TÄTIGKEITSBERICHT DES JAHRES 2017 - www.armutsnetzwerk.at - Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung Carinthian network against ...

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Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung
           Carinthian network against poverty and social exclusion
          Koroška mreža proti revščini in socialnemu izključevanju

TÄTIGKEITSBERICHT DES JAHRES 2017

                                www.armutsnetzwerk.at
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Impressum:
Eigentümer und Herausgeber:
Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung
Carinthian network against poverty and social exclusion
Koroška mreža proti revščini in socialnemu izključevanju
Für den Inhalt verantwortlich: Mag. Heinz Stefan Pichler
Verfasserin: Mag.a Monika Skazedonig
c/o KomBüSE | Südbahngürtel 50 | 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel.: 0676 /34 29 448 | E-Mail: office@armutsnetzwerk.at | www.armutsnetzwerk.at
Gestaltung: Agentur ilab crossmedia
Fotos: K
        ärntner Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung,
       Thomas Hude, Helga Rader, pixabay.com
Druck: Hausdruckerei der Arbeiterkammer Kärnten
Klagenfurt, Februar 2018

Gefördert aus Mitteln des Landes Kärnten und des AMS Kärnten
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VORWORT

Gefährliche Tendenzen in Österreich

Bevor wir im Speziellen auf die Armutsgefähr-       und Alleinerziehende in finanzielle Bedrängnis.
dung in Kärnten und die Lage der Kärntner           Die Steuererleichterungen für Einkommen ab
Armutsbetroffenen eingehen, möchten wir aus         Euro 1.780,-- brutto führen zu einer Umvertei-
aktuellem Anlass auf – unserer Meinung nach –       lung von unten nach oben.
gefährliche, den sozialen Frieden und die sozia­
                                                    Besonders auffällig sind die begrifflichen und
le Absicherung der Allgemeinheit gefährdende
                                                    sprachlichen Schöpfungen, die auf die Diffa-
Tendenzen eingehen, die wir in den letzten Mo-
                                                    mierung, Pauschalisierung, Degradierung und
naten zu spüren bekommen haben und höchst-
                                                    Denunzierung ganzer Bevölkerungsgruppen
wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren
                                                    abzielen. Scheinbar harmlos sind die Beschrei-
voll zu spüren bekommen werden.
                                                    bungen über „Durchschummler“, „illegale
Bereits der Nationalrats-Wahlkampf 2017 hat         Migranten“, die „Leistungsträger“, die „Flei-
darauf schließen lassen, dass es zu schweren        ßigen“ oder „die, die Steuern zahlen“. Damit
Einschnitten im österreichischen Sozialsystem       werden Emotionen und Bilder hervorgerufen,
kommen wird. Wie die letzten Wochen zeigen,         die bereits davor in den Köpfen abgespeichert
ist die neue Regierung Kurz-Strache tatsächlich     waren. Die Verknüpfung (negativer) Emotionen
bereit, die soziale Sicherheit in Österreich aufs   mit neutralen Begriffen ist ein Mittel, um die
Spiel zu setzten.                                   Übernahme ideologisch vorgeprägter Weltan-
                                                    schauungen hervorzurufen.
Neben dem Einstampfen von Arbeitsmarktiniti-
ativen für Langzeitarbeitslose über 50 müssen       Die Österreichische Armutskonferenz hat im
wir auch die Existenzgefährdung arbeitsloser        Kontext von Bildern und Sprache über Armuts-
Menschen durch die Streichung der Notstands-        betroffene einen Leitfaden für JournalistInnen
hilfe befürchten. Maßnahmen wie der Familien-       für eine würdevolle Armutsberichterstattung
bonus Plus bringt NiedrigverdienerInnen wie         erstellt. Wir sprechen eine dringende Lese­
prekär und atypisch Beschäftigten mit Kindern       empfehlung auch für PolitikerInnen aus!

Mag. Heinz Stefan Pichler                           Mag.a Monika Skazedonig
Obmann                                              Koordinatorin

                                                                                                 3
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anderem besondere Aufmerksamkeit gewidmet
    EDITORIAL                                      werden. Dafür wird auch die verstärkte Zusam-
                                                   menarbeit und der intensivere Austausch mit
                                                   der Öster­reichischen Armutskonferenz und den
                                                   regionalen Netzwerken in anderen Bundeslän-
Ziele und Aufgabenbereiche des
                                                   dern genützt.
Kärntner Armutsnetzwerkes
                                                   …und bessere Vernetzung nach innen und außen

Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und sozi-        Für die Akzeptanz und die stärkere Wahr-
ale Ausgrenzung wurde 1996 als gesellschafts-      nehmung der Problematik von Menschen
politische Plattform gegründet und befasst sich    mit Armutserfahrung sowie des Kärntner Ar-
seitdem mit gesellschaftlichen Problemstel-        mutsnetzwerkes selbst, ist es notwendig, Mit-
lungen rund um das Problemfeld „Armut und          gliedsorganisationen und Mitgliedsvereine stär-
soziale Ausgrenzung“. Dem Netzwerk gehören         ker untereinander zu vernetzen. Das Kärntner
derzeit ca. 40 Mitgliedsorganisationen sowie       Armutsnetzwerk bündelt ExpertInnenwissen
zahlreiche Privatpersonen an, die die Tätigkei-    über die vielfältigen Lebenslagen von armuts-
ten des Kärntner Netzwerks gegen Armut und         gefährdeten und armutsbetroffenen Menschen.
soziale Ausgrenzung unterstützen und auf un-       Dieses ExpertInnenwissen soll genützt werden,
terschiedlichen Ebenen ein gemeinsames Ziel        um über Armutsbetroffenheit in Kärnten zu in-
verfolgen:                                         formieren sowie Sensibilisierungsmaßnahmen
                                                   zum Thema „Armut und soziale Ausgrenzung“
die Zahl der armutsgefährdeten KärntnerInnen       durch verschiedene Projekte anzustoßen, auf
zu minimieren                                      gesellschaftliche und sozialpolitische Missstän-
                                                   de aufmerksam zu machen und diesen auf un-
Dabei betrachtet sich das Kärntner Armuts-
                                                   terschiedlichen Ebenen entschieden entgegen-
netzwerk als soziales Regulativ, welches dar-
                                                   zutreten.
auf abzielt, im regionalen Bereich Strukturen,
Praktiken und Gesetze, die zur Armutsgefähr-       Das Kärntner Armutsnetzwerk organisiert re-
dung, eklatanter Ungerechtigkeit oder zu enor-     gelmäßig öffentliche Aktionen, Projekte und
mer Bereicherung führen, publik zu machen,         Treffen mit den Mitgliedsorganisationen, um
Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten und        diese besser zu vernetzen, vom gegenseitigen
gemeinsam mit den zuständigen öffentlichen         ExpertInnenwissen zu profitieren und gemein-
Einrichtungen Änderungen zu erarbeiten. Dabei      sam an konstruktiven Lösungsvorschlägen für
sollen regionale Prozesse stets im Kontext von     die Verbesserung der Lage von armutsbetroffe-
österreichweiten, respektive europäischen Ent-     nen und armutsgefährdeten KärntnerInnen zu
wicklungen betrachtet werden.                      arbeiten.

Übergeordnetes Ziel des Kärntner Armutsnetz-

                                                    VORSTAND
werkes ist es, Wissen zur Lage von Armuts-
betroffenen in Kärnten zu generieren, daraus
Maßnahmen zu erarbeiten und an die verant-
wortlichen politischen Stellen zu kommuni-
zieren, um die notwendigen Schritte für ein        Der ehrenamtliche Vorstand des Armutsnetzwerkes
Kärnten ohne Armut zu setzen. Das Kärntner         arbeitet unter Einbindung der Mitgliedsorganisatio-
Armutsnetzwerk fungiert hierfür als Sprachrohr     nen an Strategien zur Armutsbekämpfung.
für alle Mitgliedsorganisationen.                  • Obmann: Mag. Heinz Stefan Pichler,
                                                     Bildungsreferent, Arbeiterkammer Kärnten
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit…
                                                   • 1. Obmann-Stellvertreterin: Eva Leutner, MAS,
Um die gesetzten Ziele zu erreichen, ist es not-     Geschäftsführerin pro mente kärnten GmbH
wendig, das Kärntner Armutsnetzwerk mehr in        • 2. Obmann-Stellvertreter: Gernot Schiffermayer,
den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken, um      Standortkoordinator Jugend am Werk Klagen-
als Netzwerk in und für Kärnten wahrgenom-           furt am Wörthersee (bis 21. August 2017)
men zu werden. Dem Bereich der Öffentlich-         • Kassier: Reinhard Reich, Geschäftsführer
keitsarbeit soll in den nächsten Jahren unter        SBK Soziale Betriebe Kärnten GmbH

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• Kassier-Stvin: Mag.a Kathrin Lex-Michevc,           • Die Kärntner Volkshochschulen
  Geschäftsführerin ARGE Sozial Villach               • Evangelische Superintendentur
• Schriftführer: Christian Eile, M.S.M., BSc., Be-    • Fachhochschule Kärnten – Standort
  reichsleiter Menschen in Not, Caritas Kärnten         Feldkirchen
• Schriftführer-Stv.: FH-Prof. Dr. Helmut Arnold,     • 4everyoung.at
  FH-Professor für Soziale Arbeit mit dem
                                                      • Frauenberatung Villach
  Schwerpunkt Jugend und Bildung, FH Kärnten
  Standort Feldkirchen
                                                      • Frauenhaus Klagenfurt
                                                      • Frauenhaus Villach
Weitere Vorstandsmitglieder:                          • Frauen- und Familienberatung Belladonna
• Sonja Mitsche, Geschäftsführerin,
                                                      • Frauengesundheitszentrum Kärnten GmbH
  4everyoung.at
                                                        (FGZ)
• Mag.a (FH) Marina Salmhofer,
                                                      • Frauenreferat des Landes Kärnten
  Sozialarbeiterin, Obfrau obds Kärnten
                                                      • GPA – Gewerkschaft für Privatangestellte
Koordinatorin: Mag.a Monika Skazedonig                • IFA Unternehmensberatung
Administrative Assistentin: Claudia Demori            • IAM Institut für Arbeitsmigration Kärnten
Claudia Demori konnte mit Hilfe einer Eingliede-      • ilab crossmedia og
rungsbeihilfe des AMS Kärnten und des Landes          • Jugend am Werk
Kärnten für ein Jahr als administrative Assistentin   • JUNO – Jugendnotschlafstelle Klagenfurt
für die Planung, Organisation, Durchführung sowie     • Kammer für Arbeiter und Angestellte Kärnten
Nachbereitung der 5. Kärntner Armutskonferenz
                                                      • Katholische Aktion der Diözese Gurk
angestellt werden. Wir danken Claudia Demori von
ganzem Herzen für ihre Arbeit!                        • Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung
                                                        Kärnten
Im Jahr 2017 wurden insgesamt sechs Vorstands-
                                                      • Katholisches Bildungswerk
sitzungen koordiniert und von den Vorstandsmit-
                                                      • Kärntner Hilfswerk
gliedern wahrgenommen:
                                                      • Kindernest gemeinnützige GmbH – Kinder-
• 11. Jänner 2017                                       betreuung
• 07. Februar 2017                                    • Neue Arbeit Gemeinnützige Beschäftigungs-
• 24. März 2017 (konstituierende Sitzung des            modell GmbH
  neuen Vorstandes)
                                                      • Neustart Kärnten
• 23. Mai 2017
                                                      • obds – Österreichischer Berufsverband der
• 26. September 2017
                                                        Sozialen Arbeit Kärnten
• 21. November 2017
                                                      • ÖGB Kärnten
                                                      • Österreichischer Mieterschutzverband Kärnten
Danksagung
                                                      • Österreichisches Rotes Kreuz, LV Kärnten
Wir möchten uns herzlich für die Unterstützung        • Pensionistenverband Kärnten
unserer Tätigkeiten bei unseren Mitglieds­orga­       • PIVA – Projekt Integration von Ausländerin-
nisationen und Mitgliedsvereinen bedanken:              nen und Ausländern
                                                      • pro mente kärnten
• AfB mildtätige und gemeinnützige GmbH               • SBK Soziale Betriebe Kärnten GmbH
• Alpen-Adria-Universität Klagenfurt a. W.            • SOMA SozialMarkt Kärnten
• autArK Soziale Dienstleistungs-GmbH                 • Stift St. Georgen am Längsee
• AVS Kärnten                                         • Vobis – Verein für offene Begegnung und
• Bischöflicher Arbeitslosenfonds                       Integration durch Sprache
• Bündnis für eine Welt                               • Volkshilfe Kärnten
• Büro für Frauen.Chancengleichheit.Generati-
  onen der Stadt Klagenfurt a. W.                     An dieser Stelle möchten wir uns auch herzlich bei
• Caritas Kärnten                                     allen Privatmitgliedern und UnterstützerInnen be-
• Diakonie de La Tour                                 danken.
• Die Grünen Klagenfurt/Kärnten

                                                                                                      5
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ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

Kärnten ist reich an Armut
Die von der EU-SILC 2016 ausgewerteten               schwelle z. B. im Jahr 2009 noch 994,--
Monatsbeträge, welche die Armutsgefähr­
­                                                    Euro und ist seitdem jährlich bis zum neuen
dungsschwelle für Haushalte angeben, steigen         Monatswert für 2016 auf 1.185,-- Euro gestie-
stetig an. So betrug die Armutsgefährdungs-          gen.

                            Armutsgefährdungsschwelle nach Haushaltstypen

Die jährlichen Erhebungen der Statistik Austria      fenen KärntnerInnen ausgewiesen. Seitdem ist
(EU-SILC) zeigen für das Bundesland Kärnten          die Zahl der armutsgefährdeten KärntnerInnen
für die letzten zehn Jahre unterschiedliche Ein-     wieder gesunken, dennoch weisen die Erfahrun-
schätzungen. Ein deutlicher Anstieg der Zahl der     gen unserer Mitgliedsorganisationen darauf hin,
armutsbetroffenen Menschen wird im Referenz-         dass sich die Lage der einkommensarmen Haus-
jahr 2011 mit einer Anzahl von 102.000 betrof-       halte zuspitzt.

                                Armutsgefährdung in Kärnten 2004-2016

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Der Anteil jener, die unter der Armutsgefähr-        führt. Weiter muss festgehalten werden, dass
dungsschwelle lebten, wird für das Jahr 2016         von 832 befragten Personen in Kärnten auf die
mit 10,7% angegeben. Damit liegt Kärnten             Gesamtbevölkerung von knapp 541.000 Perso-
zwar unter dem österreichischen Durchschnitt         nen geschlossen wird.
von 14,1%, jedoch ist die Armutsgefährdung für
Kärnten um 0,3% und 5.000 Personen gestie-           Die folgende Grafik zeigt die hochgerechnete
gen. Für die Interpretation der EU-SILC muss         Armutsgefährdung Kärntens aufgrund der An-
auch die Erhebungssituation und die Stichpro-        zahl der Befragungen. Der errechnete statis-
bengröße herangezogen werden. Jährlich wird          tische Wert beträgt 58.000 armutsbetroffene
ein Viertel der Haushaltsstichproben ausge-          Menschen bzw. 10,7% der Bevölkerung in Kärn-
tauscht, wodurch sich derartige Schwankungen         ten. Dabei ergibt sich eine Schwankungsbreite
ergeben können. Das bedeutet, dass eine rela-        mit 95%iger Wahrscheinlichkeit von armutsge-
tiv kleine Anzahl von Stichproben mit höherem        fährdeten Personen für Kärnten zwischen (im
oder niederem Einkommen zu einer starken             schlimmsten Fall) 77.000 und (im „besten“
Veränderung in der Armutsgefährdungsquote            Fall) 39.000.

                                                                               Armutsgefährdungsquote
                                                                                und Schwankungsbreite
                                                                                     für Österreich und
                                                                                      die Bundesländer

Zentral ist, um diese Zahlen im Verhältnis zu        vor Armutslagen zu schützen. Dass dies auch
sehen, dass hier bereits Pensionen und Sozial-       weiterhin gewährleistet ist, muss ein zentrales
leistungen eingerechnet sind. D.h. diese Zahlen      Anliegen aller politischen Verantwortlichen sein.
drücken jene Anzahl an Menschen aus, die trotz
                                                     Die Zahlen der EU-SILC beruhen auf repräsenta-
Eingreifen des Sozialstaates immer noch mit ei-
                                                     tiven Umfragen für Österreich, in Kärnten werden
nem Einkommen unter der Armutsgefährdungs-
                                                     jährlich ca. 800 Personen befragt. Von diesen
schwelle auskommen müssen. Ohne Pensionen
                                                     800 Personen wird auf die Kärntner Gesamtbe-
und Sozialleistungen steigt die Zahl derer, die in
                                                     völkerung geschlossen, weshalb die Befragungen
Kärnten ökonomisch benachteiligt sind, rapide
                                                     für Kärnten nur bedingt Auskunft über die tat-
an:
                                                     sächliche Situation in Kärnten geben können.
Fast die Hälfte der Kärntner Bevölkerung ist ar-
mutsgefährdet!                                       2017 konnte eine langjährige Forderung des
                                                     Kärntner Netzwerkes gegen Armut und soziale
Das Kärntner Netzwerk gegen Armut und soziale
                                                     Ausgrenzung umgesetzt werden.
Ausgrenzung warnt deshalb eindringlich vor wei-
teren Kürzungen der Sozialleistungen und Pensi-      Gemeinsam mit dem Land Kärnten wurde eine
onen. Das soziale Netz in Österreich ist derzeit     Sonderauswertung der EU-SILC Studie für Kärn-
noch in der Lage, einen Großteil der Menschen        ten in Auftrag gegeben.

                                                                                                     7
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Armutsgefährdung vor und nach sozialen Transfers

Sonderauswertung EU-SILC für Kärnten 2012-2016

Die vorliegende Sonderauswertung wurde von                  17% (2013), 13% (2014), 10% (2015) und
der Statistik Austria auf Basis von Datenerhe-              11% (2016) ausgewiesen. Es kann somit fest-
bungen von EU-SILC1 der Jahre 2012-2016 für                 gestellt werden, dass die Armutsgefährdung in
das Bundesland Kärnten erstellt. Somit liegen               Kärnten, im Vergleich zu den Vorjahren, rück-
erstmals für das Bundesland Kärnten aussage­                läufig ist. Die dafür maßgeblichen Einflüsse
kräftige Zahlen sowie umfassende Auswertun­                 bzw. politischen Interventionen, die zu dieser
gen für die Themenbereiche Einkommen, Kon-                  Trendumkehr führten, werden im Rahmen der
sum, Wohnen, Gesundheit, Armutsgefährdung                   7. Kärntner Sozialen Dialog Konferenz am 18.
inkl. Sozialzielgruppe der Europa 2020-Stra-                April 2018 weiter vertieft.
tegie, Zufriedenheit mit verschiedenen Lebens-
                                                            Besonders hervorgehoben werden muss, wel-
bereichen, Lebensbedingungen von Kindern,
                                                            chen essentiellen Einfluss die sozialen Transf­
Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Er-
                                                            erleistungen haben, dass breite Bevölkerungs-
werbstätigkeit und Working Poor sowie Risiko-
                                                            schichten in Kärnten vor Armut und sozialer
gruppen vor, und werden anhand verschiedener
                                                            Ausgrenzung geschützt werden können.
Indikatoren wie Alter, Geschlecht, Schulbildung,
Erwerbsstatus usw. dargestellt.                             Beispielhaft zeigt sich dies an den Zahlen für
                                                            2016: die Armutsgefährdung in Kärnten nach
I. Allgemeine Anmerkungen zur vorliegenden                  sozialen Transfers beträgt 10,7%, ohne soziale
Sonderauswertung                                            Transfers wären bereits 140.000 KärntnerIn­
                                                            nen (26%) armutsgefährdet. Viel gravierender
Im vorliegenden Datensample wird die Armuts­                wäre auch ein Wegfall der Pensionen, denn
gefährdungsquote für Kärnten mit 15% (2012),                dadurch wären 46% (247.000) der Kärntner
                                                            ­
1
    SILC ist eine Erhebung, durch die jährlich Informa-
                                                            Bevölkerung armutsgefährdet. (EU-SILC 2016,
    tionen über die Lebensbedingungen der Privathaus-       S. 74)
    halte in der Europäischen Union gesammelt werden.
    Auch die Republik Österreich nimmt, vertreten durch     Für die Armutsgefährdung wird in der EU-SILC
    die Bundesanstalt Statistik Österreich, seit 2003 an    das verfügbare Äquivalenzeinkommen eines
    diesem Projekt teil. SILC ist die Abkürzung für „Com-   Haushaltes herangezogen. Deshalb wird in Ver-
    munity Statistics on Income and Living Conditions“,
                                                            bindung mit dem Haushaltseinkommens auch
    das bedeutet „Gemeinschaftsstatistiken über Ein-
    kommen und Lebensbedingungen“.                          von Einkommensarmut gesprochen. Als ar-

8
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mutsgefährdet gilt lt. EU-SILC, wer weniger als              bzw. 4.086 Personen, während die bisherigen,
60% des Median-Äquivalenzeinkommens (Ar­                     jährlichen Stichproben der EU-SILC für Kärnten
mutsgefährdungsschwelle) zur Verfügung hat.                  durchschnittlich 390 Haushalte bzw. 820 Per-
                                                             sonen umfassten.2
Die Armutsgefährdungslücke zeigt den Wert
des Medianeinkommens von Armutsbetroffe-                     Die Daten 2012-2016 umfassen zwei vollständi­
nen. Im vorliegenden Sonderbericht wird die                  ge 4-Jahres Panels, nämlich 2012-2015 sowie
Armutsgefährdungslücke mit 21% ausgewie-                     2013-2016 und Haushalte bzw. Personen, die
sen. Das bedeutet, dass die Hälfte der Armuts-               zwischen 2012 und 2016 mind. einmal befragt
gefährdeten weniger als 21%, gemessen an der                 wurden. In Kärnten haben 2016 immerhin 83%
Armutsgefährdungsschwelle, zur Verfügung                     der Folgebefragten neuerlich an der Erhebung
hat. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, 36f.)                          teilgenommen. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 7ff.)
Zur Veranschaulichung dienen die Zahlen für
2016:
                                                             II. Einschätzungen und beispielhafte Erläute­
      Die Armutsgefährdungsschwelle wurde für                rungen zu einzelnen Erhebungsbereichen
      das Jahr 2016 für einen Ein-Personen-Haus-
      halt mit Euro 1.185,-- ermittelt. Die daraus           Wie bereits erwähnt, wurde für die vorliegende
      resultierende Armutsgefährdungslücke von               Sonderauswertung eine Zusammenfassung der
      19,8% beträgt Euro 235,--.                             Datenbestände der letzten fünf Jahre verwen-
      Daraus ergibt sich, dass 50% der Armutsge-             det, um damit repräsentative und aussagekräf-
      fährdeten weniger als Euro 950,-- monatlich            tige Erkenntnisse für das Bundesland Kärnten
      als Haushaltseinkommen zur Verfügung steht.            zu erhalten. Der Fokus richtet sich daher aus-
      (Vgl. EU-SILC 2016, S. 11f.)                           schließlich auf Einschätzungen zur Situation in
                                                             Kärnten – Vergleiche mit anderen Bundeslän-
Für die vorliegende Sonderauswertung für                     dern oder österreichweiten Ergebnissen werden
Kärnten wurden die Stichproben der Jahre                     nicht einbezogen. Ein diesbezüglicher Vergleich
2012-2016 zusammengefasst und ein 5-Jah-                     wäre nur auf Basis der vorliegenden EU-SILC
res-Durchschnitt ermittelt. Damit kann eine                  Jahresdaten möglich, ist allerdings aufgrund
realistischere Einschätzung (gegenüber bisheri-              der gegebenen Schwankungsbreiten wenig aus-
gen Auswertungen) über die Lebensbedingun-                   sagekräftig.
gen der Kärntner Bevölkerung gemacht werden.                 Nachfolgend wurden die zentralen Ergebnisse
Der vorliegende Bericht stützt sich auf eine                 der einzelnen Auswertungskapitel zusammen-
Datenbasis von insgesamt 1.944 Haushalten                    gefasst.

                                                                                                   Stichprobengröße
                                                                                                         2012-2016

2
    Seit 2004 wird EU-SILC im Quer- und Längsschnittdesign durchgeführt, wobei die Stichprobe in vier Rotations-
    gruppen unterteilt wird. Jährlich wird ein Viertel der Adressen ausgetauscht, wobei jede Adresse viermal für eine
    Befragung vorgesehen ist.

                                                                                                                   9
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Einkommen (Kapitel 1: S. 13-16)                     ter, liegt das Einkommen des obersten Ein­
(äquivalisiertes Nettohaushaltseinkommen)           kommensviertel sogar mehr als 100% über
                                                    dem des untersten Einkommensviertel (Euro
Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass die Ein-       13.320,-- gegenüber Euro 28.146,--).
kommensschere in Kärnten weit auseinander-
klafft. 25% der Kärntner Bevölkerung verfügen       Vergleicht man die äquivalisierten Einkommen
im Jahr über weniger als Euro 16.783,--, wäh-       wird deutlich, dass Mehrpersonenhaushalte
rend das reichste Viertel in Kärnten beinahe        (MPH) mit Kindern finanzielle Einbußen hin-
doppelt so viel Einkommen zur Verfügung hat         nehmen müssen. Trotz Sozialleistungen liegt
(Euro 30.253,--).                                   das Einkommen von MPH mit Kindern deutlich
Vergleicht man die Einkommenssituation von          unter jenem von MPH ohne Kinder. (Vgl. EU-
alleinstehenden Erwachsenen im Erwerbsal-           SILC 2012-2016, S. 15)

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 15

Betrachtet man die Haushalte mit hoher Er­          sität weniger als Euro 22.473,-- zur Verfügung
werbsintensität (mehr als 85% Erwerbsbeteili-       hat, während das reichste Viertel der Kärntner
gung im Haushalt), zeigt sich, dass das unterste    Bevölkerung mindestens Euro 35.187,-- ver-
Einkommensquartil trotz hoher Erwerbsinten-         dient.

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 16

Bemerkenswert ist die Gegenüberstellung des         (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 16)
Äquivalenzeinkommens bei Vollzeit- und Teil-        Jedoch muss darauf hingewiesen werden, dass
zeitbeschäftigung. Das unterste Einkommens-         dieser Punkt die Selbsteinschätzung der Be-
viertel beträgt bei Vollzeitbeschäftigten Euro      fragten umfasst und unter Teilzeitbeschäftigung
19.617,-- und bei Teilzeitarbeit liegt das Ein-     ein Erwerbsausmaß von weniger als 36 Stunden
kommen bei Euro 18.286,--.                          verstanden wird (vgl. EU-SILC 2016, S. 22).

10
Konsum                                              Die angespannte finanzielle Lage vieler Kärnt-
(Kapitel 2: S. 17-21)                               ner Haushalte zeigt sich auch daran, dass ein
                                                    Fünftel (110.000 Personen) nicht in der Lage
Das Vorhandensein von Konsumgütern in Haus-         ist, unerwartete Ausgaben bis zu Euro 1.160,--
halten stellt ein direktes Maß des Lebensstan-      (Wert 2016) zu leisten.
dards dar, während das Einkommen als indirek-       Bei den Alleinlebenden und Haushalten mit
tes Maß für den Lebensstandard herangezogen         weiblicher Hauptverdienerin trifft dies sogar
wird (Stichwort: Einkommensarmut).                  auf ein Drittel zu.

Für die Kärntner Gesamtbevölkerung kann fest-       Alarmierend ist die Tatsache, dass 12.000 Men-
gestellt werden, dass 80% über einen Inter-         schen in Kärnten aus finanziellen Gründen nicht
netanschluss verfügen oder 90% der Kärntner         in der Lage sind, ihre Wohnungen angemessen
Haushalte einen PKW besitzen.                       warm zu halten.
Betrachtet man jedoch die Haushalte nach so­        Fehlende finanzielle Ressourcen führen zu so-
ziodemographischen Merkmalen und danach,            zialer Exklusion. Aufgrund ihres geringen Ein-
ob die Haushalte aus finanziellen Gründen auf       kommens ist es 51.000 KärntnerInnen nicht
bestimmte Konsumgüter verzichten müssen,            möglich, einmal im Monat FreundInnen oder
zeigt sich ein differenzierteres Bild.              Verwandte zu sich einzuladen. (Vgl. EU-SILC
Ein Fünftel der Kärntner PensionistInnen hat        2012-2016, S. 21)
kein Auto, 3.000 KärntnerInnen mit Pensions-
bezug können sich kein Auto leisten. (Vgl. EU-
SILC 2012-2016, S. 17)

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 21

Wohnen                                              Der Großteil der Kärntner Bevölkerung (67%)
(Kapitel 3 S. 22-29)                                lebt im Eigenheim (60% Hauseigentum, 7%
                                                    Wohnungseigentum). Daraus lässt sich auch
                                                    die große Zufriedenheit mit der Wohnsituation
Für das Wohnen wenden die Kärntner Haus-
                                                    im Gesamten ableiten. (vgl. EU-SILC S. 23ff.)
halte einen relativ großen Anteil des zur Verfü-
gung stehenden Haushaltseinkommens auf. In          Dass Immobilienvermögen großteils in Männer-
die Wohnkosten fließen Kosten für die Nutzung       hand ist, zeigen die Zahlen hinsichtlich Haus-
bzw. den Erhalt, Energie- und Instandhaltungs-      bzw. Wohnungseigentum. Während 70% der
kosten sowie ein Zinsanteil der Kreditrückzah-      Männer ein Eigenheim besitzen, sind dies nur
lungen für die Beschaffung von Wohnraum (Ei-        64% der Frauen. Bei den Haushalten mit weib-
gentum bzw. Genossenschaft) ein. (vgl. EU-SILC      licher Hauptverdienerin sind es nur 53%. Der
2012-2016, S. 27)                                   Gender Gap setzt sich auch beim Eigentum fort.

                                                                                               11
Ein genaueres Bild über die finanzielle Lage        Für 59.000 Personen in Kärnten stellen die
der Kärntner Bevölkerung lässt sich anhand der      Wohnkosten eine große Belastung dar. Die
subjektiven Wohnkostenbelastung ableiten.           größte Gruppe stellen die Alleinlebenden dar
90.000 KärntnerInnen geben mehr als ein Vier-       (ein Drittel). Sie müssen für die Wohnkosten
tel ihres Haushaltseinkommens für Wohnkosten        30% ihres verfügbaren Einkommens aufwen-
aus.                                                den. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 28)

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 28

Gesundheit                                          Armutsgefährdung
(Kapitel 4: S. 30-33)                               (Kapitel 5: S. 34-41)

Bezüglich des Gesundheitszustandes der Kärnt-       Die Armutsgefährdungsquote beträgt für die
ner Bevölkerung lässt sich feststellen:             Jahre 2012-2016 im Durchschnitt 13%. Zu den
                                                    Personengruppen mit einem hohen Armutsrisi-
     Je höher das Ausbildungsniveau sowie die
                                                    ko zählen: Frauen, Frauen im Pensionsalter, Per-
     berufliche Stellung, desto besser ist der
                                                    sonen ohne österreichische Staatsbürgerschaft,
     subjektive Gesundheitszustand.
                                                    Personen mit niedrigen Bildungsabschlüssen,
Personen im Erwerbsalter (20-64 Jahre), die         PensionistInnen, Alleinlebende (vor allem im er-
jedoch nur eine geringe Erwerbsintensität auf-      werbsfähigen Alter), Ein-Eltern-Haushalte sowie
weisen bzw. bereits Pension beziehen, bewer-        Familien mit drei und mehr Kindern. (Vgl. EU-
ten ihren Gesundheitszustand häufig als nicht       SILC 2012-2016, S. 35)
sehr gut. Auch unter den Hilfsarbeitern wird der
                                                    Die Gruppe der Armutsgefährdeten (Einkom-
Gesundheitszustand von einem Drittel als nicht
                                                    men unter 60% des Median) in Kärnten setzt
sehr gut bewertet. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S.
                                                    sich zusammen aus: 29% Vollzeiterwerbstä-
30f.)
                                                    tigen, 9% Teilzeiterwerbstätigen, 21% Pensio-
Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen:            nistInnen und 14% Haushaltführende (vgl. EU-
• Prekäre Lebensverhältnisse (Arbeitslosig-         SILC 2012-2016, S. 54).
  keit, niedrige berufliche Stellung) können        In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf
  demnach als gesundheitsgefährdend beur-           verwiesen, dass soziale Transferleistungen ei­
  teilt werden.                                     nen immens wichtigen Anteil für die Verbes­
• Ein schlechter Gesundheitszustand führt           serung und Stabilisierung der Lebenslagen
  über kurz oder lang – aufgrund von Arbeits-       leisten und damit die Verhinderung von Ar­
  platzverlust, vorzeitige Pensionierung,           mutsgefährdung erfüllen.
  Reduktion der Arbeitszeit und ähnlichem –
  in prekäre Einkommenssituationen.

12
Europa 2020-Strategie                                      Die Ausgrenzungsgefährdung für Kärnten
                                                           liegt 2016 bei 14,5%, das sind 79.000 Men-
                                                           schen.
Für die Europa 2020-Strategie3 wird die Ar-
muts- und Ausgrenzungsgefährdung herange-
                                                           Da sich die Merkmale armutsgefährdet, erheb-
zogen. Diese wird folgendermaßen definiert:
                                                           lich materiell depriviert sowie keine oder nied-
      Als armuts- und ausgrenzungsgefährdet                rige Erwerbsintensität überschneiden können,
      werden Personen bezeichnet, die entweder             kann davon ausgegangen werden, dass 18%
      armutsgefährdet oder erheblich materi­               der Kärntner Bevölkerung von zumindest einer
      ell depriviert sind oder in einem Haushalt           Gefährdungslage betroffen sind und somit als
      ohne oder mit sehr niedriger Erwerbsin­              armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gelten.
      tensität leben.                                      (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 39)

                                            EU-SILC 2012-2016, S. 40
3
    Im Jahr 2010 haben sich die europäischen Regierungen im Rahmen der „Europa 2020-Strategie“ darauf geeinigt,
    innerhalb von zehn Jahren die Zahl der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen oder bedrohten Menschen
    um mindestens 20 Millionen zu senken. Laut nationalem Aktionsplan für Österreich soll die Gruppe der Armuts-
    und Ausgrenzungsgefährdeten um 235.000 Personen reduziert werden. Insgesamt ist die Zahl der Betroffenen in
    Österreich seit 2008 um 157.000 Personen gesunken. Die Europäische Kommission überprüft die jährlichen Fort-
    schritte anhand der Europa 2020-Indikatoren.

                                                                                                             13
Eine erhöhte Gefährdung liegt für Alleinlebende    Nicht-Erwerbstätigen beträgt für PensionistIn-
mit Pension (30%) sowie ohne Pension (36%),        nen 23% und für Arbeitslose 53%.
Alleinverdienerinnen (27%) und vor allem Men-
                                                   Besonders bedenkenswert ist die Tatsache,
schen ohne österreichische Staatsbürgerschaft
                                                   dass laut Sonderauswertung ein Fünftel der
(44%) vor. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 40f.)
                                                   Selbstständigen in Kärnten armuts- und aus-
Es zeigt sich, dass qualifizierte Erwerbstätig-    grenzungsgefährdet ist! (Vgl. EU-SILC 2012-
keit vor Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung        2016, S. 41)
schützen kann, denn das Risiko unter den

                                     EU-SILC 2012-2016, S. 41

Zufriedenheit                                      Bildung
(Kapitel 6 S. 42-43)                               (Kapitel 7 S. 44-45)

Die Zufriedenheit wurde für folgende Bereiche      Bildung kann als zentrale Determinante von
abgefragt: Zufriedenheit mit dem Leben insge-      Einkommen und Lebensbedingungen ange-
samt, mit der finanziellen Situation des Haus-     sehen werden. Denn die Chancen am Arbeits-
haltes (bei Mehrpersonenhaushalten mit dem         markt hängen von formalen Qualifikationen
persönlichen Einkommen), mit der Wohnsituati-      und Bildungsabschlüssen ab. Bildung und die
on und der Hauptbeschäftigung. Die Bewertung       sozioökonomische Lage des Elternhauses be-
erfolgt auf einer Skala von 0 bis 10. Die Mit-     einflussen auch maßgeblich die Bildungsbio-
telwerte zeigen, dass das persönliche Einkom-      graphie der Kinder.
men nur durchschnittlich (6,6) bewertet wird,
                                                   Die Sonderauswertung für das Land Kärnten
die finanzielle Situation des Haushaltes mit 7
                                                   hat folgende Erkenntnisse gebracht:
bewertet wird. Die Zufriedenheit mit der Wohn-
                                                   Mehr als die Hälfte der Kärntner Bevölkerung
situation wird am höchsten mit 8,6 bewertet.
                                                   verfügt über einen Lehrabschluss oder Ab-
(Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 43)

14
schluss einer mittleren Schule. Ein Viertel der    Unterstufe mit der Hauptschule abgeschlossen,
KärntnerInnen hat Matura oder einen universi-      wobei mehr als die Hälfte keinen Kindergarten
tären Abschluss. Ein Fünftel der Kärntner Be-      besucht hat.
völkerung kann als höchsten Bildungsabschluss
                                                   Betrachtet man die Einkommensgruppen,
lediglich einen Hauptschulabschluss nachwei-
                                                   zeigt sich, dass bei den Einkommen unter der
sen.
                                                   Armutsgefährdungsschwelle 27% über einen
Zieht man den Kindergartenbesuch sowie die
                                                   Hauptschulabschluss verfügen, 57% zumindest
Schulform bei Abschluss der Unterstufe als
                                                   eine Lehre oder mittlere Schule abgeschlossen
mögliche Determinante für die Bildungsbiogra-
                                                   haben und auch 16% über Matura oder einen
phie heran, zeigt sich, dass der Großteil jener
                                                   Universitätsabschluss verfügen.
mit hohen Bildungsabschlüssen auch einen Kin-
                                                   Da die Gruppe derjenigen mit Lehrabschluss
dergarten besucht hat. Bei max. Pflichtschulab-
                                                   fast 50% der Gesamtbevölkerung stellt, ist sie
schluss hat wiederum mehr als die Hälfte kei-
                                                   auch in allen anderen Bereichen zahlenmäßig
nen Kindergarten besucht.
                                                   die größte Gruppe. (Vgl. EU-SILC 2012-2016,
70% der Armuts- und Ausgrenzungsgefährde-
                                                   S. 44f.)
ten (Sozialzielgruppe Europa 2020) haben die

                                     EU-SILC 2012-2016, S. 44

                                                                                             15
Wie hoch ist nun der Anteil der Armutsbetrof-                len auch die Lebenssituation der Kinder und
fenen innerhalb der Gruppe des höchsten Bil-                 schreibt sich in ihnen fort.
dungsabschlusses? Dafür war es notwendig
                                                             10.000 Kinder leben in Haushalten mit einem
eigene Berechnungen auf Grundlage der vor-
                                                             Einkommen unter der Armutsgefährdungs­
handenen Daten in der EU-SILC 2012-2016 vor-
                                                             schwelle. Weitere 18.000 Kinder leben in Haus-
zunehmen.
                                                             halten knapp über der Armutsgefährdungs-
Deshalb wurde errechnet, wie viele Menschen
                                                             schwelle. Diese Haushalte sind häufig dadurch
mit max. Pflichtschulabschluss, Lehre/mittlere
                                                             gekennzeichnet, dass eine hohe Erwerbsintensi-
Schule und Matura/Universität zur Sozialziel-
                                                             tät vorliegt und sie dementsprechend über der
gruppe 2020 gehören.
                                                             Armutsgefährdungsschwelle liegen, aber sie
Ein Viertel jener, die über einen Hauptschulab-              über wenig Zeit verfügen, die sie mit ihren Kin-
schluss verfügen sind ausgrenzungsgefährdet.                 dern verbringen können4.
Mit Lehrabschluss trifft es noch 18% und selbst
mit Matura oder Universitätsabschluss sind                   In Kärnten leben 19.000 Kinder und Jugendliche
noch 12% ausgrenzungsgefährdet. Einkom-                      in Haushalten, die sich keinen notwendigen Arzt­
mensarm sind 18% der Menschen mit Haupt-                     besuch leisten können. 11.000 Kinder und Ju-
schulabschluss, 13% mit Lehre und 9% mit                     gendliche leben in Haushalten, deren hauptsäch­
Matura bzw. Universitätsabschluss.                           liches Einkommen aus Sozialleistungen (ohne
                                                             Langzeitarbeitslose) kommt. 14.000 Kinder und
                                                             Jugendliche sind armuts- und ausgrenzungsge­
Lebensbedingungen von Kindern,                               fährdet. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 47)
Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Kapitel 8 S. 46-52)                                          44% der Kärntner Kinder von 0-10 Jahren sind
                                                             in Betreuung und werden durchschnittlich 22
Armut und Bildung werden vererbt. Die finan-                 Stunden pro Woche betreut. Bei den unter
zielle Lage und Bildungssituation des elterli-               3-Jährigen beträgt die Betreuungsquote 27%
chen Haushaltes bestimmt in den meisten Fäl-                 und durchschnittlich 25 Wochenstunden.

                                             EU-SILC 2012-2016, S. 47

4
    Im Rahmen des Symposiums „Kinderarmut“ der Volkshilfe Österreich am 24. Oktober 2017 wurde im Vortrag von
    Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani (FH Münster) auf die Zeitarmut von NiedrigverdienerInnen hingewiesen, deren Einkom-
    men über der Armutsgefährdungsschwelle liegen.

16
42% der Kinder von 0-10 Jahren aus Haushal­        niger als 60% des Median-Einkommens be-
ten mit Armutsgefährdung sind in Betreuung,        trägt.
bei jenen aus Haushalten mit Armuts- und Aus-
                                                       In Kärnten sind ca. 8% der Erwerbstätigen
grenzungsgefährdung sind es 33%. Der Durch-
                                                       Working Poor, das entspricht 14.000 Per­
schnitt der Stundenanzahl beträgt 22 Wochen-
                                                       sonen. (Vgl. EU-SILC 212-2016, S. 53)
stunden. (Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 51)
Die durchschnittlichen Kinderbetreuungskosten
belaufen sich für ein Kind auf Euro 131,-- und     Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen
für zwei Kinder auf 182,--. (vgl. EU-SILC 2012-    Betrachtet man die aktuelle Haupttätigkeit der
2016, S. 52)                                       KärntnerInnen zeigt sich folgendes Bild: 69%
                                                   der Männer arbeiten Vollzeit, während nur 30 %
                                                   der Frauen einer Vollzeit-Erwerbstätigkeit nach-
Erwerbstätigkeit und Working Poor                  gehen. Jeweils ein Drittel der Frauen im Alter
(Kapitel 9 S. 53-62)                               von 20-39 Jahren arbeitet Voll- bzw. Teilzeit,
                                                   während bei den Männern über 70% Vollzeit be-
                                                   schäftigt ist. Die Teilzeitquote bei den Männern
Erwerbstätigkeit kann einen Schutz vor Armut
                                                   liegt über alle Altersgruppen hinweg gerade ein-
darstellen. Dennoch gibt es armutsgefährdete
                                                   mal bei 3%.
Haushalte, die trotz Erwerbstätigkeit unter der
                                                   Die Vollzeit-Erwerbstätigkeit nimmt mit steigen-
Armutsgefährdungsschwelle liegen. Mit dem
                                                   dem Bildungsabschluss zu. Trotz Universitäts-
vorliegenden Bericht kann zum ersten Mal eine
                                                   abschluss arbeiten dennoch nur 52% der Frau-
valide Aussage darüber getroffen werden, wie
                                                   en Vollzeit, bei den Männern sind es 72% mit
viele Personen in Kärnten Working Poor sind.
                                                   Universitätsabschluss.
Als Working Poor werden Personen definiert,
die im erwerbsfähigen Alter sind, im Refe-         In den Familien mit männlichem Alleinverdiener
renzjahr (in diesem Fall die Jahre 2011-2015)      beträgt der Anteil der teilzeitarbeitenden Män-
mindestens sechs Monate Vollzeit oder Teilzeit     ner 17% und bei den weiblichen Alleinverdiene-
erwerbstätig waren und deren Einkommen we­         rinnen 14%.

                                     EU-SILC 2012-2016, S. 54

                                                                                               17
Es zeigt sich, dass mit höherer Bildungsschicht     9.000 Personen davon sind über 34 Stunden
bei den Frauen auch die Vollzeiterwerbsquote        beschäftigt (vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 62).
steigt. Frauen mit Hauptschulabschluss haben
                                                    Unter den Working Poor sind die Hilfsarbeiter
die geringste Teilzeitquote, jedoch auch die ge-
                                                    die größte Gruppe, gefolgt von den Selbststän-
ringste Vollzeitquote. (Vgl. EU-SILC 2012-2016,
                                                    digen. 35% der Hilfsarbeiter und 23% aller
S. 54)
                                                    Selbstständigen zählen zur untersten Einkom-
Working Poor - Niedriglohnbeschäftigung             mensgruppe (Medien < 60%) und sind dem-
14.000 Menschen in Kärnten gehen einer Nied-        nach einkommensarm. (Vgl. EU-SILC 2012-
riglohnbeschäftigung nach (Working Poor), und       2016, S. 56)

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 62

                                      EU-SILC 2012-2016, S. 56

Risikogruppen                                       Zwei Drittel der armutsgefährdeten Personen
(Kapitel 10: S. 63-64)                              haben die österreichische Staatsbürgerschaft.
                                                    Jedoch haben Menschen ohne österreichische
Anhand des vorliegenden Berichts kann zum           Staatsbürgerschaft ein dreimal so hohes Ar-
ersten Mal für Kärnten eine Einschätzung vorge-     mutsrisiko.
nommen werden, wie sich die Personengruppe          Auch das Ausbildungsniveau schlägt sich in der
der Armutsgefährdeten zusammensetzt.                Armutsgefährdung nieder. 18% derer, die über
In Kärnten waren 2012-2016 durchschnitt-            einen Pflichtschulabschluss verfügen, sind ar-
lich 70.000 Personen armutsgefährdet, davon         mutsgefährdet.
31.000 Männer und 39.000 Frauen.

18
Ein höheres Risiko in Armut zu geraten haben          Auch Haushalte mit einer weiblichen Hauptver-
besonders Alleinlebende. Bei den PensionistIn-        dienerin sind mit 19% einem fast doppelt so
nen beträgt die Quote 22%, bei den Erwerbsfä-         hohen Armutsrisiko ausgesetzt wie Haushalte
higen sogar 25%.                                      mit einem männlichen Hauptverdiener.

                                     Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 63

Durch die Sonderauswertung EU-SILC 2012-
2016 können erstmals auch Aussagen zu den
Lebensbedingungen, dem Erwerbsstatus, De-
privation, Rechtsverhältnis an der Wohnung
oder dem Gesundheitszustand von Menschen
unter der Armutsgefährdungsschwelle getroffen
werden.
Ein Drittel der einkommensarmen KärntnerIn-
nen ist erwerbstätig (24% unselbstständig, 7%
selbstständig), ein weiteres Drittel bezieht eine
Pension (28%) und ein Drittel ist hauptsächlich
auf Sozialleistungen (31%) angewiesen. 11%
beziehen ein privates Einkommen.

                                                                                               19
Um materielle und finanzielle Deprivation fest-         Müllabfuhr und Kanal, sonstige Rückzah-
zustellen, werden verschiedene Merkmale ab-             lungsverpflichtungen)
gefragt, wie z.B. ob es sich ein Haushalt leis-     •   Notwendige Arzt- oder Zahnarztbesuche in
ten kann Urlaub zu machen, jeden zweiten Tag            Anspruch zu nehmen
Fleisch zu essen, die Wohnung angemessen zu         •   Unerwartete Ausgabe bis Euro 1.160,-- zu
heizen oder unerwartete Ausgaben zu tätigen.            finanzieren (z.B. für Reparaturen)
Treffen drei der folgenden Merkmale zu, spricht     •   Neue Kleidung zu kaufen
man von materieller Deprivation, bei vier Merk-     •   Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch (oder ent-
malen von erheblich materieller Deprivation.            sprechende vegetarische Speisen) zu essen
• Regelmäßige Zahlungen in den letzten 12           •   Freunde oder Verwandte einmal im Monat
   Monaten rechtzeitig zu begleichen (Mie-              zum Essen einzuladen
   te, Betriebskosten, Kreditrückzahlungen,
                                                    Die Auswertungen ergeben, dass 40% der Men-
   Wohnnebenkosten, Gebühren für Wasser-,
                                                    schen mit geringem Einkommen sich keinen Ur-
   Müllabfuhr und Kanal, sonstige Rückzah-
                                                    laub leisten können sowie Probleme haben un-
   lungsverpflichtungen)
                                                    erwartete Ausgaben zu tätigen. Ein Viertel der
• Unerwartete Ausgaben bis Euro 1.160,-- zu
                                                    armutsgefährdeten KärtnerInnen können sich
   finanzieren (z.B. für Reparaturen)
                                                    nicht leisten, jeden zweiten Tag Fleisch oder
• Die Wohnung angemessen warm zu halten             Fisch zu essen.
• Jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch (oder ent-
   sprechende vegetarische Speisen) zu essen        Wie oben erwähnt, trifft materielle bzw. finanzi-
                                                    elle Deprivation zu, wenn man als einkommens-
• Einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren
                                                    arm gilt und mehrere dieser Merkmale zutref-
• Einen PKW
                                                    fen.
• Eine Waschmaschine
• Ein Fernsehgerät                                  Interessant ist jedoch auch die Nennung der
                                                    Merkmale von jenen, die nicht als armutsge-
• Ein Telefon oder Handy
                                                    fährdet gelten.
Finanzielle Deprivation liegt dann vor, wenn 2      82.000 KärnternInnen ist es nicht möglich
der folgenden 7 Merkmale auftreten:                 unerwartete Ausgaben in der Höhe von Euro
• Die Wohnung angemessen warm zu halten             1.160,-- zu tätigen, 77.000 Menschen können
• Regelmäßige Zahlungen in den letzten 12           sich keinen Urlaub leisten. 13.000 KärntnerIn-
   Monaten rechtzeitig zu begleichen (Mie-          nen über der Armutsgefährdungsschwelle sind
   te, Betriebskosten, Kreditrückzahlungen,         mit ihren Zahlungen im Rückstand.
   Wohnnebenkosten, Gebühren für Wasser-,

                                   Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 63

20
Wie wohnen die KärntnerInnen mit geringem Ein-                In der Armutsforschung wird immer wieder auf
kommen?                                                       den Zusammenhang von Armut und Gesundheit
                                                              hingewiesen: Krankheit macht arm. Und: Armut
Der Großteil der KärntnerInnen verfügt über
                                                              macht krank. Jedenfalls zeigt sich auch in Kärn-
Hauseigentum. So besitzen auch 35% der
                                                              ten, dass ein relativ hoher Anteil der armuts-
KärntnerInnen in finanziellen Schwierigkeiten
                                                              gefährdeten KärntnerInnen eine chronische
Hauseigentum. 25% leben in Miete in privaten
                                                              Erkrankung hat (35%). 10% sind stark beein-
Mietverhältnissen, 14% in Genossenschafts-
                                                              trächtigt und 9% geben an, in schlechtem oder
wohnungen und 7% in Gemeindewohnungen.
                                                              sehr schlechtem Gesundheitszustand zu sein.
16% leben mietfrei. Der relativ geringe Anteil
                                                              Berechnet man die Quote der Armutsbetroffe-
im sozialen Wohnbau (zusammengenommen
                                                              nen innerhalb der Gruppe der Erkrankten, stellt
knapp ein Fünftel der armutsgefährdeten Per-
                                                              sich heraus, dass ca. 20% der Menschen in
sonen) lässt darauf schließen, dass es dort, wo
                                                              schlechtem Gesundheitszustand, mit chroni-
sie benötigt werden, zu wenig Sozialwohnungen
                                                              scher Erkrankung, Beeinträchtigung durch Be-
gibt.
                                                              hinderung bzw. Bezug einer Invaliditätspension
Die häufigsten Wohnprobleme sind Feuchtig-                    armutsbetroffen ist.
keit, Schimmel, Lärm, Überbelegung, dunkle
Räume sowie Vandalismus/Kriminalität.

                                           Vgl. EU-SILC 2012-2016, S. 63

Mindestsicherung in Kärnten5                                  bezieherInnen unter dieser Schwelle liegen und
                                                              somit als armuts- und ausgrenzungsgefährdet
Wenn über Armutsbetroffenheit und Armutsge-                   betrachtet werden müssen.
fährdung gesprochen wird, dann kommt man
nicht hinweg, auch über die Bedarfsorientierte                In Kärnten wurde die Mindestsicherung im Jahr
Mindestsicherung zu sprechen. Die Bedarfs-                    2016 von 6.209 Personen bezogen. Davon wa-
orientierte Mindestsicherung betrug im Jahr                   ren 2.502 Männer, 2.297 Frauen sowie 1.403
2016 in Österreich für Einpersonenhaushalte                   Kinder. Neben Alleinstehenden (2.353) sind
Euro 838,46. Vergleicht man diese Zahl mit der                Paare mit Kindern (1.581) sowie Alleinerzie-
in der EU-SILC ausgewiesenen Zahl von Euro                    hende (845) die größte Gruppe der Beziehe-
1.185,-- als Armutsgefährdungsschwelle, ist                   rInnen. Diese Personen haben zumindest ein-
augenscheinlich, dass alle Mindestsicherungs-                 mal eine Leistung aus der Bedarfsorientierten

5
    Die Daten beziehen sich auf den jährlichen Bericht der Statistik Austria über die Bedarfsorientierte Mindestsiche-
    rung in Österreich. Dieser ist unter http://bit.ly/2IrdXm7 abrufbar.

                                                                                                                  21
­ indestsicherung bezogen. Unter diese Zahl
M                                                   Trotz allem sehen wir es als unsere Pflicht, wie-
fallen sowohl Menschen, die einmalig Leistun-       derholt auf die dringend notwendigen Verbes-
gen aus der Mindestsicherung bezogen haben          serungen im Kärntner Mindestsicherungsge-
als auch jene, die über mehrere Monate hin-         setz hinzuweisen:
weg auf Mindestsicherung angewiesen waren.
                                                    • Vereinheitlichung der Durchführung auf
Die durchschnittliche Bezugsdauer in Kärnten
                                                      Ämtern und bei Behörden
liegt bei 6,5 Monaten. Die kleinste Gruppe stel-
                                                    • Keine Anrechnung der erhöhten Familienbei-
len hierbei die BezieherInnen dar, die zwischen
                                                      hilfe
4 und 6 Monate hinweg die Mindestsicherung
gewährt bekommen haben. Die Statistik zeigt,        • Keine Anrechnung der Wohnbeihilfe auf den
dass der Großteil der Menschen in Kärnten, die        Wohnbedarf
Mindestsicherung ansuchen, diese zwischen 7         • Erhöhung der Mindeststandards für Kinder
und 12 Monate beziehen.                             • Menschen mit psychischen Behinderungen
                                                      dem K-ChG unterstellen
Seit dem letzten Jahr hat es einen Zuwachs an
BezieherInnen gegeben. Mehr Frauen, mehr
Kinder und mehr Männer beziehen 2016 län-
ger Mindestsicherung als dies noch 2015 der
Fall war. Das ist ein Zeichen dafür, dass die fi-
nanzielle Lage vieler Menschen in Kärnten sehr
angespannt ist und es Mindestsicherungsbezie-
herInnen schwerer fällt, wieder in den Arbeits-
markt einzusteigen.
Die Ausgaben für Mindestsicherung in Kärnten
betrugen im Jahr 2016 Euro 14,4 Mio. Die mo-
natliche Bezugshöhe beträgt durchschnittlich
Euro 499,--. Dass nicht einmal annähernd die
volle Höhe der Mindestsicherung als Durch-
schnitt ausgewiesen ist, lässt darauf schließen,
dass die überwiegende Mehrheit der Mindest-
sicherungsbezieherInnen bereits über ein sehr
niedriges Erwerbseinkommen verfügt, zu dem
die Mindestsicherung zusätzlich benötigt wird,
um das Haushaltseinkommen aufzustocken
und über die Runden zu kommen.
Die drohende Streichung der Notstandshilfe
der ÖVP-FPÖ Regierung kommt einer Einfüh-
rung von Hartz IV in Österreich gleich. Somit
bleibt langzeitarbeitslosen Menschen als letz-
tes Sicherungsnetz die Bedarfsorientierte Min-
destsicherung. Vor allem ältere Menschen, die
arbeitslos geworden sind und keine Anstellung
innerhalb eines Jahres finden, droht der Zugriff
auf ihr Erspartes und das mühsam erarbeite-
te Eigenheim. Denn in der Bedarfsorientierten
Mindestsicherung muss das Ersparte bis zu
einem Betrag von derzeit ca. 4.200 Euro ver-
wertet werden. Die Behörden haben bei einem
Mindestsicherungsbezug von 6 Monaten die
Handhabe, eine grundbücherliche Sicherstel-
lung vorzunehmen. Der Verlust des Eigenheims
für die Nachkommen droht!

22
PROJEKTE UND INHALTE 2017

                      Mittwoch, 1. Februar 2017
                      Podiumsdiskussion „ArbeitsmigrantInnen: Ihre Leistungen – unsere
                      gesellschaftliche Anerkennung.

                       Unter fremdem Himmel                                                                       Unter fremdem Himmel
MM                             VERMITTLUNGSPROGRAMM
                       - Idee, Projektleitung: Ali Özbaş                                                          - Idee, Projektleitung: Ali Özbaş
                       - KuratorInnen: Joachim Hainzl, Handan Özbaş                                               - KuratorInnen: Joachim Hainzl, Handan Özbaş
GE                            Dialogische Sanja
                       - MitarbeiterInnen:      AUSSTELLUNGSRUNDGÄNGE
                                                       Banjeglav, Senita Družanović,                              - MitarbeiterInnen: Sanja Banjeglav, Senita Družanović,
                              für Schulklassen
                         Katharina    Nelböck-Hochstetter, Esmeralda Softić                                         Katharina Nelböck-Hochstetter, Esmeralda Softić
                       - Druckgrafik:   Andreas
                              Kultur heißt         Brandstätter
                                              eigentlich   Kontakt                                                - Druckgrafik: Andreas Brandstätter
                       - Ausstellungsgrafik: Laetitia Korte, Veronika Ablinger,                                   - Ausstellungsgrafik: Laetitia Korte, Veronika Ablinger,
 Arbeits-                MarieDie  Ausstellung
                                Stoiser,   Dominik beleuchtet    das Leben
                                                     Pfeifer, Andreas         der Arbeits-
                                                                          Brandstätter                              Marie Stoiser, Dominik Pfeifer, Andreas Brandstätter
                                                                                                                                              Fördernde                                                                                 Fördernde
ken sie auf ihr               migrantInnen von
                       - Ausstellungsdesign:          vielenKorte,
                                                  Laetitia     Seiten.  Wie blicken
                                                                     Veronika         sie auf ihr
                                                                                Ablinger,                         - Ausstellungsdesign: Laetitia Korte, Veronika Ablinger,
 siert, wo fanden        MarieLeben    (zurück),
                                Stoiser,   Dominik wiePfeifer
                                                        haben sie sich organisiert, wo fanden                       Marie Stoiser, Dominik Pfeifer
 eschäftigen wir              sie Unterstützung?
                       - Videoschnitt:    Bariş Koç, InConstantin     Lederer beschäftigen wir
                                                           diesem Rundgang                                        - Videoschnitt: Bariş Koç, Constantin Lederer
 Kindern erging.       - Kommunikation,
                              uns vor allem  Presse:
                                                mit derHandan      wie şes ihren Kindern erging.
                                                          Frage,Özba                                              - Kommunikation, Presse: Handan Özbaş
 Inklusion, was        - Kulturvermittlung:
                              Was geschah damalsMaria Mucke
                                                         zu ihrer Integration/Inklusion, was                      - Kulturvermittlung: Maria Mucke
 ass diese sehr               aber auch nicht? So merken wir schnell, dass diese sehr
ie viele vielleicht    - Dankaktuellen
                                an folgende    Archive
                                           Fragen         und Sammlungen:
                                                    gar nicht   so neu sind, wie viele vielleicht                 - Dank an folgende Archive und Sammlungen:
  zu sprechen,           AK-Archiv
                              denken. Wien,
                                         UndArchiv
                                               findender   sozialen
                                                        viele        Bewegungen
                                                               Anlässe,   darüber zu– sprechen,
                                                                                       Bestand                      AK-Archiv Wien, KooperationspartnerInnen
                                                                                                                                     Archiv der sozialen Bewegungen – Bestand                                               KooperationspartnerInnen
heute sind.              Spajićwie
                                 (St. Pölten/Wien),
                                    wichtig  Akzeptanz  Bildarchiv   – Österreichische
                                                            und Annahme      bis heute sind.                        Spajić (St. Pölten/Wien), Bildarchiv – Österreichische

                                                                                                                                                                                                      UNTER                                                                                UNTER
                         Nationalbibliothek, Kreisky-Archiv Wien, ORF-Archiv Wien,                                  Nationalbibliothek, Kreisky-Archiv Wien, ORF-Archiv Wien,
                         VGA-Archiv    Wien,27.
                              — Freitag,      WKO-Archiv
                                                  Jänner 2017,Wien,10:00
                                                                      Archiv
                                                                           Uhr„Klub Jedinstvo“                      VGA-Archiv Wien, WKO-Archiv Wien, Archiv „Klub Jedinstvo“
                         Wien,—Dachverband
                                  Dienstag, 7.für    Serbische
                                                  Februar        Vereine
                                                             2017,   10:00inUhrWien, Foto-                          Wien, Dachverband für Serbische Vereine in Wien, Foto-
ärnten                   sammlung     Jovan Ritopečki,
                              / Treffpunkt:
                         Bildungszentrum,
                              Dauer: 90 Minuten
                                               Eingang, Steiermärkisches
                                                            Architektur HausLandesarchiv,
                                                                                 Kärnten
                                               Stadtarchiv Leoben, Landesbibliothek Graz,
                                                                                               KPÖ                  sammlung Jovan Ritopečki, Steiermärkisches Landesarchiv, KPÖ
                                                                                                                    Bildungszentrum, Stadtarchiv Leoben, Landesbibliothek Graz,                       FREMDEM                                                                              FREMDE
leitpersonen             Fotoarchiv
                              Kosten:
                         Diözese
                                      Kleine
                              pro Graz-Seckau,
                         Mission
                                              Zeitung,
                                         3 € pro

                                   Graz, AK-Archiv
                              Anmeldung
                                                          AMS Steiermark,
                                                   SchülerIn,                 Caritas Archiv,
                                                                max. zwei Begleitpersonen
                                    Klasse frei. Diözesanarchiv Graz-Seckau, Kroatische
                                             & Info:Steiermark, WKO-Archiv Steiermark,
                                                                                                                    Fotoarchiv Kleine Zeitung, AMS Steiermark, Caritas Archiv,
                                                                                                                    Diözese Graz-Seckau, Diözesanarchiv Graz-Seckau, Kroatische
                                                                                                                    Mission Graz, AK-Archiv Steiermark, WKO-Archiv Steiermark,
                                                                                                                                                                                                      HIMMEL                                                                               HIMMEL
                         Landesarchiv
                              T +43 650  Kärnten,
                                             9860513
                              E handan@jukus.at
                                                    Alpen-Adria
                                                         oder       Universität Klagenfurt                          Landesarchiv Kärnten, Alpen-Adria Universität Klagenfurt
                                                                                                                                               Sponsor                                                Aus dem LebenSponsor
                                                                                                                                                                                                                     der                                                                   Aus dem Leben
dem                    - DankAnmeldung
                                an InterviewpartnerInnen
                                             bitte spätestensund       privatevor
                                                                   1 Woche      LeihgeberInnen:
                                                                                  dem                           - Dank an InterviewpartnerInnen und private LeihgeberInnen:                           GastarbeiterInnen des                                                                GastarbeiterIn
                         Juro gewünschten
                               Bilobrk, LjubeTermin.
                                                 Bilobrk, Fabian Budimir, Ivo Derek, Štefka                       Juro Bilobrk, Ljube Bilobrk, Fabian Budimir, Ivo Derek, Štefka
                         Dolinar,  Ilija Termine
                              Weitere    Dražić, Novak      Gavrić,möglich.
                                                   auf Anfrage       Ružica Gavrić, Božidar                       Dolinar, Ilija Dražić, Novak Gavrić, Ružica Gavrić, Božidar
                                                                                                             www.kspk.at                                                                              ehemaligen Jugoslawien
                                                                                                                                                                                                 www.kspk.at                                                                               ehemaligen Ju
                         Grabovac, Matilda Grabovac, Daniela Grabovac, Mirko Grbić,                               Grabovac, Matilda Grabovac, Daniela Grabovac, Mirko Grbić,
                         Ludwig Gruber, Friedrich Hager, Elvisa Imširović, Niki Ivković,                          Ludwig Gruber, Friedrich Hager, Elvisa Imširović, Niki Ivković,
                         Dragana Jakovljević, Milena Jovanović, Slobodan Jovanović,                               Dragana Jakovljević, Milena Jovanović, Slobodan Jovanović,
                         Nedeljko Kokanović, Nina Krasnić, Vida Krasnić, Claudia
                         Kummer, Ivo Martić, Sandra Micić, Niko Mijatović, Zorica
                                                                                                             Die Nedeljko    Kokanović, Nina Krasnić, Vida Krasnić, Claudia
                                                                                                                   Perspektive
                                                                                                                  Kummer, Ivo Martić, Sandra Micić, Niko Mijatović, Zorica
                                                                                                                                                                                                 Die Perspektive
                                 IMPRESSUM
                         Mijatović,   Sonja Mijatović-Loncar, Zvonimir Mikulić, Lala                         verändert         uns:
                                                                                                                  Mijatović, Sonja  Mijatović-Loncar, Zvonimir Mikulić, Lala                     verändert  uns:in Klagenfurt
                                                                                                                                                                                                    Ausstellung                                                                            Ausstellung in Kl
d, Kultur und Sport      Novaković,
                                 JUKUS Anton   Oprešnik,
                                          – Verein           Blaško Papić,
                                                    zur Förderung            Mato Papić,
                                                                      von Jugend,          Ljubica
                                                                                    Kultur und  Sport        JetztNovaković,
                                                                                                                     kostenloser
                                                                                                                               Anton Oprešnik, Blaško Papić, Mato Papić, Ljubica                 Jetzt
                                                                                                                                                                                                    20.kostenloser
                                                                                                                                                                                                        Jänner – 10. Februar 2017                                                          20. Jänner – 10.
                         Pavlić, Annenstraße
                                  Drago Pijunović,     Milenka
                                                 39, 8020     GrazPijunović, Andreas Pokrivka,               Finanz-Check in Milenka Pijunović, Andreas Pokrivka,
                                                                                                                  Pavlić,  Drago Pijunović,                                                      Finanz-Check in
                         Milica Pokrivka,    Vinka Popadić,     Milan Popović, Ranko
                                 office@jukus.at
                         Praštalo,
                                                      – www. jukus.at
                                     Cvija Railić, Meho
                                 Ansprechperson:            Sažić,
                                                       Handan       Ružica Sažić, Dušanka
                                                                 Özbas
                                                                                                             der Milica   Pokrivka, Vinka Popadić, Milan Popović, Ranko
                                                                                                                   Kärntner
                                                                                                                  Praštalo, Cvija Railić, Meho Sažić, Ružica Sažić, Dušanka
                                                                                                                                                                                                 der Kärntner
                         Schöf, TMuhamed
                                    +43 650Selimagić,
                                               9860513 Davor Sertic, Zdravko Spajić,                         Sparkasse!
                                                                                                                  Schöf, Muhamed Selimagić, Davor Sertic, Zdravko Spajić,                        Sparkasse!
                                                                                                                                                                                                    architektur                                                                            architektur
                                 E handan@jukus.at
                         Divna Stanković,     Ljubiša Stevanović, Mira Stoimenov                                  Divna Stanković, Ljubiša Stevanović, Mira Stoimenov

                                                                                                                                                                                                      k a e r n t e n                                                                      k a e r n t e n
                                                                                                                    Bei Wertpapieren gut beraten.                                                       Bei Wertpapieren gut beraten.

                      Im Rahmen der Ausstellung „Unter fremdem                                   LWC_KA RNTNER SPARKASSE_Wertpapierschwerpunkt_100x72_4C_STUFE 2_2016_UNTERFREIEMHIMMEL.indd
                                                                                                                                                                                  LWC_KA
                                                                                                                                                                                    12.12.16
                                                                                                                                                                                          RNTNER
                                                                                                                                                                                             114:36 SPARKASSE_Wertpapierschwerpunkt_100x72_4C_STUFE 2_2016_UNTERFREIEMHIMMEL.indd
                                                                                                                                                           Joachim Hainzel, Viktorija Ratkovic und Peter
                                                                                                                                                                                                                                                                         12.12.16 114:36

                      Himmel“ anlässlich 50 Jahre jugoslawische                                                                                            Gstettner beleuchteten das Thema aus ver-
                      Gastarbeit in Österreich, wurde Mag.a Monika                                                                                         schiedenen Perspektiven.
                      Skazedonig eingeladen, die Diskussion zum
                      Thema zu moderieren.                                                                                                                 Viktorija Ratkovic streicht besonders die Rolle­
                                                                                                                                                           der Migrantinnen hervor, die das Frauenbild
                      Als DiskutantInnen waren eingeladen: Mag.a
                                                                                                                                                           der ÖsterreicherInnen in den 1960er und
                      Viktorija Ratkovic, Univ.-Prof. Dr. Peter Gstettner
                                                                                                                                                           1970er-Jahren durcheinander brachten. „Wäh-
                      und Mag. Joachim Hainzel, Kurator der Ausstel-
                                                                                                                                                           rend die Österreicherinnen noch die Einwilligung
                      lung.
                                                                                                                                                           der Ehemänner benötigten, um einer Lohnar-
                      Im Anschluss an die Kuratorenführung am 1. Fe-                                                                                       beit nachzugehen, waren jugoslawische Frau-
                      bruar 2017 fand die Gesprächsrunde zum The-                                                                                          en in verschiedenen Branchen selbstbestimmt
                      ma “Die “GastarbeiterInnen” – Ihre Leistungen                                                                                        und emanzipiert berufstätig.“ Sie verweist auf
                      – Unsere gesellschaftliche Anerkennung” statt.                                                                                       zahlreiche Inserate von Unternehmen, die den

                                                                                                                                                                                                                                                                        23
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