Jahrbuch der Naturschutzjugend 2016 - NAJU Bayern
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Vorwort Inhalt 2016 Würde eine Welt Plastik ohne Plastik Was wäre die Welt ohne Plastik? 4 © CFalk / PIXELIO Titelthema heute funktionieren? Alternativen zu Plastik 6 Plastik im Meer 8 Für uns als Nestflüchter-Redaktion nicht. Leben ohne Plastik – Denn ohne Schokolade und die entspre- ein Selbstversuch 10 chende Verpackung, ohne Computer und Faktensammlung 12 vieles andere würdest du jetzt keinen Ohne-Plastik-Supermarkt 14 Nestflüchter in der Hand halten. Plastiktüten im Handel 16 Aber warum kann es mit dem derzeitigen Der Weg einer Plastiktüte 18 Gruppen zeigen euch, wo Plastik unersetzbar ist, aber Plastikverbrauch so nicht weitergehen? Wir gibt. Plastik und Gesundheit 20 Adleraugen aktiv 36 ikkonsum hat und was es für Alternativen auch, welche negativen Folgen unser Plast e Plast ik? Igel in Bayern 37 brauchen wir eigen tlich das ganz Und wir schauen hinter die Kulissen: Für was bietet ein Auszeichnung n“? Und welche Überrasch unge n Was erlebt so eine Plastiktüte in ihrem „Lebe und Erlebter Frühling 2015 38 Nestflüchter, der gleichzeitig unterhaltsam Tag ohne Plastik? Freut euch also auf einen Kampagne „Trashbusters“ interessant ist! + Gewinner 39 NAJU Aschaffenburg: Eure Redaktion Impressionen Lieblingsfarbe Bunt! 40 es. Impressionen aus der NAJU 22 es wie immer die Highlights des NAJU-Jahr P.S: Nicht zu vergessen: Ab Seite 22 gibt nner des gement für Flüchtlinge und die Gewi Watt und Schnee, Camp und Kanu, Enga Aktio nen, die wir nicht so schnell vergessen! „Trashbusters-Awards“… Erlebnisse und Impressum Redaktion: Markus Ries, Isabella Bria, Annabelle Thoma, Tobias Guggenmos, Paula Lerchbaumer, Heidi Sperling, Christoph Tausch, Marie Braun, Jakob Braun, Raja Wipfler, Carla Ipach, Jule Bennett, Vinzenz Schindler, Johannes Kronau, René Stauber, Iris Kirschke, Die NAJU auf einen Blick Alexandra Prinz, Wolfgang Kugler NAJU Aktiv Wir sind die NAJU 42 Illustration Kinderseiten: Hariet Roth • Grafik/Layout: www.grafik-studio-huber.de • Auflage: 8.500 • Titelbild: Jakob Braun Fotos: C. Tausch, M. Braun, J. Winkler, J. Redetzky, A. Fischer, A. Bölt, M. Schmidberger, H. Sperling, M. Ries, Dr. E. Pfeuffer, S. Spiegl, VerNetzt beim NAJU-Camp 2015 24 Die ehemalige BFDlerin C. Jahner, M. Wölfel, P. Bria, M. Hörning, Z. Tunka, R. Rössner, R. Kalkbrenner, C. Fries, M. Kempermann, S. Lederer, Segeltörn 2015 26 Raja Wipfler erzählt 43 Foto Mayer, J. Braun, J. Bennett, R. Wipfler, I. Bria, H.-J. Fünfstück, NAJU Archiv Abenteuer Artenvielfalt 28 Das war das NAJU-Jahr 2015 44 Schriften: www.exljbris.com/delicious.html Herausgeber: Naturschutzjugend im LBV • Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein • Telefon: 09174-4775-52; Fax: 09174-4775-75 Sommer-Sonne-Kanutour 30 Gruß- & Abschiedsworte Internet: www.naju-bayern.de; E-Mail: naju-bayern@lbv.de Auf den Spuren der Murmeltiere 32 der Landesjugendleitung 45 Die Naturschutzjugend im LBV ist die Jugendorganisation des Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. Schneeschuhwandern 33 Adressen-Verzeichnis Als gemeinnütziger, nach § 29 NatSchG anerkannter Naturschutzverband finanziert sich der LBV zu einem Großteil aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Ökotrainer-Seminar 2015 34 der NAJU im LBV 46 Unterstützen auch Sie uns! Alpenpflanzen NAJU-Veranstaltungen 2016 Sparkasse Mittelfranken-Süd IBAN: DE64 7645 0000 0240 0143 40 • BIC: BYLADEM1SRS im Wettersteingebirge 35 im Überblick 48 Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers und nicht unbedingt des Herausgebers wieder! © Naturschutzjugend im LBV 2016 2 3
Beispiel 1 Beispiel 3 Kunststoffe: Autoreifen: Kautschuk PET-Flaschen zu Fleecepullovern als Naturprodukt Coca Cola führte in Deutschland 1987 die 1,5- Ein Auto mit Holzrädern? Dürfte unbe- Liter-Einwegflasche aus Polyethylen- quem werden. Also brauchen wir Gummi terephthalat (PET) ein, drei Jahre für Autoreifen. Ausgangsstoff ist Kautschuk, darauf folgte die Mehrwegflasche. aus dem man schon um 1600 v. Chr. erste Ge- Diese wird nach etwa 20 Umläu- qu em un d bi lli g, ab er ni ch t un er se tzbar genstände wie Bälle herstellte. Es ist der getrock- fen aus dem Verkehr gezogen. Be nete Saft des Kautschukbaumes, der zu einem elastischen Feststoff wird. Doch: Bei großer Hitze PET-Einwegflaschen werden teils recycelt und zu Granulat beginnt das Biopolymer zu kleben, bei Kälte wird verarbeitet, teils verbrannt. Chi- es spröde. Dieses Problem löste Charles Nelson na importiert jährlich 4 Millionen Goodyear (1800 – 1860), als ihm eine Schwe- Tonnen PET-Abfälle (entspricht fel-Kautschuk-Mischung auf eine heiße Herdplat- 100 Milliarden Flaschen) zur te gefallen sein soll. Mit Schwefel erhitzt, wird der Herstellung von Polyesterfa- plastische Kautschuk zum elastischen Gummi. sern. Fleecepullover bestehen Goodyear stellte zunächst Gummihandschuhe klassischerweise aus 55 % her. Im Jahr 2005 wurden 7,6 Millionen Tonnen Polyester und 45 % Wolle. Kautschuk produziert – zwei Drittel davon landen in Autoreifen. Auch in Matratzen und vielen Klei- Fazit .................... dungsstücken findet sich Kautschuk. Ist also Plastik unersetz- lich? Nein. Es wird fast Von der Schallplatte zur CD ausnahmslos als be- Beispiel 2 Am 18. Juli 1877 gelang es Thomas Alva Edison quemerer oder billigerer erstmals, die menschliche Stimme aufzuneh- Ersatz für alte Materi- men. Sein Phonograph schrieb das gesprochene alien – Holz, Keramik, „Hallo“ mit einer Nadelspitze in einen mit einem Glas, Metall – eingesetzt. Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstof- Kunststoffe wie Gummi fen (Paraffin) getränkten Papierstreifen. Was heute und Schellack entstehen jedes noch so alte Handy kann, hat die Mensch- durch Umwandlung von heit erst vor weniger als 150 Jahren erfunden: die Naturprodukten (Biopo- Tonaufnahme. Das Gerät konnte das Wort – wenn lymeren). Synthetische © auch leise – wiederholen. Im Jahre 1887 meldete Kunststoffe wie PVC An dre Mül Emil Berliner ein Patent an: die Schellack-Schall- oder PET erleichtern ler / PIXE LIO platte aus Baumwollflocken, Gesteinsmehl, Ruß zwar eine günstige Mas- und eben: Schellack. So nennt sich die Ausschei- senproduktion, Flaschen dung einer kleinen roten Schildlaus. Die harzige (Glas) und Tonträger Substanz war ein Meilenstein in der Geschichte (Schellack) hätte es aber Schon im Jahr 1957 staunte man nicht schlecht, wie viele Kunststoffe in den All- der Kommunikation, noch bevor die heutigen syn- thetischen Kunststoffe erfunden waren. Für ein auch ohne heutiges Plastik gegeben. Wie die Kilogramm Schellack braucht man 300.000 Läuse. Entwicklung ohne syn- tag Einzug gehalten hatten. In seinem Buch „Wir bauen eine Bis 1958 wurden in Deutschland Schellack-Platten thetisches Plastik ver- neue Welt“ erdachte sich Josef Hausen eine „böse Fee“, die verkauft, dann kam die synthetische Vinyl-Schall- laufen wäre, lässt sich aus einem Wohnzimmer jegliches Plastik verschwinden lie- platte aus Polyvinylchlorid (PVC), das sich auch in nicht feststellen. ße. Ob Gardinen aus Chemiefaser, Sitzkissen mit Schaum- Bodenbelägen, Rohren oder Folien befindet. Heu- stofffüllung oder Steckdosen: Die böse Fee hätte heute wahr- tige CDs und DVDs bestehen aus dem weniger Johannes Kronau scheinlich noch mehr zu tun als vor fast 60 Jahren. Friedrich kratzempfindlichen Polycarbonat. Klages schrieb 1970: „Nur zwei Produkte der Biosphäre werden niemals vollständig verdrängt werden: Holz und Le- der.“ Die häufig gewordenen „Null-Plastik-Experimente“ im Quellen Fernsehen bestätigen diese Erkenntnis meist. Aber ist Plas- • Cardwell, Donald (1994): Viewegs Geschichte der Technik, London. tik wirklich unentbehrlich? Und: Wie sähe die Welt ohne die • Schwedt, Georg (2013): Plastisch, elastisch, phantastisch. breite Palette an Kunststoffen aus? Dazu drei Beispiele. Ohne Kunststoffe geht es nicht, Weinheim. 4 5
Herkömmliches Plastik gefährdet unsere Umwelt, da es sich in der Natur nicht zersetzt und für die Herstellung Erdöl benötigt wird, dessen Förderung mit großen Umweltrisiken verbunden ist. Bioplastik hingegen wird oft als eine umweltfreundlichere Alternative angesehen. Doch ist das wirklich so? Entsorgung Damit sich biologisch abbaubare Kunststoffe zersetzen, benötigen sie ein warmes und feuchtes Klima. Da in vielen Regi- Bioplernaastivte ik onen diese Bedingungen nicht gegeben sind, verrot- ten die Kunststoffe nur sehr langsam. Auf dem heimischen Komposthaufen dauert der Abbau einer Plastiktüte meh- rere Jahre. Auch in Kompost- anlagen dauert die Verrottung ... eine Alt zu lange, weshalb man Bioplastik meist nicht in die Biotonne werfen darf. Zum Recyceln eignen sich diese Kunststoffe aufgrund der che- mischen Zusammensetzung eben- falls nicht. Daher stören sie im gelben Sack den Recyclingprozess und wer- den aussortiert. Die beste Entsorgung von kompostier- m barem Plastik ist also die Restmülltonne, k.co da hier das Plastik in einer Müllverbren- stoc Was ist Bioplastik? nungsanlage bestenfalls zur Energieerzeu- tter Shu Als Bioplastik werden Kunststoffe bezeichnet, die gung verwendet werden kann. Im Vergleich / vollständig oder zum Teil biologisch abbaubar sind. zum Recycling ist dies eine Ressourcenver- otos h Zu Bioplastik gehören aber auch Kunststoffe, die aus schwendung, da so fast alle zur Herstellung otop nachwachsenden Rohstoffen (z.B. auf der Basis von benötigte Energie verloren geht. ©t Zucker, Weizen, Mais oder Kartoffeln) hergestellt wer- den. Diese sind jedoch von der Art und der chemischen Zusammensetzung her oft identisch mit Produkten auf Fazit ......................................... Erdölbasis. Es gibt aber auch Kunststoffe, die aus nach- Auf den ersten Blick wirken die Werbeslogans von wachsenden Rohstoffen hergestellt werden und biolo- Bioplastikprodukten verlockend. Leider sind jedoch gisch abbaubar sind. auch nachwachsende Rohstoffe nur begrenzt vor- handen und auch kompostierbares Plastik ist (noch) Vor- & Nachteile von Bioplastik nicht überzeugend. Wenn man umweltbewusst leben Die Herstellung von Plastik aus nachwachsenden Roh- möchte, ist es daher weiterhin die sinnvollste Möglich- stoffen bietet Firmen die Möglichkeit, sich von dem keit, möglichst wenige Verpackungen zu verwenden, egal knapp und teuer werdenden Erdöl zu lösen. Allerdings aus welchem Material diese sind. sind nachwachsende Rohstoffe keinesfalls unbegrenzt vorhanden. Die Plastikherstellung konkurriert somit mit Jakob Braun dem Anbau von Lebensmitteln, wodurch die Nahrungs- mittelpreise weiter steigen. Dies führt letztendlich dazu, dass mehr Menschen auf der Welt Hunger leiden müs- sen. Ein weiterer Nachteil von Bioplastik: Aufgrund der verrottenden Eigenschaften kann es fast ausschließlich Quellen für kurzlebige Verpackungsmaterialien wie Plastiktüten • www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/chemie/20110126_abfall_biokunststoffe_stellungnahme.pdf verwendet werden. • www.zeit.de/2013/18/bioplastik-verpackung/seite-2 6 © piu700 / PIXELIO • www.utopia.de/magazin/wie-bio-ist-bioplastik 7
Plastik im M e e r © Fa C lk /P IXE LIO Der Plastikmüll wird über Jahrhunderte langsam zerkleinert Durch Salzwasser, Wellen und Sonne zerfällt der Plastikmüll langsam in immer kleinere Teile. Über acht Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr in den ist nur ein kleiner Teil Eine Plastiktüte braucht zum Beispiel zehn bis 20, eine PET-Flasche 450 und eine Angelschnur Meeren. Doch das, was wir als Treibgut am Strand finden, und bleibt unse- sogar 600 Jahre, bis sie vollständig abgebaut ist. des Mülls. „Mehr als 70 Prozent des Mülls sinkt zum Meeresboden Cornelius Detloff. Bis dahin treiben die immer kleineren Plastikteile, ren Augen verborgen“, erklärt der NABU-Meeresexperte Dr. Kim die Mikroplastik genannt werden, auf oder unter gen. In jedem Der restliche Müll wird durch Strömungen und Wind zusammengetra der Wasseroberfläche. Am vielen Mikroplastik Weltmeer gibt es deshalb einen großen sogenannten Müllstrudel. im Meer sind aber auch unsere Fleecepullis und Pacific Garbage Ein Drittel des gesamten Plastikmülls hat sich im Pazifik, im „Great Gesichtspeelings schuld. Durchs Abwasser ge- vom Flugzeug aus Patch“, angesammelt. Das ist aber kein Müllteppich, den man langen kleine Kunstfasern und Peelingkügelchen eilen. sehen kann, sondern eher eine Art riesige Suppe aus kleinen Plastikt über Flüsse bis ins Meer, weil Klärwerke die Teil- chen nicht herausfiltern. WIE LANGE BRAUCHT DER MÜLL IM MEE R, UM ABGEBAUT ZU WERDEN? Alte Fischernetze und Plastikteile Eine Lösung für das Plastikproblem sind eine Todesfalle für Tiere im Meer gibt es noch nicht Viele Meeresbewohner verwechseln die Müllteile Mit einem großen Sieb durch den Atlantik? Mit mit Nahrung. Eissturmvögel zum Beispiel stürzen riesigen Barrieren das Plastik zusammentreiben? aus großer Höhe aufs Meer hinunter und halten Bisher wird an vielen Vorschlägen geforscht. Bei alles, was auf der Meeresoberfläche schwimmt, der riesigen Menge Müll, die sich in den Meeren für Fressen. So wird ihr Magen zwar voll, aber und auf dem Meeresgrund befindet, ist die Umset- sie verhungern trotzdem. Denn vor lauter Plastik zung einer Idee gar nicht so einfach. passt keine richtige Nahrung mehr in ihren Bauch. Das Plastik sollte also gar nicht erst in die Mee- Verheddert sich ein Vogel oder ein Seehund in re hineinkommen! Ihr selbst könnt etwas gegen Resten von Fischernetzen, Plastiktüten oder Six- Müll im Meer tun: Schaut zum Beispiel beim Ein- pack-Ringen, kommt er selten wieder frei. Das kaufen genau hin und vermeidet Duschgels mit führt oft zu schweren Verletzungen, und wenn Mikroplastikperlen und nehmt zum Einkaufen den mweltbundesamt.de sich so ein Fischernetz zum Beispiel um den Hals Stoffbeutel von Zuhause mit. wickelt, kann der Vogel nichts mehr fressen und verhungert oder erstickt. Julia Nestlen vom Umweltbundesamt, www.u Mit den Trashbusters gegen Plastik in Flüssen und Meeren Trashbusters ist eine Jugendkampagne der NAJU zu Abfall und Abfallver- meidung. Mit „Trashbusters H2O“ starten in den nächsten zwei Jahren Ak- tionen an Küsten, Stränden und Ufern gegen die „Plastikflut“ in Gewässern. Wie ihr mitmachen könnt, erfahrt ihr unter www.trashbusters.de. Mit freundlicher Genehmigung Quellen • „Ein Meer von Müll“, Plastic Garbage Project, Kim Detloff, NABU 2012, www.plasticgarbageproject.org • „Eine Ahnung von Apokalypse“, Plastic Garbage Project, Peter Haffner, NZZ Folio 07/2009, www.plasticgarbageproject.org • „Ein Meer von Kunststoffen, Was können wir gegen die Vermüllung der Ozeane tun?“, Umwelt Bundesamt, 18.09.2014, http://www.umweltbundesamt.de • „Zehn Fakten, Fragen und Antworten zum Thema Müll im Meer“, www.nabu.de • „Meere werden zu Müllkippen“, Naturschutz aktuell – NABU-Pressedienst, 8 Pressemeldung vom 24.02.2010, www.nabu.de 9
A u f g e b e n © Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO kommt nicht in Frage! Von einem Tag ohne Plastik, zwischen Verzweiflungsanfällen Wie war das früher? und dem schönsten Geduscht habe ich gestern Abend. Aber bei plastikfreien Ort der Welt Die Unterhose ist ok der Toilette komme ich nicht um einen weiteren Ich bin vorbereitet. Vorsorglich habe ich mir einen Und ich nehme mir vor, das Ganze nicht bis ins Joker herum: Spülkasten und Klobrille sind aus Tag freigenommen, auch wenn die Diskussion mit winzigste Detail zu betreiben. Meine Unterhose, Kunststoff. Meine letzte Ausnahme geht für die meiner Chefin sicher spannend geworden wäre: die zwar zum größten Teil aus Baumwolle be- Zahnbürste drauf. Vielleicht sollte ich an diesem „Nein, ich werde heute keine Mails bearbeiten und steht, aber mit Plastikfäden zusammengenäht sonnigen Tag einfach raus aus dem Haus und mit ohne plastikfreien Spitzer muss ich meinen Blei- ist, ziehe ich also an. Dazu ein Shirt und eine einem Freund ein Eis – natürlich in der Waffel – stift eben mit dem Taschenmesser bearbeiten.“ Leinenhose. Danach freue ich mich, dass meine essen gehen. Im letzten Moment merke ich aber, Auch meinen Wecker habe ich nicht gestellt, weil Altbaufenster noch aus Holz und Metall sind und dass Handy und Telefon auch tabu sind. Kurz ich gleich am Anfang des Tages wohl oder übel ich die frische Morgenluft hineinlassen kann. Das überlege ich, einfach mit dem Rad zu ihm zu fah- auf die Plastiktaste hätte drücken müssen – mehr- war‘s dann aber schon mit einem einfachen Mor- ren, aber auch das ist nicht frei von Plastik. Mal fach. So früh wollte ich mit dem Versuch, einen Tag gen. Meine Lieblings-CD – Plastik. Wasserkocher ganz abgesehen von meinen Schuhsohlen. Ich ohne Plastik zu leben, dann doch nicht scheitern. und Kaffeemaschine – Plastik. Die Griffe der Be- bin genervt und frage mich langsam, warum ich Ich wusste aber auch, dass es ziemlich schwer steckschublade – Plastik. Und die selbstgemach- diesen Selbstversuch eigentlich mache und ob werden würde, einen ganzen Tag nichts zu nutzen te Erdbeermarmelade im Kühlschrank – ihr wisst ich auf die Schnelle noch sinnvolle Ausnahmen oder zu berühren, was ganz oder teilweise aus schon. Ich entscheide mich dafür, Brot in Honig zu erfinden könnte. Aber nein, das Erdöl der Welt Plastik ist. Entsprechend gestehe ich mir drei Aus- tunken und meinen ersten Joker in einen Kaffee hält immer noch nicht ewig, der Plastikmüll auf nahmen zu. zu verwandeln. der Welt zaubert sich nicht von alleine weg und Aufgeben kommt nicht in Frage. A Maß Wasser bittschön! Immerhin ist mein Hausschlüssel aus Metall und es ist draußen so warm, dass man auch barfuß vor die Tür gehen kann. Ich mache mich also auf © Rainer Sturm / PIXELIO die Suche nach einer Glasflasche, finde aber keine. Am Ende fülle ich einen Bierkrug mit Was- ser und verlasse die eigenen vier Wände. Die Und morgen? Menschen, denen ich begegne, schauen verwun- Ich laufe weiter in Richtung Wald und erinnere dert. Ich hoffe, es liegt am vor sich hin schwap- mich an eine Lichtung, die ich vor einem Jahr ent- penden Bierkrug. Von einer älteren Frau werde deckt habe. Nach ein paar Metern Unterholz liege ich gefragt, was ich mit dem Krug Wasser vorha- ich nun auf weichem Moos, lasse mir einen der be. Kurz überlege ich, ihr zu zeigen, wie gut man Äpfel schmecken und genieße die Ruhe. sich damit erfrischen kann, erzähle ihr dann aber Der Ärger über mein halbes Frühstück ist ver- doch lieber von meinem Experiment. Wir kom- flogen. Vielleicht ist es das, was mir dieser Tag men ins Gespräch und regen uns gemeinsam auf gebracht hat: Raus auf´s Land, in den Wald oder über die Einpackwut bei Obst und Gemüse. Am einfach nur vor die Tür. Morgen geh ich auf den Ende verschwindet sie kurz in ihrem Garten und Markt, unverpacktes Gemüse kaufen. Zum Auf- schenkt mir eine Hand Äpfel. Ein wunderbares stehen gibt es aber wieder meine Lieblings-CD. Gespräch – plastikfrei. Markus Ries 10 11
7 Fakten über Plastik: Wie viel Öl steckt in einer Plastiktüte? 1 Aus einem Kilo Erdöl gewinnt man ein knappes Kilo Polyethylen, aus dem Plastiktüten hergestellt werden. Heruntergerechnet 2011 auf eine Plastiktüte benötigt man zur Produktion 50 ml Erdöl, 1994 so viel wie fünf Esslöffel. Wie viel Kunststoffmüll entsteht jedes Jahr? 7 Ca. 240 Millionen Tonnen Plastikabfälle fallen jährlich weltweit an. Allein in Deutschland hat sich die Kunststoffabfallmenge im Zeitraum von 1994 bis 2011 von 2,8 auf ca. 5,5 Millionen Tonnen pro Jahr beinahe ver- doppelt, hauptsächlich durch den Zuwachs an Müll beim Endverbraucher. Das entspricht ungefähr dem Gewicht von zwei Cheops-Pyramiden. Wie viel Plastik wird 2 Wie lang benutzen wir eine Plastik- jährlich hergestellt? 6 tüte und wie viel wird recycelt? Weltweit werden jährlich geschätzt Die durchschnittliche Gebrauchsdauer eines 200 bis 250 Millionen Tonnen Plastik Beutels beträgt ca. 25 Minuten. Danach werden hergestellt, also über 38 Tonnen pro Minute. sie oft achtlos weggeworfen. Die Recyclingquote liegt bei nur 6,6 %. Die Plastiktüte Wie viel Plastik 5 3 Laut dem Umweltbundesamt werden in wird verbraucht? Deutschland pro Kopf und Jahr 76 Plastik- In Deutschland werden jährlich tüten verbraucht. Bundesweit führt das 11,5 Millionen Tonnen Plastik zu einer Nutzung von 6,1 Milliarden verbraucht, so viel wie in keinem Plastiktüten im Jahr oder 11.700 Tüten pro Minute. anderen Land in Europa. Im Jahr 2015 liegt der durch- schnittliche Verbrauch von Plastik in Westeuropa bei 139 kg pro Kopf. Wofür wird der Kunststoff verwendet? 4 2011 wurden in Deutschland ca. 11,86 Millionen Tonnen Kunststoffwerkstoffe verarbeitet, davon: von Raja Wipfler 6,2 % für Elektro/ Elektronik 3,1 % in der Landwirtschaft 3,0 % für Haushaltswaren 34,7 % für Verpackungen • www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1667047/Wie-viel-%C3%96L-STECKT- Quellen IN-PlastikT%C3%9CTEn%3F/ 2,2 % in der Medizin 9,9 % für Fahrzeuge • www.bund.net/themen_und_projekte/chemie/achtung_plastik/plastikfasten/fakten_ueber_plastik/ 13,8 % Sonstiges 3,8 % für Möbel 23,4 % im Bau • http://de.statista.com/statistik/daten/studie/167089/umfrage/verbrauch-an-kunststoff-werkstoffen- pro-kopf-seit-1980/ • www.duh.de/3711.html • www.plasticskills.com/htcms/de/plastik---die-fakten.html • www.plasticseurope.de/cust/documentrequest.aspx?DocID=54597 12 13
d e zimmer Plastikfreie Supermärkte kommen immer Ba mehr ins Gespräch. Das Prinzip dahinter ist ganz einfach: Wie der Name schon sagt, gibt es kein Plastik und auch an Im anderen Verpackungsmaterialien wird meist gespart – viele Produkte können zum Beispiel vor Ort direkt in eigene Be- hälter abgefüllt werden oder sind lediglich in Papier eingepackt. Die Mei- nungen dazu scheiden sich: Natürlich ist der Einkauf auf diese Art und Weise zeitaufwändiger und umständlicher als in konventionellen Supermärkten, allerdings können dadurch Berge an unnötigem Verpackungsmüll eingespart werden. Vorher - Nachher Um euch einmal zu zeigen, wie viel Plastik eigentlich im Hausha vorkommt, haben wir ein paar „Vorher- Nachher-Fotos“ aufgeno Auf den Bildern wird klar, wie abhäng ig wir eigentli ch von So müssten wir z.B., um plastikfrei zu leben, aufs morgendliche lt so mmen. Plastik sind! Zähne- Es geht auch ohne putzen oder Haarestylen verzichten. Und auch der Einkauf wäre schwierig, da so gut wie jedes Lebensmittel eine Plastikhülle trägt. Aber seht selbst… Im Kühlsc „Plastikfreie Zone“ Ich wollte mir selbst ein Bild davon machen und habe die „plastikfreie Zone“, einen kleinen Laden in München besucht, der vom ersten Eindruck her eher einem gemütlichen Tante-Emma-Laden gleicht hr als einem herkömmlichen Supermarkt. Es herrscht eine persönliche Atmosphäre, man wird freundlich nk begrüßt, sofort geduzt und kommt schnell ins Gespräch mit den anderen Kunden. Das Sortiment reicht a von regionalen Bio-Lebensmitteln bis hin zu Hygieneartikeln und Schreibwaren – und alles, wenn überhaupt, dann nur in Papier verpackt. Katrin Schüler, die Inhaberin des Geschäfts, lebt laut eigener Aussage „so gut wie ohne Plastik“ und berät ihre Kunden gerne zu dem Thema. Fasziniert von den verschiedensten Eindrücken und Gesprächen verging die Zeit wie im Flug. Mit einem leckeren, selbst zusammengestellten Proviant in meiner Dose und einem zufriedenen Bauch- gefühl machte ich mich auf den Heimweg. Mein Fazit: Ich werde wohl öfter herkommen und diese tolle Idee weiter unterstützen. Und: Es geht sehr wohl ohne Plastik! 14 Jule Bennett 15
sofort nach dem Einkauf ausgehändigt. Aus dem lockeren Umgang mit diesem Problem ziehen Un- ternehmen ihren Nutzen: Denn mit ihren bunten, großen Logos dienen Plastiktüten den Unterneh- men als vermeintlich kostengünstiger Werbeträ- ger – doch irgendjemand zahlt immer den Preis. Und hier ist es die Umwelt. Trend zur kostenpflichtigen Plastiktüte Umweltverbände kritisieren die Gesetzeslage Plastiktüten im Handel in Deutschland zu diesem Thema schon seit längerem und fordern eine Besteuerung wie in Irland oder wenigstens eine generelle Auflage zum kostenpflichtigen Verkauf der Tüten. Im Ab- wägen zwischen Kunden- und Umweltinteressen sind inzwischen auch mehrere Drogeriemärkte dazu übergegangen, Plastiktüten nicht mehr ge- bührenfrei mitzugeben. Bei Budnikowsky und Praktisch, bequem und billig Der Umgang mit Plastiktüten Müller beispielsweise gibt es diese nicht mehr Wer kennt sie nicht? Plastiktüten. Ob zum Ein- in Deutschland kostenlos; DM hingegen stellt es den Filialen frei, kauf von Lebensmitteln, beim Shoppen oder als In Deutschland hingegen sind die Positionen zu ob sie eine Gebühr verlangen. Werbeträger - sie begleiten unseren Alltag. Da- Plastiktüten im Handel noch sehr unterschied- bei sind Plastiktüten zwar alles, nur nicht grün. lich: Viele Menschen erkennen inzwischen den Die EU als Wegweiser Schaden, der durch den hohen Plastiktütenver- Dieser Weg wird auch von der EU unterstützt. So Die grüne (Plastik)Insel brauch entsteht, und versuchen diesen zu ver- sollen bis 2019 alle Mitgliedsländer den jährlichen Irland, die „grüne Insel“, hatte ein größer wer- ringern; andere finden selbst den in Supermärk- Pro-Kopf-Verbrauch von Plastiktüten auf 90 Stück dendes Problem: Die Insel wurde immer weniger ten inzwischen erhobenen Preis von 10 Cent pro senken, bis 2025 sogar auf 40. In Deutschland grün, dafür gab es immer mehr Plastik. Somit Tüte zu hoch. sind es Stand 2013 71 Plastiktüten pro Kopf, damit beschloss das irische Parlament im Jahr 2002 Ein Verbot zur Ausgabe von kostenlosen Plastik- ist das erste Limit bereits erreicht. Bis 2025 muss eine Besteuerung von 15 Cent aller Plastiktüten tüten gibt es in Deutschland nicht – teilweise ist aber auch Deutschland noch an seinem Ver- im Handel. 2007 wurde diese Steuer sogar noch das Mitgeben von Plastiktüten nach dem Verkauf brauch arbeiten. Sinnvoll wäre hier zum Beispiel einmal auf 22 Cent erhöht. Nach anfänglicher sogar reine Routine. Wie viele Verbraucher beim die Einführung einer Plastiksteuer. Skepsis der Bevölkerung ist dort die zusätzliche Einkauf bemerken, wird einem, egal ob man nach Im Vorreiter-Land Irland scheint die aktuelle Ge- Abgabe beim Kauf inzwischen akzeptiert. einer Plastiktüte verlangt hat oder nicht, diese setzeslage mit Einführung der Steuer schon Wir- kung zu zeigen: Dort ist die Nutzung inzwischen sogar auf ca. 16 Plastiktüten pro Person gesunken. Vinzenz Schindler Quellen • www.rp-online.de/politik/deutschland/gruene-wollen-steuer-auf-plastiktueten-aid-1.2293270 • www.sueddeutsche.de/wirtschaft/drogeriemarkt-dm-filialen-verbannen-gratis-plastiktuete-1.2380571 • www.sz-online.de/ratgeber/plastiktuete-koennte-bald-22-cent-kosten-3092385.html • www.taz.de/!5059097/ © Peter Heinrich / PIXELIO © Maleen / marinephotobank.org • www.dw.com/de/streit-um-h%C3%B6here-preise-f%C3%BCr-plastikt%C3%BCten/a-17454394 © gold36 / Fotolia.com 16 17
Der Weg einer Plastiktüte ... Ärgerlich war nur, dass immer neue Verfah- ren auf uns angewendet wurden, ein starker Darf ich mich vorstellen? Wind zum Beispiel, der kleinere Kollegen Ich bin eine formschöne, aber leider namen- wegpustete, mich aber nur ordentlich kitzel- lose Plastiktüte, die schon einiges erlebt te. Die meisten Stationen wie den Elektro- Wir schweren Teile wurden dann einge- hat. Ich stamme aus einer gutbürgerlichen magnet und das elektrische Feld habe ich schmolzen. Was für eine unausstehliche Fabrik und bin das 534 674. Exemplar. Na ja, Zuhause angekommen, war ich dann wohl eigentlich gar nicht gemerkt, aber einige der Hitze! Schließlich bekamen wir eine lang- geboren wurde ich eigentlich in einem Che- überflüssig, denn die Frau stopfte mich Mitreisenden haben sich da ganz komisch weilige Stangenform verpasst und wurden mielabor, aber das ist lange her. einfach in einen großen Sack. Dort traf ich verhalten und sind nach oben weggeflogen. kleingehackt, sodass nur noch Krümel übrig Ich erinnere mich allerdings noch gut da- allerdings noch ganz viele andere Plastik- Dann wurden wir mit Licht bestrahlt und alle, blieben. Ich muss zugeben, dass ich mich ran, dass ich, nachdem ich die Form ei- teile von unterschiedlichem Aussehen, aber die dabei ähnlich wie ich reagierten, wurden da schon ein bisschen in meine Kindheit mit ner Tüte bekommen hatte und mit meinen auch mir völlig Unbekanntes, so zum Bei- in die gleiche Richtung weitergeleitet. meiner hübschen Tütenform zurücksehne. Geschwistern auf eine Rolle aufgewickelt spiel silbern glitzernde Folie - die gefiel mir Ich hörte irgendwo jemanden sagen, dass wurde, lange Zeit in einem engen, finsteren besonders gut. Jetzt muss ich wohl zum unangenehmen meine jetzige Plastikform minderwertig sei, Karton warten musste, bis mein Leben wirk- Teil der Geschichte kommen: irgendetwas von einem Qualitätsverlust, lich begann. Nach einer Weile wurden wir dann raus in Ich wurde geschreddert, gemahlen und, was ich sehr verletzend fand. die Kälte gestellt, wo wir bald unsanft in ei- als ob das nicht schon genug wäre, da- Ausgepackt wurde ich dann in einem Su- nen großen Wagen geschmissen wurden. nach in heißes Wasser geschmissen! Oben Als wir aber etwas später in die schöns- permarkt, wo ich an den Gemüsestand ge- Als nächste Station meiner Reise kam ein schwamm dann ganz viel glibberiger Pa- te Blumenkübelform aller Zeiten gegos- legt wurde. Schließlich wurde ich von einer Trichter an die Reihe, dann ein sich bewe- pierbrei. Für die jetzt folgende Karussell- sen wurden, war ich doch wieder mehr als Frau gepackt und zum Einpacken eines gendes Band. Leider verlor ich hier meine fahrt, mein absoluter, unumstrittener Lieb- versöhnt. Päckchens Karotten verwendet. Als Verpa- Freunde der letzten Tage im Getümmel, als lingsteil, hat sich aber die ganze Prozedur ckung einer Verpackung! Was für eine be- der Sack, in dem wir lagen, aufgerissen wur- gelohnt. Das Wasser, in dem ich schwamm, Marie Braun leidigende Aufgabe! Aber vielleicht war das de. Dafür konnte ich jetzt die Förderband- drehte sich ganz schnell, um schwere von erst der Anfang einer tollen Karriere - wer fahrt direkt genießen. Hui macht das Spaß! leichten Plastikteilen zu trennen. weiß? Im Auto traf ich dann immerhin noch zwei meiner Geschwister und fühlte mich Quellen gleich weniger einsam. • Zwirner, Heiko: Da haben wir es wieder. fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, Ausgabe 52, 2014, S. 23 f. 18 19
Plastik Doch am gravierendsten ist wohl die Aufnahme Auswirkungen über den Mund. Kleine Kinder sind besonders be- Die Auswirkungen des Plastiks bzw. der Weichma- troffen, da diese ihr Spielzeug in den Mund neh- cher sind vielfältig und werden ständig diskutiert. men und altersbedingt größere Schäden nehmen Jedoch ist man sich einig, dass Weichmacher wie können. Dennoch nehmen auch Erwachsene di- DEHP oder BPA hormonähnlich sind. Das Hor- und verse Weichmacher wie DEHP oder BPA (Bisphe- monsystem ist eines der wichtigsten Steuersys- nol A) vor allem über Nahrung in den Körper auf. teme in unserem Körper, dementsprechend fatal Bei vielen in Plastik verpackten Lebensmitteln, können die Folgen einer Schädigung sein (vor al- besonders bei fetthaltigen Fertiggerichten, lassen lem bei Kindern, deren Hormonsystem noch nicht Gesund Gesund sich erhöhte Konzentrationen von Weichmachern vollständig entwickelt ist). Sammeln sich also mit nachweisen. Doch auch unverpackte Produkte der Zeit Weichmacher im Körper an, kann dies laut können Plastik enthalten. Eine wichtige Rolle spielt Bundesinstitut für Risikobewertung (kurz BfR) zu heit heit dabei das sogenannte Mikroplastik. Dies ist nichts Unfruchtbarkeit und Schäden bei der Kindesent- anderes als in kleinste Teile zerfallenes Plastik, wicklung im Mutterleib führen. Des Weiteren wird das man in großer Menge in den Weltmeeren fin- vermutet, dass DEHP im Zusammenhang mit Dia- det. Dort wird es von Fischen aufgenommen. So betes und Fettleibigkeit stehen sowie Leber- und gelangt schlussendlich unser Abfall wieder bei Nierenschäden verursachen kann. uns auf den Teller. Lösungsansätze Um Gefahren für die Gesundheit einzudämmen, hat die EU bereits DEHP in Kosmetika verboten und die Verwendung genehmigungspflichtig ge- Aufnahme in den Körper macht. Des Weiteren darf BPA in Deutschland Treten giftige Stoffe aus dem Plastik aus, können nicht mehr in Lebensmittelbehältern verwendet diese in den Körper gelangen. Dabei gibt es meh- werden, die für Babynahrung gedacht sind. Das rere Möglichkeiten, wie das geschieht. Es kann Problem ist allerdings, dass vor allem Spielzeu- über die Haut aufgenommen werden, wer also ge oft aus Ländern wie China importiert werden oft Flip-Flops oder andere Schuhe aus Kunst- und dort solche Regelungen nicht existieren. Des © KFM / PIXELIO stoffen trägt, nimmt so mit der Zeit Weichmacher Weiteren forscht man an diversen Alternativen, so- Gefahr Weichmacher auf. Auch können diese über die Atmung in den Keine Gefahr besteht jedoch bei PET-Flaschen. genannten Bioweichmachern, die die aktuell ver- In den letzten Jahren ist die Diskussion um schäd- Körper gelangen, da sie „ausdampfen“ (vielleicht Auch wenn der Name Polyethylenterephthalat es wendeten Weichmacher ersetzen und biologisch liche Chemikalien in Plastik, allen voran Weichma- kennt ihr den intensiven Kunststoffgeruch neuer vermuten lässt, enthalten diese keine Phthala- ungefährlich sein sollen. cher, immer lauter geworden. Auf vielen Produkten Autos oder Elektrogeräte). te. Jedoch gibt PET mit der Zeit Acetaldehyd ab, Man muss jedoch nicht gleich in Panik verfallen. aus Plastik findet man Hinweise wie „Phthalatfrei“, eine fruchtig schmeckende Substanz, die von Alle genannten negativen Auswirkungen sind doch nur wenige wissen wirklich, was Weichma- der EU auf die Liste der Substanzen mit Verdacht Langzeitschäden. Schränkt man seinen Umgang cher sind. Weichmacher, oder auch Phthalate auf krebserregende Wirkung gesetzt wurde. Die mit Plastik also ein, greift lieber zu den ohnehin genannt, sind Chemikalien, die verwendet wer- meisten PET-Flaschenhersteller haben allerdings umweltfreundlicheren Mehrwegflaschen und ach- den, um dem von Natur aus spröden Plastik die reagiert. Acetaldehyd findet man laut Stiftung tet beim Spielzeugkauf auf das Herkunftsland, gewünschte Elastizität zu verleihen. Ein Beispiel Warentest in größeren Mengen nur noch in Billig- geht man schon mal einen Schritt in die richtige für so einen Weichmacher ist das gesundheitsge- marken aus dem Discounter, da diese Flaschen Richtung. fährdende DEHP (Diethylhexylphthalat), das mitt- zumeist Einwegflaschen sind, die keinen Ace- lerweile jedoch nur noch eingeschränkt verwen- taldehydblocker enthalten. det werden darf. Es ist also weniger das Plastik an sich, das eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, Alessandro Schwemmer als vielmehr die darin enthaltenen Chemikalien, die nicht fest gebunden sind und deshalb mit der Quellen © lichtkunst.73 / PIXELIO Zeit austreten können. • www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/chemie/120615_bund_chemie_achtung_ plastik_broschuere.pdf • www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/gesundheit/themenuebersicht/ gesund-im-alltag/plastik-weichmacher-kunststoff-bisphenol-umwelt100.html 20 • www.welt.de/gesundheit/article125155672/Die-unsichtbare-Gefahr-aus-dem-Plastikmuell.html 21
P R E S S I O N E N IM 22 23
NAJU-Camp 2015 Sehr geehrte Gäste, möchte euch hiermit ich, die Zeltplatzkatze vom Altmühlsee, sames in meinem verkünden, was sich diesen Sommer Selt Revier zugetragen hat: der Regen einsetzte, Als nach langer Trockenheit endlich mal Leuten aus ganz fand sich hier ein nettes Grüppchen mit e Stoffbauten zu Bayern zusammen und fing an, große weiß auch mein Schlaf- errichten. Von diesen wurde schönerweise ht kuschelige Ge- platz eingeschlossen, wodurch ich jede Nac ei die kreischenden sellschaft hatte. Miauz! Lustig fand ich dab n Zelten erschraken. Mädels, die vor den Mäusen unter ihre Wer hat denn vor Mäusen Angst??? Kurzfellbadetag und Breakdance Vogelinsel? Eine nahrhafte Gegend. Den ganzen Zeltlagerspaß bezeichneten die Ju- Am Abend nach dieser Demo genossen sie leckere, regionale Öko-Burger - miau! - und vertrie- gendlichen als „Lieber grün vernetzen als schwarz- ben mit viel Elan und guter Laune die Regenwolken, so dass am nächsten Tag die Sonne schien. sehen“. Dabei redeten sie zum Beispiel über die Dank des guten Wetters konnte eine riesige Sandburg gebaut, die Vogelinsel besucht – wäre Herkunftsländer von Pizza-Zutaten, ließen ihre zar- sicher eine nahrhafte Gegend für mich gewesen –, über die Stromversorgung diskutiert und der ten Stimmlein am Lagerfeuer zu Gitarrengeklimper UN-Jugenddelegation der NAJU gelauscht werden. erklingen, hopsten Breakdance und knüpften aus langen Seilen ein riesiges Fadenspiel zwischen ei- Später wurden meine empfindlichen Öhrchen jedoch sehr durch laute Musik strapaziert. Die nige meiner Kletterbäume. Grrr, gar nicht nett! Kampierenden waren aber bester Laune und tanzten – anfangs sogar zu einer richtigen Band – bis in die späte Nacht. Nachdem sie ihr kurzes Fell im See nass gemacht hatten – wer macht so was freiwillig? – legten sie Am nächsten Morgen krochen diese müde aus ihren Stoffbauten, brachen ihr Lager ab und nach- sich oft in einen selbst gebauten Backofen, ge- dem sie alle verschwunden waren, kehrte endlich wieder Ruhe in meinem Revier ein. Aber die nannt Schwitzhütte. Außerdem veranstalteten sie Streicheleinheiten vermisse ich dagegen sehr. Miau! einen Kuschelabend für mich, bei dem sie neben- bei einen Film guckten und Zuckerwatte naschten. Tobias, Jule, Lausi, Jakob Schnurr, das war gemütlich! Eines Tages verließen sie mit Bannern und Trom- meln ausgestattet den Platz und kamen erst am Abend völlig erschöpft wieder. Ich ließ mir von ei- nem Vöglein zuzwitschern, dass sie in Nürnberg gegen lange Transportwege von Lebensmitteln und anderen Konsumgütern demonstriert hätten. 24 25
SEGELTÖ0R N 15 2 Eeey, ab in den Osten! Das war das Motto unseres Skippers dieses Jahr. Alle waren Feuer und Flamme, die nie- derländischen Inseln zu entdecken, neue Freundschaften zu knüpfen und natürlich zu se- Is ja Weeeeelt!!! geln. Mit viel Wind erreichten wir bald unser Ziel, die deutschen Inseln. Auf unserem Weg dorthin gab es einiges zu sehen. Ob Robben, Meeresleuchten oder Feuer und Flamme, igen Segeltörns. 20 Leute waren Nachtsegeln bei Sternenhimmel, das Weltnaturerbe Wattenmeer hatte ziemlich viel zu Das war das Motto des diesjähr Zug fuhren wir von nteuer „Segeln“ zu starten. Mit dem bieten. Natürlich waren wir auch Wattwandern und haben dort die Tier- und Pflanzenwelt endlich abzulegen und das Abe and. näher kennengelernt. Außerdem erkundeten wir die Inseln, badeten im kalten Salzwasser Nürnberg nach Harlingen in Holl erst mal besser kennen- er war en sow ohl alte als auc h neue Gesichter dabei. Um sich und hatten viel Spaß bei der Schlammschlacht. Wie imm r Gesellschaft ist, wenn man lten wir ein paa r Spie le: Man weiß, dass man in gute Selbstverständlich stand auch immer wieder Einkaufen auf dem Programm. Ob Haupt- zulernen , spie wer sich nach dem improvi- ng mit eine r leeren Plas tikflasche geschlagen wird. Und mahlzeit oder der Snack zwischendurch: Wir waren immer von den besten Nahrungsmit- zur Beg rüßu tige Entscheidung war, beim ung ssch lage n imm er noc h nicht sicher war, ob es die rich teln umgeben, die Holland zu bieten hat und aßen diese kontinuierlich. Und wie immer ha- sierten Zeit isu endgültig überzeugt. rn der NAJ U mitz ufah ren, wur de mit einem Willkommens-Tiram ben wir selbst gekocht, wobei höchst exquisite Speisen wie Backfisch oder Semmelknödel Segeltö mit Schwammerlsoße entstanden. Wunderbaaar! Das war das Motto unseres Maates dieses Jahr, der der Meinung war, dass „99 Luftballons“ die passendere Nationalhymne Deutschlands wäre. Niemand war allerdings mehr Feuer und Flamme, als wir nach zehn Segeltagen wieder in den Zug nach Hause steigen mussten. Aber es bleiben tausende Erinnerungen und Bilder vor dem inneren Auge. Wie jedes Jahr war dieser Törn einfach wunderbar! Wir freuen uns schon wieder auf nächstes Jahr, wenn‘s endlich wieder heißt: „GLEICH EINE WENDE!“ von Johanna Redetzky, Annabelle Thoma und Paula Lerchbaumer 26 27
Einfach wegengunefdlositgzeen , Am letzten Tag des Seminars lernten die n geblieben jungen Naturliebhaber Kleinstlebewesen hergeschwomm der Gewässer beim Keschern kennen. Ein junger Wissenschaftler entführte die Teilnehmer in die Welt der Bakterien und Das Wochenende „Abenteuer Artenvielfalt“ zeigte ihnen einige Präparate. Auch Spiel und Spaß kamen am Wochen- im LBV-Zentrum Nößwartling vom 12.-14.06.15 ende natürlich nicht zu kurz. Ein Highlight für alle Kinder war sicherlich die Tour mit Im Landkreis Cham „tigerten“ neugierige Kinder aus ganz Bayern ein Wochenende lang mit den Wathose entlang des Eisvogelsteigs im beiden Betreuern Markus Schmidberger und Antje Bölt durch die Vielfalt unserer heimischen Na- Fluss Chamb, bei der man ganz deutlich tur. Fledermäuse, Biber, Frösche, Vögel und selbst die ganz kleinen, wirbellosen Tiere gab es in die unterschiedlichen Strömungen des verschiedensten ausgewählten Lebensräumen zu entdecken und zu erleben. Flusses spüren konnte. Bei hochsommer- Einfach schon weggeflogen waren allerdings die ca. 100 lichen Temperaturen war der Wasserspaß Zwergfledermäuse bereits, als die Gruppe am ersten Abend mit dem „Piratenfloß“ aber auch eine will- des Seminars diese eigentlich mit Hilfe eines Bat-Detek- kommene Abkühlung. Am Ende der Ver- tors, der die Ultraschallrufe der Fledermäuse hörbar macht, anstaltung gab es von Seiten der (leider beobachten wollte. Die Kinder und Betreuer saßen und war- nur wenigen) Teilnehmer lediglich den teten – vergebens! Es stellte sich heraus, dass die Tiere von Kritikpunkt, dass ein Wochenende mehr ihrem nächtlichen Beuteflug am Vorabend nicht wieder zu- als zwei Tage haben sollte. rückgekehrt waren, sondern wohl ein anderes Quartier be- zogen hatten. Alle Naturforscher fuhren etwas enttäuscht, Antje Bölt aber immerhin mit der Erkenntnis, dass Fledermäuse häu- fig ihr Quartier wechseln, wieder nach Nößwartling in die Alte Mühle zurück. Hergeschwommen kamen am nächsten Abend dafür zwei Biber bei einer nächtlichen Exkursion an einem Wei- Ja… ich will aktiv werden! Ich interessiere mich für: her. Vorher hatte Markus sogar schon viel Wissenswertes die nächste Kinder- oder Jugendgruppe in meiner Umgebung über den Biber erzählt und alle hatten ihr neues Wissen die Gründung einer Kinder- oder Jugendgruppe praktisch angewandt, indem sie wie ein Biber Karotten ab- genagt hatten. die landesweiten Arbeitskreise und Projektteams der NAJU Sitzen geblieben sind die vielen Vögel am Rötelseewei- ein Praktikum oder einen Bundesfreiwilligendienst bei der NAJU her, als sie von den Kindern mit dem Spektiv beobachtet … wurden. Lachmöwen, Flamingos, Kormorane und Schwarz- halstaucher mit ihren Jungen bekamen sie vor die Linse. Bitte das komplett ausgefüllte Formular Außerdem konnte die Gruppe seltene Amphi- (Vorder- und Rückseite) ausschneiden und in bien wie Gelbbauchunken, Erdkröten und einem geschlossenen Kuvert an uns senden: Seefrösche hautnah erleben Vorname, Name und lernen, wie man sie An die schützen kann, wie Naturschutzjugend im LBV zum Beispiel durch Amphibienleitsyste- Straße, Hausnummer Postfach 1380 me im Straßen- 91157 Hilpoltstein verkehr. Postleitzahl, Ort Tel.: 0 91 74-47 75-51 E-Mail: naju-bayern@lbv.de Telefon E-Mail www.naju-bayern.de 28
Für Abwechslung und ein bisschen Action sorgten am Nachmittag dann zwei Bootsrutschen und wilde Wasserschlachten. Auch wenn sich gegen Ende der zwanzig Flusskilometer erste schwitzen? Kam gar nicht in Im Sommer zuhause vor sich hin Erschöpfungszeichen breit machten. Entsprechend musste am Abend mit Gemüseburgern vierzehn Paddelbegeisterten, Frage! Zumindest nicht für die wieder für Energie gesorgt werden. Und danach ein Lagerfeuer? Nein, Gewitterregen, in dem tour wieder aufleben ließen. die die Tradition der NAJU-Kanu die Zelte noch schnell mit ein paar Heringen gesichert werden mussten. Nicht ärgern, wir sind das Brot-Boot! Harmonie- und Chaos-Boot! Spätestens auf der letzten Etap- pe von Dollnstein nach Wasserzell In fünf Kanus wurde die Altmühl unsicher gemacht. Aber mal von vorn: Erst- hatten einige der Paddelteams mal ankommen im Altmühltal, genauer auf dem Zeltplatz in Pappenheim. Gut, schon eigene Namen. Während dass dieser direkt am Wasser liegt, denn bei um die 30 Grad und Sonne pur das Brot-Boot wie der Name schon mussten wir uns einfach erstmal abkühlen. Die Wetterlage war dann sicher sagt, ohne Unfälle das Brot trans- auch beste Motivation nach Abendessen und einer Nachtwanderung zur portierte, war die Lenktechnik im Burg, nicht im Zelt, sondern unter freiem Himmel zu schlafen. Lagerfeuer? Chaos-Boot nicht ganz so ausge- Zu warm. reift. Das Harmonie-Boot konnte mit guter Absprache und schnellem In die Boote, fertig, los! Tempo punkten, während „the best Bevor es aber die Paddel in die Hand gab, wurde in Paddel- und Lenktechni- pirate boat on earth“ [Aussprache: ken eingeführt. Dann konnte die „Sommer-Sonne-Kanutour“ auf der Altmühl se bäst peiret boot on örs] einfach endlich beginnen. Nach ersten Lenkschwierigkeiten paddelten wir entspannt das beste Piratenboot der Welt war. vorwärts, links und rechts Felstürme, gelbe Teichrosen und natürlich auch Wir freuen uns schon jetzt auf die jede Menge Tiere. Zu quietschenden „Oh, wiiiiiiie süüüüüß“ verleiteten vor „Sommer-Sonne-Kanutour“ im allem die Enten- und Bläßhuhnküken, die sich zahlreich am Ufer tummelten. nächsten Jahr, auf bekannte und igen? Mal mit ins Kanu ste neue Paddler, die den Sommer auf die schönste Art und Weise genie- Du willst das nächste Ja… ich will was bewegen und werde Mitglied bei der Naturschutzjugend im LBV! ßen wollen: am Fluss, auf dem Fluss Dann melde dich an ! Dieses Mal sind wir hl! 3. Juli auf der Altmü alle bis 18 Jahre, Schüler, Studenten, Azubis (22,- €/Jahr) Erwachsene (48,- €/Jahr) und im Fluss. unterwegs vom 1. bis Markus Ries Familien (54,- €/Jahr) Familien ermäßigt (30,- €/Jahr) (auf Antrag) Vorname, Name Geburtsdatum Weitere Familienmitglieder: Bitte sorgfältig in Druckbuchstaben ausfüllen! Straße, Hausnummer Postleitzahl, Ort Vorname, Name (Ehepartner) Geburtsdatum Telefon E-Mail Geworben von: Vorname, Name (Kind bis 18 Jahre) Geburtsdatum Mitgliedsnummer des Werbers: Datum, Unterschrift: Vorname, Name (Kind bis 18 Jahre) Geburtsdatum (Erziehungsberechtigte/r bei Jugendlichen unter 18 Jahren) Um Verwaltungskosten zu sparen, erlaube ich widerruflich, den Beitrag von €/Jahr und/oder eine Spende in Höhe von € abzubuchen: IBAN: BIC: Bank: Abbuchung erstmals ab: Datum, Unterschrift: (Beiträge und Spenden an den LBV sind steuerlich abzugsfähig) Als Begrüßungsgeschenk erhalte ich einen Naturführer! 31
Auf den Spuren der Murmeltiere Am Pfingstsonntag fanden sich elf Teilnehmer zwischen 11 und 15 Jahren auf dem Ferienhof Buchlar bei Bad Hindelang in den Allgäuer Alpen ein, um gemeinsam in eine vielversprechende Woche zu starten. Früh am nächsten Morgen begann das Aben- teuer mit der Fahrt in einer ruckeligen Materialseilbahn hinauf auf 1500 m. Dort auf der Zipfelsalpe versorgte uns Alphirte Chris- toph Brutscher mit Getränken und Eimern und los ging‘s! Die Mission Schneeschuhwanderrsnchutz Unsere Mission: Steine, die die Murmeltiere beim Graben ih- rer Tunnelbauten an die Oberfläche befördert hatten, sammeln und zu großen Legehaufen zusammentragen. Für zusätzlichen & Natu Schwierigkeitsgrad sorgte der steile Berghang, an dem schnell einmal ein Eimer herunterrutschen konnte. Doch wieso das Ganze? Ihr fragt euch jetzt bestimmt, was das Bauen eines Steinhaufens Noch bevor der offizielle Beginn begann mitten auf der Weide für einen Sinn hat. Die Antwort: Die Steine Sausten wir schon hinunter den Hang beeinträchtigen die Weideflächen und überwachsene Löcher In jede Kurve auf schnellen Kufen bieten Stolperfallen für die Almrinder. Diese Schäden themati- Bei Jubelschreien und Jubelrufen. sierte Christoph Brutscher immer wieder bei der Alpgenossen- schaft und wollte die Murmeltiere sogar abschießen lassen. Auf Danach fanden wir uns im Ostertal ein der Suche nach Lösungsmöglichkeiten entstand die Idee eines Auf einer Hütte klein aber fein Pflegeeinsatzes, den die Naturschutzjugend seitdem im Rah- Damit wir dort in keine Lawine geraten srüstung men des Murmeltierseminars durchführt. Zeigte uns Wolfgang die Lawinenschutzau aus Sonde, Pieper und Spaten. Exkursion & Freizeit Wie groß ist das Revier eines Steinadlers, wie viele Murmeltiere leben in einem Bau und woher kam der Wolf, der als letztes in Nach einer Stärkung am Frühstückstisch den Alpen gesehen wurde? Antworten auf diese und viele wei- Brachen wir auf munter und frisch tere Fragen gab es bei einer Exkursion ins Ostrachtal mit LBV- Quälten uns steile Höhen hinauf Lauf. Gebietsbetreuer Henning Werth. Für große Begeisterung sorgten Mal mit schnellem mal mit langsamerem die Murmeltiere, Gämsen und Rothirsche, die wir mit dem Spek- Blicke tiv ganz nah heranholen konnten. Im Freizeitbad Bad Hindelang Oben genossen wir die Pause und weite -Clique und beim gemeinsamen Kochen in der Ferienwohnung wuchsen Und Infos von Henning zur Schneehuhn die Jugendlichen zu einer festen Gruppe zusammen, Der Abstieg ging dann schn eller vora n eigentlich sodass es nicht besonders schwierig war, am Lockte doch leckerer Kaiserschmarrn – nee, so wenig. Abend die Werwölfe ausfindig zu machen. gab es Käsespätzle. Auf die reimt sich aber Danke an alle Beteiligten mal einen Hang hinauf Auch am Sonntag schneeschuhten wir noch für eine tolle Woche im Allgäu! den Und kämpften mit tausend Schweinehun Raja Wipfler Genossen nochmal gemeinsame Stunden 32 Bitte nochmal – wir freuen uns drauf! Markus Ries & Bella Bria 33
Von FrüchtesteFace kelzug Gruppenleitnperflafo rtbildung “ nzen im Wettersteingebirge „Alpe bi Mit der NAJU-Gruppe ein Wochenende in den Alpen zu verbringen - das bildet für aison. Die monumentale Bergwelt spricht Groß & Klein für sich selbst sicherlich den Höhepunkt in der NAJU-S schen sicherlich Art ein. So legen naturinteressierte Men und wirkt auf jeden Besucher auf ihre ne Schätze: entdecken plötzlich ganz kleine, gar verborge auch einen genauen Blick an den Tag und Blütenpracht. die alpine Vegetation mit ihrer Vielfalt und en, war das Ziel der Gruppenleiterfortbildung Diese Vielfalt zu verstehen und zu bestimm „Alpenpflanzen im Wettersteingebirge“. Alpenwelt ist Pflanzenwelt Gruppenstunde leicht gemacht Auf dem Wochenendseminar im Juli konnten sich die Teilnehmerin- Vom 2.-6. Oktober veranstaltete die NAJU wie jedes Jahr das Seminar „Ökotrainer“ für nen und Teilnehmer einen Überblick über die alpine Vegetation Kinder- und Jugendgruppenleiter und alle, die es einmal werden wollen. Die altersmäßig verschaffen. Ergänzend zu einer theoretischen Einführung wurden bunt gemischte Truppe traf somit am Freitagabend im Jugendübernachtungshaus Stock- die wichtigsten Besonderheiten der alpinen Ökologie und von ver- heim mitten im Fränkischen Seenland ein, um sich dort Vorträge über verschiedene Lei- schiedenen Alpenpflanzen u.a. von Alpingärtner Helmut Wiesmet tungsstile, Rechtsfragen und Maßnahmen zur Prävention von sexueller Gewalt anzuhören. vorgestellt. Unser Weg führte dabei von Garmisch-Partenkirchen Aufgelockert wurden diese theoretischen Teile mit Kennenlernrunden in ungezwungener aus durch die raue Partnachklamm, über das Oberrheintal stetig Atmosphäre und dynamischen Gruppenspielen, bei denen die Teilnehmer Inspirationen aufwärts. Das erste Ziel war der auf 1850 Meter gelegene botani- für ihre Gruppenstunden bekamen. Bastelaktionen wie das Bauen einer Rakete oder eines sche Alpengarten am Schachen. Hier konnten Gebirgspflanzen der Spechtes kamen hier ebenso gut an wie das Zubereiten und Verkosten eines mit frisch ganzen Welt bestaunt werden. Doch ein langer Aufstieg zu der auf gesammelten Wildfrüchten gekochten Tees. Am Abend tauschten die Teilnehmer die ge- 2360 Metern gelegenen Meilerhütte stand uns noch bevor. sammelten Erfahrungen dann am Lagerfeuer aus und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Dabei überschritten wir die Baumgrenze, wobei uns hochspeziali- sierte Alpenpflanzen erwarteten, die Wind, Trockenheit, Kälte und Ökotrainer verloren im Wald Nährstoffmangel trotzen. Hier fanden wir auch das besonders gut Das Highlight des Seminars war die anschließende Nachtwanderung, bei der die Teilnehmer angepasste Lebendgebärende Alpen-Rispengras, das keine Sa- den Wald zunächst mit Fackeln, dann in völliger Dunkelheit erleben durften. Beim abschlie- men ausbildet, sondern vollständig mit Wurzeln und Blättern ver- ßenden Sololauf machte jedoch der besonders dichte Nebel dieser Nacht den Teilnehmern sehenen Nachwuchs erzeugt. Einmal abgeworfen, können diese es schwer, den Weg zum Waldende zu finden und einige verirrten sich im Gehölz. Nachdem sofort an ihrem neuen Standort mit den Wurzeln Fuß fassen. Seminarleiter Sandro Spiegl kurz darauf alle wieder eingesammelt hatte, wurde über dieses Abenteuer noch viel gelacht und die Teilnehmer meinten, so hätte es sich gezeigt, dass nicht Pädagogik vor grandiosem Bergpanorama immer alles nach Plan verläuft. Weitgehend nach Plan verlief dafür dann aber die Ökorallye Bestandteil des Seminars waren darüber hinaus Methoden zur des Jugendbüros, bei der die Teilnehmer Holz wiegen, Gegenstände suchen und andere kind- und jugendgerechten Weitergabe des erworbenen Wissens. spannende Aufgaben lösen mussten. Zum Abschluss des Seminars wurden dann noch die LBV-Umweltbildnerin Julia Prummer leitete dazu viele Spiele an, am Vortag gebastelten Raketen in den Himmel geschossen und bei der Abschlussrunde erzählte Geschichten über Alpenpflanzen und informierte über waren sich wirklich alle einig, es sei ein gelungenes Seminar gewesen. die Ökologie des Alpenraums. Auf kargen Höhenwegen bestaun- ten wir ein grandioses Bergpanorama und nach dem gemeisterten Heidi Sperling & die Ökotrainer Aufstieg erwartete uns ein gemütlicher Hüttenabend. Am Sonntag folgte dann noch der abschließende Abstieg ins Tal. Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen, Teilnehmer und Referenten für die schöne Zeit in den Bergen, gilt es da nur zu sagen! Auch ein Dankeschön an die Mitarbeiter der LBV-Geschäftsstelle Garmisch, die durch ihre Mithilfe bei der Vororganisation zu einem reibungslo- sen Ablauf beitrugen. 34 Sandro Spiegl - NAJU-Bildungsreferent 35
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