Inspiration - BNN1/2022 nachrichten - Bundesverband Naturkost Naturwaren
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1/2022 BNN nachrichten Inspiration Der Planet-Score Echte Nachhaltigkeitskennzeichnung statt Greenwashing Inspiration fürs Regal Neue Sorten aus der Ökozüchtung „Die Aufgabe zählt, nicht der Profit” Sonett im Portrait
2 Inhalt | BNN Nachrichten 1/2022 Inhaltsverzeichnis BNN AKTUELL 8 Der Planet-Score: Echte Nachhaltigkeitskennzeichnung statt Greenwashing BNN setzt sich für eine glaubwürdige Kennzeichnung ökologischer Nachhaltigkeit ein 4 Update: BNN-Transformationsprozess Viva Attacke 6 Bildungswerk BNN startet neue Weiterbildungskurse 6 Qualitätsarbeit & Nachhaltigkeit: Gesetzgebung im Blick 7 BNN auf der Sommer-BIOFACH/VIVANESS 7 BNN: Eine starke Gemeinschaft! Warum es sich lohnt, als Einzelhändler*in im BNN zu sein 10 2022: Wir feiern unsere Bio-Pioniere! 31 PORTRAIT 10 „Die Aufgabe zählt, nicht der Profit“ – Ein Porträt der Sonett GmbH aus Deggenhausen 8 FOKUS GENTECHNIK Neue Gentechnik: Kein Weg für einen nachhaltigen Systemwandel 12 MITGLIEDER AKTUELL Diesmal von und mit: Fairfood Freiburg, LaSelva, Alnatura, Bio Planète, Ökoland, Bauckhof, Herbaria, dennree, Bohlsener Mühle, Moin Bio Backwaren, Kornkraft Naturkost, Ökofrost, Bio Company, Mani Bläuel, Byodo, Sodasan, Taoasis, Neumarkter Lammsbräu, ebl-naturkost, AlmaWin, Naturkost Nord, Barnhouse, Benecos 14 FOKUS ZÜCHTUNG 22 Neue Sorten aus der Ökozüchtung – Inspiration fürs Regal Ein Förderprojekt zeigt, wie die Branche Zukunft gestalten kann 22 FOKUS NACHHALTIGKEIT Wer Nachhaltigkeit fordert, muss Nachhaltigkeit fördern Wertschätzung gern, aber es sollte sich auch finanziell lohnen: Ein neues Tool macht Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft messbar 25 KAMPAGNE 25 Öko statt Ego: Jeder Tag ist „Frauentag“ 29
BNN Nachrichten 1/2022 | Editorial 3 Editorial Liebe Leser*innen, liebe Mitglieder und Fördermitglieder, als wir entschieden haben, dass die erste Aus- Während Akteure der konventionellen Land- gabe unserer BNN-Nachrichten in diesem Jahr wirtschaft die aktuelle Krise dafür nutzen wol- den Themenschwerpunkt „Inspiration“ haben len, die Uhr von mehr Klimaschutz und Resi- soll, wollten wir die Energie des Frühjahrs ein- lienz zurückzudrehen, erteilt der neue BMEL- fangen, die Aufbruchsstimmung, die entsteht, Chef dem sogenannten „Rollback“ eine Absage, wenn die Tage endlich wieder länger werden, ebenso die EU. Das ist gut so. Denn wir brau- die ersten Frühblüher auf den Wiesen leuchten chen gerade jetzt resilientere, umweltverträgli- und die Bäume ein zartes Grün tragen. Wir chere Strukturen. Damit Verbraucher*innen wollten Ihnen und Euch einen Schwung frischer leichter Zugang finden zu Produkten, die unsere Ideen mitgeben, Zuversicht. Und Vorfreude. Lebenswelt besser schützen, trommeln wir für eine ökologische Nachhaltigkeitskennzeich- Stattdessen erscheint diese Ausgabe nun, wäh- nung, die den Namen tatsächlich verdient (ab rend in der Ukraine ein schrecklicher Angriffs- Seite 4). krieg tobt. Sie erscheint inmitten der Flucht hunderttausender Menschen, inmitten absurd In unserem verbandseigenen Transformations- steigender Energiepreise, und inmitten der prozess „Viva Attacke“ sind auch nach knapp Angst vor dem Verlust demokratischer Frie- eineinhalb Jahren rund 70 Menschen aus mehr densordnungen und einer drohenden Hunger- als 40 BNN-Mitgliedsunternehmen aktiv – und katastrophe, vor allem in den ärmsten Ländern sie arbeiten gemeinsam mit unseren Gremien des Südens. daran, den Verband zukunftsfähig aufzustellen (Seite 6). Ich will ehrlich sein: Natürlich haben wir darüber nachgedacht, den Titel unseres Heftes ange- Mit der Finanzierung von Projekten der Öko- Wir wünschen Ihnen und Euch eine inspirieren- sichts dieser Ereignisse zu verändern. Und dann Züchtung arbeitet unsere Branche aktiv an der de Lektüre – besonders in diesen beunruhigen- haben wir uns dagegen entschieden. Weil wir Resilienz der künftigen Ernährungswirtschaft den Zeiten. Wir sind eine starke Gemeinschaft finden, dass gerade solch finstere Zeiten Licht (Seite 22–24). Und Initiativen wie die Regional- auf dem Weg in die Zukunft. brauchen. Und Inspiration ist ein Licht. Immer. wert GmbH zeigen (Seite 25–28), wovon wir Und dieses Licht ist auch jetzt da: selbst schon lange überzeugt sind: Dass ökolo- Herzlich, Schon in den ersten Tagen des Krieges haben gisch nachhaltiges Wirtschaften, wie wir das in sich die Mitglieder des BNN zusammengetan der Bio-Wirtschaft verstehen und betreiben, und über das ebenso schnell entstandene Netz- unsere Umwelt und Lebenswelt besser schützt. werk „Deine-Ukraine-Hilfe“ Hilfsgüter in die Und das lässt sich bei unseren Mitgliedern Ukraine gebracht. Diese Brücke besteht immer Neumarkter Lammsbräu und der EVG Landwe- noch und hilft, die Menschen zu versorgen, die ge bereits in Euro und Cent beziffern (Spoiler ihre Heimat nicht verlassen können oder wollen. Alarm: Beeindruckende Zahlen!). Kathrin Jäckel Impressum BNN Nachrichten: Mitgliederzeitschrift des BNN für die Biobranche // Drei Ausgaben pro Jahr // Druckauflage 1.000 // Herausgeber: Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e.V., Michaelkirchstraße 17/18 , D-10179 Berlin, Tel: +49 (0)30/847 12 24 44, E-Mail: kontakt@n-bnn.de, Internet: www.n-bnn.de // V.i.S.d.P.: Kathrin Jäckel // Redaktion: Marion Schlage (Chefredaktion), Katrin Hehberger, Hans Kauf- mann, René Neumann, Dirk Müller, Anna-Katharina Thiel // Autor*innen dieser Ausgabe: Leo Frühschütz, Kathrin Jäckel, Hans Kaufmann, Dirk Müller, René Neumann, Marion Schlage, Lothar Schmitz, Anna- Katharina Thiel, Karin Wegner // Gestaltung: Martina Puchalla für Zitrusblau, Berlin// Fotorechte für alle Fotos der Seiten 8-11, 14-21, sowie 26-30 liegen bei jeweiligen Unternehmen bzw. abgebildeten Per- sonen, wenn nicht anders vermerkt // Titelfoto: Canva ©oksanashufrych // Nachdruck oder Verbreitung nur mit Genehmigung der Redaktion // Inserent*innen dieser Ausgabe: AlmaWin (S. 21), Sonett (S. 27) und Ökoland (U4). Redaktionelle Anmerkung: Aus Gründen der Geschlechtergerechtigkeit gendern wir bei eigenen Beiträgen mit Sternchen*, sofern nicht weibliche und männliche Sprachformen zusammen genannt werden oder es sich um Zitate handelt. Das Sternchen verweist zugleich auf andere Geschlechter, die sich weder männlich noch weiblich definieren. Druck und Papier: CO2-neutraler Druck mit mineralölfreien Druckfarben, Papier: 100% Altpapier (EU Ecolabel, Blauer Engel)
4 BNN aktuell | BNN Nachrichten 1/2022 Planet-Score: Echte Nachhaltigkeitskenn BNN setzt sich für eine glaubwürdige Kennzeichnung ökologischer Nachhaltigkeit ein nomie entstanden (Yuka, La Fourche, Open Food Facts, Foodchéri etc.). Sowohl der Planet-Score als auch der Eco-Score verwenden als Grundlage Daten der französischen Agribalyse-Datenbank, eine Ökobilanz-Daten- bank, die auf PEF (Product Environmental Foot- print) basiert. Diese PEF-Methode für die Le- benszyklusanalyse (LCA: Life Cycle Assessment) wurde bereits 2013 von der EU-Kommission als Alternative zu herkömmlichen Ökobilanzen ent- wickelt. Die PEF-Methodik ist jedoch unvoll- ständig und nicht in der Lage, die Herausforde- rungen auf der Ebene der Agrar- und Lebens- mittelsysteme abzubilden. Daher ist es notwen- dig, die LCA-Daten durch zusätzliche Nachhal- tigkeitskriterien zu ergänzen, um die Verbrau- Verbraucher*innen wünschen sich konkrete label getestet. Die bisher bekanntesten Label cher*innen transparent über alle positiven und Angaben zu den Umweltauswirkungen von Le- sind der Planet-Score und der Eco-Score, für den negativen Auswirkungen der Lebensmittelpro- bensmitteln. Weil eine rechtliche Regulierung sich in Deutschland aktuell schon Unternehmen duktion zu informieren. in Europa und Deutschland bislang fehlt, gibt wie Lidl stark machen. Doch der BNN ist der Auf- es eine unüberschaubare Reihe privatrechtli- fassung, dass nur der Planet-Score in der Lage Eco-Score und Planet-Score ergänzen beide cher Labels am Markt. Angesichts des Label- ist, eine umfassende und zugleich transparente ihre Lebenszyklusanalyse um externe Kriterien, Dschungels setzt sich der BNN für eine klare Bewertung von Lebensmittel vorzunehmen. die sogenannten Boni und Mali. Der Unter- und einheitliche europäische Nachhaltigkeits- schied zum Eco-Score besteht jedoch darin, kennzeichnung von Lebensmitteln ein. Der in Planet-Score und Eco-Score im dass der Planet-Score die LCA zusätzlich korri- Frankreich entwickelte Planet-Score bietet Vergleich giert und direkt um fehlende Indikatoren erwei- Verbraucher*innen, was sie sich an Nachhal- tert, die die Umweltauswirkungen aussagekräf- tigkeitskennzeichnung wünschen: eine umfas- Der Planet-Score geht auf eine Initiative von 16 tiger und vollständiger abbilden. Dadurch wird sende und transparente Bewertung von französischen Verbraucherschutz- und Umwelt- die Datengrundlage des Planet-Score deutlich Lebensmitteln. Dies ist zugleich ein klares Si- verbänden zurück. Entwickelt wurde der Planet- differenzierter als die des Eco-Score. gnal gegen das Greenwashing in der Lebens- Score vom französischen Forschungsinstitut für mittelwirtschaft. ökologische Landwirtschaft und Lebensmittel Nachhaltigkeitskriterien zur ITAB (Institut de l’agriculture et de l’alimentation Bewertung von Lebensmitteln Die Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission biologiques) zusammen mit SAYARI, einem auf will neben der erweiterten Nährwertkennzeich- Ökobilanzen und Ökodesign spezialisierten Be- Die ökologisch nachhaltige Bewertung von Le- nung auch den Rahmen für eine Nachhaltig- ratungsunternehmen, und VERY GOOD FUTURE, bensmitteln durch den Planet-Score erfolgt auf keitskennzeichnung von Lebensmitteln setzen. einem Netzwerk für ökologischen und gesell- der Basis von zahlreichen relevanten Kriterien, Die EU-Kommission plant, bis 2024 konkrete schaftlichen Wandel. Die Entwicklung des Eco- dazu gehören u.a.: Vorgaben für ein einheitlich geregeltes Nachhal- Score ist aus einer Initiative von französischen • Einfluss von synthetischem Stickstoffdünger tigkeitslabel zu entwickeln. Mit dem Ziel, Ver- Wirtschaftsverbänden und Unternehmen der in- und Pestiziden auf die Biodiversität braucher*innen in die Lage zu versetzen, sich für dustriellen Lebensmittelwirtschaft und Gastro- • Auswirkungen von Pestiziden auf die nachhaltige Lebensmittel entscheiden zu kön- menschliche Gesundheit nen und mit Blick auf die Unternehmen, das • Auswirkungen auf das Tierwohl Schönfärben vermeintlicher Umweltleistungen • Einfluss auf das Klima (z. B. durch Flugzeug- zu verhindern. transport, Regionalität, Kohlenstoffspeicher) • Auswirkung auf die Bodenfruchtbarkeit Im Rahmen eines Aufrufs der französischen Re- • Auswirkungen von Schadstoffen auf gierung zur Entwicklung einer freiwilligen Um- Ökosysteme Planet-Score: weltkennzeichnung von Lebensmitteln werden Label-Ergänzung bei • Einflüsse von unterschiedlichen landwirt- in Frankreich bereits mehrere Nachhaltigkeits- tierischen Produkten schaftlichen Praktiken
BNNBNN Nachrichten Nachrichten 1/2022 | BNN 2/2021 | Jubiläum aktuell 55 nzeichnung statt Greenwashing Darstellung der Bewertungsergebnisse differenziert dargestellt. Dazu gehört die Bewer- tung nach: Pestiziden, Biodiversität und Klima. AGRIBALYSE® ist eine Datenbank, Zusätzlich zu den umfassenden Bewertungskri- Bei tierischen Produkten kommt eine Tierwohl- die Referenzdaten über die Um- terien des Planet-Scores bildet dieser auch die bewertung hinzu. weltauswirkungen von Agrar- und Bewertungsergebnisse umfassender und detail- Lebensmittelprodukten bereit- lierter ab. Der Planet-Score nutzt grundsätzlich Durch diese differenzierte Darstellung unter- stellt, die nach der Methode der einen Gesamtscore zur allgemeinen Nachhaltig- stützt der Planet-Score Verbraucher*innen, eine Lebenszyklusanalyse (LCA) auf- keitsbewertung. Diese Bewertung wird in Form individuelle, ihren eigenen Kriterien entspre- gebaut ist. einer fünfstufigen Farbskala dargestellt. Der je- chende Kaufentscheidung zu treffen. Das macht weiligen Stufe wird ein Buchstabe von A bis E den Planet-Score im Vergleich zu anderen La- zugeordnet. Anders als bei anderen Kennzeich- bels einzigartig. durchgeführte repräsentative Verbraucherumfrage nungsformaten werden beim Planet-Score zu- zeigt eine sehr große Akzeptanz des Planet-Scores sätzlich zur Gesamtbewertung auch einzelne Hohe Akzeptanz der und ein Interesse der Verbraucher*innen, diesen Unterkategorien der Nachhaltigkeitsbewertung Verbraucher*innen bei der Kaufentscheidung miteinzubeziehen. 80 Prozent der befragten Verbraucher*innen gaben Das BNN-Positionspapier sowie Der Planet-Score wird in Frankreich von einem dabei an, dass sie einen detaillierten Score, wie weitere Informationen zum breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis aus Ver- z. B. den Planet-Score, bevorzugen. Planet-Score finden Sie unter: braucherschutz- und Umweltverbänden sowie www.n-bnn.de/planet-score einigen großen französischen Einzelhandelsketten Eine weitere Umfrage aus dem August 2021 zu unterstützt. Eine im letzten Jahr in Frankreich unterschiedlichen Nachhaltigkeitskennzeich- nungsformaten ergab: Unter den fünf vorge- schlagenen Scores hat sich mit 48 Prozent eine klare Mehrheit der Befragten für den Planet- Score ausgesprochen. Lediglich 8 Prozent der Befragten votierten für den Eco-Score als geeig- netes Label (siehe Grafik). Klare Empfehlung an die Politik Im Vergleich zu anderen Formaten punktet der Planet Score in Sachen Transparenz, umfassen- deren Beurteilungskriterien sowie einer diffe- renzierten Darstellung der Bewertung und ist daher besser geeignet, Verbraucher*innen klar und umfassend darüber zu informieren, wie nachhaltig ein Lebensmittel produziert wird. Nicht zuletzt ist auch die Herkunft des Labels ein gewichtiges Argument, denn die unabhängigen Wissenschaftler*innen und Expert*innen aus dem Umwelt- und Agrarbereich, die den Planet- Score entwickelt haben, haben vor allem das öf- fentliche Interesse im Blick. Der BNN setzt sich daher auf allen politischen Ebenen dafür ein, dass der Planet-Score die Grundlage für eine EU-weit standardisierte Nachhaltigkeitskennzeichnung von Lebensmit- teln wird und damit, die im Rahmen der euro- päischen Farm-to-Fork-Strategie angestrebte nachhaltige Transformation der Land- und Le- bensmittelwirtschaft konsequent zu fördern. Hans F. Kaufmann, Leiter Kommunikation beim BNN
6 BNN aktuell | BNN Nachrichten 1/2022 Update: BNN-Transformationsprozess Viva Attacke Die Zielgrade rückt näher: Im Vorfeld der BNN-Mitgliederversammlung im Juni sind weiterhin mehr als 70 Menschen aus den Mitgliedsunternehmen im BNN-internen Transformationsprozess aktiv, in verschiede- nen Arbeitsgruppen und Funktionen. Die AGs haben aktuell konkrete Handlungsempfeh- lungen für den Verband erarbeitet, die die Grundlage für einen Antrag zur Mitglieder- versammlung bilden werden. Für den BNN- Vorstand ist das breite Engagement im Viva- Attacke-Prozess schon jetzt ein starkes Si- gnal für die Erneuerung des Verbandes. „Wir sehen, dass dieser Prozess selbst bereits ein Strukturwandel ist, weil hier Haupt- und Eh- renamt gemeinsam, konstruktiv und offen Claas Homeyer: „Mir ist es wichtig, Teil des Mimmi Damnitz: „Die Bio-Branche stand im- miteinander arbeiten. Für uns als Vorstand Viva-Attacke-Prozesses zu sein, da sich die mer für ein Neu-Denken bestehender (Land-) ist das ein grundlegender Paradigmenwech- Welt um uns und damit auch die Bio-Bewe- Wirtschaftsprozesse. In letzter Zeit ist sie aller- sel im Selbstverständnis des BNN“, so Vor- gung verändert. Bei dieser Veränderung möchte dings immer mehr und mehr in eine Art Trott standsvorsitzende Rosi Weber. ich nicht zuschauen, sondern gestalten. Beson- verfallen. Ich glaube, wir müssen uns wieder ders gefällt mir, dass ich mit dieser Motivation neue Visionen setzen und diese stetig weiter- Um die AGs und Querschnittsthemen besser nicht alleine dastehe. Ich lerne über die Säulen entwickeln. Die Arbeit mit den anderen Bran- miteinander zu vernetzen, haben einige AG- des BNN hinweg aktive Menschen kennen, mit chen-Kolleg*innen im Viva-Attacke-Prozess Teilnehmer*innen die Rolle von Vernetzungs- denen ich die Leidenschaft teile, schon heute zeigt mir, wie inspirierend das ist und wie viel agent*innen übernommen. Claas Homeyer von eine Vision unserer Branche von morgen zu Spaß es machen kann. Wir bohren an den Naturkost Erfurt und Mimmi Damnitz, Hakopa- entwickeln.“ dicken Brettern, aber vielleicht gerade deshalb xan, sind zwei von ihnen, sie haben uns erzählt, scheint die Begeisterung bei allen Beteiligten was sie an Viva-Attacke schätzen. von Tag zu Tag mehr zu werden.“ Bildungswerk BNN startet neue Weiterbildungskurse Das Bildungswerk BNN geht nach zwei Jahren Die Unterrichtsinhalte werden durch kompeten- coronabedingter Pause mit einer neuen Auflage te Fachleute umfassend interaktiv und motivie- der bewährten Weiterbildung Naturkostbera- rend vermittelt. Praxisexkursionen und Betriebs- ter*in IHK im Raum Oldenburg wieder an den besichtigungen bereichern die Lernabschnitte Start. und vermitteln einen Einblick in die Praxis. Für Neu- oder Quereinsteiger*innen unserer Beide Module enden jeweils mit einer schriftli- Branche oder für die, die sich gerne zusätzlich chen und mündlichen Prüfung. Nach erfolgrei- qualifizieren möchten, ist diese Weiterbildung cher Teilnahme an beiden Kursteilen erhalten genau das Richtige! Die beiden Kursmodule die Teilnehmer*innen ihr IHK-Zertifikat: Natur- umfassen rund 190 Unterrichtseinheiten, die so- kostberater*in IHK / BNN. Der erste Kursteil Weitere Informationen zu Terminen, Inhalten, wohl als Präsenz- und Online-Unterricht wie startet am 23.08.2022, Anmeldschluss ist der Ansprechpartner*innen und Kosten unter auch in Form selbständigen Lernens stattfinden. 07.07.2022. www.bildungswerk.bio.
BNN Nachrichten 1/2022 | BNN aktuell 7 Qualitätsarbeit & Nachhaltigkeit: Gesetzgebung im Blick Neue Entwicklungen auf Gesetzgebungsebene BNN auf der Sommer- stehen im täglichen Fokus der Kolleginnen aus BIOFACH/VIVANESS dem Team Qualitätsarbeit und Nachhaltigkeit des BNN. Mit Geltungsbeginn der neuen EU- Öko-Verordnung erfolgten entsprechende An- Wir freuen uns auf die Sommer- passungen in der BNN-Sortimentsrichtlinie (wie Ausgabe der BIOFACH/VIVANESS die Herausnahme der Regeln zu Gehegewild, die vom 26. bis 29.7.2022 in Nürnberg nun im neuen EU-Biorecht verankert sind). Un- und auf die Begegnung mit hoffent- sere Mitgliedsunternehmen werden kontinuier- lich vielen Branchengästen! lich über aktuelle Anpassungen informiert, wie Verarbeitungs- und Lagerstätten werden derzeit Der BNN ist mit zahlreichen Ange- beispielsweise zu den Neuerungen in der EU- u.a. in Projekten und Arbeitsgruppen vorbereitet. boten präsent, um Entwicklungen Bio-Kontrolle und die damit verbundenen Ände- Der BNN setzt sich auf allen Ebenen im Sinne der und Perspektiven der Branche zu rungen auf Einzelhandelsebene. An das neue Unternehmen ein: Zu beachten ist, dass den Un- diskutieren und Impulse für den EU-Biorecht angepasst wurden in den letzten ternehmen weiterhin Mittel zur Verfügung ste- Handelsalltag zu geben – zum Wochen neben der IK-Liste auch die Qualitäts- hen, um den hygienischen Anforderungen ge- Beispiel mit dem Thema Planet- standards des BNN zu Volldeklaration, Aromen recht zu werden. Außerdem sollten die Regeln Score als favorisiertes Label für und Orientierungswert. Auch laufende Gesetz- leicht umsetzbar sein und nicht auf Informatio- ökologische Nachhaltigkeit. Im BIO- gebungsverfahren werden intensiv begleitet. nen beruhen, für die keine eindeutige Deklarati- FACH Kongress diskutieren BNN-Re- Folgende Themen, zu denen Gesetze in Vorbe- onspflichten existieren. Zudem fehlt seitens der ferent*innen mit Expert*innen und Praktiker*innen über weitere Ge- reitung sind, standen in den letzten Wochen da- EU-Kommission weiterhin eine Klarstellung des sundheits- und Nachhaltigkeitsla- bei im Fokus: Anwendungsbereiches der Regelungen. bels und widmen sich den Themen Nachhaltigkeit und CO2-Reduktion Nutri-Score und Lebensmittelkennzeichnung: Lieferketten: Der BNN hat die Forderung nach im Handel, technologischen und Hier wird u. a. die Einführung des Nutri-Score einem nationalen Lieferkettengesetz sowie ei- strategischen Lösungsansätzen zur bzw. anderer Nährwertkennzeichnungssysteme ner europaweiten Regelung unterstützt und Zuckerreduktion, Mehrweglösungen sowie die Einführung weiterer Pflichten zur Her- eine soziale und ökologische Ausrichtung des in der Bio-Branche sowie der For- kunftskennzeichnung diskutiert. Der BNN kriti- EU-Binnenmarktes gefordert. derung nach einem öffentlichen siert den Nutri-Score als unzureichend und für Pestizid-Monitoring. Auch die Kam- pagne Öko statt Ego wird auf der Bio-Produkte nachteilig (siehe BNN-Positions- Importe: Hier geht es um die Benennung von Ri- Messe präsent sein. Am BNN-Mes- papier). Wir verfolgen das Ziel, dass in der Nähr- sikoprodukten aus Drittländern, für die besondere sestand in Halle 9 freuen wir uns wertkennzeichnung detaillierte Angaben be- Kontrollanforderungen gelten sollen. Der BNN auf Ihren/Euren Besuch und regen rücksichtigt werden und in die Bewertung ein- setzt sich dafür ein, dass diese Produkte unbe- Austausch. Hier wird auch das fließen. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dingt nach transparenten und nachvollziehbaren Bildungswerk BNN zu aktuellen dass es bei Einführung weiterer Herkunftskenn- Kriterien auszuwählen sind, für mehr Sicherheit Weiterbildungsmöglichkeiten und zeichnungspflichten keine doppelten Pflichten und Verhältnismäßigkeit. innovativen Lernangeboten infor- für Bio-Produkte geben darf (die EU-Öko-VO mieren. sieht bereits die Herkunftskennzeichnung beim Zudem sind bereits Gesetzesvorschläge und Eine ausführliche Veranstaltungs- EU-Bio-Logo vor). -initiativen angekündigt u.a. zu Gentechnik, und Terminübersicht finden Sie ab Bio-Salz, Bio-Heimtierfutter, Bio-Kontrolle in der Mai auf der BNN-Homepage Reinigungs- und Desinfektionsmittel: Die in der Außer-Haus-Verpflegung und die Initiative der EU n-bnn.de. EU-Öko-VO vorgesehenen Regelungen für zuge- „Sustainable Food System“. Auch diese wird der lassene Mittel zur Reinigung- und Desinfektion in BNN im Interesse seiner Mitglieder begleiten. Save the Date: BNN-Mitgliederversammlung 2022 Unsere diesjährige Mitgliederversammlung findet am 23. und 24. Juni statt. Aufgrund des Pandemiegeschehens wird die Tagung erneut digital stattfinden. Ein zentraler Agendapunkt wird der BNN-Transformationsprozess sein. Wir freuen uns auf eine zahl- reiche Teilnahme unserer Mitglieder.
8 Portrait | BNN Nachrichten 1/2022 „Die Aufgabe zählt, nicht der Profit” Ein Porträt der Sonett GmbH aus Deggenhausen Der Weg dorthin begann schon vor der Grün- dung des Unternehmens 1977, als sich der Na- turwissenschaftler Johannes Schnorr eingehend mit der Verunreinigung des Grundwassers durch Waschmitteltenside befasste. Am Anfang stand deshalb die Idee des umweltfreundlichen Wa- schens im Baukastensystem. Es ging den Grün- der*innen des Unternehmens darum, Waschmittel, Enthärter und Bleichmittel ge- trennt zu dosieren, um so die Waschsubstanzen optimal zu nutzen. Zudem ging es schon damals – und bis heute – darum, auf Rohstoffe aus der Erdölchemie, Gentechnik und Enzyme konse- quent zu verzichten und stattdessen Öle und ätherische Öle aus Bioanbau einzusetzen. Nachhaltiges Waschen und Reinigen also. Pro- dukte aus 100 Prozent biologisch abbaubaren, rein pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen. Das ist mehr, als alle herkömmlichen Waschmit- telhersteller zu bieten haben. Für Sonett ist dies aber nur ein Teil. Die Jury des „Deutschen Nach- haltigkeitspreises“ schreibt in ihrer Begründung recht nüchtern: „Doch das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter“. Richtiger wäre zu sagen: jede Menge Schritte. „Wirklich nachhaltig zu sein bedeutet viel mehr, als lediglich Umweltbeeinträchtigungen zu vermei- den“, betont Oliver Groß. „Unser Anspruch ist es, über dieses Verständnis von Nachhaltigkeit weit hinaus zu gehen.“ Bei Sonett ist man seit Grün- Was 1977 in einem kleinen Tal nördlich des der Enthusiasmus, die Begeisterung, die Über- dungszeiten überzeugt davon, dass es für nach- Bodensees begann, wurde im Laufe der Zeit zeugung, mit der die beiden täglich für ihre haltiges Handeln nicht reicht, sich konsequent eine große unternehmerische Erfolgsge- Sache eintreten. ökologisch auszurichten. Zur Sorge für die Umwelt schichte. Vorläufiger Höhepunkt: Im Dezem- tritt die Sorge für den Menschen – und fürs Un- ber 2021 erhielt Sonett den „Deutschen Klar herüber kommt auch die positive Stimmung ternehmen selbst, also die wirtschaftliche Seite Nachhaltigkeitspreis 2022“. Das freut die 130 der beiden Gesprächspartner*innen. Sie gehö- hinzu. „Wie arbeiten wir zusammen und wie gehen Beschäftigten, lässt sie aber nicht ruhen. ren der Geschäftsführung des Ökowaschmittel- wir mit Geld um?“, sind ebenso wichtige Leitfragen Immer geht es einen Schritt weiter. Pioniers Sonett an und blicken nicht nur auf ein für uns“, sagt Rebecca Kramer. gutes Geschäftsjahr 2021 zurück – sondern Ein Videotelefonat zwischen Bonn und Deggen- auch auf eine bedeutende Auszeichnung: Das Nachhaltigkeit plus: hausen, unweit des Bodensees. Distanz ist auch Unternehmen gewann im Dezember den Verantwortungseigentum nach zwei Coronajahren das Gebot der Stunde. „Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2022“ in der Meist ist die Verbindung gut, manchmal ruckeln Kategorie mit dem etwas sperrigen Namen Ein Unternehmen muss Gewinne machen, allein Bild und Ton und ist das, was Oliver Groß und Re- „Transformationsfeld Gesellschaft“. schon, um reinvestieren, innovativ bleiben und becca Kramer zu sagen haben, erst Sekunden fortbestehen zu können. Trotzdem ist Sonett an- später zu hören. Trotzdem ist in jedem Moment Dabei sind es weder Auszeichnungen noch Bi- ders. Seit 2014 gehört das Unternehmen einer des über einstündigen Gesprächs etwas so in- lanzzahlen, die sie vorrangig antreiben. Sondern gemeinnützigen Stiftung. „Da es keine Gewin- tensiv zu spüren, als säßen wir uns in der Fir- das Ziel, „an der Spitze der Nachhaltigkeit zu nentnahme für einige Wenige gibt, arbeiten bei menzentrale am Besprechungstisch gegenüber: sein“, wie es Oliver Groß formuliert. Sonett alle in großer Selbstverständlichkeit an
BNN Nachrichten 1/2022 | Portrait 9 Produktion und Fertigung am Firmenstandort in Deggenhausen (Bodenseekreis) der gemeinsamen Aufgabe“, stellt Kramer klar. „Diese Aufgabe zählt, nicht der Profit.“ Alle sollen am Unternehmenserfolg beteiligt sein. Deshalb liegt auch die Gehaltsspreizung bei Sonett nur bei 1:5. Das höchste Gehalt übersteigt das niedrigste also nur um das Fünffache. Zum Vergleich: In man- chen Dax-Konzernen verdienen Vorstände das 20- , 50- oder 100-Fache einfacher Beschäftigter. Die Stiftungskonstruktion bei Sonett sorgt dafür, dass die Gewinne ins Unternehmen, an die Mitar- beiter*innen sowie als Spenden an Forschungs-, Kunst- und Sozialeinrichtungen fließen. Wichtig auch: Das Unternehmen wird partnerschaftlich ge- führt, es kann nicht verkauft und nicht übernom- men werden. Diese und weitere Kriterien werden unter dem Stichwort Verantwortungseigentum zu- Nachhaltigkeit plus: das Miteinander spiel auch für die Lieferant*innen und Geschäfts- sammengefasst, einem Konzept, dem sich in partner*innen. „In allen Fällen geht es uns um Deutschland noch langsam, aber doch spürbar eine Nicht nur die Umwelt, sondern auch die Menschen langfristige und vertrauensvolle Beziehungen auf ganze Reihe von Unternehmen zuwenden. stehen bei Sonett im Mittelpunkt. Das gilt für die Augenhöhe“, sagt Kramer. Das zahlte sich bei- inzwischen rund 130 Beschäftigten, aber zum Bei- spielsweise aus, als es wegen der Corona-Pande- mie 2020 häufiger Lieferengpässe gab. „Unser Rohstofffluss war immer gesichert, was wir auch auf das langjährige, gute Verhältnis zu unseren Lieferant*innen zurückführen“, erklärt Groß. Die Beschäftigten wiederum sind nicht nur über die Stiftungskonstruktion eng und transparent in den Geschäftsverlauf eingebunden. „Die Menschen, die bei uns sind, suchen hier mehr als eine bloße Arbeitsstelle“, skizziert Groß, „sie identifizieren sich mit den Zielen des Unternehmens, und wir unter- stützen uns gegenseitig in der gemeinsamen Ent- wicklung.“ Darüber hinaus setzt sich Sonett für gesellschaft- liche Inklusion und Unterstützung von Menschen ein, die es auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer haben. Ein Beispiel: Viele Sonett-Produkte werden von Menschen mit Assistenzbedarf der angren- zenden Camphill-Werkstätten Lehenhof etikettiert. Die Gesprächspartner für das Interview: Rebecca Kramer, Marketing und erweiterte Geschäftsführung bei Sonett sowie Mitgeschäfts- führer Oliver Groß alle Fotos zu diesem Beitrag: © Sonett
10 Portrait | BNN Nachrichten 1/2022 Nachhaltigkeit plus: mehr Ökologie wagen Sonett GmbH „Wir wollen die Messlatte immer wieder ein Sitz des Unternehmens: Deggenhausen, Baden-Württemberg Stückchen höher legen“, sagt Groß, „man kann Gründung: 1977 immer noch ökologischer werden.“ Ein Beispiel Beschäftigte: 130, darunter fünf Auszubildende und ein dualer Student dafür ist der Recyclingkreislauf. 2019 startete Jahresumsatz: gut 25 Millionen Euro Sonett ein Projekt für die Wiederbefüllung und Umsatzwachstum 2020: rund 50 Prozent das Recycling eigener PE-Verpackungen mit in- Abnehmende: Bio-Großhandel, Unverpackt-Läden, Gewerbebetriebe, zwischen über 250 Unverpackt-Läden. „Erfreu- Schulen, Hotels, Arztpraxen etc. licherweise können wir 80 Prozent der Märkte: mehr als 45 Länder weltweit zurückfließenden Kanister reinigen und wieder meistverkaufte Produkte: Waschmittel Lavendel, Geschirrspülmittel Lemon befüllen“, berichtet Kramer. Die nicht verwert- baren Kanister werden geschreddert, gewa- CSE-zertifiziert (Certified Sustainable Economics) schen, getrocknet und als Recyclat neu NCS-zertifiziert (Natural Cosmetic Standard), NCP-zertifiziert (Nature Care Product) produzierten Flaschen zugemischt. Seit knapp Climate-Partner-zertifiziert (klimaneutrales Unternehmen) anderthalb Jahren ist die erste Flaschenserie mit 50 Prozent Sonett-Recyclat-Anteil auf dem Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2022 in der Kategorie „Transformationsfeld Gesellschaft“ Markt. Dabei wird es nicht bleiben, immer geht es, wie es in der Jurybegründung zum Nachhaltig- keitspreis heißt, „einen Schritt weiter“. „Das klingt so einfach“, sagt Groß, „ist aber immer wieder eine echte Anstrengung.“ Er fügt hinzu: „Bei jedem Schritt kommen die Probleme von selbst.“ Das hindere die Menschen bei Sonett aber nicht, das zu tun, was sie für richtig halten. „Sich auf den Weg zu machen, immer wieder – das ist das Wesentliche.“ Lothar Schmitz, freier Journalist “ BNN: Eine starke Gemeinschaft! Warum es sich lohnt, als Einzelhändler*in im BNN zu sein. Das sagen unsere Mitglieder. Gemeinsam Kräfte bündeln „Es lohnt sich immer in einem Verbund mitzuwirken, denn dann kann man gemeinsam Kräfte bündeln, mit einer größeren Stimme auftreten, sich austauschen und Erfahrungen der anderen nutzen. Und der BNN ist in den einzelnen Fachthemen personell so gut aufgestellt, dass man sich zu fast allen Problemen immer Hilfe holen kann – man muss es nur machen … Konkretes Beispiel: Wenn man sich mit den Thema Klimafußabdruck einlassen will, gibt’s einen kostenlosen Zugang zu KlimAktiv-Rechner vom BNN um eine Bilanz erstellen zu können, auch als Inhabergeführter Einzelhändler. Was schätz Ihr am BNN? Den guten persönlichen Kontakt, das Gefühl ernstgenommen zu werden, auch als kleiner Ladner. Was hat euch bewogen, Mitglied zu werden? Neugier und Tatendrang Was hat euch über die Jahre im BNN inspiriert? Sylvia Haslauer vom BioMarkt Zu spüren, dass man Teil einer Entwicklung sein kann und der Austausch mit den drei Handelsstufen. LA VIDA, Utting am Ammersee. Seit August 2010 im BNN.
BNN Nachrichten 1/2022 | BNN aktuell 11 Neue, lebendige Kultur des Austausches „Wir sind mit der EVG Landwege eG seit mehr als 10 Jahren Mitglied im BNN. Bewogen hat uns zur Mitgliedschaft vor allem der plattformübergreifende Netzwerkansatz des Verbandes. Die neue, le- bendige Kultur des Austauschs und die Vernetzung des BNN innerhalb der Branche schätzen wir sehr und möchten sie nicht missen. Insbesondere die „Öko statt Ego“-Kampagne liefert uns hier wertvolle Impulse und Inspiration, z.B. für den Bereich Social Media. Der Verband macht eine verlässliche Informationspolitik für Qualitäten und gesetzliche Vorgaben und engagiert sich in der Diskussion um Sortiments- und Nachhaltigkeitsrichtlinien und deren Weiter- Klaus Lorenzen, EVG Landwege, entwicklung im Sinne der ökologischen Lebensmittelwirtschaft. Das auf Basis der Richtlinien zertifi- Lübeck. Seit März 2010 Mit- zierte Sortiment ist für uns im Tagesgeschäft und in der Kommunikation sehr wertvoll.“ glied im BNN. Mehr Mitglieder mit Mut und Pioniergeist! „Unsere Branche steht heute am Scheideweg: Bio ist für alle überall verfügbar. Unser Projekt hat damit den größtmöglichen Erfolg. Die Kehrseite davon: Aus Sicht der Verbraucher*innen werden wir zunehmend überflüssig. Unser Buisiness-Alltag hat kaum Platz für grundlegende neue Ideen. Wenn wir nicht sanft und langsam in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wollen, brauchen wir mutige und weitreichende Konzepte. Klima und ein radikaler Fairness-Ansatz könnten eine echte Aufwertung für uns und damit eine Alternative zum Standard-Bio werden. Dies können wir jedoch nur mit gemeinsamer Kraft erreichen. Dafür brauchen wir einen starken Verband und mehr Mit- glieder mit Mut und Pioniergeist!” Malte Reupert, BioMare in Leipzig. Seit September 2019 Mitglied im BNN. Lobbyarbeit für Nachhaltigkeit! „Ich bin Mitglied beim BNN, weil für mich die politische Komponente des Themas Nachhaltigkeit sehr wichtig ist. Das kann ich im Kleinen in meiner Umgebung voranbringen, im Großen aber nur mit einem Verband, der sich kompetent äußert, einmischt, weitere Verbündete sucht und so auch die "große Poli- tik" erreichen kann. Lobbyarbeit für Nachhaltigkeit! Für die konkrete Ladenarbeit schätze ich die Informationen rund um die rechtlichen Rahmenbedingun- gen und Warengruppen. Außerdem finde ich es spannend, direkt mitzubekommen, was auf den anderen Handelsebenen passiert.” Eva-Maria Runschke, Eva’s Apfel in Erlangen. Seit März 2008 Mitglied im BNN. Kraft der Gemeinschaft „Wir sind Mitglied geworden, weil wir bei der Vorarbeit des Viva Attacke Prozess die Kraft der Ge- meinschaft gespürt haben und festgestellt haben, dass manche Veränderungen nur in der Ge- meinschaft erreicht werden können. Ansonsten schätzen wir den regen und profunden Meinungsausstauch über alle 3 Säulen der Branche hinweg. Ich kann nur jedem Kollegen und jeder Kollegin empfehlen, Mitglied im BNN zu werden, weil es immer noch wichtiger wird, Themen und Anliegen der Branche mit einer starken Stimme zu vertreten. Und diese starke Stimme stützt auf eine große Mitgliederschaft.“ Matthias Schlessmann, Biowelt Schlessmann in München. Seit Dezember 2020 Mitglied im BNN.
12 Gentechnik | BNN Nachrichten 1/2022 Neue Gentechnik: Kein Weg für einen nachhaltigen Systemwandel Die EU-Kommission plant das EU-Gentechnikrecht zu ändern; sie argumentiert dabei mit den ökologischen Herausforderungen für die Landwirtschaft. Doch eine neue Regulierung könnte vor allem dem Big Business in die Hände spielen. Ein ökologischer Systemwandel und Ver- braucher*inneninteressen blieben auch mit den neuen Gentechnikverfahren hingegen auf der Strecke. Vor allem für die Bio-Branche wäre es fatal, wenn die Kennzeichnungspflicht ent- fällt. Zur Einordnung der aktuellen politischen Diskussion haben wir mit Daniela Wannema- cher, Gentechnikpolitik-Expertin beim BUND, gesprochen. Foto: Masa Yuasa GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Die Wahl- und Gentechnikfreiheit in Europa zu sichern, dass fordert ein gemeinsames Positi- onspapier von Verbänden, Initiativen und Orga- nisationen aus den Bereichen Umwelt-, Tier-, Klima- und Naturschutz, Entwicklungspolitik, Verbraucherschutz, Lebensmittel- und Land- wirtschaft, Züchtung und Saatguterzeugung. QR-Code mit dem Smartphone scannen oder fol- Daniela Wannemacher ist Leiterin für Gentechnikpolitik genden Link eingeben: https://t1p.de/tqb7x bei der Umweltschutzorganisation Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Für sie steht fest: Die Land- und Lebensmittelwirtschaft braucht einen ökologi- schen Systemwandel. Der Einsatz von Gentechnik stehe dem entgegen, denn er führe zu einer weiteren Intensivie- rung der Landwirtschaft – und verschärfe somit die alt- hergebrachten Probleme nur weiter. Denn auch neue gentechnische Verfahren seien keine nachhaltige Antwort auf Klimawandel und Biodiversitätsverlust, so die Expertin. Zudem fehle es noch an ausreichend Erkenntnissen zu den Risiken dieser neuen Methoden.
BNN Nachrichten 1/2022 | Gentechnik 13 BNN: Begriffe wie CRISP/Cas oder Genom-Editierung klingen für viele technik arbeiten wollen und die sich entsprechende Fördergelder erhoffen Menschen wohl nach Science-Fiction. Die Befürworter*innen dieser oder ihre Produkte vermarkten wollen. Der große konventionelle Agrarhan- neuen Gentechnikverfahren in der Landwirtschaft sehen darin den del hofft, beim internationalen Handel keine strengen Gentechnik-Gesetze Schlüssel, um auch in Zeiten des Klimawandels eine wachsende Weltbe- mehr beachten zu müssen. Wenn die Kennzeichnungspflicht entfällt, ent- völkerung ernähren zu können. Das Argument: Dank derartiger Metho- fallen auch die kostenintensiven Prüfungen bei günstigen Importen von den könnten deutlich schneller klimaresistentere Pflanzen gezüchtet Rohstoffen aus dem Ausland. Und das zeigt auch, wer den Schaden hat: werden, die zum Beispiel auch Hitze und Trockenheit besser standhalten. nämlich Verbraucherinnen und Verbraucher, die nicht mehr entscheiden Was ist an diesem Argument dran? können, keine Gentechnik auf dem Teller haben zu wollen. Auch die euro- päischen Landwirtinnen und Landwirte, die auf Qualität statt Masse setzen, Daniela Wannemacher: Das klingt erstmal super. Das klingt nämlich nach: werden unter billigen Importen leiden. Die ökologische Land- und Lebens- Das geht schnell, das geht einfach. Aber wer glaubt ernsthaft, dass wir mittelwirtschaft bleibt aber auf den Kosten für Analysen und Kontrollen damit die großen Krisen unserer Zeit wie Klimakrise und Biodiversitätskrise sitzen. Es ist besonders spannend zu sehen, dass 74 Prozent der Rückmel- lösen können? Die Biotech-Industrie verspricht mit den neuen Gentechnik- dungen zum Bericht aus der Industrie kamen – insgesamt 79 Akteure. Von Verfahren hitze- und klimatolerante Pflanzen erschaffen zu können. Die diesen waren übrigens 16 nicht in der Lebensmittelbranche tätigt, sondern Auswirkungen der Klimakrise sind allerdings vielfältig. Es nehmen Extrem- stammten zum Beispiel aus der Pharmaindustrie. wetterlagen zu: Auf langanhaltende Trockenheit folgen kurze aber sehr starke Regenfälle mit Überschwemmungen; die Vegetationsperioden be- BNN: BUND und BNN haben gemeinsam mit weiteren 92 Verbänden und ginnen später bei gleichzeitig steigenden Temperaturen und Starkwinde Organisationen im April 2021 die Bundesregierung aufgefordert, sich für nehmen ebenfalls zu. Da reicht es nicht, wenn eine Pflanze besser mit Hitze eine strikten Regulierung von Gentechnik einzusetzen – und vor allem die umgehen kann. Außerdem gibt es derzeit noch keine einzige gentechnisch sogenannte neue Gentechnik wie die „klassische“ Gentechnik zu bewer- veränderte Pflanze, die besonders gut mit Stressfaktoren, wie Trockenheit, ten. Welche Chancen siehst du, dass sich diese Position durchsetzt? Hitze und Frost umgehen kann. Daniela Wannemacher: Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat es BNN: 2021 veröffentlichte die EU-Kommission einen Bericht zu CRISP/Cas deutlich gemacht: Es gibt einen gesellschaftlichen Auftrag für eine ökolo- & Co. – und argumentierte, dass diese Verfahren „zu einem nachhaltige- gischere Landwirtschaft. Und das gelingt nur, wenn das gesamte Arsenal ren Lebensmittelsystem“ beitragen können. Droht mit diesem Bericht eine der Gentechnik in der Landwirtschaft weiterhin strikt reguliert bleibt. Eine Deregulierung des EU-Gentechnikrechts? ökologisch orientierte Landwirtschaft kann nur ohne Gentechnik funktio- nieren. Wir verbinden mit der Ampel-Koalition besonders große Hoffnun- Daniela Wannemacher: Wir sehen diesen Bericht sehr kritisch. Denn es han- gen, dass dieser Umbau jetzt zügig und konsequent angegangen wird. Wir delt sich hier um keine wissenschaftliche Untersuchung, sondern lediglich haben daher die ganz klare Erwartung, dass die Bundesregierung dafür eine Zusammenfassung von Positionen von Mitgliedsstaaten, Unternehmen sorgen wird, dass Risikobewertung, Zulassungsbedingungen, Kennzeich- und Forschungsverbänden. Die EU-Kommission hat dadurch sehr gentech- nung und damit auch die Wahlfreiheit in Europa weiter gesichert bleiben. nik-freundliche Positionen ungeprüft übernommen. Kritikpunkte von Ver- bänden aus der Zivilgesellschaft, Umweltverbänden und auch aus der BNN: EU-Abgeordnete bemängelten kürzlich, dass zwar viele Millionen Euro ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft wurden nur am Rande be- in die Entwicklung der neuen Gentechnikverfahren fließen, aber zu ihren Ri- rücksichtigt. Daher verwundert es nicht, dass sich die EU-Kommission in siken für Umwelt und Gesundheit werde nicht geforscht, heißt es. Wie steht ihrer Schlussfolgerung für eine Deregulierung ausgesprochen hat. es um die Forschung? BNN: Mit der Folge, dass zum Beispiel Kennzeichnungspflichten entfallen Daniela Wannemacher: Ich kann dieser Kritik nur beipflichten. Es gibt bis- könnten … her kein einziges von der Europäischen Union beauftragtes Forschungs- projekt, dass sich gezielt mit Risiken und Nachweisverfahren beschäftigt, Daniela Wannemacher: Das ist das Kernstück der Debatte um eine Dere- dafür wurden von der EU in den letzten vier Jahren 271 Millionen Euro für gulierung von neuer Gentechnik: Es geht darum, diese Methoden aus dem Gentechnikforschung an Pflanzen ausgegeben. Auch auf nationaler Ebene EU-Gentechnikrecht auszuklammern. Dadurch müssten zum Beispiel mit- werden lediglich 1,6 Prozent der Forschungsbudgets für neue Gentechnik hilfe von Genom-Editierung veränderte Pflanzen nicht mehr als gentech- für die Bereiche Risikobewertung und Nachweisverfahren verwendet – ins- nisch veränderte Organismen gekennzeichnet werden. Das würde bedeuten, gesamt 5,69 Millionen Euro über alle Mitgliedsstaaten hinweg. Der Groß- dass gentechnisch veränderte Lebensmittel ohne Kennzeichnungen auf teil geht also in die Forschung an Organismen, und dabei handelt es sich den Markt gelängen. Kurzum: Keine Kennzeichnung – keine Wahlfreiheit nicht nur um Grundlagenforschung, sondern auch um Anwendungsfor- für Verbraucherinnen und Verbraucher. schung. Es wird also schon an Pflanzen geforscht, die letztlich auch auf den Feldern landen könnten – auch wenn in der EU die deutliche Mehrheit BNN: Wer profitiert davon, die neuen Gentechnikverfahren zu deregulieren? der Verbraucher*innen keine Gentechnik auf den Feldern will. Daniela Wannemacher: Von einer Deregulierung profitieren vor allem Text und Interview: große Konzerne, die Patente halten; Forschungseinrichtungen, die mit Gen- René Neumann, Referent für digitale Kommunikation beim BNN
14 Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 1/2022 Fairfood Freiburg: Faire Macadamia aus eigener Produktion Gemeinsam mit ihrem Partner Gorilla Nuts hat re vielen Frauen aus der Region ein sicheres, die Manufaktur fairfood Freiburg in Ruanda eine unabhängiges Einkommen ermöglichen. Aktuell eigene, faire Kooperative für Macadamianüsse arbeiten dort 17 Menschen, darunter 16 Frauen. aufgebaut, der sich bereits 14 Farmer*innen an- geschlossen haben. Mitarbeiter*innen von fair- Anfang März 2022 traf in Freiburg die erste Lie- food sind regelmäßig vor Ort und unterstützen ferung der Macadamia-Nüsse der Kooperative sie in der Umschulung auf Bio-Landwirtschaft. aus Ruanda ein. In der Fairfood Manufaktur Alle Farmer*innen werden fair entlohnt und er- wurden sie schonend von Hand geröstet und ins halten einen um 20 Prozent höheren Abnahme- Pfandglas gefüllt und gingen dann als erstes an preis als üblich. Mit dem Bau eines Produktions- die zahlreichen Unterstützer*innen des gebäudes durch Gorilla Nuts, in dem die Nüsse Crowdfunding-Projekts. Mittlerweile steht schon vor Ort getrocknet und geknackt werden, sind die zweite Macadamia-Ernte in Ruanda zur Macadamia Farmerin Alphonsine in Ruanda neue Arbeitsplätze entstanden, die insbesonde- Weiterverarbeitung bereit. Generationswechsel bei LaSelva Bio-Feinkost eingeleitet Nachdem LaSelva-Gründer Karl Egger vor sechs Hamburg und arbeitete zuletzt neun Jahre als Jahren in Italien die Geschäftsführung an seinen Bereichsleiter bei Rapunzel Naturkost im Allgäu. Nachfolger Christian Stivaletti übergeben hat, findet der Generationswechsel nun auch in „Unser aller Wunsch ist es, dass LaSelva ein Fa- Deutschland statt. Peter Hüller, der geschäfts- milienunternehmen bleibt, das sich durch Konti- führende Gesellschafter der LaSelva Toskana nuität und den vertrauensvollen Zusammenhalt Feinkost Vertriebs GmbH in Gräfelfing bei Mün- unserer langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitar- chen, überträgt nach 32 Jahren alleiniger Ver- beiter und unseres Partner-Netzwerks auszeich- antwortung die Geschäftsbereiche Vertrieb, net. So schaffen wir es, nachhaltig zu wachsen Marketing und Produktmanagement an Andreas und dem Bio-Handel weiterhin als zuverlässiger Englmeier. Partner gleichbleibend hohe Qualität zu bieten. Nach zwei Jahren Zusammenarbeit haben wir Der heute Vierzigjährige durchlief nach dem mit Andreas ein neues leitendes und langfristiges Studium mehrere Stationen im Lebensmittel- Mitglied für unsere deutsch-italienische Firmen- Teilen sich die Geschäftsführung der LaSelva Ver- handel, unter anderem bei der Edeka-Zentrale in familie gefunden", freut sich Peter Hüller. triebs GmbH in Gräfelfing: Peter Hüller und Andreas Englmeier Alnatura: Bahn frei für die Lastenräder Umweltfreundlich einkaufen: E-Lastenräder jetzt auch für die Kund*innen der Münchener Alnatura- Filialen. Foto: Fabian Norden den drei Darmstädter Alnatura Märkten und dem Alnatura Markt in Alsbach in Kooperation mit der Plattform von Heinerbike und dem VCD Darmstadt-Dieburg. Heinerbike-Koordinator Jörn Strüber vom VCD freut sich über den Zu- wachs: „Mit den von Alnatura gesponserten Cargo-Bikes erleichtern wir noch mehr Men- schen hier vor Ort, den Einkauf modern und nachhaltig zu transportieren.“ Im nächsten Schritt haben letzten Herbst die Al- In 50 Alnatura Super Natur Märkten in 14 Städ- operation mit den Verkehrs- und Fahrradclubs natura Märkte in Hamburg, München, Köln und ten Deutschlands kann man dank der kostenlo- VCD und ADCF und dem Hersteller von E-Bikes Wiesbaden die E-Lastenräder von Riese & Mül- sen Lastenrad-Verleih-Stationen schon seit und Cargo-Bikes, Riese & Müller, wird das nach- ler erhalten. Ausgedehnt werden soll das Kon- längerem umweltfreundlich einkaufen. haltige und kostenfreie Transportangebot stetig zept zeitnah u. a. auf Aachen, Stuttgart, Durch die seit dem letzten Jahr bestehende Ko- erweitert. Begonnen hat das Projekt 2021 mit Hannover und Karlsruhe.
BNN Nachrichten 1/2022 | Mitglieder aktuell 15 BIO PLANÈTE startet Initiative „Aus gutem Grund” Die BIO PLANÈTE Initiative Aus gutem Grund ist Gesunde Böden sind deshalb neben Biodiversi- am 17. Februar 2022 mit dem ersten Feldseminar tät und zukunftsfähiger Landwirtschaft die Fo- gestartet. Mehr als 40 Teilnehmende verfolgten kusthemen der Initiative und der Feldseminare dabei verschiedene, zum Teil sehr kontroverse – einem für alle ökologischen und konventionel- Beiträge zum Thema Potenziale des Bodens im len Landwirte offenen Workshop-Programm. Die Kampf gegen den Klimawandel. „Die Qualität nächste Veranstaltung findet am 21. Juni 2022 der Ölsaaten bestimmt maßgeblich die Qualität zum Thema Agroforst statt. unserer Öle”, sagte Judith Moog, Gründerin und Inhaberin von BIO PLANÈTE, und begründete Ab 2023 ermöglicht zudem ein Kleinprojekte- damit die von Beginn an sehr enge Verbindung Fonds für Landwirte, innovative Projekte und zur Bio-Landwirtschaft und das Engagement Verfahren, nachhaltige Kulturen und Anbauwei- der Ölmühle. Das Unternehmen will mit der In- sen auszuprobieren. Finanziert wird die Initiative itiative Aus gutem Grund dazu beitragen, dass von BIO PLANÈTE und den Endverbrauch*innen, mehr Ölsaaten in Deutschland angebaut und denn 10 Cent je verkaufter Flasche der Öl-Serie dass Klima-Wandel und Umweltschutz bei der Aus gutem Grund fließen direkt in die Initiative. Ernährung und Lebensmittelherstellung in den Anbau und Verarbeitung der sieben Öle finden Judith Moog und Oliver Leipacher (Kompetenzzentrum Fokus rücken. ausschließlich in Deutschland statt. regenerative Landwirtschaft) zum Auftakt der Feld- seminare Ökoland verstärkt Bauckhof produziert Haferflocken klimaneutral Geschäftsleitung Durch einen effektiven Mix aus Reduktion und Basisprodukte auf eine komplett klimaneutrale nachhaltiger Kompensation gelingt es Natur- Produktion umstellen. Erste Maßnahmen hierzu kosthersteller Bauck seit 2019 klimaneutral zu wurden schon 2018/2019 mit der Weitergabe wirtschaften. Im nächsten Schritt verfolgt das von Dinkelspelzen, einem Nebenprodukt aus der Unternehmen im niedersächsischen Rosche Mühle, an einen benachbarten landwirtschaftli- das Ziel, auch auf Produktebene komplett chen Betrieb in die Wege geleitet. Dort werden klimaneutral zu werden. die Spelzen kompostiert und als Bio-Dünger in die Erde gebracht. Durch diese Maßnahmen Die erste Umstellung ist nun erfolgt: Seit konnten pro Jahr 677 Tonnen CO2 im Boden Januar 2022 bietet Bauck seine demeter- gebunden werden. Haferflocken erstmalig zu 100 % klimaneutral produziert an. Damit sind die klassischen Dass bei der Produktion noch weitere Maß- Haferflocken für den Naturkosthersteller echte nahmen zur Klimaneutralität unternommen Vorreiter im Klimaschutz, denn bei den Flocken werden, ist für Ralf Hoppe, Marketing- und werden zusätzlich die CO2-Emissionen vom Vertriebsleiter bei Bauck, nur konsequent: Anbau auf dem Feld bis zum Transport ausge- „Wir kommen damit unserer Verantwortung glichen. Allein die landwirtschaftliche Produk- nach, einen aktiven Beitrag im Kampf gegen tion von Lebensmitteln macht rund die Hälfte den Klimawandel zu leisten. Und weil die Ha- Der Diplomkaufmann und Wirtschaftsinformati- der Emissionen am Endprodukt aus. Nach den ferflocken eines unserer Kernprodukte sind, ker Andreas Plietker ergänzt seit Anfang des Haferflocken sollen die demeter-Mehle folgen. war es nur logisch, mit ihnen den Anfang zu Jahres die Geschäftsleitung der Ökoland GmbH Schritt für Schritt will das Unternehmen seine machen.“ Nord. „Wir freuen uns sehr, dass wir Andreas Plietker als Verstärkung für unser Team gewin- nen konnten. Mit seiner 20-jährigen Erfahrung und Expertise in der Bio-Lebensmittelbranche wird uns Herr Plietker bei den anstehenden Herausforderungen und der Weiterentwicklung von Ökoland unterstützen“, so Inhaber und Ge- schäftsführer Patrik Müller. Andreas Plietker (Foto) wird sich im ersten Schritt der Organisationsentwicklung und Pro- zessoptimierung widmen. „Ich freue mich auf die spannende Aufgabe, bei der ich die Weiter- entwicklung dieses qualitätsorientierten und erfolgreichen Unternehmens mitgestalten darf”, so Andreas Plietker. Vom landwirtschaftlichen Ursprung bis zum Verkaufspunkt werden alle Emissionen kompensiert.
16 Mitglieder aktuell | BNN Nachrichten 1/2022 Daniel Fehling neuer Teamleiter Marketing bei Herbaria Kräuterparadies Seit März 22 hat Bio-Hersteller Herbaria Kräuterpa- Nachhaltigkeitskonzepts noch weiter stärken,“ so radies mit Daniel Fehling (39) einen neuen Marke- Geschäftsführer Erwin Winkler. Das Marketingteam tingleiter verpflichtet. Fehling wird künftig die hatte Winkler seit Oktober 2021 interimsmäßig ge- strategische Markenführung sowie die Planung, leitet, nachdem die bisherige Marketingchefin Sonja Umsetzung und das Monitoring der Marketingakti- Epp zur Schwesterfirma Salus gewechselt war. vitäten steuern. Daniel Fehling (Foto) ist studierter Diplom-Kauf- mann und bringt langjährige Erfahrung aus dem „Wir freuen uns, dass wir mit Daniel Fehling einen Konsumgütermarkt und Lebensmittelhandel mit. erfahrenen Marketingspezialisten mit ehrlichem In- Vor seinem Wechsel zu Herbaria verantwortete er teresse für Mensch und Umwelt gewinnen konnten. das Marketing der Super Natur Märkte von Alnatura Zusammen mit ihm wollen wir die Markenpräsenz in Deutschland. Davor war er für die Edeka-Gruppe von Herbaria und die Kommunikation unseres im nationalen Marketing in Hamburg tätig. dennree engagiert sich für neue Öko-Salatsorten Für dennree ist die Ökozüchtung eine Herzens- Ob Hobby- oder Erwerbsgärtner*innen: jeder angelegenheit. Deshalb unterstützt das Bio- kann die Züchtung neuer Salatsorten unter- Fachhandelshaus im Rahmen des Engage- stützen – je mehr, desto besser, so das Unter- ments des BioMarkt Verbund seit 2019 das nehmen. Seit Beginn des Projekts arbeitet der Netzwerkprojekt „Mit vereinten Gärten“. Das BioMarkt Verbund für den Anbau der Salate mit Gemeinschaftsprojekt des Schweizer Biosaat- einer Gärtnerei im oberfränkischen Töpen, dem gut-Unternehmens Sativa Rheinau und der Stammsitz von dennree, zusammen. Stiftung ProSpecieRara verfolgt das Ziel, mehl- tau-tolerante Salate aus Ökozüchtung für den Wer ebenfalls Lust auf eine große Salatvielfalt großflächigen Anbau zu entwickeln. Für die im Garten und Bio-Züchtung hat, kann sich bis Saison 2022 sind die Initiatoren aktuell wieder Mitte Mai hier anmelden: auf der Suche nach Anbaupartner*inen im www.mit-vereinten-gaerten.org deutsch- und französischsprachigen Raum. Pop-Up-Restaurant der Bohlsener Mühle: „Jede Zutat, die auf dem Acker wächst, ist klimawirksam“ Vom Frühstück über die Lunch-Bowl bis hin zum Lebensmittel in einer länderübergreifenden Küche Fruchtfolge-Abendmenü: Im März 2022 ging im in Form eines Fruchtfolge-Menüs wurden sie Pop-Up-Restaurant der Bohlsener Mühle im foodlab abends begeistert. Dadurch schafften die Initiatoren in der Hamburger Hafencity Genießen mit Edutain- der Bohlsener Mühle in Zusammenarbeit mit food- ment einher. Die Bohlsener Mühle ist bundesweit lab Hamburg und mit ausgewählten Köchen vier für ein vielfältiges Bio-Sortiment an Mehlsorten, Wochen lang ein klimafreundliches und kulinari- Snäckebroten, Keksen, Müslis und Flocken bekannt. sches Erlebnis für ihre Gäste. Nun will sie sensibilisieren: Jede Zutat, die auf dem Acker wächst, ist klimawirksam. Damit hat unsere „Unser Ziel ist es, die Gäste mit auf eine spannende Ernährung einen direkten – positiven oder negati- Kulinarikreise zu nehmen, bei der sie Freude an ven – Einfluss auf Bodenfruchtbarkeit, CO2-Fußab- einer verantwortungsbewussten Ernährung für druck und Artenvielfalt. Mensch und Natur erleben. Als Nachhaltigkeitsteam haben wir den CO2-Fußabdruck für jede einzelne Mit einem Online-Rechner, mit dem die Gäste ihre Bowl-Zutat berechnet. Dies ist die Grundlage dafür, Mittags-Bowl zusammenstellen konnten, erfuhren dass Gäste bei der Zusammenstellung ihrer Bowl sie spielerisch von der Herkunft und den damit ver- neben der kulinarischen auch eine eigene Klimaent- Welchen CO2-Fußabdruck hat mein Essen? Beim Zu- bundenen Auswirkungen der Zutaten auf Klima und scheidung treffen können“, erläutert Philip Luthardt, sammenstellen der Klima-Bowls konnten das alle Umwelt ihrer Lieblings-Bowl. Von der hervorragen- Leiter Nachhaltigkeitsmanagement der Bohlsener Gäste des Pop-Up-Restaurants Schritt für Schritt den Eignung nachhaltiger, regional-saisonaler Mühle. nachvollziehen. Foto: Thorsten Scherz
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