Akzente. 02/2020 Wien-Wahl Corona-Pandemie Wirtschaft - Wien in den besten Händen - bsa.at

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Akzente. 02/2020 Wien-Wahl Corona-Pandemie Wirtschaft - Wien in den besten Händen - bsa.at

    Akzente. 02                                    /2020
    Schwerpunkte      Andreas Mailath-Pokorny

    Wien-Wahl         Wien in den besten Händen.
                      BSA Wien
    Corona-Pandemie   BSA Kandidat*innen
    Wirtschaft        Wien-Wahl
                      Wiener Stadträt*innen exklusiv
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                                      führliches inhaltliches Ange-
                                   bot und kann sich am Netzwerk
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Editorial

Wien - In den besten Händen.
von BSA-Präsident Dr. Andreas Mailath-Pokorny

„Es geht um Wien. Es geht um Dich“. Klare Worte, die an uns, Wählerinnen       würde, eine Grüne Bürgermeisterin im Amt zu haben, die am Gängelband
und Wähler, die am 11. Oktober zur Urne schreiten, gerichtet werden.           der ÖVP hängt. Eine Grüne Bürgermeisterin bringt Türkise Politik in un-
Sie reflektieren die vergangenen Jahre, in denen Wien zur lebenswer-           sere Stadt. Lassen wir uns nicht in Sicherheit wiegen durch falsche Ver-
testen Stadt aufgestiegen ist, und sie prognostizieren, dass wir nur mit       sprechen und Ankündigungen. Die Bedrohung durch die Dirndl-Koalition
einer gestärkten Sozialdemokratie diese Errungenschaften nicht acht-           ist real. Eine Koalition, die es sich zum Ziel setzen wird, die lebenswertes-
los aufs Spiel setzen.                                                         te Stadt der Welt, nach ihren Vorstellungen umzuformen und eine der er-
                                                                               folgreichsten Stadtentwicklungsprojekte unumkehrbar zu beenden.
Im Jahr 2020 können wir bereits auf 76 erfolgreiche Jahre Sozialde-
mokratie in Wien zurückblicken, mit vielen erfolgreichen Projekten und         Ich lade Euch alle herzlich ein, widmen wir unsere gesamte Kraft und
Maßnahmen, die Wien eben zu jener lebenswertesten Stadt gemacht                Konzentration dem Wiener Wahlkampf. Am 11. Oktober geht es um un-
haben, die wir heute kennen. Der Wirtschaftsmotor Wien, der Wien Bo-           sere Bundeshauptstadt, es geht aber auch um die Sozialdemokratie. Un-
nus, die Gratis-Ganztagsschule, der Gratis-Kindergarten und innovative         sere sozialdemokratische Politik steht auf dem Prüfstand. Heute, mitten
Stadterweiterungen, sind nur wenige der vielen Errungenschaften der            in der Krise, gilt mehr denn je, nur die Sozialdemokratie ist ein Garant
Wiener Sozialdemokratie. Vor allem aber das ausgezeichnete Gesund-             für öffentliche Verantwortung mit sozialer Handschrift. Nur wir stel-
heitssystem ist eine der Errungenschaften, die in den letzten, Monaten         len uns den Herausforderungen der Zukunft. Nur wir teilen die Auffas-
ihre Bewährungsprobe zu bestehen hatte, und diese auch mit Bravour             sung dass Gesundheit, Bildung, Kultur und sozialer Aufstieg für jeden zu-
gemeistert hat.                                                                gänglich sein muss. Für die Sozialdemokratie gibt es keine Unterschiede.
                                                                               Für uns ist jeder Mensch gleich viel wert. Für uns ist es eine Handlungs-
Die Corona Krise der letzten Monate hat eines deutlich gemacht: Eben           anweisung, sich für unsere Ideale, unsere Politik und unsere Visionen
weil wir in Wien ein etabliertes und dichtes soziales Netz und ein starkes     einzusetzen.
öffentliches Gesundheitssystem haben, ist die Krise lösbar. Das ist einzig
und alleine das Ergebnis sozialdemokratischer Politik, die in den nächs-       Kämpfen wir gemeinsam für die Sozialdemokratie, kämpfen wir für
ten Monaten und Jahren umso mehr gefordert sein wird, um die Folgen            Wien, unterstützen wir Michael Ludwig und unterstützen wir die Kandi-
dieser Krise zu bewältigen. Am Arbeitsmarkt, in der Sozial- und Wirt-          datInnen einer Liste, die so jung, vielfältig und bunt ist wie Wien selbst.
schaftspolitik, in der Gesundheitspolitik, in der Bildungspolitik, aber auch   Schlagen wir gemeinsam die bedeutendste Wahl der jüngeren Sozialde-
in der Wohnpolitik wird es darum gehen, sich all jener anzunehmen, die         mokratie und des heurigen Jahres, damit Wien für Alle die lebenswer-
unter den Folgen der Krise zu leiden haben.                                    teste Stadt der Welt bleibt. Gemeinsam für Michael Ludwig, verlässlich,
                                                                               entschlossen und progressiv.
Das rote Wien hat nicht nur für uns, sondern für eine ganze Generation
an Städteentwicklern und Urbanisten neue Standards gesetzt und eine
Vision aufgezeigt: die Vision der sozialen Stadtentwicklung. Was Wien ist
und kann, kann und muss auch für Österreich gelten. Die gelebte Solida-
rität und Chancengleichheit ist der einzige Weg, der uns in den schwieri-
gen Monaten, die vor uns liegen, sicher und erfolgreich durch diese Kri-
se leitet. Die SPÖ Wien muss sich auch in den nächsten Jahren weiterhin
für ein soziales, leistbares, modernes und weltoffenes Wien einsetzen.
Für ein rotes Wien, das der Tradition folgend, daraufhin arbeitet, das An-
gebot der Stadt nicht nur auszubauen, sondern vor allem an die Bedürf-
                                                                                                                                                               DOLESCHAL

nisse der Bevölkerung anzupassen.

Lassen wir uns von Aussagen wie „der Ausgang der Wien-Wahl ist schon
ziemlich klar“ nicht täuschen. Mein Appell an Euch ist: Dieses Rennen ha-
ben wir mit Sicherheit nicht gewonnen, wenn wir am 11. Oktober die Ziel-
linie überqueren, sondern erst dann, wenn ein Sozialdemokrat, Michael
Ludwig, als Wiener Bürgermeister bestätigt wurde.

Die Bedrohung durch eine Dirndl-Koalition aus ÖVP, Grünen und NEOS
kann weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Auch wenn ein ÖVP-Bür-
germeister von vielen Seiten bereits ausgeschlossen wurde, konnten
wir uns auf Bundesebene bereits davon überzeugen, was es bedeuten
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 Seite 18: BSA Kandidat*innen zur
    Wien-Wahl stellen sich vor!
       Andrea Wadsack                                   Marko Koren
        Manuela Blum                               Miriam Hufgard-Leitner
          Hakan Can                                   Marco Niebauer

          Unser Aufruf: Wählt!
    Am 11. Oktober finden die Wahlen zum Wiener Gemeinderat und Landtag statt.
Besonders wichtig ist es, die gute Stimmung für ein progressives und weltoffenes Wien
                                in Stimmen umzuwandeln.

     Es ist nur verständlich, wenn Sie oder ihre Mitmenschen, sich dazu entscheiden,
          kein Wahllokal aufsuchen zu wollen. Unser Aufruf bleibt aber weiterhin:
     WÄHLT! Die Briefwahl und die fliegende Wahlkommission sind gute Alternativen.

    Es können bereits jetzt Wahlkarten beantragt werden, um distanziert und keimfrei
   seine Stimme abzugeben. Zusätzlich kann man seit 14. September in das Magistrat
            des eigenen Wohnbezirks gehen, um direkt die Stimme abzugeben.

     Bitte findet einen Weg, an dieser Wahl teilzunehmen. Unser Dank gilt bereits jetzt,
                den vielen Wahlbeisitzer*innen die ihr Bestes geben werden,
          um eine sichere und hygienische Wahl am 11. Oktober zu ermöglichen.
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                                                                                           Inhalt

                                                            BSA

8 Die Erfolgsformel des Wiener                            22 Werner Gruber: Die Zukunft der
Wohnbau-Modells                                           Digitalisierung
von Kathrin Gaál| Stadträtin für Wohnen                   von Manfred Wasner | VSI & BSA SeniorInnen

9 Klimamusterstadt Wien                                   23 Auto raus aus der (Innen-)Stadt?
von Ulli Sima| Stadträtin für Umwelt                      von Martin Fuchs und Anna Weißenböck | BSA LIFE

10 Der Zukunft begegnen                                   24 Leistbares Wohnen als Zukunftspers-
von Peter Hacker | Stadtrat für Soziales und Gesundheit   pektive in Wien
                                                          von Elisabeth Springler | BSA VGW
13 Wien soll kinder- und jugendfreund-
lichste Stadt werden!                                     25 Paul Watzlawick zur
von Jürgen Czernohorszky| Stadtrat für Jugend             Erinnerung (1921 - 2007)
                                                          von Rudolf O. Zucha | BSA PPP
14 Wiens‘s Corona Hilfspaket
von Peter Hanke | Stadtrat für Wirtschaft                 26 Braucht Wien eine Industrie?
                                                          von Johann Moser | VGW
15 Im Interview: Veronica Kaup-Hasler
Stadträtin für Kunst und Kultur                           27 Eigenkapital statt Fremdkapital und
                                                          Garantien zur Firmenrettung
16 Forderungen zur Corona-Krise                           von Franz Nauschnigg | VGW

17 Ein funktionierendes Gesundheitssys-                   29 Spitzfindige Jurist*Innen - Über die
tem braucht ..                                            Bedeutung des Rechtsstaats in der Krise
von Andrea Wadsack l BSA GSB                              von Florian Horn | JuristInnen

21 Vorwärts in eine gleichberechtigte                     32 Was war | BSA Rückblick
Zukunft!
von Marina Hanke | Vorsitzende der SPÖ Wien Frauen        33 Was kommt | BSA Termine
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Interview | Schwerpunkt Wien

Im Interview:
Dr. Michael Ludwig
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lie-             tausch hat. Wir werden den Universitätsstand-      Muthgasse wird neue Forschungsinfrastruk-
ber Michael, spielen die Themen Wissen-            ort weiter fördern und damit Wiens Position als    tur geschaffen. Seit Jahresanfang können
schaft und Forschung eine Rolle im Wiener          führende europäische Forschungs- und Inno-         Start-ups über 70 Laborarbeitsplätze für an-
Wahlkampf?                                         vationsmetropole ausbauen. Erst 2019 habe          gewandte Forschung und Entwicklung bezie-
                                                   ich ein Kooperationsabkommen mit RektorIn-         hen. Jetzt in der Corona-Krise haben wir bei-
Natürlich fokussiert sich die Aufmerksam-          nen und Vorständen von 23 Wiener Universitä-       spielsweise eine Million Euro für anwendungs-
keit vor dem Hintergrund der Corona-Pande-         ten, Hochschulen und Fachhochschulen unter-        nahe Forschung zum Virus zur Verfügung
mie und einer der schwersten Wirtschafts-          zeichnet. Gemeinsam – Forschung und Verwal-        gestellt. So machen wir das hiesige Potential in
krise zunächst viel auf Themen wie Arbeit, Ge-     tung – beschäftigen wir uns mit Themen wie         Sachen Impfstoffforschung voll nutzbar.
sundheit und Soziales. Aber das bedeutet nicht,    der sozialen Frage, der Digitalisierung und der
dass Wissenschaft und Forschung in unserer         Nachhaltigkeit.                                    Das führt uns weiter zum Thema Gesundheit
Kampagne keinen Platz haben. Im Gegenteil,                                                            – wo siehst Du die zentralen Herausforde-
diese Bereiche haben eminente Bedeutung für        Wie kann man gerade in Zeiten von Fake             rungen für Wien?
uns und für Wien. Denn Wissen schafft Arbeit.      News und neuer Skepsis gegenüber der Wis-
Und wir sind mitten im Wandel von der Indus-       senschaft wieder mit dem Thema punkten?            Mein oberstes Ziel ist es, ein starkes öffent-
triegesellschaft der Vergangenheit hin zur di-                                                        liches Gesundheitssystem sicherzustellen,
gitalen Wissensgesellschaft. Bildung, Wissen-      Belehren und Rechthaberei haben noch nie           das allen Menschen offen steht. Denn gera-
schaft, Forschung, Technologie und Innovation      zum Ziel geführt. Unser grundsätzlicher An-
– all das spielt in Wien eine immer größere Rol-   spruch ist es daher, die Menschen zur Wis-
le und ist die Quelle des Wohlstands von mor-      senschaft zu verführen. Wissenschaft soll
gen. Nicht umsonst sind wir eine vielfach aus-     noch stärker als Teil der Gesellschaft etabliert
gezeichnete „Smart City“, wo Innovation, For-      werden. Zu diesem Zweck soll ein zeitgemä-
schung und Entwicklung zusammenfließen.            ßes Zentrum für Wissenschaftskommunikati-
Nun kommt es darauf an, den digitalen Wandel       on aufgebaut werden, das als Schnittstelle zwi-
zu gestalten und alle Chancen für die Wiene-       schen Grundlagenforschung und Bildung fun-
rInnen auszuschöpfen.                              giert. Gleichzeitig setzen wir auf Bewährtes:
                                                   Erprobte Formate und Programme der Wiener
Wie siehst Du Wien als Wissensstandort             Wissenschaftsvermittlung werden fortgesetzt.
positioniert?                                      Die Wiener Vorlesungen werden weiterhin die
                                                   spannendsten Stimmen der Wissenschaft in
Da gibt es so viele gute Gründe stolz zu sein.     Austausch mit der Öffentlichkeit bringen. Und
Wien ist schon heute vor Berlin und Mün-           weil es gerade darauf ankommt, jungen Men-
chen die größte Unistadt im deutschsprachi-        schen zu erreichen, werden wir in ausgewähl-
gen Raum. Von den rund 195.000 Studen-             ten Campus-Standorten, aber auch in Neuen
tInnen sind übrigens 53% weiblich und 47%          Mittelschulen und in Polytechnischen Schulen
männlich. Wir sind stolz auf unseren Wissens-      sogenannte Science-Center etablieren: Dort
standort Wien mit den neun Universitäten, fünf     wird Wissenschaft für Kinder und Jugendli-
Privatuniversitäten und fünf Fachhochschu-         chen auf leicht zugängliche Weise erleb- und
len. Im Herbst 2020 nimmt zusätzlich die Cen-      begreifbar gemacht.
tral European University ihren regulären Stu-
dienbetrieb auf. Ich freue mich sehr, dass wir     Gerade im Bereich Life Science hat es in Wien
                                                                                                                                                         SPÖ Wien | Christian Fürthner

nun auch die Weichen für die Ansiedelung die-      in den letzten Jahren so viel getan. Kann die-
ser renommierten Universität auf den Stein-        ser Sektor in der Corona-Krise weiter an Be-
hofgründen gestellt haben. Weitere Impulse         deutung gewinnen?
liefern die Erweiterungen der Sigmund-Freud-
Universität sowie der Lauder Business School.      Wir ernten hier die Früchte einer jahrelan-
Das alles zeigt, dass Wien eine weltoffene Stadt   gen Aufbauarbeit. Und die setzten wir fort: Am                               Dr. Michael Ludwig
ist, die ein Interesse an Diskurs und Ideen-Aus-   Campus Vienna Biocenter und am Standort                        Präsentation des Wahlprogramms
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SPÖ Wien

                                                                                                                                       Dr. Michael Ludwig
                                                                              Landeshauptmann und Bürgermeister der Stadt Wien, Vorsitzender der SPÖ Wien

           de in der Corona-Pandemie zeigt sich, was un-       nen zu helfen haben wir Arbeitsstipendien ein-     Schulkinder mit Laptops ausgestattet sind, las-
           ser gut ausgebautes, öffentliches Gesundheits-      gerichtet und die dafür notwendigen Mittel zu-     sen wir das „digitale Klassenzimmer“ Wirklich-
           wesen in Wien zu leisten im Stande ist. Ich bin     letzt auf 6,3 Millionen Euro aufgestockt. Von      keit werden, flächendeckender WLAN-Ausbau
           sehr stolz auf den Einsatz und das große Enga-      dieser Förderung profitieren jetzt viele For-      inklusive.
           gement aller MitarbeiterInnen im Gesundheits-       scherInnen sowie Kulturschaffende. Und es
           und Pflegebereich. Sie alle haben mitgeholfen,      zeigt, dass wir unsere soziale Verantwortung       Das Schlagwort Digitalisierung zieht sich
           dass den WienerInnen Zustände wie in ande-          ernstnehmen.                                       durch alle Politikbereiche. Auf welchem Weg
           ren Ländern erspart bleiben, wo das Gesund-                                                            siehst Du hier Wien?
           heitssystem privatisiert oder stark zurückge-       Damit möchten wir zum Thema Bildung kom-
           fahren wurde. Ich werde alles dafür tun, damit      men. Hier haben Du und die SPÖ zuletzt mit         Ich habe mir ein klares Ziel gesteckt: Nämlich
           das auch in Zukunft so bleibt.                      der Gratis-Ganztagsschule viel Aufmerk-            Wien bis 2030 zur Digitalisierungshauptstadt
                                                               samkeit erregt.                                    Europas zu machen und alle Chancen für die
           Wie siehst Du generell Millionenmetro-                                                                 WienerInnen auszuschöpfen. Unser Fokus liegt
           polen wie Wien durch das Coronavirus                Ja, das ist ein großer Wurf, der sich bereits      deshalb auf stabilen und sicheren Arbeitsplät-
           herausgefordert?                                    mitten in der Umsetzung befindet. Vor mehr         zen und dass die Wirtschaft attraktive Entwick-
                                                               als zehn Jahren haben wir den einzigartigen        lungsmöglichkeiten vorfindet. Wir arbeiten da-
           Die letzten Monate haben eines deutlich ge-         Schritt gesetzt, den Gratis-Kindergarten ein-      ran, dass mehr und mehr digitale Lösungen zur
           macht haben: Eben weil wir in Wien ein dichtes      zuführen. Nun ist es an der Zeit, diesen kon-      Pflegeunterstützung und im Gesundheitswe-
           soziales Netz und ein starkes öffentliches Ge-      sequenten Weg fortzusetzen! Wir führen die-        sen zum Einsatz kommen. Außerdem wollen wir
           sundheitssystem haben, ist der Alltag so nor-       sen Herbst die Gratis-Ganztagsschule in Wien       mit digitalen Werkzeuge für noch mehr Service
           mal wie möglich weitergegangen. Das ist das         ein. Es wird dann 70 verschränkte Ganztags-        sowie kürzere Wege in der Verwaltung sorgen.
           Ergebnis sozialdemokratischer Politik – von         schulen geben, wo sich Lernen, Spaß und Be-        Und schließlich geht es auch darum, das Ver-
           der wir jetzt mehr brauchen, um mit den Kri-        wegung auf kindgerechte Weise abwechseln.          trauen der BürgerInnen in die Services und
           senfolgen fertigzuwerden – am Arbeitsmarkt,         Das ist nur der Anfang: Pro Jahr kommen bis        IKT-Systeme der Stadt weiter zu stärken. Da-
           in der Sozial- und Wirtschaftspolitik, in der Ge-   zu zehn weitere Standorte hinzu. Weiters wird      tenschutz und Cybersicherheit haben oberste
           sundheitspolitik, in der Bildungspolitik, in der    es bis 2023 14 Campus-Standorte geben, wo          Priorität.
           Wohnpolitik und wenn es darum geht, sich all        Kindergarten-, Schul- und Freizeitpädagogik
           jener anzunehmen, die unter den Folgen der          an einem gemeinsamen Standort vereint an-
           Krise leiden. Das betrifft insbesondere viele       geboten werden. Und weil sich in der Corona-
           freischaffende WissenschaftlerInnen. Um ih-         Krise gezeigt hat, wie wichtig es ist, dass alle
Akzente. 02/2020 Wien-Wahl Corona-Pandemie Wirtschaft - Wien in den besten Händen - bsa.at
Akzente. 02                    /2020                                                                                                               8

                Schwerpunkt Wohnen

                Die Erfolgsformel des
                Wiener Wohnbau-Modells
                von Kathrin Gaál

                „Eine schlechte Wohnung macht brave Leute          Das Wiener Wohnbaumodell ist keine Selbst-         nen Euro gefördert werden. Hinzu kommen
                verächtlich.“ In diesem Satz von Goethe fin-       verständlichkeit, sondern das Ergebnis poli-       noch Sanierungsprojekte mit insgesamt rund
                det sich ein zentraler Gedanke der Wiener          tischer Entscheidungen, die laufend getrof-        61.500 Wohnungen, die in den vergangenen
                Wohnbaupolitik, die vor mehr als 100 Jahren        fen werden müssen. Nur durch bewusste Po-          zehn Jahren mit mehr als 1,2 Milliarden Euro
                aus der Not nach dem Ersten Weltkrieg ent-         litik wird die Fortsetzung des Wiener Modells      gefördert worden sind.
                standen ist.                                       garantiert, das Leistbarkeit in den Mittelpunkt
                                                                   stellt, und nicht möglichst hohe Gewinne für       w Unbefristete Mietverträge: Im geförderten
                Damals erkannte die Politik, dass Wohnen mehr      Spekulanten.                                       Wohnbau, wo mehr als 60 Prozent der Wiene-
                ist als nur ein Dach über dem Kopf. Sondern                                                           rInnen leben, gibt es grundsätzlich keine be-
                dass leistbares und lebenswertes Wohnen ein        Aus all den Erfahrungen von mehr als 100           fristeten Mietverträge und dadurch deutlich
                Grundrecht ist, das für den sozialen Frieden,      Jahren Wiener Wohnbau-Politik ergeben sich         mehr Planbarkeit und Sicherheit als in anderen
                Zusammenhalt und die Lebensqualität in einer       die sechs folgenden Grundsätze des Wiener          Metropolen.
                Stadt entscheidend ist. Daher hat Wien stets die   Wohnbau-Modells:
                Kontrolle über sein Wohneigentum behalten,                                                            w Innovation und Qualität: Sichergestellt über
                auch in Zeiten, als andere Kommunen unter          w Schutz vor Spekulation: Zum Beispiel durch       die Instrumente Bauträgerwettbewerb, Grund-
                lautem öffentlichem Beifall privatisiert haben.    die jüngst eingeführte Widmungskategorie „Ge-      stücksbeirat und das 4-Säulen-Modell (beste-
                                                                   förderter Wohnbau“, mit der es auch in Zukunft     hend aus Architektur, Ökologie, Ökonomie, So-
                Insgesamt leben heute mehr als 60 Prozent          genug Grund und Boden für leistbaren und le-       ziale Nachhaltigkeit).
                der Wienerinnen und Wiener im geförderten          benswerten Wohnraum gibt. Überall, wo Flä-
                Wohnbau, davon alleine fast eine halbe Million     chen in Wohngebiet umgewandelt werden, sind        w Vorausschauende Planung: Allein der wohn-
                im Gemeindebau. Die Wiener Wohnbaupolitik          seit 2019 zwei Drittel für den sozialen Wohnbau    fonds_wien hält zurzeit mehr als drei Millionen
                hat eine preisdämpfende Wirkung auf den ge-        vorgesehen.                                        Quadratmeter Grund und Boden in Wien, die
                samten Wohnungsmarkt, ist die größte Förde-                                                           für den geförderten Wohnbau reserviert sind.
                rung der Mittelschicht in der Stadt und ist ein    w Öffentliche Investitionen: Allein aktuell sind
                Sicherheitsnetz nach unten und ein Sprung-         in Wien rund 24.000 Wohnungen in Bau oder          w    Sicherheit durch Stabilität: Die WienerIn-
                brett nach oben.                                   Planung, die insgesamt mit rund 900 Millio-        nen können sich auf die Kontinuität der Wie-
                                                                                                                      ner Wohnbaupolitik verlassen. Wien steht auf
LUDWIG SCHEDL

                                                                                                                      der Seite der MieterInnen und die Tür des ge-
                                                                                                                      förderten Wohnbaus ist in Wien bewusst auch
                                                                                                                      für die Mittelschicht weit geöffnet, um soziale
                                                                                                                      Durchmischung zu fördern.

                                                                                                                      Ich bin überzeugt davon, dass wir mit diesen
                                                                                                                      Grundsätzen eine Formel gefunden haben, mit
                                                                                                                      der der Wiener Wohnbau auch in Zukunft inter-
                                                                                                                      national führend bleiben wird.

                                                                                                                      Dazu braucht es aber auch, das möchte ich
                                                                                                                      noch einmal erwähnen, bewusste Politik, die
                                                                                                                      die Fortsetzung dieses Erfolgsmodells garan-
                                                                                                                      tiert und die Leistbarkeit in den Mittelpunkt
                                                                                                                      stellt.

                Kathrin Gaál
                Amtsführende Stadträtin für Wohnen, Wohnbau, Stadterneuerung und Frauen
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Schwerpunkt Umwelt

Klimamusterstadt Wien
von Ulli Sima

                                                                                                                       Christian FÜRTHNER
Der menschenverursachte Klimawandel
ist die Herausforderung unserer Zeit. Die
Folgen der globalen Klimakrise spüren wir
auch in Wien. Man denke nur an die extre-
men Hitzesommer der vergangenen Jahre,
unzählige Tropennächte die die Stadt nicht
mehr abkühlen lassen und an die steigen-
de Zahl an Hitzetoten. Wir haben den urba-
nen Hitzeinseln deshalb den Kampf ange-
sagt und die größte Cooling-Offensive der
Stadt gestartet. Mit 175 Nebelduschen,
Wasserspielplätzen, Wasservorhängen,
1.000 Trinkbrunnen, 50 mobilen Brunnhil-
de-Trinkbrunnen uvm über die ganze Stadt
verteilt. All diese coolen Plätze findet man
übrigens am schnellsten und mit nur ei-
nem Klick in der neuen gratis App „Coo-
les Wien“. Es ist spannend und inspirie-
rend zu sehen, wie viele unterschiedliche
und kreative Ansätze es im Kampf gegen
die Folgen des Klimawandels gibt: Ob Öf-       Ulli Sima
                                               Amtsführende Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke
fi-Ausbau, die Errichtung von mehr Grün-
raum, Abkühlung durch Sprühnebelanla-

                                                                                                                       Christian FÜRTHNER
gen oder im modernen Wohnbau z.B. durch
Grünfassaden.

Gebäudebegrünung im Kampf gegen Ur-
bane Hitzeinseln
Um die Hitze in der Stadt deutlich abzumin-
dern, geht Wien mit gutem Beispiel voran
und setzt unter anderem auf Fassadenbe-
grünungen. Die Stadt Wien wirkt dem Phä-
nomen der “Urban Heat Island” auch mit
städtebaulichen Maßnahmen entgegen
und fördert die Errichtung begrünter Fas-
saden, Dächer und Innenhöfen. Ein Grün-
flächenanteil von 53 % an der Stadtfläche
hilft dabei das lokale Aufheizen deutlich
zu reduzieren. Seien es Parks, landwirt-
schaftliche Flächen, Alleen, aber auch of-
fene Wasserflächen. Begrünten Fassaden,
Dächer und Innenhöfe regulieren das Mi-
kroklima. Das verbessert das Klima in Bü-
ros und Wohnungen. Eine Grünfassade mit
850m² Fläche kühlt an einem heißen Som-        Die Fassade der MA 48 am Margaretengürtel wurde bereits 2010 begrünt.
mertag in etwa so viel wie 75 Klimagerä-
ten mit 3.000 Watt Leistung und acht Stun-     definiert – die CO2 neutrale Klimamuster-
den Betriebsdauer. Die Pflanzen an den         stadt Wien. Wir haben es in der Hand und
Hauswänden nehmen CO2 auf, geben Sau-          setzen alles daran dieses Ziel zu errei-
erstoff ab und kühlen durch Verdunstung        chen. Damit Wien auch künftig die lebens-
ihre Umgebung. Wir haben ein klares Ziel       werteste Stadt der Welt bleibt.
Akzente. 02/2020 Wien-Wahl Corona-Pandemie Wirtschaft - Wien in den besten Händen - bsa.at
Akzente. 02                   /2020                                                                                                            10

              Der Zukunft begegnen
              mit Peter Hacker
C.JOBST/PID

                                                                                       nes der zentralen Themen der Strukturentwicklung im Gesundheitsbe-
                                                                                       reich. Die besondere Herausforderung besteht darin, den stationären
                                                                                       Bereich durch die Verlagerung von Leistungen zu entlasten und im nie-
                                                                                       dergelassenen Bereich entsprechende Strukturen aufzubauen, in die
                                                                                       diese Leistungen überführt werden können. Angebote müssen dabei an
                                                                                       regionale und überregionale Bedürfnisse angepasst werden. Diese Ent-
                                                                                       wicklung der Versorgungsstruktur bedeutet eine wegweisende Verän-
                                                                                       derung des gesamten Gesundheitsbereichs und bedarf – bei Beibehal-
                                                                                       tung der gewohnt hohen Behandlungsqualität – einer Optimierung der
                                                                                       Prozesse und Ressourcen in allen Bereichen.

                                                                                       Primärversorgung
                                                                                       – wohnortnah und multiprofessionell

                                                                                       Mit dem Ausbau der Primärversorgung durch 36 Zentren wird die Ge-
                                                                                       sundheitsversorgung wohnortnah in den kommenden Jahren Schritt
              Peter Hacker                                                             für Schritt in ganz Wien weiter verbessert. In den Primärversorgungs-
              Amtsführender Stadtrat für Soziales, Gesundheit und Sport
                                                                                       zentren stehen den Bürgerinnen und Bürgern Einrichtungen mit multi-
                                                                                       professionellen Teams zur Verfügung, deren Versorgungsangebote mit
              Wien verfügt über ein schlagkräftiges und innovatives Gesundheits-       erweiterten Öffnungszeiten zudem die Ambulanzen der Krankenhäuser
              system – das hat sich während der vergangenen Monate deutlich ge-        entlasten.
              zeigt. Damit das so bleibt, sind weitere Modernisierungen unumgäng-
              lich. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker über bereits gesetzte und         Einen stärkeren Ausbau und Verzahnung der Serviceleistungen muss
              bevorstehende Schritte:                                                  es auch im Bereich der integrierten Versorgung von chronisch kranken
                                                                                       Menschen geben. Der Aufbau eines integrierten Versorgungssystems
              Wien ist mit fast 1,9 Millionen Bürgerinnen und Bürgern die zweitgröß-   stellt eine ganz besondere Herausforderung dar. Hierbei werden sekto-
              te Stadt im deutschen Sprachraum und seit 2009 durchgehend die le-       renübergreifend, kurative medizinische Leistungen von HausärztInnen,
              benswerteste Stadt der Welt. Ein wesentlicher Bestandteil der hohen      FachärztInnen, diplomierten Pflegekräften und Krankenhäusern so mit-
              Lebensqualität ist die Wiener Gesundheitsversorgung. In kaum einem       einander verknüpft, dass Patientinnen und Patienten mit einer chroni-
              anderen Bereich machen sich demografische Veränderungen, medizi-         schen Erkrankung wie z.B. Diabetes, am „Best Point of Service“ d.h. am
              nischer Fortschritt, technische Innovationen, Trends und Modeerschei-    richtigen Ort, zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Mitteln versorgt
              nungen so bemerkbar wie hier. Um auch zukünftig qualitativ hochwerti-    werden.
              ge und versorgungswirksame Strukturen anbieten zu können, muss die
              Stadt ihre Gesundheitsversorgung stetig weiterentwickeln.                Damit ein integriertes Versorgungsystem gut funktioniert und leistungs-
                                                                                       fähig ist, benötigt es umfassende Anpassungen von Prozessen und
              Bereits 2027 wird Wien mehr als Zwei-Millionen Bürgerinnen und Bür-      Strukturen im Behandlungssystem sowie ein funktionierendes Schnitt-
              ger haben. Zwei Millionen Menschen, für die die Stadt Leistungen wie     stellenmanagement, damit Patientinnen und Patienten nicht das Versor-
              ein elektronisches Impfservice, ein verlässliches Rettungswesen oder     gungsystem aufgrund von langen Wartezeiten oder anderen Problemen
              Akutversorgung in der gewohnt hohen Qualität bereitstellen wird. Das     wieder verlassen. Damit diese neuen Strukturen für die Bevölkerung
              bedeutet hohe Anforderungen an all jene Personen, die im Gesund-         auch spürbar werden, benötigt es mehr und noch besser ausgebildetes
              heitsbereich arbeiten. Und natürlich werden wir für diese wachsenden     Gesundheitspersonal. Dabei müssen wir die Aufgabenprofile der Pflege-
              Strukturen auch mehr Geld und neue Finanzierungsformen brauchen,         und Gesundheitsberufe neu ausrichten, schärfen und attraktivere Ar-
              weil Modelle wie der Pflegefinanzierungsfonds auslaufen.                 beitsbedingungen für Neu- und Wiedereinsteiger schaffen.

              Spitäler entlasten mit                                                   Digitaler Innovationsmotor
              neuen Strukturen                                                         Schon bisher war Wien innerhalb Österreichs führend bei der Entwick-
                                                                                       lung und dem Einsatz von digitalen Gesundheitssystemen. Durch den vo-
              Die Entlastung der Krankenanstalten durch Verlagerung von Versor-        ranschreitenden digitalen Wandel und technischen Innovationen, öffnen
              gungsleistungen aus dem stationären Bereich in den ambulanten, ist ei-   sich viele weitere Möglichkeiten für unseren Gesundheits- und Sozial-
11

                                                                                       Mit dem e-Impfpass in
                                                                                       ein neues Zeitalter
bereich. Diese wollen wir als Stadt durch die Etablierung einer „Smart-                Der digitale Impfpass ist ein anschauliches Beispiel für gelungene Digi-
Health-Initiative“ nutzen und als Teil der Smart City Strategie 2030 für               talisierung. Das Projekt aus dem Bereich der elektronischen Gesund-
Wien vorantreiben. Dazu ziehen innovative Start-ups, das Netzwerk Di-                  heitsakte ELGA wird in den kommenden Jahren ein zentrales Tool für uns
gitalCity Wien, renommierte GesundheitsexpertInnen, der Wiener Ge-                     sein, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen und Doppelimpfungen zu
sundheitsverbund, der Wiener Gesundheitsfonds und viele Abteilungen                    vermeiden. Denn über den e-Impfpass kann mit einem Klick der aktuelle
der Stadt an einem Strang, um Wien zu einer der führenden Städte im                    Stand der Impfungen eingesehen und PatientInnen an anstehende Imp-
Bereich der digitalen Gesundheit in Europa zu entwickeln.                              fungen erinnert werden.

Ziel ist es, neue Technologien zu nutzen, um das Gesundheits- und Pfle-                Der e-Impfpass wird langfristig die papierenen Impfpässe ablösen, die
gesystem der Stadt Wien kontinuierlich und umfassend zu verbessern.                    nicht mehr die Anforderungen an ein modernes Gesundheitsvorsorgein-
Mit mobilen Lösungen zur Förderung der Gesundheitsprävention und                       strument erfüllen. Diesen Herbst starten wir in Wien das österreichweit
durch den Ausbau telemedizinischer Dienste werden spezifische Ange-                    erste Pilotprojekt dazu und werden unsere großangelegte Grippeimp-
bote für ältere Menschen und Personen mit Einschränkungen angebo-                      fung damit dokumentieren. Das ist nur ein Beispiel, wie wir die gesund-
ten. Dabei ist mir sehr wichtig, dass der Einsatz von Informations- und                heitliche Versorgung der Wienerinnen und Wiener mittels neuer Techno-
Kommunikationstechnologien kostengünstig zugänglich ist und Geräte                     logien verbessern und für die Zukunft sicherstellen. Deshalb werden wir
einfach in der Bedienung und Handhabung sind. Da bei digitalen Services                die Entwicklung auf diesem Feld auch weiter vorantreiben und Innovati-
auch immer Gesundheitsdaten verarbeitet werden, sind uns bei der Ent-                  onsmotor für das Land Österreich sein.
wicklung Datenschutz und Informationssicherheit besonders wichtig.

      Das Herz der Republik!
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                                                                                                                                                    www.fsggoed.at

      Ob auf der Polizeidienststelle, in der Schule, an der Uni, in der Kaserne, am Finanzamt, im Krankenhaus oder im Pflegeheim –
      die MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst leisten Tag für Tag Großes für die Republik.

                           BILDUNG                               SICHERHEIT
                                                               29.000 PolizistInnen                                        VERWALTUNG
                           121.000 LehrerInnen
                           machen 1,11 Mio. SchülerInnen in
                                                                sind immer für uns da und
                                                                      federführend bei der                                 91.000           MitarbeiterInnen
                           5.700 Schulen fit für die Zukunft.   Aufklärung von Verbrechen.                                  in der Verwaltung von Bund und
                           40.000 Lehrende an 22 öffentlichen                                                                 Ländern tragen entscheidend
                                                                                                                                     *

                           Universitäten führen 280.000                                                                       zum reibungslosen Ablauf des
                           Studierende zur Exzellenz.                                                                               öffentlichen Lebens bei.

                              GESUNDHEIT
                           64.000 MitarbeiterInnen                                           SCHUTZ & HILFE
                               in den Krankenanstalten der
                            Länder* sowie die zahlreichen
                              Beschäftigten in den Pflege-,                                    13.500 SoldatInnen
                               Alten- und Kinderheimen der                                    des österreichischen Bun-
                             Länder kümmern sich um das                                       desheeres leisten Schutz und
                               Wohlbefinden der Menschen.                                      Hilfe für Österreich.

             facebook.com/FSG.GOED                                                                   * ohne Wien (Gemeindebedienstete)
                                                                                                       Quellen: BMOEDS, BMBWF

      Schluss mit den Einsparungen! Mehr Fairness für den öffentlichen Dienst.                            Damit wir ALLE nicht zu kurz kommen.

  FSG_Inserat_Extern_Light_quer.indd 1                                                                                                                         30.09.2019 15:42:34
Akzente. 02                         /2020                           12

 Unsere
 Arbeit
 in starken
 Händen.
  > Wiener Lehrplatzgarantie für die Zukunftschancen einer ganzen
    Generation.
  > Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz mit dem „Wien-Bonus“ und
    der Arbeitsmarktoffensive.
  > Wiener Joboffensive 50plus, weil Erfahrung für uns zählt.

  Sei dabei und werde Unterstützer*in von #ludwig2020
  Entgeltliche Einschaltung; Foto: Dieter Steinbach
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Schwerpunkt Jugendpolitik

Wien soll kinder- und jugend-
freundlichste Stadt werden!
von Jürgen Czernohorszky

Es war das größte Beteiligungsprojekt für         jetzt sind keine Beiträge für den Besuch von      Zehn Jahre nach dem Gratis-Kindergarten
Kinder und Jugendliche, das es in Wien je         verschränkten Ganztagsschulen zu bezahlen,        zündet Wien mit den Gratis-Ganztagsschulen
gab: die „Werkstadt Junges Wien“. Über            auch das Mittagessen ist inkludiert. Damit ent-   den nächsten Bildungs-Turbo für Familien.
22.500 Kinder und Jugendliche haben ver-          lasten wir Wiener Familien um 40 Mio. Euro
gangenes Jahr ihre Wünsche und Ideen für          pro Jahr. Pro Monat ersparen sich Eltern rund
das Wien der Zukunft eingebracht. Auf die-        180 Euro für jedes Kind. Bereits heuer wurde
ser Grundlage hat die Stadt Wien die ers-         die Zahl der verschränkten Ganztagsschulen
te Wiener Kinder- und Jugendstrategie er-         um 7 Standorte auf 70 aufgestockt, jedes Jahr

                                                                                                                                                 PID/MARTIN VOTAVA
stellt, die im Juni im Gemeinderat beschlos-      kommen 10 neue Ganztagsschulen dazu, da-
sen wurde. Es ist ein umfassender Plan für        mit immer mehr Kinder von dieser Schulform
alle Politikbereiche, mit dem Bürgermeister       profitieren.
Michael Ludwig und die gesamte Stadtre-
gierung Wien zur kinder- und jugendfreund-        Warum machen wir das? Weil die verschränk-
lichsten Stadt der Welt machen wollen.            te Ganztagsschule die beste Schulform für Kin-
                                                  der ist. Der Tagesablauf folgt einem Rhythmus
Gerade jetzt in der Corona-Krise haben wir ge-    aus Lern- und Freizeitphasen, die ein konzent-
sehen, dass Kinder und Jugendliche beson-         riertes Arbeiten ermöglichen, aber auch Ruhe
ders von den Maßnahmen betroffen waren,           und Kreativität zulassen. Spannende Schwer-
ihre Interessen in politischen Entscheidun-       punkte, Projekte und neue Lernformen kön-
gen aber kaum berücksichtigt wurden. Mir ist      nen besser umgesetzt werden. Kinder werden
wichtig, dass die Perspektiven von Kindern und    – auch am Nachmittag – gezielt gefördert und
Jugendliche viel stärker in politischen Prozes-   mit ihren Fragen und Aufgaben nicht allein ge-
sen verankert werden. Ich habe daher von Be-      lassen. Ein Kind aus einer Ganztagsschule geht
ginn an gesagt: die „Werkstadt Junges Wien“ ist   nicht mehr mit einer schweren Schultasche
kein Eintagesprojekt. Sie ist der Startschuss,    mit Büchern und Hausaufgaben nach Hause,
das Recht auf Beteiligung von Kindern und Ju-     weil alles bereits in der Schule erledigt wird.
gendlichen, wie es in der Kinderrechtskonven-     In der Ganztagsschule spielt es keine Rolle, ob
tion verankert ist, mit Leben zu erfüllen. Das    das Kind zu Hause ein eigenes Zimmer hat, ei-     Jürgen Czernohorszky
bedeutet einerseits, in allen Politikbereichen    gene Bücher, einen PC. Oder ob die Eltern zu      Amtsführender Stadtrat für Bildung,
                                                                                                    Integration, Jugend und Personal
die Interessen von Kindern und Jugendlichen       Hause sind und bei Aufgaben helfen können.
zu berücksichtigen, und andererseits ihnen
                                                                                                                                                 PID/MARTIN VOTAVA

Werkzeuge in die Hand zu geben, selbst mitzu-
reden und mitzuentscheiden.

Deshalb wird es in Zukunft auch ein eigenes
Budget von einer Million Euro für Kinder –und
Jugendprojekte geben, über die Kinder und Ju-
gendliche in Parlamenten selbst entscheiden
können. Auch beim Neubau oder der Sanie-
rung von Bildungsbauten werden Kinder und
Jugendliche in Zukunft mitreden.

Kindergärten, Schulen und Horte sind Lern-
und Lebensräume, in denen Kinder und Ju-
gendliche sich wohlfühlen wollen. Deshalb ist
mir der weitere Ausbau der Ganztagsschulen
in Wien ein Herzensanliegen. Zum Schulstart
haben wir dafür einen Meilenstein gesetzt: Ab     Stadt Wien beschließt Kinder- und Jugendstrategie
Akzente. 02                    /2020                                                                                                                14

Schwerpunkt Wirtschaft

Wien‘s Corona Hilfspaket
von Peter Hanke

Die vergangenen Monate waren geprägt von          setzen wir alles daran, damit unsere Bevölke-     stätte will die Stadt Wien jetzt helfen und gleich-
Einschränkungen des öffentlichen und priva-       rung durch die schwere Zeit kommt und wir als     zeitig Arbeitsplätze schützen. Mit 7 Mio. Euro
ten Lebens. Das Coronavirus und dessen Ver-       Stadt bald wieder an unsere Erfolge vor Coro-     für Werbemaßnahmen zur Belebung des städ-
breitung rund um den Globus haben die Men-        na anschließen können.“                           tischen Tourismus wird das Budget des Wien-
schen, vor allem aber auch die Wirtschafs-                                                          Tourismus kompensiert, das sonst durch den
treibenden und Unternehmen vor massive            Gezielte Maßnahmen wichtig                        Ausfall großer Teile der Ortstaxe eingebrochen
Herausforderungen gestellt. Eines steht je-                                                         wäre.
doch fest: Eine Krise dieses Ausmaßes kann        Die Corona-Krise zeigt noch immer massi-
man nur gemeinsam bewältigen. Daher war           ve Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und          Seit dem Lockdown ist das Nachtleben in den
schnelle und unbürokratische Hilfe für die        schlägt sich in einem starken Anstieg der Ar-     Wiener Clubs quasi zum Erliegen gekommen.
Wiener Unternehmerinnen und Unternehmer           beitslosigkeit in Wien und ganz Österreich nie-   4.300 Betriebe – das sind 5 % aller Wiener Un-
dringend notwendig.                               der. Gerade auch ältere Personen sind von der     ternehmen – sind der Wiener Nachwirtschaft
                                                  Entwicklung betroffen. 41.292 Personen über       zuzurechnen. Insgesamt beschäftigen diese
Die Stadt Wien hat schnell reagiert und ein 150   50 waren im Juli 2020 arbeitslos. Die Joboffen-   rund 24.000 Personen und erwirtschaften ei-
Millionen Euro schweres Corona-Hilfspaket         sive 50+ ist eine Maßnahme der Stadt Wien ge-     nen Jahresumsatz von fast 1 Mrd. Euro sowie
als Unterstützung für die Wiener Wirtschaft       meinsam mit dem AMS für über 50-jährige ar-       eine Bruttowertschöpfung von rund 440 Mio.
und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer be-        beitslose WienerInnen. Bisher gab es 1.000 ge-    Euro. Für die Weltstadt Wien und deren Re-
reitgestellt. Zusätzliche 200 Mio. Euro werden    förderte Jobs, jetzt werden 13 Millionen Euro     putation als Stadt internationaler Begegnung
in das Wiener Gesundheits- und Sozialsystem       für 1.000 zusätzliche Plätze für diese Maßnah-    ist es zentral, dass das Musikerlebnis in Form
investiert. Die Auswirkungen der Pandemie auf     me zur Verfügung gestellt. Die neuen Corona-      des Clubbesuches so rasch wie möglich und
die Wiener Wirtschaft sowie auf die Arbeitneh-    Maßnahmen sind zudem auf die Unterstützung        in vergleichbarer Dimension zurückkehrt. Die-
merinnen und Arbeitnehmer sind jedoch nach        von Lehrlingen ausgerichtet. Mit einem Lehr-      ses Comeback möchte die Stadt Wien mit einer
wie vor deutlich spürbar. Daher wurde heu-        lingsverbund schützt die Stadt Wien Lehrstel-     Förderung über die Wirtschaftsagentur Wien
te ein weiteres Wiener Corona-Hilfspaket auf      len und entlastet Ausbildungsbetriebe, die Co-    unterstützen. Gefördert werden soll die Kon-
den Weg geschickt. Eckpfeiler des über 50 Mio.    rona-bedingt die Lehrausbildung nicht auf-        zeption und Durchführung entsprechender
Euro schweren dritten Corona-Pakets sind der      rechterhalten konnten.                            Projekte, Veranstaltungen oder Programme.
Wiener Arbeitsmarkt, die Gastronomie, der                                                           Gefördert werden 90 % der Kosten, die maxi-
Tourismus, die Nachwirtschaft sowie Investiti-    Der Tourismus in Metropolen ist global zum Er-    male Fördersumme beträgt 30.000 Euro.
onen in die Zukunft.                              liegen gekommen, da gerade Großstädte von

                                                                                                                                                          Markus SIBRAWA
                                                  internationalen Gästen profitieren. Von den
„Wir halten zusammen und stellen uns der He-      17,6 Mio. Nächtigungen in Wien (2019) ent-
rausforderung. Es ist Zeit, dass wir den nächs-   fallen 83 % auf ausländische Gäste. Wien hält
ten Schritt setzen und den Wienerinnen und        sich im Vergleich mit anderen Metropolregio-
Wienern wie auch der Wiener Wirtschaft hel-       nen vergleichsweise gut. Drei Viertel der Wie-
fen, durch die nächsten Monate zu kommen          ner Hotels haben wieder geöffnet, dennoch lag
Insgesamt nimmt die Stadt Wien über 400 Mio.      die Zimmerauslastung im Juli mit 29,9 % immer
Euro in die Hand, um die aktuelle Gesundheits-    noch stark unter der des Vorjahres (86 %). Mit
und Wirtschaftskrise in Wien zu bekämpfen         einer jährlichen Wertschöpfung von 3,97 Mrd.
und Wien auf Kurs zu halten,“ so Bürgermeister    Euro und einem Beitrag von 4,2 % zu Wiens
Michael Ludwig.                                   Bruttoregionalprodukt ist der Tourismus
                                                  auch ein wichtiger Jobmotor für Wien. Rund
Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke: „Wien lässt      116.500 Jobs sind dem Wiener Tourismus- und
sich nicht von Corona ausbremsen. Schon           der Freizeitwirtschaft zuzurechnen. Die rund
am Beginn der Corona-Krise haben wir So-          1.000 gewerblichen Beherbergungsbetriebe in
fortmaßnahmen gesetzt, um der Wiener Wirt-        Wien leiden derzeit besonders unter den Aus-
schaft und den Wiener Arbeitnehmerinnen und       wirkungen der Corona-Krise. Deshalb wur-
Arbeitnehmer in dieser schwierigen Situati-       de ein Unterstützungspaket über 22 Millionen      Peter Hanke
                                                                                                    Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirt-
on zu helfen. Mit der jetzigen Erweiterung un-    Euro geschnürt. Mit einer Anschubfinanzie-        schaft, Digitalisierung und Internationales
serer Wirtschafts- und Arbeitsmarktpakete         rung von bis zu max. 50.000 Euro pro Betriebs-
15

Schwerpunkt Kultur

Im Interview:
Veronica Kaup-Hasler
Welche Maßnahmen hast Du als Stadträtin           es ein schwer durchschaubares Stückwerk               Wien ist oft ein weltweites Vorbild, gibt es
gesetzt, um in den letzten Wochen, die von        von Fonds, Zuschüssen und Einzelmaßnahmen.            Projekte oder Initiative, mit denen Du aktu-
der Corona-Pandemie geprägt waren, die            Dazu erschwert eine Fülle von rigiden Richtli-        ell zusammen arbeitest, die dich inspirieren?
Last von den Schultern des Kunst- und Kul-        nien den Zugang. Die Situation sei verwirrend,        Natürlich befinden wir uns als Teil der Europä-
turbereichs zu nehmen?                            das Geld lande nicht bei den Betroffenen, so          ischen Union in regelmäßigem Austausch mit
Die erste Maßnahme betraf die Entscheidung,       hört man. Dieser Fleckerlteppich schafft Ver-         anderen internationalen Metropolen und ler-
die Subventionen weiterlaufen zu lassen, auch     unsicherung und macht die Betroffenen, die            nen neue Initiativen kennen. Im Vorjahr etwa
dann, wenn Veranstaltungen nicht stattfin-        ohne ihr Verschulden in Notlagen geraten sind,        war ich gemeinsam mit den Kulturspreche-
den konnten. Damit haben wir Institutionen        zu Bittstellern.                                      rInnen aller im Gemeinderat vertretenen Par-
und Veranstalter in die Lage versetzt, ihrer-

                                                                                                                                                          Johannes KERNMAYER
seits Verträge mit Kulturschaffenden bzw. mit     Nach einer erfolgreich geschlagenen Wahl
MitarbeiterInnen aus dem technisch-kulturel-      2020, was wären Deine Visionen für die
len Feld einhalten zu können. Große Erleichte-    nächsten Jahre?
rung brachte auch die Einführung von Arbeits-     Wien ist eine Kulturmetropole ersten Ranges,
stipendien: 2.300 Künstlerinnen und Künstler      mehr als 80 Prozent der Touristinnen und Tou-
erhielten eine Förderung für die Entwicklung      risten kommen der Kultur wegen nach Wien.
ihrer künstlerischen Arbeit, 6,3 Mio. Euro hat    Und auch die WienerInnen selbst sind mit dem
die Stadt dafür aufgewendet. Schließlich wur-     Kulturangebot sehr zufrieden, wie Umfragen
de mit dem ‚Kultursommer 2020 – Wien dreht        regelmäßig bestätigen. Aber es wäre ein Feh-
auf‘ in Windeseile ein Programm konzipiert,       ler, sich darauf ausruhen zu wollen. Ich habe
das einerseits lang ersehnte Auftrittsmöglich-    in den kommenden Jahren noch viel vor: Ein
keiten im Juli und August für die Kunstschaf-     Science Communication Center jenseits der
fenden vorsah, andererseits einem ‚ausge-         Donau wäre eine echte Bereicherung für die
hungerten‘ Wiener Publikum den Genuss von         Stadt ebenso ein zweites Standbein für das
Konzerten, Lesungen und Performance er-           ZOOM Kindermuseum und gestärkte Anker-
möglichte. Natürlich unter Einhaltung strenger    zentren in den Bezirken. Aber das ist nur ein
Sicherheitsvorkehrungen.                          kleiner Ausschnitt aus meinen Vorhaben.
Die stolze Bilanz: Mehr als 1000 Veranstaltun-
gen mit 2000 Künstlerinnen und Künstlern auf      Wien lebt von seiner Vielfalt, wie schaffst Du
25 Bühnen in der ganzen Stadt und 50.000 Be-      es eine korrespondierende Vielfalt im Kunst-
sucherInnen. Das zeigt: Kultur ist möglich! Die   und Kulturbereich zu schaffen?                        Veronica Kaup-Hasler
                                                                                                        Amtsführende Stadträtin für Kultur und
Kosten von 4 Mio. für diesen weltweit einmali-    Es sind die Künstlerinnen und Künstler und die        Wissenschaft
gen Event erhielten wir zusätzlich aus dem Fi-    in der Kultur tätigen, die diese Vielfalt schaffen.
nanzressort. Letztendlich wurden auch Pake-       Von der Kulturpolitik kommen die Rahmenbe-            teien auf einer Studienreise in Paris. Diese
te für die Kabaretts und Nachtwirtschaft ge-      dingungen, wie ausreichende Finanzierung von          war insbesondere im Hinblick auf Stadtteilkul-
schnürt, um die traditionelle Wiener Kultur in    Institutionen, Vereinen und Projekten unter Be-       tur sehr aufschlussreich und informativ. Häu-
diesen schweren Zeiten erst- und einmalig zu      rücksichtigung des Fair-Pay-Gedankens, Zu-            ser wie das Kulturzentrum CentQuatre, ein of-
unterstützen.                                     gänglichkeit bestehender oder Konzipierung            fener, hybrider Ort, der sich vor allem auch an
                                                  neuer Räume als Orte des Dialogs, des Mitein-         seine direkte Umgebung wendet. Und natür-
Siehst du Versäumnisse der Bundesregie-           ander, der Begegnung. Oder aber auch das Au-          lich das Jahrhundertvorhaben „Grand Paris“,
rung, gibt es hier noch Potentiale die man aus    genmerk auf Qualität und Exzellenz im Förder-         ein Stadterweiterungsprozess, der Paris eine
Deiner Sicht ausschöpfen könnte?                  wesen und bei personellen Besetzungen. Die            neue Struktur geben wird. Kultur ist integraler
Das größte Versäumnis der Bundesregie-            Kreativität, das Experiment, das Neue und Ver-        Bestandteil dieses Prozesses. Kulturelle Räu-
rung ist zweifellos der fehlende umfassen-        lockende jedoch kommt von den Kulturschaf-            me werden von Anfang an mitgedacht und in
de Rettungsschirm, wie ihn beispielsweise die     fenden, ihnen gebührt großer Dank für ihren           die Planung einbezogen. Die Selbstverständ-
Schweiz über ihre Kulturschaffenden aufge-        maßgeblichen Beitrag zur „lebenswertesten             lichkeit, mit der Kunst und Kultur als Bestand-
spannt hat und dabei 80 % des Verdienstent-       Stadt“.                                               teil eines guten Lebens für alle BewohnerInnen
gangs übernimmt. Und Österreich? Geht be-                                                               der Stadt gesehen wird, hat mich beeindruckt.
dauerlicherweise einen anderen Weg: Hier gibt
Akzente. 02                    /2020                                                                                                             16

BSA Bund | Schwerpunkt Daseinsvorsorge und Gesundheitssystem

Forderungen zur
Corona-Krise
Daseinsvorsorge
Die Corona-Krise hat deutlich gemacht: Eben        Jetzt ist auf einmal alles anders: Die ersten,   bund (ehemals KAV) zu „entpolitisieren“. Das
weil wir in Wien über ein dichtes soziales Netz    die nach der starken öffentlichen Hand ge-       ist nur ein anderes Wort für Privatsierungen.
und robuste öffentliche Leistungen verfügen        schrien haben, waren bezeichnenderweise          Dabei kommt es darauf an, unser öffentliches
sind, ist der Alltag während des Lockdowns         die Neoliberalen. Und auch der Rechnungs-        Gesundheitssystem zu stärken – und nicht
so normal wie möglich weitergegangen. Man          hof, der seit Jahrzehnten für eine Redukti-      darüber nachzudenken, wie Leistungen am
denkt natürlich zuerst an unser krisenfestes       on der Akutbetten getrommelt hat, hat sei-       schnellsten an den Höchstbieter verscherbelt
Wiener Gesundheits- und Pflegesystem. Aber         ne Meinung geändert. Die Sozialdemokratie        werden können!
es gibt noch viele andere Bereiche dieser so-      dagegen ist immer richtig gelegen – weil wir
genannten ‚Daseinsvorsorge‘. Darunter ver-         wissen, auf was es ankommt: Für die Men-         Die Situation ist ernst: Allein in Wien drohen
steht man die Basisversorgung von Wien: Spi-       schen da zu sein und sicherzustellen, dass       Verluste von 140 Millionen Euro für die Spitals-
täler und Betreuungseinrichtungen, Feuer-          die Daseinsvorsorge auch in Zukunft auf die-     finanzierung und bis zu 180 Millionen Euro für
wehr, Kindergärten und Schulen, Öffis, Wasser,     sem hohen Niveau gegeben ist.                    die Finanzierung von niedergelassenen Kas-
Gas, Strom und Müllabfuhr. Anders als in vie-                                                       senärztInnen. „Im Spitalsbereich müssten
len Städten haben wir diese kommunalen Leis-                                                        dann 1.200 MitarbeiterInnen entlassen wer-
tungen nicht verkauft – so wie es die Neolibe-     Ein Rettungspaket                                den, 700 bis 800 ÄrztInnen mit Kassenverträ-
ralen und Konservativen gefordert haben.                                                            gen können nicht mehr bezahlt werden. Das
                                                   für unser Gesund-                                ist kein Schreckgespenst, sondern das wird
Das macht sich jetzt bezahlt und gibt uns Recht.                                                    schlagend werden“, stellt Wiens Gesundheits-
Nicht umsonst wurden vor allem jene Länder         heitssystem!                                     stadtrat Peter Hacker klar.
von der Pandemie schwer getroffen, die ihr Ge-
sundheitssystem und den Sozialstaat zusam-         Infolge der Coronavirus-Pandemie steht die       Diese Entwicklung ist umso unverständlicher,
mengekürzt haben. Deshalb geht auch der in-        Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) vor       wenn man bedenkt, welchen Wert die gut aus-
ternationale Trend schon länger wieder weg         einem Budgetloch von bis zu einer Milliarde      gebaute Spitalsinfrastruktur in der Corona-
von Privatisierungen. In 20 europäischen Län-      Euro. Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird,      krise dargestellt hat. Den WienerInnen sind
dern wurden in den letzten Jahren 700 Rekom-       bedeutet das baldige Einschränkungen bei der     Zustände wie in anderen Ländern erspart
munalisierungen vorgenommen. Das heißt,            Versorgung, Leistungskürzungen, Selbstbe-        geblieben, wo es zu wenige Akutbetten und Be-
dass privatisierte Betrieben wieder um teu-        halte und Schließungen von Spitälern. Das darf   atmungsgeräte gegeben hat. Nun drohen aber
res Geld zurückgekauft werden mussten. Die-        so nicht passieren!                              nicht nur Engpässe in der Versorgung, son-
sen Weg haben wir uns erspart. Diese Leistun-                                                       dern auch Leistungskürzungen und Verteue-
gen der Daseinsvorsorge müssen auch in Zu-         Wir fordern deshalb ein Rettungspaket für un-    rungen für die PatientInnen. Dagegen treten
kunft in öffentlicher Hand bleiben. Dafür stehen   ser öffentliches Gesundheitssystem! Insbe-       wir mit aller Entschiedenheit auf! Soweit darf
wir ein und das macht Wien international zum       sondere die Grünen – Vizekanzler Kogler und      es nicht kommen!
Vorbild.                                           Gesundheitsminister Anschober – sind auf-
                                                   gefordert, die ÖVP in die Schranken zu verwei-   Wie es geht, dass zeigt Bürgermeister Dr. Mi-
Vor allem Neoliberale haben noch bis vor Aus-      sen und eine entsprechende Finanzierung si-      chael Ludwig vor: Dank seines Einsatzes be-
bruch der Corona-Pandemie die Ansicht ver-         cherzustellen. Denn offenbar nimmt die ÖVP       kommen Wiens Spitäler bekommen mehr Ärz-
treten, dass der Markt einfach alles am besten     das Aushungern des Gesundheitssystems be-        tInnen. 380 Stellen werden insgesamt ge-
regelt. Dass sich der Staat auf Kernaufgaben       wusst in Kauf, um Privatisierungen den Weg zu    schaffen, darunter 120 Akutdienstposten für
zurückziehen und private Konzerne ans Ru-          bereiten.                                        Mediziner. Auch in der Pflege werden 120 neue
der lassen soll. Da wurde gerade in Wien eine                                                       Stellen besetzt. Die übrigen 140 Stellen werden
jahrelange Kampagne gefahren und Stimmung          Dazu passt der jüngste Vorstoß von ÖVP Wien-     für weiteren Berufsgruppen eingerichtet, etwa
gemacht, so etwa was die Zahl der Spitalsbet-      Spitzenkandidat, Finanzminister Gernot Blü-      für den Bereich der Medizin-Technik oder der
ten angeht.                                        mel. Er fordert, den Wiener Gesundheitsver       Verwaltung.
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BSA GSB | Schwerpunkt Gesundheit

Ein funktionierendes Gesundheitssystem braucht das
Zusammenspiel vieler Berufe in ausreichender Zahl!
von Andrea Wadsack

Die bunte Vielfalt zeichnet uns aus, fordert     cen für die emotionalen Bedürfnisse der zu Be-    • Die Einhaltung der vereinbarten Arbeits-
uns aber gleichzeitig auf, zukünftig ver-        treuenden erlaubt.                                zeit ist ein Dreh-und Angelpunkt für die Zufrie-
stärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit                                                        denheit am Arbeitsplatz, weil nur eingehalte-
unter optimaler Nutzung aller Kompetenzen        Obwohl die Menschen in Gesundheitsberufen         ne Dienstpläne planbare Arbeitszeiten ermög-
im Interesse der Patient*innen verstärkt zu      mit ihrem erlernten Beruf grundsätzlich zufrie-   lichen. Dies ist die Grundvoraussetzung für ein
leben. Eine Voraussetzung dafür ist die Fest-    den sind, müssen jetzt sehr rasch bundesweit      planbares Privatleben und damit für Verein-
stellung des status quo, ein Weg dazu war:       koordinierte Maßnahmen gesetzt werden, da-        barkeit von Beruf und Familie. Entwicklung von
                                                 mit wir auch in naher Zukunft den Bedarf ab-      bedarfsorientierten Personalbedarfsberech-
Die Dialog Gesundheitsberufe ONLINE Umfra-       decken können. Unterschiedliche Bedürfnisse       nungsmethoden etc.
ge. Ein großer Arbeitsklimacheck für Gesund-     von älteren und jüngeren Berufskolleg*innen       Die jüngsten Befragungen unterstreichen die
heitsberufe. Die Aktion nannte sich: Wo drückt   müssen Berücksichtigung finden und die Ar-        Ergebnisse der Studie „Wo drückt der Schuh?“.
der Schuh? Und was tun wir dagegen? Ziel-        beitsbedingungen müssen adaptiert werden.         Deshalb verstärken wir unsere Forderun-
gruppe waren die Angehörigen aller Gesund-                                                         gen nach eindeutigen bundesweit wirksamen
heitsberufe. Der Befragungszeitraum war von                                                        politischen Bekenntnissen für ein zukunfts-
Mitte Oktober 2018 bis 31.12.2018. Die Teil-                                                       fittes öffentliches Gesundheitssystem, das
nahme war über PC, Smartphone oder Tablet                                                          auch volkswirtschaftlich relevante Argumen-
möglich.                                                                                           te berücksichtigt. Interprofessionelle Zusam-
17.367 haben den Fragebogen geöffnet und                                                           menarbeit, die den Menschen im Mittelpunkt
14.034 haben den Fragebogen auswertbar                                                             sieht und die Werthaltungen von Personal und
ausgefüllt.                                                                                        Patient*innen/Klient*innen / zu Betreuenden
Davon waren:                                                                                       hat, braucht die dafür notwendigen Ressour-
• 9268 aus den Pflegeberufen,                                                                      cen. Alles andere ist Schönrederei!
• 1033 aus dem gehobenen Medizinisch-
technischen Diensten, kurz MTD genannt
(dazu gehören Physiotherapeut*innen,
Ergotherapeut*innen, Orthoptist*innen,
Diätolog*innen, Radiologietechnolog*innen,
Biomedizinische Analytiker*innen,
Logopäd*innen)
• 202 DMTF und MAB (diplomierte medizi-
nisch-technische Fachkraft und Medizinische
Assistenzberufe),
• 81 Hebammen,
• 160 Psycholog*innen,
• 143 Sanitäter*innen,
• 44 Zahnärztliche Assistent*innen,
• 740 beschäftigte Menschen aus der              Einige Schlussfolgerungen aus der Umfra-
Sozialbetreuung.                                 ge, die raschen Handlungsbedarf erfordern
Die Befragung wurde in ganz Österreich           sind:
durchgeführt und die Teilnahme beworben          • Schaffung ausreichender Ausbildungsplätze
über AK-Medien, Gewerkschaften, Berufsver-       für Gesundheitsberufe auf Grundlage fundier-
bände und Fachmedien Besonders wichtig wa-       ter Bedarfsplanungen.
ren den Befragten vier große Bereiche, die al-   • Verstärkte Durchlässigkeit der Ausbildun-
len gemeinsam sind:                              gen der Gesundheitsberufe zwischen den
• das Arbeitsklima im Team                       Qualifikationsstufen und zu angrenzenden
• das Einkommen                                  Fachbereichen.
• die Dienstplangestaltung (Verlässlichkeit)     • Personalaufstockungen, die eine qualita-
• die direkte Arbeit mit unterstützungsbedürf-   tiv hochwertiges Gesundheitsversorgung
tigen und kranken Menschen, die Zeitressour-     gewährleisten.
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