Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
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Vorwort Die Digitalisierung und neue Technologien in den Dienst der Menschen und der Nachhaltigkeit stellen Unsere Strategie fußt auf einer integrierten nachhaltigen Stadtentwicklung mit umfas- sender Bürgerbeteiligung. Wir vernetzen die ökonomischen, sozialen und ökologischen Aspekte systematisch miteinander, so dass diese sich nicht widersprechen, sondern im Einklang zueinander stehen. Bei dieser systematischen Vorgehensweise analysieren wir regelmäßig Stärken und Schwächen, Chancen und Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft und beziehen die jeweiligen Schlussfolgerungen permanent in den Strategieprozess ein. Nachhaltigkeit bedeutet Generationengerechtigkeit. Unsere heutige Lebensweise soll nicht auf Kosten künftiger Generationen gehen. Weder finanziell noch ökologisch. Eine intakte Umwelt, der Klimaschutz, solide Finanzen gehören daher zu den zentralen Kern- bestandteilen der nachhaltigen Stadtentwicklung in Ludwigsburg. Bereits im Jahr 2014 erhielt die Stadt für diese Vorgehensweise den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. In Um- weltschutz und soziale Belange, wie Bildung, Integration, Inklusion müssen wir erheblich investieren. Deshalb ist eine dynamische, zukunftssichere Ökonomie unverzichtbar. Zur Sicherung bestehender und Ansiedlung neuer, zukunftsorientierter Arbeitsplatze müssen wir vor Ort die notwendigen innovativen Rahmenbedingungen schaffen. Vor diesem Hintergrund war beim Aufbau des Innovationsnetzwerks Living Lab im Jahr 2015 unser Ziel, in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Hochschuleinrichtun- gen den Humus zu bilden, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und einzusetzen. Es ist klar ersichtlich, dass wir - und ich persönlich - viel an Erkenntnissen und Kompetenzen aus den Informationen gewinnen können, die im Living Lab durch Workshops und Kooperationsprojekten generiert werden. Für die aktive Steuerung der digitalen Transformation im lokalen Kontext können wir uns so einen Kompetenzgewinn verschaffen, der Garant dafür ist, am Puls der Zeit zu bleiben, mit dem Ziel: die Stadt- infrastruktur und die Vernetzung verschiedener Beteiligter zu fördern. Ihr Oberbürgermeister Werner Spec Ludwigsburg, Juni 2019 Vorwort 3
Inhalt Vorwort Oberbürgermeister Werner Spec…………………………………………… 03 Vorbemerkung Dr. Andrea Bräuning………………………………………………… 05 01 Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen…………………………… 06 Raum für Innovation schaffen……………………………………………………… 07 Digitalisierung im Dienst der Menschen…………………………………………… 09 02 Erfolgsfaktoren für das Living Lab…………………………………………………… 10 Ziele und Nutzen……………………………………………………………………… 11 Strategie……………………………………………………………………………… 13 Projekt-Kriterien und Prozesse……………………………………………………… 13 Organisation…………………………………………………………………………… 15 Kommunikation……………………………………………………………………… 17 Fördermittel…………………………………………………………………………… 20 03 Projekte im Living Lab………………………………………………………………… 22 Mobilität……………………………………………………………………………… 23 Klima und Energie…………………………………………………………………… 25 Architektur…………………………………………………………………………… 27 eGovernemnt………………………………………………………………………… 29 Übersicht der Living Lab-Projekte seit 2015………………………………………… 32 Fazit und Ausblick…………………………………………………………………… 36 Impressum…………………………………………………………………………… 38 4 Inhalt
Vorbemerkung Liebe Leserin, lieber Leser, ist in dieser Broschüre durch Symbole kenntlich gemacht: Als ich im September 2016 die Leitung der Geschäfts- Vom Keim, zum Spross, zum stelle des Innovationsnetzwerks Living Lab (GS Inno) Baum – denn, unsere Arbeit übernahm, hatte ich keine Vorstellung, welch ab- soll Früchte tragen! wechslungsreiche und ergebnisoffene Herausforde- Mein herzlicher Dank gilt Herrn rungen vor mir liegen. Oberbürgermeister Werner Die Geschäftsstelle wuchs schnell zu einer gemischten Spec für seine Weitsicht und Gruppe aus Vertretern der Stadtverwaltung, Wissen- Initiative neuartige Lösungen im schaft und Wirtschaft. Wir organisierten die Themen- digitalen, vernetzten, urbanen felder Mobilität, Energie, Architektur und eGovernment Kontext als Verwaltung gemein- jeweils im intern-extern Tandem. sam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu Um zu verstehen, wie Living Lab „funktioniert“, hat entwickeln und zu pilotieren. Mein persönlicher Dank gilt die GS Inno mit anderen Labs in Europa Kontakt auf- auch allen Kolleg/innen des Referats und der Gesamt- genommen. Die analysierten Ziele, Strategien, Leistun- verwaltung für den konstruktiven Austausch in der wich- gen, Prozesse haben gezeigt, dass es (zumindest da- tigen Startphase. Der Erfolg unserer Piloten ist maßgeb- mals) kein Lab in Europa gibt, das als gemischtes Team lich der Unterstützung und Akzeptanz der Kolleg/innen in der Verwaltung verortet ist und gemeinschaftlich mit in den einzelnen Fachbereichen geschuldet, die mutig der Verwaltung segmentübergreifend Innovationen ent- genug waren neue Lösungen zu probieren, gedankliche wickelt und umsetzt. Ludwigsburg – ein Novum! Umwege zu gehen, sich auf einen agilen Prozess und Die vorliegende Dokumentation bietet einen Überblick ein offenes Ergebnis einzulassen. Auch für die Text- und für die Arbeit seit Gründung der Geschäftsstelle 2015. Fachbeiträge für diese Dokumentation herzlichen Dank! Im ersten Teil beschreiben wir die Motivation und den Ebenfalls danke ich den Netzwerkpartnern, dass sie Kontext für die Idee des Lab. Forschung und Entwicklung im Rahmen des Pilotpro- Im zweiten Teil beschreiben wir die Erfolgsfaktoren jekts in Ludwigsburg durchgeführt und so zur Innova- für das Living Lab. Die gemachten Erfahrungen las- tionskraft des Standorts beigetragen haben. sen sich meiner Meinung nach gut auf andere Städte Mit dem Living Lab haben wir gemeinsam (und jeder übertragen. Es kann die erste Hürde sein verwaltungs- für sich) unbekanntes Terrain betreten. Wir sind neue intern, aber auch mit den politischen Gremien und Wege gegangen, haben Abenteuer durchlebt und Spu- externen Partnern Ziele zu formulieren, die den Nut- ren hinterlassen. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, zen des Vorhabens deutlich machen. Wenn klar ist, liebe Leserin, lieber Leser, gute Erkenntnisse und Un- warum es ein Lab geben soll, dann gibt die Strategie terhaltung, wenn Sie sich auf die Entdeckungsreise „Li- Transparenz darüber, wie dieses Ziel über die Zeit am ving Lab“ begeben. besten erreicht werden soll. Im dritten Teil stellen wir beispielhafte Projekte in den Dr. Andrea Bräuning (Robert Bosch GmbH) zuvor genannten Themenfeldern vor. Wir führen dabei Leitung Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk Living Lab jedes Thema ein, indem wir die spezifischen Heraus- forderungen für Ludwigsburg kurz beschreiben. Wir Ludwigsburg im Juni 2019 schliessen das Kapitel mit einer Übersicht der Projekte, die seit 2015 im Lab begonnen wurden. Die Dreiteilung ist charakteristisch für die Arbeit der GS Inno, denn auch die Projektentwicklung ist in drei Stufen aufgebaut: von der Idee, über den Piloten zur Skalierung. Die Beteiligung der GS Inno nimmt dabei kontinuierlich ab. Wichtig ist dabei, nicht jedes Living Lab Projekt wird von der Geschäftsstelle betreut. Ein Fachbereich oder städtisches Unternehmen kann auch unabhängig von der GS Inno innovative Projekte pi- lotieren. Aber jedes Projekt der GS Inno ist ein Living Lab Pilotprojekt. Die Idee des dreiteiligen Prozesses Vorbemerkung 5
Warum wir ein Innovations- netzwerk Living Lab brauchen Raum für Innovation schaffen 01 Seit 2004 richtet Ludwigsburg das gesamte Verwaltungshandeln an Zielen der Nach- haltigkeit aus. 2014 wurde der Stadt dafür der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städ- te mittlerer Größe verliehen. Diese Auszeichnung motiviert und verpflichtet Politik und Verwaltung, aber auch Wirtschaft und Gesellschaft, die Stadtentwicklung generatio- nengerecht und ganzheitlich auszurichten. Dieser Anspruch erfordert, dass bestehen- de Strukturen und Prozesse immer wieder in Frage gestellt werden. 2007 formulierte Oberbürgermeister Werner Spec, dass die klassische Aufstellung der Verwaltung für die integrierte, nachhaltige Stadtentwicklung nicht ausreicht – neue Organisationsformen seien nötig. In Folge wurde das Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung gegründet. Als Querschnittseinheit zu den damals drei Dezernaten befasste sich das Referat überwie- gend mit Grundsatzfragen der nachhaltigen Stadtentwicklung, dem Stadtentwicklungs- konzept, der Stadtteilentwicklung, Sanierungsmaßnahmen, der Wirtschaftsförderung, EU-Koordination, Themen der Metropolregion und Energie-Projekten. Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen 7
Aus diesem Kontext heraus erkannte die Verwaltung frühzeitig, dass die evolutionäre Ent- wicklung von Technologie – hin zu mehr Digitalisierung und Vernetzung – einen revolu- tionären Einfluss auf den Lebensraum Stadt und den Wirtschaftsstandort Ludwigsburg haben wird. Besonders deutlich ist dies in der Weststadt zu beobachten. Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich kleine Industrie- und Gewerbebetriebe auf der ehemals land- wirtschaftlich genutzten Fläche an. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand ein Gewer- begebiet mit Werkhallen für industrielle Fertigung, die im 21. Jahrhundert zunehmend für Büro-Arbeitsplätze umgenutzt werden. Mit dieser Entwicklung wurde auch die Pro- duktion ins kostengünstigere Ausland ver- lagert. Forschung und Entwicklung (F&E) der Unternehmen, die ihren Stammsitz in unserer Region haben, wollen wir aber hal- ten. F&E sind die strategischen Kontroll- punkte unserer Wirtschaftsregion. Für die Sicherung bestehender und die Ansiedlung neuer zukunftsorientierter Arbeitsplätze wird die Stadtverwaltung daher die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen. Wir können nicht erwarten – vor allem in der Automobil- industrie – weltweit unsere führende Position zu halten, wenn wir den Raum für Innovation nicht schaffen. Unsere Infrastrukturen und Regelwerke müssen Innovation zulassen. Vor diesem Hintergrund wurde 2015 das Li- ving Lab gegründet. Das Lab soll Stadtinfrastruktur und Vernetzung bieten, damit Wirt- schaft und Hochschuleinrichtungen im Austausch mit der Stadtverwaltung und städti- schen Unternehmen neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle überlegen, pilothaft implementieren und zu einer Marktreife entwickeln können. Der gegenseitige Austausch ist dabei für alle Beteiligten ein Gewinn. Die Verwaltung erfährt frühzeitig, womit Unternehmen und Wissenschaft sich befassen – diese wiederum erhalten unmit- telbare Rückmeldung, ob ihre Überlegun- gen und Aktivitäten für den künftigen Markt relevant sind. Der beschriebene Prozess er- fordert Offenheit gegenüber Neuem und Mut für Ergebnisoffenheit. Entsprechend können Entwicklungen aller Beteiligten frühzeitig im- mer wieder angepasst werden. Dieses Vor- gehen stellt einen agilen Prozess dar, der Offenheit für Neues und die Bereitschaft für Veränderung voraussetzt. Der Wandel betrifft damit auch traditionelle Rollen, das heißt, die Stadtverwaltung kommt vom „Verwalten“ ins „Gestalten“ und Wirtschaftsunternehmen werden vom „Lieferanten“ zum „Partner“. Im Rahmen der Neuorganisation der Verwaltung wurde die Geschäftsstelle Innovations- netzwerk 2019 der Stabstelle Digitalisierung zugeordnet. Die Schnittstelle zum Referat ist im Team Integrierte Stadtentwicklung verortet. Durch einen regelmäßigen Austausch ist der Wissenstransfer in beide Richtungen sicher gestellt. 8 Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen
Digitalisierung im Dienst der Menschen Die nachhaltige Stadtentwicklung basiert in Ludwigsburg auf dem Stadtentwicklungskon- zept (SEK), das Stadtverwaltung und Gemeinderat seit 2004 in einem mehrstufigen Pro- zess entwickelt und seitdem unter Beteiligung der Bürgerschaft fortgeschrieben haben. Sie definierten gemeinsam Handlungsfelder, die Zukunftsfragen der Stadtgesellschaft ad- ressieren. Diese Handlungsfelder sind über Leitsätze und strategische Ziele beschrieben. Herzstück der Bürgerbeteiligung ist die Zukunftskonferenz, die alle drei Jahre stattfindet, um die Ausrichtung und Umsetzung des SEK zu prüfen. 2018 wurde das Thema Digitalisierung als weiteres Handlungsfeld identifiziert und ins SEK aufgenommen. Die Entwicklung der Stadt Ludwigsburg wird damit um einen so- zio-digitalen Prozess erweitert. Durch das SEK wird Digitalisierung in den Dienst der Menschen und der Nachhaltigkeit gestellt. Nur wer versteht, was Digitalisierung bedeu- ten kann, wird damit umgehen und aktiv ge- stalten wollen. Es geht nicht um die Darstel- lung technischer Machbarkeit, sondern um den Nutzen aus Technologie. Digitale Exper- tise wird mit technisch, wirtschaftlich, sozial etablierten Wissensbereichen zusammen- gebracht; Unternehmensgründungen mit einer innovativen Geschäftsidee (Start Ups) mit etablierten Konzernen und kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs). Neben der Wirtschaft sind auch Umweltverbände und soziale Einrichtungen und nicht zuletzt unter- schiedliche bürgerschaftliche Gruppen (Jugendliche, Senioren, auch Menschen mit Be- einträchtigungen usw.) mit den vielfältigen Bedürfnissen einzubeziehen. Die Digitalisierung soll weder nach dem amerikanischen Modell kommerziell ausgerichtet, noch nach dem Die Digitalisierung soll chinesischen überwachungsstaatlich geprägt sein. Sie soll in erster Linie zum Nutzen der weder nach dem amerikani- Menschen erfolgen, auf der Grundlage eines humanistischen Werteverständnisses, das schen Modell kommerziell den Menschen und seine Würde achtet. Erfahrungen auf dem Weg zur Digitalisierung ausgerichtet, noch nach dem aus dem nationalen Umfeld und im internationalen Kontext müssen durch regelmäßigen chinesischen überwachungs- Austausch systematisch eingebracht werden. Räder, die es schon gibt, müssen nicht neu staatlich geprägt sein. Sie soll erfunden, Fehler, die schon gemacht, nicht wiederholt werden. Um diese übergreifende in erster Linie zum Nutzen der Zusammenarbeit in die Umsetzung zu bringen, wird die Stadt zum Living Lab. Menschen erfolgen. Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen 9
Erfolgsfaktoren für das Living Lab Ziele und Nutzen 02 Der Begriff des Living Lab umfasst die Gesamtstadt und betrifft alle Projekte, die pilothaft aufgesetzt sind, um eine - für Ludwigsburg - neue Lösung zu entwickeln. Die Umsetzung folgt dabei einem 3- stufigen Prozess von der Idee über den Piloten zur Skalierung. Der Impuls für die Idee kann sowohl von der Verwaltungsspitze, den Fachbereichen oder Partnern aus dem Innovationsnetzwerk kommen. Im letzten Fall ist die Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk (GS Inno) die Schnittstelle in die Verwaltung. Ziele der Geschäfts- stelle Innovationsnetzwerk sind 1. Scouting innovativer Themen über alle stadtrelevanten Segmente (national, inter- national) und damit Impulsgeber in die Verwaltung / städt. Unternehmen. 2. Implementierungspartner durch Anschub-Unterstützung von Projekten, z.B. als Koordinator bei Projektinitiierungen. 3. Erfahrungsaustausch für innovative Konzepte durch Netzwerken mit anderen Städten sowie durch Fachgespräche der Fachbereiche und städt. Unternehmen mit Netzwerkpartnern. Ist ein Pilotprojekt erfolgreich, wird er im Fachbereich zu einer gesamtstädtischen Lö- sung weiterentwickelt. Wird dagegen kein Mehrwert für die Verwaltung oder Bürger- schaft gesehen, ist es – wie es in jeder laborhafte Situation der Fall sein kann – absolut legitim, das Projekt mit dieser Erkenntnis auch wieder einzustellen. Aus städtischer Sicht zielt das Living Lab als gesamtstädtischer Experimentierraum auf Erfolgsfaktoren 11
die Unterstützung des Erhalts der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Ludwigsburg. Dafür werden organisatorische und urbane Infrastrukturen zur Nutzung geschaffen und angeboten, was der Wirtschaft nutzt. Seit einigen Jahren nimmt Ludwigsburg im kom- munalen Umfeld hier eine Vorreiterrolle ein und gilt entsprechend als Leuchtturm-Kom- mune für Digitalisierung in Baden- Württemberg. Darüber hinaus kann durch sinnvolle digitale Transformation ehemals analoger in datenbasierte Prozesse mehr Effizienz erreicht werden. Der Nutzen solcher optimier- ten Prozesse kann einerseits eine Kosteneinsparung sein, andererseits aber auch zu Arbeitserleichterung führen. Ein weiteres Ziel ist es, die Lebensqualität der Stadtgesellschaft zu erhalten und zu erhö- hen. Durch den bereits beschriebenen sozio-digitalen Prozess ist die Stadt im ständigen Werden. Entsprechend ist Entwicklungsstillstand bzw. reines Verwalten ausgeschlossen, es ist fortwährend Gestaltung erforderlich. Das nutzt den Bürgern, denn sie können sich bei der Stadtgestaltung aktiv einbringen und partizipieren so an einer lebendigen Stadt. Aus Sicht von Wirtschaft und Wissenschaft nutzt das Lab der Entwicklung relevanter Lösungen (Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle) - das heißt, durch den Aus- tausch mit der Verwaltung wird nicht das zur Perfektion gebracht, was technisch möglich ist, sondern das, was dem Nutzer wichtig ist. Durch zunehmende Alle Beteiligten haben im Lab das Ziel zu lernen, wie Lösungen gemeinsam und ganz- Digitalisierung steigt die heitlich entwickelt und umgesetzt werden können. Durch zunehmende Digitalisierung Vernetzung der Segmente steigt die Vernetzung der Segmente Energie, Mobilität, Informationstechnologie, Ge- Energie, Mobilität, Informa- bäude und Sicherheit. Die historisch gewachsenen Segmentabgrenzungen lösen sich tionstechnologie, Gebäude auf und können – im Sinne der Nachhaltigkeit – zunehmend vernetzt werden. Das und Sicherheit. ist eine Chance. Der Stolperstein liegt darin, daß die Strukturen innerhalb und zwi- schen Organisationen diesen segmentübergreifenden Ansatz noch wenig abbilden. Ludwigsburg ist durch die Praxis der integrierten Stadtverwaltung hier bereits vorbild- lich aufgestellt. Das Lab ist daher nur eine unterstützende Maßnahme, um den Para- digmenwechsel in der Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher und gemeinsam erarbeiteter Lösungen weiter zu fördern. ZIEL NUTZEN Erhalt der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Aufbau zeitgemässer und innovativer Infrastruk- turen; Leuchtturmkommune Transformation analoger Prozesse in Effizienz, Kosteneinsparung und Arbeitserleichte- datenbasierte Prozesse rung für die Verwaltung Durch sozio-digitalen Prozess Lebensqualität der Kontinuierliche Entwicklung, aktive und partizi- Stadtgesellschaft erhalten und erhöhen pative Stadtgestaltung, lebendigen Stadt Innovation kein technologischer Selbstzweck Entwicklung relevanter, nutzer-orientierter Lösungen Komplexe Herausforderungen als holistische Pro- Herausforderungen werden in ihrem Kontext er- blemstellung erkennen und durch kollaborative kannt und systemisch betrachtet – entsprechend Entwicklung lösen nachhaltig sind die Lösungen 12 Erfolgsfaktoren
Strategie Es gibt viele Wege die eben genannten Ziele zu erreichen. Um für alle Beteiligten und Betroffenen Orientierung und Verbindlichkeit zu geben, braucht es daher eine Strate- gie. Eine Strategie ist die Kombination von Einzelentscheidungen, die darauf abzielt die Eine Strategie ist gesetzten Ziele möglichst gut zu erreichen. Das ist ganz einfach, solange die Stadt ein die Kombination von ökonomisch, ökologisch und sozial stabiles Umfeld ist. Aber wie eingangs beschrieben, Einzelentscheidungen, die erlebt unsere Gesellschaft durch die technologische Evolution eine revolutionäre Verän- darauf abzielt die gesetzten derung. Wie diese Veränderung aussieht weiß keiner. Daher müssen wir über mögliche Ziele möglichst gut zu Alternativen der Zukunft nachdenken, um rechtzeitig darauf reagieren zu können. Die erreichen. Fachwelt spricht hier von Szenarien. Welchen Einfluss hat das Klima auf unsere Stadt? Wie müssen wir Plätze anlegen, um mit der Erwärmung in der Stadt umzugehen? Wel- chen Einfluss hat Elektro-Mobilität auf die Energieversorgung eines Quartiers? Und wie verändert sich das Mobilitätsverhalten der Bürger? Die eine Antwort auf diese Fragen gibt es nicht. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Stadt – zum Beispiel im partizipativen Pro- zess des SEK - immer wieder hinterfragen. Die Einrichtung des Living Lab und der Ge- schäftsstelle Innovationsnetzwerk unterstützen dabei vor allem Entscheidungen in den Bereichen Projekt-Kriterien, Prozesse, Organisation, Kommunikation und Finanzierung. Projekt-Kriterien und Prozesse Ein Living Lab Projekt zeichnet sich durch seinen pilothaften Charakter aus und ist zwin- gend mit einem Masterplan im SEK verbunden. Es stellt einen neuen Lösungsansatz für Ludwigsburg dar, muß aber nicht unbedingt segment-übergreifend sein – solange es anderweitig komplex ist und aus der „Tagesroutine“ eines Fachbereichs fällt. Vor allem bei Forschungsthemen kann die Entwicklung des Geschäftsmodells Teil des Piloten sein. Die Finanzierung des Piloten muß gesichert sein – im Regelfall finanziert jeder Partner seinen Anteil selbst. Die Finanzierung über Gelder aus Förderprogrammen kann ange- strebt werden. Auch wenn der Großteil der Projekte mit Digitalisierung zu tun hat, so ist das keine Bedingung für ein Living Lab Projekt. Kriterien für ein Living Lab Projekt Das Projekt ist: 1. Pilothaft. Ein klares Ende ist definiert. Ein Ende ohne Skalierung ist möglich. 2. Fokussiert. Ein klares Ziel, Nutzen und SEK-Verortung ist formuliert. 3. Einmalig. Es gehört nicht ins klassische Aufgabenspektrum des Fachbereichs. 4. Komplex. Die Zusammenarbeit ist bereichs- und oder segment-übergreifend. 5. Leistbar. Personelle und monetäre Ressourcen sind definiert. 6. Organisiert. Ein Projektteam und Zuordnung in Besprechungsformate sind festgelegt. Erfolgsfaktoren 13
Der Living Lab Prozess ist in 3 Phasen gegliedert: Idee, Pilot, Skalierung. Die Idee zu einem Living Lab Projekt kann aus der Verwaltung, dem Innovationsnetzwerk oder der Die Idee zu einem Bürgerschaft kommen. Die Zielsetzung, der Nutzen, die Verortung im SEK, mögliche Living Lab Projekt kann aus Kosten, Beteiligungen und sonstige Aufwände werden in einer Projektskizze formuliert. der Verwaltung, dem Innova- Der Inhalt sollte mit den betroffenen Fachbereichen, Externen sowie der Revision und tionsnetzwerk oder der Bürger- Vergabestelle in ersten Ansätzen besprochen sein bevor die Skizze in einer Lenkungs- schaft kommen. gruppe (z.B. Digitalisierung) oder Stab-Sitzung (z.B. Nachhaltige Mobilität, Wohnen) vom Projektverantwortlichen vorgestellt wird. In der Sitzung wird entschieden, ob die Idee als Pilot umgesetzt wird. Bei positivem Beschluss ist für die Umsetzung ein verwal- tungsinterner Projektleiter zwingend, um die erforderlichen Ressourcen (personell und monetär) sicher zu stellen und über die Zeit zu verfolgen. Bei Beteiligung von Externen, z.B. aus dem Innovationsnetzwerk, bildet der interne Projektleiter ein Tandem mit dem Externen. Beide sind jeweils die Schnittstelle in ihre Organisation. Je nach Umfang des Projekts werden die entsprechenden politischen Gremien und die Presse eingebunden und im Verlauf des Piloten über den Sachstand informiert. Nach Abschluss des Piloten entscheidet die Verwaltung, ob ein Fachbereich das Thema in die Fläche bringt. Es liegt in der Natur des „Labors“, dass mehrere „Versuchsreihen“ (Piloten) zu einem Thema parallel laufen oder nach Abschluss des Piloten das Thema eingestellt wird. Das ist kein Versagen, sondern eine Erkenntnis aus dem Versuch. Der be- schriebene Prozess erfordert Offenheit gegenüber Neuem und Mut für Ergebnisoffenheit. Beispiele für 3-stufigen Prozess im Living Lab BEREICH 1. IDEE 2. PILOT 3. SKALIERUNG Mobilität Verkehrsfluss optimieren Priorisierung von Gesamtstädtische Aus- Einsatzfahrzeugen rüstung von Ampelanla- gen mit Car2X Kommu- nikation Klima und Energie Mikroklima verbessern, Mooswände Begrünung von Lärm- Biodiversität fördern, schutzwänden Luftqualität erhöhen Architektur Nachhaltiges Bauen CUBE11 Serieller, modularer nach Cradle2Cradle Holzbau Prinzipien eGovernment Wartezeiten im Bürger- L2B2 Ausbau des Service mit (elektronische büro verkürzen weiteren Funktionen Verwaltung) 14 Erfolgsfaktoren
Organisation Für die Organisation der Living Lab Projekte bzw. für die Geschäftsstelle des Innova- tionsnetzwerks gab es keine Vorlage. Eine Benchmark-Studie, die die Geschäftsstelle 2016 zusammen mit Fraunhofer IAO durchführte ergab, dass die Verortung von inter- disziplinären Teams, d.h. Mitarbeiter der Verwaltung mit Mitarbeitern von Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen, als gemischte Teams innerhalb der Verwaltung, einmalig ist in Europa. Eine besondere Herausforderung der An- fangszeit war es mit der Verwaltung die Sy- nergien, Schnittstellen und Abgrenzungen des neuen Teams zu erörtern und zu defi- nieren. Klarheit bezüglich Strukturen und Zuständigkeiten ist existenziell wichtig für die Akzeptanz des Themas Living Lab und der Geschäftsstelle innerhalb der Verwal- tung. Um ein gemeinsames Verständnis zu schaffen wurden Strategie-Workshops mit Vertretern unterschiedlicher Fachbereiche durchgeführt, z.B. Personal und Organisa- tion, Kämmerei, Stadtplanung, Hochbau, Referat. Für den Erfolg so eines Vorhabens ist das gemeinsame Verständnis zu Zielen, Inhalten, Organisation, Verortung, Prozes- sen und Verzahnung entscheidend. Daher sollte viel Zeit für diese Grundlagenarbeit investiert werden. Es kann hilfreich sein, sich während dieser Phase auf wenige aus- gewählte Projekte zu fokussieren, um das gemeinsame Verständnis immer wieder zu reflektieren und pragmatisch strategische Anpassungen vornehmen zu können. Wenn das Grundgerüst steht, ist die Umsetzung von Projekten leicht skalierbar. Von Anfang an war die Arbeitsweise der Geschäftsstelle systemisch und ergebnis-of- fen. Das stellt einen hohen Anspruch an die Flexibilität, Eigeninitiative und Eigenver- antwortung der projektleitenden Mitarbeiter. Sie müssen urbane Herausforderungen in einen übergeordneten Gesamtkontext denken, singuläre Projekte in ein Lösungssystem bringen. Das erfordert die Fähigkeit über traditionelle organisatorische und technische Grenzen hinweg zu denken. Empathie, Netzwerk-Fähigkeit in der Kommunikation inner- Empathie, Netzwerk-Fähigkeit halb und außerhalb der Verwaltung sowie die systemische Sicht auf Problemstellungen in der Kommunikation inner- und Lösungen sind wichtige Eigenschaften der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Bis halb und außerhalb der Ver- Ende 2018 war die Geschäftsstelle ein Team im Referat für Nachhaltige Stadtentwick- waltung sowie die systemische lung und hat der Referatsleitung bzw. direkt dem Oberbürgermeister berichtet. Die bis zu Sicht auf Problemstellungen 10 Mitarbeiter (>50% Teilzeit) waren segmentspezifisch und interdisziplinär organisiert. und Lösungen sind wichtige Das heißt, Projekte waren den vier Schwerpunkten Mobilität, Energie & Klima, IT und Eigenschaften der Mitarbeiter Gebäude zugeordnet. Jeweils ein Mitarbeiter der Verwaltung und ein Externer betreuten in der Geschäftsstelle. die Projekte im Tandem. Das Tandem war die Schnittstelle zwischen Verwaltung und externen Partnern. So wurde gesteuert, dass Impulse aus dem Innovationsnetzwerk auf konkrete Bedarfe der Verwaltung treffen und umgekehrt. Erfolgsfaktoren 15
Organigramm des Living Labs: Oberbürgermeister CDO Referatsleitung Assistenz Stabstelle CDO ISE Wirtschaftsförderung KSIS / Statistik Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk Leitung Im Rahmen der Neuausrichtung der Gesamtverwaltung und um dem Thema der Digita- lisierung organisatorisch und personell die entsprechende Gewichtung zu geben wurde Ende 2018 die Stelle eines Chief Digital Officers (CDO) eingerichtet. Der CDO stellt die Integration langfristiger, sinnvoller und nachhaltiger Strukturen in die Verwaltung sicher. Wenn bei sämtlichen Themen von Beginn an die Digitalisierung mitgedacht wird, dann Wenn bei sämtlichen entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Mentalität der maximalen Serviceorientierung. Die Themen von Beginn an die Technik darf dabei nicht dominieren. Sie ist ein wichtiges Werkzeug. Aber die darüber- Digitalisierung mitgedacht stehende Idee muss dem Wohl der Stadt und ihrer Bürger dienen. Seit 2019 ist die Ge- wird, dann entwickelt sich schäftsstelle der Stabstelle Digitalisierung zugeordnet und nicht mehr Teil des Referats. im Laufe der Zeit eine Die Mitarbeiter der Verwaltung wurden Fachbereichen zugeordnet. Externe werden bei Mentalität der maximalen Bedarf projektbezogen beauftragt. Die Schnittstelle zum Referat bildet das Team Integ- Serviceorientierung. rierte Stadtentwicklung. Das Innovationsnetzwerk ist offen für alle, die die Zielsetzung und Prozesse des Living Lab unterstützen - daher sind hier nur beispielhaft einige Partner genannt: Stadtverwal- tung Ludwigsburg, Stadtwerke Ludwigsburg, Wohnungsbau Ludwigsburg, Bosch, Sie- mens, Universität Stuttgart, Hochschule für Technik Stuttgart, Fraunhofer IAO, Städtetag Baden-Württemberg, Gemeindetag Baden-Württemberg, Mann+Hummel, MHP, Porsche Digital, Kern und SWARCO. Die Teilnahme am Netzwerk ist kostenfrei, lebt aber von einer aktiven Beteiligung. Daher ist die Erwartung der Stadt, daß Ideen und Wissen konstruktiv eingebracht werden. Wichtig: Es gibt keine Garantie auf Umsetzung eines Piloten. Und wer über diesen Weg auf einen städtischen Auftrag hofft, ist falsch im Netzwerk. 16 Erfolgsfaktoren
Kommunikation Die Kommunikation in die Verwaltung, in politische Gremien, ins Netzwerk, zur Stadtge- sellschaft, in die Region, zu anderen Kommunen und in die Politik ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Entwicklung des Living Lab. Dabei ist neben der Verwaltungssicht auch die Stellungnahme der Netzwerkpartner wichtig. Für die Kommunikation in die Verwaltung werden Beiträge ins Intranet gestellt. Darüber hinaus lädt die Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk die Gesamtverwaltung einmal im Jahr zu einer Infoveranstaltung ein. Die Projektverantwortlichen präsentieren den aktu- ellen Sachstand. Die anschließende Diskussion hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Projekte mit laufenden Aktivitäten anderer Bereiche kombiniert werden konnten; dass Fragen im direkten Austausch geklärt wurden. Und auch dass Kollegen sich für aktive Mitarbeit im Lab interessieren. Transparenz schafft Akzeptanz! So war es der Geschäftsstelle auch wichtig, ins Seminarprogramm der Stadt aufgenom- men zu werden. Im Einsteiger-Kurs für neue Mitarbeiter in der Verwaltung gibt es einen Block, in dem die Geschäftsstelle Innova- tionsnetzwerk und Living Lab Projekte vor- gestellt werden. Um politische Gremien über Living Lab Projekte im Allgemeinen und die Arbeit der Geschäftsstelle im Speziellen zu informie- ren, erfolgt einmal im Quartal ein Werkstatt- bericht im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung oder im Gemeinderat. In Ludwigsburg ist auch der Jugendgemein- derat ein wichtiges Gremium und engagierte Gruppe. Die Geschäftsstelle hat zusammen mit dem Jugendgemeinderat ein Straßeninterview zum Thema Digitalisierung durch- geführt. Dieses wurde dann auf der Zukunftskonferenz als Impulsbeitrag zum Thema Digitalisierung gezeigt. Ebenfalls einmal im Quartal lädt die Geschäftsstelle zum Treffen des Innovationsnetz- werks ein. Jedes Treffen hat ein Fokusthema, das mit einem Impulsvortrag beginnt. Erfolgsfaktoren 17
Anschließend werden an sogenannten Marktplätzen die laufenden Projekte zu diesem Schwerpunkt diskutiert. Häufig kommen hier neue Impulse ins Projekt oder es wer- den neue Überlegungen angeregt. Die Treffen werden in einem Online-Newsletter, dem Werkstattbericht, aufbereitet und an alle Netzwerkpartner sowie die Fachbereichsleiter und die Mitarbeiter im Referat kommuniziert. Natürlich werden auch Formate der Netzwerkpartner unterstützt. So veranstaltet z.B. das Fraunhofer IAO einmal jährlich die Morgenstadt-Werkstatt mit ca. 500 Vertretern von Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen aus dem gesamten Bundesgebiet. Hier wer- den Projekte diskutiert, neue Kontakte geknüpft und möglicherweise Projekte initiiert. Neben den bereits erwähnten Zukunfts- konferenzen, die vom Referat veranstaltet werden, hat die Geschäftsstelle seit 2015 eine Innovationskonferenz sowie die Kick- off Veranstaltung der Roadshow „Digitale Zukunftskommune“ des Innenministeriums Baden-Württemberg veranstaltet. Im Rahmen des vom Bundesforschungsmi- nisterium geförderten Projekts „Wettbewerb Zukunftsstadt“ werden in Ludwigsburg unterschiedliche Formate für Bürgerbetei- ligung an Projekten im Kontext der Digita- lisierung entwickelt und erprobt. In diesem Rahmen wurden von der Stadtverwaltung im April und Mai 2018 gemeinsam mit dem vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. und der Q| Agentur für Forschung sogenannte Fokusgruppen- gespräche durchgeführt. Wichtig war die Mischung aus Teilnehmern mit hoher Affinität zur Digitalisierung, Unentschlossene und Skeptiker. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Stadtlabors drei Makeathons angeboten. In Zusammenarbeit mit dem Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung wurde die Stadt- gesellschaft eingeladen das abstrakte Thema Digitalisierung im Stadtraum begreifbar zu machen. Neben dem Bau eines Stadtmodels wurden Kurzfilme gedreht und über QR-Code abrufbar gemacht, Stresspunkte in der Verkehrsinfrastruktur über Sensor- technologie identifiziert und Lösungsansätze für entspanntes Radfahren in der West- stadt entwickelt sowie Spiel-Ideen zur Belebung der Innenstadt entwickelt. Durch einen regelmäßigen Austausch mit der lokalen und regionalen Presse sorgt die Kommunikationsstelle im Referat für Transparenz zu den Projekten im Lab. Neben der klassischen Pressearbeit mit Pressemeldungen und Interviews unterstützt die lokale Presse auch projektspezifisch. Zum Beispiel veranstaltete die Ludwigsburger Kreis- zeitung einen Leserwettbewerb für die Namensgebung des Roboters L2B2 (ein Living Lab Projekt im Fachbereich Bürgerdienste). Die Kommunikation mit anderen Kommunen, Politik auf Landes- und Bundesebe- ne erfolgt auf Ebene des Oberbürgermeisters aber auch durch unsere Teilnahme an Veranstaltungen wie dem Strategiedialog der Automobilwirtschaft Baden-Württemberg und durch Vorträge. Auf www.Ludwigsburg.de/Livinglab werden viele der eben beschriebenen Formate nachbereitet. Texte, Links, Bilder und Filme informieren transparent und unterhaltsam über die Projekte im Lab und die Aktivitäten der Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk. Besonders gute Rückmeldungen bekommen wir auf die Filmbeiträge der Projektver- antwortlichen aus Verwaltung, Wissenschaft und Industrie, die erzählen, warum ihnen das Lab wichtig ist. 18 Erfolgsfaktoren
Paulo Ferreira (Bosch): „Gerade in Ludwigsburg finden wir eine sehr motivierte Mannschaft, mit dem OB Spec vorneweg, der sehr engagiert und motiviert neue Themen vorantreibt. Ludwigsburg nutzen wir auch als Schau- kasten, was Bosch im Bereich von Smart Cities realisieren kann, um die hier ge- machten Erfahrungen möglicherweise für andere Städte zu implementieren. Deshalb ist die Stadt Ludwigsburg als Standort für uns sehr wichtig.“ Constanze Heydkamp (Fraunhofer IAO): „Das Living Lab in LB soll langfristiger Begleiter urbaner Entwicklungen für das IAO Fraunhofer sein. Für uns als For- schungsinstitut sind diese Entwicklungen hier in Ludwigsburg enorm spannend und wir sehen das Living Lab auch als Innovationsprozess“ Rainer Rindfleisch (Kern) „Ich kann mit großem Stolz sagen, dass das Team um Jürgen Schindler einen sehr guten Job gemacht hat, man ist sehr innovativ, sehr offen in Ludwigsburg und von daher danke ich auch insbesondere Herrn Oberbürgermeister Spec, der das mitträgt, der weiter denkt, der sieht, das smarte Lösungen für Bürger einfach in eine Smart-City gehören und ich denke Ludwigs- burg ist da mit großem Abstand führend.“ Jan-Eric Raschke (Mann+Hummel): „Das Living Lab hat uns bisher hervor- ragend geholfen, speziell in der Erpro- bung des städtischen Umfelds. Wir als Mann+Hummel haben mehrere Ver- suchsfahrzeuge laufen, gerade in der Straßeninfrastruktur, mit dem Fokus, dass wir auch im städtischen Umfeld etwas be- wirken können, hinsichtlich Feinstaubreduktion und Feinstaubneutralität.“ Dr. Oliver Kelkar (MHP): „Ein Wesen der Digitalisierung ist, alles vernetzt sich miteinander, und so eben auch die Partner, die hier im Living Lab dabei sind. Das Living Lab ist für uns eine willkommene Gelegenheit, um zu lernen, aber auch um uns ausprobieren zu können.“ Erfolgsfaktoren 19
Marcus Anders (Swarco): „Wir arbeiten sehr eng mit der Stadt Lud- wigsburg zusammen, weil wir hier ideale Bedingungen vorfinden. Wir haben eine sehr innovationsfreundliche Stadt, an- gefangen vom Oberbürgermeister Spec, über das Living Lab und über das Refe- rat für Nachhaltige Stadtentwicklung. Wir können hier neueste Technologien einsetzen.... Die Mobilität der Zukunft wird vernetzter sein, automatisierter sein und auch individueller sein. Es wird entscheidend sein, wie komme ich von A nach B und nicht mehr mit was komme ich von A nach B.“ Jürgen Schindler (Leitung Bürgerbüro Stadt Ludwigsburg): „Unser Serviceroboter L2B2 ist ein gutes Beispiel dafür, wie man digitale Pilotpro- jekte gut vermitteln kann, weil die Men- schen damit die Digitalisierung „sehen und begreifen“ können. Fördermittel Die Akquise von Fördergeldern ist wichtig für die Umsetzung der Living Lab Projekte. Die Stadt bewirbt sich daher auf unterschiedliche Förderprogramme auf EU- oder Bundes- und auch Landesebene. Sollte der Stadt das Projekt wichtig sein und kein Fördergeld akquiriert werden, wird aber versucht das Projekt trotzdem umzusetzen. Die Finanzie- rung kommt dann aus dem laufenden Haushalt oder war ohnehin geplant. Neben den Fachbereichen der Verwaltung hat sich die Geschäftsstelle in den letzten Jahren für ver- schiedene Förderprojekte im Bereich der Digitalisierung erfolgreich beworben. Seit 2015 waren die Förderprogramme „Städte und Gemeinden 4.0 – Future Communities“ und „Digitale Zukunftskom- mune@bw” des Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg, Forschungsagenda „Zukunftsstadt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie das „So- fortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ des Bundesministeriums für Verkehr relevante Finanzierungsquellen. Im Programm „Städte und Gemeinden 4.0 – Future Communities“ wurde Ludwigsburg im August 2017 vom baden-württembergi- schen Innenminister Thomas Strobl zu einer von insgesamt vier Leuchtturm- Kommunen im Land ausgezeichnet. Unter den über 1.000 Kommunen im Land nimmt Ludwigs- burg damit eine herausragende Vorreiterrolle im Bereich Digitalisierung ein. Mit ca. EUR 106.000 erhielt Ludwigsburg die höchste Fördersumme im Programm und pilotiert die Projekte „Stadtraum 4.0 – Microshowcases“, „Bürgerbüro der Zukunft – Roboter“ und 20 Erfolgsfaktoren
„Testfeld Parken 4.0“. Auf Landesebene er- hielt Ludwigsburg im Mai 2018 als eine von vier Leuchtturmkommunen im Förderpro- jekt “Digitale Zukunftskommune@bw” die Fördersumme von EUR 880.000. Mit dem Geld wird die Implementierung der Smart City Plattform und die Entwicklung eines datensicheren digitalen Bürgerkontos vorangebracht. Im Rahmen der strategi- schen Forschungsagenda „Zukunftsstadt“ wurden in Ludwigsburg gleich mehrere Projekte gefördert: In den Jahren 2015 und 2016 wurden 51 Städte, Landkreise und Kommunen gefördert. Ludwigsburg erreichte mit Förderung des Bundes von EUR 136.000 die Verstetigung des Living Lab. Für 2017 und 2018 wurde Ludwigsburg als eine von insgesamt 20 Kommunen in Deutschland ausgewählt. Unter den über Mit der Förderung von EUR 100.000 wurden Makeathons im temporären Stadtlabor 1.000 Kommunen im durchgeführt. Zukünftig profitiert die Stadt in der Fördermaßnahme „Ressourceneffizi- Land nimmt Ludwigsburg ente Stadtquartiere für die Zukunft (RESZ)“ zur Umsetzung der Leitinitiative Zukunfts- eine herausragende stadt. Hier erhält die Stadt von 2019 bis 2022 rund EUR 350.000 für das Projekt „Straße Vorreiterrolle im Bereich der Zukunft“, aus denen unter anderem innovative und ressourcenschonende Straßen- Digitalisierung ein. abschnitte in zwei Stadtteilen pilotiert werden. Über das „Sofortprogramm Saubere Luft“ erhielt die Stadt im Jahr 2018 eine Förder- summe von EUR 6,1 Mio.. Damit wird unter anderem die flächendeckende Umsetzung des Living Lab Projektes „Priorisierung von Einsatzfahrzeugen“ finanziert. Erfolgsfaktoren 21
22 Projekte
Projekte im Living Lab Mobilität 03 Wenn wir heute in der Presse von Mobilität in Städten lesen, erfahren wir deutsch- landweit von Feinstaub-Alarm, Überschreitungen von Stickstoffdioxid-Werten, Fahr- verboten und Parkplatzproblemen. Ludwigsburg ist in dieser Thematik natürlich nicht außen vor, befasst sich aber seit Jahren mit den Lösungen zu diesen Herausforderun- gen. So wurde die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung von 81μg/m3 pro Jahr in 2006 auf 51 μg/m3 pro Jahr in 2018 kontinuierlich reduziert. Die Einhaltung von Grenzwerten vor allem an Hauptstraßen und das Ziel die Vorgabe zu unterschreiten führt dazu, dass es zahlreiche Living Lab Projekte gibt, die sich mit der Messung und Reduzierung von Feinstaub, Stickoxiden, der flächenhaften Lärmbelastung und dem Parkraum- Management befassen. Das Thema der Luftqualität wird im Abschnitt „Klima und Energie“ ausführlich behan- delt. An dieser Stelle nur soviel: Die Stadtverwaltung unterstützt die Senkung von Immis- sionen nicht nur durch technische Maßnahmen, sondern auch durch aktive Bewusst- seinsbildung und mehr Eigenverantwortung bei der Bürgerschaft. Entsprechend wird eine verkehrspolitische Diskussion geführt, die die Akzeptanz von Maßnahmen gegen den menschengemachten Klimawandel untermauert. Ein Schwerpunkt im Mobilitätskonzept der Stadt zielt auf einen flüssigen Verkehr. Das betrifft sowohl das Fahren in und durch die Stadt wie auch das Parken. Im Rahmen des Living Lab laufen Pilotprojekte, die auf übergeordnete Handlungsstränge wirken: Vernetztes Fahren, Parken und Laden sowie Integriertes Verkehrsmanagement. Ein Bei- spiel für vernetztes Fahren ist die Priorisierung von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr an Lichtsignalanlagen. Der Pilot bei dem acht Anlagen auf die Car2X-Technik umge- Projekte 23
stellt wird, ist erfolgreich abgeschlossen. Auf der Car2X-Technik kommunizieren Fahr- zeug und Signaltechnik direkt miteinander und ermöglichen eine grüne Welle. In den nächsten Phasen des Pilotprojektes kann die Priorisierung des ÖPNV sein sowie die Ampelphasenanzeige für PKW und Radfahrer. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilo- ten wird die Stadt mit Fördermitteln des Bundes (Sofortprogramm Saubere Luft 2017- 2020) bis Ende 2019 die komplette Ver- kehrsinfrastruktur in der Stadt mit diesem Standard ausgestattet haben. Entsprechend gehen die Verkehrsplaner beim Parkraum Management vor. Gut ist, dass im gewerb- lichen Transformationsgebiet in der West- stadt hunderte von Arbeitsplätzen neu ange- siedelt wurden. Das ist aber gleichzeitig mit einem erhöhten Parkplatzbedarf und Park- suchverkehr verbunden. Die Mitarbeiter der Firmen aus dem zukunftsorientierten Automobilsektor (Bosch, Porsche, Bosch Start Up, Porsche Digital, Bosch Rexrodt) und andere etablierte und neugegründete Firmen, die sich mit intermodaler Mobilität und autonomen Fahren beschäftigen pen- deln täglich in die Weststadt ein und aus. Dieser Verkehr muss gesteuert und vor Ort “verstaut” werden. Im Projekt “Parkraum Management Weststadt” entsteht daher ein virtueller Parkplatz-Pool auf den über eine Plattform zugegriffen, gebucht und abge- rechnet werden kann. Die Idee ist, dass der Pendler, entsprechend seinem Nutzerpro- fil, zu einem Parkplatz navigiert wird und dort in ein Shuttle umsteigen kann, das ihn zu seinem Zielort bringt. Ein weiterer Pilot im Living Lab ist das vom Innenministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt “Testfeld Parken”. Schwerpunkt ist hierbei die Parkplatzsuche mit Veranstaltungsbezug. Ein besonderes Augenmerk in der Mobili- tätsplanung gilt der Auseinandersetzung mit der Trennwirkung von Straßen. Durch stadt- verträgliche Gestaltung und situationsge- rechte Geschwindigkeitsregulierungen wer- den Flächen für Begrünung und Fußgänger neu geschaffen. Zudem hilft die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf den Umweltverbund, d.h. auf öffentliche Ver- kehrsmittel, das Fahrrad und die Fußwege. In diesem Zusammenhang ist der Ausbau des Radwegenetzes mit dem Projekt Re- gio-Rad zu sehen. Ludwigsburg setzt sich aktiv für die schnelle Realisierung des beschlossenen Radrouten- netzes ein. Dabei beschränkt sich die Stadt- verwaltung nicht nur auf Mindeststandards beim bedarfsgerechten Ausbau sondern schafft attraktive Verbindungen, um den Radanteil massiv zu erhöhen. Bei begrenzter Flächenverfügbarkeit sind all die genannten Maßnahmen eine Heraus- forderung. Diese Herausforderung, wird nur gemeistert, wenn Verwaltung, Politik und Bürgerschaft gemeinsam an der Transformation des Mobilitätssektors arbeiten. Dass dies mit den Ludwigsburgern möglich ist, zeigt auch die Entscheidung zur Einführung des Bus-Rapid-Transit (BRT) Systems. 24 Projekte
Eine Art Schnellbus-System bei dem der Individualverkehr vom Busverkehr getrennt ist. Das sorgt für mehr Pünktlichkeit im ÖPNV! Die Haltestellen und Strassenquerungsstellen des BRT werden barrierefrei konstruiert. Neben all den neuen Themen arbeitet die Verwaltung kontinuierlich daran die Unfall- zahlen an stets wiederkehrenden Unfallschwerpunkten in der Stadt zu senken. Beispiele der Mobilitätsentwicklung: IDEE PILOT SKALIERUNG Fahrradparkhaus High Performance Charging (Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge) Erprobung PkW-Parkraumlösungen Park & Pay Konfiguration neuer Verkehrsleitrechner Pläne für ÖPNV / BRT Digitalisierung gesamtstädtischer Verkehrsinfratsruktur Automatisiertes Parken Testfeld Parken (MHP Arena) Elektroroller- und Nutzfahrzeugsharing Autonome Shuttles Priorisierung von Einsatzfahrzeugen Parkraummanagement Grönerstraße Straße der Zukunft Klima und Energie Ludwigsburg will bis im Jahr 2050 CO2 neu- tral sein. Das bedeutet den Ausstoß auf 2t pro Kopf zu begrenzen. Dieses Ziel ist im Masterplan Energie formuliert und im Klima- schutzkonzept mit konkreten Massnahmen hinterlegt. So leistet die Stadt ihren Beitrag, um das internationale Klimaziel, das im Pa- riser Klimaabkommen festgeschrieben ist, Schritt für Schritt zu erreichen. Gleichzeitig befasst sich die Stadt mit den Folgen des Klimawandels. So werden beispielsweise bei der Entwicklung neuer Quartiere, wie Grün- bühl und Fuchshof, Veränderungen des Klimas, wie zunehmende Hitze und Stark- regen, mitgedacht und die Planungen dem- entsprechend angepasst. Darüberhinaus wird das Thema der Luftqualität nicht nur in Bezug auf Mobilität und die Vermeidung von Fahrverboten diskutiert. Massnahmen zur Verbesserung der Luftquali- tät sind auch im Kontext des urbanen Mikroklimas zu sehen – entsprechend werden verschiedene Tests mit Mooswänden durchgeführt. Diese Pilotprojekte verfolgen den Projekte 25
integrierten Ansatz Lärm, Feinstaub und Stickstoffdioxid zu reduzieren, das lokale Klein- klima (z.B. Kühlung im Sommer) zu verbessern, sowie die Biodiversität zu fördern. Das Mikroklima ist ausserdem relevant für ein Forschungsprojekt zur Kartierung von gesamtstädtischen Immissionswerten in Echtzeit. Die Luftqualität in Städten wird heute meist nur punktuell mit sehr grossen und teuren stationären Anlagen des Landes gemes- sen. Von einer einzelnen Mess-Stelle (in Ludwigsburg steht diese in der Friedrichstra- ße) wird dabei häufig auf die Luftqualität der gesamten Stadt geschlossen. Im Rahmen eines Pilotprojekts im Living Lab wird ein Netzwerk aus Immissions-Messboxen auf- gebaut, die in Echtzeit Daten zur Luftquali- tät liefern. Über einen Algorithmus werden die Messdaten mit Klima- und Gebäude- strukturdaten verrechnet und liefern so ein differenziertes Bild der Luftqualität in der Stadt. Auf diese Weise können gezielt Mass- nahmen ergriffen werden. Eine Massnah- me kann die bereits genannte Begrünung von Lärmschutzwänden oder Mooswänden sein. Eine andere Massnahme ist die immis- sions-sensitive Steuerung des Verkehrs, um pauschale Fahrverbote zu vermeiden. Auch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim tragen ihren Teil zur CO2 neutralen Stadt bis 2050 bei. Sie haben beim Förderaufruf für kommunale Klimaschutz-Modell- projekte der nationalen Klimaschutzinitiative überzeugt: Ihr Antrag zum „SolarHeatGrid – Errichtung und Anbindung einer der grössten Solarthermie-Anlagen in Deutschland an ein optimiertes Wärmeverbundnetz“, an dem die Stadt Ludwigsburg als Koopera- tionspartnerin beteiligt ist, wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit bewilligt. Im Rahmen eines Das Modellprojekt begann 2017 und ist auf drei Jahre ausgelegt. Dabei wird der be- Pilotprojekts im Living Lab stehende Ludwigsburger Fernwärmeverbund, mit den derzeit noch fossil versorgten wird ein Netzwerk aus Immis- Netzen, zusammengeschlossen. Durch die Verbindung mit einem grossen Wärme- sions-Messboxen aufgebaut, speicher beim Holzheizkraftwerk wird zusätzlich qualitativ hochwertige, regenerativ die in Echtzeit Daten zur Luft- erzeugte Wärme in das erweiterte Verbundnetz eingespeist. So steht die gewonnene qualität liefern. Energie auch dann zur Verfügung, wenn wenig oder keine Sonne scheint. Neben der CO2-Einsparung, die durch den wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien im er- weiterten Fernwärmenetz erzielt wird, ist die Steigerung der Energieeffizienz erklärtes Ziel des Grossprojekts. Die so erreichte Verminderung des CO2-Ausstoßes treibt den Klimaschutz und die Energiewende vor Ort voran. Neben den traditionellen Bereichen der Energie- und Wärmeversorgung richten sich die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim immer stärker in Richtung Digitalisie- rung aus. Sie stellen die Infrastruktur für digitale Leistungen zur Verfügung - Strom, Gas, Wärme, Kälte, Wasser, Telekommunikation und Energielösungen sind dabei die Grundvoraussetzungen, an die Unternehmen ihre smarten Leistungen auf einer di- gitalen Serviceplattform andocken können. Die Stadtwerke sorgen mit innovativen Energieprojekten für ein umfassendes Leistungsspektrum von Energieerzeugung und -lieferung über Monitoring und Autarkie bis hin zur Mobilität. Mit dezentralen Energie- erzeugungsanlagen hat sich das Unternehmen strategisch positioniert und damit die Energiewende vor Ort frühzeitig eingeleitet. 23 Heizkraftwerke oder BHKW werden 26 Projekte
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