Inton ation Berichte aus dem Leben der Stuttgarter Musikschule
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inton ation Berichte aus dem Leben der Stuttgarter Musikschule mit Halbjahresprogramm September 2019 - Januar 2020 Ausgabe 43, 2019/2
Mitglied im Verband deutscher Musikschulen (VdM) TREFFPUNKT Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart Tel: 0711/216-66220 Fax: 0711/216-66240 E-Mail: stuttgarter.musikschule@stuttgart.de Homepage: www.stuttgarter-musikschule.de Leitung Friedrich-Koh Dolge Musikschuldirektor 216-66221 friedrich-koh.dolge@stuttgart.de Prof. Dr. Andreas Jäger Stellvertretender Musikschulleiter 216-66222 andreas.jaeger@stuttgart.de Monika Depré Sachgebietsleitung Verwaltung 216-66230 monika.depre@stuttgart.de Öffnungszeiten, gültig während der Schulzeiten Mo, Mi-Fr 8.30-12.30 Uhr Mo-Do 13.30-15.00 Uhr und nach Vereinbarung Sekretariat, Haushalt, Raumplanung, „Jugend musiziert“ Dorothee Streicher 216-66223 dorothee.streicher@stuttgart.de Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit, Instrumentenausleihe, Stiftung, Jugend musiziert, Rechnungswesen Mo, Mi-Fr 9.30-12.30 Uhr Mi 13.30-16.30 Uhr Simone Haas Öffentlichkeit, Stiftung, Rechnungswesen 216-66224 simone.haas@stuttgart.de Instrumentenausleihe Stephanie Kummert Öffentlichkeit, Veranstaltungen, GEMA 216-66229 stephanie.kummert@stuttgart.de Loreen Nagel Freiwilliges Soziales Jahr 216-66236 loreen.nagel@stuttgart.de Schülerverwaltung Mo, Mi-Fr 10.00-12.30 Uhr Mo-Do 13.30-17.00 Uhr Buchstaben (Schülername) A-H: Christina Burkhardt 216-66225 christina.burkhardt@stuttgart.de I-Ma und EMP: Brigitte Rommel 216-66226 brigitte.rommel@stuttgart.de Me-N und EMP: Alexandra Lätzel 216-66228 alexandra.laetzel@stuttgart.de O-Z: Carmen Teijeiro 216-66227 carmen.teijeiro@stuttgart.de Bezirksleitung, erreichbar während der Schulzeiten Bad Cannstatt, Kreuznacher Str. 13 Katja Fischer 0711/216-89456 01520-9373581, katja.fischer@stuttgart.de Hedelfingen, Hedelfinger Str. 163 Katja Fischer Degerloch, Mittlere Str. 17 Andreas Digel 01520-9373585, andreas.digel@stuttgart.de Sillenbuch, Gorch-Fockstr. 30 Andreas Digel 0711/4790364 Plieningen, Altes Rathaus, Goetzstr. 1 Andreas Digel Feuerbach, Grazer Str. 34 Günther Schwarz 0711/8566922 01520-9373583, guenther.schwarz@stuttgart.de Weilimdorf, Ditzinger Str. 7 Günther Schwarz Stadtmitte, Rotebühlplatz 28 Wolfgang Albrecht 0711/216-66233 01520-9373586, wolfgang.albrecht@stuttgart.de Ost, Landhausstr. 188/1 Wolfgang Albrecht Botnang, Griegstr.18 Wolfgang Albrecht Vaihingen, Schwabenplatz 3 Katharina Künstler 01520-9373582, katharina.kuenstler@stuttgart.de Möhringen, Filderbahnstr. 29 Katharina Künstler Zuffenhausen, Burgunderstr. 32 Ulrike Fromm-Pfeiffer 0711/ 216-57355 01520-9373584, ulrike.fromm-pfeiffer@stuttgart.de Fachbereichsleitung Querschnittsfachbereichsleitung erreichbar über die Schülerverwaltung Blockflöte Volkmar Geisshardt Alte Musik Volkmar Geisshardt Bläser Oliver Hasenzahl Bildungskooperationen Prof. Dr. Andreas Jäger Elementare Musikpädagogik Monika Hagmayer RockPopJazz Branko Arnsek Gesang Ingeborg Krebs-Kluge STUVO Felipe Valério Gitarre Irina Kircher de Montes (Studienvorbereitung und Begabtenförderung) Klavier kommisarisch: Adrian Brendle Schlagzeug Gergely Nagy Streicher Simone Riniker Maier
Inhalt Vorwort Blogs über unsere Reise mit dem Jungen Kammerorchester der Musikschule nach Japan gestartet. Von einer Reise zeitnah Inhalt und aktuell berichten zu können, ist na- türlich auch eine der Errungenschaften, Titel: Müller Steenek Grafik Design die uns durch die Digitalisierung gege- ben worden sind. Zum neuen Schuljahr Abschied und Rückblick 4 Katharina Künstler werden wir auch einen internen Be- reich auf unserer Homepage für unsere Geschichte und Gegenwart der SMS 12 Schüler*innen einrichten, in dem viele Friedbert Holz Tutorials zur Unterstützung des häusli- Hörgang 14 chen instrumentalen und vokalen Übens zu finden sein werden. Den Zugang er- Künstlergespräch… 15 Holger Spegg halten Sie über Ihre Fachlehrer. Vielleicht schauen Sie auch als Eltern einmal hinein. Das Leben ist die Bühne 16 Ingeborg Dahlke Allerdings wollen wir die menschliche Eine Zeitreise wie im Film 18 Interaktion des musikalischen Lernens David Mason und Lehrens, das gemeinsame „Musik 25. Treffpunkt Jazz 19 machen“, die Pflege der menschlichen Martin Wiedmann Beziehungen schlechthin, nicht vernach- Bezirk Vai/Möh/Rohr 20 lässigen. Gerade die Musik, insbesondere Katharina Künstler das aktive Musizieren, wird in einer digi- Liebe Leserinnen und Leser, „Wir machen das Tempo!“ 21 talisierten Welt an Bedeutung gewinnen Oliver Hasenzahl und gewinnen müssen. Das gemeinsame die Digitalisierung macht auch nicht Lernen in unserer Musikschule von Ange- Raduan und Julia 22 vor der Stuttgarter Musikschule halt, und Stephan Raab sicht zu Angesicht wird durch nichts zu dies wird die letzte intonation in der ersetzen sein. Dafür steht die Stuttgarter Halbjahresprogramm 23 „analogen“ Ausgabe sein. Sie werden je- Musikschule! doch nicht auf unsere Musikschulzeitung Veranstaltungsübersicht 27 verzichten müssen! Sie wird künftig in Dank gilt an dieser Stelle dem gesam- RockPopJazz mit Blockflöte 28 unsere Homepage unter www.stuttgar- ten Redaktionsteam der „analogen“ Simone Kerst ter-musikschule.de integriert, so dass Sie intonation, vor allem unserer Kollegin Blockflötenkongress sich auch in Zukunft über uns und unser 29 Katharina Künstler, die seit 42 Ausgaben Sabine Runge Wirken informieren können. das Layout der Musikschulzeitung über- Preisträger 30 nommen hat und viele, viele Tage – auch Die Möglichkeiten der Kommunikation, in ihren Ferien – dafür zur Verfügung ge- Sinfonisches Jugendblasorchester 33 die wir mit der Erstellung unserer neuen Hannes Orso stellt hat. Danke! Sie wird uns allerdings Internetpräsenz seit Anfang des Jahres nicht verloren gehen. Katharina Künstler Uraufführung 34 erhalten haben, sind einfach verlockend wird zusammen mit Prof. Dr. Andreas Hannes Orso und schier unerschöpflich. Zudem wollen Jäger, Holger Spegg und Oliver Hasen- und müssen auch wir als musikalische Bil- „Kleiner Dodo – was spielst du?“ 35 zahl die Redaktion unserer „digitalen“ Pascale Engelbach dungseinrichtung der Landeshauptstadt Ausgabe übernehmen. Stuttgart mit der beschleunigten Kom- Japan, Land des Lächelns... 36 munikation in einer digitalisierten Welt Ich für mich werde mich allerdings als Spanienaustausch 38 mithalten. Deshalb wollen wir künftig „Vorwortschreiber“ von Ihnen verab- Francisco Anquela aktueller und noch vielfältiger über die schieden müssen. Der ist jetzt in digitalen „Res severa verum gaudium“ vielen Facetten unserer Musikschularbeit 39 Zeiten nicht mehr von Nöten. Dafür darf Alexander G. Adiarte auf unserer Homepage in digitaler Form ich Sie alle mit dem einen oder anderen berichten. Dabei ist es unser Ziel, mit un- Spannungsbogen - Förderverein 40 Artikel auf unserer Homepage begrüßen. Dorota Welz serer Internetpräsenz eine umfassende Informations- und Kommunikationsplatt- EMP – das Gegenteil von Alltag! 42 Mit den besten (noch) analogen musi- form für unsere Schüler*innen, unsere Holger Spegg kalischen Grüßen Eltern, aber auch für Freunde und Gäste Portraits 44 unserer Musikschule zu schaffen. ... und wie vielfältig und spannend unser Beruf ist Friedrich-Koh Dolge Sie werden während des laufenden 100 x „con fuoco“ 46 Andrea Klöber Schulbetriebs immer wieder neue Arti- kel auf unserer Startseite finden. Einen Hörgang-Regeln 46 ersten Versuch haben wir erfolgreich mit Personelles, Impressum 47 unserem Reisetagebuch in Form eines 3
Aktuell „Intonation“ wird digital Rückblick Aktuell Musikschule im Wandel der Digitalisierung - die „Intonation“ geht online Liebe Leser*innen! Ein bisschen trauere ich unserem da- Als ein Beispiel für die vielen fantasti- maligen Maskottchen nach: wir nannten schen Musiktheateraufführungen an der Wie Sie im Vorwort lesen konnten, es „Toni“. Es wurde von der Grafikerin Musikschule soll nochmals der Artikel zum halten Sie heute das letzte Mal die ge- Sabine Kern passend zu den Artikeln satanarchäolügenialkohöllischen Wunsch- druckte Ausgabe der intonation in den gezeichnet. Auf Seite 6 sehen Sie den punsch gezeigt werden. (S.11) Mit der Händen. Aus diesem Anlass habe ich alle „25-Punkte-Toni“, der die Preisträgerliste neuen Stadteilmusikschule Ost hat das vergangenen Ausgaben der letzten 21 Jah- anführte, und auf Seite 7 zwei „Gitarren- Musiktheater endlich einen geeigneten re durchgeblättert und die Arbeit daran Tonis“, die den Text der Instrumenten- Standort für die Proben erhalten und ist Revue passieren lassen. Eine ganz kleine, vorstellung auflockerten. Mir gefallen die nun ein eigenständiges Hauptfach. subjektive Auswahl soll hier nochmals ge- „Tonis“ noch heute, sie erleichterten mir zeigt werden. damals zudem die Gestaltung der Seiten, Ich könnte jetzt noch lange so weiter- da man elegant Lücken auffüllen konnte. machen, aber das würde den Rahmen Die erste Ausgabe im September 1998 Deswegen werde ich noch ein letztes Mal dieses Heftes sprengen. Vielleicht landen hatte 24 Seiten (heute 48), das Layout die Gelegenheit wahrnehmen ☺. die alten Ausgaben einmal im Stadtarchiv machte damals David Mason. Es waren und können dann dort von interessierten schwierige Zeiten für die Musikschule, Im Laufe der Zeit haben wir alle In- Nachfahren angesehen werden. und das Thema Kommunikation bekam strumente, die an der Musikschule unter- einen großen Stellenwert. Deswegen richtet werden, in der intonation vorge- Das jetzige Redaktionsteam – Andreas gründeten wir damals das Team „Musik- stellt. Und natürlich ist die Veranstaltung Jäger, Holger Spegg und ich – besteht schulzeitung“. Ab Nummer zwei habe ich „Instrumentenvorstellung“ weiterhin fes- nun schon seit 17 Jahren und wird in dann das Layout übernommen. Es war ter Bestandteil des Musikschulpro- Zukunft erweitert: Oliver Hasenzahl, der eine spannende Aufgabe, als Violinleh- gramms. In Ausgabe 12 stellt unser inzwi- auch eine Ausbildung zum Redakteur rerin nochmals etwas ganz anderes zu schen leider verstorbener Klavierkollege gemacht hat, wird mit neuen Ideen da- lernen. Bernd Hennemann seine Komposition zukommen. Wir werden wie gewohnt für die Instrumentenberatung vor. Und Artikel über Veranstaltungen und andere Damals wurde noch auf dünnem, grau- wie schön: Die „Hennemannfassung“ relevante Themen der Musikschule zu- em Papier gedruckt, und die Musikschul- der Instrumentenberatung gibt es im sammenstellen. Sie können dann in Zu- farbe dunkelgrün wirkt aus heutiger Sicht Rotebühlzentrum immer noch! (S.8 und kunft auf der Homepage mit noch mehr sehr düster. Jeder Gang zur Druckerei 30. November im Veranstaltungsplan) Bildern und brandaktuell von den vielen war nervenaufreibend, es dauerte meist tollen Reisen unserer Ensembles erfahren, ein paar Stunden bis alle Übertragungs- In der Zwischenzeit war die Zeitschrift sich über Veranstaltungen informieren, probleme gelöst waren und die Druck- etwas farbiger geworden, das Deckblatt über unsere Lehrkräfte lesen, Informatio- platten stimmten. Heute speichert man war nun bunt und der Innenteil wirkte mit nen zu den Fachbereichen und Bezirken einfach alle Daten als pdf ab und drückt orangener Schmuckfarbe freundlicher, al- erhalten, und vieles mehr. auf „senden“. lerdings war die Farbe nicht ideal zum Le- sen. Das änderte sich mit Ausgabe 15. Die Behalten Sie die intonation in guter Mit im Redaktionsteam war damals die Grafiker der Firma Machwerk kreierten ein Erinnerung und besuchen Sie uns auf der ehemalige Kollegin Margret Schaal van neues Logo, fortan wurde die Schmuck- Homepage: www.stuttgarter-musikschu- Buren, die sich liebevoll und kreativ um farbe HKS 15 (rot) die Musikschulfarbe le.de. Rätselseiten gekümmert hatte (S.5), und und ist es bis heute geblieben. (S. 9) Katharina Künstler Prof. Ingrid Engel, die für die Seiten der Elementaren Früherziehung zuständig war. Beim Durchblättern habe ich festge- stellt, dass die „Vaihinger Stadtmusikan- Spannend ist es auch, die Preisträgerliste ten“ im nächsten Jahr ihr 15-jähriges Ju- von 1999 durchzuschauen (S.6). Es finden biläum feiern, kaum zu glauben. Damals sich zwei heutige Kollegen darunter. Man eröffnete die Schwabengalerie und das vergleiche außerdem die Anzahl der Preis- angrenzende Bürgerforum mit neuen träger damals und heute (S.30-32). Musikschulräumen für den Bezirk, der seither rasant gewachsen ist. Dadurch we are the ergab sich die Möglichkeit, in den eige- champions nen Räumen ein Anfängerorchester zu gründen. Damals wie heute geht es um „Tierisch gute Musik“. (S.10) 4
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Aktuell Buchvorstellung Ein Blick auf Geschichte und Gegenwart der Stuttgarter Musikschule Die öffentlichen Musikschulen im VdM such, dem Hoforchester so kostengünstig bekennen sich in ihrem Leitbild zur Inklu- Nachwuchs zuzuführen, ist weniger kari- sion als Anspruch und Aufgabe. Vorausge- tativ oder edel als berechnend zu nennen. setzt wird ein Recht auf Teilhabe aller Men- Im Jahr 1827 gründete dann Franz Stöpel schen an musikalischer Bildung im Kontext eine Musikschule in Stuttgart, die Klavier- allgemein menschlicher Bildung. Doch was unterricht in Großgruppen in Verbindung genau verbindet den Bildungsauftrag von mit einer musiktheoretischen Unterwei- Musikschulen mit humanistisch geprägten sung anbot. Bildungsideen, die an der Wende zum 19. Jahrhundert entstanden sind? Dieses Geschäftsmodell erlaubte sozi- alverträgliche Gebühren und erfreute sich Am Beispiel der Stuttgarter Musikschu- eines regen Zuspruchs in der Stuttgarter le und ihrer Entwicklungsgeschichte kann Bevölkerung. 1830 übernahm Hofrat Dr. verdeutlicht werden, wie sich das heutige Gustav Schilling die Leitung dieser Musik- Verständnis von musikalischer Bildung in schule. Ausgezeichnet vom preußischen der Musikschulpraxis gegenüber den An- König für seine Verdienste um Kunst und fängen einer institutionalisierten Musiker- Wissenschaft, avancierte Schilling fortan ziehung im 19. Jahrhundert gewandelt hat. zu einer der schillerndsten Gestalten im Das Stuttgarter Waisenhaus Stuttgarter Musikleben. Freilich vermoch- Musikalische Bildungschancen diskutier- te er es nicht, pädagogische Ambitionen Im selben Jahr eröffnete die Stuttgar- te man schon vor 200 Jahren. Am Musik- und Geschäftsinteressen in wünschens- ter Musikschule, später in Konservatori- institut des Stuttgarter Waisenhauses wertem Maße voneinander zu trennen. um umbenannt, mit Unterstützung eines (1811-1818) scheiterte der Versuch, nach Nachdem sich Schilling in Plagiatsaffären bürgerlichen Ehrencomités. Der Vorsatz, dem Vorbild der altitalienischen conserva- und Finanzbetrug verstrickt hatte, setzte neben Künstlern auch Laien „zum Nut- torii Waisenkinder zu Hofmusikern auszu- er sich 1857 zum Erstaunen der Stutt- zen und Frommen der Kunst“ musika- bilden. Die Hoffnung, dass Waisenkinder garter Gesellschaft in einer „Nacht-und- lisch auszubilden, zog im Ergebnis recht besonders „formbar“ wären, erwies sich Nebel-Aktion“ zunächst nach England, einseitige Unterrichtsprinzipien nach sich. in Hinblick auf ihr musikalisches Bega- wenig später nach Amerika ab, um seiner Der Unterricht lief auf die Disziplinierung bungspotenzial als trügerisch. Der Ver- Verhaftung zu entgehen. der Lernenden hinaus. Das zu erarbei- tende Repertoire wurde in Literaturlisten „Es müssen alle Klavier spielen“ - so heißt es in den „Vorlesungen über Musik mit Berücksichtigung der Dilettanten“ eigens festgehalten. Die verwendeten von Hans Georg Nägeli aus dem Jahr 1826. Die Abbildung zeigt einen Wohnraum der Familie Schiedmayer in Stuttgart. Die Klavierfabrik Schiedmayer genoss im 19. Jahrhundert als führendes Wirtschaftsunternehmen der Stadt Weltruf. Schulwerke erscheinen aus heutiger Sicht Abb.: Privatbesitz Archiv Schiedmayer. Mit freundlicher Genehmigung. ebenso ambitioniert wie pedantisch im Aufbau. Zu vordergründig richtete sich die Ausbildung auf den Erwerb spieltech- nischer Fertigkeiten. Im Musikschulunterricht des 19. Jahr- hunderts beharrte man auf der Lehr- perspektive. Hingegen fehlten wissen- schaftliche Erkenntnisse über spezifisch musikalische Lernbedingungen. Und noch etwas fällt auf: Es entstanden im 19. Jahrhundert zwar zahlreiche öffentlich zugängliche Musikschulen. Ein einheitli- ches Musikschulwesen gab es darum aber nicht. Es mangelte an einer politischen wie fachlichen Steuerung der Musikschulent- wicklung insgesamt. Heute sind die Fortschritte in der Mu- sikschulentwicklung gegenüber dem 19. Jahrhundert offensichtlich. Öffent- lich getragene bzw. verantwortete, ge- 12
meinnützige Musikschulen folgen einem zugrunde. Musikschulen wollen über die einheitlichen inhaltlichen Konzept. Sie Erreichung fachlicher Ziele hinaus Schlüs- profilieren sich durch Angebotsvielfalt, selkompetenzen des Menschen stärken. Qualitätsstandards und Zugänglichkeit. In den Blickpunkt rückt die Partizipation des Schülers am Unterrichtsgeschehen. Die Stuttgarter Musikschule zeichnet Der Ansatz eines wahrnehmungsorien- insbesondere aus, dass sie in der Brei- tierten Musizierens, welcher der Musik in ten-, Begabten- und Sonderförderung ihrer Sprachlichkeit eine welterschließen- gleichermaßen erfolgreich ist. Seit der de und kommunikative Funktion zuweist, Jahrtausendwende ist ihre Vernetzung in knüpft indes unverkennbar an Wilhelm Im Jahr 2009 wurde von der Stutt- die kommunale Bildungslandschaft weit von Humboldts Ideal der Persönlichkeits- garter Musikschule als erste weitrei- vorangeschritten, sind Angebote im Be- bildung und Friedrich Schillers Postulat chende Konsequenz des Qualitätsma- reich der Elementaren Musikpädagogik, einer ästhetischen Erziehung des Men- nagements QsM eine Strukturreform der Kooperationen mit Kindertagesstät- schen an. erfolgreich umgesetzt, die fortgesetzt ten und Schulen sowie Angebote mit Friedbert Holz wird. Ziel ist eine ganzheitliche Sicht spezifisch inklusivem Hintergrund mas- auf den Bildungsorganismus Musik- siv ausgebaut worden. Die Musikschule Dr. Friedbert Holz, Stellvertretender schule. Dazu gehört vor allem die versteht sich als Integrationsfaktor und Leiter der Musikschule Weil der Stadt, Vernetzung der einzelnen Unterrichts- will ihren Teil zur sozialen Balance in der promovierte 2018 an der Universität strukturen im Sinne einer umfassen- Gesellschaft beitragen. Zugleich haben Augsburg. Seine Dissertation ist unter den musikalischen Bildung. Wettbewerbsteilnahmen und -erfolge dem Titel „Der Bildungsauftrag von Mu- der Schüler/innen in Stuttgart ein rekord- sikschulen. Eine ideen- und institutionen- In diesem Zusammenhang wurde verdächtiges Niveau erreicht. geschichtliche Untersuchung am Beispiel eine Umfrage mit dem Thema der Stuttgart“ in der Reihe „Forum Musikpä- strategischen Ausrichtung für die Als mustergültig darf der Aufbau ei- dagogik“ im Wissner Verlag erschienen. Zukunft der musikpädagogischen ner pädagogischen Beratungsstruktur Angebote der Musikschule durchge- gelten. Im Rahmen von Maßnahmen der führt, bei der Mitarbeiter*innen der Qualitätsentwicklung und -sicherung Stuttgarter Musikschule, Eltern und werden die Leistungserbringung, die Schüler*innen befragt wurden. Zufriedenheit von Adressaten und Mitar- beitern sowie die Auswirkungen auf die Im Jahre 2015 wurde der erste Gesellschaft systematisch überprüft, was Durchgang abgeschlossen, die Stutt- grundlegend ist für die weitere strategi- garter Musikschule gilt seither als zer- sche Ausrichtung der Einrichtung. tifizierte QsM - Musikschule. Das Vorbild der Stuttgarter Musik- Zurzeit befinden wir uns im zwei- schule kann auf Entwicklungsperspek- ten Durchgang und sind entschlossen, tiven der Musikschularbeit verweisen. uns selbst weiterhin unter die Lupe zu Der Bildungsauftrag von Musikschulen nehmen. hat sich historisch erweitert und wird Katja Fischer sich weiterhin ausdifferenzieren müssen. Ihm liegt heute ein mehrdimensionales Verständnis von musikalischer Bildung 13
Hörgang Konzertempfehlung Hörgang Die Konzertbesuche der Stuttgarter Musikschule Hörgangregeln siehe Seite 46 SKS Russ GmbH Stuttgarter Philharmoniker Abonnement Terzett Meisterpianisten Die große Reihe Samstag, 13. Oktober, 19 Uhr Schumann, Bartók Liederhalle Beethovensaal, Lieben Sie Beethoven? Konstantin Lifschitz, Klavier 20.00 Uhr Dirigent: Marcus Bosch Liederhalle Beethovensaal Werkeinführung eine Stunde Mittwoch, 23. Oktober vor Konzertbeginn Mitsuko Uchida spielt Schubert Freiburger Barockorchester Mittwoch, 20. November Samstag, 26. Oktober, 19 Uhr Liederhalle Hans-Peter und Volker Stenzl Beethoven, Saint-Saens spielen Schubert und Brahms Jasminka Stancul, Klavier Montag, 7. Oktober, 20 Uhr Dirigent: Marc Piollet Haydn pur Mittwoch, 18. Dezember Fazil Say spielt Say und Beethoven Freitag, 22. November, 20 Uhr Mittwoch, 13. November, 20 Uhr Méhul, Beethoven Purcell, Händel Dienstag, 21. Januar Martin Stadtfeld, Klavier Leitung: Kristian Bezuidenhout Marc-André Hamelin spielt Dirigent: Ulrich Kern Skrjabin, Prokofjew, Feinberg, Debussy Freitag, 20. Dezember, 20 Uhr Freitag, 20. Dezember, 20 Uhr Telemann, Fasch, Händel Beethoven, Ravel Regula Mühlemann, Sopran Andrè Schuen, Bariton Violine und Leitung: Dirigent: Dan Ettinger Kammermusikabende Gottfried von der Goltz Liederhalle Mozartsaal, 20.00 Uhr Freitag, 24. Januar, 20 Uhr Donnerstag, 16. Januar, 20 Uhr Debussy, Beethoven Rameu, de la Guerre, Muffat Damen des figure humaine kammerchor Violine und Leitung: Amandine Beyer Dienstag, 15. Oktober Einstudierung: Denis Rouger Quatuor Diotima spielt Inon Barnatan, Klavier Bartok, Ianotta, Beethoven Dirigent: Dan Ettinger Hörgang Konzertauswahl Mittwoch, 6. November Unsere Konzertempfehlung: Das Henschel Quartett spielt Mendelssohn, Janacek, Schumann Abonnement Sextett Konzert Nr. I Freiburger Barockorchester Dienstag, 26. November Langsam, langsam... Montag, 7. Oktober, 20 Uhr The Nash Ensemble of London spielt Haydn pur Grieg, Dvorak, Brahms Dienstag, 1. Oktober, 20 Uhr Haydn, Bruckner Konzert Nr. II Dienstag, 10. Dezember Dirigent und Pianist: Dan Ettinger Stuttgarter Philharmoniker Das Novus String Quartet spielt Mittwoch, 6. November, 20 Uhr Respighi, Berg, Schubert Mittwoch, 6. November, 20 Uhr Mendelssohn, Schumann, Beethoven Mendelssohn, Schumann, Beethoven Alena Baeva, Violine Dienstag, 14. Januar Alena Baeva, Violine Dirigent: Christian Arming Die Quatuor Modigliani spielen Dirigent: Christian Arming Hadyn, Beethoven, Saint-Saens Konzert Nr. III Donnerstag, 5. Dezember, 20 Uhr Klavierabend Mittwoch, 29. Januar Schömberg, Brahms Dienstag, 21. Januar, 20 Uhr Das Skride Quartett spielt Gerhard Oppitz, Klavier Marc-André Hamelin spielt Schubert, Mendelssohn, Enescu Dirigent: Dan Ettinger Skrjabin, Prokofjew, Feinberg, Debussy 14
Nachlese Künstlergespräch „Ich war danach auf einem anderen Planeten…“ Künstlergespräch mit Obi Jenne „Ich war danach auf einem ande- ren Planeten…“ – ob sich das wohl auch eine(r) der anwesenden jungen Schlagzeuger*innen gedacht hat, nach- dem Obi Jenne mehr als eine Stunde lang aus seinem Leben erzählt, eine faszinie- rende Drumset-Improvisation hingelegt und offenherzig spieltechnische Tipps ge- geben hatte? Rund 20 Zuhörer begegneten am 18. März im Karl-Adler-Saal der SMS im Rahmen eines „Künstlergesprächs“ dem Schlagzeuger, Pianisten, Arrangeur und Komponisten Obi Jenne. Eingeladen hat- te ihn die „Hörgang“-AG, die regelmäßig Musikschüler*innen zu Konzertbesuchen animiert. Die Moderation und Gesprächs- leitung führte Oliver Hasenzahl. „Ich war danach auf einem anderen Planeten…“ – mit diesem Satz fasste Obi Jenne die Wirkung eines Erlebnisses aus seiner Jugend zusammen. Damals be- Schritt. Improvisieren in kleinen Beset- junge(r) Musiker*in weiterkommt? Auch gegnete ihm Elvin Jones, der berühmte zungen: Das war es, was er wollte. Heute wurde die allgemeine Neugierde gestillt, Schlagzeuger des John-Coltrane-Quar- ist Obi Jennes Tagesablauf von viel Arbeit was der ungewöhnliche Vorname Obi tetts, und nicht nur das: Der zwölfjährige geprägt: Planung neuer Projekte, Kon- zu bedeuten hat: Es war ursprünglich Jenne durfte einige Tage lang von Jones taktaufbau zu Kollegen, Üben, Proben, ein Spitzname aus Jennes Kindheit und lernen. Danach war kein Halten mehr: Konzerte (zum Beispiel mit seiner Soul- spricht sich eher „Obbi“ als „Obi“ aus. Obi wusste, welchen Weg er gehen wür- Band, die es schon zehn Jahre lang gibt). de. Auf die nächste Lateinarbeit konnte er Nebenher führt Jenne noch ein eigenes Nach Interview und Fragerunde bilde- sich schon gar nicht mehr konzentrieren. Veranstaltungsbüro. te sich eine Traube junger Menschen um Statt den Text zu übersetzen, schrieb er den Gast, der sich ans Drumset setzte und die Namen aller berühmten Jazz-Musiker, Überraschung für Obi Jenne: Im Karl-Ad- Tipps zur Schlagzeugtechnik gab. Es wur- die er kannte, auf das Aufgabenblatt, was ler-Saal hatten die Musikschulkollegen ein de ohne Berührungsängste gefachsimpelt, sicherlich mächtig Ärger gab. Nach der Drumset aufgebaut. „Ich habe keine Noten wobei sich erneut zeigte, was für eine ein- 10. Klasse verließ Jenne die Schule, um mitgebracht – aber wozu bin ich Jazzer?!“, nehmende Persönlichkeit Obi Jenne ist. an der Musikhochschule Trossingen (klas- sagte er, setzte sich auf den Schemel und sisches) Schlagzeug zu studieren. Bereits begann zu improvisieren. Mit den Händen Junge Menschen mit Profimusikern mit sage und schreibe 19 Jahren bekam erzeugte er auf den Instrumenten Klänge, zusammenzuführen, die sich auf höchs- er eine Stelle als Aushilfe an der Mann- aus denen sich allmählich klare Rhythmen tem Niveau und mit leidenschaftlichem heimer Oper; später eine Akademiestelle herausschälten, diese entwickelte er weiter, Herzblut der Musik verschrieben haben, bei den Berliner Philharmonikern. griff zu den Sticks und führte alles zu einem ist das Ziel von „Hörgang“, der Konzert- wilden Höhepunkt. Ein musikalisches Erleb- reihe der SMS. – Denken wir doch mal Einer der spannendsten Aspekte in Jen- nis, um das uns alle Nicht-Anwesenden be- zurück: Wann haben wir zuletzt gedacht: nes Lebenslauf ist der Umschwung von neiden können! „Ich war danach auf einem anderen der klassischen Sozialisation (die Mutter Planeten…“? hörte gerne Streichquartette, Obi spiel- Von den jungen Zuhörer*innen beim Holger Spegg te begeistert Klavier) zum professionel- Künstlergespräch kamen spannende len Fulltime-Jazzer. Der Entschluss, nach Fragen an Obi Jenne: Ob eine klassische Obi Jenne spielte mit den Stuttgarter dem Studium nicht die Festanstellung in Ausbildung hilfreich sei, wenn man Jazz- Philharmonikern am 25. März 2018 in der einem Orchester zu suchen, sondern eine musiker werden will? Wohin sich die Stuttgarter Liederhalle ein Konzert, das völlig ungewisse freiberufliche Laufbahn Jazzmusik wohl in den nächsten Jahr- in die „Hörgang“-Konzertauswahl aufge- einzuschlagen, war ein sehr bewusster zehnten entwickeln wird? Wie man als nommen wurde 15
Pädagogik „Hilfe, ich muss auf die Bühne“ Der Alltag als Konzert, das Konzert als Alltag, oder: das Leben ist die Bühne Geht es nicht immer wieder um das ronalen Plastizität (2) des menschlichen mer bessere, interessantere und erfolg- Gleiche? Sowohl im Alltag wie auch beim Gehirns beschäftigter Wissenschafts- reichere Wege zu entdecken. Sicheres Auftritt? Wir wollen unser Bestes geben zweig bestätigt, was sich lange schon in Können basiert auf Bewusstheit und und uns dabei wohlfühlen! Dies ist mög- der Praxis zeigt. Freiheit durch eine Fülle an Wahlmög- lich und um Einiges leichter, als sich die lichkeiten. (4 & 5) meisten von uns das vorstellen. Jahrtausende alte Methoden wie Me- ditation, Yoga, Quigong und jüngere In den gemeinsamen Stunden decken Machen wir uns Folgendes klar: Alles, Verfahren, beispielhaft die im letzten wir individuell störende Gewohnheits- was wir tun - also Handeln, Denken, Füh- Jahrhundert entwickelte Methode von muster auf und hinterfragen vom jeweili- len - entsteht in uns selbst und wirkt auf Dr. Moshé Feldenkrais, stellen eine gen Instrument vorgegebene Haltungen. uns selbst. Jederzeit! Vergangene körperli- Vielzahl an praktischen Mitteln zur Durchleuchtet wird „Alltägliches“ wie che und geistige Prozesse bestimmen, wie Verfügung, auf uns positiv zu wirken, Atmen, Gehen, Stehen, Sitzen, Greifen es uns heute und in Zukunft gehen wird. einschränkende Gewohnheiten aufzu- u.v.m. und Musikerspezifisches wie der brechen, ja sogar heilendes Verhalten zu Atemfluß beim Instrumentalspiel, das Die Situation während einer Präsen- entwickeln und zu leben. Wirrwarr an Atemtechniken für Sänge- tation ist untrennbar mit dem täglichen rinnen und Bläser, die asymmetrische Verhalten verknüpft: Aufregung wie Eine Auswahl höchst interessanter Sitzpostion beim Gitarrespiel, die Sitzhö- Gelassenheit haben ihren Ursprung im Feldenkrais-Lektionen und meditati- he der Pianisten, der Abstand der Füße Alltag. „Lampenfieber“ - gleich welcher ver Techniken sind Bestandteil meines zueinander im Stehen, die Drehungen in Ausprägung - findet im eigenen Geist Unterrichts, mit dem ich seit 20 Jahren Armen, Brustkorb und Wirbelsäule bei und Körper statt. Nirgendwo sonst. Wir Schüler*innen der Stuttgarter Musik- Querflötistinnen und Streichern. produzieren es selbst. schule begleite, sich selbst zu helfen und bestmöglich auf Auftritte vorzubereiten. Schließlich geht es noch um den Trans- Gibt es Mittel und Wege, diese Pro- fer und die Integration der Erfahrungen zesse wirksam zu lenken? Befreiung aus In dynamischen, stärkenden und auch und Veränderungen in den täglichen längst überholten Gewohnheiten liegt in feinen, wiegenden, das Nervensystem Gestaltungsprozess beim Musizieren. unseren Händen. Die oft zitierte Angst beruhigenden Bewegungsabläufen bis Auch hier können wir der „Macht der vor dem Säbelzahntiger, der um die Ecke hin zu Imaginationserfahrungen und Me- jahrelangen Gewohnheit“ verfallen und schauen könnte, die seit Urzeiten in uns ditationen finden sich geeignete Wege einen Gutteil unseres Potentials bloc- verankert sei und uns heute noch zittern für die Bedürfnisse einer jeden Person, kieren, wenn wir z. B. vergessen oder mache, gehört ins Museum, wie auch gleich welchen Alters. bisher nicht gelernt haben, uns selbst Versagens- und Bewertungsängste und während des Musizierens zu fühlen und die Scheu vor dem Publikum. Fort mit Eingefahrene Verhaltensmuster füh- wahrzunehmen und stattdessen im Spiel diesen „Self-Fulfilling-Prophecies“ (1). len sich bekannt an, scheinbar angenehm körperliche „Lockerheit“ in einzelnen und leicht. Normal halt. Wir nehmen Bereichen suchen, wenn wir uns mit dem Denn: Das menschliche Nervensystem an, was „automatisch“ - also wie von Ausführen vorgegebener Techniken be- ist über die gesamte Lebensspanne hin- selbst - ablaufe, würden wir auch können schäftigen und vor allem auf automati- weg veränderbar, lern- und entfaltungs- und kennen: die „das Kenn-ich-schon- sierte, eingefahrene Bewegungsabläufe fähig. Ein relativ junger, sich mit der neu- Alternativlos-Falle“ (3). Doch es gibt im- setzen, statt auf Bewusstheit. 16
Wahlmöglichkeiten und immer wieder gewohnheiten und Störungen Produkte neue Wege hingegen bringen unser Poten- eben dieser Plastizität... Nur wenn wir die tial in ungeahnter Weise zur Entfaltung. (6) positiven und negativen Auswirkungen der Neuroplastiztität verstehen, können Konzertieren ist ein Balanceakt. Du wir das Ausmaß der menschlichen Mög- bewegst dich auf dem Seil, genannt He- lichkeiten wirklich erkennen.“ - Norman rausforderung, und nutzt idealerweise Doidge: Neustart im Kopf: Wie sich unser eine ausgleichende energiefreisetzende Gehirn selbst repariert Körperspannung, in der sich jede Faser von Finger- bis Zehenspitze in Verbun- (5) „In diesem Licht schlug Feldenkrais denheit mit dem gesamten System an- vor, dass wir eine Wahl haben, da uns die gemessen beteiligt. Nur eine elastische Struktur alternative Muster der Mobilisie- Wirbelsäule erlaubt eine fließende, der rung zur Verfügung stellt. Wenn nur eine Situation angemessene Atmung und ist Möglichkeit verfügbar ist, gibt es keine Voraussetzung natürlicher Aufrichtung Wahl. Man ist durch frühere Konditionie- und müheloser Bewegungen. rung festgelegt. Das Gegenmittel ist die Kultivierung von Bewusstheit und alter- Der bewusste Einsatz des Körperge- nativen Mustern“ - Carl Ginsburg: Lernen wichts als eigene Kraftquelle in Beziehung durch Bewegung zur Schwerkraft, körperlich-geistige Ruhe und Wachheit im ungestörten, starken (6) „Feldenkrais versuchte, sich ganz Einsgerichtetsein, Orientierung in der Um- von der Automatik zu entfernen, indem gebung, einschließlich in Richtung des er andere Wege entdeckte, um Entspan- Publikums: Dies alles ist nach meinem Ver- nung, Spontaneität, Lernen, Leichtigkeit, ständnis Präsenz und bildet die Basis von Anmut, Wachstum und Vitatlität zu er- Wohlbefinden, Sicherheit und Gelingen. höhen.“ Norman Doidge: Vorwort zu Moshé Feldenkrais: Die Entdeckung des „Eine alte Weisheit sagt uns, dass die Selbstverständlichen (2019) Hauptaufgabe beim Praktizieren darin be- stehe, Blockaden zu lösen, die dem natür- (7) sinngemäß zitiert nach Leslie Kami- lichen Funktionieren unseres Organismus noff/Amy Matthews: Yoga Anatomie im Wege stehen. Das mag einfach klingen, widerspricht jedoch der weit verbreiteten Mehr Informationen über das Fach Ansicht, dass unsere Probleme auf einem Feldenkrais auf www.stuttgartermusik- Mangel an etwas beruhen. Wir können schule.de und bei Ingeborg Dahlke lernen, dass alles, was wir für Glück und Wohlbefinden brauchen, in unserem Sys- tem bereits vorhanden ist.“ (7) Anmerkungen: (1) „Robert King Merton definierte den Begriff der self-fulfilling prophecy, der selbsterfüllenden Vorhersage, und er- klärte mit dieser Theorie eine unbewusst ablaufende Verhaltensänderung bzw. -steuerung, die dazu führt, dass sich eine Erwartung oder Befürchtung tatsächlich erfüllt.“ - W. Stangl: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (2) „Neuroplastizität bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, seine Struktur und Funktion in Reaktion auf geistige Erfah- rung zu verändern“ - Norman Doidge: Neustart im Kopf: Wie sich unser Gehirn selbst repariert (3) Wortschöpfung Volkmar Geisshardt (4) „Trotzdem hat die Neuroplastizität auch ihre Schattenseiten. Sie macht un- ser Gehirn nicht nur flexibler, sondern auch verwundbarer gegenüber äußeren Einflüssen. Die Neuroplastizität kann so- wohl flexible als auch starre Verhaltens- weisen hervorbringen... Ironischerweise sind einige unserer hartnäckigsten An- 17
Zeitreise Eine Zeitreise wie im Film Das abschließende Projekt der Zeitrei- Dièval-Lozac’h, Marie Krüger (Klasse Monaten Klarinettenunterricht mitwirk- se-Serie schloss mit zwei Konzerten ab: Bahamon); Schlagzeug: Serhat Altunok, te. Timo Maiwald, verkleidet als Schiffs- am 31. März im Otto-Herbert-Hajek-Saal Basile Bied-Charreton, Manuel Mistake kapitän, spielte „My Heart Will Go On“ in Stuttgart West sowie am 7. April im (Klasse Brodbeck); Klavier/Keyboard: in einer nachgebauten Titanic. Alten Feuerwehrhaus Süd in Heslach. Alissa Huber (Klasse Eisfeld); Keyboard: Gespielt wurden berühmte Filmmusiktitel Benjamin Berner (Klasse Mason (Klari- Ein Jahr später folgte das zweite Zeitrei- der letzten Jahrzehnte: nette)); Violine: Leander Haase (Klas- se-Projekt, diesmal mit Schülern anderer se Albrecht), Carmen Pfadt Silva (Klasse Instrumentalklassen: Dominique Niedrist „2001“: Odyssee im Weltraum Cassel); Leonard Steffes (Klasse Höpfner), (Klasse Paul), Samuel Liebhäuser (Klasse (1968), Die Glorreichen Sieben (1960), Klara Holitzner, Liv Schumacher, Roxanne Schiessler), Julius Wimmer (Klasse Beck) Der Rosarote Panther (1963), Der Weber (Klasse Schaal), Lucie Althanns, sowie Hannes Decker (Klasse Hasenzahl). Pate (1972) mit Anna Jakob und Nik- Gloria Kocher-Benzing, Lilly Sass; (Klas- Im Juni 2015 (nun im Alten Feuerwehr- scha Volkmar, Jaws – Der weiße Hai se Schwenk-Jetter), Rebecca Abt, Anna haus Süd) kamen Max Sauder, Florian (1975), Krieg der Sterne – Star Wars Marie Bürklein, Carlotta Gaisser, Kathrin Cassel und Nathaneal Christof (Klasse (1977), E.T. – Der Außerirdische (1982), Hermann, Kaja Hoyer, Karina Meyer, Liebetanz) sowie das Geschwister-Duo Jurassic Park (1993), Forrest Gump Konstantin Österle, Violet Reges Frank und Georg List dazu. (1994), My Heart Will Go On (1997) mit (Streichorchester); Viola: Anna Jakob, Chantal Schach, Men in Black (1997), Hannah Wolloner (Klasse Unger), Das bisher größte Stück wurde im Juni Fluch der Karibik (2003), und Skyfall Violoncello: Rebecca Frühling (Klas- 2016 gespielt (ebenfalls im Alten Feuer- (2012) mit Alexandra Rüdiger. se Rosa-Herseni), Charlotte Berger wehrhaus) mit Guns N’Roses’ „November (Klasse Khelaia); Paulina Gaisser (Klasse Rain“: Saxophon: Luca Syrbius-Bodan; Zum allerersten Mal wirkte ein beste- Vollmer), Isabella Moore (Streichorches- E-Gitarre: Mitja Nikiforov (Klasse Wied- hendes Ensemble bei einem Zeitreise- ter); Kontrabass: Hanna Hufendiek mann); Marimba: Emilia Feil (ehemalig Projekt mit: die zweidutzend Mitglieder (Klasse Scheifler). Zusätzlich wirkten sehr Stuttgarter Musikschule, derzeit aber des Streichorchesters Stadtmitte unter junge Schüler bei „2001“ mit: Fagottino: Musikhochschule Karlsruhe); Trompe- der Leitung von Alexander G. Adiar- Marlin Schwald (Klasse Hasenzahl); Kla- te: Jana Rebmann (Klasse Schiessler); te stemmten das anspruchsvolle Pro- rinette: Lore Schneider (Klasse Mason); Violine: Jonathan Panter (Klasse Riniker gramm und glänzten bei beiden Kon- Saxophon: Helene Bihlmaier, Maja Hu- Maier; Viola: Georgios Penteridis (Klas- zerten. Atemberaubend war, wie das ber, Ian Niclas, Ramirez Nowak (Klasse se Unger); Violoncello: Alexander Jung Ensemble in wenigen Wochen von 30 Mason). (Klasse Jöckel); Kontrabass: Lorenz auf über 60 Mitwirkende wuchs: aus Reuter (Klasse Scheifler). dem Streichorchester Stadtmitte wurde Das erste Zeitreise-Konzert fand 2013 ein Sinfonieorchester. im Robert-Bosch-Saal statt. Gründungs- Und so wuchs das Projekt. Zu dem mitglieder Johanna Härtner und Rose inneren Kern gehörten Elsa Finkbeiner, Die Zeitreisenden dieses Abschluss- Schultz schrieben dafür Musiktheaterstüc- Ella Höpker, Kim Rühle, Nikscha Volkmar projektes waren Piccolo/Querflöte: ke, in denen Nikscha Volkmar nach vier (Klarinette), Helene Eckert, Rose Schultz, Clarissa Smith (Klasse Diniz); Quer- Edmond Wienhold, Maxim Brusa, Alessio flöte: Victor Petroff Miranda (Klasse Fedele (Saxophon) sowie Célie Diéval- Diniz), Carolin Apple (Klasse Duckwitz); Lozac’h (Percussion (Klasse D’Agostino/ Oboe: Annika Eisentraut, Isabel Kiefer Bahamon)). Es kamen Musiker der ver- (Klasse Wilson); Klarinette: Ella Höpker, schiedensten Klassen der Stuttgarter Mu- Noah Schott, Nikscha Volkmar (Klasse sikschule je nach Projekt dazu. Insgesamt Mason); Fagott: Emanuel Leube (Klasse gab es 17 Zeitreise-Konzerte. Hasenzahl); Saxophon: Maxim Brusa, Helene Eckert, Alessio Fedele (Klasse Das allergrößte, allerbeste Projekt war Mason); Horn: Gernot Horn, Felix Rempp, durchaus das allerletzte im vergangenen Amelie Seiler (Klasse Volle); Trompe- März und April. Herzlichsten Dank an te: Thea Hauger, Maximilian Schäfer, das Streichorchester Stadtmitte und an Elli Sprenger (Klasse Schiessler); Po- die zahlreichen Musiker! Ein besonderer saune: Silas Modrow, Veit Schnei- Dank an Alexander G. Adiarte für seine der (Klasse Beck); Bassposau- Unterstützung, seinen Umgang mit den ne: Max Strohrer; Tuba: Daniel Zeitreisenden und sein hervorragendes Nägele (Klasse Fitting); Pauke: Konrad Dirigat! Thank you, Alexander! Unger (Klasse Nagy); Mallets: Célie David Mason Abbildung oben: http://www.comicfiguren.net 18
Aus den Bezirken Stadtmitte 25. Treffpunkt Jazz Beim 25. Treffpunkt Jazz war wieder ein hochmotiviertes Teilnehmerfeld von jung bis alt dabei, angeleitet von nicht weniger motivierten Dozenten. Das Team: Anne Czichowksy & Jeschi Paul, Gesang; Andreas Maile & Andreas Francke, Saxo- phon; Eberhard Budziat, Posaune; Ralf Hesse, Trompete: Thomas Stabenow, Bass; Martin Wiedmann, Gitarre; Eckhard Stromer, Schlagzeug; Martin Schrack, Piano. Hervorragend organisiert wurde dieser Jazzworkshop von Jennifer Schurr und Andreas Jäger, dieses Jahr unterstützt von Ralf Hesse und Martin Wiedmann. Nach der Begrüßung am Donnerstag- morgen im Bosch-Saal verteilten sich die Sehr gut angenommen wurde auch Unterstützt von einer Studentenband der einzelnen Instrumentengruppen auf die dieses Jahr wieder das neu eingeführte Hochschule erarbeiteten sie Interpreta- sogenannten Masterclasses: Instrumen- Format „In Person“. Hier wurde von den tionen von Jazzstandards, die beim Ab- tal- und Gesangsunterricht in freundlicher einzelnen Dozenten auf spezifische The- schlusskonzert am Sonntag dargeboten Gruppenatmosphäre, auf Fragen und Be- men und Aspekte des Jazz eingegangen; wurden. Ausreißer dabei: eine Version dürfnisse wurde gerne eingegangen. da konnte jeder etwas für sich mitneh- von Guns’n’Roses‘ „Paradise City“. men, darüber hinaus war es eine gute Schon am frühen Nachmittag wurden Gelegenheit für alle Teilnehmer, auch Do- Für alle war das Konzert eine Gelegen- die Bands formiert, die in Folge bis Sonn- zenten anderer Instrumente kennenzu- heit, zu präsentieren, woran die letzten tag an ihrem Programm feilten. Ein Hö- lernen. Bei abendlichen Jamsessions bot Tage hart gearbeitet wurde, manche hepunkt und krönender Abschluss dieses sich die Möglichkeit neuer Kontakte und standen zum ersten Mal vor Publikum. Tages war das Dozentenkonzert im Café einfach seiner Spielfreude Lauf zu lassen. Am Ende – glückliche Gesichter, viel po- Rudolfs mit einem kleinen Empfang; so sitives Feedback und das Versprechen, im konnten Teilnehmer und Dozenten in lo- Das Instrument Stimme wurde betreut nächsten Jahr wieder dabei zu sein. ckerer Atmosphäre ins Gespräch kommen. von Anne Czichowsky und Jeschi Paul. Martin Wiedmann 19
Aus den Bezirken Vaihingen/Möhringen/Rohr Benefiz, Honigwiesen und Till Eulenspiegel Rege Konzerttätigkeit im Bezirk Im vergangenen Semester gab es im Bezirk Vaihingen/Möhringen/Rohr ne- ben den üblichen Bezirkskonzerten und Instrumentenberatungen gleich drei be- sondere Höhepunkte: Im Februar begann es mit dem Benefizkonzert in der Ev. Laurentiuskirche Rohr. Wir spielten für die Dr.Katharina-Grund-Krehl-Stiftung, die sich unter anderem für unverschul- det in Not geratene Menschen einsetzt. Dabei nutzten wir den schönen, großen und offenen Kirchenraum auch für eine Orchesterbegegnung. Die Jungen Strei- cher unter der Leitung von Claudia Cas- sel kamen zu Besuch und spielten u.a. ein Stück gemeinsam mit den Vaihinger Stadt- Die Künstlergemeinschaft des Vereins (bis zum Umfallen) im wunderschönen musikanten. Es kamen 623 Euro zusam- „Kultur am Kelterberg“ hatten sich vor- Weikersheim. Es gab auch Pausen... meng, allen Mitwirkenden auf diesem genommen, diesen Ort mit temporären (siehe Bild ganz oben), die die Wege nochmals ein herzlicher Dank! Kunstobjekten zu beleben und bekann- Schüler*innen wiederum intensiv für ei- ter zu machen. Die Vernissage fand am gene Proben für unseren Theaterwettbe- Die Gemeinde der Laurentiuskirche 2. Juni bei strahlendem Sonnenschein werb nutzten. empfängt uns immer sehr freundlich und mit weit über 200 Gästen statt. Vier mit offenen Armen, so dass wir diese der Objekte wurden von Schüler*innen Die Renaissancetänze, die die musika- Möglichkeit gerne öfters nutzen werden. der Stuttgarter Musikschule bespielt (es lische Umrahmung für „die Streiche des Der nächste Termin ist der 15. Februar spielten: ein Flötenquartett von Katharina Till Eulenspiegel“ bildeten, waren eine mit einem besonderen Konzert (dazu Schröter, ein Violin-Ensemble unter der Herausforderung. Mal wieder konnten gibt’s im Herbst ausführliche Infos auf Leitung von Margret Schaal, ein Trompe- wir feststellen, wie anspruchsvoll poly- der Homepage). tenensemble von Florian Schiessler und phone Musik aus dieser Zeit ist. Am Ende ein Oboenquartett von Kirsty Wilson). meisterten alle die Stücke bravourös! Die Im Juni gab es nach längerer Anlauf- Das kam so gut an, dass eine Fortset- Streiche wurden erzählt von zwei Schüler- zeit eine erstmalige Begegnung zwi- zung der Zusammenarbeit erwünscht ist. innen der Musiktheaterklasse. Den bei- schen der Stuttgarter Musikschule und Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich den hat es so viel Spaß mit uns gemacht, dem Verein „Kultur am Kelterberg“. beim Vaihinger Stadtfest im Juni 2020. dass sie sich direkt nach dem Konzert Die älteren Semester unter den gebür- quasi für die nächste Freizeit angemeldet tigen Stuttgarter*innen erinnern sich Unser Dauerbrenner, die jährliche Pro- haben. vielleicht noch an ihren Heimatkunde- benfreizeit mit Ensembles aus dem Bezirk unterricht: Wir lernten, dass der Ursprung mit anschließendem Konzert, war dann Wir Ensembleleiter*innen haben uns des Nesenbachs in den Honigwiesen in Vai- der letzte Höhepunkt des Sommerse- anschließend erschöpft aber zufrieden, hingen liegt. Von dort fließt er durchs Kal- mesters. 45 Streicher, Blockflöten, Quer- bei einem guten Essen und einen guten tental nach Stuttgart hinunter – angeblich flöten und – erstmals dabei – Gitarren- Glas Wein schon fürs nächste Jahr verab- war das Aquarium im Breuninger U über spieler probten und probten und probten redet. Da wird dann die Musiktheater- der Rolltreppe ein Stückchen Nesenbach – klasse auch mit auf die Probenfreizeit ge- und mündet dann in den Neckar. In meiner hen. Ich freue mich schon darauf und bin Kindheit war außer dem Breuninger Aqua- gespannt, was bis dahin an Ideen wächst. rium nichts vom Nesenbach zu sehen (und auch das war vermutlich ein fake) Dem ganzen Kollegium im Bezirk sei hier nochmals ein großer Dank ausge- Inzwischen wurde er an manchen Stel- sprochen für das tolle Engagement und len wieder ans Tageslicht gebracht und in die viele Extrazeit an Wochenenden und den Honigwiesen ein kleines, aber feines freien Tagen, ohne die man solche Hö- Naherholungsgebiet am ehemaligen, lei- hepunkte nicht gestalten und erleben der nur zu erahnenden Bachlauf einge- könnte. richtet. Die Honigwiesen sind ein wahres Katharina Künstler Kleinod im Stadtgebiet von Vaihingen. 20
Aus dem Kollegium Teilnahme am Stutttgart-Lauf „Wir machen das Tempo!“ Die Stuttgarter Musikschule startet beim Stuttgart-Lauf 2019 Eine Sinfonie (open air) in fünf Sätzen Introduktion: Sonntag, 26.5.19, 8.30 Stuttgart-Laufs, vor allem dass jeder Läu- Uhr, vor der Mercedes-Benz-Arena, strah- fer eine VVS-Tageskarte bekommen hat. lender Sonnenschein, angenehm warm. Diese Entscheidung von der Stadt ist ganz Es herrscht ein quirliges Treiben zwischen toll. Ich hatte mein Auto in Herrenberg Ständen mit Getränken und Sportarti- stehen gelassen und bin von dort mit der keln. Alle tragen kurze Hosen und Lauf- S-Bahn gefahren. Ich hatte eigentlich vor, schuhe. Alle sind aufgeregt. Gar nicht dass ich einen neuen Rekord laufe. Best- einfach, die Kolleg*innen zu finden. Die marke bisher war 01:40 h. Deshalb habe Laufshirts der Stuttgarter Musikschule ich in der ersten Hälfte mit meinem Tem- sind gerade rechtzeitig fertig geworden. po übertrieben. Das war allerdings keine „Wir machen das Tempo!“ lautet selbst- gute Entscheidung. Die zweite Hälfte bewusst der Slogan auf rotem Grund. war sehr anstrengend für mich. Eines Ta- Dieses Selbstbewusstsein brauchen wir. ges würde ich gern die Zahl „3“ sehen. Vor uns liegen 21 Kilometer. Genauer 01:3x:xx. Aber nach einem „Regentag“ 5. Satz Andante molto inspiratione gesagt 21,097 Kilometer. Zum Schluss wird oft der Himmel besonders klar. Sehr, e poco a poco ritardando, 02:19:31h: fühlen sich Zentimeter wie Kilometer an! sehr angenehmes Wetter zum Laufen Oliver Hasenzahl: „Wenn Du schneller Start ist vor der Mercedes-Benz-Arena, heute. Nächstes Jahr gerne wieder!“ laufen möchtest, hat mir mein Sohn er- Zieleinlauf ist in der Arena. Gelaufen wird klärt, musst Du mit Pulsuhr trainieren! durch Untertürkheim, dann am Neckar 3. Satz Presto stringendo - calando Das habe ich gemacht. Ich habe beindru- entlang bis nach Freiberg und von dort - stringendo, 01:42:38h: Kirsty Wilson: ckende Herzfrequenzen und dunkelrote über Bad Cannstatt zurück. „Ich bin ziemlich gleich wie letztes Jahr Balken auf dem Display gesehen. Über- gelaufen (genau 12 Sekunden langsamer) sehen hatte ich nur eine Kleinigkeit. Die Um 9.00 Uhr fällt der Startschuss zum und bin mit meinem Ergebnis zufrieden. Bodenlampe auf dem Weg. Und zack lag Halbmarathon. Die beiden Moderato- Florian und ich sind zusammen gestartet, ich auf dem Boden. Rippen-, Zehen- und ren geben alles. Seid ihr gut drauf? Ihr ich erstmal schneller weg, bei Kilometer Handgelenksprellung. Fünf Wochen nur schafft das! Die Lautsprecher dröhnen. 8 holte er mich ein und bei Kilometer 11 mentales Training erlaubt. Dann habe Zunächst passiert gar nichts, wenn man zog er vorbei und war nicht mehr einzu- ich erfahren, dass unser stellvertretender wie der Reporter der INTONATION ganz holen! Vielleicht hilft die Trompetenlun- Schulleiter, Andreas Jäger - Mitinitiator hinten startet. Gestartet wird in Blöcken. ge...:)? Ich habe mein Rennen taktisch unseres Laufteams - nicht laufen wird. Da Es dauert gute 10 Minuten, dann laufen in 3 Abschnitte eingeteilt. Quasi in eine habe ich die Laufschuhe nochmal zwei auch wir.... klassische A-B-A Form: 7 km schnell, 7 Wochen in der Ecke liegen gelassen. Tja, km weniger schnell, und die letzten 7 km dann muss es eben auch mal aus dem Die Kolleg*innen sind bereits weit vor- wieder schnell. Die Taktik ging ganz gut Stand gehen. Besser gesagt laufen. Vor- ne. Interviews nach dem Zieleinlauf wä- auf, wobei logischerweise die letzten 7 sichtshalber immer etwas unter Tempo. ren nur möglich, wenn der Reporter der km härter waren als die ersten. GLÜCK- Die Taktik ging bis Kilometer 18 auf. Und Schnellste wäre. Ist er leider nicht, aber er WUNSCH an alle!!! Super gemacht- es dann kam da diese kleine Steigung. O la hat vorgesorgt. Die Eindrücke vom Lauf war heiß und anstrengend! Wir haben es la! Und weg war der Traum vom Schluss- kommen per Mail und ergeben eine Lauf- durchgezogen!“ spurt. Poco a poco ritardando bin ich ins Sinfonie in fünf Sätzen. Stadion eingelaufen. Trotzdem war ich 4. Satz Allegro con spirito, 01:56:20h: stolz. Jetzt einfach nur noch sitzen. Fer- 1. Satz, Presto accelerando, 01:41:58h: Jonas Brodbeck: „Ich bin langsam ge- mate! Schluss und Ende der Sinfonie in Florian Schiessler: „Der Lauf, das Wetter nug gestartet um dann auf den ersten fünf Sätzen. Nächstes Jahr bin ich gerne und unser Team waren großartig! Viel- Kilometern mein gewünschtes Wett- wieder mit dabei! leicht sind wir nächstes Jahr mit etwas kampftempo zu finden. Ich habe mich mehr Anlaufzeit einige mehr. T-Shirts an einen augenscheinlich trainierten Wir werden im Frühjahr 2020 wieder sind ja jetzt vorrätig.“ Und so kurz und Herrn gehängt und habe mich innerlich alle Kollegen und Kolleginnen anschrei- bündig wie sein Statement ist Florian immer wieder motivieren können dran- ben. Neben dem Halbmarathon sind Schiessler gelaufen - mit Schlussspurt. zubleiben! Bei Kilometer 17 musste ich auch Staffel-Teams möglich (3 x 7 Kilo- mein Tempo drosseln, konnte aber so auf meter). Wir machen das Tempo! ist unser 2. Satz, Presto molto energico, den letzten 200 Metern noch einen gu- Slogan. Viel wichtiger ist aber der Spaß 01:42:05h: Chaeong Lim: „Ich habe ten Sprint hinlegen! Mit meiner Zeit bin dabei und die gute Stimmung unter den bereits einige Läufe hinter mir. Freiburg, ich mehr als zufrieden! Ich hab den Lauf Kolleg*innen. Also, Laufschuhe jetzt Schwarzwald-Bräunlingen. Ich war sehr unheimlich genießen können und freue schon schnüren für 2020. begeistert von der Organisation des mich schon auf nächstes Jahr!“ Oliver Hasenzahl 21
Uraufführung Musical Raduan und Julia Musical-Uraufführung im November 2019 Die Vorfreude auf das kommende stößt laufend an soziale Trennlinien. Schuljahr überstrahlt die Ermüdungs- Diese verlaufen zwischen dem Eigenen Aufführungen: erscheinungen kurz vor Semesterende, und Fremden, zwischen Reich und Arm, denn was könnte es Spannenderes, Inter- zwischen Alt und Jung und zwischen Freitag, 8. November, 19 Uhr essanteres und Anregenderes geben, als Mann und Frau. Dass das Stück im leb- Samstag, 9. November, 19 Uhr sich gemeinsam auf ein Musiktheaterpro- haften Italien spielt, ist gut für die Leben- Sonntag, 10. November, 16 Uhr jekt vorzubereiten? digkeit des Stückes, soll aber nicht dar- Montag, 11. November, 11 Uhr über hinwegtäuschen, dass dies lediglich Dienstag, 12. November, 11 Uhr Auf alle Beteiligten warten neue, kre- eine Schablone ist, die für jedes andere ative Herausforderungen, neue Begeg- Land dieser Welt gültig ist. Text: Madeleine Weiler nungen und vor allem neue künstlerische Musik: Ralf Hesse Arbeit. Lieder wollen geprobt, Sprechtex- Noch vor den Sommerferien fand die Regie: Andrea Haupt, Stephan Raab te gelernt, Choreografien entwickelt, Leseprobe mit allen auf der Bühne agie- Musikstücke einstudiert und Figuren er- renden Schüler*innen statt. In den Feri- Mit: Friederike Aippersbach, Johann arbeitet werden. Junge Menschen, die en bereiten sich alle auf ihre Rollen vor, Balle, Katarina Camargo, Gounbi Rose ein Instrument spielen, die singen und lernen die Texte und beschäftigen sich Choi, Eloise Daffy, Gwendolin Frimpong, die auf der Bühne stehen, freuen sich auf mit den Liedern. Nach den Ferien werden Elisabeth Höhndorf, Patrick Kranich, Emi- solche Gelegenheiten und fiebern ihrem sofort die Proben in den unterschied- lia Lachmann, Fiona Lätzel, Anjara Löwe, Bühnenauftritt entgegen. Es ist lobens- lichen Fachbereichen aufgenommen. Jakob Maurer, Vlada Morus, Jonas Platz, wert, dass die Stuttgarter Musikschule Das um Bandmusiker ergänzte Ensem- Leonie Platz, Alexandra Rüdiger, Chan- regelmäßig den kreativen Jugendlichen ble Serenata studiert die Musik ein, die tal Schoch, Clara Schünemann, Fabian diese Möglichkeit zur künstlerischen Be- Sänger*innen des Fachbereichs Gesang Steffes, Lia Steinle, Sophia Tränkle, Jo- tätigung bietet. proben die Lieder, die Schauspieler*innen nas Wachowski, Katarina Wais, Rebecca des neuen Faches Stage Coaching erar- Weber, Mustafa Yildiz, Selim Yildiz, Am 8. November findet die Premiere beiten die Bühnenvorgänge und alle ge- Theodor Ernst, Sophia Horch, Ilayda Yildiz, von „Raduan und Julia“ im Robert-Bosch- meinsam werden chorisch und choreo- Kayra Uysal, Chiara Milia, Philna Heitkamp, Saal statt. Der Stoff des Musicals wurde grapisch unterrichtet. Nebenher werden Ewa Sandlerman, Sara Plonska und dem natürlich von Shakespeares berühmter technische Fragestellungen geklärt und Ensemble Serenata unter der Leitung von Liebesgeschichte inspiriert, ist aber nicht am Kostüm und Bühnenbild gearbeitet. Oliver Hasenzahl. damit identisch. Das Fundament für das Zustandekommen dieser Uraufführung In der Herbstferienwoche treffen sich Musiktheaterklasse: wurde von zwei fleißigen künstlerischen alle Projektbeteiligten zu einer Intensiv- Leitung Andrea Haupt, Stephan Raab Menschen in diesem Schuljahr errichtet. probenwoche in Weikersheim und wirken Ensemble Serenata: Zum einen übertrug die österreichische an der Zusammenführung aller Bereiche Leitung Oliver Hasenzahl Autorin Madeleine Weiler Shakespeares mit. Der Nährboden für eine erfolgrei- Fachbereich Gesang: Stoff auf die heutige Zeit und verfass- che Aufführung ist das Engagement, Leitung Ingeborg Krebs-Kluge te einen neuen, an der Jugendsprache die Liebe zur Kunst und die Einsatzbe- Fachbereich Klavier, Korrepetition angelehnten Text, zum anderen kom- reitschaft von jedem daran Beteiligten. Leitung: Adrian Brendle ponierte der Jazzmusiker Ralf Hesse die Diese freiwillige Aktivitäten bleiben aber Chor: Philipp Schädel dazugehörige Musik. Diesen beiden nicht unbelohnt: Der Applaus nach einer Choreographie: Olivia Musleh Künstlern gebührt besonderer Dank für gelungenen Aufführung ist schön und Technik: Gui Votteler und Team ihren Einsatz und ihr künstlerisches Wir- unmittelbar, aber der viel größere Lohn Organisation: Prof. Dr. Andreas Jäger ken, schufen sie doch damit die Basis, sind die gemeinsamen Erlebnisse, die fürs und Wolfgang Albrecht auf der sich die Schülerinnen und Schüler Leben prägend werden, und die Freund- entfalten können. schaften, die durch das gemeinsame Eintritt: 7,50 € Erwachsene, erm. 3 €, Schaffen entstehen. Familienkarte 16 €, In Raduan und Julia verlieben sich zwei Alleinerziehende mit Kind 8 €. junge Menschen ineinander, obwohl sich Möglicherweise ist das projektimma- Kartenreservierungen: E-Mail: die sozialen Gruppen stark unterschei- nente gemeinsame Spielen, Musizieren stuttgarter.musikschule@stuttgart.de, den, denen sie sich zugehörig fühlen. Sie, und Tanzen ja bereits eine Antwort auf Kennwort: Raduan+Julia Julia, wächst in einer wohlhabenden Fami- die Frage, die uns das Stück stellt: Wie Organisation: Prof. Dr. Andreas Jäger, lie auf, er, Raduan, hat nur seine mittel- kann Liebe in einer von Gegensätzen ge- Wolfgang Albrecht, Rotebühlplatz 28 · losen Freunde, mit denen er geflüchtet ist. prägten Gesellschaft funktionieren? 70173 Stuttgart Die Liebe dieser beiden jungen Menschen Stephan Raab 22
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