Hochwasserschutzfibel - Objektschutz und bauliche Vorsorge - www.bmvbs.de - Bauministerkonferenz
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorwort Trotz Fortschritten bei der Früherkennung, Prognose und Schadensabwehr werden wir auch zukünftig mit dem Na- turereignis Hochwasser leben müssen. Möglicherweise las- sen zudem die Auswirkungen des Klimawandels einen Anstieg der Intensität und Häufigkeit von Hochwassern er- warten. Deshalb sind überall große Anstrengungen zu un- ternehmen, um den Gefahren wirksam entgegentreten zu können. Die Strategien zum Hochwasserschutz haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Früher wurden nach einem schadensträchtigen Hochwasser zumeist lokale Lösungsansätze gesucht, um an gleicher Stelle vergleichba- re Schäden zu vermeiden. Heute steht eine Herangehens- weise im Vordergrund, die den notwendigen technischen Hochwasserschutz vor Ort mit einer weitflächigen Vorsor- Nach den verheerenden Hochwassern der Jahre 1998, 2002 ge verbindet. Das jüngste Hochwasser zeigt in aller Deut- und 2005 sind weite Teile Deutschlands im Mai und Juni lichkeit, dass ein verstärkter Hochwasserrückhalt in der 2013 erneut von einer extremen Flut in Mitleidenschaft ge- Fläche notwendig ist. zogen worden. Vielerorts hatten die Pegelstände historische Rekordhöhen erreicht. Ungeachtet dessen bleibt die private Vorsorge ein wichti- ger und unverzichtbarer Baustein, um Elementarschäden Das dramatische Hochwasser hat Hunderttausende Men- wirksam abzuwenden. Bauherren, Hausbesitzern oder auch schen über Wochen in große Sorge versetzt. Viele Bürge- Mietern möchte die Hochwasserschutzfibel hierzu wert- rinnen und Bürger haben in der Flut ihre ganze Existenz volle Hinweise an die Hand geben. Aber auch für Archi- verloren. Aber auch für die Wirtschaft sowie an der Infra- tekten und Ingenieure, die im Rahmen der Gebäudepla- struktur sind erhebliche Schäden entstanden. nung Schutzkonzepte entwerfen, kann dieser Ratgeber eine wichtige Planungshilfe sein. Er will so dazu beitragen, dass Zugleich haben wir bei der Flutbekämpfung eine riesige größere Schäden verhindert und unnötige finanzielle Be- Hilfs- und Solidaritätsbewegung erlebt, auf die unser Land lastungen vermieden werden. stolz sein kann. Zur Bewältigung dieser nationalen Kata- strophe haben Bund und Länder sofort gehandelt und ei- Damit stärkt diese Hilfestellung das Bewusstsein auch dort, nen Hilfsfonds in Höhe von 8 Mrd. Euro bereitgestellt. Die wo es bisher keine Erfahrungen mit Hochwasser gab. Bei Beseitigung der Schäden kann nur als Gemeinschaftsauf- der Lektüre und der individuellen Prüfung wünsche ich al- gabe gelöst werden. Dabei gilt es, aus den Erfahrungen die len Interessierten viele wichtige Erkenntnisse. richtigen Schlüsse zu ziehen und den Wiederaufbau zügig und zielgerichtet in Angriff zu nehmen. Dr. Peter Ramsauer, MdB Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Vorwort 3
Inhaltsverzeichnis Seite Einführung ......................................................................................................................................................................................................................................... 7 Hochwasser – ein Naturereignis .............................................................................................................................................................................................. 8 Hochwasser und Statistik ........................................................................................................................................................................................................... 8 Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Hochwassersituation ........................................................................................................ 9 Strategien zur Hochwasservorsorge ....................................................................................................................................................................................10 Teil A Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger ......................................................................................... 13 1 Einwirkungen von Hochwasser auf Gebäude .........................................................................................................................................................14 1.1 Eindringen von Wasser in Gebäude .....................................................................................................................................................................14 1.2 Wasserdruck und Auftrieb ........................................................................................................................................................................................14 1.3 Maßnahmen gegen Auftrieb ...................................................................................................................................................................................15 1.3.1 Ausreichende Gebäudelasten und Wand-/Sohlendimensionierung ...................................................................................15 1.3.2 Flutung von Gebäuden ...............................................................................................................................................................................15 1.4 Strömung ..........................................................................................................................................................................................................................16 2 Schutz der Gebäude vor Oberflächenwasser ...........................................................................................................................................................17 3 Schutz der Gebäude vor eindringendem Grundwasser .....................................................................................................................................20 4 Schutz der Gebäude vor eindringendem Kanalisationswasser (Rückstau) ...............................................................................................22 5 Bauliche Vorsorge .................................................................................................................................................................................................................24 5.1 Heizung und Installation ..........................................................................................................................................................................................24 5.2 Sicherung des Heizöltanks vor Aufschwimmen/Auftrieb ........................................................................................................................24 5.3 Lagerung und Umgang mit sonstigen wassergefährdenden Stoffen ...................................................................................................25 5.4 Baustoffe/-materialien (wasserbeständige Materialien) ............................................................................................................................26 6 Verhaltensvorsorge ..............................................................................................................................................................................................................27 6.1 Hochwassergefahrenkarten: „Wissen um die Gefahr“ ................................................................................................................................27 6.2 Persönliche Alarm- und Einsatzpläne (Hochwassercheckliste) ..............................................................................................................28 6.2.1 Organisation einer Nachbarschaftshilfe ............................................................................................................................................28 6.2.2 Hochwasserausrüstung ..............................................................................................................................................................................28 6.2.3 Evakuierung des Mobiliars .......................................................................................................................................................................29 6.2.4 Notgepäck und Dokumente, Notquartier .........................................................................................................................................29 7 Risikovorsorge ........................................................................................................................................................................................................................30 Inhaltsverzeichnis 5
Seite Teil B Grundsätze beim vorsorgenden Hochwasserschutz ......................................................................................... 31 8 Gesetzliche Vorgaben ..........................................................................................................................................................................................................32 9 Hochwasserflächenmanagement ..................................................................................................................................................................................36 10 Verhaltenvorsorge und Hochwasservorhersage ....................................................................................................................................................37 11 Technischer Hochwasserschutz .....................................................................................................................................................................................38 11.1 Funktion der technischen Hochwasserschutzsysteme .......................................................................................................................38 11.2 Wirtschaftlichkeit von Hochwasserschutzmaßnahmen ...................................................................................................................38 11.3 Mögliche Versagensarten von Schutzeinrichtungen ...........................................................................................................................39 11.4 Hochwasserschutz im Kanalsystem/Sicherung der Binnenentwässerung ..............................................................................40 11.5 Küstenschutz ...........................................................................................................................................................................................................41 12 Planung von Abwehrmaßnahmen ...............................................................................................................................................................................43 12.1 Zuständigkeiten im Hochwassereinsatz ....................................................................................................................................................43 12.2 Alarmplan .................................................................................................................................................................................................................43 12.3 Einsatzplan ...............................................................................................................................................................................................................44 12.4 Vorbereitung und Durchführung von Evakuierungen .......................................................................................................................45 12.5 Mechanismen zur Maßnahmenoptimierung ..........................................................................................................................................46 12.6 Materialien zur Hochwasserabwehr/Technische Ausrüstung .........................................................................................................46 13 Öffentlichkeitsarbeit/Bewusstseinsbildung bei den von Hochwasser Betroffenen .............................................................................47 Anhang 1: Hochwasserbeständige (Bau-)Materialien .................................................................................................................................................49 Anhang 2: Checklisten zur privaten Hochwasservorsorge .......................................................................................................................................51 6 Inhaltsverzeichnis
Einführung Extreme Niederschlagsereignisse haben in den letzten Jah- mieden bzw. abgemindert werden. Sie soll Anwendung ren im mitteleuropäischen Raum zu Hochwassern mit ho- bei Wohn- und Verwaltungsgebäuden finden. Im Grund- hen volkswirtschaftlichen Schäden geführt. Die Auswir- satz sind alle Hinweise auch auf den gewerblichen Bereich kungen dieser Hochwasser waren für viele der privaten übertragbar. Allerdings entstehen durch die Besonderhei- Haushalte und für viele der betroffenen Gemeinden ohne ten jedes einzelnen Betriebes viele Einzelfälle, die über den Hilfe von Außen nicht zu bewältigen. Rahmen dieser Broschüre hinaus gehen. Auch die Nord -und Ostseeküsten bleiben von extremen In Teil A gibt die Hochwasserfibel betroffenen Bürgerinnen meteorologischen Ereignissen nicht verschont. Nach der und Bürgern wertvolle Hinweise für die Bau- und Verhal- letzten verheerenden Sturmflut in Deutschland im Jahr tensvorsorge. 1962 wurden allerdings umfangreiche technische Maßnah- men ergriffen, um Siedlungsgebiete an den deutschen Küs- In Teil B werden gesetzliche Grundlagen dargestellt und ten gegen vergleichbare Fluten besser zu schützen. Anders die Strategien und Handlungsschwerpunkte der betroffe- als beim Hochwasserschutz im Binnenland, sind die Hand- nen Gemeinden beim Hochwasserrisikomanagement auf- lungsmöglichkeiten des Einzelnen dort sehr beschränkt. gezeigt. Allerdings können vor allem im Bereich der Rückgangs- küsten oder innerhalb der Städte wie z. B. Hamburg und Im Anhang finden sich Materialien für die Organisation Bremen die Inhalte dieser Broschüre auch für die dort von und die Durchführung von Maßnahmen der privaten Sturmfluten Betroffenen hilfreich sein. Hochwasservorsorge. Die Verknüpfung von Hinweisen an Privatpersonen und an öffentliche Entscheidungsträger Diese Hochwasserschutzfibel gibt Ratschläge und Ar- in dieser Fibel soll das Verständnis untereinander verstär- beitsanleitungen, damit bei der Mehrzahl der zukünfti- ken. gen Hochwasserereignisse schädigende Auswirkungen ver- Einführung 7
Hochwasser – ein Naturereignis treten. Werden Abwasserkanäle durch zu große Regen- mengen überlastet oder gelangt Flusswasser oder hohes In unregelmäßigen Zeitabständen führen außergewöhn- Grundwasser in erheblicher Menge in das Kanalsystem, liche Witterungsereignisse zu Hochwasser. Diese gehören kommt es zum Rückstau im Abwasserkanal. Das über die – wie die Jahreszeiten – zu den ständig wiederkehrenden Hausanschlussleitung in die Kellerräume einströmende Naturereignissen; Hochwasser sind ein Bestandteil des Na- Wasser kann erhebliche Schäden verursachen. turhaushaltes. Viele Arten und Lebensgemeinschaften ha- ben sich nicht nur an das Hochwassergeschehen angepasst, Grundwasseranstieg ist die Folge lang anhaltender Nieder- sondern brauchen die regelmäßige Überflutung zur Erhal- schläge oder Nassperioden im Klimageschehen sowie von tung ihrer Lebensräume. Der Mensch hingegen kann sich ausgedehnten Hochwasserereignissen. Solche Hochwasse- mit seinem Lebensumfeld nicht immer an die Dynamik rereignisse führen zuerst in der Aue später im Binnenland eines Hochwassers anpassen. Das Wissen über das Hoch- zu einem Grundwasseranstieg. wasser zusammen mit der richtigen Vorsorge kann helfen, die Schäden, die ihm durch Hochwasser entstehen können, Eisgang in Flüssen kann in Verbindung mit kleineren gering zu halten. Hochwasserereignissen lokal zu hohen Wasserständen füh- Hochwasser lassen sich nach Entstehung und Erschei- ren. Besonders vor künstlichen Hindernissen wie beispiels- nungsform wie folgt unterscheiden: weise Brücken können sich treibende Eisschollen verkeilen, das Abflussprofil versperren und oberhalb zu einem Rück- Starkniederschläge sind besonders in den Sommermona- stau führen. Löst sich die Eisbarriere plötzlich auf, kann die ten als Folge von Gewitterfronten zu beobachten. Starknie- dabei entstehende Schwallwelle unterhalb hohen Schaden derschläge weisen die größten Niederschlagintensitäten anrichten. auf, sind räumlich begrenzt und haben eine relativ kur- ze Dauer. Besonders Bäche und Flüsse mit kleinen Ein- Sturmflut wird ein Ereignis an der Nordseeküste genannt, zugsgebieten reagieren mit einem sehr schnellen Anstieg wenn durch entsprechende Dauer und Stärke des auflandi- des Abflusses und des Wasserstandes. In der Regel sind die gen Windes sowie des Tidehubes der Wasserstand höher Reaktionszeiten so gering, dass für Ergreifen von Schutz- als 1,5 m über dem mittleren Tidehochwasserstand maßnahmen wenig bzw. keine Zeit bleibt. Eine präzise Vor- (MTHW) liegt. Vom zuständigen Bundesamt für Seeschif- hersage ist nicht möglich. Deshalb ist zur Schadensmin- fahrt und Hydrographie gibt es eine Klassifikation von derung eine bauliche Vorsorge am Gebäude besonders Sturmflutstärken: wichtig. 1,5 bis 2,5 m über MTHW leichte Sturmflut Hochwasser in Flüssen treten immer dann auf, wenn 2,5 bis 3,5 m über MTHW schwere Sturmflut räumlich ausgedehnte, lang anhaltende Niederschläge teil- > 3,5 m über MTHW sehr schwere Sturmflut weise in Verbindung mit Schneeschmelze die Abflussmen- ge im Gewässer so groß werden lassen, dass diese ausufern. Die Wasserstandsschwankungen liegen dabei im Meter- Hochwasser und Statistik bereich. Aufgrund der an vielen Gewässern vorhandenen Hochwasservorhersagesysteme lassen sich der zeitliche Hochwasser gibt es seit jeher. Allerdings existieren quan- Verlauf und der Höchstwasserstand des Hochwassers gut titative Aufzeichnungen von historischen Hochwasserer- abschätzen. Hier erhält die Verhaltensvorsorge des Einzel- eignissen erst seit etwa 150 Jahren. Davor gibt es meist nur nen, aufgrund der vorhandenen Reaktionszeit, eine beson- Hinweise auf extreme Hochwasserereignisse zum Beispiel dere Bedeutung bei der Schadensminderung. Selbstver- durch historische Hochwassermarken oder in Chroniken. ständlich sind auch hier eine gute bauliche Vorsorge und Aus den Aufzeichnungen der Pegeldaten lassen sich statis- eine hochwasserangepasste Bauweise erforderlich. tische Analysen durchführen, wie häufig ein bestimmter Pegelstand überschritten wurde. Jedes neue Hochwasserer- Kanalrückstau kann sowohl als Folge von Starknieder- eignis oder auch lange Zeiten ohne Hochwasser verändern schlägen als auch als Folge von Hochwasser in Flüssen auf- die Statistik. Für die Bewertung von Sturmflutereignissen 8 Einführung
bestimmter Pegelstand überschritten wurde. globalen Durchschnittstemperaturen ausge- Jedes neue Hochwasserereignis oder auch gangen werden. Die Trendaussagen der Klima- lange Zeiten ohne Hochwasser verändern die projektionen dürfen aber nicht mit der Wetter- Statistik. Für die Bewertung von Sturmflut- vorhersage verwechselt werden. Während ereignissen spielen zusätzlich die Aufzeichnung bei der Wettervorhersage die Wetterentwick- und Auswertung des Meereswasserspiegel- lung ausgehend von den aktuellen Werten anstiegs, der Strömungsverhältnisse, der und Beobachtungen unter Einbeziehung der Wellenenergie und der Sturmereignisse eine Erfahrung aus der Wetteraufzeichnung für die entscheidende Rolle. kommenden Tage vorhergesagt wird, erfolgt eine Klimaprojektion auf Basis von Szenarien, Rheinpegel Köln bei denen unter anderem die Konzentrationen von Treibhausgasen in unserer Atmosphäre, oder der Umgang mit den Energieressourcen für die kom- die Veränderungen der Flächenversiegelung, menden Jahre vorausgeschätzt werden. Erst die Ergebnisse die Bevölkerungsentwicklung oder der Umgang mehrerer Szenarien ergeben im Vergleich ein Bild der mög- mit den Energieressourcen für die kommenden lichen großräumigen Klimaentwicklungen. Die Klimapro- Jahre vorausgeschätzt werden. Erst die Ergeb- jektionen betrachten dabei Großwetterlagen und treffen nisse mehrerer Szenarien ergeben im Vergleich keine Aussagen zum Eintreten von kleinräumigen Ereignis- ein Bild der möglichen großräumigen Klima- sen, wie Starkregen oder Gewitterniederschlägen. Alle Kli- entwicklungen. Die Klimaprojektionen betrach- mamodelle haben eines gemeinsam; kein Modell kann das komplexetenKlimageschehen dabei Großwetterlagen und treffenabbilden. in seiner Gesamtheit keine ZudemAussagen zum ist es für die Eintreten zukünftiger Modellierung von kleinräumigen klimatischer Ereignissen, wie Starkregen Verhältnisse erforderlich, Annahmen und oderVereinfachungen Gewitternie- derschlägen. zu treffen, Alle durch die die Klimamodelle immer Rechenergebnisse haben mit eines Un- sicherheiten behaftet sind. Unterschiedliche Annahmen in der Modellierung erschweren zudem die Vergleichbarkeit Rheinpegel Köln der Ergebnisse. spielen zusätzlich die Aufzeichnung und Auswertung des Hochwasser im Binnenland ist die Folge von Niederschlä- Meereswasserspiegelanstiegs, der Strömungsverhältnisse, gen. Im ersten Grundsatz gilt: der Wellenenergie und der Sturmereignisse eine entschei- Mehr Wärme bedeutet mehr Energie bedeutet mehr Feuch- dende Rolle. tigkeitsumsatz. Nach Einschätzungen der für Deutsch- land vorliegenden regionalen Klimamodelle werden sich Mögliche Auswirkungen des Klimawandels die Niederschläge im jahreszeitlichen Verlauf verschieben. auf die Hochwassersituation Im Winter wird es voraussichtlich mehr Niederschläge ge- ben, allerdings weniger Schnee. Im Sommer hingegen wird Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen un- es in der Gesamtbilanz vielerorts trockener, wodurch an- serer Zeit und für unsere Zukunft. Dabei steht außer Frage, dere Probleme zu erwarten sind. Die Prognosen zum Nie- dass wir uns in einem Prozess der Veränderung unseres Kli- derschlag beziehen sich dabei auf die lang anhaltenden mas befinden. Hauptindikator für den Klimawandel ist die Tiefdruckniederschläge. Zu den Veränderungen der Häu- globale Erderwärmung, die sich bereits zeigt und die in den figkeiten und Intensitäten der Starkniederschläge im Som- kommenden Jahren voraussichtlich weiter zunehmen wird. mer geben die Klimamodelle derzeit noch keine Antwort. Der Prozess ist schleichend, aber erste Auswirkungen kön- Die Klimaprognosen sind für die einzelnen Regionen in nen wir bereits heute verspüren. Deutschland zum Teil recht unterschiedlich. Großwetter- lagen werden sich verändern oder verschieben. Deshalb ist Eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur in es schwer, eine allgemeine Aussage über die Folgen des Kli- den kommenden Jahrzehnten von ein bis zwei Grad Celsius mawandels auf das Hochwassergeschehen in Deutschland wird als möglich angesehen. Ohne eine wesentliche Minde- zu geben. rung der Treibhausgasemissionen muss von einem deutlich höheren Anstieg in den globalen Durchschnittstemperatu- In Süddeutschland zum Beispiel sind bei den häufig wie- ren ausgegangen werden. Die Trendaussagen der Klimapro- derkehrenden Hochwasserereignissen Zunahmen der jektionen dürfen aber nicht mit der Wettervorhersage ver- Hochwasserabflüsse bis zum Ende des Jahrhunderts um bis wechselt werden. Während bei der Wettervorhersage die zu 75 Prozent möglich. Bei den seltenen Ereignissen, die Wetterentwicklung ausgehend von den aktuellen Werten statistisch gesehen einmal in hundert Jahren oder seltener und Beobachtungen unter Einbeziehung der Erfahrung aus auftreten, können Abflusserhöhungen von bis zu 25 Pro- der Wetteraufzeichnung für die kommenden Tage vorher- zent auftreten. Je kleiner das Wiederkehrintervall bzw. je gesagt wird, erfolgt eine Klimaprojektion auf Basis von Sze- größer die Eintretenswahrscheinlichkeit, desto höher wird narien, bei denen unter anderem die Konzentrationen von die Zunahme erwartet. Dies bedeutet, dass dort die kriti- Treibhausgasen in unserer Atmosphäre, die Veränderun- schen Pegel zukünftig häufiger erreicht und überschritten gen der Flächenversiegelung, die Bevölkerungsentwicklung werden könnten. Einführung 9
erfibelbund201022.12.2010 fibelbund2010 22.12.201011:40 11:40 UhrSeite Uhr Seite 13 13 7 7 Wetterextrem Wetterextrem Starkniederschlag Starkniederschlag Wetterextrem Wetterextrem Trockenheit Trockenheit Wetterextrem Starkniederschlag Wetterextrem Trockenheit gemeinsam; gemeinsam; Die Zunahmekein derkein Modell Modell kann Hochwasserabflüssekann das das um komplexe komplexe einen bestimm- zent undzent möglich. möglich. berücksichtigt. Bei BeiZumden den seltenen seltenen Beispiel werden Ereignissen, Ereignissen, Küstenschutzan-diedie Klimageschehen in in ten Prozentsatz bedeutet Klimageschehen seiner seiner Gesamtheit aberGesamtheit nicht bei jedem abbilden. Pegel abbilden. den statistisch lagen aus Gründen statistisch gesehen gesehen einmal einmal in in der Sicherheitsvorsorge hundert hundert Jahren so ausgelegt, Jahren gleichen Wasserstandsanstieg. Zudem ist es für die Jeder Pegel hat Modellierung seine eigene zukünftiger dass ein Meeresspiegelanstieg oder seltener auftreten, vonkönnen 30 bis 50 Abflusserhö- cm in hundert Zudem ist es für die Modellierung zukünftiger oder seltener auftreten, können Abflusserhö- Charakteristik. JeVerhältnisse nach Form deserforderlich, Gewässerquerschnitts am Jahren möglich wäre, obwohl im letzten Jahrhundert nur klimatischer klimatischer Verhältnisse erforderlich, Annah- Annah- hungen hungen vonvonbisbis zuzu 2525 Prozent Prozent auftreten. auftreten. Je Je klei- klei- Pegel nimmt der Abfluss mit steigendem Wasserstand un- 10 bis 20 cm zu beobachten waren. Die tatsächlich eintre- menmen und und Vereinfachungen Vereinfachungen zuzu treffen, treffen, durch durch ner ner das das Wiederkehrintervall Wiederkehrintervall bzw. bzw. je größer jebeobachtet größer terschiedlich zu. Die Beziehung von Wasserstand zu Abfluss tenden Entwicklungen werden fortlaufend und diedie amdiedie Pegel Rechenergebnisse Rechenergebnisse wird Pegelkurve genannt. immer immer Eine mit mit Unsicher- Unsicher- beispielhafte Aus- die die Eintretenswahrscheinlichkeit, Eintretenswahrscheinlichkeit, ausgewertet damit zeitnah die ggf. nötigendesto desto höher höher Maßnahmen er- heiten wertung behaftet verschiedener sind. Unterschiedliche Pegelkurven heiten behaftet sind. Unterschiedliche Annah- an Annah- unterschiedlichen wird griffen die werdenZunahme können, umerwartet. das heutige wird die Zunahme erwartet. Dies bedeutet, dass Dies bedeutet, Schutzniveau dass auf- menmen in in Gewässern derderin Modellierung Süddeutschland Modellierung erschweren zeigte erschweren einen möglichenzudem zudem An- dortdort recht diedie erhaltenkritischen zu können. kritischen Pegel Pegel zukünftig zukünftig häufiger häufiger stiegVergleichbarkeit des Wasserstands umder durchschnittlich Ergebnisse.ca. 0,5 bis 1,2 diedie Vergleichbarkeit der Ergebnisse. erreicht und überschritten erreicht und überschritten werden könnten. werden könnten. Metern bei den häufig wiederkehrenden Hochwasserereig- Das Forschungsvorhaben KLIWAS des BMVBS befasst sich Hochwasser im Hochwasser Binnenland istist diedie Folge Die Zunahme der Hochwasserabflüsse nissen, die statistischim alleBinnenland fünf Jahre bis alle 20 Folge Jahre eintre- Die damit, die Zunahme Bandbreite derder Hochwasserabflüsse zu erwartenden hydrologischen vonvon ten, Niederschlägen. Niederschlägen. ImIm und eine mögliche Erhöhung ersten ersten von Grundsatz Grundsatz durchschnittlich gilt: gilt: ca. um um einen einen Veränderungen bestimmten bestimmten Prozentsatz Prozentsatz an den Wasserstraßen und an bedeutet bedeutet der Küste in Mehr Mehr Wärme Wärme 0,2 bis 0,6 Metern bedeutet bedeutet mehr mehr Energie bei den seltenen Energie bedeutet bedeutet Hochwasserereignissen aberaber nicht nicht bei Deutschland bei jedem jedem Pegel wissenschaftlich Pegel den gleichen den gleichen belastbar Wasser- Wasser- zu erfassen. Die Er- mehr mit Feuchtigkeitsumsatz. einem Wiederkehrintervall mehr Feuchtigkeitsumsatz. Nach Einschätzun- von Nach hundert Einschätzun- Jahren und standsanstieg. gebnisse werden Jeder wichtige Pegel Grundlagen standsanstieg. Jeder Pegel hat seine eigene hat seine für die eigene Weiterent- mehr. Für ganz extreme Ereignisse ab einem statistischen wicklung des Hochwasserschutzes Charakteristik. liefern. gengender der fürfür Deutschland Deutschland vorliegenden vorliegenden regio- regio- Charakteristik. Je Je nach nach Form Form desdes Gewässerquer- Gewässerquer- Wiederkehrintervall nalen Klimamodelle von tausend werden Jahren sich wird die keine Erhö- Nieder- schnitts am Pegel nimmt der Abfluss mit stei- nalen Klimamodelle werden sich die Nieder- schnitts am Pegel nimmt der Abfluss mit stei- hung erwartet. Strategien zur Hochwasservorsorge schläge schläge imim jahreszeitlichen jahreszeitlichen Verlauf Verlauf verschieben. verschieben. gendem gendem Wasserstand Wasserstand unterschiedlich unterschiedlich zu.zu. ImIm Bei Winter Winter aktuellenwirdwird es es voraussichtlich voraussichtlich Hochwasserschutzplanungen mehrmehr Nieder- Nieder- wird die Klima- Die Die Beziehung Beziehung Die wirtschaftliche vonvon Wasserstand Wasserstand Entwicklung und derzu zu Abfluss Abfluss Siedlungsdruck amam schläge schläge entwicklung geben, geben, allerdings den Planernweniger vonallerdings weniger bereits Schnee. Schnee. berücksichtigt, Imes Imsei Pegel Pegel haben wird wird dazu Pegelkurve Pegelkurve geführt, genannt. genannt. dass Flussauen und Eine Eine beispiel- beispiel- Küstengebiete als Sommer Sommer hingegen durch entsprechende hingegen wird wird es es Zuschläge, in insei der der es Gesamtbilanz durch entsprechen- Gesamtbilanz hafte Auswertung verschiedener hafte Auswertung verschiedener Pegelkurven Industrie-, Gewerbe- und Siedlungsfläche Pegelkurven sowie als land- de Vorbereitungen vielerorts für spätere trockener, wodurchAnpassungen. andere Das bedeutet Probleme an unterschiedlichen Gewässern vielerorts trockener, wodurch andere Probleme und an forstwirtschaftliche unterschiedlichen Fläche Gewässern in in genutzt werden. Süddeutsch- Der Schutz Süddeutsch- aber nicht, dass alle Schutzeinrichtungen in den kommen- durch technische Hochwasserschutzanlagen wie des Mauern, zuzu erwarten erwarten sind. sind. DieDie Prognosen Prognosen den Jahren mitwachsen werden. Mancherorts werden die zum zum Nieder- Nieder- landland zeigte zeigte einen einen möglichen möglichen Anstieg Anstieg des Was- Was- Deiche, Sperrwerke an der Küste oder Hochwasserrückhal- schlag schlag beziehen beziehen sich sich dabei dabei auf aufdiedie lang lang anhal- anhal- serstands serstands um um durchschnittlich durchschnittlich ca.ca.0,50,5 bisbis 1,21,2 vorhandenen Schutzgrade rechnerisch auch abnehmen. teanlagen im Binnenland wirkt nur bis zum jeweiligen Be- tenden tenden Tiefdruckniederschläge. Tiefdruckniederschläge. ZuZu denden Verän- Verän- Metern Metern beibei denden häufig häufig wiederkehrenden wiederkehrenden Hoch- Hoch- messungshochwasser. Darüber hinausgehende Hochwasser derungen An den Küsten derungen derderistHäufigkeiten aufgrund des und Häufigkeiten sichund Intensitäten abzeichnenden Intensitäten der Klima- der wasserereignissen, wasserereignissen, überfluten die bis dahindie die statistisch statistisch geschützten alle Gebiete. alle fünf Einenfünf Jahre Jahre absolu- Starkniederschläge wandels mit Starkniederschläge imim verschiedenen Sommer Veränderungen Sommer geben geben zudiedie rechnen, die tenbis bis alle 2020 Jahre Hochwasserschutz alle Jahre eintreten, gibt es nicht. eintreten, und undeineeine mögliche mögliche Auswirkungen aufderzeit Klimamodelle die Hochwassersituation noch keine haben können. Antwort. Die Klimamodelle derzeit noch keine Antwort. Die Erhöhung von durchschnittlich ca. 0,2 bisbis Erhöhung von durchschnittlich ca. 0,2 0,60,6 Dazu zählen der Anstieg des Meeresspiegels, die Zunahme Bereits 1995 wurde in der „Leitlinie für einen zukunftwei- Klimaprognosen Klimaprognosen sind fürfürdiedie einzelnen Regio- Metern beibei den seltenen Hochwasserereignissen der Wellenenergie, sind die Veränderung einzelnen Regio- der Strömungsverhält- Metern den seltenen Hochwasserereignissen senden Hochwasserschutz“ der Bund-Länder-Arbeitsge- nennenin in nisse, Deutschland Deutschland Tideänderungenzum zum und die TeilTeil rechtrecht Intensivierung unterschied- unterschied- der Sturmtä- mit mit einem einem Wiederkehrintervall Wiederkehrintervall vonvon hundert hundert meinschaft Wasser (LAWA) darauf hingewiesen, dass ein lich. lich. Großwetterlagen Großwetterlagen tigkeit. Bereits heute werden werden werden mögliche sichsich verändern verändernvon Auswirkungen Jahren Jahren und umfassender und mehr. mehr. FürFür Hochwasserschutz ganz ganz extreme extreme neben Ereignisse Ereignisse dem technischen oder verschieben. Klimaänderungen bei Deshalb der Planung oder verschieben. Deshalb ist es schwer, ist es schwer, sorgfältig eine abgewogen eine ab ab einem einem statistischen statistischen Hochwasserschutz Wiederkehrintervall auch eineWiederkehrintervall weitergehende Hochwasser- vonvon allgemeine allgemeine Aussage Aussage über über diedie Folgen Folgen desdes Klima- Klima- tausend tausend Jahren Jahren wird wird keine keine Erhöhung Erhöhung erwartet. erwartet. wandels auf das Hochwassergeschehen wandels auf das Hochwassergeschehen in in Bei aktuellen Hochwasserschutzplanun- Bei aktuellen Hochwasserschutzplanun- Deutschland Deutschland 10 zuzu Einführung geben. geben. gen gen wird wirddiedie Klimaentwicklung Klimaentwicklung von vondenden Planern Planern InIn Süddeutschland Süddeutschland zum zum Beispiel Beispiel sindsindbeibei bereits bereits berücksichtigt, berücksichtigt, seisei es es durch durch entspre- entspre- den häufig wiederkehrenden Hochwasserereig- chende Zuschläge, sei es durch entsprechende
1:40 Uhr Seite 14 vorsorge beinhalten muss. Die weitergehende Hochwasser- Die Flächenvorsorge mit dem Ziel, möglichst kein Bauland vorsorge umfasst folgende Einzelstrategien: in hochwassergefährdeten Gebieten auszuweisen. Die Bauvorsorge, die Gebäude durch hochwasserangepass- te Bauweisen und Nutzungen mögliche Hochwasserüber- flutungen schadlos überstehen lässt. Die Verhaltensvorsorge, die vor anlaufenden Hochwassern Flächenvorsorge Bauvorsorge warnt und diese Warnung vor Ort in konkretes schadens- minderndes Handeln umsetzt. Die Risikovorsorge, die finanzielle Vorsorge für den Fall ren mitwachsen trifft, dass trotz aller vorgenannten Strategien ein Hoch- ie vorhandenen wasserschaden eintritt. abnehmen. Verhaltensvorsorge Risikovorsorge nd des sich mit verschiede- n, die Auswir- ation haben eg des Meeres- lenenergie, schutzanlagen wie Mauern, Deiche, Sperr- gsverhältnisse, werke an der Küste oder Hochwasserrückhalte- sivierung der anlagen im Binnenland wirkt nur bis zum erden mögliche jeweiligen Bemessungshochwasser. Darüber ungen bei der hinausgehende Hochwasser überfluten die und berück- bis dahin geschützten Gebiete. Einen absoluten Küstenschutz- Hochwasserschutz gibt es nicht. rheitsvorsorge Bereits 1995 wurde in der „Leitlinie für iegelanstieg einen zukunftweisenden Hochwasserschutz“ ren möglich der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser undert nur 10 bis (LAWA) darauf hingewiesen, dass ein umfassen- e tatsächlich der Hochwasserschutz neben dem technischen erden fortlau- Hochwasserschutz auch eine weitergehende tet damit zeit- Hochwasservorsorge beinhalten muss. Die en ergriffen weitergehende Hochwasservorsorge umfasst e Schutzniveau folgende Einzelstrategien: KLIWAS des Die Flächenvorsorge mit dem Ziel, möglichst andbreite der kein Bauland in hochwassergefährdeten Gebie- n Veränderun- ten auszuweisen. an der Küste h belastbar zu Die Bauvorsorge, die Gebäude durch hoch- n wichtige wasserangepasste Bauweisen und Nutzungen wicklung des mögliche Hochwasserüberflutungen schadlos überstehen lässt. sorge Die Verhaltensvorsorge, die vor anlaufenden Hochwassern warnt und diese Warnung vor Einführung 11 g und der Sied- Ort in konkretes schadensminderndes Handeln
12
Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger Teil A Das Wissen um die Einwirkungen von Wasser auf Bauwerke und deren Ausrüstung und die Kenntnis über um das Hochwassergeschehen sind Bau- und Verhaltensvorsorge Grundvoraussetzung für eine effektive Bau- und Verhaltensvorsorge. Diefür betroffene Anzahl überwiegende Bürgerder hier gegebenen Empfehlungen beziehen sich auf bestehende Gebäude. Wo immer möglich sollten bei der Wahl Das Wissen um die Einwirkungen von Wasser auf Bauwerke und deren Ausrüstung und die Kenntnis neuer über umSiedlungsstandorte das Hochwassergeschehen sindhochwassergefährdete Flächen Grundvoraussetzung für eine effektive Bau-gemieden und Verhaltens- vorsorge. Die überwiegende Anzahl der hier gegebenen Empfehlungen beziehen sich auf bestehen- werden. Als hochwassergefährdet können dabei alle Flächen angesehen de Gebäude. Wo immer möglich sollten bei der Wahl neuer Siedlungsstandorte hochwassergefährde- werden, te Flächendie im Hochwasserfall gemieden „nass“ werden werden. Als hochwassergefährdet können; können dabei alsoangesehen alle Flächen auch Flächen, werden, diediejenseits im Hochwasserfall „nass“ werden können; also auch Flächen, die jenseits von gesetzlichen Über- von gesetzlichen Überschwemmungsgebieten liegen. schwemmungsgebieten liegen. Die nachfolgenden technischen Darstellungen stellen beispielhafte Die nachfolgenden Möglichkeiten technischen dar. Im Einzelfall Darstellungen empfiehlt es sich stellen einen fachkundigen beispielhafte Planer einzuschalten. Möglichkeiten dar. Im Einzelfall empfiehlt es sich einen fachkundigen Planer einzuschalten. Private Hochwasservorsorge Private Hochwasservorsorge Teil A: Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger 13
1 Einwirkungen von Hochwasser auf Gebäude 1 Einwirkungen von Hochwasser auf Gebäude 1.1 Eindringen von Wasser in Gebäude 1.2 Wasserdruck und Auftrieb Das Eindringen von Wasser in Gebäude führt Steigt das Grundwasser über das Niveau der im Allgemeinen nicht zu einer Gefährdung Gründungssohle, entstehen Wasserdruck und seiner Standsicherheit, jedoch zu nach- Auftriebskräfte am Gebäude. Die Größe der Auf- 1.1 Eindringen von Wasser in Gebäude 1.2 Wasserdruck und Auftrieb haltigen Schäden am Gebäude (z. B. an Türen, triebskraft hängt von dem durch das Gebäude Fenstern, Haustechnik, Putz, Tapeten, verdrängten Wasservolumen ab und somit Das Eindringen von Wasser in Gebäude führt im Allgemei- Steigt das Grundwasser über das Niveau der Gründungs- Bodenbeläge) und an der Inneneinrichtung. von der Höhe des Wasserstandes. Die Auftriebs- nen nicht zu einer Gefährdung seiner Standsicherheit, je- sohle, entstehen Wasserdruck und Auftriebskräfte am Ge- Ziel gebäudebezogener Schutzmaßnahmen kraft nimmt mit dem steigenden Wasserstand doch zu nachhaltigen Schäden am Gebäude (z. B. an Türen, bäude. Die Größe der Auftriebskraft hängt von dem durch sollte daher sein, das Eindringen von und dem verdrängten Wasservolumen zu. Fenstern, Haustechnik, Putz, Tapeten, Bodenbeläge) und an das Gebäude verdrängten Wasservolumen ab und somit Wasser in das Gebäude zu verhindern oder Wird die Auftriebskraft größer als die der Inneneinrichtung. Ziel gebäudebezogener Schutzmaß- von der Höhe des Wasserstandes. Die Auftriebskraft nimmt zumindest zu begrenzen, solange noch eine Summe aller Gebäudelasten, schwimmt das nahmen sollte daher sein, das Eindringen von Wasser in das mit dem steigenden Wasserstand und dem verdrängten ausreichende Gebäudestandsicherheit gegeben Gebäude auf. Im ungünstigsten Fall kann Gebäude zu verhindern oder zumindest zu begrenzen, so- Wasservolumen zu. ist. Grundsätzlich werden untenstehende das Gebäude dabei zerstört werden. Deshalb lange nochWege eine ausreichende Gebäudestandsicherheit des Wassereintritts in Gebäude ge- muss die Gebäudestandsicherheit zu jeder geben ist. Grundsätzlich werden untenstehende Wege des im Falle eines Hochwasserereignisses unter- Wird Zeit die Auftriebskraft – also größer als auch bei höchsten die Summe aller Gebäu- Hochwasserereig- Wassereintritts in Gebäude im Falle eines Hochwasserereig- schieden. delasten, schwimmt das Gebäude nissen – gewährleistet sein. auf. Im ungünstigsten nisses unterschieden. Fall kann das Gebäudein Insbesondere dabei zerstört werden. der Bauphase können Deshalb muss Wassereintrittsmöglichkeiten bei Gebäuden die sich kritische Zustände ergeben, wenn die auch bei Gebäudestandsicherheit zu jeder Zeit – also Wassereintrittsmöglichkeiten bei Gebäuden höchsten Hochwasserereignissen Gebäudelasten noch gering sind.– gewährleistet Deshalb ist sein. die Bauausführung so zu planen, dass gefähr- Insbesondere in der Bauphase dete Bauabschnitte können wie z. B. nach sich kritische Zu- Fertig- stände ergeben, stellung wenn die nicht der Gründung Gebäudelasten noch gering sind. mit Jahreszeit Deshalb ist die typischen Bauausführung Hochwassern so Winter- in den zu planen, dass gefähr- und dete Frühjahrsmonaten zusammenfallen. Vorsorg-der Grün- Bauabschnitte wie z. B. nach Fertigstellung dung lich nicht sollte mit Jahreszeit typischen die Möglichkeit Hochwassern einer Flutung des in den Gebäudes Winter- undeingeplant werden.zusammenfallen. Vorsorg- Frühjahrsmonaten Gelände- lich sollte die Möglichkeit einer Flutung des Gebäudes ein- Hochwasser oberkante 2 Achtung: Wasserdichte Gebäude mit 5 6 geplant werden. wenigen Geschossen haben normalerweise nicht das gegen Achtung: AuftriebGebäude Wasserdichte erforderliche mit wenigen Geschossen 4 1 1 Eigengewicht. haben normalerweise nicht das gegen Auftrieb erforderli- 3 che Eigengewicht. Darüber hinaus entstehen zusätzliche Bean- 1 Eindringen von Grundwasser durch Kellerwände/-sohle spruchungen 2 Eindringen von Rückstauwasser durch Kanalisation Darüber hinaus aus dem Wasserdruck entstehen auf die zusätzliche Beanspruchungen 3 Eindringen von Grundwasser durch Umläufigkeiten Gründungssohle und die Seitenwände. Häufig aus dem Wasserdruck auf die Gründungssohle und die Sei- bei Hausanschlüssen sind die Gebäude nicht für solche Belastungen (Rohrwege, Kabel sind i.d.R. nicht druckwasserdicht tenwände. Häufig sind die Gebäude nicht für solche Belas- in das Mauerwerk eingebettet) oder durch undichte Fugen ausgelegt. Bei Hochwasser können dann die tungen ausgelegt. Bei Hochwasser können dann die Seiten- 4 Eindringen von Oberflächenwasser durch Lichtschächte Seitenwände eingedrückt und / oder die Sohle und Kellerfenster wände eingedrückt und/oder die Sohle beschädigt werden. 5 Eindringen von Oberflächenwasser infolge Durchsickerung beschädigt werden. der Außenwand 6 Eindringen von Oberflächenwasser durch Tür-/Fensteröffnungen Wassereintrittsmöglichkeiten bei Gebäuden 14 Teil A: Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger
Gefahr des Aufschwimmens: Auftriebskraft ≥ Gebäudelasten Gefahr des Aufschwimmens: Auftriebskraft Hochwasser ≥ Gebäudelasten Hohes Grundwasser Hochwasser Hohes Grundwasser Summe aller Gebäudelasten 1.3 Maßnahmen gegen Auftrieb Summe aller Gebäudelasten 1.3 Maßnahmen gegen Auftrieb 1.3.1 Ausreichende Gebäudelasten, Wand- / Sohlendimensionierung Gelände- 1.3.1 Ausreichende Gebäudelasten, Wand- / Hochwasser oberkante Sohlendimensionierung Gelände- Nur geringfügig eingestaute Gebäude haben Hochwasser oberkante 1.3der Regel in Maßnahmen gegen Auftrieb eine ausreichende Auftriebssicher- Nur geringfügig eingestaute Gebäude haben heit. Es sollte aber unbedingt eine statische 1.3.1 in der Ausreichende Regel Gebäudelasten,Auftriebssicher- eine ausreichende Wand-/ Überprüfung der Auftriebssicherheit durch den Sohlendimensionierung heit. Es sollte aber unbedingt eine statische Planer für jedes gefährdete Gebäude erfolgen. Wasserdruck Wasserdruck Überprüfung der Auftriebssicherheit durch den auf die auf die Neben der Nur geringfügig Auftriebssicherheit eingestaute Gebäude habendes Gesamt- in der Regel Außenwand Außenwand Planer eine für jedes Auftriebssicherheit. ausreichende gefährdete Gebäude Es erfolgen. sollte aber unbe- Wasserdruck Wasserdruck gebäudes müssen auch die einzelnen Gebäude- auf die auf die dingt Neben eine der Auftriebssicherheit statische Überprüfung der des Gesamt- Auftriebssicherheit Außenwand Außenwand teile auf den erhöhten Wasserdruck bemessen Sohlwasserdruck Sohlwasserdruck gebäudes müssen durch den Planer auchgefährdete für jedes die einzelnen Gebäude Gebäude- erfolgen. (Auftriebskraft) (Auftriebskraft) sein. Deshalb sind im Allgemeinen Keller- teile auf den erhöhten Wasserdruck bemessen Sohlwasserdruck Sohlwasserdruck wände Neben und der Gründungssohlen Auftriebssicherheit in Stahlbeton desGesamtgebäudes sein. Deshalb sind im Allgemeinen Keller- müssen (Auftriebskraft) (Auftriebskraft) auszuführen. auch die einzelnenAußerdem ist die Gebäudeteile Gründungssohle auf den erhöhten Wasser- wände und Gründungssohlen in Stahlbeton durch ausreichende druck bemessen Verankerungen sein. Deshalb gegenKeller- sind im Allgemeinen auszuführen. Außerdem ist wände und Gründungssohlen die Gründungssohle in Stahlbeton Aufschwimmen oder Aufbrechen zu auszuführen. sichern. Gefahr des Aufschwimmens: Auftriebskraft ≥ Gebäudelasten durch ausreichende Außerdem Verankerungen ist die Gründungssohle gegen Ver- durch ausreichende Erhöhung des Gegendrucks durch teilweise Flutung des Gebäudes Aufschwimmen oder Aufbrechen ankerungen gegen Aufschwimmen zu sichern.zu si- oder Aufbrechen 1.3.2 Flutung von Gebäuden Erhöhung des Gegendrucks durch teilweise Flutung des Gebäudes chern. Erhöhung des Gegendrucks durch teilweise Flutung des Gebäudes 1.3.2 Flutung von Gebäuden Hochwasser Erhöhung Hochwasser des Gegendrucks durch teilweise Flutung des Gebäudes Gefährden Auftrieb 1.3.2 Flutung oder Wasserdruck die von Gebäuden mit ungeflutetem mit geflutetem Gebäude Gebäude Gebäudestandsicherheit, kann als einfachste Hochwasser Hochwasser Gefährden Gefährden Auftrieb oder Wasserdruck die mit ungeflutetem mit geflutetem und auch Auftrieb oder wirkungsvollste kurzfristig Wasserdruck die Gebäudestand- Gegen- Gebäude Gebäude Gebäudestandsicherheit, sicherheit, kann als einfachste kann und alskurzfristig auch einfachste wir- maßnahme das Gebäude teilweise oder auch Summe aller Gebäudelasten und auch kurzfristig kungsvollste wirkungsvollste Gegenmaßnahme Gegen- oder das Gebäude teilweise vollständig geflutet werden. Für diesen auch vollständig maßnahme dasgeflutet Gebäudewerden. Für diesen teilweise Fallauch oder sind Mar- Fall sind Markierungen im Gebäude (Pegel) Summe aller Gebäudelasten kierungen imgeflutet vollständig Gebäude (Pegel) werden. hilfreich, die die erforderli- Für diesen hilfreich, dieeine dieFlutung erforderliche Höhe für eine Erhöhung des che Höhe für des Gebäudes anzeigen. Fall sind Markierungen im Gebäude (Pegel) Gegendrucks Gelände- Flutung des Gebäudes anzeigen. Hochwasser durch teilweise oberkante hilfreich, diemit die erforderliche Höhe für eine ver- Erhöhung des Eine Flutung Eine Flutung sauberem mit Wasser sauberem kann Wasser Folgeschäden kann Flutung Gegendrucks Gelände- Flutung desnebenstehende Gebäudes anzeigen. Folgeschäden verringern. Die nebenstehende das ringern. Die Abbildung veranschaulicht Hochwasser durch teilweise oberkante Eine Flutung Kräfteverhältnis mit sauberem Wasser bei Wasserverdrängung kann und Flutung. Flutung Abbildung veranschaulicht das Kräftever- Durch eine Flutung wird im Gebäudeinneren Folgeschäden verringern. Die nebenstehende ein Gegen- hältnis bei Wasserverdrängung druck aufgebaut, der die von außen und Flutung. aufKräftever- das Gebäude wir- Abbildung veranschaulicht das Durch kendeneine KräfteFlutung wird im Zusätzlich deutlich reduziert. Gebäudeinneren wird die Ge- hältnis bei Wasserverdrängung und Flutung. Wasserdruck Wasserdruck ein Gegendruck bäudelast aufgebaut, um das Gewicht der die des Wassers von außen erhöht. auf die auf die Durch eine Flutung wird im Gebäudeinneren auf das Gebäude wirkenden Kräfte deutlich Außenwand Wasserdruck Außenwand Wasserdruck ein Gegendruck Fazit: Flutung aufgebaut, reduziert der die von außen die resultierenden auf die auf die reduziert. Zusätzlich wird die Gebäudelast um auf das Gebäude Belastungen wirkenden auf das Gebäude. Kräfte deutlich Außenwand Sohlwasserdruck Sohlwasserdruck Außenwand das Gewicht des Wassers erhöht. (Auftriebskraft) (Auftriebskraft) reduziert. Zusätzlich wird die Gebäudelast um Sohlwasserdruck Sohlwasserdruck das Gewicht des Wassers erhöht. Fazit: Flutung reduziert die resultierenden (Auftriebskraft) (Auftriebskraft) Belastungen auf das Gebäude. Fazit: Flutung reduziert die resultierenden Belastungen auf das Gebäude. Erhöhung des Gegendrucks durch teilweise Flutung des Gebäudes Teil A: Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger 15
Zerstörung von flussnah gelegenen Gebäuden durch Unterspülung der Fundamente Hochwasser Hochwasser Zerstörung von flussnah gelegenen Gebäuden durch Unterspülung der Fundamente Schutzmaßnahmen gegen Unterspülung 1.4 Strömung bei flussnah gelegenen Gebäuden Schutzmaßnahmen gegengegen Unterspülung bei flussnah gelegenen Gebäuden 1.4 Strömung Schutzmaßnahmen Unterspülung 1.4 Strömung bei flussnah gelegenen Gebäuden Flussnah gelegene Gebäude werden zusätz- Schutzmaßnahmen gegen Unterspülung bei flussnah gelegenen Gebäuden Flussnah gelegene Gebäude werden zusätzlich durch die lich durch die Gewässerströmung beansprucht. StarkeFlussnah Gewässerströmung Strömungen gelegene könnenGebäude beansprucht. Starkewerden insbesondere zusätz- Strömungen kön- nen lich durch insbesondere die Gewässerströmung kleine, in geringer kleine, in geringer Tiefe gegründete Gebäude Tiefe beansprucht. gegründete Ge- bäude Starke zum Einsturz Strömungen zum Einsturz bringenbringen und mit können undsich insbesondere mitreißen. sich reißen. Mit- Mitge- führtes kleine, Treibgut geführtes inkann Treibgutgeringer Tiefe die Situation kann die gegründete zusätzlich Situation Gebäude zusätz-verschärfen. zum Einsturz bringen und mit sich reißen. Mit- lich verschärfen. Der Austrag Der Austrag geführtes von Bodenteilchen von Bodenteilchen Treibgut kann ausdie dem aus dem zusätz- Bodengefüge Situation bei Hochwasser Bodengefüge nicht befestigten bei nicht befestigten Flächen Flächen kann zu Hohlräumen im Bau- lich verschärfen. kann zu grund Hohlräumen führen und Austrag Der im Baugrund nachfolgend führen und aus vonGebäudeschäden Bodenteilchen durchdem nachfolgend Unterspülungen Gebäudeschäden und Setzungen durch bis hin Unter- zu Grundbrüchen Hochwasser Bodengefüge bei nicht befestigten Flächen spülungen und verursachen. Setzungen Deshalb bis erosionsgefährdeten sollte bei hin zu Grundbrü- Böden kann zu Hohlräumen im Baugrund führen und chen verursachen. die Fundamentunterkante Deshalb 1 sollte m bei tiefer erosions- liegen als die zu er- nachfolgend Gebäudeschäden durch Unter- gefährdeten Böden die Fundamentunterkante wartende Erosionsbasis. Bei bestehenden Gebäuden kann spülungen 1 m tiefer liegen alsund Setzungen die zu erwartende bisErosions- hin zu Grundbrü- ≥1m durch eine nachträglich vorgesetzte Betonwand die Gefahr chen verursachen. Deshalb basis. Bei bestehenden Gebäuden kann durch sollte bei erosions- Bei erosionsgefährdeten Böden sollte des Unterspülens der Fundamente vermindert werden. die Fundamentunterkante 1 m tiefer liegen gefährdetenvorgesetzte eine nachträglich Böden dieBetonwand Fundamentunterkante als die zu erwartende Erosionsbasis ≥1m 1 m tiefer die Gefahr liegen als die des Unterspülens derzuFundamente erwartende Erosions- vermindert werden. basis. Bei bestehenden Gebäuden kann durch Bei erosionsgefährdeten Böden sollte die Fundamentunterkante 1 m tiefer liegen eine nachträglich vorgesetzte Betonwand als die zu erwartende Erosionsbasis die Gefahr des Unterspülens der Fundamente vermindert werden. Schutzmaßnahmen gegen Unterspülung bei flussnah gelegenen Gebäuden 16 Teil A: Bau- und Verhaltensvorsorge für betroffene Bürger
Sie können auch lesen