DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien

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DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
DA S   M AG A Z IN    DES   NAT UR HIS TOR ISC HE N   MUSE U M S   W IE N   F RÜHLING 2 019

                                               DAS NATUR-
                Ein seltener Wintergast
                vor dem NHM Wien: ein
               Goldhähnchen-Laubsänger

                                              HISTORISCHE
                       LICHTVERSCHMUTZUNG N BESUCHER
                       AUS DER TAIGA N NEUBESETZUNGEN N
                      SEEIGEL IM MICRO-CT N BIODIVERSITÄT N
LEANDER KHIL

                               VERSTEINERTER WALD
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
2         EDITORIAL AUS DER GENERALDIREKTION                                                                                                                                                                                 3

                                                        Liebe Leserin,
                                                        lieber Leser!                                                                                                                                                Es werde Licht?
                                                                                                                                                                                                                     Ein Plädoyer für die Dunkelheit der Nacht

                                                        D
                                                                      er Winter im Naturhistorischen               denen Jugendliche bis zum Alter von 14 Jahren
                                                                      Museum Wien stand ganz im Zei-               aufgerufen waren, das Thema Frieden in einem                                                                           Von Andreas Hantschk
                                                                      chen unserer großen Sonderausstel-           Foto sichtbar zu machen. In engem Zusammen-
                                                                      lung mit dem Titel „Krieg – Auf den          hang mit der Schau im Haupthaus steht auch eine
                                                                      Spuren einer Evolution“. Diese Aus-          kleine Ausstellung zu „Medizin im Ersten Welt-
                                                        stellung, eine Kooperation mit dem Landesmuse-             krieg“ – aus Anlass des 100. Jahrestages des Endes
                                                        um für Vorgeschichte in Halle an der Saale, be-            des Ersten Weltkrieges – in unserer Zweigstelle,
                                                        trachtet das Thema Krieg aus der Sicht der Anthro-         dem „Narrenturm“, wo sich die pathologisch-ana-
                                                        pologie und der Ur- und Frühgeschichte. Eines              tomische Sammlung des NHM Wien befindet.
                                                        der spektakulärsten Objekte in der Schau ist die           Diese kleine Schau ist auch ein „Teaser“ auf die
                                                        riesige Präparation eines Massengrabes von der             fast fertige Renovierung des Narrenturmes und
                                                        Schlacht von Lützen im Dreißigjährigen Krieg, die          der bereits in Planung befindlichen Neueinrich-
                                                                                                                                                                                                      Lichtglocke über Wien aus über
                                                        auch in einer interaktiven Darstellung den Toten           tung der dortigen Schausammlung, die im Laufe
                                                                                                                                                                                                      100 km Entfernung, gesehen vom
                                                        ihre Identitäten gibt. Die Ausstellung, die noch           dieses Jahres eröffnet wird.                                                       Gipfel des Dürrenstein
                                                        bis Ende April 2019 zu sehen ist, präsentiert eine            Ebenfalls seit Ende November und noch bis 11.
                                                        archäologische Spurensuche, die über 7000 Jahre            März 2019 zeigen wir im Saal 6 eine Intervention
                                                                                                                                                                                                      Der Wiener Stephansdom in hellem
                                                        zurückreicht – zu den ältesten Nachweisen von              des argentinischen Künstler-Duos Faivovich &
                                                                                                                                                                                                      Licht von Strahlern und Leuchten.
                                                        kriegerischen Auseinandersetzungen; das Rah-               Goldberg zum Thema Meteoriten: die Suche nach                                      Derartige Beleuchtungen tragen zu
                                                        menprogramm ist diesmal besonders reichhaltig.             einer verlorenen großen Masse eines Eisenmeteori-                                  rund einem Drittel zur Lichtver-
                                                           Seit Ende November 2018 und noch bis 7. März            ten, wobei hier die berühmte Meteoritensammlung                                    schmutzung Wiens bei.
                                                        2019 zeigen wir im Saal 50 eine Fotoausstellung            des NHM Wien eine spannende Rolle spielt. In un-
                                                        mit dem Titel „Peace – Die weltbesten Jugendfotos          serem modernen digitalen Planetarium gibt es
                                                        zum Thema Frieden“. Hier sind Fotos zu sehen, zu           jetzt neue Vorstellungen (eine Live-Show für Kin-
                                                                                                                   der!) und ein neues Programm zum Thema Sonne.
                                                        Masterminds der Ausstellung „Meson de Fiero“: Die Künst-      Und wir arbeiten natürlich bereits mit Voll-
                                                        ler Nicolás Goldberg und Guillermo Faivovich mit NHM-      dampf an den großen Sonderausstellungen dieses
                                                        Generaldirektor Christian Köberl, Maria Eugenia Varela     Jahres: zuerst ab Anfang Juni 2019 eine Ausstel-
                                                        und den Kuratoren Daniela Zyman und Ludovic Ferrière.      lung zum Thema Klimawandel, in der sich Künst-
                                                                                                                   ler mit Gletschern, ihrer Bedeutung und ihren
                                                                                                                   Veränderungen auseinandersetzen. Und für den
                                                                                                                   Spätherbst planen wir eine besonders umfang-
KURT KRACHER/NHM WIEN; KL. BILD: K. REPP/NHM WIEN

                                                                                                                   reiche Sonderausstellung zum Thema „Mond“ –
                                                                                                                   wobei der Anlassgeber das 50-jährige Jubiläum
                                                                                                                   der ersten Mondlandung ist. Allerdings betrach-
                                                                                                                   ten wir hier den Erdmond von vielen Seiten –
                                                                                                                   nicht nur aus Sicht der Raumfahrt. Ich kann
                                                                                                                   jetzt schon versprechen, dass das eine sehr viel-
                                                                                                                                                                          KUFFNER-STERNWARTE.AT (3)

                                                                                                                   seitige und spannende Ausstellung wird.
                                                                                                                      Wie immer lade ich Sie herzlichst ins Haus am
                                                                                                                   Ring ein, wo es immer etwas Neues zu entdecken
                                                                                                                   gibt.
                                                                                                                                      Christian Köberl, Generaldirektor

                                                                                                                                                                                                                                                     UNIVERSUMMAGAZIN 3 | 2019
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
4                    UMWELT                                                                                                                                                                                                                                            5

    Lichtverschmutzung
    Wiens: die Wiener
    Staatsoper um 1.40 Uhr
                                          Lichtglocke über Wien,
                                        gesehen von der Kuffner-
                                       Sternwarte, sechs Kilome-
                                           ter vom Stadtzentrum
                                                        entfernt.

    D

                                                                                                                                                                                                                                           KUFFNER-STERNWARTE.AT (2)
                        ie Liebe zum Licht ist so alt wie die
                        Menschheit. Als tagaktives „Augentier“
                        nimmt der Mensch 80 Prozent seiner
                        Informationen visuell auf. Im bibli-
                        schen Buch „Genesis“ lässt Gott un-
                        mittelbar nach Erschaffung von Him-
      mel und Erde das Licht angehen und scheidet daraufhin
      das Licht von der Finsternis. Jahrtausendelang waren
      Licht und Helligkeit in unserer Kulturgeschichte posi- zu hell, die professionelle Astronomie zieht sich seit der   PROBLEMBEWUSSTSEIN STEIGT                                  auf den „unverschmutzten“ Sternenhimmel sollte ein
      tiv besetzt.                                             ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in immer entlege-       Jedoch ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für     unverzichtbarer Bestandteil der Erkenntnis und der
         Wie so oft war es eine technische Innovation, welche nere Gebiete zurück. So zum Beispiel auf die Kanaren-       diesen Missstand jüngst stark gestiegen. Führte der Be-    Selbsteinschätzung jedes Menschen sein. Das Recht auf
      Positives zum Problem werden ließ: die Erfindung der insel La Palma, die längst zu einem Mekka der Sternen-         griff „Lichtverschmutzung“ vor 15 Jahren noch bei vie-     den Sternenhimmel kann sich nicht auf Personen be-
      elektrischen Beleuchtung. In Wien wurde die „Interna- gucker geworden ist. 1985 wurde dort am Roque de los          len Menschen zu überraschtem Nachfragen, so ist sich       schränken, die sich immer weiter entfernte und teure-
      tionale elektrische Ausstellung“, 1883 von Kronprinz Muchachos das erste Observatorium gebaut, mittler-             heute auch die Kommunalpolitik vielerorts des Prob-        re Flugdestinationen leisten können.
      Rudolf persönlich eröffnet, zum Publikumsmagnet. weile gibt es dort ein Dorf an Sternwarten. So gesehen             lems bewusst und versucht gegenzusteuern. Doch wer
      Das Werbeplakat zeigt die Rotunde im Prater von glei- überrascht es nicht, dass das weltweit erste Gesetz zur       leidet – außer der erwerbsmäßigen bzw. aus Liebhaberei     „LEBENSRAUM NATURNACHT“
      ßenden Lichtkegeln hinterlegt, welche moderne Skybe- Eindämmung des künstlichen Lichtes (1988) geschaffen           betriebenen Astronomie – sonst noch an der Lichtver-       Seit Anfang 2019 widmet sich das Projektvorhaben „Le-
      amer grafisch vorwegnehmen.                                                    wurde, um die teuren Observato-      schmutzung? Lichtverschmutzung ist ein medizini-           bensraum Naturnacht“, gefördert vom Bundesminis-
      Das elektrische Licht wurde folg-                                              rien auf dem Roque vor stören-       sches Problem: die Melatonin-Synthese und folglich der     terium für Nachhaltigkeit und Tourismus unter der
      lich zum Symbol von Fortschritt,                                               dem Licht zu schützen. Überle-       biologische Tag-Nacht-Rhythmus der Patienten geraten       Trägerschaft des NHM Wien, dieser Thematik. Am Bei-
      Wohlstand und Modernität und                                                   gungen der Medizin oder des Na-      durcheinander. Neben einer Reihe von akuten Sympto-        spiel österreichischer UNESCO-Welterbe-Gebiete sollen
      einer glitzernden Großstadtkul-                                                turschutzes spielten noch keine      men (Schlafstörungen, Erschöpfung, gastrointestinale       Maßnahmen der Bewusstseinsbildung, pädagogische
                                                                                  BIRDLIFE/MICHAEL DVORAK

      tur. Die Werbewoche „Berlin im                                                 Rolle, jedoch waren sich voraus-     Probleme) bringt dies einen Anteil bei der Entstehung      Angebote zur Wahrnehmung der Naturnacht und Stra-
      Licht“ ließ die „Elektropolis“ Ber-                                            denkende Menschen schon da-          multifaktorieller Erkrankungen mit sich. Langfristig       tegien gegen Lichtverschmutzung entwickelt werden.
      lin bereits 1928 sehr hell erstrah-                                            mals im Klaren, dass viel Licht      können daraus eine Reihe von Herz-Kreislauf-Erkran-        Das NHM Wien wird seine Expertise als Wissenschafts-
      len. In der Zeit des Nationalsozi-                                             immer auch viel Schatten bringt.     kungen und sogar Krebserkrankungen entstehen.              institution und seine lange Tradition als Vermittlungs-
      alismus wurde Licht zudem ein                                                     In der La Palma Deklaration                                                                  einrichtung einbringen, Projektpartner sind der Um-
      Mittel der Propaganda und Lichtsensible Vogelarten, wie die Blaumeise,         von 2007 beschlossen Delegierte      PROBLEM FÜR DIE NATUR                                      weltdachverband, E.C.O. Institut für Ökologie und der
      Machtdemonstration, was histo- brüten zu früh, was für den Nachwuchs           von UNESCO und anderen inter-        Lichtverschmutzung ist darüber hinaus ein Natur-           Astronom Günther Wuchterl (Leiter der Sternwarte des
      rische Bilder des Nürnberger erhebliche Probleme bringt.                       nationalen Organisationen, dass      schutzproblem: Lichtsensible Arten, wie etwa Blaumei-      Vereins Kuffner Sternwarte).
      Reichsparteitags bei Nacht aussa-                                              es sich beim Nachthimmel um ein      sen, brüten zur falschen Zeit, Zugvögel, die sich an den      In einer Serie von vier Studien erfasste der Verein
      gekräftig bezeugen. Licht als Symbol für Sicherheit, schutzwürdiges Gut der Menschheit handelt – der                Sternen orientieren, verirren sich und verenden kläg-      Kuffner Sternwarte zwischen 2012 und 2016 das Ab-
      Wärme, Lebensfreude, Fortschritt und eine florierende gleichzeitig das Recht auf Sternenlicht zugesprochen          lich. An Straßenbeleuchtungen und z. B. auch an tou-       licht der Stadt Wien und legte 2017 erstmals eine voll-
      Wirtschaft, mitunter auch ein Mittel zur Demonstra- wurde. An der erschreckenden Realität änderte diese             ristischen Einrichtungen im Bereich des Nationalparks      ständige Bilanz der Millionenstadt vor. Öffentliche Be-
      tion politischer Macht – die Menschheit kann kaum Deklaration nichts: Die Lichtglocken über europäischen            Seewinkel verenden jährlich unzählige Exemplare des        leuchtung, privates Licht und Himmelsstrahler (etwa
      genug davon bekommen.                                    Städten wachsen jährlich um fünf Prozent, mit dem          streng geschützten Großen Kolbenwasserkäfers – einer       die touristische Beleuchtung des Stephansdomes) sind
                                                               Flächenverbrauch steigt auch die Lichtmenge in urba-       Art, für die Entomologen des NHM Wien eine Geneh-          zu jeweils einem Drittel für die Lichtglocke Wiens ver-
      ZU VIEL LICHT                                            nen Randgebieten und am Land rasant. Für die Hälfte        migung bräuchten, wollten sie zu Forschungszwecken         antwortlich. Diese ist übrigens besonders eindrucksvoll
      Dass ein Zuviel an Licht auch Nachteile hat, registrier- der Europäer ist die Milchstraße heute unbeobachtbar       nur einen einzigen entnehmen!                              von Großmugl aus zu sehen – oder auch vom Gipfel des
      ten zuallererst die Astronomen. Für gute Beobachtun- – wer einen ungestörten Sternenhimmel sehen will,                 Und letztlich ist die Lichtverschmutzung auch ein       Dürrensteins, zwei Hoffnungsgebieten für die Bewah-
      gen wurde der Nachthimmel in den Großstädten bald muss reisen.                                                      psychologisches und soziologisches Problem: Der Blick      rung des Nachthimmels.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
6              ORNITHOLOGIE

             Von Hans-M artin Berg

    Unerwarteter Besuch eines
    Goldhähnchen-Laubsängers
    Vor dem NHM Wien wurde ein seltener Vogel aus der sibirischen Taiga beobachtet.

    D
                      as Beobachten seltener Vogelarten      ten weisen Ähnlichkeiten auf. Den Goldhähnchen-
                      zählt zu den Lieblingsbeschäfti-       Laubsänger charakterisiert ein auffallend gelber
                      gungen vieler Vogelkundler, gleich     Überaugenstreif, zwei hellgelbe Flügelbinden und
                      ob Amateur oder Profi. Mit 21. Jän-    ein markanter gelblichweißer Bürzel. Die rastlose
                      ner des Jahres ist das Naturhisto-     Nahrungssuche in Baumkronen nach kleinen In-
                      rische Museum Wien für sechs           sekten und Spinnen ist typisch für die Art, immer
     Tage zum Hotspot von Birdwatchern geworden.             wieder rüttelt der Vogel dabei wie ein Kolibri. Das
    Aber nicht die weltberühmte Vogelsammlung stand          Brutgebiet des Goldhähnchen-Laubsängers liegt in
     im Fokus des Interesses, vielmehr galt die Aufmerk-     der Nadelwaldtaiga Zentral- und Ostsibiriens und
     samkeit einem seltenen Vogelgast aus der sibiri-        erstreckt sich bis ins nordöstliche China. Der Zug-
     schen Taiga, dem Goldhähnchen-Laubsänger (Phyl-         vogel überwintert in Südostasien. Im küstennahen
                                                                                                                                                                                                                         Gelber Überaugen-
     loscopus proregulus).                                   nördlichen Mitteleuropa und in Westeuropa wird
                                                                                                                                                                                                                         streif, doppelte
        Am Morgen dieses Jännertages konnte BirdLife-        der Goldhähnchen-Laubsänger als „Irrgast“ fast all-
                                                                                                                                                                                                                         Flügelbinde und heller
     Ornithologe Christoph Roland kurz vor dem Start         jährlich v. a. im Herbst beobachtet. Allein in Groß-                                                                                                        Bürzelfleck kenn-
     seiner Museumsführung im NHM Wien auf der               britannien wurden 2003 über 300 Nachweise getä-                                                                                                             zeichnen den Vogel
     Grünfläche des Museums in einer Föhre die Vogel-        tigt. Hingegen ist im mitteleuropäischen Binnen-                                                                                                            aus der Taiga.
     rarität entdecken. Bisher lag aus Österreich erst ein   land die Vogelart eine echte Seltenheit und tritt nur
     anerkannter Nachweis dieses mittel- und ostasiati-      sehr unregelmäßig auf.
     schen Singvogels vor. Den Tag über und auch später         Für Österreich stellt laut Archiv von BirdLife Ös-
     blieb der Winzling in den Nadelbäumen zwischen          terreich die Beobachtung erst den zweiten Nachweis
     Kunst- und Naturhistorischem Museum und konn-           dar. Erstmals wurde der Goldhähnchen-Laubsänger
     te von unzähligen Vogelbeobachtern und aufmerk-         im November 2004 im Almtal/OÖ vom Wohnzim-
     sam geworden Passanten bestaunt werden. Auch in         mer (!) eines Ornithologen aus entdeckt. Wie bei
     den darauffolgenden fünf Tagen wurde er von vie-        derartig seltenen Nachweisen üblich, werden die Be-
     len Menschen – auffällig mit Ferngläsern und Te-        obachtungen durch die Avifaunistische Kommissi-
     leobjektiven „bewaffnet“ – beäugt und fotografiert.     on (AFK), die regelmäßig in der Vogelsammlung des
     Das brachte ihm wohl einen Spitzenplatz unter den       NHM tagt, auf Nachvollziehbarkeit überprüft. Eine
     meistbeobachteten „Vogel-Seltenheiten“ in Öster-        ausreichende Dokumentation, wie sie auch im ak-
     reich ein. Letztmalig wurde der Goldhähnchen-           tuellen Fall durch viele Bildbelege vorliegt, ist ent-
     Laubsänger am 26.1. vor dem NHM Wien beobach-           scheidend, um derartige Nachweise für wissen-
                                                                                                                      LEANDER KHIL (2); MARTINA STAUFER

     tet. Zu Mittag dieses Tages verliert sich seine Spur    schaftliche Auswertungen verwenden zu können.
    – es gibt Hinweise, dass er Opfer eines Turmfalken       Das gesicherte Wissen um das Auftreten seltener
     geworden sein könnte.                                   Vogelarten kann durchaus etwas zu unserem Ver-
        Der Laubsänger ist mit zirka neun Zentimetern        ständnis über das Zugverhalten von Vögeln, über
     gerade einmal so groß wie die kleinsten heimischen      Veränderungen in unserer Vogelwelt und über die
     Vogelarten, die Goldhähnchen. Mit diesen teilt er       Ursachen dafür, wie etwa den Wandel des Klimas
     nicht nur den Namen, auch Aussehen und Verhal-          und der Lebensräume, beitragen.                                                                      Großes Medienecho und
                                                                                                                                                          viel Begeisterung vor dem NHM
                                                                                                                                                             Wien für einen kleinen Vogel.

                                                                                                                                                                                             UNIVERSUMMAGAZIN 3 | 2019
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
8               FORSCHUNG                                                                                                                                                                                                                       9

              Von Verena R andolf

    Zwei                                                                                                                                                                                                               „Die Botanische
                                                                                                                                                                                                                       Abteilung ist einer

    spannende                                                                                                                                                                                                          der ältesten Teile des
                                                                                                                                                                                                                       Naturhistorischen

    Neubesetzungen                                                                                                                                                                                                     Museums Wien und
                                                                                                                                                                                                                       sowohl national als
                                                                                                                                                                                                                       auch international von
                                                                                                                                                                                                                       größter Bedeutung.“
                        „Auf die spannenden Aufgaben,
                         die aus der Unterschiedlichkeit
                       der beiden Standorte resultieren,
                          freue ich mich. Ebenso wie auf
                             die gute Zusammenarbeit.“

                                                                                                                                                                                                             NHM WIEN (3)
    Karin Wiltschke-Schrotta
                                                                                                                        Christian Bräuchler
    Direktorin der
    Anthropologischen Abteilung                                                                                         Ein Leben für die Blütenpflanzen

    N                                                                                                                   S
                       ach drei Jahren interimistischer Lei-    turm“ tätig sind. „Den Anforderungen, die aus der                     eine Sammelreisen führten ihn bis ans      sowohl national als auch international von größter
                       tung hat Dr. Karin Wiltschke-            Unterschiedlichkeit der beiden Standorte resultieren,                 Ende der Welt, etwa nach Laos, Libanon,    Bedeutung“, hebt Bräuchler hervor. „Mit zirka 5,5
                       Schrotta im Jänner 2019 die Füh-         gerecht zu werden, wird bestimmt eine Herausforde-                    Südafrika und Venezuela – um nur eini-     Millionen Objekten beinhaltet sie mehr als ein Sechs-
                       rung der Anthropologischen Abtei-        rung,“ so die Wissenschafterin. „Auf die spannenden                   ge jener Länder zu nennen, in denen Dr.    tel der Bestände des Hauses und zählt zu den zehn
                       lung des NHM Wien übernommen.            Aufgaben, die sich daraus ergeben werden, freue ich                   Christian Bräuchler, der neue Kurator      größten Herbarien weltweit. Derzeit ist das Haus
                       In ihrer Verantwortung liegen damit      mich. Ebenso wie auf die gute Zusammenarbeit.“                        der Phanerogamen-Sammlung (Blüten-         über die Abteilung in zahlreiche globale und europäi-
    die Schwerpunkte, die kuratorisch und wissenschaft-            Ihren Arbeitsschwerpunkt will Wiltschke, die sich    pflanzen) in der Botanischen Abteilung des NHM           sche Projekte eingebunden, was die Wahrnehmung
    lich an den rund 60.000 Objekten gesetzt werden. Mit        schon lange mit Forschungsfragen rund um die eisen-     Wien, bislang nach unentdeckten Pflanzen suchte.         des Museums über die österreichischen Grenzen hin-
    den umfangreichen wissenschaftlichen Sammlungen,            zeitliche Bevölkerung vom Dürrnberg bei Hallein be-     Die Herbarien, in denen der gebürtige Bayer bislang      weg massiv erhöht.“
    den menschlichen Skelettresten aus historischen und         schäftigt, im kommenden Jahr auf die Zusammen-          forschte, lagen genauso rund um den Globus ver-             Zu den Aufgaben des Kurators, der derzeit jede
    prähistorischen Zeiten, Fotos, Abgüssen und Moula-          stellung der Schausammlung im Narrenturm legen.         streut – von New York bis Melbourne, von Oslo bis        Woche rund 700 Kilometer pendelt, gehören unter
    gen zählt die Anthropologische Abteilung des Muse-          Mit etwa 50.000 Objekten gilt die pathologisch-anato-   Kapstadt. Nun ist der 43-Jährige, der 2009 an der Lud-   anderem die Beantwortung von Leihanfragen sowie
    ums zu den bedeutendsten dieser Art weltweit.               mische Sammlung als weltweit größte Sammlung pa-        wig-Maximilians-Universität München promovierte          die Besucherbetreuung. „Wissenschaftlich“, so
    Wiltschke-Schrotta hat 1983 mit den Arbeiten für ihre       thologischer Präparate – nach Fertigstellung der Re-    und die letzten vier Jahre das Labor am Lehrstuhl für    erklärt er, „führe ich neben den Arbeiten an ausge-
    Dissertation in der Anthropologischen Abteilung be-         novierungsarbeiten im Narrenturm soll die neu ge-       Renaturierungsökologie an der Technischen Univer-        wählten Sammlerbiografien meine Studien an der be-
    gonnen und im Laufe der Zeit bei vielen Ausstellungen       staltete Schau Besucherinnen und Besuchern              sität München leitete, beruflich nur wenige hundert      deutenden Familie der Lippenblütler, zu denen
    sowohl kuratorisch als auch im Vermittlungsbereich          zugänglich sein.                                        Kilometer von seinem Geburtsort Mühldorf am Inn          unter anderem Bohnenkraut, Minze oder Thymian
    gearbeitet. Seit 1995 ist sie wissenschaftliche Mitarbei-      Welche Pläne die neue Direktorin ansonsten für       angekommen: am NHM Wien, das – so der Forscher –         zählen, sowie zu bedrohten und invasiven Pflanzen-
    terin und Kuratorin der Röntgenbildsammlung.                ihre Abteilung hat? „Die Forschungstätigkeiten im       in wissenschaftlicher Hinsicht vor allem wegen der       arten fort.“
       Als Abteilungsdirektorin verantwortet Wiltschke          Haupthaus sollen intensiviert werden, die Samm-         großen Zahl wichtiger Referenzsammlungen sowie              Was ist die große Herausforderung, vor der der
    nun mehr als 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,           lungsdatenbanken zum Laufen gebracht und die In-        aufgrund seiner guten internationalen Vernetzung         Wissenschafter und seine Kollegen aktuell stehen? Es
    die im Haupthaus sowie in der 2012 angegliederten           ventarisierung der Sammlungsmaterialien vorange-        spannend sei. „Die Botanische Abteilung ist einer der    gelte, die Weichen für eine komplette Digitalisierung
    pathologisch-anatomischen Sammlung im „Narren-              trieben werden.“                                        ältesten Teile des Naturhistorischen Museums und         des Herbars zu stellen, meint Bräuchler.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
10            INFRASTRUKTUR                                                                                                                                                                                 11

               Von Andreas Kroh,
              M athias
                   TextH Name
                          arzhauser
              und EFotos Name
                    lisabeth Haring

     MicroMus:                                                                                                                                   Einsatz kommen, um Krankheiten, Abnutzungserschei-
                                                                                                                                                 nungen oder Verletzungen erkennen und die richtige

     Eine Schatztruhe                                             Röntgenaufnahme
                                                                  im Micro-CT
                                                                                                                                                 Behandlung festlegen zu können. Hauptsächlich wer-
                                                                                                                                                 den dabei die Magnetresonanztomografie (oft als MR
     wird geöffnet                                                                                                                               oder MRT abgekürzt) und die Computertomografie (CT)
                                                                                                                                                 eingesetzt. Diese beiden Verfahren, die auf unterschied-
     Ein neuer Computertomograf schafft unge-                                                                        3D-Rekonstruktion           lichen physikalischen Effekten beruhen, erlauben es,
                                                                                                                                                 einen räumlichen Eindruck vom inneren Aufbau eines
     ahnte Einblicke in die einzigartigen Objekte
                                                                                                                                                 Lebewesens oder Objekts zu gewinnen.
     der Sammlungen des NHM Wien.                                                                                                                   Neben ihrer Verwendung in der medizinischen Dia-
                                                                                                                                                 gnostik sind diese Techniken auch ideal für wissen-
                                                                                                                                                 schaftliche Untersuchungen geeignet. Ihre zerstö-

     V
                                                                                                                                                 rungsfreie Natur ist besonders bei einzigartigen Ob-
                  iele Millionen Sammlungsobjekte in den                                                                                         jekten oft die einzige Möglichkeit, Aufschluss über die
                  Depots des NHM Wien dokumentieren die                                                                                          Innenstruktur zu bekommen. Moderne Mikro-Com-
                  Vielfalt des Lebens und das Schaffen ver-                                                                                      putertomografen (Mikro-CT) erlauben überdies die
                  gangener Kulturen. Sie sind eine unbezahl-                                                                                     Darstellung winziger Details, wie das bislang nur mit
                  bare Informationsquelle für Forscherinnen                                           Stützpfeiler des Seeigelskeletts           riesigen Teilchenbeschleunigeranlagen möglich war.
                  und Forscher aller Nationalitäten und Dis-
     ziplinen. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter                                                                                        FORSCHUNG AM NHM WIEN
     des Museums, Studierende und Lehrende der österrei-                                                                                         Das NHM Wien ist in der glücklichen Lage, einen rela-
     chischen Universitäten und viele internationale Gast-                                                                                       tiv modernen und gut ausgestatteten Gerätepark und
     forscher nutzen diese Sammlungen, um mehr über                                                                                              Labors für die wissenschaftliche Forschung zu besitzen.
     vergangene Epochen sowie über die heutige Biodiver-                                                                                         Die Zentralen Forschungslaboratorien des Museums ar-
     sität zu erfahren. Viele der Museumsobjekte sind ein-                                                                                       beiten intensiv mit den Wissenschafterinnen und Wis-
     zigartig – sei es nun die Venus von Willendorf, die Gold-                                            Virtueller Schnitt durch das           senschafter der Fachabteilungen zusammen, um den
     scheiben von Stollhof (mit rund 6000 Jahren der                                                      Objekt zur Untersuchung der            Sammlungsobjekten ihre „Geheimnisse“ zu entlocken.
     zweitälteste Goldschmuck der Welt), einzigartige Fos-                                                Innenstruktur                          So erlauben ein Rasterelektronenmikroskop und eine
     silfunde, seltene Mineralien und Meteoriten oder letz-                                                                                      Mikrosonde die detaillierte Untersuchung kleinster
     te erhaltene Exemplare ausgestorbener Arten wie des                                                                                         Oberflächenstrukturen und Elementanalysen. In den
     Dodos oder des Beutelwolfs. Oftmals gibt es weltweit                                                                                        DNA-Labors werden Analysen durchgeführt, um Fra-
     kaum vergleichbare Stücke.                                                                                                                  gen zur Stammesgeschichte und Evolution zu klären.
        Leider hüten viele dieser Objekte ihre Geheimnisse                          Originalobjekt (moderner See-                                Was jedoch bislang fehlte und mit eigenen Mitteln nicht
     jedoch gut und geben sie auch bei intensivem Studium                           igel der Gattung Clypeaster)                                 finanzierbar war, ist ein Mikro-CT für die 3D-Visuali-
     nur zögerlich preis. Um diese zu lüften, ist es oft nötig,                                                                                  sierung von Skelettstrukturen sowie der Innenstruk-
     Proben zu nehmen beziehungsweise Schnitte oder                       1 cm                                                                   tur archäo-, bio- und geologischer Proben. Eine Infra-
     Dünnschliffe herzustellen, um den inneren Aufbau der                                                                                        struktur-Ausschreibung der Österreichischen For-
     Objekte zu erkunden. Bei solchen Untersuchungen, die                                                                                        schungsförderungsgesellschaft         FFG    bot    die
     immer mit einem gewissen Grad an Zerstörung verbun-                                                                                         einzigartige Chance, finanzielle Mittel für den Erwerb
     den sind, gilt es abzuwägen, ob der zu erwartende Er-                                                                                       eines solchen, besonders in der Grundlagenforschung
                                                                                       Moderne Seeigel der Gruppe der Clypeasteroida haben ein
     kenntnisgewinn den Eingriff rechtfertigt. Bei einzig-                             ausgeprägtes inneres Stützskelett und können dadurch in   wertvollen Großgeräts einzuwerben. Erfreulicherweise
     artigen Objekten sind solche Analysen daher vielfach                              hochenergetischen Brandungsbereichen überleben. Auf-      wurde dieses Projekt bewilligt. Diese Anschaffung birgt
     nicht möglich oder nicht wünschenswert.                                           nahmen mit einem Mikro-CT ermöglichen die Untersu-        großes Potenzial für die interdisziplinäre Forschung –
                                                                                       chung und Darstellung dieser Strukturen, ohne das         sowohl zwischen den wissenschaftlichen Abteilungen
     NEUE TECHNOLOGIEN                                                                 Objekt zu zerstören.                                      des NHM Wien als auch in Kooperation mit externen
     Glücklicherweise stehen der Wissenschaft auch nicht-                              Mikro-CT Scan: Cathrin Pfaff (Univ. Wien); 3D-Rekon-      Forschungspartnern – und öffnet eine wahre Schatz-
     invasive, das heißt zerstörungsfreie Untersuchungsme-                             struktion: Alexander Ziegler (Univ. Bonn); Foto & Bild-   truhe an Informationen über die Innenstruktur der
     thoden zu Verfügung. Es sind dies Techniken, die auch                             bearbeitung: Andreas Kroh (NHM Wien)                      oftmals einzigartigen Objekte in den Sammlungen des
     in der Medizin zur Untersuchung von Patienten zum                                                                                           Museums.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
12               BIODIVERSITÄT                                                                                                                                                                                                                                                         13

              Von Helmut Sattmann,
               Elisabeth Haring und
               Nikolaus U. Szucsich

     G                                                                                                                                                                C
                       anz egoistisch be-                                                                                                                                             onodonten oder         Jahr mit dem Preis für Paläo-         tischen Methoden basierende
                       trachtet: Die Vielfalt                                                                                                                                         „Kegelzähner“,         biologie bedacht worden ist, be-      Zusammensetzung des Cau-
                       von Tieren, Pflanzen                                                                                                                                           wie die adäquate       schäftigt sich neben der syste-       dicriodus-Apparates zu be-
                       und Pilzen und de-                                                                                                                                             Übersetzung            matischen Bestimmung von              schreiben. Einen weiteren For-
                       ren Erhaltung sind                                                                                                                                             lauten würde,          isoliert geborgenen Zähnchen          schungsschwerpunkt stellt die
                       wichtige Vorausset-                                                                                                                                            sind fossile Chor-     vor allem mit der Rekonstruk-         Analyse von spezifischen Ab-
      zungen, um uns mit Rohstoffen, sau-                                                                                                                             datiere, die etwa 300 Millionen        tion und Funktionalität des im        rieb-Erscheinungen an den
      berer Luft und sauberem Wasser zu                                                                                                                               Jahre lang die Meere und Ozea-         Mund- und Schlundbereich              Zähnchen-Spitzen diverser Co-
      versorgen. Unter anderem, um dies                                                                                                                               ne unseres Planeten bewohnt            sitzenden Elemente-Apparates.         nodonten-Elemente dar, die es
      der Öffentlichkeit zu vermitteln, wer-                                                                                                                          haben und aus bislang unbe-            Wie komplex der Apparat von           ermöglichte, ein alternatives
      den in Österreich seit zwanzig Jahren                                                                                                                           kanntem Grund vor zirka 200            Kegelzähnern aufgebaut ist,           Modell zur Bewegungs-Hypo-
     „Tage der Artenvielfalt“ – zumeist in                                                                                                                            Millionen Jahren ausgestorben          zeigt sich an bestimmten Grup-        these der einzelnen Elemente
      besonders wertvollen Lebensräumen                                                                                                                               sind. Seither gelten ihre fossil er-   penfunden wie zum Beispiel an         im Conodonten-Apparat aufzu-
     – abgehalten. Veranstaltet werden sie                                                                                                                            haltenen Zähnchen-artigen              dem vollständig erhaltenen            stellen.

                                                                                                                          NHM WIEN (2)
      von im Naturschutz engagierten In-                                                                                                                              Hartteile neben den wenigen In-        Apparat eines Individuums der            Der Preis für Paläobiologie
      stitutionen. Heuer wird sich die Ini-                                                                                                                           dividuen mit Weichteilerhaltung        Gattung Caudicriodus aus dem          ist eine hohe Auszeichnung, die
      tiative „Austrian Barcode of Life“                                                                                                                              als einziger Nachweis dieser           südlichen Burgenland. Auf-            Thomas Suttner als Ansporn
      (ABOL) erstmals an diesen Aktions-          Biodiversitätserhebung von Wirbellosen Tieren im Nationalpark Gesäuse                                               einst so hochdiversen Gruppe.          grund dieses besonderen Fun-          dient, auch in Zukunft die fossi-
      tagen aktiv beteiligen (www.abol.                                                                                                                                  Die wissenschaftliche Arbeit,       des war es ihm gelungen, erst-        len Überreste dieser Tiergruppe
      ac.at/abol-bioblitz-2019).                                                                                                                                      für die Suttner im vergangenen         mals eine reale, nicht auf statis-    zu erforschen.
         DNA-Barcoding ist eine wissen-
      schaftliche Methode, artspezifische       Reich                       wertvolle und geschützte Lebensräu-
                                                                            me erforscht, und es ist zu erwarten,
      Abschnitte des Erbgutes zu erfassen
      und für die Bestimmung von Tieren,
                                                und
                                                                            dass die Experten vor Ort wieder ein-
                                                                            drucksvolle Artenzahlen liefern. Die                                                                                                              Große Auszeichnung für
      Pflanzen und Pilzen zu verwenden.
      Dies erlaubt nicht nur eine Qualitäts-
      kontrolle von klassischen Bestim-         Arm
                                                                            Beteiligung von ABOL wird wohl noch
                                                                            zusätzlich positive Überraschungen
                                                                            bringen – und zugleich dem Ziel einer
                                                                                                                                                                                                                              Thomas Suttner
      mungen, sondern auch die Zuord-                                       vollständigen DNA-Referenzdaten-                                                                                                                  2018 wurde der NHM-Wien-Projektmitarbei-
                                                Artenvielfalt kritisch                                                                                                                                                        ter Thomas Suttner von der Österreichischen
      nung von schwer bestimmbaren Sta-                                     bank für alle in Österreich vorkom-
      dien oder Gewebeproben. Dadurch           einschätzen                 menden Arten einen Schritt näher-                                                                                                                 Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem
      werden Aussagen über den Artenbe-                                     kommen.
      stand zuverlässiger, und auch bislang                                    Unter den Wissenschaftern und in                                                                                                               Preis für Paläobiologie geehrt. Diese Aus-
      unerkannte Arten werden entdeckt.                                     der Öffentlichkeit führen Aktionen                                                                                                                zeichnung hat er für seine wissenschaftlichen
      Im Rahmen der Initiative ABOL, die                                    wie die Tage der Artenvielfalt meist                                                                                                              Beiträge zur Conodonten-Forschung erhalten.
      vom NHM Wien koordiniert wird und                                     zu Freude über die vorhandenen
      mit allen relevanten Biodiversitäts-                                 „Schätze“. Die Begeisterung sollte uns
      Initiativen des Landes vernetzt ist,                                  allerdings        nicht      darüber
                                                                                                                                                                                                                            Abrieberscheinung
      gelangen bereits viele Richtigstellun-                                hinwegtäuschen, dass diese Natur-Ju-
                                                                                                                                                                                                                            auf Zähnchen-Spitzen
      gen und auch Neuentdeckungen.                                         welen am Verschwinden sind. Agrar-                                                                                                              und davon abgeleite-
         Bei den Tagen der Artenvielfalt                                    steppen, Gewerbe- und Industriege-                                                                                                              tes Modell zur Bewe-
      2019 im Biosphärenpark Nockberge                                      biete, zunehmende Verbauung und                                                                                                                 gung der Elemente
      (Umgebung Millstättersee), im Nati-                                   Verschmutzung umzingeln und be-                                                                                                                 gegeneinander.
      onalpark Hohe Tauern (Kärnten,                                        drohen die verbliebenen Inseln der
                                                                                                                                         NHM WIEN, ALICE SCHUMACHER

      Gössnitztal), im oberösterreichischen                                 Biodiversität. Eigentlich müsste man
      Donautal (Grein), im Biosphärenpark                                   auch den „Tag der Artenarmut“ als
      Wienerwald (Pressbaum), im Bran-                                      Weckruf einführen, um die tatsäch-                                                                                                                  Thomas Suttner mit
      denbergtal (Tirol) und im forstlichen                                 lich stattfindende Verarmung der Na-                                                                                                             einem stark vergrößer-
      Versuchsgarten der Universität für                                    tur zu demonstrieren, die wie eine                                                                                                               ten Modell eines Cono-
      Bodenkultur (Wien, Penzing) werden                                    Seuche um sich greift.                                                                                                                               donten-Elementes.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
14                     Thema                                                                                                                                                                                                                                                    15

                                                                                                                                                                                                                                                          Von Herbert Summesberger

                                                                                                                                                                                                    Der versteinerte Wald
                                                                                                                                                                                               von Náchod im Wiener Burggarten

                                                                                         ALICE SCHUMACHER/NHM WIEN
              Was
                                      B
                                                       edingt durch die Vielfalt der Land-
                                                       schaftsformen, durch unterschied-
                                                       liche Böden und Witterungsbedin-

              grünt                                    gungen ist die Pflanzenwelt Öster-
                                                       reichs sehr artenreich. Mit der

              so                                       soeben erschienenen, zweiten, er-
                                         weiterten Auflage der „Pflanzenwelt der öster-

              grün…                      reichischen Alpen“ präsentieren Ernst Vitek
                                         (ehemaliger Direktor der Botanischen Abteilung
                                         des NHM Wien) und sein Autorenteam ein kom-

                                                                                                                     ALICE SCHUMACHER/NHM WIEN (2)
                                         paktes Nachschlagewerk zu den Pflanzen in ei-
                                         ner der wichtigsten Landschaften Österreichs.
                                         Dieses übersichtliche Bestimmungsbuch knüpft
                Die Pflanzenwelt der     an die sehr beliebte erste Auflage aus dem Jahr
                österreichischen Alpen,  2007 an. Es ergänzt das 2017 ebenfalls in der
                2. überarbeitete Auflage zweiten, veränderten Auflage erschienene Buch
                (Bestellnr. 20388)
                                         über „Wiens Pflanzenwelt“ hervorragend.

                                                                                                                                                                             A
                ISBN 978-3-903096-25-7,
                2018, 352 pp., EUR 26,40
                                            Beide Bücher haben denselben Aufbau und                                                              Araucarites-Stämme (Perm)
                                         bieten Naturinteressierten ein ausgezeichnetes                                                          im Wiener Burggarten                        us Anlass der Sanierung der Expo-    Waggon kleinerer Stücke zu demselben Zwecke
                Wiens Pflanzenwelt,      Werkzeug, um die Flora Österreichs besser ken-                                                                                                      nate im Burggarten berichten wir     nachzusenden. Vielleicht besuchen Sie dieselben
                2. überarbeitete Auflage nenzulernen. Die Arten sind zur schnelleren                                                                                                         über den versteinerten Wald von      einmal bei Herrn Antoine im Kaiser-Garten und
                (Bestellnr. 20384)       Auffindbarkeit nach Blütenfarben angeordnet,                                                                                                        Náchod, der eine interessante his-   geben ihm den genauen Namen der Stämme an
                ISBN 978-3-903096-19-6, wobei ähnliche Arten zum besseren Vergleich                                                                                                          torisch-geologische Geschichte er-   (Araucarites Schrollianus Goepp.). Der Fundort ist
                2017, 384 pp., EUR 26,40 direkt nebeneinander gestellt wurden. Durch die                                                                                                     zählt. Dionys Stur schreibt in den   Schwadowitz; genauer mein Sedlowitzer und Wo-
                                         kompakte Form (198×128 mm) und einen robus-                                                                                         Verhandlungen der kaiserlich-königlichen geologi-    dolower Waldrevier, oder eigentlich der Höhenzug
                                         ten Hardcover-Einband eignen sie sich als Be-                                                                                       schen Reichsanstalt am 31. Oktober 1877:             des Faltengebirges oberhalb Schwadowitz“.“
Entdecken Sie unser gesamtes Buch-       gleiter bei Wanderungen und Spaziergängen. Da-                                                                                         „Betreffend den obenerwähnten, Hrn. Med.-Rath        Das Sedlowitzer und Wodolower Waldrevier liegt
sortiment mit vielen weiteren Natur-     mit die Bücher handlich bleiben, haben sich die                                                                                     Prof. Dr. Goeppert durch den prinzlich Schaum-       heute im Bereich von Náchod (Tschechien). Soviel
büchern unter:                           Autoren auf die häufigsten Arten konzentriert                                                                                       burg-Lippe’schen Ober-Forstmeister Herrn Baron       zur Frage der Herkunft der verkieselten Nadelholz-
http://www.nhm-wien.ac.at/verlag/        und stellen diese in kompakter Form mit verein-                                                                                     v. Ulmenstein, mitgetheilten Fund von Araucarites    Stämme aus dem Perm (ca. 280 Millionen Jahre).
populaerwissenschaftliche_               fachten Verbreitungskarten und hervorragen-                                                                                         Schrollianus Goepp., erhalten wir in einem am 27.       Der Verein der „Freunde des Naturhistorischen
publikationen/sachbuch
                                         dem Bildmaterial vor. In kurzen Beschreibungen                                                                                      Sept. 1876 datirten Briefe von Seiner Durchlaucht    Museums“ hatte für April eine Exkursion zu diesen
Bestellungen sind per E-Mail (verlag@
nhm-wien.ac.at), Telefon (01-52177-542),
                                         wird auf die Wuchsform, das Erscheinungsbild                                                                                        dem Prinzen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe fol-         Versteinerungen aus Nordböhmen angekündigt, die
Fax (01-52177-459) oder Brief (Verlag,   und  den Lebensraum eingegangen. Für Natur-                                                                                         gende eigenhändig geschriebene Mittheilung:          in kürzester Zeit überbucht war. Wer eigenständig
Naturhistorisches Museum Wien, Burg-     freunde   und Blumenliebhaber sind die beiden                                                                                          „Eben sende ich an Herrn Hofgärtner Antoine 10    diese Versteinerungen sehen will, wird auch im Mu-
ring 7, 1010 Wien) möglich. Oder fragen  Bücher aus dem Verlag des Naturhistorischen                                                                                         versteinte Araucariten-Stämme im Gewichte von        seum selbst fündig: Der bei Weitem größte Stamm
Sie den Buchhändler Ihres Vertrauens.    Museums Wien eine unverzichtbare Ergänzung                                                                                          200 Zollzentner (Anm.: 1 Zollzentner = 50 kg) für    von etwa 1,3 Tonnen Gewicht ist im Saal VII des
                                         ihrer Bibliothek!                                                                                                                   den Kaiser-Garten in Wien, und habe noch einen       NHM Wien ausgestellt.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
16                               VERANSTALTUNGEN

                                    Programm im Rahmen
                                    der Sonderausstellung
                 ANDREAS POSPISIL

                                    „Krieg. Auf den Spuren
                                    einer Evolution“

                                                                                                                                                                       ALICE SCHUMACHER/NHM WIEN
                                    NHM Wien Ausstellung
                                    Ausstellungsrundgang jeden Samstag
                                    bis 27. April, 16.30 Uhr

                                    NHM Wien Vortrag
                                    Mittwoch, 27. März, 18.30 Uhr
                                    Die Heimat als Schlachtfeld des
                                    Ersten Weltkrieges
                                    Manfried Rauchensteiner
                                    (Universität Wien)                          Kinderprogramm in den Osterferien
                                    Mittwoch, 24. April, 18.30 Uhr              NHM Wien Kids & Co ab 6 Jahren             NHM Wien Kids & Co ab 3 Jahren
                                    Von der Angst im Krieg                      Samstag, 13. bis Montag, 22. April,        Sonntag, 28. April, 16.00 Uhr
                                    Leopold Toifl, Universalmuseum              14.00 Uhr                                  Ei, ei, wer schlüpft aus dem Ei?
                                    Joanneum Graz                               Allerlei rund ums Ei                       Küken schlüpfen aus dem Ei. Aber wie
                                                                                Um Eier von Dinosauriern, Insekten,        ist es mit Schnecken, Fischen und Schild-
                                    NHM Wien Thema                              Schnecken, Fischen, Reptilien, Vögeln      kröten? Wir vergleichen Eier von ver-
                                    Mittwoch, 3. April, 17.00 Uhr               und sogar von Säugetieren dreht sich       schiedenen Tierarten und untersuchen
                                    Totenstille                                 das Programm in den Osterferien.           ein Hühnerei. Dann besuchen wir die
                                    Sabine Eggers (NHM Wien)                                                               Tiere, die Eier legen und natürlich auch
                                                                                                                           den Osterhasen.

                                    NHM Wien Kids & Co ab 6                     NHM Wien Thema                             NHM Wien Thema
                                    Jahren                                      Sonntag, 17. März, 15.30 Uhr:              Sonntag, 24. März, 15.30 Uhr
                                    Sa, 16. und So, 17. März, Sa, 23. und So,   Interessantes zu riesigen, würgenden und   Von großen und kleinen Riesenschlangen
                                    24. März, 14.00 Uhr:                        giftigen Schlangen                         Peter Sziemer
                                    Anakonda, Kroko und Co                      Georg Gassner                              Die rund 100 Arten der Riesenschlangen
                                    Mit Schuppen oder Panzer, auf vier          Anlässlich der Neugestaltung der Ana-      sind eine ursprüngliche, ungiftige Schlan-
                                    Beinen oder am Bauch kriechend – die        konda-Vitrine im Saal 27 entführt der      gengruppe, die teilweise noch Reste von
                                    Rede ist hier von den Kriechtieren. Im      Sammlungsmanager der Herpetologi-          Beinen tragen. Es gibt unter ihnen sehr
                                    Museum kannst du ihre Vielfalt be-          schen Sammlung in die Welt der großen      große, aber auch erstaunlich kleine
                                    staunen. Die Anakonda in ihrer neu          (und auch kleinen) Riesenschlangen,        Arten, von denen zwei sogar in Europa
                                    gestalteten Vitrine bietet so manche        erzählt von großen Schlangen, die giftig   leben. Von der Anakonda des tropischen
                                    Überraschung!                               sind und stellt würgende Schlangen aus     Regenwaldes bis zur Teppichpython der
                                                                                Mitteleuropa vor.                          australischen Wüsten bewohnen sie
                                    Sa, 30. und So, 31. März,                                                              viele verschiedene Lebensräume.
                                    Sa, 6. und So, 7. April 2019, 14.00 Uhr     NHM Wien Hinter die Kulissen
                                    April, April                                Mittwoch, 20. März, 17.00 Uhr
                                    Manches aus der Natur klingt ganz           Die wissenschaftliche Schmetterlings-
                                    unglaublich und ist trotzdem wahr!          sammlung
                                    Finde heraus, welche Geschichte die         Sabine Gaal
                                    Wahrheit erzählt und was frei erfun-        Eine Reise rund um die Welt der
                                    den wurde. Lass Dich dabei nicht in         Schmetterlinge
                                    den April schicken.
                                                                                NHM Wien Vortrag
                                    Sa, 27. und So, 28. April                   Mittwoch, 20. März, 18.30 Uhr:
                                    Mittwoch, 1. Mai                            Aus dem Leben der Schmetterlinge
                                    Sa, 4. Mai und So, 5. Mai, 14.00 Uhr        Andreas Pospisil
                                    Saurier, Saurier, Saurier                   Mit viel Geduld, Einfühlungsvermögen
                                    Mach dich auf die Suche nach Sauriern       und Fachkenntnis konnten selten oder
                                    im NHM: Nicht nur der große T-Rex           noch nie dokumentierte Details aus den     NHM Wien Mikrotheater
                                                                                                                                                                                                   KURT KRACHER/NHM WIEN

                                    wird dir begegnen, sondern auch Sau-        Lebenszyklen von heimischen Tagfaltern     Sa, 13. und Sa, 20. April, 13.30 und
                                    rier, die nicht viel größer sind als ein    festgehalten werden. Die außergewöhnli-    14.30 Uhr
                                    Huhn. Du findest Saurier, die im Was-       chen Bilder finden zudem Verwendung in     So, 14., So, 21. April und Mo, 22. April,
                                    ser schwimmen, Saurier mit Federn,          zahlreichen Publikationen und Natur-       13.30, 14.30 und 16.30 Uhr
                                    Sauriereier und sogar Saurierkot.           schutzprojekten.                           Frühlingserwachen im Mikroskop
Impressum

                                    Medieninhaber: LW Werbe- und Verlags GmbH, Unternehmensbereich LW Media, 3500 Krems, Ringstraße 44/1 und 1060 Wien,
                                    Linke Wienzeile 40/22, Österreich. Herausgeber und Geschäftsführer: Erwin Goldfuss. Chefredakteur: DI Martin Kugler.
                                    Redaktionsteam Naturhistorisches Museum: Dr. Reinhard Golebiowski, Dr. Andreas Hantschk, Mag. Irina Kubadinow,
                                    Dr. Helmut Sattmann, Dr. Herbert Summesberger. Artdirektion: Erich Schillinger.
                                    Das Naturhistorische erscheint vierteljährlich als Beilage zum Universum Magazin.

                 „Das Naturhistorische” ist eine entgeltliche Einschaltung in Form einer Medienkooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien.
                                                    Die redaktionelle Verantwortung liegt beim Universum Magazin.
DAS NATUR-HISTORISCHE - Naturhistorisches Museum Wien
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