DENKMALPFLEGE IM BEZIRK LICHTENBERG - Berlin.de

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DENKMALPFLEGE
                     IM BEZIRK
              2019
LICHTENBERG
BEZIRKSAMT

                     LICHTENBERG
                                     1
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VOR
WORT
LIEBE LICHTENBERGERINNEN
UND LICHTENBERGER,
LIEBE LESERINNEN UND LESER,

vielen Dank für Ihr Interesse an der Baugeschichte      Wirtschaftsgebäuden aus der Gründerzeit, die         Europas. Ein Besuch in Karlshorst, seit Anfang
Lichtenbergs. In unserem Bezirk befinden sich           sich um die alten Gutshöfe entwickelt haben.         des 20. Jahrhunderts ein beliebter Villenvorort
zahlreiche architektonische Zeugnisse einer be-         Die Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen feierte        Berlins mit der Galopprennbahn für Hindernis-
wegten Vergangenheit. Lichtenberg ist ein Ort           im vergangenen Jahr ihr 33-jähriges Bestehen.        oder Jagdrennen aus dem Jahr 1894, ist loh­
für Entdeckerinnen und Entdecker, nehmen Sie            Der Ortsteil Alt-Hohenschönhausen ist wiederum       nens­wert. In Karlshort ist außerdem der Verweis
sich bei Gelegenheit Zeit für unseren Bezirk und        geprägt durch den historischen Kern des ehe-         auf das Deutsch-Russische-Museum wichtig,
die Orte, die wir Ihnen anhand ausgewählter             maligen Dorfes Hohenschönhausen. Aber auch           ein Ort, der wie kein Anderer für die deutsche
Bei­spiele in dieser Broschüre vorstellen. Es erwar­-   die Gedenkstätte Hohenschönhausen zeugt              Geschichte des letzten Jahrhunderts steht.
ten Sie 700 ereignisreiche Jahre, wo mittelalter­       von einem wichtigen Teil unserer Geschichte.         In der damaligen Festungspionierschule wurde
liche Dorfkerne an moderne Neubaugebiete und            Im Wohnkomplex Fennpfuhl aus den 1970er              die bedingungslose Kapitulation Deutschlands
Altbauquartiere an Villensiedlungen grenzen.            Jahren ist ein Denkmal der neueren Geschichte        unterzeichnet, die das Ende des Zweiten Welt-
                                                        zu finden: der industriell vorgefertigte Wohnungs-   kriegs besiegelte. Das denkmalgeschützte
Denkmale sind Quellen und Zeugen der Ge-                bautyp P-2 als erster Versuchsbau.                   ehemalige Kasernenareal auf dem sich das
schichte und vermitteln die verschiedenen                                                                    Museum befindet, wurde zum Wohnen um­
geschichtlichen, künstlerischen und städte­             Starke Gegensätze prägen den historischen Kern       gebaut und bildet das Zentrum der neuen Garten­
baulichen Aspekte der Stadtentwicklung.                 Lichtenbergs rund um den Loeperplatz an der          stadt Karlshorst.
Die Erhaltung von denkmalgeschützter Bau-               Möllendorffstraße. Alt-Lichtenberg ist durch seine
substanz und Freianlagen ist ein konstanter             historischen Entwicklungen ein heterogener           Auf den kommenden Seiten werden Sie die Gele­
städtebaulicher Verhandlungsprozess, der den            Ortsteil, der wichtige Einrichtungen beherbergt:     genheit haben, sich über interessante Denk­male
kommenden Generationen gewidmet ist und                 darunter das Rathaus, die Glaubenskirche am          zu informieren, die mit großem Aufwand an
Geschichte gepaart mit Zukunft denkt. Seit dem          Roedeliusplatz, die Dorfkirche am Loeperplatz,       heutige Anforderungen angepasst und dabei in
Erscheinen der ersten Denkmalbroschüre im               der ehemalige Gutspark und der Zentralfriedhof       ihrer Substanz erhalten wurden.
Jahr 2006 ist viel in unserem Bezirk passiert.          Friedrichsfelde. Hier befinden sich ebenfalls        Dabei wünsche ich Ihnen eine spannende
Für diese Erfolge möchte ich nicht nur den              die großen Krankenhausanlagen wie das Königin-­      Lektüre und lade Sie herzlich dazu ein, unseren
Kolleginnen und Kollegen der Denkmalschutz-             Elisabeth-Krankenhaus Herzberge, das Sana            Bezirk zu entdecken!
behörden danken, sondern auch den Eigen­                Klinikum „Oskar Ziethen“ und das ehemalige
tümern und Bauherren für deren Engagement               Kinderkrankenhaus Lindenhof, das derzeit zum
das baukulturelle Erbe zu erhalten.                     Wohnstandort umgebaut und mit Wohnungs-
                                                        neubau ergänzt wird. In Rummelsburg ist neben
Aufgrund dieser guten Zusammenarbeit steht              umgenutzten Fabrikanlagen das Heizkraftwerk
unser Bezirk für eine städtebauliche Vielfalt:          Klingenberg hervorzuheben, aber auch die Bei-
in den ehemaligen Dörfern Malchow, Warten-              spiele der wegweisenden Reformbewegung
berg und Falkenberg, deren Wurzeln bis in das           des Neuen Bauens. In Friedrichsfelde sind es
13. Jahrhundert zurückgehen, finden wir noch            gleichermaßen der Tierpark mit dem Schloss           Ihr Michael Grunst
heute landwirtschaftliche Höfe mit Wohn- und            Friedrichsfelde; der größte Landschaftstiergarten    Bezirksbürgermeister
                                                                                                                                                                1
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    LABORGEBÄUDE I.G. FARBEN AG, ACETA
    Gustav-Holzmann-Straße 4

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                                                                                                                                                                              ga

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    Architekt:       nicht bekannt

                                                                                                                                Lö
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    Bauzeit:         um 1926
                                                                                                                                                                       ße
    Bauherr:         Aceta GmbH                                                                                                                                 St
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    Sanierung:       2013 – 15                                                                                                                        ol
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                                                                                                                                                   -H
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    Architekt:       FORMATION A, Berlin                                                                                                      st
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    Bauherr:         Christian Boros

                                                                                                                      unter sowjetische Verwaltung gestellt. 1951 wurde
                                                                                                                      die Produktion wieder aufgenommen. Der VEB
                                                                                                                      Kunststoffwerk Aceta produzierte Gebrauchs-
                                                                                                                      gegenstände aus Perlon. Nachdem 1960 die
                                                                                                                      Nutzung des Markennamens Aceta verloren
                                                                                                                      ging, hieß die neue Produktbezeichnung „Dede-
                                                                                                                      ron“. Mit der Zuordnung des Betriebes zur Film­
                                                                                                                      fabrik Wolfen im Jahr 1969 endete die Geschichte
                                                                                                                      des Industrieareals.                                                    Reproduktion einer zeitgenössischen Darstellung der Fabrikanlage                                                                    Aufnahme der Eingangssituation an der Nordostseite des
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ­Gebäudes mit Werksteineinfassung und Schlussstein, 2018
                                                                                                                      Die Werkhallen waren dem Verfall preisgegeben
                                                                                                                      und wurden nach 1990 teilweise abgerissen.

                                                                                                                      Der schlichte Baukörper des ehemaligen
                                                                                                                      Laborgebäudes fällt im Vergleich mit Gebäu-
                                                                                                                      den gleicher Entstehungszeit auf dem Aceta-­                            Denkmalpflegerische Zielstellung
                                                                                                                      Gelände durch die hochrechteckigen Fenster                              Im Rahmen der Sanierung des Gebäudes wurde
                                                                                                                      auf, von denen jeweils zwei bzw. drei durch                             besonderes Augenmerk auf die Erneuerung
                                                                                                                      dunkle Klinkerplatten verbunden sind. Dadurch                           der Holzfenster im historischen Erscheinungs-
                                                                                                                      entsteht die Wirkung von querrechteckigen                               bild gelegt. Die dunklen Klinkerplatten zwischen
                                                                                                                      Fenstern. Einziges repräsentatives Element ist                          den Fenstern waren noch vorhanden, so dass
                                                                                                                      der vorgebaute Eingang auf der Nordostseite                             die ursprüngliche Wirkung wiederhergestellt
                                                                                                                      des Gebäudes mit Werksteineinfassung und                                werden konnte.
    Straßenansicht des sanierten ehemaligen Laborgebäudes, 2018                                                       Schlussstein.                                                           Die Fassadensanierung beinhaltete auch die
                                                                                                                      Das um 1926 errichtete Laborgebäude wurde                               Ergänzung von Formsteinen an den Fenster­
                                                                                                                      2013 von dem deutschen Medienunternehmer                                laibungen. Neben der Reparatur der Werkstein­
    Geschichte des Hauses                                         Ab 1897 wurde sie unter dem Warenzeichen            und Kunstsammler Christian Boros erworben,                              einfassung des repräsentativen Nordosteingangs
    Das ehemalige Laborgebäude der Aceta GmbH                     »Agfa« fortgeführt und ging 1925 in der I.G. Far-   der es zu einem Ateliergebäude mit 9 Ateliers                           wurde eine neue Eingangstür hergestellt.
    befindet sich auf einem der frühesten Industrie-              ben AG Berlin als Aceta GmbH auf. Hier wurde        für Bildende Künstler, Fotografen und Agen­                             Nachdem im Gebäudeinneren ein Substanz­
    areale von Rummelsburg. Hier wurde 1867 die                   Acetat-Kunstseide produziert. 1938 erfand der       turen umbauen ließ. 2017 erhielt das Projekt                            verlust nach umfangreicher Altlastensanierung
    Gesellschaft für Anilin-Fabrikation durch Carl                Chemiker Paul Schlack (1897 – 1987) in dem          eine Sonderauszeichnung im Rahmen der Ver-                              zu verzeichnen war, wurden die verbliebenen
    Alexander Martius und den Chemiker Paul                       Rummelsburger Betrieb das berühmte Perlon.          leihung des Bundespreises für Handwerk in                               historischen Spuren im Treppenhaus, an Wän-
    Mendelssohn Bartholdy gegründet, den Bruder                   Um 1940 arbeiteten bei Aceta etwa 1 500 Arbei-      der Denkmalpflege von der Deutschen Stiftung                            den und Geländern erhalten.
    des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy                   ter und Angestellte. Nach der teilweisen Zer-       Denkmalschutz und dem Zentralverband des
    und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn.                  störung im Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb      Deutschen Handwerks.
2                                                                                                                                                                                                                                                                Ausschnitt Stadtkarte mit Fabrikanlage der Aceta GmbH, um 1930   Innenansichten der umgestalteten Atelierräume              3
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2
    GUTSHOF MALCHOW
    Dorfstraße 9
                                                                 Wartenberg
                                                                           er Weg

    Architekt:       nicht bekannt
    Bauzeit:         1865 / 1890
    Bauherr:         vermutlich Paul von Fuchs

                                                    Dorfstraße
    Sanierung:       seit 2013
    Bauherr:         Stiftung Synanon

                                                                                    Ganz oben: Ausschnitt Klinkerfassade der ehem. Brennerei, 1993   Ganz oben: Hofansicht der leerstehenden Brennerei, 1993
                                                                                    Oben: Historische Postkarte Schloss Malchow, 1906                Oben: Ehemalige Brennerei nach der Sanierung und Umbau zur Küche und Speisesaal, 2018

                                                                                    Historischer Entwurf                                             es zeitweilig als Sommeraufenthalt.1734 wurde                 Das Gutshofgebäude entstand nach Umbauten
                                                                                    Das Straßendorf Malchow geht auf eine Sied­                      Malchow Vorwerk des Königlichen Amtes                         des alten Schlosses in den Jahren 1865 / 66 im
                                                                                    lungsgründung im 13. Jahrhundert zurück.                         ­Niederschönhausen. 1882 erwarb die Stadt                     Stil der Schinkel-Nachfolge. Bei dem Gutshaus
                                                                                    1375 erstmals als Rittergut erwähnt, ging der                     Berlin den Malchower Besitz. Auf den Lände­                  handelt es sich um einen breit angelegten,
                                                                                    Besitz 1684 an den späteren preußischen                           reien wurden Rieselfelder angelegt. In das                   zweigeschossigen Putzbau unter abgewalmtem
                                                                                    Staatsminister Paul von Fuchs über. In dieser                     Gutshaus zog der Inspektor ein. Ein Teil des                 Satteldach. Die achsiale Anlage wird durch
                                                                                    Zeit entstand das ursprüngliche Schloss des                       Geländes des ehemaligen Lustgartens wurde                    einen hervortretenden, dreiachsigen Mittelrisalit
                                                                                    Malchower Gutes. Nach dem Tod von Fuchs                           als Gärtnerei genutzt. Auf der anderen Seite                 betont, dessen Ecken abgerundet sind. An bei-
                                                                                    erwarb König Friedrich I. das Landgut und nutzte                  befanden sich Schweineställe.                                den Seiten sind pavillonartige Flügel angebaut.
4   Straßenansicht des sanierten Gutshauses, 2018                                                                                                                                                                                                                      5
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1    Herrenhaus Wohnen / Verwaltung
                                                                                                                                                             2    Pförtnerhaus Empfang
                                                                                                                                                             3    Kutscherhaus Wohnen / Verwaltung
                                                                                                                                                             4    Kutscherhaus Wäscherei Zweckbetrieb
                                                                                                                                                             5    Brennerei Küche / Speisesaal
                                                                                                                                                                                                                                                              8
                                                                                                                                                             6    Stallgebäude Mehrzweckhaus
                                                                                                                                                                                                                                                                                 9               10                     11
                                                                                                                                                             7    Freifläche Parken im Grünen                            7
                                                                                                                                                             8    Schleppdach Stellplätze
                                                                                                                                                             9    Scheune Hofwerkstatt
                                                                                                                                                                                                                                                6
                                                                                                                                                             10   Scheune Lager                                                                                                                                    12
                                                                                                                                                             11   Brandschaden Neubau Apartementhaus
                                                                                                                                                             12   Lager Lager
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       14
                                                                                                                                                             13   Werkstatt Sport- und Kulturwerkstatt
                                                                                                                                                             14   Orangerie Wohnen
                                                                                                                                                             15   Kfz Werkstatt Wasch- und Saunahaus                                                                                                                    13

                                                                                                                                                                  Einzeldenkmal                                                                  5                                    1                     15

                                                                                                                                                                                                                                                                  3
                                                                                                                                                                  Ensembleschutz
                                                                                                                                                                                                                                                         4

                                                                                                                                                                                                                                                                             2

                                                                                                                                                                                                                                                         Dorfstraße                                                                            N
                                                                                                                                                             Nutzungskonzept des Gutshofes nach der Umgestaltung, 2016
    Ehemaliges Kutscherhaus, 1993

                                                                                                           Zu dem Gut gehören weiterhin die ehemalige­       gerechte Sanierung des Gutshauses und der                       Jährlich können mehr als 500 Menschen aufge­                 Der Gutshof Malchow ist seit 1995 Bestandteil
                                                                                                           Brennerei und mehrere Stallgebäude, die um 1865   ehemaligen Brennerei wurde vom Landesamt                        nommen werden. Dauerhaft leben 85 bis 100                    des Denkmalbereiches (Ensemble) Dorfstraße
                                                                                                           mit gelben Backsteinfassaden errichtet wurden.    für ländliche Entwicklung und Flurneuordnung                    Bewohner auf dem Gutshof in einer Lebensge-                  Malchow. Das Guts- und das Kutscherhaus
                                                                                                           Die Gebäude und der Gutshof gehörten nach         mit einem Betrag von 300 000 € gefördert.                       meinschaft. Neben der Auseinandersetzung mit                 sind seit 1978 als Einzeldenkmale geschützt.
                                                                                                           1945 zum Volkseigenen Gut und dienten der         Ca. 16 % der Bauleistungen wurden von den                       der Sucht wurden die Zweckbetriebe das Herz-                 Die Stiftung Synanon erwarb und sanierte auch
                                                                                                           Futterproduktion. Später nutzte die landwirt-     Bewohnern des Gutes erbracht.                                   stück der Suchthilfe. Hier werden die Bewohner               das Wohnhaus Dorfstraße 10 und baute es für
                                                                                                           schaftlich-gärtnerische Fakultät der Humboldt-­                                                                   aus- und weitergebildet und auf ein eigenverant-             Wohngruppen um. Ein weiteres Projekt auf dem
                                                                                                           Universität bis 2005 das Gelände. Hier fanden     Synanon ist eine Suchtselbsthilfe-Gemeinschaft,                 wortliches Leben vorbereitet. Die Zweckbetriebe              Gutshof wird derzeit in Angriff genommen.
                                                                                                           experimentelle Pflanzungen statt. In den          die 1971 von Betroffenen für Betroffene gegrün-                 arbeiten in den Bereichen Umzüge, Reinigung,                 Das ehemalige Stallgebäude aus dem 18. Jh.
                                                                                                           Gebäuden waren Seminar- und Laborräume            det wurde. In diesem bundesweit einmaligen                      Malerei, Wäscherei, Tischlerei, Hauswartung,                 soll zum Wohnhaus mit 12 Wohn­einheiten (Nach­
                                                                                                           untergebracht.                                    Projekt „Aufnahme sofort“ werden jederzeit                      Reitschule, Bauhilfe, Garten- und Landschafts-               sorge-Projekt) und 10 Gemeinschaftszimmern
                                                                                                                                                             Menschen, die um Hilfe bitten, untergebracht.                   bau sowie Verwaltung.                                        umgebaut werden. Das dort geplante Wohn­
                                                                                                           Gegenwärtige Nutzung und Aktivitäten
                                                                                                           Nach Erwerb im Jahr 2013 begann die Stifung
                                                                                                           Synanon mit der denkmalgerechten Sanierung
                                                                                                           der Gutshofanlage.
                                                                                                           Alle Gebäude wurden gesichert und erhielten
                                                                                                           neue Dacheindeckungen. Bereits 2014 konnten
                                                                                                           die Wohn- und Verwaltungsräume des Guts-
                                                                                                           und Kutscherhauses bezogen werden.
                                                                                                           Zum 45-jährigen Jubiläum der Stiftung Synanon
                                                                                                           im Juni 2016 wurde nach der Sanierung die
                                                                                                           ehemalige Brennerei ihrer neuen Nutzung über­
                                                                                                           geben. Hier befinden sich die Gemeinschafts­
                                                                                                           küche, Speiseräume, Schulungs- und multi­
                                                                                                           funktionale Gemeinschaftsräume. Die denk­mal­-
6   Ausschnitt Klinkerfassade des Kutscherhauses, 1993   Kutscherhaus nach der Sanierung und Umbau, 2018                                                     Freiflächen in der Gutshofanlage, 2017                          Saniertes Wohnhaus Dorfstraße 10 für Wohngruppen, 2018       Geplante Umgestaltung des Stallgebäudes zum Mehrzweckhaus   7
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                                                                         modell für den nächsten Schritt in ein eigen-
                                                                         ständiges Leben ist verknüpft mit einem                   -Ko
                                                                                                                                       walk
                                                                                                                                           e-S
                                                                                                                                              tra
                                                                                                                                                 ße
                                                                                                                                                          TIERPARK UND SCHLOSS FRIEDRICHSFELDE
                                                                                                                               red                                                                                    Am Tierpark 39, 41
                                                                                                                            Alf
                                                                         Anstellungsverhältnis in den stiftungseigenen
                                                                         therapeutischen Zweckbetrieben.
                                                                         Daneben wurden bereits mehrere ehemalige                                                     Schloss    Bauzeit:         1695, 1800, 1917
                                                                         Nebengebäude in eine Kulturwerkstatt, Sport-                                                            Bauherr:         Benjamin Raulé u. a.
                                                                         scheune, Sauna und ein Waschhaus umgebaut.                                                              Restaurierung:   1966 – 81

                                                                                                                            park
                                                                         Auch der große Freiraum des Gutshofes wurde                                                             Architekt:       Institut für Denkmalpflege der DDR

                                                                                                                             Am Tier
                                                                         als Erholungsfläche umgestaltet.                                                                        Bauherr:         Magistrat der Stadt Berlin

                                                                                                                                                                      Tierpark   Bauzeit:         1954 – 55
                                                                                                                                                                                 Bauherr:         Magistrat der Stadt Berlin
                                                                                                                                                                                 Architekt:       Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv
                                                                                                                                                                                                  VEB Berlin-Projekt

                                                                         Fassadenausschnitt Gutshaus, 2018

8   Hofansicht der denkmalgerecht sanierten ehemaligen Brennerei, 2018                                                   Südansicht des Schlosses, 2018                                                                                    9
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Der Tierpark Berlin ist mit 160 ha Fläche der             holländischen Landhauses im Auftrag des kur-        Tanz- bzw. Festsaal im Obergeschoss. Die übri-
     größte Landschaftstiergarten in Europa. Seine             fürstlichen Generaldirektors der Marine, Benjamin   gen Räume wurden neu gestaltet und zum
     Entstehung basiert auf der Teilung Deutsch-               Raulé, erbaut. 1698 fiel das Schloss an den         Teil mit originalen Wandbespannungen des
     lands nach dem Zweiten Weltkrieg und dem                  preußischen König Friedrich I. und wurde in         18. Jahrhunderts versehen.
     Berliner Magistratsbeschluss vom 27.8.1954.               Schloss Friedrichsfelde umbenannt.                  Die großzügige Anlage des heutigen Tierparks
     Als Standort wurden der von Peter Joseph Lennè            Bereits 1719 fand die erste Erweiterung von         entspricht im Wesentlichen den Entwürfen von
     in den 1820er Jahren gestaltete Landschafts-              8 auf 11 Achsen und 1786 der Aufbau eines           Peter Joseph Lenné, der 1821 im Auftrag der
     park und das Schloss Friedrichsfelde gewählt,             Mansarddaches mit Mittelrisalit statt.              Familie von Treskow, die seit 1816 das Anwesen
     die nach der Enteignung zu verfallen drohten.             Bei der grundlegenden Rekonstruktion und            bewohnte, die Neugestaltung des Geländes
     In den Frühlingsmonaten 1955 wurde der Tier­              Restaurierung in den Jahren 1966 – 1981 wurde       übernommen hatte. Das als Einzeldenkmal
     park von Aufbauhelfern des Nationalen Auf-                die ursprüngliche Maßstäblichkeit weitgehend        geschützte Schloss Friedrichsfelde gehört zu
     bauwerks zunächst auf einer Fläche von 60 ha              berücksichtigt bzw. wiederhergestellt. Es wurde     den bedeutendsten erhaltenen Profanbauten
     unter Nutzung historischer Pläne der Parkan-              die Rückgewinnung des Zustandes des Schlos-         der Stadt und dokumentiert das hohe Niveau
     lage ­hergerichtet. In der Gründungsphase des             ses um 1800 angestrebt. Die Dreiecksgiebel          der Berliner Baukultur des Barock wie des
     Tierparks diente das Schloss provisorisch als             und die Reliefs der Giebelfelder wurden wieder      Klassizismus. 2009 wurde das Schloss an den
     Verwaltungssitz, in welchem der erste Tierpark-           aufgebaut.                                          Tierpark Berlin übertragen und der Förder-
     direktor Prof. Heinrich Dathe mit dem Team                Während die innenarchitektonischen Details,         verein von Tierpark Berlin und Zoo Berlin e. V.
     um den Architekten Heinz Graffunder arbeitete.            insbesondere die Stuckarbeiten, rekonstruiert       übernahm die museale Betreuung und Veran-
     Der historische Teil des Tierparks wird noch              worden sind, ist die dreiläufige Treppe mit         staltungsorganisation. Nach der Sanierung der
     heute durch das Schloss Friedrichsfelde und               einem reich geschmückten Geländer aus               Außenfassade und teilweise der Innenräume in
     dessen Park bestimmt.                                     Eichenholz vom Anfang des 18. Jahrhunderts          den Jahren 2009 /10 zog die Tierparkverwaltung­
     Das Schloss Friedrichsfelde wurde 1695 als                im Original erhalten geblieben. Schwerpunkte        mit Archiv und wissenschaftlicher Bibliothek in
     Schloss Rosenfelde im südlichen Teil der                  der Rekonstruktion waren das klassizistische        das Schloss, das weiterhin als Ausstellungs- und                                                                                         Ganz oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1967
                                                                                                                                                                                                                                                            Oben: Historische Aufnahme Schloss Friedrichsfelde, 1901
     damaligen Dorflage Rosenfelde in der Art eines            Treppenhaus und der im gleichen Stil gehaltene      Veranstaltungsort genutzt wird.

                                                                                                                                                                                                                                                            Denkmalpflegerische Zielstellung zu den Frei­
                                                                                                                                                                                                                                                            anlagen des Tierparks
                                                                                                                                                                                                                                                            Auch in den kommenden Jahren finden im Tier-
                                                                                                                                                                                                                                                            park notwendige Maßnahmen zur Attraktivitäts-
                                                                                                                                                                                                                                                            steigerung der Freianlagen und zur Einhaltung
                                                                                                                                                                                                                                                            des Tierschutzes statt.
                                                                                                                                                                                                                                                            Infolge neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse
                                                                                                                                                                                                                                                            sowie neuer Vorschriften sind zahlreiche
                                                                                                                                                                                                                                                            Anpassungen erforderlich. Das Ziel ist eine
                                                                                                                                                                                                                                                            ­zeitgemäße und artgerechte Tierhaltung und
                                                                                                                                                                                                                                                             -präsentation. Hierbei wird behutsam mit den
                                                                                                                                                                                                                                                             unter Denkmalschutz stehenden Frei- und
                                                                                                                                                                                                                                                             Gehegeanlagen und den Gebäuden des Tier-
                                                                                                                                                                                                                                                             parks umgegangen. Die Umbauten und Sanie-
                                                                                                                                                                                                                                                             rungen erfolgen unter Beachtung der bauzeit-
                                                                                                                                                                                                                                                             lichen Materialien und Ausstattungselemente
                                                                                                                                                                                                                                                             der Freianlagen, um dieses Zeitdokument der
                                                                                                                                                                                                                                                             Architektur und Landschaftsarchitektur der
                                                                                                                                                                                                                                                             1950er Jahre zu bewahren.
10   Plan des Gartens Friedrichsfelde von G. F. Werner, 1776   Ausschnitt Stadtkarte, 1931                         Entwurf für das Nordparterre von F. Wendland, 1975   Entwurf des Lage- und Perspektivplans für den Tierpark von Heinz Graffunder, 1964                                                                   11
DENKMALPFLEGE IM BEZIRK LICHTENBERG - Berlin.de
Oben: Terrassenüberdachung der sanierten Cafeteria, 2018                                     Blick in die ehemalige Cafeteria, heute Restaurant Patagona, 2018
     Unten links: Ausschnitt Ansichtskarte mit Blick über die Lamawiesen zur Cafeteria, um 1970
     Unten rechts: Ansichtskarte Sommergarten der Cafeteria, um 1970

                                                                                                  Cafeteria                                                           Der Tierpark steht als Denkmalensemble mit Pro­      bedienungsbuffet und eine Milchbar. Süd­lich
                                                                                                  Architekt:       Heinz Graffunder mit Entwurfskollektiv             menadenweg und Skulpturen, Gebäuden und              schloss sich ein repräsentativer Saalbereich
                                                                                                                   VEB Berlin-Projekt                                 dazugehörigen Freiflächen unter Schutz. Konsti-      mit einer Kapazität von 476 Plätzen an. In der
                                                                                                  Gartenarchitekt: Edith Bendig mit Entwurfskollektiv                 tuierender Bestandteil dieses Ensembles ist u. a.    Tiefe des Saales belichten Piacryl-­Ober­licht­
                                                                                                                   VEB Berlin-Projekt                                 das Baudenkmal Cafeteria, das sich nordöstlich       kuppeln mit 2,3 m Durchmesser den mit afrika-
                                                                                                  Bauzeit:         1957 – 63                                          der Hauptwegeachse des Tierparks befindet.           nischem Edelholz an den Wänden und mit
                                                                                                  Bauherr:         Magistrat der Stadt Berlin                         Die Cafeteria ist neben dem gleichzeitig errichte­   Eichenparkett als Fußboden ausge­statteten
                                                                                                  Umbau:           Kitzig Interior Design GmbH,                       ten Alfred-Brehm-­Haus von Heinz Graffunder          Tanzbereich.
                                                                                                                   Architectur Group, Bochum                          und Kollektiv einer der großen Gebäude im Park.      Der Speisesaal verfügte über 5 große Aquarien
                                                                                                  Bauherr:         Tierpark Berlin Friedrichsfelde GmbH               Das 88 m lange und 30 m breite, flache Haupt­        und 11 kleinere Becken mit tropischen See- und
                                                                                                                                                                      gebäude beherbergte ein 30 m ­langes Selbst­         Süßwasserfischen.
12                                                                                                                                                                                                                                                                           13
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     Die Cafeteria wurde gegenüber der Lamawiese
     auf leicht erhöhtem Niveau errichtet und um­fasst
                                                         Denkmalpflegerische Zielstellung Cafeteria
                                                         Am äußeren Erscheinungsbild der Cafeteria
                                                                                                                                                                                                                                                     ST.-ANTONIUS-HOSPITAL
     neben dem Restaurantgebäude einen Imbiss,           wurden keine baulichen Veränderungen durchge­                                                                                                                                                                                                                   Köpenicker Allee 39 / 63
     Skulpturenschmuck und Freiflächen.                  führt. Die Umbaumaßnahmen zum Restaurant
     Die Pergola aus L-förmigen Betonelementen           respektierten die bestehenden Raumstrukturen                                                                                                                                                Architekt:                                     Felix Angelo Pollak
     öffnet die Terrasse vor dem hohen Speisesaal        und Ausstattungselemente. So wurden im Saal                                                                                                                                                 Bauzeit:                                       1928 – 30
     in die Tierparklandschaft.                          das bauzeitliche Parkett, Linoleum und die                                                                                                                                                  Bauherr:                                       Kongregation d. Marienschwestern Breslau
                                                         Wand­täfelung erhalten. Bei der Renovierung                                                                                                                                                 Fassade
     2016 – 17 wurde die Cafeteria saniert und zum       wurde die Farbfassung der 1950er bis 1960er                                                                                                                                                 Sanierung:                                     2017
     Restaurant „Patagona“ umgebaut. Die Gebäude­        Jahre wieder hergestellt.                                                                                                                                                                   Architekt:                                     Dipl.-Ing. T. Neumann, Rüdersdorf
     hülle und die Innenraumstruktur wurden in allen     Im Ausgabebereich der Küche wurde die                                                                                                                                                       Bauherr:                                       Erzbistum Berlin
     Bereichen erhalten.                                 abgehängte Decke entfernt und die Sheddach-
     Lediglich die Aquarien wurden stillgelegt und in    konstruktion von innen fachgerecht saniert.
     die vorhandenen Öffnungen Bilder und Monitore       Nach dem Küchenumbau sind im Bereich des

                                                                                                                                                                                                                                                                         Straße
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Rheinpfalza
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    llee
     eingesetzt. Die neuen Möbel wurden dem Stil         Fußbodens und an der Decke die bauzeit­

                                                                                                                                                                                                                                                                            Zoschke-
     der 1960 er Jahre angepasst.                        lichen Strukturen der ehemaligen Küche und

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Straße
                                                                                                                                                                                                                                                                  Johannes-
                                                         Essensausgabe gut ablesbar.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Neuwieder
                                                                                                                                                                                                                                                                     k
                                                                                                                                                                                                                                                                ec
                                                                                                                                                                                                                                                             ds                        Kö
                                                                                                                                                                                                                                                          lan                            pe
                                                                                                                                                                                                                                                                                            nic
                                                                                                                                                                                                                                                        Ro                                     ke
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  rA
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    lle
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       e

                                                                                                                                                                                                                                                         Wald
                                                                                                                                                                                                                                                              o
                                                                                                                                                                                                                                                             wall
                                                                                                                                                                                                                                                                ee
                                                                                                         Links: Blick in den Gastraum, 2018
                                                                                                         Oben: Historische Aufnahme mit Blick in den Gastraum der
                                                                                                         Cafeteria, 1964

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DENKMALPFLEGE IM BEZIRK LICHTENBERG - Berlin.de
Historischer Entwurf und Geschichte des Hauses      Skelettbau zu finden: die verschiedenfarbigen
     Auf einem 2,4 ha großen Areal im Ortsteil Karls­    Fliesen in den einzelnen Stockwerken und
                                                                                                                                                                                                                                    1
     horst wurde ein sogenanntes Freilicht- und          die Bauplastik der Antoniusfigur an der Ein-
     Freiluft­krankenhaus für 300 Patienten gebaut.      gangsfront, die einen wichtigen Kontrapunkt
                                                                                                                                                                                                                      2. Obergeschoss            2
     Die um einen halboffenen Hof mehrflügelig           zur Flächigkeit der Fassade bildet.
     gegliederte Anlage wurde im Stil der Bauhaus-                                                                                                                                                                    1 Liegehallen
     architektur von F. A. Pollak entworfen. Der neue    Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Sowjeti­                                                                                                                  2 Krankenräume

     inhaltliche Gedanke lautete: von der Individual-    sche Militäradministration in das Gebäude.
     medizin zur Sozialmedizin.                          Von 1964 – 1990 war es Sitz des Ministeriums                                                                                                                                            4
     Das St.-Antonius-Hospital war nach der Fertig-      für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft                                                                                                                     3        3
     stellung das modernste Krankenhaus Berlins.         der DDR. Mit der Rückübertragung der Liegen-
     Es verfügte über eine internistische Klinik, eine   schaften 1990 übernahm der St. Marien e. V.                                                                                                                  1. Obergeschoss            3
     chirurgische und gynäkologische Abteilung.          die Verwaltung von Gelände und Gebäude.                                                                                                                                                                                 9
                                                                                                                                                                                                                      3 Krankenräume
                                                         Die Katholische Hochschule für Sozialwesen
                                                                                                                                                                                                                      4 Operationsraum
     Der schlichte Flügelbau mit Flachdächern wirkte     Berlin konnte 1991 ihren Lehrbetrieb in dem
     vor allem durch die ausgewogene Proportion          Gebäudekomplex aufnehmen.                                                                                                                                                                                  10
                                                                                                                                                                                                                                                 8
     der Baumassen. Die weißen Wandflächen bilde­                                                         Ausschnitt Stadtkarte, 1931
                                                                                                                                                                                                                           7        7                                                9
     ten einen Kontrast zu den zahlreichen Kiefern       Nach der Brandschutzsanierung und dem Um­­
     auf dem parkartigen Gelände. Die großzügigen        bau der ehemaligen Kapelle zur Aula wurden
                                                                                                                                                                                                                      Erdgeschoss                7
     Dachterrassen mit offenen und gedeckten             2017 die Fassaden instandgesetzt und die                                                                                                                                                                        7
     Dachliegehallen dienten der Frischlufttherapie.     Außen­anlagen neu gestaltet. Mit der Fassaden­                                                                                                               5    Aufnahme
     Eine Vielzahl von architektonischen Details sind    instand­setzung erfolgte eine Aufarbeitung der                                                                                                               6    Vestibül                  5    6
                                                                                                                                                                                                                                                                7
     noch heute in und an dem Mauerwerks- und            Kastendoppelfenster.                                                                                                                                         7    Krankenräume
                                                                                                                                                                                                                      8    Operationsräume
                                                                                                                                                                                                                      9    Schwesternwohnräume
                                                                                                                                                                                                                      10   Kapelle
                                                                                                                                                                                                                                                                             7

                                                                                                                                                                                                                      Schematische Grundrisse des St.-Antonius-Hospitals mit
                                                                                                                                                                                                                      ­Nutzungsbereichen

                                                                                                                                                                                                                      Denkmalpflegerische Zielstellung
                                                                                                                                                                                                                      Die Fassadeninstandsetzung wurde nach restau-
                                                                                                                                                                                                                      ratorischen Befunden durchgeführt. Wesentlich
                                                                                                                                                                                                                      war die Erhaltung der architektonischen Gliede-
                                                                                                                                                                                                                      rung, die durch die Gesimse, Lisenen und
                                                                                                                                                                                                                      Putzstruktur geprägt ist. Dabei wurden neben
                                                                                                                                                                                                                      der teilweisen Putzerneuerung einige der Beton­
                                                                                                                                                                                                                      gesimse und -lisenen grundhaft saniert, da hier
                                                                                                                                                                                                                      bereits Korrosionsschäden an der Bewehrung
                                                                                                                                                                                                                      auftraten. Die Gesimse wurden bauzeitlich mit
                                                                                                                                                                                                                      Zinkblech abgedeckt.
                                                                                                                                                                                                                      Die Fenster als wichtiges Gestaltungselement
                                                                                                                                                                                                                      des Gebäudes konnten in der Mehrzahl erhalten
                                                                                                                                                                                                                      und denkmalgerecht saniert werden. Risse in
                                                                                                                                                                                                                      der Skulptur der Figur des Heiligen Antonius
                                                                                                                                                                                                                      und der Einfassung wurden durch einen Restau­
                                                                                                                                                                                                                      rator denkmalgerecht instandgesetzt und mit
                                                                                                                                                                                                                      einem neuen Anstrich versehen.
16   Historische Ansichtskarte                                                                            Aufnahme der Aula vor 1945 und nach der Sanierung, 2013   Historische Aufnahme des Innenhofes mit Arkaden                                                                      17
5
     FLUGZEUGHALLEN DER EHEM. FLIEGERSTATION                                                                  Rhe
                                                                                                                 inste
                                                                                                                      instr
                                                                                                                           aße
                                                                                                                                                                                                                                                                              eine Fliegerabteilung mit Flugzeughallen unter-
                                                                                                                                                                                                                                                                              schiedlicher Bauart aufgebaut. Von diesen sind
     Köpenicker Allee 121 / 153
                                                                                                                                                                                                                                                                              sechs Flugzeughallen fast vollständig erhalten,
                                                                                                                                                                pla
                                                                                                                                                                   tz                                                                                                         obwohl mit dem Versailler Vertrag von 1919
                                                                                                                                                             lug
                                                                                                                                                          nF
                                                                                                                                                 Am
                                                                                                                                                      alte                                                                                                                    dem Deutschen Reich das Unterhalten von
                                                                                                                                                                                                                                                                              Luftstreitkräften verboten war. Die Mehrzahl
                                                                                                                                                                                                                                                                              der Hallen und Werften in Deutschland mussten

                                                                                                                                 Kö
                                                                                                                                    p
     Architekt:         Josef Rank                                                                                                                                                                                                                                            abgerissen oder für die Benutzung durch Flug-

                                                                                                                                  en
                                                                                                                                    ick
                                                                                                                                        er
     Bauzeit:           1917 – 19                                                                                                                                                                                                                                             zeuge unbrauchbar gemacht werden.

                                                                                                                                        All
                                                                                                                                            ee
     Bauherr:           Intendantur der Luftstreitkräfte,
                        Militär-Neubauamt                                                                                                                                                                                                                                     Die sechs stützenfreien Flugzeughallen, die sich
                                                                                                                                                                                                                                                                              ca. 100 m von der Köpenicker Allee entfernt
                                                                                                                                                                                                                                                                              befinden, sind dreiteilig gegliedert. Mit einer
                                                                                                                                                                                                                                                                              Größe von 66 m Länge, 22,7 m Breite und 9,5 m
                                                                                                                                                                                                                                                                              Höhe sind sie mit drei gleichen 4 m hohen
                                                                                                                                                                                                                                                                              Schalenkuppeln in einem Radius von 18,5 m
     Geschichte der Anlage                                  war eine freitragende Konstruktion mit Stahl­   Das Gelände unweit des Siedlungsbereiches an                                                                                                                      überwölbt. Die Hallen aus Eisenbetonkonstruk-
     Zwischen Berlin und Köpenick wurde 1820 das            trägern auf einem schienengebundenen Roll­      der Waldowallee bot durch die Lage zwischen                                                                                                                       tion verfügten in den Fassaden zum Flugplatz
     Vorwerk Carlshorst angelegt. Schon 1860 setzte         wagen. Bereits 1912 wurde der Luftschiffbau     der Niederschlesich-Märkischen Eisenbahn                                                                                                                          über große Hallentore und sparsamen, dem
     neben der Entwicklung zum Vorort eine militäri-        durch die Siemens-Schuckert-Werke wieder        und der Ostbahn gute Voraussetzungen für die                                                                                                                      Jugendstil entlehnten, Schmuckelementen.
     sche Nutzung ein. Ende 1909 wurde zwischen             aufgegeben und die Halle 1920 abgerissen.       Anlage einer Fliegerstation und erhielt einen                                                                                                                     Die ca. 6 m großen Öffnungen im Scheitel
     der Siedlung und der Wuhlheide die erste dreh-         Im Rahmen des Hindenburg-Programms über-        eigenen Gleisanschluss.                                                                                                                                           der flachen Kuppeln waren als Oberlicht mit
     bare Luftschiffhalle der Welt auf dem damaligen        trug die Gemeinde Friedrichsfelde 1917 dem      Im Ersten Weltkrieg erlangten die Luftstreitkräfte                                                                                                                8 Betonrippen ausgebildet und mit Glasbau­
     Landgut von Wilhelm v. Siemens errichtet. Die          Heeresfiskus einen großen angrenzenden          immer größere Bedeutung für die Kriegsführung.                                                                                                                    steinen geschlossen.
     135 m lange, 25 m breite und 25 m hohe Halle           Bereich zur Anlage eines Militärflugplatzes.    In dieser Zeit wurde auf dem Biesdorfer Gelände                                                                                                                   Die großen Toröffnungen zur Flugfeldseite wur-
                                                                                                                                                                        Lageplan der Flugzeughallen Berlin-Friedrichsfelde und der drehbaren Luftschiffhalle, 1917            den im Zusammenhang mit den Festlegungen
                                                                                                                                                                                                                                                                              des Versailler Vertrages und den nachfolgenden
                                                                                                                                                                                                                                                                              Nutzungen geschlossen.

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                                                                                                                                                                                                                                                                              nach Berlin, wurde auch die Fläche des Flug-
                                                                                                                                                                                                                                                                              platzes Eigentum der Stadt Berlin. Teile davon
                                                                                                                                                                                                                                                                              sind parzelliert worden und es entstand die
                                                                                                                                                                                                                                                                              Siedlung Biesenhorst. Die Flugzeughallen
                                                                                                                                                                                                                                                                              wurden nach 1920 durch verschiedene Betriebe
                                                                                                                                                                                                                                                                              und Behörden genutzt. So war mit kurzen
                                                                                                                                                                                                                                                                              Unterbrechungen seit den 1930er Jahren bis
                                                                                                                                                                                                                                                                              1990 beispielsweise ein Teil der Forschungs­
                                                                                                                                                                                                                                                                              anstalt für Schifffahrt, Wasser-­und Grundbau
                                                                                                                                                                                                                                                                              (FAS) hier ansässig. Die stützenfreien Hallen
                                                                                                                                                                                                                                                                              waren für wasserbauliche Versuche gut geeignet.
                                                                                                                                                                                                                                                                              Während des Zweiten Weltkriegs traf eine Bombe
                                                                                                                                                                                                                                                                              die südlichste Halle, so dass von ihr nur noch
                                                                                                                                                                                                                                                                              eine Kuppel vorhanden ist. Nach Kriegsende
                                                                                                                                                                                                                                                                              wurde das Karlshorster Militärgelände als Haupt­
                                                                                                                                                                                                                                                                              quartier der Sowjetischen Militäradministration
                                                                                                                                                                                                                                                                              Deutschland (SMAD) genutzt, später der Sowje-
                                                                                                                                                                                                                                                                              tischen Kontrollkommission übertragen und bis
                                                                                                                                                                                                                                                                              1993 als Sperrgebiet ausgewiesen.
18   Dreiteilige Flugzeughalle, 2018                                                                        Ausschnitt Stadtkarte, 1931                                 Historische Ansichtskarte des Luftschiffs der Siemens-Schuckert-Werke und der Luftschiffhalle, 1911                                                      19
Rückansicht Luftschiffhalle, 2018                                                                 Ganz oben: Innenaufnahme einer Luftschiffhalle, 2014
                                                                                                       Oben: Ausschnitt aus Entwurfszeichnung zur Flugzeughalle, 1917

                                                                                                       Die Flugzeughallen sind ein bemerkenswert
                                                                                                       frühes Beispiel der Entwicklung des Stahl­
                                                                                                       betons und ein wertvolles bauliches Zeugnis
                                                                                                       der Geschichte der Luftfahrt, besonders der
                                                                                                       Militärluftfahrt. Ihre Erhaltung ist von großer
                                                                                                       Bedeutung, da vergleichbare Anlagen dieser
                                                                                                       Zeit nicht mehr existieren.
                                                                                                       Die sechs Flugzeughallen bilden mit ihren fla-
                                                                                                       chen Kuppeln einen besonderen Akzent und
                                                                                                       sind in ihrer Reihung außergewöhnlich. Sie
                                                                                                       ­wurden als erhaltener Teil der „Fliegerstation
                                                                                                        Berlin-Friedrichsfelde“ in Karlshorst 1997
                                                                                                        als Baudenkmale einer Gesamtanlage in die
                                                                                                        Denkmalliste Berlin eingetragen.
                                                                                                        Trotz jahrelangen Leerstandes wurden 4 Hallen
                                                                                                        von einem Investor erworben, der diese in das
                                                                                                        Konzept des neu entstandenen Wohngebiets
                                                                                                        „Gartenstadt Karlshorst“ einbeziehen und zu
                                                                                                        Mehrfamilienhäusern umbauen möchte.
                                                                                                        Die beiden nördlichen Hallen sind nach wie
                                                                                                        vor im Eigentum der Russischen Föderation.
20   Bestandsaufnahme des bauzeitlichen Zustands, Ansicht Südwest und Deckenuntersicht Kuppeln, 2003                                                                    Kuppelprojektion Hangar 6 mit erhaltenen bauzeitlichen Füllungen aus Glasbausteinen, 2012   21
6
     FORSCHUNGSGEBÄUDE DES VEB ELEKTROKOHLE
     Herzbergstraße 139

                                                                                                                          Vulkanstraße
     Architekt:      nicht bekannt
     Bauzeit:        um 1953
     Bauherr:        VEB Elektrokohle Lichtenberg
     Sanierung:      2017
                                                                                                                                                Herzbergstraße
     Architekt:      plus 4930 Architektur, Berlin
     Bauherr:        Dong Xuan GmbH

                                                                                                                                                                   Innenansicht Treppenhaus, 2018                                Hofansicht des zum Hotel umgebauten ehemaligen Forschungsgebäudes, 2018

                                                                                                                                                                                                                                 den sowjetischen Bedarf Elektroden, Kohlestifte              siedelten sich mittelständische Firmen an und
                                                                                                                                                                                                                                 aber auch Kuchenbleche und Kohlekästen für                   seit 2005 entstand auf dem südlichen Teil des
                                                                                                                                                                                                                                 die Berliner hergestellt.                                    Betriebsgeländes ein asiatisches Handels­
                                                                                                                                                                                                                                 1953 erfolgte die Rückgabe des Werkes und die                unternehmen, das Dong Xuan Center, dessen
                                                                                                                                                                                                                                 Umbenennung in VEB Elektrokohle Lichtenberg                  Namensgeber der größte und zugleich älteste
                                                                                                                                                                                                                                 EKL. Seit Mitte der 1950er Jahre entstanden                  Markt der vietnamesischen Hauptstadt ist.
     Ganz oben: Aufnahme des Forschungsgebäudes, 1980     Straßenansicht nach dem Umbau und der Sanierung, 2018                                                                                                                  soziale, kulturelle und medizinische Einrichtun-             Das ehemalige Forschungsgebäude des EKL
     Oben: Innenaufnahme vor der Sanierung, 2014
                                                                                                                                                                                                                                 gen auf dem Gelände; Betriebsanlagen wurden                  an der Herzbergstraße ist 2017 saniert worden
                                                                                                                                                                                                                                 erweitert und ein Forschungsgebäude errichtet.               und bildet den ersten Bauabschnitt der Neu­
     Geschichte des Hauses                                Werkteile, die durch Anschlussgleise mit dem            umgewandelt, die zeitwiese über 70 % des                                                                       Nachdem das EKL 1967 Kombinatsbetrieb des                    gestaltung der straßenbegleitenden Bebauung.
     Die Brüder Werner, Wilhelm und Karl von Siemens      Lichtenberger Bahnhof verbunden wurden.                 europäischen Elektrodenbedarfs produzierte.                                                                    Chemiekombinates Bitterfeld wurde, war das                   Die zeitlose Industriearchitektur dieses Baudenk-
     gründeten 1872 in Charlottenburg zur Fabrik­a­tion   Dort wurden neben Kohlestiften und -bürsten,            Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten                                                                 Werk Alleinhersteller sämtlicher Arten technischer           mals hat den Leerstand gut überstanden. Das
     von Bogenlicht- und Spezialkohle das Unter-          Mikrophonkohlen, Kohlenstoffelek­troden auch            produzierten die Siemens-Plania-Werke bis                                                                      Kohle und eines der bedeutendsten Exportunter-               ehemalige Laborgebäude ist respektvoll unter
     nehmen Siemens & Co. Nach wenigen Jahren             Formteile aus Kohlenstoff und Naturgraphit              1945 ausschließlich für die Rüstung. Bei den                                                                   nehmen der DDR.                                              Erhaltung des ursprünglichen Charakters saniert
     gründeten sie in Lichtenberg unter dem Namen         produziert.                                             Luftangriffen ab 1944 wurde das Lichtenberger                                                                  Mit 2 700 Mitarbeitern im Jahr 1990 wurde der                und zum Beherbergungsbetrieb umgebaut wor­
     Siemens & Halske ein zweites Unternehmen.            Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte das Werk          Werk schwer beschädigt und nach 1945 die                                                                       Betrieb in die Elektrokohle AG umgewandelt,                  den. Das Gebäude gehört zum Ensemble der
     Auf dem ca. 120 000 m² großen Gelände ent-           in Lichtenberg mit der Plania AG und wurde in           unzerstörten Teile demontiert. Als Sowjetische                                                                 die aber 1997 die Produktion von Kohlen                      Siemens-Plania-Werke als Teil der schützens­
     standen eine Kohlestiftefabrik und drei weitere      die Siemens-Planiawerke AG für Kohlefabrikate           Aktiengesellschaft (SAG) wurden vorrangig für                                                                  einstellte. Nach dem Abriss mehrerer Gebäude                 werten Werksfront an der Herzbergstraße.
22                                                                                                                                                                 Ausschnitt Stadtkarte mit den Siemens-Planiawerken AG, 1931                                                                                                                    23
7
     POSTAMT LICHTENBERG 1
     Dottistraße 12 – 16

     Architekt:                    Adolf Mattheus
     Bauzeit:                      1925 – 27
     Bauherr:                      Oberpostdirektion Berlin W
     Umbau:                        1930
     Sanierung:                    2015 – 18
     Architekt:                    archis, Karlsruhe
     Bauherr:                      Dolphin Trust GmbH, Langenhagen
                          Ra
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                                          Dottistra
                                                   ße
                                                            ße stra

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                                                        Rusche

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                                                                                                                                            Aufnahme des Schalterraumes des Postamtes Lichtenberg 1, 1934

                                                                                                                                            Geschichte des Hauses                                           programm mit Live-Berichten von der Olympi-     für das Fernsprechamt Lichtenberg errichtet.
                                                                                                                                            Das ehemalige Postamt Lichtenberg 1 war die                     ade sehen konnte.                               Das Postamt wurde aufgegeben und als Verwal-
                                                                                                                                            erste zentrale Poststelle in Lichtenberg nach                   Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die         tungseinrichtung des Fernamtes genutzt.
                                                                                                                                            der Bildung von Groß-Berlin.                                    Sowjetische Militäradministration in Deutsch-
                                                                                                                                            Der erste Umbau erfolgte bereits 1930, da eine                  land (SMAD) den Ostflügel des Gebäudes zur      Das ehemalige Postamt zählt zu den wenigen
                                                                                                                                            Telegrafen-Bauabteilung untergebracht werden                    Einrichtung eines sowjetischen Fernamtes und    im Bezirk errichteten öffentlichen Großbauten,
                                                                                                                                            musste und ein Anschluss an das Berliner                        errichtete 1950 mittig auf der Hofseite einen   in denen sich eine spätexpressionistische Bau-
                                                                                                                                            ­Rohrpostnetz erfolgte. Im Hofbereich entstan-                  Seitenflügel. Der Westflügel des Gebäudes       auffassung, insbesondere in der Fassaden­
                                                                                                                                             den weitere Gebäude und eine Fahrzeughalle.                    wurde als Deutsches Behördenfernamt genutzt.    gestaltung, widerspiegelt. Die Straßenfassade
                                                                                                                                             Vor den Olympischen Spielen 1936 wurde                         Aufgrund des erhöhten Platzbedarfes für die     ist horizontal gegliedert und das Erdgeschoss
                                                                                                                                             im Postamt eine von insgesamt 17 Berliner                      Sprachübertragung für Rundfunk und Fernse-      von drei darüber liegenden einheitlich gestal­
                                                                                                                                             „Fernsehstuben“ eingerichtet, in der man                       hen wurde auf der Südseite der Dottistraße zu   teten Geschossen durch ein schmales Natur­
                                                                                                                                             ­öffentlich auf zwei Bildschirmen das Fernseh-                 Beginn der 1960er Jahre ein Neubaukomplex       stein­gesims getrennt.
24   Aufnahme des Haupteingangs, um 1930                              Haupteingang zum „Carree Alte Post“ nach dem Umbau zum Wohnen, 2018                                                                                                                                                                    25
8
                                                                                                Auch das ehemalige Portal mit seinen dreieck­ig
                                                                                                vorspringenden Pfeilern und die reliefar­tigen
                                                                                                                                                                                                                  Frankf
                                                                                                                                                                                                                        urter Al
                                                                                                                                                                                                                                lee
                                                                                                                                                                                                                                      MILDRED-HARNACK-OBERSCHULE
                                                                                                Ornamente an der gesamten Front zeigen                                                                                                                                Schulze-Boysen-Straße 20
                                                                                                typisch expressionistische Gestaltungsele-
                                                                                                mente. Im Inneren zeugen davon noch die an                                                                                                    Architekt:   Gemeindebaurat Hans Schütte
                                                                                                Palmen erinnernden Säulen der ehemaligen                                                                                                      Bauzeit:     1904 – 05
                                                                                                Schalterhalle, die Türen und das Treppenhaus.                                                                                                 Bauherr:     Gemeinde Lichtenberg
                                                                                                                                                                           Jo
                                                                                                Das seit den 1970er Jahren unter Denkmal-                                    hn
                                                                                                                                                                                                                                              Sanierung:   2015 – 16

                                                                                                                                                                                                             ße
                                                                                                                                                                                -S

                                                                                                                                                                                                         tra
                                                                                                                                                                                  ieg
                                                                                                                                                                                     -S

                                                                                                                                                                                                      n-S
                                                                                                                                                                                        tra
                                                                                                schutz stehende Postamt wurde 2013 von                                                     ße
                                                                                                                                                                                                                                              Architekt:   esp eichler + seemann gmbh

                                                                                                                                                                                                   se
                                                                                                                                                                                                 oy
                                                                                                einem privaten Investor erworben und zum

                                                                                                                                                                                              -B
                                                                                                                                                                                                                                              Bauherr:     BA Lichtenberg, FB Hochbau

                                                                                                                                                                                            lze
                                                                                                                                                                                          hu
                                                                                                Wohnhaus mit 48 Eigentumswohnungen

                                                                                                                                                                                          Sc
                                                                                                umgebaut. Dieser erwarb auch die Nachbar-
                                                                                                grundstücke an der Dottistraße / Ruschestraße,
                                                                                                auf denen derzeit 91 Eigentumswohnungen
                                                                                                errichtet werden.

                                                                                                Denkmalpflegerische Zielstellung
                                                                                                Ziel der Maßnahmen waren die denkmalgerechte
                                                                                                Sanierung und Reparatur der Fassaden sowie
                                                                                                der Erhalt der historischen Fenster. Der histori-
                                                                                                sche Baukörper war nach Abbruch des hofseiti-
                                                                                                gen Anbaus wieder klar ablesbar. Aufgrund der
                                                                                                massiven Eingriffe im Inneren des Gebäudes
                                                                                                durch unterschiedliche Nutzungen waren nur
                                                                                                noch die historischen Treppenhäuser mit den
                                                                                                Flügeltüren zum Treppenhaus, die Palmensäulen
                                                                                                sowie das Foyer von der bauzeitlichen Ausstat-
                                                                                                tung erhalten. Ein Teil der Palmensäulen wurde
                                                                                                von Farbschichten befreit und die bauzeitliche
                                                                                                Flursituation nach historischen Fotos mit den
                                                                                                Bodenfliesen und der Stuckdecke rekonstruiert.
                                                                                                Das Eingangsfoyer mit der Rekonstruktion der
                                                                                                ehemaligen Eingangstüren wurde auf der Grund-
                                                                                                lage der Fotosammlung des Lichtenberger
                                                                                                Heimatarchivs aus den 1930er Jahren wieder-
                                                                                                hergestellt; die Baukeramik und das historische
                                                                                                Bodenniveau freigelegt.

     Eingangsbereich und Zugang zum Treppenhaus des ehemaligen Postamtes nach dem Umbau, 2018

26                                                                                              Die Schalterhalle vor der Sanierung, 2007           Straßenansicht des sanierten Schulgebäudes, 2018                                                                                             27
Geschichte des Hauses                            dig zerstört. Auch das Schulgebäude erlitt Schä-   markiert. Unterhalb der Fenster befinden sich
                                                                                                                                     Schon vor der Bildung der Landgemeinde Lich-     den, die nach dem Krieg beseitigt wurden. Ende     Buchstabenverzierungen als Schmuckelemente.
                                                                                                                                     tenberg im Jahr 1900 begann der Aufschwung       der 1960er Jahre entstand südlich der Frankfur-    Die Hoffassade ist durch zwei turmähnliche Eck­
                                                                                                                                     Lichtenbergs mit dem Ausbau der Ringbahn ab      ter Allee das Wohngebiet „Frankfurter Allee Süd“   risalite gegliedert und zwischen den Geschossen
                                                                                                                                     1867. Bis zur Erlangung des Stadtrechts 1907     mit mehr als 4 000 Wohnungen, in dem sich          mit Ornamentmustern aus Verblendziegeln
                                                                                                                                     kam es zu einem beispiellosen Wirtschafts- und   das Schulgrundstück befindet. Seit 1999 ist die    versehen. Der seitliche Hofeingang, eine Jugend-
                                                                                                                                     Bevölkerungswachstum. Neue Wohngebiete           Schule Staatliche Europaschule Berlin.             stil-Pfeilerarchitektur, und das eingeschossige
                                                                                                                                     mussten erschlossen und mit einer angemesse-                                                        Aula- und Turnhallengebäude bilden den bauli-
                                                                                                                                     nen Infrastruktur versehen werden; wie dem       Der viergeschossige Putzbau mit seinen lang­       chen Abschluss. Die Fenster sind zwischen
                                                                                                                                     Neubau von Schulen.                              gestreckten schlichten Fassaden auf der Straßen-   Strebe­pfeilern ebenfalls in Jugendstilformen
                                                                                                                                     Auf dem Grundstück der ehemaligen Pfarr-         und Hofseite ist im Souterrain und Erdgeschoss     ausgebildet.
                                                                                                                                     straße 7/8 wurde eine Gemeinde-­Doppelschule     mit Kalkstein rustiziert. Beide Fassadenseiten     2005 bis 2006 wurde die Turnhalle saniert und zu
                                                                                                                                     als 8. Gemeindeschule für Mädchen und            sind durch übergiebelte Mittelrisalite und zwei    einer Mehrzweckhalle umgebaut. Mit der letzten
                                                                                                                                     9. Ge­meindeschule für Jungen errichtet.         große Treppenhausfenster betont. Die Straßen-      Sanierungsmaßnahme wurden die Fassaden,
                                                                                                                                     Am Ende des Zweiten Weltkriegs war die Be­       fassade hat einen aus Kalkstein rustizierten       das Dach, Fenster und Außentüren des Schul­
                                                                                                                                     bauung an der Frankfurter Allee fast vollstän­   Portalvorbau, der den Haupteingang der Schule      gebäudes denkmalgerecht erneuert.
     Eingangsbereich zum Schulhof von der Schulze-Boysen-Straße, 2018   Ausschnitt Stadtkarte mit freistehendem Schulgebäude, 1928

28   Historische Ansichtskarte des Schulgebäudes mit Turnhalle, 1918                                                                 Hoffassade vor der Sanierung                                                                        Ausschnitt der Hoffassade, 2018                    29
9
     STÄDTISCHER ZENTRALFRIEDHOF                                                                                                                                                                                                                                                eines 1945 vom Magistrat von Groß-Berlin aus-
                                                                                                                                                                                                                                                                                gelobten Architektenwettbewerbs.
     Gudrunstraße                                                                                                                                                                                                                                                               Als letzte Ruhestätte bedeutender Persönlich-
                                                                                                                                                                                                                                                                                keiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst, Kultur
     Gartenarchitekt:   Stadtgartendirektor Herrmann Mächtig                                                                                                                                                                                                                    und der Arbeiterbewegung ist der 32 ha große

                                                                                                                                                                            e
                                                                                                                                                                           traß
     Bauzeit:           1881                                                                                                                                                                                                                                                    Friedhof heute ein Spiegel politischer Ereig­

                                                                                                                                                                      el-S
                                                                                                                                                                        b
                                                                                                                                                                                                                                                                                nisse und geistig-kultureller Strömungen des

                                                                                                                                                                    -Be
     Bauherr:           Magistrat der Stadt Berlin

                                                                                                                                                                     ust
                                                                                                                                                                                                                                                                                20. Jahrhunderts.

                                                                                                                                                                 Au g
     Zaunanlage:        1960
                                                                                                                 Rüdige
                                                                                                                         rstraße
     Künstler:          Fritz Kühn
                                                                                                                           aße
     Restaurierung:     2017                                                                                     Gu
                                                                                                                   dru
                                                                                                                      nstr
                                                                                                                                                                                                                                                                                Anfang der 1950er Jahre wurde nach einem
     Bauherr:           Bezirksamt Lichtenberg                                                                                                                                                                                                                                  Beschluss des Magistrats der Haupteingang an
                                                                                                                                                                                                                                                                                der Gudrunstraße durch den Kunstschmied
                                                                                                                                                                                                                                                                                und Bildhauer Fritz Kühn neu gestaltet. Er hat
                                                                                                                                                                                                                                                                                eine 55 m lange Toranlage mit acht Durchgangs-
                                                                                                                                                                                                                                                                                toren aus Metall geschaffen. Die Metalltore des
                                                                                                                                                                                                                                                                                Haupteingangs zum Städtischen Zentralfriedhof
                                                                                                                                                                                                                                         N                                      sind prägend für das Erscheinungsbild der
                                                                                                                                                                                                                                                                                Gesamtanlage.
                                                                                                                                                                                                                                                                                „Einfach, klar und würdevoll mussten sie gestal-
                                                                                                                                                                                                                                                                                tet werden“, umschrieb Fritz Kühn seine künst-
                                                                                                                                                                                                                                                                                lerische Absicht rückblickend. Er konzipierte sie
                                                                                                                                                                                  Oben: Historische Aufnahme am Zugang zum Friedhof      Lageplan des Entwurfs der Zaunanlage   als „raumabschließendes Mittel der Garten­
                                                                                                                                                                                  Unten: Fertiggestellte Zaunanlage, um 1960
                                                                                                                                                                                                                                                                                gestaltung“ und als „optische Begrenzung“, die
                                                                                                                                                                                                                                                                                Ausblick und zugleich Geborgenheit vermitteln
                                                                                                                                                                                                                                                                                sollte. Die weite Stabteilung wollte „einen guten
                                                                                                                                                                                                                                                                                Einblick in die schönen Anlagen und Baumgrup-
                                                                                                                                                                                                                                                                                pen des dahinter liegenden Friedhofs“ gewäh-
                                                                                                                                                                                                                                                                                ren1. Diese Toranlage zählt zu den gelungenen
                                                                                                                                                                                                                                                                                Beispielen der Nachkriegsmoderne der DDR
                                                                                                                                                                                                                                                                                und steht seit 1995 als Bestandteil der Gesamt-
                                                                                                                                                                                                                                                                                anlage des Friedhofs unter Denkmalschutz.

                                                                                                                                                                                                                                                                                Denkmalpflegerische Zielstellung
                                                                                                                                                                                                                                                                                In den Jahren 2016 bis 2017 ist die Toranlage
                                                                                                                                                                                                                                                                                umfassend denkmalgerecht saniert worden. Ziel
                                                                                                                                                                                                                                                                                der Restaurierung war es, die noch vorhandene
                                                                                                                                                                                                                                                                                Originalsubstanz der Toranlage vor weiter fort-
                                                                                                                                                                                                                                                                                schreitenden Korrosionsschäden zu schützen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                Bei starken Schädigungen wurden Einzelteile
     Zaunanlage nach der Restaurierung, 2018                                                                     Detail der Schlossausbildung mit doppeltem Anschlag, 2018                                                                                                      teilweise originalgetreu ergänzt. Die Metallele-
                                                                                                                                                                                                                                                                                mente der Toranlage erhielten einen zeitgemäßen
     Geschichte                                                Begräbnisstätte bevorzugt. Der Friedhof lag       beigesetzt und nach ihrer Ermordung 1919 auch                                                                                                                  Korrosionsschutz sowie eine dem Originalzustand
     Der im Mai 1881 eingeweihte Berliner Gemeinde­            zu dieser Zeit außerhalb der Stadt Berlin und     Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Das aus                                                                                                                    entsprechende Farbbeschichtung. In diesem
     friedhof zu Friedrichsfelde war der erste große           war zunächst über eine Pferdebahn und später      diesem Anlass 1926 nach Entwurf Mies van der                                                                                                                   Zusammenhang war es erforderlich die gemauer-
     kommunale Parkfriedhof der Stadt Berlin.                  durch die Königliche Ostbahn mit der Stadt        Rohe‘s errichtete Revolutionsdenkmal wurde                                                                                                                     ten Pfeiler, an denen die Metalltore verankert sind,
     Er wurde bis zur Jahrhundertwende fast aus-               ver­bunden. Als kommunaler Friedhof entwickelte   1935 vom NS-Regime zerstört. Eine Gedenkstele                                                                                                                  ebenfalls zu sanieren. Nur so konnte die Nach-
     schließlich für Armenbegräbnisse aller Kon­               er sich zum traditionellen Begräbnis­platz für    erinnert seit 1983 an diesen Standort. 1951 ent-                                                                                                               haltigkeit der Sanierung der Tore sichergestellt
     fessionen genutzt, danach zunehmend von                   Persönlichkeiten der Arbeiterbewegung. Im         stand nach Entwürfen u. a. von Reinhold Lingner                                                                                                                werden. Durch diese Maßnahmen wurde die
     wohlhabenden Berliner Bürgerfamilien als                  August 1900 wurde Wilhelm Liebknecht hier         die Gedenkstätte der Sozialisten, ein Ergebnis                                                                                                                 Toranlage für einen längeren Zeitraum gesichert.
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     RATHAUS LICHTENBERG                                                                                                                                                           Das Gebäude ist im eigenen „Rathausstil“ jener
                                                                                     Pa
                                                                                          rka
                                                                                               ue                               Geschichte des Hauses
                                                                                                                                Die rasante Entwicklung der Landgemeinde Lich-     Zeit errichtet worden. Vorbild für die äußere
     Möllendorffstraße 6                                                                                                        tenberg in den letzten zwei Jahrzehnten des        Gestaltung war die norddeutsche Backsteingotik
                                                                                                                                ­19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte     in den Formen der Spätgotik. Als Baumateria-

                                                                                              e
                                                                                          raß
                                                                                                                                 es erforderlich, für die wichtigsten Gemeinde­    lien wurden rote Ziegel und dunkle Glasursteine

                                                                                           t
     Architekt:     vermutl. Franz Knipping,

                                                                                      rffs
                                                                                    do
                                                                                                                                 behörden entsprechende Diensträume zu             zur Fassadengestaltung verwendet.

                                                                                   llen
                    Gemeindebaumeister in Lichtenberg

                                                                                                    Ra
                                                                                   Mo

                                                                                                       tha
     Bauzeit:       1896 – 98 / Umbau 1907 – 08                                                                                  schaffen. Deshalb beschloss die Lichtenberger     Das Innere des Gebäudes wird ebenfalls von

                                                                                                           us
                                                                                                           tras
                                                                                                                                 Gemeindevertretung auf Initiative des Gemeinde­   spätgotischen Formen geprägt. Imposant wirkt

                                                                                                             ße
     Bauherr:       Landgemeinde Lichtenberg
     Dachsanierung: 2017 – 18                                                                                     Dottistra
                                                                                                                           ße
                                                                                                                                 vorstehers Oskar Ziethen 1896 den Bau eines       das Dach des Eck-Kopfbaus durch seine über-
     Architekt:     architektur büro west, Berlin                                                                                Rathauses. Das Rathaus fand daraufhin im Orts-    ragende Höhe und den aufgesetzten Turm.
                                                               Frankfur
     Bauherr:       Bezirksamt Lichtenberg                             ter Alle
                                                                               e                                                 kern des ehemaligen Dorfes Lichtenberg in
                                                                                                                                 repräsentativer Lage an der Kreuzung Möllen-      Durch Bombenschäden im Jahr 1944 erlitt das
                                                                                                                                 dorf-, Rathaus-, Normannenstraße und Parkaue      Rathaus Schäden am nördlichen Risalit, am
                                                                                                                                 seinen Standort. In nur zwei Jahren Bauzeit       Dach und den Dachaufbauten, die bis 1957
                                                                                                                                 konnte es bereits im November 1898 eingeweiht     behoben wurden. Anfang der 1980er Jahre wur-
                                                                                                                                 werden. Im Zuge der Stadtrechtverleihung          den wiederum Dachinstandsetzungsarbeiten
                                                                                                                                 wurden 1907 / 08 Umbauten im Innern des Rat-      vorgenommen. Im Laufe der Zeit sind auch Teile
                                                                                                                                 hauses vorgenommen.                               des Inneren des Rathauses Lichtenberg saniert
                                                                                                                                 Die schmale Portalfront des Rathausbaus zeigt     und umgebaut worden.
                                                                                                                                 zur Kreuzung, wodurch die freie Lage der          Es ist noch heute Sitz des Bezirksamts von
                                                                                                                                 Straßen- und Platzfronten besonders gut zur       Lich­tenberg und steht in allen Teilen unter
                                                                                                                                 Geltung kommt.                                    Denkmalschutz.
                                                                                                                                                                                                                                     Ganz oben: Historische Aufnahme des Rathauses von Norden
                                                                                                                                                                                                                                     Oben: Aufnahme des Rathauses von Norden, 2018

                                                                                                                                                                                                                                     Ausschnitt Stadtkarte, 1928

32   Dachaufsicht Richtung Süden zur Frankfurter Allee, 2018                                                                    Sanierter Ziergiebel mit Wappenmosaik, 2018        Ziergiebel nach der Instandsetzung, 2018                                                                     33
Denkmalpflegerische Zielstellung Dachsanierung                                                                                                                                        Die Ziergiebel als wesentliches Merkmal des
                 Eine teilweise Sanierung des Turmbereiches                                                                                                                                            Gebäudes bestehen aus unterschiedlichen zum
                 und des Daches erfolgte bereits 2007.                                                                                                                                                 Teil glasierten Formsteinen. Die Restaurierung
                 In den Jahren 2017 – 18 wurden der Dachstuhl,                                                                                                                                         der Ziergiebel erfolgte unter Wiederverwen-
                 die Dachdeckung und die Ziergiebel denkmalge-                                                                                                                                         dung der Bestandssteine und dem Einbau von
                 recht saniert. Neben der statischen Ertüchtigung                                                                                                                                      neu hergestellten Formsteinen. Vorzufinden
                 der Dachkonstruktion wurden auch die Däm-                                                                                                                                             sind hier 74 verschiedene Formsteine in unter-
                 mung der Decken über den Büroräumen und                                                                                                                                               schiedlicher Farbigkeit und Glasur, die mit
                 brandschutztechnische Maßnahmen umgesetzt.                                                                                                                                            hohem handwerklichen Niveau aus- und wieder
                 Die Arbeiten am überwiegend ungenutzten Dach                                                                                                                                          eingebaut wurden.
                 erfolgten bis Unterkante Traufgesims am gesam-                                                                                                                                        Der Umfang der notwendigen Arbeiten wie
                 ten Objekt. Die Erneuerung der Deckung wurde                                                                                                                                          Abtragung und Wiederaufbau, Neueinbau von                                                                                                                                  Das Mosaik im linken westlichen Ziergiebel mit dem Lichten­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  berger Wappen aus dem Jahr 1957, 2018
                 mit naturroten Berliner Biberschwanzziegeln                                                                                                                                           Einzelsteinen, Reparaturen an Einzelsteinen
                 mit Segmentschnitt in Kronendeckung vorge­                                                                                                                                            und Neuverfugung wurde planerisch mit stein-
                 nommen und alle Blechteile wie Fallrohre und                                                                                                                                          genauen Zeichnungen erfasst. Die Dokumen-
                 Zierteile (Gratspitzen) restauriert und in Kupfer                                                                                                                                     tation des Bestandes mit der Schadenskartie-                                                                                                                               In den Ziergiebeln sind runde Mosaike einge-
                 ausgeführt. Die sichtbaren Holzbauteile und                                                                                                                                           rung unterschied für jedes Bauteil zwischen                                                                                                                                bracht, die ebenfalls restauriert wurden.
                 Fenster sind gemäß historischem Befund                                                                                                                                                komplett abzutragendem Mauerwerk, zu erneu-                                                                                                                                Die Fehlstellen sind mit nachgebrannten Mosaik­
                 erhalten, teilweise erneuert und fachgerecht                                                                                                                                          ernden Einzelsteinen und Mauerwerk, welches                                                                                                                                steinchen – auch mit Goldglasur – ergänzt und
                 beschichtet worden.                                                                                                                                                                   überarbeitet werden muss.                                                                                                                                                  alle Hohlstellen beseitigt worden.

                  Ansicht 2                     Ansicht 2                                                                          Schnitt 1                                               Ansicht 1                         Ansicht 1                    Schnitt 1

                              70                   70                                  70                                                                 70                                                            70                                              70
                                                   69
                                                   68
                                                   67
                                   Frontseite

                                                                                                                                                                                                           Frontseite

                                                                                                                                                                                                                                                                             Frontseite

                                                   66
                              65                   65                                  65                                                                 65                                                            65                                              65
                                                   64
                                                   63
                                                   62
                                                   61
                              60                   60                                  60                                                                 60                                                            60                                              60
                                                   59
                                                   58
                                                   57
                                                   56
                              55                   55                                  55                                                                 55                                                            55                                              55
                                                   54    Rückverankerung                                                                                                 Rückverankerung
                                                   53           erneuern                                                                                                 erneuern
                                                   52
                                                   51
                              50                   50                                  50                                                                 50                                                            50                                              50
                                                   49
                                                   48                                                                                                           Schnitt 2
                                                                           Typ A1                                                                                                     Typ A1                                                                                              Schnitt 2   Typ A1
 Typ A1                                            47
                                                   46    Typ B1                                                                                                                       Typ B1
 Typ B1                       45                   45                                  45                                                                 45                                    45                      45                                              45                            45
                                                   44                                                                                                                                                                                                                                                 Typ B1
                                                                                                                       Glattputz                                                       Typ B2
                                                   43                         Typ B2
                                                   42                                                                                                                                                     Typ B1                                                                                      Typ B2
 Typ B2
                                                   41                                 Typ C1
                              40                    40                                 40                                                                 40                                    40                      40                                              40                            40
                                                    39                          Typ D3
                                                    38                                                                                                         Typ C1                                                                                                                                 Typ C1
                                                                                  Typ B3                                                                                                                  Typ B2
                                                    37
                                                    36                             Typ B1
 Typ C1                                                                                                                                                           Typ D3

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Dachaufsicht mit Ziergiebeln, 2018
                              35                    35                                 35                                                                 35                                    35                      35                                              35                            35
                                                    34
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Frontseite

                                                    33                                                                                                                                                    Typ C1
                                                    32
                                                                                                                                                                                                          Typ D1
 Typ D1                                             31
                              30                    30                                                                                                                                          30                      30                                              30                            30
                                                    29
                                                    28
                                                    27
                                                    26
                              25                    25
                                                                                                     Typ C2                                                                                     25                      25                                              25                            25
                                                    24
                                                                                            Typ C9
                                                    23
                                                    22
                                                    21
                              20                    20                                                                                                                                          20                      20                                              20                            20
                                                    19
                                                    18
                                                    17
                                                    16
                              15                    15                                                                                                                                          15                      15                                              15                            15
                                                    14                                                                                                           Glattputz
                                                    13
                                                                               Glattputz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     e

                                                    12
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Pa
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ß
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   tra

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          rk

                                                    11
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            se
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                uss

                                                                                                                                                 Typ B4
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            ite

                              10                    10                                                                                                                                          10                      10                                              10                            10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              tha

                                                    09                       Typ B2                           Typ B2                                            Typ B2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Ra

                                                    08
                                                                                                                                                                                                                                         Verblechung
   Verblechung

                                                    07                       Typ B1                                                                             Typ B1
                                                                                                              Typ B1                                                                                                                                                   Typ B1
                                                    06
                              05                    05                                                                                                                                          05                      05                                              05                            05                                        Innenhof
                                                    04
                                                    03                                                                                                                                                                                                                                                Typ B1
                                                    02
                              01                    01                                                                                                                                          01                      01                                              01                            01
                                                   -01
                                                   -02
                 RR
                                                                                                                                   Glattputz
                                                   -03
                                                   -04
                                                   -05
                                                                                                                                                                                                                                  RR
                                                                                                                                                                             Typ B4                                                                                                                                                        Möllendorffstraße

                                                                                                                                        Mosaik

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               komplett abzutragendes Mauerwerk   N
                  Ansicht 2                     Ansicht 2                                                                          Schnitt 1                    Schnitt 2                  Ansicht 1                         Ansicht 1                    Schnitt 1                       Schnitt 2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               zu erneuernde Einzelsteine

                 Bestandsaufnahme der Schäden vor der Sanierung, 2017                                                                                                                                                                                                                                                                          zu überarbeitendes Mauerwerk
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Dachaufsicht mit Darstellung der Sanierungsmaßnahmen
                                                                                                                                                                                                                                                       Projekt:                     R14                    Rathaus Lichtenberg              büro west
                                                                                                                                                                                                                                                       Plan-Nr:   05_ANSI Giebel 2.1_SK               Möllendorffstr. 6 in 10367 Berlin     geneststraße 5
                                                                                                                                                                                                                                                       Maßstab:                    1 : 20                  Schadenkartierung                10829 berlin
                                                                                                                                                                                                                                                       Format:                   DIN A2                                                     fon: 78 60 47 - 0
                                                                                                                                                                                                                                                       Datum:                  16.06.16                Giebel Möllendorffstraße 2.1         fax: 78 60 47 - 16

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Neueindeckung Dach und Sanierung der Zinnen
                              Komplett abzutragendes                                                                                      Zu erneuernde                                                 Zu überarbeitendes                                                                                                                                                             Restaurierung der Ziergiebel und Mosaike
                              Mauerwerk                                                                                                   Einzelsteine                                                  Mauerwerk
34                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Rückwärtige Ansicht eines Giebelturmes, 2018   Aufnahme der Ziergiebel im Innenhof, 2018   35
NACH
WEISE
     Quellen                                             6 Forschungsgebäude des VEB Elektrokohle:                               S. 17, S. 18 r., S. 22 l. o., S. 24 l., S. 28 u., S. 29 l.,
     1 Laborgebäude I.G. Farben AG, Aceta:               plus 4930 Architektur, Berlin | Museum Lichten-                         S. 31 l. o., S. 31 l. m., S. 33 r. o.
     Architekturbüro FORMATION A, Berlin | Christine    berg | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz-                            BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales,
      Steer: Rummelsburg mit der Victoriastadt, Hrsg.    behörde                                                                 Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt, FB Vermes-
      vom Museum Lichtenberg im Stadthaus, berlin                                                                                sung: S. 3 l. u., S. 10 m., S. 16 o., S. 18 r. u., S. 23 u.,
      edition im be.bra verlag; 2010 | BA Lichtenberg,   7 Postamt Lichtenberg 1:                                                S. 28 r. o., S. 31 r. u., S. 33 r. u.
      Untere Denkmalschutzbehörde                        BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbe-                                 Berlins Gärten und Parke, Folkwin Wendland, Propyläen
                                                         hörde | GWA UmweltConcept GmbH, Berlin |                                Verlag, 1979, S. 331: S. 10 l., S. 336: S. 10 r.
     2 Gutshof Malchow:                                  https://de.wikipedia.org/wiki/Carree_Alte_Post                          Bestandsdokumentation der Flugzeughallen, baumass,
     Dörfer in Berlin, Hans-Jürgen Rach, Verlag für      (aufgerufen am 14.11.2018)                                              Köln; Klaus Theo Brenner Stadtarchitektur, Berlin,
     Bauwesen, Berlin, 1988 | Stiftung Synanon |                                                                                 Abri + Raabe Architekten (Denkmalpflegerische Bera-
     BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde         8 Mildred-Harnack-Oberschule:                                           tung) im Auftrag WPK Grundstücksgesellschaft mbH:
                                                         BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde                             S. 21
     3 Tierpark und Schloss Friedrichsfelde:                                                                                     Digital Cosmonaut: S. 20 r. o.
     www.schloss-friedrichsfelde.de (aufgerufen          9 Städtischer Zentralfriedhof:                                          GWA UmweltConcept GmbH, Berlin: S. 26 r. u.
     am 22.8.2018) | Stiftung Stadtmuseum Berlin:        „Städtischer Zentralfriedhof Friedrichsfelde“,                          Hassler, Schmidt u. Partner, Karlsruhe und Winfried
     Schloss Friedrichsfelde, 1. Auflage September       Förderkreis Erinnerungsstätte der deutschen                             Brenne Architekten, Berlin im Auftrag des Landesdenk-
     2005 | IRS Erkner, in: Deutsche Architektur,        Arbeiterbewegung Berlin Friedrichsfelde e. V.,                          malamtes Berlin: S. 20 u.
     Heft 8, 1964, S. 488 | KITZIG INTERIOR DESIGN       2005 | BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutz-                            https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralfriedhof_Friedrichs-
     GMBH, Bochum | BA Lichtenberg, Untere               behörde                                                                 felde: S. 31 l. u.
     ­Denkmalschutzbehörde                                                                                                       IRS Erkner, in: Deutsche Architektur, Heft 8, 1964, S. 488:
                                                         10 Rathaus Lichtenberg:                                                 S. 11 l., S. 14 r.
     4 St.-Antonius-Hospital:                            architektur büro west, Berlin | BA Lichtenberg,                         Landesarchiv Berlin, A_pr_rep_042 (Karten),
     Datenbank Denkmalliste Berlin vom 8.3.1992 |        Untere Denkmalschutzbehörde, FB Hochbau                                 Nr. 278: S. 19 o., Nr. 275: S. 20 r. u.
     BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde                                                                                 Landesarchiv Berlin, Fotosammlung Nr. 65-2969
                                                         Bildnachweis                                                           ­F_Rep_290-09-03: S. 25
     5 Flugzeughallen der ehem. Fliegerstation:          Agentur Boros / Architekturbüro FORMATION A, Berlin:                    Museum Lichtenberg im Stadthaus: S. 3 l. o.
     Karlshorster Beiträge zur Geschichte und Kultur,    S. 3 r. u.                                                              Gärtner, Karl-Heinz, Biesdorf: S. 5 l. u., S. 19 u.
     Heft 10: Standorte von der Luftschiffhalle zur      plus 4930 Architekturbüro, Berlin: S. 22 l. u., S. 23 l. o.,            Planungsgruppe Werkstadt: S. 12 u.
     Gartenstadt, Wolfgang Schneider, 2015 |             S. 23 r. o.                                                             Stiftung Synanon: S. 6 r. u., S. 7 o., S. 7 l. u., S. 7 r. u.
     „Flugplatz und Pionierschule – deutsche Militär­    architektur büro west, Berlin: S. 34                                    Zwickert, Gerhard: S. 2, S. 3 r. o., S. 4, S. 5 r. u.,
     geschichte“ und „Flugzeughallen aus dem             BA Lichtenberg, Abteilung Stadtentwicklung, Soziales,                   S. 7 u. m., S. 8, S. 9, S. 12 o., S. 13, S. 14 l., S. 15 l.,
     Ersten Weltkrieg in Berlin-Karlshorst“, Christina   Wirtschaft und Arbeit, Stadtentwicklungsamt , FB Bau-                   S. 16 r. u., S. 18 l., S. 20 l. o., S. 22 r., S. 24 r., S. 26 o.,
     Czymay, Landesdenkmalamt Berlin |                   und Wohnungsaufsicht, Untere Denkmalschutzbehörde:                      S. 26 l. u., S. 27, S. 28 l. o., S. 29 r., S. 30, S. 32,
     BA Lichtenberg, Untere Denkmalschutzbehörde         S. 5 l. o., S. 5 r. o., S. 6 l. u., S. 11 r., S. 15 r., S. 16 r. m.,    S. 33 l. u., S. 33 m. u., S. 33 r. m., S. 35
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