HORIZONTE - Gemeinsam den Klimawandel bewältigen 4 - 11 | DOSSIER - Comundo
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Juni 2 2021 HORIZONTE Fachleute im Entwicklungseinsatz 4 – 11 | DOSSIER Gemeinsam den Klimawandel bewältigen 4 | NICARAGUA 8 | ZOOM-GESPRÄCH 10 | SAMBIA Klimaschutz gegen Klima-Debatte Bäume pflanzen Abwanderung über den Ozean fürs Klima
Auf der elterlichen Farm von Israel Josué Ojeda Martinez in Guabo Kuba Okon Tope sortieren Familienmitglieder die Bohnenernte, die nicht durch Hurrikane oder durch Überschwemmungen zerstört wurden. 2 HORIZONTE Juni | 2021
E DITORIAL LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER GEMEINSAM LÖSUNGEN GEGEN DEN KLIMAWANDEL FINDEN I nnerhalb von zwei Wochen wurde Nicaragua im November 2020 zweimal von schweren Hurrikanen getroffen. Dabei wurden Felder und Weideflächen überschwemmt, zahlreiche Ernten von Kaffee, Rohrzucker, Erdnüssen, Reis, Mais und Bohnen wurden zerstört. Von diesen Produkten hängen die Ernährungssicherheit des Landes und ein grosser Teil seiner Exporte ab. Die von der Katastrophe betroffene Bevölkerung wird in den Hunger getrie ben und die Zahl der möglichen Klimaflüchtlinge wird sich verdoppeln. Schäden, die ein vertieftes Nachdenken über die Beziehung zwischen menschlichem Handeln und der Umwelt notwendig machen, wie die Klimatologin und Grüne Nationalrätin Valentine Python in ihrem Kommentar zum Gespräch zwischen zwei jungen Klimaaktivisten – sie Nicaraguanerin, er Schweizer – erklärt (s. Seiten 8-10). Schäden, die einen kollektiven Willen erfordern, um eine Verschlimmerung des Klimawandels zu verhindern und Lösungen zu finden, die einen Unterschied machen: die Verringerung der Anfälligkeit gegenüber Katastrophen, die Verbesserung des Umgangs und Schutzes der Umwelt und die Sicherstellung, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht auf Kosten der öko logischen Nachhaltigkeit geht. Mehrere Fachleute und Partnerorganisationen von Comundo nehmen sich dieser Herausfor derung an. Mit viel Engagement und Professionalität fördern oder unterstützen sie Umwelt projekte, in denen Kinder und Jugendliche eine zentrale Rolle spielen. Um die Landflucht aus den von den negativen Auswirkungen des Klimawandels betroffenen ländlichen Gebieten im Norden Nicaraguas zu verhindern, regen beispielsweise Ludovic Schorno und unserer Partnerorganisation ADDAC die Verbrei tung nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktionstechniken mit aktiver Beteiligung junger Kleinbauern/-bäuerinnen. Um nachhaltige Gemeinschaften aufzubauen, muss man früh anfangen: Deshalb bietet Impact Network, unsere Partner organisation in Sambia, mit Unterstützung der Fachperson Cora Jüttemann in mehreren ländlichen Grundschulen Um weltbildungsprogramme und Aufforstungsaktionen an. Corinne Sala, Programmverantwortliche Nicaragua und Leiterin Comundo Büro italienische Schweiz Titelbild: Meysi Nayeli Larios Duarte und Comundo-Fachperson Ludovic Schorno engagieren sich gegen die Auswirkungen des Klimawandels, die die Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Nicaragua besonders hart treffen. Foto: Kuba Okon HORIZONTE Juni | 2021 3
D OSSIER Eine bessere Zukunft für Nicaraguas Bauern Dürren, Überschwemmungen, veränderte Niederschlagsmuster, verheerende Stürme, Abholzung: Nicaragua ist durch den Klimawandel stark bedroht. Die direkt betroffenen Bauernfamilien suchen nach besseren Zukunftsperspektiven. Comundo-Fachperson Ludovic Schorno und die Partnerorganisation ADDAC stehen ihnen dabei zur Seite. Text: Philippe Neyroud, Fotos: Kuba Okon 4 HORIZONTE Juni | 2021
Ludovic Schorno sucht gemeinsam mit Israel Josué Ojeda Martinez (links im Bild) und seinen Eltern nach Zukunftsperspektiven für Kleinbauernfamilien angesichts des Klimawandels. HORIZONTE Juni | 2021 5
D OSSIER Israel: «Die von ADDAC vorgeschlagenen Alternativen sind aufwendig, verbessern aber langsam unsere Situation.» D ie Zukunft der Bauern im Norden Nicara- guas ist durch den Klimawandel bedroht. Comundo arbeitet daran, diesen Familien Ernährungssicherheit und Zukunftsper spektiven zu bieten: Fünf Comundo-Fachleute engagie- Produktion und der Einkommensquellen ausgerichtet sind. «Diese Massnahmen spielen eine zentrale Rolle für die Ernährungssicherheit der Familien und die Zukunft der jungen Menschen. Nur so können wir ver- hindern, dass sie ein vermeintlich besseres Leben in ren sich in verschiedenen Projekten, darunter der den Randgebieten der Städte oder im Ausland suchen. Freiburger Agronom Ludovic Schorno. «In Matagalpa Die Jungen werden in diverse Sensibilisierungsprojekte bewirtschaften drei Viertel der bäuerlichen Betriebe eingebunden und ausgebildet, beispielsweise in Mode- nur gerade 15 Prozent der kultivierten Fläche», sagt ration für das Gemeinschaftsradio. Das Ziel ist, dass sie Ludovic Schorno. «Und das wenige Land, auf dem sie selbst zu Akteuren des Wandels werden und Praktiken Kaffee, Bohnen, Mais oder Knollenfrüchte anbauen, ist in der landwirtschaftlichen Produktion, in Ernährung, stark von den Stürmen und Überschwemmungen be- Umweltschutz und Abfallbewirtschaftung vermitteln.» troffen: Im Jahr 2020 wurden 60 Prozent der Ernte ver- Ludovic Schorno, seit 2019 in Matagalpa, beobach- nichtet.» Die wissenschaftlichen Vorhersagen grosser tet eine wachsende Akzeptanz für agroökologische Temperatur- und Niederschlagsschwankungen weisen Praktiken. Die Bereitschaft der Bauernfamilien, Neues darauf hin, dass die Zukunft dieser Familien noch stär- zu lernen und die Beratung sowie technische und ker vom Klimawandel geprägt sein wird. materielle Unterstützung von ADDAC in Anspruch zu nehmen, ist da. Zusammen mit ADDAC bietet Ludovic Landflucht und Auswanderung verhindern ihnen eine umfangreiche Palette an Techniken und Hilfs- Um der betroffenen Bevölkerung praktische Lösun- mitteln, mit denen sie ihre Nahrungs- und Einkommens- gen an die Hand zu geben, engagiert sich Ludovic sicherheit sowie ihre Resilienz gegenüber den Folgen bei ADDAC, der lokalen Partnerorganisation von des Klimawandels stärken können. Gleichzeitig richtet Comundo, die seit 1989 mit den Bauern im Departe- er sich an junge Menschen, um sie für die Herausforde- ment Matagalpa eine nachhaltige landwirtschaftliche rungen des Klimawandels für ihre persönliche Zukunft Entwicklung fördert. Seien es biologische Landwirt- und die ihrer Gemeinschaft zu sensibilisieren. schaft, Diversifizierung der Produktion, Saatgut Unter ihnen sind die 20-jährige Informatikstudentin banken, Aufbau von Kooperativen, Kredite und Ent- Meysi Nayeli Larios Duarte und der 24-jährige Veteri- wicklung von Vertriebskanälen: ADDAC ist gut närtechniker Israel Josué Ojeda Martinez. Nayelis verankert und unterstützt rund 3'000 Familien. Familie baut auf acht Hektaren Mais und Bohnen an, In Zusammenarbeit mit ADDAC stärkt der Agronom die die Grundlage ihrer Ernährung bilden, während den agroökologischen Ansatz bei den Kleinbauern und Israels Familie auf 17 Hektaren Viehzucht betreibt. Mit vermittelt alternative Methoden und neue Kenntnisse, Ludovic sprechen die beiden jungen Leute über ihre Si- die auf die Verbesserung und Diversifizierung der tuation und ihre Zukunft im Kontext des Klimawandels. 6 HORIZONTE Juni | 2021
D OSSIER Nayeli: «Wenn nichts getan wird, wird meine Familie in die Stadt ziehen müssen, um zu arbeiten.» Horizonte: Was sind die Hauptauswirkungen des persönlich weitergebracht. Und ausserdem beteiligt sie Klimawandels? sich finanziell an meinem Studium. Nayeli: Früher waren die Jahreszeiten in El Rosario Israel: Ich kenne ADDAC seit meiner Kindheit. Sie ver- normal. Aber heute führen die Regenfälle in der Trocken- mittelt uns agroökologisches Wissen − etwa über den periode dazu, dass die Bohnen austreiben oder verfau- Einsatz von Dünger, wie der Boden wieder fruchtbar len. Ohne diese Ernte mussten wir unsere Pläne gemacht wird oder auch in unternehmerischen Belan- aufgeben. Wird Landwirtschaft vielleicht in Zukunft gar gen. Ihre alternativen Methoden haben es kleinen Be- nicht mehr möglich sein? trieben ermöglicht, besser über die Runden zu kommen Israel: In unserem Dorf, Guabo Tope, können wir uns als manch grösserer Betrieb. Die Umstellung ist zwar nicht mehr auf den Rhythmus der Jahreszeiten verlas- mit viel Aufwand verbunden, aber sie verbessert unsere sen. Also säen wir zu anderen Zeiten und in kleineren Situation Schritt für Schritt. Mengen, um das Ausfallrisiko zu senken. Und wir wäh- len jetzt Rinderrassen, die grosser Hitze standhalten Fühlt ihr euch voll und ganz als Akteure eures können. Schicksals? Nayeli: Ja, ich nehme an Gemeindeversammlungen teil, Wie seht ihr eure Zukunft? und bei ADDAC leite ich eine Gruppe mit jungen Leuten. Nayeli: Mein persönliches Ziel ist es, mein Studium zu Wir sensibilisieren in einem Gemeinschaftsradio für die beenden. Aber wegen des Klimawandels ist nichts mehr Umstellung auf ökologischen Landbau und führen Auf- sicher: Wenn nichts unternommen wird, so fürchte ich, forstungsaktionen durch. Und es funktioniert: Anders wird meine Familie keine andere Wahl haben, als in der als in anderen Dörfern gibt es bei uns immer Wasser! Stadt Arbeit zu suchen, weil auf dem Land nichts mehr Israel: Im Zusammenhang mit meinem Beruf setze ich zu machen ist. mich für das Tierwohl ein. Und ich nehme weiterhin an Israel: Wir sind auf dem falschen Weg: Viele Menschen ADDAC-Workshops zur sozialen und menschlichen Ent- holzen ab, und die Wasserquellen versiegen. Wir versu- wicklung teil: Es öffnet den Geist für andere Lösungen, chen, unsere Nachbarinnen und Nachbarn auf die Si und ich finde dadurch Strategien, die meine Ressour- tuation aufmerksam zu machen, aber unter dem wirt- cen und die meiner Familie stärken. ÷ schaftlichen Druck tun sie es trotzdem. Welche Unterstützung habt ihr von ADDAC erhalten? Nayeli: ADDAC ist eine grossartige Organisation. Sie hat INFO / VIDEO uns mit Setzlingen und mit Material für den Bau eines Hühnerstalls geholfen. Ihre Workshops zu Gewalt, www.comundo.org/schorno Gender, Umwelt- und Naturschutz haben mich auch Ludovic und die Jungen von ADDAC im Video! HORIZONTE Juni | 2021 7
D OSSIER Jetzt handeln – oder den Preis in der Zukunft zahlen Jacquelin Ruíz Sie müssen noch lange mit den Folgen des Klimawandels leben: Die Jungen von heute. Die Klimaaktivistin Jacquelin Ruíz aus Nicaragua und der Klimaaktivist Siro Pedrozzi aus der Schweiz erzählen, warum es notwendig ist, jetzt zu handeln. Siro Pedrozzi Text: Priscilla De Lima, Fotos: Zoom-Screenshots Siro Pedrozzi aus Mendrisio und Jacquelin tionen politischen Aktivismus betreibt. Ruíz aus Jinotega sind beide 18-jährig, en- Unser Ziel ist es, die Schweiz bis 2030 kli- gagieren sich in ihrer Region auf gesell- maneutral zu machen und Klimagerechtig- schaftlicher und politischer Ebene im keit zu gewährleisten. Kampf gegen den Klimawandel. Im von Jacquelin: Die Organisation Tuktan Sirpi för- Comundo organisierten und online geführ- dert Kinderrechte, darunter auch das Recht ten Gespräch tauschten sie sich über die auf eine gesunde Umwelt. Wir schaffen par- Situation in ihrer Wohngegend und über ihre tizipative Räume, in denen die jungen Er- Aktivitäten aus. wachsenen, Kinder und Jugendlichen die Akteure sind. Das Ziel ist, durch unser Han- Horizonte: Siro Pedrozzi und Jacquelin deln den Wandel zu bewirken. Ich selbst ge- Ruíz, was macht euch am meisten Sorgen höre einem Umweltnetzwerk an, zu dessen und was ist eure Motivation, gegen den Aktivitäten Wiederaufforstung, Recycling, Klimawandel aktiv zu sein? Bildungsdiskussionen und Sensibilisierung Jacquelin Ruíz: Unsere Region gehört zum zählen. Trockengürtel Nicaraguas. Das Land ist tro- cken und die landwirtschaftliche Produktion ist stark zurückgegangen: Früher hat jede Fa- | milie etwas für sich selbst angebaut, jetzt ist In der Schweiz handeln das nicht mehr möglich. Zwei Beispiele: Letz- tes Jahr haben wir durch die Wirbelstürme die Menschen aus Verant- Eta und Iota 60 % unserer Ernte verloren. Die wortungsbewusstsein. Stürme haben enorme Schäden verursacht, In Nicaragua geht es ums es gab sogar Todesfälle. Siro Pedrozzi: Im Gegensatz zu Nicaragua Überleben. ist unser Überleben in der Schweiz nicht direkt gefährdet. Für uns ist es eher eine | Frage des Gerechtigkeitssinns und des Ver- Was tut ihr in eurem Alltag gegen den antwortungsbewusstseins: Wir sind in ho- Klimawandel? hem Masse für den Klimawandel verant- Siro: Als Bewegung lehnen wir die Rhetorik wortlich, nicht nur durch unseren Konsum, der individuellen Verantwortung als Mittel sondern auch, weil viele multinationale Un- zur Bekämpfung des Klimawandels ab, da ternehmen ihren Sitz in der Schweiz haben objektiv gesehen die Unternehmen dafür und unser Finanzplatz stark am Klimawan- verantwortlich sind: Sie wussten schon vor del beteiligt ist. Wir müssen also unseren 50 Jahren, was passieren würde, taten je- Teil beitragen. doch nichts, um es zu verhindern. Aber na- türlich ist es auch wichtig, konsequent zu Was sind eure Aktivitäten und sein. Um ein paar einfache Beispiele zu nen- Aktionsformen? nen: Seit ich mich für das Klima engagiere, Siro: Der Klimastreik ist eine Bewegung, die esse ich kein Fleisch mehr, und ich versuche, vor zwei Jahren auf nationaler Ebene ent- möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln standen ist und mit Streiks und Demonstra- zu reisen und lokale Produkte zu kaufen. 8 HORIZONTE Juni | 2021
D OSSIER Jacquelin: Ich persönlich trage zum Um- hörden ausüben können, damit diese die be- Siro: Wir leben in einem kritischen Moment weltschutz bei, indem ich meine Umgebung stehenden Gesetze auch durchsetzen. der Menschheitsgeschichte: Jetzt entschei- sauber halte, Abfall trenne und mit gutem Siro: Ich würde mir wünschen, dass die Zu- det sich, ob der Klimawandel unumkehrbar Beispiel vorangehe. Die Frage des Reisens sammenarbeit mit Parteien, Gewerkschaf- sein wird oder nicht. Der Klimastreik hat stellt sich bei uns in Nicaragua weniger: Die ten und anderen Organisationen in zehn Jah- keine hierarchischen Strukturen, und ich meisten von uns benutzen keine privaten ren zu einer Mobilisierung der Bevölkerung denke, das ist eine Stärke, denn dadurch ent- Verkehrsmittel, wir haben weder Autos noch führt, damit sich die Schweiz auch interna- steht Spontaneität, Flexibilität und die Fä- Motorräder. tional gegen den Klimawandel einsetzt. higkeit, rasch auf Ereignisse zu reagieren. Die Jungen führen die Bewegung an, und es Was sind eure Wünsche und Hoffnungen Warum ist es wichtig, dass junge gibt viel Kreativität und Raum für neue für die Zukunft, mittel- und langfristig? Menschen sich fürs Klima engagieren? Ideen. ÷ Jacquelin: Ich hoffe, dass sich die Men- Jacquelin: Tuktan Sirpi als Organisation schen in zehn Jahren der Umweltzerstörung setzt sich dafür ein, dass Kinder und Ju- bewusst sind. Und ich hoffe, dass wir uns gendliche ihre Rechte wahrnehmen, dass dann umweltbewusst verhalten und dass sie Akteure ihrer eigenen Entwicklung und die zukünftigen Generationen entsprechend des sozialen Wandels werden, dass die Er- erzogen werden. Hier in Nicaragua gibt es wachsenen sie anerkennen und respektie- INFO / VIDEO zwar Gesetze zum Schutz von Flora und ren. Die Eltern sehen, dass ihre Kinder um- Fauna, aber sie werden nicht eingehalten. weltbewusst handeln, und das hilft ihnen, www.comundo.org/tuktansirpi Ich hoffe also, dass wir Einfluss auf die Be- selber auch ein Bewusstsein zu entwickeln. Erfahren Sie mehr direkt aus Nicaragua! Einschätzungen der Nationalrätin Valentine Python, Grüne Schweiz, zum Gespräch der beiden Klimaaktivisten Horizonte: Valentine Python, wie be Das heisst: Die jungen Aktivistinnen und Ak- urteilen Sie aus wissenschaftlicher und tivisten sollten jene wählen, deren Politik ih- politischer Sicht die Äusserungen von ren Werten entspricht. Jacquelin Ruíz und Siro Pedrozzi? Valentine Python: Die Unterschiede der Zum Abschluss: Was möchten Sie diesen Wahrnehmung des Klimawandels in der beiden Jugendlichen noch mitteilen? Schweiz und in Nicaragua sind offensicht- Valentine: Ich möchte ihnen sagen, dass sie lich: In Nicaragua sind die Folgen gewaltig sich nicht entmutigen lassen sollen, auch und bedrohen sogar Menschenleben. Wenn wenn die Politik sehr träge ist und noch eine Valentine Python die globale Temperatur um mehr als 2 Grad Riesenarbeit vor uns liegt. Es gibt viele Un- ansteigt, werden einige Gebiete nicht mehr gerechtigkeiten und Schwierigkeiten, aber bewohnbar sein, weil dort die Temperatur Welches Potenzial sehen Sie in der es ist nicht von der Hand zu weisen, dass höher sein wird als für den menschlichen Klimabewegung der Jugendlichen? immer mehr Menschen überall auf der Welt Organismus erträglich. Valentine: Sie haben Recht mit ihrem Akti- den Wandel wollen, es richtig machen wol- Aber Achtung: Auch in der Schweiz tre- vismus: Es ist absolut dringlich, entschie- len. Die Jungen müssen miteinander in ten Extremereignisse häufiger auf und die den zu handeln, wenn wir die Trendwende Kontakt treten, und in dieser Hinsicht gibt Unwägbarkeiten nehmen zu. Die Situation bei den Treibhausgasemissionen schaffen es viel Spielraum für Verbesserungen: Wir ist generell dramatisch, für den ganzen wollen, bevor es zu spät ist. Wir sind bereits hier im Norden müssen uns zum Sprach- Planeten: Wir stehen einem sechsten Aus- stark im Rückstand, und die Politik ist rohr des globalen Südens machen und sterben gegenüber. Das letzte fand vor 65 manchmal sehr weit von der faktischen dafür sorgen, dass er in der Debatte mit Millionen Jahren mit dem Verschwinden der Realität entfernt. In diesem Sinne sind die reden kann. Dinosaurier statt, verursacht durch einen Jugendbewegungen mit ihrer Energie, Ent- Meteoriten. Dieses Mal wird die Ursache lei- schlossenheit und Kreativität von fun der menschliches Handeln sein. damentaler Bedeutung. Aber wenn sie poli- Ermutigend finde ich, dass diese beiden tische Veränderungen wollen, müssen sie Jugendlichen, trotz der Unterschiede in der ihre Forderungen besser kanalisieren. Wir Bedrohungslage, ein Bewusstsein dafür ha- leben immerhin in einem demokratischen ben, dass es nur eine Menschheit gibt, die System, so unzulänglich es auch sein mag. kollektive Lösungen finden muss, um die Wenn man das erste demokratische Recht, INFO / VIDEO globale Erwärmung einzudämmen und sich nämlich das Wahlrecht, nicht nutzt, wird es www.comundo.org/aktivisten an ihre Folgen anzupassen. nie eine tiefgreifende Veränderung geben. Highlights der Debatte: Video anschauen! HORIZONTE Juni | 2021 9
D OSSIER Senioren engagieren sich fürs Klima Bäume, In der Schweiz setzen sich auch ältere Menschen gegen den Klimawandel ein. Vom Gang der Klima Seniorinnen durch die juristischen Instanzen bis zum politischen Vorstoss der Klima-Grosseltern in Freiburg: Seniorinnen und Senioren gehen neue Wege im Klimaschutz. Angeregt durch ein niederländisches Gerichtsurteil aus dem Jahr 2015 klagen 2016 die 2000 Mitglieder der Klima S eniorinnen und ihre Co-Präsidentin Anne Mahrer gegen die Schweiz, damit sich diese an das von ihr ratifizierte Pariser Klimaabkommen hält. «Das CO2-Gesetz, das am 13. Juni zur Abstimmung kommt, ist ein erster Schritt», kommentiert Anne Mahrer. «Aber es reicht nicht aus, um die Grundrechte der Bürgerin- nen und Bürger zu wahren: den Schutz des Lebens und der Gesundheit. Unser Recht muss klimafreundlicher werden», ist Mahrer überzeugt. Die 2016 beim Eidgenössischen Umweltdeparte- ment (UVEK) eingereichte Klageschrift wurde abge- Behutsam und unter Anleitung von Cora Jüttemann lehnt. Auch die Beschwerden am Bundesverwaltungs- pflanzen Kinder Mango- und Gliricidia-Bäume. gericht von 2017 und am Bundesgericht von 2019 blieben erfolglos. Deshalb legten die KlimaSeniorinnen sowie vier Einzelklägerinnen Ende 2020 beim Europäi- schen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg Zukünftig mehr Schutz vor Hitze und Beschwerde ein. Der Gerichtshof räumte der mehr Früchte zum Essen – zwei ganz Beschwerde Ende März dieses Jahres wegen der konkrete Effekte einer Baumpflanz «Wichtigkeit und Dringlichkeit der aufgeworfenen Fra- gen» Priorität ein. Ein erster Erfolg! aktion im Osten Sambias. Noch wich- tiger erscheint aber ein verändertes Generationenübergreifende Zusammenarbeit Umweltbewusstsein der nächsten Die 2019 gegründete Freiburger Gruppe Klima-Gross- Generation. eltern ist Teil einer 2014 entstandenen nationalen Text: Cora Jüttemann, Fotos: Ufulu Studios Bewegung. Zusammen mit den Jugendlichen des E Klimastreiks lancierte sie eine Volksmotion: «500 Mil lionen für klima- und umweltfreundliche Massnahmen im Kanton Freiburg». Ihr Sprecher, Jacques Eschmann, in lustiger Anblick: Knapp 70 Schülerinnen erläutert das Begehren: «Mit 800 Unterschriften fordert und Schüler der vierten und fünften Klasse die Motion, dass der Kanton diese Summe im Rahmen sitzen versammelt im Gras unter Bäumen. seines Vermögens von 1.1 Milliarden über 10 Jahre Versteckt hinter farbigen Stoffmasken hinweg in 5 Programme investiert: Gebäudesanierung, schauen sie erwartungsvoll in meine Richtung. Frau alternative Energien, nachhaltige Entwicklung, Klima- Mtonga, Herr Zulu, Elida und ich sitzen auf kleinen Holz- plan und Biodiversität.» bänken. An diesem Morgen bin ich zu Besuch an der Die Motion wurde im April 2020 im Staatsrat einge- Kathangwira Community School, einer ländlichen reicht und wird im Juni dieses Jahres dem Grossen Rat Schule im Osten Sambias. «Good morning everyone» vorgelegt. «Unsere Priorität ist heute die politische begrüssen Frau Mtonga und Herr Zulu mit lauten Stim- Lobbyarbeit», sagt Eschmann. «Seit der Einreichung men die Schülerinnen und Schüler. «Good morning, unserer Motion ist das Vermögen des Kantons um mehr Miss Mtonga and Mister Zulu» hallt es wie auf Kom- als 320 Millionen geschmolzen und ein Grossteil der mando zurück aus der Menge. «Heute haben wir Mittel ist bereits gesprochen. Aber es besteht dringen- Besuch von Impact Network. Sie werden uns zeigen, der Handlungsbedarf: Wir halten an unserem Ziel von wie wichtig Bäume für unser tägliches Leben sind!» 500 Millionen fest!» Dann übergeben die beiden Lehrkräfte Elida und mir Wie es weitergeht mit diesen zwei ambitionierten Vorhaben: das Wort; jetzt geht’s los. Warum sind Bäume wichtig? ➔ https://ainees-climat.ch/ Was bedeutet Abholzung? Und warum ist Abholzung ➔ https://gpclimat-fribourg.blogspot.com/ schlecht? Fragen über Fragen, die auf Elida und mich 10 HORIZONTE Juni | 2021
D OSSIER die Sambia verändern Projekt von Cora Jüttemann/ Impact Network Im Rahmen der Projektarbeit von Im- pact Network und Cora Jüttemann wird bis 2022 an rund 40 Schulen Umweltunterricht durchgeführt und bis zu 12’000 Bäume gepflanzt. Dies schafft neue Schattenplätze, schenkt den Schulen Früchte als weitere Nahrungsquelle und fördert das Umweltbewusstsein. Impact Network vermittelt zudem auch Themen wie Upcycling oder Water Harvesting (Sammeln und Wieder- verwerten von Regenwasser). Kleine Setzlinge, grosse Wirkung: Mehr Schatten und Früchte für die Schule. einprasseln und mit denen wir auch die Schülerinnen richtig pflanzt; sie sollen auch lernen, wie sich Abfall und Schüler konfrontieren. Unser geplanter Unterricht sinnvoll wiederverwerten lässt. Der plötzliche Wolken- an diesem Montag verwandelte sich schnell in einen bruch macht den letzten Schritt hinfällig – das Giessen lebhaften und interessierten Austausch. der Setzlinge. Die angeregte Diskussion lässt ein echtes Interesse Als ich von Isaac am Ende des Morgens wissen am Thema erkennen. Dabei stechen zwei Schulkinder möchte, was er heute besonders interessant fand, besonders hervor: Isabel und Isaac, beide aus der fünf- meint er nur: «Ich habe nicht gewusst, was uns Bäume ten Klasse. Dank ihrer Wissbegierde erzählen wir im- alles geben: gute Luft, Regen und Früchte zum Essen». mer mehr von der Bedeutung der Bäume, von den Ur- Und Isabel doppelt nach: «… und wenn wir keine Bäume sachen der Abholzung und im Besonderen von den mehr hätten, würden wir leiden. Wir brauchen mehr verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt in Sambia. Bäume in Sambia!». ÷ Pflanzen und Upcycling kombiniert Wie die meisten Schülerinnen und Schüler sind Isabel INFO / VIDEO und Isaac am Ende dieses Morgens nicht nur sehr nachdenklich, sie sind auch voller Tatendrang, etwas zu www.comundo.org/juettemann verändern. In Dreiergruppen leiten wir zum praktischen Kindern beim Baumpflanzen zusehen! Teil über: Unter genauen Instruktionen pflanzen die Mädchen und Jungen nun 24 Bäume (12 Mango und 12 Gliricidia). Schritt für Schritt demonstrieren wir, wie ein Baumsetzling richtig gepflanzt wird, was es dabei zu beachten gibt und wie man den Setzling vor äusse- ren Einflüssen wie Tieren schützt. Besonders beeindruckend finden die Schulkinder Vielen Dank für Ihre Spende! unsere Tipps und Tricks. So werden alte, aufgeschnit- tene Plastikflaschen im Handumdrehen zu einem wir- kungsvollen Schutz für die Setzlinge. Dass wir dabei Unsere Fachpersonen-Einsätze sind spendenfinanziert: zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, ist ein Postkonto 60-394-4 bewusster Lerneffekt, um auch Upcycling-Themen zu IBAN CH53 0900 0000 6000 0394 4 vermitteln: Die Kinder sollen nicht nur verstehen, wie Sie können auch schnell und einfach online spenden: wichtig Bäume zum Überleben sind und wie man diese ➔ www.comundo.org/spenden HORIZONTE Juni | 2021 11
Z URÜCKGEKEHRT «Das gemeinsame Tun überzeugte» Der Forstingenieur Jean-Robert Escher engagierte sich mit Comundo für die Regenwälder in den Philippinen. Er unterstützte die Einheimischen dabei, die Land- und Forstwirtschaft so zu « kombinieren, dass die Erträge gesichert und die natürlichen Wälder geschont werden können. Text: Jean-Robert Escher und Simone Bischof Lusti Unser Einsatz in den Philippinen von 2005 Wasserleitungen zur Bewässerung der Wiesen in unse- bis 2009 war für mich und meine Frau rem Heimatkanton Wallis. In jüngerer Vergangenheit Judit einzigartig. Wir haben die noch stark nahm allerdings der Raubbau an der Natur stark zu. ursprünglich geprägte Lebensweise im klei- Böden werden unter anderem durch den unsachgemäs- nen Dorf Sabangan im gebirgigen Norden der Philippinen sen Gemüse- und Maisanbau übernutzt und verlieren miterlebt. Das Leben war für uns fremd und doch fühl- ihre Fruchtbarkeit. Um neues Ackerland zu gewinnen ten wir uns auf besondere Weise aufgehoben, gerade und wertvolle Nutzhölzer zu ernten, werden natürliche auch als 2005 unser erstes Kind Ruben geboren wurde. Wälder immer weiter zurückgerodet – es ist ein Teufels- In dieser Region treffen verschiedenste kulturelle und kreis, den wir zu durchbrechen versuchten. politische Einflüsse aufeinander: indigener und christ- Als Forstingenieur arbeitete ich in einem Pro- licher Glauben sowie das amerikanisch geprägte gramm zum Schutz und der schonenden Bewirtschaf- Verwaltungssystem aus der Kolonialzeit sind flexibel tung der natürlichen Wälder mit. Durchgeführt wurde miteinander verwoben. So erstaunte es zum Beispiel dieses Programm vom Social Action and Development nicht weiter, dass eine Respektsperson einer indigenen Center (SADC) des Vikariats Bontoc-Lagawe. Das Gemeinschaft Mitglied im katholischen Kirchenrat war. Vikariat engagiert sich in dieser Region seit langem für die Menschenrechte und den Schutz der Natur. Die Den Teufelskreis durchbrechen Rechte der indigenen Gemeinschaften sind meist eng Der traditionelle Reisanbau mit seinen landschaftlich mit Landeigentumsfragen verknüpft. Wir haben des- wunderschönen, bewässerten Reisterrassen folgt seit halb die Entwicklung lokaler Landnutzungspläne jeher einem nachhaltigen Anbau-, Pflege- und Ernte- unterstützt, die sowohl die Bedürfnisse der Menschen Rhythmus. Die Zuteilung der Wassernutzungsrechte wie auch den Schutz der Nebel- und Regenwälder erinnert an die Nutzung der Suonen, der historischen berücksichtigten. Jean-Robert Escher vor der renaturierten Rhone in Visp. Seit seiner Rück- In den Philippinen setzte er sich kehr setzt er sich in der Region für den Natur- und Hochwasserschutz ein. für nachhaltige Waldnutzung ein. 12 HORIZONTE Juni | 2021
Z URÜCKGEKEHRT Neue Produkte als alternative Einkommensquellen In der gebirgigen Region ist es für die Menschen eine Herausforderung, ihr Überleben zu sichern. Kinder Comundo beendet Programm wachsen oft bei ihren Grosseltern auf, da die Eltern zum in den Philippinen Arbeiten in die Stadtzentren oder ins Ausland gehen. Wir haben die Familien dabei unterstützt, alternative Während 30 Jahren bildete das Philippinen- Einkommensquellen zu entwickeln, zum Beispiel mit Programm einen festen Bestandteil des der Herstellung und der Vermarktung neuer Produkte Engagements von Comundo. Vor drei Jahren wie Konfitüren, Fruchtsäfte oder biologisch produzier- fiel der Entscheid zum Rückzug aus Asien und tes Gemüse. Ich trug insbesondere dazu bei, unsere Ar- zur Konzentration der Projekttätigkeiten auf beit noch besser mit anderen Akteuren wie Behörden, die übrigen sieben Einsatzländer in Afrika und Universitäten oder NGOs zu vernetzen. Lateinamerika. Jean-Robert Escher gehört zu Es war wichtig, Partner sorgfältig auszuwählen, unseren rund 40 Fachleuten, die zwischen denn es kam vor, dass Mitarbeitende von Ämtern selbst 1985 und 2021 einen mehrjährigen Entwick- in illegale Abholzungen involviert waren. Um die lungseinsatz in den Philippinen leisteten. Die Korruption zu umgehen, haben wir direkt mit Frauen Sozialpädagogin Mona Schmidt kehrte und Männern in den Dörfern zusammengearbeitet. Anfang 2021 als letzte Fachperson nach Ihnen ging es nicht nur ums Geld. Sie wollten etwas Europa zurück. bewirken für sich und ihre Gemeinschaft. Es hat mich tief beeindruckt, wie sie sich trotz ihrer schwierigen Inhaltliche Schwerpunkte Lebensumstände ehrenamtlich einsetzten, damit sie Das Engagement wurde im Jahr 1985 in in ihren Dörfern eine Zukunft hatten. der Diözese von Malaybalay auf der Insel Mit unserer Begleitung bauten die Bäuerinnen und Mindanao von der Missionsgesellschaft Bauern zum Beispiel Kooperativen auf, um sich gegen- Bethlehem (SMB) aufgenommen. Um die seitig zu unterstützen und Erfahrungen auszutauschen. Jahrtausendwende übergab die SMB ihre Es handelte sich um ein ständiges Ausprobieren, wie operativen Tätigkeiten und damit auch die sich Landwirtschaft und Forstwirtschaft kombinieren Verantwortung für das Philippinen-Pro- lassen, so dass die Erträge gesichert und die natürli- gramm an die Bethlehem Mission Immensee chen Wälder geschont werden können. Diese Wälder (BMI), die seit 2016 eine Trägerorganisation sind im Zusammenhang mit dem Klimawandel sehr von Comundo ist. 1997 verschob sich der wichtig. Sie beherbergen zudem eine enorme Zahl an Schwerpunkt der Einsätze vom Süden ins seltenen Tier- und Pflanzenarten und spielen eine gebirgige Nord-Luzon. Inhaltliche Schwer- zentrale Rolle im Wasserhaushalt. So dämpfen sie die punkte des Landesprogramms waren nebst starken Niederschläge ab, was das Risiko von Hangrut- ökologischen Projekten das Empowerment schen und Überschwemmungen verringert. von Frauen, Gesundheitsaufklärung (z. B. zu Aids), Jugendarbeit, integrale Pastoral in Langfristige Entwicklung statt schnelle Erfolge kirchlichen Basisgemeinschaften, Korrup Die Verantwortung für die Umsetzung der Initiativen war tionsbekämpfung sowie Friedensarbeit mit stets bei den Einheimischen. Ihre Bedürfnisse bildeten indigenen Gemeinschaften. die Grundlage für unsere Aktivitäten. Diese partner- schaftliche Zusammenarbeit ist ein Grundprinzip von Comundo, das mich von Beginn weg überzeugte. Es handelt sich um eine Art der Unterstützung, die direkt bei den Menschen ankommt und eine langfristige Wirkung hat. Statt mit einem fixfertigen Projekt in die Philippinen zu reisen, konnte ich mir Zeit nehmen, die Interessiert an einem Menschen und ihre Bedürfnisse kennenzulernen. Was zählte, waren nicht möglichst schnelle Resultate, Einsatz mit Comundo? sondern Entwicklungsprozesse, die in Gang gesetzt wurden und die Menschen in ihrer Identität stärkten. Wir suchen laufend Fachleute für ein ein- oder Seit der Rückkehr aus unserem Einsatz bin ich wie- mehrjähriges Engagement in Afrika oder Latein‑ amerika. Unsere Stelleninserate finden Sie unter: der Projektleiter und Mitglied der Geschäftsleitung in ➔ www.comundo.org/weg-zum-einsatz unserem Umweltbüro in Visp. Auch hier ist es mir wich- tig, die verschiedenen Interessen aufzunehmen und Weitere Informationen erhalten Sie unter konstruktiv an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. 058 854 11 86, Theres Höchli, Wir waren seit unserer Rückkehr nicht mehr in den theres.hoechli@comundo.org oder unter Philippinen; aber die dort liebgewonnenen Menschen 058 854 11 87, Andreas Furrer-Küttel, sind mir immer noch sehr präsent.» ÷ andreas.furrer@comundo.org. HORIZONTE Juni | 2021 13
A KTUELLES «Die Digitalisierung verändert die PEZA grundlegend» Wie kann das Internet die Lebensbedingungen der Menschen im Globalen Süden verbessern? Diese Fragestellung und wie der digitale Wandel die Personelle Entwicklungs- zusammenarbeit (PEZA) beeinflusst, waren Thema der von Comundo mitorganisierten 6. internationalen Fachtagung mit rund 120 Teilnehmenden aus aller Welt. Text: Christa Arnet-Engetschwiler F ünfmal am Bildschirm blättern beziehungsweise mit der Maus auf den Pfeil klicken musste man, um alle Teilnehmenden zu Gesicht zu bekommen. Pandemiebedingt, Transformation anbietet. Brugger warnte beispielsweise davor, sich technologiever- liebt von den digitalen Möglichkeiten blen- den zu lassen und Entwicklungsprobleme lösen zu wollen, die sich in der Umsetzung förderlicher sei, Lehrpersonen auszubilden oder den Unterricht zu digitalisieren. «Fal- sche Frage», findet sie, «alle sollen am digitalen Wandel teilhaben und ihn mitge- stalten können. Viel mehr stellt sich die aber passend zum Tagungsthema der Digi- als nicht praktikabel erweisen. Frage, wie wir Digitalisierung zu marginali- talisierung in der PEZA, trafen sich Anfang Geraldine de Bastion begegnet im Bil- sierten Menschen bringen können.» Dazu Jahr die Branchenvertreterinnen und -ver- dungsbereich immer wieder der Frage, ob brauche es vertrauensvolle Partnerschaf- treter aus Bolivien, Sambia, Namibia, Öster- es in der Entwicklungszusammenarbeit ten und Allianzen mit lokalen und interna reich, Deutschland, der Schweiz und vielen tionalen Organisationen, die den Zugang weiteren Ländern des Nordens und des Sü- zu Infrastrukturen und Netzwerken ermög- dens online im virtuellen Konferenzraum. lichen sowie die längerfristige Zusammen- «Die Digitalisierung wird die Arbeit in der arbeit mit lokalen IT-Dienstleistern für den PEZA grundlegend verändern. Ziel dieses Lindau-Tagung Support und die Weiterentwicklung von Austauschs ist, digitale Trends ausfindig zu digitalen Angeboten. machen und sich von aktuellen Beispielen und konkreten Projekten inspirieren zu las- Menschliche Begegnung bleibt in der sen,» eröffnete Comundo-Geschäftsleiter PEZA zentral Erik Keller den Anlass, der im Zeichen der Kann digitale Entwicklungszusammen neuen Möglichkeiten von Technologie und arbeit über kurz oder lang die Anwesenheit Vernetzung stand. von Fachleuten vor Ort ersetzen? Digitalisie- In den Gesprächsrunden und Referaten rung ermöglicht es, zivilgesellschaftliche wurden vielschichtige Fragestellungen erör- Zusammenarbeit weltweit zu vertiefen und tert: Wie kann das Internet die Lebensbedin- zu vereinfachen. Gleichzeitig muss gungen vieler Menschen durch Zugang zu Digitalisierung gerecht und sicher gestaltet Wissen und zu neuen Formen der politi- werden, gerade in Kontexten, die von Kon- schen und ökonomischen Teilhabe verbes- flikten oder Shrinking Space (der Einschrän- sern? Wie können Bildungs-, Ernährungs-, kung zivilgesellschaftlicher Handlungs- Friedens- und Menschenrechtsarbeit und spielräume) geprägt sind. Letztlich ersetzt viele andere Vorhaben vom Einsatz digitaler Die internationale Fachtagung richtet digitale Zusammenarbeit aber nicht «echte» Technologien profitieren? Aber auch: Wie sich an Mitarbeitende der Personellen personelle Zusammenarbeit. Diese lebt von kann man verhindern, dass benachteiligte Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) der Begegnung zwischen Menschen, die im Menschen ohne Zugang zu Internet und und an Verantwortliche aus NGOs, selben Umfeld sind und die Erfahrungen und technologischen Ressourcen ausgeschlos- Politik, Verwaltung und Wissenschaft. Sorgen teilen. Dieser Konsens war unter den sen werden? Das von den Trägerorganisationen aus- Tagungsteilnehmenden unbestritten. gewählte Thema wird dabei von Per- Die thematische Auslegeordnung im Digitale Infrastrukturen und Netzwerke: sönlichkeiten aus Nord und Süd kritisch Verlauf der beiden Konferenztage brachte Zugang, Teilhabe und Mitgestaltung beleuchtet und im Plenum diskutiert. viele offene Fragen hervor, die Antworten In diesem Spannungsfeld bewegten sich Veranstalter sind die drei grössten darauf werden sich erst mit der Zeit erge- die Impulsreferate von Fritz Brugger, Senior PEZA-Organisationen im deutschspra- ben – einige davon vielleicht im Rahmen ei- Wissenschaftler am NADEL, Zentrum für chigen Raum − Comundo (Schweiz), ner nächsten PEZA-Fachtagung. Zum Entwicklung und Zusammenarbeit an der AGIAMONDO (Deutschland) und Tagungsabschluss winkten einhundert- ETH Zürich, und Geraldine de Bastion, Ge- HORIZONT3000 (Österreich). zwanzig Händepaare in die Bildschirmka- schäftsführerin der Beratungsfirma Kon- meras – das neue Applaudieren in digitalen nektiv, die Beratung zum Thema digitale Zeiten. ÷ 14 HORIZONTE Juni | 2021
A KTUELLES Trotz Corona in den www.comundo.org/agenda Einsatz INFO ENTWICKLUNGSEINSÄTZE Wir suchen laufend erfahrene Berufsleute aus ver- Was es heisst, in der aktuellen Pandemiesituation schiedenen Berufsfeldern, die mit Comundo einen Einsatzleistende zu rekrutieren, erklärt Theres ein- bis dreijährigen Entwicklungseinsatz in Latein- Höchli, die bei Comundo für die Gewinnung neuer amerika oder Afrika leisten möchten. Mit dem Besuch Fachleute zuständig ist. unserer Info-Veranstaltung machen Sie den ersten Schritt in einen Einsatz: Di, 6. Juli 2021, 18.30 Uhr, Horizonte: Wie gestaltete sich die Rekrutierung RomeroHaus, Kreuzbuchstrasse 44, Luzern. im Jahr 2020, als niemand wusste, wann neue Teilnahme auch per Livestream möglich. Fachleute ihren Einsatz starten können? Weitere Infos/Anmeldung: Theres Höchli: Die Situation im vergangenen Jahr war ➔ www.comundo.org/info-veranstaltung herausfordernd. Tatsächlich konnten wir zu Beginn der Pandemie nicht abschätzen, wann unsere neuen Fach- leute ihre Einsätze starten können. Diese Unsicherheit VORTR AG MIT FACHPERSON besteht bis heute. SABRINA MA ASS Es scheint, als hätte auch bei Comundo die Digitalisierung heute einen anderen Stellenwert als noch vor einem Jahr? Theres: Dies ist definitiv so. Neben virtuellen Bewer- bungsgesprächen über Zoom verlagerten wir auch unsere physischen Informationsveranstaltungen ins Netz, aktuell führen wir sie via Zoom durch. Wir planen ausserdem, ein Assessment vollständig online durch- zuführen. Über Freuden und Herausforderungen in ihrem Ent- wicklungseinsatz in Cochabamba, Bolivien, über die Wie hat sich die Ausbildung der Fachleute Stolpersteine bei der Einführung von Methoden des verändert? Qualitätsmanagements und vieles mehr wird Fach- Theres: Neue Fachleute absolvieren als Vorbereitung person Sabrina Maass während ihrer Veranstaltung berichten: Do, 1. Juli 2021, 18.00 Uhr, RomeroHaus, jeweils einen mehrwöchigen Kurs, der von Comundo Kreuzbuchstrasse 44, Luzern berichten. Anmeldung: mit Expert/-innen durchgeführt wird. Im letzten ➔ sabrina.maass@comundo.org November führten wir erstmals eine virtuelle Kurs woche durch. Die Erfahrungen waren mehrheitlich positiv. Weiter überlegen wir, wie wir die Kompetenzen der Fachleute im Einsatz in Webinaren fördern können. IMPRESSUM: HORIZONTE / HORIZONS / CARTABIANCA, 4 Ausgaben 2021, Abo-Preis CHF 20.–, ist in Ihrer Spende inbegriffen; Lesen Sie das Interview in voller Länge unter: Druckauflage: 35’700 Exemplare ➔ www.comundo.org/news Herausgeber: Comundo, Kreuzbuchstr. 44, CH–6006 Luzern, www.comundo.org, Tel. 058 854 11 00, kommunikation@comundo.org; Postkonto Comundo: 60-394-4, IBAN: CH53 0900 0000 6000 0394 4 Redaktion: Christa Arnet-Engetschwiler, Leitung; Simone Bischof Lusti, Dani Scherrer, Lina Aerni, Philippe Neyroud, Priscilla De Lima; Bild: Marcel Kaufmann; Gestaltung/Produktion: Medianovis AG, Zürich; Druck: Engelberger Druck AG, Stans Abonnieren Sie unseren Newsletter! Aktuell informiert sein über unsere Aktivitäten und Projekte ➔ www.comundo.org/newsletter facebook.com/COMUNDOluzern Theres Höchli während eines virtuellen Interviews. twitter.com/COMUNDOorg HORIZONTE Juni | 2021 15
« Wirkennengelernt, haben Comundo dank Pater Silvio Bernasconi als das Hilfswerk noch den Namen BMI trug: Uns gefiel, wie es organisiert war, es ging uns ans Herz. Seitdem haben wir viele Fachleute unterstützt und tun dies weiterhin. Annick und Errico, » die Comundo seit langem unterstützen Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Spenden aus der Schweiz Spenden aus Deutschland Comundo PostFinance, PC 60-394-4 IBAN DE14 6001 0070 0011 5877 00 im RomeroHaus, Kreuzbuchstrasse 44 IBAN CH53 0900 0000 6000 0394 4 CH-6006 Luzern | Tel. +41 58 854 12 13 spenden@comundo.org www.comundo.org Fachleute im Entwicklungseinsatz
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