Interaktionsarbeit gestalten - Projektatlas des BMBF-Förderschwerpunktes "Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen"
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Interaktionsarbeit gestalten Projektatlas des BMBF-Förderschwerpunktes „Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen“
Inhaltsverzeichnis Grußwort zum „Projektatlas Interaktionsarbeit“ 3 Vorwort: Interaktionsarbeit gestalten 4 1 Einführung in das Thema Interaktionsarbeit 6 2 Die Bedeutung der Interaktionsarbeit in der betrieblichen Praxis 12 3 Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ 14 4 Steckbriefe 21 InWiGe – Interaktionsarbeit: Wirkungen und Gestaltung des technologischen Wandels 22 Interaktion innerhalb des Förderschwerpunktes – Die Fokusgruppen 24 Fokusgruppe 1: „Direkte Interaktion“ 26 AnEffLo – Anti-Effizienzlogiken: Reflexiv-nachhaltige Perspektiven auf Interaktions- 26 arbeit am Beispiel Pflege DigitalerEngel – Stärkung der Interaktionsarbeit von Pflegekräften durch den 28 Einsatz digitaler Assistenzsysteme GIDA – Gute Interaktionsarbeit digital assistiert 30 INSTANT – Intelligente Zusammenarbeit mit SprachbasierTen AssisteNTen 32 PARCURA – Partizipative Einführung von Datenbrillen in der Pflege im Krankenhaus 34 RespectWork – Entwicklung gegenseitigen Respekts in der Kundeninteraktion zur 36 Verbesserung von Arbeits- und Dienstleistungsqualität UMDIA – Unterbrechungsmanagement bei digital gerahmter Interaktionsarbeit 38 Fokusgruppe 2: „Zwischenbetriebliche Interaktion“ 40 DigiLab NPO – Digitallabor für Non-Profit-Organisationen 40 PRIME. – Prozessbasierte Integration menschlicher Erwartungen in digitalisierten 42 Arbeitswelten ProDigA – Versorgungsprozesse digital unterstützen für die Gestaltung guter 44 Interaktionsarbeit SO-SERVE - Social Service Engineering - Synergien von Arbeits- und Dienst- 46 leistungswissenschaft für die Verbesserung von Arbeit an und mit Menschen nutzen TOAB – Technische und organisatorische Arbeitsgestaltung in der Psychosozialen 48 Beratung VISITS – Vernetzung und Interaktionsarbeit in Smarten Technischen Services 50 Fokusgruppe 3 „Innerbetriebliche Interaktion“ 52 eLLa4.0 – Gute Führung und Arbeit in der soziodigitalen Transformation 52 InkluServ – Gestaltung digital unterstützter Interaktionsarbeit von schwer- 54 behinderten Auslieferungsfahrern KILPaD – Kommunikation, Innovation und Lernen in der Produktionsorganisation 56 unter Bedingungen agiler Digitalisierung KomIn – Kompetenzorientierte Interaktionsarbeit in der Pflege 58 teamIn – Digitale Führung und Technologien für die Teaminteraktion von morgen 60 5 Ausgewählte Literaturhinweise zur Interaktionsarbeit 62 Impressum 64
3 Grußwort zum „Projektatlas Interaktionsarbeit“ Der technologische Wandel und die digitale Vernetzung verändern unsere Arbeitswelt. Digitale Assistenten, Maschinen und Robo- ter unterstützen uns und machen unsere Arbeit effizienter. Sie stellen uns aber auch vor neue Herausforderungen: Wir müssen gut ausgebildet und qualifiziert sein, um sie nutzen zu können. Gleichzeitig beeinflussen sie die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen und kommunizieren. Klar ist: Insbesondere für Tätigkeiten, bei de- Mit dem vorliegenden Projektatlas werden nen das menschliche Miteinander im Mittel- die Zusammenhänge und Ziele der betei- punkt steht, ist es entscheidend, dass tech- ligten Projekte zusammengefasst. Zudem nologische und soziale Innovationen stets werden sie für Wissenschaft und Praxis an- Hand in Hand gehen. Nur so können Lösun- schaulich aufbereitet. gen entstehen, die für die Praxis taugen. Allen Projektpartnern und Beschäftigten so- Darum unterstützt das Bundesministerium wie den anderen Akteuren im Förderschwer- für Bildung und Forschung (BMBF) die Pro- punkt wünsche ich weiter viel Erfolg. Lassen grammlinie „Zukunft der Arbeit“ und den Sie uns gemeinsam eine lebenswerte Ar- dazugehörigen Förderschwerpunkt zur beitswelt der Zukunft schaffen. Interaktionsarbeit seit 2019 mit mehr als 37 Millionen Euro. In insgesamt 18 Verbund- projekten werden innovative Konzepte und Strategien entwickelt, ergänzt durch ein begleitendes wissenschaftliches Projekt. Mehr als hundert Partner erproben nach- haltige Methoden und Instrumente für die Anja Karliczek Arbeit im digitalen Wandel. Sie erforschen Mitglied des Deutschen Bundestages die Gestaltung und prozessbegleitende Ana- Bundesministerin für Bildung und Forschung lyse von Geschäftsmodellen der interaktiven Arbeit. Und nicht zuletzt entwickeln sie neue Formen der Organisation innerbetrieblicher Zusammenarbeit und Führung.
4 Interaktionsarbeit gestalten Vorwort: Interaktionsarbeit gestalten Entwicklungen wie die fortschreitende Glo- dazu befähigen, gute Interaktionsarbeit leis- balisierung, technologische Innovationen ten zu können. Organisationale Rahmenbe- oder die Digitalisierung der Arbeitswelt un- dingungen können jedoch auch zu konfligie- terstreichen, dass das Themenspektrum renden Anforderungen führen. Etwa, wenn ‚Arbeit‘ stetigen Wandlungsprozessen unter- die ökonomischen Ziele der Organisation im liegt. Trotz dieser vielfältigen Veränderun- Widerspruch mit den Wünschen der Kund- gen wird Erwerbsarbeit oftmals noch immer schaft stehen. Dann wird es Aufgabe der aus dem klassischen Blickwinkel der Produk- Beschäftigten, abzuwägen, wie sie diesen tionsarbeit betrachtet: Es werden Gegen- Ansprüchen gleichermaßen gerecht werden stände hergestellt und Güter produziert, die können. Ein solches Spannungsverhältnis anschließend am Markt verkauft werden. Im zwischen Rationalisierung und Humanisie- Dienstleistungssektor stehen hingegen kei- rung ist im Rahmen der Interaktionsarbeit ne materiellen Güter im Vordergrund, son- vielfach vorzufinden. dern die Arbeit an und mit Menschen. Diese Form der Erwerbsarbeit, die auch Interakti- Bei der Arbeit an und mit Menschen kann onsarbeit genannt wird, schließt daher nicht es im Kontext des Dienstleistungsdreiecks nur den Beschäftigten und seine Organisati- zudem zu inkongruenten Interessen der ein- on ein, sondern auch KundInnen, PatientIn- zelnen Akteure kommen. In der Interaktion nen, BürgerInnen, KlientInnen und ähnliche zwischen Beschäftigten und KundenInnen Gruppen. Jene drei Gruppen – Organisation, oder ähnlichen Gruppen gilt es dann, die Dienstleistungsgeber und Dienstleistungs- gegenseitigen Erwartungen anzugleichen. nehmer – sind die zentralen Akteure im so- So verlangt Interaktionsarbeit immer auch genannten Dienstleistungsdreieck. Interakti- nach einem gegenseitigen Verständigungs- onsarbeit findet allerdings nicht ausschließ- prozess, der im Kontext von Organisationen, lich im Dienstleistungssektor statt. Sie ist Berufsgruppen und Branchen stattfindet. vielmehr Teil des Arbeitsalltags vieler Be- Diese Spezifika und Herausforderungen sind schäftigter in verschiedenen Berufsgruppen bei der Erforschung und Gestaltung von An- und Branchen und findet auch inner- und fang an in den Blick zu nehmen. zwischenbetrieblich statt. Der vom Bundesministerium für Bildung und Ob Interaktionsarbeit erfolgreich ist, hängt – Forschung (BMBF) initiierte Förderschwer- neben den Beschäftigten und den KundIn- punkt „Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und nen – nicht zuletzt von den organisationalen mit Menschen“ will einen Beitrag leisten, Rahmenbedingungen ab. Diese sind es, die das Verständnis von Interaktionsarbeit zu die Beschäftigten mitunter teilweise erst erweitern und wissensbasierte Gestaltungs-
Vorwort 5 empfehlungen für die betriebliche Praxis zu entwickeln. Die Anwendungsfelder, zu denen die 19 beteiligten Projekte arbeiten, sind viel- fältig und spiegeln die Tatsache wider, dass Interaktionsarbeit nicht nur in der Dienstleis- tungsbranche von Bedeutung ist, sondern einen elementaren Bestandteil vieler Berufe und Branchen darstellt. Mit dem „Projektatlas Interaktionsarbeit“ möchten wir einen Überblick zu den For- schungs- und Gestaltungsfeldern interak- tiver Arbeit in Deutschland bieten. Dazu werden die 19 beteiligten Projekte in Form von Steckbriefen vorgestellt. Mit unserem Projekt „Interaktionsarbeit: Wirkungen und Gestaltung des technologischen Wandels (InWiGe)“ haben wir eine Doppelrolle: Ne- ben unseren eigenen Forschungsarbeiten, in Wir hoffen, dass dadurch die besonderen deren Zentrum auch die Entwicklung einer Anforderungen der Interaktionsarbeit so- Taxonomie der Interaktionsarbeit steht, un- wohl in der wissenschaftlichen als auch der terstützen wir den Förderschwerpunkt, tra- gesellschaftlichen Debatte sichtbarer wer- gen zu seiner Vernetzung bei und machen den. Zudem sollten jene Besonderheiten die erarbeiteten Ergebnisse für verschiede- auch in Regulierungsstrukturen – sei es in ne Zielgruppen zugänglich. Ausbildungsordnungen, Tarifverträgen oder der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung – Der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar- stärker berücksichtigt werden. beitsmedizin (BAuA) ist es dabei ein Anlie- gen, das vorhandene Wissen und die neuen Im Namen des gesamten Projektteams von Erkenntnisse der Verbundprojekte aufzube- InWiGe möchten wir uns herzlich bei den reiten und zu systematisieren. Basierend auf beteiligten WissenschaftlerInnen und Pra- einem tätigkeitsbezogenen Beobachtungs- xispartnern bedanken, die es uns ermöglicht fokus interessieren uns vor allem die Entste- haben, diesen Überblick über den Förder- hung und Wirkung von Arbeitsbedingungen schwerpunkt zu erstellen. Unser Dank gilt in der Interaktionsarbeit und ihr Zusammen- nicht zuletzt auch dem Bundesministerium hang zum gesundheitlichen Befinden der für Bildung und Forschung sowie dem Pro- Beschäftigten. Neben den klassischen ar- jektträger Karlsruhe. beitswissenschaftlichen Bedingungsfaktoren beziehen wir auch die Rahmenbedingungen Wir wünschen viel Freude beim Lesen und und Kontexte, in denen Interaktionsarbeit den einen oder anderen neuen Einblick in die geleistet wird, in unsere Studie ein. Auf die- sich wandelnde Arbeitswelt. ser Basis wollen wir über Berufsgruppen und Branchen hinweg Gestaltungsempfehlungen Dr. Beate Beermann ableiten, die sich auf zentrale interaktive Tä- Dr. Armin Windel tigkeiten beziehen. Projektleitung InWiGe
Einführung in das Thema Interaktionsarbeit 7 Was ist Interaktionsarbeit? Vorgesetzten und Mitarbeitenden und zwi- schen KollegInnen – als auch Interaktionen Interaktionsarbeit ist – ganz allgemein be- zwischen Beschäftigten aus verschiedenen trachtet – die Arbeit an und mit Menschen. Betrieben zur Arbeit an und mit Menschen. Interaktionen mit anderen Menschen sind Interaktionsarbeit kann grundsätzlich von für viele Beschäftigte ein grundlegender Be- Angesicht zu Angesicht erfolgen oder aber standteil ihrer täglichen Arbeit: Sie beraten durch unterschiedliche Technologien digital und informieren, erziehen, verhandeln, ge- vermittelt oder unterstützt werden. Sie um- ben Anweisungen und vieles mehr. Sie alle fasst somit sowohl verbale als auch schrift- leisten Interaktionsarbeit im Kontext der liche, zeitlich synchrone oder asynchrone Erwerbsarbeit. Da für diese Form der Arbeit Kommunikation. Zentraler Gegenstand der aber bislang kein einheitliches Begriffsver- Interaktionsarbeit ist und bleibt aber auch ständnis vorhanden ist, muss zunächst er- dabei der Mensch, was Interaktionsarbeit zu klärt werden, was wir unter Interaktionsar- einer besonderen Art der Arbeit, zu einer beit verstehen. Daher ist es hilfreich, sich die „Leistung eigener Art“ macht. Begriffsbestandteile näher anzuschauen: ›› (Soziale) Interaktion (lateinisch inter „zwi- Was macht Interaktionsarbeit schen“ und actio „Tätigkeit“, „Handlung“) besonders? beschreibt das aufeinander bezogene Handeln zweier oder mehrerer Personen. Interaktionsarbeit ist durch die Zusammen- Dabei orientieren sich die Handelnden in arbeit mit einem oder mehreren Menschen der Regel an einander komplementären eine besondere Form der Erwerbsarbeit, Erwartungen, Verhaltensweisen und Akti- die sich von der Arbeit an und mit Objek- onen; ten, beispielsweise in der Produktion, un- ›› Arbeit ist eine bewusste, zweckmäßige, terscheidet. zielgerichtete Tätigkeit. Auf Basis des hier zugrunde gelegten, brei- Bei der Arbeit an und mit Menschen geht es ten Begriffsverständnisses, findet Interak- also um Tätigkeiten, deren „Gegenstände“ tionsarbeit in unterschiedlichen Tätigkeits- keine Objekte, sondern andere Menschen bereichen und Kontexten statt. Dadurch sind, die es beispielsweise zu beeinflussen, unterscheiden sich auch die Charakteristika zu beraten, zu heilen, zu bedienen, zum Kau- der Interaktion sowie die Anforderungen an fen zu veranlassen oder zu unterhalten gilt. die Beschäftigten. Überdies kann die Arbeit an und mit Menschen sowohl eine physische Im Förderschwerpunkt bezieht sich Inter- als auch eine psychisch-emotionale Interak- aktionsarbeit auf sämtliche arbeitsbezoge- tion erfordern. Dennoch lassen sich berufs- ne soziale Interaktionen und somit auf alle und branchenübergreifend besondere Merk- interaktiven Arbeitstätigkeiten, bei denen male interaktiver Tätigkeiten beschreiben. Beschäftigte an und mit anderen Menschen arbeiten. Dies umfasst einerseits die Arbeit mit Kun- dInnen, KlientInnen, PatientInnen, Bürge- rInnen und vergleichbaren betriebsexter- nen Personen sowie deren Angehörigen. Andererseits zählen soziale Interaktionen innerhalb eines Betriebes – wie zwischen
8 Interaktionsarbeit gestalten KundInnen resultieren. Jene Ko-Produktion, › Interaktionsarbeit ist Arbeit mit die zwingend für die Erstellung der Dienst- Menschen – Menschen, die eigene leistung benötigt wird, beeinflusst deren Ge- Interessen, Meinungen, Gefühle, lingen und Qualität. Erwartungen und Anliegen haben. Sie handeln und agieren aktiv und Mittlerweile gibt es in der nationalen De- selbstbestimmt. Ihr Erleben und batte eine Vielzahl konzeptioneller und Verhalten muss anders als bei der empirischer Beiträge zum Thema Interak- Arbeit mit Objekten berücksichtigt tionsarbeit, die vor allem seit den 1990er werden. Jahren erschienen sind. Viele dieser Beiträ- ge beziehen sich auf drei Ansätze, die die › Interaktionsarbeit ist Zusammen nationale Forschung und Debatte zum The- arbeit: Diese erfordert ein zweck- ma Interaktionsarbeit maßgeblich geprägt gerichtetes Zusammenwirken, eine haben: Dies ist einerseits das Konzept der Ko-Operation der Interaktionsak- dialogisch-interaktiven Erwerbsarbeit von teure. Daraus ergibt sich je nach Winfried Hacker, welches seinen Ursprung konkreter Situation und Kontext eine in der Arbeitspsychologie hat. Andererseits unterschiedlich stark ausgeprägte zu nennen sind hier die arbeitssoziologi- gegenseitige Abhängigkeit. Qualität schen Konzepte der interaktiven Arbeit von und Erfolg der Interaktion liegen Wolfgang Dunkel und Margit Weihrich sowie damit nicht allein in der Hand des der Interaktionsarbeit von Fritz Böhle – ur- Beschäftigten. sprünglich mitentwickelt von Jürgen Glaser sowie später weiterentwickelt unter Mitar- beit von Ursula Stöger und Margit Weihrich. Interaktionsarbeit im wissen- schaftlichen Diskurs In der internationalen wissenschaftlichen Debatte konnten sich Konzepte der Interak- Die Charakteristika der Arbeit an und mit tionsarbeit bislang kaum etablieren. Wenn- Menschen wurden bereits von verschiede- gleich Interaktionsarbeit implizit in vielen nen Forschungsgruppen unterschiedlicher Publikationen thematisiert wird, erfolgt oft- Disziplinen empirisch untersucht und kon- mals keine explizite Benennung. Dennoch zeptionell näher beschrieben. spielt Interaktionsarbeit vor allem in zwei anhaltenden Debatten eine große Rolle. Die Anfänge der Interaktionsforschung lie- Zum einen in der transdisziplinären Debat- gen in den USA; die sogenannte Chicago te zum Thema Emotional Labour, welche School – die Abteilung für Soziologie der Uni- die Rolle von Gefühlen in Interaktionen mit versität Chicago – hat bereits in der Nach- KundInnen thematisiert und durch das von kriegszeit Studien hervorgebracht, die die der Soziologin Arlie Hochschild publizierte Besonderheiten von sozialen Interaktionen Buch „The Managed Heart“ ausgelöst wur- in der Dienstleistungsarbeit hervorheben. de. Das Buch zeigt anhand des Beispiels von Insbesondere sind hierbei die Arbeiten von FlugbegleiterInnen auf, dass Beschäftigte Erving Goffman zu erwähnen. im Rahmen ihrer Tätigkeit ihre eigenen Ge- fühle verschleiern müssen bzw. diese an die Ein wichtiger Meilenstein für die Forschung geltenden „Gefühlsregeln“ ihrer Organisati- in Deutschland war eine Publikation von on anpassen müssen. Zum anderen hat sich Bernhard Badura und Peter Gross aus dem seit den 1990er Jahren eine Debatte zum Jahr 1977. Diese definiert Dienstleistungen Thema Service Work entwickelt, die sich vor als soziale Angelegenheiten, die aus der allem in der Soziologie und Sozioökonomie Ko-Produktion zwischen Beschäftigten und verortet. Robin Leidners Buch „Fast Food,
Einführung in das Thema Interaktionsarbeit 9 Fast Talk“ hat den Begriff des Service Tri- plinarität des Konzepts liegen – gleichwohl angle bzw. Dienstleistungsdreiecks geprägt, kann es als Indiz dafür verstanden werden, welches Beschäftigte, Organisationen und dass die Forschung und Debatte zum Thema KundInnen als Hauptakteure im Dienstleis- Interaktionsarbeit gestärkt werden sollte. tungsprozess sieht. Überdies hat Marek Korczynskis sozioökonomisches Konzept der Customer-Oriented Bureaucracy – welches Die Verbreitung und Veränderung den Spagat zwischen Kundenorientierung von Interaktionsarbeit und betriebswirtschaftlicher Effizienz be- tont – die Debatte maßgeblich beeinflusst. Warum ist die menschengerechte Gestal- Seine Argumentation beruht auf der These, tung von Interaktionsarbeit ein wichtiges dass die Präsenz von KundInnen innerhalb Thema für die Zukunft der Arbeit? des Dienstleistungsdreiecks alle Facetten der Arbeitsorganisation und -gestaltung be- Interaktionsarbeit hat in den vergangenen einflusst. Jahrzehnten in wissenschaftlichen und ge- sellschaftlichen Diskussionen an Bedeutung Generell lässt sich beobachten, dass es in gewonnen. Welche Bedeutung Interaktions- der nationalen und insbesondere in der in- arbeit aktuell für viele Beschäftigte einnimmt, ternationalen Debatte in verschiedenen zeigt die Beschäftigtenbefragung DGB Index Disziplinen eine Vielzahl wissenschaftlicher „Gute Arbeit“ (2018): Etwa zwei Drittel aller Arbeiten gibt, die soziale Interaktionen zwi- Beschäftigten berichten, dass sie sehr häu- schen Beschäftigten und KundInnen implizit fig oder oft im direkten Kontakt zu KundIn- thematisieren, ohne Interaktionsarbeit expli- nen oder vergleichbaren betriebsexternen zit in den Vordergrund zu stellen bzw. zu be- Personengruppen stehen, also interaktive nennen. Dies mag sowohl an der Komplexität Tätigkeiten ausüben. Betrachtet man zu- und Vielschichtigkeit als auch der Interdiszi- sätzlich arbeitsbezogene Interaktionen mit
10 Interaktionsarbeit gestalten KollegInnen, berichten 89 % der Beschäf- Pflege. Er kann aber auch eine Ergänzung zu tigten ohne Führungsverantwortung und anderen Aufgaben sein, wie beispielsweise in 96 % der Führungskräfte davon, häufig mit technischen oder handwerklichen Berufen. anderen, auch betriebsinternen, Personen beruflich kommunizieren zu müssen (BIBB/ Im Zeitverlauf haben sich nicht nur die Ver- BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2018, eige- breitung und Bedeutung von Interaktionsar- ne Auszählungen). beit verändert, sondern vielmehr auch die Arbeit an und mit Menschen selbst. Entwick- Bislang wurde Interaktionsarbeit vorrangig lungen in Politik, Gesellschaft und Technik dem Dienstleistungsbereich zugeordnet. Die wirken sich auf die Interaktionsarbeit und Daten zeigen aber, dass interne wie externe die Anforderungen an die Beschäftigten aus. Interaktionen auch außerhalb des tertiären Man denke beispielsweise an Ereignisse wie Sektors, in praktisch allen Berufssegmenten die Verbreitung von Geld- und Ticketauto- und Branchen bedeutsam sind. Dabei kann maten, die Einführung der Fallpauschale im der direkte Kontakt zu KundInnen, Klien- Gesundheitswesen oder die Zunahme von tInnen oder PatientInnen die Kernaufgabe Callcentern. darstellen, wie etwa in der Beratung oder
Einführung in das Thema Interaktionsarbeit 11 Aktuelle Entwicklungen, denen das Begriffs- ›› demografiebedingte Veränderungen und verständnis, die Forschung wie auch die Ge- zunehmende Diversität der Gesellschaft: staltung von Interaktionsarbeit zukünftig Durch die steigende Lebenserwartung Rechnung tragen muss, ergeben sich bei- sowie einer älter werdenden Gesellschaft spielsweise durch: werden neue Dienstleistungen und Ver- sorgungssysteme für ältere Menschen, ›› den aktuellen technologischen Wandel: aber auch längere Lebensarbeitszeiten Gerade interaktive Tätigkeiten verändern erforderlich. Immer neue Anforderungen sich durch digitale Technologien zum Teil an die Beschäftigten und deren Qualifizie- stark. Soziale Interaktionen finden zuneh- rung ergeben sich im Kontext von Migra- mend digital vermittelt statt, z. B. über tions- und Inklusionsprozessen beispiels- E-Mail, Messenger-Dienste oder Telefon, weise durch unterschiedliche Sprachen dadurch wandeln sich teilweise ganze und Wertvorstellungen oder den Umgang Tätigkeitsbereiche oder entstehen neu. mit Menschen mit Behinderungen. Ebenso bietet der Einsatz neuer Techno- logien, wie z. B. die automatisierte Medika- Jene Beispiele verdeutlichen, dass aktuelle mentenausgabe im Pflegebereich oder die Entwicklungen die Arbeit an und mit Men- Chatfunktionen bei Kundenberatungen, schen beeinflussen. Obgleich Entwicklungen Beschäftigten Chancen und Möglichkei- wie der technologische Fortschritt mit Ra ten – stellen sie aber auch vor neue He- tionalisierungstendenzen einhergehen könn- rausforderungen. Erste Studien deuten ten, zeigt sich dennoch, dass Interaktionsar- darauf hin, dass Anforderungen durch den beit nicht ohne weiteres ersetzbar ist. Viel- technologischen Wandel sowohl steigen mehr unterliegt sie einem stetigen Wandel, als auch abnehmen können. der in der betrieblichen Praxis aktiv gestal- tet werden sollte. Dies ist eine Aufgabe, der ›› Globalisierung: Durch eine wachsende sich der 2019 gestartete Förderschwerpunkt globale Vernetzung von Arbeitsprozessen „Arbeiten an und mit Menschen“ widmet. finden Interaktionen zunehmend zeitlich asynchron statt oder erfordern das Arbei- ten in den Rand- und Nachtzeiten. Außer- dem erfordern inter- und transkulturelle Kooperationen neue interaktive Kompe- tenzen, wie etwa Vorurteilsfreiheit oder Ambiguitätstoleranz. ›› gesellschaftlicher und arbeitsorganisato- rischer Wandel: Waren und Dienstleistun- gen werden zunehmend rund um die Uhr nachgefragt. Damit ändern sich die Erwar- tungen an interaktive Tätigkeiten, wie zum Beispiel an die Erreichbarkeit von Kunden- betreuerInnen. Darüber hinaus erfordern neue Formen der Zusammenarbeit wo- möglich agilere Organisationsformen und eine neue Intensität von Interaktionen. Dies gilt nicht nur innerbetrieblich, son- dern auch über- bzw. zwischenbetrieblich.
12 Interaktionsarbeit gestalten 2 Die Bedeutung der Interaktionsarbeit in der betrieblichen Praxis Wie sieht „gute Interaktionsarbeit“ in der sich Beschäftigte in der Interaktionsarbeit Praxis aus? Wie können durch eine men- konfrontiert sehen. Hier sind Unterneh- schengerechte Arbeitsgestaltung die Be- mensleitungen, Beschäftigte und Interes- dürfnisse von Dienstleistungsgeber, Dienst- sensvertretungen aufgefordert, gemeinsam leistungsnehmer und der Organisation in Gestaltungsansätze zu finden, um die Arbeit Einklang gebracht werden? mit PatientInnen, KundInnen oder Klien- tInnen gesundheitsförderlich zu gestalten. Interaktionsarbeit gut zu gestalten ist nicht Gleichzeitig steht dabei auch immer die Qua- immer einfach. Voraussetzung für eine men- lität der Dienstleistung im Mittelpunkt, denn schengerechte Gestaltung der Arbeit an Interaktionsarbeit ist langfristig nur erfolg- und mit Menschen ist ein Verständnis dafür, reich, wenn am Ende der Dienstleistungs- mit welchen besonderen Anforderungen nehmer mit der Pflege, der Beratung oder dem Verkaufsgespräch zufrieden ist. Zwei Statements von Unternehmen und In- teressenvertretung machen exemplarisch deutlich, wo Ansatzpunkte für eine men- schengerechte Gestaltung von Interaktions- arbeit liegen. Der Arbeitsschutz, das be- triebliche Gesundheitsmanagement sowie individuelle Beratungs- und Unterstützungs- angebote tragen dazu bei, Beschäftigte in der Interaktionsarbeit zu unterstützen und den Umgang mit möglicherweise herausfor- dernden Situationen zu erleichtern.
Die Bedeutung der Interaktionsarbeit in der betrieblichen Praxis 13 ” Beschäftigte, die mit Kundschaft, Patientinnen, Klienten und vergleichbaren Gruppen arbeiten, sind besonderen Verletzlichkeiten ausgesetzt. Die tägliche Begegnung mit Leid, Aggressionen und Unberechenbarkeiten wird von ihnen oft als schwer belastend empfunden. Die Pflicht, nach Arbeitgeber-Vorgaben zu handeln, die sie als mensch- lich unangemessen empfinden, führt häufig zu inneren Konflikten. Überdurchschnittlich groß ist unter ihnen aber auch der Anteil der körperlich schwer Arbeitenden. Dies alles wissen wir aus unserer betrieblichen Praxis und aus Beschäftigtenumfragen u. a. mit dem DGB-Index Gute Arbeit. ver.di-Leitlinie ist dabei, die Beschäftigten nicht als Objekt von Beobachtung zu behandeln, sondern als Dialogpartner in die Erarbei- tung von Wissen und Lösungen einzubeziehen. Bislang hat die Interaktionsarbeit in der Arbeitsforschung, aber auch im Arbeitsschutzhandeln nicht die nötige Aufmerksamkeit gefunden. Dass sich dies jetzt ändern soll, findet in der Perspektive Gute Arbeit unsere volle Unterstützung. Martina Rößmann-Wolf, Vorsitzende des ver.di-Gewerkschaftsrats ” Für die Beschäftigten der REWE Group haben wir eine Reihe von gesundheitsförder lichen Angeboten zusammengestellt, die zu einem respektvollen und wertschätzenden Umgang im Arbeitskontext beitragen und ein positives Arbeitsumfeld schaffen. Wir stellen den Mitarbeitenden daher ein umfassendes Beratungsangebot im beruf- lichen und privaten Kontext zur Verfügung, welches einerseits durch interne Unter- stützungsmöglichkeiten, andererseits durch professionelle Beratung in verschiedenen Lebenslagen abgebildet wird (medizinische und psychosoziale Beratung, Kinderbetreu- ung, Pflege, Sucht, Arbeitssicherheit etc.). Hierbei werden die Bedarfe und Probleme der Mitarbeitenden erkannt und in einem vertrauensvollen Umfeld angegangen. Einen gebündelten Zugang zu allen Maßnahmen bietet unsere Gesundheitsplattform Gemeinsam.topfit, die den Mitarbeitenden ermöglicht, sich allumfassend mit ihrer phy- sischen und mentalen Gesundheit interaktiv auseinanderzusetzen. Mit diesen Angebo- ten legt die Rewe Group einen wichtigen Grundstein für gelingende Interaktionsarbeit. Bianca van Wijnen, CoE Gesundheit & Innovation, REWE Group
14 Interaktionsarbeit gestalten 3 Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ Im Förderschwerpunkt des Bundesminis- mit KollegInnen und Vorgesetzten stellt den teriums für Bildung und Forschung (BMBF) wesentlichen Gegenstand der Arbeit dar. „Arbeiten an und mit Menschen“ steht Ar- beit mit direkter Interaktion im Fokus. Das Der Förderschwerpunkt ist als Teil des Dach- menschliche Miteinander zwischen Beschäf- programms „Innovationen für die Produkti- tigten und ihren KundInnen, KlientInnen oder on, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ PatientInnen, aber auch organisationsintern eingebettet in die Hightech-Strategie der
Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ 15 Bundesregierung. Neue Technologien, dar- unter insbesondere die Digitalisierung von Historische Einordnung des Produktions- und Dienstleistungsprozessen, Förderschwerpunktes verändern die Arbeitswelt und damit die Ar- beitsbedingungen der Beschäftigten. Durch Die Ziele und Herausforderungen des Förderschwer- neue Technologien entstehen auch neue punktes „Arbeiten an und mit Menschen“ lassen sich Formen der Interaktion und Kommunikation in eine historische Perspektive einbetten. Im Rahmen zwischen Menschen innerhalb und außer- des Programms „Humanisierung des Arbeitslebens“ halb der eigenen Organisation. Diese Inter- (HdA), das bereits 1974 startete und in dessen Rah- aktion erfolgt klassisch im direkten Kontakt men circa 1.600 Projekte gefördert wurden, wurden miteinander (live oder technisch vermittelt). deutliche Fortschritte bezüglich guter Arbeitsbedin- Aber auch die Mensch-Maschine-Interakti- gungen erzielt sowie Beiträge für verbesserte Sicher on stellt durch selbstlernende Systeme und heit und Gesundheit der Beschäftigten geleistet. künstliche Intelligenz neue Herausforderun- In einem Punkt zeigt sich aber eine grundlegende gen an die Unternehmen und Beschäftigten. Herausforderung der Arbeitsgestaltung, die auch Dieser Wandel von Wirtschaft und Arbeits- heute noch besteht, nämlich das Spannungsverhält- welt betrifft Produkte und Dienstleistungen nis zwischen Rationalisierung und Humanisierung. sowie Produktions- und Arbeitsprozesse. Er Während es zu Zeiten des Programms HdA primär hat gleichermaßen Auswirkungen auf Be- um Fließbandarbeit und Faktoren wie Lärm, Staub triebsstrukturen sowie Arbeitsverhältnisse und Monotonie in der Produktion ging, stehen Inter und -tätigkeiten. Um Wissenschaft und Wirt- aktionsarbeitende heute vor der Herausforderung, schaft bei der Erforschung und praktischen ökonomische Kennzahlen zu erreichen und gleich Bewältigung dieser Herausforderungen zu- zeitig KundInnen und ähnliche Gruppen zufrieden sammenzuführen und zu unterstützen, för- zu stellen. Dieses Spannungsverhältnis von wirt- dert das BMBF derzeit drei Programmlinien: schaftlichem Erfolg, Kostendruck und den Ansprü- „Forschung für Produktion“, „Forschung für chen der KundInnen und DienstleisterInnen an „gute Dienstleistung“ und „Zukunft der Arbeit“. Interaktionsarbeit“ spielt in allen Verbundprojekten Diese drei Linien sind nicht getrennt vonei- mehr oder minder explizit eine Rolle, um eine nach- nander zu betrachten; sie integrieren viel- haltige und menschengerechte Gestaltung von In- mehr auch immer maßgeblich Fragestellun- teraktionsarbeit in den Modellbetrieben und darüber gen der anderen Bereiche. hinaus leisten zu können. Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und Ein direkter Bezug des aktuellen Förderschwerpunk- mit Menschen“ ist Teil der Programmlinie tes besteht zum Rahmenkonzept „Forschung für die „Zukunft der Arbeit“, der es Unternehmen Produktion von morgen“ und den Projektfördermaß- und Forschungseinrichtungen ermöglicht, nahmen Anfang der 2000-Jahre an. Hier wurden mit innovativen Forschungsprojekten aktiv bereits erste Vorhaben gefördert, die die Rolle von In- die Zukunft unserer Arbeitswelt mitzuge- teraktionsarbeit, insbesondere in der Dienstleistungs- stalten. Im Förderschwerpunkt „Arbeiten an wirtschaft, in den Blick nahmen. Der bereits vielfach und mit Menschen“ sollen Ansätze zur Neu- angesprochene Wandel der Arbeit führt jedoch dazu, gestaltung von Abläufen und Prozessen dass sich Berufe und Branchen in den letzten 15 Jah- bei Interaktionsarbeit entwickelt werden, ren zum Teil so grundlegend verändert haben, dass um auch in Zukunft eine gute Arbeit an und auch viele der interaktiven Tätigkeiten heutzutage mit Menschen zu ermöglichen. Diese Ansät unter ganz anderen Bedingungen stattfinden, so dass ze werden in der betrieblichen Praxis pilot sich neue Herausforderungen für die Arbeitswissen- haft erprobt und breitenwirksam weiterent schaften und -gestaltung ergeben. wickelt.
16 Interaktionsarbeit gestalten Inhaltliche Schwerpunkte Im August 2017 veröffentlichte das BMBF der Verbundprojekte: die Richtlinie zur Förderung von Maßnah- Die Verbundprojekte widmen Arbeitsorganisation, men für den Schwerpunkt „Zukunft der sich verschiedenen Beschäftigten- Arbeits- und Beschäf- Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen“. gruppen, Berufsgruppen, tigungsbedingungen, Die Bewilligung einer Vielzahl von Vor Branchen bzw. Anwendungsfeldern, Führung, emotionale haben, die neue Konzepte, Modelle und unter anderem: Anforderungen, Respekt, Strategien im Zusammenhang mit Arbeit Arbeitsunterbrechungen, in Interaktion mit Menschen initiieren, › Anwaltschaft Kompetenzentwicklung, entwickeln und gestalten, erfolgte in den › Arbeitsvermittlung Prozessoptimierung, Jahren 2019 und 2020. Gefördert werden › Ehren- und Hauptamtliche in Schnittstellenmanagement, 18 Verbundprojekte und das wissenschaftli- Non-Profit-Organisationen Integration, Dienstleis che Metaprojekt InWiGe. Das Projektvolumen › Einzelhandel tungsnetzwerke, Anti- im Förderschwerpunkt (entstehende Kosten › Führungskräfte Effizienz, Technikakzep- aller Projekte) liegt bei 45,2 Mio. Euro, die › Gastronomie tanz und Digitalisierungs Förderung umfasst 37,1 Mio. Euro durch das › Kindertageseinrichtungen strategie. BMBF und teilweise mit Kofinanzierung aus › Kundenservice dem Europäischen Sozialfonds (ESF). › Logistik und Auslieferung › Öffentliche Verwaltung So bunt und vielfältig wie die Interakti- › Pflege onsarbeit selbst sind auch die Projekte im › Polizeidienst Förderschwerpunkt. Mit ihrer interdiszipli › Produzierendes Gewerbe und nären, inhaltlichen und methodischen Hete- technische Dienstleistungen rogenität sowie ihren verschiedenen An- › Psychosoziale Beratung wendungsfeldern, Ziel- und Fragestellungen › Softwareentwicklung spiegeln sie die vielfältigen Perspektiven auf › Soziale Arbeit / Dienstleister und Facetten von Interaktionsarbeit wider. › Unternehmensberatung › Weitere Versorgungs- und Die Diversität zeigt sich auch an den unter- Gesundheitsdienstleistungen schiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, die am Förderschwerpunkt beteiligt sind. Aus Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaf- Dabei stehen die drei Schwerpunkte der ten sind dies neben vielen anderen die Psy- Förderrichtlinie im Fokus: chologie und Soziologie, Arbeits- und Dienst- ›› Entwicklung von Methoden und Instru- leistungswissenschaften sowie Ingenieur-, menten für die Arbeit an und mit Men- Informations- und Kommunikationswissen- schen im digitalen Wandel, schaften. Obwohl sich die Perspektiven auf ›› Gestaltung und prozessbegleitende Ana- Interaktionsarbeit zwischen den einzelnen lyse von Geschäftsmodellen der interakti- Fachgebieten unterscheiden, bestehen den- ven Arbeit sowie noch Überschneidungen bei den für Interak- ›› neue Formen der Organisation innerbe- tionsarbeit wichtigen Konzepten und Inhal- trieblicher Zusammenarbeit und Führung. ten, die in den Projekten näher betrachtet werden. Im Zentrum der Verbundprojekte Gemeinsam verfolgen sie das übergeord- steht grundsätzlich Interaktionsarbeit und nete Ziel des Forschungsschwerpunktes: deren Gestaltung als Basis der zu erbringen- neue Konzepte, Modelle und Strategien im den Qualität der Dienstleistung. Zusammenhang mit Arbeit in Interaktion mit Menschen initiieren, entwickeln und gestalten.
Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ 17 Der Förderschwerpunkt in Zahlen 5 Jahre Projektvolumen Laufzeit 1. April 2019 – 30. April 2024 45,2 Mio. Euro (i. d. R. 3 Jahre Projektlaufzeit) davon 37,1 Mio. Euro BMBF-Förderung mit tlw. ESF-Kofinanzierung 19 Forschungs- 101 projekte Verbundpartner 1 (2–8 Verbundpartner pro Projekt) wissenschaftliches Metaprojekt 18 34 Verbundprojekte wissenschaftliche Partner 52 Praxispartner 3 Fokusgruppen 15 sonstige Partner 28 bereits assoziierte Partner ohne Förderung 52 Standorte mehr als 200 involvierte Personen über 18 20 beteiligte Berufsgruppen, Branchen wissenschaftliche bzw. Anwendungsfelder Disziplinen / Fachgebiete
18 Interaktionsarbeit gestalten Landkarte zum Förderschwerpunkt Hamburg Oldenburg Ludwigslust Bremen Hannover Berlin Sehnde Magdeburg Rheine Greven Bielefeld Halberstadt Coesfeld Münster Verl Quedlinburg Recklinghausen Beckum Herne Hamm Göttingen Bottrop Essen Dortmund Bochum Leipzig Duisburg Witten Hagen Düsseldorf Schwelm Wuppertal Dresden Jena Aachen Eschborn Rodenbach Frankfurt Bayreuth Mühlheim am Main Saarbrücken Karlsruhe Kornwestheim Stuttgart Esslingen Augsburg Hutthurm Unterföhring Stadtbergen Freiburg München Tengen Konstanz Geretsried Friedrichshafen Praxis- und sonstige Partner Wissenschaftliche Partner
Der Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ 19 Wissenschaftliches Metaprojekt InWiGe nimmt damit im Förderschwerpunkt des Förderschwerpunktes – eine Doppelrolle ein: Doppelrolle von InWiGe ›› Zum einen systematisiert InWiGe den Wie in anderen umfangreichen Förderpro Forschungsstand zur Interaktionsarbeit grammen mit einer Vielzahl einzelner Vor- auf der Basis der vorhandenen Literatur, haben üblich, wird vom Bundesministerium den aktuellen Ergebnissen der Verbund- für Bildung und Forschung (BMBF) auch im projekte, quantitativer Reanalysen sowie Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit einer eigenen, vergleichenden Studie. Ziel Menschen“ neben 18 verschiedenen Ver- ist es, die Entstehung und Wirkung von bundprojekten ein übergeordnetes Vorha- Arbeitsbedingungen in der Interaktions- ben gefördert: das wissenschaftliche Meta arbeit besser zu verstehen und daraus projekt „Interaktionsarbeit: Wirkungen und wissensbasierte Handlungsempfehlungen Gestaltung des technologischen Wandels“ abzuleiten. In diesem Sinne leistet InWiGe (InWiGe). quasi als 19. Verbundprojekt einen eige- nen wissenschaftlichen Beitrag zum För- Für den Förderschwerpunkt „Arbeiten an derprogramm „Arbeiten an und mit Men- und mit Menschen“ übernimmt die Bun- schen“. Diese Forschungsleistung ist auf desanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits- den folgenden Seiten im Projektsteckbrief medizin (BAuA) gemeinsam mit ihrem Pro- näher beschrieben. jektpartner, dem Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) ›› Zum anderen – und darum geht es insbe- gGmbH, im Rahmen von InWiGe die Rolle sondere in diesem Abschnitt – übernimmt des wissenschaftlichen Metaprojektes. Ne- das Metaprojekt die Rolle eines Dienst- ben eigenen wissenschaftlichen Arbeiten ist leisters für die Verbundprojekte und da- es eine zentrale Aufgabe, die 18 Verbundpro- mit übergeordnete Aufgaben im Förder- jekte des Förderschwerpunktes in ihrer Zu- schwerpunkt. Diese beiden Rollen sind sammenarbeit zu unterstützen sowie einen natürlich nicht voneinander losgelöst, nachhaltigen Transfer der Ergebnisse des sondern hängen eng zusammen. Förderschwerpunktes in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zu gewährleisten.
20 Interaktionsarbeit gestalten Kernziele von InWiGe als Forschung Vernetzung wissenschaftlichem Nationale Debatte stärken, Nachhaltige Vernetzung Metaprojekt internationale Debatte im Förderschwerpunkt und initiieren darüber hinaus Gestaltung Transfer Gestaltungswissen für Kommunikation der Ergebnisse die betriebliche Praxis des Förderschwerpunktes an aufarbeiten verschiedene Zielgruppen Die wesentlichen Ziele von InWiGe als wis- Um die dafür erforderliche Kommunika- senschaftlichem Metaprojekt lassen sich in tion und Kooperation innerhalb des För- die vier eng miteinander verknüpften Berei- derschwerpunktes zu ermöglichen und zu che Forschung, Vernetzung, Gestaltung und begleiten, bietet InWiGe unterschiedliche Transfer einteilen. Formate für die Zusammenarbeit an. Kernstück sind die drei Fokusgruppen (sie- ›› Der Bereich „Forschung“ leistet analy- he Kapitel 4) sowie förderschwerpunktin- tische, konzeptionelle und empirische terne Veranstaltungen und die Arbeit an Beiträge zur Erforschung der Arbeitsbe- gemeinsamen Produkten. Durch die Co- dingungen in der Interaktionsarbeit. Ziel rona-Krise haben sich zunächst vor allem ist es, eine Taxonomie zur Erklärung der virtuelle Formate bewährt. Zudem fördert Entstehung und Wirkung von Arbeitsbe- InWiGe die Vernetzung über den Förder dingungen bei der Arbeit an und mit Men- schwerpunkt hinaus, beispielsweise wer schen abzuleiten. den Ergebnisse in Fachdiskussionen ver schiedener Zielgruppen eingebracht. Ziel ›› Das Ziel „Gestaltung“ ist, auf Basis der ist der Aufbau eines nachhaltigen „Kom- wissenschaftlichen Ergebnisse eine Tool- petenznetzwerkes Interaktionsarbeit“. box mit Instrumenten zur Analyse und Gestaltung von Interaktionsarbeit für die ›› Diese Aktivitäten unterstützen ebenfalls betriebliche Praxis zu entwickeln. Beide die Aufgaben im Bereich „Transfer“. Hier Elemente – d. h. Taxonomie und Toolbox – geht es InWiGe um die Aufbereitung dienen gleichzeitig sowohl der Integration und Verbreitung projektübergreifender als auch der Synthese der in den Verbund- Schlussfolgerungen und um aktive Öffent- projekten entwickelten Konzepte, Modelle lichkeitsarbeit. Ziel von InWiGe ist es, die und Produkte. Sie tragen somit zur Ver- breite Verwertung der entwickelten Kon- bindung der Ergebnisse der einzelnen Ver- zepte und Produkte in Gesellschaft, Politik bundprojekte bei. Auf diese Weise ermög- und betriebliche Praxis zu fördern. Der licht InWiGe die Verknüpfung der Hand- vorliegende Projektatlas, Veranstaltungen lungsbereiche der Förderrichtlinie und die und die Webseite des Förderschwerpunk- transdisziplinäre Zusammenführung zu ei- tes (www.interaktionsarbeit.de) sowie nem übergreifenden Gesamtbild. Social-Media-Angebote tragen dazu bei, die Strahlkraft der einzelnen Verbundpro- ›› Die „Vernetzung“ aller Akteure ist eine jekte sowie des Förderschwerpunktes zu wesentliche Voraussetzung um Einzeler- erhöhen. kenntnisse zusammenführen zu können.
21 Steckbriefe Die Projekte stellen sich vor 4
22 Interaktionsarbeit gestalten InWiGe – Interaktionsarbeit: Wirkungen und Gestaltung des technologischen Wandels Verständnis von Interaktionsarbeit InWiGe versteht unter Interaktionsarbeit ei- inter nen sozialen Aushandlungsprozess im Rah- aktions arbeit men der Erwerbsarbeit, in dem Menschen gestalten miteinander agieren, um bestimmte Ziele zu erreichen. Der Fokus des Forschungsvorha- bens liegt auf den Beschäftigten und inter- aktiven Arbeitstätigkeiten: Tätigkeiten, bei denen an und mit Menschen gearbeitet wird. Laufzeit: 01.04.2019 bis 31.03.2023 Dabei konzentriert sich InWiGe auf die Inter- Koordinator: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und aktionsarbeit mit betriebsexternen Personen, Arbeitsmedizin bei der ein direkter Kontakt zwischen den Beschäftigten und den PatientInnen, Kun- Wissenschaftliche Partner: Internationales Institut dInnen, KlientInnen und BürgerInnen besteht. für Empirische Sozialökonomie gGmbH Motivation Anwendungsfelder: Fachhandel, Gastronomie, Soziale Interaktionen am Arbeitsplatz wer- Anwaltschaft, Unternehmensberatung, Polizeidienst, den in der wissenschaftlichen und gesell- Arbeitsvermittlung, Altenpflege schaftlichen Debatte wie auch in der Arbeits- Forschungs- und Entwicklungsmethodik: welt bislang kaum bei der Gestaltung von Qualitative, halbstandardisierte Interviews und offene Arbeit berücksichtigt. Bisher liegen zumeist Beobachtungen, quantitative Sekundärdatenanalysen berufsspezifische und beschreibende Arbei- ten vor, die eher selten allgemeine, übergrei- Angestrebte Produkte: Taxonomie zur Interaktions fende Charakteristika von Interaktionsar- arbeit, Toolbox mit Gestaltungsinstrumenten, beit abbilden. Der Forschungsstand zu den Handlungsleitfaden Arbeitsbedingungen bei Interaktionsarbeit sowie zur Frage, was diese beeinflusst und Schlagworte: Arbeitsbedingungen, Kontextualisie- rung, Gesundheit, Arbeitsgestaltung, vergleichende wie sich die Besonderheiten interaktiver Tä- Studie tigkeiten auf die Beschäftigten auswirken, ist entsprechend heterogen und fragmentarisch. Kontakt: Dr. Nadja Dörflinger InWiGe sieht Interaktionsarbeit als besonde- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und re Form der Arbeit (vor allem in Abgrenzung Arbeitsmedizin (BAuA) zur klassischen Produktionsarbeit), die mit Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25 spezifischen Anforderungen an und Wirkun- 44149 Dortmund gen auf Beschäftigte einhergeht. Sie bedarf Telefon 0231 90712710 E-Mail inwige@baua.bund.de einer besonderen Analyse und Gestaltung, da Interaktionsarbeit von immer mehr Beschäf- Weblink: www.interaktionsarbeit.de tigten in praktisch allen Berufsfeldern geleis- tet wird. Ziel von InWiGe ist es daher, durch eigene Forschungsarbeiten ein Konzept von Interaktionsarbeit systematisch zu fundieren,
InWiGe – Interaktionsarbeit: Wirkungen und Gestaltung des technologischen Wandels 23 ” Mit InWiGe wollen wir die nationale Debatte zu Interaktionsarbeit stärken und die internationale anstoßen. Zitat einer Projektbeteiligten / Dr. Nadja Dörflinger arbeitswissenschaftlich gesicherte Erkennt- das Projektteam verschiedene Stakeholder Schon gewusst? nisse zur Gestaltung von Interaktionsarbeit dabei unterstützen, die Arbeit an und mit Zur BAuA gehört die einzig zu generieren und Empfehlungen zur Regu- Menschen zukünftig menschengerechter artige Arbeitsweltausstel- lierung von Interaktionsarbeit zu liefern. gestalten zu können. lung DASA in Dortmund, in der Arbeit interaktiv Nutzen Forschungsfragen erfahren werden kann – InWiGe trägt dazu bei, den Wissensstand zu ›› Wie entstehen Arbeitsbedingungen bei ein Besuch lohnt sich den Arbeitsbedingungen bei Interaktion der Interaktionsarbeit bzw. was beein- immer. sarbeit sowie deren Entstehung und Wir- flusst Arbeitsbedingungen bei der Inter- kungen zu systematisieren und durch ei- aktionsarbeit? gene Arbeiten weiter auszubauen. Neben ›› Wie wirken sich die Besonderheiten der In- Tätigkeitsmerkmalen und Ausführungs teraktionsarbeit auf die Beschäftigten und bedingungen der Arbeit bezieht das Team deren Gesundheit aus? Wie gehen diese gesellschaftliche, nationale, sektorale und damit um? organisationale Rahmenbedingungen ein, ›› Wie kann Interaktionsarbeit menschen die für die Sicherheit und Gesundheit bei gerecht gestaltet werden (auch im Hin- der Arbeit von Bedeutung sind. Relevante blick auf den digitalen Wandel)? berufs- und branchenübergreifende Faktoren und Kontexte für die Analyse und Gestaltung von Interaktionsarbeit werden berücksichtigt, um die Entstehung und Wirkung von Arbeits Zentrale Botschaft: bedingungen besser verstehen und erklären Bei der Analyse und Gestaltung der Ar- zu können. Im Zentrum des Vorhabens steht beit an und mit Menschen sollten stär- die Entwicklung einer Taxonomie der Interak- ker branchen- und berufsübergreifende tionsarbeit auf Basis eines induktiven Vorge- Tätigkeitsmerkmale und Arbeitsbedin- hens mit Literaturanalysen (Reviews), quanti- gungen bei Interaktionsarbeit in den tativen Reanalysen vorhandener Datensätze Blick genommen werden. Übergreifende und eigenen qualitativen Datenerhebungen. Kontextfaktoren sowie konkrete Ausfüh- Damit möchte das InWiGe-Team bisherige rungsbedingungen am Arbeitsplatz sind Forschungslücken schließen und einen theo- hierbei zentrale Ansatzpunkte. retischen und analytischen Beitrag zum Ver- ständnis von Interaktionsarbeit leisten. Für die betriebliche Praxis werden darauf aufbauend ein Handlungsleitfaden und eine Toolbox mit Instrumenten zur Analyse und Gestaltung von Interaktionsarbeit entwi- ckelt, in die auch die Ergebnisse aus den Ver- bundprojekten mit einfließen. Diese werden digital aufbereitet und über die Webseite des Förderschwerpunktes verbreitet. Damit will
24 Interaktionsarbeit gestalten Interaktion innerhalb des Förderschwerpunktes – Die Fokusgruppen Um den Austausch der 18 Verbundprojek- Das Konzept für die inhaltliche Strukturie- te untereinander leichter zu ermöglichen, rung der Fokusgruppen orientiert sich am hat das Metaprojekt InWiGe ein Konzept Dienstleistungsdreieck: Hierbei handelt es zur Interaktion innerhalb des Förder- sich um ein Modell, das die Beziehungen der schwerpunktes entwickelt: Für eine ver- beteiligten Akteure – Dienstleistungsgeber, tiefte Bearbeitung relevanter Themen- -nehmer und Organisation – in den Fokus felder und eine intensivere Vernetzung von Dienstleistungsarbeit stellt und struk- ähnlicher Verbundprojekte und fachlicher turiert abbildet. Entsprechend der sektoren- Expertisen hat sich die Zusammenar- und branchenübergreifenden Verbreitung beit in kleineren Gruppen – sogenannten von Interaktionsarbeit sowie der Konzep- Fokusgruppen – bewährt. tion des Förderschwerpunktes wird für die Fokusgruppen ein weites Verständnis des Die Fokusgruppen sind im Förderschwer- Modells zugrunde gelegt, das sich nicht auf punkt „Arbeiten an und mit Menschen“ ein den Dienstleistungssektor beschränkt. Jede Instrument, um Kompetenzen und Exper- der drei Fokusgruppen stellt jeweils eine Sei- tisen sinnvoll zu bündeln und in kleineren te des Dienstleistungsdreiecks ins Zentrum, festen Gruppen intensiver an konkreten berücksichtigt jedoch ebenfalls die Interde- ausgewählten Fragestellungen zu arbeiten. pendenzen innerhalb des Dreiecks. Diese Darüber hinaus sollen sie einen projektüber- Systematik greift außerdem die drei bereits greifenden Wissenstransfer zwischen den genannten Themenfelder im Förderschwer- Verbundprojekten im Förderschwerpunkt punkt „Arbeiten an und mit Menschen“ auf. und mit dem Metaprojekt ermöglichen. Die Verbundprojekte haben sich in Abspra- che mit dem Metaprojekt InWiGe einer der InWiGe möchte mit den Fokusgruppen Syn- drei thematischen Fokusgruppen zugeordnet. ergien nutzbar machen und einen Mehrwert für alle Beteiligten schaffen, indem Ergebnis- Die Fokusgruppe 1 „Direkte Interaktion“ se gebündelt und in ein Gesamtbild integriert betrachtet die Interaktion zwischen Dienst- werden. Darüber hinaus dienen die Fokus- leistungsnehmer und Dienstleistungsgeber gruppen den Projektbeteiligten auch als Aus- auf der Tätigkeits- und Interaktionsebene. tauschforum für Erfahrungen und Heraus- Im Vordergrund stehen Maßnahmen und forderungen in der Projektarbeit – wie z. B. Instrumente, die auf die konkrete Gestal- durch die Corona-Pandemie – sowie dem Tei- tung der persönlichen Interaktion zwischen len gefundener Lösungen. Kern der Fokus Beschäftigten und KundInnen, PatientInnen gruppenarbeit sind halbjährlich stattfinden- und KlientInnen abzielen. Themen sind hier de Treffen aller Mitglieder. Die Ergebnisse beispielsweise das Management von Arbeits- der Zusammenarbeit werden u. a. bei der unterbrechungen, die Entwicklung und der Abschlussveranstaltung des Förderschwer- Einsatz von smarten Datenbrillen, die Ein- punktes präsentiert und diskutiert. führung und Nutzung einer Emotionserken- nungs-App oder die Bedeutung von Respekt in der Interaktionsarbeit.
Interaktion innerhalb des Förderschwerpunktes – Die Fokusgruppen 25 Fokusgruppenkonzept: das „Dienstleistungsdreieck“ DigiLab NPO ProDigA PRIME. 2 TOAB SO-SERVE Organisation VISITS Zwischenbetriebliche ella4.0 Fok Interaktionsarbeit – u sgr Zusammenarbeit von u pp e2 Dienstleistern InkluServ pe 3 inter KomIn p aktions sgru Dienst KILPaD arbeit leistungs Foku gestalten nehmer teamIn 1 uppe sgr 1 ku 3 Die Bedeutung Dienst leistungs Fo AnEffLo Digitaler Engel Direkte Interaktion von Kompetenz geber zwischen Dienst INSTANT GIDA leistungsgeber und entwicklung und Dienstleistungsnehmer Führung für die PARCURA UMDIA Interaktionsarbeit – die innerbetriebliche RespectWork Perspektive Die Fokusgruppe 2 „Zwischenbetriebliche In Fokusgruppe 3 „Innerbetriebliche Inter- Interaktion“ konzentriert sich auf die über- aktion“ stehen Kompetenzentwicklung und bzw. zwischenbetriebliche Ebene sowie die Führung sowie mögliche Gestaltungsansät- Integration der KundInnen, PatientInnen und ze auf innerbetrieblicher Ebene im Mittel KlientInnen in Dienstleistungsprozesse. Da- punkt. Zentral wird hier die Frage sein, mit steht einerseits die Interaktion zwischen welche Bedeutung Führung und Kompe- verschiedenen Dienstleistern und anderer- tenzentwicklung in der Interaktionsarbeit seits die Interaktion von Organisationen und einnehmen und wie sie sich auf die Arbeits- Dienstleistungsnehmern im Mittelpunkt. Ein und Beschäftigungsfähigkeit auswirken. Be- wesentliches Interesse besteht in der Orga- zogen auf das Dienstleistungsdreieck steht nisation und Unterstützung von Dienstleis- insbesondere der Beschäftigte als Dienst- tungsnetzwerken und in der Gestaltung von leistungsgeber im jeweiligen Organisations- verschiedenen Schnittstellen. Außerdem kontext im Zentrum. geht es um die Entwicklung von geeigneten Geschäftsmodellen und die Frage, wie Kun- dInnen, PatientInnen und KlientInnen aktiv in Geschäfts- bzw. Arbeitsprozesse integriert werden können.
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