IBA-TALKS | Herbst 2016 - Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
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IBA-TALKS | Herbst 2016 1 Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
2 IBA-TALKS | Herbst 2016 Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
INHALTSVERZEICHNIS Einführung ......................................... Seite 5 Wohnbau und Mobilität..................... Seite 60 IBA-Talks ............................................ Seite 5 Impulsbeitrag: „Stellen Sie sich vor, es werden Garagen gebaut und keiner Leistbare Stadt ................................... Seite 6 stellt sich rein.“.................................... Seite 63 Impulsbeitrag: Kommunaler Umgang Podiumsdiskussion ............................... Seite 64 mit Gentrifzierung................................. Seite 8 IBA-Talks Herbst 2016......................... Seite 68 Podiumsdiskussion ............................... Seite 11 Impressum....................................... Seite 71 Freiraum unter Druck ........................ Seite 16 Impressionen der Tour ........................... Seite 18 Impulsbeitrag: Freiraum unter Druck – eine Causerie...................................... Seite 20 Podiumsdiskussion ............................... Seite 23 Jugendliche erwünscht! .................... Seite 26 Impulsbeitrag: Überall dabei! Kinder und Jugendliche in Freiräumen....................... Seite 28 Podiumsdiskussion ............................... Seite 32 4 Gemischte Stadt – Mischung: Possible! ... Seite 36 Impulsbeitrag: In praise of Petzolt .............. Seite 38 Impulsbeitrag: Mischung: Possible! – Spielräume und Modelle für eine urbane Nutzungsmischung............................... Seite 41 Podiumsdiskussion ............................... Seite 44 Bestandsentwicklung und Stadterneuerung .............................. Seite 48 Impressionen der Tour ........................... Seite 50 Impulsbeitrag: Smarter Together und die IBA_Wien................................................ Seite 53 Podiumsdiskussion ............................... Seite 55
Die Internationale Bauausstellung Wien 2022 „Neues Soziales Wohnen“ In den vergangenen Jahren ist das Thema des leistba- onierende gesellschaftliche Systeme unter Druck ren Wohnens in fast allen mitteleuropäischen Städten geraten lassen. Das Erfordernis einer wesentlichen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Aufgrund Steigerung der Wohnungsneubauleistung samt eines deutlichen Bevölkerungswachstums wird erforderlicher technischer, sozialer sowie Bildungs-, Wohnraum in vielen Städten zunehmend knapper. Arbeits- und Versorgungsinfrastruktur bei stark Wien stellt das ebenso vor große Herausforderungen, steigenden Grundstückspreisen, nahezu wirtschaft- wenn es auch – durch das überaus breite Segment lichem Nullwachstum und damit durchschnittlich des sozialen Wohnbaus – auf einem besseren Funda- stagnierenden bzw. sinkenden Realeinkommen stellt ment steht. Steigende Mieten, die Verdrängung von eine Schwierigkeit dar, mit der sich zahlreiche Städte einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen in Europa aktiv auseinandersetzen müssen. Es liegt aus bestimmten Stadtgebieten und die Privatisierung daher auf der Hand, dass es erforderlich ist, einer- kommunaler Wohnungsbestände werden vielfach seits mit raschen Sofortlösungen darauf zu reagieren von Expertinnen und Experten, von den Medien, aber und andererseits die innovativen Kräfte in der Stadt auch von den Bürgerinnen und Bürgern selbst als und im Austausch mit anderen Städten Europas zu Gefahr für die sozial gemischte Stadt gesehen. Immer bündeln. Die Aufgabe liegt darin, gemeinsam nach häufiger ist die Wohnungsfrage in Europa ein Thema neuen Lösungen zu suchen und dabei bewusst auch für die lokale Stadtpolitik, während ein allgemeiner Freiräume vorzusehen, um dort, wo es notwendig ist, Rückzug der nationalen Politiken die Finanzierung eingefahrene und gut erprobte Wege zu verlassen von Initiativen für den öffentlichen Wohnungsbau und einen experimentellen Raum für eine kreative unterminiert hat. Städte haben eine herausragende und innovative Laborsituation – einen „Ausnahmezu- Rolle bei der Gestaltung und Steuerung der einschlä- stand auf Zeit“ – zu schaffen. gigen Politikbereiche gespielt, und Wien ist in vielen europäischen Städten zu einem relevanten Bezugs- rahmen für Governance Assets geworden. 6 IBA-Talks Herbst 2016 Der Ruf nach mehr kommunalem Engagement bei der Lösung der „Wohnungsfrage“ wird lauter und vie- Die Reihe der IBA-Talks im Herbst 2016 diente wie lerorts, wo sich Kommunen in den 1990er-Jahren fast bereits die erste Gesprächsreihe im Frühjahr2 vor völlig aus dem sozialen Wohnbau zurückgezogen allem der öffentlichen Auseinandersetzung mit den haben, werden ambitionierte Wohnbauprogramme Herausforderungen und Fragestellungen, denen sich beschlossen. Die IBA_Wien wird daher ausgehend die IBA_Wien bis 2022 widmen würde. Dabei wurde von der „Resolution für den sozialen Wohnbau“1 verstärkt die Einbindung externer Partner forciert und auch weiterhin Lobbying für sozialen Wohnbau als damit die Diskussion auf eine breitere Basis gestellt, gesellschafts- und verteilungspolitisches Instrument wenn auch vorerst noch weitgehend im Rahmen des Wohlfahrtsstaates in Europa betreiben. eines fachlichen Diskurses. Die auf diese Weise präsentierten Beiträge dienten schließlich auch als Seit einigen Jahren ist z.B. europaweit zu beobach- Beitrag zur Erarbeitung der Programmatik und des ten, dass die knapper werdenden öffentlichen Mittel Memorandums für die IBA_Wien 20223, mit deren sowie die zunehmend ungleiche Verteilung von Veröffentlichung zu Beginn 2017 die IBA-Vorphase Einkommen und Vermögenswerten auch funkti- abgeschlossen werden kann. 1 Diese Wiener Initiative wurde von Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig initiiert und von 30 europäischen Städten unterschrieben (Amsterdam, Barcelona, Berlin, Bratislava, Brüssel, Budapest, Bukarest, Den Haag, Dublin, Frankfurt, Graz, Hamburg, Kopenhagen, Krakau, Leipzig, Lissabon, Ljubljana, Mailand, München, Nantes, Paris, Prag, Riga, Rom, Tallinn, Turin, Vilnius, Warschau, Wien und Zagreb). 2 s. „IBA-Talks Mai | Juni 2016“, ISBN 978-3-9504345-0-7 bzw. http://www.iba-wien.at/service/downloads/ 3 s. „Programmatik zur Internationalen Bauausstellung Wien 2022“, ISBN 978-3-9504345-1-4 bzw. http://www.iba-wien.at/service/downloads/
LEISTBARE STADT SOZIALE DURCHMISCHUNG, LOKALE AUFWERTUNG UND GENTRIFIZIERUNG VERANSTALTUNG: 20. SEPTEMBER 2016 WIENER PLANUNGSWERKSTATT TeilnehmerInnen: Ricarda Pätzold, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin, Projektleitung „Kommunaler Umgang mit Gen- trifizierung“; Thomas Madreiter, Planungsdirektor Wien und IBA_Wien-Beirat; Peter Neundlinger, Geschäfts- führer Wohnservice Wien; Christoph Reinprecht, Institut für Soziologie der Universität Wien und IBA_Wien-Beirat; Thomas Ritt, Leiter der kommunal- politischen Abteilung der Arbeiterkammer Wien Der umfangreiche gemeinnützige Wohnbau mit 7 seiner preisdämpfenden Wirkung, das Mietrecht und die Strategie der sanften Stadterneuerung gelten als effektive Instrumente der Wiener Wohnungspolitik, um die Leistbarkeit des Wohnens in der gesamten Stadt sicherzustellen, soziale Durchmischung zu fördern und unausgewogenen lokalen Aufwertungs- prozessen vorzubeugen. Dennoch sind am privaten Wohnungsmarkt in den vergangenen Jahren die Mie- ten stark gestiegen. Das führt zu einer Verknappung von leistbarem Wohnraum in zahlreichen ehemali- gen Stadterneuerungsgebieten. Die Zielsetzungen der sanften Stadterneuerung sind deshalb vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt und der Verän- derungen am Immobilienmarkt seit der Finanz- und Wirtschaftskrise neu zu bewerten. Welche Aufwertungsprozesse sind als akzeptabel oder problematisch einzustufen? Wie kann auf Preissteige- rungen und dadurch ausgelöste Schließungseffekte wirksam reagiert werden? Sind die vorhandenen Instrumente noch ausreichend, um Zugang zu leist- barem Wohnen in gründerzeitlich geprägten Stadt- quartieren auch zukünftig zu gewährleisten? Wie kann mit den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen an öffentlichen Raum umgegangen werden? Welche quartiersbezogenen Ansätze könnten im Rahmen der IBA_Wien entwickelt werden, um leistbares Wohnen auch in aufgewerteten Gebieten sicherzustellen? IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
„Hinter der Gentrifizierungs- debatte steht die generelle Frage, wie sich Kommunen zu sozialer Gerechtigkeit positionieren.“ Studierte Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und war von 2005 bis 2013 9 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Institut für Stadt- und Regional- planung tätig. Die thematischen Schwer- punkte in Forschung und Lehre lagen auf der Wohnungs- und Immobilienwirt- schaft sowie der Stadterneuerung, der urbanen Sicherheit und der Kulturwirt- schaft. Seit 2013 arbeitet sie als wissen- schaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Urbanistik in Berlin und vertritt das Institut in der Fachkommission „Woh- nungswesen“ des Deutschen Städtetags. DI Ricarda Pätzold Impulsbeitrag: Kommunaler Umgang mit Gentrifzierung Ricarda Pätzold, Deutsches Institut für Urbanistik, Berlin Über lange Zeit hinweg war die Diskussion um die auch angesichts zunehmender Städtekonkurrenz. Perspektive der „Städte“ von Suburbanisierungspro- Mittlerweile hat sich die Ausgangssituation stark zessen geprägt, an die sich die Frage anschloss, wie verändert: Viele Großstädte stehen vor der Herausfor- sich eine „Verödung“ aufhalten oder gar umkehren derung, angesichts von Zuwanderung sowie stei- ließe. Das Ziel bestand darin, innerstädtisches Woh- genden Immobilien- und Mietpreisen eine auch für nen insbesondere für junge und/oder einkommens- weniger einkommensstarke Bevölkerungsgruppen stärkere Haushalte/Familien attraktiver zu machen, leistbare Wohnungsversorgung sicherzustellen. Der IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
Gentrifizierung als „Kampfbegriff“ | Gentrifizierung als Handlungsauftrag? Eine Positionierung der Kommunen zu „Gentrifizie- rung“ wird dadurch erschwert, dass es dazu keine eindeutige, von allen Gruppen geteilte Definition bzw. Bewertung gibt. Selbst der Minimalkonsens, die Verdrängung als Kern der Gentrifizierung zu betrach- ten, kann oftmals nur unzureichend belegt werden. Es fehlen valide Daten, etwa aus der Wanderungs- motivforschung. In der Konsequenz entsteht ein unübersichtliches Feld aus diffusen Einschätzungen, Narrationen, Bauempirie, Kreativ-Indikatoren und Meinungsbildern. Damit geht die Gefahr einher, die Perspektiven auf ein Entweder-oder mit entspre- chender „Lagerbildung“ – etwa zwischen Kommu- nalverwaltung und GentrifizierungsgegnerInnen – zu reduzieren. Dabei ist die mit „Gentrifizierung“ beschriebene Situation längst kein ausschließliches Beschäftigungsfeld für kritische (Sozial-)Wissen- schaftlerInnen bzw. Protestgruppen in ausgewählten Quartieren. Gentrifizierung ist vielmehr (wieder) ein „Run“ auf bestimmte Städte führt dort zu tiefgreifen- wohnungspolitisches Thema geworden. den Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt und 10 in zentralen Wohnquartieren – die in öffentlichen Umgang mit Gentrifizierung Diskussionen mit dem Begriff Gentrifizierung be- schrieben werden. „Gentrifizierung“ ist weniger ein (exakt) zu definieren- der Tatbestand als vielmehr prozesshafte Auseinander- Vor diesem Hintergrund fanden sich acht Städte (vgl. setzung unterschiedlicher Akteure – mit ihren jeweili- Abbildung) zu dem Difu-Projekt „Kommunaler Um- gen Interessen – mit unterschiedlichen Qualitäten von gang mit Gentrifizierung“ (2014–2016) zusammen. Stadt(teilen). Um einen Umgang mit „Gentrifizierung“ Zentrale Fragestellungen waren: zu finden, müssen die unterschiedlichen Zugänge und Interessen verschiedener Akteursgruppen berücksichtigt Warum ist „Gentrifizierung“ ein Thema? werden. Wesentliche Bedeutung gewinnt so der kom- (Zwischen Befund und Gefühl) munikative Umgang mit dem Thema. Dabei geht es um Einzelfälle, vor allem aber um generelle Fragen, etwa Wer spricht warum von „Gentrifizierung“? wie sich Kommunen generell zu Fragen einer sozial- (Kriterien: Verdrängung, Aufwertung etc.) räumlichen Gerechtigkeit in ihrer Stadt positionieren. Diese Haltung stellt die „Rahmung“ für den Einsatz Welche Informationsgrundlagen stehen zur Verfü- verschiedener wohnungspolitischer Instrumente dar. gung? (Aussagekraft statistischer Daten/Monitoring) Die Außensicht auf Wien Wie gehen Städte mit „Gentrifizierungsprozessen“ um? (Strategien, Instrumente, Kommunikation) Wenn deutsche Städte heute auf Wien schauen, dann bestimmen der soziale Wohnungsbau, eine langfris- Die Städte einte das Interesse an dem Thema, die tige Strategie ohne erkennbare Brüche, die voraus- Vergleichbarkeit hinsichtlich der Stadtgröße, der schauende Bodenpolitik, der Mut zu großen Quartie- Wohnungsmarktlage oder der Intensität des Prob- ren, in denen ambitionierte Planungen mit hohem lems „Gentrifizierung“ war deutlich nachgeordnet. Steuerungsanspruch umgesetzt werden, etc. das Bild. Dementsprechend waren auch die Erwartungslagen Wien stellt so eine Referenz für die „richtige“, „bessere“ sehr breit gefächert – sie reichten von methodischen Entwicklung dar, u.a. weil es keine Privatisierung kom- Fragestellungen über den Schulterschluss bis zur munaler Wohnungsbestände gab. Diese wertschät- Selbstvergewisserung. zende Fernsicht kennzeichnet allerdings auch, dass es
kaum Detailkenntnisse über die Spezifik der öster- Mischung in Neubau und Bestand. Dazu soll auch die reichischen Wohnbauförderung, der Wohnungsbau- Internationale Bauausstellung einen konzeptionel- modalitäten bzw. -akteure gibt. Daraus resultiert die len Beitrag leisten. Die Umsetzung ruht vor allem auf Gefahr der Verwendung von Wien als gutes Beispiel dem Pfeiler des geförderten Wohnungsbaus der ge- für ALLES. Und im Umkehrschluss verstellt die breite meinnützigen Gesellschaften (auch Smart-Wohnun- Anerkennung vielleicht auch den Blick auf das, was gen, Eigenmittelersatzdarlehen). Zudem wurde eine nicht so gut läuft. Denn auch in Wien führt die erhöhte Rückkehr zum Gemeindewohnungsbau beschlossen. Dynamik des Bevölkerungswachstums zu einer An- In der Praxis der sanften Stadterneuerung wird über spannung des Wohnungsmarktes. Im Ergebnis werden eine stärkere Gebietsorientierung nachgedacht, die Mietpreissteigerungen im privaten Wohnungsmarkt über die Gründerzeitviertel hinausgeht. Flankiert und Nachfragesteigerungen im geförderten Segment werden die wohnungspolitischen Maßnahmen über sowie eine weitere sozial-räumliche Ausdifferenzie- die Sicherung der Zugänglichkeit des öffentlichen rung beobachtet. Raums und den Aufbau eines Monitoringsystems, mit dem Veränderungsprozesse in Stadtquartieren früher „Gentrifizierung“ in Wien – Begriffs- erkannt werden können. verwendung, Situation, Instrumente Die Grundlagen eines solchen statistischen „Stadtwis- Auch in Wien setzten sich in der Vergangenheit vor sens“ werden als gut angesehen, dennoch stellt sich allem Akteure im akademischen Raum mit Gentrifizie- die Frage, wie man dynamische Prozesse abbilden/ rung (z.B. Brunnenviertel, Karmeliterviertel) auseinan- extrapolieren kann. Der Wohnungsneubau soll durch der. Im Stadtentwicklungsplan 2025 (2014 beschlos- die Ausweitung des Angebots Druck aus dem Markt sen) wird erläutert, dass die „sanfte Stadterneuerung“ nehmen, dessen „Mittelschichtenorientierung“ unerwünschte Gentrifizierungsprozesse bisher (Obergrenzen Einkommen, Eigenmittel) erschwert weitgehend verhindert habe. Für eine differenzierte aber den Zugang für benachteiligte Bevölkerungs- Debatte wäre der Begriff zu schillernd, weshalb er im gruppen. Da der Einfluss der Stadt vor allem in 11 „Stadtgespräch“ oft verwendet wird – nur redet eben Bezirken mit hohem Anteil an Gemeindewohnungs- jeder über etwas anderes. Seitens der Verwaltung bau vorhanden ist, in Gründerzeitquartieren aber taugt er damit nicht ohne Weiteres zur Formulierung immer mehr schwindet, ist eine stärke Kontrolle und von konkreten Maßnahmen, die einer konkreteren Sanktion der mietrechtlichen Schutzbestimmungen Problemdefinition bedürfen. unerlässlich. In den letzten Jahren weiteten sich die Mietpreisstei- Wien: „Difu-Eindruck“ gerungen sukzessive vom Gründerzeitgürtel auf an- dere ehemalige Arbeiterquartiere aus. Damit nehmen Wien ist als „Vorzeigestadt“ des sozialen Wohnungs- Befürchtungen zu, dass Gentrifizierungsprozesse auch baus eine wichtige Referenz für die Wirksamkeit durch Aufwertungsmaßnahmen im Zuge der Stadter- städtischer Interventionen. Der Wohnungsneubau als neuerung in Gang gesetzt werden können. Eine solche wohnungspolitisches Hauptelement soll durch den „Diskreditierung“ der sanften Stadterneuerung wird dynamischen Zuzug verursachte Engpässe auf dem mit Sorgen gesehen, auch weil die Modernisierungs- Wohnungsmarkt überwinden. Es stellt sich dennoch aktivitäten von Privaten zunehmend ohne Inanspruch- die Frage, ob eine solche „Marktentspannung“ rea- nahme von Fördermitteln umgesetzt werden und sich listisch ist. Und trotz des hohen sozialen und gesell- so der öffentlichen Steuerung entziehen. Neben der schaftlichen Anspruchs der neuen Quartiersentwick- Schwierigkeit des Erwerbs neuer Sozialbindungen lungen zeigt sich, dass Wohnungsneubau nur bedingt in diesen Quartieren werden Verdrängungsprozesse in der Lage ist, den Druck auf die Bestandswohnungen durch befristete Mietverträge (auch vereinzelt Ent- zu reduzieren. Gentrifizierungsprozesse konnten durch mietungspraktiken) befördert. Diese beobachteten die sanfte Stadterneuerung der Vergangenheit verzö- Schließungsprozesse erhöhen Druck auf die sozial gert, aber – unter den gegebenen Rahmenbedingun- gebundenen Wohnungsbestände und deren Ressour- gen – nicht verhindert werden. Die Bestandsquartiere cen als „Problemlöser“. in privater Eigentümerschaft haben weiterhin eine wichtige Rolle als Ankunftsort für Zuziehende etc. So- Einen festen Platz im Zielkanon der Wohnungs- und ziale Mischung wird damit auf Ebene der Gesamtstadt Stadtentwicklungspolitik haben der Wohnungsneu- gesichert. Entmischungsphänomene in Quartieren bau und die Sicherung sozialer und funktionaler entstehen dennoch – auch in Wien. Siehe auch: Thomas Franke, Ricarda Pätzold, Bettina Reimann, Wolf-Christian Strauss, Martin zur Nedden (2016): Kommunaler Umgang mit IBA-Talks: Gentrifizierung. Praxiserfahrungen aus acht Die Internationale Kommunen. Edition Difu –Bauausstellung Stadt ForschungWien imBand Praxis, Fokus15, einer öffentlichen Gesprächsreihe Berlin.
„Wachstum ist ein Phänomen, mit dem wir uns auseinanderzusetzen haben. Ein Phänomen, auf das wir zu reagieren haben und das nicht geeignet ist, zum Gegen- stand einer stigmatisierenden Politik zu werden.“ Seit Jänner 2013 Leiter der Gruppe Pla- nung in der Magistratsdirektion der Stadt Wien, Geschäftsbereich Bauten und Tech- nik, Stadtbaudirektion. Davor war er, nach verschiedenen Stationen an der TU Wien und im Bereich der Stadt Wien, von 2005 bis Jänner 2013 als Leiter der Magistratsab- teilung 18 – Stadtentwicklung und Stadt- planung im Magistrat der Stadt Wien tätig. Planungsdirektor DI Thomas Madreiter 12 Podiumsdiskussion Leistbarkeit neu verhandeln Stadtplanung und Wohnbaupolitik können das Angebot an leistbaren Wohnungen hoch halten, um Schlussgedanken Verknappungseffekte hintanzuhalten und so Miet- preissteigerungen zu dämpfen. Doch dazu ist geför- „Längerfristig ist das einzig zielführende Instru- derter Wohnbau nötig. Wenn gegenwärtig Private ment gegen Gentrifizierung eine Einschränkung des zunehmend in den Wohnbau investieren, so entsteht privaten Profitinteresses am Wohnungsmarkt. […] dadurch zwar zusätzlicher Wohnraum, allerdings zu Das Recht auf Wohnen muss wieder gegenüber dem anderen Preisen und anderen Qualitäten. Deshalb Recht auf Profit am Wohnungsmarkt an Bedeutung wird kein Weg daran vorbeiführen, dass Engagement gewinnen.“ (Justin Kadi) der öffentlichen Hand hoch zu halten. Vor allem auch wegen der veränderten Rahmenbedingungen, wie Die Diskussionen über Gentrifizierung zeigen Prob- Bevölkerungswachstum und stagnierende Einkom- leme in der Verteilung städtischer Ressourcen auf. Es men und Arbeitslosigkeit in Folge der Finanz- und gibt nicht eine richtige Antwort darauf, vielmehr wird Wirtschaftskrise. die Frage zu einer steten Begleitung jeder politischen Entscheidung im Zuge der dynamischen Veränderun- Es wächst nämlich nicht nur die Bevölkerung Wiens, gen in den Städten. Ansätze auf gesamtstädtischer sondern auch die Ungleichheit in der Stadt. und auf Quartiersebene müssen sich ergänzen: Es gibt Anzeichen einer zunehmenden sozio-öko- Neubau bzw. der Zugang zu leistbaren Wohnungen nomischen Polarisierung am Wohnungsmarkt. müssen in höherem Maße über das gesamte Stadt- Die Wohnungen sind heute deutlich größer und gebiet verteilt sein. Der Gemeindewohnungsbau auch in den Stadterneuerungsgebieten deutlich respektive der sozial gebundene Wohnraum kann besser ausgestattet als noch vor wenigen Jahr- nicht die gesamte Last der sozialen Verantwortung zehnten. Das hat Auswirkungen auf die Miet- einer Stadt tragen! preise und auch auf das Klientel, das sich diesen
Wohnraum leisten kann. Eine gefördert sanierte Langfristige Bodenmobilisierung Wohnung ist nur für Angehörige der Mittelschicht leistbar und die ehemals leistbaren Wohnungen Die Neuerrichtung von sozialem Wohnbau in zen- der Kategorie C und D verschwinden zunehmend tralen Lagen wird in der Regel nicht zuletzt durch vom Markt. Die Nachfrage nach kleineren und die Bodenpreise verhindert. Nötig wäre eine lang- dafür kostengünstigeren Wohnungen ist aber un- fristige Strategie der Bodenmobilisierung; mög- gebrochen hoch. Auch wenn heute kaum jemand liche Ansatzpunkte sind u.a. die Einführung einer in Wohnungen der Kategorie C und D wohnen will, Widmungskategorie „geförderter Wohnbau“ (statt so sind dennoch leistbare Alternativen anzubieten. „förderbarer Wohnbau“) oder in Analogie zur „Stell- Das SMART-Programm geht in diese Richtung und platzverpflichtung“ eine „Sozialverpflichtung“. Dabei wird sehr gut angenommen. Ein weiteres Segment ist vor allem der in Österreich geltende Eigentums- wären auch die ausfinanzierten Genossenschafts- begriff hinderlich, denn im Unterschied zu Deutsch- wohnungen, wo gegenwärtig keine Einkommens- land kennt das österreichische Rechtssystem keine grenzen mehr gelten und die verstärkt für die „Sozialpflichtigkeit von Grund und Boden“. Das macht einkommensschwächsten Gruppen zur Verfügung auch die Aushandlung von städtebaulichen Verträ- gestellt werden könnten. gen schwieriger. Und auch wenn der bestehende rechtliche Rahmen (Bodenbeschaffungsgesetz) sogar Der Ansatz, dass durch verstärkten geförderten Woh- Enteignungen zulassen würde, so wird davon kein nungsneubau „Druck“ von Bestandsquartieren ge- Gebrauch gemacht. Die Gründe dafür sind zum einen, nommen werden kann, setzt auch voraus, dass die dass Enteignungen als nicht zeitgemäß erachtet wer- „Leistbarkeit“ von Wohnraum neu verhandelt wird den, und zum anderen, dass es dafür ein Eingeständ- und zusätzlich Instrumente der Bodenmobilisierung nis eines Problems am Wohnungsmarkt bedürfte. Das wirkungsvoll eingesetzt werden. ist ebenfalls nicht opportun. 13 „Die Praxis, die Realität des städtischen Wandels geht eindeutig auf Entmischung.“ Von 2004 bis 2008 stv. Institutsvorstand am Institut für Soziologie der Universität Wien, seit 2007 ist er Studienprogramm- leiter für Soziologie. An der Université Paris VIII Vincennes-Saint Denis ist er seit 2008 als Gastprofessor tätig und seit 2011 assoziierter Wissenschaftler der Orga- nisationen „Centre of Housing Research (CRH)“ sowie „Laboratoire Architecture Ville Urbanisme Environnement (LAVUE)“, Paris. Seit 2011 leitet er zudem die For- schungsplattform „Migration and Integra- tion Research“ am Institut für Soziologie der Universität Wien. Prof. Dr. Christoph Reinprecht IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
„Die IBA kann Modelle Begann seine Berufslaufbahn nach Ab- schluss des Wirtschaftsstudiums an der für niederschwelligen und Universität Wien in einem sozialwissen- schaftlichen Forschungsinstitut. Wenige kostengünstigen Wohnraum Jahre später wechselte er in die Finanz- in einer Gesellschaft, die von branche, in der er über zwei Jahrzehnte für verschiedene Banken im Wirtschafts- und 14 Mobilität und Migration Dienstleistungssektor tätig war. Zudem war Neundlinger auch mehrere Jahre bei geprägt ist, entwickeln.“ einem großen Wiener Wohnbauträger be- schäftigt und dort für den kaufmännischen Bereich verantwortlich. Seit 2009 ist er Ge- schäftsführer des Wohnservice Wien. Mag. Peter Neundlinger Das alles führt dazu, dass vielfach Private von geführt, dass Segmente des Wohnungsmarkts öffentlichen Investitionen profitieren. In Stadter- zunehmend unleistbar werden, da bestehende weiterungsgebieten, die durch hochrangige Ver- Bestimmungen zur Begrenzung des Mietzinses kehrsinfrastruktur erschlossen werden, ebenso wie nicht eingehalten werden. Mietsteigerungen in Bestandsquartieren, die aufgewertet werden. gibt es nicht nur im (gefördert) sanierten Altbau, Dort werden Lagevorteile in Form von Lagezuschlä- sondern auch in den unsanierten Beständen. Wei- gen ausschließlich auf die Mieterinnen und Mieter ters werden auch Möglichkeiten zur Reduktion überwälzt. Die Eigentümer profitieren von höheren überhöhter Mieten seitens der MieterInnen nicht Erträgen, Wertsteigerung und einer unzureichenden ausgeschöpft, obwohl in der überwiegenden Zahl Grundsteuer (die ebenfalls auf die Mieterinnen und der Fälle eine Mietpreisreduktion möglich wäre Mieter überwälzt wird). und sowohl Arbeiterkammer als auch städtische Mieterhilfe Unterstützung anbieten. Grund sind Mietrecht als Hebel die meist befristeten Mietverträge, die viele MieterInnen zögern lassen, den Rechtsweg zu Folglich ist auch das Mietrecht ein wichtiger beschreiten. Änderungen des Mietrechts können – Hebel, der die Leistbarkeit in Bestandsquartieren da Bundeskompetenz – nicht Gegenstand der sicherstellen muss. Die sukzessive Liberalisierung IBA_Wien sein, wären aber jedenfalls mittelfristig des Mietrechts hat seit den 1990er-Jahren dazu ein zentrales Anliegen.
„Wenn die Stadt einen Park baut, Studierte Sozial- und Wirtschaftswissen- erhöht der Eigentümer völlig legal schaften an der Universität Wien. Von 1994 bis 2011 war er in der Abteilung Umwelt den Mietzins, weil auf einmal die Lage und Verkehr der Bundesarbeiterkammer tätig und als Herausgeber und Chefre- der Wohnung besser ist. Wir haben dakteur für die Zeitschrift „Wirtschaft und Umwelt“ verantwortlich. Seit 2011 leitet nicht nur keine Mehrwertabschöp- Thomas Ritt die Abteilung Kommunalpo- litik der AK Wien und ist Chefredakteur der fung, wir haben das Gegenteil.“ Zeitschrift „AK Stadt“. Mag. Thomas Ritt Urbane Qualitäten schaffen & durchmischten innerstädtischen Viertel reduzieren. 15 lokale Zentren stärken Hier schließt sich der Kreis, denn die Attraktivierung von Bestandsvierteln war das ursprüngliche Anliegen der „sanften Stadterneuerung“. Wenn dies nun dahingehend Soziale Entmischung entsteht nicht nur durch Gentrifi- gedeutet würde, dass Stadterneuerung deshalb prob- zierungsprozesse. Sozial homogene Viertel existieren lematisch ist, weil Stadtquartiere hinterher tendenziell etwa auch in Siedlungen der Zwischen-/Nachkriegszeit, attraktiver sind, als sie vorher waren, und tendenziell die zwar über qualitativ annehmbaren Wohnraum, nicht einkommensstärkere Gruppen anziehen, so kann daraus aber über urbane Qualitäten verfügen. Hier gilt es, Stra- nicht der Schluss gezogen werden, dass wir aufhören tegien zu entwickeln, die für diese Quartiere zusätzliche sollten, Stadtquartiere attraktiv und lebenswert zu ge- Qualitäten schaffen und Subzentren stärken – und damit stalten. Vielmehr sind die ökonomischen Spielregeln im auch den Druck auf die stark nachgefragten, funktional Hintergrund zu adaptieren. IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
Ansatzpunkte für die IBA_Wien Aus der Diskussion ergibt sich eine Reihe von Ansatz- punkten für mögliche Initiativen oder Projekte im Rahmen der IBA_Wien. In Stichworten: Konzeption und experimentelle Erprobung einer „Sozialverpflichtung“ für Aufwertungen im Bestand (ähnlich der Stellplatzverpflichtung) Entwicklungen von Modellen für eine bedarfsge- rechte, das heißt alters- und lebensphasenbezogene Wohnbauförderung (inkl. Ermöglichung von Woh- nungswechsel bei Eintritt in eine andere Lebensphase) Experimente mit Gebäudetypologien, in denen nicht alle Räume unmittelbar einer Wohnung zuge- schlagen, sondern unterschiedlich nutzbar/zumiet- bar sind Draußenstadt – Drinnenstadt: Entwicklung von Strategien zur Weiterentwicklung wünschenswerter Funktionen und urbaner Qualitäten von (periphe- ren) Siedlungen der Nachkriegszeit 16 Entwicklung von Modellen für niederschwellig zugänglichen, billigen Wohnraum
FREIRAUM UNTER DRUCK NUTZUNGSANSPRÜCHE UND GESTALTUNGSOPTIONEN VERANSTALTUNG: 6. OKTOBER 2016 TOUR DURCH DAS SONNWENDVIERTEL & DISKUSSION IM HOTEL SCHANI TeilnehmerInnen: Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt, Bern; Isolde Rajek, rajek barosch landschaftsarchitektur; Daniel Zimmermann & Oliver Gachowetz, 3:0 landschaftsarchitektur; Kurt Hofstetter, stv. Koor- dinator der IBA_Wien; Walter Koch, Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien Süd In wachsenden Stadträumen stellt sich bei begrenz- ter Flächenverfügbarkeit und steigendem wirtschaft- lichen Druck die Frage nach einer verträglichen Bau- dichte. Es gilt möglichst viel Wohnraum zu schaffen 17 und gleichzeitig Wohn- und Lebensqualitäten zu sichern. Dem Freiraum kommt in diesem Zusammen- hang eine kompensierende Rolle zu, stellt er doch ein kostengünstiges Mittel zur Qualitätssteigerung in dichten Quartieren dar: Übergeordnete öffentli- che Freiraumstrukturen können von einer Zunahme an NutzerInnen, die Räume beleben, profitieren. In knapp dimensionierten bauplatzbezogenen Freiräu- men besteht aber die Herausforderung darin, wach- sende und oft divergierende Nutzungsansprüche auszubalancieren. Für eine erfolgreiche Quartiersent- wicklung ist letztlich die richtige Balance zwischen Wohndichte, Freiraumverfügbarkeit und Gestaltungs- qualitäten entscheidend. Doch wie viel Dichte verträgt/benötigt der Außen- raum? Lassen sich ein verträgliches und ein kritisches bauliches Dichtemaß in Bezug auf den Freiraum definieren? Sind die im Stadtentwicklungsplan STEP 2025 definierten Freiraumbedarfszahlen ein taugliches Maß zur Qualitätssicherung? Welche Maßnahmen sind geeignet, die Nutzungsintensität auf dem Bauplatz auszugleichen? Wie kann die Ent- wicklung anpassungsfähiger und vielseitiger Stadt- viertel von der Freiraumplanung unterstützt werden? Welche Ansätze für Freiräume, sowohl in Bestands- als auch in Neubauquartieren, sollen im Rahmen der IBA_Wien entwickelt werden? IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
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Impressionen der Tour durch das Sonnwendviertel 19 IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
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Landschaftsarchitekt und war 14 Jahre lang Mitinhaber beim Büro „4d“, bevor er 2014 sein eigenes Studio in Bern gründe- te. Er ist langjähriges Mitglied des Fach- ausschusses für Planungs- und Baufragen der Stadt Biel. Maurus Schifferli lehrt seit 2005 am Departement „Architektur, Holz und Bau“ der Berner Fachhochschule und 21 „Der Freiraum war zuvor als Gastdozent im Fachbereich Landschaftsarchitektur der Fachhoch- ist die wichtigste schule Erfurt sowie als Mitarbeiter am Lehrstuhl für Gestaltungen und Ausstat- Ressource für die Stadt.“ tungen im Außenraum der Akademie der Bildenden Künste München tätig. DI Maurus Schifferli Impulsbeitrag: Freiraum unter Druck – eine Causerie Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt, Bern Ich habe mich entschieden, einen etwas anderen Blick Nullwachstum gibt es nicht. Tendenziell geraten dabei auf das Thema Freiraum zu werfen. Die Diskussion jene Gärten und Parkanlagen in den Städten und Zen- über Dichte – reduziert auf Zahlen – finde ich nicht in- tren unter Druck, die nebst dem Wert als ökologische teressant. Ich bin der Meinung, dass wir vielmehr ver- Nischen auch einen hohen kulturellen und sozialen suchen müssten, über die Bedeutung von Freiräumen Wert haben, der meist über die Jahrzehnte gewachsen zu diskutieren und uns bewusst zu werden, in welche ist. Mit dem Bodenverbrauch werden künftig auch der Werte wir in Zukunft investieren möchten und welche Bodenpreis und die Ansprüche an die Grünflächen Funktionen Freiräume künftig abdecken sollen. steigen. Diese zu halten, zu entwickeln und auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse präzise abzustimmen, Unser marktwirtschaftliches System bedingt ein erfordert ein hohes Maß an technischem Wissen, damit Wachstum und somit eine Zunahme des Bodenver- gerade die Ressourcen Boden, Wasser, Luft und somit brauchs. Eine Nachhaltigkeitsstrategie mit einem Grünflächen langfristig gesichert werden können. IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
Wir brauchen dichte Zentren, und wir brauchen Der Garten ist in jedem Fall Grünräume mehr denn je – und vor allem brauchen eine Form der Kunst. wir eine sehr hohe Durchmischung von beidem, also gebaute Stadt wie Freiraum. Garten ist immer ein Abbild von Landschaft, ein Versuch, Landschaft messbar zu machen. Landschaft Unser Berufsstand ist in der Krise. ist Hintergrund, Garten Vordergrund. Gerade in der Miniaturisierung wird die Großform kontrollierbar, Aktuell arbeiten LandschaftsarchitektInnen primär überschaubar, beherrschbar. Damit wir Landschaft mit Bildern, nehmen Referenzen auf, die austausch- verstehen können, brauchen wir den Garten. Der bar sind. Wir sind zu Bühnenbildnern geworden, ursprünglich von Engländern angelegte Garten des arbeiten meist nur oberflächlich, reduzieren uns Hôtel de Ville im Sierre war Basisstation für alpine nur noch auf das Design und denken dabei kaum in Exkursionen. Zurückgeblieben sind meist Frauen räumlichen Strategien. Eigenständigkeit geht zu- und Kinder, die sich im Hotelgarten vergnügt und nehmend verloren oder fehlt gänzlich. Es geht mir gewartet haben, bis die Männer von ihren Exkursio- darum, dass wir in Zukunft wieder eine Beziehung nen zurückgekommen sind, im Wissen, dass manche zwischen Mensch und Garten und zwischen Mensch vielleicht nie mehr zurückkommen werden. Der und Stadt aufbauen können. Ziel muss es sein, Garten ist hier eine Anspielung auf das Paradies, auf authentische Räume zu kreieren, die auch im Sinne die Hoffnung und gleichsam Ort der Erinnerung und von Idealen gelesen werden können. Wir müssen des Vergessens. Dieser Hotelgarten hatte stets einen wieder eine öffentliche Diskussion über die künfti- Bezug zum britischen Königreich, da die Engländer gen Werte und Ziele von Freiräumen lancieren und auf ihren Reisen in entlegene Regionen fremdes dabei Natur, Stadt, Landschaft und Garten und deren Pflanzenmaterial gesammelt und in den englischen Beziehungen untereinander und zum Menschen Landschaftsparks neu arrangiert haben. Im Zuge diskutieren. dieser Sammlungen wurden unterschiedlichste Bild- 22 erwelten so konzipiert, dass der Besucher selbst im Anhand von Beispielen möchte ich zeigen, weshalb Durchschreiten der Anlage Teil der filmischen Choreo- wir Gärten oder Grünräume heute mehr denn je grafie wurde. Die naturbelassene Landschaft diente brauchen und weshalb dichte Zentren unabdingbar dabei stets als Bildhintergrund. sind. Dabei steht die öffentliche Hand in der Verant- wortung, wenn es um die Entwicklung und Sicherung Die Idee eines Gartens zu verstehen ist von Freiräumen geht. Es ist wichtig, geschickte Strate- eigentlich ganz einfach. gien zu entwickeln, die Eigenständigkeit produzieren und eben keine Referenz nehmen. Wenn wir über Im Garten muss man nur das Gute vom Schlechten Dichte sprechen, müssen wir primär über Landschaft trennen. Es ist eine Existenzfrage und eine Frage des diskutieren und hinterfragen, welche Landschaft wir Maßstabs, wenn der Mensch manipulativ in ein System künftig wollen. eingreift. Kann er das nicht machen, reduziert sich alles auf eine rein ästhetische Ebene. Also körperliches und Wie können wir uns Landschaft aneignen? Einer- geistiges Betätigen ist wichtig, damit wir Menschen seits auf einer rein gedanklichen Ebene, indem wir einen Bezug zu Freiräumen und Gärten entwickeln Kartenmaterial und Berichte studieren, bevor wir können. Schon Rousseau hat die Schweiz als Stadt Landschaft und Stadt physisch erfahren. Die ersten, begriffen, überall fand er Spuren von städtischer Kultur. die dies in der Schweiz bewusst gemacht haben, Landschaft ist somit für die Stadt genutzte Natur. waren die Engländer. Im 18. Jahrhundert setzte ein fundamentaler Wandel in der Einstellung zur wilden Caspar David Friedrich hat mit dem Bild „Der Wanderer Natur der Alpen ein. Wurden die Alpen bis dahin vor über dem Nebelmeer“ eingangs des 19. Jahrhunderts allem als hinderliche Barriere auf dem Weg nach ein Symbolbild geschaffen und legt erstmals ein Ver- Italien erlebt und war ihr Anblick von Gefühlen des ständnis für die Entdeckung der Landschaft als etwas Schauders und der Angst begleitet, riefen sie nun ein Ästhetisches vor. Dies kann als Paradigmenwechsel bewunderndes Staunen hervor. Viele Bauwerke und von der gefährlichen zur ästhetischen Landschaft Einrichtungen sind heute noch Zeugen dieser Zeit, verstanden werden. Der Mensch hat die letzten Winkel etwa große Hotelbauten auf der kleinen Scheidegg der Welt erkundet, hat sie durchwandert, bezwungen, unterhalb der Eiger-Nordwand oder der alpine Bahn- genossen. Vor einem erneuten Paradigmenwechsel hof auf dem Jungfraujoch. stehen wir heute. Die Frage lautet:
Wie können wir Landschaft in Wert setzen es langfristig angelegte Strategien und Denkmuster, und nicht nur ästhetisch genießen? die stets zukunftweisend sind. Unlängst wurde von der ETH Zürich eine Thesenkarte Der Freiraum ist die wichtigste Ressource zur Siedlungs- und Landschaftstypologie entwickelt, die für die Stadt. ein neues Portrait der Schweiz formuliert. Die Schweiz wird nicht mehr als Stadt oder Landschaft verstanden. Ein Beispiel aus Zürich Nord, das gerade in den letzten Die Karten zeigen Metropolitanregionen mit Stadtnet- Jahren eine enorme Entwicklung durchlebt hat: Im zen, stillen Zonen, alpinen Resorts und alpinen Brachen. Rahmen der Schulraumerweiterung entwickelten wir Dieses Portrait hat eine große Debatte ausgelöst und einen Idealplan für das Quartier, der später Grundlage neue Institutionen hervorgebracht, die sich nun zaghaft für künftige Bebauungen wurde. Die neue Schulanlage der Definition neuer Zielbilder annehmen. Parallel dazu Leutschenbach liegt an der Peripherie. Wir haben uns läuft – etwa bei der Entstehung neuer Waldflächen – ein entschieden, dass die in Zürich gültige Freiraumstrategie rasanter natürlicher Transformationsprozess, der nicht an für das neue Quartier einen großen Beitrag liefern soll. das gängige konservatorische Verständnis für Parks oder Aktuell sollen bei neuen Schulbauvorhaben pro Schüler Landschafts- oder Naturparks anknüpft. Wir stehen aktu- 14 Quadratmeter Außenraum angeboten werden. Dies ell vor der großen Aufgabe, in welche Richtung wir das haben wir zum Anlass genommen, die Schule zu stapeln Bild der Landschaft Schweiz weiterentwickeln möchten. und in einem Volumen zusammenzuziehen. Die Turn- halle bringt den größten Fußabdruck mit sich und thront Welchen Kulturraum wollen wir? zuoberst auf dem Gebäude. Darunter organisieren sich das öffentliche Geschoß, die Klassentrakte und das Die Parkidee ist eine städtische Idee. Stadt ist nicht Eingangsgeschoß mit Kindergarten und Tagestruktur. unbedingt dort, wo eine dichte Bebauung vorherrscht, Entstanden ist ein weitläufiger Park, der als Schulraum sondern dort, wo sich die BewohnerInnen eine städti- wie als Garten genutzt werden kann. Der Park ist fernab sche Mentalität angeeignet haben. Urbane Zukunft ist von tradierten Bildern entstanden. Er entwickelt sich 23 also eindeutig städtisch begründet. Natur wurde inte- vielmehr aus der Aufgabe und dem Gedanken des Ortes, graler Bestandteil des urbanen Raums und wird heute nimmt also keine Referenz und bezieht sich nur auf sich sogar ins Museum geholt. Der Nationalpark im Engadin selbst und auf die Idee der Architektur. Die Tragstruktur ist vielleicht die künstlichste Landschaft, die wir in der der Bauten in Metall bedingte während der Montage Schweiz kennen. Landschaft ist eine Ressource und riesige Installationsflächen, die wir mit verschiedenen muss neu in Wert gesetzt werden. Das eindimensionale Substraten aufgemischt und daraus die Basis für den Verständnis für die Landschaft als Rohstofflieferant hat Park geschaffen haben. Zudem gab es ein Waldstück, aus ausgedient, da es eben auch Landschaft zerstört. Die dem wir selektiv Silberweiden als Baumaterial für den jüngste Geschichte hat wieder große Landschaftsver- Park nutzten. Analog haben wir aus den ehemaligen änderungen mit sich gebracht und ist noch im Gang: Schrebergartenflächen Blumenzwiebeln, Knollen und die Mechanisierung der Landwirtschaft, der Wandel zur überdauernde Gemüsearten ausgegraben, beiläufig Freizeitgesellschaft oder etwa die Völkerwanderungen unter die Weiden gepflanzt und damit eine Reminiszenz innerhalb des Zusammenschlusses der EU. an die Geschichtlichkeit des Ortes geschaffen. Wir haben letztes Jahr das räumliche Stadtentwick- In welche Richtung wird sich das Land- lungsbild für die Stadt Bern vorangetrieben und schaftsbild verändern? dabei die Freiräume und die Verdichtung nach innen untersucht. Fazit der Lektüre war die Feststellung, Auf der einen Seite ist es klar, dass sich die Landschaft dass die Stadt Bern ein riesiges Potenzial hat und in einer Produktionslandschaft intensivieren wird, und dass die Wachstumsbedürfnisse für die nächsten dass es Landschaften geben wird, die extensiver als 35 Jahre allesamt innerhalb des städtischen gebau- Freizeitlandschaften genutzt werden. Flächen, die sich ten Raumes abgedeckt werden können. Überall zentral in den urbanen Zentren befinden, kommen entlang von Infrastrukturen, sei es Bahn oder Straße, stärker unter Druck, weil sie in Zukunft 24 Stunden sehen wir große Potenziale. Einziges Problem ist, genutzt werden. Die Anforderungen an uns Entwickler dass die Stadtplanung Bern dies in diesem Ausmaß und Denker werden dabei stetig steigen. Die Be- bisher noch nicht erkannt und diese Bereiche deutung ist wichtiger als die Materialität. Orte sollen planerisch nicht vorbereitet hat. Damit diese innen- Menschen berühren. Das einzige, was relevant ist, ist städtische Verdichtung funktionieren kann, braucht die Erinnerung an eine authentische Landschaft. IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe
Leiten gemeinsam mit Robert Luger das Büro 3:0 Landschaftsarchitektur in Wien. Die Absolventen der Universität für Bo- denkultur in Wien realisieren österreich- weit unterschiedlichste objektplaneri- sche Projekte im öffentlichen Raum sowie im Privatbereich. Nach so vielen Jahren wundern sich beide, dass die Bedeutung von Außenanlagen in Wien nicht bereits auf städtebaulicher Ebene wertgeschätzt und bei der Umsetzung und der Erhaltung häufig achtlos behandelt werden. DI Daniel Zimmermann & DI Oliver Gachowetz „Wenn wir auch im Freiraum vorzeigbare Projekte umsetzen wollen, müssen die dafür vorhandenen guten Konzepte und Strategien von den Beteiligten in einem gemeinsamen Verständnis umgesetzt werden.“ Podiumsdiskussion 24 Freiraum in der wachsenden Stadt grundrisse (Stichwort SMART Wohnen) noch an Bedeutung. Entscheidend wird sein, die Konzepte der verschiedenen Politikbereiche konsequent aufeinan- Die Gestaltung von hochwertigen Freiräumen, seien der abzustimmen und auch Dialog und Zusammenar- es übergeordnete öffentliche Straßenräume und beit zwischen öffentlicher Hand und privaten Akteu- Parkanlagen oder wohnraumbezogene Grünräume, ren zu unterstützen. Die „Partitur des öffentlichen haben eine hohe soziale wie auch ökologische Be- Raums“ für aspern Seestadt stellt wohl einen Quan- deutung – zumal angesichts des starken Wachstums tensprung für die Zusammenarbeit „auf Augenhöhe“ der Stadt und der zunehmenden Bevölkerungsdich- dar und sollte auch andernorts Schule machen. te auch in Bestandsquartieren. Vielfältig nutzbarer Freiraum ist ein wesentliches Instrument, um gesell- Freiraumqualität und Kosten schaftlichen Wandel (Dichte, Vielfalt von Nutzungs- ansprüchen etc.) abzupuffern und das System Stadt Das hohe Bevölkerungswachstum und die wachsen- zukunftsfähig zu machen. Gleichzeitig gewinnen de Nachfrage nach leistbarem Wohnraum hat zuletzt gerade Grünräume angesichts des fortschreiten- zu einem enormen Kostendruck geführt und zur den Klimawandels an Bedeutung. Investitionen in Ankündigung, auch bei der Freiraumgestaltung den Freiraum dienen nicht nur dazu, aktuelle Bedürfnis- Sparstift anzusetzen. Gleichzeitig steigt mit der bau- se, sondern auch jene kommender Generationen lichen Dichte auch der Bedarf an besonders vielfältig abzudecken. nutzbarem Freiraum – und mit der Freiraumqualität auch der Wert einer Immobilie. Freiraumplanung als Querschnittsmaterie In der Praxis entkoppelt sich oft die Diskussion zwi- Strategiedokumente der Stadtentwicklung wie der schen Qualität und Kosten, dabei liegt gerade hier ein Stadtentwicklungsplan 2025 oder das Fachkonzept wichtiger Hebel, der auch im Zuge der IBA_Wien näher Grün- und Freiraum tragen diesem Umstand mit untersucht werden sollte: Wo ist der Kompromiss ambitionierten Zielsetzungen und Kennzahlen Rech- zwischen Qualität und Kosten anzusetzen? Mit wel- nung. Im geförderten Wohnbau gewinnen Freiräume chen Maßnahmen im Bereich der Freiraumgestaltung vor allem vor dem Hintergrund kleinerer Wohnungs- kann die Wohnzufriedenheit trotz steigender Dichte
erhalten werden? Fakt ist, dass der Freiraum eine der Vernetzte Freiräume für Stadtquartiere – effizientesten Möglichkeiten ist, mit verhältnismäßig neue Planungskultur geringem Mitteleinsatz hohe Wohnqualität zu erzeu- gen. Umgekehrt lassen sich mit Qualitätsreduktionen Der Kostendruck zwingt auch dazu, durch ein intel- beim Freiraum kaum Kosten einsparen: Der Kosten- ligentes Zusammenspiel das Beste aus Freiräumen unterschied zwischen Freiraum in Basisqualität und herauszuholen. Das betrifft nicht nur die Abstimmung hochwertiger Ausführung ist geradezu vernachlässig- zwischen Politikbereichen und magistratischen bar im Vergleich zu den Kosten von Garagenplätzen Fachabteilungen, sondern auch zwischen Bauträ- oder etwa einem Schwimmbad auf dem Dach. gern, Architektur, Freiraumplanung oder Kultur- technik. Vor allem aber ist eine stärker bauplatz- Standards neu definieren – Mut zur Wildnis übergreifende Planung erforderlich (und das nicht nur in großflächigen Vorzeigeprojekten wie aspern Gleichzeitig sind, wie Beispiele aus der Schweiz Seestadt): Nicht jedes Gebäude braucht die gleichen zeigen, auch Freiräume vorstellbar, die mit einem Freiraumangebote oder Gemeinschaftsräume. Statt verhältnismäßig geringen Preis pro Quadratmeter auf einzelne Bauplätze ist der Fokus auf eine integ- auskommen, solange es erlaubt ist, Ansprüche und rierte Quartiersentwicklung zu legen. Standards neu zu definieren. Auch hier könnte die IBA mit experimentellen Zugängen einen wertvollen Hier kann in Zukunft auch noch deutlich stärker Beitrag leisten. Zum Beispiel könnte den meist über- zwischen privaten, teilöffentlichen und öffentlichen nutzten bauplatzbezogenen Freiräumen auch einmal Freiräumen und deren unterschiedlichen Nutzungen eine Stadtwildnis oder „Gstettn“ entgegengesetzt differenziert werden. Außerdem wäre zu analysieren, werden, deren Nutzung nicht vordefiniert ist. Diese welche Flächen zusätzlich zu den Bauplätzen für Frei- wäre deutlich weniger pflege- und kostenintensiv, raumgestaltungen ausgewiesen werden können und würde aber das Ausbrechen aus einem bisher relativ wie die Realisierung finanziert werden kann (z.B. rigiden Normenkorsett erfordern. über einen von verschiedenen Seiten zu dotierenden 25 Stadtplaner als Mitarbeiter der Stadt Wien und war als Mitarbeiter der Stadt Wien, u.a. Leiter der Stadtteilplanung und Flä- chennutzung für den Nordosten von Wien sowie Leiter der Landschaftsplanung für Gesamt-Wien. 2003–2015 war er maß- geblich an der Konzeption, Entwicklung und Umsetzung des innovativen Stadt- entwicklungsgebiets „aspern Die See- stadt Wiens“ beteiligt und war dort v.a. für Qualitätssicherung, öffentliche Räume und Beteiligungsprozesse verantwort- lich. Seit 2016 ist er als stellvertretender Koordinator für die IBA_Wien tätig. DI Kurt Hofstetter „Herausragende Projekte brauchen den Geist der Kontinuität und eine Haltung, die von der Idee bis zur Umsetzung eine Tragfähigkeit durch die IBA-Talks: Die Internationale Bauausstellung Wien im Fokus einer öffentlichen Gesprächsreihe verschiedenen Akteursebenen aufweist.“
Leitet gemeinsam mit Oliver Barosch das Büro rajek barosch landschaftsarchitektur. Die beiden Landschaftsarchitekten konn- ten zahlreiche nationale und internatio- nale Wettbewerbserfolge erzielen und Projekte in unterschiedlichen Tätigkeits- bereichen und Maßstäben verwirklichen. rajek barosch schaffen atmosphärisch ver- dichtete Räume. Ihre Arbeit ist von einer klaren und zurückhaltenden Entwurfsspra- che geprägt, die landschaftliche Bezüge herstellt und Referenzen zu Bestand und Architektur abbildet. DI Isolde Rajek „Ich plädiere für eine Öffnung, für eine neue Planungskultur: weniger ‚Nutzung’, mehr Wildnis und einen Planungsprozess, in dem vielleicht weniger gezeichnet, aber jedenfalls von Be- ginn an bis über die Fertigstellung hinaus begleitet wird.“ Quartiersbezogenen „Topf“). Derartige Überlegungen eine Vernetzung, wie sie erstmals bereits im Zuge der erfordern jedenfalls eine stärker städtebauliche He- „Wiener Internationalen Gartenschau 1974“ ange- rangehensweise und eine neue Planungskultur mit dacht war, spürbare Effekte für das gesamte Stadt- innovativen, sehr frühzeitig ansetzenden Verfahren, quartier generieren. Mögliche Elemente: Stadtwild- die im Rahmen der IBA entwickelt werden könnten. nis (entlang der Trasse der Südosttangente), neu zu 26 schaffende Parkanlagen mit Angeboten für Jugendli- Die Bedeutung von Freiräumen über einzelne Bau- che (entlang der U1) und die bestehende Grünflur in- plätze oder Wohnprojekte hinaus wird etwa in der nerhalb der Wohnanlage, bei der der Ergeschoßzone vielschichtigen, gewachsenen Struktur der Per-Albin- z.T. neue „Infrastrukturbänder“ vorgelagert werden Hansson-Siedlung in Wien-Favoriten exemplarisch könnten. Die Umsetzung eines derartig umfassenden sichtbar, die ein mögliches Projektgebiet der IBA Freiraumkonzepts wäre mit entsprechenden Mobili- darstellt. Die Siedlung mit ihren unterschiedlichen tätskonzepten (v.a. Reduzierung von mobilisiertem Bebauungsformen, aber auch sozialräumlichen und Individualverkehr und Stellplätzen an der Oberfläche, ökonomischen Strukturen ist in ein Landschaftsmo- neue Nutzungsformen für Stichstraßen etc.) und der saik verschiedenartiger Freiräume eingebettet, die Aufwertung von Grätzelzentren (etwa beim Einkaufs- fast 70 % der Gesamtfläche ausmachen. Hier könnte zentrum Olof Palme Hof) zu flankieren. Bauingenieur und Ziviltechniker mit Aus- bildung an der TU Wien. Seit 1990 ist er für die Baugenossenschaft „Wien Süd“ als Pro- jektentwickler tätig. 2005 wurde er Mit- glied des Vorstandes und Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden. Zu seinen Haupt- aufgaben zählen städtebauliche Entwick- lungsprojekte und die Leitung der Planung von Wohnbauprojekten und Projekten der sozialen Infrastruktur. DI Walter Koch „Wir haben natürlich das Interesse, dass der Freiraum in einer Anlage zum gemeinsamen Zusammenleben beiträgt und nicht ein Streitpotenzial erzeugt.“
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