"Mensch(en) werden" - Neueröffnung der Anthropologie-Säle im NHM sowie Jahresrückblick 2012 und Vorschau 2013
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Wien, am 29. Januar 201 „Mensch(en) werden“ - Neueröffnung der Anthropologie-Säle im NHM sowie Jahresrückblick 2012 und Vorschau 2013 Jahrespressekonferenz und Besichtigung der neuen Schauräume am Dienstag, dem 29. Jänner 2012, um 10.30 Uhr mit Univ. Prof. Dr. Christian Köberl (Generaldirektor des NHM Wien) Dr. Herbert Kritscher (Vizedirektor des NHM Wien) ao. Univ. Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola (Direktorin der Anthropologischen Abteilung des NHM Wien) Viele Jahre lang war im Naturhistorischen Museums Wien der Homo sapiens vor den Kulissen kein dauerhaftes Thema. Der Prozess, aus den alten, viel umstrittenen Anthropologie-Schausälen, die 1996 bzw. 1999 geschlossen wurden, ein zeitgemäßes Museumserlebnis zu machen, nahm seine Zeit in Anspruch. Nach über zwei Jahren intensiver Arbeit stehen ab Jänner 2013 der Mensch und seine Entwicklung wieder im Mittelpunkt: die Schauräume 14 und 15 mit den Schwerpunkten aufrechter Gang und Gehirnevolution werden eröffnet. „Wir haben uns bemüht, die absoluten Top-Funde der letzten Zeit zusammenzustellen“, erzählt Maria Teschler-Nicola, die Direktorin der Anthropologischen Abteilung des NHM Wien. „Wie etwa die im Jahre 2005 entdeckten Zwillinge vom Wachtberg in Krems an der Donau, die – geschützt vom Schulterblatt eines Mammuts – in einem 28.000 Jahre alten Grab der jüngeren Altsteinzeit bestattet wurden.“ „Gezeigt wird eine repräsentative Auswahl von Fossilien, die in diesem Umfang der Öffentlichkeit bisher nicht zugänglich waren“, erklärt NHM-Generaldirektor Christian Köberl, auf dessen Initiative die Neugestaltung zurückgeht. „Highlights für die Besucherinnen und Besucher werden unter anderem Weichteilrekonstruktionen von Australopithecinen, Neandertalern, dem Homo erectus und Homo sapiens sein, eine Morphing- und eine Augmented Reality-Station sowie ein CSI-Tisch, auf dem Besucherinnen und Besucher ein virtuelles Skelett mittels Mikroskop, Lupe oder Röntgen und Isotopenuntersuchung auf Alter, Geschlecht, Krankheiten und Todesursache untersuchen können.“ Als besondere Highlights wurden uns angesichts der Neueröffnung drei 120.000 Jahre alte, originale Neandertaler-Funde aus der Höhle von Krapina für zwei Wochen (29.1.-13.2.2013) zur Verfügung gestellt, wie auch vier fossile menschliche Schädel aus Tel Aviv, darunter das auf ca. 50.000 Jahre datierte Original des Homo neanderthalensis von Amud. Des Weiteren wollen wir Ihnen anlässlich dieser ersten Pressekonferenz im Jahr 2013 unsere Erfolge der vergangenen 12 Monate präsentieren und einen Ausblick auf unsere zukünftigen Sonderausstellungen und Projekte der Jahre 2013 und 2014 geben. Pressematerial zum Download finden Sie im Pressebereich auf unserer Homepage: http://www.nhm-wien.ac.at/presse Rückfragehinweis: Mag. Irina Kubadinow Mag. Verena Randolf Leitung Kommunikation & Medien, Kommunikation & Medien Pressesprecherin Pressereferentin Tel.: ++ 43 (1) 521 77 DW 410 Tel.: ++ 43 (1) 521 77 DW 411 irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at verena.randolf@nhm-wien.ac.at Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, 1010 Wien, Austria | T: +43 1 52177-410 | F: DW -578 | www.nhm-wien.ac.at
Neugestaltung der Anthropologie- Säle „Mensch(en) werden“ im NHM „Die Schwierigkeit an der Neugestaltung der Säle lag sicherlich darin, diese komplexen Inhalte möglichst verständlich aufzubereiten und dabei trotzdem anspruchsvoll zu bleiben. Die Neugestaltung war ein Spagat zwischen dem, was wir sagen können, was wissenschaftlich gesichert ist, und der Frage, wie wir auf neue Erkenntnisse, die es in diesem Bereich ja permanent gibt, reagieren können. Wir haben aber, glaube ich, einen sehr guten Weg gefunden, “ so Teschler-Nicola, die Direktorin der Anthropologischen Abteilung des NHM Wien. Schwerpunkt: Österreich Wo es möglich war, wurde in den Schauräumen ein Österreich-Bezug hergestellt, etwa mit kaum bekannten 16 Millionen Jahre alten in Österreich gefundenen Affenfossilien oder einer speziellen Österreich-Ecke, wo Schätze der anthropologischen Abteilung präsentiert werden. Neben den ebenso wissenschaftlich wie forschungsgeschichtlich bedeutsamen Funden aus der mährischen Höhle von Mladeč, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt worden waren, werden auch alle anderen überlieferten menschlichen Fossilien Österreichs aus Krems, Willendorf, Spitz, Aggsbach und Grub entweder in Form von 3D-Objekten oder in den „Vertiefungsstationen“ angesprochen. Der einmalige Charakter des Sensationsfundes der „Zwillinge“ vom Wachtberg in Krems wird mit der Implementierung einer „Hands On“ Station betont. Mit eigenen Händen Insgesamt sechs Hands-On Stationen wurden entwickelt, damit den Besucherinnen und Besuchern, speziell auch sehschwachen oder blinden Menschen, die Etappen der Menschwerdung „begreifbar“ gemacht werden können. Eines der Highlights ist der CSI-Tisch, auf dem man unter anderem TV-realitätsgetreu mittels Mikroskop, Lupe, Röntgen und Isotopenuntersuchung ein virtuelles Skelett auf Alter, Geschlecht und Todesursache bestimmen kann. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, sich als Urmensch zu fotografieren und die Bilder direkt zu verschicken. Diese Morphing-Station ist ein gemeinsames Projekt mit dem Smithsonian Natural History Museum in Washington, DC, USA (http://humanorigins.si.edu/) Weiters gibt es Stationen, an denen man den Unterschied zwischen einem Neandertaler- und einem Homo sapiens-Schädel ertasten kann und die Fußspuren, die drei bereits aufrecht gehende Hominiden vor 3,6 Millionen Jahren in vulkanischer Asche im heutigen Tansania hinterlassen haben, sind im Boden des Naturhistorischen Museums eingelassen. 1978 wurden die sogenannten „Fußspuren von Laetoli“ entdeckt. Es handelt sich um die ältesten Belege des aufrechten Ganges: Die westliche Spur stammt von einem, die östliche von zwei hintereinander in der gleichen Spur gehenden Individuen. Im NHM führen sie direkt zu den lebensgroßen Rekonstruktionen von “Lucy” und einem männlichen Artgenossen eines Australopithecus afarensis. Mittles einer Augmented Reality-Station kann der Schritt vom vierbeinigen zum aufrechten Gang anschaulich nachvollzogen werden. Auch der Sensationsfund der Zwillinge vom Wachtberg in Krems, einer 2005 entdeckten, 28.000 Jahre alten Doppelbestattung von Neugeborenen, kann ertastet werden. Für ein besonderes Vermittlungserlebnis – speziell für Kinder – sorgt eine Öffnung im Boden, in der die Simulation eines prähistorischen Feuers flackert. Themenschwerpunkte „Aufrechter Gang“ und „Gehirnevolution“ Die neue Anthropologie-Dauerausstellung ist dem Generalthema „Hominidenevolution“ vorbehalten und behandelt den Entstehungsprozess des Menschen bis zur Jungsteinzeit. Zwei große Themenräume – der aufrechte Gang und die Gehirnevolution – werden in den beiden Sälen 14 und 15 abgehandelt: Ausgehend von unseren nächsten lebenden Verwandten führt der Weg über mehrere paläoanthropologische Themenblöcke zur Entstehung des kosmopolitischen, an unterschiedliche Naturräume adaptierten, modernen Menschen, Homo sapiens.
Die Museumsbesucherinnen und -besucher sollen die Entstehung des Menschen nicht nur als historischen, biologischen Prozess verstehen, sondern auch die kulturelle Entwicklung als bedeutende Komponente der Menschwerdung wahrnehmen. Für die Umsetzung wurde eine modulartige Aufbereitung der Wissensinhalte gewählt, die sowohl einen spielerischen, interaktiven Zugang und wie auch die Möglichkeit zur Vertiefung in komplexere Themen ermöglicht. Von den Objekten, die für die Ausstellung erworben wurden, sind insbesondere die Abformungen von Australopithecus sediba, einer in Südafrika entdeckten neuen Art, zu erwähnen. Sie wird im Moment als möglicher direkter Vorfahre der Gattung Homo diskutiert. Die daraus abgeleiteten Erkenntnisse sollen im Museum erfahr- und diskutierbar gemacht werden. Zu den interessantesten Neufunden der letzten Jahre zählt ohne Frage auch der Fund des Sahelanthropus, des umstrittenen, möglichen ersten „Aufrechtgängers“ aus dem Tschad, der auf 6 Millionen Jahre datiert wird, sowie der kleinwüchsige Mensch („Hobbit“, ca. 17.000 Jahre), der noch immer für Debatten in der Paläoanthropologie sorgt. Auch der Denisova-Mensch, eine bisher unbekannte, im Altai entdeckte neue Menschenform und die überraschenden Ergebnisse der paläogenetischen Untersuchungen werden in den Blickpunkt gerückt. In der Ausstellung wurde besonderer Wert darauf gelegt, neben den bereits lange bekannten Funden von Vor- und Frühmenschen auch die „Typusexemplare“ und die neuesten Fossilfunde, viele davon umstritten, zu thematisieren. Das „Who is Who“ schließt die auf ca. 6 Millionen Jahre datierten Funde der frühesten Aufrechtgänger und damit ältesten Vorfahren des Menschen – Sahelanthropus tchadensis und Orrorin tugenensis – ebenso ein, wie die vor wenigen Jahren entdeckten Zeitgenossen des anatomisch modernen Menschen, den Denisovan-Menschen und den auf der Insel Flores entdeckten kleinwüchsigen Homo floresiensis. Homo floresiensis gab und gibt den Experten Rätsel auf, da er sich durch seinen extrem kleinen Körper- und Schädelbau gravierend vom anatomisch modernen Menschen unterscheidet. Er wird daher nach wie vor sehr kontrovers interpretiert (als Inselanpassung von Homo erectus, als krankhafte Veränderung oder lange überlebende, eigene Art des Menschen). Mit der Installation eines „Stammbusches“ (anstatt eines geradlinigen Stammbaumes) aus Glas wird nicht nur versucht, die Nicht-Linearität der Entwicklung zum Menschen zu unterstreichen, sondern auch den vagen Charakter unserer auf fragmentarischen fossilen Zeugnissen basierenden Rekonstruktionsversuche anzudeuten. Wichtige Elemente der Wissensvermittlung bilden auch die kunstvollen, sehr realistischen Weichteilrekonstruktionen von „Lucy“ oder Homo neanderthalensis, hergestellt von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès, und die eindrucksvoll angefertigte Rekonstruktion eines Proconsul (ausgestorbene Primatengattung, die zu den frühesten Vertretern der Menschenartigen zählt) von Iris Rubin, einer Mitarbeiterin der Präparation des NHM. Mit der Entscheidung, mehrere Textierungsebenen einzuführen, wurde versucht, den unterschiedlichen Interessen der Besucher, auch dem Bedarf nach Vertiefung der Wissensinhalte, gerecht zu werden. Die Ausstellung bietet zahlreiche Möglichkeiten, Fragen der taxonomischen Zuordnung zu diskutieren und den Menschwerdungsprozess anhand anschaulicher Beispiele und mit medientechnischer Unterstützung nach zu gehen, aber auch die ungeklärten offenen Fragen dieses komplexen Prozesses, die nur interdisziplinär zu lösen sind, anzusprechen bzw. zu erkennen. Auch die Tatsache, dass die Entstehung nicht nur als historischer biologischer Prozess gedacht werden darf, sondern dass auch die kulturelle Entwicklung als bedeutende Komponente zur Wirkung kam, spielte bei der inhaltlichen Konzeptentwicklung der neuen Dauerausstellung eine große Rolle. An der Ausstellung ist ein Team beteiligt, das neben den Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern mehrerer Abteilungen auch nationale und internationale Experten, Studenten, Praktikanten und Volunteers umfasst. Maßgeblich am Projekt beteiligt: Architekt Mag. Arno Grünberger (spurwien), Medienspezialist DI Gerald Enzinger (Imagination Computer Services) sowie der Grafiker Marc Damm (Fuhrer Visuelle Gestaltung), der Illustrator Ander Pecher sowie viele weitere Kooperationspartnerinnen und -partner.
Die Anthropologische Abteilung Die Anthropologische Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien zählt mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Sammlungen zu den bedeutendsten dieser Art weltweit. Seit der Gründung einer Anthropologisch-ethnographischen Abteilung am k.u.k. Naturhistorischen Hofmuseum im Jahre 1876 ist der Gesamtsammlungsbestand auf etwa 60.000 Objekte angewachsen (u.a. menschliche Skelettreste aus (prä)historischer Zeit, Fotos und Röntgen, Abgüsse und Moulagen, metrisch/morphologische Befunde). Seit 2012 ist auch die Pathologisch-Anatomische Sammlung im Narrenturm Teil der Anthropologischen Abteilung. Die wissenschaftlichen Sammlungen, ebenso wie die umfangreiche, sehr bedeutende Fachbibliothek, werden von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kuratorisch betreut. Die Forschungstätigkeit an einem Naturkundemuseum ist - den ursprünglichen Intentionen gemäß - an die etablierten wissenschaftlichen Sammlungen geknüpft. Insbesondere die Osteologische Sammlung mit ihrem reichen, u.a. aus Ankäufen, Schenkungen und aus archäologischen Grabungen akquirierten Bestand ist für viele, ganz unterschiedliche Fragestellungen der (prä)historischen Anthropologie und Paläoanthropologie hervorragend geeignet. Wesentliches Anliegen der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die Analyse der kausalen Mechanismen der menschlichen Bevölkerungsentwicklung, sowie die Erfassung von Mensch/Umwelt-Beziehungen in (prä)historischer Zeit, wobei morphologische, histologische, radiologische und archäometrische Methoden zum Einsatz gelangen. Letztere ermöglichen z.B. die Rekonstruktion von Ernährungsbedingungen über die Ermittlung von stabilen C-, N- und O-Isotopen in mineralischen und organischen Geweben, die Rekonstruktion von Migration über das Sr- Isotopenverhältnis im Knochen und Zahnschmelz, sowie die Schwermetallexposition über die Spurenelementanalytik. Auch aDNA-Analysen gelangen als methodischer „Neuzugang zu alten Fragen", beispielsweise für die Geschlechtsbestimmung Subadulter oder die Analyse von Verwandtschaftsbeziehungen in einer prähistorischen Bevölkerungsstichprobe, zum Einsatz. Fragen zur jüngeren Hominidenevolution (Transition Homo neanderthalensis/Homo sapiens) sowie zur Funktionsmorphologie bilden einen weiteren Forschungsschwerpunkt an der Abteilung, ebenso Fragen der Fachentwicklung, insbesondere die kritische Analyse der jüngeren Fachgeschichte, und der allgemeinen Museologie.
Hintergrundinformation Die Ursprünge Die frühesten Vertreter der Gattung Mensch (Homo) traten vor 2,5 Millionen Jahren in Afrika auf und gingen vermutlich aus einer Stammgruppe graziler Australopithecus-Formen hervor. Diese begegneten den extremen Klimaschwankungen ihrer Zeit, indem sie mit Hilfe erster Werkzeuge ihr Nahrungsspektrum um den Fleischkonsum erweiterten. Vor 2,5 Millionen Jahren entwickelte sich auch ein robusterer Formenkreis der Australopithecinen, die Paranthropinen. Sie spezialisierten sich auf Pflanzennahrung. Homo unterschied sich von Australopithecus durch ein vergrößertes Hirnvolumen und eine veränderte Gehirnorganisation. Der Hirnschädel wölbte sich auf und verlagerte sich über den Gesichtsschädel, der mit kleineren Kiefern und Zähnen ausgestattet war. Die ersten Vertreter von Homo waren in Körperproportion und Fußanatomie bereits gut an dauerhaftes aufrechtes Gehen angepasst – vermutlich hatten sie aber ihre Kletterfähigkeit verloren. Eine klare Abgrenzung zwischen Australopithecus und Homo ist jedoch problematisch. Vermutete erste Vertreter wie Homo habilis oder Homo rudolfensis können bestenfalls als frühe, sehr variable Formen der Gattung Mensch beschrieben werden. Erst der 1,6 Millionen Jahre alte, besonders vollständige Fund eines jugendlichen Homo ergaster aus Nariokotome am Turkana-See (Kenia), der als »Turkana Boy« berühmt wurde, weist die typischen Merkmale unserer Gattung auf. Wer war der Erste? Die Anfänge der Gattung Homo sind in einer gemeinsamen afrikanischen Stammform zu suchen – es könnte Australopithecus africanus gewesen sein. Ihre ersten Angehörigen vor etwa 2,5 Millionen Jahren weisen neben den neuen Gattungsmerkmalen auch noch Australopithecus-Merkmale in unterschiedlicher Kombination auf. Erst Homo ergaster, der vor 1,9 Millionen Jahren lebte und manchmal auch als afrikanischer Homo erectus bezeichnet wird, erfüllt alle Kriterien der Gattung Homo. Prominente »Südaffen« Zu den Australopithecinen (»Südaffen«) zählen viele fossile Arten, die vor etwa 4,2 bis 1,0 Millionen Jahren in Afrika vorkamen. Ihr wichtigstes gemeinsames Kennzeichen ist der aufrechte Gang, der sie in die Stammlinie des Menschen stellt. Das zum Aufrechtgehen umstrukturierte Skelett und Merkmale der Kiefer und Zähne (Zahnbogenform und Eckzahnreduktion) unterscheiden Australopithecus deutlich von den früheren Affen. Wegen seines geringen Gehirnvolumens kann er jedoch noch nicht als Mensch bezeichnet werden. Unter dem Spitznamen »Lucy« wurde ein rund 3,2 Millionen Jahre altes weibliches Australopithecus- Skelett berühmt. Die beeindruckend vollständigen Überreste wurden 1974 in Hadar, in der Afar-Senke (Äthiopien) gefunden; sie brachten den ersten Nachweis für den aufrechten Gang. »Lucy« wurde der Art Australopithecus afarensis zugeordnet, die möglicherweise auch die Fußspuren von Laetoli hinterlassen hat. Hadar gilt heute mit etwa 400 Funden als die bedeutendste Fundstelle von Australopithecus afarensis. Mit großer Anpassungsfähigkeit überdauerte Australopithecus afarensis 900.000 Jahre in einem Lebensraum, in dem geschlossene Wälder und offene Graslandschaften wiederholt wechselten. Obwohl er schon aufrecht ging, war er noch ein guter Kletterer. Auch der jüngere Australopithecus africanus lebte noch zeitweise auf Bäumen; sein Gehirn war jedoch bereits um etwa 10 % größer. Daher kommt er als direkter Vorfahre der menschlichen Gattung in Frage. Menschenaffen in Österreich Vor 14 bis 10 Millionen Jahren boten subtropische Wälder und Buschlandschaften des pannonischen Tief- und Hügellandes einer vielfältigen Großsäugerfauna Lebensraum. In Flussablagerungen und Braunkohle-Lagerstätten wurden Reste von Schmalnasenaffen (Catarrhini) gefunden, darunter auch Menschenartige (Hominoidea). Griphopithecus, der älteste Vertreter der Hominoidea in Europa – und vielleicht der erste anatomisch moderne Menschenaffe – ist auch aus Österreich (Kleinhadersdorf) fossil überliefert. Dryopithecinen sind aus St. Stefan und Mariathal dokumentiert.
Aufrecht gehen Der komplexe Balanceakt des Gehens auf zwei Beinen wurde erst über eine aufwendige Umstrukturierung im Körperbau der Vormenschen möglich. Zu den Neuerungen gehörten ein auf ausdauerndes Gehen spezialisierter Fuß mit Fußgewölbe, ein verkürztes, verbreitertes Becken, eine X- Beinstellung, ein durchstreckbares Knie und eine S-förmige Wirbelsäule. Ging man früher davon aus, dass nur Australopithecus und Homo aufrecht zweibeinig gehen konnten, zeigen neue Fossilfunde, wie z.B. Sahelanthropus, dass der Zeitpunkt des ersten Aufrechtgehens vielleicht 7 Millionen Jahre zurückliegen könnte; die taxonomische Zuordnung dieser Funde ist umstritten. Der aufrechte, zweibeinige Gang (Bipedie) gilt als ein Schlüsselereignis in der Evolution zum Menschen. Diese einzigartige Fortbewegungsart führte zunächst zu einer Veränderung des Muskel- und Skelettsystems. Darauf folgte Jahrmillionen später eine enorme Entfaltung des Gehirns. Damit ist der auf- rechte Gang eine stammesgeschichtliche Voraussetzung für die Menschwerdung – ein Werdegang, der den Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Wie das zweibeinige Gehen entstanden ist und weshalb es später dauerhaft wurde, bleibt umstritten. Erste »Aufrechtgänger« dürften sich im Spätmiozän (vor ca. 12 – 5 Millionen Jahren) unter den vielgestaltigen Menschenaffen entwickelt haben. Vermutlich wurde der Schritt zur Zweibeinigkeit in diesem Zeitraum sogar mehrfach vollzogen. Welchen Vorteil die neue Bewegungsart dem Vormenschen brachte, ist bis heute ungeklärt. Aktuellen Modellen zufolge könnten es Erleichterungen beim Nahrungserwerb oder Verbesserungen im Sozialverhalten gewesen sein. Afrikanische Fossilien wie Orrorin und Ardipithecus belegen, dass die Aufrichtung auf zwei Beine bereits vor 6 bis 4,4 Millionen Jahren in einer von Galeriewäldern geprägten Umgebung und nicht erst mit der Erschließung neuer, offener Lebensräume stattgefunden hat. Unzweifelhaft dokumentiert ist der zweibeinige Gang durch versteinerte Fußabdrücke, die Vormenschen vor 3,6 Millionen Jahren in Laetoli (Tansania) hinterließen. Zeit des Gehirns Spätestens in der mittleren Eiszeit, vor 800.000 bis 150.000 Jahren, war das menschliche Gehirn so groß und vermutlich auch genauso aufgebaut wie das eines heutigen Menschen. Körperliche Vorbedingungen für die Gehirnevolution waren vor allem der aufrechte Gang und eine Verkleinerung des Gesichtsskeletts. Im Vergleich zu Schimpansen und anderen Menschenaffen besitzt das menschliche Gehirn ein enormes Volumen und zeichnet sich durch eine charakteristische Umstrukturierung bestimmter Rindenregionen aus. Die Sprachentwicklung ging Hand in Hand mit anderen symbolischen und technischen Fähigkeiten, die den Menschen auszeichnen. Ermöglicht wurde sie durch die enorme Vergrößerung des Großhirns und durch die Ausdifferenzierung bestimmter Hirnregionen. Sprache war nicht nur Produkt, sondern auch treibender Faktor der Gehirnentwicklung. Ihre Evolution lässt sich daher nur schwer isoliert betrachten. Damit das Gehirn zum Kontrollorgan der Sprache werden konnte, war eine Neuorganisation bestimmter Gehirnregionen erforderlich: Die auf Sprache spezialisierten Bereiche in der Gehirnrinde sind das Broca- Areal für die Sprachproduktion und das Wernicke-Areal für das Sprachverständnis. Ihre typischen Gehirnwindungen können anhand von Schädelinnenausgüssen – bedingt – bereits für Homo habilis und Homo erectus nachgewiesen werden. Indirekt geben auch asymmetrische Gehirnhälften über die Sprachfähigkeit Auskunft. Die Sprache unterscheidet den Menschen von allen anderen Lebewesen. Aus einer begrenzten Anzahl von Lauten kann er über Kombinationsregeln eine unendliche Anzahl bedeutungsvoller Silben und Wörter hervorbringen. Die Sprache erlaubt es, Erfahrungen früherer Generationen zu nutzen und Wissen an nachfolgende Generationen weiterzugeben – eine Entwicklung, die nicht mehr von biologischen Faktoren allein geprägt ist. Die Entwicklung der Sprache ist Ausdruck einer besonderen Leistungsfähigkeit des Gehirns; ihre Spuren lassen sich nur indirekt nachweisen – zum Beispiel über Techniken zur Herstellung
von Steinwerkzeugen oder Jagdtechniken, für die eine sprachliche Verständigung erforderlich war. Aus den Ausgüssen fossiler Schädel lassen sich Rückschlüsse auf jene Gehirnregionen ziehen, die mit Sprachfunktionen in Verbindung stehen; zum Beispiel deuten Asymmetrien zwischen den Gehirnhälften auf eine Sprachspezialisierung hin. Paläogenetiker halten das »Sprachgen« FOXP2 für einen entscheidenden Faktor. Im Einzelnen erscheinen diese Sprachspuren eher vage, in Kombination lassen sie vermuten, dass die menschliche Sprache vor ca. 800.000– 150.000 Jahren entstanden ist. Im Verlauf der menschlichen Evolution hat sich die Größe des Gehirns ungefähr verdreifacht. 3 Australopithecinen hatten beispielsweise ein Gehirnvolumen von etwa 500 cm , was im Bereich der 3 rezenten Menschenaffen liegt. Der Durchschnittswert des heutigen Menschen beträgt 1.350 cm . Die Zunahme des Hirnvolumens in der menschlichen Evolution wird mit dem Konsum proteinreicher Nahrung in Verbindung gebracht. Das Gehirn steuert die Energieverteilung im Körper und deckt dabei zuerst seinen eigenen Bedarf. Da es Energie nicht speichern kann, wird diese ständig dem Körper entzogen. Grundlage für jede Gehirnentwicklung ist daher eine hochwertige Nahrungsversorgung.
MASSNAHME Diplomausstellung von Nicole Prutsch im Rahmen der Eröffnung der neuen Anthropologie-Dauerausstellung 2012/13 Installation, Performance. Betreut von Prof. Johanna Kandl (Universität für Angewandte Kunst) Naturhistorisches Museum Wien, Saal 13 bis 17.03.2013 „Dies sind faszinierende erste Resultate, die den Grundstein dafür legen, die Morphologie des menschlichen Gesichts genetisch zu verstehen.“ Manfred Kayser, Medizinischen Zentrum, Erasmus Universität Rotterdam, September 2012 Nicole Prutsch MASSNAHME Winter 1933, Rumänien. Im Rahmen der 'Familienanthropologischen Untersuchungen in dem ostschwäbischen Dorfe Marienfeld im rumänischen Banat' werden körperliche Merkmale von 1081 Personen simultan in 8 Arbeitsstationen vermessen. Gedacht zur Etablierung einer Technik des Vaterschaftsnachweises, bedient die Studie bald die damals aktuelle 'Rassenfrage'. Das Projekt, von enormen quantitativen Ausmaßen, wird nie zu Ende geführt, neue Erkenntnisse bedingen einen Paradigmenwechsel. September 2012, Niederlande. Wissenschaftler finden 5 Gene die für die Morphologie des Gesichts verantwortlich sind: PRDM16, PAX3, TP63, C5orf50 und COL17A1. MASSNAHME zeigt Archivmaterial des 'Marienfeld Projektes' und blickt auf den menschlichen Vermessungsdrang als scheinbare Notwendigkeit einer Selbstversicherung im exponentiellen Fortschritt der technologischen Möglichkeiten. In Kooperation mit Ao. Univ.-Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola, Abteilungsdirektorin Anthropologische Abteilung, NHM Wien Ao. Univ.-Prof. Dr. Harald Wilfing, Abteilungsdirektor, Institut für Anthropologie, Universität Wien
Pressebilder Übersicht (1/7) Weichteilrekonstruktionen eines Kindes von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. © Foto: © NHM, Kurt Kracher Weichteilrekonstruktionen eines Mannes von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. Foto: © NHM, Kurt Kracher Weichteilrekonstruktion von »Lucy« von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. Unter dem Spitznamen »Lucy« wurde ein rund 3,2 Millionen Jahre altes weibliches »Südaffen«-Skelett berühmt. Sie kommt als direkte Vorfahrin der menschlichen Gattung in Frage. Ihren Namen bekam „Lucy“, weil der Beatles-Song „Lucy in the sky with diamonds“ im Radio lief, als die Archäologen ihre Entdeckung feierten. Foto: © NHM, Kurt Kracher Weichteilrekonstruktionen eines Jägers von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. Foto: © NHM, Kurt Kracher Saalansicht, Australopithecus-Pärchen vor Augmented Reality Station Foto: © NHM, Kurt Kracher Rekonstruktion eines Proconsul (ausgestorbene Primatengattung, die zu den frühesten Vertretern der Menschenartigen zählt) von Iris Rubin (NHM). Foto: © NHM, Kurt Kracher
Pressebilder Übersicht (2/7) Vitrine “Proconsul” (Rekonstruktion: Iris Rubin) Foto: © NHM, Kurt Kracher Vitrine “Der verständige Mensch” Foto: © NHM, Kurt Kracher Hands-On Station im neuen Anthropologie-Saal des NHM. Thema: Gehirnevolution Foto: © NHM, Kurt Kracher Hands-On Station im neuen Anthropologie-Saal des NHM. Thema: Gehirnevolution Foto: © NHM, Kurt Kracher
Pressebilder Übersicht (3/7) Rekonstruktion der im Jahr 2005 entdeckten Zwillinge vom Wachtberg in Krems an der Donau, die – geschützt vom Schulterblatt eines Mammuts – in einem 28.000 Jahre alten Grab der jüngeren Altsteinzeit bestattet wurden. Foto: © NHM, Kurt Kracher Rekonstruktion der Zwillinge vom Wachtberg Foto: © NHM, Kurt Kracher Rekonstruktion von “Lucy” Australopithecus afarensis Foto: © NHM, Kurt Kracher Rekonstruktion von “Lucy” Australopithecus afarensis 1972, Hadar (Äthiopien) Alter: erwachsen Größe:1,05 m Gewicht: 29 kg Kopfform: ähnelt einem Schimpansen Gebiss: parabolischer Zahnbogen; kleine Eckzähne Kinn: fliehend Angesicht: schnauzenartig vorspringende Kiefer; großes Gesicht mit breiten Wangenknochen; kleiner Augenhöhlen- Abstand; lange, flache Nasenregion Statur: kleiner Körper; tonnenförmiger Brustkorb; lange Arme und lange gebogene Finger Besondere Kennzeichen: Aufrechtgänger, bewegt sich aber auch gut und häufig in Bäumen Foto: © NHM, Kurt Kracher Hands-On Station im neuen Anthropologie-Saal des NHM. Thema: Menschwerdung Foto: © NHM, Kurt Kracher
Pressebilder Übersicht (4/7) Weichteilrekonstruktionen eines Jägers von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. Foto: © NHM, Kurt Kracher Weichteilrekonstruktionen von der französischen Künstlerin Elisabeth Daynès. Foto: © NHM, Kurt Kracher Hands-On Station im neuen Anthropologie-Saal des NHM. Thema: Menschwerdung Foto: © NHM, Kurt Kracher Hands-On Station im neuen Anthropologie-Saal des NHM. Schwerpunkt: Werkzeuge Foto: © NHM, Kurt Kracher
Pressebilder Übersicht (5/7) Ausstellungsillustration © Illustration: Ander Pecher, Composing: Marc Damm by Fuhrer Ausstellungsillustration © Illustration: Ander Pecher, Composing: Marc Damm by Fuhrer Ausstellungsillustration © Illustration: Ander Pecher, Composing: Marc Damm by Fuhrer MASSNAHME, © Nicole Prutsch
Pressebilder Übersicht (6/7) Dmanissi Rekonstruktion Die homininen Fossilien von Dmanissi sind die ältesten außerhalb Afrikas entdeckten Fossilien aus dem Formenkreis der Hominini, der engsten Vorfahren des Menschen. Die auf 1,75 bis 1,8 Millionen Jahre datierten Überreste wurden seit 1991 in Georgien ausgegraben und als Angehörige der Gattung Homo gedeutet. Fundschichten im Liegenden werden auf nahezu 1,85 Millionen Jahre datiert. Zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann Homo floresiensis Rekonstruktion Der „Mensch von Flores“ ist eine ausgestorbene, sehr kleinwüchsige Art der Gattung Homo. Die im September 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckten und dieser Art zugeordneten Knochenfunde wurden 2004 in der Erstbeschreibung auf mindestens 18.000 Jahre datiert. Während die Nachbarinseln schon seit mehreren tausend Jahren vom modernen Menschen (Homo sapiens) besiedelt waren, lebte auf Flores demnach noch eine zweite Homo-Art. Sie zeichnet sich durch ein sehr ungewöhnliches, kontroversiell gedeutetes Merkmalsspektrum aus. . Zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann Australopithecus sediba Rekonstruktion Australopithecus sediba ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Australopithecus, die vor rund zwei Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Südafrika lebte. Die genaue Position von Australopithecus sediba im Stammbaum der Hominini ist noch ungeklärt. Zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann Sahelanthropus tchadensis Rekonstruktion Sahelanthropus tchadensis lebte ungefähr zur selben Zeit wie der letzte gemeinsame Vorfahre von Menschen und Menschenaffen. Mit einem Alter von 6 Millionen Jahren wird er als möglicher erster “Aufrechtgänger” gedeutet. Seine Stellung im Stammbaum der Menschen ist noch unsicher. Zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann
Pressebilder Übersicht (7/7) Schädel von Lautsch (Mladeč, Tschechien) Original Als einer der ältesten absolut datierten Homo sapiens-Funde in Europa steht der Schädel von Lautsch im Brennpunkt aktueller wissenschaftlicher Dispute zur jüngeren Menschheits- geschichte. Die Knochen aus Lautsch spielen eine wichtige Rolle für die Beantwortung grundlegender Fragen: Was passierte, als der Neandertaler durch den Homo sapiens abgelöst wurde? Warum konnte sich der moderne Mensch durchsetzen, und wie hat er sich in Europa ausgebreitet? Weil es nur wenige vergleichbare Fundkomplexe gibt, werden die Skelettreste auch in Zukunft für Anthropologen aus aller Welt als Informationsquelle von entscheidender Bedeutung sein. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann Oberschenkelknochen von Orrorin Rekonstruktion Mehrere Merkmale am Oberschenkelknochen der Gattung Orrorin lassen darauf schließen, dass er auf zwei Beinen ging. Die runde Form des Kugelgelenks, der Winkel des Oberschenkelhalses und die Ansatzstellen der Hüftmuskeln am Knochen sind die eines Läufers auf zwei Beinen. Zum ersten Mal in Österreich zu sehen. Foto: © NHM, Wolfgang Reichmann
Vermittlungsprogramm Öffentliches Programm zur Ausstellung Kinder: Kids & Co ab 6 Jahren: Familientreffen mit frühen Verwandten Geh aufrecht mit Lucy, begegne einem Neandertaler und mache ein Familienalbum deiner frühesten Verwandten. Samstag, 14.00 Uhr, und Sonntag, 10.00 und 14.00 Uhr 16., 17., 23. und 24. Februar Kids & Co ab 3 Jahren: Affen-Bande Wie viel Affe steckt in uns, und wie leben unsere Verwandten Gorilla, Schimpanse und Co.? Sonntag, 24. Februar, 16.00 Uhr Kids & Co ab 6 Jahren: Steinzeitdiät Salzlos, roh, getrocknet und in Fett eingelegt – komm kosten! Samstag, 14.00 Uhr, und Sonntag, 10.00 und 14.00 Uhr 2., 3., 9. und 10. März Erwachsene: NHM Hinter den Kulissen: Die anthropologische Sammlung Sonntag, 3. Februar, 11.00 Uhr, Karin Wiltschke Das Projekt forMUSE Ein vom Bundesministerium für Wisschenschaft und Forschung gefördertes Projekt bot uns die Gelegenheit, 3.000 Objekte aus dem 19. Jahrhundert in Bezug auf ihre Geschichte, Provenienz und Erwerbsumstände genauer zu beleuchten. Mittwoch, 6. Februar, 18.30 Uhr, Maria Teschler-Nicola Mensch(en) werden: Die Neuinszenierung der Anthropologie Führung durch die neuen Anthropologie-Schausäle exklusiv für die Freunde des NHM. Anmeldung unbedingt erforderlich unter eva.pribil@nhm-wien.ac.at Freitag, 8. Februar, 17.00 Uhr NHM Thema: „Mensch(en)werden“: Die Neuinszenierung der Anthropologie Sonntag, 10. Februar, 15.30 Uhr, Maria Teschler-Nicola NHM Vortrag: Die Evolution und Entwicklung des menschlichen Gehirns Da Gehirne nicht versteinern, kann man bei Fossilien nur den Innenabdruck des Gehirns untersuchen. Mit innovativen Untersuchungsmethoden (Computertomographie) lassen sich Gestaltveränderungen des menschlichen Gehirns im Laufe der Evolution nachzeichnen. Mittwoch, 13. Februar, 18.30 Uhr, Philipp Gunz (MPI-Leipzig) MenschenAffenArten – Von Vorfahren und Verwandten Sonntag, 17. Februar, 15.30 Uhr, Andrea Stadlmayr (Universität Wien) Die Jagd nach Fossilien – ein historischer Streifzug Wagemutige Pioniere, geniale Strategen und viele Zufälle waren an der Auffindung der heute vorliegenden, umfangreichen menschlichen “fossil records” beteiligt. Wissenschafter und Wissenschafterinnen stellen an ihrem Arbeitsplatz aktuelle Forschungsprojekte vor. Mittwoch, 20. Februar, 18.30 Uhr, Maria Teschler-Nicola Anthropologie im Brennpunkt: Neue Funde – neue Fragen Neben dem Australopithecus sediba sind erst kürzlich neue Formen der Gattung Homo entdeckt worden – etwa der “Denisova-Mensch” oder der rätselhafte, kleinwüchsige Homo floresiensis (“Hobbit”). Ihr ungewöhnliches Merkmalsspektrum wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Sonntag, 24. Februar, 15.30 Uhr, Maria Teschler-Nicola
Auf den Spuren unserer Vorfahren In der Führung durch die neue Anthropologie-Dauerausstellung werden die Neuerwerbungen der Abguss-Sammlung und ihre Bedeutung für die Hominidenevolution vorgestellt. Sonntag, 10. März, 15.30 Uhr, Margit Berner Führung für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen Unsere entfernten Verwandten zum Greifen nahe, 1,5 Stunden Mittwoch, 20. März, 17.00 Uhr Anmeldung erforderlich! Für Kindergärten und 1. bis 2. Schulstufe AFFEN-BANDE 1-stündige Führung Wie viel Affe steckt in uns, und wie leben unsere Verwandten Gorilla, Schimpanse und Co? Für die 3. bis 8. Schulstufe FAMILIENTREFFEN MIT FRÜHEN VERWANDTEN 1,5-stündige Aktionsführung Geh aufrecht mit Lucy, begegne einem Neandertaler und mache mit uns ein Familienalbum deiner frühesten Verwandten. STEINZEITDIÄT 1,5-stündige Aktionsführung Salzlos, roh, getrocknet und in Fett eingelegt – komm kosten! MORD(S)GESCHICHTEN 3-stündiger Workshop zur forensischen Anthropologie (ab der 7. Schulstufe) Nach einer Führung durch die Ausstellung lösen die SchülerInnen in Kleingruppen als interdisziplinäre Forscherteams fiktive Mordfälle der Steinzeit. Selbständig sammeln sie Indizien zur Klärung des Falles und lernen dabei spezielle anthropologische und archäologische Untersuchungsmethoden kennen. Ab der 9. Schulstufe LOOK UND LIFESTYLE UNSERER FRÜHEN VORFAHREN 1,5-stündige Führung Wie sahen unsere frühen Verwandten aus und wie lebten sie? Warum ist unser Körper so wie er ist? Steckt uns die Steinzeit vielleicht noch in den Knochen? Eine Führung zur Evolution des Menschen. KNOCHENJÄGER/INNEN 1,5-stündige Aktionsführung Wir gehen auf die Suche nach fossilen Überresten unserer prominentesten Vorfahren wie Lucy, Turkana boy, Taung Kind und Neanderthaler. Gemeinsam machen wir einen Stammbaum menschlicher Evolution, der auf aktuellen Fossilfunden und genetischen Studien aufbaut. STEINZEITDIÄT 1,5-stündige Aktionsführung Salzlos, roh, getrocknet, in Fett eingelegt – komm kosten! MORD(S)GESCHICHTEN 3-stündiger Workshop zur forensischen Anthropologie Nach einer Führung durch die Ausstellung lösen die SchülerInnen in Kleingruppen als interdisziplinäre Forscherteams fiktive Mordfälle der Steinzeit. Selbständig sammeln sie Indizien zur Klärung des Falles und lernen dabei spezielle anthropologische und archäologische Untersuchungsmethoden kennen. Für Erwachsene LOOK UND LIFESTYLE UNSERER FRÜHEN VORFAHREN 1,5-stündige Führung STEINZEITDIÄT 1,5-stündige Aktionsführung Führung für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen UNSERE ENTFERNTEN VERWANDTEN ZUM GREIFEN NAHE 1,5-stündig Weitere Veranstaltungen siehe Homepage: www.nhm-wien.ac.at Info & Anmeldung: anmeldung@nhm-wien.ac.at
Naturhistorisches Museum Wien: Rückblick - Ausblick Ausstellungen und Höhepunkte des Jahres 2013 Gunther von Hagens KÖRPERWELTEN. Der Zyklus des Lebens 13.03.2013–11.08.2013 Mehr als 36 Millionen Besucherinnen und Besucher haben Gunther von Hagens „KÖRPERWELTEN“ seit 1996 weltweit gesehen, ab 13. März 2013 kommt die neue Schau als „KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens“ in das Naturhistorische Museum Wien. Die von Kuratorin Dr. Angelina Whalley konzipierte Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine spannende Selbstentdeckungsreise durch den menschlichen Körper. Über 200 echte menschliche Präparate zeigen den Körper im Lauf der Zeit: wie er entsteht, reift und wächst, den Höhepunkt erreicht und schließlich schwächer wird - von der Zeugung bis ins hohe Alter. Eindrücke, die zum intensiven Nachdenken auffordern und berühren. Dr. Gunther von Hagens, Anatom und Erfinder der Plastination, hofft, dass seine neue Ausstellung dazu inspiriert, mehr aus dem Leben zu machen: „Je älter ich werde, umso mehr realisiere ich, dass der Tod das Normale ist und das Leben die große Ausnahme. Ich wünsche mir, dass „KÖRPERWELTEN & Der Zyklus des Lebens“ die Menschen ermutigt, danach zu streben, jeden Tag gesund zu leben - ein Leben lang.“ Videoinstallation "und du hast nie etwas gesehen" von Nives Widauer und Meinhard Rauchensteiner, 11.03.2013-17.03.2013 Am 15. März 1938 verkündete Adolf Hitler am Heldenplatz den sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das 3. Reich. 50 Jahre später hatte das nach dem Platz benannte Theaterstück von Thomas Bernhard seine skandalträchtige Uraufführung im Wiener Burgtheater. Das Video von Nives Widauer und Meinhard Rauchensteiner nimmt diese Ereignisse zum Anlass, in langen Kamerafahrten den geschichtsträchtigen Ort zu durchmessen und ein unsichtbares Netz über den Heldenplatz zu legen. Das ruhige und doch eindringliche Geschehen bildet dadurch einen deutlichen Gegensatz zur inszenierten Massenhysterie von 1938. MenschMikrobe, 12.04.2013–14.07.2013 Was sind Mikroben? Wie entstehen Infektionen? Wie lassen sich Seuchen kontrollieren? Mit der Ausstellung „MenschMikrobe“ wird Einblick in die rasante Entwicklung der Infektionsforschung und ihre Bedeutung im 21. Jahrhundert gegeben. „MenschMikrobe“ lädt ein, in das Bild vom Wechselspiel zwischen dem menschlichen Körper und den Mikroorganismen, einzutauchen – in einer Ausstellung zum Sehen, Hören, Mitmachen und Staunen. MenschMikrobe ist eine Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Robert Koch- Instituts in Kooperation mit dem NHM Wien und dem FWF Wissenschaftsfonds. Die Salzkönige – 7.000 Jahre Hallstatt Die Wanderausstellung „Die Salzkönige“ als Kooperationsprojekt des Naturhistorischen Museums Wien mit Salinen Austria, Salzwelten Hallstatt und Museumspartner GmbH präsentiert Hallstatt als „Wiege der Europäischen Industrialisierung“. Diese 7000- jährige Geschichte des Hochtals in den österreichischen Alpen – so lange lassen sich dort durchgängige Besiedlung und Bergbau nachweisen – wird nach den neuesten interdisziplinären Forschungsergebnissen und unter Verwendung modernster Medien dargestellt. Zahlreiche archäologische Funde aus den Salzminen von Hallstatt zeugen von einem hohen Grad an Perfektion, Effizienz und Logistik im prähistorischen Bergbau, der damals vor 4.000 Jahren unerreicht war. Im prähistorischen Bergwerk sind zudem organische Reste über Jahrtausende erhalten geblieben: eine weltweit einzigartige Situation! Im Juni 2013 wird die Wanderausstellung erstmals im spanischen Alicante der Öffentlichkeit präsentiert. Danach wird sie internationalen Museen, Besucherzentren und Ausstellungshallen zur Verfügung stehen. Das Geschäft mit dem Tod, ab 23.10.2013 Die Geschichte des Lebens kennt bislang fünf große Artensterben. Biodiversitätsverluste bis zu 90% wurden von geologischen Veränderungen verursacht. Das gegenwärtige 6. Artensterben ist anderer Natur: Durch menschliche Eingriffe bedingt, übertrifft es natürliche Aussterberaten um ein Vielfaches.
Verluste durch direkte Verfolgung von Arten, die als Nahrungskonkurrenten oder Bedrohung empfunden wurden, standen am Beginn. Heute sehen Experten den Verlust von natürlichen Lebensräumen und krasse Übernutzung als hauptverantwortlich für den Niedergang der Biodiversität. Dazu kommen tödlicher Luxus und – mit wachsender Relevanz für die Zukunft – Klimawandel und sich ausbreitende Fremdarten. Dem NHM als Hort der Artenvielfalt kommt in diesen Fragen eine besondere Verantwortung zu. Im Rahmen der geplanten Sonderausstellung sollen Besucherinnen und Besucher für diese Themen sensibilisiert und mögliche Auswege aus der Krise aufgezeigt werden. Zwei weitere kleinere Ausstellungen zum Thema Mars und Meteoriten sind ebenfalls für 2013 geplant. Neugestaltung Prähistorie Nach den erfolgreichen Neugestaltungen des Dinosaurier-, des Meteoriten- und der Anthropologie-Säle folgt 2014 die nächste Neugestaltung: Die Dauerausstellung der Ur- und Frühgeschichte wird bis 2014 renoviert und auf neusten technischen und wissenschaftlichen Stand gebracht und mit neuen Objekten, u.a. aus Hallstatt, aufgewertet. Ein zentrales Anliegen der Generaldirektion ist seit Amtsantritt 2010 die „sanfte Modernisierung“ des NHM. Neben den oben genannten Schausälen wurde auch der Eingangsbereich in der Unteren Kuppelhalle des Museums renoviert und modernisiert und ein neues und zeitgemäßes Museumshop sowie Garderoben errichtet. Restaurant-Umbau 2012 wurde mit der Gourmet-Group ein neuer Catering-Partner in das Restaurant des NHM Wien geholt. Um unseren Besucherinnen und Besuchern ein noch besseres Museumserlebnis bieten zu können, wird 2013 auch der Restaurant-Bereich adaptiert. Dazu ist vor allem der Einbau einer erweiterten Küche notwendig. Zurzeit laufen die Planungen und die behördlichen Genehmigungsverfahren dafür. Rückblick: Das NHM in Zahlen Insgesamt 564.512 Besucherinnen und Besucher (260.069 zahlend, 240.302 Unter-19) konnte das NHM Wien 2012 verzeichnen, ein Zuwachs von 11.515 Besuchern im Vergleich zum Vorjahr. Dieses Plus von 2,1 Prozent ist zur Gänze auf 24.263 Narrenturm-Besucherinnen und Besucher zurückzuführen. Der besucherstärkste Monat war der Dezember, gefolgt von Oktober und November. Bei der „Langen Nacht der Museen“ war das Naturhistorische Museum mit dem diesjährigen Motto „Na Mahlzeit! Unfassbar essbar“ besonders beliebter Besuchsmagnet. Mit über 13.000 Besuchern wurde es am häufigsten von allen teilnehmenden Museen besucht. Im November, zurückzuführen auf die Eröffnung des neuen Meteoritensaals, konnte das NHM den stärksten Besucherandrang bei Veranstaltungen verbuchen. Highlights des vergangenen Jahres waren unter anderen: Die Kunstausstellungen „Daniel Spoerri im Naturhistorischen Museum. Ein inkompetenter Dialog?“, „Freeze! Dioramen und Stillleben“ von Steinbrener/Dempf und „Amazing Africa. Tradition, Umwelt, Konflikte“ mit Fotografien von Pascal Maitre und aktuell „Skeletons in the closet. In den Depots des NHM. Fotografien von Klaus Pichler.“ Im August wurde in der NHM Außenstelle in Hallstatt die erfolgreiche Veranstaltung „Archäologie am Berg“ durchgeführt, die von zahlreichen Forschungsinteressierten besucht wurde. Auch in der paläontologischen Dauerausstellung (Säle 8 bzw. 9) gab es zwei Neuerungen: Im November wurden die weltweit erste Rekonstruktion eines Terror-Vogels (Präparatorin: Iris Rubin) und ein Abguss eines Schädel des Horndinosauriers Ceratops der Öffentlichkeit vorgestellt.
Narrenturm Seit 1. Jänner 2012 ist die Pathologisch-Anatomische Sammlung im Narrenturm des Alten AKH Teil der Anthropologischen Abteilung und damit Teil des Naturhistorischen Museums Wien. Die Hauptintention hinter der Eingliederung war die Aufrechterhaltung dieser einmaligen Sammlung im besonderen Ambiente des Narrenturms. Bis 31.12.2011 war der Narrenturm das letzte Bundesmuseum und als Einheit zu klein, um eine selbständige wissenschaftliche Anstalt zu werden. Ihr überwiegend naturwissenschaftlicher Charakter legte es nahe, die Sammlungen dem NHM anzugliedern. Zur Geschichte: Während das Naturhistorische Museum am Ring nie etwas anderes war als das NHM, hatte der Narrenturm ursprünglich einen ganz anderen Zweck. Er entstand 1784 nach Plänen des Hofarchitekten Carnivale als Rundbau mit einer in der Mitte gelegenen zentralen Kontrolleinheit als erstes Krankenhaus der Welt, das ausschließlich für die Pflege von geisteskranken Menschen gebaut worden war. Gleichzeitig war damit auch die Saat für die Psychiatrie als medizinische Fachrichtung gelegt. Nahezu zeitgleich begann auch die Sammlung der sich heute dort befindlichen pathologisch- anatomischen Exponate, wenngleich sie zunächst wo anders aufbewahrt wurden. Die Initialzündung dazu gab der 1795 bestellte Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Johann Peter Frank. Gemeinsam mit dem damaligen Stadtphysikus ordneten sie das Sammeln, Präparieren und Aufbewahren von Besonderheiten, Abnormitäten und Krankheiten in allen Bereichen der Medizin an, um aus den Krankheiten und den Fallbeispielen eine Gesundheitslehre und vor allem Therapien zu entwickeln. Frank sollte damit im 19. Jhdt. das Basiswissen der berühmten 2. Wiener Medizinischen Schule schaffen. Einer der engagiertesten Sammler des 19. Jahrhunderts war Carl Rokitansky, der an die 60.000 Obduktionsprotokolle und Anschauungsobjekte in die Sammlung einbrachte. Rokitansky gilt ebenfalls als Begründer der 2. Wiener medizinischen Schule, die auf naturwissenschaftlicher Basis agierte - anders als die von Gerard van Swieten 1. Wiener Medizinische Schule, die auf der Basis von naturphilosophischen Erkenntnissen gründete. Der Narrenturm wurde als Spital 1866 aufgelassen und diente dem Wiener AKH als Wohn- und Versorgungseinheit. Die pathologischen Sammlungen wuchsen ständig und waren im Bereich der Prosekturen und Institute der Pathologie untergebracht. Immer wieder sind es große Namen der Wiener Medizin, welche die Sammlung vor dem Zerfall gerettet haben. Der letzte von ihnen war Karl Alfons Portele, Prosektor und seit 1946 Kustos der Sammlung. Ihm gelang es 1971 - nach der Neuorganisation des Pathologischen Institutes - Teile des Narrenturms für die Zwecke der Aufbewahrung und Präsentation dieser Sammlung zu requirieren. 1993, nach dem Tod Porteles, trat Dr. Beatrix Patzak dieses Erbe an, sie hat es bewahrt und vermehrt. Sie konnte dort gute Arbeit unter den schwierigsten Bedingungen leisten und vor allem die Erhaltung der berühmten Kollektionen und des Gebäudes schaffen. Zur Zukunft: Als erste Maßnahme wird der Narrenturm baulich saniert. Das notwendige Geld für die Renovierung ist seitens des BMUKK und des Altstadtsanierungsfonds in Aussicht gestellt. Für die Neugestaltung und Sanierung der Sammlungs- und Präsentationsräume gibt es zwar Pläne, aber noch keine Finanzierung. Gleich zu Beginn des Jahres 2012 erfolgte die Umstellung der Homepage, der Telefon- und EDV- Anlagen im Gebäude des Narrenturms, eine Neustrukturierung und Anpassung des Führungswesens an das NHM, eine Neueinrichtung des Kassensystems, des Schlüsselkreises und vieles mehr. In Grenzen muss sich die Freude zum jetzigen Zeitpunkt deshalb noch halten, weil die organisatorische Eingliederung zwar eine erste Absicherung gewährleistet, jedoch rasch immense Geldsummen aufgebracht werden müssten, um den rasant fortschreitenden baulichen Verfall zu stoppen. Die Gespräche und Kontaktaufnahmen mit dem zuständigen Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, dem Altstadterhaltungsfonds und dem Bundesdenkmalamt laufen deshalb auf Hochtouren.
Das NHM Wien hat sich entschlossen, den langjährigen Freund und Kenner des Narrenturms, aber auch fachlich höchst qualifizierten Architekten DI Thomas Kratschmer mit der Planung und Umsetzung aller notwendigen Sanierungsmaßnahmen zu beauftragen. Als erste Maßnahme soll demnächst die Fenster- und Fassadenrenovierung der Innenhöfe und eine Sanierung bzw. Neueinrichtung der sanitären Anlagen starten. Die Mittel dazu erscheinen bereits von Seiten des Ministeriums in greifbarer Nähe. Das alles konnte Architekt Kratschmer nicht aufhalten, jetzt bereits Planarchiv-Einschauarbeiten abzuschließen, baubehördliche Einreichungen und solche beim Bundesdenkmalamt vorzubereiten und abzuwickeln, Ausschreibungen für Bauarbeiten vorzunehmen, Untersuchungen durch den Restaurator zu veranlassen, die Fensterrestaurierung über die kalte Jahreszeit zu organisieren und vieles Anderes mehr für die ersten Rettungsmaßnahmen zu tun. Als zweite Phase soll dann die Sanierung der Außenfassade in Angriff genommen werden. Die für diese Phase nötigen finanziellen Mittel werden hoffentlich in den nächsten Jahren zur Verfügung gestellt.
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