Schule am Extumer Weg - FÖRDERZENTRUM AURICH ...
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Schule am Extumer Weg Förderschule (Lernen) Förderzentrum für die Region Aurich/Ihlow Aurich / Ostfriesland Bausteine unseres Schulprogramms (Stand Frühjahr 2011) „Das Kind will ernst genommen werden, es verlangt Vertrauen, erwartet Weisungen und Ratschläge.“ (Janus Korczak)
2 Inhaltsverzeichnis 0 Vorwort 1 Förderschule (Lernen) und Förderzentrum für die Region Aurich / Ihlow 1.1 Regionale Einbettung 2 Förderschule (Lernen) 2.1 Schülerinnen und Schüler 2.2 Schulgelände, Schulgebäude 2.3 Leitziel 2.4 Pädagogische Grundsätze 2.5 Schulgliederung 2.5.1. Die Arbeit in der Unterstufe 2.5.2. Die Arbeit in der Mittelstufe 2.5.3. Die Arbeit in der Hauptstufe 2.5.3.1 Abschlüsse 2.5.3.2. V-Klasse – Vorbereitung auf den HS-Abschluss 2.5.3.3. Praxisklasse 2.6. Förderkonzept 2.6.1. Sprachförderung 2.6.2. Soziales Lernen 2.6.3. Lebenswelt- und Berufsorientierung 2.6.4. Gesunde Schule – gesundes Lernen 2.6.5. medienpädagogische Überlegungen 2.6.6. Arbeitsgemeinschaften 2.6.7. Hausaufgaben 2.7. Beratungskonzept 2.8 Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler 2.9 Mitwirkung der Eltern und Erziehungsberechtigten 3 Förderzentrum 4 Kooperationen 5 Fortbildungskonzept 6 Anlagen Auricher Modell (Kooperation zwischen Förderschulen und BBS II) Konzept einer Praxisklasse P9/10 Unsere Schulordnung (Pausen-)Regeln Elternbrief Bausteine zur Sicherheit und zur Gewaltprävention Präventionskonzept Schritte zur Verringerung / Vermeidung von Fehlzeiten Liste der Beratungseinrichtungen unserer Region Beschwerderegelungen Konzeptionelle Überlegungen zum Einsatz von Sozialpädagogen
3 0 Vorwort Das vorliegende Schulprogramm ist die erste überarbeitete Fassung des Programms von 2009. Es stellt keinen abgeschlossener Arbeitsplan unserer Schule dar. Wir verstehen es als eine Ansammlung von Bausteinen. Diese Bausteine sind über Jahrzehnte in der Zusammenarbeit von LehrerInnen, SchülerInnen, Eltern und schulischen Partnern bearbeitet worden. Bestenfalls wirft die vorliegende verschriftlichte Sammlung einzelner Arbeitsbereiche ein Schlaglicht auf den derzeitigen Stand unserer Bemühungen um die Förderung der Schüler und Schülerinnen mit (drohendem) sonderpädagogischem Förderbedarf in Aurich und Ihlow. Auch in Zukunft werden diese Bausteine weiter bearbeitet werden müssen, neue werden hinzukommen. Somit ist ein Schulprogramm immer in Bewegung, es wächst, es lebt und verändert sich wie die Menschen in unserer Schule. Die erste verschriftlichte Arbeit, die schulprogrammatische Schwerpunkte unserer Schule beschreibt, wurde im Frühjahr 2006 verfasst und anlässlich unseres Schuljubiläums veröffentlicht. Dieses Heft ist Bestandteil des aktuellen Schulprogramms. Darin haben wir die historische Entwicklung der Schule aufgezeigt. Wir verzichten deshalb an dieser Stelle auf Wiederholungen, sondern verweisen auf die anliegende Lektüre. Andere Bereiche der Jubiläumsfestschrift haben wir - z.T. auch nur in Nuancen - überarbeitet. Diese Bereiche sind hier neu veröffentlicht. Selbstverständlich sind in den vergangenen Jahren einzelne Bausteine neu hinzugekommen, die hier auch beschrieben werden. Dieses gilt in besonderer Weise für die Weiterentwicklung der Schule zum Förderzentrum.
4 Die Förderschule (Lernen) wird von Schülerinnen und Schülern besucht, die in der allgemeinen Schule nicht oder nicht mehr hinreichend gefördert werden können. Im Schuljahr 2010/11 werden 193 Kinder und Jugendliche in 19 Klassen unterrichtet. Die Schule ist gegliedert in Eingangsstufe (Jahrgang 1 - 4, 5 Klassen), Mittelstufe (Jahrgang 5 und 6, 4 Klassen) und Hauptstufe (Jahrgang 7 - 10, 10 Klassen). Die Schülerinnen und Schüler erwerben den Abschluss der Förderschule (Lernen) nach dem 9. Schuljahr oder den Hauptschulabschluss nach dem 10. Schuljahr. Die Schule am Extumer Weg - Förderschule (Lernen) - ist gleichzeitig Förderzentrum für die Region Aurich/Ihlow. Als Förderzentrum unterstützt sie die anderen Schulen der Region bei der integrativen und präventiven Förderung besonders von den Schülerinnen und Schülern, die in einem oder mehreren Lern- und Entwicklungsbereichen Schwierigkeiten haben. Im Schuljahr 06/07 hat das Förderzentrum die sonderpädagogische Grundversorgung in 7 der 16 Grundschulen der Region aufgenommen. Seit Beginn des Schuljahres 09/10 ist die Grundversorgung auf alle 16 Grundschulen unserer Region ausgeweitet worden. Schüler/innen mit (drohendem) sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung, deren Eltern und Lehrkräfte werden von Förderschullehrkräften und Sozialpädagoginnen unseres Förderzentrums im Rahmen des Modells MESEO unterstützt. Zusätzlich wird die sonderpädagogische Förderung in Integrationsklassen an der IGS Waldschule Egels übernommen. Im Rahmen des Mobilen Dienstes ES unterstützen wir Schüler/innen an der Hauptschule Aurich. Die Schule am Extumer Weg - FöS-L – ist Stammschule für 43 Lehrerinnen und Lehrer. Davon unterrichten einige ausschließlich an Grundschulen oder der IGS. 1.1 Regionale Einbettung Der Einzugsbereich der Schule am Extumer Weg umfasst die Stadt Aurich und die Gemeinde Ihlow. Die Stadt Aurich hat etwa 40 000 Einwohner. Diese verteilen sich auf den Innenstadtbereich, die städtischen Randbereiche und umliegende, eingemeindete Dörfer. Die Stadt Aurich ist ein so genanntes Mittelzentrum. Sie ist mit ihrer autofreien Innenstadt ein beliebtes Einkaufsziel für das Umland. Verwaltungen und Diestleistungsbetriebe bilden den Schwerpunkt im Zentrum. Der Stadtgürtel ist geprägt durch zwei Industriegebiete im Süden und Norden, durch Einkaufszentren und Wohnbebauung. Große Industriebetriebe hat Aurich in seiner Geschichte nicht gehabt, allerdings einige aufstrebende mittelständische Unternehmen. Aurich hat 12 Grundschulen, zwei Integrierte Gesamtschulen, eine Hauptschule, eine Realschule, ein Gymnasium, zwei Förderschulen (Schwerpunkt Lernen und Schwerpunkt
5 körperliche und motorische Entwicklung) und zwei Berufsschulen. 4 Grundschulen liegen etwas abseits in dem dörflichen Umland der Stadt (GS Wiesens, GS Middels, GS Pfälzerschule, GS Tannenhausen). 3 Grundschulen sind dem engeren Stadtkern zuzuordnen (GS Lambertischule, GS Reilschule, GS Finkenburgschule). Die übrigen Grundschulen liegen im Stadtgürtel (GS Sandhorst, GS Walle, GS Upstalsboom, GS Egels, GS Wallinghausen). Die Gemeinde Ihlow grenzt im Südwesten an die Stadt Aurich. In Ihlow wohnen etwa 15000 Menschen. Alle Ortschaften der Gemeinde sind dörflich strukturiert. Ihlow hat 4 Grundschulen (GS Riepe, GS Westerende, GS Simonswolde, GS Weene) und eine Kooperative Gesamtschule. Sonderpädagogische Förderung in der Region Schülerinnen und Schüler der Region Aurich / Ihlow mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Lernen besuchten bis vor zwei Jahren üblicherweise fast ohne Ausnahme unsere Schule. Seit der Einführung der sonderpädagogischen Grundversorgung im Rahmen des Regionalen Integrationskonzeptes werden inzwischen die meisten jüngeren Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Lernen in den Grundschulen gefördert, wechseln dann aber nach der Grundschulzeit in unsere Schule. Vereinzelt werden Kinder auch eher in die Primarstufe aufgenommen (s. Regionales Integrationskonzept). In unserer Schule können Schüler/innnen nach einem freiwilligen 10. Schuljahr den Hauptschulabschluss erwerben. Zur Erlangung des Hauptschulabschlusses können auch Schüler/innen aus dem Einzugsbereich unserer Nachbarschule in Südbrookmerland die Schule am Extumer Weg besuchen, da an dieser Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen keine Vorbereitungsklasse für den Hauptschulabschluss vorgehalten wird. Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Geistige Entwicklung aus Aurich und Ihlow werden in der Regel an der Astrid - Lindgren - Schule (Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung) in der nordwestlichen Nachbargemeinde Moordorf beschult. Einige Kinder werden aber auch in Integrationsklassen an der Grundschule Sandhorst und der IGS Waldschule Egels gefördert. Kinder mit dem Förderbedarf im Bereich körperliche und motorische Entwicklung besuchen unsere Nachbarschule, die mit uns den Namen Schule am Extumer Weg trägt. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung können mit Zustimmung ihrer Eltern und des zuständigen Jugendamtes in die Johann-Heinrich-Leinerschule in Großefehn (Schule für Erziehungshilfe in privater Trägerschaft) aufgenommen werden. Eine öffentliche Förderschule (ES) gibt es in Ostfriesland nicht. Dadurch ist die fachgerechte Beschulung von Schülerinnen und Schülern mit diesem Förderbedarf nicht immer gesichert. Deshalb werden zur Zeit in unserer Schule 0 Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich emotionale und soziale Entwicklung beschult, ohne dass wir dafür die notwendigen personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen vorhalten können. Eine spezielle Schule oder Klassen für Kinder mit Förderbedarf im Bereich Sprache gibt es in unserer Region nicht. Vereinzelt besuchen Kinder für das erste oder die ersten beiden Schuljahre das Sprachheilinternat der AWO in Wilhelmshaven. Für Kinder mit Förderbedarf im Bereich Sehen ist an unserer Nachbarschule (Schule am Extumer Weg – Förderschule Körperliche und Motorische Entwicklung) der Mobile Dienst
6 Sehen angegliedert. Der Mobile Dienst Hören wird in Ostfriesland vom Landesbildungszentrum Lerigauweg in Oldenburg übernommen. 2.1 Die Schülerinnen und Schüler der Förderschule Lernen Die meisten Schülerinnen und Schüler wechseln in unsere Schule, wenn sie ihre Grundschulzeit abgeschlossen haben. In der Regel erreichen sie unsere Schule mit dem Schulbus. Nur wenige kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß in die Schule. Vereinzelt werden Kinder der Primarstufe mit Sammeltaxen befördert, wenn ihre Entwicklung noch so eingeschränkt erscheint, dass Gefährdungen im Straßenverkehr und bei der Schulbusbenutzung befürchtet werden müssen. In der Schule überwiegt der Jungenanteil (etwa 65%) deutlich. Vergleichsweise gering ist die Anzahl unserer Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Seit Jahren liegt der Anteil bei etwa 15%. Die allermeisten Schülerinnen und Schüler wohnen bei ihren Eltern. Allerdings ist die Zahl alleinerziehender Eltern recht groß. Auch die Anzahl von Patchwork-Familien ist steigend. Einige Schülerinnen und Schüler leben in (professionellen) Pflegefamilien, wenige auch in Kinderheimen oder Jugendwohngruppen. Die meisten unserer Schülerinnen und Schüler sind von Armut bedroht. Mehr als zwei Drittel der Eltern erhalten die Lehrbücher ohne Leihentgelt, haben also eine Bescheinigung vorgelegt, dass sie ihren Lebensunterhalt nur mit öffentlicher Unterstützung bestreiten können. Der Landkreis Aurich hat der Schule ein Budget zur Verfügung gestellt, um bedürftigen Familien bei der Ausstattung mit Lernmaterial zu unterstützen. Wie in Ostfriesland üblich sind auch an unserer Schule die meisten Kinder evangelisch (etwa 75%). 12% der Schülerinnen und Schüler gehören dem islamischen Glauben an. Etwa 10% sind ohne Konfession. 2.2 Schulgelände / Schulgebäude Das Schulgelände der Förderschule Lernen ist erfreulich groß. Es grenzt auf der westlichen Seite an noch von Bauern genutzte Wiesen, auf der südlichen an die Förderschule mit dem Schwerpunkt Körperliche und Motorische Entwicklung und östlich an den Spielplatz des Kindergartens „Tiddeltopp“ der Lebenshilfe. Die Frontseite liegt am
7 Extumer Weg, hier ist die Bushaltestelle der Schule. Schüler aller Stufen teilen sich einen großen Schulhof, auf dem es mehrere Möglichkeiten gibt, sich zurückzuziehen, zu sitzen oder sich zu bewegen. Büsche teilen einen großen Teil des Geländes ab, auf dem sich vor allem die Hauptstufenschüler aufhalten. Sie nutzten auch die Möglichkeit, Spaziergänge hinter die „ Hügellandschaft“ mit der Seilbahn zu machen, um sich so von der Schule zwar in Sichtweite aber doch weiter entfernt aufzuhalten. Die jüngeren Schüler spielen in den Beet- und Buschanlagen nahe des Gebäudes, wenn sie nicht den Spielplatz mit dem Klettergerüst, den Reckstangen und den Schaukeln oder den an der anderen Seite des Platzes stehenden Holzkletterturm, die Seilbahn oder die Rutsche zum Spielen nutzen. Zwei Basketballkörbe und Tischtennisplatten fördern Partner- und Gruppenspiele. Ein Teil der Schulhoffläche ist gepflastert und geteert; dadurch ist es u.a. Möglich zu skaten und Miniroller zu fahren. Miniroller, Bälle und andere attraktive Spielsachen können alle Schüler mit ihrer Ausleihkarte in der Spielausleihe, die von Schülern organisiert wird, bekommen. Im Sommer animiert eine Sandfläche und der mit der Nachbarschule gemeinsam genutzte behindertengerechte Sandkasten zum Buddeln, Graben und Bauen . Die angrenzenden Rasenflächen, auf denen zwei Fußballtore stehen, werden zum Fußballspielen genutzt. Der Schulhof wird während des Unterrichts von beiden Schulen als Verkehrsübungsplatz gebraucht, da er seit dem Bau der Schule durch Schilder und Ampeln dazu umfunktioniert werden kann. Für Große und Kleine ist der Schulhof ein attraktiver Lebensraum, der wenig Langeweile aufkommen lässt und die große Schülerzahl entzerrt. Die SchülerInnen sind für die Sauberhaltung des Pausenhofes z. T. selbst verantwortlich. Es besteht ein Pausenhofsäuberungsplan, der den wöchentlich wechselnden Dienst der Klassen regelt. Regelmäßig wird die Funktionalität des Schulhofes / der Spielgeräte überprüft. Mehrmals sind Schülerbefragungen zur Schulhofgestaltung durchgeführt worden. Die geäußerten Schülerwünsche werden respektiert und wenn möglich umgesetzt. So wurde nach der letzten Befragung im Mai 2008 eine Nestschaukel beschafft. Das Schulgebäude der Förderschule Lernen wurde 1981 als eine damals moderne, zweistöckige Schule gebaut. Sie hat 20 Klassen- und Gruppenräume. Durch große Fenster sind diese hell und freundlich, sodass sich die SchülerInnen der Schule wohl fühlen und sich mit der Schule als Lebensraum identifizieren können. Der damals bereits installierte Sonnenschutz ( Jalousien) sorgt für ein auch im Sommer gemäßigtes Arbeitsklima. So weit wie möglich entscheiden die SchülerInnen über die Gestaltung der Klasse mit und übernehmen so auch die Verantwortung für die Räume, da sie sich mit ihnen identifizieren. Auch die meisten Flure sind hell und freundlich und werden von den SchülerInnen genutzt, um ihre Arbeiten und künstlerische Ideen zu präsentieren. Ordnung und Sauberkeit in der Schule wird als Ausdruck von Rücksichtnahme gegenüber allen, die hier leben und arbeiten müssen, betrachtet. Zur Aufrechterhaltung eines gepflegten Gesamtbildes werden die SchülerInnen durch Reinigungsarbeiten z.B. im Innenhof, auf dem Schulhof und in den Klassen (besenrein) aktiv einbezogen. Fachräume ergänzen die Klassenräume. Es gibt zwei Küchen, je einen Physik/ Chemie-, Kunst- , Werk- und Musikraum, je einen Raum für Textilarbeit, die Schülerbibliothek, für die Schulbuchsammlung, außerdem das Computercentrum und einen Gymnastikraum, der für den Sportunterricht der Grundstufe genutzt wird. Die Schule verfügt weiter über einen Förderraum, ein Beratungszimmer mit Krankenliege, einen Raum für den Sozialpädagogen, einen „Raum“ für die Spielausleihe, einen Kopierraum, in dem auch der
8 Lehrercomputer steht und verschiedene Abstell- und Stauräume. Im Keller befindet sich ein Fotolabor. Einigen Fachräumen sind Vorbereitungs – oder Materialräume angeschlossen. Das Zentrum der Schule bildet eine große Pausenhalle, in der sich die Schüler vor oder nach der Schule sowie bei Regenwetter aufhalten können und in der die Schulfeiern stattfinden, da die mobile Bühne dort Platz findet. Bestandteil der Halle sind einige Sitzmöglichkeiten, drei Kickertische und mehrere Schaukästen, in denen die Klassen abwechselnd Ergebnisse ihrer Arbeit ausstellen können. Neben der Pausenhalle befindet sich das Büro des Hausmeisters, aus dem heraus an vier Tagen pro Woche von Schülern der Klasse P9/10 Brötchen und Getränke, sowie Obst verkauft werden. Die Halle grenzt an den Innenhof der Schule, in dem seit einigen Jahren zu unserer Freude Enten ihre Jungen ausbrüten. Ein Fahrstuhl ermöglicht es auch körperbehinderten Schülern, das obere Stockwerk zu erreichen. Aus zwei Grundstufenklassen kann man direkt auf eine Freiunterrichtterrasse gelangen. Zum 25-jährigen Jubiläum der Schule 2006 wurden die Schülertoiletten und der Eingangsbereich renoviert bzw. umgestaltet. Auch die Fußbodenbeläge wurden nach und nach erneuert. Außerdem erhielt die Schule eine neue Kücheneinrichtung. In einer Garage am Rande des Schulgeländes sind die beiden schuleigenen Mofas (zur Ausbildung für den Mofaführerschein) und 15 Fahrräder (wir üben für die Fahrradprüfung und sind mobil) untergebracht. Die Schüler – und Lehrerschaft wünscht sich einen anderen Raum für die Spielausleihe, eventuell mit einer Tür für die Ausgabe nach außen und einen richtigen Kioskraum. Auch ein überdachter Fahrradständer für die Schülerfahrräder ist seit langem beantragt. 2.3 Unser Leitziel (einstimmig beschlossen durch die Gesamtkonferenz im Juni 2007, leicht verändert durch die Gesamtkonferenz im Juni 2008) Das Leitziel des pädagogischen Handelns kann mit den Worten "Fit für das Leben" beschrieben werden. Diese Leitidee wird geprägt durch folgende Bildungs- und Erziehungsziele: Basale Fähigkeiten entwickeln: Förderung von Wahrnehmung, Sprache und Motorik Persönlichkeit stärken: Selbstwertgefühl durch Anerkennung und individuelle Zuwendung erleben, andere Menschen respektieren, Regeln einhalten, Verantwortung übernehmen, teamfähig werden, Spaß haben und feiern Lernwege erschließen: im Rahmen der individuellen Voraussetzungen umfassende Aneignung der Lerninhalte durch differenzierte Lernangebote und sonderpädagogische Unterstützung auf die Lebens- und Arbeitswelt vorbereiten: Vermittlung von Schlüsselqualifikationen, lebensorientierte Projekte, Betriebserkundungen und -praktika, Berufsschultag, Berufsberatung
9 2.4 Pädagogische Grundsätze Der Unterricht orientiert sich an den Kerncurricula für Grund- und Hauptschulen, den ergänzenden „Materialien für einen kompetenzorientierten Unterricht – Förderschwerpunkt Lernen“ und unseren eigenen Schulplänen. Sonderpädagogische Förderung beachtet im Unterricht folgende Prinzipien: Die Anforderungen orientieren sich am aktuellen Leistungsvermögen der Schüler/innen. Der Unterricht ist zieldifferent. Die Unterrichtsinhalte sollen sich an den Bedürfnissen und Interessen der Schüler/innen orientieren. Der Unterricht ist realitätsnah und lebensorientiert, ermöglicht aber auch neue Erfahrungen. Der Unterricht bietet den Schüler/innen Orientierung; er ist handlungsorientiert; er beachtet die Notwendigkeit visueller Hilfen; auf die sprachliche Begleitung (der Handlung, später der Vorstellung von einer Handlung) wird Wert gelegt. Der Unterricht soll methodisch und medial variabel sein, er bezieht gemeinschaftsbezogene Arbeitsformen mit ein. Der Unterricht versucht die Selbsteinschätzung der Schüler/innen zu fördern, ihr Vertrauen in eigene Fähigkeiten zu stärken und damit ihre Leistungsbereitschaft und Selbständigkeit zu unterstützen. Die Schüler/innen müssen ernst genommen werden. Lob und Anerkennung werden ihnen vermittelt, aber auch sachliche Kritik. Der Unterricht soll leistungsorientiert sein und den Schüler/innen einen klaren Rahmen bieten. Der Unterricht achtet auf eine anregende Lernatmosphäre und auf Ganzheitlichkeit. Er bezieht vorhaben- und projektorientierte Unterrichtsformen mit ein. Die kulturtechnischen Lehrgänge im Lesen, Schreiben und in Mathematik stehen in der Unterstufe, aber besonders auch noch in der Mittel- und Hauptstufe im Vordergrund. (einstimmig beschlossen Gesamtkonferenz 1.12.2008) 2.5 Schulgliederung Nachdem die Schülerzahl unserer Schule vor einigen Jahren erheblich anstieg, waren Veranstaltungen und Feiern mit allen nur noch unter erschwerten Bedingungen möglich. Deshalb haben wir die Schule deutlicher in Stufen gegliedert: Unterstufe (Klasse 1 - 4) Mittelstufe (Klasse 5 - 7) Hauptstufe (Klasse 8 - 10) Mindestens halbjährlich finden Stufenkonferenzen statt, in denen die klassenübergreifenden Aktivitäten in den Stufen geplant werden und stufenspezifische Fragestellungen bearbeitet werden. In der Arbeit in den Stufen spiegelt sich das Leitbild der Schule mit den vier übergeordneten Bildungs- und Erziehungszielen in spezifischen Schwerpunkten. 2.5.1 Die Arbeit in der Unterstufe Grundvoraussetzung für optimalen Unterricht sind kleine Klassen mit 6 bis 10 SchülerInnen. Vor Eintritt in die Schule ist für jede/n Schüler/in im Rahmen des Verfahrens zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs die individuelle Lernausgangslage
10 bestimmt worden, individuelle Förderziele sind benannt worden. Darauf baut der Unterricht mit folgenden Schwerpunkten auf: Förderung der basalen Fähigkeiten als Grundlage der (späteren) Lese-, Schreib- und Rechenlehrgänge Feinmotorik: z. B. Umgang mit der Schere, Gebrauch des Stiftes, kneten, auffädeln,… Grobmotorik: z. B. balancieren, hüpfen, springen, fangen,… Sprache: z. B. Wortschatzerweiterung, Sprechen in Sätzen, Fragen sprachlich beantworten,… Wahrnehmung: Übungen zu einzelnen Sinnesbereichen und deren Zusammenwirken, z. B. Farben und Formen unterscheiden und benennen, Größen vergleichen, Tastübungen, Geräusche wahrnehmen und zuordnen, ... Förderung der sozialen Kompetenz: insbesondere Umgangsformen und Regeln beachten, mit anderen zusammen arbeiten und spielen, sich angemessen und verständlich mitteilen, .... Lernwege erschließen: Die Kinder, die unsere Förderschule besuchen, haben Lernprobleme in ganz unterschiedlichen Bereichen und unterschiedlicher Ausprägung. Oft haben Sie an anderen Schulen oder auch schon im Kindergarten Misserfolge erlebt und sich minderwertig gefühlt. Um diesen Kindern gerecht zu werden, sie Erfolge erleben zu lassen und ihnen wieder mehr Selbstvertrauen und Lust an Schule zu geben, arbeiten wir in der Unterstufe mit Förderprogrammen, die gerade für lernschwache Schüler entwickelt wurden und sich in der praktischen Arbeit sehr bewährt haben. Im Fach Deutsch gehen wir nach den Prinzipien des “Kieler Leseaufbaus” vor. In kleinen Schritten vom Leichten zum Schweren unter Berücksichtigung von Schwierigkeitsstufen beim Leselernprozess und mit der Unterstützung durch Lautgebärden, geben wir den Schülern Hilfen an die Hand das Lesen zu lernen. Auch im Fach Mathematik kommen die Schüler mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und oft sehr negativen Lernerfahrungen zu uns. Das Förderprogramm der Kieler Zahlenbilder sowie diverse andere Veranschaulichungen und konkrete Hilfsmittel bieten die Möglichkeit Mathematik handelnd zu erfahren und somit auch sehr rechenschwachen Kindern Rechenwege zu verdeutlichen. Vorrang haben bei allen Lernprozessen die Stärkung des Selbstvertrauens, der Spaß am Lernen und die Berücksichtigung des individuellen Lerntempos. So können die Kinder ihre unterschiedlichen Begabungen trotz ihrer Schwächen für eine optimale Entwicklung nutzen. Seit der Einführung der sonderpädagogischen Grundversorgung wird unsere Grundstufe deutlich kleiner. Die meisten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf verbleiben in den Grundschulen. Nur sehr wenige Schüler/innen werden bei uns in der Grundstufe beschult. Diese haben einen so hohen Förderbedarf im Lernen (und z. T. auch in der emotionalen und sozialen Entwicklung), dass sie unter den Bedingungen der Grundversorgung in den Grundschulen nicht mehr hinreichend gefördert werden können. Dieses "neue" Klientel wird uns künftig neue didaktische Überlegungen abverlangen, die dann vermutlich auch zu veränderten Organisationsformen führen müssen.
11 2.5.2 Die Arbeit in der Mittelstufe Seit in allen Grundschulen unseres Einzugsbereiches die sonderpädagogische Grundversorgung eingeführt ist, wechseln die meisten Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf erst nach Abschluss ihrer Grundschulzeit an unsere Schule. Damit ist die Mittelstufe zur Eintrittsstufe in die Förderschule geworden. Für die Neuen ist der Anfang des Schuljahres besonders aufregend. Wir versuchen ihnen die Umschulung auf unsere Schule zu erleichtern. A) Vor der Umschulung * Schnuppertage für zukünftige Schüler/innen und Eltern * Begrüßung durch den Schulleiter und Kennenlernen des zukünftigen Klassenlehrers / der zukünftigen Klassenlehrerin * Kennenlernen der neuen Umgebung, der Räumlichkeiten B) Übergang in die neue Klasse * Vorstellung und Begrüßung der aufnehmenden Klasse im Stuhlkreis * Spielsituationen zum Kennenlernen * “Stützschüler” beim Erkunden des Gebäudes und für die Pausenbegleitung * Stufentreffen u. a. mit Vorstellung der neuen Schülerinnen und Schüler. In den Klassen der Mittelstufe treffen sich Schülerinnen und Schüler, die bereits vier oder (bei einer Wiederholung) fünf Grundschuljahre, eventuell auch ein Zurückstellungsjahr hinter sich haben. Einige Schülerinnen und Schüler kommen aber auch aus den Eingangsklassen unserer Schule. Die Schülerinnen und Schüler bringen sehr unterschiedliche Lernvoraussetzungen mit. Ihre Entwicklungslinien und Lebenswege sind recht unterschiedlich. Deshalb steht in den Klassen der Mittelstufe auch erst einmal das Kennenlernen im Mittelpunkt. Die Kinder lernen sich gegenseitig kennen, sie lernen ihre neue Schule, die Lehrerinnen und Lehrer und die dort herrschenden Regeln und Rituale kennen; die Lehrerinnen und Lehrer lernen die neuen Schülerinnen und Schüler und deren Eltern kennen. Deshalb stufen wir die Schülerinnen und Schüler seit 2010 nicht mehr in Klasse 5 oder Klasse 6 ein, sondern bilden jahrgangsgemischte Klassen (M1, M2, M3 ...). Wir vermeiden damit, dass alle Kinder nach der Grundschulzeit grundsätzlich in die fünfte Klasse unserer Schule übergehen, aber auch, dass alle grundsätzlich altersentsprechend einer Jahrgangsstufe zugeordnet werden. Die Kinder besuchen diese Mittelstufenklassen ein oder zwei Jahre bevor sie dann in die siebte Klasse wechseln. Kriterien für den Zeitraum des Mittelstufenbesuches sind Alter, Schulbesuchszeit, Schulleistungen und sozial- emotionale Entwicklung. Wir hoffen, den sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten unserer Schülerinnen und Schüler damit gut gerecht werden zu können. Diese sehr individuellen Entscheidungen erfordern aber auch eine gute und transparente Zusammenarbeit mit den Eltern und Erziehungsberechtigten. In der Mittelstufe der Förderschule (Lernen) stehen selbstverständlich noch die Lehrgänge im Lesen, Schreiben und Rechnen im Vordergrund. Im Mathematikunterricht werden spätestens zu Beginn des zweiten Halbjahres Fachleistungskurse gebildet, in denen nach unterschiedlichen Leistungsständen gefördert und gelernt werden kann. Darüber hinaus erscheinen viele neue Unterrichtsfächer auf dem Stundenplan: Biologie, Physik, Geschichte und Erdkunde, manchmal auch eine "Sign"-Stunde im Rahmen des Sozialkundeunterrichts.
12 Zensurenzeugnisse werden in unserer Schule erst im 7. Schuljahr ausgegeben. In den Klassen der Mittelstufe erhalten die Schülerinnen und Schüler Berichtszeugnisse, in denen die Lerninhalte der Unterrichtsfächer, die individuelle Leistungsentwicklung und zukünftige Förderziele beschrieben werden. Gerade auch auf die Beschreibung des Arbeits- und Sozialverhaltens auf der zweiten Seite des Zeugnisses legen wir großen Wert. In der Mittelstufe wird für alle Beteiligten ganz deutlich, dass die anziehenden und die auseinander treibenden Kräfte zwischen den heranwachsenden Schülerinnen und Schülern immer stärker werden und in Bahnen gelenkt werden wollen, die ein achtsames und freundliches Miteinander-Umgehen ermöglichen. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt daher sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unterrichts im großen Bereich des sozialen Lernens. 2.5.3. Die Arbeit in der Hauptstufe Auch innerhalb des Fachunterrichts der Hauptstufe (Klasse 8 - 9/10) behält die Vermittlung sogenannter „Kulturtechniken“, die uns für die Gestaltung eines individuellen Lebens sowie der Teilnahme am gesellschaftlichen Handeln als unentbehrlich erscheinen, einen wichtigen Stellenwert. Die festigende und vertiefende Auseinandersetzung mit grundlegenden instrumentellen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten - dazu gehören das Lesen, Schreiben und Rechnen ebenso wie die Benutzung informationstechnischer Hilfsmittel (Taschenrechner, PC etc.) oder die Entwicklung und Anwendung effektiver Lerntechniken und Kommunikationsstrategien - geschieht sowohl im Rahmen fachbezogener als auch fächerverbindender und -übergreifender Unterrichtsformen. Anhand handlungs- und lebenswirklichkeitsorientierter Fragestellungen können die Schülerinnen und Schüler die individuelle Bedeutung der von ihnen erlernten Kulturtechniken unmittelbar und mittelbar erfahren. Die Aneignung von „Allgemeinwissen“ als Teil einer umfassenden Grundbildung bildet einen weiteren Schwerpunkt des Unterrichts der Hauptstufe. Sie darf nicht als bloße Darreichung isolierter Kenntnisse und Fakten („Lexikon-Wissen”) verstanden werden. Vielmehr sollen Schülerinnen und Schüler über die Auseinandersetzung mit wesentlichen Kernproblemen von Umwelt und Gesellschaft Sach- aber auch Methodenkompetenzen entwickeln, die sie in die Lage versetzen sollen, ihre politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebensverhältnisse zu gestalten und in möglichst vielen Lebensbereichen aktiv und selbstverantwortlich zu handeln. Die Auswahl von Unterrichtsinhalten erfolgt möglichst unter Beachtung individueller Lebensbedingungen, Lernvoraussetzungen und Aneignungswege sowie in Zusammenarbeit mit den jeweils beteiligten Personen (Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Expertinnen und Experten aus der Wirtschaft). Einige der oben genannten “handlungs- und lebenswirklichkeitsorientierten Fragestellungen werden u.a. im 8. Jahrgang in 3-stündigen Wahlpflichtkursen bearbeitet. Dabei sollen unter anderem folgende Themen angeboten werden: Hauswirtschaft konkret, Familie aktuell, Betriebe erkunden, Rund um's Haus, Geld und Formulare, soziale Dienstleistungen und Beratungsstellen in unserer Stadt. Der Besuch von Pro familia, DROBS, Auricher Tafel, Nichtsesshaften-Hilfe, Gerichtsverhandlungen etc. bietet den SchülerInnen Einsicht in lebensbedeutsame Beratungsangebote und verringert Schwellenängste.
13 Ein wesentliches Ziel der Arbeit in der Hauptstufe stellt die Vorbereitung der Schüler/innen auf das Leben nach der Schule dar. Neben der Ausbildungs- und Berufsorientierung (Vermittlung von Schlüsselqualifikationen, Betriebserkundungen und -praktika, Berufsschultag, Berufsberatung etc.) unserer Jugendlichen meinen wir damit aber auch, dass Inhalte thematisiert werden müssen, die auf ein Leben ohne Erwerbstätigkeit aufmerksam machen. Besondere Bedeutung kommt hierbei den Fächern des AWT- Bereiches zu (Arbeitslehre, Hauswirtschaft, Technik, Textiles Gestalten), in denen die Schüler/innen verstärkt praktisch gefördert und gefordert werden. (vgl. Konzept zur Arbeits- und Berufsorientierung) 2.5.3.1 Abschlüsse Am Ende ihrer Zeit in unserer Schule erwerben die Schüler/innen den Abschluss der Förderschule (Lernen) (nach Klasse 9) oder den Hauptschulabschluss (nach einem freiwilligen 10. Schuljahr). Nur vereinzelt verlassen uns Schüler/innen mit einem Abgangszeugnis. 2.5.3.2 Vorlaufklasse – Vorbereitung auf den HS-Abschluss Die Hauptstufe unserer Schule ist seit 1978 in sogenannte V- bzw. LH-Klassen unterteilt. Die leistungsstärkeren Schüler/innen werden in den V(orlauf)-Klassen mit erhöhten, dem Unterrichtstoff der Hauptschule angeglichenen Anforderungen unterrichtet. Voraussetzung sind neben guten Schulleistungen auch ein entsprechendes Arbeits- und Sozialverhalten. Daneben gibt es die Möglichkeit als „Quereinsteiger“, sowohl von den LH-Klassen in die V- Klasse als auch umgekehrt, zu wechseln. Am Ende der Klasse 9V werden die Schüler/innen bei entsprechenden Voraussetzungen (Elternantrag, Votum der Zeugniskonferenz) in die Klasse 10 versetzt. Wird anschließend diese Klasse erfolgreich beendet, erhalten die Schüler/innen einen vom Regierungsschuldirektor unterzeichneten Hauptschulabschluss. Das Abschlusszeugnis enthält keinen Hinweis auf die Schulform „Förderschule“. Traditionell wurden die V-Klassen an unserer Schule schon zum 8. Schuljahr gebildet. Zu Beginn des Schuljahres 2006/2007 ist erstmals auf die Bildung einer 8V verzichtet worden. Die V-Klasse wird seitdem erst im neunten Jahrgang eingerichtet. Damit sollen folgende Ziele erreicht werden: - allen Schülern/innen bestmögliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten - für möglichst alle Schüler/innen die Voraussetzungen für einen bestmöglichen Schulabschluss sowie eine bestmögliche Sozialentwicklung schaffen - mehr Schülern/innen die Perspektive eines HS-Abschlusses ermöglichen und offen halten - eine Ausgliederung für den HS-Abschluss soll möglichst spät erfolgen Die Erfahrungen zeigen, dass die Schüler/innen dafür eine angemessene soziale (Lern- )Gruppe und hinreichend Zeit für die Entwicklung im Lernen benötigen. Damit allerdings die leistungsstärkeren Schüler/innen auch hinreichend gefördert werden können, muss das Lernen differenziert und individuell bezogen auf die Zone der nächsten Entwicklung erfolgen können. Das heißt: Besonders der Unterricht im 8. Jahrgang muss verstärkt mit inneren und äußeren Differenzierungsformen gestaltet werden.
14 2.5.3.3 Praxisklassen Wir haben Schüler/innen erlebt, denen es nach ihrem Schulabschluss nicht (hinreichend) gelungen ist, sich in das große System der BBS zu integrieren, obwohl ihnen dort vielfältige Hilfen angeboten wurden. Einige dieser Schüler/innen wurden zu "Schwänzern", die Eingliederung ins Berufsleben scheiterte. Wir wurden von Eltern um Verlängerung der Schulbesuchszeit ihrer Kinder trotz erreichtem Abschluss gebeten. Wir wurden vom Reha-Berater der Arbeitsagentur darauf hingewiesen, dass einzelne Jugendliche seiner Meinung nach noch ein weiteres Jahr unsere Schule besuchen sollten. Durch eine Befragung der Nachbarschulen haben wir festgestellt, dass unsere Schulabgänger vergleichsweise jung waren. Seit dem Schuljahr 2007/2008 gestatten wir Schüler/innen ein weiteres Schulbesuchsjahr, − wenn die Eltern das beantragt haben, − wenn der Reha-Berater das vorgeschlagen hat, und wenn die Klassenkonferenz das als pädagogisch sinnvoll begrüßt hat. (s. Konzept zur Einrichtung einer Praxisklasse 9/10) Die SchülerInnen der P9/10 sollen in besonderer Weise lebenspraktisch und arbeitsorientierend lernen. Neben dem Berufschultag am Dienstag haben sie freitags einen Betriebspraxistag. Dreimal wöchentlich organisieren sie den Schulkiosk. Unsere Erfahrungen mit einer Praxisklasse sind ermunternd. Etlichen Schüler/innen hat das zusätzliche Jahr einen erheblichen Zuwachs an Selbständigkeit und Selbstvertrauen gebracht.
15 2.6 Förderkonzept (einstimmig beschlossen Gesamtkonferenz 1.12.2008) Fördern gehört zum Selbstverständnis jeder pädagogischen Arbeit. Somit ist ein Schulprogramm - in besonderer Weise das einer Förderschule - immer auch ein Förderprogramm. Schon unser Leitbild weist auf vier wesentliche Förderziele hin. An dieser Stelle sollen konkrete Fördermaßnahmen unserer Schule aufgezeigt werden. Auf einige Bausteine wird allerdings nur verwiesen, da sie an anderer Stelle ausführlicher beschrieben werden. Vor dem Besuch unserer Schule ist bei jedem Schüler ein ausführliches förderdiagnostisches Gutachten erstellt worden. Dieses bildet die Grundlage der Förderung in unserer Schule. Im Unterricht bemühen wir uns darum, dem Förderbedarf der Schüler durch differenzierte Anforderungen und individuelle Hilfen gerecht zu werden. In den Zeugnissen (ausführliche Berichtszeugnisse bis einschl. Klasse 6) werden die Lerninhalte, Lernfortschritte und auch zukünftige Förderziele beschrieben. Für die zentralen Lernfelder Deutsch und Mathematik haben wir je einen Schul- und Förderplan entwickelt, mit dem gleichzeitig die individuelle Lernentwicklung dokumentiert werden soll. (Hier sind wir allerdings noch in der Erprobungsphase. Wir sind noch unsicher, ob das entwickelte Instrument eine umfassende, aussagekräftige, aber auch praktikable Dokumentation der individuellen Lernentwicklung ermöglicht.) Förderziel "Basale Fähigkeiten entwickeln" Die Förderung von Wahrnehmung, Sprache und Motorik ist selbstverständlicher Inhalt aller Unterrichtsfächer von Klasse 1 bis 10. In besonderer Weise bemüht sich der Unterricht in der Unterstufe um die Förderung der Schüler in diesen Bereichen. (siehe Arbeit in der Unterstufe) Der Sportunterricht der Unterstufe (teilweise auch noch der Mittelstufe) basiert auf den Motorik und Wahrnehmung fördernden Inhalten des Sportförderunterrichts. Im Sinne des Konzeptes "Bewegte Schule" bemühen wir uns zusätzlich zum Sport- und Schwimmunterricht um Bewegungsangebote im Unterricht und in den Pausen. (siehe dazu auch Sportliche Aktivitäten) Bei Schülern mit ganz erheblichen Schwierigkeiten im Bereich Wahrnehmung und Motorik wenden wir uns an unsere Nachbarschule. Die dort tätigen Krankengymnastinnen und Ergotherapeutinnen unterstützen uns im diagnostischen Bereich und bei der Förderplanung. Neben der unterrichtsimmanenten sprachlichen Förderung unserer Schüler stehen der Schule 9 zusätzliche LehrerInnenstunden für die Förderung von SchülerInnen nichtdeutscher Muttersprache zur Verfügung. Diese werden je nach Bedarf entweder für spezielle außendifferenzierte Einzel- oder Kleingruppenförderung eingesetzt, besonders aber binnendifferenziert in der ganzen Lerngruppe (s. Sprachförderkonzept). Unsere kurdischstämmigen Schüler können an einem speziellen herkunftssprachlichen Unterricht teilnehmen (z.Zt. zwei Gruppen je eine Wochenstd.). Förderziel "Persönlichkeit stärken" Die Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel sind in dem Baustein Soziales Lernen und den Konzepten zur "Sicherheit und Gewaltprävention" und zur "Prävention vor Süchten"
16 ausführlich beschrieben. Etwa 10% unserer Schüler haben erhebliche Probleme im Bereich ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung. Bei 5% ist ein sonderpädagogischer Förderbedarf auch in diesem Bereich offiziell festgestellt worden. Da es keine öffentliche Förderschule (ES) in Ostfriesland gibt und die private Leinerschule längst nicht alle Schüler mit diesem Förderbedarf aufnehmen kann - selbst wenn Eltern und Jugendamt das unterstützen -, müssen diese Schüler (weiterhin) unsere Schule besuchen. Leider sind wir nicht hinreichend in der Lage den besonderen Förderbedüfnissen dieser Schüler gerecht zu werden. Deshalb haben wir beim Kultusministerium und beim Schulträger zusätzliche Ressourcen beantragt und arbeiten an einem Konzept zur (integrativen) Förderung dieser Schüler. (siehe Regionales Integrationskonzept - Förderung von Schülern mit Förderbedarf im Bereich ES) Förderziel "Lernwege erschließen" Fördern in diesem Bereich bezieht sich in erster Linie auf die Unterstützung unserer Schüler bei der Aneignung der Lerninhalte. (siehe dazu auch die von uns formulierten allgemeinen pädagogischen Grundsätze) Neben dem Unterricht in der Klasse, der auf individuelle und binnendifferenzierte Förderung Wert legt, werden in der Schule zusätzlich außendifferenzierende Fördermaßnahmen vorgehalten (abhängig von der aktuellen Lehrerversorgung, den Klassenstärken und individuellen Förderbedürfnissen): - Fachleistungskurse im Mathematikunterricht ab Klasse 5 (in Klasse 8 verbindlich) - zusätzliche (Förder-)Kurse in Mathe, Englisch und/oder Deutsch (4 Kurse für 3 Klassen) - zusätzlicher Förderunterricht (einzeln oder Kleingruppen, meist in der 6. Stunde) - zusätzliche Fördermöglichkeit durch Doppelbesetzung (team-teaching) - Klassenteilung (besonders in Hauswirtschaft, Textiles Gestalten und Technik). Förderziel "Lebens- und Arbeitsorientierung" (siehe dazu den Baustein "Lebenswelt- und berufsorientierende Arbeit in der Hauptstufe“)
17 2.6.1 Sprachförderung 1. Zielsetzung Sprache ist nicht nur ein Instrument der Verständigung, sondern auch immer eine Form des menschlichen Handelns. Sie wird in Handlungszusammenhängen und unter aktiver Beteiligung des Kindes erlernt. Erfolgreiches sprachliches Handeln setzt die Fähigkeit voraus, Sprache normgerecht, situationsangemessen und zielgerichtet zu verwenden. Die in dieser Weise erfolgreiche kommunikative Kompetenz erfordert Fertigkeiten im − phonetisch-phonologischen Bereich − syntaktisch-morphologischen Bereich − semantisch-lexikalischen Bereich − pragma-kommunikativen Bereich Wir möchten die Kinder in ihrem Spracherwerb unterstützen und ihnen helfen, Spache als Mittel der Verständigung und Kooperation, als Grundlage für den Schriftspracherwerb und als Strukturierungshilfe kognitiver Prozesse zu verstehen und zu verwenden. Verbunden ist damit das Ziel, die psycho-soziale Kompetenz der Kinder zur erweitern und Hilfen zu geben um ein stabiles positives Selbstkonzept zu entwickeln. 2. Aufgabenbereiche Diagnose und Fördermaßnahmen bei Kindern mit Problemen im − phonetisch-phonologischen Bereich (Aussprachestörung) − syntaktisch-morhologischen Bereich (Dysgrammatismus) − semantisch-lexikalischen Bereich (eingeschränkter Wortschatz) − pragma-kommunikativen Bereich − zweitspracherwerbsbedingte Sprachprobleme 3. Rahmenbedingungen An unserer Schule werden in erster Linie Schüler mit einem ausgewiesenen Förderschwerpunkt im Bereich des Lernens beschult. Schüler mit Beeinträchtigungen im Bereich des Lernens haben oft auch Probleme bei der Aufnahme, der Verarbeitung und der Produktion von Sprache. Entsprechende Auswirkungen sind in der gesamten Entwicklung des Kindes zu beobachten und bedingen sich gegenseitig. Sprachauffällige, lernschwache Kinder befinden sich meist in einem 'Teufelskreis'. Ihnen fehlen wichtige Voraussetzungen, Probleme zu erörtern bzw. zu bearbeiten. Gerade in Unterrichtssituationen wird das immer wieder deutlich. Hier benötigen die Schüler/innen Hilfen, Anregungen und sprachliche Muster. Unsere Schüler kommen häufig aus einem 'spracharmen' Umfeld oder aus Familien mit Migrationshintergrund. Viele haben in den meisten oben
18 beschriebenen sprachlichen Bereichen Probleme. Zur Förderung von Schüler/innen nicht deutscher Muttersprache stehen der Schule im Schuljahr 2008/2009 neun zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung. Kinder mit erheblichen Beeinträchtigungen im Bereich Sprache können bei uns nicht ausreichend gefördert werden. Ganzheitliche Sprachtherapie ist in der Regel in den Unterricht integriert. 4. Diagnostik Im Rahmen des Verfahrens zur Feststellung sonderpädagogischen Förderbedarfs werden diagnostische Beobachtungen und Fördervorschläge bei jedem Kind gemacht, die im Beratungsgutachten festgehalten sind. In den meisten Fällen werden hier auch sprachliche Auffälligkeiten diagnostiziert. Eine erneute diagnostische Begutachtung durch eine Lehrkraft mit dem Schwerpunkt 'Sprache' an unserer Schule ist in der Regel nicht mehr erforderlich. Die weitere Förderplanung liegt in der Hand des Klassenlehrers, der bei Bedarf eine Lehrkraft mit dem Schwerpunkt 'Sprache' mit hinzuzieht und in gemeinsamen Gesprächen mit den Eltern evtl. außerschulische Förderangebote (Logopäde, Ergotherapie, etc.) anrät. Sprachaufälligkeiten werden für jedes Kind im individuellen Förderplan 'Deutsch' erfasst. 5. Umsetzung im Schulalltag Ausgehend von den oben beschriebenen Rahmenbedingungen ist es wichtig, dass sprachpädagogische Interventionen nicht isoliert, ausschließlich symptomatisch verhaftet und von natürlichen Kommunikationssituationen abgehoben erfolgen. Isolierte Sprachtherapiestunden mit einzelnen Schülern, seltener auch mit kleinen Schülergruppen haben wir früher angeboten. Oft ist eine Übernahme der z. B. in der Therapiesituation angebahnten sprachlichen Muster im Unterricht aber nur schwer möglich. Deshalb halten wir inzwischen in den Unterricht integrierte Sprachförderung bei den meisten Kindern für sinnvoller. Das gilt insbesondere auch für die sprachliche Förderung der Schüler/innen nicht deutscher Muttersprache. Im Unterricht selbst ergeben sich viele kreative Sprechanlässe, die es der Lehrkraft ermöglichen sprachpädagogisch tätig zu werden und Kommunikation bewusst zu gestalten. In handlungsorientierten Unterrichtssituationen sollen die Schüler/innen Sprache anwenden und den Sinn und die Notwendigkeit des Sprachhandelns erkennen. Vor allem sollen sie in die Lage versetzt werden, ihre Bedürfnisse zu artikulieren und zu vertreten, Gesprächsregeln einzuhalten sowie Sachverhalte zu erläutern und Zusammenhänge zu erklären. In Handlungssituationen werden individuelle Erfahrungen eingebracht und im Klassenverband in Zusammenhänge eingeordnet. So wird den Kindern die Möglichkeit geboten neben fachspezifischen Inhalten auch einen individuellen sprachlichen Lernzuwachs und kommunikative Kompetenzen zu erwerben und zu
19 erweitern. Hierbei spielt die Lehrersprache als Mittel der Förderung eine entscheidende Rolle. In Anlehnung an E.Troßbach-Neuner können dabei verschiedene Prinzipien bei der Förderung sprachlicher Kompetenzen wichtig sein: − aufmerksames Zuhören − auf den Inhalt der Äußerung reagieren, dabei formale Fehler beiläufig korrigieren ( z.B. Ich bin bei Fenster gegeht → Du bist zum Fenster gegangen?) − Versprachlichen von Situationen, mit denen sich das Kind gerade beschäftigt, so werden neue Wörter und Strukturen angeboten, die gerade notwendig sind (Wortschatzerweiterung, Erweiterung grammatikalischer Strukturen usw.) − alternative Modelle für die Beantwortung von Fragen geben (z. B. Wollte das Mädchen den Ball selbst haben oder dem Jungen zuwerfen?) − langsames Sprechen in kurzen Sätzen − neue Wörter akzenturieren − neue Wörter und Strukturen mehrfach in der Stunde wiederholen − Verwendung von akustischen und visuellen Signalen (auch z.B. Handzeichen für bestimmte Laute) Weitere Umsetzungsmöglichkeiten für einzelne Förderschwerpunkte finden sich in der folgenden Übersicht. Die folgenden Schwerpunkte sollen als Grundlage für den therapieimmanenten Unterricht dienen. Es können natürlich nicht alle Punkte in jeder Unterrichtsstunde berücksichtigt werden. Im Unterricht muss der passende Schwerpunkt zum jeweiligen Unterrichtsgegenstand gewählt werden oder man passt seinen Unterrichtsgegenstand dem gewählten Schwerpunkt an. Schwerpunkt Ziele Mögliche Umsetzung Hören • Aktives Zuhören ! Erzählkreis mit festen Regeln (z.B. den Sprecher • Verstehen von anschauen) Arbeitsanweisungen ! Klare Arbeitsanweisungen geben ! Unterstützung durch • Verstehen von Bildkarten vorgelesenen Texten ! Umsetzung von einfachen mündlichen Arbeitsanweisungen ! Inhaltliche Klärung von vorgelesenen Geschichten ! Unterstützung von passenden Situationskarten Sprechen Sprechfreude − Erzählen von erlebten Situationen − Nachstellen von
20 Alltagssituationen und Sukzessiver Ausbau Rollenspiele (z.B. der aktiven Kaufmannsladen) Sprachkompetenz: − Sprechen in grammatisch − Einfache Satzmuster richtigen Sätzen vorgeben (mündlich und − Verwendung von schriftlich) passenden und − Arbeit an der Satzgrammatik vielfältigen Wörtern − Arbeit mit Wortfeldern − Synonyme suchen − Kinderreime und Kinderlieder − Mündliche Wiedergabe von Gelesenem Wortbestandserweiteru • Sukzessive Arbeit mit Bildkarten zu ng Erweiterung des behandeltem Thema aktiven und passiven Kinderlieder und Kinderreime Wortbestands Erstellen von Wortfeldern Wortarten Synonyme Rollenspiele Memoryspiele Schriftliches • Mündliche ! Wörter zu Bildern schreiben Sprachhandeln Sprachkompetenz ! Einfache Sätze zu auf die schriftliche Situationskarten schreiben ausweiten ! Montagsgeschichte (Erlebtes) schreiben ! Wünsche und Bedürfnisse in einfachen Sätzen aufschreiben ! Kleine Geschichten schreiben Phonologische • Phonologische ! Arbeit mit Bildkarten bzw. Auffälligkeiten Prozesse überwinden Wörtern, die den helfen phonologischen Prozess betreffen
21 2.6.2 Soziales Lernen Die öffentliche Diskussion um Benimm-Unterricht und Sozialverhalten zeigt deutlich, welchen Stellenwert solche Schlüsselqualifikationen wie Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft – kurz: ein angemessenes Sozialverhalten haben. Das Bemühen unserer Schule um eine angemessene Erziehung unserer Schülerinnen und Schüler durchzieht die Konferenzprotokolle seit 1951. Mehrmals werden Schulordnungen verabschiedet und revidiert. Immer wieder werden Fragen zur Pausenaufsicht diskutiert und die Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler zu einer aktiven Pausengestaltung erweitert. Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen werden auch in schulinternen Lehrerfortbildungen besprochen und miteinander abgestimmt. Besonders in den letzten Jahren ist der Bereich „Soziales Lernen“ mehr denn je in den Vordergrund gerückt. Unsere derzeitige Praxis haben wir in den beiden Präventionskonzepten gegen Gewalt und Süchte zusammengefasst (siehe Homepage www.slh-aurich.de). Hier einige Bausteine: Eine transparente Schulordnung soll es den Schülern erleichtern, sich an das bestehende Regelsystem zu halten. Die Schulordnung wird konkretisiert und ergänzt durch (Pausen-)Regeln. Ein Elternbrief soll helfen, die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus gut aufeinander abzustimmen. Wir bemühen uns um eine aktive Pausengestaltung. Zudem nehmen ältere Schüler aktiv an der Umsetzung der Schulregeln teil, indem sie bei der Pausenaufsicht helfen und so auch als positives Vorbild für die jüngeren Schüler auftreten. Die Lehrer/innen verpflichten sich zu „aktiver Pausenaufsicht“, d.h. hinschauen, eingreifen, ansprechbar sein. Neben die Sanktionen gegen unangemessenes Sozialverhalten sollen Möglichkeiten zur Verstärkung und Belohnung von positivem Sozial- und Lernverhalten gestellt werden. Halbjährlich werden Schüler/innen von der Schulleitung ausgezeichnet, die sich für die Schulgemeinschaft engagiert haben oder denen Anerkennung für ihr Arbeits- und/oder Sozialverhalten im Zeugnis bescheinigt wird. Unter der Zielsetzung, die Kommunikation unter Schüler/innen und Lehrer/innen zu fördern, werden klasseninterne und klassenübergreifende Schulveranstaltungen durchgeführt. Ein Großteil der pädagogischen Arbeit an unserer Schule stellt das individuelle Bemühen um den einzelnen Schüler/die einzelne Schülerin, seine/ihre soziale Situation und die persönlichen Lernmöglichkeiten dar. Alle Lehrer/innen sind bereit, klärende und unterstützende Gespräche mit Schüler/innen, Eltern und Behörden zu führen. Da nachgewiesenermaßen gerade solche Schüler aggressive Verhaltensmuster zeigen, die über ein ungünstiges Selbstkonzept und eine schwache Persönlichkeit verfügen, hat sich unsere Schule entschlossen, hier verstärkt präventiv tätig zu werden. In der Unterstufe arbeiten wir wie die Auricher Kindergärten und Grundschulen seit dem Schuljahr 2003/2004 in Anlehnung an das Präventionsprogramm „Faustlos“.
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