Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi

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Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Jahres-Bericht

zur
Mitgliederversammlung
2020
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Inhalt

     Einladung | 3
     Bericht des Vorstandes | 4
     Mitwirkung | 16
     Inklusion | 22
     Mitgliederversammlung 2020 | 26
     Leipziger Memorandum | 45
     Anmeldung | 49
     Tagungsort & Ankommen | 51

                                  Impressum
                                  Diese Broschüre wurde herausgegeben von: Anthropoi Bundesverband
                                  Bundesverband anthroposophisches S­ ozialwesen e.V.
                                  Schloßstraße 9, 61209 Echzell-Bingenheim
                                  bundesverband@anthropoi.de | anthropoi.de

                                  Titelbild: Maria Hößle-Stix
                                  Zeichnungen: Ingeborg Woitsch
                                  Redaktion: Claudia Christ und Daniela Steinel
                                  Gestaltung: Bianca Bonfert, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart
                                  Layout: Daniela Steinel

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Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Einladung

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe KollegInnen und Freunde,

mit Newsletter 12/2020 vom 25. März 2020 hatten wir Sie darüber
informiert, dass der ursprünglich für den 11. Juni 2020 geplante Termin
der Mitgliederversammlung 2020 wegen der SARS-CoV-2-Pandemie
verschoben werden musste und Sie gebeten, den 15. September 2020 als
Ersatztermin freizuhalten.

Wir laden Sie herzlich zur diesjährigen Mitgliederversammlung
des Bundesverbandes anthroposophisches Sozialwesen e.V. in das
­Anthroposophische Zentrum nach Kassel ein.

Termin: 15. September 2020 von 11:00 bis 17:00 Uhr

Sitzungsort: Anthroposophisches Zentrum Kassel e.V.
Wilhelmshöher Allee 261 | 34131 Kassel

In diesem Jahr ist der Ablauf der Mitgliederversammlung wegen der
durch die Pandemie bedingten Einschränkungen auf das formal Notwen-
dige konzentriert, wie die Wahl des Vorstandes und die Bestätigungen
der Neuaufnahmen. Näheres entnehmen Sie bitte diesem Jahres-Bericht
zur M
    ­ itgliederversammlung 2020.

Wegen der Abstands- und Hygiene-Auflagen bitten wir deshalb um
eine rechtzeitige Anmeldung ausschließlich von den stimmberechtigten
­VertreterInnen unserer Mitgliedsorganisationen und der zur Bestätigung
 anstehenden Neuaufnahmen. Das Formular finden Sie auch noch einmal
 am Ende dieses Berichts-Heftes.
 Die Abstimmungsunterlagen werden den angemeldeten VertreterInnen
 am Tagungsort ausgehändigt.

Bitte beachten Sie: Aufgrund der Hygiene-Verordnung und des Konzep-
tes des Veranstaltungsortes können nur angemeldete Gäste eingelassen
werden! Es gelten die jeweils aktuellen Hygiene-Bestimmungen. Die
Teilnehmerliste müssen wir eine Woche vor der Veranstaltung an das
Tagungshaus übermitteln.
Daraus ergibt sich ein Anmeldeschluss am 6. September 2020.

Wir freuen uns auf Sie in diesen ungewöhnlichen Zeiten!

Mit herzlichen Grüßen
für den Vorstand von Anthropoi Bundesverband

Ulrike Benkart 		       und 		           Jochen Berghöfer

                                                                          |3
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Bericht
                                                               des
                                                               Vorstandes.

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Foto: Peter Schmidt-Wittenbrink | Mitgliederversammlung 2019
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Vorstandsbericht
zur Mitgliederversammlung 2020

Von Ulrike Benkart, Jochen Berghöfer, Jens Borgmann, Lothar Dietrich, Hans Gunsch und Holger Wilms

Liebe KollegInnen, sehr verehrte Damen und Herren!

Vorbemerkung I
Worte wie diese finden sich häufig in Vorstandsberichten: Wandel, Veränderung oder Neuausrichtung. Das
gehört zum Tagesgeschäft von Vorständen, selbstverständlich auch bei Anthropoi Bundesverband. Fragen
der Mitwirkung von Menschen mit Assistenzbedarf in Gremien des Bundesverbandes, Perspektiven 2030, Pa-
radigmenwechsel durch gesetzliche Vorgaben wie die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) oder das
­Bundesteilhabegesetz (BTHG) eint ein gemeinsamer Nenner: Der Anspruch an eine substanzielle Weiterentwick-
lung. Für diese Prozesse sind wir in der Regel gerüstet. Wir wissen, wie das hierfür notwendige Handwerkszeug
einzusetzen ist und was es braucht, um am Ende erfolgreich zu sein. Hierin unterscheidet sich die Arbeit des
Bundesverbandes nicht von der seiner Mitglieder.

Für die Herausforderungen hingegen, denen wir seit Mitte März begegnen, gibt es kein Drehbuch und keinen Zu-
griff auf Erfahrungswerte. Ein Höchstmaß an Flexibilität, Ausdauer und Geistesgegenwart ist von uns gefordert.
Und auch hier unterscheidet sich die Arbeit eines Fachverbandes nicht von der in den Mitgliedsorganisationen.
Wir alle sind gefordert uns, in kürzester Zeit neues Fachwissen anzueignen sowie Abläufe und Strukturen anzu-
passen. Wir müssen innerhalb extrem eng gesetzter Rahmenbedingungen mit größtmöglicher Kreativität dafür
sorgen, dass es allen Beteiligten irgendwie doch einigermaßen gut geht, auch wenn im Grunde wenig gut ist.
Gewohnte Tagesabläufe und Tätigkeiten sind weggebrochen, Begegnungen mit Angehörigen sind vom einen auf
den anderen Tag nicht mehr erlaubt. Die Physiotherapeutin darf nicht mehr kommen. An manchen Orten dürfen
Menschen mit Assistenzbedarf ihren LebensOrt nicht mehr verlassen, und das Gesicht von Bezugspersonen ist
mit einem Mund-Nasen-Schutz bedeckt. Über allem schwebt ein Gefühl von großer Verunsicherung, Angst und
zuweilen auch Ohnmacht. Da es für diese Situation kein Drehbuch gibt, ist auch kein Ende bekannt. Wir lernen,
mit dieser Ungewissheit umzugehen. Und wir lernen auch in schwierigen Zeiten, in Phasen ohne Gewissheit und
Perspektive, Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu stärken und zu stabilisieren. Hut ab, dass dies gelungen ist.
Darauf können wir stolz sein!

                                                                                                                   |5
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Vorbemerkung II
     Sie alle wissen es: Die Mitgliederversammlung von Anthropoi Bundesverband für das Jahr 2020 sollte im Juni
     im Rahmen des Kongresses Soziale Zukunft in Bochum stattfinden. Trotz temporär geschaffener gesetzlicher
     Möglichkeiten, Mitgliederversammlungen in diesem Jahr auch online durchzuführen, halten wir an unserem
     Ausweichtermin, dem 15. September 2020, in Kassel fest. Im Rahmen dieser Veranstaltung soll der neue Vorstand
     gewählt werden. Laut Satzung bleibt der alte Vorstand bis zur Neuwahl der NachfolgerInnen im Amt. Die schriftli-
     che Vorstellung der sieben KandidatInnen liegt Ihnen vor und ist darüber hinaus im internen Bereich von
     www.anthropoi.de abrufbar.

     Vorbemerkung III
     Der vorliegende Bericht des Vorstands ist mehr als ein Bericht über die Aktivitäten des zurückliegenden Jahres.
     Für fünf von sechs Vorstandsmitglieder markiert er das Ende der persönlichen Amtsperiode, nach vier, acht oder
     zwölf Jahren. Aus diesem Grund sollen in diesen Bericht sechs O-Töne einfließen in Form von authentischen
     Blitzlichtern. In den Beiträgen geht es um Themen, Ereignisse oder Entwicklungen, die in den vergangenen
     vier Jahren, oder gar im Laufe der gesamten Amtsperiode, als herausfordernd, beglückend, wegweisend oder
     ­i­nspirierend erlebt wurden:

                                                               nicht missen möchte. Gemeinsames Ringen auf der
                                                               Basis individueller Freiheit ermöglicht eine Kreativi-
                                                               tät im Denken und Handeln.
                                                               Was freut mich besonders: Die Konsolidierung der
     Blitzlicht Hans Gunsch                                    Zusammenarbeit im Fachbereich der Beruflichen
                                                               Bildung. Gleichwohl bewegt mich auch die Sorge
     «Zum Ende dieser Amtsperiode werde ich 12 Jahre           um die künftige verbindliche Zusammenarbeit von
     im Anthropoi Bundesvorstand mitgewirkt haben.             Mitgliedseinrichtungen und Bildungsstätten. Die
     Drei unterschiedliche Zusammensetzungen des               Bildungsstätten haben nur eine Berechtigung, wenn
     Bundesvorstands habe ich erlebt. Dreimal konnte ich       sie wirklich gewollt werden. Und dieser Wille muss
     erleben, was es bedeutet, wenn Menschen zusam-            sich in konkreten Handlungen zeigen. Wir haben
     menarbeiten, die dies aus einer eigenen Willensent-       hierfür wunderbare Instrumente – einen Bundesver-
     scheidung heraus tun. Das ist insgesamt eine inspirie-    band als Interessengemeinschaft und eine gemeinsa-
     rende und wunderbar lehrreiche Erfahrung, die ich         me Grundlage in der ­Anthroposophie.»

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Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
ermöglicht Perspektivwechsel, führt zur Erweiterung
                                                       des Horizontes und wird Ausgangspunkt für weitere
                                                       Entwicklung. Ein beeindruckendes Beispiel war die
                                                       Erarbeitung der Perspektiven 2030. Eine Jahreszahl,
                                                       die 2016 noch weit weg erschien. Ein Projekt, was
                                                       sich ‹damals› eher wie eine Traumvorstellung an-
                                                       fühlte, um dann nach und nach in vielen Projekten
                                                       Wirklichkeit zu werden.

                                                       Verbandsarbeit erfordert Ausdauer.
                                                       Das trifft auch auf die Aufgabe zu, die von den
                                                       Mitgliedsorganisationen gewünschten Aktivitäten
                                                       des Verbandes zu finanzieren. Bei der Suche nach
                                                       Formen zur Finanzierung der beruflichen Bildung
Blitzlicht von Jochen Berghöfer                        konnte sehr deutlich die innere Arbeit zur Gewin-
                                                       nung neuer Perspektiven erlebt werden. Die ‹Gleis-
«Man kann immer wieder staunend beobachten, wie        bauarbeiten› für eine neue Strecke durch die einge-
die Gesetze von Entwicklung sich in allen mögli-       setzte Kommission bewegt sich im Spannungsfeld
chen Aufgabenstellungen des Lebens zeigen: Es ist      zwischen Bodenständigkeit und Vision. Es wird kein
ein stetiges Wachsen an Wissen und Erfahrungen,        endgültiges Ziel geben, nur solide Zwischenhalte.»

Blitzlicht von Jens Borgmann

«Ein zentrales Thema in meinem Zuständigkeitsbe-
reich war weiterhin die Förderung der Mitwirkung
von Menschen mit Assistenzbedarf im Bundesver-
band. Meine Wahrnehmung ist: Mitwirkung wird
immer selbstverständlicher, sei es in Fachbereichen,
Regionen, im Anthropoi Beirat, bei Tagungen oder
auch bei unserer Zeitschrift Punkt und Kreis.

Es gibt in unserem Verband zahlreiche Menschen mit
Assistenzbedarf, die aktiv, engagiert und kompetent
an dieser Weiterentwicklung mitwirken. Aktuell im
Prozess ist die Etablierung der Mitwirkung bei den
Fachstellen für Gewaltprävention und im BaSiG-Pro-
jekt. Aufgabe bleibt, das Erreichte zu sichern und     Werden sich Menschen mit Assistenzbedarf in
weiterzuentwickeln. Dazu bedarf es auch weiterhin      Zukunft in einem eigenen Verband unter dem Dach
finanzieller und personeller Ressourcen. Das Projekt   von Anthropoi zusammenfinden?
‹Fachstelle Mitwirkung› konnte bislang nicht um-
gesetzt werden. Für den Verbandsrat fehlt ebenfalls    Es bleibt also auch für den neuen Vorstand Raum, an
noch eine wirklich inklusive Perspektive.              diesen Fragen mitzuwirken.»

                                                                                                             |7
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Menschen soziale Herausforderungen. Weil gewohn-
                                                             te Arbeitsweisen teilweise aus Zeitnot verändert
                                                             wurden, fiel eine Konsentierung immer wieder mal
                                                             schwer oder kam nicht zustande. Da gibt es noch viel
                                                             zu tun. Im Kinder- und Jugendhilfebereich arbeiten
                                                             die Fachverbände der Erziehungshilfe und der Behin-
                                                             dertenhilfe gut und vertrauensvoll zusammen, sodass
                                                             an einer gemeinsamen Sprache und am gemeinsa-
                                                             men Verständnis der Verschiedenheit der Aufgaben
                                                             gearbeitet werden konnte, nicht ohne ständig auf die
                                                             Signale der Gesetzgebung zu achten, die immer wie-
                                                             der Hoffnung auf eine Inklusive Lösung im SGB Vlll
                                                             machten. Ob das Vorhaben in dieser Legislatur
                                                             tatsächlich noch geschafft wird, werden die nächsten
                                                             Wochen und Monate zeigen. Die radikale Änderung
                                                             der Zusammenarbeit und Kommunikation während
                                                             der Pandemie fordert erhebliche und neue Anstren-
     Blitzlicht von Lothar Dietrich                          gungen, Themen zu bearbeiten und Projekte voran-
                                                             zubringen.

     «Wie jedes Jahr ist auch dieses wieder ein besonde-     Für mich persönlich gehen 12 Jahre Vorstandstä-
     res, auf das wir zurückblicken und aus dem wir den      tigkeit im Anthropoi Bundesverband zu Ende. An
     Schwung nach vorne nehmen, um die Arbeit ange-          dieser Stelle möchte ich mich bei den Menschen be-
     messen und innovativ in die Zukunft zu bringen.         danken, die mir die Arbeit immer zur Freude haben
     In der Zusammenarbeit der Fachverbände für Men-         werden lassen. Kritische Nachfragen, aktive Unter-
     schen mit Behinderung gab es durch neue Formen          stützung und die große Vielfalt gilt es zu erhalten
     der Zusammenarbeit mit immer wieder neuen               und zu pflegen.»

     Blitzlicht von Holger Wilms

     «Die Monate seit der letzten Mitgliederversammlung
     (MV) – wenn wir uns im Herbst zur diesjährigen
     MV versammeln, werden es ja weit mehr als die
     üblichen zwölf sein – waren eine sehr besondere Zeit.
     Eine Zeit, die sich im Laufe des Jahres ganz anders
     entwickelt hat, als zunächst gedacht – nicht zuletzt
     durch Sars-CoV-2, wodurch seit März plötzlich ganz
     neue Themen und Arbeitsweisen auf die Agenda
     kamen. Natürlich war die Umsetzung des BTHG
     ein prägendes Thema. Gerade für mich, der ich ja
     zunehmend auch in die Aufgabe reingewachsen bin,
     unseren Verband in Berlin in sozialpolitischen Fra-
     gestellungen mit zu vertreten. Dabei war mir immer      den Angehörigen und mit Anthropoi Selbsthilfe.
     besonders wichtig, mit unseren Mitgliedern, vor         Grundlage dafür war, dass ich als Gast regelhaft an
     allem aber mit den Menschen mit Assistenzbedarf,        den Vorstandssitzungen von Anthropoi Selbsthilfe
     im Kontakt zu sein, um zu erfahren, wie und bei         teilnehmen konnte. Da beide Anthropoi Verbän-
     ­welchen Themen wir in deren Sinne Position bezie-      de im vergangenen Jahr sowohl personell als auch
      hen und intervenieren sollen.                          inhaltlich intensiv in die Zukunft geschaut haben,
      Ein weiteres Thema, welches mir sehr wichtig ist,      habe ich hier meine Rolle vor allem als Mittler und
      betrifft die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit        Kommunikator verstanden. Womit ich beim dritten

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Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
und zentralen Thema bin: Nicht erst im vergangenen        Eines der Ergebnisse: Nun könnte die Zeit gekom-
Jahr haben wir innerhalb des Vorstandes intensiv an       men sein, einen ersten Schritt nach Berlin zu wa-
den Herausforderungen gearbeitet, die innerhalb           gen... Dann aber richtete sich innerhalb des Vorstan-
der nächsten Wahlperiode durch den anstehenden            des auch der Blick in meine Richtung – verbunden
Wechsel in der Geschäftsführung unseres Verbandes         mit der Frage, ob ich mir nicht vorstellen könne, in
auf uns zukommen. Zunächst haben wir identifiziert,       der Nachfolge der beiden GeschäftsführerInnen in
welche Handlungs- und Gestaltungsspielräume sich          die Verantwortung zu gehen. Da dieser Prozess noch
durch diesen Wechsel ergeben.                             offen ist, habe ich mich entschlossen, bei der nun
                                                          anstehenden Wahl nicht zu kandidieren.»

Blitzlicht von Ulrike Benkart

«‹Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.›
Diesen Zauber habe ich in den vergangenen
acht Jahren als Mitglied des Vorstands von
­Anthropoi ­Bundesverband immer wieder neu erlebt.
 In vielen Themen drückte sich eine enorme Vitali-
 tät und Lebensenergie aus, Neugier für unbekannte
 Wege, Interesse am wohldosierten Wagnis. Sicher-
 lich, auch diese gab es, zuweilen runterziehende,
 ungeliebte Baustellen. Und doch konnte ich jederzeit
 auf stärkende Elemente zurückgreifen, welche die Be-
 schäftigung mit komplexen Zusammenhängen, strate-        Im September wird ein neuer Vorstand gewählt. Der
 gisch bedeutsamen Weichenstellungen oder kurzfristig     Zauber des Neuanfangs wird uns begleiten – und
 erforderlichen Entscheidungen leistbar machten.          hoffentlich weit darüber hinaus.»

Sozial- und gesundheitspoli-
tische Aktivitäten
«Die Fachverbände für Menschen mit Behinderung            verbänden kommt in der Politik niemand vorbei.
sehen ihre zentrale Aufgabe in der Wahrung der            Die Interessen und Positionen von Anthropoi Bun-
Rechte und Interessen von Menschen mit geistiger,         desverband werden dabei mit höchster Fachlichkeit,
seelischer, körperlicher oder mehrfacher Behinderung      mit Engagement, Beharrlichkeit und Fingerspitzen-
in einer sich immerfort wandelnden Gesellschaft», so      gefühl durch unsere Geschäftsführerin und Justitia-
das Selbstverständnis der Fachverbände.                   rin, Frau Ina Krause-Trapp, eingebracht. Die Reform
Anthropoi Bundesverband ist in diesem Zusammen-           der Kinder- und Jugendhilfe wurde bis zu ihrem
schluss einer von fünf Akteuren, die gemeinsam rund       Ausscheiden aus dem Bundesverband durch Frau
90 % aller Dienste und Einrichtungen für Menschen         Sina-Sophie Stern begleitet.
mit geistiger, seelischer, körperlicher oder mehrfacher
Behinderung in Deutschland repräsentieren. Ange-          Über viele Jahre hinweg beherrschten sämtliche
sichts dieser Zahlen wird schnell klar, an den Fach-      Aktivitäten rund um das Bundesteilhabegesetz den

                                                                                                                  |9
Jahres-Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 - Anthropoi
Auftritt der Fachverbände. Seit dem Jahreswech-         50 % übernahm Frau Sonja Zausch. Projekt-Koor-
       sel befindet sich die Umsetzung des Gesetzes auf        dinatorin ist Frau May Blombach im Umfang von
       Länderebene, sodass sich die Fachverbände vermehrt      60 %. Herr Dirk Posse arbeitet auf Honorarbasis im
       anderen Themen zuwenden. Diskussions- und Posi-         BaSiG-Team mit. Kennenlernen, Einarbeitung in die
       tionspapiere, Stellungnahmen, politische Schreiben      überaus komplexe Aufgabenstellung und die Teil-
       und Medienmitteilungen zu den folgenden Themen          nahme an ersten Veranstaltungen zum Erlernen der
       wurden erstellt: Inklusives SGB VIII und gleich-        im Projekt-Design hinterlegten ­wissenschaftlichen
       berechtigte Teilhabe für Kinder und Jugendliche         Methoden waren für die MitarbeiterInnen die ersten
       mit Behinderung, Eingliederungshilfe und Pflege,        Arbeitsschritte. Zeitnah begann das Team, alle an
       Behandlungspflege in besonderen Wohnformen,             einer ­Kooperation interessierten Projektpartner zu
       Soziale Assistenz im Krankenhaus, Stärkung von          besuchen und kennenzulernen.
       intensivpflegerischer Versorgung, Gute Begleitung
       am Lebensende, Teilhabe von Menschen mit Behin-         Wofür BaSiG steht, wurde in zahlreichen Newslet-
       derung und Migrations- oder Fluchthintergrund,          tern beschrieben, dennoch möchten wir hier noch
       Pränataltest auf Trisomien u.v.a.m.                     einmal den vollen Projekt-Namen nennen: Beiträge
                                                               des anthroposophischen Sozialwesens für inklusive
       Zu Beginn der Corona-Krise machten die Fach-            Gemeinwesen. Neben dem Ziel eines substanziellen
       verbände unmissverständlich darauf aufmerksam,          Beitrags für die Entwicklung inklusiver Gemein-
       dass Menschen mit Behinderung oder psychischer          wesen steht die Weiterentwicklung der anthropo-
       Erkrankung geschützt werden müssen und die Leis-        sophischen Teilhabe-Angebote im Sinne inklusiver
       tungserbringer verlässliche Rahmenbedingungen und       Gemeinwesen im Fokus des Projektes. BaSiG nimmt
       eine gesicherte Finanzierung benötigen. Sie stellten    sich dabei zwei existenziellen Fragestellungen an, die
       damit die Weichen dafür, dass Menschen mit Behin-       seit Jahren innerhalb der Gremien und Mitgliedsor-
       derung in dieser Ausnahmesituation nicht vergessen      ganisationen von Anthropoi Bundesverband disku-
       werden. Die Fachverbände erstellten Corona-Pan-         tiert werden. Zum einen ist das die Erarbeitung eines
       demie-Merkblätter und äußern sich zu diversen Ge-       gemeinsamen Inklusionsbegriffs. Was heißt Inklusion
       setzesvorhaben, die derzeit in Windeseile umgesetzt     konkret? Was heißt Inklusion für uns als anthropo-
       werden, u.a. zum Sozialdienstleister-Einsatzgesetz      sophischen Fachverband der Behindertenhilfe? Was
       (SodEG) und zum aktuellen Konjunkurpaket der            ist die Grundaussage, die für Mitgliedsorganisationen
       Bundesregierung.                                        und Gremien des Bundesverbandes als Leitmotiv die-
                                                               nen könnte? Eine anspruchsvolle Aufgabenstellung.
       Informationen zu den Aktivitäten und Veröffentli-
       chungen der Fachverbände finden Sie auf:                Die zweite Frage ist nicht weniger anspruchsvoll:
       www.diefachverbaende.de                                 Was sind die entscheidenden Mitwirkungsfaktoren
                                                               der Angebote von Trägern, deren Hintergrund das
                                                               anthroposophische Menschenbild ist? Wie sähe eine
                                                               Beschreibung dessen aus? Wie können anthropo-
       Beiträge des anthroposo-                                sophische Inhalte in Leitbildern und Konzepten so
       phischen Sozialwesens für­                              beschrieben werden, dass sie allgemein verständlich
                                                               und übertragbar sind? Ein wesentlicher Eckpfeiler
       inklusive Gemeinwesen -­                                der BaSiG-Konzeption ist die aktive Mitarbeit von
                                                               Menschen mit Assistenzbedarf, welche durch die
       BaSiG                                                   Ausbildung zu «Inklusions-PeerberaterInnen» auf
                                                               eine fundierte fachliche Basis gestellt wird.
       Die Zusage für die Förderung über einen Zeitraum
       von fünf Jahren durch die Aktion Mensch Stiftung        Die Auftaktveranstaltung des BaSiG-Projekts war
       kam im August 2019. Der Startschuss für das Projekt     mit rund 100 Gästen für den 9. und 10. März 2020
       fiel im Oktober. Mit der Anstellung neuer Mitarbei-     in der Sampo-Halle in Bingenheim vorbereitet. Sie
       terInnen und der Einbeziehung eines Mitarbeiters        musste Corona-bedingt kurzfristig abgesagt wer-
       auf Honorarbasis konnte das BaSiG-Projekt-Team          den. So konnte das Grußwort des Vorstands nicht
       seine Arbeit aufnehmen. Die Leitung des Projekts        gehalten werden. Das Projekt-Team wurde nicht
       hat Frau Dr. Angelika Schade mit einer Vollzeitstelle   offiziell willkommen geheißen. Der Aktion Mensch
       inne, die stellvertretende Leitung im Umfang von        Stiftung konnte nicht für das außerordentlich

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große Engagement gedankt werden, auch nicht den            Abschließend möchte ich meinen aufrichtigen Dank
­weiteren Projektpartnerinnen Software AG-Stiftung,        an Herrn Peiffer von der Aktion Mensch Stiftung
 ­Mahle-Stiftung und Stiftung Lauenstein.                  richten. Ohne Ihr persönliches Interesse an Anth-
  Die Zeilen in diesem Vorstandsbericht sind kein          ropoi Bundesverband und der daraus folgenden
  Ersatz für face-to-­face-Worte. Und doch bietet dieser   Anfrage wäre es nie zu BaSiG gekommen. Und ohne
  Rahmen jene Ö  ­ ffentlichkeit, die das BaSiG-Projekt    die umfassende Förderung der Stiftung, für die Sie
  und seine PartnerInnen verdient haben. Deshalb an        stehen, könnte BaSiG ebenso wenig realisiert werden.
  dieser Stelle Auszüge aus dem nie gehaltenen Gruß-       Dafür sage ich ganz herzlich Dankeschön!
  wort, welches Ulrike Benkart im Namen des Vor-
  stands halten sollte.                                    Glücklicherweise konnten mit der Software AG-Stif-
                                                           tung und der Mahle-Stiftung zwei weitere großzügige
«Liebe Kolleginnen und Kollegen des BaSiG-Teams,           Förderer für BaSiG gewonnen werden. Darüber hin-
bitte seht es mir nach, dass meine Worte nur ein           aus unterstützt die Stiftung Lauenstein Mitgliedsor-
unvollständiges BaSiG-Bild aufzeigen.                      ganisationen von Anthropoi Bundesverband bei der
                                                           Antragstellung für Beispielprojekte bei der Aktion
BaSiG ist äußerst komplex, herausfordernd und es ist       Mensch (e.V.). Auch für dieses eindrucksvolle und
natürlich völlig offen, welche Ergebnisse uns in fünf      hilfreiche Engagement bedanke ich mich.
Jahren vorliegen werden. Mir ist sehr bewusst, welch
großer Aufgabe ihr Euch stellt. Aber Ihr seid nicht al-    Schließlich möchte ich dem Geschäftsführer von
lein. Glücklicherweise habt Ihr Partner. Hier möchte       ­Anthropoi Bundesverband, Herrn Manfred Traut-
ich insbesondere die Kooperationspartner erwähnen.          wein, danken. Ohne seine unermüdliche Tatkraft,
Insgesamt 20 ausgewählte Beispielprojekte (teilwei-         seine Beharrlichkeit, Fachlichkeit und seinen Ideen-
se zusammengefasst zu Gemeinschaftsprojekten)               reichtum bei der Beschreibung der Projektidee und
verfolgen gemeinsam mit Euch ein Ziel: Die Beiträge         der Beantragung der hierfür notwendigen finanziel-
des anthroposophischen Sozialwesens für inklusive           len Mittel mit einem Gesamtvolumen in Höhe von
Gemeinwesen zu erforschen, zu beschreiben und die           1,43 Mio. € wären wir heute nicht hier.»
Ergebnisse in neue, zukunftsweisende, inklusive Teil-
habeformen zu überführen, welche wiederum unsere           Seitdem hat das Projekt-Team seine Arbeitsweise den
Gesellschaft voranbringen werden auf dem Weg zu            aktuellen Bedingungen angepasst und sich vornehm-
einem für alle erlebbaren, inklusiven Gemeinwesen.         lich mit Grundlagenarbeit befasst. Doch die ersten
Dass dieses Vorhaben bestmöglich gelingen möge,            Schritte im Feld stehen bevor. Auf daraus resultierende
dafür wünsche ich Euch als Projekt-Team, Ihnen als         Erkenntnisse dürfen wir gespannt sein. (Den Bericht
VertreterInnen der Kooperationspartner sowie allen         des BaSiG-Teams finden Sie auf Seite Seite 23.)
am Projekt Beteiligten alles erdenklich Gute!

                                                                                                                     | 11
Teilhabe-Dialog und            Kommission Umlage zur
       ­Wirksamkeitsevaluation in der Förderung der beruflichen
        ­Eingliederungshilfe          ­Bildung
       Wie wir wissen, steht das Bundesteilhabegesetz für      Auch für die Kommission zur Neustrukturierung der
       das Ziel, Menschen mit Behinderungen ein selbstbe-      Förderung der beruflichen Bildung gilt leider, dass
       stimmtes Leben zu ermöglichen und ihre volle, wirk-     sie Corona-bedingt derzeit auf kleiner Flamme läuft.
       same und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der     Die Aufgabe wiederum ist außerordentlich bedeut-
       Gesellschaft zu fördern. Das Wort wirksam macht         sam für die Zukunft der Mitgliedsorganisationen.
       deutlich, dass der Wirkungskontrolle von Leistungen     Die Ermöglichung der Ausbildung der Fachkraft
       der Eingliederungshilfe zukünftig ein wesentlich        der Zukunft, zur Erfüllung der Fachkraftquote und
       höherer Stellenwert eingeräumt wird. Dies wieder-       Erweiterung der Fachlichkeit um anthroposophische
       um geht nicht ohne die Perspektive Betroffener. Der     Grundlagen: Dies sind die wesentlichen Schlagworte.
       Vorstand von Anthropoi Bundesverband sieht eine         Ein großer Wurf ist erforderlich, um für alle Betei-
       unverzichtbare Notwendigkeit darin, Leistungsbe-        ligten bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Weil kein
       rechtigte zu befähigen, so differenziert und entwick-   passender externer Auftragnehmer für die vollstän-
       lungsorientiert wie möglich, ihre Teilhabebedürfnis-    dige Modellentwicklung gefunden werden konnte,
       se, Wünsche und Kompetenzen wahrzunehmen und            wird nun mit dem Personal der Geschäftsstelle, in
       zu lernen, diese, bis hin zur Wirkungskontrolle im      Kooperation mit Fachleuten aus dem Bund der Frei-
       Gesamtplanverfahren, zu kommunizieren. In diesem        en Waldorfschulen und Florian Kollewijn von Chan-
       Sinne versteht sich das Fachkonzept Teilhabe-Dialog,    cen e.G. an der Konkretisierung einer neuen Struktur
       das im Auftrag von Anthropoi Bundesverband von          einer an AbsolventInnen orientierten Förderung der
       Prof. Dr. Rüdiger Grimm entwickelt wird, als Em-        beruflichen Bildung gearbeitet. So werden Modell-
       powerment-Instrument zur Verbesserung der Selbst-       rechnungen erstellt, Studierende und Mitgliedsein-
       bestimmung und zur aktiven Teilhabegestaltung von       richtungen nach ihren ­Potenzialen und ihrem Bedarf
       Menschen mit Assistenzbedarf.                           befragt. Darüber hinaus soll ein externes Rechtsgut-
                                                               achten für die Gestaltung der Förder-Vereinbarungen
       Ende 2020 soll das Fachkonzept Teilhabe-Dialog der      zwischen Praxis- und Ausbildungseinrichtungen
       Praxis zur Verfügung stehen. Aufgrund des Coro-         sowie Anthropoi Bundesverband erstellt werden.
       na-Pandemie ist aber noch nicht absehbar, ob die        Zwischenergebnisse dieser Untersuchungen sollen in
       auf die Praxis bezogenen Elemente der Entwicklung       der bereits oben genannten außer­ordentlichen Bun-
       im Zeitplan umgesetzt werden können. Gleiches           deskonferenz am 10. ­November 2020 in Mannheim
       gilt für die Evaluationskonzepte «Beziehungsdienst-     vorgestellt und diskutiert werden.
       leistung» und «Qualitätsmanage­ment Inklusion»,
       die samt einem Thesenpapier zur Wirksamkeit der
       Beziehungsdienstleis­tungen des anthroposophi-
       schen Sozialwesens im Rahmen des Teilprojektes          PUNKT UND KREIS
       «Wirksamkeits­evaluation» von Hans-Ulrich Kretsch-
       mer und Dr. Michael Ross erstellt wurden und der        Als Fachmagazin in hohem Maße anerkannt und als
       praktischen Erprobung harren. Die hier genannten        Format wegweisend, das ist Punkt und Kreis. Die
       Konzepte sollen am 11. November 2020 im Rahmen          Redaktion setzt sich aus MitarbeiterInnen und Vor-
       einer außerordentlichen Bundeskonferenz der Ge-         standsmitgliedern der beiden Verbände Anthropoi Bun-
       schäftsführerInnen ins Gespräch gebracht werden.        desverband und Anthropoi Selbsthilfe zusammen. Ihr
                                                               gelingt es viermal im Jahr auf hervorragende Weise, ein
       Wir danken den ProjektpartnerInnen für die bisher       informatives, thematisch aktuelles und inklusiv gestalte-
       erbrachten Leistungen und – auch in diesem Fall der     tes Heft herauszugeben. Als Referentin für Öffentlich-
       Software AG-Stiftung – für die Förderung sowie für      keitsarbeit hat Frau Daniela Steinel die Leitung der Re-
       die überaus flexible und fachkundige Begleitung         daktion inne. Punkt und Kreis ist im Berichtszeitraum
       des Projektes.                                          zu diesen Themen erschienen: Dilemma, Unsere Erde,
                                                               Vorurteile – Jeder hat sie! und Lebens-Freude.

12 |
Geschäftsstelle
In den vergangenen Jahren stand an dieser Stelle die      Mitarbeiterinnen des BaSiG-Teams die technischen
Überschrift «Organisationsentwicklung». Inhaltlich        Voraussetzungen für den Wechsel ins Home-Office
passt das Wort weiterhin. Und doch geht es in erster      geschaffen. Und nicht nur das. Die Herausforderung,
Linie um Menschen in der Geschäftsstelle. Neben           das Verbandsgeschehen in den nächsten Monaten
Überlegungen für die zukünftige Struktur des Bun-         nicht nur durch Videokonferenzen in überschau-
desverbandes haben wir uns im zurückliegenden Jahr        baren Gruppengrößen zu gewährleisten, sondern
regelmäßig wiederkehrend mit Personalfragen be-           auch in großen Formaten im Austausch zu sein,
fasst. Zu Ende Dezember hat Frau Sina-Sophie Stern,       wurde angenommen. Die digitale Durchführung der
Referentin für Sozialrecht, Anthropoi Bundesverband       Bundeskonferenz der GeschäftsführerInnen im April
verlassen. Die Ausschreibung für ihre Nachfolge           zeigte: Es geht.
brachte leider die Gewissheit, dass auch in diesem
Feld ein Fachkräftemangel zu herrschen scheint. So        Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung hat
konnten wir die Stelle bislang nicht neu besetzen.        unser Mitarbeiter Herr Petrus Appel, dessen Stelle
                                                          zum 1. März 2020 mit Befristung auf 100 % erhöht
Im bereits Ende 2018 eingeläuteten Prozess zur            werden konnte. Der bisherige Schwerpunkt von
Gestaltung des Übergangs auf der Ebene der Ge-            Herrn Appel in der Assistenz für Öffentlichkeitsar-
schäftsführung zeigte sich im Laufe des Jahres die        beit wurde auf sämtliche Corona-bedingten Erforder-
Notwendigkeit einer Neubewertung der Gesamtsi-            nisse im Bereich EDV erweitert.
tuation und damit verbunden einer Anpassung der
Planung. Die vakante Stelle im Bereich Sozialrecht
spielt hier eine Rolle. Auch hat sich bislang kein pas-
sender Büroraum in Berlin angeboten. Gleichzeitig
erleben wir durch das BaSiG-Team eine temporäre           Ad-hoc Hilfsprojekt Coro-
Stärkung des Standorts Bingenheim. Auch Änderun-
gen in der persönlichen Planung von Mitarbeitenden
                                                          na-Virus (SARS-CoV-2)
sind zu berücksichtigen. In einem Zwischenschritt
                                                          Mitgliedsorganisationen jederzeit sachdienlich zu
wurde der Voschlag für eine neue Struktur in der
                                                          informieren und zeitnahe, bedarfsgerechte Unter-
Zusammenarbeit der MitarbeiterInnen in der Ge-
                                                          stützungsangebote zu gewährleisten, war und ist für
schäftsstelle entwickelt. Dieser betrifft die Ebene der
                                                          Anthropoi Bundesverband das erklärte Ziel. Noch
Geschäftsführung sowie drei Geschäftsbereiche Recht
                                                          im April konnte Anthropoi Bundesverband seinen
und Sozialpolitik, Finanzen und Projekte sowie
                                                          Mitgliedsorganisationen dank eines von der Software
Öffentlichkeitsarbeit und Bildung, die zukünftig
                                                          AG-Stiftung und der Stiftung Lauenstein in Höhe
der Geschäftsführung nachgeordnet werden sollen.
                                                          von insgesamt 160.000 € geförderten Hilfsprojekts
Auf jener Grundlage wurde zum 1. Januar 2021 die
                                                          konkrete Unterstützung anbieten, und zwar in Form
Stelle eines Geschäftsführers (m/w/d) ausgeschrie-
                                                          eines zentralen und solidarischen Beschaffungssys-
ben. Schlussendlich erfordert auch die Verlängerung
                                                          tems für persönliche Schutzausrüstung (PSA). Der
der Amtsperiode um drei Monate ein Nachjustie-
                                                          Ausgangspunkt der Idee: Nicht jede Mitgliedsorgani-
ren. Manche Weichenstellung, die sinnvollerweise
                                                          sation soll ein eigenes, umfassendes Notfall-Lager an
­Aufgabe des neuen Vorstands wäre, muss nun der
                                                          PSA einrichten. Stattdessen sollen knappe Materiali-
 amtierende Vorstand weiter im Blick behalten und
                                                          en dorthin vermittelt werden, wo sie am dringends-
 ggf. für Teilbereiche Entscheidungen herbeiführen.
                                                          ten benötigt werden. Als Kooperationspartner für
                                                          Lagerung und Vertrieb konnte der Ursprung-Han-
                                                          delsverbund gewonnen werden. Die Koordination
Home-Office                                               des Projekts übernahm Frau May Blombach, Mitar-
                                                          beiterin des BaSiG-Projekt-Teams auf Teilzeitbasis,
Auch bei Anthropoi Bundesverband ging es Mit-             mit einer vorübergehenden Stellenerhöhung.
te März mit der Digitalisierung rasend schnell.
Innerhalb von einer Woche waren für sechs Mit-
arbeiterInnen der Geschäftsstelle sowie für zwei

                                                                                                                  | 13
SOLVER
       Unsere Gesellschaft verändert sich. Nicht erst seit    regelmäßig an den Sitzungen teil. Die Referentin für
       Corona. Durch Corona jedoch anders und schneller.      Öffentlichkeitsarbeit, Frau Daniela Steinel, nahm
       Im April nahmen Herr Holger Wilms für Anthropoi        themenbezogen an Sitzungen teil.
       Baden-Württemberg, unterstützt durch Herrn Man-
       fred Trautwein und Frau May Blombach vom Bun-
       desverband an einem Hackathon teil, einer digitalen
       Veranstaltung des Paritätischen Baden-Württemberg      Zusammenarbeit mit
       für «Soziale Arbeit in Zeiten des Corona-Virus».
       Das Ziel: Probleme und Herausforderungen aus der       ­nahestehenden Verbänden
       Sozialwirtschaft interdisziplinär in einem 24-Stun-
       den-Hackathon zu lösen. Das Ergebnis: SOLVER.
                                                               und Organisationen
       Dahinter steht die Idee von Netzwerkarbeit, wel-
       che geprägt ist durch Solidarität und Vertrauen. In     • Aktionsbündnis Teilhabeforschung
       der konkreten Umsetzung geht es um eine zentrale        • Anthropoi Selbsthilfe
       Plattform für Kommunikation, verbunden mit              • Anthroposophic Council for Inclusive Social
       Konzepten und Strategien zum Meistern künftiger           Development, Dornach/Schweiz
       Krisen. Fünf Fachleute, schwerpunktmäßig aus dem        • Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
       Bereich Organisationsentwicklung, Management
                                                               • Bund der Freien Waldorfschulen
       sowie Sozial- und Betriebswirtschaft, haben sich mit
       unseren Herausforderungen beschäftigt. Ein von der      • Dachverband anthroposophische Medizin in
       GLS-Bank zur Verfügung gestelltes Preisgeld in Höhe       Deutschland – DAMiD
       von 5000 € ging an SOLVER.                              • Der Paritätische Gesamtverband
       Herzlichen Glückwunsch!                                 • Deutsches Institut für Menschenrechte ­
       Mit dem Preisgeld soll nun die Umsetzung des Pro-         – Monitoringstelle UN-BRK
       jektes von einigen Mitgliedern des Hackathon-Teams
                                                               • Die Fachverbände für Menschen mit
       ausgelotet und vorbereitet werden.
                                                                 ­Behinderung
                                                               • Europäische Kooperation für anthroposophische
                                                                  Heilpädagogik und Sozialtherapie – ECCE
       Zahlen und Fakten –                                     • Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners

       Umfang der ­Vorstandstätigkeit                          • Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft –
                                                                  IMEW
       Zwischen September 2019 und Juni 2020 traf sich         • Lauenstein-Sozialfonds
       der Vorstand wie folgt:                                 • Nikodemus-Werk
                                                               • Stiftung Lauenstein
        • 5 Sitzungen mit insgesamt 10 Sitzungstagen           • Vereinigung der Waldorfkindergärten
        • von April bis Juni 2020 fanden alle 2 bis 3
          ­Wochen bis zu 3-stündige Videokonferenzen statt
        • Teilnahme an diversen Sitzungen und Treffen
           verschiedener Verbandsgremien (Verbandsrat,
           Bundeskonferenz der GeschäftsführerInnen,
           Verwaltungsrat der Arbeitsgemeinschaft Heilpä-
           dagogischer Schulen, Regionen, Fachbereiche,
           Fachstellen für Gewaltprävention u.a.)

       Neben sechs Vorstandsmitgliedern nahmen für die
       Geschäftsstelle des Bundesverbandes die Geschäfts-
       führerin und Justitiarin Frau Ina Krause-Trapp
       und der Geschäftsführer Herr Manfred Trautwein

14 |
Schlussgedanken
Wehmut und Dankbarkeit schwingen mit beim
Schreiben dieser Zeilen.

Mit dem Ende dieser Amtsperiode endet eine
Zusammenarbeit, die für uns alle einzigartig, weg-
weisend und bereichernd war. Dass dies von uns
so erlebt wird, daran haben viele Menschen ihren
Anteil. Sie, die sich neben Ihrem Kerngeschäft in
Mitgliedsorganisationen regional und überregional
engagieren, die Fragen stellen, Antworten suchen,
sich nicht auf Erreichtem ausruhen und Herausfor-
derungen annehmen. Die Fäden, die Sie auf den Weg
bringen, laufen in der Geschäftsstelle von Anthro-
poi Bundesverband in Bingenheim zusammen und
werden dort von einem herausragend kompetenten,
engagierten, ausdauernden und meist optimistisch
gestimmten Team aufgenommen, weiterverarbeitet
und schließlich uns als Gesellschaft zurückgegeben.

Liebe MitarbeiterInnen der Geschäftsstelle, vielen
Dank für alles!

Ulrike Benkart
Jochen Berghöfer
Jens Borgmann
Lothar Dietrich
Hans Gunsch
Holger Wilms

 Foto: Georg Rothmann | Mitgliederversammlung 2018

                                                      | 15
Mitwirkung

Foto: Alfred Leuthold | Anthropoi Jahrestagung 2018
Mitwirkung
                                                                          Einfache Sprache
Mitwirken, mitgestalten, mitbestimmen, teilhaben.
Das sind alles Begriffe, die fallen,
wenn es um dieses Thema geht:
Teilhabe und Partizipation.                                               Beitrag hören

Von Daniela Steinel

                                                                          http://bit.ly/2BJwr2x
In einer inklusiven Gesellschaft wäre es ganz normal:
Jede und Jeder kann mitwirken, da, wo es sie oder ihn angeht oder betrifft.
In einer inklusiven und demokratischen Gesellschaft beteiligt man sich selbst direkt.
Oder man wählt andere, die die eigenen Interessen und Anliegen vertreten:
Zum Beispiel vertreten gewählte SelbstvertreterInnen
die Interessen und Anliegen von Menschen mit Assistenzbedarf.

                                                                                                  | 17
Noch gibt es diese inklusive Gesellschaft nicht.
       Aber wir alle sind auf dem Weg dahin.
       In den letzten Jahren hat sich im Anthropoi Bundesverband viel getan:
       Menschen mit Assistenzbedarf arbeiten in vielen Bereichen des Bundesverbandes mit.
       Sie wirken als SelbstvertreterInnen mit.

       Das ist zum Beispiel in vielen Regional-Konferenzen der Fall.
       Hier kommen VertreterInnen mit und ohne Assistenzbedarf
       aus den Einrichtungen einer Region zusammen.
       Hier gibt es oft eigene Arbeits-Gruppen für Menschen mit Assistenzbedarf.
       Zum Beispiel in der Regional-Konferenz Bayern.
       Oder es gibt in einigen Fach-Bereichen eigene Gremien für die Mitwirkung.
       Das ist zum Beispiel im Fachbereich Arbeitsleben so:
       Hier gibt es den Anthropoi Werkstatt-Rat.
       Im Anthropoi Werkstatt-Rat arbeiten gewählte Werkstatt-Räte und Frauen-Beauftrag-
       te aus den Werkstätten zusammen.

       Oder es gibt den Anthropoi Beirat.
       Der Anthropoi Beirat berät die beiden Vorstände
       von Anthropoi Bundesverband und Anthropoi Selbsthilfe.
       Der Anthropoi Beirat hat zum Beispiel den Begriff «Menschen mit Assistenzbedarf»
       empfohlen.
       Im anthroposophischen Sozialwesen wird dieser Begriff jetzt verwendet.

       Aber der Anthropoi Beirat ist nicht gewählt!
       Es sind berufene Beiräte.
       Berufen heißt, dass die Mitglieder des Beirats ernannt wurden.
       Das ist für die Beratung nicht wichtig.
       Man kann auch sehr gut beraten, wenn man berufen wurde.

18 |
Der Anthropoi Beirat hat die beiden Vorstände gut beraten!
Menschen mit Assistenzbedarf haben den Anthropoi Beirat nicht selbst gewählt
oder berufen.

Für die Mitwirkung und Teilhabe ist es aber wichtig, dass die SelbstvertreterInnen
von den Menschen mit Assistenzbedarf selbst gewählt oder berufen werden.
Nur so können Menschen mit Assistenzbedarf selbst beeinflussen:
Wer vertritt unsere Interessen und Anliegen?
Und wie vertreten diese gewählten SelbstvertreterInnen
unsere Interessen und ­Anliegen?

«Nichts über uns ohne uns!», das sagt Nicole Ascher.
Sie ist Trainerin für Frauen-Beauftragte und gewählte Frauen-Beauftragte
in der Goldbach-Werkstatt in Nürnberg.
Sie ist sehr zufrieden damit,
wie sie als Selbstvertreterin im Anthropoi Bundesverband mitwirken kann:
«Unsere Interessen werden wahrgenommen und ernstgenommen.
Wir werden toll unterstützt.»
Toni Munkert ist ihr Kollege vom Werkstatt-Rat.
Er lobt: «Man wird so angenommen, wie man ist.
Es gibt keine unnötigen Barrieren, um mitzuwirken,
wie lesen können oder schreiben können oder sprechen können.
Das ist nämlich Ausgrenzung!»

Doch sie machen sich auch Sorgen:
«Was geschieht eigentlich mit den Menschen, die bisher gar nicht teilnehmen ­können?
Die zum Beispiel nicht zu Versammlungen gehen dürfen,
weil sie dafür viel Assistenz brauchen?»
Das sind wichtige Fragen der Teilhabe und Mitwirkung!

                                                                                       | 19
Menschen mit Assistenzbedarf wollen als SelbstvertreterInnen noch aktiver
       im Anthropoi Bundesverband mitarbeiten.
       Sie fordern immer wieder:
       Anthropoi Bundesverband kann noch inklusiver arbeiten.
       Deshalb soll es noch mehr Mitwirkung geben.
       Es soll mehr inklusive Zusammenarbeit geben.
       Der Vorstand und viele Gremien von Anthropoi Bundesverband möchten das auch.

       Wichtig dabei ist: Menschen mit Assistenzbedarf gestalten das mit!
       Und sie wählen ihre SelbstvertreterInnen selbst!
       Und sie beteiligen sich zu Fragen wie diesen:
       Wie sollen Mitwirkung und Teilhabe im Anthropoi Bundesverband gestaltet sein?
       Wie kann man gut inklusiv zusammenarbeiten?
       Wie kann man viele Menschen daran beteiligen –
       ganz egal, ob mit oder ohne Assistenzbedarf?

       Die Verbands-Arbeit soll inklusiver werden.
       Daran sollen sich alle Interessierten beteiligen können.
       Der Assistenzbedarf darf dabei keine Barriere sein.

       Im Bundesverband überlegt man deshalb, weitere Schritte zu gehen:
       Zum Beispiel könnte der Verbands-Rat inklusiv arbeiten.
       Zum Beispiel sollten alle SelbstvertreterInnen, die dort mitarbeiten, gewählt sein.
       Zum Beispiel soll es noch mehr inklusive Gremien im Bundesverband geben.
       Dafür brauchen viele SelbstvertreterInnen gute Assistenz.
       Wie kann diese Assistenz gelingen?
       Dafür ist auch Geld nötig: Für Treffen, für Kurse, für Reisen, für Assistenz.
       Wo kann das Geld dafür herkommen?

20 |
Fragen über Fragen.
Wir haben noch keine fertigen Antworten.
Sie können sich dazu Gedanken machen!
Sie können hier mitwirken.
Es sollen sich alle daran beteiligen können.
Deshalb wollen wir Sie über unsere Ideen und Gedanken schon jetzt informieren.
Das Ziel ist es, gemeinsam einen inklusiven Bundesverband zu gestalten.
Ganz nach dem Motto: Gemeinsam Mensch sein.
Dazu brauchen wir Sie!

Sie haben Ideen?
Sie haben Anregungen?
Sie möchten dazu etwas sagen?

Sie können uns anrufen: 06035 – 70 59 003
Sie können uns schreiben: redaktion@anthropoi.de
Sie können uns eine Nachricht auf Telegram schicken: 0176 – 52 26 97 88

                                                                                 | 21
Inklusion

Foto: Alfred Leuthold | Anthropoi Jahrestagung 2018
Bericht an den Vorstand
(Oktober 2019 bis Mai 2020)
In den Monaten Oktober 2019 bis Januar 2020             Es gab regelmäßige Treffen im engeren Projektteam
standen im Projekt «Beiträge des anthroposophischen     und mit dem erweiterten Team, zu dem Manfred
Sozialwesens für inklusive Gemeinwesen» (BaSiG)         Trautwein, Ursula Versteegen und Jacoba Harm zäh-
zwei Aufgaben schwerpunktmäßig im Mittelpunkt:          len; der Vorstand war in entscheidende Weichenstel-
Aufbau des Projektbüros in Bingenheim und Bildung       lungen einbezogen, und es fanden überdies einzelne
des BaSiG-Teams sowie Auswahl der Praxisorte.           Gespräche mit VorstandsvertreterInnen statt.

Teambildung                                             Auswahl der Beispielprojekte
                                                        und Auftragsklärung
Auf der KoordinatorInnenstelle (50 %-Stelle) gab es
mehrere Veränderungen: Die technischen Vorausset-       Für die Auswahl der Praxisorte wurden zusätzliche
zungen für diesen Arbeitsplatz und die Notwendig-       Informationen eingeholt und umfängliche Reisen
keit eigenständiger Reisetätigkeiten stellten für die   unternommen, um Gespräche zu führen, Zusam-
erste Stelleninhaberin aufgrund ihrer Sehbehinde-       menhänge und Haltungen wahrnehmen zu können.
rung Hindernisse und Barrieren dar, die sich durch      Kriterien der Auswahl wurden diskutiert, um aussa-
die nicht umgehend genehmigte Finanzierung einer        gefähige Vergleiche anstellen zu können.
Assistenz verschärften; eine einvernehmliche Auflö-
sung des Vertrags wurde im Januar 2020 vereinbart.      Ende Januar wurden dem Vorstand die vom Team in
Einer der Bewerber auf die Ausschreibung der Stellen    einem strukturierten Auswahlverfahren vorgeschlage-
von August 2019 konnte im Anschluss – ohne län-         nen Beispielorte vorgestellt. Der Vorstand hat nach
gere Vakanz auf der Stelle – gewonnen werden, der       Beratung den Vorschlag bestätigt und die Orte über
aber nach kurzer Zeit aus persönlichen Gründen auf      die Auswahl informiert. Zur Vorbereitung auf die
eine Position in Bayern wechselte. Wiederum konnte      Auftaktveranstaltung wurde u.a. die Vereinbarung:
durch bestehende Kontakte die Stelle umgehend (ab       «Was heißt es, BaSiG-Beispielprojekt zu sein? – Rah-
1. März 2020) neu besetzt werden.                       menbedingungen/Verbindlichkeiten» entwickelt.

Parallel zu dieser Entwicklung zeigte sich, dass für    Aufgrund der Tatsache, dass die geplante Auftaktver-
einen Kollegen die Honorarstelle nicht, wie geplant,    anstaltung Anfang März nicht durchgeführt werden
zu realisieren war. Auch hier gab es eine einvernehm-   konnte, hat sich die Begegnung mit den Menschen
liche Vertragsauflösung; die KoordinatorInnenstelle     der Beispielorte umgekehrt: Geplant war, die Orte
wurde mit diesen Mitteln aufgestockt (nunmehr           gemeinsam in Bingenheim zu versammeln und in ver-
60 %-Stelle). Das BaSiG-Team besteht derzeit aus        schiedenen Formaten einerseits die Inhalte des Pro-
May Blombach (Koordination), Dirk Posse (Ho-            jekts näher zu bringen und andererseits das ­Potenzial
norarstelle), Angelika Schade (Projektleitung) und      der einzelnen Orte als gemeinschaftliche, miteinan-
Sonja Zausch (stellvertretende Projektleitung).         der verbundene Kraft sichtbar zu machen. Für die

                                                                                                                 | 23
ProjektbegleiterInnen, die sich vor allem auch als        Forschung und Schulungen
       ProzessbegleiterInnen verstehen, ist es jetzt umso
       wichtiger, jeden Beispielort zu besuchen und die          Das Team setzt sich derzeit besonders mit den Fragen
       BaSiG-Projektziele direkt vor Ort «­einzupflanzen».       der Erstellung einer «Baseline» auseinander, was im
                                                                 Austausch mit den Partnerinstitutionen Univation,
       Herausforderungen                                         Eurasia Learning Institute und Alanus Hochschule
                                                                 geschieht.
       Die aktuelle Situation der mit der COVID-19-Pan-          Die «Baseline» oder «Projektbasislinie» ist sozusagen
       demie verbundenen Kontaktbeschränkungen erfor-            der Startpunkt der Erhebungen im Projekt. Für Be-
       dert für das Projekt neue Denkbewegungen, Hand-           richte, die den Fortschritt des Projektes zeigen sollen,
       lungsweisen und Beziehungsgestaltungen.                   werden die Daten/Informationen aus dem Basisplan
                                                                 als Grundlage genommen, um in weiteren Untersu-
       Dieser Vorgang der angepassten Projektbegleitung          chungen in der Mitte der Laufzeit des Projektes und
       mit seinen Un-/Möglichkeiten findet in und mit den        am Ende die erreichten Ergebnisse zu «messen». Ein
       Beispielorten sehr unterschiedlich statt. Dabei spielen   erster «Struktur-Fragebogen» ist entwickelt, mit dem
       auch Aspekte eine Rolle, die inzwischen deutlicher        die Lebenssituation/Lebenslage der Menschen mit
       an die Oberfläche treten.                                 Assistenzbedarf in den Beispielorten in einem ersten
       Dazu zählen u.a.:                                         Schritt erhoben werden sollen. Inhaltlich geht es u.a.
        • Das Tempo des Praxisortes bei der Entwicklung          um die Bereiche Wohnen, Arbeiten, Bildungs- und
          und Umsetzung von Beispielprojekten                    Kulturangebote, Beteiligungsformen, Mobilität.
        • die Einbindung von Menschen mit Assistenzbe-           Weitere Fragestellungen sind in Arbeit.
          darf in Entscheidungsprozesse
                                                                 Zu erstellen ist eine Forschungsmatrix, in der sicht-
        • der Umgang mit Herausforderungen und Krisen
                                                                 bar wird, welche Partnerinstitution an welcher Stelle
        • die Personalsituation                                  des Projektverlaufs maßgeblich beteiligt ist: Unter-
        • die Kommunikationsstrukturen und                       schiedliche Formate wie quantitative Umfragen,
        • die Routine bei Antragsstellungen für eine             Aktionsforschung mit Dialogstudien und «learning
          ­Förderung                                             histories» sind zu entwickeln sowie ein Monitoring
                                                                 aufzubauen und Evaluierungen zu planen.
       Das Team ist mit allen Einrichtungen in Kontakt           Mit den Forschungsfragen verbunden sind Fragen,
       und entwickelt individuelle Verläufe. Bis Ende            welche Erhebungsmethode für welche Zielgruppe ge-
       April hatten sieben Beispielorte einen Förderantrag       eignet und zugänglich ist und wie Einschränkungen
       ­«Inklusion einfach machen» bei Aktion Mensch e.V.        überwunden werden können. Zur Entwicklung der
        eingereicht; andere Orte arbeiten an umfangreiche-       Forschung gibt es aktuell regelmäßig mit allen drei
        ren Projektanträgen bei Aktion Mensch, EU-An-            PartnerInnen Video-Konferenzen.
        trägen, Anträgen an andere Förderer. Das Angebot
        der Stiftung Lauenstein zur Anschubfinanzierung          Konzepte zu den Schulungen für die PeerberaterIn-
        wurde bisher schon umfassend genutzt und war             nen und die InklusionskoordinatorInnen werden
        sehr hilfreich.                                          derzeit entworfen. Leitidee ist dabei, dass es für alle
                                                                 Zielgruppen einer neuen Bewusstseins- und Fähig-
       Die Förderanträge werden (zum Teil) von den               keitsentwicklung bedarf, um den Bedürfnissen einer
       ProzessbegleiterInnen mit Unterstützung des               inklusiven Begegnung auf Augen- und Herzhöhe
       ­Geschäftsführers angestoßen, unterstützt und mit         gerecht werden zu können.
        den Förderern verhandelt. Diese Arbeit hat eine
        wichtige Vertiefung in der Auseinandersetzung            Veranstaltungen und Webseite
        mit dem Gesamtprojekt gefördert. So hat auch die
        Chronologie des Vorgehens einen großen Einfluss          An einzelnen Beispielorten ist eine erste sogenann-
        auf das Ergebnis: Ist es von Anfang an möglich, das      te «Inklusive interne Informationsveranstaltung»
        ganze Feld der inklusiven Gemeinschaft mit den           geplant. Im Laufe der Beschäftigung mit den An-
        beteiligten Kommunen in einem offenen Prozess zu         tragsstellungen für Aktion Mensch wurde von den
        beteiligen? Letzteres versteht das BaSiG-Team als        Beispielorten immer wieder betont, dass die gelin-
        fundamentale Aufgabe.                                    gende Einbindung der Menschen mit Assistenzbedarf
                                                                 eines achtsamen Formates in einem vertrauensvollen

24 |
Rahmen bedarf. Aus diesen Veranstaltungen sowie
aus anderen Verfahren können sich PeerberaterIn-
nen und InklusionskoordinatorInnen bewusst und
selbstbestimmt zur Mitwirkung entscheiden und
Verantwortung übernehmen.

Die Entwicklung der Webseite ist bereits weiter fort-
geschritten und wird vor der großen Sommerpause
noch online gehen können.

Offene Frage

Ob das Projekt im geplanten Zeitstrahl bleiben kann,
lässt sich zum derzeitigen Zeitpunkt nicht einschät-
zen. Einschränkende Maßnahmen unterschiedli-
cher Intensität, wie Abstandsregelungen bis hin zu
Betretungsverboten in den Einrichtungen, haben
einen Einfluss auf das Projektgeschehen. Da das
BaSiG-Projekt auf Teilhabe aller Beteiligten aufbaut,
bleibt hier eine Unsicherheit in der Durchführung.
Fragen nach vorübergehenden Einsparungen in
Corona-Krisenzeiten, um ggf. eine Verlängerung der
Projektlaufzeit zu ermöglichen, stehen im Raum.

Für das BaSiG-Team, am 4. Juni 2020
Angelika Schade und Sonja Zausch

                                                        | 25
Mitglieder-
                                                       versammlung
                                                       2020

26 |
  Foto: Georg Rothmann | Anthropoi Jahrestagung 2018
Tagesordnung zur
Mitgliederversammlung 2020
15. September 2020

Ab 10:00 Uhr   Ankommen, Eintrag Anwesenheitsliste,
		             Ausgabe der Stimmkarte

Block 1		      11:00 – 12:30 Uhr
TOP 1		        Begrüßung
TOP 2		        Formalien
		             Feststellung der Beschlussfähigkeit
		             Feststellung der Tagesordnung
TOP 3		        Musikalische Einstimmung und Totengedenken
TOP 4		 Bestätigung der Neuaufnahmen:
		Förderverein Raum Helios Gemeinschaft e.V.
		      Heilpädagogische Einrichtung Hof Wallberg gGmbH
		      Tragende Gemeinschaft gGmbH
		Triskele Wennigsen gGmbH
		Mitteilung Umbenennung:
		 ALT: Haus Mignon – Heilpädagogisch-therapeutische
		 Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des entwicklungsge-
		 störten Kindes gemeinnütziger e.V. Hamburg
		 NEU: Haus Mignon e.V.
		Mitteilung Rechtsformwechsel:
		 ALT: Camphill Dorfgemeinschaften Rheinland-Pfalz e.V.
		 NEU: Camphill Lebensgemeinschaften Rheinland-Pfalz
		gGmbH
		 ALT: Heil- und Erziehungsinstitut Sonnenhalde e.V.
		 NEU: Sonnenhalde gGmbH für Menschen mit
		Assistenzbedarf
TOP 5		        Bericht des Vorstands

PAUSE: 		      12:30 bis 13:30 Uhr

Block 2		      13:30 – 15:00 Uhr

TOP 5		        Fortsetzung Bericht des Vorstands mit Aussprache

TOP 6		        Bericht des Verbandsrates

TOP 7		        Bericht aus der sozialpolitischen Arbeit
		             des Bundesverbandes mit Aussprache

                                                                  | 27
TOP 8		      Geschäftsbericht 2019 mit Aussprache

       TOP 9		      Annahme des Jahresabschlusses 2019

       TOP 10 		    Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführung
       		           für das Haushaltsjahr 2019

       TOP 11		     Vorstellung der Haushaltspläne 2020 & 2021
       		           (gemäß Empfehlung BKGF 2020)

       TOP 12		     Annahme der Haushaltspläne 2020 & 2021

       TOP 13		 Wahl des Rechnungsprüfers für das
       		Haushaltsjahr 2020

       PAUSE: 		    15:00 bis 15:30 Uhr

       Block 3		    15:30 – 17:00 Uhr

       TOP 14		     Vorstellung der KandidatInnen
       		           für die Vorstandswahl 2020

       TOP 15		     Vorstandswahl 2020

       TOP 16		     Verabschiedung ausscheidender Vorstandsmitglieder

       TOP 17		     Bekanntgabe der Ergebnisse der Vorstandswahl 2020

       TOP 18		     Sonstiges

       TOP 19		     Abschluss und Verabschiedung

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Kandidatinnen
und Kandidaten zur
­Vorstandswahl 2020

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Benjamin Andrae
                                                                  Berufsbezeichnung:
                                                                  Erzieher und systemischer Organisationsberater

                                                                  Arbeitsbereich:
                                                                  LebensWerkGemeinschaft gGmbH – Bereich LebensOrte
                                                                  Berlin und Brandenburg (Geschäftsführer)

                                                                  Funktionen im Bundesverband:
                                                                  Mitglied und stellvertretender Sprecher der
                                                                  Regionalkonferenz Berlin und Brandenburg;
                                                                  Mitglied im Verbandsrat

                                                                  Vorgeschlagen durch:
                                                                  Regionalkonferenz Berlin und Brandenburg

            Kurzvita:                                             Motivation:

            Geboren 1979 in Schopfheim.                           Ich habe durch das Zusammenwirken in der Region
            Seit nunmehr 20 Jahren in Mitgliedseinrichtungen      den Anthropoi Bundesverband stets als dynamischen
            des Verbandes tätig, zunächst mehr als 10 Jahre in    und unterstützenden Verband erlebt, der bis in die
            der Begleitung von Menschen mit Assistenzbedarf       konkrete Lebenswirklichkeit der Mitgliedseinrich-
            im Wohnbereich der LebensOrte der LebensWerk-         tungen hinein sinnvolle und notwendige Entwick-
            Gemeinschaft gGmbH, seit 2011 als sozialtherapeu-     lungsimpulse gegeben hat, wie etwa die Implemen-
            tische Leitung. Von 2013 bis 2020 habe ich zudem      tierung der Gewaltprävention als festen Bestandteil
            als Dozent für Fachpraxis an der Entwicklung der      unserer Arbeit. Gerne trage ich dazu bei, dass der
            Heilerziehungspflegeausbildung der Emil Molt Aka-     Verband auch künftig notwendige Entwicklungen
            demie mitgewirkt.                                     für Menschen mit Assistenzbedarf vorantreibt.
            Als Mitglied und stellvertretender Regionalsprecher
            der Regionalkonferenz Berlin und Brandenburg          Erklärung zur Kandidatur:
            konnte ich in den letzten Jahren die Verbandsarbeit
            in der Region aktiv mitgestalten.                     Die erfolgreiche Arbeit des Verbandes möchte
                                                                  ich gerne künftig auf neue Weise unterstützen
                                                                  und ­erkläre daher meine Bereitschaft, mich für
                                                                  ein ­Vorstandsamt bei der anstehenden Wahl des
                                                                  ­Vorstandes auf der Mitgliederversammlung im
                                                                   ­Sommer 2020 zur Verfügung zu stellen.

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