ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW

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ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
Ansprechstellen im
                         Land NRW zur
                         Palliativversorgung,
                         Hospizarbeit und
                         Angehörigenbegleitung

Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen
Januar 2020 Ausgabe 82

Schwerpunkt:
ERINNERUNGEN
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82
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ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
Liebe Leserinnen und Leser,
                                     das Wort Erinnerung stammt verschiedenen Quellen zufolge aus dem Althochdeutschen, hier
                                     von „Innario“, dem Inneren. Es bedeutet: Jemanden oder etwas verinnerlichen, gewahr werden
                                     lassen. Für Trauernde ist Erinnerung wichtig, sie möchten tatsächlich die Verstorbenen
                                     verinnerlichen, sie in sich weiterleben lassen, wahr oder lebendig halten. Das gelingt ihnen,
                                     wie unsere Autorinnen und Autoren beschreiben, indem sie immer wieder über sie sprechen,
                                     Dinge aufheben, Symbole schaffen, Bilder oder Stimme bewahren.

                                     „Dinge der materialen Kultur“ nennt Thomas Klie die sichtbaren Erinnerungen, wie Kleidungsstücke
                                     oder Haarsträhnen, und rät, die Sprache der Dinge ernster zu nehmen als bislang. Symbole werden auf
                                     sehr unterschiedliche Weise geschaffen. Ein Beispiel beschreibt Martina Zimmer mit dem Erinnerungs-
                                     baum, durch den Trauernde ihre Verbundenheit mit dem Verstorbenen herstellen können. Fotos von
                                     stillgestorbenen Kindern, deren Abbilder so wichtig und wertvoll sind, weil der Moment des gegen-
                                     seitigen Erlebens so kurz war, sind nach Oliver Wendlandt das einzig Greifbare nach einem solchen
                                     Erlebnis. In unserem Interview mit Judith Grümmer wird deutlich, dass auch die Stimme ein wichtiges
                                     Element der Erinnerung ist, zumal die Stimme nicht reproduzierbar und etwas sei, das man als erstes
                                     vergisst. Ihr Beitrag macht zudem deutlich, dass nicht nur die Hörenden, sondern auch die Sprechenden
                                     durch eine Tonaufnahme Trost erfahren können.

                                     Erinnerungen sind wichtig und geben Halt. Wie unsere Beiträge deutlich machen, braucht es jedoch
                                     für tröstliches Erinnern zuweilen eine hilfreiche Hand. Nachdem die hospizliche Begleitung auch der
                                     Angehörigen inzwischen selbstverständlicher Bestandteil gesellschaftlicher Verpflichtung am Lebens-
                                     ende geworden ist, sollte vielleicht darüber nachgedacht werden, ob dies nicht auch für die Zeit nach
                                     dem Tod gelten könnte.
                                                                                                                      Ihre

                                                                                                                          Dr. Gerlinde Dingerkus

                                     INFORMATION                                          SCHWERPUNKT
                                                                                          ERINNERUNGEN

                                     4 Menschen in den letzten Phasen                     15 Relikte – Überbleibsel – Reliquien
                                       ihres Lebens Hoffnung schenken                        Die Bedeutung dessen, was bleibt
                                       Eine pflegerische Aufgabe                              Thomas Klie
                                         Margit Haas, Ines Kopp
                                                                                          17 Erinnerungsbaum
                                     7 Gesundheitliche Versorgungs-                           Martina Zimmer
                                       planung im regionalen Netzwerk                     20 Dein Sternenkind
                                       Ein Projekt für Nordrhein-                            Eine Fotografeninitiative
                                       Westfalen                                              Oliver Wendlandt
                                         Catrin Beu
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                                                                          23 Familienhörbuch – Ein Projekt
                                     9 Glück kommt vom Weinen                                für schwerkranke junge Eltern
                                         Marlies Winkelheide                                  Interview mit Judith Grümmer

                                                                                          26 Veranstaltungen
                                                                                          27 Impressum
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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    MENSCHEN IN DEN LETZTEN PHASEN
    IHRES LEBENS HOFFNUNG SCHENKEN –
    EINE PFLEGERISCHE AUFGABE
    MARGIT HAAS, INES KOPP

    H
              offnung gibt Lebenskraft und hilft, Heraus-   schaft. Dabei stehen meist Maßnahmen zur Bewäl-
              forderungen und schwierige Zeiten zu          tigung von körperlichen Einschränkungen und
              meistern. Trotz gesundheitlicher Ein-         Krankheiten im Vordergrund. Aber nicht nur alters-
              schränkungen empfinden hoffnungsfrohe         bedingte Gebrechen erfordern eine besondere
    Menschen häufig ein hohes Maß an Lebensqualität.        Unterstützung der Menschen. Auch chronische
    Im Forschungsprojekt „HoPe – Das Konzept der            Beschwerden und schwerste Erkrankungen mit
    Hoffnung in der Pflege alter Menschen“ steht            lebensverkürzender Auswirkung müssen berück-
    Hoffnungsförderung als pflegerische Aufgabe im          sichtigt werden. Ändert man den Blickwinkel, weg
    Mittelpunkt. An der Universität Trier widmet sich       von einer alters- und krankheitsbedingten Sicht-
    ein junges Team aus Pflegewissenschaftlerinnen          weise hin zu einer ganzheitlicheren, zu Saluto-
    und Studierenden unter der Leitung von Professo-        genese und Lebensqualität, stellt sich die Frage,
    rin Dr. Margit Haas diesem Thema und macht die          wie es betroffenen Menschen gelingt, trotz des
    Hoffnung zum Untersuchungsgegenstand.                   Verlustes körperlicher Funktionen, von guten
                                                            Lebensbedingungen sprechen zu können. Hoffnung
    Der demografische Wandel geht mit Herausforde-          als Energiespender wird in diesem Zusammenhang
    rungen an Gesellschaft, Politik und Gesundheits-        häufig genannt. „Hoffnung ist eine elementare
    systeme einher. Ein hochbrisantes Thema ist die         menschliche Erfahrung – eine Kraftquelle und wert-
    Versorgung unserer immer älter werdenden Gesell-        volle Ressource in allen Pflege- und Krankheitssi-
                                                                            tuationen.“ (Abt-Zegelin, 2009), so
                                                                            berichtet die Pflegewissenschaftlerin
                                                                            Abt-Zegelin aus ihrem Erfahrungs-
                                                                            schatz. Sie betont die Bedeutung
                                                                            einer hoffnungsfördernden Versor-
                                                                            gung alter und schwerstkranker
                                                                            Menschen, die sie als originär pfle-
                                                                            gerische Aufgabe sieht. Um dieser
                                                                            Aufgabe gerecht werden zu kön-
                                                                            nen, müssen sich Pflegende mit
                                                                            den Hoffnungsobjekten sowie den
                                                                            Hoffnungsquellen der zu begleiten-
                                                                            den Menschen auseinandersetzen.
                                                                                                                    Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                                                             Das Forschungsprojekt „HoPe“
                                                                             Die Untersuchung, die über zwei
                                                                             Jahre (2017-2019) in Rheinland-
                                                                             Pfalz durchgeführt wurde, verfolgte
                                                                             das Ziel, Hoffnungskonzepte von
                                                                             pflegebedürftigen Menschen ab 65
                                                                    Dialog   Jahren, die in Einrichtungen der
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Hoffnungsspaziergang Aufbruch zur Fuchsjagd

                                     Langzeitpflege oder zuhause leben, zu erforschen.      im Bereich Palliative Care. In der Palliativversor-
                                     307 Seniorinnen und Senioren in ambulanten und         gung und in der Hospizarbeit steht die Erhaltung
                                     stationären Pflegesettings der Regionen Trier und      sowie Förderung der Lebensqualität im Vorder-
                                     Eifel wurden zu ihren Hoffnungskonzepten befragt.      grund, sodass der Aspekt der Hoffnung hierbei
                                     Dadurch sollte die Ausprägung von Hoffnung sowie       elementar ist.
                                     hoffnungsfördernde und hoffnungshemmende
                                     Faktoren erkennbar werden. Des Weiteren wurde          Die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung
                                     gefragt, wie sich die Wohnform und pflegerische        • Hoffnung ist unabhängig von Alter und gesund-
                                     Situation auf das Hoffnungskonzept der alten Men-         heitlichem Status beziehungsweise Versor-
                                     schen auswirkt.                                           gungsbedarf und bleibt auch am Lebensende
                                                                                               präsent.
                                     Die Ergebnisse, die seit Juni 2019 vorliegen, bilden   • Elementare Hoffnungsquellen sind positive
                                     nun die Grundlage zur Entwicklung eines Schu-             Beziehungen zu Familienangehörigen und
                                     lungskonzeptes zur Förderung der Hoffnung.                anderen Menschen, Spiritualität sowie positive
                                     Professionell Pflegende sollen so befähigt werden,        und aufbauende Erinnerungen.
                                     die Ausprägung von Hoffnung zu erkennen und            • Hoffnung muss aus der Sicht der betroffenen
                                     gemeinsam mit alten Menschen und deren Ange-              Menschen erfasst werden.
                                     hörigen Maßnahmen zur Hoffnungsförderung zu            • Pflegende können durch ihre oft enge und ver-
                                     finden und umzusetzen und dadurch auch Lebens-            trauensvolle Beziehung zu alten Menschen und
                                     qualität positiv zu beeinflussen. Neben den primären      deren Angehörigen Hoffnung einschätzen. Da-
                                     Adressaten der Untersuchung, Menschen über 65             durch können sie den individuellen Hoffnungs-
                                     Jahre, lassen sich die Erkenntnisse ebenfalls auf         prozess durch Interventionen unterstützen.
                                     pflegebedürftige Menschen in den letzten Lebens-
                                     phasen übertragen. Denn auch in Bereichen der          Pflegestudierende als Hoffnungsschenker
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                     palliativen Versorgung und Begleitung spielt das       Ein „Projekt im Projekt“ war die Einbindung von
                                     Konzept der Hoffnung eine ebenso wichtige, wenn        Studierenden des Bachelor-Studiengangs Klinische
                                     nicht sogar noch bedeutendere Rolle. „Schwierige       Pflege der Universität Trier. So wurde Forschung für
                                     Situationen können nur ausgehalten werden in der       sie praktisch erfahrbar, wenn sie z. B. alte
                                     Hoffnung, dass sie sich ins Positive verwandeln.       Menschen interviewten und diese Gespräche
                                     Krankheit, Leiden und Sterben sind davon nicht         wissenschaftlich auswerteten. Aufbauend auf der
                                     ausgenommen.“ (Kränzle, 2017), so beschreibt es        Erkenntnis, dass positive und aufbauende Erinne-
                                     die akademisch qualifizierte Hospizmitarbeiterin       rungen und Zeit für Begegnungen hoffnungsför-
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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    dernd erlebt werden, entstand das studentische                     „Es ist eine Kunst, trotz verschiedenster einschrän-
    Projekt „Hoffnungsspaziergang“1. Ein Dialog von                    kender Leiden stets das Positive zu sehen. Wenn
    Alt und Jung, inspiriert von hoffnungsfrohen Foto-                 es Pflegekräften gelingen kann, den zu betreuen-
    grafien, erstellt und ausgewählt von Studierenden,                 den Menschen durch Hoffnungsförderung ein Stück
    angeregte Gespräche und eine entspannte Zeit –                     weit Lebensqualität zu schenken, ist das ein
    nicht weniger erwarteten die Studierenden, als sie                 bedeutsamer Fortschritt auf beiden Seiten der
    die Wanderausstellung „Hoffnungsspaziergang“ in                    Pflege. Das Schöne ist zudem, dass das vorhandene
    Einrichtungen der Langzeitpflege einrichteten. Die                 und geförderte Hoffnungskonzept eine Beständig-
    Resonanz war beeindruckend: Erinnerungen an                        keit zeigt, die sich kraftvoll bis in die letzten Lebens-
    glückliche Zeiten beim Betrachten von Landschafts-                 phasen auswirken kann.“ (Ines Kopp, Mitglied des
    bildern, interessierte Nachfragen und vor allem das                Forschungsteams)
    Wissen um das kostbare Geschenk der gemeinsa-
    men Zeit. Ein solcher Hoffnungsspaziergang könnte
    in angepasster Form auch in einem Hospiz Platz                                                          Prof. Dr. Margit Haas
    finden, um den positiven Gedanken nochmals                                                              Pflegewissenschaftlerin
    Raum und Bedeutung zu schenken.                                                                         an der Universität Trier,
                                                                                                            Fachbereich I, Fach
                                                                                                            Pflegewissenschaft
    Hoffnungsförderung als pflegerische Aufgabe                                                             haasm@uni-trier.de
    Das Wissen über die Bedeutung und die Wirkkraft
    von Hoffnung sowie Kenntnisse über individuelle
    Hoffnungskonzepte, d. h. darüber, was pflegebe-
    dürftigen Menschen an ihren Lebensorten Hoffnung
                                                                       © M. Haas

    gibt, dienen als Grundlage zur hoffnungsfördern-
    den Versorgung und Begleitung von Menschen in
    allen Lebensphasen. Das Schulungsangebot, das                                                           Ines Kopp, B.Sc.
    aktuell an der Universität Trier gemeinsam mit                                                          Studierende im
    professionell Pflegenden der jeweiligen Praxisorte                                                      Masterstudiengang
    entwickelt wird, berücksichtigt Rahmenbedingun-                                                         Interprofessionelle
    gen und hausinterne Besonderheiten. Es werden                                                           Gesundheitsversorgung
    sowohl Pflegende vor Ort als auch Angehörige                                                            an der Universität Trier
                                                                                                            s1inkopp@uni-trier.de
    dabei unterstützt, Hoffnung bei den ihnen anver-
    trauen Menschen zu erkennen und durch indivi-
    duell ausgewählte Interventionen zu bewahren und
                                                                       © I. Kopp

    zu fördern. Die so geschulten Pflegenden können
    als Multiplikatoren in ihren Teams fungieren und
    ihr Wissen z. B. an neue Kolleginnen und Kollegen
    oder Auszubildende weitergeben.
                                                                       Literatur
    Das Forschungsteam sieht in der Implementierung                    Abt-Zegelin, A. (2009). Hoffnung: Energiequelle in schwierigen
    des Schulungskonzeptes einen wichtigen Beitrag                         Zeiten. Die Schwester Der Pfleger, 48 (3): S.290-294.
    zur nachhaltigen Förderung von Hoffnung und                        Kränzle, S. (2017). Hoffnung. In: A. Riedel & A.-C. Linde, Ethische
                                                                                                                                             Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                                                           Reflexion in der Pflege (1): S.99-110. Berlin: Springer.
    Lebensqualität alter und auch sterbender Menschen
    und deren Angehörigen.

    1   Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Zegelin, die die-
        ses Konzept 2017 entwickelte und bereits in verschiedenen
        Einrichtungen umsetzte.
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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                                     GESUNDHEITLICHE VERSORGUNGS-
                                     PLANUNG IM REGIONALEN NETZWERK –
                                     EIN PROJEKT FÜR NORDRHEIN-WESTFALEN
                                     CATRIN BEU

                                                    an lebt nur einmal. Und ein stilvoller    tungen der Alten- und Eingliederungshilfe über

                                     M             Abgang gehört dazu. – so heißt es im
                                                   Film „Das Beste kommt zum Schluss“.
                                                   Die beiden schwerstkranken Patienten
                                     Edward Cole und Carter Chambers, gespielt von
                                     Jack Nicholson und Morgan Freeman, machen sich
                                                                                              mögliche zukünftige medizinische, pflegerische und
                                                                                              seelsorgerische Behandlungen informiert und ihnen
                                                                                              Hilfen und Angebote für künftige Lebenssituationen
                                                                                              aufgezeigt werden.

                                     nach dem Aus ihrer Krebstherapien auf den Weg,           Mit der Gesundheitlichen Versorgungsplanung für
                                     um ihre sogenannte „Löffel-Liste“ einzulösen. Eine       die letzte Lebensphase (§ 132g SGB V), kurz: GVP,
                                     Liste mit Dingen, die sie noch tun und erleben wollen,   soll gewährleistet werden, dass die medizinische
                                     bevor sie den Löffel abgeben.                            und pflegerische Versorgung und Begleitung
                                                                                              möglichst an den individuellen Wünschen und
                                     Trotz Krankheit strotzen die beiden vor Tatendrang,      Bedürfnissen der betroffenen Person ausgerichtet,
                                     um die verbleibende Zeit nach ihren eigenen              umgesetzt werden kann.
                                     Wünschen zu gestalten. Doch wie lässt sich sicher-
                                     stellen, dass der eigene Wille umgesetzt wird, wenn      Die Wünsche und Willensbekundungen können
                                     man als Betroffener selber nicht mehr in der Lage        sich auf unterschiedliche Situationen beziehen, in
                                     ist, um etwa auf die medizinische und pflegerische       denen eine Person nicht einwilligungsfähig ist und
                                     Versorgung Einfluss zu nehmen?                           somit nicht mehr gefragt werden kann, zum
                                                                                              Beispiel akut im Notfall oder dauerhaft durch
                                     Warum überhaupt Gesundheitliche                          Erkrankungen. In solchen Fällen müssen außenste-
                                     Versorgungsplanung?                                      hende Personen über die Behandlung auf der
                                     Immer mehr Menschen treffen heute mittels einer          Grundlage eines mutmaßlichen oder bestenfalls
                                     Patientenverfügung frühzeitig Entscheidungen             vorausverfügten Willens entscheiden und entspre-
                                     über mögliche, insbesondere medizinische und             chend handeln.
                                     pflegerische Maßnahmen für den Fall, in gewissen
                                     Situationen den eigenen Willen nicht mehr bekun-         So ermöglicht der §132g SGB V im Rahmen einer
                                     den zu können.                                           professionellen Gesprächsbegleitung, dass Men-
                                                                                              schen ihren Willen und ihre Wünsche entwickeln
                                     Für Menschen, die in stationären Einrichtungen der       und auf freiwilliger Basis dokumentieren können.
                                     Altenpflege und Eingliederungshilfe leben, ist die       Die dokumentierten Wünsche können jedoch nur
                                     Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte        erfüllt werden, wenn die verschiedenen Akteure der
                                     Lebensphase besonders wichtig. Denn oft möchten          Gesundheitsversorgung über den Willen der betrof-
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                     die Bewohnerinnen und Bewohner dort bis an ihr           fenen Person informiert werden und die Dokumente
                                     Lebensende bleiben. Um sicherzustellen, dass             aussagekräftig sind.
                                     ihren Wünschen und Bedürfnissen möglichst
                                     entsprochen werden kann, ist es wichtig, diese           Gute Umsetzung der Gesundheitlichen Versor-
                                     individuell zu ermitteln und zu dokumentieren.           gungsplanung durch regionale Vernetzung
                                                                                              Die Beratung und Dokumentation der Wünsche der
                                     Deshalb sieht seit 2015 der Gesetzgeber vor, dass        Bewohnerinnen und Bewohner reicht alleine nicht
                                     Bewohnerinnen und Bewohner stationärer Einrich-          aus, um eine gute Umsetzung des Bewohnerwillens
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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                                                                                     Vier Modellregionen wurden he-
                                                                                     rausgesucht, um herauszufinden,
                                                                                     welche Umsetzungsschritte zur
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                                                                                     Implementierung von GVP hilfreich
                                                                                     sind und um Kriterien für die
                                                                                     regionale Umsetzung von GVP zu
                                                                                     identifizieren. Aus dem Landesteil
                 zu gewährleisten. Denn GVP kann nicht allein von     Rheinland sind das die Region Bonn/Rhein-Sieg
                 den stationären Pflegeeinrichtungen umgesetzt        und die Städteregion Aachen mit dem Schwerpunkt
                 werden, da an der gesundheitlichen Versorgung        auf der Eifel und aus dem Landesteil Westfalen-
                 der Bewohnerinnen und Bewohner ganz unter-           Lippe eine städtische Region und eine ländliche
                 schiedliche Akteure beteiligt sind, etwa Hausärzte   Region. Darüber hinaus werden weitere Aktivitäten
                 und -ärztinnen, Ärzte und Ärztinnen anderer Fach-    und Modelle zur Umsetzung von GVP in NRW hinzu-
                 ausrichtungen, Therapeuten und Therapeutinnen,       gezogen.
                 Notärzte und -ärztinnen, Notfallsanitäterinnen und
                 - sanitäter, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende   In diesen vier Regionen sollen im Jahr 2020 Runde
                 aus dem Bereich der Hospizarbeit und Palliativver-   Tische stattfinden. In moderierten Arbeitsgruppen
                 sorgung und viele mehr.                              ermitteln Akteure aus allen an der GVP beteiligten
                                                                      Bereichen gemeinsam die spezifischen Bedarfe der
                 Auch wenn sich der Aufenthaltsort des Bewohners      jeweiligen Region. Zusammen soll am Aufbau von
                 bzw. der Bewohnerin ändert, beispielsweise durch     gemeinsamen Strukturen, Leitlinien und Lösungs-
                 die Aufnahme in ein Krankenhaus, sollte die          ansätzen gearbeitet werden. Ein wichtiges Thema
                 Umsetzung des Patientenwillens gewährleistet sein.   in allen Regionen sind GVP-Dokumente wie
                 Deshalb braucht eine gute Umsetzung von GVP          beispielsweise Krisen- und Notfallbögen.
                 gemeinsame, sektorenübergreifende Versorgungs-
                 prozesse und eine gesicherte Informationsweiter-     In überregionalen Treffen mit den beteiligten
                 leitung.                                             Akteuren aus den vier Projektregionen und Exper-
                                                                      ten und Expertinnen aus ganz Nordrhein-Westfalen
                 Regionale Vernetzung aktiv gestalten –               sollen die Erfahrungen der Runden Tische auf
                 Ein Projekt für Nordrhein-Westfalen                  Landesebene diskutiert und evaluiert werden.
                 Um genauer zu untersuchen, was nötig ist, um eine
                 sektorenübergreifende Implementierung von GVP        Ziele und Aussichten
                 im regionalen Netzwerk umzusetzen, führt ALPHA       Am Ende des Projekts steht die Erarbeitung von
                 NRW bis einschließlich 2021 das Projekt „Umset-      Empfehlungen, die Pflegeeinrichtungen und regio-
                 zung der Gesundheitlichen Versorgungsplanung für     nale Netzwerke in NRW bei der Realisierung von
                 die letzte Lebensphase (GVP) nach § 132 g SGB V      GVP unterstützen sollen.
                 im regionalen Netzwerk“ durch.
                                                                      Die aktive Zusammenarbeit in bestehenden oder
                                                                      neu gebildeten Netzwerken soll regionale Möglich-
                 Das Projekt                                          keiten zur Implementierung von GVP in den
                – Projektzeitraum: Juli 2019 - Juli 2021              Projektregionen über die Projektlaufzeit hinweg in
                                                                                                                           Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                – Auftraggeber: Ministerium für Arbeit,               Gang bringen und etablieren, damit der Wille und
                  Gesundheit und Soziales des Landes NRW              die Wünsche von Menschen in ihrer letzten Lebens-
                – Projektträger: Ansprechstellen im Land              phase zukünftig mit einer größeren Selbstverständ-
                  NRW zur Palliativversorgung, Hospizarbeit           lichkeit und Sicherheit umgesetzt werden können.
                  und Angehörigenbegleitung (ALPHA NRW)
                – Projektkoordination: ALPHA Rheinland                Projektstart in der Region Bonn/Rhein-Sieg
                  Projektleitung: Catrin Beu                          In der Region Bonn/Rhein-Sieg wird das Projekt
                – Weitere Informationen: www.alpha-nrw. de            gemeinsam mit dem Hospiz- und Palliativnetzwerk
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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                                     Bonn/Rhein-Sieg umgesetzt. Die Bundesstadt                Professor Dr. Lukas Radbruch, Lehrstuhl für Pallia-
                                     Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis unterstützen das            tivmedizin der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Uni-
                                     Projekt ideell.                                           versität und 1. Vorsitzender des Netzwerks Hospiz-
                                                                                               und Palliativversorgung Bonn/Rhein-Sieg freute
                                     So fand bereits Ende November im Ratssaal der             sich über die rege Teilnahme: „Dass so viele
                                     Stadt Bonn die Auftaktveranstaltung für die               Akteure aus den verschiedenen Bereichen der
                                     Modellregion statt. Rund 70 Personen verschiedener        Gesundheitsversorgung heute erschienen sind und
                                     an der Gesundheitsversorgung beteiligter Akteure          sich so engagiert an den moderierten Diskussionen
                                     aus der Region waren der Einladung gefolgt, um            beteiligt haben, zeigt uns, wie wichtig das Thema
                                     sich über das Projekt und eine mögliche regionale         in unserer Region ist und dass wir mit dem Projekt
                                     Vernetzung in den Runden Tischen ab 2020 zu               zur Umsetzung von GVP im regionalen Netzwerk in
                                     informieren.                                              Bonn/Rhein-Sieg auf dem richtigen Weg sind.“

                                                                                   Catrin Beu
                                                                                   Leiterin des Projekts „GVP regional“ für ALPHA NRW
                                                                                   Projektmanagerin und Redakteurin
                                                                                   GVP-Gesprächsbegleiterin
                                                                                   Ehrenamtliche Hospizbegleiterin
                                                                                   beu@alpha-nrw.de

                                     GLÜCK KOMMT VOM WEINEN
                                     MARLIES WINKELHEIDE

                                     I
                                           ch bin Noah, bin 10 Jahre alt und komme aus         Außerdem helfe ich, wenn eine Maschine von
                                           Aachen. Ich habe zwei Brüder, die beide im          Nathan piepst, dass ich es ausmache. Ich bringe
                                           Rollstuhl sitzen und nicht selbstständig laufen     auch manchmal Sachen zu Mama und Papa. Wenn
                                           können. Außerdem können Jonas und Nathan,           sie bei Jonas und Nathan bleiben müssen.
                                     so heißen nämlich meine Brüder, nicht sprechen.
                                     Manche Leute glauben, dass ich fast immer helfe,          Was andere Menschen sich oft nicht vorstellen kön-
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                     dabei helfe ich nur ein bisschen. Andere denken,          nen, ist für Kinder wie Noah Alltag. Es ist ihre
                                     dass ich und meine Eltern gar nicht Zeit zum Reisen       Lebensrealität. Es ist ihr Leben, ihre Zeit als Kinder,
                                     haben. Dabei haben wir viel Zeit zum Reisen, denn         sie werden nie eine andere haben. Und deshalb
                                     wenn wir in den Urlaub fahren wollen, bringen wir         sollten wir uns alle bemühen, sie so zu verstehen,
                                     Jonas und Nathan sozusagen in ein Hotel für behin-        wie sie verstanden werden möchten.
                                     derte Menschen, wo sie gepflegt werden. Manche            „Wir wollen nicht bemitleidet werden. Wir wün-
                                     Leute glauben auch, dass in unserer Familie viel          schen uns, dass wir gefragt werden, dass Interesse
                                     Traurigkeit ist, aber wir sind eine glückliche Familie.   gezeigt wird.“ (Aus dem Memorandum des
ERINNERUNGEN Schwerpunkt: Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - ALPHA NRW
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     Geschwisterrates der Janusz-Korczak-Geschwister-        wieder stellen.“ Eine lebenslang andauernde Frage,
     bücherei, 2013)                                         mit der sie sich immer wieder beschäftigen.
                                                             Wo finden Geschwister Räume für ihre Gefühle,
     Geschwister von Kindern mit Behinderungen und           ohne dass diese beurteilt werden? Wer versteht in
     lebensverkürzenden Erkrankungen sind einfühl-           ihrem Umfeld wie Schule oder Kita, warum ein
     sam, kennen viele Lebenssituationen, die andere         Geschwisterkind sich freut, wenn es in den Ferien
     nicht kennenlernen werden. Sie haben Schwestern         ins Kinderhospiz geht. Wer fragt da mit Interesse
     oder Brüder, deren Lebenssituation eine heraus-         nach? Wer versteht einen Jugendlichen, der über
     fordernde ist, die alle in der Familie betrifft. Wenn   seinen Bruder schreibt:
     sie von ihren Geschwistern sprechen, verwenden
     manche komplexe medizinische Diagnosen, möch-           „Mein Bruder Christian hat keine Fähigkeiten, die
     ten Nachfragen verhindern oder sich als Experten        wir sofort wahrnehmen könnten. Viele würden des-
     beweisen. Andere nennen auch keine Defizite, sie        wegen sagen, dass er nichts kann. (Na ja, wahr-
     beschreiben die Geschwister mit Worten wie:             scheinlich würden die meisten das aus Höflichkeit
     „Meine Schwester braucht viele Hände, um leben          nie sagen!) Aber das stimmt so nicht ganz. Er hat
     zu können.“ (Junge, 11 Jahre)                           zum Beispiel, obwohl er nicht sprechen kann, die
     „Meine Schwester atmet mit der Haut. Wir wissen         Fähigkeit, Menschen zu beruhigen. Ich habe es
     immer, wie es ihr geht.“ (Mädchen, 10 Jahre)            noch nie erlebt, dass sich zwei Menschen in Gegen-
     „Mein Bruder hat kein Tempo, aber er bestimmt           wart meines Bruders gestritten hätten. Wenn er im
     das Tempo von uns allen. Sein Gesundheitsstatus         Raum ist, gehen alle respektvoll und freundlich mit-
     entscheidet über unser Familienleben.“ (Junge, 14       einander um. Wie andere Menschen ihn wahrneh-
     Jahre)                                                  men, ist schier unglaublich. Ich glaube, jeder, der
                                                             meinen Bruder kennt, mag ihn. Alle sind nett zu
     „Ich komme in die Zwischenräume“, ergänzt er und        ihm. Ein ganz klein wenig macht mich das sogar
     beschreibt damit die Lebensrealität vieler Geschwis-    neidisch, wenn ich darüber nachdenke. Ich meine,
     ter. Sie wissen, dass die Lebensumstände ihrer          wer würde es nicht super finden, wenn alle ihn mö-
     Geschwister Priorität haben. Sie sind meist             gen würden? Christian schafft es, jeden Menschen
     verständnisvoll. Sie ziehen sich zurück, wollen ihre    ein wenig netter und die ganze Welt ein Stück bes-
     Eltern nicht zusätzlich belasten. Sie machen            ser zu machen. Er ist also, obwohl er in unseren
     dennoch auf sich aufmerksam. Meist wählen sie           einfältigen Maßstäben, sehr wenig kann, ein sehr
     eine besondere Sprache oder Aktionen, die als           einflussreicher Mensch. Christian schafft es auch,
     solche entschlüsselt werden müssen. „Da bin ich         denke ich, die Menschen zum Nachdenken zu brin-
     einfach mal weggelaufen. Sie sollten Angst um mich      gen. Und auf irgendwie eine Art, denke ich, bewun-
     haben.“ (Junge, 7 Jahre)                                dere ich ihn dafür - meinen großen Bruder.
     Manche werden leise, andere laut, manche schnell        (Tom, 16 Jahre. Christian, 20 Jahre. Aus Winkelhei-
     oder langsam in allem, manchmal als Gegenreaktion       de, 2017, 74)
     auf die Art der Fähigkeiten ihrer Geschwister. Manche
     verbieten sich auch, Dinge zu lernen, die ihre Ge-      Geschwister sind kleine große Brüder mit vielen
     schwister nicht können werden oder verlernt haben.      Erkenntnissen über das Leben in seinen verschie-
                                                             denen Formen. Geschwister sind die älteren
     Geschwister wissen oft nicht, wohin sie mit ihren       Schwestern, die gerne Zeit mit Geschwistern
                                                                                                                    Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

     Gefühlen sollen. Für manche finden sie keine Worte.     verbringen und auch Aufgaben übernehmen.
     Eifersucht auf so viel Zeit und Zuwendung für die       Geschwister lernen von ihren erkrankten Geschwis-
     Geschwister lassen sie nur ungern zu. „Unsere           tern, was im Leben mitunter alles auszuhalten ist,
     Geschwister können doch nichts dafür, dass sie so       und sie lernen verschiedene Erkrankungen, viele
     sind, wie sie sind.“                                    Untersuchungen, viele neue Menschen, auf die sie
     Da stellt sich eher die Frage: „Warum er und nicht      sich einlassen müssen, Ärzte, Krankenschwestern,
     ich? Ich weiß, dass mir niemand auf diese Frage         Pfleger kennen. Dafür haben sie großen Respekt
     eine Antwort geben kann, doch ich werde sie immer       vor ihren Geschwistern.
©G. Achtermann

                                     Sicher gibt es in ihrem Leben Situationen, die über-     Geschwister sind einzigartige Persönlichkeiten. Sie
                                     fordern – alle Beteiligten, nicht nur die Geschwister.   geben nicht auf, sie machen in ihrer Art stetig auf
                                     Das ist Leben. Niemand kann sagen, was sein soll,        sich aufmerksam. Sie möchten aber auch nicht
                                     nicht sein darf, zu viel ist, wo Eltern mehr achten      ausschließlich als Schwestern und Brüder gesehen
                                     sollen. In unserer Begleitung von Geschwistern           werden und auf diese Rolle reduziert werden.
                                     folgen wir den Gedanken von Janusz Korczak (jüdi-
                                     scher, polnischer Arzt, Schriftsteller und Pädagoge,     Geschwister brauchen geschützte Räume, in denen
                                     1878-1942):                                              sie das Gefühl haben, alles aussprechen zu dürfen,
                                     „Ich weiß nicht und kann nicht wissen, wie mir           ohne jemanden zu belasten: mit Geschwistern in
                                     unbekannte Eltern unter unbekannten Bedingun-            ähnlichen Lebenssituationen und Menschen, die
                                     gen ein mir unbekanntes Kind erziehen können –           sich für sie interessieren und sich mit ihnen auf den
                                     ich betone – können, nicht wollen und auch nicht         Weg machen, nach Antworten zu suchen. Dabei
                                     sollen.                                                  müssen diese berücksichtigen. „Geschwister sind
                                                                                              Experten in eigener Sache.“
                                     Ihr sagt: „Der Umgang mit den Kindern ermüdet
                                     uns.“                                                    Und an Eltern richtet sich der Wunsch von Geschwis-
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                     Ihr habt recht.                                          tern: „Seid bitte nicht eifersüchtig, wenn ich mit
                                     Ihr sagt: „Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt         anderen zuerst über das spreche, was mich
                                     hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen,       bewegt. Das ist nur ein Umweg. Ich weiß, dass ich
                                     beugen, kleiner machen.“                                 zu euch kommen kann, wenn mich etwas belastet,
                                     Ihr irrt euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern dass       aber ich kann das nicht immer. Ich will euch nicht
                                     wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Em-           verletzen.“ Geschwister wissen, dass es zu Hause
                                     porklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen        oft lediglich Momente ungeteilter Aufmerksamkeit
                                     stellen, hinlangen. Um nicht zu verletzen.“              geben kann. Wenn sie diese bekommen, ist es für
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                                                                                  dass es mich nicht getroffen hat?
                                                                                  Und auch: „Es ist unfair vom Leben,
                                                                                  dass ich mir all diese Gedanken ma-
                                                                                  chen muss, aber meine Schwester
                                                                                  hat sich das bestimmt nicht ausge-
                                                                                  sucht.“ (aus einer Geschwister-
                                                                                  gruppe)

                                                                                  Geschwister haben den Anspruch an
                                                                                  sich, gute Geschwister zu sein, für
                                                                                  die Zeit, in der sie mit ihren Geschwis-
                                                                                  tern leben. Sie würden gerne von
                                                                                  ihren Geschwistern selbst erfahren
                                                                                  können, ob das so ist oder was sie
                                                                                  anders machen könnten. Weil das
                                                                                  oft nicht so möglich ist, stellen sie
                                                                                  es sich vor und schreiben es für sich
 © L. Ebben

                                                                                  in Briefform auf:

                                                                                  „Liebe große Schwester,
                                                                                  du bist meine große Schwester und
              sie ausreichend, zu wissen, dass sie mit ihren       du denkst so viel an mich und über mich nach. Ich
              Anliegen gesehen werden, gleichwertig sind.          freue mich wirklich immer, wenn wir etwas zusam-
                                                                   men hören oder sehen. Das zeige ich dir hoffentlich
              Geschwister stellen viele Fragen, zum Beispiel:      genug. Manchmal bin ich einfach sehr müde und
              Was ist gerecht im Zusammenleben mit einem           kann mich nicht richtig darauf einstellen. Das ist
              behinderten, beeinträchtigten, chronisch oder        eben so und gehört zu meinem Leben. Du musst
              lebensverkürzt erkrankten, transplantierten          auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn du
              Geschwisterkind? Wofür bin ich wirklich verant-      mal keine Zeit für mich hast, verabredet bist, zu
              wortlich, und wofür fühle ich mich oft verantwort-   deinen Freundinnen gehst. Du weißt ja: Zu Hause
              lich? Wie erleben meine Geschwister mich? Wie        ist immer für mich gut gesorgt, ich bin nie alleine.
              kann ich das erfahren? Verrate ich meine Geschwis-
              ter, wenn ich nicht immer allen mitteile, dass ich   Wir müssen nicht so viele Worte machen. Wir
              einen behinderten Bruder, eine behinderte Schwes-    verstehen uns auf eine besondere Weise wie keine
              ter habe? Warum ist „behindert“ ein Schimpfwort?     zwei anderen. Wir haben unsere eigene Sprache
              Warum sehen so viele Menschen in meinem              als Schwestern. Klar, können wir manches nicht
              Geschwister nur die Katastrophe?                     machen, zum Beispiel uns gegen unsere Eltern
                                                                   verbünden. Du setzt dich für mich ein, das höre ich
              Geschwister müssen lernen, mit Fragen zu leben;      ja. Ich würde das auch für dich tun, wenn ich das
              unterscheiden lernen, auf welche Fragen es eine      so ausdrücken könnte, wie ich es möchte. Das
              Antwort geben kann; auf welche Fragen es sehr        weißt du hoffentlich.
                                                                                                                             Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

              unterschiedliche Antworten gibt, je nach Haltung     Ich bin froh, dich zu haben. Ändere nicht dein Leben
              und kulturellem oder religiösem Hintergrund des      wegen meiner Behinderung.
              Gegenübers.                                          Deine kleine Schwester“

              Und Fragen, auf die es nie eine Antwort geben        Geschwister begleiten Geschwister auf eine ganz
              kann, die dennoch immer wieder gestellt werden       eigene Weise und in allen Lebenssituationen, auch
              dürfen und gehört werden müssen – wie die von        in der Trauer nach dem Tod einer Schwester, eines
              Eltern auch: Warum wir? Darf ich glücklich sein,     Bruders und in der Zeit danach – so, wie sie es
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                                     akzeptieren können und wollen. Geschwister stüt-      „Ich bin die, die ich bin durch die Tatsache, dass
                                     zen einander in eigenen Trauergruppen, bleiben        ich diesen Bruder hatte; ich habe sehr viel für mein
                                     mitunter auch Teil der Geschwistergruppen, der sie    eigenes Leben erkannt; Leben ist nicht nur
                                     vor dem Tod eines Geschwisters angehört haben.        Leistung. Leben ist lernen zu merken, dass andere
                                                                                           einen gerne haben.“
                                     Glück kommt vom Weinen
                                     Auf der Karte, die sich eine 16-Jährige nach dem
                                     Treffen einer Trauergruppe aussuchte, stand                      Marlies Winkelheide
                                     eigentlich „Glück kommt in Wellen.“                         www.geschwisterkinder.de
                                                                                               www.geschwisterbuecherei.de
                                     „Ja,“ meinte sie, „ich wollte es so lesen, denn ich
                                     habe viel geweint um meinen Bruder. Aber jetzt bin
                                     ich froh, dass ich einen Bruder hatte, dass ich

                                                                                                                                     © Randlkofer München
                                     Schwester sein durfte.“

                                     Letztlich können Geschwister an den Erfahrungen
                                     wachsen, die sie gemacht haben, wenn sie sich
                                     ihren Auseinandersetzungen stellen durften und
                                     konnten. Das abschließende Zitat spricht für sich.
                                                                                           Literatur
                                                                                           Korczak, J. (2018). Wie man ein Kind lieben soll. 17.aktualisierte
                                                                                               Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen.
                                                                                           Winkelheide, M. (2017). Mehr als Worte. Geest-Verlag, Vechta.
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                                        „Das Kind wird nicht erst Mensch, es ist schon einer.“ (Janusz Korczak) Alle Menschen haben eine
                                        Würde, sind gleichwertig, auch wenn sie auf unterschiedlichen Stufen der Entwicklung sind. Das
                                        Kind mit Behinderung und das Geschwisterkind stehen auf einer Stufe, sind gleich viel wert. (Umset-
                                        zung des Künstlers H.E. mit Geschwisterkindern)
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                       © Grete Achtermann
ERINNERUNGEN             15

                                     RELIKTE – ÜBERBLEIBSEL – RELIQUIEN
                                     DIE BEDEUTUNG DESSEN, WAS BLEIBT
                                     THOMAS KLIE

                                     Ü
                                                 berbleibsel                               Kunstwort „Döstädning“ ist im Schwedischen eine
                                                 „Manchmal ist der Tod ganz handfest.      Wortkreation aus den Wörtern für „sterben“ und
                                                 Zum Beispiel, wenn es darum geht,         „Sauberkeit“ (englisch: „death cleaning“).
                                                 Zimmer, Wohnungen oder Häuser ver-        Magnusson will Menschen helfen, sich vor ihrem
                                     storbener Personen zu räumen. Was auf den ersten      Ableben auf die wenigen wichtigen Dinge zu
                                     Blick als „nur“ praktisches Vorhaben erscheinen       konzentrieren, die wirklich zählen – alle anderen
                                     mag, verbindet sich im Ernstfall oft mit aufwühlen-   Sachen soll man im Alter am besten planvoll selbst
                                     den Erfahrungen. Ein Arrangement von Dingen           entsorgen. Sie schreibt, dass ihr das sukzessive
                                     muss aufgelöst, eine Serie von Entscheidungen         Entrümpeln viel Freude bereitet und wunderbare
                                     getroffen werden. Was wird in den Müllcontainer       Erinnerungen zurückgebracht hat.
                                     befördert, was unbedingt behalten, was geht zum
                                     Neffen, zur Nachbarin oder ins Brockenhaus?“ –        Wahrscheinlich ist damit auch schon die Haupt-
                                     Mit dieser Szenerie leiten die beiden Herausgebe-     funktion individueller Habseligkeiten beschrieben:
                                     rinnen den Text ihres Katalogs zur Ausstellung        Erinnerung zu ermöglichen. Zu Lebzeiten sind dies
                                     „Die letzte Ordnung. Tote hinterlassen Dinge“ ein.    Erinnerungen an bestimmte Begebenheiten, und
                                     Die Ausstellung war bis Ende November 2019 im         nach dem Ableben sind es Erinnerungen an den
                                     Forum Friedhof in Zürich zu besuchen. In ihr geht     Verstorbenen.
                                     es um „Dinge“, die Menschen nach ihrem Tod
                                     zurückgelassen haben. Sie haben sie entweder          Reliquien
                                     vererbt, verschenkt, oder sie sind einfach in der     Kommt solchen Relikten, Überbleibseln oder Hab-
                                     Wohnung verblieben und wurden dann bei einer          seligkeiten auch die Qualität von Reliquien zu?
                                     Haushaltsauflösung „entsorgt“.                        Dieser Frage gingen Theologen, Religions- und
                                                                                           Kulturwissenschaftler auf der Tagung „Reliquien.
                                     Entsorgung – dieser typisch deutsche Euphemismus      Die Dinge, die bleiben“ nach, die vom 7. bis 9.
                                     bezeichnet weniger den unschönen Vorgang des          Oktober 2019 an der Universität Rostock stattfand.
                                     Aussonderns, Fortschaffens und Abtransportierens      Bei einer Bestattung ist es nicht nur die Erinnerung,
                                     als vielmehr den Endeffekt des Loswerdens: Man        die bleibt. Oft sind es auch Dinge der materialen
                                     muss sich keine Sorgen mehr machen über die Dinge,    Kultur, die sorgsam aufbewahrt werden: Fotos,
                                     die einst ein Leben bereichert und begleitet haben.   Souvenirs, Kleidungsstücke, Briefe. Vielfach wird
                                     Aus dem Blickfeld wird entfernt, was zuvor mit        auch ein Teil der Kremierungsasche diskret zuhause
                                     Bedeutung aufgeladen, mit Geschichte(n) versehen      in Erinnerungs- oder Miniurnen aufbewahrt. Diese
                                     und als Artefakt Bestandsschutz genoss. Da sich       können wahlweise auch mit Halsketten, Haarsträh-
                                     die Halbwertzeiten solcher Artefakte, Souvenirs       nen oder Erde vom Grab befüllt werden. Auch die
                                     und Lebensdinge empirisch zumeist nach der Zahl       sogenannten Erinnerungsdiamanten, die eine
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                                     der Umzüge bemessen, bei denen man sich nicht         Schweizer Firma aus einem Teil der Kremierungs-
                                     davon trennt, ist das, was bis zuletzt bei einem      asche erzeugt, stellen „Reliquien“ dar. Dinge, die
                                     geblieben ist, von ganz besonderem Wert.              bleiben.

                                     Die schwedische Autorin Margareta Magnusson           Übersetzt man das „Zurückgelassene“ ins Lateini-
                                     umreißt in ihrem autobiographischen Ratgeber das      sche, dann stößt man auf „reliquiae“. Reliquiae
                                     Phänomen des „Döstädning“, die Kunst, sein Leben      bezeichnete im klassischen Latein zunächst einmal
                                     nach und nach in Ordnung zu bringen. Das morbide      alles, was von menschlichen und tierischen Körpern
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     sowie deren Bestandteilen übriggeblieben war. Erst           Heiligkeit nur in der Form interpersonaler Kommu-
     im Christentum wurde dann dieser – an sich wertfrei          nikation. Heiligkeit ist ihnen eine performative
     beschreibende Begriff – heilsgeschichtlich aufgela-          Größe, die gerade nicht leiblich-dinglich zuhanden
     den.1 In römisch-christlicher Tradition sind Reliquien       ist. Reliquien sind also evangelisch schlicht nicht
     nun das von heiligen Personen Zurückgelassene.               der Rede wert.
     Mit dieser Neudefinition erlangte im Gegenzug na-
     türlich nicht alles, was von „normalen“ Menschen             Bei dieser religiösen Dichotomie könnte man es
     zurückgelassen wurde, den Status von Reliquien im            gut und gern bewenden lassen, wenn nicht in
     engeren, kirchlichen Sinne des Wortes. Denn im pro-          jüngster Zeit sepulkrale Phänomene in Erscheinung
     fanen Bereich sind übrig gelassene Habseligkeiten            getreten wären, die auch und gerade im säkularen
     nur für die Erben, die Beschenkten von Bedeutung             Bereich das Interpretament „Reliquie“ auf sich
     – oder für die Entsorger. Die Allgemeinheit zeigt sich       ziehen. Wenn die niedersächsische Mapapu GbR
     normalerweise nur wenig interessiert an privaten             aus der Kleidung von Verstorbenen Puppen als
     Resten – außer sie sind von besonderem Wert bzw.             Seelentröster herstellt („Mama-Papa-Puppen“), die
     von kulturellem Belang. (Man erinnere sich nur an            Schweizer Firma Algordanza aus dem Kohlenstoff
     das schwierige Erbe des 2014 verstorbenen Kunst-             der Kremierungsasche sog. Erinnerungsdiamanten
     sammlers Cornelius Gurlitt.)                                 produziert und auf Kindergräbern Kuscheltiere und
                                                                  Kinderspielzeug platziert werden, dann zeigt sich
     Im kirchlichen Kontext sind „Reliquien“ Dinge, die           hier eine spätchristliche, eher: nachchristliche
     kultisch verehrt werden, Dinge von religiöser Qua-           Renaissance von Reliquien. Diese säkularen Privat-
     lität, sakrale Gegenstände. Reliquien werden darum           reliquien betreten die kulturelle Bühne praktisch
     auch in Kirchen aufbewahrt, damit sie energetisch            in der Mitte zwischen katholischem Reliquien-Kult
     dort etwas von ihrer religiösen Präsenz abgeben              und privaten Lieblingsdingen. Es spricht viel dafür,
     an die Gläubigen. Reliquien, an die nicht geglaubt           dass uns in der Bestattungskultur Reliquien auf der
     wird, haben ein schweres Leben. Denn Reliquien               religionskulturellen Überholspur entgegenkom-
     leben von den Echtheitsvermutungen derer, die sie            men. Fände diese These Anhalt an der Wirklichkeit,
     zur Schau stellen sowie von den Devotionen derje-            dann müssen die Kirchen in Seelsorge und Beglei-
     nigen, für die diese Schaustellung religiös von              tung, bei Kasualien und Sakramentalien, vor allem
     Belang ist. Solange es Reliquien gibt, sind sie              aber auch in der Trauerarbeit die Sprache der Dinge
     eingebunden in die Verheißung von Authentizität.             ernster nehmen als bislang.
     Nur was echt zu sein glaubhaft machen kann, ist
     auch einer Verehrung würdig. Darum muss die Ver-
     heißung von Authentizität auch eigens verbürgt                                                    Prof. Dr. Thomas Klie
     werden – am besten natürlich von einer Institution,                                               Theologische Fakultät
                                                                                                       Universitätsplatz 1
     an deren Glaubwürdigkeit keinerlei Zweifel besteht.
                                                                                                       18055 Rostock
     Und die dann entsprechende Echtheitszertifikate
     ausstellt. Da Reliquien ihr Herkommen nicht von
     sich aus preisgeben, braucht es valide, am besten
     hochinstanzliche Beglaubigungen glaubhafter Drit-
     ter. Aber auch denen muss man natürlich Glauben
     schenken.
                                                                                                                                     Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                                                  Literatur
     Relikte                                                      Laube, S. (2011). Von der Reliquie zum Ding. Heiliger Ort – Wun-
     Der nicht-katholische Teil der Christenheit hat zu              derkammer – Museum, 204ff, Akademie-Verlag, Berlin.
                                                                  Magnusson, M. (2018). Frau Magnussons Kunst, die letzten
     heiligen Dingen aus theologischen Gründen kein                  Dinge des Lebens zu ordnen. S. Fischer Verlag, Frankfurt.
     ausgeprägtes Verhältnis. Für Protestanten gibt es            Süssmann, Ch., Staffelbach, C. (Hg.) (2019). Die letzte Ord-
                                                                     nung. Tote hinterlassen Dinge. Publikation anlässlich einer
     1 nach William W. Worden „Beratung und Therapie in Trauer-      Ausstellung vom 4.9.2018-28.11.2019 im Friedhof Forum
       fällen: Ein Handbuch“ und Roland Kachler „Damit aus mei-      Zürich, Zürich. „Brockenhaus“ ist die typisch schweizeri-
       ner Trauer Liebe wird“                                        sche Form eines Second-hand-Ladens.
ERINNERUNGEN                 17

                                     ERINNERUNGSBAUM
                                     MARTINA ZIMMER

                                     V
                                               iele kennen den „Ordner“, der Ideen-        Bürgermeister Thomas Görtz hatte tatsächlich
                                               schmiede oder so ähnlich heißt. Dort        einen Platz im geplanten Bibelgarten für unsere
                                               sind oft Gedanken, Bilder und Erzählun-     Trauerskulptur, die wir allerdings noch nicht weiter
                                               gen von verschiedenen Begegnungen zu        beschreiben konnten. Unsere Umsetzungsidee
                                     finden, die den Verfasser auf irgendeine Art und      musste sich erst noch entwickeln. Der einzige
                                     Weise inspiriert haben. So ist es auch bei mir        Wunsch von ihm war, dass sie ein Jahr später im
                                     gewesen. Eine Begegnung mit Martin Blankenhagen,      Mai zur Kurparkeröffnung aufgestellt sein müsse.
                                     ehrenamtlicher Hospizbegleiter und Kunstthera-        Ein sehr sportlicher Gedanke für uns und ein sehr
                                     peut aus Hessen, ließ die vielen Einzelideen zu       mutiger von ihm, kannte er das Ergebnis ja genauso
                                     einer großen Vorstellung verschmelzen. Seine          wenig wie wir.
                                     Projektidee war, rituelle Trauerskulpturen aus
                                     Metall zu erschaffen und diese in den öffentlichen    In unserer Trauerarbeit mit Kindern, Jugendlichen
                                     Raum zu stellen.                                      und Erwachsenen entdecken wir immer wieder bei
                                                                                           Gedanken an den Verstorbenen, dass sich ein klei-
                                     Sterben, Tod und Trauer aus der komfortablen          nes Lächeln im Gesicht breitmacht. Manchmal ist
                                     Tabuzone zu holen und in die Gesellschaft zu brin-    es eine liebgewonnene Gewohnheit, ein Hobby, die
                                     gen – die Gelegenheit bot sich uns 2018, als Xanten   Lieblingsspeise oder ein Ausflug, der sie besonders
                                     einen Kurpark plante. Ob der Bürgermeister wohl       erinnert. Trauer ist nicht nur traurig, sie hat viele
                                     ein offenes Ohr für unser Ansinnen hat, haben wir     Facetten. Neben dem Begreifen des Verlustes, dem
                                     uns gefragt. In Xanten wird unser Hospizdienst sehr   Entdecken und Ausleben der Gefühlsachterbahn,
                                     gefördert von Kirchengemeinden, verschiedenen         der Anstrengung der Neuorientierung ist es auch
                                     Einrichtungen für Kinder und Senioren, Geschäfts-     das Bewahren von Erinnerungen und Suchen einer
                                     leuten, dem Rathaus und Privatpersonen. Unser         neuen Verbundenheit.

                                                                                                                               Daphne (15 Jahre),
                                                                                                                               Fotoapparat:
                                                                                                                               Fotografieren war das
                                                                                                                               Hobby meines Vaters.
                                                                                                                               Wir haben auch zu
                                                                                                                               zweit viel Zeit damit
                                                                                                                               verbracht.
Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

                                     © Malteser
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     So wurde die Idee geboren, abweichend von den              werden und mit jedem würde er einzeln arbeiten.
     Kunstwerken von Martin Blankenhagen, dass die              Zu diesem Zeitpunkt hieß das werdende Kunst-
     Trauernden selbst als Experten die Skulptur mit            werk: „Trauer-Mut-Hoffnungsskulptur“. Genau wie
     eigenen Symbolen ihrer Verbundenheit mit dem               der Baum sollte sich der Name entwickeln, wie wir
     Verstorbenen herstellen sollten.                           später feststellen sollten. Zunächst haben wir die
                                                                Kinder und Jugendlichen aus unseren Trauergruppen
                                                                eingeladen, sich über ihr Symbol der Erinnerung
                                                                klar zu werden. Die Kinder haben es auf Papier
                                                                gemalt, die Jugendlichen haben sich im Linolschnitt
                                                                erprobt. Ganz wichtig war für alle, dass auch der
                                                                Name des Verstorbenen im Baum einen Platz finden
                                                                würde. Das brachte uns etwas in Besorgnis, wenn
                                                                jeder hinter seiner Erinnerung noch den Namen
                                                                schnitzen wollte, wie würde dann das Ergebnis am
                                                                Ende aussehen? Eine Lösung, die allen gefiel, wur-
                                                                de gefunden: Unten am Stamm würde Richard alle
                                                                Buchstaben des Alphabets hineinschnitzen, so
                                                                dass jeder Name des Verstorbenen lesbar wäre. Zu
                                                                dieser Idee kam noch eine weitere hinzu. Als
                                                                Hospizdienst wollten wir dem Ganzen einen Rah-
                                                                men geben, beginnend mit dem Alphabet am
                                                                unteren Ende und einem Freundschaftskreis an der
                                                                Baumspitze. Martin Blankenhagen war davon so
                                                                begeistert, dass er den Freundschaftskreis selbst
                                                                entworfen und gefertigt hat. Heute ziert die Baum-
                                                                spitze eine sie umschließende Menschenkette,
                                                                Hand in Hand. Sie ist ein Zeichen der Verbunden-
                                                                heit mit dem Verstorbenen über den Tod hinaus.

                                                                Der Stamm entwickelte sich allmählich zu einem
                                                                Erinnerungsbaum, jedes Kind und jeder Jugend-
                                                                liche wurde zur Werkstatt von einer ehrenamtlichen
     © Malteser

                                                                Mitarbeiterin/einem ehrenamtlichen Mitarbeiter
                                                                begleitet, mit Richards Unterstützung brauchten
                                                                sie etwa eine Stunde für das Hineinschnitzen ihres
                                   Erinnerungsbaum im Kurpark   Symbols.

     Wir entschieden uns für Holz, ein für viele schon          Unsere Arbeit sprach sich herum. Es kamen trau-
     bekanntes Material und eins, was sich im Laufe der         ende Kinder und Jugendliche zu uns, zu denen wir
     Zeit verändert so wie die Trauer auch. Unser               zuvor noch keinen Kontakt hatten. Aber auch
     ehrenamtlicher Mitarbeiter Richard Kerkhoff ist            Erwachsene wollten mitmachen. Da Trauer jede
                                                                                                                      Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

     Tischlermeister und besitzt eine große Werkstatt.          Altersstufe betreffen kann, haben wir unser Projekt
     Er war von der Skulpturidee sehr angetan und hatte         auch gerne für Erwachsene zugänglich gemacht.
     auch gleich Umsetzungsideen. So entschlossen wir           So zieren 22 Symbole den Baum: Bücher „weil
     uns für einen zwei Meter langen Eichenstamm, den           Mama gerne gelesen hat“, Carrera-Bahn, „weil ich
     er entrinden wollte. Eiche hat die Eigenschaft, dass       mit meinem Vater oft und gerne mit der Bahn
     das äußere Holz im Gegensatz zum Kern weich ist,           gespielt habe“, Schmetterling als Zeichen von
     sich also gut bearbeiten lässt. Um den ganzen              Leichtigkeit, Schönheit, Fröhlichkeit und Freiheit,
     Stamm herum könnten Erinnerungen geschnitzt                ein Symbol der Erinnerung an den verstorbenen
ERINNERUNGEN               19

                                                                                                         Weil die Baumarbeit mit dem Aufstellen im Park
                                                                                                         seinen Abschluss gefunden hat, finden Kurparkbe-
                                                                                                         sucher neue Möglichkeiten, Erinnerungen dort zu
                                                                                                         bewahren. Es wurden bemalte und beschriftete
                                                                                                         Steine dazugelegt. Es fällt auf, dass Besucher sich
                                                                                                         beim Betasten der Symbole über eigene Erinnerun-
                                                                                                         gen unterhalten.

                                                                                                         Unser Wunsch ist, dass der Erinnerungsbaum
                                                                                                         Ableger in anderen Ortschaften und Städten
                                                                                                         bekommt. Wie genau der eigene Erinnerungsbaum
                                                                                                         aussehen soll, dürften und sollten die Initiatoren
                                     © Johannes Lunenburg

                                                                                                         selbst entscheiden. Es ist wohl sehr hilfreich, mög-
                                                                                                         lichst viele Helfer ins Boot zu holen. Die Realisie-
                                                                                                         rung ist zeitintensiv – aber jede Mühe wert.

                                                                                                         Unser Erinnerungsbaum kann jederzeit besucht
                                                                                                         werden im Bibelgarten des Xantener Kurparks an
                                                            Besuch des NRW-Innenministers Herbert Reul
                                                                                                         der Engelbert-Humperdinck-Straße. Selbst unser
                                                                                                         Innenminister Herbert Reul hat sich für den Erinne-
                                     Sohn, Schneeflocke „Erinnerung an die junge                         rungsbaum Zeit genommen. Er war sehr angetan
                                     Arbeitskollegin, weil diese einzigartig ist, und sie                von den Erzählungen aller Beteiligten und hätte
                                     immer eine Kette in der Form getragen hat.“, Berg                   auch sofort ein Erinnerungssymbol gefunden.
                                     und Tal, „weil Trauer sich so anfühlt“…

                                     Es war jedes Mal ein Erlebnis für uns, die Schnitz-                                                      Martina Zimmer
                                                                                                                                            Koordinatorin des
                                     arbeit zu begleiten. In der kreativen Auseinan-                                                ambulanten Hospizdienstes
                                     dersetzung können andere Gedanken freigesetzt                                                            der Malteser am
                                     werden, Gefühle sich anders ausdrücken und neue                                                              Niederrhein,
                                     Handlungsfähigkeiten entdeckt werden. Ein Vater                                                               Kinder- und
                                     hat einen Stern für seinen kurz zuvor verstorbenen                                               Jugendtrauerbegleiterin
                                     zweijährigen Sohn hineingearbeitet. Er sagte                                                           Mühlenstrasse 40
                                                                                                                                                 47589 Uedem
                                     dabei: „Komisch, je tiefer ich in die Trauer gehe,                                                 Tel.: 0 28 25 - 5 38 60
                                     umso schwerer wird es, je tiefer ich ins Holz gehe,                                             hospiz.niederrhein @mal-
                                     umso leichter wird es.“                                                                                          teser.org

                                     Dieser Erinnerungsbaum ist weit mehr als der Aus-
                                     druck der Verbundenheit zu seinem Verstorbenen.                     Bei Interesse geben wir gerne unsere Erfahrungen
                                     Er symbolisiert auch Gemeinschaft unter den                         und nähere Informationen weiter.
                                     Trauernden selbst. Auch wenn jeder allein gearbeitet
                                     hat, so sahen doch die anderen die schon entstan-
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                                     denen Werke und haben darüber philosophiert.
                                     Natürlich haben wir auch alle eingeladen, als die
                                     Skulptur ihren Platz im Kurpark erhalten hatte.
                                     Dabei haben sich die Xantener auch auf andere,
                                     vielfältige Art und Weise beteiligt. Besonders in
                                     Erinnerung geblieben ist uns ein Musical, welches
                                     Grundschulkinder aufgeführt haben. Den Erlös
                                     haben sie für unser Projekt gespendet.
DEIN STERNENKIND
© Dein Sternenkind

                     EINE FOTOGRAFENINITIATIVE
                                     OLIVER WENDLANDT
ERINNERUNGEN              21

                                     D
                                                ie Initiative „Dein Sternenkind“, kurz DSK,   und die uns den Eltern nicht empfehlen. Das sind
                                                wurde 2013 vom Fotografen und Filme-          aber meist persönliche Ressentiments. Wir versen-
                                                macher Kai Gebel ins Leben gerufen.           den auf Anfrage kostenlose Informationsmappen
                                                Mittlerweile sind über 600 Fotografen         für Kliniken, ein kleines Handbuch für das Personal
                                     und Fotografinnen in diesem Netzwerk verbunden           und Flyer für die Eltern. Und wir sprechen auf
                                     und fotografieren flächendeckend in ganz Deutsch-        Wunsch gerne in den Kliniken vor und zeigen
                                     land und Österreich sowie in den grenznahen              unsere Fotos.
                                     deutschsprachigen Gegenden der Niederlande,
                                     Belgiens, Luxemburgs und der Schweiz sogenannte          Die Resonanz bei den Sternenkindeltern
                                     Sternenkinder. Sternenkinder sind Kinder, die kurz       Die Resonanz bei den Eltern ist sehr hoch: Wurden
                                     vor, während oder nach der Geburt sterben. Alle          wir 2016 noch 328 Mal zu einem Einsatz gerufen,
                                     arbeiten ehrenamtlich, die Fotografen und Fotogra-       so waren es in 2019 schon über 2800 Einsatzanfor-
                                     finnen tragen ihre Kosten selbst. Die Bilder sind ein    derungen, die die Fotografen und Fotografinnen
                                     Geschenk an die Eltern.                                  alle zu 100% erfüllen konnten. Der Bedarf ist da, je
                                                                                              bekannter die Organisation wird, desto öfter
                                     Wie kam es zu diesem Projekt?                            werden wir gerufen. Wir gehen von rund 8000 Ster-
                                     2010 sah Kai Gebel das Bild einer Mutter, die ein        nenkindgeburten ab der 14. SSW aus und rechnen
                                     Kind auf dem Arm hielt. Irgendetwas war anders an        mittelfristig mit 5000 Einsätzen pro Jahr.
                                     diesem Foto und so recherchierte er, wie es zu die-
                                     sem Bild kam und erfuhr, dass das Kind, das die          Seit Mitte 2016 konnten wir allen Eltern, die um
                                     Mutter auf dem Arm hielt, ein Sternenkind war. Der       Bilder baten, einen Fotografen oder eine Fotografin
                                     Fotograf war Mitglied der amerikanischen Fotogra-        zur Seite stellen – kein Kind blieb unfotografiert,
                                     fenorganisation NILMDTS (now i lay me down to            wenn die Eltern dies wünschten. Eine der Kliniken,
                                     sleep), die in erster Linie in den USA diese ehren-      mit denen wir zusammenarbeiten, führt Buch über
                                     amtliche Arbeit macht. Kai meldete sich als Fotograf     die Sternenkindgeburten. Sie empfehlen DSK kon-
                                     an und hatte dann 2013 über diese Organisation           sequent ab der 14.SSW. Zwei Drittel der Eltern
                                     einen Einsatz in Deutschland. Dies hat ihn so            nehmen das Angebot an. Uns erreichen täglich
                                     beeindruckt, dass er der Überzeugung war, so             Nachrichten, in denen Eltern, die Bilder erhalten
                                     etwas müsse es auch in Deutschland geben. Die            haben, den Wert dieser einzigartigen Erinnerungen
                                     Idee zu „Dein Sternenkind“ war geboren.                  beschreiben – sie sind oftmals das einzig Greifbare
                                                                                              nach einem solch traumatischen Erlebnis.
                                     Wie reagieren die Krankenhäuser auf das Projekt?
                                     Die Reaktionen der Krankenhäuser sind unter-             Alle Kinder, die wir fotografieren, sind Wunschkinder
                                     schiedlich, die Resonanz ist aber überwiegend po-        und hätten in eine Familie hineingeboren werden
                                     sitiv. Die Fotografen und Fotografinnen von DSK          sollen. Nicht nur für Eltern, auch für Geschwis-
                                     stören nicht den Betriebsablauf in der Klinik und        terkinder sind die Bilder wichtig. Gerade wenn die
                                     sie bringen etwas mit, das die Hebammen und das          Geschwister jünger sind, verstehen sie nicht,
                                     Personal nicht haben: Zeit. Fotografische Erfahrung.     warum der Bauch der Mama weg ist und kein
                                     Hervorragende Technik, um auch unter widrigen            Geschwisterchen ins Haus kommt. Mit den einfühl-
                                     Umständen würdevolle Fotos machen zu können,             samen Fotografien kann man den Kindern sanft
                                     ohne zu blitzen.                                         erklären, was passiert ist. Die Bilder haben für die
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                                                                                              Eltern teilweise einen enormen Wert – es gibt
                                     Die meisten Krankenhäuser, in denen einmal ein           Eltern, die die Originaldateien der Bilder im Bank-
                                     DSK-Fotograf/eine -Fotografin war, empfehlen uns         schließfach aufbewahren.
                                     regelmäßig allen Eltern von Sternenkindern. Wir
                                     fotografieren etwa ab der 14. SSW. Aber auch z. B.       Die Perspektive der Fotografen und
                                     Frühchen, die es nicht geschafft haben.                  Fotografinnen
                                     Es gibt natürlich auch Kliniken, die sich nicht vor-     Gemessen an der Zahl fähiger Fotografen und
                                     stellen können, wozu solche Bilder gut sein sollen       Fotografinnen, die es in Deutschland und Österreich
22

                                                             jeder Fotograf, jede Fotografin eigene Strategien,
                                                             um mit den Emotionen und dem Erlebten umzuge-
                                                             hen. Viele tun sich nach einem Einsatz etwas Gutes,
                                                             gehen mit dem Partner oder der Partnerin Essen
                                                             oder Ähnliches, einfach um den Kopf frei zu bekom-
                                                             men. Andere telefonieren mit Kollegen und Kolle-
                                                             ginnen, um sich die Geschichte von der Seele zu
                                                             reden. Wieder andere schreiben das Erlebte auf. All
     © Dein Sternenkind

                                                             das ist richtig und wichtig. Was sie nicht tun sollten:
                                                             sich als Trauerbegleiter anbieten. Wenn man sich
                                                             zu tief in die Schicksale der Eltern hineinziehen
                                                             lässt, dann kann es schwierig werden, den Moment
                                                             zu finden, wo es Zeit ist, sich zurückzuziehen.

                                                             Was alle berichten: Es erdet, diese ehrenamtliche
     gibt, ist das Engagement eher gering. Wir sind stän-    Arbeit zu machen. Man erfährt viel Dankbarkeit und
     dig auf der Suche nach Kollegen, die helfen wollen      ist selbst dankbar, diese einzigartigen Fotos machen
     und so dazu beitragen, die Last auf möglichst viele     zu dürfen und so den Eltern zu helfen, mit ihrer Trauer
     Schultern zu verteilen. Viele Kolleginnen und Kol-      umzugehen. Wer einmal ein Sternenkind fotogra-
     legen haben Angst vor der emotionalen Belastung,        fiert hat, der tut das in der Regel immer wieder.
     können sich nicht vorstellen, diese Situationen zu
     ertragen. Aus vielen Gesprächen mit unseren Foto-       Wenn wir gerufen werden
     grafen und Fotografinnen können wir aber sagen,         Dein Sternenkind besteht zurzeit aus vier Adminis-
     dass es nicht so „schlimm“ ist, wie man sich das        tratoren, knapp 20 Koordinatorinnen und Koordi-
     vorstellt. Die Situation bei den Eltern ist natürlich   natoren und etwas über 600 Fotografinnen und
     immer anders. Sie ist aber immer geprägt von gren-      Fotografen.
     zenloser Trauer und noch viel mehr Liebe. Um das
     Erlebte zu verarbeiten, empfehlen wir diesen Foto-      Einsatzanforderungen erfolgen zentral an unsere
     grafen und Fotografinnen, sich nur bei DSK zu           Notfallrufnummer oder über unsere Webseite.
     bewerben, wenn sie ein gefestigtes soziales Umfeld
     haben, jemanden, mit dem sie reden können. Wir          Bei einer Einsatzanforderung (telefonisch auf AB
     bieten aber auch innerhalb des Netzwerkes Super-        oder via Webformular) ruft meist innerhalb von zwei
     vision an, so steht die Leiterin eines Kriseninter-     Minuten eine Koordinatorin oder ein Koordinator
     ventionsteams, das zum Beispiel traumatisierte
     Ersthelfer betreut, unseren Fotografinnen und
     Fotografen ehrenamtlich zur Verfügung.

     Der Umgang dieser Kolleginnen und Kollegen mit
     dieser doch sehr belastenden Aufgabe ist sehr
     unterschiedlich. Wir betreiben eine eigene Infra-
     struktur, losgelöst von Google und Facebook, auf
                                                                                                                       Hospiz-Dialog NRW - Januar 2020/82

     eigenen Servern in Seeheim, Hagen und Pfatter.
     Wir haben ein Forum, in dem sich die Fotografen
     und Fotografinnen austauschen und Berichte über
     ihre Einsätze schreiben. Hier wird dann viel über
                                                             © Dein Sternenkind

     schwierige Einsätze diskutiert, die Kolleginnen und
     Kollegen unterstützen sich gegenseitig, geben
     Tipps, Ratschläge und Hilfestellung der „alten
     Hasen“ ist dadurch immer verfügbar. Prinzipiell hat
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