Kunst Welt - WOHNART03/16 www.wohnart-online.at
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03/16 WOHNART www.wohnart-online.at SERVICE Zuckersüße Tortenträume Kunst Welt INTERVIEW Ein Kunst- und ein Stadtexperte im Talk PROJEKTE Neue Wohnräume zum Wohlfühlen
■ Editorial Liebe Leserin, Liebe Leserin, lieber Leser lieber Leser Mag. Wolfgang Wahlmüller (li.), Dipl.-Ing. Michael Pech, MRICS Mitglieder des Vorstandes der ÖSW AG D as ÖsW trotzt dem sich langsam, aber sicher nähernden Winter. Auch in der dunklen, kalten Jahreszeit bleibt es spannend und wir sind weiterhin aktiv! Seit der vergangenen Ausgabe Anfang Juni konnten drei Projekte an ihre neuen Bewoh- ner übergeben werden: In der Perfektastraße 58, im 23. Wiener Gemeindebezirk, wurden vom ÖSW und der Siedlungsgenossenschaft Krottenbach insgesamt 115 Wohneinheiten, davon 27 supergefördert und 88 gefördert mit Eigentumsoption, sowie 14 Ho- me-Offices realisiert. In Wien Donaustadt, in der Fahngasse 6, wurde vom ÖSW eine Wohnhaus- ■ IMPReSSuM anlage mit 142 geförderten Mietwohnungen, 14 nutzungsflexiblen Ateliers und fünf Wohnungen für Menschen mit besonderen Bedürfnissen für die Volkshilfe Österreich errichtet. Zuletzt konn- HeRauSgebeR: te in der Ganghofergasse 2, in Wien Simmering das jüngste Projekt der Erste ÖSW, mit 57 frei- immo 360 grad gmbh, Feldgasse 6–8, 1080 Wien finanzierten Mietwohnungen, fertiggestellt und übergeben werden. Tel.: 01/401 57–607, Fax: 01/401 57–600 Im September haben wir unser traditionelles Hoffest mit vielen Gästen an einem lauen Spät-Som- wohnart@immo-360.at, www.immo-360.at merabend mit kulinarischen Köstlichkeiten genossen. Und da der Herbst auch Messezeit ist, hat MeDIenInHabeR & room4rent bei der HR Inside Summit teilgenommen. Eine Messe bzw. ein Kongress auf interna- ReDaktIon DeS MeDIenInHabeRS: tionalem Niveau zu Aktuellem rund um das Thema Human Resources. Es wurden alle Standor- MediaUnit Verlags GmbH & Co KG te präsentiert und viele neue Business-Kontakte geknüpft. Graf-Starhemberg-Gasse 1A/6, 1040 Wien Diese WOHNART-Ausgabe öffnet die Tore zu internationalen Kunsträumen. Während vor den Tel.: 01/501 35–283 Fenstern gerade herbstliches Grau dominiert, erstrahlt die Kunst umso bunter und vielfältiger. auflage: 39.000 Stück Nicht nur die Werke, sondern auch die Museen präsentierten sich dabei als wahre Kunstwer- CHefReDaktIon: Michaela Veit-Wailzer ke: Die Coverstory nimmt die Architektur internationaler Museums-Tempel unter die Lupe und Vertretung: Michael Steingruber lädt zu einem Streifzug durch moderne Pyramiden, begehbare Visionen und traditionelle Kultur- aRtDIRektIon: Marcela Malek paläste. Ob unkonventionell, futuristisch oder zeitlos – oft sind es die Gebäude, die einen Muse- CHefIn voM DIenSt: Michaela Sattler umsbesuch zum kunstvollen Erlebnis machen. Ein Anliegen, welches auch MAK-Direktor Chri- MItaRbeIteR DIeSeR auSgabe: Eva Fida, stoph Thun-Hohenstein verfolgt. Der international erfahrene Kulturmanager setzt Kunst ge- Monika Huber, Helga Mayer, Monika Nassler, Martin konnt in Szene und verrät im Gespräch mit WOHNART-Herausgeberin Helga Mayer, wie man Niederauer, Christine Nouikat, Claudia Spielmeyer, Besucher für Außergewöhnliches begeistert. Interessantes aus der Raumplanung weiß DI Dr. Stefan Steinkogler, Caroline Tokmaji, Simone Turek, Kurt Puchinger zu berichten. Der Vorsitzende des Grundstücksbeirates des Wiener Wohnfonds Petra Vitula, Michaela Werthmüller gibt im Interview spannende Einblicke in die leistbare Wohnzukunft der Hauptstadt. Die Service- CoveRfoto: Gettyimages Geschichte ab Seite 42 lässt diesmal süße Zuckerträume wahr werden. Über die Dessertteller ist anzeIgen: Claudia Spielmeyer eine wahre Deko-Welle geschwappt und WOHNART verrät, wie Sie diesen Trend in der eigenen Tel.: 01/401 57–607, wohnart@immo-360.at Küche umsetzen können. Damit Ihrem Tatendrang keine Grenzen gesetzt sind, liefern die Tipps lItHo: GraphicCooperation, Rudolf Huber ab Seite 46 Ideen für natürliche Kraftquellen. Und auf Seite 50 gibt Helga Mayer interessante An- HeRStelleR & HeRStellungSoRt: © Miguel Dieterich regungen für den Museumsbesuch der besonderen Art. Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl Für eine bessere Lesbarkeit verzichten wir auf Viel Freude beim Lesen und einen kunstvollen Herbst wünschen genderspezifische Formulierungen wie Mieter/-innen. Michael Pech und Wolfgang Wahlmüller Natürlich sind immer Damen und Herren gemeint. 03/16 • Wohnart • 3
Inhalt ■ Kunstvolle architektur:.Dass.nicht. nur.innere.Werte.zählen,.beweisen.die. Inhalt Kunsttempel.unserer.Zeit..WOHNART.durch- streift.die.internationale.Museenlandschaft. © Lisi spiecht, FotoLia, eremitage visionär: MAK-Direktor.Christoph.Thun- Hohenstein.im.großen.Interview. ■ lIfestyle design news: natürlich geborgen Wohltuende Wohnhighlights im hübschen Design...........................................................................6 Weil Erfolg nur im Miteinander entstehen kann. Die STRABAG-Gruppe ist coverstory: Kunsträume mit einer Leistung von rund € 14 Mrd. und jährlich mehr als 15.000 Projekten Hochragende Museumsarchitektur im Fokus .................................................................................8 einer der führenden europäischen Technologiekonzerne für Baudienstleistungen. techno trends: wachstum in grün Möglich wird dies durch das Know-how und das Engagement unserer mehr als Spannende Technik für einen kraftvollen Auftritt ..........................................................................14 73.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als ein Team auch komplexe interview: christoph thun-hohenstein Bauvorhaben termin- und qualitätsgerecht realisieren. Ein Gespräch mit dem innovativen Kunst-Experten .....................................................................16 www.strabag.com interview: Kurt puchinger Der erfahrene Wiener Stadtplaner im Talk ...................................................................................20 STRABAG AG, Donau-City-Str. 9, 1220 Wien, Tel. +43 1 22422-0 ■ Projekte immo 360 grad: mit service zum erfolg Einblicke in 15 Jahre erfolgreiches Immobilien-Business............................................................24 ösw: wohnen am wasser Attraktive Eigentumswohnungen in Wien-Döbling .......................................................................26 familienwohnbau: vielfältige projeKte Neue Projekte in Schwechat und Wien-Simmering......................................................................28 Ksw: senioren-wohnbau Barrierefreie Wohnanlage in Feldkirchen......................................................................................30 stuwo: wohnen mit mehrwert Moderne Studentenheime als Karrierebasis................................................................................31 salzburg wohnbau: innovativ & modern Projekte in Oberndorf, Bruck, Annaberg, Bischofshofen und Krispl ...........................................32 ■ ImmobIlIenangebot objeKtliste: sofort & zuKünftig wohnen Miete und Eigentum auf einen Blick .............................................................................................34 süße sachen:.Das.Auge.isst.ja.bekanntlich.mit.. ■ servIce Selten.trifft.diese.Alltagsweisheit.besser.zu.als. story: torten-schlacht bei.Thementorten,.Cupcakes.&.Co..Die.zuckrigen. Süße Deko-Tipps für die Backstube ..............................................................................................42 Leckereien.sorgen.nicht.nur.am.Gaumen.für.ein. ratgeber: tipps & tricKs tolles.Erlebnis,.sondern.erfreuen.auch.das.Auge. Natürliche Kraftquellen für kalte Tage ..........................................................................................46 mit.ihren.Farbspielen..Geschmackvolle.Ideen. experten: für sie dazu.finden.Sie.ab.Seite.42. Antworten auf Ihre Fragen & Anliegen .........................................................................................48 Kolumne: editor’s voice Diesmal: Internationale Museen mit Flair ....................................................................................50 4 • Wohnart • 03/16
DESIGN NEWS ■ ■ DESIGN NEWS Von Simone Turek 2 ■ Affentheater Natürlich Bringen Sie Zen-Ambiente in den Raum mit diesem dreiteiligen Deko-Set Gandhi. Die drei aus Kunstharz skulptierten Objekte stellen die Weisheitsaffen dar. Exotisch. € 259,90. www.maisonsdumonde.de 3 ■ Hoch zu Ross geborgen Das Schaukelpferd Chester ist ein Must-have für klei- Wohltuend ne Abenteurer. Es punktet mit einem gepolsterten ■ 10 Sattel, einer weichen Mähne aus Veloursleder und einem Rahmen aus Nussbaum-Massivholz. Entzü- ckend! € 191,–. www.littlebirdtoldme.co.uk ■ 11 4 ■ Zahlenmanöver Mit insgesamt 18 durchnummerierten Schubladen bringt diese Kommode Ordnung in Ihr Heim und macht das Wiederfinden leicht. Überraschend sind bei genauerer Betrachtung die 18 unterschiedlichen Griffe. Kreativ. € 499,–. www.butlers.at Die Wohnfarbe Braun strahlt Geborgenheit, 5 ■ Erinnerungs-Stück Dieser kunstvolle Bilderrahmen hält Ihre schönsten Ruhe und Wärme aus. Diese Design- Erinnerungen auf besonders stilvolle Art und Weise fest. € 22,99. www.zara-home.com Highlights bringen den hübschen Beweis. 6 ■ Zeit-Rahmen Die stylische Wanduhr von Newgate aus Holz und 1 1 ■ Ländliche Gemütlichkeit Messing dient nicht nur als Zeitmesser, sondern 5 ■ Der von Hand gefertigte Esstisch bezaubert durch seinen Landhaus-Charme. Die Stühle aus massivem Holz sowie die Metallleuchte ergänzen das En- auch als kantiger Blickfänger in den eigenen vier Wänden. € 160,–. www.amara.com 7 ■ Ruhe-Kissen semble. Esstisch: ab € 399,90; Stuhl im 2er-Set: € 199,90; Leuchte: € 259,90. www.heine.at ■ Das exklusive Kissen in zeitlosem Design aus Leder verleiht Ihrem Interieur eine rustikale Note. Gut kom- binierbar mit Polstern in anderen Materialien und Farben. € 191,–. www.amara.com 7 8 ■ Rustikaler Sitz ■ Diese Sitzbank ist aus indonesischem Teakholz gefer- 2 tigt und mit Leder bezogen. Gut gepolstert, lädt sie ■ zum Verweilen ein. € 269,–. www.guru-shop.de 9 ■ Durchatmen Der exklusive Raumduft aus Keramik und Holz duf- tet nach Davana und Kardamom. Dadurch wirkt er 6 ■ besonders beruhigend und entspannt auf wohltuen- de Weise. € 34,90. www.raumduftshop.de 4 ■ 10 ■ Lichtblick 8 12 Mit der ausgefallenen Pendelleuchte Nido im Rat- tanstil können Sie Ihren Wohnbereich zu einem ech- ten Eyecatcher machen. Sie glänzt durch natürliches ■ Design. € 97,–. www.wayfair.de ■ 11 ■ Schmucke Sache Diese eleganten Boxen bieten Platz für all Ihre Schätze und verschönern mit ihrem opulenten De- ■ 3 sign jedes Zimmer glanzvoll im Handumdrehen. Ab € 29,90. www.nostalgieimkinderzimmer.de 12 ■ Hoch hinaus ■ 9 Das Regal bildet mit dunkler Holzoptik angenehme Kontraste zu warmen und hellen Farben. Die Schub- © HERSTELLER lade ist mit einem Loch-Relief versehen. Schicker Ethno-Mix. € 889,–. www.kare-design.com 6 • WOHNART • 03/16 03/16 • WOHNART • 7
LifestyLe ■ ■ LifestyLe architektur und Kunst: wie sich neue Muse- umsbauten und die werke, die sie beher- bergen, ein wettrennen liefern. wOHNarT Kunsträume Von Martin Niederauer gibt spannende Einblicke in die welt der internationalen Museen. Hochragend E s war Nur einige Wochen vor ternationale Museumslandschaft beweist. Den seinem Ableben, als Amerikas be- Beginn macht Englands größtes Museum für rühmtester Architekt Frank Lloyd zeitgenössische Kunst, die Tate Galery of Mo- Wright im New York des Jahres dern Art (im Bild links), die sich seit ihrer Er- 1959 mit dem Spazierstock in Rich- öffnung im Jahr 2000 nie über zu wenig Be- tung „seines“ Guggenheim-Museums deutete sucher beklagen musste. Ursprünglich für 1,8 und feststellte: „Hier steht das einzige organi- Millionen Besucher im Jahr konzipiert, waren sche Gebäude New Yorks, das einzige gültige es zwei Jahre später schon weit über fünf Mil- Beispiel der Architektur des 20. Jahrhunderts.“ lionen Menschen, die diese Industriekathedra- So selbstgefällig diese überlieferte Episode aus le des ehemaligen Bankside-Kraftwerks aus den heutiger Sicht auch scheinen mag, steht sie 1950er-Jahren besuchten. Tendenz steigend. doch programmatisch für eine Entwicklung in der Museumsarchitektur, die mit der Moder- Moderne TroTzburg ne in den 30er-Jahren des vergangenen Jahr- Eine Erweiterung der Räume mit einer beein- hunderts ihren Anfang nahm – und sich bis druckenden Sammlung von Werken der klas- heute fortsetzt. Museumsarchitektur nicht al- sischen Moderne und der Gegenwart, begin- lein als Raum oder Hülle für Kunst, sondern als nend mit Vincent van Gogh, Paul Cézanne, selbständiges Kunstobjekt. Kein Wunder also, Paul Gauguin und Henri de Toulouse-Lautrec, dass die Namen der Architekten heute mitun- war unumgänglich. Das Schweizer Archi- ter genauso berühmt oder umstritten sind wie tekturbüro Herzog & de Meuron plante da- die Werke der meist modernen Künstler, die in für einen futuristischen Backstein-Neubau. den Kulturtempeln ein neues Zuhause finden Heuer wurde der Bau nach massiven Finan- dürfen. Der Boom, Städte mit einem repräsen- zierungsproblemen der Öffentlichkeit über- tativen Museumsbau zu schmücken, ist unge- geben. Wie eine moderne Festung ragt das im- brochen. Seit den 70er-Jahren des vergange- posante, 64 Meter hohe Gebäude mit kleinen, nen Jahrhunderts entstehen in Regelmäßigkeit Schießscharten-ähnlichen Fenstern in verdreh- Aufsehen erregende Neubauten oder umfas- ten Winkeln in die Luft und zieht das Auge sende Anbauten an Traditionshäusern: Gug- magisch an. Ein Wahrzeichen, ein Signature genheim, entworfen vom kanadisch-US-ame- Building in der Tradition des Guggenheim- rikanischen Architekten und Designer Frank Museums in Bilbao, war weder geplant noch O. Gehry im spanischen Bilbao; MAXXI, das angestrebt, wie Tate-Direktor Nick Serota bri- Nationale Museum der Künste des XXI. Jahr- tisch-zurückhaltend meint. „Uns war von An- hunderts in Rom, kreiert von der dieses Jahr fang an klar, dass wir hier kein ikonisches Ge- überraschend verstorbenen irakisch-britischen bäude errichten wollen, sondern ein Museum Architektin Zaha Hadid; oder in Paris die in al- des 21. Jahrhunderts, das sich mit der großar- ler Welt diskutierten Pyramiden des Louvre des tigen Bausubstanz des ehemaligen Kraftwerks chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh auseinandersetzt.“ Dank diesem Zugang mus- Ming Pei. Gemeinsam ist ihnen die vermeintli- ste man auch nicht auf die grandiose Aussichts- che Provokation und – dank der medialen Auf- plattform auf der Spitze des Turms verzichten. merksamkeit – ein kaum enden wollender Be- Ein Selfie an diesem Ort gehört schon jetzt für sucheransturm. Schließlich hat schon längst London-Besucher zum beliebten Programm. auch in den einstigen Elfenbeintürmen der Genau wie Kunstinteressierte das MAXXI zum Kunst marktwirtschaftliches Denken Einzug Pflicht-Stopp eines Rom-Besuchs erkoren ha- halten müssen – in äußerst formschöner Art ben. 1989 gewann Zaha Hadid den Archi- und Weise, wie dieser Streifzug durch die in- tekten-Wettbewerb, doch erst elf Jahre später 8 • Wohnart • 03/16 03/16 • Wohnart • 9
LifestyLe ■ Präsidenten François Mitterrand wurde in den Kunstvoller auftritt: Moderne Kunsttempel 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein machen die internationale Museumslandschaft umfassendes Sanierungs- und Umbauprojekt zum lebhaften Architekturerlebnis: Tate gestartet und mit der anfangs viel diskutierten Modern (re. oben), Louvre-Glaspyramide (li. Glaspyramide des chinesisch-amerikanischen unten), Guggenheim in Bilbao (re. unten). Architekten Ieoh Ming Pei ein ultramodernes Pendant zur klassizistischen Anlage geschaf- fen. Die Pyramide besteht aus 603 rautenför- migen und 70 dreieckigen Glassegmenten. Sie ist 21,65 Meter hoch, 35,42 Meter breit, et- wa 51 Grad steil und etwa 180 Tonnen schwer; die große Pyramide von Gizeh galt dem Archi- tekten laut eigenen Angaben als Vorbild. Zur Weltberühmtheit gelangte das architektonische Meisterwerk anlässlich der Verfilmung von Dan Browns Besteller „Der Da Vinci Code“, in dem die dramatischen letzten Szenen in der Pyrami- de spielen. Doch nicht nur in Frankreich ver- steht man es, Kunstwerke publikumswirksam in Szene zu setzen. Was die Franzosen können, das können wir auch. Diesem Motto folgten die Spanier, als im Zuge der Aufklärung Ende des konnte der imposante Bau auf dem ehemaligen einzige weibliche Architektin von Weltruhm 18. Jahrhunderts eine der weltweit bedeutend- Kasernengelände Montello in Roms beschauli- zu den Besten ihres Faches gehörte. Die Rö- sten Kollektionen (mit 5.000 Gemälden und chem Viertel Flaminio die ersten Besucher be- mer nennen ihr Museum liebevoll „Tagliatel- Skulpturen) ein neues Zuhause suchte. grüßen. Welchen – trotz der vorangegangenen le“, weil die Grundform der drei Stränge des finanziellen Turbulenzen – höchster Kunstge- Museums aus Sicht der Italiener an ebensolche VorbildhafTe archiTeKTur nuss geboten wird. Nudeln erinnert. Ein – zumindest optisch – ku- Für eine aus kunsthistorischer Sicht über- linarisches Statement, welches längst zum in- aus wertvolle Sammlung der spanischen Kö- TagliaTelle aus beTon ternationalen Hotspot für Kunstliebhaber wur- nige wurde ein repräsentativer Ausstellungs- Gezeigt werden wechselnde Ausstellungen de. Dabei war es ja Paris, in der die moderne ort gesucht – und gefunden: das größte und namhafter zeitgenössischer Künstler und in ei- öffentliche Museumskultur, wie wir sie heute imposanteste Gebäude auf dem Paseo del Pra- p lus e n z wohn ndumschut ner fixen Schau können Werke von Anish Ka- kennen, ihren Anfang nahm. Schon bald nach do, das Kabinett der Naturwissenschaften, das poor, Sol LeWitt und Maurizio Mochetti be- der Revolution 1789 wurden zahlreiche Kunst- sich seit dem Jahr 1785 an dieser Stelle befin- der ru hnen. wundert werden. Und zwar in futuristischem werke im Besitz des Adels erstmals der Öffent- det. Dieses Gebäude beherbergte ganz im Sinn Ambiente. Wie immer hat Hadid auch in der lichkeit zugänglich gemacht. Logischerweise der Aufklärung eine Art Forschungsakademie o Ihre Wohnung fürsIhr w Ewigen Stadt einen auf den ersten Blick toll- im verlassenen Stadtschloss, dem Louvre. Die und war von dem bourbonischen Hofarchitek- kühnen Entwurf vorgelegt, der sich aber bei „Wolfsburg“ war über Jahrhunderte hinweg ten Juan de Villanueva im klassischen Stil er- der uphase näherer Betrachtung gekonnt und stilsicher in eine wahre Großbaustelle: Aus einer Festung baut worden. Das Anwachsen der Bestände auf r Haus o Rohba r k Fü n in de die vorhandene Struktur einfügt. Im Gegensatz entstand eine Residenz und praktisch jeder über 7.000 Werke erzwang seit den 70-Jah- A u ch scho d individuell un mpakt k zu der vertikalen Bauweise des alten Quartiers französische Herrscher ließ mit großer Freude ren immer wieder groß angelegte Erweiterun- k Ko weitet sich das neue Gebäude horizontal aus. an- und umbauen. gen – 2007 etwa einen zeitgenössischen Bau Der gesamte Komplex aus hellgrauem Sichtbe- des spanischen Architekten Rafael Moneo, den ton mit Glas scheint über das Gelände zu flie- KunsT für alle MiT TradiTion „Moneo-Würfel“. Und wiederum stand der ßen und die ehemaligen tristen Militärbaracken Heute präsentiert sich der Louvre mit 380.000 Louvre mit seiner Pyramide Pate. Dem renom- wurden perfekt integriert. „Für mich geht es Werken (wobei 35.000 auch tatsächlich im mierten Architekten war es wichtig, das Projekt n du m u se. ein ru a in der Architektur vor allem darum, angeneh- Museum mit einer Fläche von 60.000 Qua- „angemessen“ zu gestalten „Der Protagonist me und stimulierende Räume für alle Aspekte dratmetern ausgestellt sind) als das drittgrößte ist der Prado und seine Sammlung“, erläutert es zuh a s . r d sichsechaffen des sozialen Lebens zu schaffen“, sagte Zaha und meistbesuchte Museum der Welt. Beson- Moneo sein Bauwerk, das trotz seiner künst- Die Niederösterreichische Versicherung Hadid einmal in einem Interview und genau ders hervorzuheben sind dabei die römischen lerischen Zurückhaltung für öffentlichen Streit dieser Ansatz ist auch in Rom gelungen. Die und griechischen Antikensammlungen sowie und – nicht unerwünschte – Aufmerksamkeit wir Innenräume schlängeln sich durch das Gebäu- die flämische Malerei des 16. und 17. Jahr- für das spektakuläre Innenleben sorgte. Das Niederösterreichische Versicherung AG de und frei schwebende schwarze Stege und hunderts, die italienische Renaissancemalerei Prado-Museum ist im Besitz der weltweit größ- Neue Herrengasse 10 offene Treppen setzen animierende Akzente. und die französische Malerei vor allem des 15. ten Sammlung spanischer Malerei: ein einzigar- 3100 St. Pölten Die für ein Museum unerlässlichen Konstanten und 19. Jahrhunderts – allen voran natürlich tiger Fundus an Werken von Künstlern wie El www.noevers.at Wand und Licht zeigen meisterhaft, dass die Leonardo da Vincis „Mona Lisa“. Unter dem Greco, Murillo, Zurbarán, Ribera, Sorolla, Go- 10 • Wohnart • 03/16 NV_Anzeige_Wohnenplus_190x118_Wohnart_III_Magazin.indd 1 21.05.13 14:16
LifestyLe ■ ya oder Velázquez, der die Epochen von der Romanik bis zum 19. Jahrhundert umfasst. Tradition trifft innovation: Futuristisch wirkt Doch damit nicht genug: Madrid will sich mit Zaha Hadids MAXXI in Rom (li. oben). Der den Museen Reina Sofía und Thyssen-Borne- Prado in Madrid (li. unten) bekam einen neuen immobank.at misza entlang dem „Paseo del Arte“ endgültig Anstrich und die Eremitage in St. Petersburg in die Oberliga der internationalen Museums- glänzt zeitlos traditionell. städte katapultieren. Die nächste Modernisie- rung ist bereits in Planung. Architekten von Weltruf wie Norman Forster oder Rem Kool- Start frei für Ihren Wohntraum! haas haben sich darum beworben, das Reina Sofía umzugestalten und das formschöne Pro- jekt soll zum 200-jährigen Bestehen des Pra- do im Jahr 2019 abgeschlossen sein. Auf eine Neugestaltung verzichtet hingegen das größte Eine gut leistbare Kombination aus einem zinsstabilen, langfristigen Museum der Welt: Im Zentrum von St. Peters- start:bausparkasse-Darlehen und einem günstigen, flexiblen burg, direkt neben dem prächtigen Winterpa- IMMO-BANK-Kredit bringt auch Sie Ihrem Wohntraum näher. lais, bricht die Eremitage ganz traditionell al- Die Spezialisten im IMMO-BANK-Privatkundenzentrum le Rekorde: Mit ihren mehr als 2,7 Millionen beraten Sie gerne! Kunstobjekten ist die Sammlung fast zehnmal so groß wie die des Louvre in Paris. 1775 ließ Katharina die Große im Stil der damaligen Mo- de vom Architekten J. B. Vallin de la Mothe eine kleine Eremitage (Einsiedelei) neben den Symbolen Bilbaos geworden. Zur Kollektion ■ Klassisch bis Modern Palast bauen. Mit dem Anwachsen der Kunst- gehören Werke von David Salle, Eduardo Chil- sammlung wurden weitere Gebäude gebaut: lida, Louis Bourgeois und Robert Rauschen- Gerade der Herbst lädt zu einem entspannten Die heutige Alte Eremitage wurde 1784 vom berg – und eigentlich auch das Gebäude selbst. Museumsbesuch ein. Österreich hat dabei eine Architekten Georg Friedrich Veldten entwor- Ein echter Besucher-Magnet in der sonst eher unglaubliche Vielfalt zu bieten. wOHNarT hat fen. Seit der russischen Revolution gehört auch ruhigen Kleinstadt im Baskenland. Als im bes- eine auswahl für Ihr persönliches Kulturprogramm das Winterpalais zum Museumskomplex. ten Wortsinn spektakulär lässt sich Gehrys Ent- zusammengestellt. wurf beschreiben. Ein skurriles Gebäude, das signaTure building mit Recht als eines der außergewöhnlichsten » Karikaturmuseum Krems: In einer funktionel- „Früher gab es den Vorwurf an die zeitgenös- Bauwerke unserer Zeit gilt. Den Mittelpunkt len Architektur von Gustav Peichl: Sonderausstellung sischen Architekten, sie würden sich mit ihren bildet ein gläsernes Atrium mit einem Ober- anlässlich des Todes von Manfred Deix im Rahmen Entwürfen nur selbst verwirklichen“, analysiert licht aus Metall in Form einer überdimensio- der Dauerausstellung. www.karikaturmuseum.at der profilierteste deutsche Museumsarchitekt nalen Blume. Charakteristisch für das ovale » lenTos Kunstmuseum linz: Eröffnet 2003, Volker Staab. „Heute sind es die Bauherren Gebäude mit langgezogenen, herausragenden gebaut nach Plänen des Schweizer Achitekturbüros und die Museumsleute selbst, die gierig nach Dachteilen ist die Anordnung in sich verdreh- Weber+Hofer, wartet es mit einem neuen Wahrzei- spektakulärer Architektur schielen.“ Doch je ter Elemente aus Titan im Fischschuppen- chen der Stadt auf: die nächtliche Beleuchtung der spektakulärer die Architektur durch die Medi- Muster. Bleibt abschließend nur die Frage, Glashülle. Ab 21. Oktober Sonderausstellungen mit en gehetzt wird, umso schneller nützt sich auch wem die spektakulären neuen Museumsbauten Gottfried Bechtold und Nevin Aladag. www.lentos.at diese Werbestrategie wieder ab. Dann liegt es eigentlich nützen? Auf jeden Fall einmal den » Kunsthaus graz: Die blaue „Blase“ aus der Hand an der Kunst für den notwendigen Besucher- Besuchern, welche ganz bequem durch über- der renommierten Architekten Peter Cook und Colin andrang zu sorgen. Blickt man beispielswei- dimensionale, begehbare Kunstwerke wan- Fournier wurde 2003 als architektonisches Highlight © GettyimaGes, museo del prado, GuGGenheim, eremitaGe se nach Paris zu Frank O. Gerys „Fondation deln können. Und natürlich auch den Muse- des „Europäischen Kulturhauptstadtjahres“ eröffnet. Louis Vuitton“ oder schaut in Essen bei Chip- en selbst. Es kommt schließlich immer auch Ab 24. 9. Body Luggage – Migration von Gesten perfields Folkwang Museum vorbei, ist durch- auf die Verpackung an, lautet eine alte Wer- www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz aus die Frage berechtigt, was denn von größe- be-Weisheit. Ein Credo, welches bereits früh » albertina Wien: Den neuen Eingangsbereich der rer Bedeutung sei: das Museum selbst oder die beherzigt wurde. Denn auch schon die Archi- Albertina überspannte Hans Hollein mit einem spek- Architektur? Wie man die Balance findet, zeigt tekten Carl von Hasenauer und Gottfried Sem- takulären, 64 Meter langen Flugdach aus Titan, das das Museo Guggenheim Bilbao eindrucksvoll. per setzten bereits bei der Planung des Natur- seit 2004 als Wahrzeichen über der Bastei schwebt. Es ist eines von insgesamt fünf Kunstmuseen historischen und Kunsthistorischen Museums Sonderaustellung: Monet bis Picasso – Die Samm- der Salomon Robert Guggenheim Foundation. in Wien mit der üppigen Ausstattung im Histo- lung Batliner. www.albertina.at Seit der Eröffnung 1997 sind der spektakuläre rismus-Stil auf den vielbesagten Wow-Effekt. » MQ Wien: Das MuseumsQuartier in Wien ist mit Bau von Frank O. Gehry und der Hund Puppy Nur eben im 19. Jahrhundert, als man mit der rund 60 kulturellen Einrichtungen eines der weltweit – eine Blumenskulptur von Jeff Koons vor dem Eisenbahn von Wien etwa nach Paris noch ei- größten Kunst- und Kulturareale der Welt. Moderne Gebäude – zu den international bekanntesten ne dreitägige Reise in Kauf nehmen musste. ■ Vielfalt im Großformat. www.mqw.at 12 • Wohnart • 03/16
TECHNO TRENDS ■ ■ TECHNO TRENDS Diese spannenden Technik-Gadgets sorgen 1 ■ Sportlicher Weggefährte 2 ■ Tierischer Sandmann Anregend in jeder Lebenslage für einen kraftvollen Diese farbenfrohen Kopfhörer sollten in keiner Die niedliche Schildkröte aus Plüsch verzaubert mit- Sportausrüstung fehlen – ob beim Laufen, tels Projektion jede Zimmerdecke in einen traumhaf- Auftritt mit hoffnungsfroher Außenwirkung. Wandern oder im Fitnesscenter. Der kleine Helfer sorgt für den richtigen Sound beim ten Sternenhimmel. € 34,99. www.toysrus.at 3 ■ Hohes Hörvergnügen Workout. Der MX 686G Sports punktet mit in- Der Qualitätslautsprecher Helsinki von Vifa ver- novativem Design und beeindruckender Klang- bindet außergewöhnliches Design mit höchster qualität. Das clevere Slide-to-Fit-System sorgt Soundqualität zu einem einzigartigen Audio- dafür, dass das Headset bequem und sicher Accessoire. € 399,–. www.connox.de sitzt. Keine Frage, damit sind Sie stets auf dem 4 ■ Neue Lautstärke Wachstum Laufenden! € 59,–. www.sennheiser.at Das Tykho-Radio von Lexon hat eine Gummiober- fläche und ist somit komplett spritzwassergeschützt. Farbe und Design sind gleichermaßen auffällig und ■ 1 praktisch. € 95,–. www.thedesigngiftshop.com 5 ■ Allrounder in Grün MP3, Bilder, eBooks, Videos – dieser kompakte Me- diaplayer kann alles und dank integriertem Pedome- ter sogar Schritte zählen. € 36,90. www.pearl.at 6 ■ Großes Kino Eine große, geschwungene Bildschirmfläche und ein Seitenverhältnis von 21:9 wie auf der Kinoleinwand Von Simone Turek stellen sicher, dass Spiele und Filme auf diesem 9 Monitor gestochen scharf gesehen werden können. Verblüffend! € 1.199,–. www.acer.at 4 ■ ■ 7 ■ Bewegungsmelder Dank GPS zeichnet dieser Fitnesstracker Schritte, Distanz, Kalorienverbrauch, Stockwerke sowie die 8 Herzfrequenz am Handgelenk auf. Das Display ist auch bei Sonneneinstrahlung gut lesbar. Ideal für Fitness-Junkies. € 219,99. www.garmin.at ■ 8 ■ Schnittiger Begleiter Der Rasierer OneBlade eignet sich zum Trimmen, 7 ■ Rasieren und Stylen: Das Schermesser bewegt sich ■ 200 Mal in der Sekunde. Sowohl nass als auch tro- 2 cken nutzbar. € 34,99. www.philips.at 9 ■ Bunter Spieltrieb 11 ■ Roccats Gaming-Keyboard verfügt über eine Tasten- beleuchtung mit über 16,8 Millionen Farben, die Sie individuell anpassen können. So gleicht keine Tasta- 3 tur der anderen. € 169,99. www.amazon.at 12 10 ■ Heiße Sache Der neue KitchenAid-Wasserkocher überzeugt mit ■ einer Leistung von 850 Watt. Auch lässt sich die ■ exakte Temperatur einstellen, bis zu der das Wasser erhitzt werden soll. € 199,–. www.onekitchen.com 11 ■ Moment-Aufnahme Die PowerShot SX620 HS punktet mit Ultraweit- winkelobjektiv und 25-fachem optischem Zoom. Mit intuitiver Bedienung unterstützt die Kamera bei kreativen Aufgaben. € 269,99. www.canon.at ■ 6 12 ■ Staub-Fänger Der ergonomisch designte Akku-Staubsauger von 5 10 ■ ■ Grundig besticht mit einer bis zu 40 Minuten kabel- © HERSTELLER losen Betriebsdauer und konsequent hoher Leistung. Einfach sauber! € 249,–. www.grundig.at 14 • WOHNART • 03/16 03/16 • WOHNART • 15
IntervIeW ■ ■ IntervIeW Das museum als Ort des menschseins. ler James Turrell. Selten hat mich eine Ausstel lung so sehr berührt wie seine Ausstellung im Diesen ansatz erklärt maK-Direktor MAK in den 90er Jahren. Es gibt meiner Mei nung nach momentan niemanden, der besser christoph thun-hohenstein im talk mit mit Licht umgehen kann als er. Ich freue mich daher auch jeden Abend, wenn ich seine perma WOhnaRt-herausgeberin helga mayer. nente Installation MAKlite durch mein Büro fenster scheinen sehe. Von michaela Veit-Wailzer Sie haben den Dr. in Rechtswissenschaften und Poli- Der Design- tikwissenschaft/Kunstwissenschaft – eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination. Wie kam es dazu? Christoph Thun-Hohenstein: Jus war für mich eine Möglichkeit, meinen Berufswunsch, im Au ßenministerium zu arbeiten, zu realisieren. Das Diplomat Orientierung hat auch wunderbar geklappt und ich war gerne und lange im diplomatischen Dienst tätig. Kunst geschichte war aber seit jeher ein besonderes Anliegen von mir und Politikwissenschaft hat diese Interdisziplinarität für mich ideal ergänzt. Helga Mayer: Wann war für Sie – als Diplo mat und Europarechtsexperte – klar, dass Sie ins KunstBusiness wechseln wollen? Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt? L Christoph Thun-Hohenstein: Auf Anra angsam öffnet sich das dieser Vision arbeitet er gemeinsam mit seinem ten meiner Frau, welche New York liebt, ha prunkvolle Eisentor und ein freund Team Tag für Tag aufs Neue. Am liebsten direkt be ich mich 1999 als Leiter des Österreichi licher Portier bittet in den schlich an seinem überdimensionierten Besprechungs schen Kulturforums in New York beworben ten internen Eingangsbereich. Statt tisch in seinem Büro. ThunHohenstein ist ein und erfreulicherweise den Job auch bekom Eintrittskarten werden Besucher Freund der persönlichen Kommunikation, was men. Ich war bis 2007 dort tätig und wenn ausweise vergeben und erst nach genauer Regis sofort spürbar wird. Mit einem sympathischen man acht Jahre lang im Kulturbetrieb gearbei trierung erhält man Zutritt zu den historischen Lächeln bittet er zu Tisch, um im Gespräch tet hat, möchte man diesen auch nicht mehr Hallen des MAK, die ihren Prunk erst auf den mit WOHNARTHerausgeberin Helga Mayer verlassen. Das war für mich nach meiner Rück zweiten Blick offenbaren – dafür dann umso Einblicke in seinen KulturKosmos zu geben kehr nach Österreich klar. Ich war dann eini eindrucksvoller. Betritt man das Museum für an und um zu verraten, wie Kunst die Welt ein we ge Jahre als Leiter des Wiener Kreativzentrums gewandte Kunst in Wien über den versteckten nig besser machen kann. „departure“ tätig. Dort habe ich bereits gese Personaleingang an der Rückseite des Gebäu hen, wie man mit guter Koordination Kunst des, überwältigt einen plötzlich die Schönheit Herr Thun-Hohenstein, über Ihrem Schreibtisch thront weiterentwickeln kann. Eine Erfahrung, wel des historischen Baus von Heinrich von Ferstel. ein Objekt in Blau. Welche Bedeutung hat es für Sie? che mir bei der Bewerbung um die MAKDi Nach kurzer Fahrt mit dem Aufzug befindet Christoph Thun-Hohenstein: Ich habe das Bü rektion 2011 sehr geholfen hat. Diese Bewer man sich überraschend mitten in einem wah ro eigentlich unverändert von meinem Vor bung war eine äußerst glückliche Entschei ren Kunsttempel. Eine Assoziation, welche sich gänger übernommen. Wie etwa auch das So dung – und besonderes Glück war es natür durch die beeindruckende Säulenhalle des MAK fa von Franz West – ein Künstler, den ich ex lich auch, dass ich die Stelle bekommen habe. aufdrängt. Opulent und reduziert zugleich, ver trem schätze –, auch wenn es nicht wirklich be In welchen Momenten ist Ihre gelernte Diplomatie heu- strömt sie eine Atmosphäre, in welcher moderne quem zum Sitzen ist. Ich wollte nur ein Stück te noch gefragt? Kunst ein passendes Zuhause findet. Gut aufge ändern, und das war dieses eindrucksvolle Ob Christoph Thun-Hohenstein: Vieles, was ich hoben im MAK fühlt sich auch Christoph Thun jekt von Donald Judd (Ohne Titel, 1993). Die heute tue, ist vergleichbar mit meinen Erfah Hohenstein, der bereits seit über fünf Jahren das se Skulptur hat eine derartige Ausstrahlung für rungen in internationalen Beziehungen. Etwa Haus am Ring als Direktor leitet. Der studier mich, dass sie das ganze Zimmer verändert. das ganzheitliche Denken. Ein zentraler Aspekt te Europarechtsexperte und Diplomat hat hier Helga Mayer: Haben Sie eine besondere Vor unseres Daseins ist ja die Frage: Wie entwickelt nach vielfältigen Auslandsaufenthalten und lang liebe für einen Künstler? sich die Gesellschaft weiter? Und wie kann man, jähriger Leitung des Österreichischen Kulturfo Christoph Thun-Hohenstein: Meine Vorlieben im jeweiligen Bereich, dazu beitragen? rums in New York eine neue berufliche Aufga in Sachen Kunst wechseln immer. Daher habe Helga Mayer: Wie sehen Sie Ihren Beitrag in be gefunden, welche der gebürtige Kärntner mit ich natürlich auch mehrere Lieblingskünstler. Ihrem Bereich? Ihr erklärtes Ziel lautet ja, das viel Leidenschaft und Können meistert. Und Wen ich aber wirklich besonders schätze, und MAK als „offenes Haus der Begegnung“ und das, ohne je die Bodenhaftung zu verlieren. Für wessen Werke ich mir auf der ganzen Welt an als „eigenständiges Kreativlabor“ zu führen. ihn ist das MAK ein Haus der Begegnung – an schaue, ist der USamerikanische Lichtkünst Was darf man sich darunter vorstellen? 16 • Wohnart • 03/16 03/16 • Wohnart • 17
IntervIeW ■ ■ IntervIeW Christoph Thun-Hohenstein: Wie kann das Sie nehmen als Museumsdirektor somit auch eine gesell- MAK zur Weiterentwicklung der Gesellschaft schaftliche Verantwortung wahr? beitragen? Das zu beantworten, Möglich Christoph Thun-Hohenstein: In meinem Ver keiten auszuloten und zu schaffen – das ist mei ständnis auf jeden Fall. Es geht nicht nur dar ne Aufgabe. Diese Frage hat momentan eine um, aus rund 600.000 Objekten für die Besu derartige Präsenz, weil wir uns seit 2007 am An cher adäquate Stücke auszuwählen – viel wich fang der neuen Digitalen Moderne befinden. Ei tiger ist: Vor welchem soziologischen Hinter ne Zeit, in der sich alles grundlegend verändert. grund werden diese Objekte ausgewählt und Auch wenn man es gar nicht so direkt mitbe präsentiert? Wir leben heute in einem Werte kommt, weil es schrittweise passiert. Aber spä Vakuum und hier kann Kunst Werte der Neuen testens 2037 wird ersichtlich sein, wie unfassbar Moderne definieren und aufzeigen. sich unser Leben entwickelt hat. Denken Sie nur Helga Mayer: Können Sie uns zu diesem Wer an selbstfahrende Autos! Das war immer eine teverständnis ein Beispiel nennen? unglaubliche Utopie, welche nun Realität wird. Christoph Thun-Hohenstein: Etwa der Wert Helga Mayer: Wieso datieren Sie den Beginn des Teilens – welcher aufgrund der Ressour dieser „neuen Digitalen Moderne“ auf 2007? cenendlichkeit immer mehr an Bedeutung ge Christoph Thun-Hohenstein: 2007 kam das winnt. Dazu schaut man sich an, was für Ob erste Smartphone auf den Markt, was unseren jekte das MAK in seiner Sammlung zu diesem Alltag bis dato revolutioniert hat. Es ermöglicht Thema besitzt und präsentiert sie dann vor Computing immer und überall, auf der ganzen diesem Hintergrund. Wichtig ist dabei immer Welt. Und das ist wie gesagt erst der Anfang. das Thema Resonanz. Es geht nicht um eine Im Silicon Valley wird an ganz anderen Ideen – schlichte Präsentation von Kunstwerken, son Stichwort künstliche Intelligenz – gearbeitet. Es dern darum, eine Resonanz – eine Verbindung in den Kategorien alt/neu. Heinrich von Ferstel erfahren. Diese Dependance ist diesbezüglich Zeit. Und er erfordert Maßnahmen, die uns alle Multitalent: Nach diplomatischem Dienst und ist somit klar, dass sich das MAK mit dieser digi – von Objekt und Betrachter zu schaffen. etwa, der das MAK geplant hat, hat ein histori ein wahrer Schatz, welcher noch nicht so vielen betreffen. Es wird darum gehen, eine tol Leitung des Österreichischen Kulturforums in talen Moderne auseinandersetzen muss. Nach welchen Kriterien fällt man die Entscheidung, sches Gebäude erschaffen, welches überhaupt Besuchern bekannt ist. Dabei lohnt es sich – der le Lebensqualität mit geringem ökologi NY setzt Christoph Thun-Hohenstein nun seine Ist digitale Kunst für Sie die Kunstform unserer Zeit? neue Objekte zu erwerben? nicht altmodisch ist. Es geht immer darum: Wie neue „MAK ART SALON“ zum Thema „Bie schem Fußabdruck zu erreichen. Die ständige Visionen als MAK-Direktor um. Ein Kultur-Talk Christoph Thun-Hohenstein: Ich würde nicht Christoph Thun-Hohenstein: Am Beginn der gelungen ist ein Bau? Und schlechte Architek dermeier reanimiert“ etwa hat für fantastische Vermessung des Menschen finde ich wichtig, mit WOHNART-Herausgeberin Helga Mayer. sagen „die“ Kunstform – auch wenn Icons Entscheidung steht immer das Ziel, die Samm tur altert schnell, gute Architektur nie. Reaktionen beim Publikum gesorgt. aber was wirklich zählt, ist das qualitative „Wir“. und Kommunikationsdesign seit Steve Jobs ei lung des MAK schlüssig weiterzuentwickeln. Bei Helga Mayer: Haben Sie persönlich ein Lieb Haben Sie ein Lieblingskunstwerk – momentan? Helga Mayer: Ist es leicht, diese Vision und Be ne neue Dimension der Kunst eröffnet haben. angewandter Kunst wie Mode, Architektur oder lingsmuseum, das Sie gerne besuchen? Christoph Thun-Hohenstein: Das kann ich so geisterung Ihren Besuchern zu vermitteln? ■ PERSÖNLICH Aber viel mehr geht es darum, gerade in Zeiten Design ist die Bandbreite sehr groß und nie Christoph Thun-Hohenstein: Meine Präfe nicht sagen. Was mich an angewandter Kunst Christoph Thun-Hohenstein: Als ich die Di der Digitalisierung zu schauen, dass die Kunst mand kann sie abdecken. Es kommt daher dar renzen ändern sich immer leicht. Aber das zurzeit jedoch besonders fasziniert ist Glas. In rektion übernommen habe, war meine größ Christoph Thun-Hohenstein wurde 1960 im „in die richtige Richtung geht“. Dass nicht nur auf an, mit Augenmaß zu kaufen. Das gesamte Dia:Beacon am Hudson River fasziniert mich Venedig haben wir gerade eine große Ausstel te Herausforderung, den Menschen klarzuma Kärntner Wolfsberg geboren. Nach seiner Matura Innovation und Profit dominieren, sondern Wissen kann man im Internet finden – im Muse immer wieder aufs Neue. Das Gebäude ent lung kuratiert – „Das Glas der Architekten“, chen, was das MAK ist. Kein Museum, das sich in Wien widmete er sich den Rechtswissenschaften Werte wie Nachhaltigkeit wieder in den Fokus um findet man ausgewählte Objekte, die vor dem stand aus einer alten Keksfabrik und die Licht welche mit 400 Objekten ein großer Erfolg war auf Design konzentriert, sondern ein Ort der sowie seinen persönlichen Leidenschaften Politikwis- rücken. Es braucht beides – und die Kunst ist erwähnten Hintergrund präsentiert werden. führung ist einfach genial. Die Präsentation der und nach Wien kommt (Anm.: Eröffnung Jän Begegnung für Menschen. Wir sind ein „Le senschaft und Kunstgeschichte. 1982 promovierte eine wunderbare Möglichkeit, diese Konter Helga Mayer: Wie sehen Sie die Zukunft von Objekte funktioniert ideal. Wobei mir das MAK ner 2017). Außerdem sind zwei weitere Aus bensmuseum“, das Alltagsobjekte im Gesamt er zum Dr. iur., 1982 folgte der Doktortitel phil. an parts zu vereinen. Es geht darum, sich mit den Museen in Zeiten der Digitalisierung? natürlich auch sehr gut gefällt, aber auch ande stellungen zum Thema geplant. Das Material kontext präsentiert, Orientierung in Zeiten des der Universität Wien. Thun-Hohenstein startete 1984 enormen aktuellen Veränderungen intensiv aus Christoph Thun-Hohenstein: Meiner Mei re, moderne Museen wie etwa das Kunsthaus ist wunderbar – und wird radikal unterschätzt. Wandels bietet und offen ist für seine Besucher. seine diplomatische Karriere und war bis 1993 für einanderzusetzen und auch Orientierung zu nung nach gehen diese Entwicklungen Hand in Bregenz und natürlich das Guggenheim, wel Helga Mayer: Steht für Sie dabei die Wertschät Sie haben die Vienna Biennale initiiert – ein Festival den diplomatischen Dienst des Außenministeriums bieten. Mit solchen Fragen hat sich bereits die Hand. Es braucht das Museum als Ort der Re ches einfach wunderbar bleibt. zung des Materials an sich im Vordergrund? für Kunst, Design und Architektur. Worauf dürfen unter anderem in Abidjan, Genf und Bonn tätig. Ab westliche Moderne im 19. Jh. beschäftigt. Strö sonanz. Es ist wichtig, Spielräume zu schaffen, Welche Rolle spielt Architektur in Ihrem Privatleben? Christoph Thun-Hohenstein: Ich sehe es als ei sich die Besucher 2017 freuen? 1993 war er maßgeblich für den juristischen Anteil mungen wie etwa die Psychoanalyse sind genau in denen das Menschsein erhalten bleibt. Wo Christoph Thun-Hohenstein: Natürlich gehe ne der Agenden des MAK, diese Frage zu stellen Christoph Thun-Hohenstein: Das große The des österreichischen EU-Beitritts verantwortlich und in diesen Zeiten des Wandels, damals als Folge bei man natürlich auch über digitale Bilder in ich mit offenen Augen durch die Welt, wobei und bestenfalls auch zu beantworten: Wie kön ma lautet „Roboter“ – nicht nur im klassischen publizierte das mehrfach aufgelegte Standardwerk der Industrialisierung, entstanden. eine persönliche Beziehung treten kann. Und mir der Ansatz sehr gut gefällt, dass eine ein nen wir von einer Wegwerfgesellschaft, die auf Sinne. Die ganze Stadt betrifft dieses Thema: „Europarecht“. Von 1999 bis 2007 leitete er das Helga Mayer: Wie kann man sich die Erfahrun natürlich kann man im virtuellen Raum die ge fache Blockhütte in den Alpen auch große Ar quantitatives Wachstum fixiert ist, wieder zu ei Künstliche Intelligenz beeinflusst im digitalen Österreichische Kulturforum in New York und arbei- gen der Geschichte zunutze machen? samte Bandbreite zeigen. Das MAK ist daher – chitektur sein kann. Es braucht nicht immer die ner qualitativen Wachstumsgesellschaft werden? Zeitalter die Bereiche Arbeit, Leben und Zu tete danach als Kunstmanager in Wien. Seit 2011 ist Christoph Thun-Hohenstein: Auf diese Res wie viele große Museen – gerade dabei, rund großen Namen. Es geht darum: Wie funktio Das bedeutet weniger, dafür sinnvoller Konsum, kunft maßgeblich. Wir wollen uns gar nicht vor er Direktor des museums für angewandte Kunst sourcen der Kunst kann man zurückgreifen. 230.000 Objekte auch online zu präsentieren. nieren Gebäude? Der Umgang mit Licht inter Wertschätzung der Produkte und gelebte Nach stellen, woran im Silicon Valley gerade gearbei (maK) – mit Erfolg. Erst dieses Jahr wurde sein Wie sind Kunstschaffende damals mit den neu Architektur wird ein immer wichtigerer Faktor in der essiert mich dabei besonders. Ich bin auch faszi haltigkeit. Und diese Werte gilt es, im und mit tet wird. Gerade hier sind neue Werte gefragt. Vertrag um weitere 5 Jahre verlängert. Sein Ziel ist en Herausforderungen umgegangen? Diese Er Museumslandschaft. Wie sehen Sie diese Tendenz? niert von den Skyspaces von James Turrell. dem Museum zu transportieren. Momente des Und das Schönste, was man machen kann, ist, es, mit innovativen Ideen das Publikum für Kunst zu kenntnis ist für die Neue Moderne, in der wir Christoph Thun-Hohenstein: Moderne Muse Helga Mayer: Einen solchen Skyspace kann Menschseins im digitalen Leben zu schaffen. in diesen Zeiten des Umbruchs Orientierung in begeistern. Unter anderem hat er die Vienna Bienna- leben, extrem bereichernd. Positionen von en als Kunstwerke an sich lassen sich oft gut mit man ja auch in der MAKExpositur Geymüller Gibt es ein Thema, welches Ihnen diesbezüglich persön- Form von Kunst zu bieten. Mein großes Anlie le initiiert – die weltweit erste Mehrspartenbiennale © Lisi specht Künstlern wie Adolf Loos, Josef Frank oder der darin präsentierten Kunst verbinden. Wobei schlössel in Pötzleinsdorf erleben. lich besonders am Herzen liegt? gen ist es, dass meine humanistische Vision der für Kunst, Design und Architektur. Thun-Hohenstein Friedrich Kiesler inspirieren heute noch und wir das Entstehungsdatum eines Gebäudes nichts Christoph Thun-Hohenstein: Ja, dort lässt sich Christoph Thun-Hohenstein: Der Klima Welt Wirklichkeit wird. lebt mit seiner Frau in Wien und umgibt sich auch pri- können viel von ihnen lernen. über seine Modernität aussagt. Ich denke nicht das Erlebnis Natur und Kunst besonders schön wandel ist das bestimmende Thema unserer Vielen Dank für das Gespräch! ■ vat gerne mit alltagstauglichem Design. www.mak.at 18 • Wohnart • 03/16 03/16 • Wohnart • 19
IntervIeW ■ ■ IntervIeW Von Monika Huber Auf welches Kriterium dieses „4-Säulen-Modells“ der Wohnen für Ökologie, Architektur, sozialen Nachhaltigkeit und Ökonomie wird besonders viel Wert gelegt? Kurt Puchinger: Ich persönlich lege viel Wert auf Ökonomie, denn es geht um den geförder- ten Wohnbau mit öffentlichen Mitteln. Durch jedermann unsere niedrig gehaltenen Nutzerkonditio- Entwicklung nen sind die Wohnungskosten europaweit ver- gleichsweise auf relativ niedrigem Niveau und das ist eine Sache, auf die wir sehr stolz sind. Was sind Ihre konkreten Aufgaben als Vorsitzender im Grundstücksbeirat? Kurt Puchinger: Mein Job als Vorsitzender des Grundstücksbeirat ist es, nicht nur die Jury bei Laune zu halten. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, die Juryentscheidungen in die we- sentliche Richtung zu lenken. Wir sind schließ- lich kein Gremium für Architekturwettbewer- be – bei unseren Wettbewerben geht es um ei- Kurt Puchinger weiß, wie man Wohnbau nen Teil eines Vergabeprozesses stadteigener in Wien managt. Kein Wunder, denn der Grundstücke zum Zweck der Errichtung von leistbarem und gefördertem Wohnraum. erfahrene stadtplaner ist Vorsitzender des Wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken: Wie ha- ben sich die Schwerpunkte im Grundstücksbeirat unter Grundstücksbeirates des Wiener Wohn- Ihrer Führung verändert? Kurt Puchinger: Ich glaube, dass es mir gelun- fonds. im interview plaudert er über die gen ist, die Jurymitglieder auf meinem Weg mitzunehmen und ich sehe es als meine Aufga- „Wohn-Zukunft“ seiner stadt. be, gute Projekte zu jurieren, wo den Kosten W wie dem Nutzen hohe Bedeutung zukommen. ien ist eine wachsende Bevölkerung und die sich damit ergebenden Mir ist wichtig, dass die Wohnbaufördermittel, Stadt: Bis zum Jahr 2029 Wohnbedürfnisse abzudecken. Innerhalb des was das Ergebnis dieser Wohnbauprojekte an- soll sich die Bevölkerung strategischen Rahmens des Wiener Stadtent- belangt, treffsicher eingesetzt werden. der Zwei-Millionen-Gren- wicklungsplans kann man verschiedene Teil- Wien ist eine Stadt, der internationale Studien immer ze nähern. Eine Heraus- planungen oder Planungsschritte vornehmen. wieder eine sehr hohe Lebensqualität bescheinigen. Gibt forderung für die Stadtentwicklung, ganz be- Grundsätzlich können Sie aber eine Stadt nicht es einen Konnex zwischen dieser Lebensqualität und sonders aber für die Schaffung von ausrei- planen – schon seit der Renaissance nicht. dem geförderten Wohnbau in Wien? chend Wohnraum. Denn anders als in vie- Sie sind seit zwei Jahren Vorsitzender des Grundstücks- Kurt Puchinger: Hier wird die Schnittstelle len Metropolen Europas ist Wohnen in Wien beirates. Was darf man sich darunter vorstellen? vom Wohnbau zur Stadtentwicklung sichtbar. noch leistbar. Das liegt nicht zuletzt am ge- Kurt Puchinger: Der Grundstücksbeirat ist Bevor man ein neues Gebiet entwickelt, muss förderten Wohnbau – im Jahr 2014 wurden ein Gremium des Wohnbauressorts, dessen die Infrastrukturkommission beurteilen, ob al- rund 689 Millionen Euro an Fördermitteln Kernaufgabe es ist, stadteigene Grundstücke le Qualitätsmerkmale auf diesen Liegenschafts- zur Verfügung gestellt. Zu Recht, findet DI oder jene gemeinnütziger Bauträger zur Rea- bereich zutreffen. Stadtentwicklung findet also Dr. Kurt Puchinger, Vorsitzender des Grund- lisierung zu bringen. Ob hierfür eine Wohn- in Wien in einem sicheren System von Quali- stücksbeirates im Magistrat der Stadt Wien. Im bauförderung genehmigt werden kann, ent- tätsparametern statt. Man achtet zum Beispiel WOHNART-Interview gibt er Einblicke in die scheidet der Grundstücksbeirat nach vier Qua- auf die soziale Infrastruktur, die Bevölkerungs- wachsende Wohnlandschaft Wiens. litätskriterien: Nach dem Aspekt der Wirt- mischung, die jetzt auch im Zuge der Sanie- schaftlichkeit (hier geht es vor allem um die rungen der Gemeindebauten zum Tragen Herr DI Dr. Puchinger, Sie waren acht Jahre lang Nutzerkonditionen), der Ökologie, der Archi- kommt, oder bietet innerhalb des geförder- Planungsdirektor der Stadt Wien. Man spricht oft tektur und der sozialen Nachhaltigkeit. ten Wohnbaus verschiedenste Arten von Woh- davon, dass Lebensräume Zeit zum Wachsen brau- Sie sitzen auch in der Jury der Bauträgerwettbewerbe. nungskategorien (wie die günstigen „Smart- chen. Kann man eine Stadt planen? Was hat es damit auf sich? Wohnungen“ um 7,50 Euro pro Quadratme- Kurt Puchinger: Ich spreche lieber von Stadt- Kurt Puchinger: Auf Basis der Vergaberichtli- ter Wohnnutzfläche) an, um diese hohe Le- entwicklung. Stadtentwicklung ist im Grun- nien des Wohnfonds werden Bauträgerwettbe- bensqualität sicherzustellen. de das Management der Bedarfsabdeckung. In werbe ausgeschrieben und die besten Projekte- Die Wohnbauoffensive der Stadt Wien, die Sie in koor- unserem Fall wird versucht, das Wachstum der werden nach diesen vier Kriterien ausgewählt. dinativer und beratender Funktion unterstützen, um- 20 • Wohnart • 03/16 03/16 • Wohnart • 21
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