Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at

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03/16

WOHNART                           www.wohnart-online.at

SERVICE
Zuckersüße
Tortenträume

Kunst
  Welt
                 INTERVIEW
             Ein Kunst- und ein
          Stadtexperte im Talk
                  PROJEKTE
             Neue Wohnräume
               zum Wohlfühlen
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■ Editorial

   Liebe Leserin,
  Liebe Leserin,
     lieber Leser
            lieber Leser                                                                               Mag. Wolfgang Wahlmüller (li.),
                                                                                                       Dipl.-Ing. Michael Pech, MRICS
                                                                                                       Mitglieder des Vorstandes der ÖSW AG

D
                as ÖsW trotzt dem sich langsam, aber sicher nähernden Winter. Auch in der
                dunklen, kalten Jahreszeit bleibt es spannend und wir sind weiterhin aktiv! Seit der
                vergangenen Ausgabe Anfang Juni konnten drei Projekte an ihre neuen Bewoh-
                ner übergeben werden: In der Perfektastraße 58, im 23. Wiener Gemeindebezirk,
                wurden vom ÖSW und der Siedlungsgenossenschaft Krottenbach insgesamt 115
Wohneinheiten, davon 27 supergefördert und 88 gefördert mit Eigentumsoption, sowie 14 Ho-
me-Offices realisiert. In Wien Donaustadt, in der Fahngasse 6, wurde vom ÖSW eine Wohnhaus-              ■ IMPReSSuM
anlage mit 142 geförderten Mietwohnungen, 14 nutzungsflexiblen Ateliers und fünf Wohnungen
für Menschen mit besonderen Bedürfnissen für die Volkshilfe Österreich errichtet. Zuletzt konn-          HeRauSgebeR:
te in der Ganghofergasse 2, in Wien Simmering das jüngste Projekt der Erste ÖSW, mit 57 frei-            immo 360 grad gmbh, Feldgasse 6–8, 1080 Wien
finanzierten Mietwohnungen, fertiggestellt und übergeben werden.                                         Tel.: 01/401 57–607, Fax: 01/401 57–600
Im September haben wir unser traditionelles Hoffest mit vielen Gästen an einem lauen Spät-Som-           wohnart@immo-360.at, www.immo-360.at
merabend mit kulinarischen Köstlichkeiten genossen. Und da der Herbst auch Messezeit ist, hat            MeDIenInHabeR &
room4rent bei der HR Inside Summit teilgenommen. Eine Messe bzw. ein Kongress auf interna-               ReDaktIon DeS MeDIenInHabeRS:
tionalem Niveau zu Aktuellem rund um das Thema Human Resources. Es wurden alle Standor-                  MediaUnit Verlags GmbH & Co KG
te präsentiert und viele neue Business-Kontakte geknüpft.                                                Graf-Starhemberg-Gasse 1A/6, 1040 Wien
Diese WOHNART-Ausgabe öffnet die Tore zu internationalen Kunsträumen. Während vor den                    Tel.: 01/501 35–283
Fenstern gerade herbstliches Grau dominiert, erstrahlt die Kunst umso bunter und vielfältiger.           auflage: 39.000 Stück
Nicht nur die Werke, sondern auch die Museen präsentierten sich dabei als wahre Kunstwer-                CHefReDaktIon: Michaela Veit-Wailzer
ke: Die Coverstory nimmt die Architektur internationaler Museums-Tempel unter die Lupe und               Vertretung: Michael Steingruber
lädt zu einem Streifzug durch moderne Pyramiden, begehbare Visionen und traditionelle Kultur-            aRtDIRektIon: Marcela Malek
paläste. Ob unkonventionell, futuristisch oder zeitlos – oft sind es die Gebäude, die einen Muse-        CHefIn voM DIenSt: Michaela Sattler
umsbesuch zum kunstvollen Erlebnis machen. Ein Anliegen, welches auch MAK-Direktor Chri-                 MItaRbeIteR DIeSeR auSgabe: Eva Fida,
stoph Thun-Hohenstein verfolgt. Der international erfahrene Kulturmanager setzt Kunst ge-                Monika Huber, Helga Mayer, Monika Nassler, Martin
konnt in Szene und verrät im Gespräch mit WOHNART-Herausgeberin Helga Mayer, wie man                     Niederauer, Christine Nouikat, Claudia Spielmeyer,
Besucher für Außergewöhnliches begeistert. Interessantes aus der Raumplanung weiß DI Dr.                 Stefan Steinkogler, Caroline Tokmaji, Simone Turek,
Kurt Puchinger zu berichten. Der Vorsitzende des Grundstücksbeirates des Wiener Wohnfonds                Petra Vitula, Michaela Werthmüller
gibt im Interview spannende Einblicke in die leistbare Wohnzukunft der Hauptstadt. Die Service-          CoveRfoto: Gettyimages
Geschichte ab Seite 42 lässt diesmal süße Zuckerträume wahr werden. Über die Dessertteller ist           anzeIgen: Claudia Spielmeyer
eine wahre Deko-Welle geschwappt und WOHNART verrät, wie Sie diesen Trend in der eigenen                 Tel.: 01/401 57–607, wohnart@immo-360.at
Küche umsetzen können. Damit Ihrem Tatendrang keine Grenzen gesetzt sind, liefern die Tipps              lItHo: GraphicCooperation, Rudolf Huber
ab Seite 46 Ideen für natürliche Kraftquellen. Und auf Seite 50 gibt Helga Mayer interessante An-        HeRStelleR & HeRStellungSoRt:

                                                                                                                                                               © Miguel Dieterich
regungen für den Museumsbesuch der besonderen Art.                                                       Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl
                                                                                                         Für eine bessere Lesbarkeit verzichten wir auf
Viel Freude beim Lesen und einen kunstvollen Herbst wünschen                                             genderspezifische Formulierungen wie Mieter/-innen.
Michael Pech und Wolfgang Wahlmüller                                                                     Natürlich sind immer Damen und Herren gemeint.

                                                               03/16 • Wohnart • 3
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
Inhalt ■
                    Kunstvolle architektur:.Dass.nicht.
                  nur.innere.Werte.zählen,.beweisen.die.

Inhalt
           Kunsttempel.unserer.Zeit..WOHNART.durch-
            streift.die.internationale.Museenlandschaft.

                                                                                                                                                                                                 © Lisi spiecht, FotoLia, eremitage
           visionär: MAK-Direktor.Christoph.Thun-
           Hohenstein.im.großen.Interview.

                                                           ■ lIfestyle
                                                           design news: natürlich geborgen
                                                           Wohltuende Wohnhighlights im hübschen Design...........................................................................6
                                                                                                                                                                                                                                      Weil Erfolg nur im Miteinander entstehen kann. Die STRABAG-Gruppe ist
                                                           coverstory: Kunsträume
                                                                                                                                                                                                                                      mit einer Leistung von rund € 14 Mrd. und jährlich mehr als 15.000 Projekten
                                                           Hochragende Museumsarchitektur im Fokus .................................................................................8                                                 einer der führenden europäischen Technologiekonzerne für Baudienstleistungen.
                                                           techno trends: wachstum in grün                                                                                                                                            Möglich wird dies durch das Know-how und das Engagement unserer mehr als
                                                           Spannende Technik für einen kraftvollen Auftritt ..........................................................................14                                              73.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als ein Team auch komplexe
                                                           interview: christoph thun-hohenstein                                                                                                                                       Bauvorhaben termin- und qualitätsgerecht realisieren.
                                                           Ein Gespräch mit dem innovativen Kunst-Experten .....................................................................16                                                    www.strabag.com
                                                           interview: Kurt puchinger
                                                           Der erfahrene Wiener Stadtplaner im Talk ...................................................................................20

                                                                                                                                                                                                                                      STRABAG AG, Donau-City-Str. 9, 1220 Wien, Tel. +43 1 22422-0

                                                           ■ Projekte
                                                           immo 360 grad: mit service zum erfolg
                                                           Einblicke in 15 Jahre erfolgreiches Immobilien-Business............................................................24
                                                           ösw: wohnen am wasser
                                                           Attraktive Eigentumswohnungen in Wien-Döbling .......................................................................26
                                                           familienwohnbau: vielfältige projeKte
                                                           Neue Projekte in Schwechat und Wien-Simmering......................................................................28
                                                           Ksw: senioren-wohnbau
                                                           Barrierefreie Wohnanlage in Feldkirchen......................................................................................30
                                                           stuwo: wohnen mit mehrwert
                                                           Moderne Studentenheime als Karrierebasis................................................................................31
                                                           salzburg wohnbau: innovativ & modern
                                                           Projekte in Oberndorf, Bruck, Annaberg, Bischofshofen und Krispl ...........................................32

                                                           ■ ImmobIlIenangebot
                                                           objeKtliste: sofort & zuKünftig wohnen
                                                           Miete und Eigentum auf einen Blick .............................................................................................34

süße sachen:.Das.Auge.isst.ja.bekanntlich.mit..            ■ servIce
Selten.trifft.diese.Alltagsweisheit.besser.zu.als.         story: torten-schlacht
bei.Thementorten,.Cupcakes.&.Co..Die.zuckrigen.            Süße Deko-Tipps für die Backstube ..............................................................................................42
Leckereien.sorgen.nicht.nur.am.Gaumen.für.ein.             ratgeber: tipps & tricKs
tolles.Erlebnis,.sondern.erfreuen.auch.das.Auge.           Natürliche Kraftquellen für kalte Tage ..........................................................................................46
mit.ihren.Farbspielen..Geschmackvolle.Ideen.               experten: für sie
dazu.finden.Sie.ab.Seite.42.                               Antworten auf Ihre Fragen & Anliegen .........................................................................................48
                                                           Kolumne: editor’s voice
                                                           Diesmal: Internationale Museen mit Flair ....................................................................................50

                                                                          4 • Wohnart • 03/16
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
DESIGN NEWS ■                                                                                                                                                ■ DESIGN NEWS

                                     Von Simone Turek                                                                                            2 ■ Affentheater

 Natürlich
                                                                                                                                                 Bringen Sie Zen-Ambiente in den Raum mit diesem
                                                                                                                                                 dreiteiligen Deko-Set Gandhi. Die drei aus Kunstharz
                                                                                                                                                 skulptierten Objekte stellen die Weisheitsaffen dar.
                                                                                                                                                 Exotisch. € 259,90. www.maisonsdumonde.de
                                                                                                                                                 3 ■ Hoch zu Ross

   geborgen
                                                                                                                                                 Das Schaukelpferd Chester ist ein Must-have für klei-

Wohltuend
                                                                                                                                                 ne Abenteurer. Es punktet mit einem gepolsterten

                                                                                                                               ■
                                                                                                                       10
                                                                                                                                                 Sattel, einer weichen Mähne aus Veloursleder und
                                                                                                                                                 einem Rahmen aus Nussbaum-Massivholz. Entzü-
                                                                                                                                                 ckend! € 191,–. www.littlebirdtoldme.co.uk

                                                                                                                                      ■  11      4 ■ Zahlenmanöver
                                                                                                                                                 Mit insgesamt 18 durchnummerierten Schubladen
                                                                                                                                                 bringt diese Kommode Ordnung in Ihr Heim und
                                                                                                                                                 macht das Wiederfinden leicht. Überraschend sind
                                                                                                                                                 bei genauerer Betrachtung die 18 unterschiedlichen
                                                                                                                                                 Griffe. Kreativ. € 499,–. www.butlers.at

 Die Wohnfarbe Braun strahlt Geborgenheit,                                                                                                       5 ■ Erinnerungs-Stück
                                                                                                                                                 Dieser kunstvolle Bilderrahmen hält Ihre schönsten

 Ruhe und Wärme aus. Diese Design-                                                                                                               Erinnerungen auf besonders stilvolle Art und Weise
                                                                                                                                                 fest. € 22,99. www.zara-home.com
 Highlights bringen den hübschen Beweis.                                                                                                         6 ■ Zeit-Rahmen
                                                                                                                                                 Die stylische Wanduhr von Newgate aus Holz und

                                                                                                                       1
                                                                1 ■ Ländliche Gemütlichkeit                                                      Messing dient nicht nur als Zeitmesser, sondern

                             5   ■
                                                                Der von Hand gefertigte Esstisch bezaubert durch
                                                                seinen Landhaus-Charme. Die Stühle aus massivem
                                                                Holz sowie die Metallleuchte ergänzen das En-
                                                                                                                                                 auch als kantiger Blickfänger in den eigenen vier
                                                                                                                                                 Wänden. € 160,–. www.amara.com
                                                                                                                                                 7 ■ Ruhe-Kissen
                                                                semble. Esstisch: ab € 399,90; Stuhl im 2er-Set:
                                                                € 199,90; Leuchte: € 259,90. www.heine.at          ■                             Das exklusive Kissen in zeitlosem Design aus Leder
                                                                                                                                                 verleiht Ihrem Interieur eine rustikale Note. Gut kom-
                                                                                                                                                 binierbar mit Polstern in anderen Materialien und
                                                                                                                                                 Farben. € 191,–. www.amara.com

                                                                                               7
                                                                                                                                                 8 ■ Rustikaler Sitz
         ■

                                                                                                                                                 Diese Sitzbank ist aus indonesischem Teakholz gefer-

          2
                                                                                                                                                 tigt und mit Leder bezogen. Gut gepolstert, lädt sie

                                                                                            ■
                                                                                                                                                 zum Verweilen ein. € 269,–. www.guru-shop.de
                                                                                                                                                 9 ■ Durchatmen
                                                                                                                                                 Der exklusive Raumduft aus Keramik und Holz duf-
                                                                                                                                                 tet nach Davana und Kardamom. Dadurch wirkt er

                                                            6
                                                        ■                                                                                        besonders beruhigend und entspannt auf wohltuen-
                                                                                                                                                 de Weise. € 34,90. www.raumduftshop.de

                     4
                         ■
                                                                                                                                                 10 ■ Lichtblick

                                                                                              8                                      12
                                                                                                                                                 Mit der ausgefallenen Pendelleuchte Nido im Rat-
                                                                                                                                                 tanstil können Sie Ihren Wohnbereich zu einem ech-
                                                                                                                                                 ten Eyecatcher machen. Sie glänzt durch natürliches

                                                                                                     ■
                                                                                                                                                 Design. € 97,–. www.wayfair.de

                                                                                                                                             ■
                                                                                                                                                 11 ■ Schmucke Sache
                                                                                                                                                 Diese eleganten Boxen bieten Platz für all Ihre
                                                                                                                                                 Schätze und verschönern mit ihrem opulenten De-

             ■   3                                                                                                                               sign jedes Zimmer glanzvoll im Handumdrehen. Ab
                                                                                                                                                 € 29,90. www.nostalgieimkinderzimmer.de
                                                                                                                                                 12 ■ Hoch hinaus

                                                                                                                       ■
                                                                                                                   9
                                                                                                                                                 Das Regal bildet mit dunkler Holzoptik angenehme
                                                                                                                                                 Kontraste zu warmen und hellen Farben. Die Schub-

                                                                                                                                                                                                          © HERSTELLER
                                                                                                                                                 lade ist mit einem Loch-Relief versehen. Schicker
                                                                                                                                                 Ethno-Mix. € 889,–. www.kare-design.com

                             6 • WOHNART • 03/16                                                                           03/16 • WOHNART • 7
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
LifestyLe ■                                                                                                                           ■ LifestyLe
                                                            architektur und Kunst: wie sich neue Muse-
                                                            umsbauten und die werke, die sie beher-
                                                            bergen, ein wettrennen liefern. wOHNarT

         Kunsträume
                                    Von Martin Niederauer

                                                            gibt spannende Einblicke in die welt der
                                                            internationalen Museen.

Hochragend                                                  E
                                                                         s war Nur einige Wochen vor           ternationale Museumslandschaft beweist. Den
                                                                         seinem Ableben, als Amerikas be-      Beginn macht Englands größtes Museum für
                                                                         rühmtester Architekt Frank Lloyd      zeitgenössische Kunst, die Tate Galery of Mo-
                                                                         Wright im New York des Jahres         dern Art (im Bild links), die sich seit ihrer Er-
                                                                         1959 mit dem Spazierstock in Rich-    öffnung im Jahr 2000 nie über zu wenig Be-
                                                            tung „seines“ Guggenheim-Museums deutete           sucher beklagen musste. Ursprünglich für 1,8
                                                            und feststellte: „Hier steht das einzige organi-   Millionen Besucher im Jahr konzipiert, waren
                                                            sche Gebäude New Yorks, das einzige gültige        es zwei Jahre später schon weit über fünf Mil-
                                                            Beispiel der Architektur des 20. Jahrhunderts.“    lionen Menschen, die diese Industriekathedra-
                                                            So selbstgefällig diese überlieferte Episode aus   le des ehemaligen Bankside-Kraftwerks aus den
                                                            heutiger Sicht auch scheinen mag, steht sie        1950er-Jahren besuchten. Tendenz steigend.
                                                            doch programmatisch für eine Entwicklung in
                                                            der Museumsarchitektur, die mit der Moder-         Moderne TroTzburg
                                                            ne in den 30er-Jahren des vergangenen Jahr-        Eine Erweiterung der Räume mit einer beein-
                                                            hunderts ihren Anfang nahm – und sich bis          druckenden Sammlung von Werken der klas-
                                                            heute fortsetzt. Museumsarchitektur nicht al-      sischen Moderne und der Gegenwart, begin-
                                                            lein als Raum oder Hülle für Kunst, sondern als    nend mit Vincent van Gogh, Paul Cézanne,
                                                            selbständiges Kunstobjekt. Kein Wunder also,       Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec,
                                                            dass die Namen der Architekten heute mitun-        war unumgänglich. Das Schweizer Archi-
                                                            ter genauso berühmt oder umstritten sind wie       tekturbüro Herzog & de Meuron plante da-
                                                            die Werke der meist modernen Künstler, die in      für einen futuristischen Backstein-Neubau.
                                                            den Kulturtempeln ein neues Zuhause finden         Heuer wurde der Bau nach massiven Finan-
                                                            dürfen. Der Boom, Städte mit einem repräsen-       zierungsproblemen der Öffentlichkeit über-
                                                            tativen Museumsbau zu schmücken, ist unge-         geben. Wie eine moderne Festung ragt das im-
                                                            brochen. Seit den 70er-Jahren des vergange-        posante, 64 Meter hohe Gebäude mit kleinen,
                                                            nen Jahrhunderts entstehen in Regelmäßigkeit       Schießscharten-ähnlichen Fenstern in verdreh-
                                                            Aufsehen erregende Neubauten oder umfas-           ten Winkeln in die Luft und zieht das Auge
                                                            sende Anbauten an Traditionshäusern: Gug-          magisch an. Ein Wahrzeichen, ein Signature
                                                            genheim, entworfen vom kanadisch-US-ame-           Building in der Tradition des Guggenheim-
                                                            rikanischen Architekten und Designer Frank         Museums in Bilbao, war weder geplant noch
                                                            O. Gehry im spanischen Bilbao; MAXXI, das          angestrebt, wie Tate-Direktor Nick Serota bri-
                                                            Nationale Museum der Künste des XXI. Jahr-         tisch-zurückhaltend meint. „Uns war von An-
                                                            hunderts in Rom, kreiert von der dieses Jahr       fang an klar, dass wir hier kein ikonisches Ge-
                                                            überraschend verstorbenen irakisch-britischen      bäude errichten wollen, sondern ein Museum
                                                            Architektin Zaha Hadid; oder in Paris die in al-   des 21. Jahrhunderts, das sich mit der großar-
                                                            ler Welt diskutierten Pyramiden des Louvre des     tigen Bausubstanz des ehemaligen Kraftwerks
                                                            chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh         auseinandersetzt.“ Dank diesem Zugang mus-
                                                            Ming Pei. Gemeinsam ist ihnen die vermeintli-      ste man auch nicht auf die grandiose Aussichts-
                                                            che Provokation und – dank der medialen Auf-       plattform auf der Spitze des Turms verzichten.
                                                            merksamkeit – ein kaum enden wollender Be-         Ein Selfie an diesem Ort gehört schon jetzt für
                                                            sucheransturm. Schließlich hat schon längst        London-Besucher zum beliebten Programm.
                                                            auch in den einstigen Elfenbeintürmen der          Genau wie Kunstinteressierte das MAXXI zum
                                                            Kunst marktwirtschaftliches Denken Einzug          Pflicht-Stopp eines Rom-Besuchs erkoren ha-
                                                            halten müssen – in äußerst formschöner Art         ben. 1989 gewann Zaha Hadid den Archi-
                                                            und Weise, wie dieser Streifzug durch die in-      tekten-Wettbewerb, doch erst elf Jahre später

              8 • Wohnart • 03/16                                       03/16 • Wohnart • 9
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
LifestyLe ■
                                                                                                    Präsidenten François Mitterrand wurde in den
   Kunstvoller auftritt: Moderne Kunsttempel                                                        80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein
   machen die internationale Museumslandschaft                                                      umfassendes Sanierungs- und Umbauprojekt
   zum lebhaften Architekturerlebnis: Tate                                                          gestartet und mit der anfangs viel diskutierten
   Modern (re. oben), Louvre-Glaspyramide (li.                                                      Glaspyramide des chinesisch-amerikanischen
   unten), Guggenheim in Bilbao (re. unten).                                                        Architekten Ieoh Ming Pei ein ultramodernes
                                                                                                    Pendant zur klassizistischen Anlage geschaf-
                                                                                                    fen. Die Pyramide besteht aus 603 rautenför-
                                                                                                    migen und 70 dreieckigen Glassegmenten. Sie
                                                                                                    ist 21,65 Meter hoch, 35,42 Meter breit, et-
                                                                                                    wa 51 Grad steil und etwa 180 Tonnen schwer;
                                                                                                    die große Pyramide von Gizeh galt dem Archi-
                                                                                                    tekten laut eigenen Angaben als Vorbild. Zur
                                                                                                    Weltberühmtheit gelangte das architektonische
                                                                                                    Meisterwerk anlässlich der Verfilmung von Dan
                                                                                                    Browns Besteller „Der Da Vinci Code“, in dem
                                                                                                    die dramatischen letzten Szenen in der Pyrami-
                                                                                                    de spielen. Doch nicht nur in Frankreich ver-
                                                                                                    steht man es, Kunstwerke publikumswirksam in
                                                                                                    Szene zu setzen. Was die Franzosen können,
                                                                                                    das können wir auch. Diesem Motto folgten die
                                                                                                    Spanier, als im Zuge der Aufklärung Ende des
konnte der imposante Bau auf dem ehemaligen      einzige weibliche Architektin von Weltruhm         18. Jahrhunderts eine der weltweit bedeutend-
Kasernengelände Montello in Roms beschauli-      zu den Besten ihres Faches gehörte. Die Rö-        sten Kollektionen (mit 5.000 Gemälden und
chem Viertel Flaminio die ersten Besucher be-    mer nennen ihr Museum liebevoll „Tagliatel-        Skulpturen) ein neues Zuhause suchte.
grüßen. Welchen – trotz der vorangegangenen      le“, weil die Grundform der drei Stränge des
finanziellen Turbulenzen – höchster Kunstge-     Museums aus Sicht der Italiener an ebensolche      VorbildhafTe archiTeKTur
nuss geboten wird.                               Nudeln erinnert. Ein – zumindest optisch – ku-     Für eine aus kunsthistorischer Sicht über-
                                                 linarisches Statement, welches längst zum in-      aus wertvolle Sammlung der spanischen Kö-
TagliaTelle aus beTon                            ternationalen Hotspot für Kunstliebhaber wur-      nige wurde ein repräsentativer Ausstellungs-
Gezeigt werden wechselnde Ausstellungen          de. Dabei war es ja Paris, in der die moderne      ort gesucht – und gefunden: das größte und
namhafter zeitgenössischer Künstler und in ei-   öffentliche Museumskultur, wie wir sie heute       imposanteste Gebäude auf dem Paseo del Pra-
                                                                                                                                                                                                                                  p    lus
                                                                                                                                                                                                                           e   n                 z
                                                                                                                                                                                                                 wohn ndumschut
ner fixen Schau können Werke von Anish Ka-       kennen, ihren Anfang nahm. Schon bald nach         do, das Kabinett der Naturwissenschaften, das
poor, Sol LeWitt und Maurizio Mochetti be-       der Revolution 1789 wurden zahlreiche Kunst-       sich seit dem Jahr 1785 an dieser Stelle befin-

                                                                                                                                                                                                                 der ru hnen.
wundert werden. Und zwar in futuristischem       werke im Besitz des Adels erstmals der Öffent-     det. Dieses Gebäude beherbergte ganz im Sinn
Ambiente. Wie immer hat Hadid auch in der        lichkeit zugänglich gemacht. Logischerweise        der Aufklärung eine Art Forschungsakademie

                                                                                                                                                                                                                             o Ihre Wohnung
                                                                                                                                                                                                                  fürsIhr w
Ewigen Stadt einen auf den ersten Blick toll-    im verlassenen Stadtschloss, dem Louvre. Die       und war von dem bourbonischen Hofarchitek-
kühnen Entwurf vorgelegt, der sich aber bei      „Wolfsburg“ war über Jahrhunderte hinweg           ten Juan de Villanueva im klassischen Stil er-
                                                                                                                                                                                                                                 der      uphase
näherer Betrachtung gekonnt und stilsicher in    eine wahre Großbaustelle: Aus einer Festung        baut worden. Das Anwachsen der Bestände auf                                                                         r Haus o     Rohba
                                                                                                                                                                                                                                         r
                                                                                                                                                                                                                   k Fü          n in de
die vorhandene Struktur einfügt. Im Gegensatz    entstand eine Residenz und praktisch jeder         über 7.000 Werke erzwang seit den 70-Jah-                                                                        A u  ch scho d individuell
                                                                                                                                                                                                                                 un
                                                                                                                                                                                                                          mpakt
                                                                                                                                                                                                                   k
zu der vertikalen Bauweise des alten Quartiers   französische Herrscher ließ mit großer Freude      ren immer wieder groß angelegte Erweiterun-
                                                                                                                                                                                                                    k Ko
weitet sich das neue Gebäude horizontal aus.     an- und umbauen.                                   gen – 2007 etwa einen zeitgenössischen Bau
Der gesamte Komplex aus hellgrauem Sichtbe-                                                         des spanischen Architekten Rafael Moneo, den
ton mit Glas scheint über das Gelände zu flie-   KunsT für alle MiT TradiTion                       „Moneo-Würfel“. Und wiederum stand der
ßen und die ehemaligen tristen Militärbaracken   Heute präsentiert sich der Louvre mit 380.000      Louvre mit seiner Pyramide Pate. Dem renom-
wurden perfekt integriert. „Für mich geht es     Werken (wobei 35.000 auch tatsächlich im           mierten Architekten war es wichtig, das Projekt

                                                                                                                                                            n du m  u se.
                                                                                                                                                      ein ru       a
in der Architektur vor allem darum, angeneh-     Museum mit einer Fläche von 60.000 Qua-            „angemessen“ zu gestalten „Der Protagonist
me und stimulierende Räume für alle Aspekte      dratmetern ausgestellt sind) als das drittgrößte   ist der Prado und seine Sammlung“, erläutert

                                                                                                                                                             es zuh   a s .
                                                                                                                                                            r        d
                                                                                                                                                      sichsechaffen
des sozialen Lebens zu schaffen“, sagte Zaha     und meistbesuchte Museum der Welt. Beson-          Moneo sein Bauwerk, das trotz seiner künst-                                                                                                   Die Niederösterreichische
                                                                                                                                                                                                                                                  Versicherung
Hadid einmal in einem Interview und genau        ders hervorzuheben sind dabei die römischen        lerischen Zurückhaltung für öffentlichen Streit
dieser Ansatz ist auch in Rom gelungen. Die      und griechischen Antikensammlungen sowie           und – nicht unerwünschte – Aufmerksamkeit

                                                                                                                                                       wir
Innenräume schlängeln sich durch das Gebäu-      die flämische Malerei des 16. und 17. Jahr-        für das spektakuläre Innenleben sorgte. Das                                                                                                   Niederösterreichische
                                                                                                                                                                                                                                                  Versicherung AG
de und frei schwebende schwarze Stege und        hunderts, die italienische Renaissancemalerei      Prado-Museum ist im Besitz der weltweit größ-                                                                                                 Neue Herrengasse 10
offene Treppen setzen animierende Akzente.       und die französische Malerei vor allem des 15.     ten Sammlung spanischer Malerei: ein einzigar-                                                                                                3100 St. Pölten
Die für ein Museum unerlässlichen Konstanten     und 19. Jahrhunderts – allen voran natürlich       tiger Fundus an Werken von Künstlern wie El                                                                                                   www.noevers.at

Wand und Licht zeigen meisterhaft, dass die      Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Unter dem          Greco, Murillo, Zurbarán, Ribera, Sorolla, Go-

                                                            10 • Wohnart • 03/16                                                                      NV_Anzeige_Wohnenplus_190x118_Wohnart_III_Magazin.indd 1                                                    21.05.13 14:16
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
LifestyLe ■
ya oder Velázquez, der die Epochen von der
Romanik bis zum 19. Jahrhundert umfasst.                                                                 Tradition trifft innovation: Futuristisch wirkt
Doch damit nicht genug: Madrid will sich mit                                                             Zaha Hadids MAXXI in Rom (li. oben). Der
den Museen Reina Sofía und Thyssen-Borne-                                                                Prado in Madrid (li. unten) bekam einen neuen                                                              immobank.at
misza entlang dem „Paseo del Arte“ endgültig                                                             Anstrich und die Eremitage in St. Petersburg
in die Oberliga der internationalen Museums-                                                             glänzt zeitlos traditionell.
städte katapultieren. Die nächste Modernisie-
rung ist bereits in Planung. Architekten von
Weltruf wie Norman Forster oder Rem Kool-                                                                                                                                                                           Start frei für Ihren
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haas haben sich darum beworben, das Reina
Sofía umzugestalten und das formschöne Pro-
jekt soll zum 200-jährigen Bestehen des Pra-
do im Jahr 2019 abgeschlossen sein. Auf eine
Neugestaltung verzichtet hingegen das größte
                                                                                                                                                                                                                    Eine gut leistbare Kombination aus einem zinsstabilen, langfristigen
Museum der Welt: Im Zentrum von St. Peters-
                                                                                                                                                                                                                    start:bausparkasse-Darlehen und einem günstigen, flexiblen
burg, direkt neben dem prächtigen Winterpa-
                                                                                                                                                                                                                    IMMO-BANK-Kredit bringt auch Sie Ihrem Wohntraum näher.
lais, bricht die Eremitage ganz traditionell al-
                                                                                                                                                                                                                    Die Spezialisten im IMMO-BANK-Privatkundenzentrum
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Kunstobjekten ist die Sammlung fast zehnmal
so groß wie die des Louvre in Paris. 1775 ließ
Katharina die Große im Stil der damaligen Mo-
de vom Architekten J. B. Vallin de la Mothe
eine kleine Eremitage (Einsiedelei) neben den      Symbolen Bilbaos geworden. Zur Kollektion         ■ Klassisch bis Modern
Palast bauen. Mit dem Anwachsen der Kunst-         gehören Werke von David Salle, Eduardo Chil-
sammlung wurden weitere Gebäude gebaut:            lida, Louis Bourgeois und Robert Rauschen-        Gerade der Herbst lädt zu einem entspannten
Die heutige Alte Eremitage wurde 1784 vom          berg – und eigentlich auch das Gebäude selbst.    Museumsbesuch ein. Österreich hat dabei eine
Architekten Georg Friedrich Veldten entwor-        Ein echter Besucher-Magnet in der sonst eher      unglaubliche Vielfalt zu bieten. wOHNarT hat
fen. Seit der russischen Revolution gehört auch    ruhigen Kleinstadt im Baskenland. Als im bes-     eine auswahl für Ihr persönliches Kulturprogramm
das Winterpalais zum Museumskomplex.               ten Wortsinn spektakulär lässt sich Gehrys Ent-   zusammengestellt.
                                                   wurf beschreiben. Ein skurriles Gebäude, das
signaTure building                                 mit Recht als eines der außergewöhnlichsten       » Karikaturmuseum Krems: In einer funktionel-
„Früher gab es den Vorwurf an die zeitgenös-       Bauwerke unserer Zeit gilt. Den Mittelpunkt       len Architektur von Gustav Peichl: Sonderausstellung
sischen Architekten, sie würden sich mit ihren     bildet ein gläsernes Atrium mit einem Ober-       anlässlich des Todes von Manfred Deix im Rahmen
Entwürfen nur selbst verwirklichen“, analysiert    licht aus Metall in Form einer überdimensio-      der Dauerausstellung. www.karikaturmuseum.at
der profilierteste deutsche Museumsarchitekt       nalen Blume. Charakteristisch für das ovale       » lenTos Kunstmuseum linz: Eröffnet 2003,
Volker Staab. „Heute sind es die Bauherren         Gebäude mit langgezogenen, herausragenden         gebaut nach Plänen des Schweizer Achitekturbüros
und die Museumsleute selbst, die gierig nach       Dachteilen ist die Anordnung in sich verdreh-     Weber+Hofer, wartet es mit einem neuen Wahrzei-
spektakulärer Architektur schielen.“ Doch je       ter Elemente aus Titan im Fischschuppen-          chen der Stadt auf: die nächtliche Beleuchtung der
spektakulärer die Architektur durch die Medi-      Muster. Bleibt abschließend nur die Frage,        Glashülle. Ab 21. Oktober Sonderausstellungen mit
en gehetzt wird, umso schneller nützt sich auch    wem die spektakulären neuen Museumsbauten         Gottfried Bechtold und Nevin Aladag. www.lentos.at
diese Werbestrategie wieder ab. Dann liegt es      eigentlich nützen? Auf jeden Fall einmal den      » Kunsthaus graz: Die blaue „Blase“ aus der Hand
an der Kunst für den notwendigen Besucher-         Besuchern, welche ganz bequem durch über-         der renommierten Architekten Peter Cook und Colin
andrang zu sorgen. Blickt man beispielswei-        dimensionale, begehbare Kunstwerke wan-           Fournier wurde 2003 als architektonisches Highlight
                                                                                                                                                            © GettyimaGes, museo del prado, GuGGenheim, eremitaGe
se nach Paris zu Frank O. Gerys „Fondation         deln können. Und natürlich auch den Muse-         des „Europäischen Kulturhauptstadtjahres“ eröffnet.
Louis Vuitton“ oder schaut in Essen bei Chip-      en selbst. Es kommt schließlich immer auch        Ab 24. 9. Body Luggage – Migration von Gesten
perfields Folkwang Museum vorbei, ist durch-       auf die Verpackung an, lautet eine alte Wer-      www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz
aus die Frage berechtigt, was denn von größe-      be-Weisheit. Ein Credo, welches bereits früh      » albertina Wien: Den neuen Eingangsbereich der
rer Bedeutung sei: das Museum selbst oder die      beherzigt wurde. Denn auch schon die Archi-       Albertina überspannte Hans Hollein mit einem spek-
Architektur? Wie man die Balance findet, zeigt     tekten Carl von Hasenauer und Gottfried Sem-      takulären, 64 Meter langen Flugdach aus Titan, das
das Museo Guggenheim Bilbao eindrucksvoll.         per setzten bereits bei der Planung des Natur-    seit 2004 als Wahrzeichen über der Bastei schwebt.
Es ist eines von insgesamt fünf Kunstmuseen        historischen und Kunsthistorischen Museums        Sonderaustellung: Monet bis Picasso – Die Samm-
der Salomon Robert Guggenheim Foundation.          in Wien mit der üppigen Ausstattung im Histo-     lung Batliner. www.albertina.at
Seit der Eröffnung 1997 sind der spektakuläre      rismus-Stil auf den vielbesagten Wow-Effekt.      » MQ Wien: Das MuseumsQuartier in Wien ist mit
Bau von Frank O. Gehry und der Hund Puppy          Nur eben im 19. Jahrhundert, als man mit der      rund 60 kulturellen Einrichtungen eines der weltweit
– eine Blumenskulptur von Jeff Koons vor dem       Eisenbahn von Wien etwa nach Paris noch ei-       größten Kunst- und Kulturareale der Welt. Moderne
Gebäude – zu den international bekanntesten        ne dreitägige Reise in Kauf nehmen musste. ■      Vielfalt im Großformat. www.mqw.at

                                                             12 • Wohnart • 03/16
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
TECHNO TRENDS ■                                                                                                                        ■ TECHNO TRENDS

Diese spannenden Technik-Gadgets sorgen                                        1 ■ Sportlicher Weggefährte                        2 ■ Tierischer Sandmann

Anregend
  in jeder Lebenslage für einen kraftvollen
                                                                               Diese farbenfrohen Kopfhörer sollten in keiner     Die niedliche Schildkröte aus Plüsch verzaubert mit-
                                                                               Sportausrüstung fehlen – ob beim Laufen,           tels Projektion jede Zimmerdecke in einen traumhaf-

Auftritt mit hoffnungsfroher Außenwirkung.                                     Wandern oder im Fitnesscenter. Der kleine
                                                                               Helfer sorgt für den richtigen Sound beim
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                                                                                                                                  3 ■ Hohes Hörvergnügen
                                                                               Workout. Der MX 686G Sports punktet mit in-        Der Qualitätslautsprecher Helsinki von Vifa ver-
                                                                               novativem Design und beeindruckender Klang-        bindet außergewöhnliches Design mit höchster
                                                                               qualität. Das clevere Slide-to-Fit-System sorgt    Soundqualität zu einem einzigartigen Audio-
                                                                               dafür, dass das Headset bequem und sicher          Accessoire. € 399,–. www.connox.de
                                                                               sitzt. Keine Frage, damit sind Sie stets auf dem   4 ■ Neue Lautstärke

Wachstum
                                                                               Laufenden! € 59,–. www.sennheiser.at               Das Tykho-Radio von Lexon hat eine Gummiober-
                                                                                                                                  fläche und ist somit komplett spritzwassergeschützt.
                                                                                                                                  Farbe und Design sind gleichermaßen auffällig und

                                                                                 ■
                                                                                     1
                                                                                                                                  praktisch. € 95,–. www.thedesigngiftshop.com
                                                                                                                                  5 ■ Allrounder

                     in Grün
                                                                                                                                  MP3, Bilder, eBooks, Videos – dieser kompakte Me-
                                                                                                                                  diaplayer kann alles und dank integriertem Pedome-
                                                                                                                                  ter sogar Schritte zählen. € 36,90. www.pearl.at
                                                                                                                                  6 ■ Großes Kino
                                                                                                                                  Eine große, geschwungene Bildschirmfläche und ein
                                                                                                                                  Seitenverhältnis von 21:9 wie auf der Kinoleinwand
Von Simone Turek
                                                                                                                                  stellen sicher, dass Spiele und Filme auf diesem

                                                             9
                                                                                                                                  Monitor gestochen scharf gesehen werden können.
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                                     ■
                                                                  ■                                                               7 ■ Bewegungsmelder
                                                                                                                                  Dank GPS zeichnet dieser Fitnesstracker Schritte,
                                                                                                                                  Distanz, Kalorienverbrauch, Stockwerke sowie die

                                                             8
                                                                                                                                  Herzfrequenz am Handgelenk auf. Das Display ist
                                                                                                                                  auch bei Sonneneinstrahlung gut lesbar. Ideal für
                                                                                                                                  Fitness-Junkies. € 219,99. www.garmin.at

                                                             ■
                                                                                                                                  8 ■ Schnittiger Begleiter
                                                                                                                                  Der Rasierer OneBlade eignet sich zum Trimmen,

                                                         7
                                                     ■                                                                            Rasieren und Stylen: Das Schermesser bewegt sich
   ■

                                                                                                                                  200 Mal in der Sekunde. Sowohl nass als auch tro-

    2
                                                                                                                                  cken nutzbar. € 34,99. www.philips.at
                                                                                                                                  9 ■ Bunter Spieltrieb

                                                                      11
                                                                           ■
                                                                                                                                  Roccats Gaming-Keyboard verfügt über eine Tasten-
                                                                                                                                  beleuchtung mit über 16,8 Millionen Farben, die Sie
                                                                                                                                  individuell anpassen können. So gleicht keine Tasta-

          3
                                                                                                                                  tur der anderen. € 169,99. www.amazon.at

                                                                                             12
                                                                                                                                  10 ■ Heiße Sache
                                                                                                                                  Der neue KitchenAid-Wasserkocher überzeugt mit
             ■

                                                                                                                                  einer Leistung von 850 Watt. Auch lässt sich die
                                                                                                                ■
                                                                                                                                  exakte Temperatur einstellen, bis zu der das Wasser
                                                                                                                                  erhitzt werden soll. € 199,–. www.onekitchen.com
                                                                                                                                  11 ■ Moment-Aufnahme
                                                                                                                                  Die PowerShot SX620 HS punktet mit Ultraweit-
                                                                                                                                  winkelobjektiv und 25-fachem optischem Zoom.
                                                                                                                                  Mit intuitiver Bedienung unterstützt die Kamera bei
                                                                                                                                  kreativen Aufgaben. € 269,99. www.canon.at
                                                 ■

                                                 6
                                                                                                                                  12 ■ Staub-Fänger
                                                                                                                                  Der ergonomisch designte Akku-Staubsauger von

                                          5                      10
                                                                      ■
                                      ■                                                                                           Grundig besticht mit einer bis zu 40 Minuten kabel-

                                                                                                                                                                                         © HERSTELLER
                                                                                                                                  losen Betriebsdauer und konsequent hoher Leistung.
                                                                                                                                  Einfach sauber! € 249,–. www.grundig.at

                          14 • WOHNART • 03/16                                            03/16 • WOHNART • 15
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
IntervIeW ■                                                                                                                                               ■ IntervIeW
Das museum als Ort des menschseins.                                                                                                 ler James Turrell. Selten hat mich eine Ausstel­
                                                                                                                                    lung so sehr berührt wie seine Ausstellung im
Diesen ansatz erklärt maK-Direktor                                                                                                  MAK in den 90er Jahren. Es gibt meiner Mei­
                                                                                                                                    nung nach momentan niemanden, der besser
christoph thun-hohenstein im talk mit                                                                                               mit Licht umgehen kann als er. Ich freue mich
                                                                                                                                    daher auch jeden Abend, wenn ich seine perma­
WOhnaRt-herausgeberin helga mayer.                                                                                                  nente Installation MAKlite durch mein Büro­
                                                                                                                                    fenster scheinen sehe.
                                   Von michaela Veit-Wailzer                                                                        Sie haben den Dr. in Rechtswissenschaften und Poli-

Der Design-
                                                                                                                                    tikwissenschaft/Kunstwissenschaft – eine auf den ersten
                                                                                                                                    Blick ungewöhnliche Kombination. Wie kam es dazu?
                                                                                                                                    Christoph Thun-Hohenstein: Jus war für mich
                                                                                                                                    eine Möglichkeit, meinen Berufswunsch, im Au­
                                                                                                                                    ßenministerium zu arbeiten, zu realisieren. Das

    Diplomat
Orientierung
                                                                                                                                    hat auch wunderbar geklappt und ich war gerne
                                                                                                                                    und lange im diplomatischen Dienst tätig. Kunst­
                                                                                                                                    geschichte war aber seit jeher ein besonderes
                                                                                                                                    Anliegen von mir und Politikwissenschaft hat
                                                                                                                                    diese Interdisziplinarität für mich ideal ergänzt.
                                                                                                                                    Helga Mayer: Wann war für Sie – als Diplo­
                                                                                                                                    mat und Europarechtsexperte – klar, dass Sie ins
                                                                                                                                    Kunst­Business wechseln wollen? Was hat Sie an
                                                                                                                                    dieser Aufgabe gereizt?

L
                                                                                                                                    Christoph Thun-Hohenstein: Auf Anra­
              angsam öffnet sich das                  dieser Vision arbeitet er gemeinsam mit seinem                                ten meiner Frau, welche New York liebt, ha­
              prunkvolle Eisentor und ein freund­     Team Tag für Tag aufs Neue. Am liebsten direkt                                be ich mich 1999 als Leiter des Österreichi­
              licher Portier bittet in den schlich­   an seinem überdimensionierten Besprechungs­                                   schen Kulturforums in New York beworben
              ten internen Eingangsbereich. Statt     tisch in seinem Büro. Thun­Hohenstein ist ein                                 und erfreulicherweise den Job auch bekom­
              Eintrittskarten werden Besucher­        Freund der persönlichen Kommunikation, was                                    men. Ich war bis 2007 dort tätig und wenn
ausweise vergeben und erst nach genauer Regis­        sofort spürbar wird. Mit einem sympathischen                                  man acht Jahre lang im Kulturbetrieb gearbei­
trierung erhält man Zutritt zu den historischen       Lächeln bittet er zu Tisch, um im Gespräch                                    tet hat, möchte man diesen auch nicht mehr
Hallen des MAK, die ihren Prunk erst auf den          mit WOHNART­Herausgeberin Helga Mayer                                         verlassen. Das war für mich nach meiner Rück­
zweiten Blick offenbaren – dafür dann umso            Einblicke in seinen Kultur­Kosmos zu geben                                    kehr nach Österreich klar. Ich war dann eini­
eindrucksvoller. Betritt man das Museum für an­       und um zu verraten, wie Kunst die Welt ein we­                                ge Jahre als Leiter des Wiener Kreativzentrums
gewandte Kunst in Wien über den versteckten           nig besser machen kann.                                                       „departure“ tätig. Dort habe ich bereits gese­
Personaleingang an der Rückseite des Gebäu­                                                                                         hen, wie man mit guter Koordination Kunst
des, überwältigt einen plötzlich die Schönheit        Herr Thun-Hohenstein, über Ihrem Schreibtisch thront                          weiterentwickeln kann. Eine Erfahrung, wel­
des historischen Baus von Heinrich von Ferstel.       ein Objekt in Blau. Welche Bedeutung hat es für Sie?                          che mir bei der Bewerbung um die MAK­Di­
Nach kurzer Fahrt mit dem Aufzug befindet             Christoph Thun-Hohenstein: Ich habe das Bü­                                   rektion 2011 sehr geholfen hat. Diese Bewer­
man sich überraschend mitten in einem wah­            ro eigentlich unverändert von meinem Vor­                                     bung war eine äußerst glückliche Entschei­
ren Kunsttempel. Eine Assoziation, welche sich        gänger übernommen. Wie etwa auch das So­                                      dung – und besonderes Glück war es natür­
durch die beeindruckende Säulenhalle des MAK          fa von Franz West – ein Künstler, den ich ex­                                 lich auch, dass ich die Stelle bekommen habe.
aufdrängt. Opulent und reduziert zugleich, ver­       trem schätze –, auch wenn es nicht wirklich be­                               In welchen Momenten ist Ihre gelernte Diplomatie heu-
strömt sie eine Atmosphäre, in welcher moderne        quem zum Sitzen ist. Ich wollte nur ein Stück                                 te noch gefragt?
Kunst ein passendes Zuhause findet. Gut aufge­        ändern, und das war dieses eindrucksvolle Ob­                                 Christoph Thun-Hohenstein: Vieles, was ich
hoben im MAK fühlt sich auch Christoph Thun­          jekt von Donald Judd (Ohne Titel, 1993). Die­                                 heute tue, ist vergleichbar mit meinen Erfah­
Hohenstein, der bereits seit über fünf Jahren das     se Skulptur hat eine derartige Ausstrahlung für                               rungen in internationalen Beziehungen. Etwa
Haus am Ring als Direktor leitet. Der studier­        mich, dass sie das ganze Zimmer verändert.                                    das ganzheitliche Denken. Ein zentraler Aspekt
te Europarechtsexperte und Diplomat hat hier          Helga Mayer: Haben Sie eine besondere Vor­                                    unseres Daseins ist ja die Frage: Wie entwickelt
nach vielfältigen Auslandsaufenthalten und lang­      liebe für einen Künstler?                                                     sich die Gesellschaft weiter? Und wie kann man,
jähriger Leitung des Österreichischen Kulturfo­       Christoph Thun-Hohenstein: Meine Vorlieben                                    im jeweiligen Bereich, dazu beitragen?
rums in New York eine neue berufliche Aufga­          in Sachen Kunst wechseln immer. Daher habe                                    Helga Mayer: Wie sehen Sie Ihren Beitrag in
be gefunden, welche der gebürtige Kärntner mit        ich natürlich auch mehrere Lieblingskünstler.                                 Ihrem Bereich? Ihr erklärtes Ziel lautet ja, das
viel Leidenschaft und Können meistert. Und            Wen ich aber wirklich besonders schätze, und                                  MAK als „offenes Haus der Begegnung“ und
das, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren. Für       wessen Werke ich mir auf der ganzen Welt an­                                  als „eigenständiges Kreativlabor“ zu führen.
ihn ist das MAK ein Haus der Begegnung – an           schaue, ist der US­amerikanische Lichtkünst­                                  Was darf man sich darunter vorstellen?

                                                                 16 • Wohnart • 03/16                        03/16 • Wohnart • 17
Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
IntervIeW ■                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ■ IntervIeW
Christoph Thun-Hohenstein: Wie kann das                  Sie nehmen als Museumsdirektor somit auch eine gesell-
MAK zur Weiterentwicklung der Gesellschaft               schaftliche Verantwortung wahr?
beitragen? Das zu beantworten, Möglich­                  Christoph Thun-Hohenstein: In meinem Ver­
keiten auszuloten und zu schaffen – das ist mei­         ständnis auf jeden Fall. Es geht nicht nur dar­
ne Aufgabe. Diese Frage hat momentan eine                um, aus rund 600.000 Objekten für die Besu­
derartige Präsenz, weil wir uns seit 2007 am An­         cher adäquate Stücke auszuwählen – viel wich­
fang der neuen Digitalen Moderne befinden. Ei­           tiger ist: Vor welchem soziologischen Hinter­
ne Zeit, in der sich alles grundlegend verändert.        grund werden diese Objekte ausgewählt und
Auch wenn man es gar nicht so direkt mitbe­              präsentiert? Wir leben heute in einem Werte­
kommt, weil es schrittweise passiert. Aber spä­          Vakuum und hier kann Kunst Werte der Neuen
testens 2037 wird ersichtlich sein, wie unfassbar        Moderne definieren und aufzeigen.
sich unser Leben entwickelt hat. Denken Sie nur          Helga Mayer: Können Sie uns zu diesem Wer­
an selbstfahrende Autos! Das war immer eine              teverständnis ein Beispiel nennen?
unglaubliche Utopie, welche nun Realität wird.           Christoph Thun-Hohenstein: Etwa der Wert
Helga Mayer: Wieso datieren Sie den Beginn               des Teilens – welcher aufgrund der Ressour­
dieser „neuen Digitalen Moderne“ auf 2007?               cenendlichkeit immer mehr an Bedeutung ge­
Christoph Thun-Hohenstein: 2007 kam das                  winnt. Dazu schaut man sich an, was für Ob­
erste Smartphone auf den Markt, was unseren              jekte das MAK in seiner Sammlung zu diesem
Alltag bis dato revolutioniert hat. Es ermöglicht        Thema besitzt und präsentiert sie dann vor
Computing immer und überall, auf der ganzen              diesem Hintergrund. Wichtig ist dabei immer
Welt. Und das ist wie gesagt erst der Anfang.            das Thema Resonanz. Es geht nicht um eine
Im Silicon Valley wird an ganz anderen Ideen –           schlichte Präsentation von Kunstwerken, son­
Stichwort künstliche Intelligenz – gearbeitet. Es        dern darum, eine Resonanz – eine Verbindung              in den Kategorien alt/neu. Heinrich von Ferstel                         erfahren. Diese Dependance ist diesbezüglich             Zeit. Und er erfordert Maßnahmen, die uns alle               Multitalent: Nach diplomatischem Dienst und
ist somit klar, dass sich das MAK mit dieser digi­       – von Objekt und Betrachter zu schaffen.                 etwa, der das MAK geplant hat, hat ein histori­                         ein wahrer Schatz, welcher noch nicht so vielen          betreffen. Es wird darum gehen, eine tol­                    Leitung des Österreichischen Kulturforums in
talen Moderne auseinandersetzen muss.                    Nach welchen Kriterien fällt man die Entscheidung,       sches Gebäude erschaffen, welches überhaupt                             Besuchern bekannt ist. Dabei lohnt es sich – der         le Lebensqualität mit geringem ökologi­                      NY setzt Christoph Thun-Hohenstein nun seine
Ist digitale Kunst für Sie die Kunstform unserer Zeit?   neue Objekte zu erwerben?                                nicht altmodisch ist. Es geht immer darum: Wie                          neue „MAK ART SALON“ zum Thema „Bie­                     schem Fußabdruck zu erreichen. Die ständige                  Visionen als MAK-Direktor um. Ein Kultur-Talk
Christoph Thun-Hohenstein: Ich würde nicht               Christoph Thun-Hohenstein: Am Beginn der                 gelungen ist ein Bau? Und schlechte Architek­                           dermeier reanimiert“ etwa hat für fantastische           Vermessung des Menschen finde ich wichtig,                   mit WOHNART-Herausgeberin Helga Mayer.
sagen „die“ Kunstform – auch wenn Icons                  Entscheidung steht immer das Ziel, die Samm­             tur altert schnell, gute Architektur nie.                               Reaktionen beim Publikum gesorgt.                        aber was wirklich zählt, ist das qualitative „Wir“.
und Kommunikationsdesign seit Steve Jobs ei­             lung des MAK schlüssig weiterzuentwickeln. Bei           Helga Mayer: Haben Sie persönlich ein Lieb­                             Haben Sie ein Lieblingskunstwerk – momentan?             Helga Mayer: Ist es leicht, diese Vision und Be­
ne neue Dimension der Kunst eröffnet haben.              angewandter Kunst wie Mode, Architektur oder             lingsmuseum, das Sie gerne besuchen?                                    Christoph Thun-Hohenstein: Das kann ich so               geisterung Ihren Besuchern zu vermitteln?                ■ PERSÖNLICH
Aber viel mehr geht es darum, gerade in Zeiten           Design ist die Bandbreite sehr groß und nie­             Christoph Thun-Hohenstein: Meine Präfe­                                 nicht sagen. Was mich an angewandter Kunst               Christoph Thun-Hohenstein: Als ich die Di­
der Digitalisierung zu schauen, dass die Kunst           mand kann sie abdecken. Es kommt daher dar­              renzen ändern sich immer leicht. Aber das                               zurzeit jedoch besonders fasziniert ist Glas. In         rektion übernommen habe, war meine größ­                 Christoph Thun-Hohenstein wurde 1960 im
„in die richtige Richtung geht“. Dass nicht nur          auf an, mit Augenmaß zu kaufen. Das gesamte              Dia:Beacon am Hudson River fasziniert mich                              Venedig haben wir gerade eine große Ausstel­             te Herausforderung, den Menschen klarzuma­               Kärntner Wolfsberg geboren. Nach seiner Matura
Innovation und Profit dominieren, sondern                Wissen kann man im Internet finden – im Muse­            immer wieder aufs Neue. Das Gebäude ent­                                lung kuratiert – „Das Glas der Architekten“,             chen, was das MAK ist. Kein Museum, das sich             in Wien widmete er sich den Rechtswissenschaften
Werte wie Nachhaltigkeit wieder in den Fokus             um findet man ausgewählte Objekte, die vor dem           stand aus einer alten Keksfabrik und die Licht­                         welche mit 400 Objekten ein großer Erfolg war            auf Design konzentriert, sondern ein Ort der             sowie seinen persönlichen Leidenschaften Politikwis-
rücken. Es braucht beides – und die Kunst ist            erwähnten Hintergrund präsentiert werden.                führung ist einfach genial. Die Präsentation der                        und nach Wien kommt (Anm.: Eröffnung Jän­                Begegnung für Menschen. Wir sind ein „Le­                senschaft und Kunstgeschichte. 1982 promovierte
eine wunderbare Möglichkeit, diese Konter­               Helga Mayer: Wie sehen Sie die Zukunft von               Objekte funktioniert ideal. Wobei mir das MAK                           ner 2017). Außerdem sind zwei weitere Aus­               bensmuseum“, das Alltagsobjekte im Gesamt­               er zum Dr. iur., 1982 folgte der Doktortitel phil. an
parts zu vereinen. Es geht darum, sich mit den           Museen in Zeiten der Digitalisierung?                    natürlich auch sehr gut gefällt, aber auch ande­                        stellungen zum Thema geplant. Das Material               kontext präsentiert, Orientierung in Zeiten des          der Universität Wien. Thun-Hohenstein startete 1984
enormen aktuellen Veränderungen intensiv aus­            Christoph Thun-Hohenstein: Meiner Mei­                   re, moderne Museen wie etwa das Kunsthaus                               ist wunderbar – und wird radikal unterschätzt.           Wandels bietet und offen ist für seine Besucher.         seine diplomatische Karriere und war bis 1993 für
einanderzusetzen und auch Orientierung zu                nung nach gehen diese Entwicklungen Hand in              Bregenz und natürlich das Guggenheim, wel­                              Helga Mayer: Steht für Sie dabei die Wertschät­          Sie haben die Vienna Biennale initiiert – ein Festival   den diplomatischen Dienst des Außenministeriums
bieten. Mit solchen Fragen hat sich bereits die          Hand. Es braucht das Museum als Ort der Re­              ches einfach wunderbar bleibt.                                          zung des Materials an sich im Vordergrund?               für Kunst, Design und Architektur. Worauf dürfen         unter anderem in Abidjan, Genf und Bonn tätig. Ab
westliche Moderne im 19. Jh. beschäftigt. Strö­          sonanz. Es ist wichtig, Spielräume zu schaffen,          Welche Rolle spielt Architektur in Ihrem Privatleben?                   Christoph Thun-Hohenstein: Ich sehe es als ei­           sich die Besucher 2017 freuen?                           1993 war er maßgeblich für den juristischen Anteil
mungen wie etwa die Psychoanalyse sind genau             in denen das Menschsein erhalten bleibt. Wo­             Christoph Thun-Hohenstein: Natürlich gehe                               ne der Agenden des MAK, diese Frage zu stellen           Christoph Thun-Hohenstein: Das große The­                des österreichischen EU-Beitritts verantwortlich und
in diesen Zeiten des Wandels, damals als Folge           bei man natürlich auch über digitale Bilder in           ich mit offenen Augen durch die Welt, wobei                             und bestenfalls auch zu beantworten: Wie kön­            ma lautet „Roboter“ – nicht nur im klassischen           publizierte das mehrfach aufgelegte Standardwerk
der Industrialisierung, entstanden.                      eine persönliche Beziehung treten kann. Und              mir der Ansatz sehr gut gefällt, dass eine ein­                         nen wir von einer Wegwerfgesellschaft, die auf           Sinne. Die ganze Stadt betrifft dieses Thema:            „Europarecht“. Von 1999 bis 2007 leitete er das
Helga Mayer: Wie kann man sich die Erfahrun­             natürlich kann man im virtuellen Raum die ge­            fache Blockhütte in den Alpen auch große Ar­                            quantitatives Wachstum fixiert ist, wieder zu ei­        Künstliche Intelligenz beeinflusst im digitalen          Österreichische Kulturforum in New York und arbei-
gen der Geschichte zunutze machen?                       samte Bandbreite zeigen. Das MAK ist daher –             chitektur sein kann. Es braucht nicht immer die                         ner qualitativen Wachstumsgesellschaft werden?           Zeitalter die Bereiche Arbeit, Leben und Zu­             tete danach als Kunstmanager in Wien. Seit 2011 ist
Christoph Thun-Hohenstein: Auf diese Res­                wie viele große Museen – gerade dabei, rund              großen Namen. Es geht darum: Wie funktio­                               Das bedeutet weniger, dafür sinnvoller Konsum,           kunft maßgeblich. Wir wollen uns gar nicht vor­          er Direktor des museums für angewandte Kunst
sourcen der Kunst kann man zurückgreifen.                230.000 Objekte auch online zu präsentieren.             nieren Gebäude? Der Umgang mit Licht inter­                             Wertschätzung der Produkte und gelebte Nach­             stellen, woran im Silicon Valley gerade gearbei­         (maK) – mit Erfolg. Erst dieses Jahr wurde sein
Wie sind Kunstschaffende damals mit den neu­             Architektur wird ein immer wichtigerer Faktor in der     essiert mich dabei besonders. Ich bin auch faszi­                       haltigkeit. Und diese Werte gilt es, im und mit          tet wird. Gerade hier sind neue Werte gefragt.           Vertrag um weitere 5 Jahre verlängert. Sein Ziel ist
en Herausforderungen umgegangen? Diese Er­               Museumslandschaft. Wie sehen Sie diese Tendenz?          niert von den Skyspaces von James Turrell.                              dem Museum zu transportieren. Momente des                Und das Schönste, was man machen kann, ist,              es, mit innovativen Ideen das Publikum für Kunst zu
kenntnis ist für die Neue Moderne, in der wir            Christoph Thun-Hohenstein: Moderne Muse­                 Helga Mayer: Einen solchen Skyspace kann                                Menschseins im digitalen Leben zu schaffen.              in diesen Zeiten des Umbruchs Orientierung in            begeistern. Unter anderem hat er die Vienna Bienna-
leben, extrem bereichernd. Positionen von                en als Kunstwerke an sich lassen sich oft gut mit        man ja auch in der MAK­Expositur Geymüller­                             Gibt es ein Thema, welches Ihnen diesbezüglich persön-   Form von Kunst zu bieten. Mein großes Anlie­             le initiiert – die weltweit erste Mehrspartenbiennale
                                                                                                                                                                          © Lisi specht

Künstlern wie Adolf Loos, Josef Frank oder               der darin präsentierten Kunst verbinden. Wobei           schlössel in Pötzleinsdorf erleben.                                     lich besonders am Herzen liegt?                          gen ist es, dass meine humanistische Vision der          für Kunst, Design und Architektur. Thun-Hohenstein
Friedrich Kiesler inspirieren heute noch und wir         das Entstehungsdatum eines Gebäudes nichts               Christoph Thun-Hohenstein: Ja, dort lässt sich                          Christoph Thun-Hohenstein: Der Klima­                    Welt Wirklichkeit wird.                                  lebt mit seiner Frau in Wien und umgibt sich auch pri-
können viel von ihnen lernen.                            über seine Modernität aussagt. Ich denke nicht           das Erlebnis Natur und Kunst besonders schön                            wandel ist das bestimmende Thema unserer                 Vielen Dank für das Gespräch! ■                          vat gerne mit alltagstauglichem Design. www.mak.at

                                                                     18 • Wohnart • 03/16                                                                                                                                                                      03/16 • Wohnart • 19
IntervIeW ■                                                                                                                                               ■ IntervIeW
               Von Monika Huber                                                                                                     Auf welches Kriterium dieses „4-Säulen-Modells“ der

Wohnen für
                                                                                                                                    Ökologie, Architektur, sozialen Nachhaltigkeit und
                                                                                                                                    Ökonomie wird besonders viel Wert gelegt?
                                                                                                                                    Kurt Puchinger: Ich persönlich lege viel Wert
                                                                                                                                    auf Ökonomie, denn es geht um den geförder-
                                                                                                                                    ten Wohnbau mit öffentlichen Mitteln. Durch

 jedermann
                                                                                                                                    unsere niedrig gehaltenen Nutzerkonditio-

Entwicklung
                                                                                                                                    nen sind die Wohnungskosten europaweit ver-
                                                                                                                                    gleichsweise auf relativ niedrigem Niveau und
                                                                                                                                    das ist eine Sache, auf die wir sehr stolz sind.
                                                                                                                                    Was sind Ihre konkreten Aufgaben als Vorsitzender im
                                                                                                                                    Grundstücksbeirat?
                                                                                                                                    Kurt Puchinger: Mein Job als Vorsitzender
                                                                                                                                    des Grundstücksbeirat ist es, nicht nur die Jury
                                                                                                                                    bei Laune zu halten. Ich sehe meine Aufgabe
                                                                                                                                    auch darin, die Juryentscheidungen in die we-
                                                                                                                                    sentliche Richtung zu lenken. Wir sind schließ-
                                                                                                                                    lich kein Gremium für Architekturwettbewer-
                                                                                                                                    be – bei unseren Wettbewerben geht es um ei-
Kurt Puchinger weiß, wie man Wohnbau                                                                                                nen Teil eines Vergabeprozesses stadteigener

in Wien managt. Kein Wunder, denn der                                                                                               Grundstücke zum Zweck der Errichtung von
                                                                                                                                    leistbarem und gefördertem Wohnraum.

erfahrene stadtplaner ist Vorsitzender des                                                                                          Wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken: Wie ha-
                                                                                                                                    ben sich die Schwerpunkte im Grundstücksbeirat unter
Grundstücksbeirates des Wiener Wohn-                                                                                                Ihrer Führung verändert?
                                                                                                                                    Kurt Puchinger: Ich glaube, dass es mir gelun-
fonds. im interview plaudert er über die                                                                                            gen ist, die Jurymitglieder auf meinem Weg
                                                                                                                                    mitzunehmen und ich sehe es als meine Aufga-
„Wohn-Zukunft“ seiner stadt.                                                                                                        be, gute Projekte zu jurieren, wo den Kosten

W
                                                                                                                                    wie dem Nutzen hohe Bedeutung zukommen.
                   ien ist eine wachsende          Bevölkerung und die sich damit ergebenden                                        Mir ist wichtig, dass die Wohnbaufördermittel,
                   Stadt: Bis zum Jahr 2029        Wohnbedürfnisse abzudecken. Innerhalb des                                        was das Ergebnis dieser Wohnbauprojekte an-
                   soll sich die Bevölkerung       strategischen Rahmens des Wiener Stadtent-                                       belangt, treffsicher eingesetzt werden.
                   der Zwei-Millionen-Gren-        wicklungsplans kann man verschiedene Teil-                                       Wien ist eine Stadt, der internationale Studien immer
                   ze nähern. Eine Heraus-         planungen oder Planungsschritte vornehmen.                                       wieder eine sehr hohe Lebensqualität bescheinigen. Gibt
forderung für die Stadtentwicklung, ganz be-       Grundsätzlich können Sie aber eine Stadt nicht                                   es einen Konnex zwischen dieser Lebensqualität und
sonders aber für die Schaffung von ausrei-         planen – schon seit der Renaissance nicht.                                       dem geförderten Wohnbau in Wien?
chend Wohnraum. Denn anders als in vie-            Sie sind seit zwei Jahren Vorsitzender des Grundstücks-                          Kurt Puchinger: Hier wird die Schnittstelle
len Metropolen Europas ist Wohnen in Wien          beirates. Was darf man sich darunter vorstellen?                                 vom Wohnbau zur Stadtentwicklung sichtbar.
noch leistbar. Das liegt nicht zuletzt am ge-      Kurt Puchinger: Der Grundstücksbeirat ist                                        Bevor man ein neues Gebiet entwickelt, muss
förderten Wohnbau – im Jahr 2014 wurden            ein Gremium des Wohnbauressorts, dessen                                          die Infrastrukturkommission beurteilen, ob al-
rund 689 Millionen Euro an Fördermitteln           Kernaufgabe es ist, stadteigene Grundstücke                                      le Qualitätsmerkmale auf diesen Liegenschafts-
zur Verfügung gestellt. Zu Recht, findet DI        oder jene gemeinnütziger Bauträger zur Rea-                                      bereich zutreffen. Stadtentwicklung findet also
Dr. Kurt Puchinger, Vorsitzender des Grund-        lisierung zu bringen. Ob hierfür eine Wohn-                                      in Wien in einem sicheren System von Quali-
stücksbeirates im Magistrat der Stadt Wien. Im     bauförderung genehmigt werden kann, ent-                                         tätsparametern statt. Man achtet zum Beispiel
WOHNART-Interview gibt er Einblicke in die         scheidet der Grundstücksbeirat nach vier Qua-                                    auf die soziale Infrastruktur, die Bevölkerungs-
wachsende Wohnlandschaft Wiens.                    litätskriterien: Nach dem Aspekt der Wirt-                                       mischung, die jetzt auch im Zuge der Sanie-
                                                   schaftlichkeit (hier geht es vor allem um die                                    rungen der Gemeindebauten zum Tragen
Herr DI Dr. Puchinger, Sie waren acht Jahre lang   Nutzerkonditionen), der Ökologie, der Archi-                                     kommt, oder bietet innerhalb des geförder-
Planungsdirektor der Stadt Wien. Man spricht oft   tektur und der sozialen Nachhaltigkeit.                                          ten Wohnbaus verschiedenste Arten von Woh-
davon, dass Lebensräume Zeit zum Wachsen brau-     Sie sitzen auch in der Jury der Bauträgerwettbewerbe.                            nungskategorien (wie die günstigen „Smart-
chen. Kann man eine Stadt planen?                  Was hat es damit auf sich?                                                       Wohnungen“ um 7,50 Euro pro Quadratme-
Kurt Puchinger: Ich spreche lieber von Stadt-      Kurt Puchinger: Auf Basis der Vergaberichtli-                                    ter Wohnnutzfläche) an, um diese hohe Le-
entwicklung. Stadtentwicklung ist im Grun-         nien des Wohnfonds werden Bauträgerwettbe-                                       bensqualität sicherzustellen.
de das Management der Bedarfsabdeckung. In         werbe ausgeschrieben und die besten Projekte-                                    Die Wohnbauoffensive der Stadt Wien, die Sie in koor-
unserem Fall wird versucht, das Wachstum der       werden nach diesen vier Kriterien ausgewählt.                                    dinativer und beratender Funktion unterstützen, um-

                                                               20 • Wohnart • 03/16                          03/16 • Wohnart • 21
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