SAMARITER - Solidarität in der Pandemie 14 AKTUELL - Schweizerischer ...
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2/20 SAMARITER Das Verbandsmagazin des Schweizerischen Samariterbunds Solidarität in der Pandemie 12 WISSEN 14 AKTUELL 30 INTERVIEW Wie Viren unseren COVID-19 bestimmt Roman Burkart über die Körper austricksen den Terminplan Kreislaufstillstand-Strategie
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EDITORIAL DA, WENN MAN UNS BRAUCHT Liebe Samariterinnen, liebe Samariter Die vergangenen Wochen und Monate waren eine der Unterstützung von Partnerorganisationen. An- grosse Herausforderung für uns alle, und noch ist dere helfen beherzt in ihrer direkten Nachbar- nicht absehbar, wie sich die Lage weiter entwickelt. schaft. Bereits der regelmässige Kontakt am Tele- Sicher ist aber, dass wir als Samariterinnen und fon, das Zuhören und Beruhigen können in dieser Samariter gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Zeit sehr viel bewirken. Pandemiebewältigung leisten. Für all die guten Samaritertaten danke ich Euch Als Erste-Hilfe-Organisation wissen wir: Jeder ganz herzlich! kann Leben retten. Aktuell tun wir genau das, in- dem wir uns an die Vorgaben des Bundes halten, Ihr beweist damit vor allem eines: Auf die Sama- die Verhaltens- und Hygienemassnahmen umset- riterinnen und die Samariter ist Verlass. Auch in zen und unsere Mitmenschen, die Gemeinden und schwierigen Zeiten sind wir da, wenn man uns Behörden unterstützen. Gehen wir als Vorbild vo- braucht. Das ist gelebte Solidarität. Durch unser ran, und vergessen wir dabei nie, wie wichtig der gemeinsames Engagement können wir zeigen, Selbstschutz ist: Denn nur wenn wir gesund blei- dass wir alle zusammen die Samariter Schweiz ben, können wir anderen helfen. sind. Gemeinsam sind wir stark. Als Samariterin bin ich gerade in solchen Zeiten ganz besonders Praktisch alle von uns verfügen zudem über die stolz darauf, Eure Präsidentin sein zu dürfen und IVR Stufe 2 und sind somit erprobt in Erster Hil- mit Euch diesen Weg zu gehen. Denn Samariter- fe auf verschiedene Arten. Einige von uns haben sache ist Herzenssache, in jeder noch so schwieri- sogar den Pandemiekurs absolviert und können gen Phase des Lebens. direkte Unterstützung anbieten. Ich wünsche Euch von Herzen viel Erfolg und vor Ich weiss, dass sehr viele von Euch bereits einen allem: Bleibt gesund! wichtigen Beitrag geleistet haben und dies immer noch tun. Sei es bei Einsätzen für Gesundheitsein- INGRID OEHEN richtungen, Gemeinden und Behörden oder bei Präsidentin Schweizerischer Samariterbund 3 samariter 2/2020
6 HELFENDE HÄNDE GEGEN CORONA 12 DIE WELT DER VIREN 14 COVID-19 BESTIMMT DEN TERMINPLAN 22 VOM AUSBRUCH ZUR PANDMIE 38 SO WIRKEN SEIFE, MASKE UND CO. INHALT 15 AKTUELL 20 VEREINE UND 30 REDE UND Neue Wege in der VERBÄNDE ANTWORT Mittelbeschaffung Ostschweiz wählt Kreislaufstillstand: Des- Samariterin des Jahres halb braucht es eine Starke Partnerschaft nationale Strategie für Erste-Hilfe-Wissen Kurzmeldungen aus dem Vereinsleben 32 DIGITAL Mehr Spielspass im Alarmierungssystem komplett neuen 26 BLUTSPENDE «made in Ticino» Erste-Hilfe-Spiel Junge Männer braucht das Land 34 WISSEN Grosses Interesse am Unfall mit dem Elektro- Einführungskurs für 29 SIE SIND DRAN auto: Was Ersthelfer Vorstandsmitglieder Rätsel und Sudoku beachten sollten 4 samariter 2/2020
IMPRESSUM «samariter» 2/2020 Erscheinungsdatum: 13. Mai Herausgeber Schweizerischer Samariterbund SSB Martin-Disteli-Strasse 27 Postfach, 4601 Olten Telefon 062 286 02 00 Telefax 062 286 02 02 redaktion@samariter.ch www.samariter.ch Abonnemente, Adressänderungen schriftlich an obige Adresse Abonnementspreis Einzelabonnement für Aussenstehende: Fr. 33.– pro Jahr 4 Ausgaben pro Jahr Auflage: 22 600 Exemplare Redaktion Christoph Zehnder (cze) Matthias Zobrist (mzo) Stefanie Oehler (soe) Westschweiz: Chantal Lienert (cli) Südschweiz: Mara Zanetti Maestrani (m.z.) Sekretariat: Monika Nembrini Telefon 062 286 02 00 Telefax 062 286 02 02 redaktion@samariter.ch Postadresse: Redaktion «samariter» Postfach, 4601 Olten Inserate Fachmedien Zürichsee Werbe AG Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa 36 AUS DEM Telefon 044 928 56 11 Telefax 044 928 56 00 WARENSHOP samariter@fachmedien.ch Auch die Autoapotheke www.fachmedien.ch braucht ab und zu einen Service Layout, Druck, Versand Stämpfli AG, 3001 Bern 40 AUS DER SRK-FAMILIE Sauberes Wasser für Ghana dank Hilfe aus der Schweiz 43 SERVICE Meinungen und mehr 5 samariter 2/2020
SCHWERPUNKT SOLIDARITÄT IN DER PANDEMIE DER KERN DES SAMARITER- GEDANKENS Die Corona-Pandemie stellt das Samariterwesen auf eine harte Probe. Gleichzeitig ruft sie das Beste in den Sama- riterinnen und Samaritern hervor, die sich in einer schwierigen Zeit auf vielfältige Weise solidarisch zeigen. TEXT: Christoph Zehnder, Chantal Lienert und Mara Zanetti Maestrani FOTOS: Remo Nägeli, zVg 6 samariter 2/2020
Zeitpunkt nicht mehr als eine Randnotiz. Mit steigenden Fallzahlen in den Nachbarländern än- dert sich das schnell. Ende Februar wird der ers- te Fall von Covid-19 im Tessin bestätigt. Die Massnahmen und Empfehlungen des Bundes haben grosse Auswirkungen auf das Samariter leben. Für Bevölkerungs- und Firmenkurse gel- ten zunächst neue Verhaltensregeln. Auf das Hän- deschütteln wird ebenso verzichtet wie auf das Beatmen der Übungspuppe. Teilnehmende sind aufgefordert, die Hygienemassnahmen strikt zu befolgen, und werden bei Krankheitssymptomen vom Kurs ausgeschlossen. Viele Sanitätsdienste werden nach dem Verbot von Grossveranstaltun- gen ohnehin hinfällig. Am 16. März erklärt der Bundesrat schliesslich die «ausserordentliche Lage» und verschärft kurz darauf das Versammlungs- verbot. Der Präsenzunterricht an allen Unter- richtsstätten wurde bereits eingestellt. Damit sind ab Mitte März praktisch sämtliche Samariter aktivitäten auf Eis gelegt. Kurse, Übungen, Wei- terbildungen, Versammlungen – alles wird abge- sagt oder bis auf Weiteres verschoben. • «Wer einen solchen Einsatz leistet, ist mit Herz und Seele Samariter.» • Pragmatische Lösungen und Eigeninitiative Innert kurzer Zeit kommt ein grosser Teil des öf- fentlichen Lebens – und damit auch des Vereins- lebens – zum Stillstand. Nur die Blutspendea k tionen laufen weiterhin. Das Coronavirus hat aber auch in diesem Bereich einiges durcheinander Samariter im Einsatz beim Corona-Drive-in- gebracht. Während mancherorts Spender abge- Testzentrum in Bern. wiesen werden müssen, damit die Sicherheits- massnahmen eingehalten werden können, fehlen andernorts langjährige Spender, weil sie einer Risikogruppe angehören. Aus demselben Grund können viele erfahrene Samariterinnen und Sa- Anfang Januar deutet noch wenig auf ein mariter nicht oder nur eingeschränkt an den aussergewöhnliches Samariterjahr 2020 Spendenaktionen teilnehmen. Kommt hinzu, hin. In den Vereinen werden die ersten dass viele Spendenlokale nicht mehr verfügbar Monatsübungen durchgeführt, Jahres- sind. In solchen Situationen sind pragmatische versammlungen und kommende Sani- Lösungen gefragt. «Wir haben einen kantonalen tätsdienste geplant, und nach den Feier- Pool eingerichtet, für den sich bereits etwas mehr tagen füllen sich auch die Anmeldeplätze als 30 Samariterinnen und Samariter angemeldet für die Bevölkerungskurse wieder. Das haben», sagt Véronique Stoller, Präsidentin des neuartige Coronavirus ist zu diesem Waadtländer Kantonalverbands auf Anfrage. Ihre 7 samariter 2/2020
SCHWERPUNKT SOLIDARITÄT IN DER PANDEMIE Genfer Amtskollegin Ariane Chassot ist derweil zen sie die Gemeinschaft in der Pandemiesitua um die Situation der Ausbilder besorgt. Ihr Ver- tion – genau so, wie sie im Notfall einer verletzten band unterhält ein Team von professionellen Aus- Person helfen würden. bildern, die derzeit nicht arbeiten dürfen. Für insgesamt acht Personen musste die Präsidentin deshalb Kurzarbeit beantragen. Corona-Test bei den Samaritern Dank ihrer Ausbildung sind Samariterinnen und • Samariter eine wertvolle Unterstützung für das öffentliche Gesundheitswesen. Das wissen auch «Die Menschen fühlen sich die Behörden. Auf verschiedenen Ebenen wurde darum frühzeitig die Zusammenarbeit gesucht. sicher bei den Samaritern.» In mehreren Kantonen stehen Samariterinnen • und Samariter im Einsatz, um das Fachpersonal zu entlasten. Das Kantonsspital Luzern zum Bei- spiel hat Mitte März auf Notfallbetrieb umgestellt Im Tessin, das bekanntlich erheblich von Co- und seine Kapazitäten für die Behandlung von vid-19 betroffen ist, trifft es auch die Samariter- Covid-19-Patienten ausgebaut. Samariterinnen bewegung besonders hart. In Anbetracht der vie- und Samariter leisten dabei einen wichtigen Bei- len Einschränkungen hat der Kantonalverband trag. «Sie machen Abstriche für Schnelltests, prü- die Zusammenarbeit mit dem Blutspendezentrum fen die Vitalzeichen und kümmern sich um die gesucht und vor allem junge Samariterinnen und Erstversorgung. In der Nacht unterstützen sie Samariter aufgerufen, sich zu engagieren. Sei es ausserdem die Bettenstationen», erklärt Claudia beim Empfang oder beim Transport von Spen- Schatzmann vom Kantonalverband Luzern. Sie dern. All das natürlich immer unter Einhaltung koordiniert den Einsatz und kann auf einen Pool der gültigen Vorsichtsmassnahmen. Viele Tessi- von rund 90 Personen aus allen Ecken des Kan- ner Samaritervereine haben von sich aus Kontakt tons zurückgreifen. Die Aktion konnte auf Initi- mit lokalen Behörden aufgenommen. Ihre Mit- ative von SSB-Zentralpräsidentin Ingrid Oehen, glieder erledigen Einkäufe oder kleinere Boten- die am Luzerner Kantonsspital den Bereich Bil- gänge für gefährdete Mitmenschen. Samariter- dung leitet, innert kürzester Zeit umgesetzt wer- vereine in der ganzen Schweiz tun es den Tessinern den. Es ging alles sehr schnell. Mittlerweile habe gleich. Durch Eigeninitiative beweisen sie ihre sich der Betrieb gut eingependelt, sagt Claudia Solidarität in einer schwierigen Zeit. In ihrem Schatzmann. Trotzdem müsse man oft flexibel Umfeld, in Zeitungen, in sozialen Medien und sein. Etwa dann, wenn es kurzfristig zu Ausfällen auf anderen Kanälen bieten sie ihre Hilfe an. im Einsatzplan komme. Die Samariterin windet Spontan, unkompliziert und verlässlich unterstüt- ihren Kolleginnen und Kollegen ein Kränzchen: «Höchstens zwei Anrufe braucht es, bis ein Ersatz gefunden ist. Alle sind sehr motiviert.» Diese grosse Hilfsbereitschaft ist für sie der Kern des Samariterwesens: «Alle, die einen solchen Einsatz leisten, sind mit Herz und Seele Samariter.» Eine ähnliche Aufgabe wie ihre Luzerner Kolle- gen haben Anfang April Berner Samariterinnen und Samariter in einem Drive-in-Testzentrum in Bern übernommen. Mit der geplanten Eröffnung eines Walk-in-Testzentrums könnten insgesamt bis zu 1000 Tests pro Tag durchgeführt werden, auf Voranmeldung und ohne ärztliche Überwei- sung. Die Samariter machen Abstriche, erfassen die Personalien von Testpersonen und überneh- men administrative Aufgaben. «Pro Schicht ste- hen zehn bis zwölf Leute im Einsatz. Eine Schicht dauert jeweils vier Stunden», erklärt André Rog- Probelauf für einen Abstrich im Drive-in-Testzentrum. Für diese Posi gli vom Kantonalverband Bernischer Samariter- tion ist Vollschutz vorgeschrieben. vereine. Die Schichten sind so geplant, dass sie 8 samariter 2/2020
Samariter und Militär-Sanitäter stehen gemeinsam im Einsatz. sich überlappen und eine geordnete Übergabe zern umfassen die Anweisungen ganze sechs Sei- stattfinden kann. Über 100 Personen aus ver- ten. In Bern übt man den richtigen Umgang mit schiedenen Vereinen im gesamten Kanton haben Schutzmaterial unter anderem mithilfe von Schu- sich auf den Aufruf des Verbands gemeldet. Die lungsvideos (zu sehen auf redcross.ch/schulung- Einsatzbedingungen, etwa das Arbeiten im Voll- testzenter), die in Zusammenarbeit mit der Sani- schutzanzug, sind zu Beginn etwas gewöhnungs- tätspolizei Bern eigens zu diesem Zweck erstellt bedürftig. Auf der Abstrich-Position ist der Voll- wurden. «Alle bekommen vor dem Start eine schutz aber zwingend. «Wenn jemand lieber nicht gründliche Einführung», sagt André Roggli. Eine auf diesem Posten arbeiten will, ist das kein Pro- umfassende Vorbereitung, gute Betreuung und blem», sagt André Roggli. Es werde ohnehin da- klare Vorschriften sollen das Infektionsrisiko auf rauf geachtet, dass die Helfer immer wieder auf ein Minimum reduzieren. Sie stärken aber auch verschiedenen Positionen eingesetzt würden. Das das eigene Sicherheitsgefühl, was gerade in dieser mache den Einsatz auch interessanter. Der Berner aussergewöhnlichen Situation wichtig ist. Koor- Samariter und ehemalige Ausbilder ZO hat das dinationsleiterin Claudia Schatzmann teilt Neu- Pilotprojekt auf dem BEA-Expo-Areal in Bern im linge bei ihrem Ersteinsatz deshalb immer einer Auftrag des SRK mit aufgebaut. Bis Redaktions- erfahrenen Person zu. Trotz aller Routine: Res- schluss liefen in mehreren Kantonen Abklärun- pekt vor dem Virus haben alle, Angst wäre aber gen für weitere Testzentren nach dem Berner fehl am Platz. «Wenn man sich an die Massnah- Modell. men hält, ist die Chance einer Ansteckung kleiner als beim Einkaufen», sagt Claudia Schatzmann. Wie bei einem Ersthelfer-Einsatz steht auch in Und auch André Roggli weiss: «Hundertprozen- den Testzentren der Selbstschutz an erster Stelle. tige Sicherheit gibt es nicht. Solange man aber Die Sicherheitsmassnahmen sind streng. In Lu- sauber arbeitet, kann eigentlich nichts passieren. 9 samariter 2/2020
SCHWERPUNKT SOLIDARITÄT IN DER PANDEMIE Auch die Öffentlichkeit nimmt Notiz von diesem Engagement. Allen voran natürlich jene, die sich testen lassen. «Wir erleben eine grosse Wertschät- zung von den Menschen», bestätigt André Roggli. «Sie registrieren sehr wohl, dass es Samariter sind, die sie testen. Viele sind dafür sehr dankbar.» Ähn- liche Erfahrungen macht man auch in Luzern: Die Rückmeldungen vom medizinischen Fachpersonal sowie von den Behörden sind sehr positiv, berichtet Claudia Schatzmann. Die zu testenden Personen bringen den freiwilligen Helfern zudem grosses Ver- trauen entgegen: «Die Menschen fühlen sich sicher bei den Samaritern», sagt sie. Sie ist überzeugt, dass der Einsatz auch die Samariterinnen und Samariter Am Kantonsspital Luzern entlasten Samariter das Spitalpersonal. selbst enger zusammenschweisst. (Foto: zVg) Ob im Spital, in der Nachbarschaft, beim Blutspen- den oder untereinander – Samariterinnen und Sa- mariter beweisen mit ihren vielfältigen Aktionen während der Pandemiesituation eindrücklich, dass Darauf wird sehr geachtet.» Weder in Luzern Solidarität – einer der sieben Rotkreuzgrundsätze – noch in Bern war zum Zeitpunkt unserer Anfra- mehr als ein Schlagwort für sie ist. Sie ist der eigent- ge eine Ansteckung mit SARS-CoV-2 im Rahmen liche Kern des Samaritergedankens. Solidarität ist des Testbetriebs bekannt. eine Lebenseinstellung, die besonders in schwierigen Zeiten zum Vorschein kommt. Ein gemeinsames Problem bewältigen Die Samariterinnen und Samariter sind bei ihren Einsätzen nicht allein. Sie handeln stets unter Anleitung von Pflege- und Fachpersonal und kön- nen sich bei Unsicherheiten auch an dieses wen- den. In Luzern werden die Spitäler zusätzlich von der Armee unterstützt, in Bern arbeiten die Sa- mariterinnen und Samariter gemeinsam mit An- gehörigen des Schweizerischen Militär-Sanitäts- Verbands. Für Gärtchendenken ist in dieser Situation kein Platz. Alles muss funktionieren, man muss sich aufeinander verlassen können. Der CORONAVIRUS, COVID-19 gemeinsame Einsatz hat sogar einen positiven Ne- UND SARS-COV-2 Die verschiedenen Begriffe rund um das neuartige Virus • sorgen oft für Verwirrung. In der Öffentlichkeit ist häufig «Wir erleben eine grosse schlicht vom Coronavirus die Rede. Streng genommen handelt es sich dabei um eine Virenfamilie, der auch das Wertschätzung.» neuartige Virus angehört. Die wissenschaftliche Be- • zeichnung lautet SARS-CoV-2. Die Abkürzung steht für severe acute respiratory syndrome coronavirus 2 (schweres akutes Atemwegssyndrom Coronavirus 2). beneffekt: Die verschiedenen Organisationen ler- Covid-19 bezeichnet die durch das Virus ausgelöste nen sich besser kennen und schätzen. Wo zu an- Erkrankung und ist ebenfalls eine Abkürzung. Sie steht deren Zeiten ein gewisses Konkurrenzdenken für coronavirus disease 2019 beziehungsweise nicht ungewöhnlich ist, arbeitet man jetzt Hand Coronavirusk-Krankheit 19. Die Nummer bezieht sich in Hand an der Bewältigung eines gemeinsamen, auf das Jahr 2019, in dem die Krankheit erstmals be- grösseren Problems. schrieben wurde. 10 samariter 2/2020
200010/0320 40 JAHRE HAND IN HAND MIT DEINER GESUNDHEIT! N U P F E N B E I H E USCH SIMI LASAN Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilagen. Similasan AG
WISSEN Die Welt der Viren Viren sind der Auslöser für viele Infektionskrankheiten. Aber wie funktionieren Viren überhaupt, und warum sind sie so erfolgreich? TEXT: Christoph Zehnder Sie befallen Menschen, Tiere, Pflanzen, Pilze und keine Infektion statt. Kann das Virus aber in die Bakterien und kommen so ziemlich überall vor. Ihr Zelle eindringen, programmiert es diese zu einer Aufbau ist relativ einfach, ihre Tricks umso erfolg- Virenfabrik um. Die Zelle produziert dann neue reicher. Vermutlich sind sie so alt wie das Leben Viruspartikel, die wiederum neue Zellen befallen. selbst, gelten aber allgemein nicht als Lebewesen. Dieser Kreislauf wiederholt sich immer wieder, so- Manchmal machen sie uns krank, und manchmal dass sich das Virus rasend schnell ausbreitet. Meis- sind sie sogar nützlich. Sehen kann man sie nur tens sterben die befallenen Zellen bei diesem Pro- unter dem Elektronenmikroskop. Es gibt vieles, was zess ab, der Körper wird krank. wir noch nicht über Viren wissen. Aber eines ist sicher: Viren sind sonderbar. Trickreicher Eindringling Sobald das körpereigene Immunsystem den Ein- Wandelndes Kopierprogramm dringling erkannt hat, setzt sich ein Abwehrmecha- Viren existieren in verschiedenen Formen und Grö- nismus in Gang. Befallene Zellen werden neutrali- ssen. Manche sind rund, andere eher stäbchenför- siert, die Virenproduktion gestoppt. Nach einer mig. Die meisten untersuchten Arten messen im Infektion erinnert sich das Immunsystem an den Durchmesser zwischen 20 und 300 Nanometer. Erreger. Der Körper wird immun. Das Problem ist Zum Vergleich: Ein menschliches Haar ist etwa nur: Viren sind sehr anpassungsfähig und mutieren 60 000 Nanometer dick. Sie sind viel kleiner als Bak- ständig. Das für die Grippe verantwortliche Influ- terien. Wie viele Viren es gibt, kann nur geschätzt werden. Alleine die Säugetiere sollen über 300 000 verschiedene Arten beherbergen. Identifiziert wur- den bis heute zirka 3000. Im Wesentlichen bestehen Viren aus ihrem Erbmaterial in Form von Nuklein- säure und einer Proteinkapsel. Man könnte sagen: Viren sind ein wandelndes Kopierprogramm mit Verpackung. Manche haben auch noch eine äusse- re Hülle, so auch die Coronaviren. Die Fortsätze auf deren Hülle erinnern an einen Kranz oder eine Krone, auf Lateinisch Corona. Viren besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nicht selbstständig vermehren, was sie von den Bakterien unterscheidet. Für die Fortpflan- zung benötigen sie die Zellen von anderen Organis- men. Viruspartikel ausserhalb von Zellen bezeich- net man als Virion. Virionen docken an die Wirtszellen an und schmuggeln so ihr Erbgut hin- ein. Dazu brauchen sie aber den passenden Schlüs- sel. Sie können deshalb nur bestimmte Zellen be- fallen. Passt der Schlüssel nicht zum Schloss, findet 12 samariter 2/2020
enzavirus ist damit sehr erfolgreich. Indem es seine Viren zur Heilung Oberfläche verändert, findet es immer wieder einen Es ist oft gar nicht so einfach, zu erkennen, ob Bak- passenden Schlüssel. Darum muss auch bei jeder terien oder Viren für eine Infektion verantwortlich Grippewelle wieder ein neuer Impfstoff her. Durch sind. Für die Behandlung ist das aber wichtig. Gegen Mutation können Viren die Artenbarriere über- eine Vireninfektion sind Antibiotika zum Beispiel springen. So kann es sein, dass ein Tiervirus plötz- nutzlos (ausser es kommt zu einer Sekundärinfekti- lich auch Menschen befällt. Wo Menschen und on durch Bakterien). Das Gegenstück zu Antibioti- Tiere eng beieinanderleben, ist dieses Risiko grö- ka sind Virostatika. Diese Medikamente wirken auf sser. Auch das neuartige Coronavirus steht im Ver- den Stoffwechsel ein und können sehr starke Neben- dacht, aus der Tierwelt auf den Menschen überge- wirkungen auslösen. Durch ihre grosse Anpassungs- sprungen zu sein. Um von einer Person zur nächsten fähigkeit besteht zudem immer die Möglichkeit, dass zu springen, gehen Viren unterschiedliche Wege. die Viren resistent werden. Gegen viele Virenerkran- Einige verbreiten sich über Tröpfcheninfektion. kungen gibt es wirksame Impfstoffe. Durch die Imp- Beim Husten, Niesen oder auch Sprechen gelangen fung lernt das Immunsystem, wie es ein Virus be- sie in die Luft und so zum nächsten Organismus. kämpfen kann. Durch gezieltes Impfen ist es möglich, Die Ansteckung über Berührung mit infizierten ein Virus auszurotten. Gegen die Pocken ist das Personen oder kontaminierten Gegenständen nennt gelungen. Seit 1977 wurde keine Erkrankung mehr man Schmierinfektion. Manche Virenarten ver- registriert. Die Entwicklung von Impfstoffen ist aber schaffen sich Zugang mittels Insektenstichen, wäh- aufwendig. Die trickreichen Viren machen es der rend andere nur durch den Austausch von Körper- Wissenschaft nicht leicht. Noch immer wird zum flüssigkeiten übertragbar sind. Beispiel an Impfungen gegen HIV geforscht. Die Folgen einer Virusinfektion können ganz un- Viren haben verständlicherweise einen schlechten terschiedlich sein. Viele Infektionen verursachen Ruf. Sie haben aber auch nützlichen Seiten. Im Meer eine akute Erkrankung. Andere rufen nur leichte sorgen sie dafür, dass sich Algen nicht endlos ver- oder gar keine Symptome hervor. Herpes kann lan- mehren. Im Körper halten sie schädliche Bakterien ge unbemerkt im Ruhezustand verharren, bevor es in Schach. Die Medizin hat gerade erst damit be- sich bemerkbar macht. Oft tut es das, wenn das gonnen, ihre Eigenschaften zu nutzen. Viren haben Immunsystem bereits geschwächt ist. Andere Viren also das Potenzial, neben all dem Leiden, das sie – zum Beispiel HIV – verursachen chronische In- verursachen, zu wirksamen Werkzeugen im Kampf fektionen. Mittlerweise weiss man auch, dass man- gegen andere Krankheiten zu werden. che Viren die Entstehung von Tumoren begünstigen können, zum Beispiel Hepatitis B und C. Viren unter dem Mikroskop (v. l.): Influenza, Masern, Coronaviren. (Fotos: CDC/Wikimedia) 13 samariter 2/2020
AKTUELL Pandemie und ihre Folgen Was bedeutet die Pandemie-Situation für die Samaritertätigkeiten und geplante Veranstaltungen? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick. Welche Aus- und Weiterbildungen sind be- fen sich neu am 21. November 2020 in Frauen- troffen? feld. Alle Lehrgänge und Weiterbildungen der Erwach- • Für die Herbstkonferenz musste ebenfalls ein senen und der Jugend sowie die geplanten Wei- Ersatzdatum gefunden werden. Neues Datum: terbildungstagungen bis Ende Juli 2020 wurden 23. Januar 2021. abgesagt. Bereits geleistete Arbeiten wie Vorbe- • Das Jugendlager (JuLa) des SSB, das am Pfingst- reitungsaufträge, Praktika, Standortbestimmung wochenende in der Deutsch- und Westschweiz verfallen jedoch nicht. hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. Das nächste JuLa wird vom 22. bis 24. Mai 2021 Was bedeutet das für die Zertifizierungen? durchgeführt. Durch diese Absagen – wie auch diejenigen von Vereinsübungen – gehen Weiterbildungsstunden Wie wirkt sich die Pandemie-Situation auf die verloren. In Absprache mit den Zertifizierungsstel- Geschäftsstelle aus? len gelten für die Rezertifizierungen folgende Lö- Von der Geschäftsstelle werden diejenigen Aufga- sungen: ben prioritär bearbeitet, die der Pandemiebewäl- tigung dienen. Das heisst: die Unterstützung der • SRC: Das Zertifikat wird um sechs Monate über Kantonalverbände, der Vereine und der Samarite- die aktuelle Frist verlängert. rinnen und Samariter bei der Ausführung zusätz- • IVR: Das Stufenzertifikat wird um sechs Mona- licher Aufgaben sowie die Pandemie-Information te über die aktuelle Frist verlängert. Den Verei- und -Kommunikation. Eine weitere zentrale Auf- nen wird empfohlen, die Kurse samt Teilneh- gabe besteht in der Koordination der Pandemie- mern stehen zu lassen und das Kursdatum zu bewältigung mit dem Schweizerischen Roten ändern, sobald ein neuer Termin feststeht. Kreuz (SRK), den Rotkreuz-Organisationen • SGS: Die SGS stellt betroffenen Kursleitenden (RKO) und Rotkreuz-Rettungsorganisationen für die Zeit vom Rezertifizierungsdatum bis (RK-RO) sowie mit den Behörden (national und 31. Dezember 2020 ein temporäres Kompetenz- kantonal). Anfragen, Aufträge und Anliegen, die zertifikat aus. Es handelt sich um eine automa- nicht im Zusammenhang mit der Pandemiebewäl- tische Verlängerung, sofern die Rezertifizierung tigung stehen, werden bis auf Weiteres nicht prio- nicht bereits ordentlich beantragt wurde. An- ritär behandelt. Die Geschäftsleitung und der schliessend wird für die Restlaufzeit ein neues Zentralvorstand haben zudem ein Pandemie-Team offizielles Zertifikat ausgestellt. gebildet. Mit Pandemie-Newslettern werden Ver- bände und Vereine laufend über die aktuelle Situ- Findet die Samaritersammlung statt? ation informiert. Sämtliche Informationen sind Aufgrund der Pandemie-Situation verzögert sich auch im Extranet verfügbar. (SSB) auch die Samaritersammlung (SamSam). Anstatt wie geplant vom 24. August bis 5. September findet sie voraussichtlich in den Kalenderwochen 39/40 vom 21. September bis 3. Oktober 2020 statt. WICHTIGER HINWEIS Welche weiteren Anlässe sind betroffen? • Die Präsidentenkonferenz, die am 21. und Die aufgeführten Daten und Informationen entspre- 22. März 2020 hätte stattfinden sollen, wird am chen dem Stand zum Zeitpunkt des Redaktions- 22. August in Nottwil durchgeführt. schlusses und können aufgrund der dynamischen • Die Abgeordnetenversammlung musste eben- Situation kurzfristig ändern. Beachten Sie bitte die falls verschoben werden. Die Abgeordneten tref- aktuellen Informationen im Extranet. 14 samariter 2/2020
AKTUELL NEUE WEGE ZUR MITTELBESCHAFFUNG Im April wurde ein Spendenmailing an rund zwei Millionen Haushalte in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz versandt. Der grossartige Einsatz der Samariterinnen und Sa- Eine solche Ausweitung der Spenderbasis ist für mariter im Rahmen der Pandemiebewältigung die Samariterinnen und Samariter für die Zukunft macht die Wichtigkeit unseres Milizsystems für die wichtig. Seit Beginn der Pandemie übernehmen sie Bevölkerung besonders deutlich. Allzu häufig aber wichtige Aufgaben und entlasten Behörden sowie geht im Alltag vergessen, welche wichtigen Aufga- Gesundheitseinrichtungen oder unterstützen Pri- ben das Samariterwesen Tag für Tag übernimmt. vatpersonen. Es haben jedoch nicht alle Verbunds- Voraussetzungen dafür sind der unermüdliche Ein- mitglieder Leistungsverträge mit Kantonen oder satz der Samariterinnen und Samariter in der Ersten Gemeinden. Das hat auch Auswirkungen auf die Hilfe wie auch die Sicherstellung der für solche Ein- finanzielle Situation der Vereine. Aus diesem Grund sätze erforderlichen Aus- und Weiterbildungen und und aufgrund der Rückmeldungen im Strategiepro- Übungen. Die Beispiele aus der Pandemiebewälti- zess wurden in Anbetracht der ausserordentlichen gung erinnern daran, wie wichtig das Samariterwe- Lage neue Wege der Mittelbeschaffung gewählt. sen ist und dass wir auf allen Ebenen unseres Ver- Die Spenden werden direkt und indirekt an die bundes auf Spenden angewiesen sind. Dabei spielt Vereine gehen: Direkt, da ein Anteil der Spenden Aktualität eine zentrale Rolle. Die Samaritersamm- an die Kantonalverbände ausgeschüttet wird, die lung konnte aufgrund der dafür benötigten Vorlauf- diese Mittel an ihre Samaritervereine weitergeben zeit nicht kurzfristig früher durchgeführt werden. können. Und indirekt, weil aufgrund der Spenden Ausserdem hätten die vom Bund verordneten die finanzielle Situation des Schweizerischen Sama- Schutzmassnahmen die Sammlungsaktivitäten der riterbunds so verbessert werden soll, dass weniger Vereine verunmöglicht. Mit Spendenmailings kön- Mittel durch die Verbände und Vereine eingebracht nen ausserdem zusätzliche Personen erreicht werden. werden müssen. (SSB) PARTNERSCHAFT ZWISCHEN SRK UND HELSANA SRK und Helsana haben einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Davon profitieren auch Samaritervereine und Kantonalverbände. Helsana und das Schweizerische Rote Kreuz • Die Geschäftsstelle übernimmt zur Entlastung (SRK) engagieren sich beide für die Gesundheit der Verbände und Vereine die Kommunikation der Gesellschaft. Unter dem Motto «Zwei starke und auch die Rabattabwicklung. Partner fürs Leben!» sind sie deshalb eine drei- jährige Partnerschaft eingegangen. Die Partner- schaft umfasst die Themenbereiche «Entlastung Unterstützung für Samariter betreuende Angehörige» und «Erste Hilfe». Die im Pandemieeinsatz Umsetzung im Bereich «Erste Hilfe» erfolgt in Aus aktuellem Anlass leisten die Partner einen ge- enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen meinsamen Beitrag zur Bewältigung der Covid- Samariterbund. Davon profitieren auch die Kan- 19-Pandemie. Helsana spendet dem SRK eine tonalverbände und Samaritervereine: Million Schweizer Franken. Damit werden Schutz- • Kunden und Mitarbeitende von Helsana werden material für den Freiwilligendienst und Unter- zum Besuch von Erste-Hilfe-Kursen motiviert stützungsangebote des SRK und der SRK-Ret- und erhalten Rabatt. Dieser wird über die Part- tungsangebote finanziert. Samaritervereine und nerschaft finanziert, den Vereinen und Verbän- Kantonalverbände, die einen Einsatz zur Pande- den entstehen keine Einbussen. miebewältigung leisten, können für ihre Projekte • Durch die schweizweite Sensibilisierung für Ers- ebenfalls Unterstützung beantragen. (SSB) te Hilfe rückt das Thema stärker in den Fokus, und damit auch die Arbeit der Samariterinnen INFORMATIONEN AUF: und Samariter. redcross.ch/de/coronavirus/intervention 15 samariter 2/2020
AKTUELL Mehr Spielspass im Nothilfekurs Das Erste-Hilfe-Spiel des SSB ist ein wichtiges Element im Selbstlernteil des Nothilfekurses Blended Learning. In den vergangenen Monaten erhielt es eine intensive Auffrischungskur. TEXT: Matthias Zobrist Mit der Lancierung des Nothilfekurses Blended führt hatte. Der Kurs als Ganzes erhielt gute Noten. Learning 2012 hat der SSB auch ein Erste-Hilfe- Das Erste-Hilfe-Spiel wurde dagegen teilweise Spiel veröffentlicht. Eigenständig und auf spiele- kritisch bewertet. Einerseits wurden technische rische Weise können sich die Kursteilnehmer/in- Mängel angeführt: Der benötigte Speicherplatz der nen via Handy oder Tablet Erste-Hilfe-Wissen App sei zu gross oder die Bedienung des Spiels aneignen: Handelt es sich bei den dargestellten mühsam und fehlerhaft. Anderseits wiesen Kom- Situationen überhaupt um einen Notfall? Wo lau- mentare darauf hin, dass das Spiel zu wenig zur ern Gefahren? Wie muss ich alarmieren? All das Vermittlung des Nothilfewissens beitrage. Auch vermitteln die verschiedenen Minispiele. Um den aus den Reihen der Kursleiter/innen gab es Anstös gesamten Parcours abschliessen zu können, ist se, was zu verbessern wäre. nebst Grundlagewissen für den Notfall auch Ge- schicklichkeit gefragt. So muss der Spieler zum Die Rückmeldungen wurden ausgewertet, analy- Beispiel durch Heben und Senken des mobilen siert und ein Konzept für eine Überarbeitung er- Gerätes eine Herzdruckmassage bei einem Pati- stellt. Klar war, dass bei dieser Gelegenheit die enten durchführen, bis die Ambulanz eintrifft. Grafiken und Animationen komplett überarbeitet Dabei erhält er ein Gefühl für den Rhythmus und werden sollten. Sie wurden nämlich von verschie- die Frequenz, die bei der Reanimation empfohlen dener Seite als zu kindlich und nicht sehr modern sind. kritisiert. Die definierten Lernziele und die Spielinhalte, die zu deren Erreichen beitragen, wurden allesamt Auf der ganzen Linie verbessert vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) geprüft. Seit diesem Frühling ist die neue Version nun im Damit ist das Spiel offiziell als Teil der Ausbildung Google Play Store und im App Store von Apple anerkannt und das spezielle Kursangebot als Ge- erhältlich. Was auf Anhieb ins Auge sticht, ist na- samtpaket von der Prüfstelle Société Générale de türlich die neue Grafik. Alle Illustrationen und Surveillance SA (SGS) zertifiziert. Animationen wurden komplett neu gemacht. Das Erscheinungsbild kommt jetzt der jugendlichen Zielgruppe angepasst daher. Viel investiert wurde Rückmeldungen ernst genommen daneben in die Benutzerfreundlichkeit. War die Die erste Version hatte einige Schwachpunkte. Das Bedienung früher an gewissen Stellen des Spiels ging unter anderem aus einer Evaluation hervor, etwas umständlich oder holperig, spielt es sich heu- die der SSB 2018 bei Teilnehmerinnen und Teil- te flüssig. Zudem wurden zwei Spielsituationen nehmern des Selbstlern-Nothilfekurses durchge- komplett neu konzipiert und allgemein die Wis- 16 samariter 2/2020
Eine Etappen des Parcours, in der Spielfigur Alice eine Notfallsituation antrifft. sensvermittlung stärker gewichtet. Zu guter Letzt erhielt das Spiel einen neuen Namen: Erste-Hilfe- Parcours. Damit wird besser zum Ausdruck ge- bracht, dass der Spieler mit dem neuen Aufbau die einzelnen Schritte in einem Notfall bewältigen muss: Notfall feststellen, Gefahren erkennen, alar- mieren, Patient beurteilen, helfen. Bei der Gestaltung der neuen Version wurde auch die Basis der Samariter einbezogen. Beispielsweise konnten verschiedene Kursleitende ihre Meinung Vermitteltes Wissen: Wie macht man einen Druckverband. zur Auswahl des Illustrators äussern oder sich in- haltlich einbringen. Nebst dieser Innensicht war das ASTRA bei der Konzepterstellung eng einge- bunden. Dadurch war stets sichergestellt, dass die Überarbeitung nicht plötzlich zum Bumerang bei der Zertifizierung wird. Mit der überarbeiteten App gewinnt der Nothil- fekurs Blended Learning nochmals deutlich an Attraktivität. Und vielleicht laden künftig nebst den Kursteilnehmenden vermehrt andere Interes- sierte das Gratis-Spiel herunter und lernen auf dem Erste-Hilfe-Parcours, wie sie im Notfall rich- tig reagieren. Geschafft: Alle Posten des Parcours sind gemeistert. 17 samariter 2/2020
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AKTUELL STARTHILFE FÜR NEUE VORSTANDSMITGLIEDER TEXT: Matthias Zobrist Wer hat eigentlich den Schweizerischen Samari- beitragen. «Das ist ein schöner Nebeneffekt des terbund (SSB) gegründet? Nicht wenige würden Kurses», meint Kursleiter Roger Hayoz. «Ich sehe bei dieser Frage wohl auf Henry Dunant tippen. den Hauptnutzen für die Teilnehmenden aber vor Schliesslich werden die Ehrenmitglieder des SSB allem darin, dass sie sich mit der aktuellen Struk- mit einer Medaille ausgezeichnet, auf der das Ge- tur des Samariterbunds und mit der Geschäftsstel- sicht des Begründers des Internationalen Komi- le in Olten vertraut machen können. Und es ist eine tees vom Roten Kreuz zu sehen ist. Doch am Ur- gute Gelegenheit, um sich mit anderen Samaritern sprung des Samariterwesens in der Schweiz steht auszutauschen und zu vernetzen.» Zum Teil über ein deutlich weniger bekannter Mann: Ernst die Geschäftsstelle gehören auch die verschiede- Möckli. Er hat 1884 den ersten Samariterkurs ver- nen Dienstleistungen, welche die Vereine nutzen anstaltet. Und vier Jahre später haben sich dank können: zum Beispiel der Printshop, die Lehrmit- seiner Initiative die ersten 14 Samaritervereine telplattform oder das Extranet, wo viele Vorlagen zum SSB zusammengeschlossen. Dort setzt der und eine Menge Wissenswertes für die Vorstands- kostenlose Kurs «Einführung für neue Vorstands- arbeit im Verein zu finden sind. mitglieder» an. In einem weiteren Schwerpunkt des Kurses setzen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ei- Vom Ursprung bis zu aktuellen ner Herausforderung auseinander, mit der sich Herausforderungen viele Vereine konfrontiert sehen: Wie gewinnen Für die tägliche Arbeit der Samariterinnen und wir neue Mitglieder und wie werden diese im Ver- Samariter mag dieses Wissen zwar nicht entschei- ein begrüsst? In Gruppen diskutieren die Sama- dend sein. Doch den Ursprung und die Entwick- riterinnen und Samariter über Abläufe und Stra- lung des SSB zu kennen, kann auch das Verständ- tegien in ihren Vereinen und erhalten durch den nis für die heutige Verbundsstruktur fördern – und Austausch wertvolle Inspiration und Gedankenan im Idealfall zu einer gemeinsamen Identifikation stösse. Kurs weckt reges Interesse Im Juni 2018 wurde der Kurs zum ersten Mal als Pilot durchgeführt. Bis heute sind drei weite- re Durchführungen dazugekommen. Eine vier- te musste diesen April wegen des Coronav irus abgesagt werden. Alle Kurse waren sehr gut be- sucht – ein Zeichen dafür, dass er neue Vorstands- mitglieder anspricht. Hauptzielgruppe sind Ver- einspräsidenten und -präsidentinnen, aber auch Mitglieder mit anderen Funktionen im Vorstand. Erstaunlicherweise waren von den bisher rund 60 Teilnehmenden aber beinahe ein Viertel Sa- mariterinnen und Samariter mit viel Wissen und Erfahrungen, nämlich Samariterlehrer und Kurs- Der Begründer des Samariterwesens in der leiterinnen. Diese Mischung macht den Kurs als Schweiz: Ernst Möckli Gefäss für den Austausch noch wertvoller. 19 samariter 2/2020
VEREINE UND VERBÄNDE Lebensretterin ist Samariterin des Jahres Ruth Bischofberger ist vom Samariterverband sagt die sichtlich gerührte «Samariterin des Jah- St. Gallen und Fürstentum Liechtenstein als res». Gleichzeitig erwähnt sie, dass sie den Titel «Samariterin des Jahres» ausgezeichnet worden. auch allen anderen Anwärtern gegönnt hätte: Sie hat einem jungen Ringer das Leben gerettet «Auch sie haben für das Samariterwesen Grossar- und stellt ihre Freizeit seit 43 Jahren in den tiges geleistet.» Dienst der Samaritertätigkeit. Wegen des Coro- navirus fand die Preisverleihung im kleinen Kreis Bei der Titelvergabe gehe es in erster Linie darum, statt. die Samaritertätigkeit generell ins Zentrum zu rü- cken. Dies unterstreicht Ursula Forrer, Präsiden- TEXT und FOTO: Ralph Dietsche tin des Samariterverbands St. Gallen und Fürs- tentum Liechtenstein: «Die Samariter sind meist stille Helfer im Hintergrund. Dies erschwert uns Der Samariterverband St. Gallen und Fürstentum die Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb sind Anlässe Liechtenstein hat im März erneut den Titel «Sa- wie dieser eine ideale Plattform, um die Leistun- mariter des Jahres» verliehen. Gewonnen hat ihn gen der Samariter zu präsentieren.» die langjährige Samariterin Ruth Bischofberger aus Oberriet. Sie ist seit 21 Jahren Vereinspräsi- dentin, seit mehr als 40 Jahren Samariterlehrerin Abgespeckte Feier und hat alleine letztes Jahr gegen 100 Stunden Ursprünglich geplant war eine würdige Feier mit Sanitätsdienst geleistet. Und dies freiwillig. In sei- zahlreichen Gästen aus den Bereichen Politik, Ge- ner Laudatio lobte der St. Galler Nationalrat und sundheitswesen, Wirtschaft und Gesellschaft bei Vertreter der Micarna, Mike Egger, die Verdiens- der Micarna in Bazenheid. Aufgrund der aktuel- te von Ruth Bischofberger: «Sie ist mit Leib und len Coronavirus-Situation wurde die öffentliche Seele Samariterin. Ausschlaggebend für den Sieg Veranstaltung vorsorglich abgesagt. Die Verlei- war für die Jury das Leben, das sie einem jungen, hung erfolgte daher im kleinen Kreis. An dieser durchtrainierten Ringer an einem Sportanlass zu- nahm nebst den Nominierten und dem Laudator sammen mit zwei Helfern gerettet hat. Genau für Nationalrat Mike Egger auch Roman Habrik, Ge- solche Situationen üben die Samariter unzählige meindepräsident von Kirchberg, teil. Dieser freu- Stunden. Dies immer in der Hoffnung, das Ge- te sich, dass «seine» Gemeinde als Durchführungs- lernte nie anwenden zu müssen. Wie sich in die- ort der Preisverleihung auserwählt wurde, und sem konkreten Fall zeigt, hat sich das Trainieren schenkte der «Samariterin des Jahres» einen Gut- gelohnt.» Nebst Bischofberger waren mit Regina schein für ein gemeinsames Frühstück auf dem Krohn (Bronschhofen), Margrit Zürcher (Ebnat- Hohen Kasten. Kappel), Daniel Beck (Triesenberg) und Roland Wetli (Au-Heerbrugg) vier weitere Samariter für den begehrten Titel nominiert. Glückliche Siegerin Für Ruth Bischofberger scheint das Jahr 2020 ein Glücksjahr zu sein. Wenige Tage vor der Preisver- leihung – am 20. Februar – hat die Samariterin ihren langjährigen Vereinskollegen und Lebens partner Peter Hutter geheiratet, und jetzt wurde ihr Einsatz für das Samariterwesen noch mit der Samariter-Trophäe gekrönt. «Die Nomination hat Ruth Bischofberger mich überrascht und sehr gefreut. Ich hätte aber ist mit Leib und nie gedacht, dass ich den Titel sogar gewinne», Seele Samariterin. 20 samariter 2/2020
VEREINE UND VERBÄNDE DREI SAMARITER VEREINE SCHLIESSEN SICH ZUSAMMEN HERZNACH (AG) Am 24. Januar 2020 fand die Gründungsversammlung der Samariter Staffelegg- tal statt. Der neue Verein entstand aus dem Zusam- menschluss der drei Samaritervereine Densbüren- Asp, Herznach und Ueken. Während der vergangenen zwei Jahre konnten sich die 40 Aktiv- mitglieder der drei Vereine bei gemeinsamen Mo- Die neuen Ehrenmitglieder und der Vorstand natsübungen langsam besser kennenlernen. Mit der des Samaritervereins Giswil. Fusion hat dieser Annäherungsprozess erfolgreich geendet. Bei der Gründungsversammlung waren 32 Aktiv- und 7 Ehrenmitglieder sowie Gäste des SAMARITERVEREIN Gemeinderates, der Feuerwehr und des Kantonal- verbandes anwesend. Zur ersten Präsidentin des GISWIL FEIERT neuen Vereins wurde Monica Rubin gewählt. Auch das Jahresprogramm unter dem Motto «Kopf, Hand JUBILÄUM und Herz» wurde einstimmig genehmigt. Die Mo- GISWIL (OW) Im Februar konnte der Sama- natsübungen finden weiterhin abwechselnd in den riterverein Giswil sein 70-jähriges Bestehen fei- drei Gemeinden statt. Durch die Bündelung der ern. An der Jubiläumsgeneralversammlung nah- Kräfte verfügt der Verein über vier Kursleiter/innen men als Gäste auch der Giswiler Gemeinderat und kann auch künftig Bevölkerungskurse im Staf- Peter Burch sowie Roland Zeidler, Präsident des feleggtal durchführen. (Monica Rubin) Samariterverbands Unterwalden, teil. Die Tisch- dekoration, gebastelte Segelschiffe und ein Leuchtturm auf dem Vorstandstisch, gab bereits einen Hinweis auf eine Veränderung im Verein. Ein neu gewählter «Kapitän» soll das Vereins- schiff zielbewusst in die Zukunft steuern. Ge- wählt wurde Bruno Abächerli. Nebst dem Blick in die Zukunft wurde natürlich auch die lange Vereinsgeschichte beleuchtet. Stellvertretend da- für wurden sechs langjährige Mitglieder für ihr Engagement geehrt. Besonders bemerkenswert ist die Ehrung des Gründungsmitglieds Friede Lüthi, die sich seit 70 Jahren für den Samariter- verein Giswil einsetzt. (Renate Peter) Der Vorstand und die Kursleiter/innen der Samariter Staffeleggtal. IHR VEREINSBEITRAG Schicken Sie Text und Foto separat an redaktion@samariter.ch. Bevorzugt werden Zu- schriften mit nicht mehr als 1000 Zeichen (inkl. Leerzeichen). Die Redaktion behält sich vor, Bei- träge zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen. 21 samariter 2/2020
HINTERGRUND Vom Ausbruch zur Pandemie Von vereinzelten Fällen zur globalen Pan- lange nicht mehr aufgetreten ist. Ausbrüche stehen demie kann es sehr schnell gehen, wie oft im Zusammenhang mit verseuchtem Wasser das Coronavirus zeigt. Was hat es mit oder verseuchten Lebensmitteln. In der Schweiz Bezeichnungen wie Epidemie oder Pan- führen zum Beispiel verschiedene Salmonellen- demie auf sich, und wodurch unterschei- Stämme oder Noroviren immer wieder zu Ausbrü- den sie sich? chen. Mit der Beseitigung der Quelle der Krankheit endet in der Regel auch der Ausbruch. TEXT: Christoph Zehnder Endemie – eine ständige Gefahr In manchen Regionen sind gewisse Krankheiten Infektionskrankheiten haben die Menschheit seit je sozusagen ein Dauerproblem. Die Zahl der Er- heimgesucht. Heute reisen Viren und Bakterien mit krankten bleibt über einen langen Zeitraum auf uns kreuz und quer um die Welt. Die Gefahr von einem konstant hohen Niveau. In diesem Fall sich immer weiter ausbreitenden Krankheiten ist spricht man von einer Endemie. Malaria wird häu- daher eine ständige Herausforderung. Epidemie fig als typisches Beispiel für eine Endemie genannt. und Pandemie sind Begriffe, die in diesem Zusam- Die Krankheit, hervorgerufen durch einzellige Pa- menhang häufig fallen. Was unterscheidet eine Epi- rasiten, kommt hauptsächlich in den tropischen demie von einer Pandemie oder einer Endemie? Regionen vor und wird von dort heimischen Stech- mücken übertragen. Malaria ist weltweit die häu- figste Infektionskrankheit. Jährlich erkranken rund Ausbruch – die ersten Fälle 200 Millionen Menschen daran. Endemie bedeutet Tritt eine Infektionskrankheit plötzlich vermehrt so viel wie «im Volk», oder etwas freier übersetzt innerhalb einer begrenzten Gemeinschaft, Region «einheimisch». Neben Krankheiten werden auch oder Saison auf, ist von einem Ausbruch die Rede. Tier- und Pflanzenarten als endemisch bezeichnet, Schon eine einzige Erkrankung kann einen Aus- die nur in einem örtlich begrenzten Gebiet anzu- bruch darstellen, wenn die Krankheit noch nie oder treffen sind. PANDEMIEN UND EPIDEMIEN DER GESCHICHTE Antoninische Pest Pocken Asiatische Grippe HIV (seit 1980) H1N1 Ausbreitung: Ausbreitung: Ausbreitung: Ausbreitung: Ausbreitung: Römisches Reich Mexiko weltweit weltweit weltweit Tote: 7–10 Mio. Tote: 5–8 Mio. Tote: 1–2 Mio. Tote: 39 Mio. Tote: 18 449 2 Jh. 1346–1353 1519/1520 1918–1920 1957/1958 1968–1970 seit 1980 2002/2003 2009/2010 seit Dez. 2019 Pest Spanische Grippe Hongkong-Grippe SARS COVID-19 Ausbreitung: Europa Ausbreitung: Ausbreitung: Ausbreitung: Ausbreitung: Tote: 25 Mio. weltweit weltweit weltweit weltweit Tote: 25–50 Mio. Tote: 1 Mio. Tote: 774 22 samariter 2/2020
Ohne Gegenmassnahmen breitet sich eine Pandemie immer weiter aus. (Symbolbild: Shutterstock) Epidemie – plötzlicher Anstieg Sie sagen auch nichts über die Gefahr einer Krank- Wie die Endemie beschränkt sich auch die Epidemie heit aus, sondern nur über ihre Verbreitung. Ab auf eine bestimmte Region oder Bevölkerungsgrup- wann eine Epidemie zur Pandemie wird, entschei- pe. Jedoch nimmt die Zahl der Krankheitsfälle und det die Weltgesundheitsorganisation. Diese hat CO- der Neuerkrankungen rasch zu. Epidemien entste- VID-19 am 11. März zu einer Pandemie hochge- hen etwa, wenn ein neuer oder mutierter Krank- stuft. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits über heitserreger auftritt. Den für die Grippe verant- 120 000 Menschen in über 114 Ländern angesteckt. wortlichen Influenza-Viren gelingt das zu unserem Leidwesen fast jeden Winter. Da sie sich ständig verändern, überraschen sie unser Immunsystem Die Macht der Worte immer wieder aufs Neue. In der Schweiz führt die Es gibt gute Gründe, weshalb die obersten Gesund- Grippe jedes Jahr zu 112 000 bis 275 000 Arztkon- heitshüter zunächst zurückhaltend waren mit der sultationen. Eingeschleppte Erreger haben in der Bezeichnung Pandemie. Als sie 2009 die Schwei- Vergangenheit zu verheerenden Epidemien geführt. negrippe (H1N1) zur Pandemie erklärten, herrsch- So waren zum Beispiel die Krankheiten der euro- te überall Alarmstimmung. Später wurde die WHO päischen Siedler für die Ureinwohner des amerika- dafür kritisiert, unnötig Panik zu verbreitet zu ha- nischen Kontinents fatal. ben. Das sollte sich nicht wiederholen. Die WHO ist sich der Signalwirkung des Wortes sehr bewusst. «Pandemie ist kein Wort, das man leichtfertig oder Pandemie – über Grenzen hinweg unvorsichtig verwenden sollte», sagte WHO-Gene- Wenn sich die Epidemie immer weiter ausbreitet ralsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus, als er und dabei Länder und Kontinente überschreitet, die Statusänderung verkündete. Falsch verwendet spricht man von einer Pandemie. Die Krankheit ist könne es zu unnötigem Leid und zu Tod führen. dann nicht mehr örtlich beschränkt. Sie kann dabei weite Teile der Weltbevölkerung erfassen. Die wohl Eine genaue Abgrenzung zwischen Epidemie und bekannteste Pandemie war bis vor Kurzem die Spa- Pandemie besteht gemäss WHO indes nicht. Und nische Grippe von 1918 bis 1920. Auch Aids wird auch an der Dringlichkeit änderte sich durch die oft als Pandemie bezeichnet. Eine «normale» Grip- Bezeichnung nichts. Wenn überhaupt, dann sollte pewelle führt hingegen trotz weltweiter Verbreitung eine Deklaration als Pandemie jene Länder aufrüt- nicht zwingend zur Pandemie, da sie hauptsächlich teln, die bis dahin in den Augen der WHO zu wenig saisonal auftritt. unternommen hatten, um das Virus in den Griff zu bekommen. Die Begriffe Endemie, Epidemie und Pandemie beziehen sich üblicherweise auf Infektionskrankhei- Quellen ten, sind aber nicht zwingend darauf beschränkt. Bundesamt für Gesundheit, WHO 23 samariter 2/2020
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PARTNERSEITEN BLUTSTAMMZELLSPENDE: JUNGE MÄNNER BRAUCHT DAS LAND … Das Schweizer Register für Blutstammzellspender hat per 1. April seine Aufnahmekriterien geändert. Gesucht sind vor allem junge Männer. TEXT und FOTOS: Blutspende SRK Schweiz Eine Blutstammzellspende ist für Menschen mit Leukämie oder einer anderen schweren Erkran- «TAG DER TAT» kung des Blutes oft die einzige Chance auf Heilung. AM 19. SEPTEMBER Im Schweizer Register für Blutstammzellspender, das von Blutspende SRK Schweiz geführt wird, Der «Tag der Tat», also der weltweite Tag der Blutstammzell- sind über 145 000 Personen eingetragen, davon spende, findet dieses Jahr bereits zum siebten Mal statt. Blut- 35 Prozent Männer und 65 Prozent Frauen. Passen spende SRK Schweiz durfte jedes Jahr auf die engagierte Hilfe bestimmte Gewebemerkmale mit einer Patientin von Samariterinnen und Samaritern zählen, die an diesem be- oder einem Patienten überein, kommen die Regis- sonderen Tag auf die Blutstammzellspende aufmerksam ge- trierten als Spender infrage und ihre Blutstamm- macht haben. In der nächsten Nummer des «samariter» verra- zellen können einer kranken Person transplantiert ten wir Ihnen, was wir in diesem Jahr alles planen. Reservieren werden. Sie sich schon einmal den 19. September 2020! 26 samariter 2/2020
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