Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern

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Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
Infrastruktur für die Wirtschaft in
Niederbayern – Monitoring und
Bedarf

Position
Stand: September 2018 / 3. Auflage

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Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
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Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
Position|September 2018
                            Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

Vorwort
Infrastruktur für Wirtschaft und Menschen in Niederbayern

Um ihre Geschäftstätigkeit erfolgreich ausüben zu können und sich im internationalen
Wettbewerb zu behaupten, sind Unternehmen auf eine hervorragende öffentliche Infra-
struktur angewiesen. Sie benötigen zuverlässige Verkehrssysteme genauso wie eine stabile
Energieversorgung, moderne Kommunikationsnetze und hervorragende Bildungseinrich-
tungen. In Zeiten des Fachkräftemangels gewinnen zudem wohnortnahe Betreuungsange-
bote für Kinder und ältere Menschen sowie eine flächendeckende Gesundheitsversorgung
immer mehr an Bedeutung. Mit der Wirtschaft eng vernetzte, hoch innovative Forschungs-
einrichtungen runden das Bild ab.

Niederbayern hat auf allen diesen Feldern wertvolle Stärken, die allerdings regelmäßig
überprüft und ausgebaut werden müssen, um die Position des Regierungsbezirks und sei-
ner Unternehmen auf Dauer zu sichern. Die weitere Entwicklung muss den regionalen geo-
grafischen Gegebenheiten, den regionalen Interessen und den aus den Möglichkeiten des
Regierungsbezirks abgeleiteten Bedürfnissen Rechnung tragen.

Die Weiterentwicklung der Infrastruktur ist immer eine besondere Herausforderung: tech-
nisch, planerisch, finanziell, aber insbesondere auch politisch. Für eine sachgerechte Ausei-
nandersetzung damit ist es daher umso wichtiger, möglichst vielen Menschen den Blick da-
für zu öffnen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Infrastruktur zukunftsfest
aufzustellen.

Unser vorliegendes Positionspapier zeigt auf, wo die Region heute steht und welche kon-
kreten Schritte erforderlich sind, um den Erfolg Niederbayerns, seiner Unternehmen und
der hier beruflich tätigen Menschen langfristig zu sichern.

Bertram Brossardt
13. September 2018
Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
Position|September 2018
Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf
Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
Position|September 2018
                          Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

Inhalt
Position auf einen Blick                                                                            3

1        Standort Niederbayern                                                                      5
1.1      Wirtschaft und Industrie                                                                    5

1.2      Demografie                                                                                  5

2        Verkehrsinfrastruktur                                                                      7
2.1      Verkehrspolitische Lage und Herausforderungen                                               7

2.2      Verkehrsträgerspezifische Aufgaben und Projekte                                             7
2.2.1    Kapazitätsgerechter Ausbau des Straßennetzes                                                7
2.2.2    Schienenverkehr weiterentwickeln                                                           10
2.2.3    Binnenwasserstraßen: Möglichkeiten ausschöpfen                                             10
2.2.4    Luftverkehr: überregionale und regionale Versorgung sicherstellen                          11
2.2.5    Öffentlicher Personennahverkehr: Verbundsystem ausbauen                                    12

3        Bildungsinfrastruktur                                                                      13
3.1      Bildungspolitische Lage und Herausforderungen                                              13

3.2      Bildungspolitische Aufgaben und Projekte                                                   13
3.2.1    Allgemeinbildende Schulen demografiegerecht stärken                                        13
3.2.2    Berufsschulen und berufliche Oberschulen weiterentwickeln                                  16
3.2.3    Hochschulen stärker am Bedarf der Wirtschaft ausrichten                                    17

4        Kommunikationsinfrastruktur                                                                20
4.1      Kommunikationsinfrastruktur: Lage und Herausforderung                                      20

4.2      Aufgaben und Projekte im Bereich der Kommunikationsinfrastruktur                           20
4.2.1    Leistungsfähige kabelgebundene Breitbandversorgung flächen- deckend
         realisieren                                                                                21
4.2.2    Zuverlässige Mobilfunkanbindung flächendeckend realisieren                                 22

5        Energieinfrastruktur                                                                       25
5.1      Energiepolitische Lage und Herausforderungen                                               25

5.2      Aufgaben und Projekte im Bereich Energie                                                   26
5.2.1    Energieerzeugung ausbauen                                                                  26
5.2.2    Stromnetze ausbauen                                                                        27
Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
Position|September 2018
                              Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

5.2.3     Energiespeicherung – Technologie weiterentwickeln, Speicher realisieren                       28

6         Forschungsinfrastruktur                                                                       30
6.1       Forschungsinfrastruktur: Lage und Herausforderungen                                           30

6.2       Aufgaben und Projekte zur Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruktur                       30
6.2.1     Ausbaufortschritte                                                                            30
6.2.2     Bewertung und weiterer Bedarf                                                                 31

7         Betreuungsinfrastruktur                                                                       33
7.1       Betreuungsinfrastruktur: Lage und Herausforderungen                                           33

7.2       Aufgaben und Projekte zur Weiterentwicklung der Betreuungsinfrastruktur                       33
7.2.1     Angebote zur Kinderbetreuung ausweiten                                                        33
7.2.2     Pflegeplätze ausweiten, Tagespflege verbessern                                                34

8         Gesundheitsinfrastruktur                                                                      36
8.1       Lage und Herausforderungen                                                                    36

8.2       Spezifische Aufgaben und Projekte                                                             36
8.2.1     Apotheken                                                                                     36
8.2.2     Ärzte                                                                                         37
8.2.3     Krankenhäuser                                                                                 38
8.2.4     Vorsorge- und Reha-Einrichtungen                                                              39
8.2.5     Gesundheitsregionen                                                                           40

9         E-Government                                                                                  42
9.1       Lage und Herausforderungen                                                                    42

9.2       Spezifische Aufgaben und Projekte                                                             42
9.2.1     Ausbaufortschritte                                                                            43
9.2.2     Bewertung und weiterer Bedarf                                                                 43

Ansprechpartner / Impressum                                                                             45
Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayern - Monitoring und Bedarf - Position Stand: September 2018 / 3. Auflage - VBW Bayern
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                           Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                           Position auf einen Blick

Position auf einen Blick
Handlungsfelder zur zukunftsfesten Weiterentwicklung der Infrastruktur
Niederbayerns

Die Unternehmerperspektiven 2017 stellen fest: Die Unternehmer in Niederbayern geben
der Infrastruktur in ihrem Regierungsbezirk befriedigende Noten, sehen aber Luft nach
oben. Auf einer Punkteskala von 0 bis 100 wird die Standortqualität mit 70,9 Punkten be-
wertet – rund zwei Punkte unter dem bayerischen Durchschnitt. 82,2 Prozent der Unter-
nehmen würden sich wieder in Niederbayern ansiedeln.

Eine leistungsstarke Infrastruktur ist Grundlage für die Weiterentwicklung des attraktiven
Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensraums Niederbayern mit seinen Teilräumen. Sie muss da-
her unter besonderer Berücksichtigung der für Teile Niederbayerns absehbar schwierigen
demografischen Entwicklung zukunftsfest ausgebaut werden.

1. Die Verkehrsnetze Niederbayerns müssen bedarfsgerecht entwickelt und für die Anfor-
   derungen ausgestattet werden, die intermodaler Verkehr und moderne Verkehrsfluss-
   lenkung mit sich bringen. Wichtig sind der rasche Ausbau der A3, der zweigleisige Aus-
   bau der Schienenverbindung Plattling – Landshut und der Donauausbau zwischen
   Straubing und Vilshofen. Der ÖPNV muss zu einem Gesamtverbund entwickelt werden.

2. Um die Attraktivität des Bildungsstandortes zu steigern und dem Fachkräftemangel
   entgegenzuwirken, muss Niederbayern in enger Kooperation mit der regionalen Wirt-
   schaft Ganztagesangebote der Schulen ausbauen, Berufsschulstandorte sichern, sowie,
   angepasst an die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft, neue Studienangebote auch
   berufsbegleitend speziell in den MINT-Fächern gemeinsam mit den Universitäten und
   Hochschulen für angewandte Wissenschaften entwickeln.

3. Der Ausbau hoch leistungsfähiger Breitbandnetze muss insbesondere in den schlechter
   versorgten Teilräumen Niederbayerns konsequent vorangetrieben werden, um die
   wirtschaftliche Entwicklung in allen Teilräumen des Regierungsbezirks abzusichern.
   Dies gilt für die kabelgebundenen wie für die mobilen digitalen Netze. Bis 2025 muss
   das 5G-Netz zügig ausgebaut werden.

4. Nur durch den weiteren Aus- und Umbau der gesamten Energieinfrastruktur, von der
   Energieerzeugung über den Energietransport bis zur Energiespeicherung, ist eine
   sichere, nachhaltige und umweltverträgliche Energieversorgung von Wirtschaft und
   Bevölkerung Niederbayerns gewährleistet. Mit einer Anbindung an nationale und in-
   ternationale Stromautobahnen, der Standortsicherung für erneuerbare Energieerzeu-
   gung in der Fläche muss die Energieversorgung nachhaltig abgesichert werden.
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                           Position auf einen Blick

5. Um die Basis für wirtschaftlichen Erfolg weiter abzusichern, müssen Innovationspoten-
   ziale der Hochschulen und Forschungseinrichtungen noch besser als bisher in die Un-
   ternehmen transferiert und die Kooperation weiter verbessert werden.

6. Angesicht des demografischen Wandels in Niederbayern müssen Kinderbetreuungs-
   möglichkeiten, speziell für unter Dreijährige, auch abseits der großen Städte weiter
   ausgebaut und, ebenso wie Betreuungsangebote für pflegebedürftige Angehörige,
   regional konsequent mit den Unternehmen abgestimmt werden.

7. Durch stärkere Kooperation und Vernetzung der Bereiche Medizin, Technologie, Ge-
   sundheit und Tourismus müssen die gesundheitswirtschaftlichen Potenziale der Region
   so ausgebaut werden, dass in Kombination mit durchdachten Maßnahmen zur Ange-
   botssicherung im ländlichen Raum die Qualität des Gesundheitswesens als Standortar-
   gument für Unternehmen und Mitarbeiter überzeugt.

8. Die Entwicklung moderner, transparenter und effizienter E-Government-Lösungen spe-
   ziell in den Kommunen Niederbayerns muss es Unternehmen und Arbeitnehmern er-
   lauben, Verwaltungsvorgänge papierfrei und einfach über das Netz zu erledigen. Dabei
   geht es weniger um Insellösungen, als vielmehr um flächendeckende und standardi-
   sierte Angebote.
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                            Standort Niederbayern

1 Standort Niederbayern
Infrastrukturelle Gegebenheiten für den Regierungsbezirk

Niederbayern grenzt unmittelbar an Österreich und die Tschechische Republik. Der insge-
samt ländlich geprägte Regierungsbezirk gliedert sich in neun Landkreise und drei kreis-
freie Städte.

In der Studie Standort Bayern: Unternehmerperspektiven 2017 attestieren die befragten
Unternehmer Niederbayern mit einem Punktwert von 70,9 (Maximum 100) eine befriedi-
gende, gegenüber den Vorjahren steigende Standortqualität. 82,2 Prozent der Unterneh-
men würde sich erneut im Regierungsbezirk ansiedeln.

1.1 Wirtschaft und Industrie
Etwa 90 Prozent der Niederbayern wohnen in ländlichen Regionen. Das ist im Vergleich
der bayerischen Regierungsbezirke die höchste Quote. Die Wirtschaftsstruktur des Regie-
rungsbezirks ist vielfältig und hat sich in den letzten Jahrzehnten dank guter Strukturpolitik
hervorragend entwickelt. Der östliche Teil ist stärker am Tourismus ausgerichtet, die west-
lichen Landkreise sind eher industriell geprägt.

Starke Zuwächse haben in den vergangenen Jahren vor allem der Fahrzeug- und Maschi-
nenbau, die Metallindustrie und die Kunststofftechnik erlebt. Insgesamt besteht ein leich-
tes Übergewicht der M+E Branchen, das sich vor allem aus dem in der Region starken Fahr-
zeugbau erklärt. Hieraus resultiert auch ein relativ hoher Fachkräftebedarf in der Region.
Die wirtschaftsnahen und wissensintensiven Dienstleistungen sind schwächer vertreten.

Die Arbeitsmarktsituation ist gut, die Arbeitslosenquote niedrig. Die Arbeitslosigkeit lag im
Jahresdurchschnitt 2017 bei 3,1 Prozent und damit leicht unter dem bayernweiten Durch-
schnitt von 3,2 Prozent.

1.2 Demografie
Der regionale Bedarf auf den für die Entwicklung des Regierungsbezirks wichtigen Hand-
lungsfeldern ist deutlich von der demografischen Entwicklung geprägt. Abbildung 1 verdeut-
licht die bevorstehende Veränderung anhand der Bevölkerungsprognose 2036 des Statis-
tischen Landesamtes Bayern für die Landkreise und kreisfreien Städte. Danach wird knapp
ein Drittel der bayerischen Landkreise und circa ein Viertel der kreisfreien Städte schrump-
fen.

Niederbayern ist mit einer geschätzten Zunahme um 3,6 Prozent bis zum Jahr 2036 ein Pro-
fiteur des demografischen Wandels. Die Entwicklung ist jedoch uneinheitlich. Während
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                              Standort Niederbayern

insbesondere Stadt (+ 13,5 Prozent) und Landkreis (+ 9,8 Prozent) Landshut ein hohes Bevöl-
kerungswachstum aufweisen, müssen die Landkreise Regen (- 5,2 Prozent) und Freyung-
Grafenau (- 3,3 Prozent) mit einem Bevölkerungsrückgang rechnen.

Abbildung 1
Prognose der Bevölkerungsentwicklung in den kreisfreien Städten und
Landkreisen Bayerns; Veränderung 2036 gegenüber 2016 in Prozent

Quelle: Statistisches Landesamt Bayern, Bevölkerungsprognose Bayern 2036, eigene Grafik

Die Bevölkerungsentwicklung in Niederbayern geht mit einem wachsenden Anteil älterer
Menschen an der Gesamtbevölkerung einher. So wird der Altenquotient (Anteil der über
65-jährigen gemessen an den Personen im Alter zwischen 20 und 64) von 32,7 Prozent auf
53,0 Prozent im Jahr 2036 steigen und dann um 4,9 Prozent über dem bayerischen Durch-
schnitt liegen. Sofern Zuwanderung stattfindet, erfolgt sie durch Menschen im Erwerbsal-
ter. Mit dem Rückgang der Bevölkerung in einzelnen Regionen Niederbayerns schwinden
Nachfrage und Steuerkraft. Veränderungsbedarfe müssen aus diesem Grund rechtzeitig
erkannt und konsequent umgesetzt werden.
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                            Verkehrsinfrastruktur

2 Verkehrsinfrastruktur
Bedarfsgerechte Investitionen in den Ausbau des Verkehrsnetzes

Mit seiner Grenzlage zur Tschechischen Republik und zu Österreich profitiert Niederbayern
von kurzen Verkehrswegen in diese benachbarten Wirtschaftsräume und von der guten
Infrastruktur in Bayern. Die in Teilen ländlich geprägte, exportorientierte Region ist wegen
des erheblichen Transitverkehrs dringend auf ein hochleistungsfähiges Verkehrsnetz ange-
wiesen. Da Personen- und Güterverkehr ständig zunehmen, sind ein weiterer Aus- und
Neubau und eine bessere Verzahnung leistungsfähiger Verkehrs- und sonstiger Infrastruk-
turnetze dringend erforderlich. Dies gilt umso mehr, als überfüllte Straßen, Engpässe auf
der Schiene, ein unzureichender Ausbaustand der Donau als Binnenwasserstraße und der
nicht bedarfsgerecht entwickelte ÖPNV die Wettbewerbsfähigkeit der Region belasten.

2.1 Verkehrspolitische Lage und Herausforderungen
Die Industriedichte in Niederbayern ist hoch, so dass der Güterverkehr weiterhin eine we-
sentliche Rolle spielen wird. Der Regierungsbezirk hat aufgrund seiner Lage für den Ost-
West-Verkehr eine wichtige Schlüsselposition für den Durchgangsverkehr.

2.2 Verkehrsträgerspezifische Aufgaben und Projekte

2.2.1 Kapazitätsgerechter Ausbau des Straßennetzes

2.2.1.1 Ausbaufortschritte

Bei einer Reihe von Straßenverkehrsprojekten gab es in den letzten Jahren Fortschritte.
Der Stand der laufenden Projekte kann aus den Tabellen 1a und 1b abgelesen werden.

Der im Jahr 2016 neu aufgestellte Bundesverkehrswegeplan 2030 (BVWP 2030) enthält für
Niederbayern wichtige Projekte, die durch ihre Einordnung in den „Vordringlichen Bedarf“
oder den „Vordringlichen Bedarf – Engpassbeseitigung“ besondere Priorität genießen und
somit eine schnellere Realisierungschance haben. Zu ihnen gehören die folgenden wichti-
gen Straßenbauprojekte:

–   A94 – vierstreifiger Neubau Simbach am Inn – West bis Prienbach - Ost
–   St2074 (ehem. B11) – A92 bei Landshut
–   B20 – Ortsumgehung Hammerau
–   B20 – 4-streifiger Ausbau Trieching (DGF 5) – Landau (A92)
–   B388 – Nordumgehung Passau (A3, B12 und B85)
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                                    Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                                    Verkehrsinfrastruktur

Tabelle 1a
Monitoring Straßenverkehrsprojekte in Planung oder Bau

                                                                                  Baurechtliches
                                                                                  Genehmigungs-
Projekt                                                     Entwurfsplanung       verfahren               Bau

A3 Abschluss 6-streifiger Ausbau Regensburg - Passau

6-streifiger Ausbau AK Deggendorf – AS Hengersberg          S Q4/2015

A94 4-streifiger Neubau Passau - München

AS Burghausen – Simbach / Inn-W                             S Q4/2016
4-streifiger Neubau Kühstein – Malching (AS St2116)                                                       A Q4/2013
4-streifiger Neubau Kirchham – Pocking (A3)                                       S Q2/2012
Simbach – Pocking (A3), 4-streifiger Neubau Malching – Kirchham                                           S Q2/2016

B11 Ausbau in den Landkreisen Deggendorf, Regen

Verlegung Deggendorf - Grafling                             S Q2/2017
Instandsetzung nördlich Grafling                                                                          S Q4/2015
Ausbau südlich Gotteszell                                                                                 S Q1/2017
Ortsumgehung Ruhmannsfelden                                                       S Q2/2017
Verlegung bei Schweinhütt                                                         S Q1/2017

B12 Ausbau in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Passau

3 Fahrstreifen Salzweg                                                            A Q1/2015
Straßkirchen - Bärnbach                                     S Q4/2016
Wimperstadl - Außernbrünst                                                                                S Q2/2014
3 Fahrstreifen südlich Freyung                                                    S Q3/2013
Kreuzung Freyung Ort                                        A Q1/2012

B15n Neubau

4-streifiger Neubau zw. Ergoldsbach (LA9) und Essenbach (A92)                                             A Q3/2013

Quelle: Oberste Baubehörde, eigene Grafik
Legende: Q1 – Q4 = Quartale; A = abgeschlossen; S = gestartet.
Position|September 2018                                                           9
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                                    Verkehrsinfrastruktur

Tabelle 1b
Monitoring Straßenverkehrsprojekte in Planung oder Bau

                                                                                  Baurechtliches
                                                                                  Genehmigungs-
Projekt                                                     Entwurfsplanung       verfahren               Bau

B15n Regensburg - Rosenheim

Saalhaupt (A 93) - Neufahrn                                                                               A Q4/2011
Neufahrn - Ergoldsbach                                                                                    A Q4/2013
Ergoldsbach - Essenbach (A 92)                                                                            S Q3/2013
O-Ortsumgehung Landshut (Abschnitt A 92 - LA 14)                                  A Q1/2012

B16 3-spuriger Ausbau Neuburg an der Donau - Ingolstadt

östlich Münchsmünster                                       S Q1/2017

B20 Landesgrenze Techische Republik - Freilassing

Straubing (A 3) - Rißmannsdorf                                                    A Q3/2017
Straubing (A 3) - Landau (A 92)                                                                           S Q3/2017
Direktrampe A 92                                                                  A Q2/2017
Kreuzungsumbau DGF 3                                                                                      A Q4/2014

B85 Ausbau in den Landkreisen Freyung-Grafenau und Regen

Viechtach                                                   S Q4/2015

B299 Ausbau Neumarkt - Hallertau

Ortsumgehung Neuhausen                                      S Q4/2016

B388 Ausbau Eggenfelden - Pocking

Eggenfelden - Pfarrkirchen                                  S Q4/2016

Quelle: Oberste Baubehörde, eigene Grafik
Legende: Q1 – Q4 = Quartale; A = abgeschlossen; S = gestartet.

2.2.1.2 Bewertung und weitere Projekte

Nach der Studie Unternehmerperspektiven 2017 beurteilen 44,7 Prozent der niederbayeri-
schen Unternehmer die Straßenverkehrsinfrastruktur als gut oder sehr gut, was deutlich
unter dem bayerischen Durchschnitt von 51,5 Prozent liegt. 70,7 Prozent der Unternehmer
sehen die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen.

Das Monitoring zeigt, dass die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in Niederbayern an
vielen Stellen angepackt wurde. Es gilt nun, die Projekte zügig fertigzustellen.
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                           Verkehrsinfrastruktur

2.2.2 Schienenverkehr weiterentwickeln
Eine gute Schieneninfrastruktur ist für Unternehmen und Mitarbeiter von großer Bedeu-
tung. Dabei muss alles unternommen werden, um die Anbindung Niederbayerns an die
Fernverkehrsverbindungen Nürnberg – Passau – Linz – Budapest zu verbessern, damit die
Region vom hochwertigen europäischen Personen- und Güterbahnverkehr profitieren
kann.

2.2.2.1 Ausbaufortschritte

Mit dem Baubeginn der Neufahrner Kurve wurde ein für Niederbayern wichtiges Schienen-
bauprojekt begonnen, das die Anbindung der Region an den Flughafen München sicher-
stellen wird. Für die Fernverkehrsverbindungen Nürnberg – Passau – Linz – Budapest
wurde die Vorplanung begonnen.

2.2.2.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Die Unternehmerperspektiven 2017 zeigen auf, dass die niederbayerische Wirtschaft mit
der Infrastruktur des Schienenverkehrs wenig zufrieden ist: lediglich 23,0 Prozent bewer-
ten diese als gut oder sehr gut; das liegt unter dem bayerischen Durchschnitt von 30,2 Pro-
zent. Weitere Investitionen in den Schienenverkehr fordern 50,7 Prozent der Unterneh-
men.

Über die in 2.2.2.1 genannten Vorhaben hinaus gilt es, den in der Region schon lange ge-
forderten zweigleisigen Ausbau der Strecke Plattling – Landshut zur besseren Anbindung
an den Bahnknoten München zu realisieren.

2.2.3 Binnenwasserstraßen: Möglichkeiten ausschöpfen
Binnenwasserstraßen sind bedeutende Güterverkehrswege, die über Kapazitätsreserven
verfügen. Jedoch genügen Schiffe und Schubverbände den Anforderungen an moderne
Transport- und Logistikabläufe nur, wenn sie ganzjährig bei optimalen Wasserverhältnis-
sen fahren können. In Bayern bleibt die Donau bisher weit hinter der möglichen Kapazität
zurück. Die Wasserstraße ist nicht wettbewerbsfähig, der Verkehr bleibt auf Autobahn und
Schiene.

2.2.3.1 Ausbaufortschritte

Zurzeit laufen Planungen, vorbereitende Maßnahmen und erste Baumaßnahmen für die
Erneuerung der beiden Kammern der Schleuse Kachlet. Darüber hinaus finden regelmäßig
Wartungs- und Unterhaltungsarbeiten an den Schleusen Geisling und Straubing statt.
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                            Verkehrsinfrastruktur

Derzeit wird der Donauausbau vorangebracht und nach der Variante A ausgebaut. Damit
werden gleichzeitig auch Maßnahmen für einen umfänglichen Hochwasserschutz vorange-
trieben.

2.2.3.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Es ist zu begrüßen, dass die Sanierung der Schleusen und Stauhaltungen entlang der
Donau in Bayern vorankommt. Dies ist wichtig, um den Wasserweg für den nationalen
und internationalen Transport interessant zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit der
zugehörigen Hafenanlagen in Niederbayern, der Oberpfalz, Mittel- und Unterfranken zu
erhalten.

Es ist zu begrüßen, dass der Donauausbau vorangebracht und ein verbesserter Hochwas-
serschutz realisiert wird. Mittelfristig muss Ausbauziel die Variante C280 sein, um das vor-
handene Leistungsvermögen der Wasserstraße Main – Donau voll ausschöpfen zu können.

2.2.4 Luftverkehr: überregionale und regionale Versorgung sicherstellen
Eine zeitsparende Anbindung an überregionale Flughäfen ist für viele international tätige
Unternehmen von Bedeutung. Der Wirtschaftsstandort Niederbayern hat zum Flughafen
München zwischen 50 und 200 km weite Anfahrtswege, die wegen der stark mit Verkehr
belasteten Autobahnen nur unter schlecht prognostizierbarem Zeitaufwand zu erreichen
sind.

Ein kleiner, aber für den Geschäftsreiseverkehr und das Image der Region wichtiger Bau-
stein in der regionalen Verkehrsinfrastruktur sind leistungsfähige regionale Verkehrslande-
plätze. Sie sind ein Standortvorteil bei der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des länd-
lichen Raums in Niederbayern. Bei der Standortwahl exportorientierter und international
tätiger Unternehmen sind zügig erreichbare Flughäfen und Verkehrslandeplätze von zu-
nehmender Bedeutung und gehören inzwischen zur infrastrukturellen Grundausstattung.

2.2.4.1 Ausbaufortschritte

Sowohl die Planungsregion 12 (Donau-Wald) mit den Verkehrslandeplätzen Vilshofen und
Straubing als auch die Planungsregion 13 (Landshut) mit den Verkehrslandeplätzen Lands-
hut und Eggenfelden verfügen jeweils über zwei Schwerpunktlandeplätze.

Investive Maßnahmen in die Flugplatzinfrastruktur der Schwerpunktlandeplätze fördert
der Freistaat Bayern im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel. Am Ver-
kehrslandeplatz Landshut wurde zuletzt in 2013 die Sanierung und Verbreiterung der
Start- und Landebahn gefördert. In 2014 wurden am Verkehrslandeplatz Straubing ver-
schiedene Verbesserungen der Flugplatzinfrastruktur (z. B. Erweiterung des Vorfeldes, zu-
sätzliche Erschließungsstraße innerhalb des Flugplatzgeländes) vom Freistaat Bayern bezu-
schusst.
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                           Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                           Verkehrsinfrastruktur

Die luftrechtliche Genehmigung zum Betrieb des Verkehrslandeplatzes Landshut ist Anfang
dieses Jahres von den Stadtwerken Landshut auf eine private Betreibergesellschaft (Lan-
den in Landshut GmbH) übergegangen.

2.2.4.2 Bewertung und weiterer Bedarf

49,6 Prozent der in den Unternehmerperspektiven 2017 befragten Unternehmen beurtei-
len die Luftverkehrsinfrastruktur als gut oder sehr gut – das entspricht knapp dem bayern-
weiten Durchschnitt von 49,5 Prozent. 30,8 Prozent der Unternehmer sehen die Notwen-
digkeit zusätzlicher Investitionen in diesem Bereich.

Die in den vergangenen Jahren erzielten Verbesserungen sind zu begrüßen. Die luftver-
kehrliche Anbindung muss gewährleistet bleiben.

2.2.5 Öffentlicher Personennahverkehr: Verbundsystem ausbauen
Der ÖPNV ist für die Erreichung von Arbeitsplätzen, Bildungs-, Gesundheits- und Versor-
gungseinrichtungen unerlässlich und bedeutet Mobilität und Unabhängigkeit – vor allem
für Schüler und Senioren. Laut Unternehmerperspektiven 2017 zählt er zu den wichtigen
Standortfaktoren, die es zu verbessern gilt. Gerade im ländlich geprägten Niederbayern
hat die Forderung nach einem verstärkten Engagement der Kommunen für einen flächen-
deckenden ÖPNV Gewicht.

2.2.5.1 Ausbaufortschritte

In der Frage der Zusammenarbeit mit überregional bedeutsamen Verkehrsverbünden, wie
z. B. München oder Regensburg, ist es punktuell zu Verbesserungen gekommen.

2.2.5.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Die bereits laufende Weiterentwicklung des ÖPNV in Niederbayern muss weiterverfolgt
werden, und zwar mit dem Ziel eines vertakteten Gesamtverbundes in Niederbayern und
Anbindung an die Verkehrsverbünde München und Regensburg.
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                            Bildungsinfrastruktur

3 Bildungsinfrastruktur
Erfolgsfaktor Bildung vor Ort stärken

Ein leistungsfähiges Bildungssystem ist Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg
eines Landes. Deshalb müssen das deutsche und bayerische Bildungssystem von der Vor-
schule / Schule über die berufliche Bildung bis hin zur Weiterbildung ständig fortentwi-
ckelt, die Bildungsqualität weiter verbessert und die Bildungsbeteiligung erhöht werden.
Vor Ort geht es in erster Linie um Vielfalt und Qualität der Bildungsangebote, flexible Öff-
nungszeiten, ganztägige Betreuung und rhythmisierte Ganztagsangebote über alle Schul-
formen.

Gemäß der Unternehmerperspektiven 2017 beurteilen 64,5 Prozent der niederbayerischen
Unternehmer die Bildungsinfrastruktur in der Region mit „gut“ oder „sehr gut“. Das liegt
deutlich über dem bayernweiten Durchschnitt von 60,3 Prozent.

3.1 Bildungspolitische Lage und Herausforderungen
Niederbayern verfügt über eine breit ausgebaute, leistungsfähige Bildungsinfrastruktur,
die alle Bildungsarten umfasst und gute Chancen zu einer hochwertigen Aus- und Weiter-
bildung bietet. Der demografische Wandel wirkt sich auch auf die Bildungsinfrastruktur aus
und führt an einzelnen Schulen zu nachlassenden und an anderen Schulen zu steigenden
Schülerzahlen. Gleichzeitig besteht in allen Regionen Niederbayerns Handlungsbedarf bei
der Fachkräftesicherung. Die Optimierung der Bildungsinfrastruktur ist deshalb eine Dau-
eraufgabe. Denn nur mit genügend gut ausgebildeten Schul- und Hochschulabgängern
sowie qualifizierten Absolventen einer dualen Berufsausbildung können die Unternehmen
ihren Fachkräftebedarf langfristig decken. Das gilt insbesondere für den Bereich Mathema-
tik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Darüber hinaus werden Ganzta-
gesangebote stärker nachgefragt. Notwendig ist auch eine gute Erreichbarkeit der Bil-
dungseinrichtungen in Niederbayern.

3.2 Bildungspolitische Aufgaben und Projekte

3.2.1 Allgemeinbildende Schulen demografiegerecht stärken
Das Bildungssystem braucht noch mehr Bildungsqualität, mehr Bildungsbeteiligung und
mehr Partizipationsgerechtigkeit, um künftigen Herausforderungen, wie z. B. demogra-
fischen oder technologischen Entwicklungen, gewachsen zu sein. Ziel ist es, dass junge
Menschen frühzeitig und kontinuierlich Kompetenzen entwickeln, die es ihnen ermögli-
chen, in einer sich dynamisch entwickelnden Lebens- und Arbeitswelt bestehen zu können
und erfolgreich zu sein.
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                               Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                               Bildungsinfrastruktur

Die nachstehende Abbildung 2 zeigt die prognostizierte Entwicklung der Zahl der in Bayern
lebenden Kinder unter sechs Jahren im Zeitraum 2016 bis 2036. Der dabei zu verzeich-
nende Rückgang der Kinderzahl um 1,8 Prozent bis zum Jahr 2036 gegenüber 2016 lässt
auf zurückgehende Schülereintritte in die Grundschule in der zweiten Hälfte des dritten
Jahrzehnts schließen. Je nach Region fallen die Zahlen unterschiedlich aus.

Ein Rückgang ist insbesondere im Landkreisen Regen (- 13.9 Prozent), Freyung-Grafenau
(- 8,3 Prozent), Regen (- 8,3 Prozent) und Passau (- 7,6 Prozent) zu erwarten. In den kreis-
freien Städten Landshut (+ 11,1 Prozent), Passau und Straubing (jeweils + 4,8 Prozent) ist
mit Zuwächsen zu rechnen.

Abbildung 2
Bevölkerungsprognose 2016 bis 2036 – Veränderung der Zahl der Kinder
von null bis unter sechs Jahren zwischen 2015 und 2036 in Prozent

Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt; eigene Prozentberechnung und Darstellung

Allerdings zeigen die aktuellen Zahlen zum Schuleintritt derzeit wieder nach oben: vom
Tiefpunkt im Schuljahr 2013/14 (9.884 Schuleintritte) bis zum Schuljahr 2017/18 (10.293
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                            Bildungsinfrastruktur

Eintritte) ist ein Zuwachs zu verzeichnen. Die Zahl der Grundschulklassen ist von 1.938 im
Jahr 2016 auf 1.956 im Jahr 2017 gestiegen.

Niederbayern bleibt ein vom demografischen Wandel betroffener Regierungsbezirk. Damit
werden dem Bildungssystem in Niederbayern in den kommenden Jahrzehnten zunehmend
Schüler und der niederbayerischen Wirtschaft vermehrt Auszubildende und Berufsanfän-
ger fehlen.

3.2.1.1 Ausbaufortschritte

Dem derzeit langfristig abzusehenden tendenziellen Rückgang der Schülerzahlen an den
Grundschulen begegnet man in Niederbayern verstärkt mit Jahrgangskombinationen und
dem Modell der flexiblen Grundschule. So gibt es im laufenden Schuljahr 121 jahrgangsge-
mischte Klassen, davon 21 flexible Grundschulen.

Nimmt man die Zahlen aus dem Schuljahr 2017/18, so gibt sich folgende Entwicklung bei
der Ganztagesbetreuung (Werte aus dem Schuljahr 2016/17 in Klammern):

– An 31 Grundschulen (31) gibt es 101 gebundene Ganztagsklassen (97).
– An 46 Mittelschulen (47) gibt es insgesamt 189 gebundene Ganztagsklassen (193).
– Bei den offenen Ganztagesangeboten gibt es an 58 (49) Standorten insgesamt 111 (96)
  Lang- (bis 16:00 Uhr) und 101 (67) Kurzgruppen (bis 14:00 Uhr).

Insgesamt ist die Tendenz bei diesen Angeboten leicht steigend. Dies spiegelt auch die
langfristige Tendenz bei der Zahl betreuter Schüler wider: Gegenüber dem Schuljahr
2012/13 hat die Zahl der betreuten Schulkinder in der Grundschule im Schuljahr 2016/17
um knapp 35 Prozent auf 17.586 Kinder zugenommen. Das entspricht einer Betreuungs-
quote von 42,4 Prozent.

3.2.1.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Angesichts der demografischen Entwicklungen sind die richtigen Weichenstellungen einge-
leitet. Mit der Bildung von jahrgangsgemischten Klassen wird ein wohnortnahes Grund-
schulangebot vorgehalten.

Die bedarfsgerechte Weiterentwicklung von Ganztagesangeboten in Niederbayern ist zu
begrüßen. Dabei gilt aber, dass rhythmisierte Ganztageslösungen über alle Formen allge-
meinbildender Schulen zu einem flächendeckenden Angebot ausgebaut werden müssen.

Neben der Steigerung der Bildungsqualität müssen folgende Aufgaben im Fokus stehen:

– Die Kommunen müssen bei der Schulentwicklung auf die sich verändernden Rahmen-
  bedingungen passgenaue und individuelle Antworten finden. Ziel ist, wohnortnahe
  Schulangebote in der Fläche zu erhalten und effiziente Strukturen zu schaffen, die zu-
  kunftsfähig und nachhaltig sind.
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                             Bildungsinfrastruktur

– Um den drohenden Schulschließungen zu begegnen, müssen unterschiedliche Koopera-
  tionsformen, beispielsweise zwischen Mittelschulen und Realschulen, ermöglicht wer-
  den. Über die genaue Ausgestaltung der Kooperationen müssen die am Schulleben be-
  teiligten Akteure vor Ort individuell entscheiden können.

– Die Angebote im ÖPNV bzw. Schulbusverkehr müssen eine bedarfsgerechte Anbindung
  der Schulstandorte in vertretbarer Zeit ermöglichen.

– Die Einführung der Koordinatoren für Berufliche Orientierung an jedem Gymnasium in
  Bayern, mit der Aufgabe der internen und externen Vernetzung und Beratung, ist ein
  Schritt in die richtige Richtung. Jetzt gilt es, die neue Funktion effizient zu implementie-
  ren.

– Die Option, am neuen neunjährigen Gymnasium das Abitur auch in acht Jahren ablegen
  zu können, soll keine Ausnahme bleiben, sondern flächendeckend umgesetzt werden.
  Bei der qualitativen Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums muss als Leitlinie
  die begabungsgerechte und differenzierte Förderung aller Schüler gelten.

3.2.2 Berufsschulen und berufliche Oberschulen weiterentwickeln
Das Berufsbildungssystem in Deutschland ist attraktiv, vermittelt hochwertige berufliche
Handlungskompetenzen und Qualifikation. Es schafft hohe Übergangsquoten in den Ar-
beitsmarkt und damit im europäischen Vergleich eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit. Die
duale Ausbildung stellt die tragende Säule des Berufsbildungssystems dar. Durch die Kom-
bination von theoretischer Vermittlung in der Berufsschule und praxisnaher Anleitung im
Betrieb bietet die duale Ausbildung einen optimalen Start in das Berufsleben.

Die Berufsschulen in Niederbayern fungieren als Kompetenzzentren für unterschiedliche
Berufsfelder. Sie decken breit gefächertes Angebot an Berufen bzw. Berufsfeldern ab.

Aufgrund zurückgehender Schülerzahlen werden Berufsschulen zukünftig ihr Spektrum an
Ausbildungsberufen nicht mehr wie heute anbieten können. Helfen kann die gemeinsame
Beschulung verwandter Berufe bzw. Berufsbilder. Dabei ist sicherzustellen, dass Schülerin-
nen und Schüler in ländlichen Regionen ausreichende Möglichkeiten haben die Schulen
mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

3.2.2.1 Entwicklungen

In Niederbayern ist die Zahl der beruflichen Schulen weitgehend stabil (Werte: Schuljahr
2016/17; Schuljahr 2013/14 in Klammern): Es gibt u. a. sieben (8) Wirtschaftsschulen, 18
(18) Berufsschulen, 28 (27) Berufsfachschulen, 49 (52) Berufsfachschulen des Gesundheits-
wesens, 19 (17) Fachschulen und neun (8) Fachakademien mit vielfältigen beruflichen Aus-
prägungen.
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                            Bildungsinfrastruktur

3.2.2.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Die Weiterentwicklung der Angebote der Berufsschulen und beruflichen Oberschulen
muss am Bedarf der Wirtschaft orientiert und unter Berücksichtigung der demografischen
Gegebenheiten erfolgen. Dabei gilt es zu beachten:

– Die bestehenden und ggf. neuen Schulstrukturen müssen sinkenden bzw. steigenden
  Schülerzahlen durch die Entwicklung von Konzepten, pädagogischer Maßnahmen und
  Bildungsinitiativen begegnen.

– Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs muss den Bedarfen der Berufsschülerinnen
  und Berufsschüler Rechnung tragen.

Darüber hinaus kommt es langfristig darauf an, folgenden Themen mit individuellen Kon-
zepten vor Ort zu begegnen:

– Weiterentwicklung bzw. Anpassung der Berufsschulstandorte und ihrer Angebote vor
  dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in Niederbayern, um die hohe Quali-
  tät an Berufsschulen sicherzustellen bzw. weiter zu verbessern (z. B. durch Schaffung
  regionaler Kompetenzzentren).

– Stärkung der Kooperation der beiden Lernorte Berufsschule und Betrieb, um die berufli-
  che Ausbildung zu optimieren (z. B. durch die Einrichtung Runder Tische, die Stärkung
  der Rolle der Berufsschulbeiräte oder die Schaffung eines integrierten Berufsschul-
  plans).

3.2.3 Hochschulen stärker am Bedarf der Wirtschaft ausrichten
Hochschulen leisten einen elementaren Beitrag, wenn es darum geht, die Wettbewerbsfä-
higkeit der bayerischen Wirtschaft zu erhalten. Die Unternehmen im Freistaat brauchen
hervorragend ausgebildete Hochschulabsolventen. Grundlage dafür ist ein Hochschulsys-
tem, das die Exzellenz der Ausbildung sichert, die Qualität und Vielfalt des Studiums garan-
tiert und international wettbewerbsfähig ist. Damit Wirtschaft und Wissenschaft innovati-
onsfähig bleiben, ist es notwendig, dass Unternehmen und Hochschulen Wissen eng ver-
netzen.

3.2.3.1 Entwicklungen

Niederbayern ist mit der Universität Passau, dem TUM Campus Straubing (seit Oktober
2017 ist der Campus Straubing ein neues integratives Forschungszentrum der Technischen
Universität München), der HAW Landshut und der Technischen Hochschule Deggendorf
sehr gut aufgestellt. Die Studienangebote werden laufend angepasst. Der TUM Campus
Straubing kann als Alleinstellungsmerkmal die Konzentration von Forschung und Lehre auf
nachwachsende Rohstoffe, Biotechnologie und Bioökonomie aufweisen. Entsprechende
fakultätsübergreifende Studiengänge gibt es damit bundesweit nur in Straubing. Das
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                            Bildungsinfrastruktur

Bayerische Kabinett hat im Juli 2018 beschlossen, dass an der TH Deggendorf ein Zentrum
für Digitalisierungstechnologien eingerichtet wird. Insgesamt sollen in Deggendorf rund
1.000 neue Studienplätze entstehen.

An der Universität in Passau sowie der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in
Landshut und der Technischen Hochschule in Deggendorf sind im Wintersemester
2017/2018 zusammen mehr als 24.100 Studierende eingeschrieben – das sind 6,2 Prozent
aller Studierenden in Bayern und ein Zuwachs von 30,5 Prozent gegenüber dem WS
2011/12. In den MINT-Fächern hat die Zahl der Studierenden von 7.389 (WS 2012/13) auf
9.651 (WS 2016/17) zugenommen – ein Zuwachs von 30,6 Prozent. Die Zahl der Studieren-
den in dualen Studiengängen steigt leicht. Waren es im WS 2014/15 insgesamt 546 Stu-
denten, so stieg die Zahl im WS 2016/17 auf 719.

3.2.3.2 Bewertung und weiterer Bedarf

In den Unternehmerperspektiven 2017 beurteilen lediglich 21,2 Prozent der Unternehmer
die Verfügbarkeit von Absolventen in den MINT-Fächern mit gut oder sehr gut.

Die Fachkräfteengpässe im Bereich MINT zeigen, dass der hohe Bedarf an Absolventen
nicht vollkommen gedeckt werden kann. Unternehmen, gerade in industriestarken Regio-
nen, haben große Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. In Niederbayern ist allein
bei den Mechatronik-, Energie- und Elektroberufen die Zahl der offenen Stellen im 4. Quar-
tal 2017 um 738 gegenüber dem Vorquartal gestiegen, wobei vier potenzielle Bewerber
auf zehn offene Stellen kommen. Bei Informatik- und anderen IKT-Berufen lag die Zu-
nahme der offenen Stellen bei 222 – hier kommen sieben potenzielle Bewerber auf zehn
Stellen. Deshalb sind die Hochschulen aufgefordert, die Zahl der MINT-Absolventen zu er-
höhen, vor allem im Bereich der Informatik. Hierzu erforderlich ist unter anderem ein ge-
meinsames Konzept der oberfränkischen Hochschulen, das den Anforderungen der heimi-
schen Wirtschaft Rechnung trägt und bereits vorhandene Forschungs- und Kompetenz-
schwerpunkte berücksichtigt.

Aus Sicht der niederbayerischen Wirtschaft ist es zudem unerlässlich, dass die Hochschu-
len neuen Zielgruppen, wie zum Beispiel beruflich Qualifizierten, die Möglichkeit eröffnen,
sich akademisch weiterzubilden. Insofern ist zum Beispiel der Anteil der Studierenden mit
beruflicher Vorqualifikation, wie Meister oder Fachkräfte mit dreijähriger Berufserfahrung
deutlich auszubauen. Hier wird berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengängen (Stich-
wort lebenslanges Lernen) – auch in Teilzeit – künftig eine hohe Bedeutung zukommen.
Vermehrte Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie mehr Unterneh-
mensausgründungen aus den Hochschulen sind ebenfalls anzustreben.

Darüber hinaus gilt es, die Anstrengungen weiter zu verstärken und die nachfolgenden
Aufgaben anzugehen:

– Erweiterung des Angebots an berufsbegleitenden Studiengängen und dualen Studien-
  gängen an allen Universitäten und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Nie-
  derbayern, vor allem in den MINT-Fächern und sonstigen industrieorientierten Fächern
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                           Bildungsinfrastruktur

– Erhöhung des Anteils der Studienanfänger ohne Abitur
– Ausbau dualer und berufsbegleitender Studienangebote orientiert am Bedarf der Wirt-
  schaft

Für die Hochschullandschaft in Niederbayern ist es darüber hinaus wichtig, Forschung und
Lehre, Aus- und Weiterbildung sowie Transfer und wirtschaftliche Aktivitäten zu einem
leistungsfähigen Innovationssystem zu verbinden. Dabei müssen alle relevanten Akteure
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in den Prozess der Weiterentwicklung integriert
werden.
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                            Kommunikationsinfrastruktur

4 Kommunikationsinfrastruktur
Leistungsfähige mobile und kabelgebundene Breitbandversorgung flä-
chendeckend realisieren

4.1 Kommunikationsinfrastruktur: Lage und Herausforderung
Digitale Netze entwickeln sich immer stärker zu einem Rückgrat unserer Wirtschaft und
Gesellschaft. Der Bandbreitenbedarf der bayerischen Unternehmen im digitalen Festnetz
wird bis zum Jahr 2020 deutlich ansteigen. Die vbw Studie Breitbandbedarf der bayeri-
schen Unternehmen 2017 – leitungsgebunden und mobil zeigt: 57 Prozent der Firmen ge-
hen von einem steigenden Bandbreitenbedarf bis 2020 aus, im Vorjahr waren es nur
31 Prozent. Fast die Hälfte der Firmen erwartet für 2020 einen Bandbreitenbedarf von
über 50 Mbit/s, 14 Prozent rechnen damit, dass sie Übertragungsgeschwindigkeiten von
über 100 Mbit/s benötigen werden. Als häufigste Gründe für die höheren Anforderungen
werden eine immer stärkere Vernetzung von Arbeitsabläufen sowie Geschäftsfeldern und
das Aufkommen immer komplexerer Anwendungen genannt. Das gilt nicht nur für digitale
Spitzenreiter, sondern in der Breite aller Unternehmen – auch der Klein- und Kleinstunter-
nehmen in Bayern.

Nur mit hoch leistungsfähigen digitalen Netzen können Niederbayern und die hier ansässi-
gen Unternehmen die mit der Digitalisierung verbundenen Möglichkeiten optimal nutzen.
Das wiederum ist Voraussetzung für nachhaltigen Wohlstand in der Region. Laut den Un-
ternehmerperspektiven 2017 bewerten 28,4 Prozent der niederbayerischen Unternehmen
die Kommunikationsinfrastruktur - kabelgebunden wie mobil – mit „gut“ oder „sehr gut“ –
im Vergleich zum Bayernschnitt (42,5 Prozent) ist das ein schlechter Wert.

4.2 Aufgaben und Projekte im Bereich der Kommunikationsinfrastruktur
Der Ausbau der digitalen Netze wird in wesentlichen Teilen vom Markt getragen. Dort, wo
sich Investitionen in das digitale Festnetz wirtschaftlich nicht tragen, stehen Förderange-
bote zur Verfügung. Für das Mobilfunknetz ist ein entsprechendes Programm für Bayern in
Vorbereitung. Die Umsetzung dieser Programme hängt jeweils von kommunalem Engage-
ment ab. Auch zum Abbau von Hindernissen für den eigenwirtschaftlichen Ausbau durch
Betreiber, etwa bei der Suche nach Mobilfunkstandorten, können Kommunen Wesentli-
ches beitragen und sollten das auch tun.
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                              Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                              Kommunikationsinfrastruktur

4.2.1 Leistungsfähige kabelgebundene Breitbandversorgung flächen-
      deckend realisieren

4.2.1.1 Ausbaufortschritte

Im Regierungsbezirk Niederbayern haben im bayernweiten Vergleich relativ wenige Haus-
halte Zugang zu schnellem Internet, aber der Ausbau macht deutliche Fortschritte: Rund
80 Prozent der Haushalte können auf einen NGA-Anschluss (30 Mbit/s) zurückgreifen, für
64 Prozent der Haushalte stehen Anschlüsse mit bis zu 50 Mbit/s zur Verfügung, 42 Pro-
zent können sogar bis zu 100 Mbit/s wählen. Mitte 2015 hatten noch rund 55 Prozent der
Haushalte Zugang zu NGA-Anschlüssen, 44 Prozent zu Anschlüssen mit 50 Mbit/s. Daten zu
Anschlüssen mit 100 Mbit/s liegen für Mitte 2015 nicht vor.

Abbildung 3
Next Generation Access (NGA)-Index für Niederbayern Mitte 2019 und
Ende 2017

Quelle: IW Consult GmbH, Datenbasis TÜV Rheinland
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                            Kommunikationsinfrastruktur

Deutlich unterdurchschnittlich fällt der Anteil der Kommunen mit einem NGA-Index-Wert
von mindestens 80 Punkten aus. 120 von 258 Kommunen und damit 46,5 Prozent errei-
chen diesen Wert. Mitte 2015 waren es mit 26 Kommunen allerdings nur halb so viele.
Die Zahl der Kommunen mit noch sehr schlechter Versorgung (NGA-Index-Wert kleiner
20 Punkte) liegt bei sechs und damit bei 2,3 Prozent in Niederbayern. Mitte 2015 waren es
noch 101 Kommunen (39,1 Prozent). Damit zeigt Niederbayern die höchste Dynamik bei
der Verringerung der Anzahl besonders schlecht versorgter Kommunen.

Im Zuge des bayerischen Förderverfahrens werden allein in den bis Anfang April veröffent-
lichten Daten zu den Förderverfahren der Kommunen rund 126.000 Haushalte mit NGA
Anschlüssen neu versorgt, davon 10.000 mit FTTB/H Anschlüssen. Insgesamt werden rund
7.000 Kilometer Glasfaser neu verlegt.

Durch den geförderten Breitbandausbau und die Aktivierung der Vectoring-Technologie
auch in geförderten Ausbaugebieten wird sich der NGA Index bis Mitte 2019 im Regie-
rungsbezirk signifikant verbessern: Es wird erwartet, dass die Zahl der Kommunen mit
einem NGA-Index-Wert von über 80 Punkten auf 182 Kommunen erhöht. Die Zahl der
Kommunen, die Mitte 2019 noch einen NGA-Index-Wert von unter 20 Punkten erreichen,
reduziert sich auf maximal zwei Kommunen.

Der NGA-Index wird in der vbw Studie Versorgungsgrad der digitalen Infrastruktur in Bay-
ern vom August 2018 näher erläutert. Dort finden sich auch Zahlen zum Ausbaustand in
Bayern insgesamt.

4.2.1.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Die Qualität des Breitbandnetzes in Niederbayern entwickelt sich kontinuierlich weiter. Die
politisch gewählte Ausbaustrategie, die sich auf die Versorgung nicht nur besonders band-
breitenhungriger Anwender, sondern der Fläche konzentriert, zeigt sukzessive die ge-
wünschten Erfolge.

Im digitalen Festnetz müssen bis 2020 flächendeckend mindestens 100 Mbit/s verfügbar
sein. Der weitere Ausbau muss sich, wie in neuen bayerischen Initiativen bereits angelegt,
auf die lückenlose Erschließung per Glasfaser bis 2025 fokussieren. Dabei geht es prioritär
um die bedarfsgerechte Anbindung von Unternehmen und wichtiger öffentlicher Infra-
strukturen.

Regionales und kommunales Engagement im geförderten Breitbandausbau bleiben in die-
sem Zusammenhang ebenso wichtig wie bei den bisherigen Ausbauschritten.

4.2.2 Zuverlässige Mobilfunkanbindung flächendeckend realisieren
Die bereits erwähnte vbw Studie zum Breitbandbedarf zeigt: 71 Prozent der Unternehmen
sind auf mobile Technik und schnelle mobile Datenverbindungen angewiesen, deutlich
mehr als noch 2016 (58 Prozent). Rund die Hälfte der bayerischen Unternehmen zeigt sich
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                            Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                            Kommunikationsinfrastruktur

mit der Geschwindigkeit der mobilen Datenverbindungen sowie der Netzabdeckung
und -verfügbarkeit unzufrieden. Fast jedes zweite bayerische Unternehmen sieht die eige-
nen Mitarbeiter durch eine unzureichende Netzabdeckung oder eine zu geringe Geschwin-
digkeit mobiler Datenverbindungen negativ beeinflusst. Im Vergleich zu 2016 ist der Anteil
leicht gestiegen.

4.2.2.1 Ausbaufortschritte

Im bayerischen Mobilfunknetz zeigen Messwerte von Open Signal für Bayern zwischen
Ende 2016 und Ende 2017 Fortschritte, aber auch Schattenseiten. Eine Untersuchung der
IW Consult GmbH auf dieser Basis führt zu folgendem Ergebnis:

9,8 Prozent der Messpunkte registrierten einen schlechten Mobilfunkempfang für die Tele-
fonie (Vorjahr 7,8 Prozent). Gewichtet mit der Anzahl der Messwerte, hatten 12,1 Prozent
der Nutzer einen ungenügenden Mobilfunkempfang. Verbessert hat sich dagegen der An-
teil der Zeitpunkte mit guter Empfangsqualität für Sprachtelefonie. Dieser stieg von
47,3 Prozent auf 61,3 Prozent.

Verbesserungen konnten – bedingt durch den LTE-Ausbau – in der Empfangsqualität für
mobile Daten gemessen werden: Eine signifikante Verbesserung wurde bei dem anzahlge-
wichteten Anteil der Orte erzielt, bei dem die Mobilfunknutzer in Bayern einen schlechten
Empfang für mobile Daten hatten. Dieser sank von 25,2 Prozent auf 17,9 Prozent. Für
Punkte mit guter Verbindungsqualität stieg dieser Wert sogar von 20,3 auf 33,3 Prozent.
Das ist insofern ein beachtlicher Fortschritt, als hier auch die aufgrund bisheriger Ausbau-
vorgaben des Bundes vergleichsweise schlecht versorgte nachrangige außerörtliche Ver-
kehrsinfrastruktur mit betrachtet wird.

Die unten abgebildeten Karten zeigen das Bild, das die ausgewerteten Messpunkte für
Ende 2017 in Niederbayern ergeben. Sie bestätigen, dass bei der mobilen Inanspruch-
nahme zu oft noch schlecht versorgte Punkte durchquert werden müssen, so dass Verbin-
dungen – Telefonate oder Datenabrufe – abreißen. Insgesamt sind die ländlichen Räume
Niederbayerns deutlich schwächer versorgt als die Agglomerationen. Dabei ist das Daten-
netz noch deutlich schlechter ausgeprägt als das Telefonnetz.

4.2.2.2 Bewertung und weiterer Bedarf

Die Fortschritte im Ausbau des Mobilfunknetzes sind erfreulich, aber bei weitem noch
nicht ausreichend. Denn erstens deckt es schon den heutigen Bedarf zu oft nicht ab, und
zweitens wächst parallel zum Ausbau von Kapazitäten auch der Bedarf sukzessive an.

Löcher im Mobilfunknetz müssen geschlossen und die Fläche bedarfsgerecht erschlossen
werden, zunächst noch auf Basis des LTE-Standards. Bis 2025 muss ein Gigabit-Funknetz
auf Basis des derzeit nicht abschließend spezifizierten Mobilfunkstandards 5G ausgebaut
werden. Dabei muss die Infrastruktur für das 5G-Netz der Zukunft so ausgebaut werden,
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                              Kommunikationsinfrastruktur

dass neben besiedelten Flächen z. B. auch die gesamte Verkehrsinfrastruktur abgedeckt
wird.

Abbildung 4
Mobiles Telefon- und Datennetz in Niederbayern – Versorgungsgrad Ende
2017

Quelle: IW Consult GmbH, Datenbasis Open Signal
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                                Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                                Energieinfrastruktur

5 Energieinfrastruktur
Sichere, nachhaltige und umweltverträgliche Energieversorgung

5.1 Energiepolitische Lage und Herausforderungen
Mit der Energiewende sind auch in Niederbayern anspruchsvolle Herausforderungen für
den Aus- und Umbau unserer gesamten Energieinfrastruktur verbunden. Eine sichere
Energieversorgung ist für Niederbayern von entscheidender Bedeutung. Niederbayern ge-
hört zu den Regionen mit der höchsten Industriedichte in Europa und weist unter allen Re-
gierungsbezirken den zweithöchsten Energieverbrauch im Verarbeitenden Gewerbe auf
(Abbildung 5).

Abbildung 5
Energieverbrauch Verarbeitendes Gewerbe und Bergbau in Bayern 2016
(in Tausend Gigajoule)

Quelle: Bayerisches Statistisches Landesamt; eigene Darstellung
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                               Infrastruktur für die Wirtschaft in Niederbayer – Monitoring und Bedarf

                               Energieinfrastruktur

5.2 Aufgaben und Projekte im Bereich Energie
Für eine sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Stromversorgung ist ein angemesse-
ner Energiemix erforderlich. Benötigt wird ein schlüssiges Gesamtkonzept, in dem zentrale
und dezentrale Erzeugung aus erneuerbaren und fossilen Energieträgern, Speicher, Netz-
ausbau und Energieeffizienz intelligent verknüpft sind: ein marktwirtschaftlich ausgerichte-
tes, technologieoffenes Energiemarktdesign.

5.2.1 Energieerzeugung ausbauen
Ein effizienter Energiemix setzt sowohl auf erneuerbare und regenerative Energien als
auch auf die Nutzung fossiler Energieträger. Ein marktwirtschaftlich ausgerichtetes Ener-
giemarktdesign muss die Wirtschaftlichkeit von modernen und möglichst emissionsarmen
konventionellen Kraftwerken in ausreichender Höhe gewährleisten, die auch mittelfristig
einen wichtigen Beitrag zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit leisten. Parallel
dazu muss die Akzeptanz für die notwendigen Neubau-Projekte sichergestellt werden. Dies
gilt insbesondere im Hinblick auf den hohen Energiebedarf in Niederbayern.

5.2.1.1 Ausbaufortschritte

Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien hat in Niederbayern leicht zugenommen
– insbesondere bei Biomasse und Photovoltaik (Tabelle 2). Die Entwicklung bei den einzel-
nen Energieträgern ist aus der nachfolgenden Tabelle abzulesen. Zwar liegen bei der Was-
serkraft keine Vergleichszahlen vor, jedoch ist die installierte Leistung aufgrund der be-
grenzten Möglichkeiten auf einem weitgehend konstanten Niveau.

Tabelle 2
Ausbau der erneuerbaren Energien in Niederbayern

Energieträger                Anlagen                  Anlagen               Installierte           Installierte
                             (2016)                   (2013)                Leistung               Leistung
                                                                            (2016)                 (2013)

Windenergie*                 15                       12                    16 MW                  6 MW

Photovoltaik                 103.000                  97.000                2.570 MWp              2.430 MWp

Biomasse                     561                      575                   201 MW                 161 MW

Wasserkraft                  814                      **                    588                    **

* Anlagen mit mehr als 70 kW
** Keine Daten verfügbar
Quelle: Energie-Atlas Bayern, Bayerisches Landesamt für Umwelt
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