TANDEMAusgabe 111 | Juni 2020 - Das Magazin der Gemeinsam durch die Corona-Krise 40 Jahre beschäftigt in der Lebenshilfe - Lebenshilfe Neuss
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TANDEM Ausgabe 111 | Juni 2020 Gemeinsam durch die Corona-Krise 40 Jahre beschäftigt in der Lebenshilfe Sonderthema Kunst und Kultur Das Magazin der
Inhaltsverzeichnis EDITORIAL 42 Coach Uwe Görlt hilft Lern gruppe für Externenprüfung HEP 04 Vorwort der Vorstandsvorsitzenden 43 Auslandspraktikum in Warschau 05 Grußwort der Geschäftsführung 44 Jahresauftakt im Familien zentrum Sonnenblume LEBENSHILFE WISSENSWERT 06 Ein Virus, das alle herausfordert 44 Lebhafter Vortrag über die „Generation Z“ 08 26. März 2020: Das Corona-Virus hat die Lebenshilfe Neuss erreicht 45 Weihnachtsfeier der Lebenshilfe Verwaltung 09 Was ist das Corona-Virus? 46 Fortbildung zum Thema Selbstbestimmung 10 Azubi Julian Niklas Aumann auf Postfahrt in Corona-Zeiten 46 Helga Hermann backt seit acht Jahren ehrenamtlich für die 11 Nachbarschaftshilfe fürs Lebenshilfe Wohnhaus Weckhoven 12 Neue Freizeitheldin beherzt an THEMENSEITEN der Nähmaschine 20 Kulturelle Angebote der 12 Erfahrungen des Pflegedienstes Offenen Hilfen 13 Infos zu Corona in 21 Gemeinsam singen, Leichter Sprache malen und tanzen 13 Ostergruß der Geschäftsführung 22 Unser Kunstworkshop per Postfahrt 24 Besuch der Vernissage 15 Familienzentrum Am Baldhof 25 Gastbeitrag von Paul Jarosch, ohne Kinder aktiv Stellvertretender Kuratori- 15 Aufräumen für den umsvorsitzender der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta Neu-Start und Ulrich Findeisen 16 Corona-Betreuung im 28 Bildung in vielen Kompetenz- Familienzentrum Hammfeld bereichen 17 Wohnhaus Grimlinghausen mit 29 Gastbeitrag von Dr. Uta Hus- Freizeit-Rundum-Programm meier-Schirlitz, Direktorin des 17 Bunte Eier und Clemens Sels Museums Neuss Fantasie-Reisen 31 Fantasie und Zauberei 18 HEMA spendet Süßigkeiten zu 32 Hammfeld-Kids in virtueller Ostern Ausstellung 18 Aktive Bewohner/-innen im 32 Puppentheater im Wohnhaus Gnadental Familienzentrum Hammfeld 39 Lebenshilfe-Urgestein blickt zu- 33 Ausflug zum Theater am rück Blauen See 40 Erneut großzügige Spende vom 34 Theaterpremiere im Holiday Inn Familienzentrum Am Baldhof 41 Jubilare im 1. Halbjahr 2020 02 TANDEM: INHALTSVERZEICHNIS
35 Gastbeitrag von Caroline Stolz, 59 Mutter-Kind-Erlebnistag in der Intendantin des Rheinischen KiTa Abenteuerland Landestheaters 59 Jubiläum U-16 Party im 38 Musikalische Früherziehung in KiJuZe Allerheiligen der KiTa Farbenland Texte in Leichter Sprache WOHNEN UWO – stehen in einem blauen Kasten. Ambulant Unterstütztes Wohnen 47 UWOs unterwegs Leichte Sprache Bilder Wohnhäuser markieren diese Text-Kästen. 48 Umzug ins neue Wohnhaus Im Inhalts-Verzeichnis sind Gnadental die Titel dieser Texte blau 48 Gemeinsames Singen mit dem Eifelverein im Wohnhaus hinterlegt. Gnadental 49 Tagesstruktur TH16 und TH18 IMPRESSUM getrennt 49 Weihnachten im Herausgeber: Wohnhaus Furth Lebenshilfe Neuss gGmbH Hamtorwall 16, 41460 Neuss 50 Leckeres kontakt@lebenshilfe-neuss.de Weihnachts-Essen www.lebenshilfe-neuss.de 50 Altweiber im Wohnhaus 02131-369 18 0 Gnadental Geschäftsführer: KINDER & JUGENDLICHE Gesine Eschenburg, Winfried Janßen 52 Erfolgreiches Baldhof-Projekt: Redaktionsleitung: Marion Stuckstätte Kinder am Steuerhebel 52 Karneval im FZ Hammfeld Realisation: © 2020 Katja Maßmann, Neuss www.iD-Signs.de 53 Was ist ein Snoezel-Raum? © Grafiken: Created by Freepik 54 Bewusstes Entspannen im Familienzentrum Hammfeld Die gezeichneten Bilder in den Leichte 55 Kinder erkunden ungewöhnliche Sprache Kästen sind übernommen von: Tiere © Lebenshilfe für Menschen mit geisti- ger Behinderung Bremen e.V. 55 Vogel-AG im Familienzentrum Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetin- Marienburg sel, 2013. Alle Rechte vorbehalten. 56 Lustiges Karnevalsfest im FZ Marienburg © Fotos: Lebenshilfe Neuss gGmbH Titelfoto: Heilpädagogin Christina Roth 57 KiTa Wimmelgarten im mit Jasmin L. Neubau – Kids berichten Druck: Teamdruck GmbH, Neuss TANDEM: INHALTSVERZEICHNIS 03
Editorial Liebe Freundinnen und Freunde der Lebenshilfe Neuss, unsere letzte große Feier, die Sie zahl- reich besucht haben, war der traditio- nelle Jahresauftakt im Familienzentrum Sonnenblume. Nur kurze Zeit später er- eilte uns die Mahnung, keine größeren Veranstaltungen mehr durchzuführen und im März folgte das Verbot. Dabei waren die Eröffnung unserer neuen KiTa in Holzheim sowie die Eröffnung des im Dezember bezogenen Wohnhauses Gnadental bereits fest im Terminkalen- bieten Einkaufsunterstützung an und der vermerkt. Aber, Gesundheit geht vor Neusser Träger arbeiten übergreifend, – und so gilt es, Verzicht zu üben. Auch um die Probleme gemeinsam zu bewäl- auf die traditionelle Klausurtagung des tigen. Positive Züge einer großen Krise! Aufsichtsrates, die Ende März stattfin- Es freut mich außerdem, dass trotz al- den sollte. lem unsere Bautätigkeiten vorankom- men. Für das UWO-Projekt Allerheiligen Nun, Geschäftsführung und Aufsichts- dürfen wir erwarten, dass es planmäßig rat/Vorstand sind dank moderner Me- im Juni fertig wird. Die Bewohner/-innen dien dennoch im gewohnten Austausch freuen sich auf den Einzug und sind na- – es gibt keinen Stillstand. Im Gegen- türlich schon sehr ungeduldig. teil, Unternehmen wie die Lebenshilfe mit ihren Angeboten der besonderen In diesem Sinne wünsche ich uns allen, Wohnform, den ambulanten Angeboten dass es stückweise gut weitergeht und im Wohnen, aber ebenso der sozialpä wir wieder in einen gewissen Alltag kom- dagogischen Familienhilfe und den KiTas men können. Insbesondere aber wün- sind aktuell besonders gefragt. Sie be- sche ich allen Leserinnen und Lesern schäftigen selbst sog. systemrelevante eine gute Gesundheit! Mitarbeiter/-innen, die dazu beitragen, dass Kolleg(inn)en aus Krankenhäusern Ihre etc. weiter ihren Dienst tun können. Da- für gebührt ihnen unser großer Dank! Dieser schließt ausdrücklich auch Ver- waltung und Geschäftsführung ein, die Angelika Quiring-Perl in diesen Tagen ebenso Besonderes zu Vorsitzende des Lebenshilfe Neuss e.V. leisten haben. Vorsitzende des Aufsichtsrates der Lebenshilfe Neuss gGmbH Auch für die Unterstützung Dritter dan- ke ich sehr. Nachbarn nähen Masken, im Namen von Vorstand und Aufsichtsrat 04 TANDEM: EDITORIAL
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, eigentlich sollten in dieser Ausgabe The- men wie die weitere Umsetzung des Bun- desteilhabegesetzes sowie das neue Kin- derbildungsgesetz im Mittelpunkt stehen. Aber seit Mitte März ist alles anders – das Corona-Virus hält uns fest in seiner Hand. Während uns zuerst fast stündlich neue Verordnungen und Erlasse erreichten, ist selbst in dieser außergewöhnlichen Si- terentwickeln, noch, welche weiteren tuation inzwischen eine gewisse Routine staatlich verordneten Sanktionen es geben entstanden. Unsere ohnehin schon hohen wird. Mit Sicherheit wissen wir allerdings, Hygienestandards wurden und werden dass wir uns auch weiterhin mit ganzer weiter ausgebaut, Betretungsverbote um- Kraft der Situation stellen sowie alle uns gesetzt und wieder gelockert, Schutzma- möglichen Maßnahmen ergreifen, um die terialien mühevoll (und teuer) beschafft, Folgen abzumildern. Dabei gilt unser gro- Videokonferenzen schätzen gelernt und, ßer Dank unseren Mitarbeiter(inne)n, die und, und. Auch deshalb, aber zudem mit besonnen, aber auch beherzt mit heraus- einem guten Quantum Glück, haben wir ragendem Engagement für unsere Bewoh- Stand heute – Mitte Mai – nur wenige Er- ner/-innen, Nutzer/-innen und KiTa-Kinder krankungen unter Mitarbeiter(inne)n und da sind. Ausdrücklich erwähnen möchten Bewohner(inne)n gehabt. wir dabei auch die GWN-Mitarbeiter/-in- nen, die uns unterstützen sowie jene der Trotzdem finden Sie auch in dieser Ausga- Lebenshilfe, die aus unseren KiTas oder be einen Sonderteil – dieses Mal zum The- anderen Einrichtungen in die Wohnhäuser ma Kunst und Kultur. Wir danken Paul Ja- gegangen sind. rosch als stellv. Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen, der Intendantin des Rheinischen Landestheaters Caroline Stolz sowie der Leiterin des Clemens Sels Muse- Gesine Eschenburg ums Dr. Uta Husmeier-Schirlitz herzlich für Geschäftsführerin ihre Gastbeiträge. Alle sind aktive Unter- stützer der Inklusion und mit allen sind wir eng verbunden. Einen Ausblick zu wagen, ist momentan schwierig bis unmöglich. Weder wissen Winfried Janßen wir, wie sich die Ansteckungszahlen wei- Geschäftsführer TANDEM: EDITORIAL 05
Ein Virus, das alle herausfordert – Rückblick auf den März Gemeinsam durch die Corona-Krise Corona sorgte innerhalb kürzester sonderen Situation entgegentreten. Zeit für Einschränkungen in allen Le- Die Lebenshilfe Neuss ist dankbar für bensbereichen – privat und beruflich. diesen Zusammenhalt. Und stolz dar- Auch die Lebenshilfe Neuss stellte auf, dass auf derart positive Energien das neuartige Virus im März vor eine gesetzt werden kann. Situation, die es vorher noch nie ge- geben hatte. Schulen, KiTas und Jugend Einrichtungsschließungen, Schul- und einrichtungen geschlossen KiTa-Assistent(inn)en in Kurzarbeit Neben dem allgemeinen Gefühl der Ver- und Wohnhäuser in extremer Belas- unsicherung wurde Mitte März die Um- tung und stetiger Alarmbereitschaft setzung erster konkreter Maßnahmen waren und sind noch heute nur einige spürbar: Am 16.03. erlässt das Ministe- der Herausforderungen. Alles anders, rium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Flexibilität und Reaktionsschnelle Integration des Landes NRW ein Betre- sind in solchen Zeiten gefragt, genau- tungsverbot für KiTas. Schulen und öf- so wie Verständnis und Einsatz der fentliche Einrichtungen durften nicht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. mehr besucht werden. Entsprechend Unaufgeregt, aber mit Vorsicht und den geltenden Verordnungen blieben Bedacht, setzen diese ihre Arbeit fort somit alle unsere KiTas und Familien- – dort, wo es unabdingbar ist, auch zentren, das Kinder- und Jugendzent- da, wo sie unterstützen können. Sie rum sowie der Jugendbus für den all- agieren spontan und werden kreativ, gemeinen Betrieb ab diesem Zeitpunkt indem sie mit eigenen Ideen der be- geschlossen. Betreuung fand nur noch 06 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
für Kinder von Schlüsselpersonen statt. breitung des Virus entgegenzuwirken 92 Schul- und KiTa-Assistent(inne)n der und die zu schützen, die unabdinglich Offenen Hilfen waren von einem auf vor Ort tätig sein mussten, arbeiteten den anderen Tag nicht mehr im Ein- viele Mitarbeiter/-innen von zu Hause satz. Eine Belastungsprobe für sie wie aus. Die IT setzte unverzüglich die er- für die Neusser Lebenshilfe. So arbeite- forderlichen Soft- und Hardware-An- te die gGmbH gemeinsam mit dem Be- sprüche für die Homeoffices unter triebsrat eine Betriebsvereinbarung zur Sicherung des Datenschutzes um. Kom- Kurzarbeit aus. Am 25. März, eineinhalb muniziert wurde per Mail und Telefon. Wochen nach der flächendeckenden Ein- Fortbildungen, Dienstbesprechungen richtungsschließung für den Publikums- und Feiern wurden ausgesetzt. Dort, verkehr, musste die Lebenshilfe Neuss wo Begegnungen und direkte Abspra- ihre Schul- und KiTa-Assistent(inn)en in chen bzw. Übergaben dennoch nötig die Kurzarbeit schicken. Um die finan- waren, galt das Abstandhalten und die ziellen Einbußen zu reduzieren, stockte Einhaltung der verschärften Hygiene- die Lebenshilfe Neuss das Kurzarbeiter- bestimmungen als selbstverständlich. geld der Bundesagentur für Arbeit (60 Zudem wurden Videozusammenkünfte Prozent des Nettogehalts für kinderlose eingeführt. Mitarbeiter/-innen bzw. 67 Prozent für Mitarbeiter/-innen mit Kindern) auf 80 Beherzter Einsatz im Prozent auf. Pflegedienst Wie die Wohnhäuser war auch der Pfle- Vollzeit-Betreuung in den gedienst in besonders geforderter Po- Wohnhäusern sition. Das Gebot der Stunde, Abstand Einen Tag später, am 17. März, folgte zu halten, kam hier häufig nicht infra- das Betreuungsverbot für Werkstätten. ge. Patientinnen und Patienten müssen Die Lebenshilfe begrüßte die Entschei- versorgt werden, gerade in Notsitua- dung, die sie längst eindringlich gefor- tionen. Können Medikamentenverga- dert hatte. Dennoch stellte die Situation be und Haushaltsleistungen noch mit diese auch hier vor besondere Aufga- Distanz ausgeführt werden, so ist der ben: Alle Bewohner/-innen blieben da- Direktkontakt u.a. bei der Wundversor- heim. Rundum-die-Uhr-Betreuung war gung undenkbar. Die richtigen Schutz- in unseren Wohnhäusern gefordert. Die materialien waren hier ein Muss, um über gesonderte Corona-Newsletter in- die Ansteckungsgefahr für Klientel ge- formierten Mitarbeiter/-innen wurden nauso wie für Mitarbeiter/-innen aufs gebeten, sich gegenseitig zu stärken. Minimum zu reduzieren. Wie alle Pfle- Alle, die in anderen, derzeit geschlosse- geeinrichtungen und Krankenhäuser nen Bereichen tätig waren, wurden nach hatte auch die Lebenshilfe Neuss Not, ihrer Bereitschaft gefragt, die Teams die knappen Güter zu besorgen. An in den Wohnhäusern zu unterstützen. Schutzkleidung und Desinfektionsmit- Schnell meldeten sich viele für den für teln mangelte es hier nicht, jedoch wa- sie ungewöhnlichen Einsatz. So blieb ren die sicheren FFP2-Masken nur über- die Betreuung der Bewohner/-innen ge- teuert und mit erschwertem Aufwand währleistet und die Mitarbeiter/-innen zu ordern, zudem jeweils nur in gerin- im Wohnhaus wurden entlastet. gen Mengen nachzufüllen. Erleichternd für die schwierige Arbeit im Pflegedienst Besondere Vorsicht in der wirkte die Entscheidung des MdK und Verwaltung der Kassen, keine Qualitätssicherungs- Auch Mitarbeiter/-innen der Verwaltung besuche in den ersten zwei Quartalen mussten sich umstellen. Um der Ver- 2020 einzufordern. TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 07
Sondersituation im UWO und in Standarddrucke und Vorlagen erstellt, den Offenen Hilfen die zukünftig Zeit ersparnis bringen. Auch die Nutzer/-innen des Ambulant Auch standen die Planung des neuen Unterstützten Wohnens verloren vie- Programms und die Ausgestaltung des le Anlaufpunkte: Die Arbeit in der GWN Freizeitgruppenhefts im Visier. ruhte, das Lebenshilfe-Center blieb ge- schlossen, die Freizeitangebote wurden Ein Hürdenweg, der auf Eis gelegt. Umso wichtiger wurde die Zusammenhalt fordert Erbringung von Fachleistungsstunden, Hier nur ein Auszug, denn Umstellungen um den Bedarf aufzufangen. und Einschränkungen gab es viele. Neue Bei den Offenen Hilfen sorgte die Co- Infos und Weisungen kamen teils stünd- rona-Krise für weitgehenden Stillstand. lich rein. Die Schrecken gingen nicht an Alle Angebote mussten pausieren. Die uns vorbei. Das Corona-Virus wird einen Freizeitgruppen wurden abgesagt, ge- traurigen dauerhaften Platz in der Ge- nauso wie alle Partys. Einige KiTa- und schichte einnehmen, hier wie weltweit. Schulassistent(inn)en, die in Kurzarbeit Es wirkt noch heute und für die Zukunft. geschickt werden mussten, boten sich Wir wissen alle nicht, wo der Weg hin- an, die Arbeit in den Wohnhäusern zu geht. Aber eines hat sich bis jetzt in die- unterstützen. Ein Angebot, das auf gu- ser besonderen Zeit gezeigt: Wir gehen ten Zuspruch stieß. Die gewonnene Zeit gemeinsam. Gestärkt durch ein enga- im OH-Office wurde zudem genutzt, um giertes Team, das sich aus Überzeu- Aufgaben anzugehen, die sonst im Ta- gung für die gute Sache und für die gesgeschäft in den Hintergrund rücken. Gesellschaft einsetzt. Denn wir haben Dazu zählte die Optimierung der Pla- eine Vision: „WIR KRIEGEN ES HIN!“ nungssoftware Vivendi. So wurden u.a. 26. März 2020: Das Corona-Virus hat die Lebenshilfe Neuss erreicht Gedanken aus der TH 16 unserer Arbeit geworden ist, wollten wir kurz innehalten und die Freude des Le- bens nicht vergessen. Leider haben immer noch einige Men- schen nicht verstanden… Unsere tiefe Überzeugung ist es, für je- den Menschen da zu sein, denn gemein- sam schaffen wir ALLES. #WirSindDaFürEuch #BleibDuZuhauseFürUns Wir schicken Euch ein Lächeln. „Bei aller Traurigkeit, die uns heute über- fällt – und allem professionellem Krisen- Das Team vom Wohnhaus management, das nun Hauptbestandteil Weckhoven. 08 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Was ist das Corona-Virus? Ein Virus ist sehr klein. Von einigen Viren kann man krank werden. Zum Beispiel vom Corona-Virus. Das Corona-Virus ist neu. Die Ärzte kennen es noch nicht. Und unser Körper auch nicht. Deswegen ist es auch gefährlich. Vom Corona-Virus bekommt man oft Fieber Husten ohne Schleim Probleme beim Atmen. Ein Mensch mit Corona-Virus kann andere anstecken. Und das geht sehr schnell. Zum Beispiel durch Husten. Oder Niesen. Was kann man tun? • Hände gründlich und lange waschen. • Mit warmem Wasser und mit viel Seife. • Bei Schnupfen ein Taschen-Tuch benutzen. • Die aus Papier für den Einmal-Gebrauch. • Und immer ein neues Taschen-Tuch nehmen. • Husten und niesen nur in die Arm-Beuge. • Sich nicht ins Gesicht fassen. • Und großen Abstand von anderen Menschen halten. Wenn ich mich krank fühle? Dann den Arzt anrufen. Oder meinen Betreuer fragen. TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 09
Azubi Julian Niklas Aumann auf Postfahrt in Corona-Zeiten Menschenleer – aber auch voller Hoffnung Wegen der Corona-Krise lief Ende März alles etwas anders, auch bei uns in der Lebenshilfe Neuss. Einige Mitarbei- ter/-innen konnten nicht in ihren eigent- lichen Bereichen arbeiten und verlegten ihren Einsatz in andere Bereiche bzw. Einrichtungen. Alle mussten flexibel sein. Genauso wie ich. Auch während der Corona-Krise lagen die Postfahrten nicht auf Eis. Jeden Montag und Mitt- woch fährt unser Postfahrer die interne Post in alle Betriebsstätten. Für eine be- stimmte Zeit übernahm ich die Fahrten. Ich fuhr die gleiche Route und hatte die gleichen Aufgaben. Trotzdem war vieles anders; wegen der Corona-Krise. Die Hygienemaßnahmen hatten sich ver- schärft. Mundschutz und Handschuhe waren jetzt auch bei mir im Einsatz. Vor- sicht war geboten. Gleich einer Geisterstadt Bei meiner Fahrt fiel mir als Erstes auf: Die Kindergärten und Familienzentren waren menschenleer. Es fühlte sich an wie in einer Geisterstadt. Die Gänge wa- ren leer und es war still. Die Parkplätze waren frei und in den Fahrradständern standen keine Räder. Eigentlich kommen mir sonst viele Kids entgegengelaufen. Das war jetzt anders. Kein einziges lief über den Flur. Meist war nur die Notbe- setzung am Arbeiten. Vielerorts wurden organisatorische Aufgaben, Aufräum- und Verwaltungsarbeiten erledigt. Hygienemaßnahmen auf hohem Niveau Ebenso offenkundig die Veränderungen in den Wohnhäusern: Hier traf ich zu- erst auf große Stoppschilder und hygie- nische Warnhinweise, die unübersehbar an den Eingangstüren hingen. Bevor ich ein Wohnhaus betreten durfte, musste 10 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
ich mich mit Namen, Uhrzeit und Unter- einsatz zur Fertigstellung der Außen- schrift in eine Liste eintragen. Ins Wohn- anlage und des Spielbereichs. In den haus Bauerbahn konnte ich gar nicht Wohnhäusern Gnadental und Grimling- rein. Eine Kollegin war hier so freundlich, hausen waren die Bewohner/-innen be- den Postaustausch draußen mit mir vor- geistert mit Pinsel, Teig und Gießkanne zunehmen, um die Bewohner/-innen zu am Werk. Bei den Offenen Hilfen lagen schützen. selbst genähte farbige Masken auf dem Tresen. Und im Familienzentrum Mari- Kleine Mutmacher enburg sah ich gemalte Regenbogen in Auch wenn sich alles seltsam und an- den Fenstern. Diese sollten Passanten ders anfühlte, eines ist mir aufgefallen: Mut machen. Mut machen und nach vor- Alle versuchten, positiv zu bleiben. Und ne sehen, so erlebe ich es in der Neusser trotz angespannter Lage waren alle für- Lebenshilfe. Denn, was stand noch auf einander da. Im Baldhof wurde im Team dem bemalten Tuch, das draußen am geschrubbt und gesäubert. In der neuen Wohnhaus Weckhoven hing? KiTa Wimmelgarten gab es einen Groß- „Alles wird gut.“ Nachbarschaftshilfe fürs Wohnhaus Weckhoven Schöne Momente in aktuellen Zeiten Vor einigen Tagen rief uns ein benach- bartes Ehepaar an. Frau und Herr Höhl. Sie berichteten, dass sie auch zur Risiko- gruppe gehören und daher nicht mehr das Haus verlassen. Andere Menschen würden sie mit dem Nötigsten versor- gen. Sie hätten begonnen, Schutzmasken zu nähen und würden auch uns gerne kos- tenlos welche zukommen lassen. Eine super tolle Aktion! Familie Höhl hat die Masken vor ihre Haustür gelegt und wir haben im Gegen- zug eine andere Kleinigkeit hinterlegt. WIR MÖCHTEN UNS ALLE HIERFÜR GANZ HERZLICH BEDANKEN!!! (Vom Team des Wohnhauses Weckhoven; 2. März 2020) TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 11
Neue Freizeitheldin beherzt an der Nähmaschine Bunte Masken für die Offenen Hilfen hat sie sich überlegt, Masken zu nähen. Die- se sind nicht für den Eigenschutz gedacht, sondern damit man niemand anderen so schnell anstecken kann, wenn man das Vi- rus vielleicht selbst schon in sich trägt. Sie hat einen Aufruf auf Facebook ge- startet und näht die Masken für soziale Einrichtungen ehrenamtlich zum Materi- alpreis. Außerdem kann man als Privat- person ebenfalls Masken bei ihr bestellen. 50 Stück gespendet Da sie als neue Freizeitheldin in engem Kontakt mit den Offenen Hilfen steht, hat sie auch der Lebenshilfe Neuss an- geboten, Masken zu nähen. Daraufhin haben wir sie gebeten, uns vorerst 50 Stück herzustellen. Wir haben eine neue Freizeitheldin. Ihr Innerhalb einer Woche waren die Masken Name ist Daniela Johannsenova. Sie ist fertiggestellt. Und: Daniela Johannsenova Strick-Designerin und hat ein Atelier in hat uns diese komplett gespendet. Nun Dormagen. Zukünftig wird sie für uns verteilen wir die Masken dort, wo sie am Strickkurse anbieten. Auch bei Ausflü- dringendsten benötigt werden. gen und Gruppenangeboten wird sie Wir haben uns sehr über die Masken ge- uns unterstützen. freut. Und das mit einem Strauß Blumen Als es mit der Corona-Krise losging, hat sie ausgedrückt. sich überlegt, wie sie helfen kann. Da sie Vielen lieben Dank!!! Auch an alle weite- nicht nur stricken, sondern auch gut nähen ren Maskenspender/-innen, die uns bis kann und eine Industrie-Nähmaschine hat, heute so zahlreich unterstützt haben! Erfahrungen des Pflegedienstes Zuspruch von Passanten haben wir diesen Beruf gewählt. Viele Menschen haben jetzt Fragen – und ver- stärkt Ängste. Wir beraten auch und ver- suchen zu beruhigen. Andere klopfen an unsere Autoscheiben. Anfangs wusste ich nicht wieso. Jetzt macht es mich stark und lässt mich lächeln. Wenn ich höre, was man mir sagen möchte: „Ich finde es toll, was Sie leisten. Danke, dass es Menschen wie Sie gibt.“ (Sandra Peter- mann, Pflegefachkraft der Lebenshilfe „Es ist keine leichte Zeit. Wir helfen, wo Neuss) wir können, dafür sind wir da. Deswegen 12 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Infos zu Corona in Leichter Sprache Im Moment gibt es sehr viele Nachrichten. Alle erzählen vom Corona-Virus. Es gibt Nachrichten im Internet. Auch im Fernsehen und in Zeitungen. Aber die Aussagen versteht man oft schwer. Manchmal auch gar nicht. Darum gibt es jetzt eine neue Internet-Seite. Dort gibt es Infos zum Corona-Virus. Alle Infos dort sind in Leichter Sprache. Von hier findet man auch zu anderen Internet-Seiten in Leichter Sprache. Auch ein Lexikon gibt es dort. Es erklärt schwierige Wörter zum Thema Corona. Hier findet man die Seite: www.corona-leichte-sprache.de. Ostergruß der Geschäftsführung per Postfahrt Kleines Dankeschön für große Heldinnen und Helden Es gibt viele, die trotz der schwierigen Situation der Corona-Zeit tagtäglich en- gagiert für die Lebenshilfe und vor allem für Menschen im Einsatz sind. Sie arbei- ten u.a. in unseren Wohnhäusern, im UWO, bei den Offenen Hilfen, im Pflege- dienst, in KiTas, in der Verwaltung oder unterstützen – aus anderen nicht akti- ven Bereichen kommend – die Betreu- ung unserer Bewohner/-innen. Durch eine kleine Aktion wollte sich die Geschäftsführung für große Einsät- Grüße an alle besonders belasteten Mit- ze bedanken: So ließ sie über die letzte arbeiterinnen und Mitarbeiter überbrin- Postfahrt vor Ostern süße und herzliche gen. TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 13
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FZ Am Baldhof ohne Kinder aktiv Anpacken und nach vorne schauen Langeweile kam im Familienzentrum Am Baldhof nach offizieller Schließung der KiTas und Familienzentren, als das Team noch vor Ort war, nicht auf. Zwar blieb auch da das Haus schon ohne Kinder und ungewöhnlich leise ging es ebenfalls zu, aber genug zu tun gab es dennoch. Verkleidungen waschen, Lego- steine säubern - kurz und gut Grundrei- nigungen standen neben der Ausarbei- tung von Bildungsdokumentationen auf dem Programm. So wurde für den Wie- deranfang und die Rückkehr vom Team und den Kids alles optimal vorbereitet. Auch das Aquarium und das Spielesor- timent kamen zu neuem Glanz. Aus der Corona-Krise das Beste machen: Team- building mit Sicherheitsabstand. Aufräumen für den Neu-Start Das Familien-Zentrum Am Baldhof musste schließen. Wie alle KiTas und Schulen. Wie alle Werkstätten und Cafés. Für eine bestimmte Zeit. Wegen der Corona-Krise. Damit sich keiner ansteckt. Die Kinder mussten zuhause bleiben. Deswegen war es sehr leise. Die Mitarbeiter waren am Anfang trotzdem da. Sie haben geputzt und aufgeräumt. Sie waren sehr fleißig. Jetzt sieht alles noch viel besser aus. Für den Start wieder mit den Kindern. Eine Pause hat so auch etwas Gutes. TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 15
Corona-Betreuung im Familienzentrum Hammfeld Helfen funktioniert gemeinsam sie Dienst hatten. Um Abstand zu wah- ren, verabschiedeten sich die Großen schon draußen von ihren Kids, die dann alleine die KiTa betraten. Die Schutzmaß- nahmen umfassten zudem, dass Kinder von Schlüsselpersonen nur in ihre eige- ne Gruppe durften. Auch so wurde die Ansteckungsgefahr reduziert. Bei uns stammten zu dieser Zeit alle Kinder aus der gleichen Gruppe und konnten ge- meinsam betreut werden. Dies mit be- sonderer Sorgsamkeit und mit langem, häufigem und gründlichem Händewa- schen und viel schäumender Seife. Aber das mit Eifer und richtig Spaß. Dazu hat- ten wir viel intensive gemeinsame Zeit, die wichtig war, gerade weil Mama und Papa stark gefordert waren. Auch die Kleinen haben gelernt, sich verantwor- tungsvoll zu verhalten. Sie hatten schöne Stunden. Das hat ihren Eltern wiederum viel Kraft gegeben; sie zudem entlastet. Die Kinder haben die gesonderte Be- treuung richtig genossen. Denn wann hat man schon einmal so viel Platz – und die Erzieher/-innen und alle Spielsachen Das Betretungsverbot für KiTas und die ganz für sich?! Schließung von Jugendeinrichtungen wurden als Erstes zum Schutz vor der „Es ist im Moment ganz toll in der KiTa. Ausbreitung des COVID-19-Virus ein- Da meine Mama Krankenschwes- geführt. Ab dem 16. März 2020 blieben ter ist und die Mama von meinem die Türen zu – auch im Familienzentrum Freund auch, dürfen wir ganz alleine Hammfeld. Geöffnet wurden sie nur mit zwei Erzieherinnen in der KiTa noch für einige wenige: die Kinder der sein. Wir dürfen alles machen und wir sogenannten Schlüsselpersonen. Denn dürfen sogar selber aussuchen, was die Eltern, die auch zur Corona-Zeit un- wir essen. Eis gibt es auch. Man kann verzichtbar außer Haus im Einsatz wa- überall spielen, keine anderen Kinder ren, sollten ihre Kinder gut betreut wis- stören uns und wir müssen uns nicht sen. Dafür sind wir da. abwechseln. Sogar Kuchen haben wir Im Familienzentrum Hammfeld kamen heute gebacken. Der Corona-Virus ist nach der 1. Verordnung ein bis vier Kin- für uns gar nicht so schlimm.“ der zur Betreuung pro Tag. Diese wur- (Mika M., 6 Jahre) den von ihren Eltern nur gebracht, wenn 16 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Wohnhaus Grimlinghausen mit Freizeit-Rundum-Programm Aktiv trotz Werkstattschließung Seit dem Erlass, auch für die Werkstätten ein Betreuungsverbot einzuführen, blie- ben unsere Bewohner/-innen zuhause. Eine Sondersituation in den Wohnhäu- sern, die alle vor eine große Herausfor- derung stellte. Getreu dem Motto, neue Zeiten erfordern andere Wege, wurden die Betreuer/-innen im Wohnhaus Grim- linghausen schnell kreativ. Das Ergebnis: ein Freizeit-Rundum-Programm gegen Corona-Frust. Erst Kaffeezeit, dann Ac- genehme Unterhaltung hinterher. Auch tion! So standen am Nachmittag tolle Steffis Ostergeschichten kamen bestens Aktionen auf dem Programm: Kuchen an. Ach ja, und Partys gab es on top, ob backen, Mensch ärgere dich nicht! und zum Geburtstag oder zu Ostern. Eines Co. oder auch im Schreibkurs fit werden, war schnell klar: Beängstigende Zeiten der Vielfalt waren kaum Grenzen gesetzt. lassen sich durch schöne Dinge deutlich Nihans Abenteuer-Sportgruppe und ihre besser ertragen. Und mit selbstgebastel- Fantasiereisen boten Selens Puzzle- und ter Deko, knallig bemalten Ostereiern – Bastelgruppe Konkurrenz. Gemütliche samt Eierlaufen und Nestersuche – rückt Filmabende mit Dominik sorgten für an- auch Angenehmes wieder in den Sinn. Bunte Eier und Fantasie-Reisen Alle Bewohner mussten zu Hause bleiben. Sie durften nicht zur Arbeit gehen. Wegen dem Corona-Virus. Dafür gab es viel Programm. Wir konnten Kuchen backen. Auch spielen oder basteln. Wir haben im Schreib-Kurs geübt. Steffi hat für uns tolle Oster-Geschichten gelesen. Abends haben wir spannende Filme geschaut. Auch auf Fantasie-Reise sind wir gegangen. Die Partys und Geburtstage waren prima. Wie Ostern. Da haben wir bunte Eier im Garten gesucht. TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT 17
HEMA spendet Süßigkeiten zu Ostern Schokohasen fürs Wohnhaus Eine Überraschung der besonderen Art gab es dann zum diesjährigen Osterfest im Wohnhaus Grimlinghausen: Eine gro- ße Wagenladung Oster-Leckereien traf hier am 3. April ein. Denn das Unter- nehmen HEMA hatte kurzerhand ange- boten, die schmackhaften Ostersachen aus seinem Neusser Lager an karitative Einrichtungen zu spenden. Auch wir ka- men in den Genuss. So lud der Lebens- hilfe-Sprinter kräftig ein – und aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner konnten ordentlich staunen. Eine tolle Sache, die uns Ostern wunderbar versüßte. Ganz herzlichen DANK! Aktive Bewohner/-innen im Wohnhaus Gnadental Wir bleiben zuhause Auch wenn es in Corona-Zeiten nicht dental zu beschäftigen. Hier wurde ge- nach draußen ging, so wussten sich die pflanzt, gemalt und gebacken. Bewohner/-innen im Wohnhaus Gna- 18 TANDEM: LEBENSHILFE WISSENSWERT
Themenseiten mit Gastbeiträgen Kunst und Kultur Ob Museumsbesuche, ob Rollenspiele, bedeutend. Kultur ist ebenso Histo- Werken, Erforschen oder Musizieren – rie und Literatur. Kunst dient auch der Begegnungen mit Kunst und Kultur ha- Selbstverwirklichung und dem eigenen ben weitreichend positive Wirkungen Ausdruck. Es gibt viele Aspekte der Be- auf den Menschen. Sie ermöglichen, trachtung künstlerischen Wirkens. In mehr über sich und andere zu erfah- zahlreichen Varianten fließt Kunst in un- ren, Fremdes kennenzulernen und so- sere Arbeit ein. Einige davon, z.B. unse- mit den eigenen Horizont zu erweitern. ren Kunstworkshop der Offenen Hilfen Über Kulturerlebnisse lässt sich Welt und Erlebnisse in unseren KiTas, wollen wahrnehmen, auch hinterfragen. Da- wir hier aufgreifen. Auch freuen wir uns her ist aktive Kultur und Kunst sowohl über drei spannende Gastbeiträge, die für die Entwicklung eines jeden als auch Dimension und Einfluss der Kunst näher für ein gesellschaftliches Miteinander erläutern. 19
Kulturelle Angebote der Offenen Hilfen Von Theater bis Malerei: Inklusion in allen Künsten Kulturinteressierte werden im Freizeit- stattfindenden Band-Sessions an ver- programm der Offenen Hilfen sicher schiedenen Instrumenten austesten. fündig. Das Angebot an kulturellen An- Beim Treffen des Liederclubs können geboten ist vielseitig und abwechslungs- Teilnehmer/-innen beliebte Songs sin- reich. Inklusion soll in allen Gattungen gen, immer begleitet von der Gitarre. der Kunst stattfinden: Theater, Musik, Kultur mit Körpereinsatz ist in der Tanz- Tanz und in den bildenden Künsten. Be- gruppe der Offenen Hilfen gefragt. Sie suche im Theater am Blauen See oder wird in einer professionellen Tanzschule auch anderen Theatern im Neusser trainiert und stellt ihr Talent sogar bei Stadtgebiet werden regelmäßig von den Auftritten unter Beweis. Fester Bestand- Offenen Hilfen angeboten. Auch Ausstel- teil des Kulturprogramms ist auch der lungen in Museen gehören zum kulturel- Kunstworkshop. Sechsmal im Jahr zau- len Angebot. Im letzten Jahr ging es für bern Teilnehmer/-innen hier echte Meis- einige Teilnehmer/-innen zum Beispiel terwerke in Zusammenarbeit mit Künst- ins Clemens Sels Museum in Neuss. lerin Simone Klerx. Band-Sessions, Tanztraining und Kultureller Raum für Kunstworkshop Begegnungen Musiker und die, die es noch werden Kulturell sind die Offenen Hilfen somit möchten, können sich bei regelmäßig breit aufgestellt, denn Inklusion be- deutet auch, dass Bildung und kreative Angebote für alle Menschen verfüg- bar gemacht werden. Außerdem bietet die gemeinsame Freizeitgestaltung viel Raum für neue Begegnungen, soziale Erfahrungen und die kulturelle Teilhabe. 20
Gemeinsam singen, malen und tanzen Die Offenen Hilfen haben viele tolle Angebote. Auch aus dem Bereich Kultur. Dazu gehören: Tanz, Musik, Theater und Malerei. Wir bieten zum Beispiel Ausflüge an. Wir fahren ins Theater. Oder ins Museum. Das ist immer an einem Tag. Wir bieten auch Gruppen an. Zum Beispiel die Musik-Band. Oder den Lieder-Club. Diese Angebote finden öfter statt. Zum Beispiel einmal im Monat. Wir haben ein tolles Kunst-Angebot. Das Angebot heißt Kunst-Workshop. Das ist mit der Künstlerin Simone Klerx. Dort malt man zusammen Bilder. Das ist öfter im Jahr. Alle Angebote stehen im Freizeit-Programm. Bei Fragen kann man bei den Offenen Hilfen anrufen. Die Telefon-Nummer ist: 02131 - 406 39 15 21
Kunstworkshops der Offenen Hilfen Kreatives Schaffen unter professioneller Anleitung workshops durch die Neusser Künstlerin Simone Klerx begleitet, die sich auf das Gebiet der Malerei spezialisiert hat. Ins- besondere durch ihre Unterstützung hat sich das künstlerische Niveau der Work- shops noch einmal deutlich gehoben. Und es entwickelt sich fortlaufend weiter. Mit Licht-Schatten-Effekten und dreidimensionalen Körpern So haben die Teilnehmerinnen und Teil- nehmer im Rahmen ihrer Anleitung ge- lernt, den malerischen Prozess genau zu planen und zu strukturieren, z.B. die Für die Malerinnen und Maler des Kunst- Konturen des späteren Bildes auf der workshops ist es eine große Freude und Leinwand mit Bleistift vorzuzeichnen. Anerkennung, dass sie im TANDEM re- Auch konnten sie von ihr lernen, wie gelmäßig über ihr künstlerisches Schaf- man einen bestimmten Farbton selbst fen berichten können. Diese Ausgabe mischen kann. Als die Malerinnen und liegt uns besonders am Herzen, denn es Maler hier eine größere Sicherheit und geht um unser Thema: Kunst von Men- Fertigkeit erlangt hatten, hat Simone schen mit und ohne Behinderung. Klerx sie schließlich auch unterstützt, ihre Maltechnik individuell weiterzu- Wir möchten daher die Gelegenheit nut- entwickeln und zu verfeinern. Konkret zen, um einen Blick zurück, aber auch in gehörte hierzu z.B. das Herausarbeiten die Zukunft zu werfen. von Licht-Schatten-Effekten oder das Malen von dreidimensionalen Körpern. Malen mit Unterstützung – und mit Niveau Wichtig war uns dabei immer, dass die Ma- Die Kunstworkshops der Offenen Hilfen lerinnen und Maler über die Themen der gibt es nun schon seit etwa 10 Jahren. Von Workshop-Wochenenden selbst entschei- Anfang an war die Idee, im Rahmen von den können. So haben wir z.B. Bilderrei- inklusiven Workshops Menschen mit und hen erstellt zu Themen wie Landschaften, ohne Behinderung zusammenzuführen Jahreszeiten, Blumen sowie zum Ende des und den künstlerischen Prozess gemein- Jahres immer auch Weihnachten. Wobei sam zu gestalten. In all diesen Jahren hat wir uns sehr gefreut haben, dass auch im es eine Vielzahl von Teilnehmerinnen vergangenen Jahr ein Bild von uns als Mo- und Teilnehmern gegeben, denen wir an tiv für die Weihnachtskarte der Lebenshil- dieser Stelle ganz herzlichen Dank sagen fe Neuss ausgewählt worden ist! möchten! Ein Teil von ihnen ist von An- fang an mit dabei. Glück haben wir auch Erfolgreiche Ausstellungen mit unserem Veranstaltungsraum in der Freude, auch Stolz haben die Teilneh- Verwaltung der Lebenshilfe Neuss, der merinnen und Teilnehmer empfunden, groß und hell ist, wie ein richtiges Atelier. als ihre Bilder im Laufe der Jahre mehr- Seit nunmehr 5 Jahren werden die Kunst- mals und mit großem Erfolg ausgestellt 22
wurden. So z.B. in der Sparkasse und im Rathaus der Stadt Neuss, im Romane- um sowie bei der Feier zum 50-jährigen Jubiläum der Lebenshilfe Neuss. Nicht zu vergessen die Dauerausstellung im Lebenshilfe-Center sowie im Treppen- haus und der vierten Etage der Lebens- hilfe-Verwaltung. Für diese Möglichkeit möchten wir uns noch einmal ganz herz- lich bedanken! Austausch unter Künstlern Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch bei Herta Buick und ihrem Mann, die die Kunstworkshops seit vie- haben, zusammen mit den Lebenshilfen len Jahren auf vielfältige Art und Weise Rhein-Kreis Neuss und Köln Ende dieses unterstützen! Jahres eine gemeinsame Ausstellung im Kunstforum der Stiftung in Köln auszu- Gerne tauschen wir uns auch mit ande- richten. Eine besondere Ehre für uns, die ren Künstlerinnen und Künstlern aus. wir sehr zu schätzen wissen! So haben wir uns sehr darüber gefreut, dass wir im Rahmen einer Exkursion die In Hinblick auf die Veranstaltungsdaten Möglichkeit hatten, die Werkstätten der der Ausstellung befinden wir uns aktuell Lebenshilfe Aachen zu besuchen. Hier in Planungsgesprächen. Wir werden die- gibt es eine eigene Werkstattgruppe mit se im kommenden TANDEM sowie über dem Schwerpunkt Kunst. Menschen mit unsere Website und die Facebook-Seite Behinderung stellen mit individueller der Lebenshilfe Neuss mitteilen. Anleitung in ihrem Arbeitsalltag ganz un- terschiedliche Kunstwerke her, die dann Gerne können Sie sich schon vorab ein käuflich zu erwerben sind. Eine interes- Bild von unserem Kunstschaffen ma- sante, bereichernde Begegnung. chen! Die Bilder unserer Dauerausstel- lung im Lebenshilfe-Center sowie im Dank der Stiftung für Kunst Treppenhaus und in der vierten Etage und Baukultur Britta und Ulrich der Lebenshilfe-Verwaltung können zu Findeisen den regulären Öffnungszeiten besichtigt Abschießend gilt unser großer Dank der werden. Wir wünschen Ihnen viel Freu- Stiftung für Kunst und Baukultur Britta de beim Kunstgenuss! und Ulrich Findeisen, auch besonders « Dipl.-Ing. Markus Schmale, stellv. Vor- „Ich denke dann nur noch ans standsvorsitzender der Stiftung, und Malen“ Dipl.-Ing. Evagelia Sardelis-Schmale, Melanie F.: Ich bin schon ganz lange Vorstandsmitglied und Leiterin der Ver- dabei. Ich male am liebsten kleine Bil- waltung der Stiftung. Durch ihre freund- der. Die verschenke ich dann. liche und großzügige finanzielle Unter- stützung leistet die Stiftung seit vielen Renate F.: Ich male gerne mit anderen Jahren einen wesentlichen Beitrag, da- zusammen. Die Simone kann ganz toll mit wir die Kunstworkshops auf einem malen. Da schaue ich mir viel ab. hohen Niveau weiterführen können. Elke Kr.: Ich kann beim Malen gut ab- Besonders gefreut haben wir uns, dass schalten. Ich denke dann nur noch wir durch die Stiftung die Möglichkeit ans Malen. Das finde ich schön. 23
Käthe Kr.: Ich möchte beim Malen im- Das habe ich von meinem Vater. Zu mer besser werden. Die Simone hat Hause bin ich aber meist allein. Zu- mir schon viel beigebracht. Aber man sammen zu malen, ist mal was ande- kann immer noch was dazu lernen. res. Jennifer R.: Ich mache gerne mein ei- André B.: Ich male gerne Sachen von genes Ding. Ich suche mir Motive her- der Küste, Leuchttürme oder Strän- aus, die mir gefallen. Die Simone gibt de. Das erinnert mich an Urlaub. mir dann Tipps, wie ich die am besten auf die Leinwand bringen kann. Annika L.: Mein Hobby sind Mangas. Die male ich am liebsten. Ich kann Birhan A.: Ich finde die Simone super. beim Malen total entspannen. Sie ist immer freundlich und versteht sofort, was ich malen möchte. Wir Beate F.: Ich mache gern beim Kunst- verstehen uns einfach gut. workshop mit. Die Simone kann toll malen. Da kann ich noch viel lernen. Thorsten L.: Ich male gerne Tiere. Neu- « lich habe ich eine Eule gemalt. Die ist Ina S.: Ich male am liebsten Häuser. richtig gut geworden. Die hängt jetzt Die Simone hilft mir dabei. Ich mag in meinem Zimmer. die Simone sehr. Petra J.: Ich mache gerne mit. Die Si- (O-Töne aus dem Kunstworkshop) mone ist freundlich. Die anderen sind auch freundlich. Die Termine des nächsten Kunstwork- shops werden auf unserer Homepage Maria N.: Zu Hause male ich auch viel. und Facebook bekannt gegeben. Besuch der Vernissage „Zu Ihren Diensten“ – Eine beeindruckende Ausstellung wurden sie im Kunstforum der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen ausgestellt. Vertreter/-innen unseres Kunstworkshops waren zur Vernissage der Serie „Zu Ihren Diens- ten“ geladen und zeigten sich fasziniert. „Die Bilder gefallen mir sehr gut, ich bin begeistert“, so Renate F., Malerin des Lebenshilfe-Kunstworkshops. Inhaltlich beschäftigte sich Lieber hier mit Hierar- chien in der Arbeitswelt des 17. Jahrhun- derts und stellte sich die Frage, wer von wem abhängig ist. Dies anhand eigen- Groß und opulent sind die Werke der williger Blicke aufs Dienstpersonal. Ein aus Ungarn stammenden Düsseldorfer ernstes Thema, das sie jedoch auch mit Meisterschülerin Sala Lieber. Im Januar Humor und Ironie aufzugreifen wusste. 24
Gastbeitrag von Paul Jarosch, Stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen Im Fokus: Kunst und Baukultur Kunst und Architektur sind existenzielle Bestandteile des Alltags und prägen die Umwelt eines jeden Menschen. So hat es sich die Stiftung für Kunst und Bau- kultur zur Aufgabe gemacht, dieses Zu- sammenspiel stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Es beinhaltet auch die vielschichtige Verknüpfung von Geschichte und Zukunft: So fördern wir ebenso für Anliegen der Denkmalpflege wie auch für die zeitgenössischen Leis- tungen der Architektur, Landschaftsar- chitektur und Stadtplanung sowie der bildenden Künste. Einen nicht unerheb- lichen Raum nehmen dabei kulturelle und soziale Projekte ein. Der Vorstand, das Kuratorium und die ter“ wurde nicht nur kreativ gearbeitet, Mitarbeiter/-innen der Stiftung sorgen sondern auch das Museum Insel Hom- in ihrer täglichen Arbeit dafür, dass die broich besucht. Hombroich ist Museum initiierten Eigen- und Fremdprojekte zu- und Künstlerstätte, Landschaft und Ort verlässig, im Sinne des Stiftungszwecks, für Architektur sowie für Ereignisse der wirtschaftlich und nachhaltig sowie mit Kunst, Literatur, Philosophie und Mu- hohem qualitativem und professionel- sik. Das Motto vom Museum Insel Hom lem Anspruch durchgeführt werden. broich lautet: „Kunst parallel zur Natur“. Die Auswahl und Projektierung der för- Es ist entstanden in Anlehnung an eine derwürdigen Eigen- und Fremdprojekte Äußerung von Paul Cézanne, Kunst sei folgt nach festen Kriterien wie bspw. Re- eine Harmonie parallel zur Natur. Das gionalität, Qualität, Langfristigkeit oder 1987 eröffnete Museum Insel Hombroich Partnerschaft der Vorhaben und unter umfasst ein Landschaftsschutzareal von der Prämisse, das Stiftungsvermögen in 21 ha und ist ein reines Tageslichtmu- seinem Wert ungeschmälert zu erhalten seum mit zehn begehbaren, teils als bzw. auszubauen. Der Nutzen für die ge- Ausstellungsgebäude genutzten Skulp- förderten Menschen und Einrichtungen turen. Um Kunst und Natur sinnlich er- steht bei der Auswahl der Förderung fahrbar zu machen, wird neben künstli- stets im Mittelpunkt. cher Beleuchtung auf Beschilderungen, Bildlegenden, Absperrungen etc. sowie Gemeinsame Projekte im jegliche Didaktik verzichtet. Gerade für Zeichen der Kunst Kinder ist daher ein Besuch ein großar- Die Stiftung Findeisen und die Lebens- tiges Erlebnis. Des Weiteren wurde 2015 hilfe Neuss verbindet seit einigen Jah- die „Kunstgruppe“ der KiTa Farbenland ren ein enges Band. Bereits im Jahr in Meerbusch Lank-Latum und der KiTa 2013 wurde zum ersten Mal ein Projekt „Am Baldhof“ sowie beispielsweise zwei- der KiTa „Am Baldhof“ gefördert. Unter mal der „Kunstworkshop für Erwachse- dem Titel „Kleine Künstler – große Meis- ne mit Behinderung“ gefördert. Auch 25
ein KiTa-Ausflug ins Neanderthal Muse- Bau aus einer Stahlbetonbinderkon um in Mettmann und ein Besuch eines struktion mit hohen gläsernen Dachauf- 60-minütigen Workshops in der Stein- bauten diente nach dem Krieg zunächst zeitwerkstatt standen auf der Förderliste als Tankstelle und wurde anschließend der Stiftung Findeisen. Erkundet wurden als Galerie und als Arbeitsstätte genutzt. u.a. die zentralen Fragen der Mensch- Seit 2016 wird die Halle als Archiv so- heit: „Woher kommen wir?“ – „Wer sind wie für Dauer- und Wechselausstellun- wir?“ – „Wohin gehen wir?“. gen eingesetzt. Zugänglich über eine Hofpassage befindet sich der Eingang Die Integrative Tageseinrichtung für zum „Forum der Stiftung“, in dem tur- Kinder „Großes Abenteuerland“ erhielt nusmäßig Wechselausstellungen und zudem eine finanzielle Unterstützung Veranstaltungen stattfinden. Im Bereich für ein Kunstprojekt und seit Dezember hinter der Trennwand befindet sich eine 2015 fördert die Stiftung den sechsmal Dauerausstellung für die Werke der ver- jährlich stattfindenden Kunstworkshop storbenen Landschaftsarchitektin und der Lebenshilfe Neuss. Künstlerin Britta Findeisen. Im Archiv werden ihre Werke aufbewahrt. Über Die Stiftung für Kunst und Baukultur eine Treppe im linken hinteren Bereich ist in ihrem Wirken geografisch nicht der Halle erreicht man die Bibliothek der beschränkt. Zur Erhöhung der Wirk- Stiftung, die auch Arbeitsplätze für Ar- samkeit der Stiftungsmittel, aber auch chitekturstudent(inn)en beinhaltet. Die Dank der lokalen Verbundenheit der Verwaltung der Stiftung befindet sich Stiftungsgründer, fokussieren sich die in Grevenbroich-Hemmerden im Rhein- Maßnahmen auf Eigen- und Fremdpro- Kreis Neuss. jekte gemäß Stiftungszweck, die ihren Durchführungsschwerpunkt in Nord- Ein neues Format: rhein-Westfalen (NRW) haben bzw. de- #LebensART – von Krafträumen ren Nutzen für geförderte Menschen und Lebensträumen und Einrichtungen in NRW liegt. Erstmals im November 2020 soll eine neue wiederkehrende Ausstellungsreihe Forum der Stiftung als Ort für unter dem Titel #LebensART im Forum besondere Ausstellungen der Stiftung in Köln an den Start gehen. Die Stiftung für Kunst und Baukultur Die Idee ist es, die #LebensART bei- Britta und Ulrich Findeisen hat seit 2016 spielsweise alle zwei Jahre stattfinden ihren neuen Sitz in der Innenstadt von zu lassen und mit einer Preisverleihung Köln in einer denkmalgeschützten In- zu verbinden. Der Begriff des Raums mit dustriehalle bezogen. Die 1943 wieder- all seinen Assoziationen wie Architek- aufgebaute Schweißerei-Halle wurde tur, Städtebau und Wohnen, aber auch 2012 durch die Stiftung erworben. Der Weltraum etc. steht dabei im Zentrum. Konzipiert und realisiert wird die #Le- bensART mit dem Titel von Krafträumen und Lebensträumen zusammen mit den Lebenshilfen Neuss, Rhein-Kreis Neuss und Köln. Geplant ist die Ausstellung vom 7. November 2020 bis zum 23. Ja- nuar 2021. Die Ausstellung der Stiftung „Lebens- FREUDE“ anlässlich des 18. Geburtstags des Deutschen Down-Sportlerfestivals 26
zum Thema „Erwachsen werden“ im Fo- Paul Jarosch (Jahrgang 1986) hat von rum der Stiftung Findeisen in Köln (NRW) 2006 bis 2010 Architektur an der Bergi- musste leider für den Publikumsverkehr schen Universität Wuppertal studiert geschlossen und die Finissage am 22. und sein Studium als Bachelor of März 2020 abgesagt werden. Zu sehen Science in Architektur abgeschlossen. waren die 18 Plakate (2003 bis 2020) der Seit April 2010 ist er bei Schmale Ar- jährlich stattfindenden Großveranstal- chitekten in Grevenbroich angestellt tung und 36 ausgewählte Fotos begleitet und zeichnet für den Bereich Prozess- von der Hymne des Down-Sportlerfesti- management verantwortlich. Seit An- vals „Unser Tag“. Ergänzt wurde die Aus- fang 2019 ist er stellvertretender Ku- stellung im Forum mit Arbeiten der 1987 ratoriumsvorsitzender der Stiftung in Hamburg mit Trisomie 21, Autismus für Kunst und Baukultur Britta und und beidseitigem Katarakt geborenen Ulrich Findeisen in Köln. Paul Jarosch Künstlerin Isabell Liebehenz sowie vier lebt mit seiner Familie in Köln. ausgewählten Porträtfotos der Fotogra- fin Conny Wenk aus Stuttgart. Höchste Was kann die Stiftung für Kunst und Priorität hat jedoch der Schutz der Ge- Baukultur Britta und Ulrich Findeisen? sundheit. Mit der Schließung der Aus- stellung und der Absage der Finissage im • Wahrung der künstlerischen Arbei- Rahmen des Welt-Down-Syndrom-Tages ten der Stifterin Britta Findeisen (21. März) kamen wir als Veranstalter (Sammlung) der Aufforderung nach, jegliche Kontak- • Wahrung der architektonischen te auf das Notwendigste zu reduzieren und städtebaulichen Arbeiten des und den Besuch von Veranstaltungen Stifters Ulrich Findeisen (Archiv) mit Menschenansammlungen zu ver- • Errichtung und Betrieb der Musik- meiden. Wir hoffen, dass die #Lebens- schule Löhne ART-Ausstellung im Winter unter einem • Vergabe von Stipendien und För guten Stern steht. dergeldern an begabte Studen- tinnen und Studenten im Bereich Kunst und Kultur • Preisvergabe für herausragende Leistungen im Bereich Kunst und Baukultur • Vergabe von Zuschüssen für kultu- relle Projekte 27
Bildung in vielen Kompetenzbereichen Kids auf Entdeckungskurs im Museum Mit Kindern ins Museum gehen? – Wer men“ – und begeistert das Angebot aus- traut sich das? Ist das nicht zu langweilig? loten. Meist planen sie unmittelbar einen Die Antwort lautet: Nein. Denn es gibt neuen Besuch. Ob ins Neusser Clemens viele spannende Museen im Rhein-Kreis Sels Museum oder Schützenmuseum, ob Neuss, die wir mit unseren KiTa-Kindern ins Akki nach Düsseldorf oder ins Muse- regelmäßig besuchen. Alle bieten spezi- um Schloss Rheydt oder auch wenn die elle Führungen und Programme für Kin- Reise nach Sinsteden oder Zons führt, der im Vorschulalter an; somit eine Viel- die Lebenshilfe-Kids sind gern auf Mu- zahl an Bildungsmöglichkeiten in vielen seumstour. Neben spannenden Führun- Bereichen schon für die Kleinsten. Nicht gen gibt es meist tolle Mitmachaktionen. nur die kulturelle und interkulturelle Und selbst die großen Begleiter/-innen Kompetenz, auch Wahrnehmung und haben viel Freude daran! Sprache, Medienerziehung, Selbst- und soziale Kompetenz werden gestärkt. Das Museum ist Bestandteil der kulturellen Umwelt und macht zudem den Mensch und die Umwelt zum Thema. Forschen mit Spaß Aber auch der Spaß kommt hier nie zu kurz. Das merkt man schnell, wenn die Kleinen die Museumsräume „einneh- 28
Gastbeitrag von Dr. Uta Husmeier-Schirlitz, Direktorin des Clemens Sels Museums Neuss Kulturelle Teilhabe für alle! Das Clemens Sels Museum Neuss be- herbergt im Deilmannbau und Obertor sowie seinen Dependancen, dem Feld- Haus – Museum für Populäre Druckgra- fik, den Ausgrabungen im RomanNEum oder auch dem Pavillon „Fossa Sangui- nis“, vielfältige Bestände mit heraus- Foto: Britta Schüssling, Köln ragenden Werken der Kunst-, Kultur- und Stadtgeschichte. Diese kulturellen Schätze für möglichst viele Menschen le- bendig erfahrbar zu machen, ist ein zen- trales Anliegen des gesamten Museums teams. Der Besuchererfolg des Jahres 2019 bestätigt die Richtigkeit des einge- schlagenen Weges. Erstmals besuchten Museum aus unserem Programm nicht mehr als 30.000 Menschen im Verlauf mehr wegzudenken. des Jahres das Clemens Sels Museum Neuss. Viele von den 2019 entwickelten Integration und Inklusion Formaten sind aufgrund der Corona-Vi- Alle Bürger/-innen sollen sich im Museum rus-Pandemie derzeit nicht möglich. Wir willkommen fühlen. Daher werden die hoffen aber, unser Vermittlungspro- Angebote auf den Lebensalltag und die gramm sukzessive wieder erweitern zu unmittelbare Lebenswirklichkeit abge- können. stimmt. Sprachliche Barrieren abzubau- en, ist dabei ein wichtiger Faktor. Daher 2019 – Neue Formate und Bestseller bietet das Museum mit zweisprachigen Neben dem freien Eintritt an jedem ers- Führungen oder Führungen in Leichter ten Sonntag im Monat sind sicherlich die Sprache auf zwei ganz unterschiedlichen große Programmvielfalt, die Entwicklung Ebenen einen ansprechenden Zugang von neuen Formaten und die Berück- zur Kultur. Auch Formate wie „Neugierig sichtigung von spezifischen Besucher- auf Neuss“ oder „Kinder führen Kinder“ bedürfnissen ausschlaggebend für die stellen niederschwellige Angebote dar. positive Bilanz. Dabei ergänzen sich di- Durch die Einbindung von lokalen Be- gitale und analoge Vermittlungsansätze sonderheiten können gerade diese eine auf sinnvolle Weise. identitätsstiftende Wirkung auslösen. Großen Zuspruch erfahren die neuen Veranstaltungen wie „Kunst und Knirps“ Aufsuchende Kulturarbeit oder „Doppelpack“. Beide Führungsan- Natürlich sollen Menschen, solange es gebote lassen Familien mit Kindern das ihnen möglich ist, direkt den Weg ins Museum mit eigenen Augen sehen und Clemens Sels Museum Neuss finden. erleben. Sehr gut angenommen werden Doch es gibt auch Situationen, in denen auch unsere interaktiven Angebote, sei die Menschen besonders davon profi- es das Museumsquiz für das Smart tieren, dass sich das Museum als flexi- phone oder die ZOOM-Führung mit bel erweist und sich auf den Weg zu den dem iPad. Selbstverständlich sind unse- Menschen vor Ort macht. Seit vielen re „Bestseller“ wie „Kunst und Kuchen“ Jahren ist dies unter dem Stichwort „Mu- oder auch der Kindergeburtstag im seum on tour“ bekannt. In den vergan- 29
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