Systeme in aggressive Krisen was könnte helfen? - praxis ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
16.06.20 Systeme in aggressive Krisen was könnte helfen? Andreas Fryszer Diplompsychologe Psychologischer Psychotherapeut Kinder- und Jugendlichentherapuet 1 Systeme in aggressive Krisen – was könnte helfen? These 1: Man kann nicht sagen was hilft! Komplexe Systeme sind nicht instruierbar! These 2: In aggressiven Krisen kann man nicht erziehen – man kann aber einen sicheren Rahmen für alle Beteiligten schaffen! 2 1
16.06.20 Unser Programm für heute: Kapitel 1: Der Profi in der aggressiven Szene Kapitel 2: Der „Krisenmacher“ und sein Muster 3 Kapitel 1: Der Profi in der aggressiven Szene Wer Fahrrad fahren lehren will, der muss gut Fahrrad fahren können! 4 2
16.06.20 5 Autonomes Nervensystem + Physiologie in aggressiven Situationen 6 3
16.06.20 Unsere Körper selbst kommunizieren über das autonome Nervensystem: ständig, unabhängig von Worten und völlig unterbewusst! 7 Das autonome Nervensystem als Kommunikationsorgan: Neurozeption und Polyvagale Theorie Stephen Porges * 1945 New Jersey, USA 8 4
16.06.20 Neuroception ist ein unterbewußtes ständiges Abscannen der Umgebung nach Bedrohung und Sicherheit bewertet ob Situation: gefährlich ist lebensgefährlich ist sicher ist 9 Polyvagale Theorie: Die Neurozeption Unser autonomes Nervensystem steuert die 3 Zustände unterscheidet 3 Zustände: an: Immobilisation, “Totstellreflex” lebensbedrohlich Mobilization, Stressreaktion, Angriff- Fluchtreaktion gefährlich System sozial engagment (SSE) sicher 10 5
16.06.20 Was passiert im Zustand der Immobilisation? massiver Abfall Blutdruck Verlangsamung Puls Verlangsamung Atmung bis zu Atemstop Schwacher Muskeltonus Immobilität Schmerzschwelle angehoben Ein Opossum spielt Tod 11 Was passiert im Zustand Angriff/Flucht? Der Körper reagiert mit: ØAktivierung von Wahrnehmung und Informationsverarbeitung.Aber die Fähigkeit menschliche Stimmen wahrzunehmen sinkt! ØMobilisierung von Muskeln und Herz ØReduzierung anderer Systeme: Verdauung, Sexualität, Imunsystem ØDrastische Reduzierung mentaler Effizienz: kein intelligentes, problemlösendes Denken, keine Kreativität 12 6
16.06.20 Trigger für Mobilisation Angriffs-/Fluchtreaktion: Neue Situationen oder fremde Personen Gefahr in der Umgebung Gefahr für inneres Wohlergehen Reduktion von Stimmmodulation, Betonung ist nicht ruhig und freundlich Reduktion von positivem freundlichem Gesichtsausdruck, mangelnder Gesichtsausdruck starrer Blick, hängende Augenlieder; Immer, wenn der Gesprächspartner ärgerlich, wütend oder ungeduldig wird!!!!! 13 Trigger für den Zustand social engagment Vertraute Umgebung Entspannte Interaktionspartner Freundlich modulierte Stimme Viel positive + authentische Gesichtsmimik und Gesten 14 7
16.06.20 Erregung + Kompetenz 100 Grad “ siedendheiß ” Gefahr: Emotionale + körperliche Gewalt Steuerungsvermögen weitgehend ausgesetzt Kann man die Denkvermögen reduziert, Selbststeuerung Situation verlassen? eingeschränkt, heftige AFP undifferenzierte Reaktionen Spürbare Erregung: man wird lauter + heftiger; Focus nach innen! deutliche erste Anzeichen von körperlichem Stress Selbstentspannung Emotionale Beteiligung, noch überlegtes Handeln 0 Grad “cool” Überlegtes, ruhiges, professionelles Handeln 15 Austausch in Dyaden: - Jeder hat 5 Min. Zeit - Wie war der Ablauf der Szene? - Nur ganz kurz skizzieren, denn wir werden das später aufgreifen! -------------------- Was war das eigene Erleben? Ø Körperreaktionen ØGefühle ØWahrnehmungen – und was nicht mehr wahrgenommen wurde! ØGedanken ØHandlungswünsche 16 8
16.06.20 Wenn man selbst um den AFP herum ist : Was kann man tun? Oder Was sollte man besser lassen? 17 Falle 1: Die physiologische Erregung des Jugendlichen springt auf den Erzieher über ... triggert damit den Jugendlichen zusätzlich an ... die Erregung der Jugendlichen steigt... 18 9
16.06.20 Je höher die Erregung bei beiden Partnern im Konflikt, desto eher folgt ein Beziehungsabbruch! Selbstberuhigung ist Beziehungserhalt 19 Selbstberuhigung Beobachterperspektive einnehmen: Wahrnehmen der eigenen Erregung Wahrnehmen der eigenen Gedanken, Bilder, Vorurteile, Wünsche, Phantasien Nur das innerlich beschreiben, was man sieht! Super sachlich! Zeit gewinnen – Ruhe gewinnen - Entlastung: Langsame Bewegungen kurz aus dem Feld gehen - Auszeiten Handlungen ankündigen - ohne zu sagen was Kollegen zur Unterstützung holen 20 10
16.06.20 Kapitel 2: Der „Krisenmacher“ und sein Muster Drei Aggressionstypen Instrumentelle Emotionale Eruptive Aggression Aggression Aggression 21 Situation?? 100 Grad Vorteil suchen Reaktion auf Kein Grund sichtbar! “siedendheiß” erlebte Ziel erreichen! Ungerechtigkeit, Beleidigung ... 75 AFP 50 25 0 Grad Instrumentelle Emotionale Eruprive “cool” Aggression Aggession Aggression Körperliche Erregung zu Beginn ?? 22 11
16.06.20 Austausch in Dyaden: - max. 10 Min. Zeit - Versuchen Sie bitte den Typ der Aggressionen zu diagnostizieren: 1.War das aggressive Kind unmittelbar vor Beginn erregt oder nicht? (Gesicht, Körper, aggressiven Ausdruck) – nur vor Beginn zählt hier! Wie hoch war die Erregung? War das Kind ganz zu Beginn über dem AFP? 2.Gab es emotional Gründe für die Aggression? 3.Bringt die Aggression einen Vorteil für das Kind? 4.Auf welchen Typ von Aggression tippen Sie in dieser Situation? 23 Lösungen instrumentelle Aggression 1. Welches aggressive Verhalten zeigt er? Was tut er gewöhnlich in solch einem Zustand? 2. Welche Vorteile sind mit dem Verhalten für ihn verbunden? Was hat er davon positiv? Was ist das Ziel des Verhaltens? 3. Was kann man tun, damit das Kind das Ziel nicht erreicht? 4. Welche Irritationen kann man setzten? 5. Wie kann die Situation negativ für das Kind enden? Strafreiz setzten/Lernen am Erfolg unterbrechen 6. Wo werden Grenzen gesetzt? Polizei? Psychiatrie? Maßnahme kündigen? Gibt es Absprachen und Vereinbarungen mit dem Jugendlichen, den Eltern, dem Jugendamt? Verantwortung andere Beteiligter nutzen. 7. Welche alternativen Kompetenzen müssen aufgebaut werden, damit er in Zukunft auch ohne aggressive Krisen zu seinen Zielen kommt? 24 24 12
16.06.20 Lösungen emotionale Aggression Phase 1: In der Situation nur beruhigend, grenzsetzend, deesekalierend reagieren. In der Kommunikation bleiben! Phase 2: Erst wenn das Kind/der Jugendliche wieder ruhig ist (Zustand sozial engagiert) über die Situation reden! Dieses Gespräch bewusst vorbereiten und gestalten! 25 25 Emotional Aggression: Beruhigend einwirken (Phase1) Øfreundliche modulierte Stimme Øaber wenig Worte ØEinfühlung in die Kränkung/Verletzung zeigen ØValidieren der Sicht des Kindes/Jugendlichen Øwenn Anweisungen: klar und kurz – ohne Begründung! Øfreundliche Mimik und Gestik ØZeit geben – nicht zur Eile drängen Øselbst eher langsam bewegen ØRaum geben ØWenn näheren, eher seitlich nicht frontal – ohne Drohgebärde 26 26 13
16.06.20 Lösungen emotionale Aggression Phase 2: am Tag danach Erst nach Abflauen der Unter Erregung handeln Erregung handeln Für ruhige, gemütliche Hektik, Unruhe, Umgebung sorgen Ungemütlichkeit zulassen Entspannte Körperhaltung Verspannte Körperhaltung, zeigen Drohgebärden zeigen Mit ruhiger Stimme Mit lauter Stimme sprechen sprechen Sachliche bis freundliche Abwertungen, Wortwahl zeigen Drohgebärden äußern Einfühlung unter Beweis Alles nur aus der eigenen stellen Sicht sehen 27 27 Emotionale Aggression Phase 2: Gesprächsinhalte Teil 1: Warum ausgeflippt? ØWas löst bei dem Jugendlichen Unruhe und Aggression aus? ØWelche Geschichten stehen dahinter? ØValidierung! Teil 2: Zukunft gestalten: ØWoran merkt er seine eigene Erregung? Beobachter schulen! ØKann er vor dem AFP aussteigen? Wie? Selbstberuhigung planen! ØKönnen Absprachen für solche Situationen getroffen werden? Signale, Auszeiten, Rituale! 28 28 14
16.06.20 Lösungen eruptive Aggression Nimm die Situation achtsam wahr ! Phase 2 Höchste Erregung Strategien: Völliger Kontrollverlust. Phase 1- Eskalationsphase: Deeskalierende Interpretation der Ereignisse Hilfen zur Bewältigung der Situation Unterbrechung von Erregungskreisläufen Phase 2 - Höchste Erregung Erregten in Ruhe lassen Phase 1 Isolieren Eskalationsphase Phase 3 Pädagogischer Einfluss Entspannungsphase U.U. Festhalten noch möglich. Pädagogischer Phase 3 - Entspannungsphase Einfluss wieder möglich. Vorgehen wie bei emotionaler Aggression 29 Lösungen eruptive Aggression Ø Welche Früherkennungszeichen können der Jugendliche/der Erzieher wahrnehmen? Erkennen von Erregung üben! Ø Welche Rituale und Vereinbarungen können eingeübt werden, um die Erregung abzubauen? Selbstberuhigung! Ø Welche Formen von „Auszeiten“ braucht der Jugendliche dann? 30 30 15
Sie können auch lesen