ZUKUNFT LANDWIRTSCHAFT - Geschäftsbericht des Deutschen Bauernverbandes 2020/2021 - Deutscher Bauernverband eV
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INHALT Vorwort Einsatz und Erfolge Umweltpolitik und Umweltrecht DBV - Spitzenverband der Landwirtschaft Umwelt- und Gewässerschutz Schwerpunkt Klimaschutz: Landwirtschaft ist Teil der Lösung DBV-Zukunftskonzept Biodiversität: kooperativ Gastautor Jens Lönneker: Zukunftsbauer und produktionsintegriert Zukunftskommission: Gastkommentar DBV-Projekte für kooperativen Prof. Dr. Peter Strohschneider Naturschutz in der Agrarlandschaft Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ländlicher Raum Agrarförderung und Agrarstrukturpolitik Lebensraum und Wirtschaftsstandort Tierische Erzeugung Forst- und Waldwirtschaft Schweine- und Rindfleischmarkt Urlaub auf dem Bauernhof und Milchproduktion Landtourismus in Deutschland Eier und Geflügel Recht und Steuern Schaf-, Ziegen-, Pferde- und Allgemeine Rechtsfragen landwirtschaftliche Wildhaltung Steuerrecht und Steuerpolitik Tiergesundheit Lebensmittelrecht Futtermittel Bildung, Innovation, Forschung Pflanzliche Erzeugung Berufliche Qualifizierung Getreide Schorlemer Stiftung des DBV Saatgutfragen Wissenschaft, Forschung und Innovation Eiweißpflanzen Bund der Deutschen Landjugend Kartoffeln Andreas Hermes Akademie Obst, Gemüse und Sonderkulturen Pflanzenschutz Agrarsozialpolitik Agrarpolitische Zeittafel 2020 Öko-Landbau und Regionalvermarktung Energiepolitik Impressum Seite 2
ORWOR Sehr geehrte Damen und Herren, ein außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns. Zahl- der deutschen Landwirtschaft. In den vergangenen reiche Herausforderungen liegen vor uns. Die Corona- Jahren und vor allem auch in einem Superwahljahr wie pandemie ist für die Wirtschaft und die gesamte Gesell- diesem, in dem zentrale Weichen neu gestellt werden. schaft zu einer langanhaltenden Belastung geworden. In der Pandemie haben sich die Möglichkeiten der Landwirtinnen und Landwirte können mit Stolz sagen, Digitalisierung zu bewährten und unverzichtbaren In- dass sie auch in dieser Krise die Versorgung unserer Be- strumenten weiterentwickelt. Profitiert hat davon auch völkerung mit gesunden und hochwertigen Nahrungs- unsere bereits vor der Coronakrise verstärkte digitale mitteln aufrechterhalten haben. Das verdient Wert- Kommunikation. Diesen eingeschlagenen Weg gehen schätzung! Unsere Bauernfamilien brauchen aber auch wir mit unserem erstmals digitalen Geschäftsbericht Wertschöpfung. Höhere Auflagen und Ordnungsrecht konsequent weiter. beschneiden ihre wirtschaftlichen Perspektiven zu- nehmend. Umso wichtiger war und ist unser Einsatz als Allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern danken wir für Deutscher Bauernverband für die Zukunftssicherung ihre Unterstützung! Joachim Rukwied Bernhard Krüsken Präsident des Deutschen Bauernverbandes Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes Seite 3
5/12/22, 10:28 AM Deutscher Bauernverband e.V. 4 5 https://www.unserebroschuere.de/DBV/WebView/ 1/1
Der DBV ist Unternehmerverband und Interessenvertreter für alle Landwirte, ihre Familien und die ländlichen Räu- me. DER DBV wurde 1948 gegründet und ist parteipolitisch unab- hängig. Über 90 Prozent der rund 275.000 landwirt- schaftlichen Betriebe sind freiwillige Mitglieder. Der DBV ist zentraler Ansprechpartner für alle politischen Parteien und Organisationen auf nationaler und eu- ropäischer Ebene. Als Mitglied im europäischen Bau- ernverband und im Weltbauernverband ist er weltweit vernetzt. MITGLIEDER DES DBV sind 18 Landesbauernverbände, der Deutsche Raiffeisenverband und der Bundesverband landwirtschaft- licher Fachbildung. An der Seite des DBV stehen zudem der Bund der Deutschen Landjugend, der Deutsche LandFrauenverband und weitere assoziierte Mitglieder. DIE JÄHRLICHE VERANTWORTLICH FÜR DIE UMSETZUNG MITGLIEDERVERSAMMLUNG DER GREMIENBESCHLÜSSE trifft die grundlegenden Entscheidungen des Ver- ist der hauptamtliche Generalsekretär, der die bandes. Rund 450 Delegierte wählen alle vier Jah- Geschäftsstellen in Berlin sowie ein Büro in Brüs- re den Präsidenten und vier Vizepräsidenten. Das sel gemeinsam mit seinen Stellvertretern leitet. Präsidium trifft die politischen Entscheidungen und beschließt den Haushalt. 20 Fachausschüsse beraten die Fachthemen. Seite 6
SPITZENVERBAND DER LANDWIRTSCHAFT DAS HAUS DER LAND- UND DER DBV ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT (HDLE) ARBEITET ENG mit anderen Spitzenverbänden und Organisati- ist zentraler Hauptstadt-Standort des DBV und onen zusammen, ist in den vor- und nachgelager- von mehr als 40 weiteren „grünen“ Verbänden. ten Stufen aktiv und in über 40 Organisationen auf Die HdLE Immobilien- und Tagungsmanagement nationaler und internationaler Ebene Mitglied, um GmbH organisiert das Arbeiten und Tagen - auch die Interessen seiner Mitglieder wahrzunehmen. für externe Nutzer. DER DBV DIE DBV-SERVICE GMBH FINANZIERT SICH größtenteils aus Mitgliedsbeiträgen der Landes- bietet allen Mitgliedern ein deutschlandweites bauernverbände. Hinzu kommen projektgebun- Service- und Dienstleistungspaket mit attraktiven dene Zuschüsse, Erlöse, Miet- und Zinseinnahmen. Rabatten. Alle Entscheidungen über den Haushalt liegen beim Präsidium. Seite 7
SCHWERPUNKT DAS DBV- ZUKUNFTSKONZEPT Eine Änderung des Grundgesetzes schlägt man nicht leichtfertig und ohne wichtigen Grund vor. Der DBV tritt an, um den Schutz der Ernäh- rungsgrundlagen zusammen mit dem Klimaschutz in das Grundgesetz aufzunehmen. WAS SOLL LANDWIRTSCHAFT LEISTEN? Landwirte erzeugen hochwertige und sichere Nahrungsmittel – das ist ihre Mission. Doch es scheinen die Akzeptanz und das Bewusstsein dafür wegzubrechen. Der Landwirtschaft fehlt oft eine ausreichende Wertschöpfung. Gesell- schaft und Politik erwarten weitere Leistungen im Klimaschutz, bei der Artenvielfalt oder auch beim Tierwohl. Diese Leistungen sind nicht oder nur eingeschränkt marktfähig und müssen verlässlich öffentlich entgolten werden. Doch das ist unsicher, wie der Streit um das Insektenschutzpaket gezeigt hat. Für Verbraucher ist es oft kein Widerspruch, zum billigsten Preis einzukaufen und zugleich mangelnden Umwelt- und Tierschutz zu kritisieren. Fakten erklären hilft oft nicht. Im Ergebnis besteht die Gefahr, große Teile der heimischen Erzeugung in das Ausland zu verlagern. Notwendig ist daher ein neues Grundverständnis in Politik und Öffentlichkeit über das, was Landwirtschaft leisten soll und kann. EINE NEUE PARTNERSCHAFT FÜR ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT Der DBV macht einen Schritt nach vorn und geht auf 2.) wollen so die Erzeugung hochwertiger Nahrungs- Gesellschaft und Politik zu. mittel gewährleisten. Landwirte: Dazu braucht es eine neue Partnerschaft, einen neuen 1.) können und wollen weitere Nachhaltigkeitslei- gesellschaftlichen Konsens - und es braucht die Instru- stungen für die Gesellschaft, aber auch zur Weiterent- mente dafür. wicklung ihrer Betriebe erbringen. Seite 8
2. Eine erweiterte und verlässliche Honorierung von Nachhaltigkeitsleistungen Selbst Umweltverbände geben zu, dass das Budget der EU-Agrarpolitik nicht ausreicht, um das hohe Er- wartungsniveau an Umweltleistungen zu finanzieren. Daher schlägt der DBV national eine erhebliche Auf- stockung der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz vor. Daraus können Versicherungs- lösungen zur Abfederung des „Klimastresses“ oder zusätzliche Klimaschutzleistungen und Biodiversitäts- maßnahmen finanziert werden. 3. Eine Stärkung der Landwirte in der Lebensmittelkette und die Bezahlung höherer Nachhaltigkeitsstandards Der DBV fordert bereits eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für nachhaltig erzeugte Produkte aus Deutschland. Dafür muss der rechtliche Rahmen in der Farm-to-Fork-Strategie der EU geschaf- fen werden. Die Landwirtschaft muss beim Thema Nachhaltigkeit mehr denn je den Dialog mit dem Han- del suchen. Beim Wettbewerbsrecht sind Regeln gegen unfaire Handelspraktiken vernünftig, aber nicht aus- reichend. Vermarktungsunternehmen in bäuerlicher Hand müssen sich weiterentwickeln können. DER DBV SCHLÄGT DAZU 4. Vorfahrt für den kooperativen 4 KERNPUNKTE VOR: Natur- und Umweltschutz 1. Eine Änderung des Grundgesetzes: Landwirtschaft, Nach dem Streit um das Insektenschutzpaket der Bun- Ernährungssicherung und Nachhaltigkeit verbinden desregierung fordert der DBV bei jeglichen Maßnah- men zur Biodiversität in der Agrarlandschaft einen 1994 ist der Schutz der Umwelt - „Erhalt der natür- klaren und gesetzlich geregelten Vorrang für Koope- lichen Lebensgrundlagen“ - und 2002 der Tierschutz ration. Flächenbezogene Biodiversitätsanforderungen als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen worden. müssen dauerhaft honoriert werden. Es ist notwendig, nun auch den Schutz der Ernährungs- grundlagen aufzunehmen, am besten zusammen mit Mit diesem Konzept zeigt der DBV einen Weg auf, wie dem Klimaschutz. Mit dem Vorschlag des DBV zur Lebensmittelerzeugung zu hohen Standards und mit Ergänzung von Art. 20a des Grundgesetzes würde eine mehr Nachhaltigkeitsleistungen gewährleistet werden gleichrangige Abwägung zwischen Umwelt und Ernäh- kann - als Zukunftssicherung für Landwirtschaft und rung gewährleistet. Gesellschaft. Vorschlag des DBV zur Ergänzung von Artikel 20a des Grundgesetzes: „Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen, die Grundlagen der menschlichen Ernährung, die Tiere und das Klima im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung durch die Gesetzgebung und nach Maßgabe von Gesetz und Recht durch die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung.“
SCHWERPUNKT / GASTAUTOR ZUKUNFTS- BAUER Neue Studie: Wege zu mehr Wertschät- zung für die Landwirtschaft VERLORENGEGANGENE BERÜHRUNGSPUNKTE Landwirte und die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung haben immer weniger direkte Berührungspunkte im Alltag. Sie leben daher zunehmend in Parallelwelten, die zu gegenseitigen, oft negativen Vorurteilen führen. Es entsteht ein „Schwarzer Peter-Spiel“, in dem Landwirte den Verbrauchern Ahnungslosigkeit und Scheinheiligkeit vorwerfen, wäh- rend Verbraucher beklagen, dass Landwirte die Umwelt schädigen und schändlich mit Tieren umgehen. Verbunden werden die beiden Parallelwelten über den Lebensmitteleinzelhandel, der dadurch eine starke Position gegenüber der Landwirtschaft erhält. Denn erste Adresse für den Kauf landwirtschaftlicher Produkte ist für die Bürger der Lebensmitteleinzelhandel. Aus Sicht von 51% der Befragten hat sich denn der Handel auch bei der Bewältigung der Coronakrise besonders ausgezeichnet; aber nur 40% attestieren dies der Landwirtschaft. EIN NEUER BLICK Narrativ, das für Landwirte, Verbraucher und Handel AUF DIE LANDWIRTSCHAFT attraktiv ist. Der „Zukunftsbauer“ ist ein solches Narra- tiv, das sowohl von der Bevölkerung generell wie von Mehr und breite Wertschätzung für die Landwirtschaft den Landwirten als besonders attraktiv und perspekti- lässt sich dann erreichen, wenn ein neuer, anderer venreich bewertet wird. Es erzielte sowohl bei Verbrau- Blick auf die Landwirtschaft entwickelt werden kann. chern wie bei Landwirten Zustimmungswerte zwischen Dafür braucht es attraktive, neue Darstellungen, Sto- 82% und 99% und war damit klar attraktiver als fünf ries, Bilder – oder im Fachjargon formuliert: ein neues andere getestete Narrativ-Konzepte. Es passt zudem zu zukunftsorientierten Vermarktungsstrategien des Handels. Seite 10
Die empirisch fundierte Studie hat der DBV gemeinsam mit der Stiftung Westfälische Landschaft, der Stiftung LV Münster und dem Westfälisch-Lippischen Landwirt- schaftsverband bei der Markt- und Medienforschungsagentur-Agentur rheingold salon in Auftrag gegeben. Die Studie ist in drei empirische Pha- sen gegliedert, von denen die ersten beiden abgeschlossen wurden. Bis- lang wurden 275 Landwirte und 1033 Bürger außerhalb der Landwirtschaft befragt. STÄRKERE ZUKUNFTSAUSRICHTUNG KONZEPT „ZUKUNFTSBAUER“: ERWÜNSCHT DER ZUKUNFTSGESTALTER Überraschend ähnlich beurteilen Landwirte und Ver- Die Landwirtschaft der Zukunft ist in diesem Konzept braucher die aktuelle Zukunftsorientierung der Land- nicht länger Teil des Problems, sie ist Teil der Lösung. wirtschaft: Sie sehen sie eher schwach ausgeprägt Der Zukunftsbauer engagiert sich als Problemlöser, in- (28%/26%) und wünschen sich eine deutlich stärkere dem er seinen Teil der Verantwortung übernimmt und Zukunftsausrichtung (63%/64%). Das Konzept Zu- Antworten liefert auf wichtige Fragen, die die Gesell- kunftsbauer trifft somit auf ein breites Bedürfnis und schaft an die Landwirtschaft richtet. Als besonders re- hat das Potenzial, die Mauern zwischen den beiden levant erachten Landwirte wie Nicht-Landwirte heute Parallelwelten zu überwinden. die Themen Tierwohl, Erhalt der biologischen Arten- vielfalt und die Stärkung des regionalen Handels mit Nahrungsmitteln. Die Studienergebnisse zum „Zukunftsbauern“ bieten die große Chance, mit einer neuen Kommunikation in der Gesellschaft neue Wertschätzung für die heimische Landwirtschaft zu erzielen und das „Bauern-Bashing“ zu beenden. Kommunikation kann aber nur dann er- folgreich sein, wenn sie als authentisches Abbild des Denkens und Handelns der kommunizierenden Gruppe - in diesem Falle der Bauernfamilien - wahrgenommen wird. Es liegt jetzt an der Landwirtschaft zu entschei- Jens Lönneker ist Psychologe, Gründer und Ge- den, welche operativen Schlussfolgerungen sie aus den schäftsführer der Markt- und Medienforschungsa- Erkenntnissen der Studie ziehen will. gentur-Agentur rheingold salon und Präsident der Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens e.V. Seite 11
SCHWERPUNKT / KOMMENTAR ZUKUNFTSKOMMISSION LANDWIRTSCHAFT Eine „nachhaltige, das heißt ökolo- gisch und ökonomisch tragfähige so- wie sozial verträgliche Landwirtschaft in Deutschland“: Empfehlungen zur Prof. Dr. Peter Strohschneider ist Vorsitzender der Beantwortung dieser Zukunftsfrage Zukunftskommission Landwirtschaft der Bundesre- wird die von der Bundesregierung ein- gierung. gesetzte „Zukunftskommission Land- wirtschaft“ (ZKL) in diesem Sommer vorlegen. WEITERGEHEN STATT STEHENBLEIBEN MIT TEAMGEIST UND VERTRAUEN ZUM RICHTIGEN WEG Dass ich dem Abschluss der Kommissionsarbeit op- timistisch entgegensehe, liegt nicht zuletzt an einer Sie kann dies, wie ich jetzt, im Frühling 2021 zu pro- „Zukunftsvision für die Landwirtschaft“, die der Bund gnostizieren wage, weil Teamgeist, ja gegenseitiges der Deutschen Landjugend und die BUNDjugend, die Vertrauen und Vertraulichkeit die Arbeit der ZKL prä- in der ZKL selbst vertreten sind, gemeinsam für die gen. Alle Mitglieder wissen, dass sie die in der Vergan- Kommission erarbeitet haben. Hier wird ein modernes genheit immer heftiger gewordenen Konfrontationen Agrar- und Ernährungssystem skizziert, das ökono- des öffentlichen Agrar-Umwelt-Diskurses überwinden mische Produktivität, gesunde Ernährung, eine viel- müssen. Und sie wissen, dass sie dies allein dann kön- fältige Kulturlandschaft und den Schutz von Klima, nen, wenn sie alle auch in der ‚Denke der (oder des) Umwelt, Artenreichtum und Nutztieren miteinander in Anderen zu denken‘ bereit sind. Ein sachlich fairer Einklang bringt. Dies hat die Diskussionen der gesamt- Ausgleich ganz verschiedener Interessen ist Vorausset- en ZKL enorm inspiriert. zung für eine ökonomisch erfolgreiche Ökologisierung Die Wege, die sie in diese Zukunft entwerfen wird, sind der Landwirtschaft. Und die gehört zu jenem globalen anspruchsvoll. Oft wird man mehrere Pfade gleichzeitig Wandel, welcher unsere Zivilisation zur Gänze erfasst beschreiten müssen und nicht auszuschließen ist, dass hat. sich auch einmal einer als Sackgasse erweist. Doch sind „KONSTRUKTIV AN DER wir zuversichtlich, dass sie zum Wohle von Gesellschaft wie Landwirtschaft sein und deswegen politisch Gehör ZUKUNFT DER LANDWIRTSCHAFT finden werden – und dass sie alle weiterführen als ein GEARBEITET“ Stehenbleiben im Heute. Seite 12
PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Die Coronapandemie hat die Digi- talisierung beschleunigt. Mit neuen virtuellen Kommunikationsformen wurde die Verbandskommunikation der Situation angepasst. CORONA DIGITALISIERT DIE KOMMUNIKATION Mit der Coronakrise ist der zuletzt medial dominierende Klimawandel etwas in den Hintergrund getreten, die für die Landwirtschaft bewegenden Themen Düngeverordnung und vor allem das Insektenschutzpaket blieben präsent. Lockdowns, fehlende Schlachtkapazitäten und die Afrikanische Schweinepest haben die Pressearbeit stark gefordert. Digitale Pressegespräche sind zum Standard geworden. GEMEINSAME KAMPAGNEN INTERNATIONALE GRÜNE AUSGEBAUT WOCHE DIGITAL In den digitalen Netzwerken haben sich Video-State- Die Grüne Woche konnte 2021 nur digital stattfinden. ments als effektives Mittel etabliert und wurden ge- Die virtuellen Veranstaltungen des DBV haben großen winnbringend in gemeinsamen Kampagnen-Reihen mit Anklang gefunden. In 12 digitalen Gesprächsformaten DBV, LBV und KBV eingesetzt; beispielsweise anläss- wurden agrarpolitische Themen publikumswirksam lich des EU-Agrarrats in Koblenz, wo alle Ebenen unter diskutiert. Vor allem der Agrarpolitische Jahresauf- dem Hashtag #futureforfarmers Videos und Share-Pics takt mit den Spitzenvertretern der im Bundestag ver- verbreitet und eine sehr große Reichweite erzielt ha- tretenen Fraktionen und Parteien sowie der Bundes- ben. Die mit der „#WIR MACHEN WEITER“-Kampagne landwirtschaftsministerin erreichte eine sehr hohe begonnenen, digitalen Aktionstage wurden fortgesetzt Aufmerksamkeit. - #ErntedankBauern, #TagderLebensmittelvielfalt und 2021 ausgebaut. VERBANDSZEITSCHRIFT DBK AUCH ONLINE Die Deutsche Bauern Korrespondenz dbk arbeitet wichtige Themen für die Multiplikatoren der Agrarwirt- schaft auf. Neben Leseproben online ist die dbk als App verfügbar und twittert unter @dbk_blog. Das online- Angebot der dbk wird kontinuierlich ausgebaut. Seite 13
AGRARFÖRDERUNG UND AGRARSTRUKTURPOLITIK Der neue EU-Haushalt mit Mehrjährigem Finanzrahmen (MFR) 2021-2027 und dem Corona-Wiederaufbaufonds stellt wichtige Weichen für die EU-Agrarförderung. NEUE GAP-FÖRDERUNG LANDWIRTE BRAUCHEN STARTET ERST AB 2023 PLANUNGSSICHERHEIT Nach zähen Verhandlungen zeichnet sich für den Der DBV fordert, die notwendigen Entscheidungen Frühsommer 2021 ein Abschluss des Trilogs über zügig zu treffen, um den Nationalen GAP-Strate- die Gemeinsame Agrarpolitik ab. Neben der For- gieplan Ende Dezember bei der EU einreichen zu derung nach einem EU-weit verbindlichen Anteil können. Gleichzeitig sind Politik und Verwaltung von mindestens 60 Prozent der 1. Säule hat sich aufgefordert, den Landwirten ab 2023 ein funkti- der DBV für eine vergleichbare GAP-Förderung im onierendes und vereinfachtes Antragssystem zu EU-Binnenmarkt und für eine ausgewogene und bieten. Darauf müssen sich die Betriebe frühzeitig praktikable Grüne Architektur eingesetzt. vorbereiten können. Parallel haben in Deutschland die Länderagrar- minister und der Bund eine nationale Umsetzung beschlossen, die zu schmerzhaften Einschnitten bei der Agrarförderung ab 2023 führt. Der DBV setzt sich für eine attraktive und praktikable GAP- Förderung ein, die den Landwirten eine Umwelt- orientierung bei Erhalt ihrer Wettbewerbsfähig- keit ermöglicht. Seite 14
AGRARSTRUKTURPOLITIK: RISIKOMANAGEMENT FÖRDERVORAUSSETZUNGEN IMMER WICHTIGER ATTRAKTIVER GESTALTEN Die Fördervoraussetzungen innerhalb der Bund- Die vom DBV geforderte ermäßigte Versiche- Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der rungssteuer auch für Dürreversicherungen ist Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) müs- rückwirkend zum 1. Januar 2020 in Kraft getreten. sen wieder attraktiver werden, denn jede Investi- Auch investive Bewässerungsmaßnahmen beim tion steigert das Tierwohl und schont Ressourcen. Frostschutz können über die GAK gefördert wer- Das Investitions- und Zukunftsprogramm Land- den. Der DBV fordert staatlich unterstützte Ver- wirtschaft stellt von 2021 bis 2024 zusätzlich eine sicherungslösungen vor allem für Spätfrost und Milliarde Euro Bundesmittel für Investitionen in Trockenheit, um staatliche „Ad hoc-Hilfen“ über- Ausbringungstechnik, Lagerung und Aufbereitung flüssig zu machen. von Wirtschaftsdüngern bereit. Der DBV konnte erwirken, dass die Fördermodalitäten dem aku- ten Bedarf angepasst wurden. Das „Investitions- programm Stallumbau“, das dringend vereinfacht werden muss, wird wie vom DBV gefordert bis ein- schließlich 2022 verlängert. Die Förderung von nicht-produktiven Investitionen (Abluftreinigung, Gülleabdeckungen, Festmist- und Gärrestelager) muss in die GAK aufgenommen und damit eine EU-rechtlich zulässige Förderung ermöglicht werden. Bei der Ausgleichszulage für Mittelgebirgslagen und weitere Grünlandstand- orte fordert der DBV eine deutliche Erhöhung der Zahlung für Betriebe, die einen Mindestviehbesatz einhalten. Der GAK-Sonderrahmenplan Ländliche Entwicklung enthält zudem landwirtschaftsnahe Maßnahmen wie Flurneuordnung, ländlicher We- gebau und Umnutzung landwirtschaftlicher Bau- substanz. CORONA-HILFEN AUCH FÜR LANDWIRTE Auch landwirtschaftliche Betriebe büßten beim Corona-Lockdown massiv Umsätze ein. Sonder- kulturbetriebe, Anbieter von Urlaub auf dem Bau- ernhof, Lernort Bauernhof-Betriebe, Erzeuger von Verarbeitungskartoffeln, Zierpflanzenbetriebe, Binnenfischer, Winzer und Schweinehaltungsbe- triebe waren betroffen. Erst auf Druck des DBV gelang es, die Landwirtschaft in die Förderung einzubeziehen. Seite 15
TIERISCHE ERZEUGUNG Tierschutz und Tierwohl sind die bestimmenden Themen der Nutztierhaltung. Der DBV unterstützt den sogenannten Borchert-Plan zur Weiterentwicklung der Tierhaltung, sofern die Finanzierung und eine wirtschaftliche Perspektive gesi- chert sind. SCHWEINE- UND RINDFLEISCHMARKT NUTZTIERSTRATEGIE: MACHBAR, PRAKTIKABEL, FINANZIERBAR Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung - Borchert-Kommission - zum Umbau der Tierhaltung mit finanziellem Ausgleich sind eines der wichtigsten Vorhaben für die deutschen Tierhalter. Die Ergebnisse einer vom Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie ha- ben gezeigt, dass es funktioniert. Allerdings müssen noch Hausaufgaben im Bau- und Umweltrecht und für eine verlässliche Finanzierung erledigt werden. Der DBV unterstützt den „Borchert-Plan“ und fordert eine zügige Umsetzung als Gesamtpaket. Seite 16
ERFOLGSGESCHICHTE „INITIATIVE TIERWOHL“ GEHT WEITER Die Erfolgsgeschichte der Initiative Tierwohl ITW setzt sich mit hohen Anmeldezahlen zur 3. Programmpha- se von 2021 bis 2023 fort. Dies bestätigt, dass der 2015 von der Wirtschaft eingeschlagene Weg der schritt- weisen Weiterentwicklung des Tierwohls richtig ist. Die ITW konnte nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten gelingen. Dazu zählt vor allem auch das große Engagement des Lebensmitteleinzelhan- dels, der erneut das Budget von 75 auf 135 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre aufgestockt hat, um eine Warteliste bei den Ferkelerzeugern zu verhindern. ÄNDERUNG DER TIER- Der Bundesrat hat am 03.07.20 weitreichende Änderungen der Tierschutz- SCHUTZ-NUTZTIERHAL- Nutztierhaltungsverordnung vor allem für die Sauenhaltung (Ausstieg aus TUNGSVERORDNUNG der Kastenstandhaltung) mit relativ kurzen Übergangsfristen beschlossen. BRINGT SCHMERZLICHE Diese Grundsatzentscheidung war trotz der schmerzhaften Konsequenzen EINSCHNITTE dringend geboten, damit die Tierhalter wieder Planungs- und Rechtssicher- heit erhalten. Nun müssen Bund und Länder den dringend notwendigen bau- und umweltrechtlichen Rahmen schaffen, damit die Tierhalter die neuen Vorschriften umsetzen können. Unverzichtbar ist, dass die Sauenhal- ter für die weitreichenden Änderungen finanzielle Unterstützung erhalten (z. B. im Rahmen des Borchert-Plans). Seite 17
TIERWOHL IN DER RINDERMAST: HÖHERE STANDARDS ENTLOHNEN Im Frühjahr 2020 wurde beschlossen, eine ITW Rindfleisch zu erarbeiten. Ziel war es, Rindermästern zu ermöglichen, Produkte in das Haltungsform-Kennzeichnungssystem Stufe 2 des Lebensmitteleinzelhandels zu lie- fern. Die Kriterienkataloge sollen innerhalb der Rindfleisch- sowie der Milcherzeugung anwendbar sein. Damit wird die Anschluss- fähigkeit zu dem parallel ausgearbeiteten Kennzeichnungssystem im Milchbereich, dem QM-Tierwohl Modul, ermöglicht und Doppel- audits vermieden. Der DBV hat sich für pra- xisfähige Anforderungen eingesetzt. Nun gilt es, ein Finanzierungsmodell zu finden, das hö- here Standards entlohnt, damit die ITW Rind- fleisch bis Mitte des Jahres starten kann. PROJEKT EIGENKONTROLLE TIERGERECHTHEIT Im Sommer 2020 wurden die Ergebnisse des Projektes „Eigenkontrolle Tiergerechtheit – EiKoTiGer“, das Tierschutzindikatoren für Landwirtschaftsbetriebe erarbeitet hat, von dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL) und Thünen-In- stitut publiziert. Der Indikator „Flächenange- bot je Tier“ für Betriebe mit Rindermast hat in der Praxis für größtes Unverständnis gesorgt, da die Werte weit über den Standardwerten aus der Beratung liegen. Der DBV hat sich mit den Projektverantwortlichen geeinigt, die Werte durch eine erneute Praxiserhebung zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Die Validierung in der Praxis muss schnellstmög- lich erfolgen. Seite 18
MILCHPRODUKTION Die Coronapandemie hat die Hoffnung der Milchbauern auf höhere Erzeugerpreise zunichte gemacht. Der DBV setzt konsequent die Sektorstrategie 2030 um und hat jüngst seine Grün- landagenda veröffentlicht. MILCHMARKTPOLITIK IN DER CORONAPANDEMIE Mit dem ersten Lockdown galt es, die Lebensmittelkette aufrechtzuerhalten. Der DBV hat sich im Früh- jahr 2020 erfolgreich dafür eingesetzt, zur Abmilderung des Coronageschehens die Förderung der Privaten Lagerhaltung zu eröffnen. Die Wirksamkeit der staatlichen Leitplanken des Milchmarktes - Private Lager- haltung und Öffentliche Intervention – hat sich erneut gezeigt. Der DBV setzt sich daher bei der laufenden GAP-Reform für deren Erhalt ein. STRATEGIE 2030: BRANCHENKOMMUNI- Im Mai 2020 haben der Bundesverband des KATION UND STANDARDSETZUNG Deutschen Lebensmittelhandels, der DBV, der Deutsche Raiffeisenverband und der Milchin- Im Januar 2020 hat der DBV mit seinen Partnern die dustrie-Verband vereinbart, dass QM-Milch als Strategie 2030 der deutschen Milchwirtschaft ver- auslobungsfähiges System etabliert, der Lebens- öffentlicht. Die bundesweite Branchenkommuni- mitteleinzelhandel (LEH) in die Trägerschaft des kation „Initiative Milch GmbH“ nimmt im Frühjahr Systems eingebunden und ein optionales Zusatz- 2021 ihre Tätigkeit auf und wird von der breiten modul mit zusätzlichen Tierwohlkriterien entwi- Mehrheit der deutschen Milchbranche finanziert. ckelt wird. Voraussetzung ist die Entlohnung des Mehraufwandes der Landwirtschaft. Außerdem Ziel ist es, dass Produktionsstandards künftig soll Kompatibilität mit der Haltungsformkenn- vom Sektor definiert, auf den landwirtschaft- zeichnung des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) lichen Betrieben umgesetzt und für den Ver- erreicht werden. braucher auf Milchprodukten sichtbar werden. Seite 19
NEUE ROHMILCHGÜTEVERORDNUNG TRITT IN KRAFT Im Juli 2021 tritt die neue Rohmilchgüte-Verordnung in Kraft. Wichtige Positionen der Milchbauern fanden Berücksichtigung. Für einen möglichst reibungsarmen Übergang hat der DBV seine Mitglieder über wichtige Änderungen informiert - vor allem über das erweiterte Hemmstoffe-Testsystem. DBV-GRÜNLANDAGENDA QM-NACHHALTIGKEITSMODUL VERABSCHIEDET WIRD FORTGESETZT Der DBV hat im Frühjahr 2021 seine Grünland- Nach einer erfolgreichen Pilotphase wird das agenda veröffentlicht, um die Bedeutung des Grün- QM-Nachhaltigkeitsmodul seit Juli 2020 durch landes für Nutztierhaltung, Umwelt und Bevölke- den QM-Milch e.V. und das Thünen-Institut für rung darzulegen. Die Agenda benennt Ziele und Betriebswirtschaft mit derzeit 29 teilnehmenden Maßnahmen, um die Grünlandbewirtschaftung Molkereien fortgesetzt. Ziel ist es, faktenbasiert flächendeckend zu erhalten und gesellschaftliche darzulegen, wo die deutsche Milcherzeugung in Anforderungen an das Grünland anzunehmen. Auf Sachen Nachhaltigkeit steht und auf dieser Basis dieser Grundlage wird sich der DBV mit Politik, Weiterentwicklungen anzustoßen. Wissenschaft und Gesellschaft austauschen. Seite 20
TIERWOHLINDIKATOREN ZUR BETRIEB- BORCHERT-KOMMISSION: WEITERENT- LICHEN EIGENKONTROLLE WICKLUNG DER MILCHVIEHHALTUNG Der DBV hat Projekte im Milchviehbereich zur Ent- Der DBV ist über die AG Rind in die Verhandlungen wicklung von Tierwohlindikatoren begleitet. Dazu des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung des zählen das Projekt des Deutschen Verbandes Bundesministerium für Ernährung und Landwirt- für Leistungs- und Qualitätsprüfungen e.V. (DLQ) schaft (BMEL) eingebunden. Wichtige Kritikpunkte „Q-Check“ und das nutztierartenübergreifende des DBV wurden in den Beratungen berück- KTBL-Projekt „Eigenkontrolle Tiergerechtheit - sichtigt. EiKoTiGer“. Der DBV hat sich für eine praxistaug- liche Ermittlung und Bewertung der Indikatoren für die Nutztierhalter eingesetzt und verdeutlicht, dass die Indikatorensets nur der betrieblichen Ei- genkontrolle der Tierhalter dienen dürfen. Seite 21
EIER UND Die Geflügelhaltung steht weiter im Fokus der Tierwohlde- GEFLÜGEL batte. Die Geflügelpest und nationale Sonderwege belasten den Wettbewerb. GEFLÜGELPEST BEHERRSCHEN Von der Geflügelpest waren bis März 2021 fast 120 Betriebe betroffen. Trotz strenger Biosicherheit hat es die Putenhalter besonders hart getroffen. Mit Wind, Stroh, Lüftung, Personen und Tieren kommen hochpa- thogene aviäre Influenza A-Viren (HPAI-Viren) von Wildvögeln in Ställe. Der DBV fordert, zügig Studien zu Übertragungswegen durchzuführen und Impfstoffe zu entwickeln. Freilandeier deklariert der Lebensmitte- leinzelhandel trotz Überschreitung der 16-Wochenauslaufpflicht weiter. Der DBV hat an den Handel appel- liert, die schwierige Situation der Geflügelhalter zu berücksichtigen. VERBOT DES HAHNENKÜKENTÖTENS Lieferketten, ohne Einbeziehen der Eiprodukte und IM ALLEINGANG ABWEHREN finanzielle Förderung bleibt der vorgegebene Zeit- horizont unrealistisch. Die DBV-Forderungen finden Der Gesetzentwurf des Bundeslandwirtschafts- im Bundesrat und zunehmend auch bei Bundes- ministeriums, mit dem das Töten der männlichen tagsabgeordneten Unterstützung. Eintagsküken zum 01.01.2022 verboten werden soll, muss überarbeitet werden. Verfahren zur QS UND INITIATIVE TIERWOHL STÄRKEN Geschlechterbestimmung nach dem 7. Bruttag müssen möglich bleiben. Bruderhahnaufzucht Im QS-Monitoring wurden 2020 Daten von 1,58 Milli- und Zweinutzungsrassen sind allenfalls Alterna- arden Masthähnchen und 66,04 Millionen Mastputen tiven für begrenzte Marktsegmente. Für den voll- erfasst. Der QS-Wissenschaftsfonds fördert Projekte ständigen Ausstieg zum 01.01.2024 gibt es bisher zur Keimbelastung von Geflügel sowie zur Eignung kein Verfahren, mit dem das Geschlecht vor dem von Tierwohlindikatoren. Zur Detektion von Verlet- 6. Bruttag bestimmt werden kann. Ohne Kennt- zungen bei Puten wird ein automatisches Frühwarn- lichmachung der Eier im Handel, Importregeln system aufgebaut. für „kükentötenfreie“
SCHAF-, ZIEGEN-, PFERDE- UND WILDHALTUNG Gemeinsam mit den Spezialverbänden – Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände VDL, Bundesverband Deutscher Ziegenzüchter BDZ, Bundesverband für landwirtschaftliche Wildhal- tung und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN ist es das Ziel des DBV, eine wirtschaftliche Weidetierhaltung zu sichern und vor allem auch die unkontrollierte Verbreitung des Wolfes zu verhindern. GEMEINSAME AGRARPOLITIK MUSS PFERDEHALTUNG IST WICHTIGER WIRTSCHAFTLICHE PERSPEKTIVEN SICHERN WIRTSCHAFTSFAKTOR Die Kopplung in der 1. Säule der Gemeinsamen Die Pferdehaltung ist ein wichtiger Wirtschaftsfak- Agrarpolitik (GAP) für Schafe und Ziegen muss tor und ein wertvolles Kulturgut. Allein die Pensi- neben den Agrarumweltprogrammen der 2. Säu- onspferdehaltung verzeichnet jährliche Umsätze le eine verlässliche und wirtschaftliche Haltung von über 700 Millionen Euro. Der DBV hat den ermöglichen. Bei den 2.-Säule-Maßnahmen be- DBV-Arbeitskreis Pferdewirtschaft neu belebt und darf es einer stärkeren einkommenswirksamen sich drängenden Anliegen gewidmet. Gemeinsam Budgetierung, um den besonderen Leistungen im mit der Reiterlichen Vereinigung (FN) hat sich der Küsten- und Erosionsschutz und bei den Aufgaben DBV weiter gegen eine Pferdesteuer eingesetzt. zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) Rech- Eine weiteres zentrales Thema ist der Schutz vor nung zu tragen. Wölfen. EXPORT NACH NEUER TSE-REGELUNG Nachdem die Zuchtbetriebe jahrelang zahlreiche Auflagen für den Export erfüllen mussten, ist es nun gelungen, TSE-resistente (Transmissible Spon- giforme Enzephalopathie) Ziegen zu züchten. Ak- tuell findet ein Monitoring statt, welche Rassen „TSE-frei“ sind. Seite 23
FUTTERMITTEL ZUKUNFTSFÄHIGE NUTZTIERFÜTTERUNG Moderne Fütterungsstrategien müssen auch dem Tierwohl, der Tiergesundheit, dem Klima- und Umwelt- schutz gerecht werden. Der DBV hat dazu wichtige Akzente für Forschungsschwerpunkte gesetzt. Neben einer Stickstoff-(N)- und Phosphor-(P)-reduzierten Fütterung werden alternative Rohproteinquellen, wie beispielsweise Insektenproteine oder verarbeitete tierische Proteine an Bedeutung gewinnen. Auf europä- ischer Ebene ist mit der Neu- bzw. Wiederzulassung dieser Proteinquellen zu rechnen, was eine langjährige Kernforderung des DBV erfüllen würde. Allein der Zeitplan ist unklar. Der DBV fordert Klarheit, damit die Rohstoffe bei Wiederzulassung zeitnah lieferbar sind. DBV FÜR ENTWALDUNGSFREIE QS-GREMIUM FÜR ZULASSUNG VON LIEFERKETTEN EINZELFUTTERMITTELN IM QS-SYSTEM Gemeinsam mit Akteuren aus der landwirtschaft- Ein von QS neu gegründetes Gremium, der lichen Erzeugung und dem Lebensmitteleinzel- Wissenschaftliche Beirat Futtermittelmonitoring, handel hat sich der DBV durch die Förderung heimi- entscheidet künftig über die im QS-System zuge- scher Eiweißfuttermittel und entwaldungsfreie lassenen Einzelfuttermittel. Damit übernimmt QS Lieferketten verpflichtet, Rodungen in Drittlän- einen Teil der traditionellen Aufgaben der Nor- dern zu stoppen. Nun gilt es sicherzustellen, dass menkommission. Es gilt weiterhin, Produktflexibi- alle Akteure die vereinbarten Regeln einhalten lität und Futtermittelsicherheit zu gewährleisten. und die Standards weiterentwickelt werden. Seite 24
TIERGESUNDHEIT Die Tiergesundheit hat höchste Priorität für die Nutztierhalter. Es muss weiterhin alles darangesetzt werden, die ASP in Deutschland zu eliminieren. HERAUSFORDERUNG AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in Deutschland im September 2020 hat das Friedrich-Löffler-Institut weitere ASP-Funde in den betroffenen Bundes- ländern Sachsen und Brandenburg gemeldet. Zwar mussten die Restriktionsgebiete mehrfach erweitert werden, trotzdem ist das Seuchengeschehen noch regional begrenzt. Denn nicht die Anzahl positiv getesteter Fallwildfunde ist entscheidend, sondern ihr Fundort. Seit dem ersten ASP-Fall in Deutschland wurden entlang der Grenze, auch als Abgrenzung der Restriktionsge- biete und den internen Weißen Zonen um die Kerngebiete herum, hunderte Kilometer feste Zäu- ne errichtet. Zur Tilgung der Tierseuche spricht sich der DBV für eine konsequente Reduktion des Schwarz- wildbestandes aus. Auch die Regionalisierungsanstrengungen für den Export gilt es weiter zu verstärken. Hier ist man auf einem guten Weg. TIERARZNEIMITTELGESETZ VERSCHIEBEN Anfang 2021 hat das Bundeslandwirtschaftsministerium einen Gesetzentwurf zum Erlass eines Tierarznei- mittelgesetzes und zur Anpassung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften versandt. Damit soll die Umsetzung der EU-Tierarzneimittelverordnung bis Januar 2022 erreicht werden. Der Gesetzentwurf regelt u. a. wesentliche Bereiche der Tierarzneimittelanwendung in Nutztierhaltungen. Der DBV hat sich mit den Spezialverbänden Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) und Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) für eine Verschiebung stark gemacht, um im Jahr 2022 ein praxistaug- liches Gesetz zu verabschieden. Der DBV unterstützt das Ziel der Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG): Vermeidung von Resis-tenzen durch die Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung. In den letzten Jahren haben die Tier- halter bereits erhebliche Verbesserungen erreicht. NEUES EU-TIERGESUNDHEITSRECHT: großer Bedeutung ist. Da noch zahlreiche Durch- PRÄVENTION UND BEKÄMPFUNG führungsrechtsakte fehlen, hat der DBV gefordert, den Anwendungsbeginn zu verschieben. Aufgrund In dem neuen ab 21. April geltenden EU-Tierge- der Verflechtungen des AHL mit anderen EU- sundheitsrecht (AHL) geht es um Vorschriften zur Gesetzen (insbesondere der Verordnung über Prävention und Bekämpfung von Tierseuchen, amtliche Kontrollen) hat sich die Kommission für was insbesondere angesichts der aktuellen ASP die Beibehaltung des Termins ausgesprochen. sowie der aviären Influenza (Geflügelpest) von Seite 25
PFLANZLICHE ERZEUGUNG Getreide: Der DBV steht für das Leitbild eines modernen, effizienten und GETREIDE nachhaltigen Ackerbaus. Immer häufigere Wetterextreme und zuneh- mende Auflagen erschweren den Pflanzenbau. ERTRÄGE 2020: LICHT UND SCHATTEN Die Erträge im Ackerbau haben sich im Gegensatz zu den Vorjahren weiter erholt. Allerdings gab es regio- nal durch Trockenperioden und Spätfröste auch nennenswerte Ertragsverluste. Den Zuckerrüben machte das Vergilbungsvirus zu schaffen, der Raps überraschte vielerorts mit unerwartet guten Erträgen. GESTIEGENE ANFORDERUNGEN BEI Um dies auch zukünftig gewährleisten zu können, PFLANZENSCHUTZ UND DÜNGUNG begleitet der DBV die Entwicklung der Ackerbau- strategie 2035 des Bundeslandwirtschaftsministe- Ab Herbst 2020 waren bei Getreide und Ölsaaten riums. Grundlage ist die von den landwirtschaft- schon leicht steigende Preistendenzen spürbar, die lichen. Organisationen unter der Federführung sich bis zum Jahresende fortsetzten. Auch wenn des DBV erarbeitete eigene Ackerbaustrategie. unter anderem die australische Rekordernte bei In diesen Kontext gehört auch die Umsetzung des Weizen und Gerste den Anstieg der Preise wieder neuen Düngerechts. Der DBV hat nach langen Dis- etwas gebremst hat, sind die Aussichten besser als kussionen die verstärkte Binnendifferenzierung in den Vorjahren. Die weltweit erhöhte Nachfrage der sogenannten roten Gebiete durchsetzen kön- nach Getreide hatte auch Auswirkungen auf den nen, um unsinnige Bewirtschaftungsauflagen zu Export, dieser stieg deutlich an und lag am Ende begrenzen. wieder auf dem Niveau von 2017/18. Sollten sich die positiven Tendenzen bei Nachfrage und Preis fortsetzen, so hilft es den Betrieben dabei, die ge- stiegenen Anforderungen bei Pflanzenschutz und Düngung besser meistern zu können. Seite 26
SAATGUT- FRAGEN ZERTIFIZIERUNG BEI BEIZUNG PRAXISTAUGLICH GESTALTEN Die Anwendungsbestimmungen für zertifizierte Beizstellen und Beizqualität wurden bis Ende des Jahres 2021 ausgesetzt. Der DBV hat verdeutlicht, dass Getreidesaatgut häufig dezentral in kleinen Betrieben ge- beizt wird. Eine Zertifizierung zum Nachweis der Beizqualität mit entsprechender Listung beim Julius Kühn- Institut wäre für kleine Betriebe eine erhebliche Herausforderung. Der DBV setzt sich daher für praxistaug- liche Zertifizierungs-Lösungen ein, die die regionalen Strukturen der Saatgutaufbereitung erhalten. EIWEISS- Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen aus heimischem Anbau PFLANZEN nimmt zu. Davon profitiert der Raps- und Körnerleguminosenanbau. MEHR KÖRNERLEGUMINOSEN ANGEBAUT Der Anbau der Körnerleguminosen Futtererb- Dennoch zeichnet sich eine Ausweitung der Züch- sen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen tungsaktivitäten ab. Die Zunahmen im Anbau fan- erreichte zur Ernte 2020 insgesamt 196.900 Hek- den überwiegend außerhalb des Greenings auf tar. Nach wie vor liegen Fläche und Absatz von der „normalen“ Ackerfläche der Landwirtschafts- Z-Saatgut noch unterhalb dessen, was für Investi- betriebe unter Nutzung von Pflanzenschutzmaß- tionen in neue Zuchtprogramme zur Steigerung nahmen statt, um Ertrag und Qualität zu sichern. des Zuchtfortschrittes notwendig ist. Seite 27
Im Hinblick auf die nächste Finanzierungsperiode der GAP nach 2023 hat die Union zur Förderung EIWEISSSTRATEGIE SOLL ANBAU UND von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) eine VERWENDUNG ANKURBELN deutliche Stärkung der heimischen Eiweißpflan- zen in Form eines Eco Schemes gefordert. Über Im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie des Bun- die Förderung einer vielfältigen Fruchtfolge sollen deslandwirtschaftsministeriums werden Demons- in größerer Breite als über die Agrarumwelt- und trations-Netzwerke für Sojabohne, Lupine und Klimamaßnahmen der 2. Säule finanzielle Anreize Erbse/Bohne gefördert. Interessierte Landwirte gesetzt werden, um insbesondere für die wach- beteiligen sich in Form von Datenerfassungs- und sende Nachfrage nach pflanzlichem Eiweiß für Demonstrationsbetrieben und profitieren von Be- die Humanernährung Angebote aus heimischem ratungsangeboten. Anbau auszubauen. UFOP-STRATEGIE „10+10“ Pflanzliche Proteine aus heimischem Anbau stoßen bei Verbrauchern, Ernährungsindustrie und Futtermit- telherstellern auf steigendes Interesse. Daher hat die UFOP die Strategie „10+10“ entwickelt: Raps und Legu- minosen sollen bis zum Jahr 2030 auf jeweils rund 10 Prozent Ackerfläche in Deutschland angebaut werden. KARTOFFELN KARTOFFELN Veranstaltungs- und Gastronomiebereich erneut ein. Am Speisekartoffelmarkt reichte der Zuwachs der Einkäufe privater Haushalte bei weitem nicht CORONA PRÄGT DAS KARTOFFELJAHR aus, um die ausgebliebene Marktentlastung durch Exporte auszugleichen und Mehrmengen Auch das vergangene Geschäftsjahr stand für die der Kartoffelerzeugung aufzunehmen. Zwar ge- Kartoffeln anbauenden Landwirte deutlich im Zei- lang es, der überschüssigen Ware größtenteils chen der Coronapandemie. Für Pommes, Schäl- einen Marktzugang zu gewähren, jedoch zu teils kartoffeln, Flocken und Püree brach der Absatz nicht kostendeckenden Erzeugerpreisen. Der DBV aufgrund der ausbleibenden Nachfrage aus dem sprach sich dafür aus, die Grenzen für einen freien Warenverkehr offen zu halten, um die Lieferket- ten nicht zu unterbrechen und die Versorgungssi- cherheit zu gewährleisten. Seite 28
OBST, GEMÜSE UND SONDERKULTUREN Die Coronapandemie stellte im Jahr 2020 insbesondere den handarbeitsintensiven Anbau von Obst und Gemüse vor enorme Herausforderungen. Die Coronapandemie führte ab März 2020 zu Grenzschließungen. Schnelles politisches Handeln, der zügige Aufbau der Online-Plattformen saisonarbeit2020 und der spätere Einsatz der digitalen Einreiseanmeldung ermöglichten die Einreise der Saisonarbeitskräfte ab Anfang April. Aufwendige und kostenintensive Hygie- nekonzepte wurden entwickelt und von den Obst- und Gemüsebaubetrieben erfolgreich umgesetzt. HERAUSFORDERUNGEN REDUZIERTER BIERABSATZ TRIFFT IM JAHR 2021 HEIMISCHE HOPFEN-BAUERN Die Pandemie prägt auch das Jahr 2021. Der Ein- Auf dem Hopfenmarkt dominiert weiter der Ver- satz von Saisonarbeitskräften ist weiterhin al- tragsanbau. Der Wegfall von Bier-Absatzwegen ternativlos. Weitere Herausforderungen sind die aufgrund der coronabedingten Kontaktbeschrän- Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes und kungen trifft auch die Hopfenbranche. Deutsch- der Pflanzenschutzanwendungsverordnung. Es land zählt mit 20.000 Hektar (weltweit 60.000 gilt, die notwendigen Ausnahmeregelungen für Hektar) Hopfenanbau zu den größten Produ- die Sonderkulturen zu sichern. Auch in Zukunft zenten weltweit. sollte die gute fachliche Praxis möglich sein. Au- ßerdem gilt es, Mehrgefahrenversicherungen zu Gezielter und sorgfäl- etablieren. tiger Pflanzenschutz PFLANZEN- NEUAUSRICHTUNG DER ist ein wichtiges Instru- ment des Ackerbaus. SCHUTZ WEINBEZEICHNUNG Die Novelle des Weingesetzes ebnet den Weg NOTFALLZULASSUNG FÜR für eine Neuausrichtung des Weinbezeichnungs- NEONICOTINOIDE GEFORDERT rechts. Für die deutschen Erzeuger war unter an- Vor dem Hintergrund des sich stark ausbreiten- derem die Festschreibung der Begrenzung der Ge- den Vergilbungsvirus bei Zuckerrüben im Südwe- nehmigungen auf Neupflanzungen auf 0,3 Prozent sten und Norden Deutschlands sowie fehlender entscheidend. Zu den künftigen Themen gehört Bekämpfungsmöglichkeiten mit zugelassenen insbesondere der Pflanzenschutzmitteleinsatz in Pflanzenschutzmitteln forderte der DBV wieder- Schutzgebieten und die EU-Alkoholpolitik. holt regionale Notfallzulassungen für Neonico- tinoide in der Beizung von Zuckerrübensaatgut. IMKEREI: WINTERVERLUSTE Das Bundeslandwirtschaftsministerium veran- DER BIENEN GLEICHBLEIBEND lasste ein gemeinsames Vorgehen mit den Bun- desländern. Danach haben nicht die betroffenen Die Winterverluste 2020/2021 bei Bienen befinden Anbauverbände, sondern die Bundesländer Not- sich voraussichtlich auf Vorjahresniveau. Beim fallzulassungen beantragt. Der Schutz von Bienen Varroabefall kann in den letzten 15 Jahren kein und anderen Bestäubern wurde sichergestellt. Trend ausgemacht werden. Die Winterverluste lie- Viele Landwirte erhielten damit die Möglichkeit, gen seit 2004/2005 zwischen 5 und 20 Prozent. Zuckerrüben als wichtiges Fruchtfolgeglied trotz des hohen Blattlausaufkommens, die als Vektor für den Virus fungieren, anzubauen. Seite 29
ÖKO-LANDBAU UND REGIONALVERMARKTUNG Der Öko-Landbau ist integraler Bestandteil der berufsständischen Arbeit des DBV, der sich für ein marktorientiertes Wachstum ein- setzt. NACHFRAGE NACH HEIMISCHEN WEITERHIN HOHES ÖKO-ROHSTOFFEN WÄCHST UMSTELLUNGSINTERESSE Während das nationale Öko-Landbauziel einen Die ambitionierten Wachstumsziele für den Öko- 20-prozentigen Flächenanteil bis zum Jahr 2030 Landbau korrespondieren mit einem hohen Um- (25 Prozent auf EU-Ebene) vorsieht, plädiert der stellungsinteresse der deutschen Landwirte (18 DBV für ein marktorientiertes Wachstum. Die Ori- Prozent der Betriebe). Entscheidend ist, dass Ab- entierung der Marktpartner auf heimische Roh- satzsicherheit und Preisniveau stimmen. Die am- stoffe ist dabei eine Chance, über das durchschnitt- bitionierten politischen Ausbauziele müssen des- liche 10-prozentige Nachfragewachstum je Jahr halb mit einer Absatzförderung einhergehen. Der (im Coronajahr 20 Prozent Umsatzwachstum!) DBV unterstützt die Arbeit der „bio-offensive“, ein hinaus zusätzliche Marktanteile für die deutschen mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank Biobauern zu mobilisieren. Derzeit werden für den gefördertes Projekt, das umstellungsinteressierte deutschen Öko-Markt auch klassische heimische Landwirte berät. Außerdem werden regionale Ko- Mengenrohstoffe wie Getreide, Milcherzeugnisse operationsprojekte zwischen Erzeugern und Ver- und Fleisch in erheblichem Maße importiert. arbeitern unterstützt, um den Absatz heimischer Rohstoffe zu fördern. Seite 30
DIREKTVERMARKTUNG Der DBV setzt sich für praktikable Regelungen für die direkte Ver- marktung vom Erzeuger zum Ver- braucher ein. „EINKAUFEN AUF DEM BAUERNHOF“ IMMER BELIEBTER Die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Betriebe wird immer be- liebter. Die Hygieneleitlinie für die Direktvermarkter wurde 2020 ent- sprechend dem Lebensmittelhygienerecht der EU anerkannt. NEUES EU-ÖKO-RECHT TRITT IN KRAFT Im Januar 2022 tritt das neue EU-Öko-Recht in Kraft. Der DBV ist im Vorstand des COPA-Fachausschusses Öko-Landbau aktiv und hat Positionen zum prozessorientierten Kontrollprozedere bei Rückstandsfunden, zur Tierhaltung und zum heterogenen Material (u. a. Populationssorten beim Saatgut) eingebracht. Seit 2017 führt der DBV ein von der Rentenbank unterstütztes Projekt für eine nachhaltige Implementierung und Weiterentwicklung der Öko-Verordnung und die bessere und effektivere Zusammenarbeit der land- wirtschaftlichen Interessensvertreter auf europäischer Ebene durch. VERLÄSSLICHE FÖRDERUNG – Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau GEZIELTE FORSCHUNG und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft, mit dem Forschung finanziert wird, wurde für das Der DBV setzt sich für die Stabilität der Öko-Aus- Jahr 2021 um 5 Millionen auf 34 Millionen Euro gleichszahlungen ein. Der wachsende Anteil des aufgestockt. Der DBV unterstützt die Forderung Öko-Landbaus muss von Bund und Ländern im nach weiterer Aufstockung und Kontinuität. Aus Agrarbudget für die nächsten Jahre berücksichti- Sicht des DBV gilt es, bei der vom Bundeslandwirt- gt werden. Zudem fordert der DBV, die staatliche schaftsministerium zusammen mit der Branche Agrarforschung auszubauen, um die Produktivität erarbeiteten Zukunftsstrategie Öko-Landbau die des Öko-Landbaus nachhaltig zu steigern und die Schwerpunkte auf die Nachfrageentwicklung und Ernten besser vor Krankheiten und Schädlingen eine produktivitätssteigernde Agrarforschung zu schützen zu können. legen. Seite 31
Flexibilität eingeführt. von Kraft- und Heizstoffen aus Biomasse im Wärme-, aber insbesondere im Kraftstoffbereich wirtschaftlicher und in Kaum Verbesserungen für die Zukunft für die Verbraucher interessanter. Güllevergärung Das EEG 2021 enthält jedoch kaum Verbesserungen für die Schon heute kann Biogas zum Gaskraftstoff „CNG“ oder in Foto: Fachverband Biogas e.V. Güllevergärung. Damit wird viel Potenzial bei der Umstel- flüssiger Form zu „LNG“ weiterveredelt werden. CNG kann lung der Branche auf die stärkere Verwendung von Reststof- an Tankstellen angeboten oder ins Gasnetz eingespeist fen verschenkt. In der Sondervergütungsklasse wird die Be- werden. Während bei der CNG-Produktion weniger Schritte grenzung der Bemessungsleistung auf 75 kW aufgehoben, notwendig sind und das Gas in PKWs verwendet wird, kann die Begrenzung auf 150 kW installierte Leistung bleibt je- LNG einfach transportiert und direkt in LKWs oder Schiffen doch bestehen. Da auch die Flexibilisierungspflicht auf- eingesetzt werden. In Zukunft könnte auch der Verkauf von rechterhalten wird, können damit de facto keine Anlagen CO2-Zertifikaten neue Erlösmöglichkeiten bieten. Denn mit deutlich höherer Bemessungsleistung als bisher gebaut insbesondere mit der Verwertung von Gülle in Biogasanla- ENERGIEPOLITIK werden. Allerdings erhalten neue Anlagen über 100 kW jetzt ebenfalls den Flexzuschlag. Für eine Anschlussvergü- gen werden viele CO2-Emissionen eingespart. tung für Bestandsanlagen bis 150 kW, die größtenteils Gülle Perspektivisch kann Biogas auch mit der zukünftigen Was- einsetzen wollen, wird lediglich eine Verordnungsermächti- serstoffwirtschaft verknüpft werden. Nicht erst seit der gung geschaffen. Außerdem wird der sogenannte „Maisde- Verabschiedung der nationalen Wasserstoffstrategie im ckel“ für neue Anlagen von 44 auf 40 Prozent abgesenkt. Juni steht dieser Energieträger immer mehr im Fokus. Biogas kann neben der Elektrolyse auch durch biologi- Gebäudeenergiegesetz schafft neues sche Prozesse oder Dampfreformierung zu Wasserstoff Marktsegment im Wärmebereich veredelt werden. Da bei solchen Verfahren weniger Wär- Für Anlagenbetreiber, die nach 20 Jahren keine EEG-Förde- meverluste als bei der Elektrolyse entstehen, kann Biogas rung mehr erhalten, könnte ein Wechsel zur Biomethaner- sogar der günstigste Rohstoff für die Wasserstoffproduk- zeugung und die Einspeisung ins Gasnetz interessant wer- tion sein. den. Im Wärmebereich eröffnet insbesondere das im No- vember in Kraft getretene Gebäudeenergiegesetz (GEG) neue Chancen. Indem Hausbesitzer den Pflichtanteil zum Ausschreibungsvolumina für Biomasse im Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) Heizen mit erneuerbaren Energien jetzt auch mit Bio- 2021–2022 2023–2028 methan erfüllen können, wird ein neues Marktsegment im EEG 2017 200 MW/a – Wärmebereich geschaffen. Die Primärenergiefaktoren für EEG 2021: Reguläres Segment 600 MW/a 600 MW/a Biomethan und Biogas werden abgesenkt und liegen jetzt EEG 2021: Segment für hochflexible unter den Faktoren für die fossilen Energieträger Erdgas Biomethan-BHKW in der Südregion 150 MW/a 150 MW/a und Steinkohle. Je niedriger der Primärenergiefaktor, desto Quelle: Hauptstadtbüro Bioenergie nach EEG 2021 niedriger wird die Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes berechnet. Damit wird der Einsatz der grünen Gase im Ge- Gebotshöchstwerte für Biomasse-Ausschreibungen im Rahmen bäudebereich für die Verbraucher attraktiver und wirt- des EEG schaftlicher. Die Absatzmöglichkeiten werden jedoch da- Jeweils für 2021 EEG 2017 EEG 2021 durch begrenzt, dass das Gesetz eine Vielzahl von weite- Neuanlagen im regulären Segment 14,3 ct/kWh 16,4 ct/kWh ren Erfüllungsoptionen für die Nutzung von erneuerbaren Bestandsanlagen im regulären Die Landwirtschaft muss eine starke Rolle Energien vorsieht. Segment die Landwirtschaft mit der Solarstromproduktion 18,4 ct/kWh 16,24 ct/kWh Segment für hochflexible Biomethan- beim Ausbau der Erneuerbaren Energien Auch bei Hochtemperaturwärme spie-kann Bio- kombinieren - sogennante Agri-Photovoltaik. in der Industrie BHKW in der Südregion 19 ct/kWh Für – methan eine verstärkte Rolle spielen. Eine mögliche Zu- Quelle: Hauptstadtbüro Bioenergie nach EEG 2021 len. Dachanlagen, die in den kommenden Jahren aus der EEG-Vergütung fallen, wurden neue Perspek- dbk 1/21 33 EEG 2021: WICHTIGES SIGNAL tiven durch Erleichterungen beim Stromeigenver- UND NEUE HÜRDEN DBK_01_032_033_SP_Schaule [P]_285463-gelöst.indd 33 21.04.2021 13:19:15 brauch erreicht. Viele Betreiber von Biogasanlagen erhalten durch BIOKRAFTSTOFFE: höhere Gebotshöchstwerte, größere Ausschrei- BENACHTEILIGUNG AUFHEBEN bungsvolumina und weitere Verbesserungen neue Perspektiven. Der DBV setzt sich mit Nachdruck Die Branche erhält durch die Anhebung der Treib- dafür ein, dass neu eingeführte Hürden wie die Be- hausgasminderungsquote eine verlässliche Per- schränkung des Flexzuschlags und die endogene spektive bis 2030. Der DBV setzt sich weiterhin Mengensteuerung beseitigt werden. Auch der an- dafür ein, dass die Benachteiligung gegenüber gekündigte Ausbau der Güllevergärung muss end- Wasserstoff und Elektromobilität aufgehoben lich umgesetzt werden. wird. PHOTOVOLTAIK: FEHLSTEUERUNG BEI BÜNDELUNG IM FREIFLÄCHENANLAGEN VERMEIDEN - HAUPTSTADTBÜRO BIOENERGIE DACHANLAGEN ERHALTEN Im Hauptstadtbüro Bioenergie bündeln der Bun- Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen auf desverband Bioenergie, der DBV, der Fachver- landwirtschaftlichen Flächen ist in vielen Regi- band Biogas und der Fachverband Holzenergie onen ungebrochen hoch. Der DBV setzt sich für ihre Kompetenzen und Ressourcen in der Ener- die Interessen der betroffenen Landwirte und giepolitik. Gemeinsam bilden sie die gesamte Bewirtschafter ein. Außerdem begleitet der DBV Bioenergiebranche ab und sind eine starke Stim- die Erprobung von flächenschonenden Anlagen, me gegenüber der Politik. Seite 32
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