HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT

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HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Tauch ein ins

HARTBERGERLAND

NATUR. KULTUR. KULINARIK.
STADT
Was macht eine Stadt lebenswert?

LAND
12 Plätze, die man nicht übersehen sollte

GARTEN
Kulturradl‘n und -wandern im Garten Österreichs
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
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Erlebnis-
Führungen

Kultur & Genuss                                                                                                Waldwandern
VOM BACH ZUR MÜHLE                                                                                             BÄUME IM (KLIMA-)WANDEL
Erfahren Sie von der Geschichte der Stadt und der                                                              Begeben Sie sich mit einem erfahrenen Waldpäd-
Bedeutung des Stadtbaches. Dabei besuchen wir die                                                              agogen auf eine Reise in die Welt der Bäume. Wir
500 Jahre alte Posch Mühle. Gemeinsam kochen wir                                                               sehen, was der Klimawandel für den Wald bedeutet
einen Heidensterz, ein kulinarisches Erbe Österreichs.                                                         und warum wir Bäume pflanzen müssen.
Wann: 8. 5., 15. 5., 22. 5. u. 29. 5. 2021, 14 bis 16.30                                                       Wann: 15. 5. 2021, 10 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Baum-
Uhr, Treffpunkt: Tourismusbüro, Alleegasse 6, 8230                                                             schule Loidl, 8224 Kaindorf 300, Preis: € 15,00 p. P.
Hartberg, Preis: € 15,00 p. P. inkl. Sterzverkostung
                                                                                                               IM LAND DER GRAFEN
VOM WEINGARTEN ZUM BUSCHENSCHANK                                                                               Wandern Sie von Schloss zu Schloss: durch Schluch-
Wolfgang Schmallegger, ein Pionier im biologischen                                                             ten und über sanft hügelige Landschaft; dazu span-
Weinbau, spricht über Sorten, Bodenpflege, das Kli-                                                            nende Geschichte(n) über das Werden der Oststeier-
ma und die Region. Verkosten Sie unterschiedliche                                                              mark. Wann: 5. 6. u. 24. 7. 2021, 10 bis 13 Uhr,
Weine, dazu eine steirische Jause. Herrlicher Ausblick                                                         Treffpunkt: Schloss Aichberg, Preis: € 25,00 p. P.
auf die Weingärten inklusive. Wann: 28. 5., 4. 6. u.                                                           (inkl. Rücktransfer)
11. 6. 2021, 14 bis 16.30 Uhr, Treffpunkt: Tourismus-
büro, Alleegasse 6, 8230 Hartberg, Preis: € 18,00                                                              WALDBADEN TUT GUT
p. P. inkl. Weinverkostung u. Jause                                                                            Erkunden Sie die Wunderwelt des Waldes mit allen
                                                                                                               Sinnen, und lassen Sie dessen heilsame Kräfte auf
Naturwandern                                                                                                   sich wirken. Wann: 26. 6. 2021, 10 bis 13 Uhr,
                                                                                                               Treffpunkt: Parkplatz Bahnhof St. Johann i. d. Haide,
DIE NATUR UNTER DIE LUPE NEHMEN                                                                                Preis: € 15,00 p. P.
Werden Sie zum Forscher und begeben Sie sich auf
eine Expedition, bei der Sie so manches Geheimnis                                                              IM WOOD-WIDE-WEB
der Natur lüften. Ein Erlebnis für Jung und Alt.                                                               Erforschen Sie bei dieser waldpädagogischen Wan-
Wann: 8. 5., 10. 7. u. 7. 8. 2021, 10 bis 13 Uhr, Treff-                                                       derung die Geheimnisse des Waldes. Lernen Sie
punkt: Ökopark Hartberg, Parkplatz, Preis: € 15,00                                                             über die Strategien und Kreisläufe der Bäume und
p. P. (€ 3,00 Ermäßigung für Kinder bis 15 Jahre)                                                              erkennen Sie, dass Bäume Persönlichkeiten sind.
                                                                                                               Wann: 28. 8. u. 4. 9. 2021, 10 bis 13 Uhr, Treffpunkt:
NATURJUWEL GMOOS                                                                                               Spielstätte an der Ringkogelstraße, Hubertuskapelle,
Entlang eines Rundweges erkunden Sie dieses                                                                    Preis: € 15,00 p. P.
Naturjuwel, das als letztes großes Feuchtgebiet der
Oststeiermark gilt. Entdecken Sie seltene Schmetter-
lingsarten, wilde Orchideen uvm. Wann: 23. 5. 2021,
10 bis 12 Uhr, Treffpunkt: Hartberghalle, Wiesengasse
43, 8230 Hartberg, Preis: € 5,00 p. P.

EIN FLUSS. EIN ERLEBNIS. DIE LAFNITZ
Entdecken Sie eine vielfältige Pflanzen- und Natur-
welt und hören Sie von der faszinierenden Geschichte
dieses über Jahrtausende geltenden Grenzflusses.
Wann: 3. 7. 2021, 10 bis 13 Uhr, Treffpunkt: Jausen-
station Uhl, Koglerau 15, 8234 Rohrbach a. d. Lafnitz,
Preis: € 15,00 p. P.

NATURERLEBNIS BRÜHL
Wandern Sie in einem Naturschutzgebiet entlang des
Brühlbaches und erfahren Sie interessante Geschich-
ten rund um diesen sagenumwobenen Bach, der
zahlreiche Mühlen, Sägen und Stampfen antrieb.
Wann: 18. 7. 2021, 10 bis 12 Uhr, Treffpunkt:
Schlosspark Hartberg, Preis: € 5,00 p. P. (exkl. Eintritt
Ringwarte € 1,00)

                                                            Buchung und Information
                                                            Anmeldungen bitte per E-Mail an: info@hartbergerland.at. Oder telefonisch unter: +43 3332 603 300.
2                                                           Programmänderungen vorbehalten. Weitere Informationen finden Sie auf www.hartbergerland.at
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Stadt                                                                      Land                                                                                    Garten
KUNST & KULTUR                                                             HISTORISCHE RÄUME                                                                       IM GARTEN ÖSTERREICHS

2009 wurde Hartberg als erste steirische Stadt                             Tauch ein in die Geschichte des Hartbergerlan-                                          Ins gute Leben einzutauchen fällt im Hartber-
mit dem Siegel „Città Slow“ ausgezeichnet – eine                           des. Vom Werden der Oststeiermark erzählt die                                           gerland, mitten im „Garten Österreichs“, nicht
international renommierte Auszeichnung für                                 Ausstellung im Museum Hartberg. Spuren kelti-                                           schwer. Felder und Wälder, Wiesen und Gärten,
Städte, die ihr Augenmerk auf das kulturelle Erbe,                         scher Besiedelung finden sich noch am Ringkogel.                                        überall grünt und blüht es. Garteln ist hier Le-
regionale Produkte und nachhaltige Techno-                                 Die Lafnitz, oft schwerumkämpft, bildete über                                           bensphilosophie, Fitness und Yoga in der Natur
logien legen. Seit 2020 ist Hartberg eine von 17                           Jahrhunderte die Grenze des Habsburgerreiches.                                          zugleich. Tipps für Kulturgenuss im Grünen fin-
„Kleinen Historischen Städten“ in Österreich. Sie                          Die Burgen und Schlösser entlang der „Schlösser-                                        den Sie auf der letzten Seite.
stehen für städtebauliche Qualität, für ein leben-                         straße“ sind imposante Zeugen jener Zeit. Schloss
                                                                                                                                                                   Seite 12 bis 16
diges Kulturleben und für einen bewussten Um-                              Aichberg ist eine wundersame Schatzkammer,
gang mit ihrer Geschichte.                                                 deren Besichtigung sich wahrlich lohnt.
                                                                                                                                                                                                                       and
Seite 4 bis 8                                                              Seite 9 bis 11                                                                                                                      Wechsell
                                                                                                                                                                                afn      Dechantskirchen                                    Wien
                                                                                                                                                                                                                              B54

                                                                                                                                                                           L
                                                                                                                                                                                  itz
                                                                                                                                                                                                                                     Abfahrt
WILLKOMMEN                                                                                                                                                                                                                          Friedberg/                                        B63
                                                                                                                                 Vorau                               Rohrbach a.d.Lafnitz                                            Pinggau
Liebe Leserin, lieber Leser!                                                                                                                                            am Ufer der Lafnitz

D
                                                                                                                                                     G.E.R.A.-Park                             Schloss
      ie Sehnsucht nach Urlaub ist in diesem Jahr so groß wie nie                                                                                        Eichberg                              Aichberg
      zuvor. Unser Inneres verlangt nach neuen Erfahrungen und
inspirierenden Momenten des unbeschwerten Glücks. Im Hartber-
gerland, wo sanfte Hügellandschaften auf kulturelle Besonderheiten                                                                                                 Masenberg          Schloss Kirchberg a.W.
treffen, wo Tradition und Innovation Hand in Hand gehen und die                                                                                                                   Grafendorf
steirische Gastfreundschaft lebt, können Sie die kleinen Momente
                                                                                                                              Wallfahrtskirche St.Pankratzen
                                                                                                                                                                Heimatmuseum      bei Hartberg
des Glücks erfahren. Hier haben Sie die Zeit und den Raum, um ak-                                                                                                              Land der Schlösser                         Lafnitz          A2
tiv den Funken der Neugierde wieder zu entfachen und neue Aben-                                                                                      Greinbach                          B54
teuer ins Leben zu bringen.                                                                                                                       Badespaß und
Mit diesem Magazin wollen wir Ihnen Plätze zeigen, die Sie inspi-                                                                                Freizeitvergnügen Greini-Freizeit-Welt
rieren, Geschichten erzählen, die überraschende Blickwinkel auf das                                                                                                                                            ABC-Park Wald-u.Sonnenbad
Hartbergerland werfen und über das Urlaubsangebot informieren.                                                                                                                                              St.Johann i.d. Haide                  Abfahrt
Wir führen Sie an Orte von historisch gewachsener und kultureller                                                                               Ringwarte                                            Waldklimatischer Erholungsort               Lafnitztal/
Besonderheit und zeigen Ihnen, wo Sie Natur erleben und die kuli-                                                                                           HistorischeStadt Hartberg                                                             Oberwart
narische Vielfalt genießen können. Nehmen Sie sich Zeit und tau-                                           Pöllau                                                   Kunst- und
                                                                                                                                                                                                                                            L a f n itz

chen Sie ein ins gute Leben. Kommen Sie zur Ruhe und genießen                                       Naturpark Pöllauertal                                          Kulturgenuss
                                                                                                                                                Villa Rustica                                                      Abfahrt
Sie eine unbeschwerte Zeit. Slow Motion ist die Zauberformel fürs                                                                                               Hartberg                           Gmoos           Hartberg
Hartbergerland.                                                                                                                                                 Umgebung
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und hoffe, Sie schon                                         Stubenberg                                                                  Ökopark
bald im Hartbergerland begrüßen zu dürfen.                                                             am See                    Themen-Wanderwege
                                                                                                                                                                 Ölmühle Höfler                     Graz
Herzlichst, Ihre
                                                                                                                                      Freibad     Kaindorf
                                                                                                                                                                                                                                                          KARTE: Marotte / Cordi Brunner

                                                                                                       Tierwelt Herberstein                      bei Hartberg                                          A2
                                                                                                                                B54
                                                                                                                     Graz                     Ökoregion und                                   Therme
                                                                                                                                            Radsportdestination                                     n- u.Vu
                                                                                                                                                                                    Abfahrt                lkanlan
                                                                                                                                                                                  Sebersdorf/                     d
Maria Klampfl
Geschäftsführerin Tourismusverband Hartbergerland
                                                                                                                                                                                Bad Waltersdorf

IMPRESSUM: Tauch ein ins Hartbergerland, Herausgeber: Tourismusverband Hartbergerland, www.hartbergerland.at
Design und Konzeption: www.studio31.cc, Fotos: Bernhard Bergmann, außer gekennzeichnet, Auflage: 15.000 Stück. Druck- und Satzfehler vorbehalten.                                                                                                         3
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
LEBENSADER
EINER STADT
Ohne Bach, Fluss oder See konnte sich eine Stadt
lange Zeit kaum entwickeln. Der „Steinerne
Fluss“ in Hartberg erinnert daran

                                                   Kunst schafft Wirklichkeit und umgekehrt.
                                                   Das funktioniert besonders gut in einer
                                                   Stadt, einem „künstlich“ geschaffenen
                                                   Ort. In Hartberg ist das beispielsweise der
                                                   „Steinerne Fluss“: Im 18 Jhdt. den Gassen
                                                   entlang fließend, wurde der Stadtbach
                                                   später unterirdisch verlegt. Und eben hier
                                                   unter der Fußgängerzone der Wienerstraße
                                                   darf er an drei großen Brunnen aus
                                                   Serpentin wieder an die Oberfläche. Die
                                                   Bildhauerin Ulrike Truger setzt dem Fluss,
                                                   der einstigen Lebensader Hartbergs, damit
                                                   ein einzigartiges Denkmal.

                                                   Bilder rechts:
                                                   Schwimmende Fotoausstellung im
                                                   ehemaligen Badeteich der Stadt.
                                                   Der Schölbingerturm war Teil der einstigen
                                                   mittelalterlichen Stadtmauer.
                                                   Vermutlich gruben schon die Römer die
4                                                  ersten Bewässerungsrinnen in der Brühl.
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Stadt
                                                                                                                                                   KUNST & KULTUR

                Mit der „Schatzkarte“ – erhältlich im Büro des Tourismusverbands
                Hartbergerland – lassen sich die Besonderheiten der „kleinen
                historischen Stadt“ Hartberg bei einem Rundgang entdecken.

                                                                                                                  DER BETTLER UND DER BACH
                                                                                                                  Von der Sage, wie Hartberg zu
                                                                                                                  seinem Bach kam

                                                                                                                  Was für ein finsteres Verlies! Ausgerechnet hier, an
                                                                                                                  diesem sonnigen Ort am Fuße des Ringkogels! Vor
                                                                                                                  ein paar Tagen, da kam ein Mann, in Lumpen geklei-
                                                                                                                  det, niemand kennt seinen Namen, aus der Vorauer
                                                                                                                  Gegend über den Wiesenberg und die Hochwarth
                                                                                                                  hier her. Doch nun schmachtet er hinter feuchten,
                                                                                                                  dicken Steinmauern. Das Betteln hätte ihm nicht ge-
                                                                                                                  schadet, aber der Laib Brot, den er vom Bäcker „mit-
                                                                                                                  genommen“ hatte, ist ihm zum Verhängnis gewor-
                                                                                                                  den. Durch ein dickes Eisengitter beobachtet er die
                                                                                                                  Frau des Gefängnisaufsehers, wie sie gerade Wäsche
                                                                                                                  an die Leine hängt und dabei jammert: „Gar nicht
                                                                                                                  sauber, das Tuch. Bei so wenig Wasser kann man
                                                                                                                  nicht ordentlich schwemmen. Wenigstens ein kleines
                                                                                                                  Bächlein hätte uns der Herr bescheren können!“
                                                                                                                  Der liebe Gott, sinnierte der Bettler, an was der alles
                                                                                                                  denken soll. Mir könnte er auch helfen, aus diesem
                                                                                                                  Loch rauszukommen. Jetzt eine Forelle braten, zart
                                                                                                                  und frisch aus dem … Bach … und die Freiheit
                                                                                                                  dazu?
                                                                                                                  Was für eine Idee: Er bittet den Aufseher, er möge
                                                                                                                  ihn dem Richter vorführen. Bald sitzt der mit einigen
                                                                                                                  Bürgern im Burgsaal und fragt den vorgeführten
                                                                                                                  Bettler um sein Begehr. „Ich möchte euch ein wert-
                                                                                                                  volles Geschenk anbieten!“ „Hört hört,“, spotten die
                                                                                                                  Bürger, „ein Bettler will uns beschenken!“ „Ihr möget
                                                                                                                  reich sein,“, meint der Bettler, „aber ihr habt nicht,
                                                                                                                  was das ärmste Dorf an der Safen besitzt: einen
                                                                                                                  simplen Bach. Ich wüsste, wie ihr zu einem solchen

W
                                                                                                                  kommt.“ “Was willst du dafür?“, fragt der Richter.
                                                                                                                  „Meine Freiheit!“, so der Bettler. Ein Raunen geht
            ie viele Sagen geht auch nebenstehen-          garten zur Platzmühle und über den Hauptplatz          durch die Reihen. „Nun denn: Der Handel gilt. Aber
            de auf das Mittelalter oder die frühe          im offenen Gerinne durch die Zapfgasse (Wie-
                                                                                                                  wehe, du führst uns an der Nase herum!“ Richter, et-
                                                                                                                  liche Bürger und der Bettler, sie wandern bald darauf
            Neuzeit zurück. Wahrscheinlicher:              nerstraße), wo es die Abwässer und Fäkalien aus
                                                                                                                  durch den Graben hinauf zur Spielstatt und weiter
Die Römer haben den Brühlbach gegraben. Der                den angrenzenden Häusern aufnahm, wiederum
                                                                                                                  zum Wiesberg. Dort, wo sich auf der Hochwarth neun
Name leitet sich übrigens vom mhd. brüel ab, was           eine Mühle mit Stampfe antrieb und mit letzter
                                                                                                                  Quellen zu einem Bächlein vereinigen, bleibt der
feuchte, fette Wiese bedeutet. Das Wasser im neu           Kraft aus dem durch Regenwasser aufgestauten
                                                                                                                  Bettler plötzlich stehen, wartet einen Moment: „Seht
gegrabenen Bachbeet musste                                                     Ungarteich die Grabenmühle         doch! Hier ist der Bach, den ich meine. Lenkt ihn zu
gleich nach seinem Ursprung                                                        versorgte.                     eurem Nutzen ...“ Und in dem Augenblick des völli-
in der Hochwarth mehrere           Lebensader Wasser:                              Lebendig ist die Geschichte    gen Staunens, der Verwunderung und der Offensicht-
Mühlen antreiben. Durch das        Das Fließen bringt                              des Stadtbaches bis heute in   lichkeit ob dieses Vorschlags tritt der Bettler leise aus
folgende schluchtartige Ge-                                                        der Posch Mühle. 1542 er-      der Menge, macht ein paar Schritte in den dichten
                                   Bewegung, Wachstum,
lände floss es über Holzrinnen                                                     baut, wurde das Mühlrad über   Wald und wird bald nicht mehr gesehen. Die Männer
in Richtung Spielstätte, dort      Wohlstand, Veränderung                          Jahrhunderte vom Brühlbach     wollen ihn sogleich verfolgen, doch der Richter winkt
über die Wasserräder einer                                                         angetrieben. Erst 1979 wurde   ab: „Was wir alle nicht sahen, hat uns ein lausiger
Mautmühle, zweier Sägen und fünf Mühlen, um                das Wasserrecht zurückgegeben, seitdem wird die
                                                                                                                  Bettler gezeigt!“
im Brühlgraben etwas zur Ruhe zu kommen. Vor               Mühle rein elektrisch betrieben. Bei Führungen
den Toren der Stadt warteten wiederum sechs                erfährt man viel Wissenswertes. Roman Posch,
Mühlen; die beiden in der Brühlgasse bestehen              Müllermeister in dritter Generation, erklärt etwa
noch heute. Drei Wäscheschwemmen waren nun                 sein Handwerk in drei Arbeitsphasen: Reinigen,
zu überwinden, die Schwemme am Nordrand                    Zerkleinern und Sieben. Was seine Mühle auch
des Stadtparks existiert noch. Im Bereich der              besonders macht: Er hat für jedes Korn den rich-
Stadtparkschwemme zweigte eine Leitung in das              tigen Mahlstein. So kann er auch die alten Sorten
Kapuzinerkloster ab, eine zweite zur Bleiche und           wie Hanf, Buchweizen, Dinkel und Emmer, eines
anschließend zur Gerberei in die Herrengasse.              der ältesten kultivierten Getreidesorten, zu feins-
Das restliche Wasser floss durch den Schloss-              tem Mehl mahlen.

                                                                                                                                                                        5
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
STADT-
LAND-
BEZIEHUNG
Was macht eine Stadt wie Hartberg
liebens- und lebenswert?

E    ine Stadt ist ein lebendiger Ort. Als Dreh- und Angelpunkt ge-
     sellschaftlicher Entwicklungen erfindet sich eine Stadt immer
     aufs Neue. Öffentlichen Räumen, Plätzen, Frei- und Grünräu-
men wurde bereits in der Antike eine besondere Bedeutung bei-
gemessen. So spiegelt die gesamte Gestaltung einer Stadt auch ihre
Einzigartigkeit. In Hartberg verschreibt man sich ganz der Prämisse,
den Stadtraum lebenswerter zu gestalten. Fußgänger, Radfahrer und
Autos teilen sich den Raum im rücksichtsvollen Miteinander. Fla-
nieren und Spazieren werden so zu einem entschleunigten Erlebnis.
Drei Rundwege – Stadtweg, Gmoosweg und Brühlweg – machen
die Natur in und rund um die Stadt erlebbar. Nachhaltige Konzepte,
innovative Lösungen und verantwortungsbewusster Natur- und Um-
weltschutz setzen klare Impulse für zukunftsorientiertes Handeln.

STÄDTE SIND ORTE DER INNOVATION
Die Entwicklung einer Stadt überträgt sich auch auf die Region.
Durch ihre Dichte kann eine Stadt und deren Umfeld enorme Res-
sourcen sparen und große Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft
machen. Hartberg unternimmt solche Schritte. Als erste „Città Slow“
in der Steiermark und als Mitglied der „Kleinen Historischen Städte“
zeigt sie mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern, dem innovativen
Ökopark und dem Naturschutzgebiet Gmoos nicht nur viel Ge-
schichte, Kultur und Natur, sondern auch Innovationskraft. Zeitge-
nössische Architekturprojekte, wie der Zu- und Umbau von Schloss
Hartberg, 2012 mit der GerambRose ausgezeichnet, das Landes-
krankenhaus oder die Brücke über die Michaeligasse, sie stehen
symbolhaft für die Verbindung von Altem und Neuem.

KULTURGENUSS IM GRÜNEN
Und natürlich lebt eine Stadt wie Hartberg von ihrem vielfältigen
Angebot an Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben, von Boutiquen,
Cafés, Bars, Restaurants und einem bunten Programm an Kultur-
veranstaltungen: Freiluftausstellungen wie die „Menschenbilder“, die
„Steiermark Schau“, Erwin Wurms frühe Werke im Museum; oder
die Ausstellung „Ritter, Bürger, Bauern“. Dazu klassische Konzerte
wie die „Schlosshofserenade“; die Festspiele im Schloss; oder das
Klarinetten-Festival „ClariArte“. All dies kreiert eine ganz eigene,
stadttypische Atmosphäre, die durch die Unterschiede und Vielsei-
tigkeit ihrer Menschen wiederum Vielfalt schafft. Hier darf und soll
Tradition auf Moderne treffen, Städtisches auf Ländliches, Inter-
nationales auf Lokales. „Stadtluft macht frei“, hieß es im Mittelalter.
Heute darf man ergänzen: Vor allem, wenn diese Luft im ständigen
Austausch mit dem Land ist.

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HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Stadt
                                                                                     KUNST & KULTUR

                                                      „Stadtluft macht frei?“
                                           Vor allem, wenn sie im Austausch
                                                           mit dem Land ist

Bilder einer Stadt (von links oben im Uhrzeigersinn):
Erwin Wurms „Fat Car“ zwischen Palmen im Sprühnebel.
Das Natur- und Europaschutzgebiet so nah an einer Stadt, das ist einzigartig:
Das „Gmoos“ lädt zum Spazieren, Laufen, Walken, Sinnieren und Naturbeobachten ein.
Dolce Vita an lauen Sommerabenden am Hauptplatz.
In der Michaeligasse verbindet eine neue Brücke Altes.
Der Zu- und Umbau von Schloss Hartberg wurde mit der begehrten „GerambRose“
als Zeichen für gelungene zeitgenössische Baukultur ausgezeichnet.

                                                                                                 7
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Stadt
KUNST & KULTUR

    Der romanische Karner
        von Hartberg gehört
       zu den bedeutendsten
 Bauwerken der Stauferzeit
 in Österreich. Doch warum
           wurde er gebaut?

                            ROMANISCHES
                            JUWEL
                 S      pätromanische Architektur trifft hier auf erste gotische
                        Elemente. Manches an diesem Bauwerk mit seinen
                        Kegeldächern ist faszinierend und mysteriös zugleich.
                 Die Mauern etwa sind kreisrund gebaut und bestehen aus
                 exakt gehauenen Quadern in gebogener Form. Das Material:
                                                                                   die Seele und den auferstehenden Leib schützen sollen, ande-
                                                                                   rerseits der Gemeinschaft den Verlust eines ihrer Mitglieder
                                                                                   einprägt. Ort der Bestattung ist ein umfriedeter, mit Asylrecht
                                                                                   ausgestatteter Raum um die Kirche, der „Fried“-Hof. Einzig
                                                                                   Klerus und Angehörige der Oberschicht finden – gern gegen
                 Muschelkalk aus dem Meer, das im Tertiär vor rund 60 bis drei     eine großzügige Stiftung – im Kirchenboden ihre letzte Ruhe.
                 Millionen Jahren an den Küsten des Ringkogels brandete.           Wird der Friedhof zu eng, muss er neu belegt werden. Und weil
                 Über die Funktion und den Namen dieses Gebäudes ist man           man lange Zeit der Überzeugung ist, dass die Gebeine aufbe-
                 sich uneinig: Ist der Hartberger Karner ein Beinhaus im ur-       wahrt werden sollen, um sie vor bösen Geistern zu schützen
                 sprünglichen Sinne?                                               und die Auferstehung zu sichern, werden die ausgegrabenen
                 Wie in jeder Weltreligion verbindet das Christentum Sterben       Knochen, aus Platzgründen oft nur mehr die Schädel, in einem
                 und Bestattung mit einer Fülle von Zeremonien, die einerseits     eigens dazu errichteten Tempel aufbewahrt.

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HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
Land
                                                                                                                                                  HISTORISCHE RÄUME

                                                               RITTER, BÜRGER,
                                                               BAUERN
                                                               Die neue Ausstellung im Museum Hartberg
                                                               erzählt vom Werden der Oststeiermark

Beinhaus oder Taufkapelle
Neuere Forschungen datieren die Fertigstellung des Hart-
berger Karners auf das Jahr 1270. Also auf rund 100 Jahre
später, als man dies lange Zeit angenommen hatte. Eine
– mittlerweile verlorene – Inschrift aus dem Jahr 1167 habe
dies angeblich belegt. Weil die Errichtung damit in das aus-
gehende Hochmittelalter fällt und der Rundbau zudem zwei
Geschoße hat, kommt man zur Annahme, nur das Unterge-
schoß habe als Beinhaus gedient, das Obergeschoß hingegen
als Taufkapelle; der Wasserabfluss außen an der Südseite sei
ein Indiz dafür. Der Raum über dem „Beinkeller“ könnte                                                                   Was machen die Kelten im Museum von Hartberg?
auch ein Andachtsraum für Bestattungen und andere kirch-
                                                                                                        Unten: Der berühmte steirische Minnesänger Ulrich von Liechtenstein.

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liche Zeremonien gewesen sein. Der Karner als Wohn- und
Versammlungsort der Lebenden und der armen Seelen? Sind                     ie Oststeiermark war im frühen Mittel-       Schriften des Mittelalters keine Aufmerksamkeit ge-
nicht im Christentum die Auferstehung und das Warten auf                    alter ein stark bewaldeter Grenzraum         funden haben? Wer waren die treibenden Kräfte der
das Kommen des Herren zentrale Bestandteile des Glaubens?                   ohne feste Grenze, eine Übergangszone        Gesellschaften und was waren ihre Motive?
Die Etymologie des Wortes Karner bleibt weiterhin unklar:      zwischen rivalisierenden Herrschaftsbereichen.            Adel, Klerus, Bürger, Bauern rangen um Recht und
Im Lateinischen bedeutet „carnarium“ nämlich Fleischkam-       Franken, Awaren, Slawen und                                   Bedeutung und schufen eine Gesellschaftsord-
mer, aber auch Blutbad und Gemetzel. Und das mittelhoch-       Ungarn begegneten sich, ver-                                  nung, die einige Jahrhunderte bestimmend war.
deutsche „karn“ meint nichts anderes als klagen und trauern.   mischten sich und trugen hier einen                           Wer waren die Ritter, wann war eine Stadt eine
Nicht zu verwechseln ist der Karner mit dem Karn- oder Ka-     Teil ihrer Konflikte aus. Ganze Völker                          Stadt, wann war man Bürger?
renhaus, das einen Anbau an einem Kirchengebäude bezeich-      wurden gezwungen, den Glauben                                    Welche Rolle spielten die Klöster, gab es freie
net, in dem sich die Gläubigen, die mit einer Kirchenbuße      ihrer Vorfahren aufzugeben. Ob                                  Bauern, und wie erging es den Unfreien?
belegt waren, während des Gottesdienstes aufhalten mussten.    ihnen das Christentum nach römi-                                   War es nicht ebenso eine Zeit des Wandels
Die Kirchenbuße war nämlich oft eine öffentliche Sühneleis-    schem oder byzantinischem Muster                                       von Gesellschaft, Klima, Technologie,
tung für schwere Sünden.                                       auferlegt wurde, war eine Frage der                                        Kultur? Ist die Zeit um 1000 mit
                                                               europäischen Machtpolitik.                                                  unserer um 2000 vergleichbar?
Symbolträchtige Fresken                                        Überall in der Oststeiermark                                               Antworten auf diese Fragen gibt die
Die aufwendige und künstlerisch hochwertige Bauausführung      sehen wir noch heute eindrucks-                                             Ausstellung „Ritter, Bürger, Bauern
des Hartberger Karners, mit den filigranen Zahnschnitt- und    volle Spuren aus dem Mittelalter.                                           – das Werden der Oststeiermark“.
Rundbogenfriesen, den Säulen-Bündeln, mit den Kapitellen       Mächtige Burgen wie Neuberg,
und den Fratzen, dem imposanten Portal und den wulsti-         Thalberg, Festenburg, Reste der Stadtmauern in            Die Ausstellung wird von 25. 6. – 14. 11. 2021 im
gen Rundbögen und nicht zuletzt mit den symbolträchtigen       Hartberg und Fürstenfeld, respektvolle Kirchtürme         Museum Hartberg zu sehen sein.
Fresken im Inneren, zu denen es etliche Deutungsversuche       aus dieser Zeit wie in Hartberg, einsame Kirchen          Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 10 – 16 Uhr
gibt, sie legen die Vermutung nahe: Hier steht die prächti-    wie St. Gilgen an der Lafnitz; alle sie regen uns zum     Für Führungen bitte um Voranmeldung.
ge Kapelle eines Herrschers oder einer sehr bedeutenden        Nachspüren an.
Persönlichkeit an dessen Hof. Etwa jemand aus den engsten      Wie war das Leben jener Menschen, die diese               MUSEUM HARTBERG
Reihen des ungarischen Königs Béla IV., oder seines Nach-      Bauten mühevoll errichtet haben? Wie lebten jene          Herrengasse 6, 8230 Hartberg
folgers: des „eisernen und goldenen Königs von Böhmen“,        Menschen, die uns die Namen von Flüssen und               Tel.: +43 3332 66001
Ottokar II. Premysl.                                           Dörfern hinterlassen haben, die aber sonst in den         E-Mail: museum@hartberg.at

                                                                                                                                                                            9
HARTBERGERLAND Tauch ein ins - STADT
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               ICH BIN DANN MA
                                                                           12 best places im

          O
                     b smartphonesüchtiger Instagrammer, videobloggender Kultur-
                     journalist, gruppenführender Geschichtsprofessor, fotobegeiste-
                     ter Weitwanderer, durchtrainierter E-Biker mit Actionkamera am
          Helm, smarter Familienausflügler, oder gendergerecht und neutraler ge-
          sagt: Regionsinteressierte und -r. Hier stellen wir ein volles Dutzend Plätze
          im Hartbergerland vor, die es immer wieder wert sind, besucht zu werden.

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          Egal ob bei Sonne oder Regen (da gibt es oft die besseren Fotos).

          1. Lorettokapelle: Einsam und je nach Wetter ganz schön mystisch liegt diese Kapelle
          im Wald bei Mitterberg in St. Johann in der Haide.

          2. Ringwarte: Wo die Kelten einst eine befestigte Höhensiedlung erbaut haben, steht
          seit 1906 Hartbergs Wahrzeichen, aus Holz gebaut und zusammen mit dem Ringkogel
          (789 m) 829 Meter hoch, garantiert der Aussichtsturm eine herrliche Panoramasicht.

          3. Ökopark Hartberg: Erfahre, was man von Tieren und Pflanzen lernen kann, bestau-
          ne „Nemo“ im Korallenriff und power dich danach im Bewegungspark aus; oder lehn
          dich zurück und genieße einen spannenden Film im Maxoom-Kino. Hier ist der echte
          Ökopark-Effekt zu Hause!

          4. Filialkirche St. Pankratius (auch St.-Pankratzen-Kirche genannt): Nicht nur für
          echte Pilger am sog. Pankratiusweg ist dieses Kirchlein, vermutlich aus dem 16. Jhdt.,
          eine Augenweide. Sein Standort und die Aussicht von dort sind es genauso.

          5. Museum in Grafendorf: Alte bäuerliche Geräte und Aufzeichnungen aus der Bevöl-
          kerung vermitteln einen lebendigen Eindruck über den Alltag von einst auf einem Bau-

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          ernhof in Grafendorf. Besichtigung mit Voranmeldung. Infos unter Tel. 03338 2262.

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Foto: CM-Visuals
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AL UNTERWEGS
Hartbergerland

    6. Greinis Badesee: Die Karibik fühlt sich hier schon ganz schön nah an, am türkis-
    grünen Badesee in Greinbach. Vielleicht gibt’s auch die passende Pina Colada im
    dortigen Café „Seaside“.

    7. Hanf einmal anders: Bei der Familie Thurner erfahren wir von der wertvollen
    Wirkung des Hanfes, der auch als alte Sorte für die Biodiversität unserer Erde einen
    wichtigen Beitrag leistet. Im hauseigenen Hanfshop gibt es Hanfprotein-Produkte.
    Nähere Informationen zu den Hanffeld-Führungen unter: www.hartbergerland.at.                                       5
    8. Hofladen am Reisingerhof: der neue Nahversorger in Schölbing. Neben Brot, Ge-
    bäck, Mehlspeisen, Fleisch, Wurst, Aufstrichen, Obst, Gemüse, Joghurt, Frischkäse,
    Teigwaren, Honig und Gewürzen steht auch selbstgebrautes Bier im Regal.

    9. Ölmühle Höfler und Heimatgenussladen: Wie aus dem steirischen Kern das Kür-
    biskernöl wird, erfahren wir bei einer Ölmühlenführung. Im anschließenden Laden
    wird ein großes Sortiment regionaler Köstlichkeiten angeboten.

    10. Taucherkapelle: Wanderwege der besonderen Art findest du in Kaindorf.
    Wandere entlang des Marterl- und Kapellenweges und erfahre vom Ursprung dieser
    kleinen Denkmäler. Oder begib dich auf eine Entdeckungsreise voller Sagen, sie
    werden dich begeistern und zum Träumen anregen.

    11. Schloss Aichberg: Mit markanter anthrazitgrauer Fassade zeigt dieses Schloss
    im Inneren faszinierende zeitgenössische Kunst-Statements und eine Daueraus-
    stellung.

    12. Römergrab in Lebing: Ebenso spannend wie der restaurierte römische Grab-
    stein mit dem rekonstruierten Grabhügel ist das Stahldach darüber.
                                                                                                                       6   Foto: A-Ware

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Garten
IM GARTEN ÖSTERREICHS

In velo veritas
Große Erkenntnisse und
unvergessliche Erfahrun-
gen liegen oft im Leisen
und vermutlich Unspek-
takulären. Wie auf dem
Pedal eines Drahtesels.
Genau damit lässt sich das
Fahrrad-Paradies Hart-
bergerland neu erkunden

F    ür Urlauber, Durchreisende, Kurz-
     verweiler und selbstverständlich
     auch für Hiesige: Die Oststeiermark
ist bekanntlich der „Garten Österreichs“.
Auf Hügeln, Feldern, Wiesen und Wäl-
dern gedeiht hier das ganze Jahr über
eine schiere Fülle an Früchten, Getreiden,
Gemüse, Kräutern und was Mutter Natur
sonst noch so alles gibt. Und das Hart-
bergerland? Es liegt ebendort mittendrin
und hat einiges an – wie wir meinen –
Vorzügen zu bieten: abwechslungsreiche
Natur, reichhaltige Geschichte, faszinie-
rende Kultur und ebensolche Kulinarik.
All das findet in diesem bezaubernden
Stück Land zu einem einträglichen Mit-
einander. Das oststeirische Hügelland
bietet also nicht nur landschaftlich viel
Abwechslung, es lässt sich obendrein per
(Elektro-)Drahtesel schwungvoll und mit
Leichtigkeit erkunden. Viele kleine und
oft scheinbar unscheinbare Plätze laden
zum Absteigen ein, um die Spuren ihrer
faszinierenden Geschichte zu lesen. Eine
Geschichte, die ja aus Geschichten besteht.
Eben davon gibt es am einstigen „Hof-
zaun des Reiches“ unzählige. Nicht von
ungefähr entstand hier ab dem Hoch-
mittelalter, an der Grenze des christlichen
Abendlandes, ein dichter Wall von Burgen
und späteren Schlössern. Damit gehört
die Oststeiermark zu den Regionen mit
einer der dichtesten Konzentrationen von
Burgen und Schlössern in Mitteleuropa.
Nun denn: Auf geht’s per pedales. Und
es darf gerne beschaulich und gemütlich
sein. Denn wenn es stimmt, dass Radfah-
ren Meditation in Bewegung ist, dann vor
allem hier im Hartbergerland.

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Von Kunst, Kultur und Käse
Die Drei-Schlösser-Tour bietet unvergessliche Landschaft,
viel sichtbare Geschichte und köstlichen Käse

A    ls Startpunkt empfiehlt sich Stam-
     bach bei Grafendorf. Von dort führt
der Weg gleich zum einstigen Wasser-
                                             Renovierungsarbeiten zeigte sich, dass
                                             die ursprüngliche Fassadenfarbe anthra-
                                             zitgrau war – scheinbar im 17. Jhdt. die
schloss Reitenau, das erste von drei         Modefarbe für Schlösser. Und weil er
Schlössern auf dieser Tour. Es ist in Pri-   keine Lust hatte, die vielen morschen
vatbesitz und leider nicht zu besichtigen.   Barocktüren zu ersetzen, bat er kurzer-
Ein Blick in den Arkaden-Innenhof ist        hand Künstler. diese zu gestalten. Bei
jedoch meist möglich. Für                                einem Rundgang taucht man
Proviant sorgt ein paar Kilo-                            in ein Eldorado zeitgenös-
meter weiter der Käsemax;                                sischer Kunst-Statements.
die Biohofkäserei bietet                                 Die Dauerausstellung „Das
feinste Käsespezialitäten.                               Schloss und seine Bewohner“
Jetzt geht’s bergauf über                                ist jeden Sonntag von 10 bis
das Zeilenviertel. Später:                               18 Uhr und nach Verein-
herrlicher Pananoramablick                               barung zu besichtigen. Infos:
bei der Aussichtswarte am G.E.R.A.-Park.     www.aichberg.at. Das Land ringsum
Schloss Aichberg und das Dorf Eichberg       offenbart immer wieder seine römische
liegen nicht mehr weit. Bei den Türken-      Vergangenheit: das Römergrab in Lebing,
einfällen im 16. und 17. Jhdt. wurde die     die Römersteine bei der Kirche von
Gegend mehrfach ausgeraubt und ver-          Grafendorf, das dortige Museum u. a. mit
wüstet. Die kostspieligen Aufbauarbeiten     römerzeitlichen Funden. Vor Grafendorf
trieben die Schlossherren in den Ruin.       passieren wir Schloss Kirchberg. Um
Es folgten zahlreiche Besitzerwechsel.       1130 als Burg erbaut, beherbergt es
Ab 1986 haucht ein Kunsthändler dem          heute eine Schule für Landwirtschaft mit
Schloss neues Leben ein. Mit seiner          Hofladen.
markanten grauen Fassade wirkt es
trutzig. Schlossherr Cajetan Gril du Guern       Mit dem QR-Code
meint, dies sei keine Absicht. Bei den           direkt zur Tour ...

                                                                                         Von Schmankerl, Wein und Hopfen
                                                                                         Durch die Ökoregion Kaindorf radelt es sich genussvoll.
                                                                                         Alljährlich im Sommer findet hier einer der größten Rad-
                                                                                         Events Österreichs statt

                                                                                         V   om 23. bis 24. Juli 2021 steht die
                                                                                             Region ganz im Zeichen des Rad-
                                                                                         sports. Mit rund 1.000 Teilnehmern aus
                                                                                                                                    Weg liegt der Naturteich Großhart, ein
                                                                                                                                    Juwel mit artenreicher Fauna und Flora.
                                                                                                                                    Bekanntschaft mit einer eher seltenen
                                                                                         ganz Österreich und dem benachbarten       Spezies in der Region macht man am
                                                                                         Ausland zählt die Ultra Rad Challenge zu   Bauernhof Radl. Hier werden Alpakas, die
                                                                                         den größten und beliebtesten Rad-Events    eigentlich aus den südamerikanischen
                                                                                         in Österreich. Für den Genussradler        Anden stammen, gehalten. Die flau-
                                                                                         sind es die Radtou-                                     schigen Wollknäuel werden
                                                                                         ren mit kulinarischen                                   wegen ihres Felles geschätzt.
                                                                                         Erlebnissen sowie der                                   Die weiche, seidig-glänzende
                                                                                         „Geero“-Rundkurs, die                                   Alpaka-Faser ist eine der
                                                                                         die Lust zum Urlaub auf                                 wertvollsten Naturfasern. Ent-
                                                                                         zwei Rädern wecken.                                     lang der Hopfen-Tour wird die
                                                                                         Vorwiegend auf wenig                                    Führung durch die Bio-Braue-
                                                                                         befahrenen Landstraßen                                  rei Toni Bräu zum Vergnügen.
                                                                                         führen die Touren durch                                 Das Brauen des Naturbieres
                                                                                         die abwechslungsreiche Landschaft des      ist hier in weiblicher Hand. Man weiß
                                                                                         Hartbergerlandes. Das Radlerherz schlägt   zu erzählen, dass bereits im Mittelalter
                                                                                         im genussvollen Takt. Zum Einradeln        Hildegard von Bingen sich in der Kunst
                                                                                         empfiehlt sich die Wein- & Wasser-Tour,    des Brauens bewährte. Am Stutenmilch-
                                                                                         die von Kaindorf über den Wallfahrtsort    hof erfährt man vom Wert einer Trinkkur.
                                                                                         Maria Fieberbründl zur Tierwelt Herbers-   Beliebt seit der Antike war die Stuten-
                                                                                         tein führt. Nach einem Rundgang durch      milch an den russischen Zarenhöfen, ein
                                                                                         den Tiergarten ist beim Weiterradeln das   hochgeschätzter Energy-Drink. In der
                                                                                         Einkehren bei einem der Buschenschän-      Ölmühle Höfler holt man sich mit einem
                                                                                         ke ein Muss. Bei der Genuss-Tour wird      Glas fruchtig mundenden Kürbis-Secco
                                                                                                                                                                     13
                                                                                         das Landschaftsradeln zum Erlebnis. Am     Schwung für die nächste Tour.
WANDER-
WUNDERLAND                                                                                               Grenze“. Im 12. Jahrhundert wurde Grafendorf
                                                                                                         mit der Burg Kirchberg und dem dazugehörigen
                                                                                                         „Dorf des Grafens“ gegründet. Das waldreiche St.

Das Hartbergerland liegt im Garten der grünen Steiermark,                                                Johann i. d. Haide lässt noch erahnen, dass das
                                                                                                         Gebiet einst Urwald war, der gerodet wurde, um
in einer Region, in der Genuss eine lange Tradition hat                                                  das fruchtbare Land, den Garten Österreichs,

K
                                                                                                         urbar zu machen. Wir erreichen Greinbach, wo
                                                                                                         die idyllische Lage des Badesees zum Verweilen
       ultiviert wird das Land seit den Römern.     Lust aufs Wandern. Sonnige Höhen und lauschige       einlädt. Eingebettet ins hügelige Panorama, blickt
       Der Weinbau blickt auf eine 2000jährige      Rastplätze wechseln sich ab, ein entschleunigter     man auf die Ringwarte, die zum Aufstieg lockt.
       Geschichte zurück, eine archäologische       Modus stellt sich ein. Erquickende Wälder laden      Von Hartberg, der Stadt am Fuße des Ringkogels
Spur der Römerzeit zieht sich durch sanftes Hü-     zum „Waldbaden“ ein. Bergige Höhen, die letzten      mit den nördlichsten Weingärten der Steier-
gelland, Wälder und Weinberge. Traditionsreiche     Ausläufer der Ostalpen, fordern zu anspruchsvol-     mark, führt uns der landschaftliche Reigen in die
Buschenschenken tischen herzhafte Jausn auf,        leren Tageswanderungen heraus.                       Ökoregion Kaindorf, wo das Hartbergerland ins
die würzige Ruckwurst auf frisch gebackenem         Ein Streifzug durchs Hartbergerland soll Einblick    Apfelland übergeht.
Bauernbrot bleibt unvergesslich. Für Vegetarier     in unsere einzigartige Region geben. Beginnen        Zeit für Genuss! Die kulinarische Vielfalt ist groß:
darf es frischcremiger Schafskäse, beträufelt mit   wir am östlichen Zipfel des Jogllandes. Hier liegt   Ob Wine & Dine-Haubenküche, steirisches Back-
Kürbiskernöl, sein. Dazu mundet der typische        Rohrbach an der Lafnitz. Über Jahrhunderte           hendl, saftiges ALMO-Steak oder traditionelle
Welschriesling oder der elegante Zweigelt.          war der Fluss die Grenze des Habsburgerreiches,      Hausmannskost. Tauch ein ins Hartbergerland,
Doch bevor sich der Hunger einstellt, kommt die     heute bahnt sich die Lafnitz ihren Weg mit Mäan-     erlebe das Oststeirische Hügelland auf Wan-
Freude an der Bewegung hoch. Denn der land-         dern und Altarmen. Schlösser und Burgen zeugen       der- und Themenwegen. Zwei Touren seien hier
schaftliche Liebreiz des Hartbergerlandes macht     von der bewegten Geschichte des „Landes an der       exemplarisch vorgestellt.

14
Drei-Schlösser-Wanderung
mit Himmelsstiege

Ü    ber die drei Schlösser Aichberg, Kirchberg
     und Reitenau wurde schon bei den Rad-
touren berichtet (siehe vorige Doppelseite). Wie
schon das Radfahren zeigt uns vor allem das
Wandern ein bewusstes Erleben, das Eintauchen
in eine Landschaft. „Nur wo du zu Fuß warst,
bist du wirklich gewesen“, schreibt Johann
Wolfgang von Goethe. Und wenn du wirklich
wo gewesen sein sollst, dann eben im oststeiri-
schen Hartbergerland. Das „schwarze Schloss“
Aichberg gehört zu jenem mittelalterlichen
Burgengürtel, der an der Grenze des christlichen
Abendlandes marodierende Reiterkrieger und
Söldner aus dem Osten abwehren sollte. Ein
Themenweg, der den Wanderweg mit spannen-
den Informationen begleitet, erzählt von Leid
und Zerstörungen im Land an der Grenze. Aber             Magische Wälder im
auch Verwunderliches: etwa von geheimnis-                Keltenland
vollen unterirdischen Gängen. Von der Schloss-
kirche geht es abwärts zum Lungitzbach. Der
Bacherlweg führt weiter nach Reibersdorf, dort
die sog. „Himmelsstiege“ – ein tiefer, steiler
                                                         W      aldluft ist Medizin. Deshalb gibt es ja den
                                                                Begriff „waldbaden“. Bäume sind also
                                                         nicht nur lebenswichtige Klimaschützer, sie sind
Graben – hinauf zum Schloss Kirchberg, das               auch äußerst wertvoll für Gesundheit und Erho-
heute eine Landwirtschaftsschule beherbergt.             lung. Das eine bedingt auch das andere. Wenn
Und einen Hofladen dazu (freitags zu Schul-              nun der Zauber des Waldes und die Spuren der
zeiten geöffnet). Weiter des Weges und wir               Kelten in mystischer Verbindung stehen, dann
kommen zum einstigen Wasserschloss Reitenau              wird es spannend. Den keltischen Druiden sagt
(in Privatbesitz), in einer schönen Parklandschaft       man ja ein besonderes Gespür für Naturphäno-
gelegen. Durch das Tor an der Vorderseite lässt          mene und Kraftplätze nach. Es gibt so einen Ort,
sich der Innenhof besichtigen.                           an dem man beides finden kann: Die Kelten am
                                                         Ringkogel, dem Hausberg von Hartberg – das
              Mit dem QR-Code                            sich übrigens von mdt. „hardt“ herleitet und so
              direkt zur Tour ...                        viel wie Wald oder Waldhang bedeutet.
                                                         Dort bauten die Kelten ein Oppidum, eine be-
                                                         festigte Siedlung mit einem mächtigen Ringwall,
                                                         genaugenommen sind es drei Wälle. Diese ge-
                                                         waltigen Mauern aus Schüttstein, Cäsar schrieb
                                                         von sog. „murus gallicus“, gaben dem Kogel
                                                         seinen Namen. Und auch der 30 Meter hohen
                                                         Ringwarte. Seit 1906 ist sie das Wahrzeichen
                                                         von Hartberg. Wer ihre 99 Stufen erklimmt und
                                                         den Blick vom Joglland bis hinab nach Panno-
                                                         nien streifen lässt, wird schnell spüren: Frische
                                                         Tannenluft, weites Land und die Sonne am Hori-
                                                         zont füllen das Herz und erleuchten das Hirn.

                                                          Naturjuwel Brühl
                                                          Kraft gibt auch die Brühl, ein Naturschutzge-
                                                          biet am Ringkogel. Hier fließt ein Bächlein, das
                                                          vermutlich schon die Römer gegraben haben,
                                                          und das die spätere Stadt Hartberg mit Wasser
                                                          versorgte. Nur mehr wenige wissen davon, denn
                                                          die Brühl verschwindet vor den Toren der Stadt
                                                          im Untergrund, fließt unter dem Hauptplatz und
                                                          der Wienerstraße hindurch und kommt erst wie-
                                                     Neuesder am
                                                               ausanderen  Ende der Stadt
                                                                     dem Hartberger         zum Vorschein.
                                                                                         Museum:    So
                                                          Der Wanderweg
                                                     interessant           durchwurde
                                                                  und spannend    die Brühl-Klamm   hoch
                                                                                        die Geschichte
                                                     der Steiermark   schon
                                                          zur Ringwarte  (undlange nicht
                                                                               weiter zumerzählt.
                                                                                           Masenberg) führt
                                                          vorbei an alten Mühlen, Ruinen und kleinen
                                                          Wasserfällen.

                                                                      Mit dem QR-Code            15
                                                                      direkt zur Tour ...
Tauch ein ins gute Leben
Kulturgenuss im Grünen
„Der Gurk“ Erwin Wurm – Kunst im öffentlichen Raum
Wann: 24. 4. bis 20. 10. 2021. Wo: Hauptplatz Hartberg
                                                                       Foto: Atelier Wurm

„Erwin Wurm“ Ausstellung
Wann: 24. 4. bis 13. 6. 2021, Mi bis So, 10 bis 16 Uhr.
Wo: Museum Hartberg

STEIERMARK SCHAU, die „Ausstellung des Landes“
Im mobilen Pavillon. Wann: 8. 5. bis 4. 6. 2021, tgl. 10 bis 18 Uhr,
Eintritt frei. Wo: Schlosspark Hartberg

Freiluft-Fotoausstellung „Sommerfrische in Hartberg“
Wann: 19. 5. bis 15. 11. 2021. Wo: Stadtpark Hartberg

Ritter, Bürger, Bauern – Vom Werden der Oststeiermark
Wann: 25. 6. bis 14. 11. 2021, Mi bis So, 10 bis 16 Uhr.
Wo: Museum Hartberg

„Beethoven und Bruch“ Schlosshofserenade
Wann: 26. 6. 2021. Wo: Arkadenhof Schloss Hartberg

„Jesus Christ Superstar“, Musical Festspiele
Wann: 16. 7. bis 30. 7. 2021. Wo: Schlosshof Hartberg

Garten + Kunst
Wann: 26. 6. bis 18. 7. 2021, tgl. 10 bis 18 Uhr,
Gartenführungen: 10 u. 15 Uhr. Wo: Schaugarten Bella Bayer

Klarinettenfestival „ClariArte“
Wann: 21. 8. bis 29. 8. 2021. Wo: Hartberg

Keramik trifft Blumen! Open-Air Galerie
Wann: 3. 7., 14. 8., 11. 9. 2021, jeweils von 10 bis 18 Uhr.
Wo: Innenhof Keramikwerkstätte Petra Saurugg
                                                                                                                    Foto: Gert Kragol

Weitere Infos: www.hartbergerland.at

                                                                                            www.hartbergerland.at
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