Kids & Job: Kein Kinderspiel - Seiten 4-6 - Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich - Arbeiterkammer Oberösterreich
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ak-report.at Nr. 3/Mai 2018 49. Jahrgang Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Seiten 4-6 Kids & Job: Kein Kinderspiel Berufstätige Eltern in Oberösterreich kämpfen mit vielen Hürden.
Die einen zahlen, die GUT ZU WISSEN! anderen schaffen an Niedrige Löhne im reichen Österreich V iele Beschäftigte in Österreich verdienen immer noch weniger als 1700 Euro brutto pro Monat – bei Vollzeitarbeit! Wie viel Prozent der Arbeitnehmer/-innen, schätzen Sie, betrifft das? geheuerlich, dass sich die Regierung a) vier Prozent b) sieben Prozent c) zehn Prozent überhaupt in diese Einrichtungen einmischt. Die Auflösung finden Sie auf Seite 14. Die Selbstverwaltung hat sich schließlich jahrzehntelang bewährt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer/-in- nen zahlen Beiträge und beide ver- walten diese Gelder gemeinschaft- KURZ & BÜNDIG lich. Nicht mehr und nicht weniger Andrea Heimberger ist Selbstverwaltung. Wenn sich die Angestellte: Geänderte schenoper. Karten gibt es unter 0732/775230. Der Tipp für AK- Chefredakteurin Bundesregierung nun hineindrängt, Fristen bei Kündigung um mitmischen zu können, zerstört Classics-Fans: Mit einem Abo sie ganz bewusst diese gemeinsame Angestellte mit geringer Wo- kosten vier Konzerte der Saison Mitbestimmung der Arbeitgeber und chenarbeitszeit haben nun – so 2018/19 nur 60 Euro. Mehr auf Mit ihren Angriffen Beschäftigten. wie andere Angestellte auch – ak-report.at. Damit nicht genug. Die Regierung eine zumindest sechswöchige auf Gebietskranken- setzt auch alles daran, die Arbeiter- Kündigungsfrist, wenn der Konsumentenrechte: kammer zu schwächen oder gar zu Arbeitgeber sie kündigt. Der Gut beraten mit der AK kassen, AUVA, zerschlagen. Auch hier stellt sich die „Blaue Brief“ muss also wenigs- Frage, mit welchem Recht sich die tens sechs Wochen vor dem re- Konsumenten/-innen sind AMS, Pensions- Politik anmaßt, auch hier zu fuhr- gulären Kündigungstermin zu Firmen gegenüber oft in der werken. Die Arbeiterkammer finan- Quartalsende eintreffen. Sonst schwächeren Position. Die AK versicherung und ziert sich schließlich rein aus Beiträ- besteht Anspruch auf Kündi- setzt sich daher für Verbesserun- gen ihrer Mitglieder – den mehr als gungsentschädigung. Allerdings gen der gesetzlichen Rahmen- Arbeiterkammer drei Millionen Arbeitnehmerinnen müssen nun auch die Angestell- bedingungen ein, informiert und Arbeitnehmern in Österreich. ten mit geringer Stundenver- aber gleichzeitig über beste- schickt sich die Und nur diese drei Millionen sind pflichtung eine mindestens ein- hende Rechte. So auch mit der es auch, die über ihre Interessen- monatige Frist einhalten, wenn Broschüre „Käufe und Vertrags Regierung an, vertretung bestimmen und über die sie selber kündigen – Kündi- abschlüsse“. Kurz und knapp Zusammensetzung und Ausrichtung gungstermin ist jeweils Monats- sind darin Konsumentenrechte die Selbstverwal- ihrer Einrichtung entscheiden sollen ende. Geschieht das nicht, geht aufgelistet – vom Kostenvoran- – niemand sonst! der offene Urlaub verloren. De- schlag bis zum Inkassobüro. Er- tung – also die Wenn die Regierung nun über tails finden Sie auf ak-report.at. hältlich ist die Broschüre unter massive Kürzungen der Mitgliedsbei- 050/6906-444 oder als Down- Mitbestimmung träge für die Arbeiterkammer nach- Klassische Musik load auf ak-report.at. denkt und folgenschwere Einschnitte verstehen und genießen der Arbeitnehmer beim AMS und den Sozialversiche- Info-Broschüren: Das rungen durchziehen will, dann ist Hochkarätige Orchester und steht Ihnen zu im Job – auszuhöhlen. meines Erachtens eines klar: Es fehlt Dirigenten, erstklassiges Am- ihr dafür nicht nur jegliche Legitima- biente im Brucknerhaus Linz, Wer seine Rechte kennt, kann tion, sondern das kommt sogar einer verständliche Konzerteinfüh- sie auch einfordern. Die AK hat Entmündigung der Arbeitnehmerin- rung, günstige Tickets: Das daher alle Rechtsbroschüren – E gal, wie die neuen Strukturen in der Selbstverwaltung nach dem Umackern der Regierung aus- nen und Arbeitnehmer gleich. Ihre alles ist AK-Classics. Wer die Konzertreihe noch nicht kennt, kann am 30. Mai um 19.30 Uhr von „Abfertigung“ über „Pflege- karenz“ bis „Urlaub“ – aktuali- siert. Einen Überblick über das schauen werden, die Mitbestimmung gleich einmal probehören. Ge- Broschürenangebot sowie alle der arbeitenden Menschen und die boten werden unter anderem Downloads finden Sie unter Gestaltungsmöglichkeiten der So- Werke von Antonín Dvořák ak-report.at. Gedruckte Ausga- zialpartner werden mit Garantie re- und Kurt Weill – dem Kompo- ben können Sie unter 050/6906- duziert. Dafür wird der Einfluss der nisten der berühmten Dreigro- 444 bestellen. Politik größer. Eigentlich ist es un- andrea.heimberger@akooe.at Magazin für Arbeitnehmer/-innen in Oberösterreich Nr. 3, Mai 2018, 49. (73.) Jahrgang. Erscheint siebenmal im Jahr. Medieninhaberin, Herausgeberin und Redaktion: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Oberösterreich, Volksgartenstraße 40, 4020 Linz Telefon: +43 (0)50 6906-2182, E-Mail: kommunikation@akooe.at Redaktion: Dominik Bittendorfer, Rainer Brunhofer, Robert Eiter, Isabell Falkner, Ines Hafner (CvD), Andrea Heimberger (Leitung), Martina Macher, Ulrike Mayr, Daniela Melem, Andreas Nöhmayer, Hans Promberger, Norbert Ramp, Margit Schrenk (CvD), Walter Sturm, Wolfgang Zeintlhofer (Produktion, Layout, Bild). Fotos: Manfred Gartner. Auflage: 547.000 Hersteller: Gutenberg-Werbering Gesellschaft m.b.H., Verlagspostamt 4000 (4020) Linz Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: siehe https://ooe.arbeiterkammer.at/impressum.html 2 report Die nächste Ausgabe erscheint am 4. Juli 2018.
Von wegen Entlastung: Die Regierung verteilt kräftig um, und zwar von unten nach oben. Die Arbeitnehmer zahlen drauf Schieflagen in der Vertei- lung werden verschärft, Leistungskürzungen drohen unter anderem bei der Unfallversorgung. D ie Bundesregierung behauptet, sie werde alle Österreicher/-in- nen, die Steuern zahlen, entlasten. Wer die Vorhaben unter die Lupe nimmt, kommt zu anderen Ergeb- nissen: Von den wenigen Zuckerln für Arbeitnehmer/-innen, wie zum Beispiel vom Familienbonus, ha- ben gerade jene mit geringen Ein- kommen gar nichts. Die Arbeitgeber hingegen wer- den um viele Milliarden weniger an Steuern und Abgaben zahlen müssen als bisher. Die Geschenke für die Unternehmer/-innen wer- Wegen der Steuergeschenke für Unternehmen drohen Einschnitte unter anderem bei der Unfallversorgung. den die Arbeitnehmer/-innen in Form von Leistungskürzungen gen. Das ist doppelt so viel wie die Auch die Finanzierung von Teilen mit. Ähnliches gilt für den – etwa die Abschaffung der Not- Entlastungen der Arbeitnehmerin- Leistungen, die bisher den Arbeit- Familienlastenausgleichsfonds, der standshilfe, Einsparungen beim nen und Arbeitnehmer durch den gebern oblag, wird in Zukunft der etwa das Kinderbetreuungsgeld AMS oder schlechtere Angebote in Familienbonus, das Herzstück der Allgemeinheit bzw. den Arbeitneh- und die Familienbeihilfe bezahlt, der Unfallversicherung – zu spüren Lohnsteuerreform. mern/-innen aufgebrummt. und die Unfallversicherung. Auch bekommen. Die Gewinnsteuern machen hier soll die Finanzierung von Österreich weist eine massive jetzt schon nur etwa 7,5 Milliarden Statt Unternehmern Leistungen zu allgemeinen Steuer- Schieflage im Steuersystem auf: Euro im Jahr aus. Die Unterneh- mitteln oder zu anderen Trägern sollen alle zahlen Arbeit wird im internationalen men bekommen also ein Drittel ih- umgeschichtet werden, bei denen Vergleich viel zu hoch besteuert, res derzeitigen Steueraufkommens Ein Beispiel ist die betriebliche die Arbeitnehmer/-innen kräftig Unternehmen und reiche Privat- geschenkt! An Lohnsteuer werden Lehrstellenförderung, die bisher mitzahlen müssen. personen leisten einen viel zu ge- zirka 25,5 Milliarden Euro einge- vom Insolvenzfonds finanziert ringen Beitrag zum Gemeinwesen. nommen. Die Arbeitnehmer/-in- wurde und nun vom AMS getra- Drastisch weniger Statt diese Kluft zu verringern, will nen werden also nur um fünf gen werden soll. Dort zahlen aber Leistungen nach Unfällen? die Regierung sie vergrößern. Prozent ihres Steueraufkommens nicht nur die Arbeitgeber, sondern entlastet. auch die Beschäftigten zu gleichen Die Beiträge der Unternehmer in Arbeitnehmer werden mit die Unfallversicherung sollen über- haupt von 1,3 Prozent auf nur 0,8 „Peanuts“ abgespeist Prozent der Beitragsgrundlage ge- Arbeitnehmer/-innen werden senkt werden. Das führt zu einem mit relativ kleinen Steuersenkun- Einnahmeausfall von 500 Millio- gen im Regierungsprogramm be- » Was die Regierung nen Euro. Entweder müssen die dacht, die für viele Menschen we- Arbeitnehmer/-innen den Ausfall nig bis gar keinen Effekt haben. den Arbeitnehmern ausgleichen oder es drohen drasti- Zudem müssen die Arbeitneh- sche Leistungskürzungen! mer/-innen einen wesentlichen gibt, nimmt sie ihnen Die Falter-Journalistin Nina Ho- Teil dieser „Entlastung“ in Form raczek hat die Umverteilungswir- von Leistungskürzungen und in Form von Leistun- kung solcher von der Regierung der angekündigten Streichung geplanten Maßnahmen zusam- von Ausnahmeregelungen selbst Dr. Johann Kalliauer gen wieder weg, etwa mengerechnet. Sie kommt für die finanzieren. AK-Präsident nächsten fünf Jahre auf fast neun Andere Gruppen werden viel beim AMS oder bei der (!) Milliarden Euro, die bis jetzt fast großzügiger bedient. Die Steuer- ausschließlich von Unternehmen pauschalierung für Landwirte/-in- Unfallversicherung. Gerade Kleinverdie- finanziert wurden und für die bald nen bleibt. Für Unternehmen wer- auch die Arbeitnehmer/-innen zah- den unter anderem die Steuern auf ner bekommen gar nichts. Wirklich ent- len könnten. Für den entsprechen- nicht entnommene Gewinne mas- den Artikel im Falter hat sie auch siv gesenkt. Die Einnahmeausfälle lastet werden nur die Unternehmen. « den passenden Titel gefunden: im Staatshaushalt werden bis zu „Wer hat, dem wird gegeben“. 2,5 Milliarden Euro im Jahr betra- walter.sturm@akooe.at report 3
Kinderbetreuungssituation in Oberösterreich Job und Familie vereinba Heimkommen nach der Arbeit: Sonja Seiberl und ihre Kinder Julian und Felix mit der Oma, die nachmittags zur Stelle ist. Der Kindergarten ist zu teuer geworden. 4 report
aren: Kein Kinderspiel Die AK hat Eltern befragt, rechnen. In der Befragung, die die gäbe es bei Familie Gösweiner Die Familie hat schon alles ver- wie sie mit den Kinder- Arbeiterkammer unter Eltern von ebenfalls Großeltern, die einsprin- sucht, damit es möglich wird, dass Kleinkindern durchgeführt hat, be- gen würden. Die große Tochter Sophie doch nach Klaus in den betreuungsangeboten klagen vier von zehn Eltern, dass Lena fährt nach der Schule bereits Kindergarten gehen kann, so wie in ihren Gemeinden sich in ihrer Gemeinde die Kinder- zu ihnen. Der Kindergartenbus, das früher für diesen von der Ge- zurechtkommen. Die betreuung nur schlecht organisie- mit dem die kleine Sophie täglich meinde Molln sehr abgelegenen Ergebnisse sind ernüch- ren lässt. heimfahren könnte, macht gleich Ortsteil üblich war. Bisher leider in der Nähe von Oma und Opa ohne Erfolg. Die Gösweiners wer- ternd. F amilien fühlen Eine Bürokratie, Halt. Das Problem: Das ist der Bus den seit Monaten zwischen den sich allein gelassen, lei- für den Kindergarten der Nachbar- Instanzen hin- und hergeschickt. die keiner versteht den unter oft quälender gemeinde Klaus. Sophie ist aber „Da geht es offenbar um Gastbei- Bürokratie, zu wenigen Viel Sorge mit dem Thema für den Kindergarten Molln zu- träge zwischen den Gemeinden. Kinderbetreuung hat derzeit geteilt, der fast 14 Kilometer vom Die Bürgermeister können uns Plätzen und unzureichen- auch Familie Gösweiner aus Haus der Familie und der Großel- nicht helfen, also haben wir beim den Öffnungszeiten. Molln. Mama Birgit arbeitet tern entfernt liegt. Und das noch Land Oberösterreich angefragt. Teilzeit als Diplomierte Gesund- dazu in der völlig entgegengesetz- Schriftlich und auch telefonisch. I nsgesamt 280 Euro monatlich müsste Familie Seiberl aus St. Marien bezahlen, damit beide Kin- heits- und Krankenpflegerin im LKH Kirchdorf. Wenn sie arbei- ten Richtung als der Arbeitsplatz der Mutter. Also fast 30 Kilome- Aber bisher ohne Ergebnis“, erzählt Birgit Gösweiner. Wenn sich keine Lösung findet, muss sie die Kleine der für gerade einmal eine Stunde vorerst bei der Tagesmutter lassen. am Nachmittag im Kindergarten Ab dem verpflichtenden Kinder- betreut würden, inklusive Mittag- » Mit der Nachmittagsgebühr hat gartenjahr vor Schuleintritt wird essen. Bis 13 Uhr arbeitet Sonja Sei- es aber schwierig. berl in Linz – in den Kindergarten man uns ordentlich was angetan. « „Ich kann und will deswegen schafft sie es bis 14 Uhr. Zu spät. meine Arbeit nicht aufgeben. Ich Für die eine Stunde zwischen 13 Sonja Seiberl, zweifache Mutter, St. Marien habe einen schönen Beruf und es und 14 Uhr würde sie den vollen muss doch möglich sein, als Frau Nachmittagsbeitrag bezahlen, den zumindest Teilzeit zu arbeiten“, so das Land mit Februar eingeführt tet, sind das immer gleich zwölf ter Kindergartenweg hin und zu- die 35-Jährige. Sie und ihr Mann hat. „Ich zahle doch nicht für eine Stunden am Stück. Dass sich das rück. Bei Mama und Papa würde verstehen nicht, warum es ihnen so Stunde täglich genau so viel wie andere für vier Stunden“, berichtet die Mutter. Der einzige Ausweg: Oma. Sie holt die beiden Jungs mit keiner Kinderbetreuungsein- richtung ausgeht, ist klar. Dafür sich das mit den Dienstzeiten nie ausgehen. Weiter auf Seite 6 » jeden Tag zu Mittag vom Kinder- garten ab und betreut sie, bis die Mama nach Hause kommt. Sonja Seiberl: „Wenn die Oma einmal ausfällt, etwa weil sie krank ist, dann haben wir ein Problem.“ Kinderbetreuung ist für viele zu teuer geworden So wie Familie Seiberl geht es vielen in Oberösterreich. „Mit der Nachmittagsgebühr hat man uns ordentlich was angetan“, so die berufstätige Mutter. In manchen Gemeinden gibt es so viele Ab- meldungen, dass gar keine Nach- mittagsbetreuung mehr zustande kommt. Durch die Kosten, die Familien mit der Kindergarten- gebühr entstehen, würde sich für Birgit Gösweiner mit ihren Töchtern. Sophie muss in den 14 Kilometer entfernten Kindergarten nach Molln statt in die viele das Arbeiten gar nicht mehr Nachbargemeinde Klaus. Ein echtes Problem. Die Familie hofft, dass sich hier bald eine Lösung findet. report 5
hauptstadt recht gut überbrücken. Die Schließzeiten der meisten Lin- zer Krabbelstuben und Kindergär- ten sind kurz. „Die wenigen Wo- chen, in denen zu ist, nehmen wir uns Urlaub“, so der junge Vater. Alles soweit gut organisiert bei Familie Pargfrieder. Schwierig wird es dann, wenn eines der Kin- der krank wird. Dann helfen ent- weder die Großeltern aus Salzburg aus, die dafür extra anreisen, oder es heißt pflegefrei nehmen. Meist Thomas Pargfrieder mit seiner Tochter Melina: Nach dem Kindergarten steht zuhause Spielen am Programm. für den Papa, denn sein Arbeitge- ber bringt hier großes Verständnis auf, erzählt Pargfrieder: „Wenn ich unerwartet ausfalle, weil die Kin- » Familie und Beruf zu vereinbaren, ist eine Gratwanderung. der krank sind, dann ist das in der Firma meist kein allzu großes Pro- Richtig schwierig wird’s, wenn ein Kind krank ist. « blem. Ich hole die Arbeit nach oder erledige sie, so gut es geht, daheim.“ Mag. Thomas Pargfrieder, berufstätiger Papa von zwei kleinen Töchtern Vom Kindergarten profitieren alle schwer gemacht wird. Birgit Gös- chende Bedarfserhebungen in den weiner: „Drei Kinder hätten wir Gemeinden, zu kurze Öffnungs- Großeltern sind also in den uns immer gut vorstellen können. zeiten, zu viele Schließtage und meisten Familien unentbehrlich, Aber diese ständige Sorge, wie wir neuerdings die teure Nachmittags- verständnisvolle Arbeitgeber hel- Beruf und Kinder gut organisieren gebühr. In den ländlichen Regio- fen auch. Was es aber am nötigs- können, das zehrt schon an den nen ist die Situation oft besonders ten braucht, ist eine gut ausgebaute Nerven.“ schwierig. Verständlich: Kleine Kinderbetreuung in ganz Ober- Gemeinden tun sich schwer, den österreich. Alle Eltern sollen die Oberösterreich ist ein Ausbau ihres Kinderbetreuungs- Möglichkeit haben, ihren Berufen angebotes finanziell zu stemmen. nachzugehen, wenn sie das wol- „Spielverderber“ In den Städten, wie etwa in Linz, len. Trotz Kindern. Viele haben ja Oberösterreich schneidet beim ist das Angebot viel besser. auch gar keine andere Wahl – das Kinderbetreuungsangebot sehr Das schätzen Mag. Thomas Leben ist schließlich sehr kostspie- schlecht ab. Gerade einmal vier Pargfrieder und seine Frau täglich. lig geworden. Prozent der Unter-Dreijährigen Denn Familie und Beruf ist auch Von einem ordentlichen Betreu- sind in einer Kinderbetreuungs- bei ihnen immer eine Gratwande- ungsangebot profitieren nicht nur einrichtung, die ihren Eltern eine rung. Die jungen berufstätigen El- die Eltern, sondern auch die Kin- Vollzeitarbeit ermöglicht. Bundes- tern leben mit ihren beiden Mäd- der: Die Qualität in den Einrich- weit sind es im Schnitt 15 Prozent! chen in Linz. Melina ist fünf, ihre tungen ist top. Die Familien sind Auch bei den drei- bis sechsjähri- kleine Schwester ein Jahr alt. Die außerordentlich zufrieden mit der gen Kindern liegt unser Bundes- Große geht in den Kindergarten, Arbeit der Pädagoginnen und Pä- land mit gerade einmal 21 Prozent die Kleine begleitet jeden Tag ihre dagogen, zeigt die Befragung der an vorletzter Stelle. Nur Nieder- Mutter in die Arbeit. Dort gibt es Arbeiterkammer. österreich schneidet hier noch zum Glück eine betriebseigene Unglücklich sind die Eltern nur schlechter ab. Krabbelstube. Beide Elternteile ar- mit den Rahmenbedingungen. Die Leidtragenden sind die Fa- beiten Teilzeit. Eine bewusste Ent- Und hier ist die Politik gefragt: milien. Die Elternbefragung der scheidung. „Wir haben gute Jobs Das Angebot muss ausgebaut und AK zeigt sehr gut, womit diese im und können uns das leisten. Mehr nicht zurückgefahren werden. Alltag kämpfen: zu wenige Plätze Tagesfreizeit hilft uns sehr im Fa- Weil „Mann in der Arbeit, Frau am in den Kindergärten und Krabbel- milienalltag“, berichtet Thomas Herd und bei den Kindern“ – das stuben, überlange Wartelisten, viel Pargfrieder. Die großen Ferien im war vorgestern! Bürokratie, kaum oder unzurei- Sommer lassen sich in der Landes- ulrike.mayr@akooe.at 6 report
Pension erst Wenn jemand viele Jahre schwere körperliche Ar- beit leistet, dann steht ihm die Schwerarbeitspension zu. Doch so klar und ein- fach ist es nicht immer. mit Hilfe der AK Die AK berät und vertritt Mag.a Simone Hager, Betroffene kostenlos. Rechtsberaterin W alter Bammer verstand die Welt nicht mehr. „Mehr als 30 Jahre habe ich am Bau gear- Im Job beitet, davon 16 Jahre als Glätter verunglückt von Beton- oder Asphaltböden schwere, körperliche Arbeit ver- Der AK-Report sprach richtet“, erzählt er. Nun war er in mit AK-Rechtsberaterin seinem 60. Lebensjahr und wollte Mag.a Simone Hager über in Pension gehen. „Doch die Pen- Arbeitsunfälle. sionsversicherungsanstalt lehnte Was ist ein Arbeitsunfall? meinen Antrag ab. Kurze Begrün- Ein Unfall ist dann ein Arbeits- dung: Ich erfülle die Voraussetzun- unfall, wenn er im örtlichen, gen für die Schwerarbeitspension zeitlichen und ursächlichen Zu- nicht. Das konnte ich einfach nicht sammenhang mit der berufli- verstehen,“ so Bammer. chen Tätigkeit steht. Also auch am Weg zu und von der Arbeit Pensionsablehnung passiert. Walter Bammer leistete viele Jahre Schwerarbeit am Bau. Mit Unterstützung der Was ist im Fall eines Arbeits- war ungerechtfertigt AK-Expertin Karin Brandmayer kam er zu seiner verdienten Pension. unfalls zu tun? Walter Bammer nahm den ne- Den Arbeitgeber unverzüglich gativen Bescheid nicht einfach so wirkte für Walter Bammer ein die kostenlose Rechtsvertretung verständigen. Man sollte sich hin. Er wandte sich an die Arbei- positives Urteil in zweiter Instanz. durch die AK-Experten.“ außerdem vergewissern, dass terkammer in seinem Bezirk Wels. Erst dann bewilligte die PVA die von den beteiligten Stellen – AK-Rechtsberaterin Mag.a Karin Schwerarbeitspension. Umfassende Arbeitgeber, Krankenhaus, Arzt Brandmayer war schnell klar, dass Walter Bammer: „Ohne Hilfe – eine Unfallmeldung an die All- Sozialrechtsberatung Walter Bammer sehr wohl die der Arbeiterkammer hätte ich die gemeine Unfallversicherungsan- Voraussetzungen für eine Schwer- Schwerarbeitspension nicht be- Pensionsfälle, darunter Alters-, stalt gemacht wurde. arbeitspension erfüllte: entspre- kommen. Das Risiko eines Prozes- Invaliditäts- und Berufsunfähig- Wie geht es nach einem Ar- chendes Alter, ausreichende Ver- ses gegen eine Institution wie die keitspension, sind nur ein Teil der beitsunfall weiter? sicherungszeiten und sogar mehr PVA ist einfach zu groß. Wenn man Sozialrechtsberatung der AK. Wo- Neben der umfassenden als die geforderten zehn Schwerar- verliert, hat man auch noch die ho- bei und wie sie noch hilft, erfahren Krankenbehandlung bekommen beitsjahre. Warum dann aber der hen Kosten zu tragen. Zum Glück Sie im untenstehenden Kasten. Verunglückte, wenn nötig, eine negative Pensionsbescheid? gibt es die Arbeiterkammer und rainer.brunhofer@akooe.at berufliche Umschulung. Bleiben gesundheitliche Schäden, gibt Dank AK gab es doch es eine Versehrtenrente von der 33,8 Millionen Euro AUVA. Tritt das Schlimmste ein noch ein positives Urteil und der Unfall endet tödlich, er- Die Arbeiterkammer beauf- halten die Hinterbliebenen eine tragte ein Gutachten, das Walter Bammers langjährige Tätigkeiten Sozialrechtserfolg Rente. Das gilt aber nur, wenn der Arbeitsunfall tatsächlich als als Glätter eindeutig als Schwerar- solcher anerkannt wurde. beit bewertete. Außerdem stellte die AK-Expertin bei einer Über- prüfung der Versicherungszeiten D ie AK-Sozialrechtsberatung und -vertretung umfasst un- ter anderem Pensionen, Renten den Rechtsvertretungen haben die mehr als 1300 Pensions- fälle. Einen kleinen Anteil hat- Welche Probleme kann es bei der Anerkennung geben? Vor allem bei Wegunfällen fest, dass Walter Bammer von sei- nach Arbeitsunfällen, Kinderbe- ten Fälle zu Versehrten- oder hakt es oft. Es muss nämlich nem Arbeitgeber bei der Sozial- treuungsgeld, Arbeitslosengeld Waisenrenten. belegt werden, dass es sich bei versicherung als Angestellter und sowie Rehabilitäts- und Pflege- Zu den Erfolgen der Arbei- der gewählten Route um die di- somit schlicht und einfach falsch geld. Gerade im letzteren Bereich terkammer gehören auch posi- rekte und dienstlich notwendige angemeldet worden war. Dennoch kommt es immer wieder zu fal- tive gesetzliche Änderungen im Strecke gehandelt hat und damit zeigte sich die Pensionsversiche- schen Einstufungen. Sozialrecht. So konnten einige keine privaten Tätigkeiten und rungsanstalt (PVA) uneinsichtig, Im Jahr 2017 wurden im So- Verbesserungen für Arbeitneh- damit verbundenen Umwege selbst nachdem sie vor dem Ar- zialrecht fast 1600 Fälle mit mer/-innen erreicht werden – verknüpft waren. beits- und Sozialgericht verloren einem Gesamterfolg von 33,8 z.B. die Abschaffung der Anrech- hatte: Die Pensionsversicherungs- Millionen Euro abgeschlossen. nung des Partnereinkommens Fragen? anstalt ging in Berufung. Doch Den deutlich größten Anteil an bei der Notstandshilfe. 050 +43|(0)50 6906-1 6906-1 die AK ließ nicht locker und er- report 7
Radservice im AK-Check Die Konsumentenschüt- zer haben das Fahrradser- vice in Werkstätten getes- tet. Besonders im Visier: niert. Peter Breiteck: „Gerade die Sind alle Mängel erkannt Gangschaltungen sollte man gleich und repariert worden? testen, ob sie auch gut eingestellt worden sind.“ Das geht am besten, indem man gleich auf dem Werk- W er sein Rad liebt, der macht regelmäßig ein Service. Nach einem langen Winter sollten Fahr- stättengelände eine Proberunde dreht. räder unbedingt einem umfangrei- Selfmade-Tipps für chen Sicherheitscheck unterzogen Hobby-Radler werden. „Das senkt nicht nur das Risiko für Unfälle, sondern erhöht Der Gang in die Werkstatt ist auch die Lebensdauer der Räder“, aber nicht für jeden Mangel not- so Ing. Peter Breiteck, der Zwei- wendig. Kleinigkeiten kann man rad-Experte, den die Konsumen- auch selbst gleich in Ordnung tenschützer/-innen der AK Oberös- bringen. Zum Beispiel den Reifen- terreich als Sachverständigen enga- druck. Breiteck: „Seitlich am Rei- giert haben. Er hat bei insgesamt 16 fen sind die Werte angegeben, zwi- Fahrrädern technische Fehler ein- schen denen der Druck liegen soll. gebaut und dann in verschiedene Konsumentenschützerin Ulrike Weiß und Zweirad-Profi Peter Breiteck. Danach kann man sich beim Auf- Werkstätten zum Service gebracht. pumpen richten.“ Pumpgeräte gibt Kostengrenze für Reparaturen mit der Radprofi. Er kontrollierte nach es zum Beispiel bei der Tankstelle. Kostenlimit vorher der Werkstatt zu vereinbaren, also den Services, ob alle Mängel ord- Vor der ersten Ausfahrt sollten eine Art Kostenvoranschlag. Damit nungsgemäß repariert wurden. die Reifen jedenfalls auf Risse in- genau absprechen es nachher nicht zu teuren Überra- Das Ergebnis ist durchaus er- spiziert werden. Auch die Brem- „Zunächst haben wir gleich ein- schungen kommt“, so Weiß. freulich: Die meisten Werkstätten senkontrolle ist ganz wichtig! Sind mal das Kundenservice bewertet Beim Test der Konsumenten- haben alle Schwachstellen erkannt Schleifgeräusche zu hören? Dann – also Terminvereinbarung, Ter- schützer zählten nicht nur der und diese auch beseitigt. In man- hat man möglicherweise einen mineinhaltung, Empfang, Freund- Preis für das Service, sondern vor chen Fällen musste auf eine vorhe- „Achter“ im Reifen. Was auch jede lichkeit“, berichtet die Leiterin des allem die Qualität. Alle Räder ka- rige gemeinsame Inspektion des und jeder selbst machen kann: Prü- AK-Konsumentenschutzes, Mag.a men mit den vier gleichen Fehlern Bikes aber ausdrücklich bestan- fen, ob auch keine Schrauben lo- Ulrike Weiß. Getestet wurde auch, in die Werkstätten: verstellte Schal- den werden. „Das ist nicht in allen cker sind. ob die Räder vorher gemeinsam tung, zu niedriger Luftdruck in den Werkstätten selbstverständlich“, Weitere Tipps zum Fahr- begutachtet wurden, um eventuell Reifen, lockerer Sattel und lockeres so Konsumentenschützerin Weiß. rad-Check und alle Ergebnisse des erforderliche Reparaturen gleich Vorderrad. „Alles typische Mängel Auf jeden Fall sollte man beim aktuellen AK-Werkstättentests gibt im Vorfeld abzusprechen. „Wir nach dem Winter, wenn die Räder Abholen gleich vor Ort checken, es unter ak-report.at. empfehlen, unbedingt vorher eine länger nicht im Einsatz waren“, so ob auch wirklich alles funktio- ulrike.mayr@akooe.at ECHT JETZT? 15.500 Euro für Tischler Gesundheitsministerin erst nach Exekution für Raucherlungen F ünf Tage war Herr S. aufgrund einer schweren Erkrankung im Krankenstand, als die Kündigung Letztendlich musste die Arbeiter- kammer Klage einbringen. Das Verfahren ging durch zwei Instan- W ie manche Mitglieder der Bundesregierung ihren Arbeitsauf- trag verstehen, ist schon ziemlich originell. Da gibt es eine Ge- sundheitsministerin, die sich gegen den Nichtraucherschutz in der kam – allerdings fristwidrig. Der Arbeitgeber wollte sich so seiner Pflicht zur Entgeltfortzahlung zen, ehe der Arbeitgeber verurteilt wurde, die ausstehenden Ansprü- che endlich zu zahlen. Gastronomie ausspricht. Und damit Maßnahmen ablehnt, die un- während des Krankenstandes bestritten die Gesundheit vieler Menschen fördern würden. Dann entledigen. Insolvenzfonds musste gibt es eine Frauenministerin, die den männlichen Regierungs- Der Tischler aus dem Bezirk für Firma einspringen sprecher erklären lässt, dass sie das Frauenvolksbegehren nicht Gmunden wandte sich an die unterstützen wird. Ein Volksbegehren, das konkrete Schritte für dortige AK-Bezirksstelle um Rat. Einen Teil der offenen Schulden mehr Gleichberechtigung fordert. Das paradoxe Prinzip der beiden Doch auch nach der Intervention musste die Arbeiterkammer per Ministerinnen könnten auch andere Regierungsmitglieder über- durch die AK-Experten/-innen ver- Exekution eintreiben lassen. Und nehmen: Der Verkehrsminister zum Beispiel könnte für möglichst weigerte der Arbeitgeber weiter- nachdem der Arbeitgeber Kon- viele und große Staus sorgen, der Innenminister könnte unermüd- hin die Auszahlung der Ansprü- kurs angemeldet hatte, mussten die lich an der Zunahme der Kriminalität arbeiten. Und so weiter … che. Der Streitwert belief sich auf restlichen Ansprüche des Tischlers robert.eiter@akooe.at 15.500 Euro brutto – davon alleine schließlich vom Insolvenzfonds be- 3800 Euro für offene Überstunden. glichen werden. 8 report
AK erkämpft 25.000 Euro An Krebs erkrankt – für Reinigungskräfte Rente für Mechaniker N ach 15 Monaten im Betrieb wurde eine Reinigungskraft aus dem Bezirk Schärding von ih- hatte: Die Firma hatte in den letz- ten Jahren schlecht gewirtschaftet und war nun nicht mehr in der U nglaublich: Da arbeitet ein Au- to-Mechaniker jahrzehntelang mit giftigen Stoffen, erkrankt da- worden ist, steht die Rente folglich auch hier zu, so die Analyse der AK-Experten/-innen. rem Arbeitgeber gekündigt. Eine Lage, seine Mitarbeiter/-innen ord- durch an Krebs und bekommt den- Die AK übernahm seine Vertre- Kontrolle der Endabrechnung nungsgemäß zu entlohnen. Als der noch die ihm zustehende Versehr- tung, ein langwieriges Verfahren ergab, dass ihr der Chef Mehrar- Unternehmer schlussendlich Insol- tenrente nicht. Das Hindernis laut begann. Sowohl Landesgericht als beits- und Überstundenzuschläge, venz anmeldete, bekam die gekün- AUVA: Der Mann bezieht auch auch Oberlandesgericht urteilten Sonderzahlungen, Feiertagsentgelt digte Reinigungskraft doch noch Rehabilitationsgeld. ablehnend. Erst der Oberste Ge- und eine Urlaubsersatzleistung fast 5900 Euro aus dem Insolvenz- richtshof teilte die Rechtsmeinung schuldig geblieben war. Doch nicht fonds nachgezahlt. Klarheit geschaffen, wie der Arbeiterkammer. Der schwer- nur das. Auch auf ihren letzten Damit aber nicht genug: Von der kranke Kfz-Mechaniker bekommt das Gesetz auszulegen ist Lohn musste die Reinigungskraft Insolvenz waren sechs weitere Be- nun (rückwirkend) die zustehende vergeblich warten. Erst als die Ex- schäftigte der Reinigungsfirma be- Die Arbeiterkammer war ande- Rente. Ohne AK-Hilfe wären ihm perten/-innen der Arbeiterkammer troffen, denen ihr Arbeitgeber Geld rer Ansicht. Die Versehrtenrente zigtausende Euro vorenthalten Schärding vor dem Arbeits- und schuldig geblieben ist. Die AK zog wird nämlich auch neben einer worden. Und der Erfolg gilt nicht Sozialgericht klagten, wurde klar, für alle Betroffenen vor Gericht Pension ausbezahlt. Und da das nur für ihn: Die AUVA muss künf- warum der Arbeitgeber seiner Rei- und erkämpfte in Summe 25.000 Reha-Geld als Ersatz für die befris- tig in allen gleichgelagerten Fällen nigungskraft all das vorenthalten Euro an Nachzahlungen. tete Invaliditätspension geschaffen die Versehrtenrente auszahlen. Flucht aus den Gasthäusern: Viele Kellner wollen den Job wechseln Unregelmäßige Arbeits- Die von den Befragten genann- ten Gründe sind ähnlich wie bei zeiten, hohe Belastungen, Stefan Kalakajlo: schlechte Be- schlechte Bezahlung: Viele zahlung, überlange Arbeitszeiten, Beschäftigte sind mit den auch nachts und am Wochenende, Arbeitsbedingungen in der schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Nur 38 Prozent Gastronomie unzufrieden. der Beschäftigten in der Gastrono- mie kommen mit ihrem Einkom- S elbst in der feinen Gastronomie geht es nicht immer fein zu. „Als Lehrling war ich der Leibei- men aus, viele klagen auch über saisonale Schwankungen und die damit verbundene Unsicherheit. gene meiner Chefitäten“, berichtet Stefan Kalakajlo. Der 34-Jährige hat Beschäftigte stehen in zwei oberösterreichischen Hau- permanent unter Druck benrestaurants seine Koch-Kellner- Lehre absolviert und erfolgreich ab- Dazu kommen hohe Belastun- geschlossen. Obwohl er schon viel In die Gastronomie verschlägt es Stefan Kalakajlo heute nur mehr als Gast. gen und gesundheitliche Beschwer- früher alles hinschmeißen wollte. den: Etwa ein Viertel der Beschäf- „Aber meine Mutter hat mich ge- Kalakajlo seine Lehrjahre zu- hätte ich nicht leben können. Da- tigten fühlt sich stark durch stän- beten, die Lehre fertig zu machen, sammen. „Manchmal habe ich rum hab ich gesagt: Aus. Schluss. digen Arbeitsdruck und Zeitdruck damit ich etwas in der Hand habe“, bis zu 16 Stunden am Stück ar- Raus aus der Gastronomie!“ belastet. Nur die Hälfte glaubt, bis erzählt Stefan Kalakajlo. beiten müssen, natürlich ohne Mit dieser Entscheidung ist Ste- zur Pension im jetzigen Job durch- Überstundenzuschlag.“ fan Kalakajlo keineswegs alleine. halten zu können. Tag und Nacht hackeln Unmittelbar nach der Lehre Wie eine aktuelle Auswertung des Stefan Kalakajlo hat den Ab- heuerte er für ein halbes Jahr auf Österreichischen Arbeitsklima In- sprung geschafft. Nach einigen Tä- für wenig Geld dem russischen Schiff „MS Kazan“ dex der AK Oberösterreich zeigt, tigkeiten als Leiharbeiter ist er seit Bis zum Lehrabschluss war es an, wo er im Servicebereich richtig gibt es eine wahre Flucht aus den vier Jahren bei der Firma Borealis ein harter Weg. „Tag und Nacht gutes Geld verdiente. Zurück in Gasthäusern: Fast die Hälfte aller Agrolinz Melamine als Chemiever- hackeln, wenig Lohn, unbezahlte Österreich bewarb er sich in meh- Kellnerinnen und Kellner will fahrenstechniker beschäftigt. „Da Überstunden, Freizeit gleich Null reren Gastronomiebetrieben und den Beruf oder zumindest den taugt‘s mir: Die Arbeit ist cool, die und kaum Kontakt zu Familie bekam überall die selbe Antwort: Arbeitgeber wechseln. Bei den Kö- Bezahlung passt, alles perfekt!“ und Freunden.“ So fasst Stefan 1100 Euro und nicht mehr. „Davon chen/-innen sind es weniger. dominik.bittendorfer@akooe.at report 9
Lebensversicherung bescherte nur Ärger und schlaflose Nächte Svetlana Farkas wurde steuer, Verwaltungskosten. Sie bat den Bekannten nach einer schrift- von einem Versicherungs- lichen Bestätigung der zugesagten vermittler falsch beraten Ausstiegsmöglichkeit. Doch die- und verlor beinahe all ihr ser reagierte über Monate hinweg Erspartes. Die AK holte entweder gar nicht oder bestätigte diese nur mündlich. Irgendwann das Geld zurück. war der Mann komplett unterge- taucht. „Ich konnte nicht mehr N ormalerweise ist Svetlana Far- kas vorsichtig beim Abschluss von Geschäften und prüft auch das schlafen und dachte, ich sehe mein Geld nie wieder“, erzählt Frau Far- kas, die nach einer Beratung durch Kleingedruckte. Doch dann tappte die AK bei der Versicherung den sie in die Falle eines findigen Ver- Vertragsrücktritt erklärte. sicherungsverkäufers aus ihrem Be- kanntenkreis. Eine gängige Masche AK holte alle bezahlten im Strukturvertrieb: Die Versiche- Prämien zurück rungsvermittler werben in ihrem engsten Umfeld Kunden. Unter Die Versicherung wies den Zusicherung, dass alles ganz sicher AK-Experte Gerhard Augustin holte Svetlana Farkas‘ Ersparnisse zurück. Rücktritt zurück und wandelte sie und natürlich total lukrativ ist. in eine Kündigung um. Von den cherung mit 30-jähriger Laufzeit Farkas stutzig. Denn darin war einbezahlten Prämien – knapp Falsche Versprechungen abschließen. Monatliche Rate: 150 keine Rede davon, nach kurzer Zeit 4000 Euro – wollte die Versiche- Euro. Diese sei die viel besser ver ohne finanzielle Verluste wieder rung nur rund ein Drittel zurück- und hohe Kosten zinste Alternative zum Bausparer. aussteigen zu können. Im Gegen- zahlen. AK-Konsumentenschützer Im Fall von Frau Farkas wusste Mehrmals sicherte er Frau Farkas teil: Der mobilen Altenbetreuerin Mag. Gerhard Augustin interve- der Bekannte, dass sie gerade für mündlich zu, dass sie ohne Ver- wurde bewusst, dass in diesem Fall nierte für Frau Farkas: Sie sei feh- das bevorstehende Studium ihrer luste nach zwei Jahren – also zum hohe Kosten auf sie zukommen lerhaft über das Rücktrittsrecht Tochter sparte. Eindringlich re- Studienbeginn der Tochter – auf würden. Denn bei Lebensversiche- belehrt worden und könne daher dete er auf sie ein: Die damals fast das Geld zugreifen könne. Frau rungen fallen gerade in den ersten noch vom Vertrag zurücktreten. 50-Jährige solle doch den dafür an- Farkas willigte nur deswegen ein. Jahren hohe Belastungen an, auf de- Frau Farkas bekam alle bezahlten gelegten Bausparvertrag auflösen Doch als kurz danach die Polizze nen man bei einem Ausstieg sitzen Prämien ohne Abschläge zurück. und stattdessen eine Lebensversi- der Versicherung kam, wurde Frau bleibt: Provision, Versicherungs- ines.hafner@akooe.at A K A M S C H AU P L AT Z Arbeitsprojekte schaffen Chancen am Jobmarkt G holan Moradi und Tobias Nebel gehören zu einem der Teams des Vereins zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB), die mit Sanierung, Umbau und Abbruch von Gebäuden und Woh- nungen befasst sind. Bis maximal neun Monate dauert eine derar- tige, vom AMS vermittelte, Transitbeschäftigung, die beide sehr gerne machen. „Dabei geht es nicht nur um die praktische Arbeit, sondern AK-Vizepräsident Helmut Feilmair mit den FAB-Beschäftigten Gholan Moradi auch um Bewerbungstraining und psychologische Unterstützung“, und Tobias Nebel (v.r.) bei Pflasterarbeiten vor dem Linzer Design Center. sagt Mag. Walter Traxler, Betriebsleiter der FAB-Sozialbetriebe. Denn das Ziel der Transitbeschäftigung ist die Vermittlung auf den ersten Angebote des FAB bieten eine echte Chance zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Arbeitsmarkt.“ AK-Vizepräsident Helmut Feilmair ist von der Notwendigkeit und Die Teams der FAB-Sozialbetriebe führen unter Leitung kompeten- Nützlichkeit dieser Art von Beschäftigungsprojekten voll und ganz ter Betreuer/-innen Sanierungs- und Abbrucharbeiten in Häusern und überzeugt: „Immer mehr Menschen tun sich aus unterschiedlichen Wohnungen durch. Auch Wärmedämmungen werden angebracht, Gründen oft schwer in der modernen Arbeitswelt. Die vielfältigen dazu kommen Malerarbeiten im Innen- und Außenbereich. 10 report
FILM AB! Mit der AK ins Kino E mpfang, Imbiss, Getränke und ein Kinosaal nur für AK-Mitglie- der. Ganz exklusiv lädt die Arbei- wird nach fünf Jahren aus dem Ge- fängnis entlassen und trommelt eine Gruppe kriminell veranlagter Abend. Sie wer- den verwöhnt mit Getränken, terkammer in der Reihe FILM AB! Frauen zusammen – gespielt von kleinen Imbissen © Warner Bros. 2018 regelmäßig ins Kino ein. Und zwar Cate Blanchett, Anne Hathaway, und stimmungs- immer zur Vorpremiere echter Rihanna, Helena Bonham Carter, vollem Ambiente, Blockbuster in eines der Star Mo- Mindy Kaling, Awkwafina und Sa- bevor Sie als erste vie Kinos in ganz Oberösterreich. rah Paulson –, um einen finanziell in Oberösterreich aussichtsreichen Raubzug auf der den Film genießen „Ocean‘s Eight“. Die weibliche Version der berühmten Starbesetzte New York Met Gala durchzuzie- können. Ocean‘s-Gaunertrilogie. Ab Juni im Kino. hen. Eine unterhaltsame Gauner- Gaunerkomödie komödie mit echter Starbesetzung, Weitere Vorstellungen in Ermäßigung Diesmal auf dem Programm: viel Witz, Action und Spannung in für Getränke, en Sie ganz Oberösterreich Gewinn „Ocean‘s Eight“ – die Fortführung gewohnter Ocean‘s-Manier erwar- Popcorn und ckets! der berühmten Ocean‘s-Trilogie. tet die Kinobesucher/-innen. Darüber hinaus verlost die Ar- andere Köst- Kino-Ti ng auf Diesmal macht sich eine weibliche Die Vorpremiere exklusiv für beiterkammer Karten für weitere lichkeiten an Verlosu rt.at Truppe rund um Sandra Bullock AK-Mitglieder findet am Don- Vorstellungen von „Ocean‘s Eight“ den Kinobuf- ak-repo als Debbie Ocean daran, einen nerstag, 21. Juni, im Star Movie in einem der Star Movie Kinos in fets. Also gleich richtig großen Coup zu landen. Steyr statt. Gewinnen Sie Tickets ganz Oberösterreich: Gewinnen mitspielen und Danny Oceans Schwester Debbie für diesen außergewöhnlichen Sie je zwei Tickets plus 15 Prozent gewinnen! Freizeit-Boom: Mit Pfeil und Bogen durch Wald und Wiesen Um dem Alltags- und wie in Gruppen“, so Gert Lich- tenegger, Anlagenführer bei der Berufsstress zu entflie- Salinen AG. „Die Ruhe, das Run- hen, gibt es viele Mög- terkommen – das hat eine ganz be- lichkeiten. Ein Trendsport sondere Freizeitqualität“, bestätigt mit immer mehr Fans ist Mutter Claudia, die als Fachsozial betreuerin im Altenheim Bad Bogenschießen. Goisern arbeitet. Auch sie und der achtjährige Tim sind mittler- F amilie Lichtenegger aus Bad Goisern hat der Bogensport- Virus gepackt. „Alles begann, als weile begeisterte Bogenschützen. Einmal pro Woche – im Sommer sogar zwei- oder dreimal – ist die ein Freund der Familie unseren Familie unterwegs, um sich „aus- Sohn Eric vor rund sechs Jahren zuschießen“, wer die anschließende zum Kindertraining mitgenom- Jause bezahlt. „Das bin meistens men hat“, sagt Gert Lichtenegger. ich“, sagt Claudia Lichtenegger Ab da war der Sohn Feuer und und lacht. Flamme. Regelmäßiges Training und sogar der Start bei Jugendwett- Ideal für Betriebsausflug bewerben waren die Folge. Die ganze Familie Lichtenegger liebt das Bogenschießen. Mindestens einmal pro und Teambuilding Woche geht es rauf zum Waldparcours auf der Bad Goiserer Halleralm. Mitten in der Natur Als Betriebsrätin ist ihr auch indem er sie bei erfahrenen Bogen- sagt der Obmann des Salzkammer- die Gesundheit ihrer Kolleginnen zum Runterkommen schützen abschaute. Auf 28 3D- gut Bogensport Clubs Walter Lich- und Kollegen ein Anliegen. Daher Als Begleiter bei den Trainings- Figuren, aber auch auf Zielschei- tenegger. Und auch relativ kosten- will sie ihnen das Bogenschießen runden im Parcours rund um die ben kann man am Waldparcours günstig: Ein Starterset umfasst Bo- als Ausgleich zur anstrengenden Goiserer Halleralm war Vater Gert Halleralm zielen. Rund zwei Stun- gen, Pfeile, Arm- und Fingerschutz Betreuungsarbeit schmackhaft ma- das Zuschauen bald zu langwei- den benötigt man für eine Runde. und kostet rund 160 Euro. chen. „Ende Juni organisiere ich lig, insbesondere als er sah, wie- „Das Bogenschießen ist ideal, um „Der Sport ist ein perfekter daher erstmals einen Betriebsaus- viel Spaß der Sohnemann beim sich mit sich selbst auseinanderzu- Ausgleich zum Berufsalltag. Man flug hierher“, sagt sie und macht Pirschen durch Wald und Wiesen setzen und sich in Konzentration braucht nicht viel, ist mitten in sich auf, den 3D-Rehbock ums Eck hatte. Ein eigener Bogen musste und Ausdauer im Zyklus von Span- der Natur und kann ihn bei jedem ins Visier zu nehmen. her. Die Technik erlernte er schnell, nung und Entspannung zu üben”, Wetter ausüben – alleine ebenso hans.promberger@akooe.at report 11
Fünf Jahre nach der dayli-Insolvenz: Was wurde Happy End nach großer nur einfach irgendeine Arbeit an- nehmen, um einen Job zu haben“, berichtet Barbara Bubestinger. Sie meldete sich in der Insolvenzstif- tung an, putzte das Haus gründlich durch, schrieb Bewerbungen, ent- spannte sich mit ihrem Enkelkind. Sie hätte als Friseurin anfangen können. Diesen Beruf hatte sie in ganz jungen Jahren gelernt – aber das kam für sie nicht infrage. Am 3. März 2014 begann sie eine Lehre zur Drogistin. Mit 47 Jahren zurück auf der Schulbank – in der Berufsschulklasse mit lau- ter Jugendlichen. „Vorne erzählt der Lehrer etwas von Atomen und Molekülen und du denkst dir am Anfang nur: Wie soll das nur alles in meinem Kopf drinnen bleiben?“ Oder mit einem Computer umge- hen lernen. Buchhaltung. Englisch. Aber Barbara Bubestinger hat sich reingehängt und durchgebissen – und hat es geschafft. Heute ar- beitet sie als Drogistin bei dm in Schärding. Bis hierher war es aber Von der ullatis Debisin Filialleiterin secae zum venestor Lehrling: abo.Nach Fic torit demvolo Konkurs ipsandunt sattelte aborrov Barbara itatas Bubestinger aut qui ein harter Weg und eine harte Zeit: aut Drogistin auf reEquis eicias um. excessi musdanditam ab il. 15 Wochen Berufsschule am Stück, täglich um 6:15 Uhr von Aurolz- münster mit dem Zug nach Wels Die Insolvenz der Drogeriemarktkette dayli (vormals macht und jetzt drohte dasselbe pendeln. Und sieben Tage die Wo- Schicksal noch einmal. „Wir haben che lernen, lernen, lernen. „Wenn Schlecker) kostete im Jahr 2013 rund 3600 Menschen drei, vier Monate kein Gehalt be- da dein Partner nicht mitspielt, in Österreich ihren Arbeitsplatz. 99 Prozent von ihnen kommen, die Banken haben sofort geht die Beziehung kaputt“, weiß waren Frauen. Der AK-Report wollte wissen, was sie unsere Überziehungsrahmen hin- Barbara Bubestinger. Aber die Be- seither gemacht haben und wie es ihnen heute geht. unter gesetzt. Das wurde für man- ziehung hat gehalten – und der che alleinstehende Kolleginnen zu Aufwand hat sich gelohnt. einem echten Problem“, erzählt F ür Barbara Bubestinger kam die Nachricht nicht ganz unerwar- tet. Von Woche zu Woche wurden Barbara Bubestinger. Ihr selbst machte die seelische Belastung so zu schaffen, dass sie auch körper- Zwei Drittel landeten wieder im Handel die Lieferungen weniger, manche lich darunter litt und krank wurde. So wie Barbara Bubestinger ar- Waren blieben ganz aus, die Re- beiten rund zwei Drittel der ehe- gale leerten sich fast wie von selbst. Nach mehr als 30 Jahren maligen dayli-Frauen auch heute Informationen, wie es nun weiter- wieder im Handel. Das zeigt eine zurück auf der Schulbank geht, bekamen sie und ihre Kolle- aktuelle Studie, die von der Dokto- ginnen nur von Kundschaften und Nach der Insolvenz und der randin Stephanie Neubauer, MSc aus den Medien. endgültigen Schließung kam die durchgeführt und von der AK Barbara Bubestinger war zu Phase der Neuorientierung. „Da Oberösterreich unterstützt wurde. diesem Zeitpunkt – es war der hast du viel Zeit, dir den Kopf zu Vier Jahre nach der Insolvenz hat- Spätsommer 2013 – Filialleiterin zermartern, über das, was war, und ten 86 Prozent der Frauen wieder der dayli-Filiale in Haag am Haus- das, was kommen wird. Ich hatte einen Arbeitsplatz, sieben Prozent ruck. Sie hatte wie tausende ihrer keinen fixen Plan, wollte aber auf waren in Pension – die übrigen sie- Kolleginnen ein Jahr zuvor schon jeden Fall etwas, das ich mit Spaß ben Prozent waren zum Zeitpunkt die Schlecker-Insolvenz mitge- und Freude machen kann, nicht der Befragung nicht beschäftigt. 12 report
aus den betroffenen Frauen? Firmenpleite Mehr als ein Drittel der Frauen haben wir die Hoffnung nicht ganz hat die Arbeitsstiftung als Sprung- aufgegeben, auch wenn wir immer brett für einen beruflichen Neuan- mit dem Ende rechnen mussten. fang genutzt – die Mehrheit von Als ich dann die Fenster abgeklebt ihnen war älter als 50 Jahre. Viele von ihnen haben ihre beruflichen und das Geschäft für immer ge- schlossen habe, da sind einige Trä- Bei Konkurs Kenntnisse aufgefrischt oder sich nen geflossen.“ Aber auch bei Gab- neue erworben: EDV, Fremdspra- chen, Rechnungswesen. Andere riele Walchetseder ging es rasch wieder weiter. Sie bekam Anfang hilft die AK wiederum haben sich komplett 2014 die Möglichkeit, die Spar-Fili- neu orientiert und Ausbildungen ale in Pramet zu übernehmen und Dr. Johann Kalliauer im Gesundheits- und Sozialwesen führte diese zweieinhalb Jahre als AK-Präsident nachgeholt. Selbständige. Seit Oktober 2016 ar- Für fast die Hälfte hat sich die Ar- beitssituation insgesamt verbessert – vor allem die Einschätzung der beitet sie bei Müller in der Rieder Weberzeile. „Damit bin ich jetzt auch sehr zufrieden, die Bezahlung F ast 500 Millionen Euro hat die AK Oberösterreich in den vergangenen zwölf Jahren für Beschäftigte von insolventen Betrieben erkämpft. Mit rund 3600 Betroffenen war die dayli- Jobsicherheit und die Entlohnung. passt, die Arbeitszeiten passen“, sagt Insolvenz eine der größten Firmenpleiten. Gabriele Walchetseder. Herr Präsident, was bedeutet es für die Arbeitnehmerinnen Beim Zusperren sind Auch Barbara Bubestinger und Arbeitnehmer, wenn ihre Firma in die Pleite schlittert? schwärmt in den höchsten Tönen Im ersten Moment ist eine Insolvenz immer ein Schock für die Tränen geflossen von ihrer neuen Tätigkeit: „Der Be- Beschäftigten. Sie haben alles für ihre Firma gegeben und plötz- Ein bisschen trauert Gabriele ruf ist wahnsinnig spannend und lich stehen sie von einem Tag auf den anderen und völlig unver- Walchetseder der Zeit bei Schle- abwechslungsreich, die Kollegin- schuldet ohne Job da. Denn acht von zehn Firmenpleiten sind auf cker und dayli dennoch nach. Sie nen sind super. Mir hätte wirklich Managementfehler der Chefetagen zurückzuführen. leitete 14 Jahre lang die Filiale in nichts Besseres passieren können.“ Was raten Sie Beschäftigten, deren Firma insolvent ist? Eberschwang: „Bis zum letzten Tag dominik.bittendorfer@akooe.at Zuallererst Ruhe bewahren und keinesfalls das Arbeitsverhältnis überstürzt auflösen. Denn dadurch können Ansprüche unwieder- bringlich verloren gehen. Unsere Expertinnen und Experten küm- mern sich gemeinsam mit dem Insolvenzfonds darum, dass die Menschen möglichst rasch zu ihrem Geld kommen. Wie schnell geht das im Normalfall? Das hängt davon ab, ob sich der insolvente Betrieb kooperativ zeigt. Wenn uns die Daten der Beschäftigten rasch zur Verfügung stehen und die Lohnverrechnung im Betrieb prinzipiell funktio- niert, dann können wir die offenen Forderungen bei Gericht ein- bringen und ausstehende Löhne und Gehälter beim Insolvenz- fonds beantragen. In drei Vierteln der Fälle kommen die betrof- fenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter innerhalb eines Monats zu ihrem Geld. Und was ist, wenn ein Unternehmen nicht kooperiert? Ein Negativbeispiel der vergangenen Jahre war dayli. Die Ge- schäftsleitung hatte die Arbeiterkammer nicht in die Vorbereitun- gen der Insolvenz eingebunden, wodurch sehr viel Zeit verloren gegangen ist. Ausbaden mussten das die fast 3600 Beschäftigten, die durch die mangelnde Kooperationsbereitschaft des Unterneh- mens erst Monate später zu ihrem Geld gekommen waren. Denn: Je früher unser Expertenteam eingebunden ist, desto besser. Derart große Insolvenzen erregen natürlich große Aufmerk- samkeit. Um die kleineren Pleitefirmen ist es eher ruhig. Macht das für die Betroffenen einen Unterschied? Auf jeden Fall. Für Beschäftigte von insolventen Großbetrieben werden Arbeitsstiftungen eingerichtet, die sie bei der beruflichen Neuausrichtung unterstützen. Das fordern wir auch für Beschäf- tigte aus kleinen Pleitebetrieben, damit auch sie eine Überbrü- Dem traurigen Ende bei dayli folgte die berufliche Neuorientierung: ckungshilfe aus der Stiftung bekommen. Gabriele Walchetseder arbeitet auch jetzt wieder im Handel. report 13
Lehre bei Engel: Von zu Zerspanungstechnikern/-innen und Informationstechnologen/-in- nen. Engel als weltweit tätiges Un- Dietach nach Shanghai ternehmen legt großen Wert dar- auf, dass die Lehrlinge auch inter- nationalen Weitblick bekommen und erste Erfahrungen im Ausland sammeln können: Bereits während Die Firma Engel baut der Ausbildung gibt es Austausch- programme zwischen den Standor- aus. Nicht nur seine Pro- ten auf der ganzen Welt. Im vierten duktionsstandorte, auch Lehrjahr fahren Lehrlinge bereits die Lehrausbildung. Mehr mit auf Montageeinsätze, etwa als 60 junge Leute starten nach Mexiko. Und die besten zwei jedes Jahrganges dürfen ein drei- heuer in Oberösterreich. monatiges Praktikum im Werk in Shanghai in China absolvieren. Ein W er bei Engel eine Lehre be- ginnt, startet gut aufgehoben und bestens begleitet in das Berufs- richtiges Abenteuer und eine wert- volle Erfahrung zugleich! „Gerade die Auslandsaufenthalte sind ein leben. 182 Lehrlinge bildet Engel super Ansporn für die Mädchen derzeit österreichweit aus, weltweit und Burschen“, berichtet Werner sind es 272. Das Unternehmen legt Wurm. besonderes Augenmerk auf die Ausbildung seiner jungen Leute, Karrieremöglichkeiten denn: „Sie sind unsere Fachkräfte stehen allen offen von morgen“, so Werner Wurm, Leiter der internationalen Lehr- Engel-Ausbildungspower: Betriebsrat Dietmar Huber, Produktionsleiter Markus Die Ausbildung endet bei Engel ausbildung bei Engel. Steinbauer, Lehrling Daniel Hirsch und Ausbildungsleiter Werner Wurm (von links). aber nicht mit der Lehrzeit. „Un- sere Leute bekommen laufend die Die beste Ausbildung an für uns: familiäres Umfeld, sehr Lehrlinge werden ihre Ausbildung Möglichkeit, sich weiterzubilden. praxisorientiert vom ersten Tag dort beginnen können, zwölf wer- Eine Karriere innerhalb des Unter- allen Standorten an und Ausbildung in moderns- den es in der ebenfalls neu errich- nehmens steht allen offen, die das „International“ deshalb, weil ten Lehrwerkstätten“, berichtet teten Lehrwerkstätte in St. Valentin anstreben“, erzählt Betriebsrat Hu- Engel an vier Standorten weltweit Dietmar Huber, Betriebsratsvor- sein, und 40 zusätzliche starten im ber. Denn ein Unternehmen, das ausbildet und darauf schaut, dass sitzender bei Engel in Dietach. Stammwerk in Schwertberg. derart expandiert wie die Firma alle Jugendlichen – ob in den Wer- Hier steckt man bereits mitten in Die jungen Leute werden in Engel, braucht vor allem eines: die ken in Österreich, Deutschland, den Vorbereitungen für den kom- acht verschiedenen Berufen ausge- besten Fachkräfte. Und die bildet Tschechien oder China – die glei- menden Herbst. Dann nimmt die bildet: von Mechatronikern/-innen sich das erfolgreiche Familienun- che hochwertige Ausbildung be- neue Lehrwerkstätte am Standort über Maschinenbautechniker/-in- ternehmen seit jeher selbst aus. kommen. „Hochwertig bedeutet Dietach ihren Betrieb auf. Zwölf nen, Konstrukteure/-innen bis hin ulrike.mayr@akooe.at AU F G E Z E I C H N E T von Karl Berger DA S S T E C K T DA H I N T E R Von wegen 1500 Euro pro Kind F ür jedes Kind 1500 Euro im Jahr. So preist die Regierung ihren Familienbonus an. Klingt gut, stimmt nur nicht. Denn die volle Steuerersparnis gibt es nur bei entsprechend hohem Einkommen. Wer weniger als 1100 Euro brutto verdient – immerhin rund ein Drittel der Beschäftigten –, erhält mitunter gar nichts. Zur Gänze wirkt der Bonus bei einem Kind erst ab 1750, bei zwei Kindern ab 2300 und bei drei Kindern ab 2650 Euro Monatsbrutto. Und selbst dann bleiben viele (weit) unter den 1500 Euro Ersparnis pro Kind, weil jetzige Kinder-Freibeträge wegfallen. Der Bonus verdient also nur zurückhaltenden Applaus: Familien werden ausgegrenzt, Kin- der ungleich gefördert, die Einkommensschere geht weiter auf. Auflösung von Seite 2 „Gut zu wissen!“ Die richtige Richtige Antwort Antwort: lautet c. Die c). Die Gewerkschaften Arbeitnehmer/-innen konntensich finanzieren denihre Anteil der Pensionen Niedriglöhne zu 80 Prozentinmit den letztenBeiträgen. eigenen zehn Jahren in Österreich mehr Gewerbetreibende tunals dashalbieren. nur zu 48 Pro- Trotzdem zent, verdienen Bäuerinnen undnoch immer Bauern gar rund nur zuzehn Prozent der 20 Prozent. Vollzeitbeschäftigten c. Die Arbeitnehmer/ wenigerfinanzieren -innen als 1700 Euro sich brutto pro Monat ihre Pensionen zubzw. zehn Euro 80 Prozent mitbrutto eigenenproBeiträgen. Stunde. 14 report
Sie können auch lesen