hektar eine Entschädigung für den Ertragsausfall von 106 dt/ha. 250 Auch wenn dieser Wert lediglich die Differenz 200 zum Landkreisertrag (und nicht zum konkre- 150 ten Ertrag auf dem eigenen Acker) abbildet, Foto: AdobeStock/rostyle bezieht sich die Entschädigungsleistung auf 100 die realen Ertragsverluste. Zudem werden 50 hierdurch weitere Parameter, wie einzelne 0 Hitzetage, die Bodenbeschaffenheit oder die 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Bestandsentwicklung, berücksichtigt. 12 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Secufarm® Trockenheit Auf einen Blick Die Versicherung Versicherbar sind Ertragsverluste durch Trocken- heit bei Winterweizen, Winterraps, Winterrog- gen, Silomais und Zuckerrüben. Sie haben bei Abschluss des Vertrags die Wahl zwischen zwei Produktvarianten, die in der Be- Dürrefolgen Langanhaltende rechnung der Entschädigung variieren. Trockenheit lässt Böden bis in tiefere Schichten austrocknen, Die Trockenheitsversicherung gibt es exklusiv wodurch die Erträge im Ackerbau für unsere Mitglieder als Ergänzung zu einem ernsthaft gefährdet werden. Secufarm®-Vertrag. Der Vertrag läuft grundsätzlich einjährig, sodass Sie das Angebot ohne Risiko testen können. Im Extremfall könnte das bedeuten, dass auf dem eigenen Feld der Regen Die Entschädigung ausbleibt, an der Wetterstation jedoch genügend Niederschlag gemessen wurde und der Landwirt trotz Schaden kein Geld erhält. Sobald ein zuvor definierter statistischer Schwel- lenwert (relative Bodenfeuchte) unterschritten Einfach. Präzise. Sicher wird, ist die erste Voraussetzung erfüllt. Trocken- Bei der Vereinigten Hagel ist die Dürreversicherung daher etwas anders heit ist damit festgestellt. aufgebaut. Wir verwenden die durchschnittliche Bodenfeuchte im Land- Die genaue Höhe der Entschädigungsleistung kreis (nutzbare Feldkapazität) um festzustellen, ob Trockenheit vorliegt. ergibt sich aus dem für Ihren Landkreis ermittel- Dieser Wert hat den entscheidenden Vorteil, dass nicht nur die aktuelle ten Gebietsertrag im Dürrejahr. Unterschreitet Niederschlagsmenge bewertet, sondern auch ein eventuell bereits beste- dieser Ertrag einen vorher festgelegten Schwel- hendes Niederschlagsdefizit berücksichtigt wird. lenwert, erhalten Sie die Differenz als Entschä- digung. Denn „der Boden vergisst nicht“ und so hatten beispielsweise die ausge- bliebenen Niederschläge in 2018 auch Auswirkungen auf die durch- Die Entschädigung ist unabhängig vom einzel- schnittliche Bodenfeuchte im Frühjahr 2019. Durch die Verwendung des betrieblichen Ertragsverlust. Parameters der nutzbaren Feldkapazität wird dieser Umstand mitberück- Eine Vor-Ort-Besichtigung ist nicht erforderlich. sichtigt. Ein weiterer Pluspunkt: Die Werte sind objektiv nachvollziehbar, da sie vom Deutschen Wetterdienst tagesaktuell berechnet werden. Die Vorteile Die genaue Höhe der Entschädigungsleistung ergibt sich aus dem für den Landkreis ermittelten Gebietsertrag im Dürrejahr. Unterschreitet dieser Mit Secufarm® Trockenheit sichern Sie den ge- Ertrag einen vorher festgelegten Schwellenwert, erhält der Versicherte samten Ernteertrag ab – egal ob die Schäden die Differenz als Entschädigung. Bei Abschluss der Versicherung kann der durch lang anhaltende oder periodische Tro- Landwirt dabei zwischen zwei Alternativen wählen: Absicherung nur ge- ckenphasen verursacht wurden. gen extreme Ertragsausfälle (Variante Standard) oder Absicherung bereits Im Gegensatz zu sogenannten Wetterversiche- bei geringeren Ertragsverlusten (Variante Premium). rungen wird dafür nicht nur der ausbleibende Niederschlag als Bestimmungsgröße herange- Blick in die nahe Zukunft zogen. Auch Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Perspektivisch wäre es natürlich wünschenswert, durch ein engmaschi- Bestandsentwicklung, Verdunstung, Strahlungs- ges Netz an Wetterstationen die Trockenheit an den einzelnen Standorten intensität oder einzelne Hitzetage werden durch festzustellen und die Entschädigung anhand der Ertragsverluste auf dem die Betrachtung des regionalen Durchschnittser- jeweiligen Feldstück zu bestimmen. Die Forschungs- und Entwicklungs- trags berücksichtigt. arbeiten in diese Richtung laufen bei der Vereinigten Hagel bereits auf Hochtouren. Versichert ist immer der Ertragsverlust des ge- samten Erntejahres, nicht nur ein bestimmtes Daniel Rittershaus Zeitfenster, wie es bei anderen Angeboten der Leiter Personal und Kommunikation bei der Vereinigten Hagel Fall ist. HAGEL AKTUELL 2019/2020 13
Gegen Wettergefahren gewappnet Gut geschützt gegen Frost Das Frostjahr 2019 zeigte erneut, wie Betriebe durch Versicherungsleistungen vor dem Aus bewahrt wurden und welche Rolle eine staatliche Förderung einnimmt. Ein Vergleich zwischen Deutschland und Luxemburg. D er Klimawandel ist in aller Munde und Versuche, Weinberge zusätzlich zur Versicherung Paradoxer- spätestens durch Bewegungen wie „Fri- mittels Silberjodid-Impfung der Wolken, durch days for Future“ oder Demonstrationen Frostkerzen oder mithilfe von Windmaschinen ge- weise fördern an Kohleabbaustellen medienfüllend ge- gen Hagelschlag bzw. Frost zu schützen. GERADE die worden. Verschiedene Punkte des Klimawandels sind nach wie vor umstritten, z. B. wie er begrenzt Winter- und Spätfrost milderen Win- werden soll oder wer welche Schuld daran trägt. Beim Frost an Weinreben wird zwischen Winter- ter die Gefahr Fest steht jedoch, dass keine andere Sparte so sehr und Spätfrost unterschieden. Bei einem klassi- von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen schen Winterfrost reißen die Weinstöcke durch von Spätfrost- ist wie die Landwirtschaft. das Gefrieren des Wassers im Rebstamm auf, so- schäden. dass die Rodung und Neupflanzung des Weinber- Fotos: AdobeStock/liliya shlapak, nestonik, Wikimedia Commons/Bauer Karl, Vereinigte Hagel Für den Weinbau birgt der Klimawandel nicht nur ges oft unumgänglich wird. Bei einem Spätfrost Nachteile. Durch die höheren Wärmesummen und im April/Mai hingegen werden die jungen, gerade Sonnenstunden in den klassischen Weinbaugebie- ausgetriebenen Triebe samt den Gescheinsanla- ten (wie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg) gen (Ertragsansatz) durch den Frost irreversibel können dort vielerorts bereits heute Rebsorten wie geschädigt, wodurch der Hauptertrag eines Ernte- beispielsweise Merlot oder Syrah angebaut werden, jahres verloren ist. die dort vor wenigen Dekaden klimabedingt noch nicht gereift wären. Des Weiteren ermöglicht dieses Die Jahre 2011, 2015, 2017 und 2019 zeigten deut- wärmere Klima den Anbau von frühreifen Kelter- lich, dass vom Spätfrost ein enormes Schadenspo- trauben in nördlichen Bundesländern wie Nieder- tenzial ausgeht, da dieser flächendeckend auftre- sachsen oder sogar auf Sylt. ten kann. Paradoxerweise förderten gerade die milderen Winter der letzten Jahre die Gefahr von Jedoch sind im Zuge des Klimawandels auch im- Spätfrostschäden, da sie zu einem zunehmend mer häufiger wetterbedingte Schäden im Pflan- früheren Austrieb der Weinreben führten. Der zenbau zu beklagen, die auf Hagel, Sturm, Stark- Zeitpunkt des letzten Frostes blieb jedoch auf ei- regen und Frost zurückzuführen sind. Für den Wein- nem ähnlichen jahreszeitlichen Niveau, sodass die bau stellen vor allem Hagel und Frost besonders Wahrscheinlichkeit stieg, dass eine Rebanlage ei- große Herausforderungen dar. Dies belegen die nen Spätfrostschaden erlitt. Die Vereinigte Hagel 14 HAGEL AKTUELL 2019/2020
hat sich dieser Herausforderung bereits 2012 gestellt und bietet seitdem eine Versicherungslösung für Winter- und Spätfrost an. Winter- und Spätfrost Dem Frost entspannt begegnen Mit dem Klimawandel steigt die Wahrschein- Um zu verstehen, wie wichtig die Absicherung der Rebanlagen lichkeit für wärmere Winter. Damit sinkt die Ge- gegen Hagel und Frost ist und welche positiven Effekte aus ei- ner staatlichen Förderung resultieren, können beispielhaft der fahr für Winterfrost, die Spätfrostgefahr nimmt deutsche und der luxemburgische Weinbau an der Obermosel jedoch zu. Das liegt darin begründet, dass sich verglichen werden. durch den temperaturbedingten früheren Knos- Die Winzer auf beiden Seiten der Mosel finden bezüglich des Kli- penaustrieb die Zeitspanne verlängert, in der mas und der Topografie ähnliche Gegebenheiten vor. Neben den Herausforderungen im arbeits- und kostenintensiven Anbau in niedrige Temperaturen Schaden verursachen Steil- und Terrassenlagen fordert vor allem das Wetter immer können. wieder seinen Tribut. Besonders der Spätfrost führte in den ver- gangenen Jahren zu erheblichen Ernteausfällen. Von den rund 400 Winzern in Luxemburg, die zusammen auf über 1.200 ha Winterfrost Keltertrauben anbauen, können über 85 % dem Hagel und dem Temperatur Bei gut Frost entspannt begegnen, da diese bei der Vereinigten Hagel ausgereiften Reben liegt hiergegen versichert sind. die kritische Temperatur ungefähr bei -20 °C. Dies belegt erneut der Frost mit Temperaturen von etwa -5 °C am Morgen des 5. Mai 2019. Hier wurden auf über 800 ha Schä- den gemeldet. Zur Vorbesichtigung und Endregulierung des Schadens waren bis zu zehn Kommissionen über sechs Wochen lang im Einsatz. Der Schaden zur Weinernte wurde auf mehr als 5.000.000 € taxiert. Rechnerisch bedeutet dies, dass allein Winterfrost im Jahr 2019 Entschädigungsleistungen an die Mitglieder in Schäden Durch inter- oder Luxemburg in dreieinhalbfacher Prämienhöhe ausbezahlt wur- intrazelluläre Eisbildung den. kommt es zu einer Schädigung der Zellen Ähnlich verhielt es sich auch in den Frostjahren 2011, 2012 und im Rebholz, wodurch 2017. Dieser extremen Schadenssituation in Verbindung mit der Frostrisse entstehen überdurchschnittlichen Versicherungsdichte konnte nur mithil- können. Oft ist eine fe von staatlichen Zuschüssen begegnet werden. Des Weiteren Rodung unumgänglich. zeigen diese Beispiele, dass durch eine staatliche Förderung der Pflanzenbauversicherung die Liquidität eines ganzen Anbauge- bietes gesichert werden kann. Spätfrost Temperatur Grüne Bei einem Blick auf die deutsche Moselseite wird die Notwen- Triebteile, besonders digkeit eines solchen Zuschusses zur Versicherung überdeutlich. in Bodennähe, erfrieren Hier ist nur ein geringer Teil der Betriebe (einstelliger Prozent- ab circa -1 bis -2 °C. wert) gegen Frost versichert, sodass der Großteil der Winzer bei Frost mit immensen finanziellen Einbußen konfrontiert wird. Gut Geschützt Die Hagel- und Spätfrostschäden der vergangenen Dekaden be- legen, wie wichtig die Versicherung zur finanziellen Absicherung Spätfrost des Betriebes ist und wie professionell und schnell die Schäden Schäden Die jungen durch die Vereinigte Hagel reguliert werden. All unseren Versi- Triebteile werden cherungsnehmern ist gewiss, dass das Fortbestehen des Betrie- zunächst schlaff, bes auch noch nach mehreren schadenreichen Jahren in Folge dann braunschwarz gesichert ist. Das vermittelt ein gutes Gefühl von Sicherheit in und vertrocknen. diesen klimatisch so unsicheren Zeiten. Der Hauptertrag eines Erntejahres Dr. Christian Kaiser geht verloren. Stellvertretender Bezirksdirektor Alzey HAGEL AKTUELL 2019/2020 15
Gegen Wettergefahren gewappnet „DIE BISHERIGEN MÖGLICHKEITEN DER RISIKOVORSORGE STOßEN ZUNEHMEND AN IHRE GRENZEN“ Auf Antrag Baden-Württembergs stand das Thema Risikomanagement auf der Agenda der Agrarministerkonferenz. Wir haben den baden-württembergischen Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, hierzu befragt. Herr Minister Hauk, die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Wetterextreme infolge des Klimawandels auch in Baden-Württemberg deutlich zunehmen. Wird sich dieser Trend aus Ihrer Sicht weiter fort- setzen? Nach den Ergebnissen der Klimaforschung ist davon aus- zugehen, dass mit dem fortschreitenden Klimawandel auch eine Zunahme von extremen Witterungsereignissen verbunden ist. Baden-Württemberg war in den letzten Jahren mehrfach von Extremwetterlagen wie Hagel, Sturm, Starkregen, Spätfrost und Dürre betroffen, die der Land-und Forstwirtschaft erhebliche, zum Teil exis- tenzbedrohende Schäden zugefügt haben. In den vergangenen Jahren wurden in großem Umfang staatliche Ad-hoc-Hilfen an betroffene Landwirte, Obst- und Gemüseanbauer sowie Win- zer gewährt. Der bürokratische Aufwand sowohl für die Verwaltung als auch die Antragsteller war enorm. Die öffentliche Diskussion um das Dürre- programm 2018 war zudem verheerend. Für wie zukunftsträchtig halten Sie dieses System? Foto: MLR/Potente Das Risikomanagement in der Landwirtschaft gewinnt angesichts der in den letzten Jahren zunehmend spürbar gewordenen Folgen des Klimawandels und der Volatili- tät der globalisierten Agrarmärkte rapide an Bedeutung. 16 HAGEL AKTUELL 2019/2020
In erster Linie sind die landwirtschaftlichen DAS RISIKOMANAGEMENT men im Risikomanagement zu erleichtern Betriebe selbst für eine adäquate Risiko- und die entsprechenden Rahmenbedingun- vorsorge verantwortlich und gefordert, für GEWINNT ANGESICHTS gen zu schaffen. ihren Betrieb ein individuelles und ange- DES KLIMAWANDELS passtes Risikomanagement zu entwickeln Hinsichtlich der Absenkung des Versiche- und umzusetzen. UND DER VOLATILITÄT rungsteuersatzes für Dürre und Trockenheit DER GLOBALISIERTEN sind wir schon einen Schritt weiter. Dies soll In Anbetracht der zunehmenden Witte- im Rahmen der anstehenden umfassenden rungsrisiken und Extremwetterereignis- AGRARMÄRKTE RAPIDE AN Novellierung des Versicherungsteuergeset- se mit hohem Schadensrisiko ist jedoch BEDEUTUNG. zes zeitnah erfolgen. festzustellen, dass sowohl die bisherigen einzelbetrieblichen Möglichkeiten der Ri- Stichwort Sonderkulturen: Das Land sikovorsorge als auch die in den zurück- Baden-Württemberg beabsichtigt, liegenden Jahren in großem Umfang vom kurzfristig die Betriebe bei der Risi- Bund und insbesondere von den Länd- kovorsorge gegen Wetterextreme ern gewährten staatlichen Ad-hoc-Hilfen mit Landesmitteln zu unterstützen. zunehmend an Grenzen stoßen. Daher Können Sie uns dazu bereits Näheres vertrete ich die Auffassung, dass die Ad- sagen? hoc-Hilfen durch ein langfristig angelegtes die Etablierung einer für den Einzelbe- Risikomanagementsystem ersetzt werden trieb wirtschaftlich tragbaren Risikoabsi- In Baden-Württemberg bereiten wir derzeit müssen. cherung über Mehrgefahrenversicherun- ein Pilotprojekt zur Gewährung staatlicher gen, unterstützt mit staatlichen Mitteln Zuwendungen zu Versicherungsprämien Im europäischen Ausland gibt es auch durch den Bund. gegen witterungsbedingte Risiken im Obst- Ad-hoc-Zahlungen grundsätzlich und Weinbau vor. Das Pilotprojekt soll die nicht mehr, da hier die private Risi- Die Länder Baden-Württemberg, Bay- Einführung einer wirtschaftlich tragfähi- kovorsorge der Landwirte durch ern und Rheinland-Pfalz haben den gen Mehrgefahrenversicherung für Kern-, den Staat mit nationalen und/oder Bundesrat im Juni dieses Jahres zur Stein- und Beerenobst sowie Wein gegen EU-Mitteln unterstützt wird. Wie soll- Unterstützung der landwirtschaft- die Risiken Frost, Sturm und/oder Starkre- ten wir uns in Deutschland im Rah- lichen Unternehmen bei der Absiche- gen unterstützen. Für diese Sonderkulturen men der Gemeinsamen Agrarpolitik rung gegen witterungsbedingte Ri- werden bisher keine oder keine wirtschaft- (GAP) ab 2021 beim Risikomanagement siken aufgefordert. Eine Anpassung lich tragbaren Versicherungen am Markt aufstellen? der Steuersätze auf 0,03 % der Versi- angeboten und vorbeugende Maßnahmen cherungssumme bei der agrarischen sind oftmals nicht möglich. Künftige Strategien gegen witterungs- Mehrgefahrenversicherung auch für bedingte Risiken für Deutschland sollten das Risiko Dürre wurden in diesem Zu- Ziel ist es, durch die finanzielle Unterstüt- durchaus die Erfahrungen aus anderen sammenhang von der Bundesregie- zung der Versicherungsprämien einen An- Ländern nutzen und dabei die Handlungs- rung angekündigt. Wann können reiz für landwirtschaftliche Unternehmen spielräume und die auf EU- und nationaler die Landwirte mit Entscheidungen zu schaffen, die eigenbetriebliche Risikovor- Ebene vorhandenen Finanzierungsmöglich- rechnen? sorge zu verstärken und durch die Vermin- keiten berücksichtigen. Im Fokus stehen für derung von finanziellen Verlusten infolge mich insbesondere folgende Maßnahmen: Bei der Agrarministerkonferenz Ende witterungsbedingter Ertragsausfälle die September in Mainz stand das Thema Ri- Einkommen der Betriebe zu stabilisieren. Die Anpassung und Verbesserung der sikomanagement mit dem Schwerpunkt Förderpolitik für präventive agrotech- Versicherungslösungen auf der Tagesord- Für den Zeitraum des Pilotvorhabens sowie nische Maßnahmen, wie z. B. Hagel- nung. Wir sind in der Diskussion und im generell im Fall der Förderung von Versiche- schutznetze oder gemeinschaftliche Entscheidungsprozess mit dem Bund und rungsprämien werden für die mit staatli- Einrichtungen der Wasserinfrastruktur den anderen Ländern im Hinblick auf die cher Unterstützung versicherbaren Risiken (Bewässerung, Frostschutzberegnung), konkrete Ausgestaltung einer nachhalti- keine Ad-hoc-Hilfen mehr gewährt. Mit der gen Strategie gegen witterungsbedingte konkreten Umsetzung des Pilotprojekts in Verbesserungen im Steuerrecht, sowohl Risiken einen entscheidenden Schritt vo- der Praxis kann begonnen werden, sobald hinsichtlich der Versicherungsteuer als rangekommen. die dafür notwendigen Haushaltsberatun- auch hinsichtlich wirksamer einkommen- gen abgeschlossen sind. steuerlicher Instrumente zum Aufbau Mit dem Beschluss der Agrarministerkonfe- von betrieblichen Liquiditätsreserven renz und auf unseren Vorschlag hin ist der Julia Reinhardt und Bund nun gefordert, betriebliche Maßnah- Redaktionsteam Hagel Aktuell HAGEL AKTUELL 2019/2020 17
Gegen Wettergefahren gewappnet AIAG-Seminar Hagelschäden bei Sojabohnen Der Anbau von Sojabohnen gewinnt in Europa zunehmend an Bedeutung. Daher informierten sich Mitarbeiter der Vereinigten Hagel am 7. und 8. August in Prag über die Bewertung von Hagelschäden in dieser interessanten Kulturpflanze. E inmal im Jahr veranstaltet die Internatio- In Tschechien leben 10,6 Mio. Einwohner. 54 % der Von dem nale Vereinigung der landwirtschaftlichen Gesamtfläche werden landwirtschaftlich genutzt. Produktionsversicherer (AIAG) ein Seminar Wichtige Anbaukulturen sind vor allem Weizen, Erfahrungs- für Agrarversicherer und Sachverständi- Mais, Gerste, Zuckerrüben, Kartoffeln, Rüben, Raps, austausch ge zu einem wechselnden Thema. In diesem Jahr Gemüse, Obst und Wein. Zudem ist auch die Hop- drehte sich alles um die Bewertung von Hagel- fenproduktion bedeutend, da sie die Grundlage profitieren schäden im Sojaanbau. für die tschechische Braukultur bildet. die Agrarver- Das von der tschechischen Agra pojistovna, einer Die Landwirtschaft ist in Tschechien außergewöhn- sicherer, Sach- Tochter der Österreichischen Hagelversicherung, lich großstrukturig organisiert. Ein Betrieb wirt- verständigen Fotos: AdobeStock/nipaporn, Vereinigte Hagel Logo: AIAG organisierte Seminar brachte den 127 Teilnehmen- schaftet im Schnitt auf 152 ha. Zum Vergleich: Der den aus insgesamt 20 Ländern zudem die Land- EU-weite Schnitt beträgt 14 ha. Hauptgrund dafür und Landwirte wirtschaft Tschechiens näher. ist das Genossenschaftswesen und die erzwungene gleichermaßen. Kollektivierung in den 1950er Jahren. Landwirtschaft in Tschechien Am ersten Seminartag wurden die Teilnehmen- Schadenregulierung bei Soja den vom Direktor der Agra pojistovna, Marek Bi- Die Regulierung von Hagelschäden bei Soja wurde zoň, begrüßt. Er hielt einen sehr interessanten von Dr. Johann Fank, Leiter der Schadenabteilung Vortrag über die tschechische Landwirtschaft und der Österreichischen Hagelversicherung, näherer den hiesigen Agrarversicherungsmarkt. Auch auf erläutert. Zunächst wurde auf die Probleme der die zunehmende Bedeutung des Sojaanbaus in diesjährigen Sojaanbausaison eingegangen. So Europa ging er ein. hatten der frühe Aussaattermin und der darauf- 18 HAGEL AKTUELL 2019/2020
Wissenszuwachs Rund 130 Teilnehmende informierten sich beim diesjährigen AIAG- Seminar über die Bewertung von Hagelschäden im Sojaanbau. folgende schlechte Witterungsverlauf im Südosten. Während der Fahrt kam es zu Die Gruppen ermittelten teilweise sehr un- Mai in der Region viele Umbrüche und vielen interessanten Gesprächen mit den terschiedliche Schadenquoten. Die Diskus- Neuanssaaten zur Folge. Berufskollegen aus aller Welt und es konnte sion hierüber, die auf fachlich sehr hohem sich ein ein erster Eindruck von den vielen Niveau verlief, machte deutlich, wie wichtig Die Versuchsflächen, die für das AIAG-Se- Facetten der tschechischen Hauptstadt ver- der internationale Erfahrungsaustausch im minar angelegt worden waren, mussten schafft werden. Bereich der Schadenregulierung ist. Ganz glücklicherweise nicht umgebrochen wer- nach dem Motto „voneinander lernen“ den. Jedoch war die Anzahl der Pflanzen/ Auf den Feldern wurden die Teilnehmen- profitieren hiervon die Agrarversicherer, m² um etwa die Hälfte reduziert. Deshalb den dann in Gruppen eingeteilt, um die die Sachverständigen und die Landwirte trat in diesem Jahr verstärkt das Phäno- aufwendig simulierten Schäden an den gleichermaßen. men der Seitentriebbildung auf. sich in verschiedenen Vegetationsstadien befindenden Sojapflanzen zu beurteilen. Zum Abschluss dieses gelungenen Seminar- Verschiedene Schäden möglich Zum Vergleich war neben den Parzellen tags hatten die Kollegen der Agra pojistovna Herr Dr. Fank erklärte den Teilnehmenden mit geschädigten Pflanzen jeweils auch eine Tour durch die Prager Altstadt und genau, worauf sie bei der Beurteilung der immer eine Kontrollparzelle angelegt. eine Weinbergsbesichtigung organisiert. Schadenquote achten müssen. Anhand von Am darauffolgenden Tag stand dann noch Fotos zeigte er verschiedene Formen mög- Win-win für alle Beteiligten ein Ausflug nach Lány auf die Versuchsfarm licher Schäden auf und erklärte den Un- Am Ende wurden die Ergebnisse der einzel- der Universität Prag mit 2.700 ha Ackerland, terschied zwischen „Totalabschlag“ (unter- nen Teams ausgewertet und die gesammel- Jersey- und Antilopenzucht sowie eine Be- halb der Keimblätter) und „Triebabschlag“ ten Erfahrungen miteinander diskutiert. sichtigung der Brauerei Krušovice auf dem (oberhalb der Keimblätter). Programm. Der Zeitpunkt, zu dem der Schaden auf- Damit gingen diese sehr informativen Se- tritt, spielt bei der Beurteilung der Schä- minartage zu Ende. Allen Teilnehmenden den eine große Rolle. Wenn der Hagel die wurde die wachsende Bedeutung des So- Pflanze in einem frühen Entwicklungs- jaanbaus in Europa sowie die Schadenre- stadium trifft, ist die Ertragshöhe, die gulierung bei dieser Kulturart anschau- ohne den Hagelschaden zu erwarten ge- lich nähergebracht. wesen wäre, schwer abzuschätzen. Wird die Sojapflanze kurz vor der Ernte getrof- Das nächste AIAG-Seminar findet im Juni fen, ist es wichtig, die Schäden so schnell 2020 in der Schweiz zum Thema „Frost- wie möglich zu begutachten, um zu ver- schäden in Beerenobst“ statt. Mitarbei- meiden, dass heruntergefallene Schoten ter der Vereinigten Hagel werden mit auf dem Ackerboden verlorengehen. Sicherheit wieder mit dabei sein. Von der Theorie in die Praxis Andreas Meyer Am zweiten Seminartag ging es mit dem Leiter Team Schaden der Bus vom Nordwesten Prags in Richtung Vereinigten Hagel HAGEL AKTUELL 2019/2020 19
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