Höhle mit Geheimnissen - PTB-OAR
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Paper 05 / 2021 doi: 10.7795/320.202105 Verlag: Physikalisch- Technische Bundesanstalt JungforscherInnen publizieren online | peer reviewed | original Physik Höhle mit DIE JUNGFORSCHER Geheimnissen Karstgewässeruntersuchung in der Križna Jama mittels selbst entwickelter Methoden Für die Erforschung der slowenischen Wasserhöhle Križna Jama wurden Methoden zur Probenentnahme entwickelt, die weniger Leon Kausch (1999) in das Ökosystem der Höhle eingreifen als herkömmliche Moritz Grumann (2000) Methoden. So konnte das Wasser der Križna Jama erstmalig Leon Nitsche (2002) mikrobiologisch untersucht und neue Erkenntnisse über das Schülerforschungszentrum hydrologische System der Križna Jama gewonnen werden sowie Nordhessen der Einfluss der Besucher auf die Höhle bestimmt werden. Eingang der Arbeit: 26.9.2019 Arbeit angenommen: 3.3.2020
Physik | Seite 2 ■ Können neue Erkenntnisse über den Wasserlauf gewonnen werden? ■ Wie lassen sich diese Untersuchun- gen mit dem Höhlenschutz verein- baren? 2. Die Wasserhöhle Križna Jama Die Križna Jama liegt in Slowenien, in der Nähe von Postojna, mitten in einem großen Karstgebiet bei den Koordina- ten 45°44‘42.16“N 14°27‘51.23“E. Ins- gesamt umfassen die Gänge der Križna Jama ungefähr 8 km. Sie gehört zu den Wasserhöhlen. Höhle mit 2.1 Fluss des Wassers Auf dem Bloke Plateau, nordwestlich Geheimnissen der Höhle, versickert das Wasser der beiden Hauptzuflüsse. Diese fließen in der Höhle zusammen (siehe Abb.1) [24]. Weiter fließt das Wasser durch die Križna Jama in die Križna Jama 2, be- vor der Strom wieder an der Oberfläche Karstgewässeruntersuchung in der Križna Jama in einen Bach mündet [19]. mittels selbst entwickelter Methoden Die Temperatur des Wassers beträgt na- hezu konstant 8°C. Der pH-Wert liegt bei 7,1–7,8. Das Wasser ist reich an Cal- 1. Einleitung und ciumionen und Carbonaten [25]. Fragestellung 2.2 Touristische Nutzung Im Untergrund der Karstlandschaft den. Invasive Methoden lassen sich des- der Höhle rund um die Wasserhöhle Križna Jama halb nicht nutzen. Dazu gehören jedoch fließen zahlreiche Bäche und Flüsse. Da viele Standardmethoden der Gewässer- In der Križna Jama besuchen in der diese Flusssysteme nur an bestimmten untersuchung, wie die Entnahme und Hauptsaison Gruppen von bis zu 60 Orten, wie z.B. Höhlen untersucht wer- Untersuchung von Sedimenten. Leuten den ersten See (1st lake in Abb. 1), den können, sind viele Zuflüsse noch der restliche Teil bis zur Kalvarija wird nicht bekannt. Daher wurde das minimal invasive maximal von Vierergruppen besucht. Karst-Analyseboot (kurz MIKA) entwi- Zum Vergleich, die Postojnska Jama Bekannt dagegen ist das makroskopi- ckelt, das zusammen mit Bojen helfen wird täglich von bis zu 10.000 Touris- sche Leben in der Höhle, nun soll auch soll, folgende Fragen zu beantworten: ten besichtigt [26]. Eine Belastung der das mikroskopische Leben in der Höh- Höhle durch die Touristen ist dennoch le erfasst werden, wodurch eventuell ■ Welche Mikroorganismen beher- nicht vollständig auszuschließen. Für Rückschlüsse auf den Zustand des Öko- bergt die Križna Jama? die Touristen wird die Höhle allerdings systems und mögliche Belastungen ge- nicht ausgebaut. Die Besucher bewegen troffen werden können. ■ Funktioniert der Höhlenschutz der sich meist auf kleinen Pfaden, es ist kei- Križna Jama trotz touristischer ne permanente Beleuchtung installiert. Bei Forschungen in der Križna Jama Nutzung? Dadurch entsteht hier keine Lampen- muss der Höhlenschutz beachtet wer- flora, also durch Beleuchtung wachsen- doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 3 zweite Gruppe nutzte die ca. drei Stun- den, um See 13 und See 14 verstärkt mit dem MIKA zu beproben. Auf dem Rückweg wurde jeweils eine der doppelt ausgelegten Bojen eingesammelt. Beim dritten Besuch wurde eine weitere Messreihe mit den Sensoren des MIKAs durchgeführt und sämtliche Bojen wie- der aus der Höhle geholt. Während der drei Expeditionen wurden auch hän- disch Proben entnommen. Neben den Expeditionen in der Križna Jama wurde auch eine in die Križna Abb. 1: Die Križna Jama aus [24]. Der Anschaulichkeit halber wurde Jama 2 unternommen sowie eine zu be- nicht jede Probenentnahmestelle eingezeichnet. Insgesamt wurden reits bekannten Zu- und Abflüssen der in der Höhle 88 Proben entnommen. Höhle (siehe Abb. 2). Die Križna Jama 2 ist der Hauptabfluss der Križna Jama de mikrobiologische Kolonien wie zum auch unterirdische Bäche wie der Je- und eine von Sloweniens am besten ge- Beispiel in der Postojnska Jama [13][26]. zerski rov bevorzugt durch den Calcit. schützten Höhlen. Sie ist bislang deut- In der Križna Jama ist der wohl häufigs- lich schlechter erforscht als die Križna 2.3 Chemische Einflüsse te Einschluss im Calcit neben dem Do- Jama, da der Zugang zu ihr stark limi- der Umgebung lomit, das Mangan, was durch dunkle tiert ist [26][25]. Bereiche erkennbar ist. Landwirtschaftliche Nutzung und Be- 4. Methoden der bauung der Region belasten das Grund- 3. Die Höhlenexpeditionen Gewässeranalytik für wasser mit Nährstoffen wie Ammoni- das Höhlenwasser um, Nitrat und Phosphat [1]. Örtliche Innerhalb von 12 Tagen im Juli 2018 Kläranlagen filtern Phosphat oder Nit- wurden drei Expeditionen von bis zu Bei der Untersuchung des Wassers der rat nicht aus dem Abwasser heraus, wo- zehn Stunden Dauer durchgeführt. Auf- Križna Jama wurden – unter anderem durch diese Stoffe direkt in die Bäche grund der Auflagen des Höhlenschutzes – geläufige Methoden genutzt. Dabei gelangen [26]. Streusalz gelangt eben- war bei jedem Gang in die Križna Jama wurden die Konzentrationen von im falls in das Grundwasser. ein Führer dabei. Wasser gelösten chemischen Substan- zen und Schwebstoffen quantitativ be- Die Gegend ist, abgesehen von den Fel- Während der ersten Expedition arbeite- stimmt. dern, fast vollständig bewaldet. Die ten zwei Gruppen gleichzeitig. Die ers- Wälder der Region können durch na- te Gruppe fuhr mit einem Schlauchboot 4.1 Umgang mit den Wasser- türliche Prozesse, wie dem Abbau von entlang des Jezerski rov, um zunächst proben aus der Höhle organischem Material, für leichte Nähr- den ersten See mittels des MIKAs zu stoffeinträge sorgen. Im Vergleich zu beproben und bis See 14 und der Blata Die Wasserproben wurden mit zwei den anthropogenen Nährstoffquellen entlang, Bojen auszulegen. Während- Methoden entnommen, zum einen wie sind die natürlichen Quellen zu ver- dessen entnahm die zweite Gruppe Pro- unter „5.1.3 Wasserprobenentnahme nachlässigen. ben aus dem 20 Meter tiefen Schacht mit dem MIKA“ beschrieben und zum Kittlova brezna und einem weiteren drei anderen per Hand. Bei den Proben, die 2.4 Geologische Meter tiefen Schacht. per Hand entnommen wurden, war es Rahmenbedingungen wichtig, dass die Probenröhrchen gegen Während der zweiten Expedition wur- den Strom in das Wasser gehalten wur- Die Höhle besteht aus Kalkstein, haupt- de der Flusslauf bis zum See 14 mit dem den. Dadurch konnten auf dem Wasser sächlich Calcit und kleinere Mengen MIKA befahren und beprobt. An der schwimmende Partikel schlechter in die Dolomit. Calcit ist in Wasser löslich, Kalvarija teilte sich die Gruppe auf, um Probe gelangen und diese verunreini- während Dolomit schlechter löslich ist. einmal aus der touristisch nicht genutz- gen. Alle Wasserproben wurden rand- Deswegen fließen Grundwasser und ten Blata Proben zu entnehmen. Die voll und langsam befüllt, damit sich die doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 4 Abb. 2: Umgebungskarte der Križna Jama. Die Hydrologie des Gebiets wurde nach Prelovšek eingezeichnet (Bloke Plateau in weiß im Osten der Karte) [38][25]. Chemie und Biologie der Wasserprobe wurden die Proben eingefroren, damit stoffe die Reaktion oder die photomet- möglichst wenig durch die Anreiche- eine Veränderung der chemischen Pa- rische Messung nicht beeinflussen. Da rung mit Sauerstoff verändert. Wenn rameter möglichst unterbunden wurde. allerdings bei den Filtraten vorhandene es nicht möglich war, das Probenröhr- Damit die Kühlkette auf der Fahrt von Mikroorganismen und andere mikro- chen vollständig unter Wasser zu hal- Slowenien nach Deutschland nicht un- skopisch kleine Objekte aus der Probe ten, wurde der Deckel der Probe als terbrochen wurde, wurden die Proben entzogen wurden, musste die unfiltrier- Schöpfkelle genutzt. Außerdem wurden in einer mobilen Kühlbox mit Kom- te Probe für die Mikroskopie genutzt die Proben immer knapp unterhalb der pressor bei 4°C gelagert. wurden. Vor jeder Untersuchung wurde Wasseroberfläche entnommen. die Probe durch starkes Schütteln ho- Zur chemischen Analyse wurden die mogenisiert, was für repräsentative Er- Da jede Probe wichtig und nicht zu er- Proben filtriert, damit störende Schweb- gebnisse sorgte. setzen war, war es notwendig sie rich- tig zu lagern, damit sich die Eigenschaf- ten der Probe nicht verändern. Nach der Probenentnahme wurden die Proben schnellstmöglich gekühlt. Dabei wur- de eine Temperatur von 4°C gewählt, da diese leicht unterhalb der Temperatur der Höhle von 8°C liegt und so Stoff- wechselaktivitäten minimiert wurden. Eine Temperatur unterhalb des Gefrier- punktes kann nicht genutzt wurden, da das die biologische Untersuchung be- einflusst. In der Probe enthaltene Zel- len würden durch den Frost aufplatzen und wären unter dem Mikroskop nicht mehr sichtbar. Direkt nach dem Ab- Abb. 3 Ein Zellrest, wie er häufig in der Križna Jama schluss der biologischen Untersuchung gefunden wurde. doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 5 Tab. 1: Die untersuchten Stoffe in den Wasserproben und die Daten zu den Kalibrierungen. Die Metalle wurden mit Atomabsorptionsspektroskopie nachgewiesen und haben entsprechend niedrige Nachweisgrenzen. Vertrauens- Steigung der Extinktion Nachweis- Bestimmungs- Stoff Messbereich R2 bereich Regression bei 0mg/L grenze grenze (99,9%) NH4+ 0,4–2 mg/L 0,60 L/(mg ⋅ cm) -0,08 0,9856 0,16 mg/L 0,41 mg/L 1,22 mg/L NO2- 0,2–1 mg/L 0,77 L/(mg ⋅ cm) 0,04 0,9987 0,03 mg/L 0,06 mg/L 0,18 mg/L NO3- 2–10 mg/L 0,01 L/(mg ⋅ cm) 0,00 0,9989 0,69 mg/L 0,95 mg/L 2,86 mg/L PO43- 0,5–2,5 mg/L 0,07 L/(mg ⋅ cm) 0,05 0,9966 0,02 mg/L 0,41 mg/L 1,23 mg/L SO42- 5–12,5 mg/L 0,01 L/(mg ⋅ cm) 0,03 0,9989 0,01 mg/L 1,08 mg/L 3,25 mg/L Cl- 0,5–2,5 mg/L 0,03 L/(mg ⋅ cm) 0,00 0,9994 0,06 mg/L 0,09 mg/L 0,27 mg/L 0,5–1,5 0,002 L/ Ca2+ 0,03 0,9999 0,02 mmol/L 0,04 mmol/L 0,13 mmol/L mmol/L (mmol ⋅ cm) Al 2–8 μg/L 0,08 L/(μg ⋅ cm) -0,08 0,9691 0,06 μg/L 1,49 μg/L 4,48 μg/L Fe 8–20 μg/L 0,01 L/(μg ⋅ cm) -0,01 0,9875 0,01 μg/L 5,48 μg/L 16,44 μg/L Mn 1–4 μg/L 0,05 L/(μg ⋅ cm) 0,03 0,9995 0,03 μg/L 0,09 μg/L 0,28 μg/L Na 0,1–0,5 μg/L 1,84 L/(μg ⋅ cm) 0,29 0,9972 0,01 μg/L 0,04 μg/L 0,11 μg/L Pb 8–80 μg/L 0,01 L/(μg ⋅ cm) 0,02 0,9951 0,01 μg/L 13,03 μg/L 39,09 μg/L K 10–50 μg/L 0,002 L/(μg ⋅ cm) 0,00 0,9966 3,20 μg/L 4,95 μg/L 14,84 μg/L Cr 5–25 μg/L 0,016 L/(μg ⋅ cm) 0,02 0,9959 0,77 μg/L 2,37 μg/L 7,10 μg/L Zn 2–8 μg/L 0,06 L/(μg ⋅ cm) -0,03 0,9972 0,72 μg/L 1,13 μg/L 3,40 μg/L Ni 5–25 μg/L 0,003 L/(μg ⋅ cm) 0,00 0,9978 0,54 μg/L 1,74 μg/L 5,20 μg/L Cu 20–100 μg/L 0,01 L/(μg ⋅ cm) -0,11 0,9839 4,90 μg/L 18,83 μg/L 56,48 μg/L Co 1–5 μg/L 0,01 L/(μg ⋅ cm) 0,00 0,9998 0,03 μg/L 0,10 μg/L 0,30 μg/L 4.2 Mikroskopische Untersu- dem Einflüsse auf das Ökosystem der einmal mit 100-facher und ein zweites chung der Križna Jama Höhle festgestellt werden. Mal mit 400-facher Vergrößerung abge- rastert. Von sämtlichen Objekten wur- Das Wasser ist einer der diversesten Le- Zur Bestimmung dieser Eigenschaf- de mit einer Mikroskopkamera mindes- bensräume. Speziell in Höhlen können ten wurden Proben unter dem Licht- tens ein Bild gemacht (siehe Abb. 3). Das schon leichte Schwankungen in den Ei- mikroskop untersucht. Mit einer Ep- einheitliche Format der Deckgläschen genschaften des Wassers die Mikroflora pendorfpipette wurden 20 µl der Probe und Volumen der Probe sorgte hierbei entscheidend verändern. Man kann also entnommen und auf einen Objektträ- für eine Vergleichbarkeit der Messwer- durch die Untersuchung dieser Lebewe- ger (Ot) gegeben. Der Tropfen wur- te. War von einer eindeutigen Art eine sen Rückschlüsse auf die Eigenschaften de mit einem Deckglas abgedeckt. An- hohe Anzahl an Individuen vorhanden, des Wassers ziehen. Mit der mikrobio- schließend wurde das Präparat unter so wurden mehrere Beispielbilder ge- logischen Untersuchung können außer- dem Lichtmikroskop untersucht. Hier- macht und die Anzahl aller Objekte no- für wurde die Fläche des Deckglases tiert. Bei charakteristischen Bewegun- doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 6 gen oder anderen Auffälligkeiten wurde ein Video von dem Objekt aufgenom- men. Jedem Bild und Video wurden eine Kennziffer mit entsprechender An- zahl und ein vorläufiger Name zugeord- net. Nach Abschluss des Mikroskop- ievorgangs wurden die genauen Arten mit einem Bestimmungsbuch bestimmt [7]. Mit diesem Verfahren können Mik- roorganismen mit einer Größe von ca. 5 Abb. 4: Schema der im Boot verbauten Elektronik bis 500 µm gefunden werden. und der Verkabelung. 4.3 Chemische Verfahren zur Analyse einer gnesiumgehalt interessant, da diese Pa- Wasserhärte bestimmt (Vertrauensbe- Höhlenwasserprobe rameter eine Veränderung im Gestein reich 99,9%: 1,82 mg/L) [1][15]. andeuten können. Sämtliche Wasser- Im Gegensatz zu den biologischen Un- proben aus Slowenien wurden mit der 5. Selbstentwickelte tersuchungen des Wassers kann mit der Atomabsorptionsspektroskopie, photo- Methoden chemischen Untersuchung eine Mo- metrischen Verfahren, sowie mit einer mentaufnahme des Gewässerzustands Titration untersucht. Damit wurde das Um die komplexen Fragestellungen des erstellt werden. Dazu wurden unter Wasser auf 19 verschiedene Parameter Projekts zu beantworten, ist eine Viel- anderem Nährstoffe, weit verbreitete geprüft. Die Parameter, die untersucht zahl an speziellen Methoden, Abläufen Anionen und zahlreiche Metalle und wurden, sind in der Tab 1 dargestellt und Techniken entstanden. Dazu zäh- Schwermetalle untersucht. Außerdem und relevante Parameter zur Messung len die Bojen, die wir für die Unter- ist in der Höhle der Calcium- und Ma- angegeben. Zusätzlich wurde auch die suchung der Mikrobiologie der Höh- Abb. 5: Visualisierung des auf dem MIKA laufenden Codes. Dabei laufen auf dem Arduino Mega bis zu zwei Prozesse gleichzeitig ab. Dabei werden gleichzeitig die Sensoren ausgewertet und das Raumportal gesteuert. Der Raspberry Pi speichert die Daten des Arduino und des LIDARs. doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 7 le benötigten, aber auch eine erweiterte Prozesse von einem Mikrokontroller in der Luft befindlichen Kohlenstoffdi- Single-Rope-Technik zum Höhlenklet- (Atmega2560) und einem Raspberry Pi. oxids lassen sich Rückschlüsse auf den tern. Vor allem aber war das minimal Weil in Höhlen das GPS, worüber man Kalkreislauf ziehen. invasive Karst-Analyseboot MIKA ent- die Uhrzeit beziehen kann, aufgrund scheidend für das Projekt. der Abschirmung durch die Gesteins- Der Atmega2560 kommuniziert mit- decke nicht verfügbar ist, wird die Zeit tels verschiedener Protokolle mit der 5.1 Entwicklung des mittels einer digitalen Echtzeituhr ge- verbauten Messelektronik. Die mit Ab- Forschungsbootes messen. stand größte Verarbeitungszeit für eine Messung, mit Zeiten zwischen 600 ms Das MIKA wurde für den Zweck entwi- 5.1.2 Verwirbelungsfreier Antrieb und 900 ms besitzen die ICs zur Ver- ckelt, den Bedingungen einer Höhle ge- arbeitung der Signale der Elektroden. recht zu werden, sowohl in analytischer, Um Auf- und Verwirbelungen, welche Diese Verarbeitungszeit limitiert die mobiler als auch höhlenschützender Messergebnisse verfälschen können, Anzahl an Messungen am stärksten, Hinsicht. Dabei werden für die Auswer- zu reduzieren, nutzt das MIKA anstatt da sie nicht optimierbar ist. Also muss- tung im Labor Wasserproben entnom- einer Schiffsschraube einen Luftpro- te die Software für andere Komponen- men. Diese werden mit Echtzeitpara- peller. Die Luftschraube ist durch eine ten um diese Verarbeitungszeit herum metern ergänzt. Zudem kartographiert Lenkstange schwenkbar und besitzt ei- optimiert werden. So werden auf dem ein LIDAR-System Höhlenabschnit- nen Propellerschutz. Dieser schützt den Atmega2560 zu verarbeitende Prozes- te und zeichnet auf, an welchen Stel- Rotor vor Zusammenstößen mit der se dann ausgeführt, wenn gerade eine len Wasserproben entnommen worden Höhlenwand an Überhängen. Außer- Messung stattfindet. Schlussendlich sind (siehe Abb. 4). Bei der Konstrukti- dem schützt er vor versehentlichem Hi- werden für jeden Messzyklus die ge- on wurden Erkenntnisse zum Bootsbau neingreifen in den Propeller. Gesteuert messenen Daten in einer CSV-Datei ge- aus einer anderen Jugend forscht-Arbeit wird das MIKA mit einer im Modell- speichert (siehe Abb. 5). [12] berücksichtigt. bau üblichen Fernbedienung und einem auf dem Boot befindlichen Empfänger. Damit die Messwerte nicht verfälscht Aufgrund der geringen Anzahl an ge- Dieser steuert einen Servomotor zum werden, wird vor jedem Einsatz die nehmigten Befahrungen der Höhle war Schwenken der Lenkstange, den Motor- Sensorik kalibriert. Dazu wird auf es nötig, dass die Proben so unverfälscht treiber des Propellers und die Befehls- dem Atmega2560 eine Software instal- wie möglich entnommen werden konn- übergabe der Probenentnahme. liert, welche als Brücke zwischen einem ten. Weil die meisten Seen nicht durch Computer und den mit I²C steuerbaren Ufer miteinander verbunden sind, 5.1.3 Echtzeitmessungen von ICs dient. Die Elektroden werden mit- musste auf ein Schlauchboot zurück- Wasserparametern hilfe von Kalibrierlösungen kalibriert. gegriffen werden. Durch dessen Größe und die Paddelbewegungen wurde viel Neben den Wasserproben werden in 5.1.4 Wasserprobenentnahme mit Sediment und Schlamm aufgewirbelt. Echtzeit Daten über das Wasser erho- dem MIKA Das kann die Wasseroberflächenproben ben, um wichtige und in der Wasser- stark verfälschen. Die fehlenden Ufer analytik übliche Parameter konstant zu Der Apparat zur Probenentnahme be- erschwerten auch die händische Pro- erfassen. Diese Messungen werden von steht aus zwei Komponenten: Dem benentnahme. Hierfür eignet sich das dem Atmega2560 gesteuert. Ein Digital- Raumportal (siehe Abb. 6 und 7) und minimal invasive Karst-Analyseboot. thermometer misst die Wassertempera- dem Schlauchsystem. Das konstruierte Durch seinen Antrieb wurden Verwir- tur, vier weitere Elektroden überwachen Raumportal ist in der Lage, eine Kanüle belungen minimiert. Wasserparameter den pH-Wert, den gelösten Sauerstoff, in zwei Raumachsen parallel zur Was- wurden regelmäßig automatisch gemes- das Redoxpotential und die elektrische seroberfläche zu bewegen und die Ka- sen. Leitfähigkeit. Vor dem Atmega2560 nüle in ein Probenröhrchen zu stecken. sind ICs geschaltet, welche die Signale Die Kanüle gehört zum Schlauchsys- 5.1.1 Probenentnahme der Elektroden auswerten. tem, welches über eine Pumpe Höhlen- wasser transportieren kann. Um Kreuz- Die Entnahme von Proben wird halb- Die Elektroden werden mit BNC-Lei- kontamination zu verringern, spült sich automatisch gesteuert. Dabei gibt die tungen und voneinander getrennten das Schlauchsystem selbst, bevor eine steuernde Person mittels eines Schalters Stromkreisläufen geschirmt, um wech- Probe entnommen wird. Dazu wird einen Befehl zur Probenentnahme, wel- selseitige Störungen zu vermeiden. die Pumpe von einem Regler umgepolt; che dann automatisch abläuft. Gesteu- das noch im Schlauch stehende Wasser ert werden diese (halb-)automatischen Des Weiteren wurde ein CO2-Sensor fließt heraus und von der Probeentnah- verbaut. Aus dem An- bzw. Abstieg des mestelle kann neues Wasser nachflie- doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 8 Abb. 6: Das Raumportal auf dem MIKA. Abb. 7: Großaufnahme des MIKA. ßen. Ventile sichern dabei den korrek- hardwarenah programmiert sein. Um 5.1.5 Anpassung an die Höhle ten Fluss des Wassers. Anschließend das Raumportal zu bewegen, wird den und Instandhaltung wird ein wenig Wasser aus der Kanüle Schrittmotortreibern mit jedem Inter- in ein dafür vorgesehenes Spülröhrchen rupt ein kurzer Puls gegeben, bis die Die Schaltelektronik ist in wasser- abgelassen. Motoren an dem gewünschten Ort sind. dichten Boxen verbaut, damit Feuch- Damit die Pumpe läuft, wird dem Trei- tigkeit, Wasser und Schlamm aus Der Atmega2560 besitzt nur einen Re- ber der Pumpe der Befehl gegeben, in der Höhle nicht die Einsatzfähigkeit chenkern. Deshalb kann nur eine Auf- eine bestimmte Richtung zu pumpen. des Bootes gefährden. Ein Ausschal- gabe zur gleichen Zeit bearbeitet wer- Ermittelt wird die Anzahl an Zyklen ter für den auf dem Boot befindlichen den. Während einer Probenentnahme mit Hilfe der Interrupt-Frequenz und Raspberry Pi wird durch einen Mag- soll jedoch immer noch die Sensorik der Zeit, die die Pumpe Wasser fördern netschalter realisiert. Unsachgemäßes ausgewertet werden. Zu diesem Zweck soll. Diese Zyklen werden dann bis zur Ausschalten kann für Datenverluste wird für den Spülvorgang ein 16-Bit-Ti- bestimmten Anzahl mitgezählt. Bei Er- sorgen. Außerdem ist durch Kondens- mer genutzt. Ein solcher Timer kann reichen dieses Werts wird die Routine wasser besonders gefährdete Elektronik durch Mitzählen des Prozessortakts in unterbrochen, sodass mit dem nächsten mit Parafilm abgedeckt. Weitere Elekt- regelmäßigen Zeitabständen die Haupt- Schritt fortgefahren werden kann. Von ronik außerhalb der Boxen ist größten- routine kurz unterbrechen und Quell- der Fernbedienung kann man über den teils mit Plastidip vor eindringendem code ausführen, was Interrupt genannt Empfänger mittels eines Schalters ei- Wasser geschützt. Der Innenraum des wird. Aufgrund der hohen Interrupt- nen Impuls an den Atmega2560 senden. MIKA wird mit einer Plastikplane vor Frequenz, mit der der Code unterbro- Dieser startet darauf den Ablauf einer Spritzwasser geschützt. Energiekabel chen wird, muss der Atmega2560 sehr Probenentnahme. und Signalleitungen zwischen den Bo- Abb. 8: Eine mit dem LIDAR erstellte Karte vom Abb. 9: Karte der Grube Samson, aufgenommen mit Arbeitsraum des SFN (schwarzweiß) und ein dem LIDAR-System des MIKA. Grundriss des Raums (rot). Das MIKA wurde dabei auf einem Rollbrett bewegt. doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 9 xen und außerhalb verbauter Kompo- trägen zu starten oder zu stoppen. le Details zu erkennen, wie zum Beispiel nenten werden durch abgedichtete Ka- die Schnittfläche eines Risses, der durch belführungen geführt. 5.1.7 Vermessung einer Höhle Gitterstäbe vom Weg getrennt ist. Die mittels LIDAR Abbildungen 8 und 9 wurden mit der Mit Blick auf die besonderen Gegeben- BreezySLAM Bibliothek [37] erstellt. heiten einer Höhle sind ein um ca. 160° LIDAR ist ein Indoor-Navigationsver- schwenkbarer Scheinwerfer und zwei fahren zur optischen Abstandsmes- 5.1.8 Zuverlässigkeit des MIKAs verschiedene Signalleuchten an Steu- sung. Ein sogenannter LIDAR-Scanner er- und Backbord verbaut. Beides sind ist aufgebaut aus einem Laser-Distanz- Auf dem MIKA sind drei Arten von Maßnahmen, um der steuernden Person messer und einem Motor. Von ihm aus- Sensorik verbaut: Die überwachende das Lenken und Orientieren des MIKAs gegeben werden Polarkoordinaten, wel- Sensorik besteht aus Temperatur- und zu erleichtern. Mit 100 cm Länge und 33 che einen Querschnitt (Punktwolke) Luftfeuchtigkeitssensoren. Weiter gibt cm Breite lässt sich das MIKA über die der Umgebung ergeben. Will man aus es experimentelle Sensoren, wie das LI- Trageriemen auch über zu kletternde mehreren Punktwolken eine Umge- DAR und den CO2-Sensor. Beide sind Passagen tragen. Zudem lässt es sich so bungskarte erstellen und sich gleich- nicht missionskritisch. Somit liefern auch in enge, schwer zugängliche Stellen zeitig im Raum orten, nutzt man einen beide Geräte Werte, die zur Reprodu- manövrieren. SLAM-Algorithmus (Simultaneous Lo- zierbarkeit beitragen, beziehungswei- calisation and Mapping). Die Anwen- se nicht direkt zur Beantwortung der Zusätzlich zu den Echtzeitmessungen dung eines solchen Systems lohnt sich Fragestellungen notwendig sind. Die werden am Bug und in den wasserdich- an Orten wo Präzision und/oder Re- wichtige und missionskritische Senso- ten Boxen Lufttemperatur und Luft- aktionsfähigkeit auf die Umgebung ge- rik sind die am Heck verbauten Elektro- feuchtigkeit gemessen. Somit wird die fragt sind. Im speziellen Fall einer Höh- den. Sie messen relevante Parameter der Eruierung von Laufzeitfehlern leich- le eignet es sich zudem, weil das GPS Wasseranalytik mit einer hohen Fre- ter. Außerdem kann durch die wasser- nicht verfügbar ist, aber auch weil man quenz und sind somit unersetzlich. dichten Boxen ein Hitzestau entstehen. detaillierte Karten der Umgebung er- Wenn Bauteile überhitzen, führt dies zu stellen kann, ohne in das System einzu- Bei der hohen mechanischen Belas- einer Funktionsuntüchtigkeit, welche greifen. Es lassen sich mit dieser präzi- tung, die durch den Transport durch den Einsatz nachhaltig beeinträchtigen sen Lokalisation die Reproduzier- und eine Höhle entsteht, ist eine dauerhaf- kann. Deshalb wird hier zusätzlich mit Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicher- te Zuverlässigkeit nicht immer garan- Lüftern die Luft in den Boxen homogen stellen, während detaillierte Karten er- tiert. Zudem wird die Wahrscheinlich- verteilt. stellt werden, welche in vielen Fällen für keit von Wasserschäden durch die hohe solche Höhlen nicht existieren. Durch Luftfeuchtigkeit und von der Decke schwachen Wellengang kann jedoch die tropfendes Wasser erhöht. 5.1.6 Entwicklung eines Protokolls Präzision stark vermindert werden. Um für Atmega2560 und diesen Effekt auszuschließen, wird das Durch verschiedene Anstrengungen in Raspberry Pi System in zwei Rotationsachsen stabi- der Bauweise des Bootes soll die Zuver- lisiert. Das verbaute System dient so- lässigkeit erhöht und bei einem Ausfall Da der Raspberry Pi die Datensätze von mit außerdem einem konzeptionel- das Auffinden und die Behebung der Sensorik und LIDAR vereinen soll, um len Beweis für die Einsatzfähigkeit von Fehler erleichtert werden. das Zusammenfügen von Position und LIDAR-Scannern auf Wasser. Messwerten zu ermöglichen, müssen Während der Expedition haben sich Arduino und Raspberry Pi in der Lage Die hohe Luftfeuchtigkeit in der Križna technische Fehler in LIDAR-System sein, miteinander zu kommunizieren. Jama sorgte dafür, dass die Datenüber- und CO2-Sensor ergeben. Beide haben Die speziellen Anforderungen machten tragung des LIDARs gestört wurde. Um der hohen Feuchtigkeit nicht standge- es notwendig, ein eigenes, simples, auf jedoch das Potential eines solchen Sys- halten. Während der CO2-Sensor kom- UART basierendes Protokoll zu entwi- tems unter Beweis zu stellen, wurde es plett ausfiel, wurde die Übertragung ckeln. Der Raspberry Pi bekommt da- erneut abgedichtet und in der Grube von Daten des LIDAR-Systems mas- durch die Möglichkeit einen UNIX- Samson (Deutschland, Niedersachsen) siv gestört. Resultat sind überlappende, Zeitstempel zu erfragen, um seine getestet. Die Luft in der Grube ist genau fehlende oder schlichtweg fehlerhafte Zeitmessung mit dem Atmega2560 zu wie die der Križna Jama mit Feuchtig- Datensätze. Mehrere Versuche, die Da- synchronisieren, aber auch den Daten- keit übersättigt. Mit dem überarbeiteten ten wieder herzustellen, waren erfolg- fluss an Newline separierten CSV-Ein- System ließ sich eine Karte der Grube los. Die Messergebnisse der Feuchtig- erstellen (Abb. 9). Auf dieser sind vie- keitssensoren in den Boxen zeigten eine doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 10 Abb. 10: Großaufnahme einer Boje. Abb. 11: Schema der Boje. mit Wasser übersättigte Luft an, wes- der Grundidee, dass sich über mehrere Lichtmikroskop als Unterseite verwen- halb weitere Kondensatbildung durch Tage Objekte auf einer Oberfläche ab- det. Die Boje ist außerdem mit einer Aufheizen vermieden wird. Anders als setzen und dadurch ansammeln. Dafür Schnur aus Polypropylen verbunden, die experimentelle hat die missionskri- wird ein Objektträger für drei bzw. fünf mit welcher die Messstation an Fels- tische Sensorik den harschen Bedin- Tage im Wasser gelassen. Daraufhin vorsprüngen in der Höhlenwand (siehe gungen standgehalten. wird er herausgenommen und die Un- Abb. 12) befestigt wird. terseite gesäubert. Anschließend wird 5.2 Bojen mit einem Lichtmikroskop die Probe 5.2.3 Vorteile der Bojen untersucht. Die Bojen wurden für die mikrobiolo- Verglichen mit anderen Methoden der gische Untersuchung der Wasserläu- 5.2.2 Aufbau der Bojen Aufkonzentration bestehen mehre- fe eigens entworfen, um als minimal- re Vorteile. Erstens ist die Ansamm- invasiver Ersatz für Sedimentproben zu Neben der Problematik die Objekt- lung durch Sedimentation für Mikroor- dienen. Diese werden für gewöhnlich träger an der Höhlenwand zu fixieren, ganismen sehr viel schonender als z.B. für mikrobiologische Untersuchungen muss auch der Höhlenschutz beachtet Zentrifugation, durch welche Mikro- verwendet. werden. Dieser verbietet schwere Fixie- organismen derart beschädigt werden rungen wie z.B. Haken oder Schäden können, dass sie nicht mehr bestimm- 5.2.1 Notwendigkeit der durch Bohrungen. Deswegen müssen bar sind. Des Weiteren sind die Bojen Entwicklung eines die Messstationen möglichst kompakt leicht herzustellen, einfach zu trans- neuen Messverfahrens und schonend zu fixieren sein und den- portieren, kompakt zu lagern, schnell noch den Objektträger in einer kons- zu befestigen und vor allem minimalin- Die permanente Dunkelheit in der tanten Position und Tiefe halten. Eine vasiv, um den Höhlenschutz zu achten. Höhle unterbindet Photosynthese, was festgelegte Position ist einerseits wich- Zusätzlich befindet sich an den Objekt- die Anzahl an Mikroorganismen ge- tig für die Wiederauffindbarkeit und trägern sehr viel weniger Wasser als in ringhält. Um dieses Problem zu um- andererseits für eine eindeutige Zuord- herkömmlichen Proben, was zum einen gehen, entnimmt man für gewöhnlich nung der Messergebnisse. Die Notwen- Mikroorganismen in ihrer Bewegung Sedimentproben, da sich die wenigen digkeit einer kompakten Bauart ergibt einschränkt und sie zum anderen dar- Schwebstoffe dort absetzen und man sich aus den eingeschränkten Trans- an hindert sich – insbesondere bei nied- so mehr Material als in Wasserproben portmöglichkeiten in der Höhle. rigen Temperaturen – stark zu vermeh- erhält. Diese Form der Probenentnah- ren. me ist in der Križna Jama jedoch streng Als Auftriebskörper dient ein 50 ml durch den Höhlenschutz verboten, da Probenröhrchen. An diesem wird eine Einer der wohl wichtigsten Vorzüge ge- hierdurch die Naturbelassenheit der selbst gefertigte Objektträgerhalterung genüber händischen Proben ist die kon- Höhlenböden auf Jahre hinweg gestört mit einem Gummiband befestigt. In stante Tiefe der Objektträger, um eine wird. Die gewählte Funktionsweise dieser werden zwei Objektträger fixiert Vergleichbarkeit der Messwerte zu wah- der daraus resultierenden Messstatio- (siehe Abb. 10 und 11). Diese berüh- ren. Der Vorteil der Probenröhrchen nen basiert logischerweise ebenfalls auf ren sich mit jeweils einer Seite. Letzte- als Auftriebskörper besteht im Speziel- dem Prinzip der Sedimentation, also re wird später gesäubert und unter dem len darin, dass nach der Entnahme der doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 11 mungsarmen Bereich liegt (siehe Abb. 11). Zum anderen zeigt die freie Seite von Ot2 nach unten, während die des Ersten nach oben gerichtet ist und da- mit herabsinkende Objekte wesentlich leichter auffangen kann. Demnach sind Bojen nicht nur für die simple qualitative Bestimmung der vor- handenen Spezies, sondern auch für die Untersuchung der Konzentration an Organismen in Gewässern mit geringer Belastung den Sedimentproben überle- gen. Zusätzlich bieten sie eine für die Höhle schonende und dennoch zuver- Abb. 12: Eine unserer selbstentwickelten Bojen wird in der Höhle befestigt. lässige Messmethode. 5.3 Probenentnahme in Bojen aus dem Wasser die Objektträ- jektträger je nach Ortswahl eindeutige tiefen Schächten ger in dem Röhrchen gelagert werden Variationen in der Menge zeigen (zwi- können. Außerdem wird kein Sediment schen 13 und 513 gezählten Objekten), Um die Proben im Schacht Kittlova entnommen und der Höhlenboden ge- während die Wasserproben nur 4 bis 20 brezna und dem kleinen Schacht ent- schont. Eine mögliche Fehlerquelle ist, Objekte unabhängig von der Ortswahl nehmen zu können, muss man in den dass sich nicht nur mehr Mikroorganis- aufweisen. Bei Betrachtung der Mess- Schacht gelangen, wozu die beim Höh- men, sondern auch mehr Sediment und werte fällt auf, dass in schmutzigeren lenklettern übliche „Single-Rope-Tech- Verunreinigungen an den Objektträger Gewässern die Bojen einen Sättigungs- nik“ (SRT) genutzt wurde. Jedoch war anlagern. Diese können das Auffinden wert erreichen, da die Objektträger (Ot) bis zuletzt unklar, ob in der Kittlova von tatsächlichen Lebewesen erschwe- völlig bedeckt sind. Dies geschieht bei brezna unter der Abseilstelle Wasser ren, da sie die Organismen überdecken. den Wasserproben nicht. Folglich sind ist und wenn dort welches ist, wie tief Wasserproben besser geeignet für die es ist. Um auf diesen Fall vorbereitet zu 5.2.4 Vergleichsmessungen zur Untersuchung von stärker belasteten sein, wurde eine Methode entwickelt, Messdatenvalidierung Gewässern, in denen Bojen lediglich wie man am Seil hängend Wasserpro- zur qualitativen Bestimmung ausrei- ben entnehmen kann. Um die Effizienz der Methode zu über- chen würden. Allerdings liefern die Bo- prüfen, haben wir mehrere Messrei- jen besonders bei niedrigen Konzentra- Dazu wurde die Kletterausrüstung mit hen mit Proben und Bojen im Bugasee, tionen auswertbare Messergebnisse, da einer Tasche für Wasserproben und ei- der Fulda, der Ahne und im Wahlebach hier durch die größeren Mengen Mess- nem speziellen Probennehmer, dem rund um Kassel durchgeführt. Bojen fehler weniger ins Gewicht fallen als bei Selfiestick, erweitert. Der Selfiestick wurden für drei oder fünf Tage im Was- den niedriger konzentrierten Wasser- besteht aus einem Teleskopstab, an des- ser gelassen und bei ihrer jeweiligen proben. Folglich sind die Bojen für die sen Spitze ein aufgebohrter Probende- Entnahme wurde zusätzlich eine hän- Höhle geeignet, da dort eine geringe ckel befestigt ist. In diesen modifizier- dische Wasserprobe entnommen. An- Menge an Schwebstoffen vorliegt. ten Deckel kann man Probenröhrchen schließend wurde eine Untersuchung hineinschrauben und diese nach dem mit dem Lichtmikroskop durchgeführt. Ein weiterer erwähnenswerter Punkt beschriebenen Verfahren zur Proben- ist, dass sich auf Ot1 durchschnittlich entnahme nutzen. Sobald das Proben- Hierbei fallen folgende Eigenarten der etwa 2,5-mal so viel Material anlagert, röhrchen befüllt ist, wird es aus der Messmethode auf. Vereinzelt kommt es wie an Ot2 (siehe Abb. 11). Dies ist aller Halterung heraus geschraubt und mit vor, dass sich auch Sand und Schlamm Wahrscheinlichkeit nach auf zwei Fak- einem dichten Deckel versehen. auf dem Objektträger absetzen und die toren zurückzuführen. Zum einen be- Sicht erschweren. Dies schränkt die Un- findet sich die freie Seite von Ot2 fron- Durch den Teleskopstab hat der Selfies- tersuchung jedoch nur wenig ein und tal in der Strömung, was Sedimentation tick ein geringes Packmaß, was beim trat bei insgesamt 72 Messungen nur erschwert, während Ot1 von Ot2 abge- Klettern überaus praktisch ist. Zum selten auf. Auffällig ist, dass die Ob- schirmt in einem vergleichsweise strö- Entnehmen von Proben ist eine große doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 12 14 14 organischer Rest organischer Rest 12 Sediment 12 Sinterbarriere Sinterbarriere 10 10 Konzentration in 1/20µl Anzahl in 1/(3,24 cm2) 8 8 6 6 4 4 2 2 0 0 358 558 758 958 1158 1358 1558 335 535 735 935 1135 1335 1535 Distanz vom Eingang in m Distanz vom Eingang in m Abb. 13: Biologische Untersuchung der Abb. 14: Gefundene Zellreste auf den Bojen im Was-serproben. Es ist keine systematische Verlauf der Höhle. Abfall der Konzentration der Veränderung erkennbar. organischen Reste zwischen 1300 m und 1500 m Entfernung zum Eingang sowie zwischen 950 m und 1250 m. Reichweite notwendig, welche der Sel- 6.1.1 Beobachtung See 1 die Messwerte chaotisch anstei- fiestick ebenfalls bietet. Auch außer- gen. Dort liegen die Werte durchgehend halb der Höhle wurde der Selfiestick oft Bei der mikroskopischen Auswertung hoch. zum Entnehmen von Proben an schwer der Bojen und Wasserproben wurden zugänglichen Stellen genutzt. Da man neben sporadischen Sedimentablage- 6.1.2 Diskussion nach der Probenentnahme wieder aus rungen ausschließlich Fragmente von dem Schacht heraus kommen muss, Lebewesen gefunden, deren schlechter Die Abwesenheit der Mikroorganis- wurde trainiert, wie man das Kletter- Zustand eine genaue Kategorisierung men ist mit dem Fehlen von Licht in equipment am Seil hängend für den verhindert. In der Höhle scheint es – Verbindung zu bringen, welches Pflan- Aufstieg umbauen kann. abgesehen von einigen bereits bekann- zenwachstum unterbindet und so auch ten makroskopischen Arten (Krebse, heterotrophem Leben die Nahrung 6. Ergebnisse der Messungen Würmer, Fledermäuse) – kein Leben zu entzieht. Denn anders als in anderen und Diskussion geben, welches sich unter dem Mikros- Schauhöhlen gibt es in der Križna Jama kop erfassen lässt. kein permanentes, künstliches Licht. Mit dem MIKA und unserer Kletter- methode wurden über 100 Wasserpro- Bei den Wasserproben ist kein Muster In der Križna Jama ist kein Leben in der ben entnommen, mit denen über 1000 erkennbar (siehe Abb. 13). Bei den Bo- Größenordnung zwischen 5 und 500 biochemische Messwerte erhoben wer- jen hingegen zeigt sich eine Struktur, µm auffindbar. den konnten. Zusätzlich wurden 27 Bo- die mit den Sinterbarrieren der Höhle jen ausgelegt und unter dem Lichtmi- verbunden zu sein scheint (siehe. Abb. Für den Anstieg des organischen Ma- kroskop untersucht. Außerdem haben 14). Diese Barrieren sind in der Grafik terials an Sinterbarrieren gibt es meh- die Sensoren am Heck des Bootes ca. als graue Balken dargestellt. rere mögliche Erklärungen. Zum ei- 175.000 Messwerte erfasst. Diese erfolg- nen ist hier das Wasser flacher und der reiche Datenerhebung zeigt nicht nur Ab Kalvarija kommt es bis zur nächs- Strom beengt, wodurch die Strömungs- die Effizienz unserer Methoden, son- ten Sinterbarriere zwischen See 12 und geschwindigkeit steigt. Außerdem wird dern liefert auch genug Material, um 13 zu einem kontinuierlichen Abfall der der stetige Wasserfluss an den Barrieren mehrere, bisher unbekannte Aussagen Menge an organischem Material (Siehe unterbrochen, was Verwirbelungen zur über die Höhle und das Karstsystem zu Abb. 14, Distanz vom Eingang ca.: 1300 Folge hat. Zum anderen müssen an die- treffen. Diese Beobachtungen werden bis 1500 m). An dieser Barriere steigt sen Stellen Touristen die Boote verlas- nachfolgend beschrieben, diskutiert die Konzentration erneut und fällt im sen und teilweise mehrere Meter durch und die Schlussfolgerungen erläutert. folgenden Verlauf annähernd linear ab. das Wasser laufen, wodurch es ebenfalls Ab der darauffolgenden Barriere zwi- zum Aufwirbeln von Partikeln kom- 6.1 Regenerationsprozesse schen See 11 und 12 folgen im Wasser- men kann. Da beide Gründe den glei- in der Höhle lauf viele Sinterbarrieren, worauf bis zu chen Effekt haben und nur eben dieser doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 13 5 2,5 4,8 SO₄²⁻ Sinterbarriere Cl⁻ 4,6 2 Sinterbarriere 4,4 Konzentration in mg/L Konzentration in mg/L 4,2 1,5 4 3,8 1 3,6 3,4 0,5 3,2 3 0 335 535 735 935 1135 1335 1535 335 535 735 935 1135 1335 1535 Distanz vom Eingang in m Distanz vom Eingang in m Abb. 15: Sulfatgehalt des Jezerski rov im Bachverlauf Abb. 16: Der Chloridgehalt des Jezerski rov der Križna Jama. Der Verlauf zeigt vereinzelte verändert sich nicht deutlich im Bachverlauf Schwankungen. der Križna Jama. 30 8,4 NO₃⁻ Temperatur 25 Sinterbarriere Sinterbarriere 8,35 Konzentration in mg/L 20 Temperatur in °C 15 8,3 10 8,25 5 0 8,2 335 535 735 935 1135 1335 1535 335 535 735 935 1135 1335 1535 Distanz vom Eingang in m Distanz vom Eingang in m Abb. 17: Nitratgehalt des Jezerski rov im Bachverlauf Abb. 18: Temperatur des Jezerski rov im Bachverlauf der Križna Jama. Abgesehen von den Ausreißern gibt der Križna Jama. Der Anstieg erscheint aufgrund der es keine Veränderungen. Änderung um nur 0,07°C nicht signifikant, kann aber auch an dem in der Nähe befindlichen Eingang liegen. gemessen wurde, ist es nicht feststell- bar, welcher der beiden Faktoren über- 11,4 wiegt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit 11,2 ist eine Kombination dieser Umstän- de verantwortlich für die ansteigenden Konzentration in mg/L 11 Werte nach Barrieren. Demnach ist ein 10,8 eindeutiger Einfluss durch Höhlenbesu- 10,6 gelöster Sauerstoff cher nicht nachweisbar. Sinterbarriere 10,4 Ein Zusammenspiel aus mehreren Fak- 10,2 toren gibt es auch bei den sinkenden 10 Werten zwischen den einzelnen Barrie- 335 535 735 935 1135 1335 1535 Distanz vom Eingang in m ren, was ebenfalls in Abb. 13 beobachtet werden kann. Hier setzen sich Schweb- stoffe vermutlich einerseits am Grund Abb. 19: Sauerstoffgehalt des Jezerski rov im Bachverlauf der Križna Jama. Der Sauerstoffgehalt bleibt vor allem zwischen 500 m und ab, andererseits leben in der Höhle auch 1400 m konstant. mehrere heterotrophe Tierarten, wie doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 14 Tab. 2: Vergleich der Messergebnisse der Kittlova Brezna, des kleinen Schachts und des ersten Sees. Cl- Mg2+ Ca2+ Messstelle Ca/Mg in mg/L in mmol/L in mmol/L Kittlova Brezna 2,78 ±0,06 0,50 ±0,03 1,20 ±0,02 2,73 ±0,09 Kleiner Schacht 15,46 ±0,06 0,37 ±0,03 0,98 ±0,02 2,64 ±0,09 See 1 1,32 ±0,06 0,67 ±0,03 1,04 ±0,02 1,28 ±0,09 z.B. kleine Krebse, die um zu überle- 6.2.2 Diskussion fatgehalt steigt allerdings bereits im ben das wenige, organische Material im zweiten See an, weshalb er nicht direkt Wasser fressen müssen. Obwohl verschiedene Nährstoffe vorlie- auf den Tourismus zurückzuführen ist. gen, lässt sich in der Križna Jama kein Somit handelt es sich dabei um eine an- Die Höhle filtert durch Sedimentation Leben unter dem Mikroskop finden. dere, nicht feststellbare Ursache. das Wasser von Schwebstoffen, welche Die Hauptursache davon ist der Licht- jedoch an Sinterbarrieren durch Ver- mangel in der Höhle. Da es keine Änderungen im Wasserlauf wirbelungen und Tourismus teilweise gibt, ist es unwahrscheinlich, dass es in wieder aufgeschwemmt werden. Die durchgehend niedrigen Konzen- der Križna Jama im Jezerski rov einen trationen von Chlorid und Nitrat sind Zufluss gibt, der sich auf die chemische 6.2 Die Suche nach Zuflüssen ein Anzeichen für eine geringe Belas- Zusammensetzung des Bachs auswirkt. und touristischen Einflüssen tung des Wassers. Außerdem sind die Genauso ist ein Einfluss der Touristen Konzentrationen der Nährstoffe sowie auf das Wasser nicht nachweisbar, da es 6.2.1 Beobachtung von Natrium, Kalium, Chlorid und Sul- selbst im Eingangsbereich der Höhle zu fat recht gering (siehe Abb. 15–19), was keinen Änderungen kommt. In der Höhle ändert sich die chemische eine hohe Wasserqualität anzeigt. Zusammensetzung des Wassers nur ge- Das Fehlen des Phosphats lässt sich ringfügig, siehe Abb. 15–19. In Abb. Eine übermäßige Beeinflussung des durch die Phosphatausfällung erklä- 15, 16 und 19 sind Fehlerbalken einge- Wasserlaufes durch Tourismus würde ren (siehe 6.5 Phosphatausfällung). Da- arbeitet, diese sind jedoch nur gering- die Werte stark erhöhen. Ein Einfluss neben könnten die Werte auch auf die fügig größer als die Markierungen. Bis von Touristen würde sich vor allem im nicht vorhandene Mikroflora zurück- auf einzelne Schwankungen verändern ersten See bemerkbar machen. Der Sul- zuführen sein, die, wenn sie vorhanden sich die Konzentrationen nicht. Bei den Schwankungen und Ausreißern sind keine Zusammenhänge erkennbar. Je- doch steigt der Sulfatgehalt (siehe Abb. 19) im zweiten See, welcher in Fließrich- tung vor dem ersten See liegt, an. Sulfat, Magnesium, Calcium, Chlorid und Nitrat sind in der gesamten Höh- le nachweisbar, wohingegen sämtliche untersuchten Metalle abgesehen von Alkali- und Erdalkalimetallen nicht nachweisbar sind. Außerdem sind in al- len Wasserproben Nitrit, Phosphat und Ammonium nicht nachweisbar. Auch hier gibt es keine Veränderungen, die in der Höhle auftreten. Abb. 20: Kartierung der in der Kittlova Brezna entnommenen Proben. doi: 10.7795/320.202105
JUNGE wissenschaft 05 15 / 21 18 | Seite 15 Tab. 3: Messergebnisse in der Kittlova Brezna. Auffällig ist das Absinken der Härte, der Calciumkonzentration und der Nitratkonzentration von oben nach unten. Härte Ca2+ NO3- PO43- Cl- Messstelle Ca/Mg in mmol/L in mmol/L in mg/L in mg/L in mg/L KB5 1,96 ±0,02 1,39 ±0,02 2,42 ±0,09 9,61 ±0,69 nn 2,61 ±0,06 KB3 1,88 ±0,02 1,11 ±0,02 1,44 ±0,09 6,00 ±0,69 nn 2,75 ±0,06 KB2 1,65 ±0,02 0,98 ±0,02 1,45 ±0,09 5,11 ±0,69 nn 2,71 ±0,06 wäre, durch Verwesung Phosphat frei- absorbierende Wirkung auf die Zellres- 6.4.2 Auswertung setzen würde. te, zum anderen wird die Sedimentati- on durch die stärkere Strömung verhin- Die Änderung des Chlorid- und Calci- Alles in allem kann keine touristische dert, was wiederum die Konzentration umgehalts zwischen dem Dezmanov rov oder anders entstehende anthropogene der Schwebstoffe erhöht. Im See 14 sind und der Kittlova brezna lässt sich nicht Belastung der Höhle festgestellt werden. diese beiden Faktoren genau umge- durch das durchflossene Gestein erklä- Des Weiteren kann kein Zufluss zwi- kehrt, da der Kalkstein die Biomasse ren, was zeigt, dass sich dort ein Zufluss schen Kalvarija und dem ersten See ge- nur wenig absorbiert, was die Konzen- in den Hauptstrom der Höhle befindet. funden werden. tration erhöht. Durch die geringe Strö- mung wird jedoch die Sedimentation Da sich das Wasser auf der Strecke von 6.3 Geologische und biologische verstärkt. Somit ist die absorbierende ca. 150 m vom ersten See zum klei- Unterschiede zwischen der Wirkung der Umgebung auf die Zell- nen Schacht nicht so auffällig verän- Blata und dem Pisani rov reste wirkungsvoller als die Sedimenta- dern kann, hängt der Bach im klei- tion. nen Schacht vermutlich nicht mit dem Der Pisani rov zeichnet sich, genauso Hauptstrom, der von See 13 kommt, zu- wie der Jezerski rov, durch seine zahl- 6.4 Hydrologie im Eingangsbe- sammen. Diese Vermutung wird durch reichen Seen aus. Im Gegensatz dazu reich der Križna Jama einen niedrigeren Magnesiumgehalt, hat die Blata keine strömungsberuhig- eine geringere Härte und einen stark ten Bereiche, da hier der Bach durch 6.4.1 Beobachtung abweichenden Chloridgehalt im kleinen einen schmalen Graben durchgängig Schacht im Vergleich zu dem ersten See fließt. Außerdem besteht der Boden in In dem kleinen Schacht im Eingangs- bestätigt. Das zeigt, dass der Bach im der Blata überwiegend aus sehr feinem bereich der Križna Jama haben wir ei- kleinen Schacht nicht aus dem Jezerski Schlamm, während die Tunnel des Je- nen deutlich höheren Chloridgehalt als rov, dem Bach des ersten Sees, gespeist zerski rov und des Pisani rov nahezu in dem Hauptstrom der Križna Jama wird. vollständig aus Kalkstein und ein we- gemessen (siehe Tab. 2). In sämtlichen nig Dolomit bestehen. Da es deutliche Proben der Kittlova Brezna ist der Chlo- Aufgrund der geografischen Lage des geologische Unterschiede zwischen der ridgehalt erhöht. Der Calciumgehalt des kleinen Schachts wurde des Weite- Blata und dem Pisani rov gibt, soll un- Wassers im kleinen Schacht ist niedri- ren überlegt, ob der Bach im kleinen tersucht werden, wie sich das auf die ge- ger als im ersten See, während er in der Schacht der Zufluss zwischen dem ers- fundenen Zellreste auf den Bojen aus- Kittlova Brezna höher ist. In der Kittlo- ten See und der Kittlova brezna sein wirkt. va Brezna werden am nordwestlichen kann. Ufer des Sees erhöhte Nitratgehalte be- Auf der Boje im See 14 wurden mit obachtet, welche nach Südosten abfal- Durch eine Mischung des ersten Sees 7,5 ±1 mikrobiologischen Fragmenten len (siehe Abb. 20 und Tab. 3). Zwischen und des Bachs im kleinen Schacht kann mehr Zellreste als in der Blata (4 ±1 mi- dem ersten See und der Kittlova brezna der Chloridgehalt der Kittlova brezna krobiologische Fragmente) gefunden. entstehen große Veränderungen in der erklärt werden. Jedoch widerlegt der Menge an Chlorid und dem Verhältnis Calciumgehalt, dass der Bach im klei- Diese Differenz kommt vor allem durch zwischen Ca 2+ und Mg2+. nen Schacht der gesuchte Zufluss zwi- zwei Faktoren zustande. Zum einen hat schen dem ersten See und Kittlova brez- der Schlamm der Blata vermutlich eine doi: 10.7795/320.202105
Physik | Seite 16 Tab. 4: Vergleich der Nitrat-, Chlorid-, Calcium- und Magnesiumkonzentrationen im See 14, dem Markov rov und dem unkartierten Zufluss. NO3- PO43- NH4+ Cl- Ca2+ Mg2+ Messstelle in mg/L in mg/L In mg/L in mg/L in mmol/L in mmol/L unkartierter 3,64 ±0,69 nn nn 0,41 ±0,06 0,99 ±0,02 0,37 ±0,03 Zufluss Markov rov 22,46 ±0,69 nn nn 0,32 ±0,06 1,02 ±0,02 nn See 14 5,62 ±0,69 nn nn 1,02 ±0,06 0,84 ±0,02 0,92 ±0,03 na sein kann, wenn von einer Mischung Wie auch in der restlichen Höhle sind mal in die Blata läuft und einmal weiter ohne hydrochemische und thermische die Phosphatkonzentrationen in den zum Markov rov fließt. Des Weiteren ist Veränderungen ausgegangen wird. Da Proben recht gering, was mit den un- ein Zustrom in den Markov rov von dem der Bach im kleinen Schacht wahr- ter „6.6 Phosphatausfällung“ genannten Pisani rov bekannt. scheinlich nicht der Zulauf zwischen Beobachtungen zu erklären ist. dem ersten See und Kittlova brezna ist, Der Markov rov enthält sehr viel Nitrat muss es einen anderen Zufluss geben. 6.4.3 Diskussion und dem unkartierten Zufluss ähnliche Chlorid- und Calciumkonzentrationen Ein weiterer Zufluss zwischen dem Prelovšek ist sich sicher, dass ein Zu- (siehe Tabelle 4). Der Nitratgehalt, des Dežmanov rov und der Kittlova brezna fluss zwischen dem Dežmanov rov und Sees 14 und des unkartierten Zuflus- ist nicht bekannt, jedoch widersprechen der Kittlova brezna in die Höhle fließt ses liegen im für die Höhle üblichen Be- einige unserer Messungen in der Kittlo- [26]. Diese These des lokalen Höhlen- reich. Die Magnesiumkonzentration des va brezna (siehe Tab. 3) dieser Aussage. forschers können wir somit bestätigen. Markov rov liegt unter der Nachweiß- Sie zeigen, dass es in der Kittlova brez- grenze. na noch einen weiteren Zufluss geben Des Weiteren hat auch Prelovšek den könnte, da am nordwestlichen Ufer er- Bach im kleinen Schacht untersucht, Diese anfängliche Vermutung kann an- höhte Nitratwerte gemessen werden. wobei auch seine Messwerte auf einen hand der Messwerte nicht bestätigt wer- vom Hauptstrom unabhängigen Bach den, da der Markov rov im Vergleich zu Nach Prelovšek werden starke Änderun- hindeuten [26]. Der Bach im kleinen den beiden anderen Bächen kein Mag- gen der chemischen Zusammensetzung Schacht wird somit nicht aus dem Je- nesium enthält. Außerdem kann die Ni- des Bachs als Zufluss interpretiert [23]. zerski rov gespeist und fließt auch nicht tratkonzentration des Markov rov nicht Da bereits bekannt ist, dass es einen Zu- in den Hauptstrom der Križna Jama. durch eine Mischung vom Pisani rov fluss zwischen dem Dežmanov rov und und dem unkartierten Zufluss erzielt Kittlova brezna gibt, der den Chlorid- Der zweite Zufluss, der in die Kittlo- werden. gehalt erhöht und in allen Proben der va brezna strömt, fließt vermutlich am Kittlova brezna der Chloridgehalt be- nordwestlichen Ufer in die Höhle. 6.6 Phosphatausfällung reits höher als im ersten See ist, scheint dieser Zufluss sich schon mit dem Was- 6.5 Zuflüsse in der Blata Auffällig an dem Markov rov ist der hohe ser des Dežmanov rov vermischt zu ha- Nitratgehalt, während Phosphat nicht ben. Die räumlich begrenzte Änderung Aufgrund der geografischen Lage der nachweisbar ist (siehe Tab. 4). In Proben der chemischen Zusammensetzung ist Zuflüsse Markov rov und des unkar- von Zuflüssen, die durch Felder an der allerdings nur mit einem Zufluss zu er- tierten Zuflusses (siehe Abb. 1, auf der Oberfläche fließen, ist immer Phosphat klären. Doch anhand des Chloridge- rechten Seite) zwischen Kljuc und Mis- nachweisbar und die Konzentration ist halts ist auch deutlich, dass es nicht der nica wird vermutet, dass diese beiden deutlich höher als der Phosphatgehalt in Zufluss zwischen dem Dežmanov rov Zuflüsse verbunden sind. Beide müssen der Höhle. Hinzu kommt, dass der Ni- und der Kittlova brezna sein kann, der zwischen der Blata und dem Pisani rov tratgehalt außerhalb der Höhle teilwei- diese Änderung in der Chemie hervor- verlaufen, weshalb es wahrscheinlich se dem Nitratgehalt des Wassers in der ruft. ist, dass dieser Bach sich beim unkar- Höhle ähnelt (siehe Tab. 5). Außerdem tierten Zufluss aufteilt und dann ein- treten an der Oberfläche in diesem Ge- doi: 10.7795/320.202105
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