Horizonte Wie wir wohnen wollen 19 - Bildungswerk der Evangelisch ...
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Editorial • 3 In d ie sem He f t Die Zukunft des Wohnens ANSPRECHPERSONEN (im Alter) FÜR DIE ARBEIT Seite 8 MIT ÄLTEREN GENERATIONEN Einblick ins Hef t Zentralkonferenz Pastorin Ulrike Burkhardt-Kibitzki Schopflocher Straße 16A 70563 Stuttgart Telefon 0711 27374061 ulrike.burkhardt-kibitzki@emk.de Liebe Leserin, lieber Leser, cherheit und Heimat. Für ältere Menschen stellt sich irgendwann die Frage: Wie möchte ich im Norddeutsche Konferenz seit August 2018 wohnen mein Mann und ich in Alter wohnen? Da kann es sein, dass das Haus zu Pastor Gunter Blaschke Stuttgart, einer der neben München, Hamburg, groß wird und die Kräfte nicht mehr reichen, al- Oldenburger Straße 10 Berlin und Frankfurt teuersten Städte Deutsch- les in Ordnung zu halten. Was gibt es dann für 26188 Edewecht lands. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Möglichkeiten? Rechtzeitig sich informieren, Wohnen im Ghetto? Telefon 04405 4376 eine Anfrage nach einer freien Mietwohnung frühzeitig über Veränderungen und auch Los- – Wo und wie würde gunter.blaschke@emk.de oder auch zum Kauf eines Hauses auf unsere lassen nachdenken und dann Entscheidungen Jesus heute wohnen? Schreibtische kommt. Doch es bewegt sich na- treffen. Das sind Aufgaben, die mit dem Älter- Seite 16 Süddeutsche Konferenz hezu nichts auf dem Immobilienmarkt. Er ist werden auf uns zukommen und gemeistert wer- Pastor Michael Burkhardt leergefegt, zumindest was bezahlbaren Wohn- den wollen. Silberburgstraße 134 raum betrifft. Im Luxussegment allerdings gibt 70176 Stuttgart es mehr Auswahl. Doch wer ist schon in der Dass Wohnen auch vielfältige Bezüge zu unse- Telefon 0711 6150227 Lage, für eine 3-Zimmer-Wohnung 2.000 Euro rem Leben als Christen hat und in der Bibel an michael.burkhardt@emk.de Kaltmiete aufzubringen? Geschweige denn für vielen Stellen thematisiert wird, wird uns nicht ein Reihenhaus, mittlere Lage und Größe, 40 wundern. Wohnen ist ein Existential für uns in Inhal t Ostdeutsche Konferenz Jahre alt, 800.000 Euro? Wenn das noch nicht die Welt Geworfene und irgendwann einmal Pastor i.R. Thomas Röder mal Familien mit doppeltem Einkommen schaf- wieder die Welt Verlassende. Sichere Wohnun- 4 Schöner wohnen: Was sagt die Bibel zum Thema Wohnen? Gasanstaltstraße 172 fen, wie soll Wohnen zum Wohlfühlen für Men- gen brauchen wir hier und drüben. 8 Die Zukunft des Wohnens (im Alter) 09474 Crottendorf schen möglich sein, die eher im Niedriglohnsek- 12 Altersgerechtes Wohnen Telefon 037344 8389 tor unterwegs sind oder nur kleine Renten Mit dem aktuellen HORIZONTE finden Sie wie- 16 Wohnen im Ghetto? – Wo und wie würde Jesus heute wohnen? thomas.roeder@emk.de beziehen? Wie wir wohnen wollen und wie wir der inspirierende und informative Artikel von dann letztendlich zu wohnen kommen treibt kompetenten Autor*innen. Besonders freuen 20 Wohn- und Lebensräume anbieten – Referentin im Bildungswerk uns um. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit wir uns über Beiträge zweier junger (Innen-)Ar- eine sozialdiakonische Aufgabe der Kirche? Christine Carlsen-Gann klafft immer häufiger eine gewaltige Lücke. chitektinnen, die als Fachfrauen die Frage des 24 Wohnträume Giebelstraße 16 Wohnens der Zukunft beleuchten. Wohnen ist 70499 Stuttgart Wie wohnst denn Du? Diese Frage ist zur ein Generationenthema. Deshalb empfeh- 30 Literaturtipps Telefon 0711 86006-94 wichtigsten sozialen Frage in unse- len wir gerne, HORIZONTE auch 32 Veranstaltungshinweise 2019 c.carlsen-gann@emk-bildungswerk.de rem Land geworden. Sie unter- als Gesprächsgrundlage zwischen 33 Aus der Fachkommission Ältere Generationen ZK scheidet zwischen Vermögen- den Generationen zu verwen- 34 Impressionen vom 1. Studientag „Theologie des Alterns“ Informationen, den und Geringverdienern, den. Anmeldemöglichkeit, zwischen Erben und jenen, 36 Häuser baut man zum Wohnen ... Materialien, Links: die nie mehr als das hatten, Es grüßt Sie sehr herzlich www.emk-seniorenarbeit.de was sie mit ihrer Berufstä- im Namen der gesamten tigkeit verdienen konnten. Fachkommision, Ihre Wir freuen uns über Spenden Ulrike Burkhardt-Kibitzki für Horizonte oder die Wohnen ist zugleich auch In- ZK-Seniorensekretärin Seniorenarbeit der EmK allgemein. begriff für Sich-zu-Hause- Kontoverbindung Fühlen, für Geborgenheit, Si- IMPRESSUM EmK Bildungswerk Stuttgart Seniorenarbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche Verantwortlich für den Inhalt: Pastorin Ulrike Burkhardt-Kibitzki, 70563 Stuttgart IBAN: DE83 5206 0410 0000 4103 73 Foto: Klaus Ulrich Ruof Redaktion: Christine Carlsen-Gann, Bildungswerk, 70499 Stuttgart; Christine Haag-Merz, 71034 Böblingen BIC: GENODEF1EK1 Layout & Satz: Daniel Schmidt, 74392 Freudental, ds@orthografik.de Herstellung und Vertrieb: Bildungswerk der Evangelisch-methodistischen Kirche, Verwendungszweck: Giebelstraße 16, 70499 Stuttgart, Telefon 0711 86006-90, Fax 0711 86006-99, www.emk-bildung.de „EmK Seniorenarbeit Horizonte“ Bildnachweise: AdobeStock, pixabay.com, wikimedia-commons, private Fotos
4 • Schöner wohnen: Was sagt die Bibel zum Thema Wohnen? Schöner wohnen: Was sagt die Bibel zum Thema Wohnen? • 5 ter ausgemalt: „Ein jeder wird unter seinem Wein- sein. Stattdessen wird die Wüste zum Lebensraum, in stock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird dem Gerechtigkeit und Frieden sich entfalten (Jesaja Schöner wohnen: Was sagt sie schrecken“ (Micha 4,4). In dieser Zukunft leben die Menschen friedlich in ihren eigenen Häusern, die um- geben sind von Bäumen voller Früchte. 32,14ff). Der Prophet Jeremia fordert im Brief an die ver- bannten Israeliten in Babylon, sie sollten diese Stadt die Bibel zum Thema Wohnen? Die Stadt als Symbol für Verderbtheit und Nichtverstehen als ihren Lebensraum annehmen und gestalten. Sie leben nicht freiwillig in Babylon. Sie wurden als Be- siegte dorthin verschleppt. Es ist eine verhasste Stadt. Eine Spurensuche im Alten und Neuen Testament • Michael Burkhardt Das Wohnen in den Häusern der Stadt hat aber auch Trotzdem wird den Israeliten ans Herz gelegt: „Baut eine dunkle Seite. In Genesis 11 wird erzählt, dass Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre in der Stadt Babel ein Turm aus Lehmziegeln gebaut Früchte; … Suchet der Stadt Bestes!“ (Jeremia 29,5f) D as Haus der Gottlosen wird vertilgt, aber die Befehl verlassen sie ihre Heimat und wohnen fortan wird. Bis in den Himmel soll er reichen. Die Gigan- Die Israeliten sollen sich in der ihnen fremden und un- Hütte der Frommen wird grünen“ (Sprüche in Zelten (Genesis 11,31; 12,8; 18,1) so wie bereits Noah tomanie wird von Gott selbst gestoppt und mit der geliebten Stadt auf Dauer einrichten. Sie sollen – auch 14,11). – „Besser im Winkel auf dem Dach nach der Sintflut (Genesis 9,21). Und genauso wie spä- Sprachverwirrung bestraft. Die hält bis heute an. Heu- zu ihrem eigenen Wohl – sich mit der Stadt anfreun- wohnen als mit einem zänkischen Weibe zusammen ter das ganze Volk Israel bei der Wanderung ins Gelob- te leben zum Beispiel in Stuttgart Menschen aus 183 den und sich für sie einsetzen. in einem Hause“ (Sprüche 21,9). Unmissverständ- te Land (Exodus 33,8). Nationen. So manche fühlen sich da verloren oder sind Wie Babylon für die Macht der Feinde, so stand Je- lich machen die Sprüche Salomos klar, dass „schöner Dort angekommen gehen die Israeliten daran, die angesichts der Vielfalt von Sprachen und Kulturen mit rusalem für eigene Stärke und Größe. Denn die Stadt Wohnen“ viele Aspekte hat. Was sagt die Bibel zum Städte des Landes zu erobern. Das ist zwar eine gro- ihrem Latein am Ende. Oder fordern die Vertreibung mit Mauern und Palast, Tempel und Kultur ist immer Thema Wohnen? Unterschiedlichen Spuren möchte ße Herausforderung und gelingt nur mit Gottes Hilfe. all derer, die nicht „unsere“ Sprache sprechen. auch Symbol für Herrschaft, für Macht und Reichtum. ich in diesem Artikel nachgehen. Aber so kann die Herrschaft über das Land allmählich Das Motiv der Stadt als ein Ort der Verlorenheit be- Israel ist stolz auf seine „Stadt auf dem Berge“. Aber die etabliert werden. Umso schmerzlicher ist die Erfah- gegnet wenig später erneut. Abraham und sein Neffe Stadt steht grundsätzlich auch für Verderbtheit und Sie wohnten in Zelten und Häusern rung, dass am Ende der Königszeit die eigenen Städ- Lot hatten sich getrennt, da es das Land nicht ertragen Verlorenheit. Ein durchaus ambivalentes Bild, dem Adam und Eva brauchten kein Haus im Garten Eden. te erobert und zerstört werden und viele ihre Heimat konnte, „dass sie beieinander wohnten“ (Genesis 13,6). noch weitere Facetten hinzugefügt werden. Sie brauchten ja nicht einmal Kleidung als Schutz. und ihre Häuser verlassen müssen. Auf diesem Hin- Lot zog nach Sodom, in die Stadt, die gemeinsam mit Doch das änderte sich nach dem „Sündenfall“. Die ers- tergrund sind die prophetischen Visionen zu verste- Gomorrha sprichwörtlich für Verderbtheit und Unter- Wir haben hier keine bleibende Stadt ten Menschen erhielten von Gott Kleidung, ihr Nach- hen, in denen das friedliche Wohnen im eigenen Haus gang steht, eben für Verlorenheit. und kein festes Haus komme Kain baute bald eine Stadt, der er den Namen zum Ausdruck göttlicher Neuschöpfung wird. Auch beim Propheten Jona steht die Stadt Ninive für Im Neuen Testament wird das feste Haus einerseits seines Sohnes gibt: Henoch (Genesis 4,17). Erst einige Am Ende des Jesajabuchs wird diese Zukunft so ge- menschliche Bosheit, die Gott auf den Plan ruft. Jona zum Bild für das Leben eines klugen Menschen, der Generationen später wird Jabal geboren, von dem jene schildert: „Sie werden Häuser bauen und bewohnen, soll deshalb der Stadt den Untergang predigen (Jona sich die Worte Jesu zu Herzen nimmt (Matthäus 7,24f). abstammen, „die in Zelten wohnen“ (Genesis 4,20). In sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte es- 1,2; 3,4). Bekanntlich kehrten die Menschen in Nini- Aber die Menschen, die Jesus nachfolgen, sollen sich der Bibel wird die Kulturgeschichte also auf den Kopf sen. Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewoh- ve zum Leidwesen Jonas um und wurden gerettet. So nicht allzu sehr an Immobilien binden. Jesus sagt gestellt. Erst die Stadt, dann das Zelt. Und doch ist das ne, und nicht pflanzen, was ein anderer esse“ (Jesa- wird die Gleichung „Stadt ist böse“ zunächst bestätigt, selbst von sich: „Die Füchse haben Gruben und die Zelt für die Erzväter die übliche Behausung. ja 65,21f; Hosea 11,11). Dazu passt die prophetische aber eben auch in Frage gestellt. Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Men- Abram und Sarai lebten in der Stadt Ur in Chaldäa Zusage, dass Gottes Volk sicher wohnen wird (Hosea In einer Vision des Jesaja wird jedoch das Heil au- schensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“ (Lu- und wohnten vermutlich in einem Haus. Auf Gottes 2,20; Micha 5,3). Dieses Bild wird bei Micha noch wei- ßerhalb der Stadt angekündigt. Wenn der Geist aus kas 9,58; Jakob konnte auf seiner Flucht nach Haran der Höhe über den Israeliten ausgegossen wird, wer- immerhin einen Stein als Kopfkissen nutzen!) Weil Je- den die Paläste verlassen und die Stadt leer und still sus kein irdisches Zuhause kennt, fühlt er sich umso Historische Stadtmauer von Babylon.
6 • Schöner wohnen: Was sagt die Bibel zum Thema Wohnen? Schöner wohnen: Was sagt die Bibel zum Thema Wohnen? • 7 Mühsal. Denn Gott schlägt sein Zelt unter den Men- » Gott ist gegenwärtig, schen auf. Gott im Zelt, das steht für Nähe, für Nah- barkeit, für Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Gott Gott ist dort wohnhaft, im Zelt, das erinnert an den Auszug aus Ägypten, an wo Menschen nicht für den Weg aus Sklaverei in die Freiheit, an menschliche Schwäche und göttliche Hilfe. sich selbst, sondern nach Gottes heilsame Kraft verwandelt am Ende die ver- Gottes Willen leben. fluchte und die geschändete Stadt zu einer Stadt aus Licht und Glanz. Nicht mehr Babel, Ninive, Sodom oder Gomorrha sind Deutemuster für die Stadt. Das neue Jerusalem, die Stadt, die vom Himmel herab- kommt, ist der Ort für den Thron Gottes und nichts wird es Israel zugesagt in Exodus 29,45: „Ich will die Verfluchtes wird mehr in dieser Stadt sein (Offenba- Stiftshütte und den Altar heiligen ... Und ich will unter rung 22,3). Auch Jesus verwendet das Bild vom Woh- den Israeliten wohnen und ihr Gott sein.“ Gott ist ge- nen für die Zukunft in der Nähe Gottes: „In meines genwärtig, Gott ist dort wohnhaft, wo Menschen nicht Vaters Haus sind viele Wohnungen“ (Johannes 14,2). für sich selbst, sondern nach Gottes Willen leben. Weil Unsere Sehnsucht nach Heimat, nach Behaust-Sein, nach Frieden und Zufriedenheit wird Modell der Stiftshütte im Timna Park (Nationalpark in der Nähe von Eilat im südlichen Negev in Israel). in Gottes neuer Welt gestillt. Die Ambivalenz der Stadt – einerseits mehr im Haus Gottes geborgen. Schon als Zwölfjähri- die Orientierung an himmlischen Gütern: „Wir haben Ort der Sprachverwirrung und der ger betrachtet Jesus den Tempel als sein Zuhause. hier keine bleibende Stadt“ (Hebräer 13,11). Verlorenheit, andererseits Schutz- „Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt Demgegenüber steht die schmerzliche Erfahrung raum und Entfaltungsraum für Kul- hinlege.“ Die Radikalität der Aussage Jesu erschreckt: unfreiwilliger Heimatlosigkeit vieler Menschen im tur und Miteinander – wird endlich Wer kann so leben? Ohne Heimat, ohne einen Ort, von 21. Jahrhundert. 65 Millionen Menschen sind 2018 überwunden sein. In den himmli- dem er sagen kann: Hier bin ich zu Hause. Hier gehö- ohne Zuhause, weil sie aus ihren Städten und Län- schen Häusern lässt sich gut und in re ich hin. Kathrin Nothacker zieht in ihrer Predigt zu dern flüchten mussten, meist wegen Gewalt, Unter- Frieden leben. Das urmenschliche Lukas 9,57-621 eine Parallele zum Auszug Israels aus drückung, Terror oder Krieg. Andere flüchten in die Bedürfnis nach einem sicheren und Ägypten. „Das Wort hat auch etwas mit Heimatlosig- Städte, weil sie auf dem Land keine Perspektive mehr friedlichen Zuhause wird endlich ge- keit zu tun, aber vielleicht vermögen wir es auch zu sehen und kein Auskommen finden. Auch in Deutsch- stillt. Das kann und muss Ansporn verstehen als einen Ruf in die Freiheit … Der Weg in land werden ganze Landstriche entvölkert, weil die sein, menschliche und so auch al- die Freiheit reißt oft heraus aus der häuslichen Gebor- Menschen zu den Arbeitsplätzen und den kulturellen tersgerechte Formen des Wohnens genheit und der Sicherheit der vier Wände. Aber am und sonstigen Angeboten ziehen. und Zusammenlebens heute zu ent- Ende wiegt die Freiheit schwerer als alles Zurückge- Aber die Hoffnungen, die viele in die Städte setzen, wickeln und zu verwirklichen. lassene.“ Die vermeintliche Sicherheit eines eigenen sind trügerisch. Es gibt in den Metropolen in Süd- Das neue Jerusalem (Wandteppich aus dem 14. Jahrhundert). Zuhauses, eines festen Dachs über dem Kopf, kann amerika oder Afrika kaum legale und anständige Ar- Aufbruch und Nachfolge verhindern. So erlebt es auch beit und keine Bleibe. Die Wohnungsnot in deutschen Gottes Volk seine Gebote immer wieder missachtet, der junge Mann, der der Einladung Jesu in die Nach- Großstädten ist eklatant. Trotzdem wachsen die Mega- weil Menschen sich grundsätzlich gegen Gottes Wil- folge nicht Folge leisten kann. „Er aber wurde unmutig cities weiter. Und mit ihnen die Diskrepanz zwischen len auflehnen, muss Gott schließlich selbst für die Ver- über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte unvorstellbarem Reichtum und endlosem Elend. wirklichung seines Willens sorgen, und nimmt erneut viele Güter“ (Markus 10,22). Auch dem reichen Korn- Manfred Josuttis kommt in einer Auslegung zu He- Wohnung bei seinem Volk. Der Prophet Joel kündigt bauer bringt der Neubau einer Scheune kein Glück, er bräer 13 ebenfalls zu einer kritischen Würdigung der an, Gott werde auf dem Zion, dem heiligen Berge woh- muss direkt nach der Vollendung abtreten. „So geht Stadt: „Das babylonische Experiment ist gescheitert. nen. Zu dieser Zeit werden Berge von süßem Wein und Michael Burkhardt es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich Die Stadt kann nicht geben, was sie den Menschen zu die Hügel von Milch fließen und die Bäche werden voll Pastor bei Gott“ (Lukas 12,21). Angesichts dieser Fragilität geben versprochen hat: Heimat, Sicherheit, Sinn.“2 Jo- Wasser sein. So kann Juda für immer bewohnt werden Bezirk Stuttgart-Mitte des Lebens propagiert der Schreiber des Hebräerbriefs suttis setzt dagegen: „Das Entscheidende ist jenseits und Jerusalem auf ewig. Denn „der Herr wird wohnen der Mauern geschehen.“3 Golgatha lag draußen vor zu Zion“ (Joel 4,17-21). der Stadt. Das Heil kommt nicht aus der Stadt, sondern In unüberbietbarer Weise wird in Offenbarung 21 von dem, der sich unbehaust gemacht hat, der sich das Wohnen Gottes bei den Menschen zum Bild für nicht auf Macht und Steine verlassen hat, der sich al- ewige Herrlichkeit. In der Übersetzung von Walter » Wer kann so leben? lein in den Armen Gottes geborgen wusste. Jens klingt das so: „Ich sage Dir, und das ist wahr: Gott hat sein Zelt aufgeschlagen unter den Menschen. Ohne Heimat, ohne einen Ort, Gottes Wohnen bei den Menschen Und er wird mit ihnen wohnen, und sie werden sein 1) https://predigten.evangelisch.de/verfasser/ von dem er sagen kann: und Gottes himmlische Stadt Volk sein.“4 Wenn Gott bei den Menschen wohnt, hat kirchenraetin-kathrin-nothacker 2) Manfred Josuttis, Über alle Engel, München 1990, S. 210 So wie das Volk Israel in der Wüste selbst, so wohnt das Folgen: Tränen werden getrocknet, Tod wird nicht Hier bin ich zu Hause. Gott bei seinem Volk in einem Zelt, der Stiftshütte. So mehr sein, auch kein Weinen, keine Trauer, keine 3) Ebenda 4) Walter Jens, Das A und das O, Berlin 1989, S. 87
8 • Die Zukunft des Wohnens (im Alter) Die Zukunft des Wohnens (im Alter) • 9 Senioren-WG Denn noch einen Schritt weiter geht das Kon- zept der Seniorinnen-Wohngemeinschaft. Wer hier einzieht, hat sein eigenes, meist großzügiges Zimmer und teilt sich eine gemütliche Wohnkü- Z ukunft“ ist zu einem schwierigen Wort che, mehrere altersgerechte Badezimmer, Fern- geworden. Träumten wir früher von sehzimmer, Terrassen oder Gärten mit anderen der Zukunft, waren es Bilder von fort- Mitbewohnern. Eigene Möbel können auch mit- Generationenwohnen geschrittener Technologie, die an unserem in- gebracht werden. Das Leben in einer solchen Se- Ein weiteres einigermaßen neu- neren Auge vorbeizogen, neue medizinische nioren-WG, ob auf dem Land oder in der Stadt, es Konzept ist das Generatio- Behandlungsmethoden, ein gesundes und gestaltet sich einigermaßen günstig, weil alle nenwohnen, das vorsieht, dass langes Leben – Bilder voller Hoffnung. Heute Kosten geteilt werden. Wer das WG-Leben nicht mehrere Generationen in einem sehen wir wachsende Berge von Plastikmüll, gewohnt ist oder es noch nicht erfahren hat, mag Wohnhaus langfristig in jeweils ein sich veränderndes Klima, knapper wer- skeptisch sein, wie man sich wohlfühlen kann in eigenen Wohnungen zusammen- dende Ressourcen, kommende Veränderun- einer Wohnung mit Menschen, die man vorher leben, wobei die Nachbarschaft gen und die „Überalterung der Gesellschaft“. nicht kannte. Doch zahlreiche Erfolgsgeschichten » Es wird und Kommunikation auch von Doch genau dieser Trend zur Silver Society1, verraten, dass das Konzept des Zusammenlebens Soziologen moderiert und unter- also zur silbergrauen Gesellschaft, ist vielver- gut funktionieren kann. Es wird gemeinsam ge- gemeinsam stützt werden kann. Die Idee ist, sprechend: Mehrfamilienhaus spielt, fallweise gekocht, gelacht und auch disku- gespielt, fall- dass alle Generationen vonein- Die Bevölkerung wird zwar älter, doch mit Gemeinschaftsräumen tiert, wer als nächstes den Müll hinunterbringen ander profitieren können: Das sie bleibt auch länger gesund. Mit dem Ren- In sogenannten Wohngruppen für Se- muss – wie in einer Studenten-WG auch. Wer sei- weise gekocht, ältere Pärchen nebenan schaut teneintritt beginnt also eine ganz neue Le- nioren und Seniorinnen sind in einem ne Ruhe haben will, kann einfach die Zimmertür gelacht und nachmittags auf die Kinder, wenn bensphase. Es ist Zeit und Platz für Selbstent- Mehrfamilienhaus unterschiedliche schließen. Nach einer Phase der Eingewöhnung die Mutter einen Arzttermin hat faltung und Entwicklung. „Ein neues Mindset kleine Wohneinheiten für die Generati- können neue Freundschaften geschlossen und so auch diskutiert, und die junge Mutter geht für bereitet den Weg für eine Gesellschaft, die on 55+ angeordnet, die allesamt bereits das Leben bereichert werden. Man geht gemein- wer als nächstes das Pärchen manchmal zum Su- gerade durch die veränderte Altersstruktur vi- barrierefrei geplant sind. Zusätzlich gibt sam ins Theater oder ins Kino, führt spannende permarkt, wenn sie schwerere den Müll hinun- taler wird denn je. Sie verabschiedet sich vom Jugendwahn, deutet Alter und Altern grundle- » Wie viel es Gemeinschaftsräume, manchmal auch angeschlossene Seniorentreffs. Gespräche und trägt auch manchmal Konflik- te aus. Ergänzend zur Selbstversorgung können terbringen muss Einkäufe benötigen. Es können auch die Wohnungen von pensio- gend um.“2 Raum braucht Die zukünftigen Bewohner lernen sich Betreuungsdienste wie „Essen auf Rädern“ oder – wie in einer nierten Eltern und ihren erwach- Ältere Menschen, eben diese Silver Society, oft schon während der Planung des Pflege- und Putzservices dazugebucht werden. senen Kindern bewusst neben- engagieren sich ehrenamtlich, interessieren ein (älterer) Bauprojekts kennen und können so eine Plätze in Senioren-Wohngemeinschaften findet Studenten-WG einander situiert werden, damit sich für soziale Belange, möchten ihr Wissen Mensch zum soziale Nachbarschaft entwickeln. Als man unter anderem durch Aushänge in Senioren- auch. man sich umeinander kümmern weitergeben und suchen die Gemeinschaft. Bewohner kann man an gemeinschaft- treffs oder auch im Internet (zum Beispiel www. kann. So wie beim gemeinsamen Gleichzeitig erleben wir, dass zahlreiche Res- Leben? Wie lichen Aktivitäten teilnehmen oder sich senioren-wg-finden.de). In den WGs teilen sich Leben mehrerer Generationen sourcen knapper und damit teurer werden: viel Privatheit in die eigene Wohnung zurückziehen. Menschen zahlreiche Ressourcen, die sonst ein innerhalb einer Familie, können Wohnraum in Städten und auf dem Land, Niemand muss einsam sein, wenn er es Mensch alleine benutzen würde, wie Waschma- sich auch bei diesem bunten Le- Rohstoffe, aber auch soziale Ressourcen und und wie viel nicht will, doch kann man auch sehr viel schinen, Kühlschränke und ganze Räume wie benskonzept die gleichen Vortei- familiäre Netzwerke. PlanerInnen und Be- Gemeinschaft? Privatheit genießen. Dafür werden viel Wohnküchen. Zusätzlich profitieren die Bewoh- le sowie Konflikte auftun. Wenn wohnerInnen haben schon lange begonnen, Wohnraum und Ressourcen verbraucht, nerinnen von der Gemeinschaft und dem so- die Kinder fröhlich und laut im zur Debatte zu stellen, wie Wohnen in der was sich auch in den Kosten widerspie- zialen Gefüge, gelegentlich findet sich sogar eine Gemeinschaftsgarten spielen, Zukunft aussehen soll, welche Ressourcen gelt. Zusätzlich können noch Betreu- Ersatzfamilie. während die Großeltern ein er- gemeinsam genutzt werden können: Wie viel ungs- und Pflegedienste angefordert Die Gedanken an die Veränderung des Wohn- höhtes Ruhebedürfnis haben, Raum braucht ein (älterer) Mensch zum Le- werden. Plätze beziehungsweise Woh- sitzes (raus aus der jahrelang bewohnten und kann es schon mal schwierig ben? Wie viel Privatheit und wie viel Gemein- nungen in Wohngruppen findet man oft bekannten Wohnung) und an die Energie, die werden. Dafür hält einen das Le- schaft? durch die jeweiligen Mitbewohner oder man in den Aufbau neuer zwischenmenschli- ben mit einer so vielfältigen und Einige neue Wohnformen (Wohngruppen, Genossenschaften, die solche Projekte cher Beziehungen stecken muss, scheinen bisher nahen Nachbarschaft frisch. Oft Wohngemeinschaften, Generationenwohnen) realisieren. Die Veränderung durch den dennoch viele abzuschrecken, weshalb sich die werden solche Projekte von Ge- und bereits bekanntere Wohnformen (Betreu- Umzug aus der geliebten eigenen Woh- Idee der Wohngemeinschaft für die Generati- nossenschaften oder Baugrup- ung in den eigenen vier Wänden, Pflegeheim) nung in eine kleinere, aber altersgerecht on 50+ noch nicht weiträumig durchgesetzt hat. pen realisiert. Es wird spannend im Alter sollen auf ihr Verhältnis von Privat- gestaltete Wohnung scheint weniger Das könnte sich jedoch ändern durch das nahen- zu beobachten, wie sich diese heit und Gemeinschaft sowie auf ihren Ver- groß und verunsichernd zu sein als die de Pensionsalter der 68er-Generation, die das Projekte in den nächsten Jahren brauch von Ressourcen untersucht werden. des folgenden Konzepts. WG-Leben teilweise bereits erfahren hat.3 entwickeln werden. Die Zukunft des Wohnens (im Alter) Über Wohnformen und Lebensformen • Leonie Armeanu
10 • Die Zukunft des Wohnens (im Alter) Die Zukunft des Wohnens (im Alter) • 11 Anzeige Betreuung in der bisherigen Wohnung Wir können viel gewinnen Wer so lange wie möglich in seiner eige- Es scheint, dass unsere Zeit, das wirtschaftliche Sys- nen Wohnung oder in seinem Haus blei- tem, in dem wir leben, sowie unsere Gesellschaft ben möchte, kann sich auch in Zukunft immer mehr Flexibilität von uns fordern, und zwar Betreuung oder Pflege organisieren. im Hinblick auf die Digitalisierung, das Arbeitsleben Neu entwickelte Pflegeroboter erfül- und auch die Wohn- und Lebenssituationen. Das len schon jetzt in Pflegeheimen Auf- verlangt uns viel ab und wird auch immer komple- gaben, wie Patienten aus dem Bett zu xer. Dazu kommt die Erkenntnis, dass unsere Res- heben und unter die Dusche zu setzen sourcen nicht unbegrenzt sind und wir gut auf unse- oder Ähnliches und könnten in fernerer re Erde achten müssen, vor allem aus Rücksicht auf Zukunft auch im privaten Bereich die die nachfolgenden Generationen. Pflege zu Hause vereinfachen und äl- Das ist allerdings keine neue Erkenntnis: „An- Höhenblick-Freizeiten tere Menschen unabhängiger machen. steigende Müllmengen führten in den 1970er-Jah- Abgesehen davon müssen Wohnungen Pflegeheim ren zum Umdenken in Politik und Gesellschaft. und Häuser heutzutage größtenteils Wenn es in der Familienwohnung, der 1975 wurde mit dem Sammeln von Glas, Papier und Aus unserem Programm: schon so gestaltet werden, dass sie ein- Wohngruppe oder der Wohngemeinschaft Kunststoffen begonnen.“4 Was vorher nicht in unse- fach und kostengünstig an die neuen nicht mehr alleine geht und man mittleren ren Alltag integrierbar schien, ist 2019 ganz selbst- Israeltage Anforderungen eines älteren Men- bis starken Pflegebedarf hat, ist auch das verständlich geworden: Sowohl im privaten wie im 29.04. - 03.05.2019 schen angepasst werden können. Bei Pflegeheim nicht mehr das Schreckgespenst, öffentlichen Raum finden wir Papiermüllbehälter, Thema: Das Volk Israel in Geschichte und Gegenwart älteren Häusern ist das oft schwieriger das es früher einmal war. Zahlreiche neue Biomüllbehälter und dergleichen. Wir sammeln, mit Jurek Schulz (amzi) und kostspieliger, unmöglich ist es aber oder auch ältere, aber sanierte Wohnprojek- recyceln, verwerten wieder, wir nützen unsere Res- selten. So kann man das geliebte Haus, te bieten große und schöne offene Räume, sourcen viel bewusster, vorsichtiger und nachhalti- wo man vielleicht auch seine Kinder gemeinschaftliche Bereiche und Aktivitäten ger als in den Jahrzehnten davor. Männertage großgezogen hat und in dem sich viele mit gleichgesinnten Bewohnern, Gärten mit Das sollte uns Mut machen, die instinktiven 23.05. - 26.05.2019 schöne Erinnerungen finden, solange Hochbeeten, Caféhäuser, Friseursalons und Ängste zu überwinden, die oft mit Veränderungen Thema: „Heroes - wie Männer den Alltag erobern“ mit Michael Kasterke, Hubert Siegert und wie möglich genießen. Zu berücksichti- private Zimmer mit Ausblick oder Balkonen einhergehen. Denn auch im Bereich des Wohnens Pastor Jens Bärenfeld gen sind dabei aber die teilweise hohen sowie gute medizinische Versorgung. Auch befinden wir uns bereits mitten in einem Wandel, Kosten der oft großen Familienwoh- Pflege und Versorgung können zukünftig einem Umdenken und Neudenken in Bezug auf Bibelcamp Evangelien nungen/Häuser und die Gefahr der so- durch die Ergänzung mit Robotern verein- Wohnraum und den damit verbundenen Ressour- 19.06. - 23.06.2019 zialen Vereinsamung. facht und verbessert werden. cen. Wir können dabei viel gewinnen. Thema: Einblick in die Evangelien mit Pastor Jens Bärenfeld und Team Geistliche Auszeittage 11.07. - 14.07.2019 Thema: Was meine Seele bewegt mit Pastor Steffen Klug und Anke Klusemann Leonie Armeanu Bibelfreizeit Diplom-Ingenieurin 29.07. - 04.08.2019 Architekturschaffende, Wien Thema: Die guten Gebote Gottes für SEINE Menschen mit Pastor Joachim Rohrlack Jetzt unser Jahresprogramm anfordern! Haus Höhenblick Gemeinscha g 1) https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrends/ ft n Ermutigu 35619 Braunfels, Friederike-Fliedner-Str. 9 Er 2) https://www.zukunftsinstitut.de/dossier/megatrend-silver-society/ neuerun 3) Die Zukunft des Wohnens im Alter, Kurzzusammenfassung Telefon: 0 64 42 / 93 70 der Diplomarbeit an der FH Wien Immobilienwirtschaft E-Mail: email@hoehenblick.de g Mag.(FH) Ingrid Eckhardt-Kral Internet: www.hoehenblick.de 4) https://www.wien.gv.at/umwelt/ma48/beratung/muelltrennung/
12 • Altersgerechtes Wohnen Altersgerechtes Wohnen • 13 Tipp: Nehmen Sie den Termin nicht allein wahr, für regelmäßige Betreuungsaufgaben nicht zur Ver- sondern lassen Sie sich von Ihren Angehörigen be- fügung. Auch haben sie dann keine Möglichkeit, um gleiten oder ziehen Sie einen Pflegeberater hinzu. intensive Erkundigungen über Hilfeleistungen und Allein werden Sie, bei allem Respekt, völlig überfor- deren Erbringer oder gar alternative Wohnungen vor- dert sein. Denn als „begutachtete Person“ werden Sie nehmen zu können. Dennoch sollte man nicht resig- ständig das Gefühl haben, dass Ihre Würde verloren nieren und vorschnell seine Wohnung oder das Haus geht und Sie werden demzufolge alles unternehmen, aufgeben. Seniorenräte, die Pflegedienste selbst, die Altersgerechtes Ihre Gebrechen zu verschleiern. Wenn der Pflegegrad festgestellt ist und auch erste Hilfsmittel wie ein Rollator im Gutachten genehmigt Caritas, das Diakonische Werk und nicht zuletzt die Sozialabteilung für Senioren im jeweilig zuständigen Sozialamt können sehr fachkundig Rat erteilen und Wohnen Reinhard Deiß sind, sollte ein Beratungstermin mit einem Pflege- dienst erfolgen (Johanniter, Rotes Kreuz, Diakoni- sches Werk, Sozialstation …). Hier werden im Rah- mithelfen, dass die entsprechenden Dienste angefor- dert werden können. Oftmals geht einer verschärf- ten Betreuungssituation ein Krankenhausaufenthalt men der Pflegeversicherung eine erhebliche Anzahl beziehungsweise eine Reha-Maßnahme voraus. In von Leistungen angeboten, wie Aufstehhilfe, Wa- diesem Fall sollte man unbedingt mit der im Kran- schen, Duschen und Anziehen und vieles mehr. Die- kenhaus angestellten Sozialberatung oder Pflege- se Leistungen werden morgens und abends erbracht. überleitung Kontakt aufnehmen. Diese Fachkräfte Mittagessen kann es über Essen auf Rädern geben. So betreuen meist feste Stationen und veranlassen bei- können die verbleibenden Zeiten durch Angehörige spielsweise, dass ein Pflegegrad ermittelt wird oder oder, wenn nicht möglich, durch Ehrenamtliche wie helfen, einen Pflegedienst für zu Hause zu organisie- M eine Erfahrung in der Arbeit mit alten hat Treppen und ein Bad, welches keine barriere- die Nachbarschaftshilfe abgedeckt werden. ren. Es stehen darüber hinaus Menschen zur Verfü- Menschen zeigt, dass grundsätzlich der freie Dusche hat, Haltemöglichkeiten fehlen und Bei erheblichem Fortschreiten der Erkrankung gung, welche, wie ich, diese Hilfeleistungen zum Be- Wunsch, ja man kann sogar sagen die Sehn- die Türdurchgänge sind beispielsweise für Roll- oder der Schwächen des alten Menschen kann man ruf gemacht haben. sucht danach besteht, sein Leben in der eigenen Woh- stühle zu schmal. in Erwägung ziehen, eine 24-Stunden-Betreuung zu nung oder im eigenen Haus zu beschließen. Auch der 5. Man wohnt zur Miete und in der Wohnung dürfen engagieren. Dies sind in der Regel Osteuropäerinnen. Ad 3: In dem Fall, dass sich die eigene oder gemietete alte Mensch erwartet, dass für ihn die Grundrechte keine Veränderungen vorgenommen werden. Stunden- oder tageweise stehen zunehmend auch Wohnung in einer höheren Etage befindet und kein unverändert gelten, insbesondere Artikel I und II des 6. Die finanziellen Ressourcen reichen nicht aus, um Rentner aus Deutschland für diese Angelegenheiten Aufzug zur Verfügung steht, wird die Situation viel Grundgesetzes, nämlich der Erhalt der Würde und Umbaumaßnahmen vornehmen zu können oder zur Verfügung. Genau diese Aufgaben habe ich zu schwieriger. Eigentlich kann ein Verbleib in der eige- das Recht auf Selbstbestimmung. In den Überlegun- Hilfspersonen zu engagieren. meinem Beruf gemacht. nen Wohnung, dann, wenn zum Beispiel die Demenz gen vieler kommt für das Wohnen im Alter daher das Kann man das oben Beschriebene umsetzen, ist fortgeschritten ist oder Treppensteigen altersbedingt Pflegeheim an letzter Stelle. Mögliche Hilfen ein Aufenthalt im eigenen Heim viel länger möglich. nicht mehr möglich ist, nicht verantwortet werden. Ad 1: Die Überlegung zu einem Wohnortwechsel tritt Befindet sich die Wohnung in der ersten Etage oder Was hindert am Weiterleben im eigenen Heim? normalerweise erst bei Eintreten von gravierenden Ad 2: Immer häufiger kommt es vor, dass keine An- im Subparterre, dann gibt es die Möglichkeit, einen 1. Körperliche Schwäche oder der Verlust der geisti- altersbedingten Schwächen auf. Fortgeschrittene gehörigen für die Betreuung zur Verfügung stehen. Treppenlift einzubauen, sofern die Treppe breit ge- gen Fähigkeiten. Demenz oder Alzheimererkrankungen lassen ein Al- Vielfach sind Angehörige, meist Kinder, auf Grund nug ist. Für eine solche begründete altersbedingte 2. Keine Hilfe durch Familienangehörige und fehlen- leinwohnen oder Wohnen ohne Hilfeleistungen von der beruflichen Situation weit entfernt und stehen Baumaßnahme zahlt die Pflegeversicherung einen des Wissen über Hilfspersonen oder Hilfsmöglich- Angehörigen oder fremden Personen nicht mehr zu, keiten. da der alte Mensch mit diesen Erkrankungen keine 3. Die Wohnung liegt in einem Mehrfamilienhaus Orientierungsmöglichkeiten mehr hat und das Er- ohne Aufzug und ist nur über mehrere Treppen er- innerungsvermögen zunehmend verloren geht. Das reichbar. gleiche gilt bei zunehmenden körperlichen Schwä- 4. Die Wohnung oder das Haus ist nicht barrierefrei, chen (Gehen, Treppensteigen, Schwindelanfälle ...). Hier ist ein Alleinwohnen ohne externe Hilfeleistung nicht mehr möglich. Welche Möglichkeiten gibt es, ein Weiterleben im » Immer häufiger kommt es eigenen Heim dennoch zu gewährleisten? Als erstes sollte ein Pflegeantrag bei der Krankenkasse gestellt vor, dass keine Angehörigen werden, bei der der alte Mensch versichert ist. Die für die Betreuung zur Verfü- Kasse beauftragt den medizinischen Dienst, Mit- arbeitende kommen ins Haus und begutachten den gung stehen. (...) Dennoch oder die Patientin. Anschließend wird ein Gutachten sollte man nicht resignieren erstellt, in welchem der Pflegegrad festgelegt wird. Es gibt fünf Pflegegrade. Die richtige Einstufung ist des- und vorschnell seine Wohnung halb so wichtig, da der Pflegegrad ausschlaggebend oder das Haus aufgeben. dafür ist, welche Geldmittel aus der gesetzlichen Pflegeversicherung zur Verfügung stehen.
14 • Altersgerechtes Wohnen Altersgerechtes Wohnen • 15 oder wohnungsorganisatorischen Maßnahmen soll- Jahr. Können Sie dieses Geld nicht bezahlen, dann te bereits zu einer Zeit, wo die Pflege noch nicht not- streckt Ihnen das Sozialamt das Geld vor, trägt aber wendig ist, bei einer der Pflegeorganisationen ein eine Grundschuld auf Ihr Haus oder Ihre Wohnung Haus-Notruf bestellt werden. Dieser kann gegebe- ein. Wenn bei einem Ehepaar der Partner verstirbt, nenfalls über Leben und Tod entscheiden. für den die Pflegekosten bezahlt wurden, wird die Ad 5: Wenn man zur Miete wohnt, kann es schwie- Wohnung versteigert, unabhängig davon, ob der rig werden. Einsichtige Vermieter lassen die Umbau- überlebende Partner noch in der Wohnung wohnt. maßnahmen zu, sie erhöhen schlussendlich den Wert Sie könnten sich Ihre Wohnung im Alter erhalten, der Wohnung. Ich hatte schon den Fall, dass ein Ver- wenn Sie für die Baumaßnahmen selbst einen Kredit mieter den Einbau eines Treppenlifts genehmigt hat. auf Ihr Eigenheim aufnehmen. Tipp: Fragen Sie bei Tipp: Ich rate dazu, mit dem Vermieter eine mögli- Ihrer Bank nach Fördermöglichkeiten, günstige Kre- che Pflegesituation dann schon zu besprechen, wenn dite sind zum Beispiel auch über die KfW-Bank (Kre- man noch rüstig ist. So hätten Sie genügend Zeit und ditanstalt für Wiederaufbau) möglich. Kraft, sich noch ein schönes altersgerechtes Heim zu Zum Schluss noch ein Hinweis: In nahezu allen mieten. Kommunen gibt es mittlerweile gute Beratungsstel- Wenn sich der Vermieter in der eingetretenen len, die sowohl zu den Möglichkeiten pflegerischer Pflegesituation einer Änderung der Wohnungsver- Unterstützung als auch für bauliche Veränderungen hältnisse entgegenstellt, dann bleiben die Optionen geschulte Berater und Beraterinnen haben. Auskunft betreutes Wohnen, Pflegeheim oder Pflegewohnge- über die Beratungsstellen geben Gemeindeverwal- meinschaft. tung oder Sozialstationen. Scheuen Sie sich nicht, Zuschuss von 4.000 Euro. re Möglichkeit, indem man einen elektrischen pro- Ein Satz zum betreuten Wohnen: Im Grunde haben rechtzeitig Beratung in Anspruch zu nehmen. Tipp: Bitte holen Sie vor der Bestellung die Geneh- grammierbaren Aufzugsmechanismus in die untere Sie dort die gleiche Situation, wie wenn Sie über Pfle- migung der Pflegekasse ein. Sollte dies nicht möglich Maueraussparung einbaut, in der sich die Gurtrolle ge- und Hilfsdienste in der eigenen Wohnung Ihre sein, dann bleibt je nach Grad der gesundheitlichen befindet. Pflege organisieren. Mit dem Unterschied, dass Sie Beeinträchtigungen das betreute Wohnen, das Pfle- Tipp: Bei altersbedingten Umbaumaßnahmen ist im betreuten Wohnen viel beengter wohnen und viel geheim, oder eine Pflege-Wohngemeinschaft. es gut zu wissen, dass es über die Pflegeversicherung- Geld bezahlen müssen. einen Zuschuss in Höhe von 4.000 Euro gibt, maximal Ad 4: Insbesondere die körperlichen Beeinträchti- vier Mal. Ich führe diese wenigen Beispiele auf, um Ad 6: Wohnen Sie im eigenen Haus oder in der ei- gungen im Alter machen es notwendig, die Wohnung Ihnen deutlich zu machen, dass es ratsam ist, vor der genen Wohnung und haben keine Ressourcen zum Reinhard Deiß oder das Haus, in dem der alte Mensch wohnt, auf Beauftragung von Handwerkern unabhängigen Rat Umbau, dann sollten Sie nicht resignieren. Vielleicht Alltagsbegleiter für Senioren bauliche Beschwernisse anzuschauen. Je genauer einzuholen. ist es möglich, dass Sie für die Baumaßnahmen ei- Rottenburg-Ergenzingen man diese Analyse vornimmt, umso konzentrierter Notwendig ist es auch, die Wohnung dahingehend nen Kredit aufnehmen? Folgende Rechnung könnte lassen sich die Baumaßnahmen umsetzen. zu überprüfen, ob die verbleibenden Einrichtungsge- dem zugrunde liegen: Wenn Sie ins Pflegeheim ge- Tipp: Hilfestellung bekommt man über viele Un- genstände richtig platziert sind und welche gegebe- hen würden, müssten Sie in jeder Pflegestufe (au- terlagen im Internet, so ist zum Beispiel die Broschüre nenfalls erneuert werden müssen. Hier spielt das Bett ßer Pflegestufe 1) einen Eigenbeitrag von ca. 2.500 „Altersgerechtes Wohnen – Raum für Raum barriere- eine große Rolle. Es reicht manchmal aus, eine hohe Euro pro Monat bezahlen, also rund 30.000 Euro im frei“ auf der Webseite immowelt.de empfehlenswert. Matratze (Boxspringbett) anzuschaffen. Wenn dies Die meisten Umbauarbeiten stehen in der Küche und nicht ausreicht, sollte ein elektrisch betriebenes Bett im Bad an. Dies sind auch die aufwendigsten Maß- besorgt werden. Man kann es, nach Genehmigung nahmen in puncto Geld und Zeit. Schwierig wird für der Pflegekasse, über den Sanitätsfachhandel mie- alte Menschen aber zum Beispiel auch das Aufziehen ten. der Rollläden. Tipp: Manchmal macht die Kasse nicht mit, dann Tipp: Jetzt muss aber nicht gleich in jedem Roll- sollten Sie wissen, dass es dieses Bett auch als reines ladenkasten ein aufwendiger elektrischer Antrieb „Innenleben“ gibt: Sie müssen dann nur den bishe- eingebaut werden. Es gibt eine wesentlich günstige- rigen Bettrost entfernen und das elektrische Innen- leben hineinstellen. Diese Lösung wird, so meine Erfahrung, wesentlich einfacher genehmigt. Je nach Grad der Pflegenotwendigkeit leisten Sie mit An- » Ich rate dazu, mit dem schaffung dieses Bettes eine wesentliche Hilfestel- lung für die Pflegenden. Vermieter eine mögliche Es sollten alle Möbel so platziert werden, manche Pflegesituation dann schon müssen eventuell auch entfernt werden, dass man auch mit Rollator oder Rollstuhl die notwendigen zu besprechen, wenn man Bewegungsfreiheit hat. Zudem sollten frei liegen- noch rüstig ist. de Teppiche dahingehend überprüft werden, ob sie rutschfest sind. Unabhängig von allen baulichen
16 • Wohnen im Ghetto? – Wo und wie würde Jesus heute wohnen? Wohnen im Ghetto? – Wo und wie würde Jesus heute wohnen? • 17 Wohnen im Ghetto? – Wo und wie Die Suche nach einer geeigneten Wohnung für Jesus Zunächst einmal lässt sich sagen, dass Jesus auf jeden de, nahezu unmöglich sein. Müssen wir diese Frage folglich unbeantwortet lassen? Ich denke nicht. Meine Antwort jedenfalls sieht folgendermaßen aus. würde Jesus heute wohnen? Fall inkognito wohnen würde, er wäre also nicht un- ter dem Namen „Jesus Christus“ zu finden, da er we- der ein Freund von Medienrummel noch von popu- In Jesus Christus ist Gott in diese Welt gekommen, weil er alle Menschen – und nicht lediglich eine be- stimmte Gruppe von Menschen – liebt. Daraus folgt al- Eine Spekulation als Anregung zum Nachdenken • Gunter Blaschke listischen Auftritten jeder Art ist, wie ein Blick in die lerdings, dass er sich sicherlich nicht für einen Wohn- Evangelien deutlich macht. Würde er folglich in einem ort entscheiden würde, an dem er nur für Menschen Armenviertel oder in einem Ghetto wohnen, so würde einer bestimmten Sparte menschlicher Existenz zu- W enn wir uns mit den Fragen, wo und wie beziehungsweise dort zu wohnen, wo er heute wohnen er dort – gänzlich unspektakulär und keineswegs me- gänglich wäre. Jesus würde also nicht irgendwo – wo Jesus heute wohnen würde, auseinander- würde. Dass wir hinsichtlich der Frage, wo das wohl dienwirksam – als Armer unter Armen leben oder als auch immer – wohnen. Wenn, dann würde er überall setzen, steht im Hintergrund freilich auch wäre, freilich über reine – wenngleich auch hoffentlich einer derer, die dort zu Hause sind. Dort wäre er ein dort wohnen, wo Menschen sind. Und das Erstaunli- die Frage, ob unser Wohnen als Christen dem nahe- einigermaßen plausibel begründete – Spekulationen Nachbar, der einer von vielen und doch ganz unver- che ist: Er wohnt ja bereits unter uns. – Wie das? kommt oder entspricht, was wir als Wohnort oder nicht hinauskommen und folglich keine verbindliche gleichlich und unverwechselbar wäre; ein Mitmensch, Wohnstil für Jesus vermuten würden. Denn als Chris- und allgemeingültige Antwort finden werden, versteht der Liebe und Wärme verströmte, der Licht und Hoff- Jesus wohnt bereits unter uns ten sind wir ja dazu berufen, unseren Herrn zu reprä- sich von selbst. Begeben wir uns nun also in den Be- nung in schwere und dunkle Lebenslagen brächte; ein Weil er nicht lediglich für eine bestimmte Gruppe von sentieren und dorthin zu gehen, wohin er uns sendet, reich der begründeten Vermutungen. Mitmensch, von dem viele Menschen, die ihm begeg- Menschen da sein will, hat er einen Weg gewählt, der neten, im Nachhinein sagen würden: „Brannte nicht es ihm ermöglicht, an vielen Orten gleichzeitig prä- unser Herz, als wir mit ihm sprachen?“ Menschen, die sent zu sein. Denn letztlich wohnt er doch – mittels mit ihm zu tun hätten, würden sich geliebt, geschätzt seiner Gemeinde und ihren Gliedern – schon jetzt in und bedingungslos angenommen, zuweilen allen möglichen Behausungen an vielen unter- aber auch im Hinblick auf ihren eigenen schiedlichen Orten, da Jesus in den Men- Lebensstil und ihr Handeln in Frage schen lebt, die zu ihm gehören: So fin- gestellt fühlen. den wir ihn beispielsweise in ganz Doch müsste sich das Beschrie- „normalen“ bürgerlichen Siedlun- bene zwangsläufig in einem Ar- gen genauso wie in den schmut- menviertel, einem Ghetto oder Jesus wäre ein zigen Hütten von Armen- und in einem Flüchtlingslager zu- Nachbar, der einer von Elendsvierteln. Wir treffen ihn tragen? Liebt Gott denn nur die vielen und doch ganz in den Behelfsbehausungen von Looser, die Verlierer der Gesell- unvergleichlich Flüchtlingen genauso an wie in schaft, die ganz unten angekom- wäre ... noblen Häusern von wohlhaben- men sind, wo man tiefer nicht den Menschen. Kurz: Jesus wür- sinken kann? Wendet er sich nicht de da wohnen, wo er schon heute auch denen zu, denen es in materiel- wohnt, bei den Menschen, und zwar ler Hinsicht nicht unbedingt schlecht, überall dort, wo Menschen sind, unge- sondern eher ganz gut geht, die aber den- achtet dessen, ob diese Menschen in physi- noch arm sind, weil sie keinen Sinn in ihrem Leben scher, psychischer, geistiger oder geistlicher Armut sehen, weil sie von Ängsten vor Krankheiten, Unfällen, leben. Denn alle Menschen brauchen ihn, ob sie sich Verlusten jedweder Art, Altersarmut, Arbeitslosigkeit dessen bewusst sind oder nicht. und sozialem Abstieg geplagt sind? Und sind ihm die Aus diesem Grunde würde er sich sicherlich genau- wohlhabenden und angesehenen Menschen egal, die so wenig in die abgelegene Einsamkeit eines Klosters erkannt haben, dass die Reichtümer dieser Welt wie oder einer Einsiedelei zurückziehen wie in ein ab- auch eine große Popularität dem Menschen letztlich geschirmtes Wohlstandsghetto der Reichen – denn nicht das zu geben vermögen, was er sich erträumt in diesen wird der Mammon als Gott verehrt, und in und ersehnt? Dass Ansehen und Wohlstand dem Men- jenen widmet man sich einer weltabgewandten Ver- schen keinen Sinn im Leben zu geben vermögen, kön- senkung in die Tiefen des eigenen Seins, die man in nen letztlich ja wirklich nur jene erfahren, die alles egozentrischer Weise mit Gott verwechselt. Der per- erreicht haben und besitzen, was Menschen erreichen manente – und nicht nur zeitweise – Rückzug in die und besitzen können, und die dennoch spüren, dass Einsamkeit ist jedenfalls nicht vereinbar mit dem ihr Hunger nach dem wahren Leben trotzdem un- grundlegenden Gedanken, der untrennbar mit der gestillt geblieben ist. Sollte Gott sich nicht auch dem Person Jesu Christi verbunden ist, dass nämlich in ihm Elend dieser Menschen zuwenden? Gott in diese Welt gekommen ist, um uns Menschen Wenn wir das alles bedenken, wird uns eine Ant- zu begegnen und uns nahe zu sein. Deshalb würde – wort auf die Frage, wo Jesus heute wohl wohnen wür- und wird – Jesus auf jeden Fall jeweils dort wohnen,
18 • Wohnen im Ghetto? – Wo und wie würde Jesus heute wohnen? 19 Anzeige wo man ihn braucht, wo man nach ihm fragt, oder wo eingerichtet – und ein Kinderzimmer mit allerlei Spiel- man sich – bewusst oder unbewusst – nach dem sehnt, sachen für die kleinen Gäste dürfte freilich auch nicht was er zu geben hat. fehlen, da Jesus die Kinder ja in ganz besonderer Weise Nachdem wir festgestellt haben, dass Jesus über- am Herzen liegen. all dort wohnt, wo Menschen leben, die ihm gehören und in denen – beziehungsweise durch die – Resümee er lebt, bleibt noch die Frage, wie er denn Wichtig ist schließlich noch festzustel- wohnen würde, was ihm für seine len, dass jede Wohnung, in der Jesus GELD MACHT NICHT Wohnung wichtig wäre. Hier sollen lebt, von ihm her ihre Wärme und nur einige Anregungen gegeben ihren Charakter bekommt, die werden, die denen als Gedanken- Menschen anziehend finden und anstoß dienen können, die zu Jesus wird auf in denen sie Geborgenheit und ihm gehören und folglich Jesus jeden Fall jeweils dort Liebe erfahren werden. Denn die gemäß leben möchten. wohnen, wo man Menschen, die in einer Wohnung GLÜCKLICH. ihn braucht ... leben und ihr mithin ihren Stem- Kennzeichen pel aufprägen, geben der betref- der Wohnung Jesu fenden Wohnung die Wärme und Mit ziemlicher Sicherheit kann an- die Lebendigkeit – sie bestimmen genommen werden, dass Jesus stets mehr als alle Möbel und Accessoires eine offene Tür für jene hätte, die hil- die Atmosphäre eines Zuhauses. So wird GUTES GELD SCHON. fe- und ratsuchend bei ihm anklopfen. Zum jede Wohnung, die Jesus bewohnt, ihren Mobiliar seiner – höchstwahrscheinlich nicht gerade Glanz aufgrund seiner Anwesenheit bekommen. luxuriös eingerichteten – Wohnung würden sicherlich eine gut eingerichtete Küche und ein Esszimmer mit einem großen Esstisch gehören, da Jesus die Tischge- meinschaft sehr liebt(e) und pflegt(e). Auch eine kleine Stube fürs Gebet sowie für die Seelsorge dürfte nicht fehlen; Jesus wäre auch eine ganze Anzahl von Gäste- GUTESGELD.DE zimmern bestimmt wichtiger als ein opulentes Wohn- zimmer zu Repräsentationszwecken, denn im Gegen- Gunter Blaschke Interessiert an ethischer Geldanlage? satz zu den meisten Menschen, auf die der Grundsatz Pastor, Seniorensekretär NJK Informieren Sie sich beim Oikocredit Förderkreis Baden-Württemberg e.V. „mehr Schein als Sein“ zutrifft, gilt bei Jesus grund- Edewecht Tel. 0711 12 000 5-0 sätzlich die Aussage „mehr Sein als Schein“. Von da- © Opmeer Reports her würde sich seine Wohnung von außen höchst- wahrscheinlich auch nicht von anderen Wohnungen unterscheiden. Aus Liebe zu seinen Gästen wäre die Wohnung mit Sicherheit auch behindertengerecht NACHHALTIGE GELDANLAGE SEIT 1975.
20 • Wohn- und Lebensräume anbieten – eine sozialdiakonische Aufgabe der Kirche? Wohn- und Lebensräume anbieten – eine sozialdiakonische Aufgabe der Kirche? • 21 Die meisten Leserinnen und Leser stehen wohl in der methodistischen Bewegung standen Webstühle in irgendeiner Beziehung zu unserer Evangelisch-me- manchen Kapellen, zu den Versammlungen wurden Wohn- und Lebensräume thodistischen Kirche. Unterscheiden wir uns in unse- ren Überlegungen, Gefühlen, Planungen in Bezug auf Wohnen von Menschen einer anderen Sozialisation? sie beiseite geschoben. Heilig sind nicht unsere Kirchenräume, heilig sind die Menschen, die ein- und ausgehen, Kinder Gottes, anbieten – eine sozialdiakonische Ja und nein! Zuerst nein: Wir sind Teil einer Gesell- schaft, in der Miet- und Grunderwerbspreise in die Höhe schießen, auch unsere Leute können ganz über- Söhne und Töchter Gottes, der heilig ist. Nicht wenige Gemeinden haben in den vergange- nen Jahren Flüchtlingen in unseren Gemeindehäu- Aufgabe der Kirche? wiegend gegenüber Investorenhaien nicht mithalten. Und ja: Ich formuliere meine Vorstellung in der Form einer Frage: Sind unsere Wohnungen offen? Nicht nur sern Kirchenasyl geboten; wenn zum Beispiel eine junge Mutter mit ihrem Neugeborenen gemäß dem Dublin-II-Abkommen nach Bulgarien und der Vater Eine Erwägung mit persönlichen Anmerkungen • Ulrich Jahreiß für unsere guten Freundinnen und Freunde, sondern nach Italien rückgeführt werden sollte – da kann es auch für Menschen, die irgendwie Anschluss suchen? keine Diskussion geben. Für Gespräche, miteinander essen und trinken, für Mit zunehmendem Alter und damit verbun- W ohnen, ein Dach über dem Kopf haben – das Als Christinnen und Christen bekennen wir „unser Wegbegleitung irgendwelcher Art? Wir sollten es zu- denen Einschränkungen unserer körperlichen vermittelt uns das Gefühl der Sicherheit, bleibendes Haus ist im Himmel“ (2. Korinther 5;1), ja! mindest sein, denn wir sind Behauste, zu Hause Ange- Fähigkeiten stellt sich die Frage, unsere lieb des Geborgenseins, des Wohlbefindens. Aber vor unseren Himmel hat Gott unser Leben heute kommene, auch bei Gott und Jesus angekommen und gewordene Wohnung zu verlassen und zum Dies ist in unseren Kreisen ein wohl wenig hinterfrag- und morgen gesetzt; wie richten wir uns da ein? angenommen. Beispiel in eine Senioreneinrichtung umzu- ter Brauch. Und: Sind unsere Kirchengebäude, unsere Gemein- ziehen. Das ist ein sehr tiefer Einschnitt: Ab- Für Jahrtausende lebten Menschen in Gemein- Reiz des Wohnungswechsels dehäuser nicht auch Wohnungen, zumindest auf Zeit? schied nehmen von unserer gewohnten Um- schaften, erst etwa seit dem 19. Jahrhundert wurde Ich lebe derzeit in meiner 25. Wohnung, mal waren es Unsere Versammlungshäuser haben eine Garderobe, gebung, von Möbeln, Bildern, Teppichen, „Wohnen“ in Europa zu einem privaten, abgeschlosse- nur wenige Monate, mal waren es Jahre, überwiegend wir legen ab (in mehrfachem Sinn!), im Winter sind Pflanzen und so weiter, von allerlei Krims- nen Bereich. Manche der heute alten Menschen ken- waren es kriegs-, studien- und dienstbedingte Woh- unsere Gottesdiensträume gut geheizt, neben Toilet- krams, der sich im Lauf von Jahr(zehnt-) nen das: ausgebombt sein, fliehen müssen, ausgewie- nungswechsel. Eigentlich mag ich diese Nichtsesshaf- ten gibt es (fast) durchweg eine Küche. Sind unsere en angesammelt hat und auf einmal für sen sein, nicht wissen, wohin gehen, danach suchen, tigkeit, die Überraschung, andere und „neue“ Men- Versammlungshäuser auch Wohnungen? Ich denke, ja! niemanden mehr wichtig ist, außer für irgendwo und irgendwie wieder sesshaft zu werden. schen, andere Sprachen, manchmal nur Eigenheiten Da hören, beten, singen, reden wir miteinander – hei- Laut Schätzung der Vereinten Nationen sind derzeit eines anderen Dialekts, andere Musikstile, eine ande- lige Räume sind uns eigentlich fremd. In der Frühzeit etwa 62 Millionen Menschen auf der Flucht – weg von re Kultur kennen zu lernen. Das wirkt belebend und Gewalt und Zerstörung, weg von Dürre, Hunger und bedeutet erst einmal gar nicht Heimatlosigkeit – klar: Durst, weg von fehlender Perspektive auf ein sinner- Es ist manchmal anstrengend, aber einfach schön. fülltes Leben. Das englische „My home is my castle“ (mein Heim ist mein Schloss, meine Burg), ja! Aber dahinter steckt womöglich auch der Gedanke: Wir sind drinnen, die anderen sind draußen und sie sollen draußen bleiben.
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