Imago - Vielfalt und Inklusion - Nummer 3 September 2020 - Visoparents
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imago Nummer 3 September 2020 Viel fa lt u nd I nk l us io n
Von Träumen Fokus
Vom Umgang mit Verschiedenheit 4
und Wirklichkeiten
Vielfalt in der Kita: «Gefragt ist Respekt, nicht Wertung» 9
Aus der Eltern- und Fachberatung 10
Sonnenberg: Vielfalt als Stärke nutzen 11
Gut zu wissen
IV-Weiterentwicklung: Was wird neu? 14
Mama bloggt: Von Windeln und Würde 16
Pädagogische Qualität im Frühbereich 18
Liebe Leserin, lieber Leser Mehr Klarheit dank Statistik 19
«Viele Menschen sehen Eine solche Entwicklung visoparents
die Dinge, wie sie sind, der Organisation wäre Der Verein visoparents ist Geschichte 20
und sagen – warum? Wir ohne die zahlreichen Zum Abschied von Carmelina Castellino:
aber träumen von Dingen, Menschen, die mich und «An den Herausforderungen bin ich gewachsen» 22
die nie gewesen sind und visoparents in den letzten
sagen – warum nicht?» Jahren begleitet haben,
Aktuell
Dieses Zitat von Robert nicht möglich gewesen. Neu und nützlich 24
F. Kennedy spiegelt meine Deshalb ein herzlicher
Haltung sehr gut. Zum Bei- Dank an alle Mitarbeiten-
spiel 2012, als ich mich den, Eltern, Kinder, Geld- Kinder
für die Stelle als Direktorin geber, Behörden, den Fühl- und Tastmemory zum Selbermachen 26
von visoparents bewarb. Vorstand und heutigen Kinderinterview 28
Und auch dieses Jahr. Stiftungsrat und auch an
Aus einem Traum wurde mein persönliches Um-
Agenda
Wirklichkeit: Ich über- feld, das mein Engage- Veranstaltungen 29
nehme per 1. November ment immer mittrug.
2020 die Gesamtleitung
der Blindenschule Zolli- Mich freut, dass «meine» Informationen für Gönner 30
kofen, einer Partnerorga- Abschlussausgabe des
nisation im Kanton Bern. «imago» das Thema «Viel-
Somit lesen Sie heute falt» behandelt. Unsere Pinnwand 31
mein letztes Editorial. Ich Gesellschaft ist vielfältig,
danke Ihnen allen für die und es sollen alle einen Impressum 32
treue Begleitung. Platz haben. Gemeinsam
gelingt dies, wie es Dom
visoparents ist in den letz- Hélder Câmara geschrie-
ten Jahren unter meiner ben hat: «Wenn einer al-
Leitung stark gewachsen: leine träumt, ist es nur ein Kartengrüsse und Päckli, die doppelt Freude machen
Fast 8 Millionen Franken Traum, wenn viele ge- Mit einer Festkarte, einem Geschenkpapier oder einem Päckli-
Umsatz, über 100 Mitar- meinsam träumen, ist es anhänger von visoparents erfreuen Sie nicht nur Familie,
beitende und mehr als der Beginn einer neuen Freunde und Geschäftskunden. Sie unterstützen auch die Inte-
250 Kinder und Jugend- Wirklichkeit.» gration von Kindern mit Behinderung! Bestellen Sie Ihre
liche, die von den Dienst- Wunschsujets noch heute mit dem beiliegenden Talon.
leistungen von visoparents Die Sujets finden Sie auch auf
profitieren. Darüber bin Carmelina Castellino, www.visoparents.ch (Spenden).
ich stolz und dankbar. Direktorin
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Fokus Fokus
Vom Umgang mit Verschiedenheit
Vielfalt und Inklusion werden oft in einem Atemzug genannt. Beide Begriffe stehen seit
einigen Jahren hoch im Kurs, denn sie versprechen nichts weniger als eine gerechte
und tolerante Gesellschaft. Allerdings meinen Menschen oft ganz unterschiedliche Dinge,
wenn sie über Vielfalt und über Inklusion sprechen. Eine Spurensuche.
«Wir leben Vielfalt!» «Menschliche Gleiche Bedeutung, Kolleginnen Vielfalt spontan mit
Vielfalt ist ein wesentlicher Schlüs- unterschiedliche Auslegung Sprachenvielfalt, Kleider- und Le-
sel zum Erfolg unseres Unterneh- Wer sich näher mit Vielfalt und In- bensstilen, Tierarten und bunten Blu-
mens!» «Herzlich willkommen in klusion beschäftigt landet allerdings menwiesen, Landschaften, Natio-
der Kita Vielfalt!» … Ob multina- rasch in einem Dschungel aus Be- nen, Kunst und Kultur. Andere
tionaler Konzern, Schule, Theater, griffen, Fachausdrücken und Inter- denken bei Vielfalt als Erstes an Ge-
Gemeinde, Partei oder Kinder- pretationen, in dem man sich hoff- schlechtervielfalt, Gender-Sternchen,
tagesstätte: Wer heute etwas auf nungslos verlaufen kann. Denn auch LGBT*-Personen und «überhaupt an
sich hält, kommt um ein öffentli- wenn einige Begriffe semantisch alle Minderheiten».
ches Bekenntnis zur menschlichen dasselbe bedeuten – wie Vielfalt
Vielfalt nicht mehr herum. Auch und Diversität/Diversity – lösen sie Diversität und Diversity sind als
das Fremdwort für Vielfalt, Diver- unterschiedliche Gefühle und Bilder abstrakte Fremdwörter und Fach-
sität oder englisch Diversity, ist aus und sind mit unterschiedlichen begriffe nicht für jedermann auf Die Frage, wie eine zunehmend heterogene Gesellschaft gerecht gestaltet werden kann, betrifft alle Lebensbereiche.
überall anzutreffen. Was immer im Lebenswelten, Denkmodellen und Anhieb verständlich. Entsprechend
Einzelnen damit gemeint ist: Stets Konzepten verknüpft: fällt die Zustimmung etwas weni-
geht es dabei um Unterschiede ger euphorisch aus, ist aber immer Ursprung und Dimensionen • Alter vor allem bei den Karrierechancen
und Gemeinsamkeiten zwischen Vielfalt ist stark in der Alltagswelt noch gross. Vor allem im Bereich von Diversität • Ethnische Herkunft und von Frauen. Unternehmen, die
Menschen oder Gruppen, meist im verwurzelt und überwiegend positiv von Unternehmen und Hochschu- Gesellschaftspolitisch ist Diversität Nationalität dem Diversity-Ansatz folgen, ge-
Zusammenhang mit Gleichstellung besetzt. Dies zeigt schon ein Blick len hat der Diversity-Ansatz in den bzw. Diversity eng verknüpft mit der • Religion und Weltanschauung hen zudem davon aus, dass unter-
und Diskriminierung. in den Duden, der Vielfalt mit bunt, letzten Jahren immer mehr an Be- US-amerikanischen Bürgerrechts- • Behinderung schiedliche soziale Merkmale, Le-
reichhaltig, lebendig, kreativ, ab- deutung gewonnen. bewegung und dem Kampf gegen bensweisen und Identitäten der
Für eine bessere Welt wechslungsreich gleichsetzt. Als Ge- Rassismus in den 1960er und Auf den sechs Hauptdimensionen Mitarbeitenden zu besseren Lösun-
Die Verbindung zu Gleichstellung genteil nennt das Wörterbuch ein- 1970er Jahren. Daraus entstanden bauen zahlreiche weitere Unter- gen führen und die Leistung stei-
* Abkürzung für Lesbian, Gay,
ist sicher ein Hauptgrund für die heitlich, monoton, langweilig, öde – Bisexual, Transgender (lesbisch, schwul,
das Antidiskriminierungsgesetz der scheidungsmerkmale des Diversity- gern. Die heterogene Zusammen-
Begeisterung, mit der in westlichen Eigenschaften, mit denen niemand bisexuell, transgender) USA und die sogenannte Affirma- Ansatzes auf, die unterschiedlichen setzung der Belegschaft und von
Ländern seit einigen Jahren über gerne in Verbin- tive Action, auf Deutsch positive Dis- Ebenen zugeordnet werden. (Siehe Arbeitsgruppen wird deshalb ge-
menschliche Vielfalt respektive dung gebracht kriminierung. Damit ist die gezielte Grafik auf Seite 6.) Mit diesem Sys- zielt gesteuert und als Merkmal
Diversität/Diversity und neu auch wird. Bevorzugung von Angehörigen be- tem kann die Zusammensetzung von der Firmenkultur auch zur Image-
über Inklusion geredet und ge- Eine kurze Um- nachteiligter Gruppen gemeint, zum Organisationen und Gruppen er- pflege eingesetzt. Bilder mit unter-
schrieben wird. Die Begriffe ver- frage am Ar- Beispiel bei der Besetzung von Ar- forscht und gesteuert werden. schiedlich aussehenden Menschen
sprechen alle dasselbe: eine ge- beitsplatz bei beitsstellen. sollen die Offenheit des Unterneh-
rechtere, folglich eine bessere Welt visoparents be- Ausgehend von dieser Bewegung, Diversity als Führungsinstrument mens und seine Wertschätzung al-
für alle, ganz besonders aber für stätigt den guten bildeten sich nach und nach die Diversität/Diversity ist heute nicht ler Mitarbeitenden unterstreichen.
Angehörige von Gruppen, die auf- Ruf, aber auch heute auch bei uns etablierten nur ein grosses Forschungsgebiet, Doch Alter, Geschlecht, Hautfarbe
grund von bestimmten sozialen, die vielfältigen Hauptdimensionen (Kategorien) sondern auch ein verbreitetes usw. zeigen nur den sichtbaren
persönlichen oder strukturellen Bedeutungen des Diversity-Ansatzes heraus: betriebswirtschaftliches Führungs- Teil der Vielfalt. Über die Anstel-
Merkmalen benachteiligt sind des Begriffs. So • Geschlecht instrument. Auch hier soll Diversi- lung (und generell über die Chan-
und/oder benachteiligt werden. verbinden einige Ein typisches Symbolbild für Diversity in Unternehmen. • Sexuelle Orientierung tät zu mehr Gerechtigkeit führen, cen auf dem Arbeitsmarkt) ent-
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Fokus Fokus
scheiden letztlich aber vor allem • Inklusion als Synonym für eine Umsetzung der Konvention die un- das Bildungswesen und hier wie-
unsichtbare Merkmale, von der allgemein offene und tolerante terschiedlichsten Ideen und Initiati- derum die Heil- und Sonderpäda-
Ausbildung und der Erfahrung Gesellschaft. ven aus. Diese im wahrsten Sinn gogik. Diese war lange Zeit allein
über die soziale Herkunft bis hin • Inklusion verstanden als Auf- des Wortes bunte Vielfalt besticht für die Bildung von Kindern mit
zum persönlichen Netzwerk (siehe nahme (Einschluss) von Einzel- einerseits durch die positive Energie Behinderungen zuständig. Histo-
Grafik). personen oder Gruppen in ein und Kreativität, die dabei freigesetzt risch gesehen führt der Weg über
soziales System wie Klasse, wird. Sie hat Inklusion aber auch drei Etappen zur Inklusion:
Menschen mit Behinderung Das «Diversity-Rad» Schule, Firma usw. (Gleich- zu einem Allerweltsbegriff gemacht.
in Unternehmen ist eineMöglichkeit, bedeutend mit Integration, die Bei einem Teil der Wissenschaftler Exklusion: Kinder mit (schweren),
um Diversitätsdimen-
Zu den Kerndimensionen von Diver- aber nur eine von vielen Vor- und Praktiker finden sich deshalb insbesondere geistiger Behinde-
sionen in Organisatio-
sität/Diversity gehört wie erwähnt nen sichtbar zu machen. aussetzungen für Inklusion ist.) auch distanzierte Perspektiven auf rung, galten lange als nicht bil-
auch «Behinderung». Allerdings Die Erscheinungsformen • Inklusion verstanden als Umset- den Inklusions-Begriff. Einige weisen dungsfähig und waren bis zur Ein-
beschränken sich viele Diversity- von Diversität und Diskrimi- zung der UNO-BRK. insbesondere auf die theoretische führung der IV 1960 von der allge-
nierungen können je nach
AkteurInnen auf die Auflistung im Kontext variieren. Unschärfe und die schwierige Ope- meinen Schulpflicht ausgenommen.
Kategorien-Katalog. (Modell nach Gardenswartz/ Inklusion als Aufforderung rationalisierbarkeit (Messbarkeit) Separation: Kinder mit (schweren)
Als eigenständige Kategorie hinge- Rowe; Quelle:Charta der zum Handeln hin. Andere sehen eine Gefahr, Behinderungen werden in spezia-
Vielfalt)
gen scheint Behinderung sehr viel Für Organisationen wie visoparents, dass die Anwendung allein auf die lisierten Sonderschulen betreut
weniger Gewicht zu haben als Ge- die Dienstleistungen für Kinder und Gruppe von Menschen mit Behin- und unterrichtet.
schlecht und ethnische Zugehörig- Jugendliche mit Behinderung und derung wieder neue Sonderlösun- Integration: Kinder mit Behinderun-
keit. So gibt es bis heute kaum For- Ein «inklusives» Diversity-Manage- Menschen mit Behinderung sowie ihre Familien anbieten, ist Inklusion gen hervorbringt – also genau das, gen werden in der Regelschule in
schungsarbeiten zu den Berufsbio- ment findet man vor allem bei die Selbstbestimmt-Leben-Bewe- im Sinn der UNO-BRK massgebend. was die UNO-BRK und Inklusion ei- separaten Klassen unterrichtet oder
grafien von Frauen und Männern grossen global tätigen Unterneh- gung die treibende Kraft. Nicht zu- Die Konvention kann als Wegwei- gentlich vermeiden wollen. in Regelklassen von einer Heilpä-
mit Behinderung. Viele Betroffene men. Diese begrüssen und fördern letzt aufgrund dieser Geschichte ser für Massnahmen in Richtung ei- dagogin separat gefördert.
haben Mühe, im ersten Arbeitsmarkt ausdrücklich auch behinderte Mit- wird Inklusion heute vor allem mit ner «inklusiven» Gesellschaft ver- Vielfalt und Inklusion Inklusion: Alle Kinder werden in
Fuss zu fassen. Und wenn es ihnen arbeitende. Voraussetzung ist aber behinderten Menschen in Verbin- standen werden. Sie konkretisiert im Bildungswesen der Regelschule gemeinsam zu den
gelingt, werden sie nur selten auch hier eine den Bedürfnissen dung gebracht. die verschiedenen Menschenrechte Die Frage der Interpretation und gleichen Themen unterrichtet und
durch Weiterbildung so gefördert des Betriebs entsprechende Leis- speziell unter Berücksichtigung der der Umsetzbarkeit der Inklusions- erhalten einen ihren Fähigkeiten
wie nichtbehinderte Mitarbeitende, tung. Um am regulären Arbeits- Inklusion ist eng mit der UNO-Be- besonderen Situation von Men- Idee und ihre Auswirkungen auf und Möglichkeiten angepassten in-
ganz zu schweigen von gleichen markt teilhaben zu können, müs- hindertenrechtskonvention verwo- schen, die mit einer Behinderung le- die Praxis beschäftigt besonders dividualisierten Unterricht.
Aufstiegschancen. sen sich behinderte Mitarbeitende ben, gründet also auf einem Men- ben. Ziel ist es, «die volle und
Ein Grund für diese Marginalisie- deshalb bis zu einem gewissen schenrechtsansatz. Staaten, die gleichberechtigte Ausübung aller
rung in Forschung und Praxis Grad ihrem nichtbehinderten Um- das internationale Abkommen un- Menschenrechte und Grundfreihei-
könnte sein, dass «Behinderung» feld anpassen können. terzeichnet haben (die Schweiz im ten durch alle Menschen mit Behin-
von grossen Teilen der Bevölke- Jahr 2014), sind von Gesetzes derungen zu fördern, zu schützen
rung nach wie vor als negative Inklusion: Ein Wort – wegen zur Umsetzung verpflichtet. und zu gewährleisten, sowie die
Abweichung von der Normalität viele Interpretationen Das ist wesentlicher Unterschied Achtung ihrer angeborenen Würde
gesehen wird, besonders im Hin- Die Hoffnung vieler Menschen mit zum Diversity-Ansatz, der auf Frei- zu fördern».
blick auf Leistung und/oder Ästhe- Behinderung ruht daher auf Inklu- willigkeit basiert. Doch obwohl es
tik. Daran konnte alle Orientierung sion (von lateinisch inclusio, «Ein- die UNO-BRK seit bald 15 Jahren Zahlreiche Handlungsfelder
an den Ressourcen von Betroffenen schluss, Einschliessung»). Dieser gibt, ist bis heute nicht geklärt, wie Die Konvention umfasst rund 50 Ar-
nicht wirklich etwas ändern. Dass Begriff geht ebenfalls auf die Bür- die Konvention im Alltagsleben tikel, die ebenso viele höchst unter-
«Behinderung» als gleichwertige gerrechtsbewegung der USA in umgesetzt und Inklusion erreicht schiedliche Handlungsfelder betref-
Lebensform anerkannt oder gar als den 1970er Jahren und das An- werden kann. fen, darunter so komplexe wie
Bereicherung wertgeschätzt wird, liegen zurück, gegen Ungerechtig- Vielmehr meinen Menschen ganz Arbeit, Bildung, Gesundheit, Kultur
wie es die UNO-Behinderten- keit, gesellschaftliche Ausgrenzung unterschiedliche Dinge, wenn sie und Justiz.
rechtskonvention (UNO-BRK) an- und Diskriminierung vorzugehen. über Inklusion sprechen. Grob lassen Entsprechend lösen die nach und
strebt, bleibt vorerst eine Utopie. Hier waren die Elternverbände von sich drei Auslegungen unterscheiden: nach entstehenden Aktionspläne zur Auch mit Barbie sollen Diversität und Inklusion gefördert werden.
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Vielfältige Meinungen
Die Reaktionen auf die Inklusions-
auch für Eltern von Kindern mit einer
Behinderung von höchster Bedeu-
Ein Inklusions-Barometer
für Unternehmen
«Gefragt ist Respekt
Idee reichen im Bildungsbereich von
schwärmerisch-begeistert über wohl-
tung ist, haben doch die dahinter
stehenden Ideen und (Norm-)Vorstel- Im Rahmen eines Projekts wird nicht Wertung»
wollend-interessiert bis hin zur ver- lungen direkte Auswirkungen auf ihr derzeit eine Mitarbeiterumfrage
deckten oder offenen Ablehnung. eigenes Alltags(er)leben und das zur Inklusion von Menschen mit Vielfalt und Inklusion gehören in den integrativen Kinder-
Die Haltung gegenüber Inklusion Leben der Kinder. Behinderungen auf dem Arbeits- häusern Imago von visoparents seit jeher zum Alltag.
wird – bei Fachpersonen wie bei Auf dem Prüfstand steht nicht nur markt getestet. Wegweisend ist das Individuum mit seinen Bedürfnissen.
Laien – stark von persönlichen Er- der pädagogische Umgang, son- Menschen mit Behinderungen sollen
lebnissen, Erwartungen, Wertvor- dern auch der kulturelle Umgang im Arbeitsmarkt gleichgestellt sein. «Grüezi», «Buon giorno», «Buenos aus einem halben Dutzend Berufen
stellungen sowie Kenntnissen über mit «Behinderung» und den davon Dazu muss an verschiedenen Ebe- días», «Dobar dan»... In den Kin- rund um die Betreuung und Förde-
Behinderung und auch von unter- betroffenen Menschen – in den ver- nen gearbeitet werden. Nicht nur derhäusern Imago werden kleine rung im Frühbereich mit. Platz für alle
schiedlichen Interessen geprägt. schiedenen sozialen Systemen und die Barrierefreiheit ist wichtig. Auch und grosse Besucher bereits an der Kinder und alle Farben.
in der Gesellschaft insgesamt. flexible Arbeitszeitmodelle, Sensibi- Eingangstür in rund einem Dutzend Vielfältige Anforderungen
Eine zentrale und heftig diskutierte lisierung beim Rekrutierungspro- Sprachen begrüsst. «Alle sind will- Diesem Reichtum an Ressourcen Die Kinderhäuser Imago tragen hier
Frage ist, wie weit Inklusion im Bil- Warum Inklusion im zess, diskriminierungsfreie Füh- kommen!», heisst die Botschaft, und und Erfahrungen stehen die vielfäl- zur Entlastung bei und generieren
dungssektor gehen muss bzw. gehen Frühbereich möglich ist rungs- und Mitarbeiterkultur usw. hier ist sie wörtlich gemeint. Die un- tigen Anforderungen gegenüber, Wissen für die Praxis. Die Kita-Lei-
kann. Hier finden sich auch unter Dass ein grundsätzlich für alle of- terschiedliche Herkunft der Kinder welche die Behinderungen eines tung hat den Anspruch, eine Lösung
den Befürwortern von Inklusion sehr fenes soziales System funktionieren Ein «Inklusionsbarometer» soll nun ist dabei nur ein Merkmal der Kitas Teils der Kinder mit sich bringen. zu finden. Deshalb wird fast immer
unterschiedliche, ja unvereinbare Po- kann, zeigt das Beispiel des Kin- helfen herauszufinden, wie es im von visoparents. Seit über zwölf Jah- Auch sie sind Teil der Realität. eine Lösung gefunden. «Wegwei-
sitionen. Dies betrifft vor allem die derhauses Imago von visoparents. eigenen Unternehmen um die Inklu- ren steht der Name «Kinderhaus Wie eine Organisation mit diesen send ist das Individuum mit seinen
Frage, ob Inklusion (verstanden als (Siehe auch Beitrag auf Seite 9.) sion steht. Dabei geht es nicht nur Imago» für Inklusion im Frühbereich. besonderen Anforderungen klar- Bedürfnissen. Gefragt ist Respekt,
Menschenrecht) teilbar ist oder nicht Diese integrative Kita erfüllt fast darum, den Stand der Dinge zu er- Rund die Hälfte der insgesamt 140 kommt, entscheidet massgeblich keine Wertung», fasst Sonja Kiechl
– mit anderen Worten: ob Inklusion alle Anforderungen von Inklusion. fassen. Unternehmen, die das Be- Plätze sind für Kinder mit Behinde- darüber, bis zu welchem Grad In- die Haltung zusammen.
für wirklich alle gilt, oder ob es für Und dies nicht nur, weil (ein freier fragungsmodul benutzen, werden rungen reserviert. Art und Schwere klusion gelingt. Jede Behinderung
Kinder und Jugendliche mit schwe- Platz vorausgesetzt) wirklich jedes zum Thema sensibilisiert und erhal- der Beeinträchtigung spielen keine braucht Spezialwissen. Dieses Wis- Mehr Spielraum im Frühbereich
ren mehrfachen Behinderungen Aus- Kind aufgenommen wird, ganz ten anonymisiertes Feedback, ob Rolle. Ein Kind muss nur transport- sen muss sich die betroffene Familie Im Frühbereich ist bei der Inklusion
nahmen geben soll bzw. Ausnah- gleich wieviel Unterstützung und spezifisches Verbesserungspotential fähig sein, damit es die Kita Imago erst aneignen. Auch die Mitarbei- mehr möglich als in der Schule, wo
men geben muss. Sicher ist, dass Betreuung es benötigt. Entschei- besteht. Entwickelt wurde das Tool besuchen kann. tenden werden mit immer neuen die Strukturen und Vorgaben anders
eine «Schule für alle» tiefgreifende dend ist, dass auch die Organisa- namens «Diversity und Inclusion» Fragestellungen konfrontiert und sind. «Wir entscheiden selbst, was
organisatorische und strukturelle Än- tion als Ganzes sich den unter- von der Firma Mindstep AG. Keines wie das andere lernen durch die Praxis und in wir tragen können. Grenzen setzen
derungen bedingen würde, darunter schiedlichen Bedürfnissen jedes «Vielfalt» beinhaltet hier deshalb Weiterbildungen laufend dazu. zum einen die Ressourcen, die über
die Abschaffung der Selektion und einzelnen Kindes anpasst, sich Involviert ist auch das Center for noch einige Facetten mehr als in her- Besonders anspruchsvoll sind die die Stiftung visoparents zur Verfü-
von Sonderschulen in der jetzigen also ständig verändert. Dies ist Disabilty and Integration der Uni- kömmlichen Kitas. «Die enorme seltenen Krankheiten, denn hier ver- gung stehen, und die Mittel der öf-
Form. Die Vielfalt der Schülerinnen möglich, weil im Frühbereich För- versität St.Gallen (CDI-HSG). Dieses Bandbreite an Fähigkeiten und Ent- fügen auch Spezialisten oft über fentlichen Hand», sagt Sonja Kiechl.
und Schüler wäre dann nur durch derung, aber noch keine Leistung forscht zum Thema berufliche Inklu- wicklungen überrascht und beein- wenig Erfahrung. Als Beispiel er- Wichtig sei zudem eine gute Zusam-
die Anzahl Plätze begrenzt. Gleich- (im herkömmlichen Sinn) verlangt sion. Das Inklusionsbarometer soll druckt mich immer wieder», sagt Ge- wähnt Sonja Kiechl ein Kind, menarbeit mit den Eltern, denn:
zeitig wäre auch die Vielfalt an wird und die Strukturen und Re- Daten für die weitere Forschung zur samtleiterin Sonja Kiechl. «Auch bei dessen Krankheit in ganz Europa «Wenn das System übermässig be-
Lernvoraussetzungen und Bedürfnis- geln anders sind als in der Schule. beruflichen Inklusion liefern. Da- den Einjährigen steht jedes Kind erst einmal diagnostiziert wurde. lastet wird, zum Beispiel durch un-
sen, aber auch an Lebenserfahrun- Um Inklusion voranzubringen, durch soll die derzeit bestehende an einem anderen Ort. Und von fünf «Wenn wir da im Kinderspital an- terschiedliche Vorstellungen, ist das
gen nochmals um einiges grösser müssten folglich vor allem die Datenlücke nach und nach gefüllt Kindern mit derselben Diagnose ist rufen, weiss auch niemand Be- auch nicht zum Wohl des Kindes.»
als heute. Strukturen und Ressourcen des Bil- werden. Die Umfrage wird aktuell ebenfalls jedes wieder anders.» scheid. Das bedeutet eine riesige
Angie Hagmann
dungssystems ins Zentrum der Auf- von den Unternehmen Helsana, Da die fachspezifische Betreuung Unsicherheit bezüglich der Entwick-
Auswirkungen auch im Alltag merksamkeit rücken. Stadt Bern und Stämpfli AG getestet überwiegend durch eigene Mitar- lung, der Risiken und Chancen des
Spätestens hier wird deutlich, wa- und 2021 öffentlich für alle Unter- beitende geleistet wird, ist die Viel- betroffenen Kindes. Alles ist möglich Nähere Infos auf der Webseite:
rum die Auseinandersetzung mit Angie Hagmann nehmen nutzbar gemacht. falt auch beim Personal gross. Die – in alle Richtungen. Diese Unge- visoparents.ch
den hier besprochenen Begriffen Quelle: EBGB Frauen und Männer bringen Wissen wissheit ist nicht leicht ertragen.» (Kinderhäuser Imago)
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Fokus
Fokus
Aus der Eltern- und Fachberatung
Eltern wollen das Beste für das Kind Vielfalt als Stärke nutzen
Inklusion ist in der Beratung ein häufiges Thema. Vor allem Institutionen wie das heilpädagogische Schul- und Beratungszentrum Sonnenberg in
bei Übergängen müssen viele Fragen geklärt werden.
Angebot für Eltern Baar sind sozusagen naturgemäss Spezialisten im Umgang mit Vielfalt. Einblicke in typische
visoparents bietet Eltern eine Alltagssituationen zeigen, dass Vielfalt Chance und Herausforderung zugleich ist.
Wenn Eltern an die Beratungstelle und dort die Förderung und Sozia- ganzheitliche Beratung und Be-
gelangen, haben sie sich oft schon lisierung erhält, die es in seiner gleitung in allen Fragen zu Kin-
in irgendeiner Form Gedanken über Entwicklung stärkt. Andere Eltern dern und Ju- Im Sonnenberg leben und arbeiten
Inklusion, Integration und Separa- bevorzugen die Regelschule am gendlichen viele verschiedene Menschen zu-
tion gemacht. Häufig taucht das Wohnort. Diese Familien sehen den mit Seh- und sammen. Im Zentrum stehen die Kin-
Thema bereits auf, sobald sie mit Mehrwert darin, dass ihr Kind mög- Mehrfachbe- der, Jugendlichen und jungen Er-
der Behinderung des Kindes kon- licherweise ins selbe Schulhaus hinderung. wachsenen, die wir unterrichten,
frontiert werden. Es geht um die Zu- kommt wie die Geschwister und die Themen: begleiten und betreuen. Sie unter-
kunftsgestaltung, um Ängste, Unge- Kinder aus dem Quartier kennen- • Umgang scheiden sich nicht nur bezüglich
wissheit und die Frage «Wie wird lernt. Sie hoffen, dass ihr Kind von mit Be- Yala Mona der pädagogischen Bedürfnisse,
unser Kind aufgenommen in unserer den anderen Kindern aufgenom- hörden sondern auch in ihrer Herkunft, dem
Gesellschaft?» men wird und somit im Wohnquar- • Finanzierungsmöglichkeiten Alter, ihren Fähigkeiten und Fertig-
Konkret wird es erstmals oft bei der tier integriert wird, ungeachtet der • Invalidenversicherung keiten, den Diagnosen und natürlich
Suche nach einem Krippenplatz. Behinderung. Wieder andere Fa- • Übergänge, Anschluss- in ihrer Persönlichkeit. Und so viel-
Hier steht der Wunsch nach Inklu- milien lassen es auf sich zukom- lösungen (z.B. Wechsel fältig wie unsere Klientinnen und
sion klar im Fokus. Das Kind, aber men. Sie haben noch keine Vorstel- ins Schul- oder Wohnheim, Klienten, so unterschiedlich sind
auch die Familie soll so viel Nor- lung davon, wie ein möglicher Eintritt ins Erwerbsleben) auch unsere Mitarbeiterinnen und
malität wie möglich erleben. Damit Kindergarten- oder Schuleintritt • Kontakte zu Selbsthilfe- Mitarbeiter.
diese Normalität ermöglicht wer- aussehen könnte und überlassen gruppen
den kann, braucht es oft einiges es ganz den zuständigen Schulbe- • Individuelle Entlastung Mit dieser Vielfalt konstruktiv umzu-
an Vorbereitung. Es muss geklärt hörden. • Allgemeine Erziehungsfragen gehen, ist anspruchsvoll. Es braucht
werden, ob die Krippe die Bereit- • Erziehungsfragen blinde/ tragfähige Systeme und solidarische
schaft, die Kompetenz und die Ka- Wertfreie Beratung seh- und mehrfach behin- Haltungen. Mit der Erfahrung und
Der Sonnenberg ist gewachsen – und damit auch die Vielfalt der SchülerInnen.
pazität hat, um das Kind aufzu- Ich finde es als Beraterin wesent- derte Kinder, Kinder mit Überzeugung, dass Vielfalt eine
nehmen. Unter Umständen müssen lich, die Familien in ihrer Entschei- Verhaltensauffälligkeiten Chance sein kann, hatten wir im
auch die Räumlichkeiten geprüft dung zu unterstützen ohne zu wer- Schuljahr 2017/18 bewusst das tagssituationen, die zeigen, wo wir ten und blinden Kindern und Ju-
werden. Das Kind muss auch am ten. Ich kann Optionen aufzeigen Alle Kinder und ihre Familien Motto «Vielfalt als Stärke» gewählt. Vielfalt begegnen und wie wir damit gendlichen sowie drei Klassen mit
Gruppenalltag teilnehmen können, und beraten, aber nicht urteilen. haben das Recht auf Förderung Damit wollten wir auf allen Ebenen umzugehen versuchen. sprachbehinderten Oberstufenschü-
also Teil der Gruppe werden und Manchmal brauchen Eltern auch und optimale Unterstützung. die Stärken unserer Sonderschul- lern. Etwas mehr als 10 Jugendliche
nicht nur Gast sein. Zeit, um sich an den Gedanken zu Die Beratungskosten werden institution bewusster machen. Wir Einblick 1: Vielfalt der wurden in der beruflichen Integra-
gewöhnen, dass die Integration ih- von visoparents schweiz über- sind überzeugt, dass in der Aner- Schülerinnen und Schüler, der tion und rund 125 Kinder und Ju-
Regel- oder Sonderschule? res Kindes in die Gesellschaft mög- nommen oder von den Eltern kennung der vielfältigen Bedürfnisse Leistungen und Angebote gendliche in einer Massnahme der
Auch beim Kindergarten- und beim licherweise anders verlaufen wird oder Institutionen bezahlt, je der vom Sonnenberg betreuten und Ende 2007, kurz bevor die Verant- integrativen Sonderschulung betreut.
Schuleintritt steht die Frage im Zen- als in ihren Vorstellungen, es aber nach Situation der Familie. begleiteten Kinder, Jugendlichen wortung für die Sonderpädagogik Heute zählt die Sonderschule in
trum, was das Beste für das Kind dennoch gut für das Kind sein kann Nehmen Sie Kontakt auf. und jungen Erwachsenen der von der IV auf die Kantone übertra- Baar und Menzingen 150 Kinder
ist. Manche Eltern wünschen sich und und gut werden wird. Als Be- Yala Mona ist gerne für Sie da. Grundstein für eine erfolgreiche Ent- gen wurde, besuchten 76 Schüle- und Jugendliche: blinde und seh-
für ihr Kind einen Schulstart raterin muss und will ich davon aus- wicklung liegt. rinnen und Schüler die separative behinderte, mehrfachbehinderte
in einer Sonderschule. Sie hoffen, gehen, dass Eltern ihr Kind am bes- Telefon 043 355 10 85 Nachfolgend beleuchten wir in Sonderschule des Sonnenberg. Es blinde und sehbehinderte Schülerin-
dass das Kind sich dort zugehörig ten kennen und das Beste für es elternundfachberatung@ Form von kurzen Einblicken einige gab Kindergarten-, Primar- und nen und Schüler, Kinder und Jugend-
fühlen wird, wegen der Behinde- wollen. visoparents.ch für den Sonnenberg typische All- Oberstufenklassen mit sehbehinder- liche mit Verhaltensauffälligkeiten,
rung nicht ausgeschlossen wird Yala Mona
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Fokus
Sprach- und Kommunikationsbeein- auch die Vielfalt und Komplexität Richtung Die Vielfalt zeigt sich auch bei den und es braucht Allianzen zwischen
trächtigungen und solche mit schwe- der Gründe für die Sonderschulung ziehen: die unterschiedlichen Interessen. allen Beteiligten. Führungspersonen
ren Verhaltensbeeinträchtigungen haben zugenommen, meist sind es Förderung kommt beim Umgang mit der Vielfalt
wie Autismus-Spektrum-Störung und multifaktorielle Ursachen: Mehrfach- von Potenzial es, für jedes das Protokoll schreibt und anschlies- der Kinder, Jugendlichen, jungen Er-
psychiatrischen Diagnosen. Unge- behinderungen in vielerlei Kombi- und Teilhabe einzelne Kind send verteilt. Je nach Wohnkanton wachsenen sowie der Mitarbeiten-
fähr 30 Jugendliche und junge Er- nationen, schwere Erkrankungen, der Kinder, Ju- massgeschnei- des Kindes sind Vertreter der zuwei- den eine Vorbildrolle zu. Mit ihrer
wachsene in der beruflichen Inte- soziale Gründe, schwierige fami- gendlichen und jun- derte Ziele – und senden Behörde und des Schulpsy- Haltung und ihrem Verhalten prägen
gration und knapp 100 Kinder und liäre Konstellationen. Hohe Komple- gen Erwachsenen. Wege zu den Zielen – chologischen Dienstes anwesend. sie die Kultur und haben direkten
Jugendliche in einer Massnahme xität ist unterdessen zum wichtigsten Eine Vielfalt von Indivi- zu formulieren. Folglich Besteht eine vormundschaftliche Einfluss darauf, ob Vielfalt als etwas
der integrativen Sonderschulung er- Kriterium für die separative Sonder- duen, die vereint in einer Vi- hat es in einer Klasse oder Massnahme, nimmt die Beiständin Spannendes und Wertvolles oder
gänzen die Vielfalt. schulung geworden und bildet das sion auf ein gemeinsames Ziel hin- Lerngruppe so viele unterschiedliche teil. Je nach Kind und seiner Situa- als etwas Negatives erlebt wird. Es
wesentliche Unterscheidungsmerk- arbeiten. Förderpläne wie es Schülerinnen tion sind auch therapeutische Mit- liegt auch in der Verantwortung der
Noch eine Zahlenreihe, welche die mal im Vergleich mit der integrativen und Schüler gibt. arbeiterinnen am Austausch betei- Führungspersonen, Gefässe wie
Vielfalt illustriert: Die Schülerinnen Sonderschulung. Einblick 3: Vielfalt im ligt. Wenn es sich um eine komplexe Supervisionen, Intervisionen, offene
und Schüler in allen Angeboten Klassenzimmer Die Kunst besteht darin, in dieser Geschichte handelt, die möglicher- Diskussionen und Gespräche bereit
kommen aus 10 Kantonen und ei- Einblick 2: Vielfalt der Berufe Die Vielfalt zeigt sich auch im Klas- Vielfalt der Gemeinschaftsbildung weise auch noch konfliktbelastet ist, zu stellen, damit Vielfalt gelebt und
nem Nachbarland, sie sind in mehr und Tätigkeiten des Personals senzimmer und in den Wohngrup- genügend Platz einzuräumen, damit leitet in der Regel die Abteilungslei- weiterentwickelt werden kann. Des-
als 120 Gemeinden wohnhaft und Noch einmal zurück ins Jahr 2007. pen und erfordert eine hochgradige sich die sozialen Kompetenzen der tung des Wohnens oder der Schule halb auch gibt es Arbeits-, Fach-
stammen aus rund 25 Herkunfts- Damals arbeiteten 87 Frauen und Individualisierung der Angebote im Schülerinnen und Schüler entfalten das Gespräch. und Projektgruppen über die Gren-
ländern. Männer mit und für die Kinder und Unterricht, in der sozialpädagogi- können: z.B. an gemeinsamen Un- Und dann die Vielfalt der Themen, zen von Bereichen und Abteilungen
Jugendlichen. Heute sind es rund schen Betreuung sowie in der The- terrichtsgegenständen und Projekten nebst den «üblichen» aus Schule hinweg.
Nicht nur die Zahl der Schülerinnen 240 Mitarbeitende. Betrachtet man rapie und Pflege. arbeiten, Schüler als Lehrer einset- und Sozialpädagogik sind da auch:
und Schüler ist markant gestiegen, die oben beschriebene Vielfalt der zen, Rituale pflegen, erlebnispäda- Gesundheit, Freizeit, Suchtverhal- Fazit: Vielfalt ist im Sonnenberg ge-
Schülerinnen und Schüler, der Leis- Aufgrund der Zusammensetzung ih- gogische Unternehmungen in Klas- ten, Schulweg, Ernährung, Medika- geben. Der konstruktive Umgang mit
tungen und Angebote, ist diese rer Klassen organisieren die Lehr- sen und Wohngruppen planen und tion, Hilfsmittel, Berufsfindung, An- Vielfalt bedeutet im Alltag harte Ar-
Entwicklung die logische Folge. personen den Unterricht, sie diffe- durchführen. schlussinstitutionen, Kommunikation beit. Wo der Umgang mit der Viel-
Der Sonnenberg beschäftigt eine renzieren und individualisieren das usw. Kaum ein Gespräch, das dem falt gelingt, fördert dies die Entwick-
Vielzahl von Fachleuten und Assis- Lernen. Je nach Lernbereitschaft, Ge- Einblick 4: Vielfalt im anderen gleicht. Und weil das so lung und die Zufriedenheit und
tenzpersonen in Schule, Betreuung, sundheitszustand, sozialen Kompe- Standortgespräch ist, braucht es dieses verlässliche, kommt allen Beteiligten zu Gute.
Unterhalt, Verpflegung, Administra- tenzen usw. ergeben sich innerhalb Zweimal im Jahr trifft man sich, um von Zeit zu Zeit überprüfte Gefäss
tion und Leitung mit je unterschied- einer Klasse unterschiedliche Unter- festzuhalten, wie sich das Kind ent- der Standortgespräche, in dem jede Marco Knecht, David Oberholzer
lichen Aufgaben, Haltungen, Sozia- richts-Settings bis hin zur Eins-zu- wickelt hat, darüber zu diskutieren, teilnehmende Person – vor allem
lisationen und Erwartungen – von eins-Betreuung. Die Anwesenheits- wie es weitergehen soll und welches auch die Kinder und Jugendlichen – Autoren
Lernenden, PraktikantInnen, Zivil- zeiten und die Unterrichtsintensität die Ziele für das nächste halbe Jahr zu Wort kommt und gehört wird. David Oberholzer, Dr. phil., ist
dienstleistenden über administrativ unterscheiden sich nach Gesund- sein sollen. Je nach Kind trifft sich Vielfalt ist eindeutig eine Stärke, Mitglied der Geschäftsleitung
und handwerklich geschultes Perso- heitszustand und Belastbarkeit der hier eine bunte Mischung von Men- aber ebenso eine Herausforderung, und Bereichsleiter Fachdienste
nal bis hin zu sozial- und heilpäda- Schülerinnen und Schüler. Um der schen mit vielerlei verschiedenen denn Verschiedenartigkeit und Di- des Heilpädagogischen Schul-
gogischen Fachpersonen mit Spe- Vielfalt gerecht zu werden, wählen Funktionen: Eltern – gemeinsam versität können auch überfordern. und Beratungszentrums Sonnen-
zialwissen in Themen wie Sehbehin- die Lehrpersonen unterschiedliche oder getrennt lebend – aus allerlei Der Umgang damit ist ein Balance- berg. david.oberholzer@sonnen-
derung, Blindheit, Autismus, Pflege, methodisch-didaktische Mittel. Herkunftsländern mit unterschiedli- akt und will gelernt sein. berg-baar.ch
Trauma-Pädagogik, Therapie, Ag- chen Fertigkeiten in der deutschen
gression, Unterstützte Kommunika- Kinder und Jugendliche werden in Sprache. Das wiederum bringt es Damit sich Vielfalt in einer Institution Marco Knecht ist Leiter der
tion, Sprachbeeinträchtigung und einer Sonderschule beschult, weil mit sich, dass vielleicht eine Person wie dem Sonnenberg entfalten und Ressorts Qualitätsmanagement
im Sozialverhalten. Die grosse He- sie die Lernziele des Lehrplans im benötigt wird, die übersetzt. Die wachsen kann, braucht es Neugier, und -sicherung, Beratung und der
rausforderung ist es, diese Vielfalt üblichen Rahmen der Regelschule Klassenlehrperson und die Bezugs- Beweglichkeit im Denken und Han- Koordinationsstelle.
daraufhin auszurichten, dass alle nicht zu erreichen vermögen. Die person Wohnen haben vereinbart, deln, Wertschätzung und den Mut, marco.knecht@sonnenberg-baar.ch
Vielfalt auch auf dem Sportplatz.
am gleichen Strick und in dieselbe individuelle Förderplanung erlaubt wer das Gespräch moderiert, wer andere Meinungen zuzulassen, www.sonnenberg-baar.ch
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Gut zu wissen Gut zu wissen
Invalidenversicherung
Neue Finanzierungsregeln für
Was wird neu durch die IV-Reform? Treppenlifte und Türöffner
Zwei seit langem von Behinderten-
organisationen geforderte Anlie-
Mit der 7. IV-Reform soll insbesondere die Integration in den Arbeitsmarkt verbessert
gen sind von der ins Kreisschrei-
werden. Zudem wird das heutige Rentenmodell durch ein stufenloses System ersetzt. ben für Hilfsmittel (KHMI) aufge-
Was sagt der Dachverband Inclusion Handicap zu den Neuerungen? nommen worden und am 1. Juli in
Kraft getreten:
«Es ist einerseits erfreulich, dass gen und Sparmassnahmen der strumente auf ihre Wirkung über- Neu werden nicht mehr bloss Tür-
sich das Parlament zu einer Reform letzten Revisionen müssen Betrof- prüft werden.» öffner für Wohnungen, sondern zu-
durchringen konnte, bei der kon- fene schon heute den Gürtel sehr Für Inclusion Handicap ist klar: Die sätzlich auch für den Hauseingang
struktive Lösungen und nicht nur eng schnallen. beschlossenen Neuerungen sind in einem Mehrfamilienhaus finan-
Sparmassnahmen im Vordergrund «Die berufliche Eingliederung von für die Arbeitsmarktintegration von ziert. Und endlich zahlt die IV die
stehen», sagt Verena Kuonen, Prä- Menschen mit Behinderungen ist Menschen mit Behinderungen nur vollen Kosten an einem Treppenlift
sidentin von Inclusion Handicap. eine nachhaltige Massnahme», ein erster Schritt. Ohne stärkeres zu Hause. Bisher war ein Kosten-
«Andererseits gilt es nun, weiterhin sagt Verena Kuonen. «Und hier Engagement der Arbeitgeber geht beitrag von maximal 8000 Fran-
Die Förderung der beruflichen Integration soll verstärkt werden.
bestehende Baustellen im IV-System setzt die Revision richtigerweise es nicht. ken die Regel. Bei
auszumerzen, namentlich bei den an. Als Nebeneffekt können mit- Fragen zur neuen
Gutachten.» telfristig auch die Ausgaben der Auch wenn die Stossrichtung der mit den Beschlüssen im Rahmen ben. Es ist zu vermuten, dass der Verordnung gibt
IV gesenkt werden.» Diverse Be- IV-Weiterentwicklung in die rich- der IV-Weiterentwicklung nicht UNO-Ausschuss für die Rechte der die Sozialversiche-
Die verabschiedete Revision betrifft schlüsse wie der Ausbau von Be- tige Richtung geht, trifft auch diese grundlegend verändert. Dies hat Menschen mit Behinderungen die rungsberatung der
insbesondere folgende Bereiche: ratungsangeboten, die Erweite- Reform einen Teil der Menschen auch Bundesrat Alain Berset er- Schweiz deswegen rügen wird, regionalen Procap-
• Berufliche Eigliederung rung von Integrationsmassnahmen mit Behinderungen einschneidend. kannt und eine externe Untersu- wenn er die nächsten Empfehlun- Stellen oder Procap
• IV-Taggeld oder der Früherfassung sollen Per- Das stufenlose Rentensystem in der chung des Gutachterwesens ange- gen zur Umsetzung der UNO-BRK Bauen Auskunft:
• Medizinische Massnahmen sonen helfen, im Arbeitsmarkt zu vorliegenden Form (siehe Kasten) ordnet. Inclusion Handicap will veröffentlichen wird. bauen@procap.ch
• Medizinische Gutachten bleiben oder Fuss zu fassen. «Dies beinhaltet für Versicherte mit einem hier Hand bieten und hat eine Mel-
sind zukunftsgerichtete Massnah- Invaliditätsgrad zwischen 60 und destelle für die Opfer der IV-Will- Zusammenfassend betont Verena Finanzierung von Assistenz-
Sparmassnahmen verhindert men», bilanziert Kuonen. «Men- 69 Prozent schmerzhafte Renten- kür im Bereich der medizinischen Kuonen: «Die Beschlüsse der IV- hunden für Kinder
Auch dank dem Einsatz der Be- schen mit Behinderungen wollen kürzungen. Es ist unverständlich, Gutachten eingerichtet. Der Dach- Weiterentwicklung lassen zwar Der Ständerat ist der Empfehlung
hindertenorganisationen hat sich und können arbeiten. Nun ist es dass gerade diejenigen Personen verband wird die weiteren Ent- hoffen, dass eine Trendwende statt- des Bundesrats gefolgt und hat
das Parlament gegen einige ein- aber ebenso wichtig, dass die In- Einbussen in Kauf nehmen müssen, wicklungen bei den IV-Gutachten gefunden hat und nicht nur aus- der Motion «Assistenzhunde
schneidende Sparmassnahmen die es auf dem Arbeitsmarkt ohne- genau beobachten. schliesslich auf Kosten von Versi- auch für kranke Kinder und Ju-
ausgesprochen. Inclusion Handi- hin sehr schwer haben. cherten gespart wird. Klar ist aber gendliche» zugestimmt. Sie ver-
Folgen der neuen
cap ist erleichtert, dass Forderun- Begriffsproblematik muss auch, dass auch in Zukunft noch langt, dass die IV die Kosten für
Rentenberechnung
gen wie die Kürzung der Kinder- Baustellen bleiben gesamthaft gelöst werden viel zu tun ist: Für eine vollumfäng- Assistenzhunde auch für Kinder
renten und der Reisekosten für IV-Grad 40-49%: Die Renten Eine grosse Baustelle bleibt die Verzichtet wird vorderhand auf die liche Teilhabe an der Gesellschaft und Jugendliche übernimmt.
Eltern oder die Ausrichtung einer erhöhen sich pro IV-Grad um Qualitätssicherung bei den medi- Umbenennung von «Kinderrenten» sind faire IV-Leistungen unabding-
Heute übernimmt die IV die Leis-
ganzen IV-Rente erst ab einem 2,5%. zinischen Gutachten. Zwar wur- in «Zusatzrente für Eltern». Inclu- bar.»
tungen nur für erwachsene IV-Be-
Invaliditätsgrad von 80% keine IV-Grad 50-59%: Die Renten den einige sinnvolle und wichtige sion Handicap unterstützt diesen
ziehende. Die Chancen stehen
Mehrheit fanden. entsprechen dem IV-Grad. Massnahmen beschlossen, die je- Entscheid. Der Ständerat hatte be- Quelle: Inclusion Handicap /
gut, dass der Nationalrat der
(Bisher: halbe Rente.) doch kaum ausreichen dürften. reits ein Kommissionpostulat über- www.inclusionhandicap.ch
Motion ebenfalls zustimmt. Assis-
Sparmassnahmen sind laut dem IV-Grad 60-69%: Die Renten Zahlreiche Gutachterinnen und wiesen, wonach sämtliche Begriff- (IV-Weiterentwicklung)
tenzhunde erhöhen die Selbst-
Dachverband der Behindertenor- entsprechen dem IV-Grad. Gutachter verfassen immer wieder lichkeiten in der Sozialversiche-
ganisationen ohnehin nicht ange- (Bisher: Dreiviertelsrente.) tendenziöse Berichte, die im Ge- rungsgesetzgebung überprüft wer- Nähere Infos über die Reform: ständigkeit und Sicherheit von
bracht: Die IV-Sanierung ist auf- IV-Grad 70-100%: Die Renten genzug mit weiteren, lukrativen den sollen. www.bsv.admin.ch Menschen mit bestimmten Behin-
grund früherer Reformen auf Kurs. entsprechen einer ganzen Aufträgen durch die IV-Stellen be- Dies ist richtig, da einige Begriffe (Sozialversicherungen – IV – derungen. So können Epilepsie-
Als Folge der Praxisverschärfun- Rente (wie bisher). lohnt werden. Diese Praxis wird einen abwertenden Charakter ha- Reformen – Weiterentwicklung) Hunde auch Anfälle voraussehen.
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Fokus Fokus
Mama bloggt Voll das wilde Leben
Von Windeln und Würde in denen alle nach Hygiene-Mass-
nahmen schreien, wird die Anzahl
Windeln für Menschen mit Behinde-
schwierigen Situationen zu helfen,
und spenden nun künftig auch Win-
deln anstelle von anderen, so wich-
Tipp: Vielfalt und Inklusion,
altersgerecht vermittelt
Menschen mit bestimmten Behinderungen benötigen ein Leben lang Inkontinenzprodukte rung beschränkt. Einfach so, still und tigen Dingen wie Entlastung oder Unter dem Titel «Bunte Bande» gibt
wie Windeln und anderes. Die Krankenversicherung übernimmt die Kosten jedoch nur leise. Weil wir extra oft wickeln, ist einzigartigem Mobiliar. Das darf die Aktion Mensch aus Deutschland
bis zu einem bestimmten Betrag pro Jahr. Unsere Kolumnistin erklärt, was dieser Entscheid ja so spassig, und darum viele Win- doch in der Schweiz eigentlich nicht in Zusammenarbeit mit dem Carlsen
deln verbrauchen? Oder weil ich sein. Wie oft gehen denn ‹normale› Verlag eine Buchreihe heraus. Ziel
für Max und die Familie bedeutet und warum er überdacht werden sollte.
extra mehr bestelle und als Neben- Menschen auf die Toilette? Werden ist es, junge Leserinnen und Leser
einkommen einen Windel-Schwarz- wir als nächstes zum Wasser sparen der Primarstufe auf altersgerechte
Auf dem Webportal, bei dem ich immer wieder zu üben, geht das willig und stellt sich den Keller mit handel am Laufen habe? Echt jetzt? aufgerufen und dürfen dann alle nur Weise an die Themen gesellschaft-
leider immer noch Windeln für Max so. Wir bestellen Windeln, diese Windeln zu. 1800. Wie viele Win- Oder geht es schlicht und ergreifend noch fünf Mal am Tag? liche Vielfalt und Inklusion heranzu-
bestelle, tauchte Anfang Jahr eine werden der IV verrechnet. deln stehen uns nun also pro Tag ums liebe Geld? führen. Die Reihe gibt es gedruckt
Zahl auf: 1800. Das Jahresgutha- zur Verfügung? 4.9 Windeln. Hm, Ich habe mich etwas umgehört, bei Bitte überdenken und als Hörbücher, alle Fassungen
ben an Windeln. Aha, es gibt also Schmutzige Böden, wenn ich überlege, was das bedeu- Freunden, im Netz. Tatsächlich Man kann es drehen und wenden sind im Buchhandel erhältlich.
eine Anzahl Windeln, die über die unfreundliche Blicke tet, dann kann das nicht aufgehen. scheint das BAG die Gelder gekürzt wie man will: das ist schlicht wür- Die Bunte Bande-Geschichte «Das
IV finanziert werden, die wir bezie- Wie oft wir Max wickeln, hängt Eine brauchts über Nacht (immer- zu haben. Es gibt haarsträubende delos, für alle Betroffenen. Für mich gestohlene Fahrrad» ist ausserdem
hen dürfen? Bis anhin habe ich ei- stark vom Tagesprogramm ab. hin, wir haben gerade nach diver- Geschichten, etwa, dass Eltern auf- als Mutter, die ich versuchen muss, eines der ersten barrierefreien Kin-
nen Teil der Windeln so bestellt, Wirklich lustig ist es nicht, einen sen Testläufen das passende Modell gefordert wurden, Windeln halt zu mein Kind in nassen Windeln länger derbücher in deutscher Sprache: Es
dazu aber auch noch Windeln in Teenager zu wickeln, schon gar und brauchen nur diese eine, es trocknen und wieder zu verwenden. warten zu lassen. Für die Lehrper- versammelt drei verschiedene Lese-
Deutschland beschafft, weil die klas- nicht, wenn man ausser Haus ist. gab auch Zeiten, da sind wir nachts Ich hoffe inständig, dass das erfun- sonen, denen ich sage, dass sie mit arten in einem Buch – Alltagsspra-
aufgestanden und haben gewickelt, den ist. Und klar, man kann zum weniger Windeln klarkommen müs- che, Leichte Sprache und Braille-
damit wir am Morgen kein nasses Arzt und der muss dann (jedes Jahr sen oder dass sie nun halt das WC- schrift.
Kind im nassen Bett vorfanden). Mit von Neuem) bestätigen, dass der Training bitte forcieren, auch wenn’s
etwas Glück reicht eine weitere bis Windelverbrauch gerechtfertigt hö- dann drei Garnituren Kleider
zum Mittag. Dann bleiben knapp her ist. Aber mal abgesehen vom braucht und sie den Schulzimmer-
drei für den Rest des Tages. Kann Aufwand, den das für uns als Eltern boden mehrfach aufnehmen müs-
funktionieren, wenn ich es schaffe, bedeutet: Auch das verursacht Kos- sen. Aber vor allem für Max (und
Max fürs grosse Geschäft rechtzei- ten für das Gesundheitswesen. allen, denen es ähnlich geht), weil
tig zur Toilette zu begleiten, wenn er keine Stimme, keine Wahl hat.
er keinen riesen Durst hatte, keine Wie oft gehen «normale» Darum bitte, wer immer solche Ent-
Wassermelone auf dem Menüplan Menschen auf die Toilette? scheidungen trifft: Überdenken! Un- Inklusion als Unterrichtsthema
und nicht Schwimmen auf dem Stun- Oder hoffen BAG, Kassen und IV bedingt. Denn die Würde des Men- Ergänzend zu den Geschichten wer-
denplan stand (ist Max nämlich im etwa darauf, dass uns Eltern, die schen, mit oder ohne Behinderung, den kostenlos Lehrmaterialien an-
Schwimmbad, trägt er zwar eine wir mit unseren besonderen Kin- mit oder ohne Windeln, die sollte geboten. Sie geben Lehrpersonen
Max liebt das Schwimmen – und das Wasser aus dem Pool. spezielle Badehose, trinkt aber ge- dern eh schon so viel an adminis- eigentlich unantastbar sein. Anregungen und Tipps, wie die Ge-
fühlt auch immer den halben Pool trativem Aufwand betreiben müs- Marianne Wüthrich schichten der fünf Freunde genutzt
leer). sen, keine Luft dafür werden können, um Inklusion fächer-
sischen Babywindeln zu klein und Wickeltische sind längst zu klein, bleibt und wir den- Die Autorin übergreifend und spielerisch mit den
diejenigen für Erwachsene zu gross Böden oft schmutzig, im Stehen Sparen in der Schweiz ken ‹Was soll’s, zahl Marianne Wüthrich ist Vize- Lebenswelten von Kindern zu ver-
waren. Und da habe ich jeweils wickeln manchmal auch unprak- Doch was, wenn Max auf den gros- ich die Differenz präsidentin von visoparents knüpfen. Die Materialien können
eine Rechnungskopie an die IV ge- tisch, die Blicke, wenn wir aus sen Spaziergängen ist und die Win- halt selber, bloss schweiz. Im «imago» schreibt auf der Webseite heruntergeladen
schickt. Hat immer bestens ge- dem Wickelraum oder dem Roll- deln scheuert, reibt und kratzt, aber nicht noch mehr sie über ihren Alltag mit werden. Dort kann neu auch ein
klappt. Seit Max vom Alter her ei- stuhl-WC kommen nicht immer hei, die ist nicht voll genug? Und Aufwand›? Viel- Max und den Zwillingen Tom Musical-Koffer für den Einsatz in-
gentlich den Windeln entwachsen freundlich. was passiert, wenn Max einen Ma- leicht springen ja und Leo. Max ist infolge des und ausserhalb des Unterrichts be-
wäre, wir aber immer noch keine Doch auch unabhängig von den gen-Darm-Infekt erwischt, lass ich Organisationen ein, Charge-Syndroms mehrfach stellt werden.
Verlässlichkeit ohne Windeln hin- Umständen: Kein halbwegs vernünf- an dieser Stelle einfach mal offen. die heute schon ver- behindert und Autist. aktion-mensch.de
kriegen und wir versuchen, doch tiger Mensch wickelt ein Kind frei- Wirklich? In der Schweiz, in Zeiten, suchen, Familien in (Inklusion – Bildung – Impulse)
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Gut zu wissen Gut zu wissen
Bildungsland Schweiz stärken Mehr Klarheit dank Statistik
und Vereinbarkeit fördern Viele Organisationen in der Schweiz setzen sich für Kinder mit Behinderungen ein. Doch
wie viele betroffene Kinder gibt es überhaupt, und in welcher Weise sind sie betroffen?
Der Verband Kinderbetreuung Schweiz (kibesuisse) hält
Investitionen in die pädagogische Qualität von Kinder- Stichwort: QualiKita Statistiken haben auch für die Be- Heim betreut werden. Ins-
Pädagogische Qualität zu be- hindertenhilfe eine wichtige Funk- gesamt gibt es also etwa Hauptursache der Behinderung bei Kindern
tagesstätten für unumgänglich. Doch was zeichnet eine (Kindern 0-14 Jahre) in Privathaushalten, 2017
qualitativ gute familienergänzende Betreuung aus? urteilen, ist nicht ganz einfach. tion. Ohne sie wäre es zum Beispiel 10 000 Kinder, die eine
Qualität ist nicht statisch, son- nicht möglich, Handlungsbedarf zu schwere Behinderung ha-
Die Corona-Krise hat es gezeigt: einheitlichen Vorgaben in Bezug auf dern sie entwickelt sich, und erkennen und zu begründen, Mass- ben. Die Zahl der von ei-
Strukturen, welche die Vereinbarkeit den Betreuungsschlüssel (Anzahl be- sie ist abhängig von den je- nahmen und Angebote sinnvoll zu ner Behinderung betrof-
von Familie und Beruf ermöglichen, treute Kinder pro Fachperson). Nur weiligen Kontexten, Erwartun- planen und Kosten zu berechnen. fenen Kinder nimmt bei
sind unerlässlich für die Schweiz. etwa die Hälfte der Mitarbeitenden gen und Vorstellung der Betei- Auch zu Vielfalt und Inklusion liefern den älteren Gruppen zu,
Entsprechend werden nun Forderun- verfügt aktuell über eine pädagogi- ligten. Ein Beispiel, wie die sie wertvolle Informationen. denn mit jedem Lebens-
gen nach mehr Beteiligung des Staa- sche Ausbildung. Kibesuisse fordert, pädagogische Qualität in Kin- Die aktuell verfügbaren Zahlen zu jahr steigt die Wahr-
tes laut. Gemäss dem Branchenver- dass dieser Anteil auf mindestens dertagesstätten erfasst und be- Kindern mit Behinderungen berei- scheinlichkeit, einen Un-
band ist dabei eine grundlegende zwei Drittel erhöht wird. Diese und urteilt werden kann, ist der tet das Bundesamt für Statistik (BfS) fall oder eine Krankheit
Auseinandersetzung mit der päda- weitere Kriterien werden im «Posi- QualiKita-Standard. Dieser ba- auf. Das Amt erfasst die Zahlen mit bleibenden Folgen zu
gogischen Qualität der Angebote tionspapier zur pädagogischen siert auf dem wissenschaftli- nicht selbst, sondern wertet ver- erleiden. Zudem treten
unabdingbar. Qualität in Kindertagessstätten» auf- chen Modell pädagogischer schiedene Quellen aus, darunter gewisse Behinderungen
Doch was zeichnet qualitativ gute gezeigt. Qualität, das durch das Uni- die nationale Gesundheitsbefra- erst während des Wachs-
familienergänzende Bildung und Be- versitäre Zentrum für frühkind- gung, die Statistik der Lernenden, tums auf oder werden erst
treuung aus, und welche Investitio- Wieso pädagogische liche Bildung Fribourg entwi- der sozialmedizinischen Institutio- nach einigen Jahren als solche er- Die Mehrheit (22 266) war in eine
nen braucht es, um Kitas als Bil- Qualität wichtig ist ckelt wurde. Es umfasst acht nen und der Invalidenversiche- kannt, etwa bestimmte Formen von Regelklasse integriert, während
dungsinstitutionen zu stärken? Laut Bereits in der frühen Kindheit wer- Qualitätsbereiche, die im Zer- rung. Die Zahlen sind zwar nur Autismus. 17 304 separiert in einer Sonder-
kibesuisse sind jährlich gut eine zu- den wichtige Weichen für die Zu- tifizierungsverfahren untersucht Schätzungen, denn sie hängen Körperbehinderungen kommen am schule unterrichtet wurden. In der
sätzliche Milliarde Franken nötig, kunft der Kinder gestellt. Entspre- werden: stets davon ab, wie «Behinde- häufigsten vor. Sie wirken sich auf Statistik werden nicht die Bedürfnisse
um die angestrebte pädagogische chend gross ist die Verantwortung, rung» definiert wird und welche das Leben der Kinder aber oft we- der Schülerinnen und Schüler, son-
Qualität zu erreichen. Der Bildungs- die Kindertagesstätten bei der frü- 1. Entwicklungs-, Unterstützungs- Kriterien bei der Erfassung berück- niger stark aus als geistige Behin- dern die beschlossenen Massnah-
standort Schweiz würde von dieser hen Bildung und Betreuung über- und Lernaktivitäten sichtigt werden. Interessierte fin- derungen. In allen untersuchten Sta- men erfasst. Lernende ohne beson-
Investition doppelt profitieren: Zum nehmen. Ob diese Aufgabe zum 2. Beziehungen und den dennoch viel Interessantes tistiken sind die Knaben häufiger dere Bedürfnisse oder mit nieder-
einen ermöglicht sie die Vereinbar- Wohl der Kinder und zu deren best- Interaktionen über Häufigkeit, Art und Schwere betroffen als die Mädchen. schwelligen (einfachen) Massnah-
keit von Beruf und Familie und wirkt möglichen positiven Entwicklung er- 3. Inklusion und Partizipation der Beeinträchtigung, Art der men werden nicht berücksichtigt.
so dem Fachkräftemangel entgegen. füllt werden kann, hängt entschei- 4. Elternbeteiligung und Schulung und Wohnform der be- Die Mehrheit besucht Der Unterschied zwischen Mäd-
Zum andern fördert sie die Chan- dend von der Qualität der Angebo- Familienzusammenarbeit troffenen Kinder. eine Regelschule chen und Knaben zeigt sich auch
cengerechtigkeit. Jeder Franken, der te ab. Neben einem adäquaten Be- 5. Sicherheit, Gesundheit Mit Blick auf die UNO-Behinderten- bei der Schulform: Zwei Drittel der
hier investiert wird, fliesst vielfach treuungsschlüssel und der notwen- und Ausstattung 10 000 Kinder mit rechtskonvention, die ein inklusives institutionell betreuten Kinder sind
an die Gesellschaft zurück. digen Qualifikation der Mitarbeiten- 6. Personal und Qualifikation schwerer Behinderung Bildungssystem verlangt (vgl. Seite Knaben. Die Zahlen haben sich in
den fordert kibesuisse daher auch 7. Management und Demnach gibt es in der Schweiz 4) ist auch die Schulform bedeut- den letzten beiden Jahrzehnten ins-
Wo gibt es Handlungsbedarf? die Umsetzung von fortlaufenden Administration rund 54 000 Kinder von 0 bis 14 sam. Hier sind die Zahlen genauer: gesamt nur wenig verändert. (AH)
In der Schweiz fehlt es an einer na- Qualitätsentwicklungsprozessen 8. Gesamtkonzeption Jahren mit einer Behinderung (5% Im Schuljahr 2017/18 nahmen
tionalen Koordination und an durch standardisierte und transpa- und Regeln aller Kinder). 52 000 von ihnen le- 42 101 Lernende verstärkte sonder-
schweizweiten Aufsichts- und Bewil- rente Instrumente, wie sie zum Bei- ben zuhause. Von diesen wie- pädagogische Massnahmen in An- Quelle/weiterführende Informationen:
ligungsstandards im Bereich der fa- spiel der QualiKita-Standard vorgibt Beide Kinderhäuser Imago derum sind 8000 durch die Behin- spruch. Dies entspricht 4,5% aller www.statistik.ch (Statistiken finden –
Wirtschaftliche und soziale Situation
milienergänzenden Bildung und Be- (siehe Kasten). Mehr Infos: der Stiftung visoparents sind derung stark eingeschränkt. Hinzu Schülerinnen und Schüler der obli- der Bevölkerung – Gleichstellung von
treuung von Kindern. Es gibt keine kibesuisse.ch (kibesuisse News) Qualikita-zertifiziert. kommen 2000 Kinder, die in einem gatorischen Schule. Menschen mit Behinderungen)
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