Starkes Team Die DFS ist ein beliebter Arbeitgeber, der erstklassige Bedingungen bietet für alle, die Qualifikation und Leidenschaft verbinden ...
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Ausgabe 1 – 2017 Starkes Team Die DFS ist ein beliebter Arbeitgeber, der erstklassige Bedingungen bietet für alle, die Qualifikation und Leidenschaft verbinden. transmission 1 – 2015 2
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe unseres Magazins stellt sich die natürliche Fluktuation erreicht haben. Genauso wollen DFS als Arbeitgeber vor. In dem hochspezialisierten wir das auch in Zukunft handhaben. und hochtechnologischen Umfeld, in dem wir tätig sind, brauchen wir die besten Mitarbeiterinnen und Die vielfältigen Herausforderungen für die Flug Mitarbeiter. Wir bieten dafür im Gegenzug erstklas- sicherung gehen weit über das sichere Führen eines sige Arbeitsbedingungen. So wundert es nicht, dass Flugzeugs von A nach B hinaus. Deshalb gilt es, beim FOCUS Arbeitgeber-Ranking 2017 die DFS Personal nachzuführen, wo es nötig ist. Und zwar erneut sehr gut bewertet wurde. In der Branche „Ver- mit den besten Kräften, die auf dem Markt zu finden kehr und Logistik“ erreichte die DFS Patz vier. Zum sind. Unserer Belegschaft wollen wir ein optimales, dritten Mal in Folge gehört die deutsche Flugsicherung modernes Arbeitsumfeld bieten. Gleichzeitig müssen damit zu den 100 besten Arbeitgebern Deutschlands. wir noch effizienter, produktiver und schlanker wer- Im Interview erläutert mein Geschäftsführungskollege den. So sind wir auf dem besten Weg in die Zukunft. Dr. Michael Hann, wie wir uns auch in Zukunft als Top- Arbeitgeber aufstellen wollen. Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen Wer für die DFS arbeitet, findet aber nicht nur gute Bedingungen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbindet vor allem eine Leidenschaft, sei es für Luft- fahrt, für zukunftsweisende Entwicklungen und Tech- nologien oder für IT – oder für das alles zusammen. Es ist ein inspirierendes Umfeld in einer spannenden Branche. Die Prognosen sagen ein Wachstum im Luft- verkehr voraus, sodass wir in den nächsten Jahren wieder mehr Fluglotsennachwuchs einstellen werden. Mit diesem Beruf bieten wir eine interessante Pers- pektive, nicht nur für Abiturienten und Bacheloran- den, sondern auch für alle, die sich noch während des Studiums umorientieren wollen. Unser Personal- marketing arbeitet daran, die Flugsicherung noch prä- senter bei potenziellen Nachwuchskräften zu machen. Deshalb haben wir auch unsere Karriere-Website neu- gestaltet. Doch bei allem Interesse daran, hochqualifizierte neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, steht die DFS auch vor der Herausforderung, Personal kosten zu senken. Denn trotz des steigenden Luft verkehrsaufkommens befinden wir uns weiterhin in einem schwierigen Marktumfeld. Eine Steigerung der Einnahmen im regulierten Kerngeschäft ist nicht Prof. Klaus-Dieter Scheurle absehbar. Deshalb ist seit 2012 eine Personalreduk- Vorsitzender der D FS-Geschäftsführung tion von 6.100 auf heute rund 5.440 Beschäftigte erfolgt. Ich bin zufrieden, dass wir dies allein durch 2 transmission 1 – 2017
Inhalt Personal und Ausbildung 4 „Eine ideale Führungskraft verbindet Herz und Verstand“ Dr. Michael Hann, DFS Geschäftsführer Personal, im Interview. 8 Traumberuf in Sicht Selma Warnecke wird an der Flugsicherungs „Eine ideale Führungskraft akademie zur Fluglotsin ausgebildet. verbindet Herz und Verstand“ S.4 Arbeitgeber DFS 10 In Gesundheit investieren statt für Krankheit zu bezahlen Vom Gesundheitsmanagement der DFS können alle Mitarbeiter profitieren. 14 Die Standorte der DFS-Gruppe Ein grafischer Überblick des Unternehmens und seiner Beschäftigten. Technik und Infrastruktur In Gesundheit investieren statt 16 Keine Zeit verlieren für Krankheit zu bezahlen S.10 Krzysztof Wojtanowicz kam von der polnischen Flugsicherung zur DFS. 18 Neustart für Nörvenich Das neue Funkfeuer wird von Ingenieuren auf Herz und Nieren geprüft. 21 Mit weiblicher Note Flugsicherung ist längst keine Männerdomäne mehr. 24 „Ich bin hier ganz toll aufgenommen worden“ Yann Moupinda schützt Flugsicherungsanlagen vor störenden Einflüssen. Neustart für Nörvenich Aus der DFS S.18 26 DFS-Nachrichten transmission 1 – 2017 3
Personal und Ausbildung „Eine ideale Führungskraft verbindet Herz und Verstand“ Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH gehört laut Umfragen zu den b eliebtesten Arbeitgebern des Landes. Trotzdem ist es für das Unternehmen nicht immer einfach, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Im Interview spricht Dr. Michael Hann, Geschäftsführer Personal, über Fachkräftemangel, ideale Führungskräfte und die Förderung von Frauen. 4 transmission 1 – 2017
D ie DFS gehört der Zeitschrift mancher DFS-Mitarbeiter von Freunden FOCUS zufolge zu den 100 und Bekannten beneidet. besten Arbeitgebern Deutsch- lands. In der Sparte „Verkehr und Logistik“ Würden Sie als Personalgeschäftsführer belegt sie den vierten Rang. Sind Sie stolz sagen, dass die DFS damit am Ziel ist? auf das Ergebnis? DR. HANN: Ich würde sagen, wir sind DR. MICHAEL HANN: Ja, das ist ein tol- auf dem richtigen Weg. Wir wissen, dass les Resultat, zumal die DFS bereits zum wir gut sind, wollen uns aber permanent dritten Mal unter den 100 Besten ist. verbessern. Das ist eine große Aufgabe, Hinzu kommt, dass dieses Ranking auf an der viele Mitarbeiterinnen und Mitarbei- den Bewertungen in einem Online-Portal ter im Unternehmen arbeiten. basiert, in dem Menschen ihren Arbeit- geber freiwillig bewerten. Wenn so viele Wo will die DFS noch besser werden? unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ungefragt sagen, dass die DFS ein guter DR. HANN: An den Arbeitsbedingungen Arbeitgeber ist, ist das besonders gewich- lässt sich nicht mehr viel verbessern, da tig. Andere Unternehmen, die einen noch haben wir das Optimum nahezu erreicht. größeren Namen haben als wir, schaffen Wir konzentrieren uns im Moment darauf, so etwas nicht. unsere Führungskräfte noch besser für ihre Aufgabe zu qualifizieren. Für jede Füh- Woran liegt es, dass die DFS so gut rungskraft ist es wichtig, hochmotivierte abschneidet? und leistungsfähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben. Darauf kann man DR. HANN: Die DFS bietet interessante Einfluss nehmen – wenn man weiß, wie Aufgaben und tolle Herausforderungen. man es macht. Hier wollen wir noch bes- Die Dienstleistungen, die wir erbringen – ser werden. Wir haben in diesem Jahr eine allen anderen voran die Sicherheit im Luft- Schulungsreihe gestartet, an der bis 2019 verkehr, für die wir ja per Firmenname ste- alle Führungskräfte des Unternehmens hen – sind sehr hochwertig. Und: Die DFS teilnehmen werden. Hierin investieren wir bietet hervorragende Arbeitsbedingungen. auch als Geschäftsführung viel Zeit und Damit meine ich zum einen die Konditio- Energie: An jeder dieser Schulungen neh- nen: Bei der Vergütung und bei den Ver- men einer meiner beiden Kollegen in der sorgungsleistungen liegen wir über dem Geschäftsführung oder ich teil. Von der Durchschnitt bundesdeutscher Unterneh- Qualifizierung unserer Führungskräfte ver- men. Damit meine ich aber auch, dass die spreche ich mir einen Multiplikator-Effekt, Atmosphäre stimmt – das Verhältnis der der durch das ganze Unternehmen geht. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterein- Es sind vor allem die Führungskräfte, die ander. Und wir tun eine Menge dafür, dass die Unternehmenskultur prägen. Beruf und Familie gut miteinander verein- bart werden können. Hinzu kommt die her- Was macht eine optimale Führungs- vorragende Arbeitsumgebung. Hier auf kraft aus? dem DFS-Campus in Langen können Sie in der Pause zwischen Bäumen spazierenge- DR. HANN: Eine ideale Führungskraft hen und die Enten auf den Teichen beob- verbindet Herz und Verstand. Ein Mitar- achten. Die Arbeitsplätze sind toll ausge- beiter, der fachlich hoch qualifiziert ist, stattet, nicht nur hier in Langen, sondern aber wenig Empathie mitbringt, kann eine an allen Niederlassungen. Und um die Aus- gute Führungskraft sein – aber nicht die sicht aus den Tower-Kanzeln wird wohl so beste. Deshalb legen wir schon jetzt bei der Mitarbeiterentwicklung großen Wert transmission 1 – 2017 5
Personal und Ausbildung auf diesen Aspekt. Jeder Mitarbeiter, der dass sie sich gegen ein Studium – oder sich bei der DFS zur Führungskraft wei- zumindest ein Masterstudium – entschei- Unser Vorteil ist, terentwickelt, durchläuft einen Führungs- den müssen, um für den Beginn der Lot- campus mit mehreren Wellen. Dort lernt senausbildung nicht zu alt zu sein. Wir wer- dass wir als Unterneh- er auch, was es bedeutet, Menschen über ben daher im Moment zunehmend auch Motivation zu führen und nicht nur durch um Studenten mit Bachelor-Abschluss, men im Bereich der Vorgaben, die sie umsetzen müssen. Das denn die sind noch jung genug, um mit der ist wichtig, denn bei der DFS sind viele Lotsenausbildung beginnen zu können. Wir Luftfahrt ein attraktives Entscheidungen streng logisch, das prägt stellen aber fest, dass das gar nicht so auch die Führungskultur. Durch die Schu- einfach ist – der Anteil der Bacheloranden, Berufsfeld bieten. lung der Führungskräfte wollen wir das die anschließend einen Master-Abschluss empathische Element noch einmal inten- machen, ist groß. Unser Vorteil ist, dass sivieren. Führungskräfte müssen wissen: wir als Unternehmen im Bereich der Luft- besondere Kombination von Fähigkeiten Jeder Mitarbeiter möchte verstehen, fahrt ein attraktives Berufsfeld bieten und mitbringen, die man als Fluglotse braucht. warum er etwas tut. Oder auch, warum dass wir als Arbeitgeber einen guten Ruf Entsprechend klein ist der Anteil derer, die etwas nicht geht. Man ist nicht automa- haben. Die DFS hat es deshalb vielleicht das Auswahlverfahren bestehen – und ent- tisch eine gute Führungskraft, weil man ein bisschen leichter als andere, ausrei- sprechend groß ist die Zahl der Bewerber, immer „ja“ sagt und den Wünschen seiner chend Bewerber zu finden. Aber schwer die die DFS benötigt. Wir haben das Perso- Mitarbeiter immer nachkommt. Im Gegen- ist es für alle. nalmarketing deshalb in den vergangenen teil. Wichtig ist jedoch bei allem eins; ich Jahren ganz bewusst nicht zurückgefah- muss das „Warum“ erklären. Und wer mit Bei welchen Berufsgruppen ist der ren, als wir weniger Nachwuchs brauch- Spaß bei der Arbeit ist und eigene Ent- Mangel besonders groß? ten. Wir wollten in der Wahrnehmung prä- scheidungsmöglichkeiten hat, ist viel pro- sent bleiben. Davon profitiert die DFS duktiver als jemand, der nur Anweisun- DR. HANN: In den Bereichen Mathe- jetzt: Der Verkehr wächst wieder und wir gen ausführt. Das ist ein Potenzial, das matik, Informatik, Naturwissenschaften, prüfen gerade, ob wir wieder mehr Flug- wir noch mehr nutzen wollen als bisher, Technik – den sogenannten MINT-Fächern lotsen ausbilden. wohl wissend, dass dieser Aspekt bei der – ist es besonders schwer, geeignete auf „Routinen“ basierenden reinen Lotsen- Bewerber zu finden. Es genügt uns ja Welche Ansprüche stellen junge Men- tätigkeit anders zu bewerten ist. auch nicht, irgendwelche Menschen zu schen an ein Unternehmen wie die DFS? finden, die Elektrotechnik oder Informa- Als Top 100 unter den Arbeitgebern tik studiert haben. Wir brauchen die Bes- DR. HANN: Die Ansprüche ändern sich. müsste die DFS eigentlich keine Probleme ten der Besten. Gleiches gilt für die Flug- Bislang war es den Arbeitnehmern wich- haben, ausreichend Bewerber für Aus lotsen. Es gibt wenige Menschen, die die tig, dass Arbeit und Freizeit in einem ver- bildungsstellen zu finden – oder? DR. HANN: Die DFS steht vor der glei- chen Herausforderung wie andere Unter- nehmen auch: Die Zahl der Schulabgän- ger sinkt, damit nimmt der Wettbewerb um Bewerber zu. 2016 gab es in Deutsch- land für 104 Ausbildungsplätze nur noch 100 Bewerber; wenige Jahre zuvor stan- den 100 Bewerbern noch 95 Ausbildungs- plätze gegenüber. Bei der DFS kommt ein zweiter Aspekt hinzu: Immer mehr Schul- abgänger beginnen ein Studium. Das trifft uns, weil wir ja nicht nur Kaufleute oder Ingenieure suchen, sondern vor allem auch Menschen, die sich bei der DFS zu Fluglot- sen ausbilden lassen – und das bedeutet, Dr. Michael Hann. Der Jurist ist Geschäftsführer Personal bei der DFS. Fotos: M. Bauer 6 transmission 1 – 2017
nünftigen Verhältnis stehen – also dass sprechen. Und wir haben vor einigen Jah- die Work-Life-Balance ausgewogen ist. Bei ren bewusst eine Initiative gestartet, um der Generation, die heute oder in naher die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu Zukunft ins Berufsleben startet, ist das verbessern – zum Beispiel durch die Mög- etwas anders, das sagen uns Arbeitswis- lichkeit, dort, wo es machbar ist, einen senschaftler und Soziologen: Sie möchten Teil der Arbeit flexibel von zuhause aus zu fast gar keine klare Grenze mehr zwischen erledigen. Dieses Thema ist uns wichtig, Arbeit und Freizeit ziehen. Sie wollen – bei das ist Teil der DFS-Unternehmensstrate- hoher Leistungsbereitschaft – am liebs- gie. Frauen machen einen erheblichen Teil ten beide Bereiche miteinander verbinden, der deutschen Bevölkerung aus. Wir kön- und sie wünschen sich dabei eine hohe nen es uns nicht leisten, auf diesen Teil Gestaltungsfreiheit. Sie wollen zwischen- zu verzichten. durch mal Joggen gehen oder eine Runde Kicker spielen, und zwar ohne vorher aus- Wie sieht es mit Frauen in Führungs stechen zu müssen. Darauf müssen wir als positionen aus? Arbeitgeber reagieren, zum Beispiel mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Das funktio- tionen bereits besetzt sind. Ich würde mir DR. HANN: Hier haben wir noch mehr niert natürlich nicht in allen Bereichen. Wer deshalb ein bisschen mehr Fluktuation Nachholbedarf. Ich würde mir wünschen, als Fluglotse im Schichtbetrieb arbeitet, wünschen – aber nur ein bisschen. dass mehr Frauen in der DFS Karriere muss eben da sein, wenn seine Schicht machen wollen. Gerade Frauen legen beginnt. Aber auch hier haben wir bei der Der Altersdurchschnitt bei der DFS einen großen Wert darauf, ein ausgewoge- DFS Schichtmodelle entwickelt, die den liegt bei 43,4 Jahren. Ist das zu hoch? nes Verhältnis zwischen Beruf und Familie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Flexi- zu erreichen. Ihnen ist es wichtig, dass sie bilität bieten. Hier sind wir anderen weit DR. HANN: Aus den Gesprächen mit mal mittags um zwei gehen können, weil voraus. den Personalchefs anderer Unternehmen der Kindergarten früher zumacht und dass weiß ich, dass das kein überdurchschnitt- sie dann den Rest der Arbeit von zuhause Wer zur DFS kommt, bleibt in der Regel licher Wert ist. Wenn ich Mittagessen erledigen dürfen. Viele denken, dass man dort. Ist die geringe Fluktuation ein Vor- gehe, habe ich auch nicht den Eindruck, als Führungskraft zwingend in Vollzeit oder Nachteil? die DFS wäre zu alt. Wir haben ältere Mit- arbeiten oder am Arbeitsplatz anwesend arbeiter und jüngere, wir haben Lotsen mit sein muss. Ich denke, auch hier haben sich DR. HANN: Sie ist beides. Ich habe viel Berufserfahrung und die ganz jungen die Zeiten geändert. Ich bin davon über- einen großen Teil meines Berufslebens in Lotsen-Azubis von der Akademie. Das ist zeugt, dass die Arbeitszeit nicht das wich- einem Telekommunikationsunternehmen eine ziemlich gute Mischung. Nachholbe- tigste Kriterium sein sollte, ob jemand Füh- verbracht. In solch einer hochkompetiti- darf sehe ich allerdings beim Verhältnis rungskraft wird oder nicht. Wir haben hier ven Branche ist es ganz anders: Da sind von männlichen und weiblichen Mitarbei- noch eine Menge Arbeit vor uns, um uns ständig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tern. Derzeit hat die DFS einen Frauenan- vor allem auf diesem Feld noch weiter zu zur Konkurrenz gewechselt und haben teil von 27 Prozent, den würden wir gerne verbessern. Aber ich bin mir sicher, dass ihr Wissen und ihr Können mitgenom- noch steigern. wir es schaffen werden, zukünftig mehr men. Und wenn man diese Stellen nach- Frauen – auch in Führungspositionen – zu besetzt hatte, waren die Neuen nach ein Wie wollen Sie das erreichen? beschäftigen. Damit sammeln wir dann paar Jahren auch wieder weg. Der Vorteil einen weiteren wertvollen Pluspunkt, um einer niedrigen Fluktuation ist: Das Wis- DR. HANN: Wir unternehmen eine auch in Zukunft zu den besten 100 Arbeit- sen bleibt, die Routine und die Erfahrung Menge Dinge, um mehr Frauen für die gebern Deutschlands zu zählen. steigt. Das alles sind Werte, die für die DFS zu begeistern. Das beginnt bei meiner Sicherheit von großer Bedeutung sind – Arbeit in den Arbeitgeberverbänden, die Die Fragen stellten Sandra Ciupka deshalb ist es gut für die DFS. Der Nach- versuchen, mehr Frauen für MINT-Berufe und Christopher Belz teil ist allerdings, dass neue Ideen oft auf zu gewinnen. Die DFS beteiligt sich am der Strecke bleiben und dass es für die Girls Day, sie ist im Mentorinnen-Netzwerk Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft keine Hessen engagiert, sie versucht im Perso- Karrieremöglichkeiten gibt, weil alle Posi- nalmarketing ganz gezielt, Frauen anzu- transmission 1 – 2017 7
Personal und Ausbildung Traumberuf in Sicht Selma Warnecke hat das anspruchsvolle Lotsen-Auswahlverfahren bestanden und es an die Flugsicherungsakademie in Langen geschafft. Dort erfolgt der erste Teil ihrer Ausbildung zur Fluglotsin. Ein Besuch im Centerkurs. 8 transmission 1 – 2017
sehr viel Spaß gemacht“, sagt sie. Auch heute hat sie Spaß beim Training. Das liegt auch an ihrem Coach Norman Stephen, der bei aller Konzentration für eine lockere Atmosphäre sorgt. Mit ihrem Kurskollegen Stefan Mantel arbeitet Selma Flugzeug für Flugzeug ab. „Teamwork ist im Training und später im Job besonders wichtig.“ Nach der Mittagspause geht es dann im Klassenraum weiter. Der Kurs bespricht das Trainingsszenario für den Simulator- Run am nächsten Tag. Ausbilder Wolfgang Wenzel erklärt, worauf die Trainees ach- Selma Warnecke mit ihrem Ausbilder Norman Stephen und Kurskollegen ten müssen. „Da wir nur sechs Leute im Stefan Mantel beim Simulatortraining. Fotos: Melanie Bauer Kurs sind, ist der Unterricht sehr intensiv. Wir können viele Fragen stellen“, sagt die S elma Warnecke muss oft früh mathematik an der Technischen Universi- Auszubildende. „Außerdem ist die Atmo- aufstehen. So auch an diesem tät Hamburg. „Da man ja nicht davon aus- sphäre sehr angenehm und familiär.“ Tag. Ihr Kurs beginnt um 7:45 gehen kann, den schweren Eignungstest Uhr. Sie wohnt im Studentenwohnheim in für Fluglotsen zu bestehen, war das gar Die Ausbildung an der Flugsicherungs- Darmstadt, nach Langen zur Flugsiche- nicht so verkehrt: So hatte ich immerhin akademie kann sie auf jeden Fall empfeh- rungsakademie braucht sie rund eine halbe schon einen Bachelorabschluss“, sagt sie. len. „Fluglotse ist ein toller Job, der mir Stunde. Auf dem Stundenplan steht heute Die Durchfallquote beim Eignungstest liegt sehr viel Spaß machen wird. Und das ist den ganzen Vormittag Simulatortraining. bei rund 95 Prozent. doch das Wichtigste.“ Sie und ihre fünf Kurskollegen üben, Flug- zeuge beim An- und Abflug effizient aufzu- Das Auswahlverfahren hat die 23-Jäh- Sandra Ciupka reihen. Ihre Coaches sitzen neben ihnen rige bestanden, obwohl sie sich nicht und geben wichtige Tipps. Die Staffelung groß darauf vorbereitet hat. „Die Eigen- zwischen den simulierten Flugbewegungen schaften, die man als Fluglotse braucht, Jetzt als Fluglotse muss immer eingehalten werden. Wie spä- kann man sich ohnehin nicht antrainieren“, bewerben: ter im richtigen Leben auch, müssen die sagt sie. Über den Test hat sie sich auf ✓✓Nur eineinhalb Jahre Ausbildung an Trainees dazu wissen, was die einzelnen der DFS-Karriere-Website informiert. So der Flugsicherungsakademie bis Flugzeugtypen leisten können: Welches wusste sie, was auf sie zukommen wird. zum Training „on the job“ Flugzeug kann flott steigen, welches nicht. ✓✓Theorie und Praxis von Anfang an: Welches ist schnell, welches ist langsam. Obwohl sie sich ursprünglich für die ein guter Mix aus Unterricht und Arbeit am Tower begeistert hat, ist sie Simulationsübungen jetzt froh über ihre Ausbildung zur Cen- ✓✓Erfahrene Unterstützung während Erst der Bachelor ter-Lotsin: „Ich finde, die Arbeit in den Kon- der praktischen Ausbildung trollzentralen ist abwechslungsreicher.“ Im ✓✓Verantwortungsvolle Aufgaben von Selma Warnecke wollte schon als August erfährt sie, in welchem der drei Anfang an und eine große Portion Schülerin der Mittelstufe Fluglotsin wer- Center für den unteren Luftraum sie spä- Teamgeist den. Feuer für diesen Job fing sie beim ter arbeiten wird. ✓✓Eine sichere Perspektive für das Girls Day am DFS-Tower in Hamburg. „Die ganze Berufsleben Lotsen bei der Arbeit zu sehen fand ich Seit September 2016 ist sie an der ✓✓Bewerbungen von Abiturienten, sofort cool“, sagt sie. Als sie dann das Flugsicherungsakademie in Langen. Bacheloranden und Studenten, die Abi in der Tasche hatte, stellte die DFS Zuerst stand nur Theorie auf dem Stun- eine Alternative suchen, sind jeder- just in dieser Zeit keine Nachwuchslot- denplan. Dann – nach einigen Wochen – zeit willkommen. sen ein. Die Wartezeit überbrückte Selma folgte das erste Training am Simulator. Mehr Infos unter www.dfs.de Warnecke mit einem Studium der Techno- „Das war sehr aufregend, hat aber auch transmission 1 – 2017 9
Arbeitgeber DFS In Gesundheit investieren statt für Krankheit zu bezahlen Nur gesunde Mitarbeiter sind leistungsfähige Mitarbeiter. Das Gesundheitsmanage- ment der DFS stellt den Mitarbeitern ein breites Angebot für Fitness, Vorsorge, Aufklärung, Beratung und Hilfe bereit. 10 transmission 1 – 2017
W enn Ronny Schewe früher an seinem im Land auch vor der Belegschaft der DFS nicht Halt Arbeitsplatz saß, konnte es geschehen, macht: Qualifizierten Ersatz und junge Talente für dass ein Pilot zur Tür reinkam und ihn ausscheidende Spezialisten und Fachkräfte zu finden fragte, ob er Lust und Zeit habe, einmal bei ihm mitzu- wird wegen der alternden Gesellschaft zunehmend fliegen. Früher, in den 90er-Jahren, arbeitete Schewe schwieriger. Als der Personalentwickler sein Ergebnis in der Flugberatung der DFS am Flughafen Frankfurt/ der Geschäftsführung präsentierte, hatte er unter der Main. „Die Piloten, die in Frankfurt losgeflogen sind, Rubrik „Prävention“ als einen von mehreren Aspekten kamen bei uns vorbei, um sich über ihren Flug zu infor- den Punkt „Gesundheitsmanagement“ notiert. mieren“, sagt der gelernte Flugdatenspezialist, der seit 1979 bei der Flugsicherung arbeitet. Die NOTAMs, Die Geschäftsführung entschied daraufhin: Wir wichtige Informationen über kurzfristige Änderungen investieren lieber in die Gesundheit unserer Mitar- im Luftfahrthandbuch, seien damals als gedrucktes beiter, als später für ihre Krankheiten zu bezahlen. Papier per Auto gebracht worden. Die persönlichen Juschzak erhielt einen weiteren Auftrag – das Konzept Kontakte mit den Piloten, die Flugzeuge direkt vor für ein künftiges betriebliches Gesundheitsmanage- der Nase – es war eine Arbeit, die Schewe gefiel und ment zu entwickeln. ihn ausfüllte. Dann begann der Siegeszug des Internets, NOTAMs wurden nun elektronisch versandt, Piloten Nur Mitarbeiter, die körper- holten sich ihre Infos aus dem Netz und kamen immer weniger vorbei, und die Flugberatungsdienste der DFS lich fit sind und sich psychisch wurden zentralisiert und zogen nach Rödelheim. An seinem neuen Arbeitsplatz bearbeitete Schewe Flug- wohlfühlen, sind auf lange Sicht pläne und NOTAMs am Computer und vermisste den direkten Kontakt zum Luftverkehr. „Das ist es nicht leistungsfähig mehr“, ging es dem Flugdatenspezialisten durch den Kopf und er fasste einen Entschluss: Er reduzierte seine Arbeitszeit auf 70 Prozent, machte neben dem Seitdem ist Jürgen Juschzak bestrebt, bei den Beruf eine dreijährige Ausbildung zum Heilpraktiker Mitarbeitern ein Bewusstsein für die eigene Gesund- für Psychotherapie und wechselte Anfang 2011 von heit zu entwickeln und wachzuhalten, erst als Einzel der Flugberatung in den drei Jahre zuvor geschaffe- nen DFS-Bereich Gesundheitsmanagement. Dort bildete er sich zum „Certified Disability Management Professional“ (CDMP) weiter, von denen es in allen Firmen und Betrieben deutschlandweit nur etwa 1.200 gibt. Die DFS hat gleich zwei davon – der zweite ist Schewes Kollege Jürgen Juschzak, der „Vater“ des DFS-Gesundheitsmanagements. Juschzak gestaltet den Bereich nicht nur, sondern hat ihn auch aufgebaut und fest in der DFS veran- kert. Dabei hatte er nichts dergleichen im Sinn, als er vor zehn Jahren den Auftrag erhielt, eine Studie über die demografische Entwicklung der Führungskräfte in der DFS zu erstellen. Der studierte Betriebswirt mit Schwerpunkt Personal- und Ausbildungswesen, damals verantwortlich für die Führungskräfteent- wicklung im Unternehmen, stellte bei seiner Unter- suchung fest, dass die demografische Entwicklung transmission 1 – 2017 11
Arbeitgeber DFS Jürgen Juschzak (rechts) und Ronny Schewe haben mit viel Engagement das Gesundheitsmanagement in der DFS etabliert. Zu dessen Ange- boten gehört auch das Get-Fit-Gesundheitsstudio, wo die Mitarbeiter etwas für die körperliche Fitness tun können. Bild: Melanie Bauer kämpfer, seit 2011 zusammen mit sei- gungsmangel und falsche Ernährung gehö- haben wir 300 angemeldete Mitglieder, nem Mitstreiter Ronny Schewe. Aus ihrer ren zu den beiden größten Risikofaktoren die für einen monatlichen Beitrag von 25 täglichen Arbeit ebenso wie aus eigenen für die Gesundheit“, sagt Juschzak. Auch Euro dort zu jeder Tageszeit trainieren Erfahrungen wissen beide, dass nur Mit- und gerade in der DFS, einem Unterneh- können.“ arbeiter, die körperlich fit sind und sich men, in dem die Kopfarbeit dominiert und psychisch wohlfühlen, auf lange Sicht die Schichtarbeit für einen Großteil der Daneben gibt es ein vielfältiges Kursan- leistungsfähig sind. Ronny Schewe achtet Mitarbeiter einen regelmäßigen Rhyth- gebot zur Stressbewältigung, zu dem unter beispielsweise darauf, seine Mahlzeiten zu mus von Schlaf und Ernährung erschwert. anderem Shiatsu-Massage, autogenes festen Zeiten einzunehmen, ausreichend Training und Qigong gehören. Stress ist und regelmäßig zu schlafen und sich genü- Um diesen Gefahren entgegenzuwir- oft Auslöser für psychische Erkrankungen gend zu bewegen. Jürgen Juschzak geht ken, engagiert sich das Gesundheitsma- und neben Bewegungsmangel und falscher zwei bis drei Mal die Woche Walken und nagement der DFS in vier Kernbereichen: Ernährung ein drittes großes Gesundheits- setzt auf eine ausgewogene Ernährung, in Aktivität und Fitness, Ernährung, Stress- risiko. „Psychische Erkrankungen haben der Joghurt und Müsli ebenso ihren Platz bewältigung sowie betriebliches Einglie- in den vergangenen Jahren zugenom- haben wie Schnitzel und Salat. „Bewe- derungsmanagement. Dabei bietet es men“, sagt Juschzak, der als Gründe dafür den Mitarbeitern eine Vielzahl von Mög- zunehmende Verdichtung und wachsende lichkeiten, sich für die eigene Gesundheit Komplexität der Arbeitsprozesse und die zu engagieren. Dazu gehören Fitness- und durch die neuen Medien beförderte stän- Gesundheitsangebote ebenso wie Bera- dige Erreichbarkeit der Mitarbeiter nennt. tungsgespräche zur Prävention und Hilfe Für Mitarbeiter, die Hilfe in schwierigen per- bei Problemen. Im Get-Fit-Gesundheits- sönlichen Situationen suchen, zum Beispiel studio auf dem DFS-Campus in L angen bei psychischen Problemen oder Suchter- können Mitarbeiter unter professioneller krankungen, steht Sozialberater Hans Wink- Anleitung eines Trainerteams an moderns- ler als Ansprechpartner zur Verfügung. Die ten Geräten trainieren und sich einen indi- Sozialberatung ist ein weiterer Bestandteil viduellen Trainingsplan erstellen lassen. des Gesundheitsmanagements und arbei- „Das Gesundheitsstudio erfreut sich gro- tet eng mit den beiden Disability-Managern ßer Beliebtheit“, sagt Juschzak. „Derzeit zusammen. 12 transmission 1 – 2017
Beratungsgespräche beim betriebli- Ärzten und unterstützen sie dabei, Ter- Die Aktionstage zur Krebs-Prävention chen Eingliederungsmanagement nach mine für Reha-Maßnahmen zu vereinbaren. im vergangenen Jahr bezeichnet Jürgen Krankheitsausfall sind ein weiteres Auf- Juschzak als bislang erfolgreichste Aktion gabenfeld für Juschzak und Schewe, die des Gesundheitsmanagements: „Zum als zertifizierte Gesundheitsmanager der Erfolgreiche Aktionstage Darmkrebs-Schnelltest hatten sich bun- ärztlichen Schweigepflicht unterliegen. desweit mehr als 1000 Mitarbeiter ange- „Oft können sich Mitarbeiter nicht erklä- Einmal im Jahr organisieren sie auf meldet, 700 von ihnen unterzogen sich ren, woher ihre Probleme rühren, weil dem DFS-Campus Langen in Kooperation einer Untersuchung und bei 40 haben wir sie gar nicht merken, wie ungesund sie mit der Techniker Krankenkasse einen dadurch womöglich Schlimmeres verhin- leben und wie gestresst sie sind“, sagt Gesundheitstag. Seit vergangenem Jahr dert, weil dort Auffälligkeiten festgestellt Schewe, „Manche sind froh, etwas loszu- veranstalten sie zudem ein Mal pro Quar- wurden.“ Zur Hautkrebs-Präventionen mel- werden, was ihnen schon lange auf der tal einen Aktionstag zu einem bestimm- deten sich an den Center-Niederlassungen Seele brennt, wenn sie zu uns kommen.“ ten Gesundheitsthema übergreifend an und der Unternehmenszentrale 530 Mitar- allen DFS-Standorten, vom Schilddrüsen- beiter, die an elf Tagen untersucht wurden. Das Eingliederungsmanagement ist bei screening bis zur Vorsorge gegen Blut- „Eine tolle Resonanz!“ freut sich J uschzak. einem Krankheitsausfall von mindestens hochdruck. sechs Wochen gesetzlich vorgeschrie- Neuestes Angebot ist ein Laufwork- ben. Dabei suchen die Gesundheitsma- shop mit neun Einheiten, der sich vorran- nager gemeinsam mit Arbeitgeber-Ver- gig an unerfahrene Laufsport-Einsteiger tretern und Betriebsrat nach möglichen Wir stellen für die richtet. Neben dem Lauftraining stehen Maßnahmen, gesundheitsschädigende dort die Themen Dehnung, Regeneration Faktoren zu minimieren oder zu beseiti- Mitarbeiter ein breit und unterstützende Kraftübungen im Mit- gen, um so die Arbeitsunfähigkeit zu über- telpunkt. winden. Wenn es erforderlich ist, helfen gefächertes Angebot die Gesundheitsmanager betroffenen Mit- In Zukunft will das Gesundheitsma- arbeitern bei der Suche nach geeigneten bereit nagement sein Augenmerk verstärkt auf Angebote für alle Standorte der DFS rich- ten und die Personalleiter vor Ort inten- siver bei deren Gesundheitsaufgabe unterstützen. Jürgen Juschzak ist stolz darauf, wie sich das Gesundheitsmanagement im Laufe von neun Jahren entwickelt hat. „Wir stellen für die Mitarbeiter ein breit gefächertes Angebot bereit“, sagt der Gesundheitsmanager, ohne dabei einen wesentlichen Punkt zu vergessen: „Die Verantwortung für die eigene Gesundheit trägt zuerst jeder Mitarbeiter selbst.“ Holger Matthies Auf dem Gesundheitstag 2016 bot die Techniker Krankenkasse für die DFS- Mitarbeiter eine Fußvermessung und ein Venenscreening an. Bild: H. Matthies transmission 1 – 2017 13
Arbeitgeber DFS Die Standorte der DFS-Gruppe EDINBURGH (ab April 2018) LONDON- GATWICK Air Navigation Services Ltd. Tower DFS Tower DFS Aviation Services GmbH Tower Air Navigation Services Ltd. Kontrollzentrale Langen, Bremen, München, Karlsruhe DFS-Campus Langen 14 transmission 1 – 2017
DFS-Campus in Langen Frankfurt am Main Frankfurter Flughafen Energiezentrale Logistikzentrum Technikzentrum Flugberatung und Group EAD Frankfurt Center Langen Forschung und Entwicklung Akademie R. Eisenschmidt GmbH Unternehmenszentrale Egelsbach Systemhaus DFS Aviation Services GmbH Langen Auf dem DFS-Campus in Langen bei Frankfurt arbeiten rund 3.000 Menschen. Die Mitarbeiter der DFS Bei der DFS arbeiten Menschen Mitarbeiter Alterstruktur aus mehr als 40 Ländern 60 Jahre Vereinigtes Königreich 24 bis 29 Jahre und älter USA 21 27,5% Spanien 21 Österreich 19 Italien 15 50 bis 59 Frankreich 8 5.427 Jahre Niederlande Ungarn 8 8 Kroatien 7 30 bis 39 Australien 6 Jahre 72,5% Türkei 5 40 bis 49 Griechenland 4 Jahre Irland 4 Ägypten 3 Polen 3 Portugal 3 Schweiz 3 Serbien 3 Bosnien 2 Bulgarien 2 China 2 2.000 120 600 Estland Gabun 2 2 Fluglotsen Fluglotsen in Techniker und Japan 2 Ausbildung Ingenieure Rumänien 2 transmission 1 – 2017 15
Technik und Infrastruktur Keine Zeit verlieren Krzysztof Wojtanowicz kam vor dreieinhalb Jahren von der polnischen Flugsicherung PANSA zur DFS. Der Systemmanager in der Kontrollzentrale Karlsruhe absolviert derzeit einen Lehrgang zum Engineer on Duty. Ihm gefällt es, Neues zu lernen und Verantwortung zu über- nehmen. D er Start zählt beim Regatta- das Geforderte. Ohne Zwang, allein aus chen dazulernen.“ Nicht nur dort. Während Segeln zu den schwierigsten Interesse. Während der Schulzeit lernte des Studiums belegte Wojtanowicz an der Dingen: Die Boote segeln vor er Reiten und machte eine Segelausbil- Universität zusätzlich Kurse in Architektur, einer gedachten Linie zwischen zwei dung. Er kann mit Pferden über Hinder- Mikroelektronik und grafischer Animation. Bojen, die sie erst auf das Startsignal hin nisse springen, bevorzugt heute in der „Ich mag das Zusammenführen von Kennt- überfahren dürfen. Wer die Linie zu früh Freizeit aber lieber die Schiffsplanken nissen verschiedener Bereiche, das liegt überfährt, kassiert Strafzeit, wer bei Ertö- statt des Reitsattels. „Bei Tieren kann mir, ich möchte gerne einen breiten Hori- nen des Signals zu weit von ihr entfernt man nicht vorhersehen, wie sie reagieren“, zont haben.“ ist, fällt früh zurück. Die Kunst besteht sagt Wojtanowicz. „Wenn man auf Technik darin, inmitten Dutzender Boote und oft setzt, hat man die Dinge im Griff und weiß, Dem entgegen kam auch das halbe wechselndem Wind so dicht an der Linie was passiert.“ Jahr an der Universität in Kopenhagen, zu segeln, dass man beim Start keine wo er ein Auslandssemester absolvierte Zeit verliert. Eine Kunst, die Krzysztof und in einer Wohngemeinschaft mit Deut- Wojtanowicz perfekt beherrscht, wie er im WG als Lebensschule schen, Italienern und Finnen zusammen- Oktober 2015 auf der Flensburger Förde lebte. „Das war eine gute Erfahrung“, erin- bewies, wo er bei der Deutschen Betriebs- Aufgewachsen ist der heute 35-Jährige nert er sich. „Man hat gelernt, wie andere sportmeisterschaft im Segeln eines von im schlesischen Wodzisław Slaski. Nach Nationalitäten ticken und musste gemein- zwei DFS-Booten steuerte. dem Abitur studierte er Telecommunica- sam Lösungen für das Zusammenleben im tions and Computer Science an der Tech- Alltag finden.“ Krzysztof Wojtanowicz ist jemand, der nischen Universität Lodz. Ein Spezial nicht gerne Zeit verliert. Schon früh in studium, bei dem die Studieninhalte Nach dem erfolgreichen Studienab- seinem Leben hat der Ingenieur vom Sys- komplett in Englisch vermittelt wurden. „In schluss war das Network Operations Cen- temmanagement der DFS-Kontrollzentrale Mathe und Physik hatte ich immer gute ter von Alcatel-Lucent in Warschau seine Karlsruhe begonnen, mehr zu tun als nur Ergebnisse, doch ich wollte bei den Spra- erste berufliche Station. Dort überwachte 16 transmission 1 – 2017
er Netzwerkgeräte wie Router und Swit- beschränkt, die Flugsicherung bot mir mit ches und musste bei Problemen an den Radaranlagen, Navigation, Kommunikation Geräten die Fehler finden und beheben. und ATS-Systemen mehr Möglichkeiten“, Die Arbeit kam seiner Vorliebe entgegen, sagt der Ingenieur, der bei der PANSA in technische Lösungen zu finden, doch sein der Netzkontrollzentrale an der grafischen Wissensdurst blieb. An den Wochenenden Darstellung von Lufträumen arbeitete und absolvierte er deshalb ein postgraduales durch die Mitarbeit in verschiedenen Pro- Studium als Übersetzer für Englisch und jekten auch eine Menge über die Aufgaben Polnisch, und weil ihm auch dies nicht und Abläufe in anderen Abteilungen erfuhr. reichte, hängte er ein weiteres postgra- duales Studium in Aircraft Management an Krzysztof Wojtanowicz hält Ausschau der Militärischen Akademie dran. nach neuen Herausforderungen. Ich habe immer Als ihm das tägliche Routing von Netz- Das ist auch bei der DFS so geblieben, werkgeräten nicht mehr genug war, suchte gerne umfassend gelernt für die er seit 2014 tätig ist. Sein Interesse er nach einer neuen Aufgabe und fand sie war während eines Besuchs der Interna bei der polnischen Flugsicherung PANSA tionalen Luft- und Raumfahrtausstellung (Polish Air Navigation Services Agency). Nebenher übersetzte er technische ILA erwacht. Dort hatte er am DFS-Stand Flugzeuge und Luftfahrt waren zu Hause Fachtexte vom Englischen ins Polnische erfahren, dass die DFS Flugsicherungs häufig ein Thema gewesen, Wojtanowicz’ und umgekehrt und erweiterte auf diese ingenieure sucht. Nach erhaltener Zusage Vater hatte als Militärpilot den sowjeti- Weise sein Wissen über Navigations- und begann er, Deutsch zu lernen. Mittlerweile schen Jagdbomber MiG-19 geflogen. „Bei Anflugverfahren. „Ich habe immer gerne beherrscht er die Sprache gut, doch er Alcatel war ich auf eine spezielle Aufgabe umfassend gelernt“, sagt Wojtanowicz. will besser werden. Derzeit absolviert der Systemmanager aus Karlsruhe an der Flugsicherungsakademie in Langen einen Lehrgang zum EoD (Engineer on Duty). Der EoD arbeitet auf der Supervisor- Brücke im Betriebsraum Seite an Seite mit den L otsen – das ist sein Ziel: „Ich mag den Kontakt zu den operativen Bereichen.“ Die DFS bietet ihm die Bedingungen, die er gesucht hat: „Man hat viel Verantwor- tung und muss zu hundert Prozent sicher sein, dass man das, was man macht, gut macht. Qualität spielt eine große Rolle. Das gefällt mir.“ In seiner Freizeit lernt er noch für die Prüfung zum CISCO-Zertifikat, das alle drei Jahre erneuert werden muss und ihm die Fähigkeit bescheinigt, Netz- werke zu installieren, zu konfigurieren und zu betreiben. Die Kosten dafür zahlt er aus eigener Tasche. Wie schafft er das alles? „Ich organisiere meine Tage bewusst und plane vorausschauend. In diesem Punkt bin ich von der Mentalität her eher wie ein Deutscher“, sagt Krzysztof Wojtanowicz. „Ich möchte meine Zeit gut nutzen.“ Segeln ist eine Leidenschaft des IT-Ingenieurs. Wie im Berufsleben versucht er dabei Holger Matthies einen Kurs zu steuern, bei dem er keine Zeit verliert. Bilder: H. Matthies (3) transmission 1 – 2017 17
Technik und Infrastruktur Neustart für Nörvenich Mit dem Funkfeuer Nörvenich nimmt die DFS erstmals seit 20 Jahren wieder eine Streckennavigationsanlage vom Typ TACAN neu in Betrieb. Bevor es so weit ist, prüfen Mitarbeiter des System- und Produktmanagements vor Ort, ob alle Komponenten der Anlage wie vorgeschrieben funktionieren. 18 transmission 1 – 2017
W er die Nachrichtentechniker der DFS bei ihrer Arbeit an der Navigationsanlage in Nörvenich beobachtet, kann leicht den Eindruck gewinnen, dass sie mit der Anlage flirten. So liebevoll und innig kommentieren die Ingenieure ihre Checks an der Kontrolleinheit, die sich im Container unter dem Gerüst der Anlage befindet. „Sie will noch nicht so, wie wir gerne wollen. Wir müssen sie noch ein wenig streicheln“, sagt Thomas Tretbar. Der Dip- lomingenieur für Nachrichtentechnik hat ein Oszillo skop an die „Tacan Antenna Control Unit“ angeschlos- sen, über dessen Display mehrere Leuchtkurven mit verschieden großer Amplitude flimmern. „Sie hat ihre Regelspannung noch nicht generiert. Lasst uns mal messen, was sie uns hier sagt.“ Thomas Tretbar, Hans-Dieter Elsässer und Markus Diplomingenieur Hans-Dieter Elsässer an der Kontrolleinheit der Streckennavigations- Handschuh bereiten die Streckennavigationsanlage am anlage in Nörvenich. Fliegerhorst Nörvenich für die Betriebsfreigabe vor. Die Anlage wurde im vergangenen Jahr neu errichtet, die Antennen, die sich auf dem Kreis direkt gegenüber NOTAM (Notice(s) to Vorgänger-Anlage, die etwa vier Kilometer entfernt liegen.“ Von den Signalen der beiden Sender auf dem Airmen) sind Anord- stand, musste die DFS Ende 2015 aufgeben: Nach Kreis läuft immer eines auf das Flugzeug zu und eines nungen und Informa- einem Grundstücksverkauf hatte der neue Eigentümer vom Flugzeug weg, wodurch ein Doppler-Effekt ent- tionen über zeitwei- der DFS den Mietvertrag gekündigt. Für die Zeit, in der steht. Dabei rotiert das Signal 30 Mal pro Sekunde. lige oder permanente die Anlage Nörvenich nicht in Betrieb ist, haben die Ver- Änderungen des Luft- fahrensplaner der DFS Ersatzverfahren ausgearbeitet und in einem NOTAM (Notice to Airmen) veröffentlicht. Spezialisten mit Lizenz fahrthandbuches AIP (Aeronautical Informa- Auf diese Weise erfahren die Luftfahrtteilnehmer von tion Publication), die der zeitweiligen Sendepause in Nörvenich. Über das Bundesgebiet verteilt betreibt die DFS ins- für einen geordneten, gesamt 39 DVOR- und 17 VOR-Anlagen, die den Flug- sicheren und flüssi- zeugen zur Navigation dienen. Die Anlage in Nörvenich 30 Mal pro Sekunde ist mit 20 Metern Höhe die zweithöchste, höher ist nur gen Flugverkehr wich- tig sind. Meist handelt die im Frankfurter Stadtwald mit 30 Metern. Über dem es sich um kurzfris- Die neue Anlage umfasst ein Funkfeuer (DVOR) Drehfunkfeuer steht in Nörvenich noch eine TACAN- tige oder dringliche und eine TACAN-Anlage. Eine DVOR – die Abkürzung Antenne (Tactical Air Navigation), die vom Militär Anordnungen, die als steht für Doppler Very High Frequency Omnidirectio- genutzt wird – ein olivgrüner Zylinder, mit dessen Hilfe ergänzende Informa- nal Radio Range – ist ein auf Basis des Doppler-Prin- der Pilot im Cockpit sowohl Richtung als auch Entfer- tion für einen Flug von zips arbeitendes UKW-Drehfunkfeuer, das ein speziel- nungen bestimmen kann. besonderem Interesse les Funksignal aussendet, dem der Pilot im Flugzeug sind und ein Ändern die Richtung zum Funkfeuer entnehmen kann. An einer TACAN-Anlage darf als Wartungspersonal der AIP nicht unbedingt nur arbeiten, wer eine entsprechende Lizenz für die erfordern. Die Sendeantennen der DVOR sind in 15 Metern Anlage und einen Abschluss als Ingenieur besitzt. Spezi- Höhe auf dem Gerüst montiert – 50 Antennen in alisten wie Thomas Tretbar und Markus Handschuh sind einem Kreis und eine in der Mitte des Kreises. Mit deshalb bei der DFS begehrte Kräfte. Hans-Dieter Elsäs- ihren weißen Abdeckungen erinnern sie an die Köpfe ser benötigt keine Berechtigung, weil er als Produkt- von Champignon-Pilzen. „Von den 51 Antennen senden manager keine Wartungen durchführt. Bei den flugsi- immer nur drei gleichzeitig“, erklärt Hans-Dieter Elsäs- cherungstechnischen Systemen der DFS wird zwischen ser vom Produktmanagement Terrestrische Navigati- Ingenieur-Systemen und Techniker-Systemen unterschie- onsdienste. „Die Antenne in der Mitte sowie jene zwei den, die TACAN-Anlage ist ein Ingenieurs-System. transmission 1 – 2017 19
Technik und Infrastruktur Thomas Tretbar arbeitet seit Gründung der DFS dem Oszilloskop an der Control Unit durch. Derzeit im Unternehmen und war schon für die Flugsicherung ist die abgestrahlte Leistung an den Strahlern noch tätig, als diese noch eine Bundesbehörde war. Hans- zu gering. Dieter Elsässer kam vor 17 Jahren zur DFS und hatte zuvor 13 Jahre für Thales und Alcatel gearbeitet. Mar- Für Ende Juni ist die Flugvermessung der Anlage kus Handschuh ist seit 2008 bei der DFS an Bord. Im geplant, dafür muss sie sende- und empfangsfähig Jahre 2002 erwarb er an der Lufthansa-Fliegerschule sein. Im NOTAM informiert der Hinweis „Disregard all in Bremen die Lizenz als Verkehrspilot und absolvierte Signals“ die Piloten darüber, dass die Anlage während danach erfolgreich ein Studium Wirtschaftsingenieurs- dieser Zeit zwar senden kann, die Flugzeuge die Sig- wesen mit Schwerpunkt Luftverkehr. Gelegentlich nale jedoch bis zur offiziellen Inbetriebnahme nicht fliegt er als Nebenerwerb noch Geschäftsreisende beachten sollen. Anhand der Ergebnisse der Flug- durch Europa. vermessung wird die technische Freigabe erstellt. In Betrieb gehen kann die Anlage aber erst nach der betrieblichen Freigabe und der Vorlage der EG-Prüfer- Messung mit Oszilloskop klärung beim Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung. Bis dahin wartet auf die Nachrichtentechniker noch An diesem Nachmittag prüfen die DFS-Spezialis- eine Menge Arbeit. ten, ob die Antenne der TACAN-Anlage nach dem Ein- richten der Infrastruktur und dem Verkabeln störungs- Holger Matthies frei funktioniert. Es ist die erste TACAN-Anlage seit 20 Jahren, die die DFS neu in Betrieb nimmt. In der Control Unit leuchtet hinter dem Kürzel „SF“ ein rotes Lämpchen, die Ingenieure möchten jedoch, dass hin- ter dem Kürzel TAC ein grünes Lämpchen leuchtet. Denn SF steht für „Soft Fehler“ – um diesen Fehler zu finden, führen sie verschiedene Messreihen mit Markus Handschuh und Thomas Tretbar (von links) messen mit einem Oszilloskop an der Controll Unit die Leistung der TACAN-Antenne der Nörvenicher Anlage. Bilder: H. Matthies (2) 20 transmission 1 – 2017
Mit weiblicher Alle in meinem Team arbeiten mit Logik, systema- Note tisch und strukturiert. Flugsicherung war lange eine Männerdomäne, doch das hat sich geändert. Auch in den technik- und informatikge- prägten DFS-Abteilungen arbeiten inzwischen viele Frauen. transmission stellt drei von ihnen vor. I st es schwierig für eine junge Frau, sicherung aus. Während eines Praktikums in einem Team mit fast nur Männern bei der Lufthansa Flight Training GmbH zu arbeiten? Jekaterina Weber sagt: beschäftigte sie sich auch mit den Naviga- nein. Und nicht nur das. Sie findet die tionsinstrumenten an Bord der Flugzeuge. Frage merkwürdig. „Wir sind hier alle Inge- nieure, Physiker oder Informatiker – alle Für die Luftfahrt hat sich Jekaterina in meinem Team arbeiten mit Logik, sys- Weber schon als Kind interessiert. Ihr tematisch und strukturiert“, sagt sie. Die Vater war Kampfjetpilot bei der Nationalen Arbeitswelt der Diplomingenieurin für Luft- Volksarmee, ihre Mutter hat Maschinen- und Raumfahrttechnik ist nicht unterteilt bau studiert. Geprägt von faszinierenden in weiblich und männlich. Sie ist umgeben Erzählungen und Lebensereignissen der von Kollegen, die den gleichen professio- Eltern vergeht für sie kein Tag ohne Tech- nellen Anspruch haben wie sie. Das ist ihr nik oder gar Luftfahrt. Ihr Partner ist eben- wichtig – egal ob Frau oder Mann. Schon falls in der Luftfahrtbranche tätig. Am während ihres Studiums an der Techni- Ingenieurswesen schätzt sie, dass es schen Universität Berlin waren die meisten darum geht, etwas zu verstehen und zu anderen Studenten Männer. Die Branden- durchdringen, eine Lösung für ein Problem burgerin schrieb ihre Diplomarbeit bei der zu finden. „Bloßes Auswendiglernen wäre DFS. Nach ihrem Hochschulabschluss fing nichts für mich.“ sie im DFS-Bereich an, der für Luftraum- und Verfahrensplanung zuständig ist. Jekaterina Webers Tipps für junge Frauen: Heute arbeitet die 33-Jährige in der Abteilung Satelliten- und Technische Visionen haben und offen für Neues sein Dienste mit Schwerpunkt auf den Anlagen- schutz für Flugsicherungseinrichtungen. Stärken finden und nutzen, für sich Sie prüft beispielsweise, ob ein geplantes und als Team Bauwerk, etwa ein neues Hochhaus, die Auch mal darüberstehen, wenn Navigationsanlagen der DFS beeinflussen ein Mann einem etwas nicht gleich könnte. Damit leistet sie einen wichtigen zutraut Beitrag zur Sicherheit des Flugverkehrs Mit dem Gegenüber respektvoll in Deutschland. Das Thema Navigation umgehen hat sie schon während des Studiums fas- ziniert. Sie reizten die vielen praxisnahen Übungen, die die TU dazu anbot. Sie kennt sich nicht nur mit den Anlagen der Flug Jekaterina Weber transmission 1 – 2017 21
Technik und Infrastruktur S ara Hallouda ist bei der DFS im Auf die Idee, sich nach ihrem Master- Eine Frau in einem tech- Bereich Ortung tätig. Die Inge- Abschluss bei der Flugsicherung zu bewer- nieurin arbeitet hauptsächlich in ben, kam Sara Hallouda durch Zufall. Als nischen Beruf galt in meiner einem großen Projekt namens MaRS, das sie an einer Exkursion ihres Instituts zum sich der Modernisierung und Erneuerung DFS-Campus in Langen teilnahm, wurde Familie nicht als exotisch. der Radaranlagen widmet. Sie untersucht sie auf das Trainee-Programm des Unter- die Datenqualität und die Performance- nehmens aufmerksam. „Mich hat vieles werte der DFS-Flughafen-Radaranlagen. hier gleich sehr angesprochen – etwa das Die 30-Jährige hat an der Universität schöne Campus-Gelände und der Stellen- Kairo ihren Bachelor in Luftfahrttechnik wert, den die Vereinbarkeit von Familie gemacht und ist danach zu ihrem Mann und Beruf bei der DFS hat“, sagt die Mut- nach Frankfurt gezogen. Ihren Masterab- ter einer zweijährigen Tochter. Nach deren schluss erlangte sie an der TU Darmstadt. Geburt hat Sara Hallouda kurz Teilzeit Die Ägypterin lebt erst seit sieben Jahren gearbeitet, inzwischen ist sie wieder Voll- in Deutschland – und doch spricht sie per- zeit tätig. „Da ich hauptsächlich am Lang- fekt und akzentfrei Deutsch. „Mir ist es zeitprojekt MaRS arbeite, sind meine Auf- auch sehr wichtig, dass ich keinen star- gaben meist nicht tagesaktuell. So kann ken Akzent habe“, sagt sie. Halbe Sachen ich Familie und Beruf gut vereinbaren und sind eben nicht ihr Ding. Und Sprachen lie- meine Tochter fast immer selbst aus der gen ihr. Sie war in Kairo auf einer franzö- Kita abholen“, sagt sie. sischen Schule, ist dadurch mit mehreren Sprachen aufgewachsen. Sara Halloudas Tipps für junge Frauen: Ihren Mann, einen deutschen Politikwis- senschaftler mit ägyptischen Wurzeln, hat Dinge mit Leidenschaft angehen und sich durch Leidenschaft motivieren sie beim Basketball kennengelernt, als er in der ägyptischen Hauptstadt seine Groß- Sich von äußerem Druck und eltern besuchte und dort im selben Club Erwartungen befreien wie sie trainierte. Am Goethe-Institut Immer neugierig sein belegte sie dann Deutschkurse. An der Sich nicht so leicht abschrecken Uni in Kairo war sie eine von sehr wenigen lassen, hartnäckig sein und bei der Frauen im Fachbereich Luftfahrttechnik. Sache bleiben Doch gestört hat sie das nie. Im Gegen- teil: Eine Frau in Männerdomänen genießt auch Vorteile. „Meine Kommilitonen woll- ten meist Gentlemen sein und haben mir immer Unterlagen kopiert, wenn ich mal gefehlt habe“, sagt sie. Auch ihre Eltern sind Ingenieure, die Mutter für Nachrich- tentechnik, der Vater für Elektrotechnik – eine Frau in einem technischen Beruf galt in der Familie schon deshalb nicht als exotisch. Im Übrigen ist die ägyptische Gesellschaft offener für die Karrieren von Frauen, als dies im Westen vielleicht ver- mutet wird. An Sara Halloudas Uni in Kairo gab es beispielsweise auch einige Profes- sorinnen – etwa für Mathematik. Sara Hallouda 22 transmission 1 – 2017
D r. Verena Kleinhaus sieht dieses Frauen. In diesem Job sei es aber völ- Jahr zwei freudigen Ereignissen lig egal, ob sie mit Männern oder Frauen Die DFS tut viel, um die entgegen: Im Juni erwartet die zusammenarbeite. „Die Männerlastigkeit 37-Jährige ihr viertes Kind. Und im Novem- spielt bei der täglichen Arbeit keine Rolle“, Vereinbarkeit von Familie und ber geht das neue Flugsicherungssystem sagt sie. Und blöde Sprüche als Frau in iCAS im Center Karlsruhe in Betrieb. Die einer Männerdomäne habe sie sich noch Arbeit zu ermöglichen. Physikerin hat, seit sie 2010 zur DFS kam, nie anhören müssen. an einer wichtigen Komponente dieses Systems gearbeitet. „Diese Komponente Auch als vierfache Mutter möchte sie ist für mich auch wie ein Baby“, sagt sie. nicht auf ihren Beruf verzichten. Natürlich Deshalb möchte sie nach der Babypause sei das anstrengend, aber für sie steht auch spätestens zum Einführungstermin fest: Wenn man etwas wirklich will, dann wieder zurück an ihrem Arbeitsplatz sein. ist es auch zu schaffen. „Die DFS tut Das sei ihr eine Herzensangelegenheit. viel, um die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit zu ermöglichen“, sagt sie. Als Physikerin fällt es der Hessin leicht, Es kommt ihr entgegen, dass sie den Wie- komplexe Zusammenhänge schnell zu ver- dereinstieg nach der Geburt flexibel stehen. Im Bereich Systemtechnik der gestalten kann und nicht sofort in Vollzeit DFS ist sie damit eine ideale Besetzung. zurückkommen muss. Wobei eine längere Sie und ihre Kollegen entwerfen die Sys- Teilzeittätigkeit für sie ohnehin nicht in temarchitektur des neuen Flugsicherungs- Frage kommt. Dafür brennt sie zu sehr für systems. Sie entscheiden, welche Kompo- ihren Job. Spätestens ein halbes Jahr nenten es gibt, wie sie überwacht werden nach der Geburt möchte sie wieder und wie die Schnittstellen zu anderen Sys- Vollzeit arbeiten. temen beschaffen sein müssen. Physik habe ihr schon in der Schule großen Spaß Dr. Verena Kleinhaus’ Tipps gemacht, sagt Verena Kleinhaus. Als sie für junge Frauen: dann im Leistungskurs über Quarks spra- chen, Elementarteilchen, über die selbst Sich genau überlegen, was man will, und das dann auch tatsächlich der Lehrer nicht viel wusste, beschloss angehen sie, sich im Studium diesem Thema zu widmen. Und tatsächlich hat sie sich dann Das tun, was einem Spaß macht, und sich nicht von Vorurteilen in ihrer Doktorarbeit im Fachbereich Kern- abhalten lassen physik mit Quarks beschäftigt. Man kann alles schaffen, was man sich vornimmt „Nach der Promotion wollte ich aber nicht in der Forschung bleiben, sondern etwas Bodenständigeres machen“, sagt sie. Auf die DFS wurde sie auf einer Unter- Sandra Ciupka nehmenskontaktmesse in Köln aufmerk- sam. Als sie schließlich zu einem Vorstel- lungsgespräch bei ihrem jetzigen Chef eingeladen wurde, war dieser sofort ange- tan von ihren Qualifikationen. Auch damals war sie schon Mutter: Ihre erste Tochter kam während der Promotionsphase zur Welt. Im zwölfköpfigen Team im DFS-Sys- tems-Engineering ist sie eine von zwei Dr. Verena Kleinhaus Fotos: Melanie Bauer transmission 1 – 2017 23
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