Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb

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Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
Remo Kundert
             Werner Hochrein

       Bergfloh
Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen
         mit Kindern in der Schweiz

              Rotpunktverlag.
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
Remo Kundert | Werner Hochrein

Bergfloh
Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen
mit Kindern in der Schweiz

                                 Rotpunktverlag.
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
Naturpunkt-Fachbeirat
Daniel Anker, Katharina Conradin, François Meienberg,
Lieni Roffler, Dominik Siegrist, Marco Volken
                                                             Inhalt
                                                                  Best of Bergfloh                               8
                                                                  Bergwandern mit Kindern                       10
                                                                  Erläuterungen zu den Service-Informationen    28

                                                             Zentralschweiz und Glarnerland
                                                             1    Mythen und Hochstuckli                        34
                                                                  Tierpantomime                                 38
                                                             2    Rigi: Die Königin der Berge                  40
                                                                  Schon mal eine Elfe gesehen?                  44
                                                             3    Silberne Silberen und uriger Bödmerenwald    46
                                                                  Schnitze & Chneble                            50
                                                             4    Glattalphütte und ­Glattalpsee                52
                                                                  Höch Turm                                     56

 Für Rückmeldungen, Korrekturen und Hinweise aller Art       5    Kraxelfelsen bei der ­Lidernenhütte           58
 sind wir dankbar.                                                Seilschaft im Nebel                           62
 Bitte schicken Sie alle festgestellten Ver­änderungen an:
 www.wanderweb.ch/forum oder redaktion@wanderweb.ch.         6    Brisenhaus und Risetenstock                  64
                                                                  Mein Versteck                                 68
                                                             7    Über den Walenpfad                           70
                                                                  Herdentrieb                                   74
                                                             8    Arnisee und Sunnig Grat                       76
                                                                  Der gordische Knoten                          80
Umschlagbild: Oft kanns gar nicht kraxlig genug sein.
Breite Wanderwege sind bei Teenies selten beliebt.           9    Maderanertal und ­Windgällenhütte             82
Bild S. 2/3: Gipfelerfolg garantiert, sofern die richtigen        Grastrompete                                  86
Ziele ausgesucht werden.
                                                             10   Meiental und ­Sewenhütte                     88
                                                                  Heidelbeerhörnchen                            92
                                                             11   Weite Gletscherwelt bei der Dammahütte       94
© 2016 Rotpunktverlag, Zürich
www.rotpunktverlag.ch                                             Staudamm Göscheneralp                         98
www.wanderweb.ch                                             12   Über den Nepali Highway                      100
                                                                  Picture, please!                             104
Bildbearbeitung: typopoint GbR, Ostfildern
Karten: Monika Peter, © OpenStreetMap-Mitwirkende            13   Spitzmeilenhütte und Wissmeilenpass          106
Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg                   Das Naturmemory                              110

ISBN 978-3-85869-814-8
2., aktualisierte Auflage 2018
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
14   Murgseen – versteckt und verträumt             112   Südschweiz
     Dagegen schleudern                             116
15   Grüne Wiesen an Weissen­bergen                 118   28   Vom Lukmanierpass zum Ritomsee                               200
     Rückwärts aufwärts                             122        Sträätzt’s z’Züri?                                           204

16   Chärpfbrugg und ­Leglerhütte                   124   29   Griessee und ­Griesgletscher                                 206
     Die Jägerprüfung                               128        Schein und Sein                                              210

17   Ortstockhaus und ­Tüfels Chilchli              130   30   Raues Tessin am Campo Tencia                                 212
     Die Kuh macht Muh                              134        Auf der Kriechspur                                           216

18   Hirzli: Präsentierteller über der Linthebene   136   31   Capanna Brogoldone hoch über Bellinzona                      218
     Basic Dart                                     140        Emsige Emsen                                                 222
                                                          32   Cima della Trosa und Monti di Lego                           224
                                                               Top Secret                                                   228
Ostschweiz und Graubünden                                 33   Monte Tamaro und ­Gambarogno                                 230
                                                               Der Duft der großen weiten Welt                              234
19   Kreuz und quer durch den Alpstein              144
     Fingerspitzengefühl                            148
20   Chäserrugg und ­Hinterrugg                     150   Westschweiz
     Gschichte gits, die gits gar nöd               154
21   Sonnenhänge am W
                    ­ alensee                       156   34   Zur Gelmerhütte                                              238
     Das Güselschiff                                160        Mein Teekesselchen                                           242

22   Rund um die Schijenflue                        162   35   Rosenlaui und ­Engelhornhütte                                244
     Gut in Form?                                   166        Der Autogiro                                                 248

23   Chamanna da Grialetsch und Schwarzhorn         168   36   Vom Stockhorn zu den Stockeseen                              250
     Der Yeti                                       172        Ist das nicht der …?                                         254

24   Saoseo im Puschlav                             174   37   Les Diablerets und ­Tsanfleuron                              256
     Der Schleim entscheidet                        178        Teufelskegeln                                                260

25   Roseggletscher und ­Chamanna Coaz              180   38   Zur Lämmerenhütte                                            262
     Wasserrad                                      184        Steinbogen                                                   266

26   Biowunder auf der Alp Flix                     186   39   Massaschlucht und ­Aletschgletscher                          268
     Bio Vier gewinnt                               190        Tschäggättä                                                  272

27   Lai da Tuma und ­Pazolastock                   192   40   Trift, Schönbiel und ­Matterhorn                             274
     Was schwimmt und fängt mit Z an?               196        Drei Striche: Auch eine Sprache                              278

                                                               Schwierigkeitsbewertung mit der SAC-Wanderskala              280
                                                               Beispiel einer Ausrüstungsliste für eine 2-tägige Bergtour   282
                                                               Literatur                                                    283
                                                               Ortsregister                                                 284
                                                               Bildnachweis                                                 286
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       Best of Bergfloh
       Bergwandern mit Kindern hat seine Tücken! Familienwander­       Motivation sorgen. Bergtouren aber auch, die wild-inspirie­
       tage, als Entspannung und Erholung vom hektischen Alltag        rende Täler besuchen, auf den einen oder anderen Gipfel
       gedacht, können rasch in nervenaufreibende Unterneh­            führen, manchmal gar Hochgebirgsluft verheißen und so
       mungen ausarten. Das hat zu einem schönen Teil wohl damit       auch für Erwachsene attraktiv sind.
       zu tun, dass die Zielsetzung von Erwachsenen und Kindern        Die hier vorliegende 2., aktualisierte Auflage der Best-of-
       auf solchen Wanderungen unterschiedlicher nicht sein            Bergfloh-Sammlung präsentiert die 40 schönsten Wanderun­
       könnte: Schöne Aussicht, frische Luft, Wind in den Haaren,      gen der Bergfloh-Regionenführer, von denen nur noch einer
       das Gefühl, hoch über dem Alltag zu schweben – welches          (Bergfloh Tessin) lieferbar ist. Der Band deckt die ganze
       Kind steigt dafür zwei Stunden einen Berg hinauf? Leider        Schweiz ab, legt aber einen klaren Schwerpunkt auf die
       decken sich die bergsteigerischen Bedürfnisse der Großen –      Zentralschweiz. Er beschreibt die 1- bis 3-tägigen Touren
       vielleicht geprägt durch Bergerlebnisse der kinderlosen         detailliert, macht auf heikle Passagen aufmerksam und liefert
       Zeit – nicht immer mit den Ansprüchen der Kleinen. Während      – in gewohnter Bergfloh-Manier – immer auch eine kleine
       die einen gerne mal auf einem Gipfel stehen, für die perfekte   Hintergrund­geschichte und ein passendes Spiel mit.
       Aussicht auch eine Durststrecke in Kauf nehmen oder eine
       Bergtour als sportliche Ertüchtigung schätzen, sind die         Viele schöne Bergerlebnisse für Groß und Klein wünschen
       andern interessiert an Abenteuer, Spiel und Entdeckungen
       und brauchen für ihr Glück keine langen Anmarschwege.           Werner Hochrein und Remo Kundert
       Ziemlich schwierig.                                             Männedorf und Hirzel, im Sommer 2018
       Das haben wir im Mai 2004 im Vorwort des ersten unserer
       vier Bergfloh-Wanderführer geschrieben. Haben seither in
       allen Regionen der Schweiz nach geeigneten Touren gesucht
       und mit unseren Kindern unzählige Stunden bei Sonnen­
       schein, manchmal aber auch Wind und Wetter in den Bergen
       verbracht. Und wir bleiben dabei: Es gibt sie, die Wanderun­
       gen, die für Kinder spannend sind und bei denen Erwachsene
       doch nicht zu kurz kommen. Bergtouren, bei denen das
       Wandern von den Kindern nicht als Selbstzweck des Aus­
       fluges verstanden wird, sondern als Möglichkeit, um
       ­Geschichten und naturkundlichen Themen auf die Spur zu
       kommen, wo Berge mit Händen und Füßen (be-)greifbar
       werden und Seilbahnen oder Spielplätze für zusätzliche
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
10 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                       Das Wichtigste in Kürze | 11   
Bergwandern mit Kindern
Das Wichtigste in Kürze

Spielend wandern                                im Hasliberg zugrunde liegen, finden sich
Wir haben den Spagat gewagt, haben ver-         in den Bergen an jeder Ecke. Sagen, Fabeln
 sucht, landschaftliche Reize mit kinderspe-    oder historische Ereignisse können einen
zifischen Ansprüchen unter einen Hut zu         attraktiven Rahmen für eine Wanderung
 bringen. Und haben festgestellt: Das Wag-      bieten, aber auch die Natur hält mit ihren
 nis lohnt sich, weil ein gelungenes Wan-       kleinen Wundern am Wegrand packende
 derwochenende den Familienzusammen-            Themen bereit. Entscheidend ist die Fähig-
 halt fördert und weil das Miteinander-Erle-    keit der Erwachsenen, sich in das Denken
 ben Groß und Klein die Chance bietet, sich     und Erleben der Kleinen einzufühlen. Von
 in einem nicht alltäglichen Umfeld viel-       Weitwinkel über Makro auf den Mikros-
 leicht von ganz neuen Seiten kennenzuler-      kopblick umstellen, in die Hocke gehen,
 nen – und voneinander zu lernen. Denn es       sich unter dem Laub vergraben. So ist man
 ist erstaunlich, was Kinder unterwegs ent-     den kleinen Wundern schon viel näher         Zeit haben, sich Zeit nehmen. Dann liegen auch größere Entdeckungspausen am Wegrand drin.
 decken. Sie interessieren sich für Kleinig-    und ganz von selbst ergeben sich daraus
 keiten, die uns Erwachsenen längst be-         1001 Spielmöglichkeiten.
 kannt zu sein scheinen – und die uns dann
 doch wieder ins Staunen versetzen.             Erlebnisreiche Wanderungen für               • Beachtung des erhöhten Sicherheitsbe- psychischen Voraussetzungen in die Berge
 Kurzweilige Wege, schöne Ausblicke und         ­Erwachsene und Kinder                         dürfnisses.                              als wir Erwachsene und sind kaum in der
­frische Luft reichen Erwachsenen oft be-       Die einfacheren der hier vorgestellten 1-    • Einbezug von attraktiven Rastplätzen, Lage, auf Ausnahmesituationen mit reinen
 reits für eine genussreiche Bergtour. Für      bis 3-tägigen Bergwanderungen sind für         Kletterfelsen, (Tier-)Beobachtungspunk­ Willensleistungen zu reagieren. Die Zeitre-
 Kinder sind spannende Pfade und eine           Familien mit Kindern ab ungefähr 6 Jahren      ten, Seen, Bächen.                       serven auf einer Wanderung müssen groß
 ansprechende Umgebung zwar ebenfalls           geeignet und tatsächlich kinderleicht. An    • Zu jedem Tourengebiet wird eine Hinter- genug sein, damit viel Platz ist für Entde-
 eine Voraussetzung dafür, dass der Berg-       die schwierigeren sollten sich hingegen        grundgeschichte erzählt und, für Kinder ckungs- und Beobachtungspausen. Denn
 ausflug zum coolen Erlebnis wird – aber        nur Familien wagen, die schon eine Porti-      besonders wichtig, gleich noch eine erst durch sie wird die Wanderung für Kin-
 noch lange keine Garantie. Dass sich be-       on Berg­erfahrung im Rucksack haben (sie-      Spiel­idee mitgeliefert.                 der zum Erlebnis. Kinder sehen vieles, was
 kannte Themenwanderwege wie der                he auch Abschnitt Sicherheit, Seite 14).                                                Erwachsenen verborgen bleibt. Auf diese
Zwäärg-Baartli-Weg in Braunwald oder            Die Touren orientieren sich an folgenden     Zeit                                       Entdeckungen einzugehen braucht Zeit. Es
 der Muggestutz-Weg auf dem Hasliberg           Eckwerten:                                   Zeit haben, sich Zeit nehmen ist das A und bedeutet, die Kinder ernst zu nehmen und
 seit vielen Jahren größter Beliebtheit er-     • Interessante, auf den öffentlichen Ver-    O einer Bergwanderung mit Kindern und mit ihnen zusammen Neues entdecken zu
freuen, ist kein Zufall. Sobald sich den Kin-     kehr ausgerichtete An- und Rückreise,      entscheidet mehr als alles andere über wollen. Und mit ein bisschen Fantasie sei-
 dern die Möglichkeit bietet, in eine Ge-         wenn möglich mit Seilbahn, Sessellift,     Top oder Flop.                             tens der Erwachsenen ist während der
 schichte einzutauchen, entfällt die für El-      Zahnradbahn, Schiff oder Kleinpostauto.    Permanenter Zeitmangel unterwegs führt nächsten Wanderminuten erst noch für
tern oft so mühevolle Motivationsarbeit.        • Kurzweilige, spannende Wege.               im besseren Fall zu mieser Stimmung, im ein spannendes Gesprächsthema gesorgt.
 Und Geschichten, wie sie den beiden            • Moderate Höhendifferenzen bei Auf-         schlechteren zu gefährlichen Situationen. So fallen Erwachsene weniger in die Rolle
Zwerge-Wanderwegen in Braunwald und               und Ab­stiegen.                            Kinder gehen mit anderen physischen und der ständigen Antreiber.
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
12 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                      Das Wichtigste in Kürze | 13   
                                                                                              den Geschichte zu jeder Tour und einem Fähigkeit, gegen Ermüdung Widerstand
                                                                                             Spiel versuchen wir, Ideen als Einstieg in zu leisten, entwickelt sich erst im Laufe
                                                                                              das Wanderwochenende zu liefern. Kinder des Schulalters im Zusammenspiel mit ei-
                                                                                             sollen nicht wandern (müssen), weil die ner gewissen geistigen Reife. Die beim
                                                                                              Eltern es so wollen, sondern weil es etwas Wandern wichtige Langzeitausdauer kann
                                                                                             zu erleben gibt. So nehmen sie vielleicht aber durch eine motivierende Einstim-
                                                                                             sogar in Kauf, die Kinderstunde im Fernse- mung und sinnvoll eingelegte Erholungs-
                                                                                              hen oder einen Nachmittag in der Badean- pausen gefördert werden. Eintönige Teil-
                                                                                             stalt zu verpassen.                          abschnitte können durch Sing-, Rate- und
                                                                                              Der Ehrlichkeit halber sei an dieser Stelle Reimspiele aufgelockert werden. »Ich
                                                                                             ­jedoch gesagt, dass es zwischendurch viel- sehe was, was du nicht siehst, und das ist
                                                                                              leicht auch mal ein Machtwort braucht, gelb bzw. beginnt mit einem G« ist nur
                                                                                             um sich gegen die Widerstände der Kinder eine Möglichkeit (weitere sind bei den
                                                                                              durchzusetzen. Nach einer gelungenen Tourenbeschrieben erwähnt). Und mit der
                                                                                             Tour ist die Hemmschwelle für weitere ge­ Karte in der Hand und dem Höhenmesser
                                                                                              mein­same Bergwanderungen dann we- am Handgelenk werden die Kinder zu klei-
                                                                                             sentlich tiefer.

Falls der Zug keinen Spielwagen führt, kann man während der Reise auch Quartett, Tschau      Pausen
Sepp, Uno, Schach oder Ähnliches spielen. Oder man hat Zeit für ein ausgiebiges Frühstück.   »Wie lang gaats na?« Diese andauernd und      Pause zum Beobachten oder Pause zum
                                                                                             mit jammerndem Unterton vorgetragene          Ausruhen.
                                                                                             Frage kann gestresste Eltern unterwegs
Genug Zeit haben bedeutet auch, bei Pau- nis, im Halbdunkel durch die Berghütte zu           an den Rand der Verzweiflung bringen.
sen oder bei einer frühen Hüttenankunft schleichen, den Sonnenaufgang zu erle-               Aber: Die Frage ist berechtigt! Immer
den Dingen freien Lauf zu lassen. Wenn ben, vielleicht Tiere zu sehen – und der              wenn eine Beschäftigung (allzu) monoton
die Erwachsenen keine starren Vorgaben frühzeitige Aufbruch schafft Zeitreserven,            erscheint, stellt sich automatisch die Fra-
machen, finden Kinder in den Bergen in die sogar ein Mittagsschläfchen auf der               ge nach der Dauer der Quälerei. Ein deutli-
Windeseile selber interessante Möglich- Bergwiese erlauben.                                  ches Signal, dass es nun höchste Zeit ist,
keiten, sich zu beschäftigen. Und vielleicht                                                 Gegensteuer zu geben! Oftmals hilft es,
bleiben gerade diese Momente der Wan- Motivation                                             die Wanderdauer unterwegs in kleine,
derung den kleinen Forschern am besten Auch die größte Zeitreserve bringt jedoch             überschaubare Etappen zu unterteilen.
in Erinnerung.                               herzlich wenig, wenn die Lust der kleinen       Also: Von hier aus bis zum Bach, wo wir ei-
Den Anreisetag geordnet und ohne schlech- Wandersleute gering ist. Wer bereit ist, die       nen großen Staudamm bauen werden, ist
te Stimmung zu beginnen, setzt ebenfalls kindliche Perspektive einzunehmen, merkt            es noch so weit wie von zu Hause bis zum
genügend Zeit voraus. Also am Vorabend meistens schnell, wo der Bergschuh drückt.            Schulhaus. Oder: Jetzt geht es noch so lan-
packen! Wenn Wandertage in einer ent- Themen und Geschichten sind das Salz in                ge steil bergauf, wie eine Gutenachtge-
spannten Atmosphäre angegangen wer- der Suppe. Kinder wollen nicht einfach                   schichte dauert.
den, springt die gute Stimmung auf die eine Bergwanderung (mit-)machen, son-                 Meistens ist es die Monotonie des Gehens,
Kinder über und dann kann wirklich nichts dern Kristallspitzen suchen, Murmeltiere           deren meditative Seite Erwachsene schät-
mehr schiefgehen.                            beobachten oder eine Höhle mit der Stirn-       zen und die Kinder zum Nörgeln bringt.
Zeit auch bei der Hüttenübernachtung: lampe erforschen. Wandern darf ein wich-               Ihnen fehlt noch die Erfahrung, wie sie
Warum nicht schon im grausten Morgen- tiger Teil des Tagesablaufes, aber keines-             ihre Kraft ökonomisch einsetzen, also eine
grauen aufstehen? Für alle ist es ein Erleb- falls Selbstzweck sein. Mit einer einleiten-    Ausdauerleistung erbringen können. Die
Bergfloh Remo Kundert Werner Hochrein Die schönsten Berg- und Hüttenwanderungen mit Kindern in der Schweiz - Wanderweb
14 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                           Das Wichtigste in Kürze | 15    
                                              sich nur kurz hin und verschlingen, was
                                                                                              Planen Sie keine bergsteigerischen Hel­den­taten!
                                              ihnen vorgesetzt wird. Dann sind sie so-
                                                                                              Denken Sie daran:
                                              fort wieder unterwegs, um die Umgebung
                                              zu erkunden. Und das, obwohl sie vor we-        • Auf den markierten Wegen bleiben, regel­         mit einer reichen Kinderfantasie können
                                              nigen Minuten noch behauptet haben,               mäßig Pause machen und viel trinken.             Ängste auslösen.
                                              keinen Fuß mehr vor den anderen zu brin-        • Kinder nur dann allein vorausgehen las­      •   Bei Rutschgefahr Kinder bergseitig an der
                                              gen. Kinder erholen sich anders als Er-           sen, wenn das Gelände überschaubar und           Hand nehmen bzw. mit einer Reepschnur
                                                                                                ungefährlich ist.                                sichern.
                                              wachsene. Pausen sind trotzdem wichtig,
                                                                                              • Bei steilen Aufstiegen hinter, bei steilen   •   Anspruchsvolle Stellen mit Kindern ein­
                                              denn sie unterbrechen eine (ermüdende)
                                                                                                Abstiegen vor den Kindern gehen, um              zeln begehen oder durch Hilfestellungen
                                             ­Tätigkeit und schaffen Raum für Neues.            mögliche Ausrutscher abfangen oder bei           gut absichern.
                                              Übrigens: Auch bei uns verläuft die eine          großen Stufen Hilfe zu leisten.              •   Gelände, in welchem über längere Stre­
                                              oder andere Wanderung ganz und gar              • Spiel- und Ruhepausen an ungefährlichen          cken Absturzgefahr besteht, ist – auch in
                                              nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.      Plätzen einlegen, denn die Kids werden,          Begleitung von Erwachsenen – grund­
                                              Auch wir muss­ten aufgrund der Tages­             egal wie müde sie kurz zuvor noch waren,         sätzlich zu meiden.
                                              form der Kinder unterwegs schon ganze             bald wieder spielen und sich bewegen         •   Steinschlaggefährdetes Gelände oder
                                                                                                wollen.                                          stark angeschwollene Bäche müssen um­
                                              Wochenendwanderungen umkrempeln.
                                                                                              • Abschüssige Schneefelder verlangen be­           gangen werden.
                                              Was sich aber gezeigt hat: Der Aufwand            sondere Vorsichtsmaßnahmen.                  •   Wenn Sie sich verlaufen haben oder bei
                                              lohnt sich! Dranbleiben, auch wenn es mal       • Sich bei Nässe vor allem in Felspassagen         schlechten Sichtverhältnissen: In der
                                              nicht optimal geklappt hat! Die tollen Er-        und auf bewachsenen Steinen langsam              Gruppe zusammenbleiben, zum letzten
                                              lebnisse überwiegen bei Weitem.                   und vorsichtig bewegen.                          bekannten Punkt zurückgehen, vielleicht
                                                                                              • Kindliche Ängste unbedingt ernst neh­            einige Minuten auf bessere Sicht warten
                                             Sicherheit                                         men und die nötigen Konsequenzen da­             oder umkehren. Keine »Abkürzungen«
                                                                                                raus ziehen (Hand geben bis umkehren).           durch unbekanntes Gelände.
Wetterumsturz Ende August vor der Albert-­ Berge sind ein ideales Umfeld, in dem Kin-
                                                                                                Außer­gewöhnliche Erlebnisse zusammen
Heim-Hütte. Handschuhe, Mütze, Windjacke   der ihren Bewegungsdrang ausleben und
und Regenhosen gehören immer ins Wander-
                                           eigene Erfahrungen sammeln können.
gepäck.
                                           Voraussetzung ist aber, dass bei Kinder-
                                           bergtouren verbindliche Sicherheitsre-            nen die Anforderungen rasch zunehmen
                                           geln vorgängig besprochen werden und              (siehe Abschnitt Wetter, Seite 17). Auch
nen Bergführern und Spurenlesern und deren Einhalten unterwegs auch durchge-                 die mit der allgemeinen K
                                                                                                                     ­ limaerwärmung
dirigieren die Erwachsenen in Windeseile setzt wird. Das heißt natürlich auch, dass          zusammenhängenden Ver­änderungen der
zum nächsten Etappenhalt.                  die Erwachsenen den Anforderungen der             Bergwelt, wie größere Wasserabfluss-
Anzeichen für wirkliche Erschöpfungszu- Tour in jedem Falle gewachsen sein müs-              mengen, Steinschlag usw., müssen in Be-
stände der Kinder sind beispielsweise eine sen. Eine richtige Einschätzung der eige-         tracht gezogen werden. Genieren Sie sich
veränderte Stimmlage, häufiges Stolpern, nen Fähigkeiten ist daher Grundvoraus-              nicht, die Hüttenwarte zu fragen, wie die
plötzliches Frieren oder außergewöhnli- setzung.                                             momentane Situation entlang Ihrer ge-
che Blässe. Dann hilft Körperkontakt (an Jede Wanderung wurde bezüglich Schwie-              planten Route aussieht. Genauere und ak-
die Hand nehmen). Vor allem ist dann eine rigkeit gemäß der neuen Wanderskala des            tuellere Auskünfte bekommen Sie sonst
lange Pause fällig, gegebenenfalls auch Schweizer Alpen-Clubs (SAC) bewertet                 nirgends.
trockene und warme Kleider sowie etwas (siehe Seite 280). Denken Sie daran, dass             Bergwanderungen setzen ein gewisses
zu essen und zu trinken.                   sich alle Schwierigkeitsangaben immer             Maß an Konzentrationsfähigkeit voraus.
Wanderpausen sind für Kinder allerdings auf sogenannt »günstige« Bedingungen                 Auch auf harmlos erscheinenden Wander-
selten dazu da, um sich in Erwachsenen- beziehen. Bei »ungünstigen« Verhältnis-              wegen kann ein Sturz schlimme Folgen            Kurze, anspruchsvolle Stellen sind für ältere
manier auszuruhen. Meistens setzen sie sen wie Nebel, Wind, Nässe, Schnee kön-               haben. Wanderungen in der Bergwelt              und geübte Kinder das Salz in der Suppe.
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16 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                    Das Wichtigste in Kürze | 17     
                                              rund um die Uhr die Alarmzentrale der
                                              Rettungsflugwacht (REGA) erreicht wer-
                                              den. Die Mobiltelefon-Abdeckung ist in
                                              den Bergen allerdings längst nicht so flä-
                                              chendeckend wie im Mittelland. Ein Han-
                                              dy auf die Bergtour mitzunehmen, ist si-
                                              cher eine gute Idee, sich blind darauf zu
                                              verlassen jedoch nicht. Selbst bei Sichtver-
                                              bindung zu bewohnten Gebieten kann
                                              man sich in den Bergen außerhalb des
                                              Empfangsbereichs befinden. Die Vorstel-        Anwendung der Dreierschlinge.               Knüpfen der Beinschlaufen für die Dreier-
                                              lung, in einer brenzligen Situation einfach                                                schlinge (Quelle: Dewald, München 1994).
                                              das Mobiltelefon zücken und Hilfe anfor-
                                              dern zu können, ist trügerisch und schon
                                              einigen zum Verhängnis geworden.               eindringlich gewarnt werden. Kinder grei- dass nach einem Ausrutscher in einem
                                              Scheuen Sie sich nicht, im Zweifelsfall mit    fen bei einem Sturz reflexartig nach oben, 40 Grad steilen Schneefeld nach lediglich
                                              der REGA Kontakt aufzunehmen. Das              und weil ihre Schulterpartie noch wenig 50 Metern Abgleiten bereits Geschwindig-
                                              Fachpersonal kann mit wenigen Fragen           ausgeprägt ist, können sie dann leicht keiten von über 100 Kilometern pro Stun-
                                              abklären, ob der Helikoptereinsatz drin-       durch den Brustgurt hindurchrutschen. de erreicht werden.
                                              gend und aufgrund der Wetter- und Sicht-       Eine Konstruktion mit Beinschlingen ist
                                              verhältnisse überhaupt möglich ist. Die        deshalb Voraussetzung (siehe Darstellung Wetter
                                              Kosten sind meistens von der Krankenkas-       Seite 17). Bewährt hat sich auch das ge- Bei gutem Wetter ist Wandern in den Ber-
Gipfelerfolg garantiert, wenn man die Ziele   se/Unfallversicherung gedeckt, die Famili-     meinsame Besprechen eines anspruchs- gen wunderschön, sofern man sich ausrei-
den Möglichkeiten anpasst.                    enmitgliedschaft bei der Rettungsflug-         vollen Wegabschnittes kurz bevor die chend gegen die Sonne schützt. Blitz-
                                              wacht ist aber trotzdem zu empfehlen.          Schwierigkeiten beginnen: Was ist gefähr- schnell können an einem sonnigen Tag
                                                                                             lich, wie kann man die Gefahr minimieren aber dichte Wolken oder ein Gewitter
kann nur unternehmen, wer sicher ist, dass Heikle Passagen                                   usw.?                                       aufziehen, und bei entsprechend tiefer
die Kinder Anordnungen, wie z. B. die Hüt- Auch normale Bergwege können stel­len­            Kinder gehen in steilen Passagen selten Temperatur ist in den Bergen auch mitten
tenumgebung nicht zu verlassen, nur bis wei­­se durch sehr steiles, ausgesetztes Ge­         »sau­ber«, das heißt ohne Steine loszulö- im Sommer Schneefall möglich. Scheinbar
zum Bach vorauszu­gehen usw., zuverläs- län­de führen. Machen Sie es sich zur Ge-            sen. Hier ist besondere Vorsicht geboten, einfache Wanderungen werden dann zu
sig befolgen. Bei der Auswahl der Touren wohnheit, kleinere Kinder in heiklen Pas-           denn die Steine, und seien sie noch so ungemütlichen Unternehmungen. Es
haben wir zwar auf eine große Bandbreite sagen bergseitig an die Hand zu nehmen              klein, können Personen gefährden, die sich lohnt sich also, vor der Tour den Wetter­
der Anforderungen für die Wanderungen und wo immer möglich Hilfestellung an-                 weiter unten, außerhalb des Blickfeldes, bericht zu studieren und die Wanderung
geachtet. Wir haben aber bewusst Routen zubieten. Lassen Sie die Kinder bei steilem          befinden. Das Spiel »Wer schafft es, kein so zu planen, dass rechtzeitig das Tal oder
ausgeschlossen, auf denen über längere Aufstieg vor, bei steilem Abstieg hinter              einziges Steinchen loszutreten« ist ein die Hütte erreicht werden kann. Wird man
Strecken Absturzgefahr besteht, die durch sich gehen. In gefährlichem Gelände darf           sinnvolles Training. Wichtig ist auch hier von einem Gewitter überrascht, so sind
Steinschlaggebiet führen oder Kondition die Entscheidung, ob es sich der helfenden           das Vorbildverhalten der Eltern.            exponierte Punkte unbedingt zu meiden.
für mehr als rund drei Aufstiegsstunden Hand bedienen will, nicht dem Kind über-             Steile Hartschneefelder bergen ein hohes Eine Bergtour mit Kindern kann durchaus
(für Erwachsene) voraussetzen.             lassen werden. Manchmal kann sogar die            Ausrutschrisiko; man sollte sie meiden. gewagt werden, auch wenn nicht strah-
                                           Zuhilfenahme eines Stücks Seil oder einer         Das Überqueren solcher Passagen bedingt lend schönes Wetter herrscht. Allerdings
Ein Unfall lässt sich – allen Vorkehrungen Reepschnur angesagt sein. Vor einer An-           eine komplette Alpinausrüstung mit Pi- muss die Ausrüstung den Umständen an-
zum Trotz – nie ganz ausschließen. Im Not- seilkonstruktion, die lediglich aus einem         ckel, Steig­eisen und Seil (und das Wissen, gepasst sein. Wanderungen bei Wind,
fall kann über die Telefonnummer 1414 behelfsmäßigen Brustgurt besteht, muss                 wie damit umzugehen ist). Bedenken Sie, ­Regen oder Schneefall stellen höhere An-
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18 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                     Das Wichtigste in Kürze | 19   
                                                                                            Kopfbedeckung gehören zum Standard. wesentlich entlastet. Die Last darf deshalb
                                                                                            Für Kinder gilt bezüglich der Bekleidung nicht größer sein, weil sich der kindliche
                                                                                            grundsätzlich die gleiche Checkliste wie Körper noch in der Entwicklung befindet
                                                                                            für Erwachsene. Auch sie brauchen eine und Überlastungen, wie das Tragen eines
                                                                                            gute und funktionelle Ausrüstung, und in schweren Rucksacks, negative Folgen für
                                                                                            Sachen Ersatzkleider ist eine gewisse Wirbelsäule und Gelenke haben. Bewe-
                                                                                            Großzügigkeit angesagt. Abgesehen vom gung ist gut, Belastung jedoch schädlich.
                                                                                            Kleiderwechsel nach einem unfreiwilligen Also: Die Ausrüstung kleinerer Kinder ge-
                                                                                            Bad im Bergbach sind mit Kindern auch hört in den Rucksack der Erwachsenen.
                                                                                            häufigere An- und Ausziehpausen einzule- Gerade auf einer Bergtour, wo die Lust an
                                                                                            gen, um auf den im Vergleich zu Erwach- der Bewegung eine wichtige Vorausset-
                                                                                            senen stärker schwankenden Wärme- zung für das gute Gelingen ist, sollte die
                                                                                            haushalt rechtzeitig reagieren zu können. den Kindern eigene Schnelligkeit und Be-
                                                                                            Mehrere dünne Kleiderschichten (Zwie- weglichkeit nicht durch einen schweren
                                                                                            belschalenprinzip) erweisen sich als äu-
                                                                                            ßerst sinnvoll. Faserpelz (auch Fleece ge-
                                                                                            nannt) hat sich bei Kindern bewährt, ist
                                                                                                                                       Nasses Wetter beschäftigt Erwachsene meist
                                                                                            leicht, robust, warm und trocknet schnell. mehr als Kinder. Denn sie wissen: Es gibt kein
Schneeschauer im Hochsommer. Innert Minuten fiel die Temperatur um über 10 Grad,            Jacken aus Microfasergeweben mit Mem- schlechtes Wetter …
es begann zu schneien. Nach einer Viertelstunde verzog sich das Gewitter wieder und wir     branen (wie z. B. Gore-tex) sind hingegen
kühlten die Füße im See.
                                                                                            in den wenigsten Fällen notwendig, denn
                                                                                            Kinder schwitzen weit weniger als Er-
                                               forderungen. Durchnässung führt leicht       wachsene. Hier kann man ruhig einige
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich
                                               zu Unterkühlung, und bei Gewittern ist       Franken sparen.
über die aktuelle Wetterentwicklung zu in­
                                               neben der objektiven Gefahr auf die Ängs-    Nicht sparen sollte man hingegen beim
formieren:
• Automatischer Wetterbericht: Tel. 162        te zu achten, die Blitz und Donner hervor-   Schuhwerk. Für Bergwanderungen brau-
• Persönliche Wetterberatung:                  rufen.                                       chen kleine ebenso wie große Füße richti-
  Tel. 0900 162 333                                                                         ge Berg- oder Trekkingschuhe, die den
• Alpenwetterbericht: Tel. 0900 162 138        Ausrüstung                                   Knöchel stützen und eine stabile, rutsch-
  (Tonband, täglich neu ab 16 Uhr)             Was gehört in den Rucksack? Wer im Som-      feste Gummiprofilsohle haben. Die Versu-
• Spezialwetterbericht: Tel. 0900 162 111      mer bei Gluthitze im Flachland seinen        chung, Kinderbergschuhe in Anbetracht
  (Tonband, täglich neu ab 17.30 Uhr, aus­
                                               Rucksack für die nächste Tour packt, läuft   der rasch wachsenden Füße ein paar
   führliche Wetterlage und Prognosen)
• Prognosen auf der Internetseite von
                                               Gefahr, das Bergwetter zu unterschätzen.     Nummern größer auszuwählen, ist groß.
  ­MeteoSchweiz: www.meteoschweiz.ch           Auch im Hochsommer kann es im Gebirge        Die Gefahr, dass sich die Kinder dann wei-
   oder www.meteoblue.ch                       empfindlich kalt werden. Der Rucksack        gern, die nächste Wanderung noch mitzu-
• Über Webcams sieht man das Wetter live.      sollte zwar nicht zu schwer werden, unab-    machen, allerdings auch. Mittlerweile
   Kamerastandorte in den Bergen ­finden       dingbar sind aber neben der Verpflegung      sind Kindertrekkingschuhe bereits ab Grö-
  sich z. B. unter www.topin.ch oder           ein guter Wind- und Regenschutz, eine        ße 25 im Handel.
   www.camscollection.ch.
                                               bequeme, vor Wind schützende und             Dass Kinder einen eigenen Rucksack tra-
                                               schnell trocknende Wanderhose, ein war-      gen, ist nicht zwingend nötig. Da dieser
                                               mer Pullover oder eine Faserpelzjacke, in    voll gefüllt höchstens 10 Prozent des Kör-
                                               höheren Lagen auch Handschuhe und            pergewichtes des Kindes wiegen darf,
                                               Mütze. Sonnenbrille, Sonnenschutz und        würde der Elternrucksack ohnehin nicht
20 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                      Das Wichtigste in Kürze | 21     
                                                                                          aus einer weiter oben gelegenen Weide           schließen ist, dass die Kinder das feine
                                                                                          kommt). Zur Sicherheit kann das Wasser          Risotto-Nachtessen in der Berghütte ver-
                                                                                          durch einen im Fachhandel erhältlichen          schmähen und ein Käsebrot als Ersatz
                                                                                          Wasserfilter gepumpt oder mit einer Was-        hermuss …
                                                                                          seraufbereitungstablette (z. B. Micropur
                                                                                          o. Ä.) purifiziert werden.                      Hüttenübernachtung
                                                                                          Es ist wichtig, neben der Hauptmahlzeit          Eine Übernachtung in einer Berghütte –
                                                                                          auch ausreichend Zwischenverpflegung             wie aufregend! Und ganz schön lehrreich.
                                                                                          aus dem Rucksack zaubern zu können.              Draußen kann die Natur hautnah erlebt
                                                                                          Und da eine Bergtour ja nicht alle Tage          werden – z. B. kalt und windig –, in der Stu-
                                                                                          stattfindet, schadet es nichts, wenn beim        be ist es g
                                                                                                                                                     ­ eschützt und wohlig warm. Viel-
                                                                                          Einkaufen auch die Vorlieben der Kinder          leicht schärft der Aufenthalt in einer abge-
                                                                                          berücksichtigt werden. Falls sich die klei-      legenen Hütte auch das Bewusstsein für
                                                                                          nen Bergsteiger ausschließlich für Scho-        all die Annehmlichkeiten zu Hause. Hier ist
                                                                                          kolade, Chips und Popcorn entscheiden           viel direkter und deutlicher sichtbar, dass
                                                                                          sollten, macht es Sinn, das Sortiment            das warme Wasser nicht von ­         alleine
                                                                                          durch bodenständigere und gesündere             ­seinen Weg zum Wasserhahn findet und
                                                                                          Kost wie Früchte, Dörrobst, Nüsse, Käse,         die Lampe nicht einfach darum Licht ver-
Kurz etwas gegessen und dann ab an den Bach. Um einem Hungerast vorzubeugen, ist es       Wurst, Brot und Ähnliches zu ergänzen.           breitet, weil sie Lampe heißt. Eine Hütten-
­wichtig, dass Kinder auf Bergtouren regelmäßig essen und trinken.                        Auch deshalb, weil ja nie ganz auszu-            übernachtung regt auch zum Nachdenken

 Rucksack eingeschränkt werden. In einem lem Wetter den Durst aber nicht immer
 kleinen Rucksack können Kinder allenfalls wahrnehmen, ist es wichtig, ihnen ab und
 ihr Kuscheltier, eine Taschenlampe, Trau- zu die Trinkflasche unter die Nase zu hal-
 benzucker und ähnliche Kleinigkeiten mit- ten. Für eine 2- bis 3-stündige Wanderung
 tragen.                                      sollte mindestens ein Liter Getränk pro
 Ein Beispiel einer Ausrüstungsliste für eine Kind eingeplant werden. Das macht den
­2-tägige Bergtour mit Hüttenübernach- Rucksack zwar nicht leichter, kann aber
 tung findet sich auf Seite 282.              einen Leistungsabfall und das abendliche
                                              Kopfweh verhindern. Geeignet sind Tee,
 Ernährung                                    verdünnter Saft oder ganz einfach Wasser.
 Kinder haben einen anderen Stoffwechsel Sparen Sie nicht mit Trinken, füllen Sie die
 als Erwachsene. Ihr Bedarf an Nährstoffen, Flasche besser wieder an einem Brunnen
 Eiweißen und Vitaminen ist höher, und sie oder in der Not an einem Bergbach auf.
 müssen viel trinken.                         Falls Sie Wasser aus Bächen trinken, ach-
 Der Flüssigkeitsbedarf erhöht sich bei kör- ten Sie darauf, dass das Wasser kalt ist
 perlicher Anstrengung erheblich, und (und somit nicht aus einem See oder Tüm-
 wenn nicht regelmäßig für Nachschub pel kommt), klar ist (also keine größeren
 gesorgt wird, reduzieren sich Leistungs- Verunreinigungen enthält und nicht direkt
 und Konzentrationsfähigkeit. Da Kinder vom Gletscher kommt) und die Steine im
 (wie übrigens auch Erwachsene) während Wasser nicht von Algen überwachsen sind           Viele Berghütten, wie hier die Sewenhütte, sind ausgezeichnet für Familien mit Kindern
 einer interessanten Tätigkeit oder bei küh- (was darauf hindeutet, dass das Wasser       eingerichtet.
22 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                        Das Wichtigste in Kürze | 23         
                                              doch, Familien mit Kindern in kleineren        Für Hüttenneulinge
                                              Zimmern unterzubringen, wenn dazu eine         So funktioniert das System (meistens):
                                              Möglichkeit besteht. In der Regel wird         Wann auch immer und wo auch immer –
                                              man sich aber mit Gemeinschaftswasch­          eine Reservation der Übernachtungsplät-
                                              räumen und Mehrbettzimmern bzw. Mat-           ze ist dringend zu empfehlen. Ist man ver-
                                              ratzenlagern anfreunden müssen. Die            hindert, so muss man das mindestens ei-
                                              »Gegenleistungen« für die (kleinen) Ent-       nen Tag vorher mitteilen; die Annullation
                                              behrungen können sich aber sehen lassen:       ist bei allen SAC-Unterkünften und bei den
                                              An die aufgehende Sonne über dem Gip-          meisten anderen Berghütten kostenlos.
                                              felmeer oder die heimelige Stube an kal-       Die Hüttenwarte sind aber berechtigt,
                                              ten Herbs­tabenden wird man sich noch          eine sogenannte No-show-Annullations-
                                              lange gerne erinnern.                          gebühr zu erheben, wenn Sie ausbleiben,
                                              Das möglichst reibungslose Zusammenle-         ohne Ihre ­Reservation abzusagen. Gleich-
                                              ben von vielen Menschen mit unter-             zeitig mit der Anmeldung kann man sich
                                              schiedlichen Zielen und Tagesrhythmen          über die aktuellen Öffnungs- und Bewar-
                                              (Kletterer, Wanderer, Alpinisten, Familien)    tungszeiten, die besonders Anfang und
                                              auf engem Raum setzt ein großes Maß an         Ende Saison witterungsabhängig sind,
                                              Rücksichtnahme und gegenseitigem Ver-          und über die auf dem Zustieg herrschen-
                                              ständnis voraus. Einige wichtige Richtlini-    den Verhältnisse informieren.
                                              en sind in den meisten Hütten angeschla-       Nach Ankunft in der Hütte werden die
                                              gen, und es ist selbstverständlich, dass sie   Wanderschuhe im Schuhraum ausgezo-
                                              befolgt werden.                                gen und gegen die bereitstehenden Hüt-
Hütten-Risotto schmeckt besser als jedes      Die Übernachtungstaxen betragen in den         tenfinken oder Zoccoli getauscht. Kinder-
vergleichbare Essen zu Hause. Drinnen oder    meisten Hütten rund 30 Franken für Er-         größen sind allerdings selten anzutreffen –    Nicht so lustig ist es hingegen, wenn sich
draußen.                                                                                                                                    vierbeinige Einheimische am Spaghetti-­
                                              wachsene und etwa die Hälfte für Kinder        leichte Hausschuhe also besser selber
                                                                                                                                            Plausch beteiligen möchten.
                                              (Kleinkinder auch weniger). In den Hütten      mitnehmen. Das Betreten der Schlafräu-
                                              des SAC und einiger anderer Verbände ge-       me mit Wanderschuhen ist verboten. Der
über u­ nseren Umgang mit Energie, Roh-       nießen SAC-Mitglieder Vergünstigungen          Hüttenwart oder die Hüttenwartin zeigt
stoffen und Abfall an.                        (rund 7 bis 15 Franken pro erwachsene Per-     den Neuankömmlingen i­hren Schlafplatz.        wenn es die Umstände erlauben. Wer mit
                                              son).                                          Für Kinder immer ganz wichtig: Wo schla-       dem Hüttentelefon telefonieren möchte,
Hütten sind keine Hotels                      Die Halbpension schlägt mit ungefähr 30        fe ich, wer liegt neben mir und wo haben       informiert den Hüttenwart und bekommt
Sie möchten ja auch keine sein. Die bei den   Franken zu Buche, auch hier kann für Kin-      meine Kuscheltiere ihren Platz? Dann ist       für einen Zuschlag von einigen Franken
Tourenbeschrieben angegebenen Hütten          der und Kleinkinder mit einer Reduktion        der Zeitpunkt, sich ins ­Hüt­ten­buch einzu-   (für das Abonnement der Funk- oder
und einfachen Berggasthäuser sind zwar        gerechnet werden. Obwohl die Menüs in          tragen. Bei voll belegter Hütte geht es        Richtstrahlverbindung) die gewünschte
oft grandiose Aussichtsterrassen in einer     den Hütten vergleichbare Angebote im Tal       manchmal bereits jetzt ans Einkassieren;       Leitung. Nicht alle Hütten liegen im Emp-
fantastischen Bergwelt, an ihrem abgele-      manchmal in Qualität und meistens in           in der Regel wird aber erst am nächs­ten       fangsbereich des Mobilfunks.
genen Standort können sie den im Flach-       Quantität übertreffen, sind die dafür ver-     Morgen abgerechnet, falls man nicht allzu
land üblichen Komfort aber nicht bieten.      langten Preise oftmals niedriger als im Tal    früh los will.                                 Nachtessen und Nachtruhe
Äußerst ­selten stehen Doppelzimmer oder      unten. Und auch wenn die Kinder zu Hau-        Wer nasse Kleider hat, fragt am besten         Das Nachtessen findet normalerweise um
Duschen zur Verfügung, und die Platzver-      se Risotto niemals essen würden, kann es       den Hüttenwart nach geeigneten Trock-          ca. 18.30 Uhr statt. Geboten wird meistens
hältnisse lassen bei voll belegter Hütte      gut sein, dass der spezielle Hütten-Risotto    nungsmöglichkeiten und umgeht so mög-          eine Suppe zur Vorspeise, eine Haupt­
keine große Privatsphäre zu. Die meisten      bei ihnen in nachhaltig guter Erinnerung       liches Konfliktpotenzial. Das Hüttentele-      speise und oft noch ein Dessert. Vegetari-
Hüttenwarte und Wirte bemühen sich je-        bleibt.                                        fon steht den Gästen nur zur Verfügung,        er bringen ihre Wünsche mit Vorteil be-
24 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                    Das Wichtigste in Kürze | 25      
                                                                                         Umweltregeln
                                                                                         • Auf den vorhandenen Wegen bleiben. Hin­      • Wildtiere in Ruhe lassen. Jeweils in gebüh­
                                                                                           tereinander gehen, um den Weg nicht zu         rendem Abstand beobachten, weder ver­fol­
                                                                                           verbreitern, die Kurven nicht abschneiden.     gen noch füttern. Hunde an der Leine füh­
                                                                                         • Trittempfindliche Böden wie Moose, Moo­        ren.
                                                                                           re, Riede und Feuchtgebiete sowie erodie­    • Die Stille respektieren, in sensiblen Gebie­
                                                                                           rende Böden meiden. Wenig empfindliche         ten Kinder dazu anhalten, keinen Lärm zu
                                                                                           Böden sind z. B. Wege, Weiden, Fels, Kies,     machen.
                                                                                           trockene Rasen oder Schneedecken.            • Alle Abfälle wieder einpacken. Auch kom­
                                                                                         • Sorge tragen zu Pflanzen. Keine geschütz­      postierbare Abfälle mitnehmen oder zu­
                                                                                           ten oder seltenen Blumen pflücken oder         mindest zerkleinern.
                                                            Auch wenn eigentlich noch
                                                                                           Pflanzen ausreißen, nur kleine Souvenirs     • In empfindlichen Gebieten kein Feuer ent­
                                                            gar niemand müde ist – um
                                                            22 Uhr ist in den meisten      wie Steine, Tannenzapfen oder Ähnliches        fachen und sich in weniger empfindlichen
                                                            Hütten Nachtruhe.              mitnehmen. Die Rinde der Bäume nicht           Gebieten auf bereits vorhandene Feuerstel­
                                                                                           verletzen.                                     len beschränken.

reits bei der Reser­vation oder spätestens In vielen Hütten sind Sandwiches, Schoko-
bei Ankunft in der Hütte an. Vor einigen lade, Brot, Müsliriegel usw. erhältlich. Tee
Jahren war es noch üblich, dass etliche für den nächsten Tag (»Marschtee«) ist bei       Berg­ erfahrungen stammen aus erster           Bitte macht euch nicht schmutzig …
Hüttenbesucher ihr Essen selber mit- einigen Hütten im Übernachtungspreis                Hand, anders als beispielsweise in der
brachten, und noch heute besteht in den ­in­be­grif­f en: Die Flaschen werden meist      Schule, wo Wissen oft nur weitervermit-
SAC-Hütten kein Konsumationszwang.          abends eingesammelt und stehen am            telt wird. Lernen erfolgt hier oftmals durch
Doch die Möglichkeiten, selber zu kochen, Morgen gefüllt bereit.                         Ausprobieren. Ob sich eine Abkürzung
sind ­beschränkt. Es gilt auch zu bedenken, Und noch zwei Hinweise: Bitte packen Sie     durchs Dickicht bewährt oder nicht, merkt
dass die Einnahmen aus der Konsumation Ihre Abfälle wieder ein und gehen Sie spar-       das Kind von alleine. Nicht nur das Ergeb-
die wichtigste Verdienstquelle der Hüt- sam mit Wasser und Elektrizität um. Die          nis zählt, sondern auch die Suche nach
tenwarte darstellen, da die Übernach- Hüttenwarte erklären Ihnen gerne warum.            dem richtigen Weg. Handlung und Ergeb-
tungstaxen meistens den Hüttenbesit-                                                     nis sind direkt miteinander verknüpft und
zern zufließen. Um 22 Uhr ist in den meis- Umwelt                                        fördern das vernetzte Denken.
ten Hütten Nachtruhe. Die Zeit für das Bei einer Bergwanderung treten wir in             Verantwortung abgeben – Verantwor-
Frühstück wird vom H  ­ üt­ten­wart-Team am eine empfindliche Welt ein, in der wir le-   tung über­nehmen: Einige Eltern behalten
Vorabend bekannt gegeben. Es findet nor- diglich Gäste sind. Wir müssen uns ihrer        die Kinder immer genau im Auge, wäh-
malerweise zwischen 6.30 und 8 Uhr statt, Zerbrechlichkeit bewusst sein und die          renddem andere ihnen mehr zutrauen
damit den Hüttenwarten anschließend Achtung vor der Tier- und Pflanzenwelt               (Vertrauen haben), sie eher an der langen
Zeit bleibt, die Schlafräume wieder herzu- auch den Kindern vermitteln. Als gutes        Leine laufen lassen. Eigeninitiative soll
richten und die Hütte auf Vordermann zu Vorbild auf der folgenden Seite aufgeführ-       nicht unterbunden, sondern gezielt geför-
bringen, bevor die nächsten Gäste eintref- ten Regeln beachten.                          dert werden. In den Bergen darf die ge-
fen. Das heißt natürlich auch, dass man                                                  währte Freiheit die Kinder nicht gefähr-
seine Siebensachen im Schlafraum gleich Pädagogische Ansätze                             den, was von den Begleitpersonen eine
nach dem Frühstück zusammenpackt, die Eigene Erfahrungen machen: Bergerleb-              hohe Kompetenz in der Gefahrenbeurtei-
Decken zusammenfaltet bzw. die Duvets nisse fordern Kinder auf der seelischen,           lung verlangt. Bei jeder Bergwanderung
wieder herrichtet und Platz für die Putz­ geistigen und körperlichen Ebene. Sie be-      wird es nötig sein, den Kindern Grenzen zu
equipe macht.                               ziehen den ganzen Menschen mit ein.          setzen und auf deren Einhaltung – auch
26 | Bergwandern mit Kindern                                                                                                                Das Wichtigste in Kürze | 27    
                                                                                       der Kinder angepasst sind, können Witte-
                                                                                       rung, Landschaftsgegebenheiten oder
                                                                                       schlicht und einfach die Tagesform einzel-
                                                                                       ner Teilnehmer zur Umkehr zwingen. Ma-
                                                                                       chen Sie sich nichts daraus und kehren Sie
                                                                                       um. Das fällt umso leichter, wenn man im
                                                                                       Planungsstadium schon mit dieser Mög-
                                                                                       lichkeit gerechnet hat.
                                                                                       Die hier vorgestellten Wanderungen wei-
                                                                                       sen unterschiedliche Längen und Schwie-
                                                                                       rigkeitsgrade auf (siehe Abschnitt Schwie-
                                                                                       rigkeit, Seite 28). Am einen Ende des
                                                                                       Spektrums finden sich einfache Touren,        Mehr Erlebnisanzeiger als Wegweiser.
                                                                                       die schon mit kleinen Wanderanfängern         ­Zwischen Mythen und Hochstuckli.
                                                                                       und bei (fast) jedem Wetter begehbar sind     Nicht alle Wegweiser haben den gleichen
                                                                                       (T2), während die schwierigeren Routen        Informationsgehalt. Auch darum gehört die
                                                                                       bergerfahrenen Kindern (und Eltern) vor-      Karte mit auf die Wanderung.
                                                                                       behalten sind und eine stabile Wetterlage
                                                                                       voraussetzen (T4). Sinnvollerweise wird
                                                                                       für den ersten gemeinsamen Bergausflug
                                                                                       eine einfache Tour gewählt. Die gemach-
                                                                                       ten Erfahrungen zeigen schnell, w ­ elcher
Flexibilität bei der Tourenplanung schafft Freiräume – auch für einen Staudammbau.     Schwierigkeitsgrad für die nächste Unter-
                                                                                       nehmung angesagt ist.
                                                                                       Falls Sie zum ersten Mal mit Kindern in die
 gegen ihren Willen, aber zu ihrem eigenen Problemen und möglicherweise zum En-        Berge gehen, eignen sich also alle Touren,
Schutz – zu bestehen.                        gagement für die bedrohte Umwelt. Wer     bei welcher die Schwierigkeit mit T2 ange-
 Bei Familienwanderungen kommen ganz die vielfältige Farbenpracht einer Berg-          geben ist, sehr gut. Sollten unterwegs
­andere Stärken zum Tragen als in der stark wiese gesehen hat, wird sich fragen, wa­   trotzdem Zweifel auftauchen, ist es wich-
 reg­lementierten Alltagswelt. Dabei erle- rum auf der Wiese zu Hause nur drei Blu-    tig, für den Rückweg die bekannte Route
 ben sich die Familienmitglieder in ande- menarten zu finden sind. Und Wanderun-       und nicht den Pfad ins Ungewisse zu wäh-
 ren, ungewohnten Situationen, was dem gen sind vielleicht auch dazu da, wieder        len.
Zusammenhalt in der Familie und dem ge- einmal so richtig schmutzig zu werden.
 meinsamen ­Erleben förderlich ist.          Mit Händen und Füßen im Lehm mat-         Um die Auswahl der passenden Bergwan-
 Umwelt wahrnehmen: In unserer techni- schen und das Gröbste anschließend am           derung zu erleichtern, sind in diesem Füh-
 sierten und stark reglementierten Welt Bach wieder auswaschen. Die Natur ist          rer die relevanten Informationen für jede
 wird es zunehmend schwieriger, Naturer- nicht klinisch rein. Und das ist gut so.      Tour einheitlich und übersichtlich zu­sam­
 fahrungen zu machen, natürliche Zusam-                                                men­­gestellt.
 menhänge zu verstehen. Gerade dieses Tourenplanung
Verständnis wäre aber dringend notwen- Flexibilität heißt das Stichwort: Obwohl
 dig, um eine lebenswerte Zukunft zu si- bei den Bergwanderungen in diesem Füh-
 chern. Eine Sensibilisierung für natürliche rer Gehzeit und Schwierigkeit des Weges
Zusammenhänge führt zum Erkennen von dem Alter und dem Leistungsvermögen
58 | Zentralschweiz und Glarnerland                                                                                                         Kraxelfelsen bei der ­Lidernenhütte | 59      5
5     Kraxelfelsen bei der
     ­Lidernenhütte
                                              ner wohltuenden Weite. Schroffe Gip-
                                              felzacken zieren den Horizont, und die
                                              Kalkfelsen rundherum sehen aus, als wä-
 Schrattenkalk und Kraxelfelsen               ren sie zu Stein gewordene Riesenklauen.
z­ wischen Riemenstalden und Vierwald-        Willkommen im Lidernengebiet.
 stättersee
                                              1. Tag: Spilauer See und Kraxelfelsen
                                              Schon von der Seilbahn fällt der Blick auf
                                              den sympathischen Holzbau der Lider-
                                              nenhütte (1727 m), keine Viertelstunde
                                              von der Bergstation Gitschen entfernt.
                                              Also heißt es, zuerst mal bei der Hütte den
                                              überflüssigen Ballast deponieren, dann
                                              lockt das Abenteuer am Spilauer See. So
                                              steigt man von der Lidernenhütte zu den
                                              Alpgebäuden namens Abedweid und wei-            »Mami, aagää«: Die Hüttenwartin legt in und vor der Hütte Hand an.
                                              ter in gleicher Richtung zum Loch, ober-
                                              halb von Spilauhütten. Nochmals leicht
                                              hinauf und schon steht man vor dem Spi-
                                              lauer See (1837 m). Ruhig und verlassen         Warum zur Lidernenhütte?
                                              liegt er gemütlich in seiner Mulde, be-         Spektakuläre Gesteinsformen in Hüttennähe. Viele Kletter- und Kraxelfelsen aller
Das hintere Riemenstaldner Tal                schützt einerseits vom mächtigen Ross-          Schwierigkeitsgrade. Auch Kinder- und Familienkletterlager werden häufig in der
                                                                                              Lidernen­hütte angeboten. Der Spilauer See und die anderen kleinen Seelein sind beliebt
Ein Tal wie viele andere in der Umgebung      stock, anderseits von Hagel- und Hund-
                                                                                              wegen ihrer flach abfallenden Ufer und der großen Felsbrocken auf den Weiden rund­
auch, so scheint es auf den ersten Blick.     stock.                                          herum.
Das kleine Postauto schraubt sich durch       Wer findet den Zufluss, wer den Abfluss
viele Kurven immer höher den steilen          des Sees? Wohin fließt das Wasser? Trin-        Tourencharakter
                                                                                              Zwei 1-tägige oder eine 2-tägige Bergtour. Abwechslungsreiche Wanderungen mit kur-
Wald hinauf, durchquert Bachwannen, er-
                                                                                              zen Aufstiegen und vielen Varianten im Abstieg.
reicht ein kleines Dorf mit Gasthaus und
Kirche und deponiert uns etwas weiter                                                         Schwierigkeit: T2
                                              Obwohl die Frühlingssonne die letzten           Keine besonders anspruchsvollen Stellen. Im Abstieg vom Schön Chulm sind die ersten
oben an der Talstation der Seilbahn im
                                              Schneereste bald zum Verschwinden bringt,       paar Meter zwar steil, aber nicht ausgesetzt. Bei Nebel ist die Orientierung im hügeligen
Chäppeliberg.                                 wird der Spilauer See erst später im Jahr zum    Gelände zwischen See und Hütte schwierig. Mit Vorteil hält man sich dann an die
Rundherum verstreut liegen Landwirt-          richtigen Badesee.                              ­markierten Wege. Die zum Teil scharfkantigen Karrenfelsen erfordern allgemein eine
schaftsbetriebe. Abschüssige Flanken                                                           gewisse Vorsicht.
nordwärts zum Stossgebiet, ein flacher
                                                                                              Höhenunterschiede und Gehzeiten
Pass ostwärts gegen das Muotatal und                                                          1. Tag: Bergstation Gitschen–Spilauer See–Seelenen–Lidernenhütte
steiler, dunkler Wald gegen Süden in Rich-                                                            X 200 m, V 200 m, 2 h 45
tung Rossstock. Sogar die kleine Seilbahn                                                             Bergstation Gitschen–Spilauer See 0 h 45
                                                                                                      Spilauer See–Seelenen 1 h 15
ist ein Modell, das in der Region häufig in
                                                                                                      Seelenen–Lidernenhütte 0 h 45
Gebrauch ist.
                                                                                              2. Tag: Lidernenhütte–Schön Chulm–Eggberge X 490 m, V 790 m, 4 h
Aber bei der Bergstation der Seilbahn,                                                                Lidernenhütte–Schön Chulm 2 h
knapp 600 Meter über dem Boden des Rie-                                                               Schön Chulm–Eggberge 2 h
menstaldner Tales, sieht plötzlich alles
anders aus. Die steile Enge weicht dort ei-
60 | Zentralschweiz und Glarnerland                                                                                                   Kraxelfelsen bei der ­Lidernenhütte | 61   5
                                                                                        2. Tag: Über den Pass zum Vierwald-             Weiter über Chüebödmer und Bielen zum
                                                                                        stättersee                                      Schön Chulm. Steil gehts vom Schön
                                                                                        Heute gehts vom Riemenstaldner Tal zu-          Chulm gegen Ober Ochsenbüel. Schon
                                                                                        erst hinüber ins Schächental und dann in        wieder Lust auf Pause? Das Seeli bei Gross
                                                                                        Richtung Vierwaldstättersee. Ein interes-       Fläsch, eine Viertelstunde weiter unten,
                                                                                        santer Weg dorthin führt von der Lider-         bietet sich an. Weiter folgt man der Krete
                                                                                        nenhütte an der Bergstation der Seilbahn        hinauf zum Gipfelkreuz der Hüenderegg
                                                                                        vorbei leicht absteigend zum Zingeli. Hier      (1873 m) und nun alles hinunter zur
                                                                                        beginnt ein eindrückliches Wegstück. Der        Bergstation des Skiliftes und nun nicht
                                                                                        Pfad verläuft in einer versteckten Schlucht     mehr zu verfehlen leicht links haltend zur
                                                                                        zwischen Felswänden hinauf nach Roten-          untersten Häusergruppe der Eggberge,
                                                                                        balm. Von hier aus lassen sich am benach-       wo Restaurant mit Sonnenterrasse und
                                                                                        barten Dibistock oft Gämsen und andere          Seilbahn nach Flüelen (P. 1447) auf müde
                                                                                        Wildtiere beobachten.                           Wanderer warten.

Über Nacht wurden das Schmalstöckli und die Lidernenhütte (links unten) nochmals ver-
zuckert.

ken die Kühe alles leer? Das weite Kalkge- vom nördlichen Seeende aus leicht gegen
biet gibt nicht alle Geheimnisse preis. Dass rechts ansteigend auf nicht markierten,
hier das Wasser in weit verzweigte Höh- aber meist gut zu erkennenden Wegspu-
lensysteme versickert, ist wohl klar. Auch ren erreicht wird. Nun folgt man wieder
dass der See aufgrund einer Tonablage- Wegspuren und hält der Kantonsgrenze
rung nicht ausläuft, kann man sich vor- entlang direkt auf das Schmalstöckli zu,
stellen. Wie es das Wasser aber geschafft wo sich an schönen Sommertagen die
hat, aus all den Riesensteinen diese abson- Kletterer an den senkrechten Wänden
derlichen Formen auszuwaschen, lässt tummeln. Wie bunte Spinnen hängen sie
Raum zum Spekulieren. So geht man zu- an unsichtbaren Fäden in der großen grau-
erst einmal um den See herum, sucht ei- en Wand. Hier trifft man auf den Wander-
nen guten Rastplatz und wird feststellen, weg, dem man rechts hinauf folgt. Seele-
dass das Wasser meist nicht die ge- nen heißt das Gebiet und von den drei
wünschte Badetemperatur erreicht. Aber Pfützen hat eine oftmals Badetemperatur.
die Umgebung hält ja noch mehr Seen be- Nun auf Wegspuren an P. 1959 vorbei oder
reit.                                        auf dem markierten Zustieg hinunter zum
Um diese zu finden, steigt man hinauf Ober Hüttli. Kurz darauf steht man bei der
zum Mälchbödeli (ca. 1900 m), welches Lidernenhütte.                                    Spilauhütten, einige Minuten unterhalb des Spilauer Sees.
62 | Zentralschweiz und Glarnerland                                                                                                           Kraxelfelsen bei der ­Lidernenhütte | 63     5
Seilschaft im Nebel                                                                            Informationen

                                                                                               Ausgangspunkt/Anreise
                                               stellen und sich mit beiden Händen an           Bergstation Gitschen, 1717 m. Ab Sisikon mit dem Kleinpostauto (Reservation obligatorisch,
                                               Schultern oder Hüften der vorderen Per­         Tel. 041 820 32 55 oder 079 249 47 02) nach Riemenstalden, Endstation Chäppeliberg, bei der Tal-
                                                                                               station der Seilbahn hinauf nach Gitschen, Lidernenhütte. Die Seilbahn verkehrt nach B­ edarf.
                                               son halten. Unerwartet bildet sich dichter      Info unter Tel. 041 820 44 48 oder 041 870 42 46, www.spilau.ch.
                                               Nebel und hüllt die Bergsteiger ein. Der
                                               Spielleiter, der an der Spitze der Seilschaft   Endpunkt/Rückreise
                                                                                               Eggberge, 1447 m. Mit der Seilbahn hinunter nach Flüelen. Tel. Seilbahn 041 870 15 49,
                                                geht und damit die Rolle des Bergführers
                                                                                               www.eggberge.ch. Von der Talstation knapp 15 Gehminuten (oder Bus) zum Bahnhof Flüelen.
                                               übernimmt, verbindet den andern Mit­
                                               spielern die Augen. Die Seilschaft setzt        Übernachtung
                                               sich in Bewegung. Langsam und vorsich­          Lidernenhütte SAC, 1727 m, 80 Plätze, immer offen, durchgehend bewartet von Juli bis Oktober,
                                                                                               restliche Zeit auf Anfrage, Tel. 041 820 29 70 (in der nicht bewarteten Zeit Tel. 041 741 12 07),
                                               tig führt der Bergführer (der vermutlich
                                                                                               www.lidernenhuette.ch. In der Hütte findet sich einiges an Spielzeug, die Hüttenumgebung
                                                ein GPS dabei hat und darum die richtige       hält Kletterfelsen aller Größen bereit.
                                               Route findet) seine Gruppe über den Wan­
                                                derweg. Er warnt vor Hindernissen und          Verpflegung unterwegs
                                                                                               Verkauf von Alpprodukten während der Alpzeit bei der Bergstation, den Spilauhütten und in
                                               macht auf interessante Stellen aufmerk­         Rotenbalm.
                                               sam. Durch Tasten, Riechen und Horchen          Berggasthaus Eggberge mit Zimmer und Lager, gleich neben der Bergstation, Tel. 041 870 28 66,
                                               versuchen die Mitspieler, sich trotz ver­       www.gasthaus-eggberge.ch.
In den Bergen ist es wichtig, immer genau      bundener Augen ein Bild von ihrer unmit­
                                                                                               Karten
zu wissen, wo man sich gerade befindet,        telbaren Umgebung zu machen. Wichtig            Kartenblätter 1172 Muotathal, 1192 Schächental
nie die Orientierung zu verlieren. Das gilt    ist dabei, dass die Teilnehmenden ruhig
ganz besonders im weglosen Gelände.            sind und sich voll auf ihre Umgebung kon­       Varianten
                                                                                                Lust auf Anspruchsvolleres: Der Rossstock (2461 m) ist ein erstklassiger Aussichtsgipfel.
Zieht Nebel auf, so können Fehler in der       zentrieren können.
                                                                                               Die letzten 20 m zum Kreuz verlaufen auf einem recht schmalen Grat, der Vorsicht erfordert.
Routenwahl unliebsame Folgen haben.            Ist die Seilschaft am Aussichtspunkt ange­      5 Std., T3.
Aber auch bei einer Wanderung auf mar­         langt, beschreibt der Bergführer ausführ­        Ins Schächental: Am 2. Tag vom Ober Ochsenbüel ostwärts zur Gand und auf dem Fahrweg an
kierten Pfaden ist es ratsam, seine aktuel­    lich die neu aufgetauchten Täler und            ­Ruogig (Kleinseilbahn nach Bürglen, Tel. 04 870 20 00, www.ruogig.ch) und Hintermättental
                                                                                                vorbei zur Bergstation Biel, wo die Kinzig-Seilbahn (Tel. 041 870 80 87, www.biel-kinzigag.ch)
le Position zu kennen. Nur so lässt sich der   ­Gipfel. Plötzlich reißt der Nebel auf – die
                                                                                                hinunter nach Bürglen
Zeitbedarf bis zum Ziel bzw. zur nächsten       Mitspieler dürfen die Augenbinden ab­          führt. In B
                                                                                                         ­ ürglen befindet
sicheren Zuflucht abschätzen. Anderer­         nehmen und das Bild in ihrem Kopf mit           sich übrigens das
seits ist es reizvoll, in einem sicheren Um­    dem wirklichen Panorama vergleichen.           Tell-Museum, Info:
                                                                                               Tel. 041 870 41 55,
feld einmal absichtlich die Orientierung       Das Spiel verfolgt verschiedene Ziele. Vor
                                                                                                www.tellmuseum.ch.
zu verlieren und sich überraschen zu las­      allem geht es darum, die Umgebung be­
sen.                                           wusst wahrzunehmen. Durch das vorsich­
Kurz vor einem Pass oder einer anderen         tige Gehen mit verbundenen Augen wird
Stelle, an der sich Aussicht oder Gelände      aber auch das Gleichgewichtsgefühl so­
markant ändern, wird eine Seilschaft ge­       wie das Vertrauen in die Mitwandernden
bildet. Diese besteht aus zwei bis sechs        gefördert.
Mitspielern, die sich hintereinander auf­
                                                                                               Zwar am Nordhang über
                                                                                               dem Riemenstaldner Tal
                                                                                               erbaut – aber trotzdem
                                                                                               sehr sonnig gelegen: die
                                                                                               Lidernenhütte.
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