Herzlich Willkommen zum Fachvortrag - Das NBA mit Blick aus der Praxis einer Gerichtssachverständigen
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Herzlich Willkommen zum Fachvortrag Das NBA mit Blick aus der Praxis einer Gerichtssachverständigen Maria Penzlien Institut für Sachverständige in der Pflege (ISP) Maria Penzlien Am Ree 13 22459 Hamburg www. ISP-Hamburg.net
Ziel des Vortrags Sie verstehen die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Funktionsstörungen und Pflegegrad
Ich trage Ihnen die Kausalitätskette zur Bestimmung eines Pflegegrades anhand Von 3 – 4 Praxisbeispielen vor 3
Kausalitätskette Pflegebegründende Modul Kategorien Summe der Diagnose 0-1-2-3 Einzelpunkte Gesundheitlich Selbständigkeit bedingte Pflegefachlich Fähigkeit Gewichtete Punkte Beeinträchtigung definierten § 15 SGB XI Selbständigkeit begründenden Häufigkeit Fähigkeit Kriterien 4
Im Besonderen zu beachten: Die definierten Abstufungen der Selbständigkeit und Fähigkeiten in den Kriterien sind nur Beispiele aber keine abschließende Auflistung aller möglichen Phänomene 5
Abstufungen der Selbständigkeit, Fähigkeit und Häufigkeit 1 2 3 0 Überwiegend Überwiegend Unselbständig Selbständig Selbständig Unselbständig Fähigkeit Fähigkeit im Fähigkeit größtenteils geringen Masse Fähigkeit vorhanden vorhanden vorhanden nicht vorhanden 1 3 5 0 Selten täglich Häufig, Ein-bis dreimal zweimal Nie oder innerhalb bis mehrmals sehr selten 2 Wochen Wöchentlich, 6 aber nicht täglich
Fallbeispiel: Querschnittslähmung 7
Fallbeispiel: Spastische Paraplegie Gelähmte Beine Modul 1 Kategorien Fraktur am BWS/LWS Hüft- und 8 Punkte 1.1 Positionswechsel 2 Streckspastiken Schultergelenksarthrose Gew. Punkte 1.3 Umsetzen 2 gelähmte Beine Wirbelsäulen- 7,5 1.4 Fortbewegen 1 Rollstuhl fahren verkrümmung 1.5 Treppensteigen 3 nicht möglich Streckspastiken Modul 4 Kategorien 4.3 Intimbereiche 2 Gesäß Spastische Paraplegie 4.4 Duschen 2 Rücken, Beine, Gesäß Schultergelenksarthrose 4.5 An- Auskleiden OK 1 Kleidung bereitlegen 17 Punkte 4.6 An-Auskleiden UK 3 kann nicht stehen Gew. Punkte Mastdarmlähmung 20 4.10 Benutzen Toilette 6 Transfer Toilette Urininkontinenz 4.11 Bewältigen der 3 Vorlagen Harninkontinenz 8
Fallbeispiel: Spastische Paraplegien Modul 5- Bewältigung von und selbständiger Umgang mit Krankheit/Therapie Hämorrhoiden Bereich 1 Bereich 1 Punkte 4,14 Bauchdeckenspastik 1x tgl.Hämorrhoiden 5.5. Einreibungen Gew. Punkte Wärmeanwendung 1x warmer Bauchwickel Hypertonie 2 5.6 Messungen 1x wö RR-Messung Schultergelenks- 2x tgl. Orthese 5.7 Körpernahe Hilfsmittel Arthrose Bereich 2 Bereich 2 5.10 Abführmethode Punkte 3 Mastdarmlähmung 2x tgl. Abführmittel 5.11 Eigenübungen Gew. Punkte Hypertonie 1x tgl. Eigenübungen zur Vertikalisierung 3 Stehständer Bereich 3 Bereich 3 Paraplegie Punkte 21,5 5.14 Therapiebesuche 5x 4,3 =21,5 wö. Gew. Punkte Krankengymnastik 3 Massagen gewichteten Punktwerte in allen Modulen 47,5 Punkten Zusammen 8 Punkte Pflegegrad 3 Gew. 20 9
Beweismittel: Paraplegie ● Ärztliche Diagnosen, Therapiebefunde ● Untersuchungsbefunde für Schultergelenksarthose u.a. ● Nachweise über ärztliche Verordnungen für – Medikamente – Abführmethode (Bauchwickel, Colonmassage, digitale Stimulation) ● Einreibungen ● Blutdruckkontrollen ● Therapiebesuche – Eigenübungsprogramm Die Colonmassage ist eine Massage des Dickdarms durch die Bauchdecke, die zur Unterstützung und Aktivierung der 10 natürlichen Darmbewegung dient.
Fallbeispiel: Geistige Behinderung Analphabeth 11
Fallbeispiel: geistige Behinderung Nach cerebralen Infarkt 2 Punkte Modul 1 Gleichgewichtsstörung 2 festhalten/Stützen Gew. 2,5 Punkte 1.5 Treppensteigen Schwindel Modul 2 Kategorien 2.2 örtl. Desorientierung 1 kann nicht lesen Geistige Behinderung 2.7 Verstehen von 1 neue Medikamente Analphabet Sachverhalte Modul 3 Häufigkeit 3 Punkte 3.10 Ängste oder Sorge 3 Angst umzufallen Gew. 7,5 Punkte 12
Fallbeispiel: geistige Behinderung Modul 4 rechtes Kategorien 4.1 Waschen vor. OK Arm-Schulter-Syndrom 1 Achsel/Arm rechts 4.3 Intimpflege Versteifter li. Ellenbogen 3 Vorhaut/Gesäß 4.4 Duschen Gebrauchsunfähige 2 nur Oberkörper 12 Punkte linke Hand 1 anreichen Gewicht. 20 Punkte 4.5 An-und Auskleiden OK 2 anziehen teilweise 4.6 An- und Auskleiden UK 3 Vorlagenwechsel + 4.10 Bewältigen Harninkontinenz Beinbeutelwechsel Harninkontinenz Modul 5 2 Medikamente 2,29 Punkte Geistige Behinderung 5.1 Medikamente 2x wö Sauerstoffgabe Gewicht. 1 Punkte 5.4 Sauerstoffversorgung Modul 5 5.9 Stomaversorgung 1x Einstichstelle pflegen 1,03 Punkte Prostataektomie 5.13 Arztbesuch 1x mon. Katheterwechsel Gewicht.3 Punkte 3,32 Punkte Gewicht. 10 Punkte 13
Fallbeispiel: geistige Behinderung Geistige Modul 6 Kategorien 2 Punkte Behinderung 6.1 Tageslauf 1 erinnern an Termine Gew. 3,75 Punkte Analphabet 6.4 Zukunftsplanungen 1 an Vorhaben erinnern 43,75 gewichtete Punkte in allen Modulen Pflegegrad 2 ist gegeben ab 27 bis unter 47,5 Punkten 14
Beweismittel: Geistige Behinderung ● Ärztliche Diagnosen, Therapieberichte ● Untersuchungsbefunde für Schulter-Arm-Syndrom, linker Ellenbogen und linke Hand ● Romberg-Test ● Sturzrisikoerfassung ● Vitalwerte und Sauerstoffsättigung ● Häufigkeit von Angst und Panik anhand der Dokumentation ● Dem -Tect -Test oder Mini-Mental-Status-Test ● Medikamentenprotokoll 15
Kinderbegutachtung Bei Kindern wird allein die Abweichung von der Selbständigkeit und den Fähigkeiten altersentsprechend entwickelter Kinder zugrunde gelegt (Bri Seite 109) Sonderregelung Kinder im Alter bis 18 Monate Wegen natürlicher Unselbständig bis zum 18 Monate greifen bei der Einschätzung nur die Module und 3 und 5 und im Modul 4 nur dann bei gravierenden Probleme bei der Nahrungsaufnahme nach §15 Abs. 7 (Lippen Kiefer Gaumenspalte oder Herzkrankheit) Das Kind erhält dann 20 Punkte Kinder werden bis zur Vollendung des 18 Monate einen Pflegegrad höher eingestuft (BRi 108) 16
Feststellung der Pflegebedürftigkeit bei Kindern Nur bei Kinder unter 18 Monate ab 12,5 bis unter 27 Pflegegrad 2 ab 27 bis unter 47,5 Pflegegrad 3 ab 47,5 bis unter 70 Pflegegrad 4 ab 70 bis 100 Pflegegrad 5 17
Ab wann sind Kinder selbständig bzw. ab wann haben sie verschiedene Fähigkeiten 18 Umfangreiche Literaturrecherche und Analyse ergänzt durch Fachexpertise, BRI Seite 122
Abzugspunkte bei Kindern vgl. BRI 2017 Seite 114 19
Fallbeispiel: Kindlicher Diabetes -mellitus Typ 20
Diabetes Typ I: Kind über 6 Jahre 10 Monate Modul 3 Häufigkeiten Kein Abzug 10 Punkte 3.6 Verb. Aggression 5 tägl. Aggression für ein gesundes Kind 5 tägl. abwehren Gew. Punkte 3.8 Abwehr Pflege Gesundes Kind 15 0 Waschen OK (6) 1 Bereich Kopf (5) Einfache Kategorien 0 Intimbereich (6) Aktivitäts- Modul 4 1 Duschen (8) und 4.1 Waschen OK 1 Waschen OK 0 Ankleiden OK (6) Aufmerksam- 4.2 Bereich Kopf 0 Bereich Kopf 0 Ankleiden UK (6) keitsstörung 4.3 Intimbereich 2 Intimbereich 5 Punkte 4.4 Duschen 0 Duschen Gew. Punkte 0 = gleich selbständig 4.6 Ankleiden OK 1 Ankleiden OK 10 1 = darüber hinaus 4.7 Ankleiden Uk 1 Ankleiden UK Unselbständig gegenüber einem gesunden Kind 21
Diabetes Typ I Kind 6 Jahre 10 Monate Modul 5 Bereich 1 Häufigkeiten 5.1 - Medikamente tgl. 2x Medikamente 5.2 – Bolusgabe 15,29 Punkt tgl. 6x Bolusgabe Wö -2- Insulinpumpe Gew. Punkte 5.5 - Einreibungen auffüllen 3 5.6 - BZ-Messung tgl. 1x Fingerkuppen Diabetes-Mellitus Typ I tgl. 6x BZ_Messung Bereich 3 8,6 Punkte ADHS Häufigkeiten Gew. Punkte 5.14 Therapiebesuche 2x wö.Therapie (2x4.3) 1 Bereich 4 Kategorien 3 Punkte 5.16 Diät 3 hält sich nicht an Diät 45 gewichtete Punkte in allen Modulen Insgesamt 7 Punkte Pflegegrad 2 ist gegeben ab 27 bis unter 47,5 Gew. 20 Punkte 22
Beweismittel: Diabetes-mellitus ● Ärztliche Diagnosen, Therapieberichte, Schulzeugnisse, ggf. Entwicklungsberichte ● Untersuchungsbefunde ● Blutzucker - Tagebuch ● HbA1c-Wert (Mittelwert der BZ-Messungen innerhalb von 3 Monate) ● Nachweis der dauerhaften Psychotherapie i.V. mit ADHS ● Ärztlich verordnete Medikamentenplan 23
Fallbeispiel: Immobilität 24
Fallbeispiel: Immobilität 52,5 Gesamtgewichtete Punkte - Pflegegrad 3 Modul1 Kategorien Störungen 1.1 Position 2 keine Kraft 8 Punkte des Ganges und 1.2 Sitzposition 1 kurz auf den Duschstuhl Gew. 7,5 Punkte Mobilität 1.3 Umsetzen 2 mit Kraft hochgezogen Schlüsselbein- 1.4 Fortbewegen 1 beim Gehen untergehakt fraktur 1.5 Treppensteigen 2 stützen und festhalten Polyarthrose Modul 4 Kategorien 4.1 Waschen OK 1 Bereitlegen Utensilien Karpal- 4.2 Kopfbereich 1 Zahncreme, Kämmen tunnelsyndrom 4.3 Intimbereich 2 Gesäß Dyspnoe 4.4 Duschen 2 Unterkörper 20 Punkte Tremor 4,5 Ankleiden OK 2 schmerzhafte Schulter Gew. 30 Punkte 4.6 Ankleiden UK 2 kann nicht alleine stehen 4.7 Mundgerecht 3 Tremor, Handkraft 4.10 Toilette benutzen 6 Hilfe beim Aufstehen Harninkontinenz 4.11 Harninkontinenz 1 Große Vorlage 5.1 Medikamente 3x täglich 1x monatl. RR-Messung 5,14 Punkte Therapie 5.6 Messung 25 2x täglich Orthese Gew. 15 Punkte 5.7 Körpernahe HM
Beweismittel: Immobilität ● Medizinische Diagnosen, Therapieberichte ● Untersuchungsbefund (Tremor, Gangbild, Karpal-Tunnelsyndrom) ● Sturzereignisse aus der Vergangenheit ● Romberg-Test (Gleichgewicht) ● Vitalwerte (Blutdruck, Puls) ● Messung der Sauerstoffsättigung mittels Pulsoxymeter ● Medikamentenprotokoll und ● Anordnung zur Blutdruckmessung 26 Das Karpaltunnelsyndrom ist ein Engpasssyndrom (Nervenkompressionssyndrom) des Nervus medianus im Bereich der Handwurzel.
Anmerkungen aus der Praxis Modul 5 Das Modul 5 wird mit 20% gewichtet, deshalb erreichen Menschen, die Therapie und Heilmittel benötigen leicht die 20%, wenn die Anordnungen der Ärzte vorliegen. In die Bewertung gehen nur die ärztlich angeordneten Maßnahmen ein, die gezielt auf eine bestehende Erkrankung ausgerichtet ist und voraussichtlich mindestens sechs Monate erforderlich sind Die ärztliche Anordnung kann sich auch auf nicht verschreibungspflichtige Medikamente und äußerliche Anwendungen oder Übungsbehandlungen beziehen 27
Anmerkungen aus der Praxis Behandlungspflege ist nur verordnungsfähig bei Patienten ● Mit hochgradigen Einschränkung der Sehfähigkeit ● Erheblichen Einschränkung der Grob- und Feinmotorik der oberen Extremitäten, ● Starken Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit, ● Einer starken Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit oder Realitätsverlust, sodass die Compliance bei der Diagnostik nicht sichergestellt ist ● Entwicklungsbedingt noch nicht vorhandener Fähigkeit, die Leistung zu erlernen oder selbständig durchzuführen. Dies muss aus der Verordnung hervorgehen. 28
Modul 7+8 Außerhäusliche Aktivitäten und Haushaltsführung gehen bei der Ermittlung eines Pflegegrades nicht ein. Die Einschätzung der Selbständig in Modulen 7+8 können für den individuellen Versorgungsplan oder Beratung wichtig sein 29
Anhang zum NBA Alle weiteren Folien aind Auszüge aus der Bri vom 15.4.2016 30
Einzel- und gewichtete Punkte im Bereich Mobilität 31
Modul 2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Einzelpunkte 32
Modul 2 Kognitive und kommunikative Fähigkeiten Einzelpunkte 33
Modul 4 Selbstversorgung 34
Modul 5 - Bereich 1 35
Modul 5 Bereich 2 36
Modul 5 Bereich 3 37
Modul 5 Umgang mit krankheits-/therapiebedingten Anforderungen und Belastungen: Bereich 4 Einzelpunkte für das Kriterium der Ziffer 5.16 Die Ausprägungen des Kriteriums der Ziffer 5.16 werden in den folgenden Kategorien mit den nachstehenden Einzelpunkten gewertet: 38
Einzelpunkte und gewichtete Punkte für Modul 2+3 39
Beispiel: Zusammengefasste Einzelpunkte in den 4 Bereichen im Modul 5 ● Bereich 1: 5.1. - 5.7 = 3,32 ● Bereich 2: 5.8-8.11 = 6,43 ● Bereich 3: 5.12 =1 ● Bereich 4 : 5.13-5.15 = 3 Gesamt -Einzelpunkte für das Modul 5 = 13,75 Punkte, 40
Modul 6 Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte 41
Literaturverzeichnis ● BRi Begutachtungs-Richtlinien – Bri) vom 15.04.2016 geändert durch Beschluss vom 31.03.2017 ● Fallbeispiele aus der Praxis ● Susanne Reimann, 2008 Befunderhebung, 3. Auflage UrbanVerlag ● Das gesamte Sozialgesetzbuch SGB I -SGB XI 2017, 21. Auflage, Wallhalla Verlag, ● Penzlien, Statzkowski, Weg zum Pflegerad, Neues Begutachtungsassessment (NBA) 2016 Eigenverlag 2016 C. Büker, V. Meintrup, Anlage E „Literaturanalyse zur altersgemäßen kindlichen Entwicklung“, im Anlagenband zu K. Wingenfeld, A. Büscher, 42
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