Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019

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Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Innovationsnetzwerk
Living Lab Ludwigsburg
Bericht 2015 bis 2019
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Vorwort

Die Digitalisierung und neue Technologien in den Dienst der Menschen und der
Nachhaltigkeit stellen

Unsere Strategie fußt auf einer integrierten nachhaltigen Stadtentwicklung mit umfas-
sender Bürgerbeteiligung. Wir vernetzen die ökonomischen, sozialen und ökologischen
Aspekte systematisch miteinander, so dass diese sich nicht widersprechen, sondern im
Einklang zueinander stehen. Bei dieser systematischen Vorgehensweise analysieren wir
regelmäßig Stärken und Schwächen, Chancen und Herausforderungen der Gegenwart
und der Zukunft und beziehen die jeweiligen Schlussfolgerungen permanent in den
Strategieprozess ein.

Nachhaltigkeit bedeutet Generationengerechtigkeit. Unsere heutige Lebensweise soll
nicht auf Kosten künftiger Generationen gehen. Weder finanziell noch ökologisch. Eine
intakte Umwelt, der Klimaschutz, solide Finanzen gehören daher zu den zentralen Kern-
bestandteilen der nachhaltigen Stadtentwicklung in Ludwigsburg. Bereits im Jahr 2014
erhielt die Stadt für diese Vorgehensweise den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. In Um-
weltschutz und soziale Belange, wie Bildung, Integration, Inklusion müssen wir erheblich
investieren. Deshalb ist eine dynamische, zukunftssichere Ökonomie unverzichtbar.

Zur Sicherung bestehender und Ansiedlung neuer, zukunftsorientierter Arbeitsplatze
müssen wir vor Ort die notwendigen innovativen Rahmenbedingungen schaffen.

Vor diesem Hintergrund war beim Aufbau des Innovationsnetzwerks Living Lab im Jahr
2015 unser Ziel, in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und Hochschuleinrichtun-
gen den Humus zu bilden, um neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und
einzusetzen. Es ist klar ersichtlich, dass wir - und ich persönlich - viel an Erkenntnissen
und Kompetenzen aus den Informationen gewinnen können, die im Living Lab durch
Workshops und Kooperationsprojekten generiert werden. Für die aktive Steuerung der
digitalen Transformation im lokalen Kontext können wir uns so einen Kompetenzgewinn
verschaffen, der Garant dafür ist, am Puls der Zeit zu bleiben, mit dem Ziel: die Stadt-
infrastruktur und die Vernetzung verschiedener Beteiligter zu fördern.

Ihr Oberbürgermeister
Werner Spec

Ludwigsburg, Juni 2019

                                                                                              Vorwort   3
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Inhalt

               Vorwort Oberbürgermeister Werner Spec…………………………………………… 03
               Vorbemerkung Dr. Andrea Bräuning………………………………………………… 05

             01 Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen…………………………… 06
               Raum für Innovation schaffen……………………………………………………… 07
               Digitalisierung im Dienst der Menschen…………………………………………… 09

             02 Erfolgsfaktoren für das Living Lab…………………………………………………… 10
               Ziele und Nutzen……………………………………………………………………… 11
               Strategie……………………………………………………………………………… 13
               Projekt-Kriterien und Prozesse……………………………………………………… 13
               Organisation…………………………………………………………………………… 15
               Kommunikation……………………………………………………………………… 17
               Fördermittel…………………………………………………………………………… 20

             03 Projekte im Living Lab………………………………………………………………… 22
               Mobilität……………………………………………………………………………… 23
               Klima und Energie…………………………………………………………………… 25
               Architektur…………………………………………………………………………… 27
               eGovernemnt………………………………………………………………………… 29
               Übersicht der Living Lab-Projekte seit 2015………………………………………… 32
               Fazit und Ausblick…………………………………………………………………… 36

               Impressum…………………………………………………………………………… 38

4   Inhalt
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Vorbemerkung

Liebe Leserin, lieber Leser,                                ist in dieser Broschüre durch
                                                            Symbole kenntlich gemacht:
Als ich im September 2016 die Leitung der Geschäfts-        Vom Keim, zum Spross, zum
stelle des Innovationsnetzwerks Living Lab (GS Inno)        Baum – denn, unsere Arbeit
übernahm, hatte ich keine Vorstellung, welch ab-            soll Früchte tragen!
wechslungsreiche und ergebnisoffene Herausforde-            Mein herzlicher Dank gilt Herrn
rungen vor mir liegen.                                      Oberbürgermeister       Werner
Die Geschäftsstelle wuchs schnell zu einer gemischten       Spec für seine Weitsicht und
Gruppe aus Vertretern der Stadtverwaltung, Wissen-          Initiative neuartige Lösungen im
schaft und Wirtschaft. Wir organisierten die Themen-        digitalen, vernetzten, urbanen
felder Mobilität, Energie, Architektur und eGovernment      Kontext als Verwaltung gemein-
jeweils im intern-extern Tandem.                            sam mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zu
Um zu verstehen, wie Living Lab „funktioniert“, hat         entwickeln und zu pilotieren. Mein persönlicher Dank gilt
die GS Inno mit anderen Labs in Europa Kontakt auf-         auch allen Kolleg/innen des Referats und der Gesamt-
genommen. Die analysierten Ziele, Strategien, Leistun-      verwaltung für den konstruktiven Austausch in der wich-
gen, Prozesse haben gezeigt, dass es (zumindest da-         tigen Startphase. Der Erfolg unserer Piloten ist maßgeb-
mals) kein Lab in Europa gibt, das als gemischtes Team      lich der Unterstützung und Akzeptanz der Kolleg/innen
in der Verwaltung verortet ist und gemeinschaftlich mit     in den einzelnen Fachbereichen geschuldet, die mutig
der Verwaltung segmentübergreifend Innovationen ent-        genug waren neue Lösungen zu probieren, gedankliche
wickelt und umsetzt. Ludwigsburg – ein Novum!               Umwege zu gehen, sich auf einen agilen Prozess und
Die vorliegende Dokumentation bietet einen Überblick        ein offenes Ergebnis einzulassen. Auch für die Text- und
für die Arbeit seit Gründung der Geschäftsstelle 2015.      Fachbeiträge für diese Dokumentation herzlichen Dank!
Im ersten Teil beschreiben wir die Motivation und den       Ebenfalls danke ich den Netzwerkpartnern, dass sie
Kontext für die Idee des Lab.                               Forschung und Entwicklung im Rahmen des Pilotpro-
Im zweiten Teil beschreiben wir die Erfolgsfaktoren         jekts in Ludwigsburg durchgeführt und so zur Innova-
für das Living Lab. Die gemachten Erfahrungen las-          tionskraft des Standorts beigetragen haben.
sen sich meiner Meinung nach gut auf andere Städte          Mit dem Living Lab haben wir gemeinsam (und jeder
übertragen. Es kann die erste Hürde sein verwaltungs-       für sich) unbekanntes Terrain betreten. Wir sind neue
intern, aber auch mit den politischen Gremien und           Wege gegangen, haben Abenteuer durchlebt und Spu-
externen Partnern Ziele zu formulieren, die den Nut-        ren hinterlassen. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen,
zen des Vorhabens deutlich machen. Wenn klar ist,           liebe Leserin, lieber Leser, gute Erkenntnisse und Un-
warum es ein Lab geben soll, dann gibt die Strategie        terhaltung, wenn Sie sich auf die Entdeckungsreise „Li-
Transparenz darüber, wie dieses Ziel über die Zeit am       ving Lab“ begeben.
besten erreicht werden soll.
Im dritten Teil stellen wir beispielhafte Projekte in den   Dr. Andrea Bräuning (Robert Bosch GmbH)
zuvor genannten Themenfeldern vor. Wir führen dabei         Leitung Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk Living Lab
jedes Thema ein, indem wir die spezifischen Heraus-
forderungen für Ludwigsburg kurz beschreiben. Wir           Ludwigsburg im Juni 2019
schliessen das Kapitel mit einer Übersicht der Projekte,
die seit 2015 im Lab begonnen wurden.
Die Dreiteilung ist charakteristisch für die Arbeit der
GS Inno, denn auch die Projektentwicklung ist in drei
Stufen aufgebaut: von der Idee, über den Piloten zur
Skalierung. Die Beteiligung der GS Inno nimmt dabei
kontinuierlich ab. Wichtig ist dabei, nicht jedes Living
Lab Projekt wird von der Geschäftsstelle betreut. Ein
Fachbereich oder städtisches Unternehmen kann auch
unabhängig von der GS Inno innovative Projekte pi-
lotieren. Aber jedes Projekt der GS Inno ist ein Living
Lab Pilotprojekt. Die Idee des dreiteiligen Prozesses

                                                                                                          Vorbemerkung   5
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
6   Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Warum wir ein Innovations-
netzwerk Living Lab brauchen

        Raum für Innovation schaffen
                                                     01
        Seit 2004 richtet Ludwigsburg das gesamte Verwaltungshandeln an Zielen der Nach-
        haltigkeit aus. 2014 wurde der Stadt dafür der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städ-
        te mittlerer Größe verliehen. Diese Auszeichnung motiviert und verpflichtet Politik und
        Verwaltung, aber auch Wirtschaft und Gesellschaft, die Stadtentwicklung generatio-
        nengerecht und ganzheitlich auszurichten. Dieser Anspruch erfordert, dass bestehen-
        de Strukturen und Prozesse immer wieder in Frage gestellt werden. 2007 formulierte
        Oberbürgermeister Werner Spec, dass die klassische Aufstellung der Verwaltung für die
        integrierte, nachhaltige Stadtentwicklung nicht ausreicht – neue Organisationsformen
        seien nötig. In Folge wurde das Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung gegründet. Als
        Querschnittseinheit zu den damals drei Dezernaten befasste sich das Referat überwie-
        gend mit Grundsatzfragen der nachhaltigen Stadtentwicklung, dem Stadtentwicklungs-
        konzept, der Stadtteilentwicklung, Sanierungsmaßnahmen, der Wirtschaftsförderung,
        EU-Koordination, Themen der Metropolregion und Energie-Projekten.

                                           Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen   7
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Aus diesem Kontext heraus erkannte die Verwaltung frühzeitig, dass die evolutionäre Ent-
                                   wicklung von Technologie – hin zu mehr Digitalisierung und Vernetzung – einen revolu-
                                   tionären Einfluss auf den Lebensraum Stadt und den Wirtschaftsstandort Ludwigsburg
                                   haben wird. Besonders deutlich ist dies in der Weststadt zu beobachten. Ende des 19.
                                   Jahrhunderts siedelten sich kleine Industrie- und Gewerbebetriebe auf der ehemals land-
                                   wirtschaftlich genutzten Fläche an. Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand ein Gewer-
                                   begebiet mit Werkhallen für industrielle Fertigung, die im 21. Jahrhundert zunehmend
                                   für Büro-Arbeitsplätze umgenutzt werden. Mit dieser Entwicklung wurde auch die Pro-
                                                                               duktion ins kostengünstigere Ausland ver-
                                                                               lagert. Forschung und Entwicklung (F&E)
                                                                               der Unternehmen, die ihren Stammsitz in
                                                                               unserer Region haben, wollen wir aber hal-
                                                                               ten. F&E sind die strategischen Kontroll-
                                                                               punkte unserer Wirtschaftsregion. Für die
                                                                               Sicherung bestehender und die Ansiedlung
                                                                               neuer zukunftsorientierter Arbeitsplätze wird
                                                                               die Stadtverwaltung daher die erforderlichen
                                                                               Rahmenbedingungen schaffen. Wir können
                                                                               nicht erwarten – vor allem in der Automobil-
                                                                               industrie – weltweit unsere führende Position
                                                                               zu halten, wenn wir den Raum für Innovation
                                                                               nicht schaffen. Unsere Infrastrukturen und
                                                                               Regelwerke müssen Innovation zulassen.
                                                                               Vor diesem Hintergrund wurde 2015 das Li-
                                   ving Lab gegründet. Das Lab soll Stadtinfrastruktur und Vernetzung bieten, damit Wirt-
                                   schaft und Hochschuleinrichtungen im Austausch mit der Stadtverwaltung und städti-
                                   schen Unternehmen neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle überlegen,
                                   pilothaft implementieren und zu einer Marktreife entwickeln können. Der gegenseitige
                                                                               Austausch ist dabei für alle Beteiligten ein
                                                                               Gewinn. Die Verwaltung erfährt frühzeitig,
                                                                               womit Unternehmen und Wissenschaft sich
                                                                               befassen – diese wiederum erhalten unmit-
                                                                               telbare Rückmeldung, ob ihre Überlegun-
                                                                               gen und Aktivitäten für den künftigen Markt
                                                                               relevant sind. Der beschriebene Prozess er-
                                                                               fordert Offenheit gegenüber Neuem und Mut
                                                                               für Ergebnisoffenheit. Entsprechend können
                                                                               Entwicklungen aller Beteiligten frühzeitig im-
                                                                               mer wieder angepasst werden. Dieses Vor-
                                                                               gehen stellt einen agilen Prozess dar, der
                                                                               Offenheit für Neues und die Bereitschaft für
                                                                               Veränderung voraussetzt. Der Wandel betrifft
                                                                               damit auch traditionelle Rollen, das heißt, die
                                                                               Stadtverwaltung kommt vom „Verwalten“ ins
                                   „Gestalten“ und Wirtschaftsunternehmen werden vom „Lieferanten“ zum „Partner“.
                                   Im Rahmen der Neuorganisation der Verwaltung wurde die Geschäftsstelle Innovations-
                                   netzwerk 2019 der Stabstelle Digitalisierung zugeordnet. Die Schnittstelle zum Referat ist
                                   im Team Integrierte Stadtentwicklung verortet. Durch einen regelmäßigen Austausch ist
                                   der Wissenstransfer in beide Richtungen sicher gestellt.

8   Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
Digitalisierung im Dienst der Menschen

Die nachhaltige Stadtentwicklung basiert in Ludwigsburg auf dem Stadtentwicklungskon-
zept (SEK), das Stadtverwaltung und Gemeinderat seit 2004 in einem mehrstufigen Pro-
zess entwickelt und seitdem unter Beteiligung der Bürgerschaft fortgeschrieben haben.
Sie definierten gemeinsam Handlungsfelder, die Zukunftsfragen der Stadtgesellschaft ad-
ressieren. Diese Handlungsfelder sind über Leitsätze und strategische Ziele beschrieben.
Herzstück der Bürgerbeteiligung ist die Zukunftskonferenz, die alle drei Jahre stattfindet,
um die Ausrichtung und Umsetzung des SEK zu prüfen.

2018 wurde das Thema Digitalisierung als
weiteres Handlungsfeld identifiziert und ins
SEK aufgenommen. Die Entwicklung der
Stadt Ludwigsburg wird damit um einen so-
zio-digitalen Prozess erweitert. Durch das
SEK wird Digitalisierung in den Dienst der
Menschen und der Nachhaltigkeit gestellt.
Nur wer versteht, was Digitalisierung bedeu-
ten kann, wird damit umgehen und aktiv ge-
stalten wollen. Es geht nicht um die Darstel-
lung technischer Machbarkeit, sondern um
den Nutzen aus Technologie. Digitale Exper-
tise wird mit technisch, wirtschaftlich, sozial
etablierten Wissensbereichen zusammen-
gebracht;   Unternehmensgründungen         mit
einer innovativen Geschäftsidee (Start Ups)
mit etablierten Konzernen und kleineren und mittleren Unternehmen (KMUs). Neben der
Wirtschaft sind auch Umweltverbände und soziale Einrichtungen und nicht zuletzt unter-
schiedliche bürgerschaftliche Gruppen (Jugendliche, Senioren, auch Menschen mit Be-
einträchtigungen usw.) mit den vielfältigen Bedürfnissen einzubeziehen. Die Digitalisierung
soll weder nach dem amerikanischen Modell kommerziell ausgerichtet, noch nach dem                    Die Digitalisierung soll
chinesischen überwachungsstaatlich geprägt sein. Sie soll in erster Linie zum Nutzen der          weder nach dem amerikani-
Menschen erfolgen, auf der Grundlage eines humanistischen Werteverständnisses, das                 schen Modell kommerziell
den Menschen und seine Würde achtet. Erfahrungen auf dem Weg zur Digitalisierung                  ausgerichtet, noch nach dem
aus dem nationalen Umfeld und im internationalen Kontext müssen durch regelmäßigen                chinesischen überwachungs-
Austausch systematisch eingebracht werden. Räder, die es schon gibt, müssen nicht neu            staatlich geprägt sein. Sie soll
erfunden, Fehler, die schon gemacht, nicht wiederholt werden. Um diese übergreifende             in erster Linie zum Nutzen der
Zusammenarbeit in die Umsetzung zu bringen, wird die Stadt zum Living Lab.                            Menschen erfolgen.

                                                                   Warum wir ein Innovationsnetzwerk Living Lab brauchen    9
Innovationsnetzwerk Living Lab Ludwigsburg - Bericht 2015 bis 2019
10   Erfolgsfaktoren
Erfolgsfaktoren
für das Living Lab

         Ziele und Nutzen
                                                 02
         Der Begriff des Living Lab umfasst die Gesamtstadt und betrifft alle Projekte, die pilothaft
         aufgesetzt sind, um eine - für Ludwigsburg - neue Lösung zu entwickeln. Die Umsetzung
         folgt dabei einem 3- stufigen Prozess von der Idee über den Piloten zur Skalierung. Der
         Impuls für die Idee kann sowohl von der Verwaltungsspitze, den Fachbereichen oder
         Partnern aus dem Innovationsnetzwerk kommen. Im letzten Fall ist die Geschäftsstelle
         Innovationsnetzwerk (GS Inno) die Schnittstelle in die Verwaltung. Ziele der Geschäfts-
         stelle Innovationsnetzwerk sind

         1. Scouting innovativer Themen über alle stadtrelevanten Segmente (national, inter-
         national) und damit Impulsgeber in die Verwaltung / städt. Unternehmen.

         2. Implementierungspartner durch Anschub-Unterstützung von Projekten, z.B. als
         Koordinator bei Projektinitiierungen.

         3. Erfahrungsaustausch für innovative Konzepte durch Netzwerken mit anderen
         Städten sowie durch Fachgespräche der Fachbereiche und städt. Unternehmen mit
         Netzwerkpartnern.

         Ist ein Pilotprojekt erfolgreich, wird er im Fachbereich zu einer gesamtstädtischen Lö-
         sung weiterentwickelt. Wird dagegen kein Mehrwert für die Verwaltung oder Bürger-
         schaft gesehen, ist es – wie es in jeder laborhafte Situation der Fall sein kann – absolut
         legitim, das Projekt mit dieser Erkenntnis auch wieder einzustellen.
         Aus städtischer Sicht zielt das Living Lab als gesamtstädtischer Experimentierraum auf

                                                                                         Erfolgsfaktoren   11
die Unterstützung des Erhalts der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Ludwigsburg.
                                       Dafür werden organisatorische und urbane Infrastrukturen zur Nutzung geschaffen und
                                       angeboten, was der Wirtschaft nutzt. Seit einigen Jahren nimmt Ludwigsburg im kom-
                                       munalen Umfeld hier eine Vorreiterrolle ein und gilt entsprechend als Leuchtturm-Kom-
                                       mune für Digitalisierung in Baden- Württemberg.
                                       Darüber hinaus kann durch sinnvolle digitale Transformation ehemals analoger in
                                       datenbasierte Prozesse mehr Effizienz erreicht werden. Der Nutzen solcher optimier-
                                       ten Prozesse kann einerseits eine Kosteneinsparung sein, andererseits aber auch zu
                                       Arbeitserleichterung führen.
                                       Ein weiteres Ziel ist es, die Lebensqualität der Stadtgesellschaft zu erhalten und zu erhö-
                                       hen. Durch den bereits beschriebenen sozio-digitalen Prozess ist die Stadt im ständigen
                                       Werden. Entsprechend ist Entwicklungsstillstand bzw. reines Verwalten ausgeschlossen,
                                       es ist fortwährend Gestaltung erforderlich. Das nutzt den Bürgern, denn sie können sich
                                       bei der Stadtgestaltung aktiv einbringen und partizipieren so an einer lebendigen Stadt.
                                       Aus Sicht von Wirtschaft und Wissenschaft nutzt das Lab der Entwicklung relevanter
                                       Lösungen (Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle) - das heißt, durch den Aus-
                                       tausch mit der Verwaltung wird nicht das zur Perfektion gebracht, was technisch möglich
                                       ist, sondern das, was dem Nutzer wichtig ist.
     Durch zunehmende                  Alle Beteiligten haben im Lab das Ziel zu lernen, wie Lösungen gemeinsam und ganz-
 Digitalisierung steigt die            heitlich entwickelt und umgesetzt werden können. Durch zunehmende Digitalisierung
 Vernetzung der Segmente               steigt die Vernetzung der Segmente Energie, Mobilität, Informationstechnologie, Ge-
Energie, Mobilität, Informa-           bäude und Sicherheit. Die historisch gewachsenen Segmentabgrenzungen lösen sich
tionstechnologie, Gebäude              auf und können – im Sinne der Nachhaltigkeit – zunehmend vernetzt werden. Das
      und Sicherheit.                  ist eine Chance. Der Stolperstein liegt darin, daß die Strukturen innerhalb und zwi-
                                       schen Organisationen diesen segmentübergreifenden Ansatz noch wenig abbilden.
                                       Ludwigsburg ist durch die Praxis der integrierten Stadtverwaltung hier bereits vorbild-
                                       lich aufgestellt. Das Lab ist daher nur eine unterstützende Maßnahme, um den Para-
                                       digmenwechsel in der Entwicklung und Umsetzung ganzheitlicher und gemeinsam
                                       erarbeiteter Lösungen weiter zu fördern.

                       ZIEL                                                       NUTZEN

             Erhalt der Attraktivität des Wirtschaftsstandorts           Aufbau zeitgemässer und innovativer Infrastruk-
                                                                         turen; Leuchtturmkommune

             Transformation analoger Prozesse in                         Effizienz, Kosteneinsparung und Arbeitserleichte-
             datenbasierte Prozesse                                      rung für die Verwaltung

             Durch sozio-digitalen Prozess Lebensqualität der            Kontinuierliche Entwicklung, aktive und partizi-
             Stadtgesellschaft erhalten und erhöhen                      pative Stadtgestaltung, lebendigen Stadt

             Innovation kein technologischer Selbstzweck                 Entwicklung relevanter, nutzer-orientierter Lösungen

             Komplexe Herausforderungen als holistische Pro-             Herausforderungen werden in ihrem Kontext er-
             blemstellung erkennen und durch kollaborative               kannt und systemisch betrachtet – entsprechend
             Entwicklung lösen                                           nachhaltig sind die Lösungen

12   Erfolgsfaktoren
Strategie

Es gibt viele Wege die eben genannten Ziele zu erreichen. Um für alle Beteiligten und
Betroffenen Orientierung und Verbindlichkeit zu geben, braucht es daher eine Strate-
gie. Eine Strategie ist die Kombination von Einzelentscheidungen, die darauf abzielt die            Eine Strategie ist
gesetzten Ziele möglichst gut zu erreichen. Das ist ganz einfach, solange die Stadt ein           die Kombination von
ökonomisch, ökologisch und sozial stabiles Umfeld ist. Aber wie eingangs beschrieben,          Einzelentscheidungen, die
erlebt unsere Gesellschaft durch die technologische Evolution eine revolutionäre Verän-        darauf abzielt die gesetzten
derung. Wie diese Veränderung aussieht weiß keiner. Daher müssen wir über mögliche               Ziele möglichst gut zu
Alternativen der Zukunft nachdenken, um rechtzeitig darauf reagieren zu können. Die                    erreichen.
Fachwelt spricht hier von Szenarien. Welchen Einfluss hat das Klima auf unsere Stadt?
Wie müssen wir Plätze anlegen, um mit der Erwärmung in der Stadt umzugehen? Wel-
chen Einfluss hat Elektro-Mobilität auf die Energieversorgung eines Quartiers? Und wie
verändert sich das Mobilitätsverhalten der Bürger? Die eine Antwort auf diese Fragen gibt
es nicht. Daher ist es wichtig, dass wir uns als Stadt – zum Beispiel im partizipativen Pro-
zess des SEK - immer wieder hinterfragen. Die Einrichtung des Living Lab und der Ge-
schäftsstelle Innovationsnetzwerk unterstützen dabei vor allem Entscheidungen in den
Bereichen Projekt-Kriterien, Prozesse, Organisation, Kommunikation und Finanzierung.

Projekt-Kriterien und Prozesse

Ein Living Lab Projekt zeichnet sich durch seinen pilothaften Charakter aus und ist zwin-
gend mit einem Masterplan im SEK verbunden. Es stellt einen neuen Lösungsansatz für
Ludwigsburg dar, muß aber nicht unbedingt segment-übergreifend sein – solange es
anderweitig komplex ist und aus der „Tagesroutine“ eines Fachbereichs fällt. Vor allem
bei Forschungsthemen kann die Entwicklung des Geschäftsmodells Teil des Piloten sein.
Die Finanzierung des Piloten muß gesichert sein – im Regelfall finanziert jeder Partner
seinen Anteil selbst. Die Finanzierung über Gelder aus Förderprogrammen kann ange-
strebt werden. Auch wenn der Großteil der Projekte mit Digitalisierung zu tun hat, so ist
das keine Bedingung für ein Living Lab Projekt.

Kriterien für ein Living Lab Projekt

Das Projekt ist:

1. Pilothaft. Ein klares Ende ist definiert. Ein Ende ohne Skalierung ist möglich.

2. Fokussiert. Ein klares Ziel, Nutzen und SEK-Verortung ist formuliert.

3. Einmalig. Es gehört nicht ins klassische Aufgabenspektrum des Fachbereichs.

4. Komplex. Die Zusammenarbeit ist bereichs- und oder segment-übergreifend.

5. Leistbar. Personelle und monetäre Ressourcen sind definiert.

6. Organisiert. Ein Projektteam und Zuordnung in Besprechungsformate sind festgelegt.

                                                                                                      Erfolgsfaktoren    13
Der Living Lab Prozess ist in 3 Phasen gegliedert: Idee, Pilot, Skalierung. Die Idee zu
                                 einem Living Lab Projekt kann aus der Verwaltung, dem Innovationsnetzwerk oder der
      Die Idee zu einem          Bürgerschaft kommen. Die Zielsetzung, der Nutzen, die Verortung im SEK, mögliche
 Living Lab Projekt kann aus     Kosten, Beteiligungen und sonstige Aufwände werden in einer Projektskizze formuliert.
 der Verwaltung, dem Innova-     Der Inhalt sollte mit den betroffenen Fachbereichen, Externen sowie der Revision und
tionsnetzwerk oder der Bürger-   Vergabestelle in ersten Ansätzen besprochen sein bevor die Skizze in einer Lenkungs-
       schaft kommen.            gruppe (z.B. Digitalisierung) oder Stab-Sitzung (z.B. Nachhaltige Mobilität, Wohnen)
                                 vom Projektverantwortlichen vorgestellt wird. In der Sitzung wird entschieden, ob die
                                 Idee als Pilot umgesetzt wird. Bei positivem Beschluss ist für die Umsetzung ein verwal-
                                 tungsinterner Projektleiter zwingend, um die erforderlichen Ressourcen (personell und
                                 monetär) sicher zu stellen und über die Zeit zu verfolgen. Bei Beteiligung von Externen,
                                 z.B. aus dem Innovationsnetzwerk, bildet der interne Projektleiter ein Tandem mit dem
                                 Externen. Beide sind jeweils die Schnittstelle in ihre Organisation. Je nach Umfang des
                                 Projekts werden die entsprechenden politischen Gremien und die Presse eingebunden
                                 und im Verlauf des Piloten über den Sachstand informiert.
                                 Nach Abschluss des Piloten entscheidet die Verwaltung, ob ein Fachbereich das Thema
                                 in die Fläche bringt. Es liegt in der Natur des „Labors“, dass mehrere „Versuchsreihen“
                                 (Piloten) zu einem Thema parallel laufen oder nach Abschluss des Piloten das Thema
                                 eingestellt wird. Das ist kein Versagen, sondern eine Erkenntnis aus dem Versuch. Der be-
                                 schriebene Prozess erfordert Offenheit gegenüber Neuem und Mut für Ergebnisoffenheit.

          Beispiele für 3-stufigen Prozess im Living Lab

            BEREICH                         1. IDEE                      2. PILOT                        3. SKALIERUNG

            Mobilität              Verkehrsfluss optimieren     Priorisierung von             Gesamtstädtische Aus-
                                                                Einsatzfahrzeugen             rüstung von Ampelanla-
                                                                                              gen mit Car2X Kommu-
                                                                                              nikation

            Klima und Energie      Mikroklima verbessern,       Mooswände                     Begrünung von Lärm-
                                   Biodiversität fördern,                                     schutzwänden
                                   Luftqualität erhöhen

            Architektur            Nachhaltiges Bauen           CUBE11                        Serieller, modularer
                                   nach Cradle2Cradle                                         Holzbau
                                   Prinzipien

            eGovernment            Wartezeiten im Bürger-       L2B2                          Ausbau des Service mit
            (elektronische         büro verkürzen                                             weiteren Funktionen
            Verwaltung)

14    Erfolgsfaktoren
Organisation

Für die Organisation der Living Lab Projekte bzw. für die Geschäftsstelle des Innova-
tionsnetzwerks gab es keine Vorlage. Eine Benchmark-Studie, die die Geschäftsstelle
2016 zusammen mit Fraunhofer IAO durchführte ergab, dass die Verortung von inter-
disziplinären Teams, d.h. Mitarbeiter der Verwaltung mit Mitarbeitern von Unternehmen
und wissenschaftlichen Einrichtungen, als gemischte Teams innerhalb der Verwaltung,
einmalig ist in Europa.
Eine besondere Herausforderung der An-
fangszeit war es mit der Verwaltung die Sy-
nergien, Schnittstellen und Abgrenzungen
des neuen Teams zu erörtern und zu defi-
nieren. Klarheit bezüglich Strukturen und
Zuständigkeiten ist existenziell wichtig für
die Akzeptanz des Themas Living Lab und
der Geschäftsstelle innerhalb der Verwal-
tung. Um ein gemeinsames Verständnis zu
schaffen wurden Strategie-Workshops mit
Vertretern unterschiedlicher Fachbereiche
durchgeführt, z.B. Personal und Organisa-
tion, Kämmerei, Stadtplanung, Hochbau,
Referat. Für den Erfolg so eines Vorhabens
ist das gemeinsame Verständnis zu Zielen,
Inhalten, Organisation, Verortung, Prozes-
sen und Verzahnung entscheidend. Daher sollte viel Zeit für diese Grundlagenarbeit
investiert werden. Es kann hilfreich sein, sich während dieser Phase auf wenige aus-
gewählte Projekte zu fokussieren, um das gemeinsame Verständnis immer wieder zu
reflektieren und pragmatisch strategische Anpassungen vornehmen zu können. Wenn
das Grundgerüst steht, ist die Umsetzung von Projekten leicht skalierbar.
Von Anfang an war die Arbeitsweise der Geschäftsstelle systemisch und ergebnis-of-
fen. Das stellt einen hohen Anspruch an die Flexibilität, Eigeninitiative und Eigenver-
antwortung der projektleitenden Mitarbeiter. Sie müssen urbane Herausforderungen in
einen übergeordneten Gesamtkontext denken, singuläre Projekte in ein Lösungssystem
bringen. Das erfordert die Fähigkeit über traditionelle organisatorische und technische
Grenzen hinweg zu denken. Empathie, Netzwerk-Fähigkeit in der Kommunikation inner-         Empathie, Netzwerk-Fähigkeit
halb und außerhalb der Verwaltung sowie die systemische Sicht auf Problemstellungen         in der Kommunikation inner-
und Lösungen sind wichtige Eigenschaften der Mitarbeiter in der Geschäftsstelle. Bis        halb und außerhalb der Ver-
Ende 2018 war die Geschäftsstelle ein Team im Referat für Nachhaltige Stadtentwick-        waltung sowie die systemische
lung und hat der Referatsleitung bzw. direkt dem Oberbürgermeister berichtet. Die bis zu    Sicht auf Problemstellungen
10 Mitarbeiter (>50% Teilzeit) waren segmentspezifisch und interdisziplinär organisiert.    und Lösungen sind wichtige
Das heißt, Projekte waren den vier Schwerpunkten Mobilität, Energie & Klima, IT und        Eigenschaften der Mitarbeiter
Gebäude zugeordnet. Jeweils ein Mitarbeiter der Verwaltung und ein Externer betreuten          in der Geschäftsstelle.
die Projekte im Tandem. Das Tandem war die Schnittstelle zwischen Verwaltung und
externen Partnern. So wurde gesteuert, dass Impulse aus dem Innovationsnetzwerk auf
konkrete Bedarfe der Verwaltung treffen und umgekehrt.

                                                                                                    Erfolgsfaktoren   15
Organigramm des Living Labs:

                                                                       Oberbürgermeister

                        CDO                                              Referatsleitung                   Assistenz

                Stabstelle CDO                 ISE                    Wirtschaftsförderung              KSIS / Statistik

                Geschäftsstelle
             Innovationsnetzwerk
                   Leitung

                                   Im Rahmen der Neuausrichtung der Gesamtverwaltung und um dem Thema der Digita-
                                   lisierung organisatorisch und personell die entsprechende Gewichtung zu geben wurde
                                   Ende 2018 die Stelle eines Chief Digital Officers (CDO) eingerichtet. Der CDO stellt die
                                   Integration langfristiger, sinnvoller und nachhaltiger Strukturen in die Verwaltung sicher.
                                   Wenn bei sämtlichen Themen von Beginn an die Digitalisierung mitgedacht wird, dann
     Wenn bei sämtlichen           entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Mentalität der maximalen Serviceorientierung. Die
Themen von Beginn an die           Technik darf dabei nicht dominieren. Sie ist ein wichtiges Werkzeug. Aber die darüber-
Digitalisierung mitgedacht         stehende Idee muss dem Wohl der Stadt und ihrer Bürger dienen. Seit 2019 ist die Ge-
wird, dann entwickelt sich         schäftsstelle der Stabstelle Digitalisierung zugeordnet und nicht mehr Teil des Referats.
  im Laufe der Zeit eine           Die Mitarbeiter der Verwaltung wurden Fachbereichen zugeordnet. Externe werden bei
 Mentalität der maximalen          Bedarf projektbezogen beauftragt. Die Schnittstelle zum Referat bildet das Team Integ-
     Serviceorientierung.          rierte Stadtentwicklung.

                                   Das Innovationsnetzwerk ist offen für alle, die die Zielsetzung und Prozesse des Living
                                   Lab unterstützen - daher sind hier nur beispielhaft einige Partner genannt: Stadtverwal-
                                   tung Ludwigsburg, Stadtwerke Ludwigsburg, Wohnungsbau Ludwigsburg, Bosch, Sie-
                                   mens, Universität Stuttgart, Hochschule für Technik Stuttgart, Fraunhofer IAO, Städtetag
                                   Baden-Württemberg, Gemeindetag Baden-Württemberg, Mann+Hummel, MHP, Porsche
                                   Digital, Kern und SWARCO. Die Teilnahme am Netzwerk ist kostenfrei, lebt aber von einer
                                   aktiven Beteiligung. Daher ist die Erwartung der Stadt, daß Ideen und Wissen konstruktiv
                                   eingebracht werden. Wichtig: Es gibt keine Garantie auf Umsetzung eines Piloten. Und wer
                                   über diesen Weg auf einen städtischen Auftrag hofft, ist falsch im Netzwerk.

16    Erfolgsfaktoren
Kommunikation

Die Kommunikation in die Verwaltung, in politische Gremien, ins Netzwerk, zur Stadtge-
sellschaft, in die Region, zu anderen Kommunen und in die Politik ist ein entscheidender
Erfolgsfaktor für die Entwicklung des Living Lab. Dabei ist neben der Verwaltungssicht
auch die Stellungnahme der Netzwerkpartner wichtig.
Für die Kommunikation in die Verwaltung werden Beiträge ins Intranet gestellt. Darüber
hinaus lädt die Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk die Gesamtverwaltung einmal im
Jahr zu einer Infoveranstaltung ein. Die Projektverantwortlichen präsentieren den aktu-
ellen Sachstand. Die anschließende Diskussion hat in der Vergangenheit dazu geführt,
dass Projekte mit laufenden Aktivitäten anderer Bereiche kombiniert werden konnten;
dass Fragen im direkten Austausch geklärt wurden. Und auch dass Kollegen sich für
aktive Mitarbeit im Lab interessieren. Transparenz schafft Akzeptanz!

So war es der Geschäftsstelle auch wichtig,
ins Seminarprogramm der Stadt aufgenom-
men zu werden. Im Einsteiger-Kurs für neue
Mitarbeiter in der Verwaltung gibt es einen
Block, in dem die Geschäftsstelle Innova-
tionsnetzwerk und Living Lab Projekte vor-
gestellt werden.
Um politische Gremien über Living Lab
Projekte im Allgemeinen und die Arbeit der
Geschäftsstelle im Speziellen zu informie-
ren, erfolgt einmal im Quartal ein Werkstatt-
bericht im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur
und Verwaltung oder im Gemeinderat.
In Ludwigsburg ist auch der Jugendgemein-
derat ein wichtiges Gremium und engagierte
Gruppe. Die Geschäftsstelle hat zusammen
mit dem Jugendgemeinderat ein Straßeninterview zum Thema Digitalisierung durch-
geführt. Dieses wurde dann auf der Zukunftskonferenz als Impulsbeitrag zum Thema
Digitalisierung gezeigt.

Ebenfalls einmal im Quartal lädt die Geschäftsstelle zum Treffen des Innovationsnetz-
werks ein. Jedes Treffen hat ein Fokusthema, das mit einem Impulsvortrag beginnt.

                                                                                           Erfolgsfaktoren   17
Anschließend werden an sogenannten Marktplätzen die laufenden Projekte zu diesem
                       Schwerpunkt diskutiert. Häufig kommen hier neue Impulse ins Projekt oder es wer-
                       den neue Überlegungen angeregt. Die Treffen werden in einem Online-Newsletter, dem
                       Werkstattbericht, aufbereitet und an alle Netzwerkpartner sowie die Fachbereichsleiter
                       und die Mitarbeiter im Referat kommuniziert.
                       Natürlich werden auch Formate der Netzwerkpartner unterstützt. So veranstaltet z.B.
                       das Fraunhofer IAO einmal jährlich die Morgenstadt-Werkstatt mit ca. 500 Vertretern von
                       Wissenschaft, Wirtschaft und Kommunen aus dem gesamten Bundesgebiet. Hier wer-
                       den Projekte diskutiert, neue Kontakte geknüpft und möglicherweise Projekte initiiert.

                                                                  Neben den bereits erwähnten Zukunfts-
                                                                  konferenzen, die vom Referat veranstaltet
                                                                  werden, hat die Geschäftsstelle seit 2015
                                                                  eine Innovationskonferenz sowie die Kick-
                                                                  off Veranstaltung der Roadshow „Digitale
                                                                  Zukunftskommune“ des Innenministeriums
                                                                  Baden-Württemberg veranstaltet.
                                                                  Im Rahmen des vom Bundesforschungsmi-
                                                                  nisterium geförderten Projekts „Wettbewerb
                                                                  Zukunftsstadt“    werden    in   Ludwigsburg
                                                                  unterschiedliche Formate für Bürgerbetei-
                                                                  ligung an Projekten im Kontext der Digita-
                                                                  lisierung entwickelt und erprobt. In diesem
                                                                  Rahmen wurden von der Stadtverwaltung
                                                                  im April und Mai 2018 gemeinsam mit dem
                                                                  vhw – Bundesverband für Wohnen und
                       Stadtentwicklung e.V. und der Q| Agentur für Forschung sogenannte Fokusgruppen-
                       gespräche durchgeführt. Wichtig war die Mischung aus Teilnehmern mit hoher Affinität
                       zur Digitalisierung, Unentschlossene und Skeptiker.
                       Darüber hinaus wurden im Rahmen des Stadtlabors drei Makeathons angeboten. In
                       Zusammenarbeit mit dem Referat für Nachhaltige Stadtentwicklung wurde die Stadt-
                       gesellschaft eingeladen das abstrakte Thema Digitalisierung im Stadtraum begreifbar
                       zu machen. Neben dem Bau eines Stadtmodels wurden Kurzfilme gedreht und über
                       QR-Code abrufbar gemacht, Stresspunkte in der Verkehrsinfrastruktur über Sensor-
                       technologie identifiziert und Lösungsansätze für entspanntes Radfahren in der West-
                       stadt entwickelt sowie Spiel-Ideen zur Belebung der Innenstadt entwickelt.
                       Durch einen regelmäßigen Austausch mit der lokalen und regionalen Presse sorgt die
                       Kommunikationsstelle im Referat für Transparenz zu den Projekten im Lab. Neben der
                       klassischen Pressearbeit mit Pressemeldungen und Interviews unterstützt die lokale
                       Presse auch projektspezifisch. Zum Beispiel veranstaltete die Ludwigsburger Kreis-
                       zeitung einen Leserwettbewerb für die Namensgebung des Roboters L2B2 (ein Living
                       Lab Projekt im Fachbereich Bürgerdienste).
                       Die Kommunikation mit anderen Kommunen, Politik auf Landes- und Bundesebe-
                       ne erfolgt auf Ebene des Oberbürgermeisters aber auch durch unsere Teilnahme an
                       Veranstaltungen wie dem Strategiedialog der Automobilwirtschaft Baden-Württemberg
                       und durch Vorträge.
                       Auf www.Ludwigsburg.de/Livinglab werden viele der eben beschriebenen Formate
                       nachbereitet. Texte, Links, Bilder und Filme informieren transparent und unterhaltsam
                       über die Projekte im Lab und die Aktivitäten der Geschäftsstelle Innovationsnetzwerk.
                       Besonders gute Rückmeldungen bekommen wir auf die Filmbeiträge der Projektver-
                       antwortlichen aus Verwaltung, Wissenschaft und Industrie, die erzählen, warum ihnen
                       das Lab wichtig ist.

18   Erfolgsfaktoren
Paulo Ferreira (Bosch):
                                              „Gerade in Ludwigsburg finden wir eine
                                              sehr motivierte Mannschaft, mit dem
                                              OB Spec vorneweg, der sehr engagiert
                                              und motiviert neue Themen vorantreibt.
                                              Ludwigsburg nutzen wir auch als Schau-
                                              kasten, was Bosch im Bereich von Smart
                                              Cities realisieren kann, um die hier ge-
machten Erfahrungen möglicherweise für andere Städte zu implementieren. Deshalb ist
die Stadt Ludwigsburg als Standort für uns sehr wichtig.“

                                              Constanze Heydkamp (Fraunhofer IAO):
                                              „Das Living Lab in LB soll langfristiger
                                              Begleiter urbaner Entwicklungen für das
                                              IAO Fraunhofer sein. Für uns als For-
                                              schungsinstitut sind diese Entwicklungen
                                              hier in Ludwigsburg enorm spannend
                                              und wir sehen das Living Lab auch als
                                              Innovationsprozess“

                                              Rainer Rindfleisch (Kern)
                                              „Ich kann mit großem Stolz sagen, dass
                                              das Team um Jürgen Schindler einen
                                              sehr guten Job gemacht hat, man ist sehr
                                              innovativ, sehr offen in Ludwigsburg und
                                              von daher danke ich auch insbesondere
                                              Herrn Oberbürgermeister Spec, der das
                                              mitträgt, der weiter denkt, der sieht, das
smarte Lösungen für Bürger einfach in eine Smart-City gehören und ich denke Ludwigs-
burg ist da mit großem Abstand führend.“

                                              Jan-Eric Raschke (Mann+Hummel):
                                              „Das Living Lab hat uns bisher hervor-
                                              ragend geholfen, speziell in der Erpro-
                                              bung des städtischen Umfelds. Wir als
                                              Mann+Hummel haben mehrere Ver-
                                              suchsfahrzeuge laufen, gerade in der
                                              Straßeninfrastruktur, mit dem Fokus, dass
                                              wir auch im städtischen Umfeld etwas be-
wirken können, hinsichtlich Feinstaubreduktion und Feinstaubneutralität.“

                                              Dr. Oliver Kelkar (MHP):
                                              „Ein Wesen der Digitalisierung ist, alles
                                              vernetzt sich miteinander, und so eben
                                              auch die Partner, die hier im Living Lab
                                              dabei sind. Das Living Lab ist für uns
                                              eine willkommene Gelegenheit, um zu
                                              lernen, aber auch um uns ausprobieren
                                              zu können.“

                                                                                           Erfolgsfaktoren   19
Marcus Anders (Swarco):
                                                                     „Wir arbeiten sehr eng mit der Stadt Lud-
                                                                     wigsburg zusammen, weil wir hier ideale
                                                                     Bedingungen vorfinden. Wir haben eine
                                                                     sehr innovationsfreundliche Stadt, an-
                                                                     gefangen vom Oberbürgermeister Spec,
                                                                     über das Living Lab und über das Refe-
                                                                     rat für Nachhaltige Stadtentwicklung. Wir
                       können hier neueste Technologien einsetzen.... Die Mobilität der Zukunft wird vernetzter
                       sein, automatisierter sein und auch individueller sein. Es wird entscheidend sein, wie
                       komme ich von A nach B und nicht mehr mit was komme ich von A nach B.“

                                                                     Jürgen Schindler (Leitung Bürgerbüro
                                                                     Stadt Ludwigsburg):
                                                                     „Unser Serviceroboter L2B2 ist ein gutes
                                                                     Beispiel dafür, wie man digitale Pilotpro-
                                                                     jekte gut vermitteln kann, weil die Men-
                                                                     schen damit die Digitalisierung „sehen
                                                                     und begreifen“ können.

                       Fördermittel

                       Die Akquise von Fördergeldern ist wichtig für die Umsetzung der Living Lab Projekte. Die
                       Stadt bewirbt sich daher auf unterschiedliche Förderprogramme auf EU- oder Bundes-
                       und auch Landesebene. Sollte der Stadt das Projekt wichtig sein und kein Fördergeld
                       akquiriert werden, wird aber versucht das Projekt trotzdem umzusetzen. Die Finanzie-
                       rung kommt dann aus dem laufenden Haushalt oder war ohnehin geplant. Neben den
                       Fachbereichen der Verwaltung hat sich die Geschäftsstelle in den letzten Jahren für ver-
                       schiedene Förderprojekte im Bereich der Digitalisierung erfolgreich beworben.

                                                                  Seit 2015 waren die Förderprogramme
                                                                  „Städte und Gemeinden 4.0 – Future
                                                                  Communities“ und „Digitale Zukunftskom-
                                                                  mune@bw” des Ministerium für Inneres,
                                                                  Digitalisierung und Migration des Landes
                                                                  Baden-Württemberg,       Forschungsagenda
                                                                  „Zukunftsstadt“ des Bundesministeriums
                                                                  für Bildung und Forschung sowie das „So-
                                                                  fortprogramm Saubere Luft 2017-2020“ des
                                                                  Bundesministeriums für Verkehr relevante
                                                                  Finanzierungsquellen.
                                                                  Im Programm „Städte und Gemeinden 4.0
                                                                  – Future Communities“ wurde Ludwigsburg
                                                                  im August 2017 vom baden-württembergi-
                                                                  schen Innenminister Thomas Strobl zu einer
                                                                  von insgesamt vier Leuchtturm- Kommunen
                       im Land ausgezeichnet. Unter den über 1.000 Kommunen im Land nimmt Ludwigs-
                       burg damit eine herausragende Vorreiterrolle im Bereich Digitalisierung ein. Mit ca. EUR
                       106.000 erhielt Ludwigsburg die höchste Fördersumme im Programm und pilotiert die
                       Projekte „Stadtraum 4.0 – Microshowcases“, „Bürgerbüro der Zukunft – Roboter“ und

20   Erfolgsfaktoren
„Testfeld Parken 4.0“. Auf Landesebene er-
hielt Ludwigsburg im Mai 2018 als eine von
vier Leuchtturmkommunen im Förderpro-
jekt “Digitale Zukunftskommune@bw” die
Fördersumme von EUR 880.000.
Mit dem Geld wird die Implementierung der
Smart City Plattform und die Entwicklung
eines datensicheren digitalen Bürgerkontos
vorangebracht. Im Rahmen der strategi-
schen Forschungsagenda „Zukunftsstadt“
wurden in Ludwigsburg gleich mehrere
Projekte gefördert: In den Jahren 2015
und 2016 wurden 51 Städte, Landkreise
und Kommunen gefördert. Ludwigsburg
erreichte mit Förderung des Bundes von
EUR 136.000 die Verstetigung des Living
Lab. Für 2017 und 2018 wurde Ludwigsburg als eine von insgesamt 20 Kommunen in
Deutschland ausgewählt.                                                                       Unter den über
Mit der Förderung von EUR 100.000 wurden Makeathons im temporären Stadtlabor               1.000 Kommunen im
durchgeführt. Zukünftig profitiert die Stadt in der Fördermaßnahme „Ressourceneffizi-     Land nimmt Ludwigsburg
ente Stadtquartiere für die Zukunft (RESZ)“ zur Umsetzung der Leitinitiative Zukunfts-      eine herausragende
stadt. Hier erhält die Stadt von 2019 bis 2022 rund EUR 350.000 für das Projekt „Straße   Vorreiterrolle im Bereich
der Zukunft“, aus denen unter anderem innovative und ressourcenschonende Straßen-           Digitalisierung ein.
abschnitte in zwei Stadtteilen pilotiert werden.

Über das „Sofortprogramm Saubere Luft“ erhielt die Stadt im Jahr 2018 eine Förder-
summe von EUR 6,1 Mio.. Damit wird unter anderem die flächendeckende Umsetzung
des Living Lab Projektes „Priorisierung von Einsatzfahrzeugen“ finanziert.

                                                                                                Erfolgsfaktoren    21
22   Projekte
Projekte im Living Lab

        Mobilität
                                              03
        Wenn wir heute in der Presse von Mobilität in Städten lesen, erfahren wir deutsch-
        landweit von Feinstaub-Alarm, Überschreitungen von Stickstoffdioxid-Werten, Fahr-
        verboten und Parkplatzproblemen. Ludwigsburg ist in dieser Thematik natürlich nicht
        außen vor, befasst sich aber seit Jahren mit den Lösungen zu diesen Herausforderun-
        gen. So wurde die durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung von 81μg/m3 pro Jahr
        in 2006 auf 51 μg/m3 pro Jahr in 2018 kontinuierlich reduziert. Die Einhaltung von
        Grenzwerten vor allem an Hauptstraßen und das Ziel die Vorgabe zu unterschreiten
        führt dazu, dass es zahlreiche Living Lab Projekte gibt, die sich mit der Messung und
        Reduzierung von Feinstaub, Stickoxiden, der flächenhaften Lärmbelastung und dem
        Parkraum- Management befassen.

        Das Thema der Luftqualität wird im Abschnitt „Klima und Energie“ ausführlich behan-
        delt. An dieser Stelle nur soviel: Die Stadtverwaltung unterstützt die Senkung von Immis-
        sionen nicht nur durch technische Maßnahmen, sondern auch durch aktive Bewusst-
        seinsbildung und mehr Eigenverantwortung bei der Bürgerschaft. Entsprechend wird
        eine verkehrspolitische Diskussion geführt, die die Akzeptanz von Maßnahmen gegen
        den menschengemachten Klimawandel untermauert.
        Ein Schwerpunkt im Mobilitätskonzept der Stadt zielt auf einen flüssigen Verkehr. Das
        betrifft sowohl das Fahren in und durch die Stadt wie auch das Parken. Im Rahmen
        des Living Lab laufen Pilotprojekte, die auf übergeordnete Handlungsstränge wirken:
        Vernetztes Fahren, Parken und Laden sowie Integriertes Verkehrsmanagement. Ein Bei-
        spiel für vernetztes Fahren ist die Priorisierung von Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr
        an Lichtsignalanlagen. Der Pilot bei dem acht Anlagen auf die Car2X-Technik umge-

                                                                                            Projekte   23
stellt wird, ist erfolgreich abgeschlossen. Auf der Car2X-Technik kommunizieren Fahr-
                zeug und Signaltechnik direkt miteinander und ermöglichen eine grüne Welle. In den
                nächsten Phasen des Pilotprojektes kann die Priorisierung des ÖPNV sein sowie die
                Ampelphasenanzeige für PKW und Radfahrer. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilo-
                ten wird die Stadt mit Fördermitteln des Bundes (Sofortprogramm Saubere Luft 2017-
                                                           2020) bis Ende 2019 die komplette Ver-
                                                           kehrsinfrastruktur in der Stadt mit diesem
                                                           Standard ausgestattet haben. Entsprechend
                                                           gehen die Verkehrsplaner beim Parkraum
                                                           Management vor. Gut ist, dass im gewerb-
                                                           lichen Transformationsgebiet in der West-
                                                           stadt hunderte von Arbeitsplätzen neu ange-
                                                           siedelt wurden. Das ist aber gleichzeitig mit
                                                           einem erhöhten Parkplatzbedarf und Park-
                                                           suchverkehr verbunden. Die Mitarbeiter
                                                           der Firmen aus dem zukunftsorientierten
                                                           Automobilsektor (Bosch, Porsche, Bosch
                                                           Start Up, Porsche Digital, Bosch Rexrodt)
                                                           und andere etablierte und neugegründete
                                                           Firmen, die sich mit intermodaler Mobilität
                                                           und autonomen Fahren beschäftigen pen-
                deln täglich in die Weststadt ein und aus. Dieser Verkehr muss gesteuert und vor Ort
                “verstaut” werden. Im Projekt “Parkraum Management Weststadt” entsteht daher ein
                virtueller Parkplatz-Pool auf den über eine Plattform zugegriffen, gebucht und abge-
                rechnet werden kann. Die Idee ist, dass der Pendler, entsprechend seinem Nutzerpro-
                fil, zu einem Parkplatz navigiert wird und dort in ein Shuttle umsteigen kann, das ihn
                zu seinem Zielort bringt. Ein weiterer Pilot im Living Lab ist das vom Innenministerium
                Baden-Württemberg geförderte Projekt “Testfeld Parken”. Schwerpunkt ist hierbei die
                Parkplatzsuche mit Veranstaltungsbezug.
                                                           Ein besonderes Augenmerk in der Mobili-
                                                           tätsplanung gilt der Auseinandersetzung mit
                                                           der Trennwirkung von Straßen. Durch stadt-
                                                           verträgliche Gestaltung und situationsge-
                                                           rechte Geschwindigkeitsregulierungen wer-
                                                           den Flächen für Begrünung und Fußgänger
                                                           neu geschaffen. Zudem hilft die Verlagerung
                                                           des motorisierten Individualverkehrs auf den
                                                           Umweltverbund, d.h. auf öffentliche Ver-
                                                           kehrsmittel, das Fahrrad und die Fußwege.
                                                           In diesem Zusammenhang ist der Ausbau
                                                           des Radwegenetzes mit dem Projekt Re-
                                                           gio-Rad zu sehen.
                                                           Ludwigsburg setzt sich aktiv für die schnelle
                                                           Realisierung des beschlossenen Radrouten-
                                                           netzes ein. Dabei beschränkt sich die Stadt-
                verwaltung nicht nur auf Mindeststandards beim bedarfsgerechten Ausbau sondern
                schafft attraktive Verbindungen, um den Radanteil massiv zu erhöhen.
                Bei begrenzter Flächenverfügbarkeit sind all die genannten Maßnahmen eine Heraus-
                forderung. Diese Herausforderung, wird nur gemeistert, wenn Verwaltung, Politik und
                Bürgerschaft gemeinsam an der Transformation des Mobilitätssektors arbeiten. Dass
                dies mit den Ludwigsburgern möglich ist, zeigt auch die Entscheidung zur Einführung
                des Bus-Rapid-Transit (BRT) Systems.

24   Projekte
Eine Art Schnellbus-System bei dem der Individualverkehr vom Busverkehr getrennt ist.
Das sorgt für mehr Pünktlichkeit im ÖPNV! Die Haltestellen und Strassenquerungsstellen
des BRT werden barrierefrei konstruiert.
Neben all den neuen Themen arbeitet die Verwaltung kontinuierlich daran die Unfall-
zahlen an stets wiederkehrenden Unfallschwerpunkten in der Stadt zu senken.

Beispiele der Mobilitätsentwicklung:

            IDEE                                      PILOT                                 SKALIERUNG

                                                                                               Fahrradparkhaus

                                                  High Performance Charging (Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge)

   				Erprobung PkW-Parkraumlösungen                                                                Park & Pay

   Konfiguration neuer Verkehrsleitrechner                                                Pläne für ÖPNV / BRT

                                                          Digitalisierung gesamtstädtischer Verkehrsinfratsruktur

   Automatisiertes Parken		                 Testfeld Parken (MHP Arena)

   Elektroroller- und Nutzfahrzeugsharing             Autonome Shuttles

   			Priorisierung von Einsatzfahrzeugen

   		Parkraummanagement Grönerstraße

   			Straße der Zukunft

Klima und Energie

Ludwigsburg will bis im Jahr 2050 CO2 neu-
tral sein. Das bedeutet den Ausstoß auf 2t
pro Kopf zu begrenzen. Dieses Ziel ist im
Masterplan Energie formuliert und im Klima-
schutzkonzept mit konkreten Massnahmen
hinterlegt. So leistet die Stadt ihren Beitrag,
um das internationale Klimaziel, das im Pa-
riser Klimaabkommen festgeschrieben ist,
Schritt für Schritt zu erreichen. Gleichzeitig
befasst sich die Stadt mit den Folgen des
Klimawandels. So werden beispielsweise bei
der Entwicklung neuer Quartiere, wie Grün-
bühl und Fuchshof, Veränderungen des
Klimas, wie zunehmende Hitze und Stark-
regen, mitgedacht und die Planungen dem-
entsprechend angepasst.
Darüberhinaus wird das Thema der Luftqualität nicht nur in Bezug auf Mobilität und die
Vermeidung von Fahrverboten diskutiert. Massnahmen zur Verbesserung der Luftquali-
tät sind auch im Kontext des urbanen Mikroklimas zu sehen – entsprechend werden
verschiedene Tests mit Mooswänden durchgeführt. Diese Pilotprojekte verfolgen den

                                                                                                                    Projekte   25
integrierten Ansatz Lärm, Feinstaub und Stickstoffdioxid zu reduzieren, das lokale Klein-
                                  klima (z.B. Kühlung im Sommer) zu verbessern, sowie die Biodiversität zu fördern.
                                  Das Mikroklima ist ausserdem relevant für ein Forschungsprojekt zur Kartierung von
                                  gesamtstädtischen Immissionswerten in Echtzeit. Die Luftqualität in Städten wird heute
                                  meist nur punktuell mit sehr grossen und teuren stationären Anlagen des Landes gemes-
                                  sen. Von einer einzelnen Mess-Stelle (in Ludwigsburg steht diese in der Friedrichstra-
                                                                              ße) wird dabei häufig auf die Luftqualität der
                                                                              gesamten Stadt geschlossen. Im Rahmen
                                                                              eines Pilotprojekts im Living Lab wird ein
                                                                              Netzwerk aus Immissions-Messboxen auf-
                                                                              gebaut, die in Echtzeit Daten zur Luftquali-
                                                                              tät liefern. Über einen Algorithmus werden
                                                                              die Messdaten mit Klima- und Gebäude-
                                                                              strukturdaten verrechnet und liefern so ein
                                                                              differenziertes Bild der Luftqualität in der
                                                                              Stadt. Auf diese Weise können gezielt Mass-
                                                                              nahmen ergriffen werden. Eine Massnah-
                                                                              me kann die bereits genannte Begrünung
                                                                              von Lärmschutzwänden oder Mooswänden
                                                                              sein. Eine andere Massnahme ist die immis-
                                                                              sions-sensitive Steuerung des Verkehrs, um
                                                                              pauschale Fahrverbote zu vermeiden.

                                  Auch die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim tragen ihren Teil zur CO2 neutralen
                                  Stadt bis 2050 bei. Sie haben beim Förderaufruf für kommunale Klimaschutz-Modell-
                                  projekte der nationalen Klimaschutzinitiative überzeugt: Ihr Antrag zum „SolarHeatGrid
                                  – Errichtung und Anbindung einer der grössten Solarthermie-Anlagen in Deutschland
                                  an ein optimiertes Wärmeverbundnetz“, an dem die Stadt Ludwigsburg als Koopera-
                                  tionspartnerin beteiligt ist, wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz,
                                  Bau und Reaktorsicherheit bewilligt.

      Im Rahmen eines             Das Modellprojekt begann 2017 und ist auf drei Jahre ausgelegt. Dabei wird der be-
 Pilotprojekts im Living Lab      stehende Ludwigsburger Fernwärmeverbund, mit den derzeit noch fossil versorgten
wird ein Netzwerk aus Immis-      Netzen, zusammengeschlossen. Durch die Verbindung mit einem grossen Wärme-
sions-Messboxen aufgebaut,        speicher beim Holzheizkraftwerk wird zusätzlich qualitativ hochwertige, regenerativ
die in Echtzeit Daten zur Luft-   erzeugte Wärme in das erweiterte Verbundnetz eingespeist. So steht die gewonnene
       qualität liefern.          Energie auch dann zur Verfügung, wenn wenig oder keine Sonne scheint. Neben der
                                  CO2-Einsparung, die durch den wachsenden Anteil an erneuerbaren Energien im er-
                                  weiterten Fernwärmenetz erzielt wird, ist die Steigerung der Energieeffizienz erklärtes
                                  Ziel des Grossprojekts. Die so erreichte Verminderung des CO2-Ausstoßes treibt den
                                  Klimaschutz und die Energiewende vor Ort voran.

                                  Neben den traditionellen Bereichen der Energie- und Wärmeversorgung richten sich
                                  die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim immer stärker in Richtung Digitalisie-
                                  rung aus. Sie stellen die Infrastruktur für digitale Leistungen zur Verfügung - Strom,
                                  Gas, Wärme, Kälte, Wasser, Telekommunikation und Energielösungen sind dabei die
                                  Grundvoraussetzungen, an die Unternehmen ihre smarten Leistungen auf einer di-
                                  gitalen Serviceplattform andocken können. Die Stadtwerke sorgen mit innovativen
                                  Energieprojekten für ein umfassendes Leistungsspektrum von Energieerzeugung und
                                  -lieferung über Monitoring und Autarkie bis hin zur Mobilität. Mit dezentralen Energie-
                                  erzeugungsanlagen hat sich das Unternehmen strategisch positioniert und damit die
                                  Energiewende vor Ort frühzeitig eingeleitet. 23 Heizkraftwerke oder BHKW werden

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