Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern

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Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
utzjugend 2016
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Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
Vorwort                                                                                                                                             Inhalt

                                                                                                                                                                                               2016
Würde eine Welt                                                                                                                                              Plastik
 ohne Plastik                                                                                                                                                Was wäre die Welt ohne Plastik?     4
                                                                                                                                                                                                                                   © CFalk / PIXELIO

                                                                                                                                                Titelthema
heute funktionieren?
                                                                                                                                                             Alternativen zu Plastik             6
                                                                                                                                                             Plastik im Meer                     8
 Für uns als Nestflüchter-Redaktion nicht.                                                                                                                   Leben ohne Plastik –
 Denn ohne Schokolade und die entspre-                                                                                                                       ein Selbstversuch                  10
 chende Verpackung, ohne Computer und                                                                                                                        Faktensammlung                     12
 vieles andere würdest du jetzt keinen                                                                                                                       Ohne-Plastik-Supermarkt            14
 Nestflüchter in der Hand halten.                                                                                                                            Plastiktüten im Handel             16
 Aber warum kann es mit dem derzeitigen                                                                                                                      Der Weg einer Plastiktüte          18    Gruppen
                                               zeigen euch, wo Plastik unersetzbar ist, aber
 Plastikverbrauch so nicht weitergehen? Wir                                                gibt.
                                                                                                                                                             Plastik und Gesundheit             20
                                                                                                                                                                                                      Adleraugen aktiv                         36
                                             ikkonsum hat und was es für Alternativen
 auch, welche negativen Folgen unser Plast                                           e Plast ik?                                                                                                      Igel in Bayern                           37
                                                 brauchen wir eigen  tlich das ganz
 Und wir schauen hinter die Kulissen: Für was                                        bietet  ein                                                                                                      Auszeichnung
                                                 n“? Und welche Überrasch     unge n
 Was erlebt so eine Plastiktüte in ihrem „Lebe                                              und                                                                                                       Erlebter Frühling 2015                   38
                                              Nestflüchter, der gleichzeitig unterhaltsam
 Tag ohne Plastik? Freut euch also auf einen                                                                                                                                                          Kampagne „Trashbusters“
 interessant ist!                                                                                                                                                                                     + Gewinner                               39
                                                                                                                                                                                                      NAJU Aschaffenburg:
  		 Eure Redaktion                                                                                                                                          Impressionen                             Lieblingsfarbe Bunt!                     40
                                                                                          es.                                                                Impressionen aus der NAJU          22
                                            es wie immer die Highlights des NAJU-Jahr
  P.S: Nicht zu vergessen: Ab Seite 22 gibt                                         nner des
                                            gement für Flüchtlinge    und die  Gewi
  Watt und Schnee, Camp und Kanu, Enga
                                         Aktio nen, die wir nicht so schnell vergessen!
  „Trashbusters-Awards“… Erlebnisse und

Impressum
 Redaktion: Markus Ries, Isabella Bria, Annabelle Thoma, Tobias Guggenmos, Paula Lerchbaumer, Heidi Sperling, Christoph Tausch,
 Marie Braun, Jakob Braun, Raja Wipfler, Carla Ipach, Jule Bennett, Vinzenz Schindler, Johannes Kronau, René Stauber, Iris Kirschke,
                                                                                                                                                                                                      Die NAJU auf einen Blick
 Alexandra Prinz, Wolfgang Kugler                                                                                                                            NAJU Aktiv                               Wir sind die NAJU                        42
 Illustration Kinderseiten: Hariet Roth • Grafik/Layout: www.grafik-studio-huber.de • Auflage: 8.500 • Titelbild: Jakob Braun
 Fotos: C. Tausch, M. Braun, J. Winkler, J. Redetzky, A. Fischer, A. Bölt, M. Schmidberger, H. Sperling, M. Ries, Dr. E. Pfeuffer, S. Spiegl,
                                                                                                                                                             VerNetzt beim NAJU-Camp 2015       24    Die ehemalige BFDlerin
 C. Jahner, M. Wölfel, P. Bria, M. Hörning, Z. Tunka, R. Rössner, R. Kalkbrenner, C. Fries, M. Kempermann, S. Lederer,                                       Segeltörn 2015                     26    Raja Wipfler erzählt                     43
 Foto Mayer, J. Braun, J. Bennett, R. Wipfler, I. Bria, H.-J. Fünfstück, NAJU Archiv
                                                                                                                                                             Abenteuer Artenvielfalt            28    Das war das NAJU-Jahr 2015               44
 Schriften: www.exljbris.com/delicious.html
 Herausgeber: Naturschutzjugend im LBV • Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein • Telefon: 09174-4775-52; Fax: 09174-4775-75                                      Sommer-Sonne-Kanutour              30    Gruß- & Abschiedsworte
 Internet: www.naju-bayern.de; E-Mail: naju-bayern@lbv.de                                                                                                    Auf den Spuren der Murmeltiere     32    der Landesjugendleitung                  45
                     Die Naturschutzjugend im LBV ist die Jugendorganisation des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.                                   Schneeschuhwandern                 33    Adressen-Verzeichnis
                     Als gemeinnütziger, nach § 29 NatSchG anerkannter Naturschutzverband finanziert sich der LBV zu einem
                     Großteil aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.                                                                                            Ökotrainer-Seminar 2015            34    der NAJU im LBV                          46
                     Unterstützen auch Sie uns!
                                                                                                                                                             Alpenpflanzen                            NAJU-Veranstaltungen 2016
                     Sparkasse Mittelfranken-Süd
                     IBAN: DE64 7645 0000 0240 0143 40 • BIC: BYLADEM1SRS                                                                                    im Wettersteingebirge              35    im Überblick                             48
                     Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des
                     Verfassers und nicht unbedingt des Herausgebers wieder!
                     © Naturschutzjugend im LBV 2016
      2                                                                                                                                                                                                                                  3
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
Beispiel 1                                      Beispiel 3

    Kunststoffe:
                                                                                                                           Autoreifen: Kautschuk                              PET-Flaschen zu Fleecepullovern
                                                                                                                           als Naturprodukt                                   Coca Cola führte in Deutschland 1987 die 1,5-
                                                                                                                           Ein Auto mit Holzrädern? Dürfte unbe-              Liter-Einwegflasche aus Polyethylen-
                                                                                                                          quem werden. Also brauchen wir Gummi                terephthalat (PET) ein, drei Jahre
                                                                                                                        für Autoreifen. Ausgangsstoff ist Kautschuk,          darauf folgte die Mehrwegflasche.
                                                                                                                       aus dem man schon um 1600 v. Chr. erste Ge-            Diese wird nach etwa 20 Umläu-

       qu em un d bi lli g, ab er ni ch t un er se tzbar                                                            genstände wie Bälle herstellte. Es ist der getrock-       fen aus dem Verkehr gezogen.
    Be                                                                                                             nete Saft des Kautschukbaumes, der zu einem
                                                                                                                   elastischen Feststoff wird. Doch: Bei großer Hitze
                                                                                                                                                                              PET-Einwegflaschen       werden
                                                                                                                                                                              teils recycelt und zu Granulat
                                                                                                                   beginnt das Biopolymer zu kleben, bei Kälte wird           verarbeitet, teils verbrannt. Chi-
                                                                                                                   es spröde. Dieses Problem löste Charles Nelson             na importiert jährlich 4 Millionen
                                                                                                                   Goodyear (1800 – 1860), als ihm eine Schwe-                Tonnen PET-Abfälle (entspricht
                                                                                                                   fel-Kautschuk-Mischung auf eine heiße Herdplat-            100 Milliarden Flaschen) zur
                                                                                                                   te gefallen sein soll. Mit Schwefel erhitzt, wird der      Herstellung von Polyesterfa-
                                                                                                                   plastische Kautschuk zum elastischen Gummi.                sern. Fleecepullover bestehen
                                                                                                                   Goodyear stellte zunächst Gummihandschuhe                  klassischerweise aus 55 %
                                                                                                                   her. Im Jahr 2005 wurden 7,6 Millionen Tonnen              Polyester und 45 % Wolle.
                                                                                                                   Kautschuk produziert – zwei Drittel davon landen
                                                                                                                   in Autoreifen. Auch in Matratzen und vielen Klei-          Fazit ....................
                                                                                                                   dungsstücken findet sich Kautschuk.                        Ist also Plastik unersetz-
                                                                                                                                                                              lich? Nein. Es wird fast
                                                                                                                   Von der Schallplatte zur CD                                ausnahmslos als be-

                                                                                                          Beispiel 2
                                                                                                                   Am 18. Juli 1877 gelang es Thomas Alva Edison              quemerer oder billigerer
                                                                                                                   erstmals, die menschliche Stimme aufzuneh-                 Ersatz für alte Materi-
                                                                                                                   men. Sein Phonograph schrieb das gesprochene               alien – Holz, Keramik,
                                                                                                                   „Hallo“ mit einer Nadelspitze in einen mit einem           Glas, Metall – eingesetzt.
                                                                                                                   Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstof-                Kunststoffe wie Gummi
                                                                                                                   fen (Paraffin) getränkten Papierstreifen. Was heute        und Schellack entstehen
                                                                                                                   jedes noch so alte Handy kann, hat die Mensch-             durch Umwandlung von
                                                                                                                   heit erst vor weniger als 150 Jahren erfunden: die         Naturprodukten (Biopo-
                                                                                                                   Tonaufnahme. Das Gerät konnte das Wort – wenn              lymeren). Synthetische
©
                                                                                                                   auch leise – wiederholen. Im Jahre 1887 meldete            Kunststoffe wie PVC
    An
         dre
               Mül                                                                                                 Emil Berliner ein Patent an: die Schellack-Schall-         oder PET erleichtern
                     ler /
                             PIXE
                                    LIO                                                                            platte aus Baumwollflocken, Gesteinsmehl, Ruß              zwar eine günstige Mas-
                                                                                                                   und eben: Schellack. So nennt sich die Ausschei-           senproduktion, Flaschen
                                                                                                                   dung einer kleinen roten Schildlaus. Die harzige           (Glas) und Tonträger
                                                                                                                   Substanz war ein Meilenstein in der Geschichte             (Schellack) hätte es aber

                                          Schon im Jahr 1957
                                          staunte man nicht schlecht, wie viele Kunststoffe in den All-
                                                                                                                   der Kommunikation, noch bevor die heutigen syn-
                                                                                                                   thetischen Kunststoffe erfunden waren. Für ein
                                                                                                                                                                              auch ohne heutiges
                                                                                                                                                                              Plastik gegeben. Wie die
                                                                                                                   Kilogramm Schellack braucht man 300.000 Läuse.             Entwicklung ohne syn-
                                          tag Einzug gehalten hatten. In seinem Buch „Wir bauen eine               Bis 1958 wurden in Deutschland Schellack-Platten           thetisches Plastik ver-
                                          neue Welt“ erdachte sich Josef Hausen eine „böse Fee“, die               verkauft, dann kam die synthetische Vinyl-Schall-          laufen wäre, lässt sich
                                          aus einem Wohnzimmer jegliches Plastik verschwinden lie-                 platte aus Polyvinylchlorid (PVC), das sich auch in        nicht feststellen.
                                          ße. Ob Gardinen aus Chemiefaser, Sitzkissen mit Schaum-                  Bodenbelägen, Rohren oder Folien befindet. Heu-
                                          stofffüllung oder Steckdosen: Die böse Fee hätte heute wahr-             tige CDs und DVDs bestehen aus dem weniger                           Johannes Kronau

                                          scheinlich noch mehr zu tun als vor fast 60 Jahren. Friedrich            kratzempfindlichen Polycarbonat.
                                          Klages schrieb 1970: „Nur zwei Produkte der Biosphäre
                                          werden niemals vollständig verdrängt werden: Holz und Le-
                                          der.“ Die häufig gewordenen „Null-Plastik-Experimente“ im                                  Quellen
                                          Fernsehen bestätigen diese Erkenntnis meist. Aber ist Plas-                                • Cardwell, Donald (1994): Viewegs Geschichte der Technik, London.
                                          tik wirklich unentbehrlich? Und: Wie sähe die Welt ohne die                                • Schwedt, Georg (2013): Plastisch, elastisch, phantastisch.
                                          breite Palette an Kunststoffen aus? Dazu drei Beispiele.                                     Ohne Kunststoffe geht es nicht, Weinheim.
                     4                                                                                                                                                                                            5
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
Herkömmliches Plastik gefährdet unsere Umwelt, da es sich in
       der Natur nicht zersetzt und für die Herstellung Erdöl benötigt
       wird, dessen Förderung mit großen Umweltrisiken verbunden
       ist. Bioplastik hingegen wird oft als eine umweltfreundlichere
               Alternative angesehen. Doch ist das wirklich so?                                                                                                                          Entsorgung
                                                                                                                                                                                           Damit sich biologisch
                                                                                                                                                                                          abbaubare Kunststoffe
                                                                                                                                                                                         zersetzen, benötigen sie
                                                                                                                                                                                        ein warmes und feuchtes
                                                                                                                                                                                       Klima. Da in vielen Regi-

Bioplernaastivte ik
                                                                                                                                                                                      onen diese Bedingungen
                                                                                                                                                                                     nicht gegeben sind, verrot-
                                                                                                                                                                                    ten die Kunststoffe nur sehr
                                                                                                                                                                                   langsam. Auf dem heimischen
                                                                                                                                                                                  Komposthaufen dauert der
                                                                                                                                                                                 Abbau einer Plastiktüte meh-
                                                                                                                                                                                rere Jahre. Auch in Kompost-
                                                                                                                                                                               anlagen dauert die Verrottung

... eine Alt
                                                                                                                                                                              zu lange, weshalb man Bioplastik
                                                                                                                                                                             meist nicht in die Biotonne werfen
                                                                                                                                                                            darf. Zum Recyceln eignen sich
                                                                                                                                                                          diese Kunststoffe aufgrund der che-
                                                                                                                                                                         mischen Zusammensetzung eben-
                                                                                                                                                                        falls nicht. Daher stören sie im gelben
                                                                                                                                                                       Sack den Recyclingprozess und wer-
                                                                                                                                                                      den aussortiert.
                                                                                                                                                                      Die beste Entsorgung von kompostier-

                                                                                                                                                              m
                                                                                                                                                                     barem Plastik ist also die Restmülltonne,

                                                                                                                                                            k.co
                                                                                                                                                                    da hier das Plastik in einer Müllverbren-

                                                                                                                                                        stoc
                              Was ist Bioplastik?                                                                                                                  nungsanlage bestenfalls zur Energieerzeu-

                                                                                                                                                       tter
                                                                                                                                                      Shu
                              Als Bioplastik werden Kunststoffe bezeichnet, die                                                                                   gung verwendet werden kann. Im Vergleich

                                                                                                                                                    /
                              vollständig oder zum Teil biologisch abbaubar sind.                                                                                zum Recycling ist dies eine Ressourcenver-

                                                                                                                                               otos
                                                                                                                                                  h
                              Zu Bioplastik gehören aber auch Kunststoffe, die aus                                                                              schwendung, da so fast alle zur Herstellung

                                                                                                                                             otop
                              nachwachsenden Rohstoffen (z.B. auf der Basis von                                                                                benötigte Energie verloren geht.

                                                                                                                                           ©t
                              Zucker, Weizen, Mais oder Kartoffeln) hergestellt wer-
                              den. Diese sind jedoch von der Art und der chemischen
                              Zusammensetzung her oft identisch mit Produkten auf                                                                       Fazit .........................................
                              Erdölbasis. Es gibt aber auch Kunststoffe, die aus nach-                                                           Auf den ersten Blick wirken die Werbeslogans von
                              wachsenden Rohstoffen hergestellt werden und biolo-                                                               Bioplastikprodukten verlockend. Leider sind jedoch
                              gisch abbaubar sind.                                                                                             auch nachwachsende Rohstoffe nur begrenzt vor-
                                                                                                                                             handen und auch kompostierbares Plastik ist (noch)
                              Vor- & Nachteile von Bioplastik                                                                               nicht überzeugend. Wenn man umweltbewusst leben
                              Die Herstellung von Plastik aus nachwachsenden Roh-                                                          möchte, ist es daher weiterhin die sinnvollste Möglich-
                              stoffen bietet Firmen die Möglichkeit, sich von dem                                                         keit, möglichst wenige Verpackungen zu verwenden, egal
                              knapp und teuer werdenden Erdöl zu lösen. Allerdings                                                       aus welchem Material diese sind.
                              sind nachwachsende Rohstoffe keinesfalls unbegrenzt
                              vorhanden. Die Plastikherstellung konkurriert somit mit                                                                                                                Jakob Braun
                              dem Anbau von Lebensmitteln, wodurch die Nahrungs-
                              mittelpreise weiter steigen. Dies führt letztendlich dazu,
                              dass mehr Menschen auf der Welt Hunger leiden müs-
                              sen. Ein weiterer Nachteil von Bioplastik: Aufgrund der
                              verrottenden Eigenschaften kann es fast ausschließlich       Quellen
                              für kurzlebige Verpackungsmaterialien wie Plastiktüten       • www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/chemie/20110126_abfall_biokunststoffe_stellungnahme.pdf
                              verwendet werden.                                            • www.zeit.de/2013/18/bioplastik-verpackung/seite-2
 6   © piu700 / PIXELIO                                                                    • www.utopia.de/magazin/wie-bio-ist-bioplastik                                                                 7
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
Plastik im M e e r

                                                                                                                                                                                        ©
                                                                                                                                                                                            Fa

                                                                                                                                                                                         C
                                                                                                                                                                                                 lk
                                                                                                                                                                                                      /P
                                                                                                                                                                                                           IXE
                                                                                                                                                                                                                 LIO
                                                                                                                                     Der Plastikmüll wird über
                                                                                                                                     Jahrhunderte langsam zerkleinert
                                                                                                                                     Durch Salzwasser, Wellen und Sonne zerfällt
                                                                                                                                     der Plastikmüll langsam in immer kleinere Teile.
      Über acht Millionen Tonnen Plastik landen  jedes Jahr in den
                                            ist nur ein kleiner Teil
                                                                                                                                     Eine Plastiktüte braucht zum Beispiel zehn bis
                                                                                                                                     20, eine PET-Flasche 450 und eine Angelschnur
      Meeren. Doch das, was wir als Treibgut am Strand finden,
                                                                           und bleibt unse-                                          sogar 600 Jahre, bis sie vollständig abgebaut ist.
      des Mülls. „Mehr als 70 Prozent des Mülls sinkt zum Meeresboden
                                                                         Cornelius Detloff.                                          Bis dahin treiben die immer kleineren Plastikteile,
      ren Augen verborgen“, erklärt der NABU-Meeresexperte Dr. Kim                                                                   die Mikroplastik genannt werden, auf oder unter
                                                                             gen. In jedem
      Der restliche Müll wird durch Strömungen und Wind zusammengetra                                                                der Wasseroberfläche. Am vielen Mikroplastik
      Weltmeer gibt es deshalb einen großen sogenannten Müllstrudel.                                                                 im Meer sind aber auch unsere Fleecepullis und
                                                                           Pacific Garbage
      Ein Drittel des gesamten Plastikmülls hat sich im Pazifik, im „Great                                                           Gesichtspeelings schuld. Durchs Abwasser ge-
                                                                        vom Flugzeug aus
      Patch“, angesammelt. Das ist aber kein Müllteppich, den man                                                                    langen kleine Kunstfasern und Peelingkügelchen
                                                                             eilen.
      sehen kann, sondern eher eine Art riesige Suppe aus kleinen Plastikt                                                           über Flüsse bis ins Meer, weil Klärwerke die Teil-
                                                                                                                                     chen nicht herausfiltern.
WIE LANGE BRAUCHT DER MÜLL IM MEE
                                        R, UM ABGEBAUT ZU WERDEN?
                                                                                                                                     Alte Fischernetze und Plastikteile                                            Eine Lösung für das Plastikproblem
                                                                                                                                     sind eine Todesfalle für Tiere                                                im Meer gibt es noch nicht
                                                                                                                                     Viele Meeresbewohner verwechseln die Müllteile                                Mit einem großen Sieb durch den Atlantik? Mit
                                                                                                                                     mit Nahrung. Eissturmvögel zum Beispiel stürzen                               riesigen Barrieren das Plastik zusammentreiben?
                                                                                                                                     aus großer Höhe aufs Meer hinunter und halten                                 Bisher wird an vielen Vorschlägen geforscht. Bei
                                                                                                                                     alles, was auf der Meeresoberfläche schwimmt,                                 der riesigen Menge Müll, die sich in den Meeren
                                                                                                                                     für Fressen. So wird ihr Magen zwar voll, aber                                und auf dem Meeresgrund befindet, ist die Umset-
                                                                                                                                     sie verhungern trotzdem. Denn vor lauter Plastik                              zung einer Idee gar nicht so einfach.
                                                                                                                                     passt keine richtige Nahrung mehr in ihren Bauch.                             Das Plastik sollte also gar nicht erst in die Mee-
                                                                                                                                     Verheddert sich ein Vogel oder ein Seehund in                                 re hineinkommen! Ihr selbst könnt etwas gegen
                                                                                                                                     Resten von Fischernetzen, Plastiktüten oder Six-                              Müll im Meer tun: Schaut zum Beispiel beim Ein-
                                                                                                                                     pack-Ringen, kommt er selten wieder frei. Das                                 kaufen genau hin und vermeidet Duschgels mit
                                                                                                                                     führt oft zu schweren Verletzungen, und wenn                                  Mikroplastikperlen und nehmt zum Einkaufen den
                                                                                                              mweltbundesamt.de
                                                                                                                                     sich so ein Fischernetz zum Beispiel um den Hals                              Stoffbeutel von Zuhause mit.
                                                                                                                                     wickelt, kann der Vogel nichts mehr fressen und
                                                                                                                                     verhungert oder erstickt.                                                                                           Julia Nestlen
                                                                                                      vom Umweltbundesamt, www.u

                                                                                                                                                                      Mit den Trashbusters gegen Plastik in Flüssen und Meeren
                                                                                                                                                                      Trashbusters ist eine Jugendkampagne der NAJU zu Abfall und Abfallver-
                                                                                                                                                                      meidung. Mit „Trashbusters H2O“ starten in den nächsten zwei Jahren Ak-
                                                                                                                                                                      tionen an Küsten, Stränden und Ufern gegen die „Plastikflut“ in Gewässern.
                                                                                                                                                                      Wie ihr mitmachen könnt, erfahrt ihr unter www.trashbusters.de.
                                                                                              Mit freundlicher Genehmigung

                                                                                                                                   Quellen

                                                                                                                                             • „Ein Meer von Müll“, Plastic Garbage Project, Kim Detloff, NABU 2012, www.plasticgarbageproject.org
                                                                                                                                             • „Eine Ahnung von Apokalypse“, Plastic Garbage Project, Peter Haffner, NZZ Folio 07/2009,
                                                                                                                                               www.plasticgarbageproject.org
                                                                                                                                             • „Ein Meer von Kunststoffen, Was können wir gegen die Vermüllung der Ozeane tun?“,
                                                                                                                                               Umwelt Bundesamt, 18.09.2014, http://www.umweltbundesamt.de
                                                                                                                                             • „Zehn Fakten, Fragen und Antworten zum Thema Müll im Meer“, www.nabu.de
                                                                                                                                             • „Meere werden zu Müllkippen“, Naturschutz aktuell – NABU-Pressedienst,
    8                                                                                                                                          Pressemeldung vom 24.02.2010, www.nabu.de                                                        9
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
A u f g e b e n

                                                                                                                                                              © Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO
                                                        kommt nicht in
                                                                      Frage!
Von einem Tag ohne Plastik,
zwischen Verzweiflungsanfällen                                                                                Wie war das früher?
und dem schönsten                                                                                             Geduscht habe ich gestern Abend. Aber bei
plastikfreien Ort der Welt                              Die Unterhose ist ok
                                                                                                              der Toilette komme ich nicht um einen weiteren
Ich bin vorbereitet. Vorsorglich habe ich mir einen     Und ich nehme mir vor, das Ganze nicht bis ins
                                                                                                              Joker herum: Spülkasten und Klobrille sind aus
Tag freigenommen, auch wenn die Diskussion mit          winzigste Detail zu betreiben. Meine Unterhose,
                                                                                                              Kunststoff. Meine letzte Ausnahme geht für die
meiner Chefin sicher spannend geworden wäre:            die zwar zum größten Teil aus Baumwolle be-
                                                                                                              Zahnbürste drauf. Vielleicht sollte ich an diesem
„Nein, ich werde heute keine Mails bearbeiten und       steht, aber mit Plastikfäden zusammengenäht
                                                                                                              sonnigen Tag einfach raus aus dem Haus und mit
ohne plastikfreien Spitzer muss ich meinen Blei-        ist, ziehe ich also an. Dazu ein Shirt und eine
                                                                                                              einem Freund ein Eis – natürlich in der Waffel –
stift eben mit dem Taschenmesser bearbeiten.“           Leinenhose. Danach freue ich mich, dass meine
                                                                                                              essen gehen. Im letzten Moment merke ich aber,
 Auch meinen Wecker habe ich nicht gestellt, weil       Altbaufenster noch aus Holz und Metall sind und
                                                                                                              dass Handy und Telefon auch tabu sind. Kurz
 ich gleich am Anfang des Tages wohl oder übel          ich die frische Morgenluft hineinlassen kann. Das
                                                                                                              überlege ich, einfach mit dem Rad zu ihm zu fah-
 auf die Plastiktaste hätte drücken müssen – mehr-      war‘s dann aber schon mit einem einfachen Mor-
                                                                                                              ren, aber auch das ist nicht frei von Plastik. Mal
 fach. So früh wollte ich mit dem Versuch, einen Tag    gen. Meine Lieblings-CD – Plastik. Wasserkocher
                                                                                                              ganz abgesehen von meinen Schuhsohlen. Ich
 ohne Plastik zu leben, dann doch nicht scheitern.       und Kaffeemaschine – Plastik. Die Griffe der Be-
                                                                                                              bin genervt und frage mich langsam, warum ich
 Ich wusste aber auch, dass es ziemlich schwer           steckschublade – Plastik. Und die selbstgemach-
                                                                                                              diesen Selbstversuch eigentlich mache und ob
 werden würde, einen ganzen Tag nichts zu nutzen         te Erdbeermarmelade im Kühlschrank – ihr wisst
                                                                                                               ich auf die Schnelle noch sinnvolle Ausnahmen
  oder zu berühren, was ganz oder teilweise aus          schon. Ich entscheide mich dafür, Brot in Honig zu
                                                                                                               erfinden könnte. Aber nein, das Erdöl der Welt
  Plastik ist. Entsprechend gestehe ich mir drei Aus-    tunken und meinen ersten Joker in einen Kaffee
                                                                                                               hält immer noch nicht ewig, der Plastikmüll auf
nahmen zu.                                              zu verwandeln.
                                                                                                               der Welt zaubert sich nicht von alleine weg und
                                                                                                               Aufgeben kommt nicht in Frage.

                                                                                                               A Maß Wasser bittschön!
                                                                                                               Immerhin ist mein Hausschlüssel aus Metall und
                                                                                                               es ist draußen so warm, dass man auch barfuß
                                                                                                               vor die Tür gehen kann. Ich mache mich also auf                                                                 © Rainer Sturm / PIXELIO

                                                                                                               die Suche nach einer Glasflasche, finde aber
                                                                                                               keine. Am Ende fülle ich einen Bierkrug mit Was-
                                                                                                               ser und verlasse die eigenen vier Wände. Die                                        Und morgen?
                                                                                                                Menschen, denen ich begegne, schauen verwun-                                       Ich laufe weiter in Richtung Wald und erinnere
                                                                                                                dert. Ich hoffe, es liegt am vor sich hin schwap-                                  mich an eine Lichtung, die ich vor einem Jahr ent-
                                                                                                                penden Bierkrug. Von einer älteren Frau werde                                      deckt habe. Nach ein paar Metern Unterholz liege
                                                                                                                ich gefragt, was ich mit dem Krug Wasser vorha-                                    ich nun auf weichem Moos, lasse mir einen der
                                                                                                                be. Kurz überlege ich, ihr zu zeigen, wie gut man                                  Äpfel schmecken und genieße die Ruhe.
                                                                                                                sich damit erfrischen kann, erzähle ihr dann aber                                  Der Ärger über mein halbes Frühstück ist ver-
                                                                                                                doch lieber von meinem Experiment. Wir kom-                                         flogen. Vielleicht ist es das, was mir dieser Tag
                                                                                                                men ins Gespräch und regen uns gemeinsam auf                                        gebracht hat: Raus auf´s Land, in den Wald oder
                                                                                                                über die Einpackwut bei Obst und Gemüse. Am                                         einfach nur vor die Tür. Morgen geh ich auf den
                                                                                                                 Ende verschwindet sie kurz in ihrem Garten und                                     Markt, unverpacktes Gemüse kaufen. Zum Auf-
                                                                                                                 schenkt mir eine Hand Äpfel. Ein wunderbares                                       stehen gibt es aber wieder meine Lieblings-CD.
                                                                                                                 Gespräch – plastikfrei.
                                                                                                                                                                                                                         Markus Ries
      10                                                                                                                                                                                                                                    11
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
7 Fakten über Plastik:                                                                                                                                                                                                                                   Wie viel Öl steckt in einer Plastiktüte?

                                                                                                                                                                                                                                               1
                                                                                                                                                                                                                                                         Aus einem Kilo Erdöl gewinnt man ein knappes
                                                                                                                                                                                                                                                         Kilo Polyethylen, aus dem Plastiktüten
                                                                                                                                                                                                                                                         hergestellt werden. Heruntergerechnet
                                                                                                                                                                                           2011                                                          auf eine Plastiktüte benötigt man
                                                                                                                                                                                                                                                         zur Produktion 50 ml Erdöl,
                                                                                                                                         1994
                                                                                                                                                                                                                                                         so viel wie fünf Esslöffel.

           Wie viel Kunststoffmüll entsteht jedes Jahr?

 7
           Ca. 240 Millionen Tonnen Plastikabfälle fallen jährlich weltweit an.
           Allein in Deutschland hat sich die Kunststoffabfallmenge im Zeitraum von
           1994 bis 2011 von 2,8 auf ca. 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr beinahe ver-
           doppelt, hauptsächlich durch den Zuwachs an Müll beim Endverbraucher.
           Das entspricht ungefähr dem Gewicht von zwei Cheops-Pyramiden.

                                                                                                                                                                                                                                                                                              Wie viel Plastik wird

                                                                                                                                                                                                                                                                                  2
       Wie lang benutzen wir eine Plastik-                                                                                                                                                                                                                                                    jährlich hergestellt?

6
       tüte und wie viel wird recycelt?                                                                                                                                                                                                                                                       Weltweit werden jährlich geschätzt
       Die durchschnittliche Gebrauchsdauer eines                                                                                                                                                                                                                                             200 bis 250 Millionen Tonnen Plastik
       Beutels beträgt ca. 25 Minuten. Danach werden                                                                                                                                                                                                                                          hergestellt, also über 38 Tonnen pro Minute.
       sie oft achtlos weggeworfen.
       Die Recyclingquote liegt bei
       nur 6,6 %.

     Die Plastiktüte                                                                                                                                                                                                                                                               Wie viel Plastik

5                                                                                                                                                                                                                                                                       3
     Laut dem Umweltbundesamt werden in                                                                                                                                                                                                                                            wird verbraucht?
     Deutschland pro Kopf und Jahr 76 Plastik-                                                                                                                                                                                                                                     In Deutschland werden jährlich
     tüten verbraucht. Bundesweit führt das                                                                                                                                                                                                                                        11,5 Millionen Tonnen Plastik
     zu einer Nutzung von 6,1 Milliarden                                                                                                                                                                                                                                           verbraucht, so viel wie in keinem
     Plastiktüten im Jahr oder 11.700 Tüten pro Minute.                                                                                                                                                                                                                            anderen Land in Europa.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Im Jahr 2015 liegt der durch-
                                                                                                                                                                                                                                                                                   schnittliche Verbrauch von
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Plastik in Westeuropa bei
                                                                                                                                                                                                                                                                                   139 kg pro Kopf.

                                              Wofür wird der Kunststoff verwendet?

     4
                                                           2011 wurden in Deutschland ca. 11,86 Millionen Tonnen
                                                           Kunststoffwerkstoffe verarbeitet, davon:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               von Raja Wipfler
                                                                              6,2 % für Elektro/ Elektronik

                                                                                                                                                             3,1 % in der Landwirtschaft
                                                                                                              3,0 % für Haushaltswaren
              34,7 % für Verpackungen

                                                                                                                                                                                                                                               • www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1667047/Wie-viel-%C3%96L-STECKT-
                                                                                                                                                                                                                                     Quellen

                                                                                                                                                                                                                                                 IN-PlastikT%C3%9CTEn%3F/
                                                                                                                                                                                           2,2 % in der Medizin
                                                        9,9 % für Fahrzeuge

                                                                                                                                                                                                                                               • www.bund.net/themen_und_projekte/chemie/achtung_plastik/plastikfasten/fakten_ueber_plastik/
                                                                                                                                                                                                                  13,8 % Sonstiges
                                                                                                                                           3,8 % für Möbel
                                        23,4 % im Bau

                                                                                                                                                                                                                                               • http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167089/umfrage/verbrauch-an-kunststoff-werkstoffen-
                                                                                                                                                                                                                                                 pro-kopf-seit-1980/
                                                                                                                                                                                                                                               • www.duh.de/3711.html
                                                                                                                                                                                                                                               • www.plasticskills.com/htcms/de/plastik---die-fakten.html
                                                                                                                                                                                                                                               • www.plasticseurope.de/cust/documentrequest.aspx?DocID=54597
12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           13
Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
d e zimmer                                                                                                     Plastikfreie Supermärkte kommen immer

             Ba
                                                                                                                              mehr ins Gespräch. Das Prinzip dahinter
                                                                                                                              ist ganz einfach: Wie der Name schon
                                                                                                                              sagt, gibt es kein Plastik und auch an
  Im
                                                                                                                              anderen Verpackungsmaterialien wird
                                                                                                                              meist gespart – viele Produkte können
                                                                                                                              zum Beispiel vor Ort direkt in eigene Be-
                                                                                                             hälter abgefüllt werden oder sind lediglich in Papier eingepackt. Die Mei-
                                                                                                                  nungen dazu scheiden sich: Natürlich ist der Einkauf auf diese
                                                                                                                      Art und Weise zeitaufwändiger und umständlicher als
                                                                                                                          in konventionellen Supermärkten, allerdings
                                                                                                                                können dadurch Berge an unnötigem
                                                                                                                                    Verpackungsmüll eingespart
                                                                                                                                               werden.

            Vorher - Nachher
                     Um euch einmal zu zeigen, wie viel Plastik eigentlich im Hausha
                    vorkommt, haben wir ein paar „Vorher- Nachher-Fotos“ aufgeno
                    Auf den Bildern wird  klar, wie abhäng ig wir eigentli ch von
                    So müssten wir z.B., um plastikfrei zu leben, aufs morgendliche
                                                                                          lt so
                                                                                        mmen.
                                                                                  Plastik sind!
                                                                                        Zähne-
                                                                                                       Es geht
                                                                                                         auch                   ohne
                             putzen oder Haarestylen verzichten. Und auch der
                                 Einkauf wäre schwierig, da so gut wie jedes
                                     Lebensmittel eine Plastikhülle trägt.
                                                Aber seht selbst…
Im Kühlsc

                                                                                                  „Plastikfreie Zone“
                                                                                                  Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen und habe die „plastikfreie Zone“, einen kleinen Laden in
                                                                                                  München besucht, der vom ersten Eindruck her eher einem gemütlichen Tante-Emma-Laden gleicht
          hr

                                                                                                  als einem herkömmlichen Supermarkt. Es herrscht eine persönliche Atmosphäre, man wird freundlich
          nk                                                                                      begrüßt, sofort geduzt und kommt schnell ins Gespräch mit den anderen Kunden. Das Sortiment reicht
             a

                                                                                                  von regionalen Bio-Lebensmitteln bis hin zu Hygieneartikeln und Schreibwaren – und alles, wenn
                                                                                                  überhaupt, dann nur in Papier verpackt. Katrin Schüler, die Inhaberin des Geschäfts, lebt laut eigener
                                                                                                  Aussage „so gut wie ohne Plastik“ und berät ihre Kunden gerne zu dem Thema.

                                                                                                  Fasziniert von den verschiedensten Eindrücken und Gesprächen verging die Zeit wie im Flug. Mit
                                                                                                  einem leckeren, selbst zusammengestellten Proviant in meiner Dose und einem zufriedenen Bauch-
                                                                                                  gefühl machte ich mich auf den Heimweg. Mein Fazit: Ich werde wohl öfter herkommen
                                                                                                  und diese tolle Idee weiter unterstützen. Und: Es geht sehr wohl ohne Plastik!
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Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
sofort nach dem Einkauf ausgehändigt. Aus dem
                                                                                                                                                                  lockeren Umgang mit diesem Problem ziehen Un-
                                                                                                                                                                  ternehmen ihren Nutzen: Denn mit ihren bunten,
                                                                                                                                                                  großen Logos dienen Plastiktüten den Unterneh-
                                                                                                                                                                  men als vermeintlich kostengünstiger Werbeträ-
                                                                                                                                                                  ger – doch irgendjemand zahlt immer den Preis.
                                                                                                                                                                  Und hier ist es die Umwelt.

                                                                                                                                                                  Trend zur kostenpflichtigen Plastiktüte
                                                                                                                                                                  Umweltverbände kritisieren die Gesetzeslage

               Plastiktüten im Handel
                                                                                                                                                                  in Deutschland zu diesem Thema schon seit
                                                                                                                                                                  längerem und fordern eine Besteuerung wie in
                                                                                                                                                                  Irland oder wenigstens eine generelle Auflage
                                                                                                                                                                  zum kostenpflichtigen Verkauf der Tüten. Im Ab-
                                                                                                                                                                  wägen zwischen Kunden- und Umweltinteressen
                                                                                                                                                                  sind inzwischen auch mehrere Drogeriemärkte
                                                                                                                                                                  dazu übergegangen, Plastiktüten nicht mehr ge-
                                                                                                                                                                  bührenfrei mitzugeben. Bei Budnikowsky und
Praktisch, bequem und billig                         Der Umgang mit Plastiktüten                                                                                  Müller beispielsweise gibt es diese nicht mehr
Wer kennt sie nicht? Plastiktüten. Ob zum Ein-       in Deutschland                                                                                               kostenlos; DM hingegen stellt es den Filialen frei,
kauf von Lebensmitteln, beim Shoppen oder als        In Deutschland hingegen sind die Positionen zu                                                               ob sie eine Gebühr verlangen.
Werbeträger - sie begleiten unseren Alltag. Da-      Plastiktüten im Handel noch sehr unterschied-
bei sind Plastiktüten zwar alles, nur nicht grün.    lich: Viele Menschen erkennen inzwischen den                                                                    Die EU als Wegweiser
                                                     Schaden, der durch den hohen Plastiktütenver-                                                                Dieser Weg wird auch von der EU unterstützt. So
Die grüne (Plastik)Insel                             brauch entsteht, und versuchen diesen zu ver-                                                                sollen bis 2019 alle Mitgliedsländer den jährlichen
Irland, die „grüne Insel“, hatte ein größer wer-     ringern; andere finden selbst den in Supermärk-                                                              Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten auf 90 Stück
dendes Problem: Die Insel wurde immer weniger        ten inzwischen erhobenen Preis von 10 Cent pro                                                               senken, bis 2025 sogar auf 40. In Deutschland
grün, dafür gab es immer mehr Plastik. Somit         Tüte zu hoch.                                                                                                sind es Stand 2013 71 Plastiktüten pro Kopf, damit
beschloss das irische Parlament im Jahr 2002         Ein Verbot zur Ausgabe von kostenlosen Plastik-                                                              ist das erste Limit bereits erreicht. Bis 2025 muss
eine Besteuerung von 15 Cent aller Plastiktüten      tüten gibt es in Deutschland nicht – teilweise ist                                                           aber auch Deutschland noch an seinem Ver-
im Handel. 2007 wurde diese Steuer sogar noch        das Mitgeben von Plastiktüten nach dem Verkauf                                                               brauch arbeiten. Sinnvoll wäre hier zum Beispiel
einmal auf 22 Cent erhöht. Nach anfänglicher         sogar reine Routine. Wie viele Verbraucher beim                                                              die Einführung einer Plastiksteuer.
Skepsis der Bevölkerung ist dort die zusätzliche     Einkauf bemerken, wird einem, egal ob man nach                                                               Im Vorreiter-Land Irland scheint die aktuelle Ge-
Abgabe beim Kauf inzwischen akzeptiert.              einer Plastiktüte verlangt hat oder nicht, diese                                                             setzeslage mit Einführung der Steuer schon Wir-
                                                                                                                                                                  kung zu zeigen: Dort ist die Nutzung inzwischen
                                                                                                                                                                  sogar auf ca. 16 Plastiktüten pro Person gesunken.

                                                                                                                                                                                                        Vinzenz Schindler

                                                                                                                    Quellen
                                                                                                                    • www.rp-online.de/politik/deutschland/gruene-wollen-steuer-auf-plastiktueten-aid-1.2293270
                                                                                                                    • www.sueddeutsche.de/wirtschaft/drogeriemarkt-dm-filialen-verbannen-gratis-plastiktuete-1.2380571
                                                                                                                    • www.sz-online.de/ratgeber/plastiktuete-koennte-bald-22-cent-kosten-3092385.html
                                                                                                                    • www.taz.de/!5059097/
                                              © Peter Heinrich / PIXELIO       © Maleen / marinephotobank.org       • www.dw.com/de/streit-um-h%C3%B6here-preise-f%C3%BCr-plastikt%C3%BCten/a-17454394

                                                                                           © gold36 / Fotolia.com

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Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
Der Weg einer Plastiktüte ...

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                                                                                                 ren auf uns angewendet wurden, ein starker
Darf ich mich vorstellen?                                                                        Wind zum Beispiel, der kleinere Kollegen
Ich bin eine formschöne, aber leider namen-                                                      wegpustete, mich aber nur ordentlich kitzel-
lose Plastiktüte, die schon einiges erlebt                                                       te. Die meisten Stationen wie den Elektro-      Wir schweren Teile wurden dann einge-
hat. Ich stamme aus einer gutbürgerlichen                                                        magnet und das elektrische Feld habe ich        schmolzen. Was für eine unausstehliche
Fabrik und bin das 534 674. Exemplar. Na ja,   Zuhause angekommen, war ich dann wohl             eigentlich gar nicht gemerkt, aber einige der   Hitze! Schließlich bekamen wir eine lang-
geboren wurde ich eigentlich in einem Che-     überflüssig, denn die Frau stopfte mich           Mitreisenden haben sich da ganz komisch         weilige Stangenform verpasst und wurden
mielabor, aber das ist lange her.              einfach in einen großen Sack. Dort traf ich       verhalten und sind nach oben weggeflogen.       kleingehackt, sodass nur noch Krümel übrig
Ich erinnere mich allerdings noch gut da-      allerdings noch ganz viele andere Plastik-        Dann wurden wir mit Licht bestrahlt und alle,   blieben. Ich muss zugeben, dass ich mich
ran, dass ich, nachdem ich die Form ei-        teile von unterschiedlichem Aussehen, aber        die dabei ähnlich wie ich reagierten, wurden    da schon ein bisschen in meine Kindheit mit
ner Tüte bekommen hatte und mit meinen         auch mir völlig Unbekanntes, so zum Bei-          in die gleiche Richtung weitergeleitet.         meiner hübschen Tütenform zurücksehne.
Geschwistern auf eine Rolle aufgewickelt       spiel silbern glitzernde Folie - die gefiel mir                                                   Ich hörte irgendwo jemanden sagen, dass
wurde, lange Zeit in einem engen, finsteren    besonders gut.                                    Jetzt muss ich wohl zum unangenehmen            meine jetzige Plastikform minderwertig sei,
Karton warten musste, bis mein Leben wirk-                                                       Teil der Geschichte kommen:                     irgendetwas von einem Qualitätsverlust,
lich begann.                                   Nach einer Weile wurden wir dann raus in          Ich wurde geschreddert, gemahlen und,           was ich sehr verletzend fand.
                                               die Kälte gestellt, wo wir bald unsanft in ei-    als ob das nicht schon genug wäre, da-
Ausgepackt wurde ich dann in einem Su-         nen großen Wagen geschmissen wurden.              nach in heißes Wasser geschmissen! Oben         Als wir aber etwas später in die schöns-
permarkt, wo ich an den Gemüsestand ge-        Als nächste Station meiner Reise kam ein          schwamm dann ganz viel glibberiger Pa-          te Blumenkübelform aller Zeiten gegos-
legt wurde. Schließlich wurde ich von einer    Trichter an die Reihe, dann ein sich bewe-        pierbrei. Für die jetzt folgende Karussell-     sen wurden, war ich doch wieder mehr als
Frau gepackt und zum Einpacken eines           gendes Band. Leider verlor ich hier meine         fahrt, mein absoluter, unumstrittener Lieb-     versöhnt.
Päckchens Karotten verwendet. Als Verpa-       Freunde der letzten Tage im Getümmel, als         lingsteil, hat sich aber die ganze Prozedur
ckung einer Verpackung! Was für eine be-       der Sack, in dem wir lagen, aufgerissen wur-      gelohnt. Das Wasser, in dem ich schwamm,                                             Marie Braun
leidigende Aufgabe! Aber vielleicht war das    de. Dafür konnte ich jetzt die Förderband-        drehte sich ganz schnell, um schwere von
erst der Anfang einer tollen Karriere - wer    fahrt direkt genießen. Hui macht das Spaß!        leichten Plastikteilen zu trennen.
weiß? Im Auto traf ich dann immerhin noch
zwei meiner Geschwister und fühlte mich                                                                                                          Quellen
gleich weniger einsam.                                                                                                                           • Zwirner, Heiko: Da haben wir es wieder.
                                                                                                                                                   fluter – Magazin der Bundeszentrale für
                                                                                                                                                   politische Bildung, Ausgabe 52, 2014, S. 23 f.

    18                                                                                                                                                                                    19
Plastik
                                                                                                                                      Doch am gravierendsten ist wohl die Aufnahme               Auswirkungen
                                                                                                                                      über den Mund. Kleine Kinder sind besonders be-          Die Auswirkungen des Plastiks bzw. der Weichma-
                                                                                                                                      troffen, da diese ihr Spielzeug in den Mund neh-         cher sind vielfältig und werden ständig diskutiert.
                                                                                                                                      men und altersbedingt größere Schäden nehmen             Jedoch ist man sich einig, dass Weichmacher wie
                                                                                                                                      können. Dennoch nehmen auch Erwachsene di-               DEHP oder BPA hormonähnlich sind. Das Hor-

                                                             und
                                                                                                                                      verse Weichmacher wie DEHP oder BPA (Bisphe-             monsystem ist eines der wichtigsten Steuersys-
                                                                                                                                      nol A) vor allem über Nahrung in den Körper auf.         teme in unserem Körper, dementsprechend fatal
                                                                                                                                      Bei vielen in Plastik verpackten Lebensmitteln,          können die Folgen einer Schädigung sein (vor al-
                                                                                                                                      besonders bei fetthaltigen Fertiggerichten, lassen       lem bei Kindern, deren Hormonsystem noch nicht

                                                        Gesund
                                                        Gesund
                                                                                                                                      sich erhöhte Konzentrationen von Weichmachern            vollständig entwickelt ist). Sammeln sich also mit
                                                                                                                                      nachweisen. Doch auch unverpackte Produkte               der Zeit Weichmacher im Körper an, kann dies laut
                                                                                                                                      können Plastik enthalten. Eine wichtige Rolle spielt     Bundesinstitut für Risikobewertung (kurz BfR) zu

                                                        heit
                                                        heit
                                                                                                                                      dabei das sogenannte Mikroplastik. Dies ist nichts       Unfruchtbarkeit und Schäden bei der Kindesent-
                                                                                                                                      anderes als in kleinste Teile zerfallenes Plastik,       wicklung im Mutterleib führen. Des Weiteren wird
                                                                                                                                      das man in großer Menge in den Weltmeeren fin-           vermutet, dass DEHP im Zusammenhang mit Dia-
                                                                                                                                      det. Dort wird es von Fischen aufgenommen. So            betes und Fettleibigkeit stehen sowie Leber- und
                                                                                                                                      gelangt schlussendlich unser Abfall wieder bei           Nierenschäden verursachen kann.
                                                                                                                                      uns auf den Teller.

                                                                                                                                                                                               Lösungsansätze
                                                                                                                                                                                               Um Gefahren für die Gesundheit einzudämmen,
                                                                                                                                                                                               hat die EU bereits DEHP in Kosmetika verboten
                                                                                                                                                                                               und die Verwendung genehmigungspflichtig ge-
                                                        Aufnahme in den Körper                                                                                                                 macht. Des Weiteren darf BPA in Deutschland
                                                      Treten giftige Stoffe aus dem Plastik aus, können                                                                                        nicht mehr in Lebensmittelbehältern verwendet
                                                      diese in den Körper gelangen. Dabei gibt es meh-                                                                                         werden, die für Babynahrung gedacht sind. Das
                                                      rere Möglichkeiten, wie das geschieht. Es kann                                                                                           Problem ist allerdings, dass vor allem Spielzeu-
                                                      über die Haut aufgenommen werden, wer also                                                                                               ge oft aus Ländern wie China importiert werden
                                                      oft Flip-Flops oder andere Schuhe aus Kunst-                                                                                             und dort solche Regelungen nicht existieren. Des
                                                                                                                                                                             © KFM / PIXELIO
                                                      stoffen trägt, nimmt so mit der Zeit Weichmacher                                                                                         Weiteren forscht man an diversen Alternativen, so-
  Gefahr Weichmacher                                  auf. Auch können diese über die Atmung in den                                   Keine Gefahr besteht jedoch bei PET-Flaschen.            genannten Bioweichmachern, die die aktuell ver-
In den letzten Jahren ist die Diskussion um schäd-    Körper gelangen, da sie „ausdampfen“ (vielleicht                                Auch wenn der Name Polyethylenterephthalat es            wendeten Weichmacher ersetzen und biologisch
liche Chemikalien in Plastik, allen voran Weichma-    kennt ihr den intensiven Kunststoffgeruch neuer                                 vermuten lässt, enthalten diese keine Phthala-           ungefährlich sein sollen.
cher, immer lauter geworden. Auf vielen Produkten     Autos oder Elektrogeräte).                                                      te. Jedoch gibt PET mit der Zeit Acetaldehyd ab,         Man muss jedoch nicht gleich in Panik verfallen.
aus Plastik findet man Hinweise wie „Phthalatfrei“,                                                                                   eine fruchtig schmeckende Substanz, die von              Alle genannten negativen Auswirkungen sind
doch nur wenige wissen wirklich, was Weichma-                                                                                         der EU auf die Liste der Substanzen mit Verdacht         Langzeitschäden. Schränkt man seinen Umgang
cher sind. Weichmacher, oder auch Phthalate                                                                                           auf krebserregende Wirkung gesetzt wurde. Die            mit Plastik also ein, greift lieber zu den ohnehin
genannt, sind Chemikalien, die verwendet wer-                                                                                         meisten PET-Flaschenhersteller haben allerdings          umweltfreundlicheren Mehrwegflaschen und ach-
den, um dem von Natur aus spröden Plastik die                                                                                         reagiert. Acetaldehyd findet man laut Stiftung           tet beim Spielzeugkauf auf das Herkunftsland,
gewünschte Elastizität zu verleihen. Ein Beispiel                                                                                     Warentest in größeren Mengen nur noch in Billig-         geht man schon mal einen Schritt in die richtige
für so einen Weichmacher ist das gesundheitsge-                                                                                       marken aus dem Discounter, da diese Flaschen             Richtung.
fährdende DEHP (Diethylhexylphthalat), das mitt-                                                                                      zumeist Einwegflaschen sind, die keinen Ace-
lerweile jedoch nur noch eingeschränkt verwen-                                                                                        taldehydblocker enthalten.
det werden darf. Es ist also weniger das Plastik an
sich, das eine Gefahr für die Gesundheit darstellt,                                                                                                                                                                         Alessandro Schwemmer
als vielmehr die darin enthaltenen Chemikalien,
die nicht fest gebunden sind und deshalb mit der                                                                                      Quellen
                                                                                                          © lichtkunst.73 / PIXELIO

Zeit austreten können.                                                                                                                • www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/chemie/120615_bund_chemie_achtung_
                                                                                                                                        plastik_broschuere.pdf
                                                                                                                                      • www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/gesundheit/themenuebersicht/
                                                                                                                                        gesund-im-alltag/plastik-weichmacher-kunststoff-bisphenol-umwelt100.html
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P R E S S I O N E N
     IM

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NAJU-Camp
                                               2015
                                        Sehr geehrte Gäste,
                                                                                    möchte euch hiermit
                                        ich, die Zeltplatzkatze vom Altmühlsee,
                                                                                      sames in meinem
                                        verkünden, was sich diesen Sommer Selt
                                        Revier zugetragen hat:
                                                                                     der Regen einsetzte,
                                        Als nach langer Trockenheit endlich mal
                                                                                       Leuten aus ganz
                                         fand sich hier ein nettes Grüppchen mit
                                                                                        e Stoffbauten zu
                                         Bayern zusammen und fing an, große weiß
                                                                                      auch mein Schlaf-
                                         errichten. Von diesen wurde schönerweise
                                                                                        ht kuschelige Ge-
                                          platz eingeschlossen, wodurch ich jede Nac
                                                                                       ei die kreischenden
                                          sellschaft hatte. Miauz! Lustig fand ich dab
                                                                                    n Zelten erschraken.
                                          Mädels, die vor den Mäusen unter ihre
                                          Wer hat denn vor Mäusen Angst???

Kurzfellbadetag und Breakdance                                                                               Vogelinsel? Eine nahrhafte Gegend.
Den ganzen Zeltlagerspaß bezeichneten die Ju-                                                                Am Abend nach dieser Demo genossen sie leckere, regionale Öko-Burger - miau! - und vertrie-
gendlichen als „Lieber grün vernetzen als schwarz-                                                           ben mit viel Elan und guter Laune die Regenwolken, so dass am nächsten Tag die Sonne schien.
sehen“. Dabei redeten sie zum Beispiel über die                                                              Dank des guten Wetters konnte eine riesige Sandburg gebaut, die Vogelinsel besucht – wäre
Herkunftsländer von Pizza-Zutaten, ließen ihre zar-                                                          sicher eine nahrhafte Gegend für mich gewesen –, über die Stromversorgung diskutiert und der
ten Stimmlein am Lagerfeuer zu Gitarrengeklimper                                                             UN-Jugenddelegation der NAJU gelauscht werden.
erklingen, hopsten Breakdance und knüpften aus
langen Seilen ein riesiges Fadenspiel zwischen ei-                                                           Später wurden meine empfindlichen Öhrchen jedoch sehr durch laute Musik strapaziert. Die
nige meiner Kletterbäume. Grrr, gar nicht nett!                                                              Kampierenden waren aber bester Laune und tanzten – anfangs sogar zu einer richtigen Band –
                                                                                                             bis in die späte Nacht.
Nachdem sie ihr kurzes Fell im See nass gemacht
hatten – wer macht so was freiwillig? – legten sie                                                           Am nächsten Morgen krochen diese müde aus ihren Stoffbauten, brachen ihr Lager ab und nach-
sich oft in einen selbst gebauten Backofen, ge-                                                              dem sie alle verschwunden waren, kehrte endlich wieder Ruhe in meinem Revier ein. Aber die
nannt Schwitzhütte. Außerdem veranstalteten sie                                                              Streicheleinheiten vermisse ich dagegen sehr. Miau!
einen Kuschelabend für mich, bei dem sie neben-
bei einen Film guckten und Zuckerwatte naschten.                                                                                                                                   Tobias, Jule, Lausi, Jakob
Schnurr, das war gemütlich!

Eines Tages verließen sie mit Bannern und Trom-
meln ausgestattet den Platz und kamen erst am
Abend völlig erschöpft wieder. Ich ließ mir von ei-
nem Vöglein zuzwitschern, dass sie in Nürnberg
gegen lange Transportwege von Lebensmitteln
und anderen Konsumgütern demonstriert hätten.

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SEGELTÖ0R N
        15                                                 2
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                                                                                                             Das war das Motto unseres Skippers dieses Jahr. Alle waren Feuer und Flamme, die nie-
                                                                                                             derländischen Inseln zu entdecken, neue Freundschaften zu knüpfen und natürlich zu se-

              Is ja Weeeeelt!!!
                                                                                                             geln. Mit viel Wind erreichten wir bald unser Ziel, die deutschen Inseln.
                                                                                                             Auf unserem Weg dorthin gab es einiges zu sehen. Ob Robben, Meeresleuchten oder
                                                                                       Feuer und Flamme,
                                                   igen Segeltörns. 20 Leute waren                           Nachtsegeln bei Sternenhimmel, das Weltnaturerbe Wattenmeer hatte ziemlich viel zu
            Das war das Motto des diesjähr                                              Zug fuhren wir von
                                                 nteuer „Segeln“ zu starten. Mit dem                         bieten. Natürlich waren wir auch Wattwandern und haben dort die Tier- und Pflanzenwelt
         endlich abzulegen und das Abe
                                              and.                                                           näher kennengelernt. Außerdem erkundeten wir die Inseln, badeten im kalten Salzwasser
      Nürnberg nach Harlingen in Holl                                             erst mal besser kennen-
         er  war  en sow  ohl alte  als auc  h  neue Gesichter dabei. Um sich                                und hatten viel Spaß bei der Schlammschlacht.
Wie imm                                                                     r Gesellschaft ist, wenn man
                lten wir  ein paa  r Spie le: Man weiß, dass man in gute                                     Selbstverständlich stand auch immer wieder Einkaufen auf dem Programm. Ob Haupt-
zulernen , spie                                                               wer sich nach dem improvi-
              ng  mit eine r leeren   Plas tikflasche geschlagen wird. Und                                   mahlzeit oder der Snack zwischendurch: Wir waren immer von den besten Nahrungsmit-
zur Beg rüßu                                                                  tige Entscheidung war, beim
             ung  ssch lage n imm   er noc h nicht sicher war, ob es die rich                                teln umgeben, die Holland zu bieten hat und aßen diese kontinuierlich. Und wie immer ha-
sierten Zeit                                                                     isu endgültig überzeugt.
        rn  der  NAJ U  mitz ufah ren,  wur  de mit einem Willkommens-Tiram                                  ben wir selbst gekocht, wobei höchst exquisite Speisen wie Backfisch oder Semmelknödel
Segeltö                                                                                                      mit Schwammerlsoße entstanden.

                                                                                                             Wunderbaaar!
                                                                                                             Das war das Motto unseres Maates dieses Jahr, der der Meinung war, dass „99 Luftballons“
                                                                                                             die passendere Nationalhymne Deutschlands wäre.
                                                                                                             Niemand war allerdings mehr Feuer und Flamme, als wir nach zehn Segeltagen wieder in
                                                                                                             den Zug nach Hause steigen mussten. Aber es bleiben tausende Erinnerungen und Bilder
                                                                                                             vor dem inneren Auge. Wie jedes Jahr war dieser Törn einfach wunderbar! Wir freuen uns
                                                                                                             schon wieder auf nächstes Jahr, wenn‘s endlich wieder heißt: „GLEICH EINE WENDE!“

                                                                                                                                                                 von Johanna Redetzky, Annabelle Thoma
                                                                                                                                                                                und Paula Lerchbaumer

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Einfach wegengunefdlositgzeen ,                                                                   Am letzten Tag des Seminars lernten die

                            n geblieben
                                                                                                   jungen Naturliebhaber Kleinstlebewesen

              hergeschwomm                                                                         der Gewässer beim Keschern kennen.
                                                                                                   Ein junger Wissenschaftler entführte die
                                                                                                   Teilnehmer in die Welt der Bakterien und
Das Wochenende „Abenteuer Artenvielfalt“                                                           zeigte ihnen einige Präparate.
                                                                                                   Auch Spiel und Spaß kamen am Wochen-
im LBV-Zentrum Nößwartling vom 12.-14.06.15                                                        ende natürlich nicht zu kurz. Ein Highlight
                                                                                                   für alle Kinder war sicherlich die Tour mit
Im Landkreis Cham „tigerten“ neugierige Kinder aus ganz Bayern ein Wochenende lang mit den
                                                                                                   Wathose entlang des Eisvogelsteigs im
beiden Betreuern Markus Schmidberger und Antje Bölt durch die Vielfalt unserer heimischen Na-
                                                                                                   Fluss Chamb, bei der man ganz deutlich
tur. Fledermäuse, Biber, Frösche, Vögel und selbst die ganz kleinen, wirbellosen Tiere gab es in
                                                                                                   die unterschiedlichen Strömungen des
verschiedensten ausgewählten Lebensräumen zu entdecken und zu erleben.
                                                                                                   Flusses spüren konnte. Bei hochsommer-
Einfach schon weggeflogen waren allerdings die ca. 100                                             lichen Temperaturen war der Wasserspaß
Zwergfledermäuse bereits, als die Gruppe am ersten Abend                                           mit dem „Piratenfloß“ aber auch eine will-
des Seminars diese eigentlich mit Hilfe eines Bat-Detek-                                           kommene Abkühlung. Am Ende der Ver-
tors, der die Ultraschallrufe der Fledermäuse hörbar macht,                                        anstaltung gab es von Seiten der (leider
beobachten wollte. Die Kinder und Betreuer saßen und war-                                          nur wenigen) Teilnehmer lediglich den
teten – vergebens! Es stellte sich heraus, dass die Tiere von                                      Kritikpunkt, dass ein Wochenende mehr
ihrem nächtlichen Beuteflug am Vorabend nicht wieder zu-                                           als zwei Tage haben sollte.
rückgekehrt waren, sondern wohl ein anderes Quartier be-
zogen hatten. Alle Naturforscher fuhren etwas enttäuscht,                                                                                Antje Bölt
aber immerhin mit der Erkenntnis, dass Fledermäuse häu-
fig ihr Quartier wechseln, wieder nach Nößwartling in die
Alte Mühle zurück.
Hergeschwommen kamen am nächsten Abend dafür
zwei Biber bei einer nächtlichen Exkursion an einem Wei-
                                                                                                   Ja… ich will aktiv werden! Ich interessiere mich für:
her. Vorher hatte Markus sogar schon viel Wissenswertes                                                           die nächste Kinder- oder Jugendgruppe in meiner Umgebung
über den Biber erzählt und alle hatten ihr neues Wissen
                                                                                                                  die Gründung einer Kinder- oder Jugendgruppe
praktisch angewandt, indem sie wie ein Biber Karotten ab-
genagt hatten.                                                                                                    die landesweiten Arbeitskreise und Projektteams der NAJU
Sitzen geblieben sind die vielen Vögel am Rötelseewei-                                                            ein Praktikum oder einen Bundesfreiwilligendienst bei der NAJU
her, als sie von den Kindern mit dem Spektiv beobachtet
                                                                                                                  …
wurden. Lachmöwen, Flamingos, Kormorane und Schwarz-
halstaucher mit ihren Jungen bekamen sie vor die Linse.
                                                                                                                                                                     Bitte das komplett ausgefüllte Formular
Außerdem konnte die Gruppe seltene Amphi-
                                                                                                                                                                     (Vorder- und Rückseite) ausschneiden und in
bien wie Gelbbauchunken, Erdkröten und                                                                                                                               einem geschlossenen Kuvert an uns senden:
Seefrösche hautnah erleben
                                                                                                   Vorname, Name
und lernen, wie man sie                                                                                                                                              An die
schützen kann, wie
                                                                                                                                                                     Naturschutzjugend im LBV
zum Beispiel durch
Amphibienleitsyste-                                                                                Straße, Hausnummer                                                Postfach 1380
me im Straßen-                                                                                                                                                       91157 Hilpoltstein
verkehr.
                                                                                                   Postleitzahl, Ort
                                                                                                                                                                                   Tel.: 0 91 74-47 75-51
                                                                                                                                                                                   E-Mail: naju-bayern@lbv.de
                                                                                                   Telefon 		                   E-Mail                                             www.naju-bayern.de
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Für Abwechslung und ein bisschen Action sorgten am Nachmittag dann zwei Bootsrutschen
                                                                                                                                                                                                             und wilde Wasserschlachten. Auch wenn sich gegen Ende der zwanzig Flusskilometer erste
                                                                                                              schwitzen? Kam gar nicht in
                                                                             Im Sommer zuhause vor sich hin                                                                                                  Erschöpfungszeichen breit machten. Entsprechend musste am Abend mit Gemüseburgern
                                                                                                            vierzehn Paddelbegeisterten,
                                                                             Frage! Zumindest nicht für die                                                                                                  wieder für Energie gesorgt werden. Und danach ein Lagerfeuer? Nein, Gewitterregen, in dem
                                                                                                             tour wieder aufleben ließen.
                                                                             die die Tradition der NAJU-Kanu                                                                                                 die Zelte noch schnell mit ein paar Heringen gesichert werden mussten.

                                                      Nicht ärgern, wir sind das Brot-Boot!
                                                                                                                                                                                                             Harmonie-
                                                                                                                                                                                                             und Chaos-Boot!
                                                                                                                                                                                                             Spätestens auf der letzten Etap-
                                                                                                                                                                                                             pe von Dollnstein nach Wasserzell
                                                                                          In fünf Kanus wurde die Altmühl unsicher gemacht. Aber mal von vorn: Erst-                                         hatten einige der Paddelteams
                                                                                          mal ankommen im Altmühltal, genauer auf dem Zeltplatz in Pappenheim. Gut,                                          schon eigene Namen. Während
                                                                                          dass dieser direkt am Wasser liegt, denn bei um die 30 Grad und Sonne pur                                          das Brot-Boot wie der Name schon
                                                                                          mussten wir uns einfach erstmal abkühlen. Die Wetterlage war dann sicher                                           sagt, ohne Unfälle das Brot trans-
                                                                                          auch beste Motivation nach Abendessen und einer Nachtwanderung zur                                                 portierte, war die Lenktechnik im
                                                                                          Burg, nicht im Zelt, sondern unter freiem Himmel zu schlafen. Lagerfeuer?                                          Chaos-Boot nicht ganz so ausge-
                                                                                          Zu warm.                                                                                                           reift. Das Harmonie-Boot konnte
                                                                                                                                                                                                             mit guter Absprache und schnellem
                                                                                          In die Boote, fertig, los!                                                                                         Tempo punkten, während „the best
                                                                                          Bevor es aber die Paddel in die Hand gab, wurde in Paddel- und Lenktechni-                                         pirate boat on earth“ [Aussprache:
                                                                                          ken eingeführt. Dann konnte die „Sommer-Sonne-Kanutour“ auf der Altmühl                                            se bäst peiret boot on örs] einfach
                                                                                          endlich beginnen. Nach ersten Lenkschwierigkeiten paddelten wir entspannt                                          das beste Piratenboot der Welt war.
                                                                                          vorwärts, links und rechts Felstürme, gelbe Teichrosen und natürlich auch                                          Wir freuen uns schon jetzt auf die
                                                                                          jede Menge Tiere. Zu quietschenden „Oh, wiiiiiiie süüüüüß“ verleiteten vor                                         „Sommer-Sonne-Kanutour“ im
                                                                                          allem die Enten- und Bläßhuhnküken, die sich zahlreich am Ufer tummelten.                                          nächsten Jahr, auf bekannte und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              igen?
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Mal mit ins Kanu ste
                                                                                                                                                                                                             neue Paddler, die den Sommer auf
                                                                                                                                                                                                             die schönste Art und Weise genie-          Du willst das nächste
Ja… ich will was bewegen und werde Mitglied bei der Naturschutzjugend im LBV!                                                                                                                                ßen wollen: am Fluss, auf dem Fluss        Dann melde dich an
                                                                                                                                                                                                                                                                           ! Dieses Mal sind wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   hl!
                                                                                                                                                                                                                                                                             3. Juli auf der Altmü
                                                          alle bis 18 Jahre, Schüler, Studenten, Azubis (22,- €/Jahr)                       Erwachsene (48,- €/Jahr)                                         und im Fluss.                              unterwegs vom 1. bis
                                                                                                                                                                                                                                     Markus Ries
                                                          Familien (54,- €/Jahr)				                                                        Familien ermäßigt (30,- €/Jahr) (auf Antrag)

                                                 Vorname, Name 		                                                  Geburtsdatum      Weitere Familienmitglieder:
Bitte sorgfältig in Druckbuchstaben ausfüllen!

                                                 Straße, Hausnummer

                                                 Postleitzahl, Ort
                                                                                                                                     Vorname, Name (Ehepartner)		                        Geburtsdatum
                                                 Telefon

                                                 E-Mail

                                                 Geworben von:                                                                       Vorname, Name (Kind bis 18 Jahre)		                 Geburtsdatum

                                                 Mitgliedsnummer des Werbers:

                                                 Datum, Unterschrift:
                                                                                                                                     Vorname, Name (Kind bis 18 Jahre)		                 Geburtsdatum
                                                                        (Erziehungsberechtigte/r bei Jugendlichen unter 18 Jahren)

                     Um Verwaltungskosten zu sparen, erlaube ich widerruflich, den Beitrag von                                          €/Jahr und/oder eine Spende in Höhe von              € abzubuchen:

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                     						                                                                                                           (Beiträge und Spenden an den LBV sind steuerlich abzugsfähig)

                                                            Als      Begrüßungsgeschenk erhalte ich einen Naturführer!
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         31
Auf den Spuren
     der Murmeltiere
         Am Pfingstsonntag fanden sich elf Teilnehmer zwischen 11 und
         15 Jahren auf dem Ferienhof Buchlar bei Bad Hindelang in den
         Allgäuer Alpen ein, um gemeinsam in eine vielversprechende
         Woche zu starten. Früh am nächsten Morgen begann das Aben-
         teuer mit der Fahrt in einer ruckeligen Materialseilbahn hinauf
         auf 1500 m. Dort auf der Zipfelsalpe versorgte uns Alphirte Chris-
         toph Brutscher mit Getränken und Eimern und los ging‘s!

         Die Mission

                                                                              Schneeschuhwanderrsnchutz
         Unsere Mission: Steine, die die Murmeltiere beim Graben ih-
         rer Tunnelbauten an die Oberfläche befördert hatten, sammeln
         und zu großen Legehaufen zusammentragen. Für zusätzlichen

                                                                                                                         & Natu
         Schwierigkeitsgrad sorgte der steile Berghang, an dem schnell
         einmal ein Eimer herunterrutschen konnte.

         Doch wieso das Ganze?
         Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was das Bauen eines Steinhaufens      Noch bevor der offizielle Beginn begann
         mitten auf der Weide für einen Sinn hat. Die Antwort: Die Steine     Sausten wir schon hinunter den Hang
         beeinträchtigen die Weideflächen und überwachsene Löcher             In jede Kurve auf schnellen Kufen
         bieten Stolperfallen für die Almrinder. Diese Schäden themati-       Bei Jubelschreien und Jubelrufen.
         sierte Christoph Brutscher immer wieder bei der Alpgenossen-
         schaft und wollte die Murmeltiere sogar abschießen lassen. Auf       Danach fanden wir uns im Ostertal ein
         der Suche nach Lösungsmöglichkeiten entstand die Idee eines          Auf einer Hütte klein aber fein
         Pflegeeinsatzes, den die Naturschutzjugend seitdem im Rah-           Damit wir dort in keine Lawine geraten
                                                                                                                      srüstung
         men des Murmeltierseminars durchführt.                               Zeigte uns Wolfgang die Lawinenschutzau
                                                                              aus Sonde, Pieper und Spaten.
         Exkursion & Freizeit
         Wie groß ist das Revier eines Steinadlers, wie viele Murmeltiere
         leben in einem Bau und woher kam der Wolf, der als letztes in
                                                                               Nach einer Stärkung am Frühstückstisch
         den Alpen gesehen wurde? Antworten auf diese und viele wei-           Brachen wir auf munter und frisch
         tere Fragen gab es bei einer Exkursion ins Ostrachtal mit LBV-        Quälten uns steile Höhen hinauf
                                                                                                                      Lauf.
         Gebietsbetreuer Henning Werth. Für große Begeisterung sorgten         Mal mit schnellem mal mit langsamerem
         die Murmeltiere, Gämsen und Rothirsche, die wir mit dem Spek-
                                                                                                                        Blicke
         tiv ganz nah heranholen konnten. Im Freizeitbad Bad Hindelang         Oben genossen wir die Pause und weite
                                                                                                                         -Clique
         und beim gemeinsamen Kochen in der Ferienwohnung wuchsen              Und Infos von Henning zur Schneehuhn
         die Jugendlichen zu einer festen Gruppe zusammen,                     Der Abstieg ging dann schn  eller vora n
                                                                                                                            eigentlich
         sodass es nicht besonders schwierig war, am                           Lockte doch leckerer Kaiserschmarrn – nee,
                                                                                                                            so wenig.
         Abend die Werwölfe ausfindig zu machen.                               gab es Käsespätzle. Auf die reimt sich aber
         Danke an alle Beteiligten                                                                                      mal einen Hang hinauf
                                                                                Auch am Sonntag schneeschuhten wir noch
         für eine tolle Woche im Allgäu!                                                                              den
                                                                                Und kämpften mit tausend Schweinehun
                            Raja Wipfler
                                                                                Genossen nochmal gemeinsame Stunden
32                                                                              Bitte nochmal – wir freuen uns drauf!                 Markus Ries & Bella Bria
                                                                                                                                                                 33
Von FrüchtesteFace kelzug                                                                        Gruppenleitnperflafo rtbildung “
                                                                                                                         nzen im Wettersteingebirge
                                                                                                                                     „Alpe
                                                    bi                                                 Mit der NAJU-Gruppe ein Wochenende
                                                                                                                                                in den Alpen zu verbringen - das bildet für
                                                                                                                                                  aison. Die monumentale Bergwelt spricht
                                                                                                                                                                                             Groß & Klein
                                                                                                                                                                                              für sich selbst
                                                                                                       sicherlich den Höhepunkt in der NAJU-S                                               schen sicherlich
                                                                                                                                                 Art ein. So legen naturinteressierte Men
                                                                                                       und wirkt auf jeden Besucher auf ihre                                                     ne Schätze:
                                                                                                                                                   entdecken plötzlich ganz kleine, gar verborge
                                                                                                       auch einen genauen Blick an den Tag und
                                                                                                                                                     Blütenpracht.
                                                                                                       die alpine Vegetation mit ihrer Vielfalt und
                                                                                                                                                     en, war das Ziel der Gruppenleiterfortbildung
                                                                                                        Diese Vielfalt zu verstehen und zu bestimm
                                                                                                        „Alpenpflanzen im Wettersteingebirge“.

                                                                                                       Alpenwelt ist Pflanzenwelt
     Gruppenstunde leicht gemacht                                                                      Auf dem Wochenendseminar im Juli konnten sich die Teilnehmerin-
     Vom 2.-6. Oktober veranstaltete die NAJU wie jedes Jahr das Seminar „Ökotrainer“ für              nen und Teilnehmer einen Überblick über die alpine Vegetation
     Kinder- und Jugendgruppenleiter und alle, die es einmal werden wollen. Die altersmäßig            verschaffen. Ergänzend zu einer theoretischen Einführung wurden
     bunt gemischte Truppe traf somit am Freitagabend im Jugendübernachtungshaus Stock-                die wichtigsten Besonderheiten der alpinen Ökologie und von ver-
     heim mitten im Fränkischen Seenland ein, um sich dort Vorträge über verschiedene Lei-             schiedenen Alpenpflanzen u.a. von Alpingärtner Helmut Wiesmet
     tungsstile, Rechtsfragen und Maßnahmen zur Prävention von sexueller Gewalt anzuhören.             vorgestellt. Unser Weg führte dabei von Garmisch-Partenkirchen
     Aufgelockert wurden diese theoretischen Teile mit Kennenlernrunden in ungezwungener               aus durch die raue Partnachklamm, über das Oberrheintal stetig
     Atmosphäre und dynamischen Gruppenspielen, bei denen die Teilnehmer Inspirationen                 aufwärts. Das erste Ziel war der auf 1850 Meter gelegene botani-
     für ihre Gruppenstunden bekamen. Bastelaktionen wie das Bauen einer Rakete oder eines             sche Alpengarten am Schachen. Hier konnten Gebirgspflanzen der
     Spechtes kamen hier ebenso gut an wie das Zubereiten und Verkosten eines mit frisch               ganzen Welt bestaunt werden. Doch ein langer Aufstieg zu der auf
     gesammelten Wildfrüchten gekochten Tees. Am Abend tauschten die Teilnehmer die ge-                2360 Metern gelegenen Meilerhütte stand uns noch bevor.
     sammelten Erfahrungen dann am Lagerfeuer aus und ließen den Tag gemütlich ausklingen.             Dabei überschritten wir die Baumgrenze, wobei uns hochspeziali-
                                                                                                       sierte Alpenpflanzen erwarteten, die Wind, Trockenheit, Kälte und
        Ökotrainer verloren im Wald                                                                    Nährstoffmangel trotzen. Hier fanden wir auch das besonders gut
     Das Highlight des Seminars war die anschließende Nachtwanderung, bei der die Teilnehmer           angepasste Lebendgebärende Alpen-Rispengras, das keine Sa-
     den Wald zunächst mit Fackeln, dann in völliger Dunkelheit erleben durften. Beim abschlie-        men ausbildet, sondern vollständig mit Wurzeln und Blättern ver-
     ßenden Sololauf machte jedoch der besonders dichte Nebel dieser Nacht den Teilnehmern             sehenen Nachwuchs erzeugt. Einmal abgeworfen, können diese
     es schwer, den Weg zum Waldende zu finden und einige verirrten sich im Gehölz. Nachdem            sofort an ihrem neuen Standort mit den Wurzeln Fuß fassen.
     Seminarleiter Sandro Spiegl kurz darauf alle wieder eingesammelt hatte, wurde über dieses
     Abenteuer noch viel gelacht und die Teilnehmer meinten, so hätte es sich gezeigt, dass nicht      Pädagogik vor grandiosem Bergpanorama
     immer alles nach Plan verläuft. Weitgehend nach Plan verlief dafür dann aber die Ökorallye        Bestandteil des Seminars waren darüber hinaus Methoden zur
     des Jugendbüros, bei der die Teilnehmer Holz wiegen, Gegenstände suchen und andere                kind- und jugendgerechten Weitergabe des erworbenen Wissens.
     spannende Aufgaben lösen mussten. Zum Abschluss des Seminars wurden dann noch die                 LBV-Umweltbildnerin Julia Prummer leitete dazu viele Spiele an,
     am Vortag gebastelten Raketen in den Himmel geschossen und bei der Abschlussrunde                 erzählte Geschichten über Alpenpflanzen und informierte über
     waren sich wirklich alle einig, es sei ein gelungenes Seminar gewesen.                            die Ökologie des Alpenraums. Auf kargen Höhenwegen bestaun-
                                                                                                       ten wir ein grandioses Bergpanorama und nach dem gemeisterten
                                                                     Heidi Sperling & die Ökotrainer   Aufstieg erwartete uns ein gemütlicher Hüttenabend. Am Sonntag
                                                                                                       folgte dann noch der abschließende Abstieg ins Tal.

                                                                                                       Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen, Teilnehmer und Referenten
                                                                                                       für die schöne Zeit in den Bergen, gilt es da nur zu sagen! Auch ein
                                                                                                       Dankeschön an die Mitarbeiter der LBV-Geschäftsstelle Garmisch,
                                                                                                       die durch ihre Mithilfe bei der Vororganisation zu einem reibungslo-
                                                                                                       sen Ablauf beitrugen.

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