JAHRGANG - HERAUSGEBER: TIERPARKVEREIN BERN

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JAHRGANG - HERAUSGEBER: TIERPARKVEREIN BERN
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         40. JAHRGANG

HERAUSGEBER: TIERPARKVEREIN BERN
JAHRGANG - HERAUSGEBER: TIERPARKVEREIN BERN
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                                                  EDITORIAL

   Die Digitalisierung im Tierparkverein
                                    SERGIO ZANELLI, VIZEPRÄSIDENT TIERPARKVEREIN BERN

Liebe Mitglieder                              Abfall in den Tieranlagen. Haben Sie sich      morgens früh oder am Abend aktiv ist.
                                              auch schon gefragt, wie die Bilder auf un­   Wir freuen uns auch, wenn Sie uns Fragen
Schlagworte wie Digitalisierung und Social    sere Social-Media-Plattformen kommen?        zu Ihren Lieblingstieren über Instagram
Media sind heute in aller Munde – auch        Nun, ein grosser Teil der publizierten       einsenden.
der Tierparkverein nutzt diese Kanäle be­     Fotos und Videos stammen von Besu­
                                              ­                                                 Vision: Wie könnte es digital weiterge­
reits sehr aktiv:                             cher*innen. Durchschnittlich erhalten wir    hen? Man könnte den Mitgliederausweis
   Als Akquisitionskanal: 2020 durften        10 Einsendungen pro Tag, vielen Dank         oder den Eintritt via QR-Code auf eine
wir mehr als 700 Neumitglieder im Tier­      ­dafür. Ohne Sie hätten wir nicht so schöne     Tierpark-App laden. Darauf befindet sich
parkverein begrüssen. Fast 95% davon          und vielfältige Schnappschüsse aus dem       auch ein digitaler Tierparkplan mit Navi­
(über 680) sind über Social Media – Insta­    täglichen Leben unserer Tiere. Ihre Lieb­    gationsmöglichkeiten und Informationen
gram, Facebook oder unsere Website – zu       lingstiere sind übrigens der Seehund         zu verschiedenen Tieren (Nahrung, Verhal­
uns gestossen. Spannend dabei ist, dass       und der Eisfuchs … Apropos – wir würden     ten, nächste Fütterung usw.). Indem an
man heute als Verein digital ohne grosse      uns auch sehr über Bilder aus dem Riff­     gewissen Stellen im Tierpark Webcams
                                                                                           ­
Zusatzkosten mehr potenzielle Neumit­         aqua­rium freuen.                            ­installiert werden, könnte man über diese
glieder gewinnen kann, indem man z. B. in­       Als Informationskanal: Via Social Me­      App auch Geburten live miterleben,
teressante Beiträge wie Posts von Tierge­     dia kann man über Aktualitäten wie z. B.      nachtaktive Tiere beobachten o. Ä., es gibt
schichten oder Fotos von Jungtieren via       Jungtiere im Tierpark berichten. Damit         viele spannende Möglichkeiten. Wir freu­
Social Media verbreitet. Und 2021 geht es     werden bei der Betrachterin oder dem           en uns, diese Entwicklung in enger Zu­
gleich so weiter – von den 210 Neumit­        Betrachter Interesse geweckt und somit
                                              ­                                              sammenarbeit mit dem Tierpark weiter
gliedern haben 9 (4%) den Talon einge­        auch Mehreintritte generiert, Familien        ­voranzutreiben und mit dem technologi­
schickt. Die anderen haben ihre Mitglied­     wollen ja die Jungtiere «live» sehen. Das      schen Fortschritt mitzugehen.
schaft via Social Media gestartet. Die        steigert die Verbundenheit zum Tierpark
letzte Publireportage in der Zeitung (Neue    und zu seinen Tieren und macht den Gast      Herzlich
UHU-Anlage) hat vergleichsweise lediglich     zum «Fan». Auch scheue und im Verbor­
4 Neumitglieder generiert.                    genen lebende Tiere kann man auf diese
   Als Kommunikationskanal: Viele der         Weise zeigen und dem Publikum näher­
Tierparkbesucher*innen sind gute Beob­        bringen. Social Media ist auch ein Ausbil-
achter*innen, sie erkennen Veränderun­       dungskanal und Besucher*innen lernen
gen bei Tieren oder den Anlagen sofort        dabei etwa, wann man den Luchs am bes­
und melden z. B. trächtige Tiere oder auch    ten sehen kann oder welches Tier eher

In diesem UHU:
                                                                                           23 Quartalsbericht des Präsidenten
                                                                                           36 Aus
                                                                                               Die Präsidentin
                                                                                                   der Tierpflege
                                                                                           47 «Schräge
                                                                                               Lorem Ipsum
                                                                                                         Vögel» in Bern
                                                                                           68 Poster
                                                                                               Lorem Ipsum
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                                                                                           12	Designierte Direktorin
                                                                                           10 Lorem
                                                                                               Friederike von Houwald
                                                                                                      Ipsum
                                                                                           13 Unsere
                                                                                           12          Jüngsten
                                                                                               Lorem Ipsum
                                                                                           14 Viele
                                                                                               Lorembunte
                                                                                                      IpsumGeschlechter: «Queer»
                                                     BERNER AMPHIBIEN                      15
                                                                                           16 Leserfotos
                                                                                               Lorem Ipsum
            STEINKAUZ 4
                                                      UND REPTILIEN 11
Titelbild: Steinkauz (Foto: Doris Slezak) | Poster auf Seite 8 / 9: Feuersalamander (Foto: Doris Slezak)
Alle Fotos, soweit nicht anders angegeben: RANDO
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                                                        PRÄSIDENT

                      Wettstreit der Wertesysteme
                                             STEFAN FLÜCKIGER, PRÄSIDENT TIERPARKVEREIN

Liebe Tierparkfreundin,                             Bernd Schildger hat während fast eines     system, das sie mitbringt, und darauf, in
lieber Tierparkfreund                               Vierteljahrhunderts den Tierpark Bern –       welche Richtung sie den Tierpark Bern
                                                    unter anderem mit seinen Werten – ge­        ­damit navigieren wird.
    Werte sind unsere Überzeugungen in be­          prägt. Die wenigen Jahre, in denen ich           Der Tierparkverein Bern wird in jedem
    stimmten Fragen. Wir definieren damit,          als Tierparkvereinsvorstandsmitglied und      Fall seinen Auftrag weiterführen. Als Insti­
    was für uns «richtig» und was «falsch» ist.     Tierparkvereinspräsident mit ihm zusam­       tution von Menschen «zum Wohle der
 Werte geben uns Orientierung im Leben             menarbeiten durfte, haben mir stets viel    Tiere». Es freut mich sehr, wenn wir als
                                                                                               ­
 und wirken so wie ein Kompass durch die           Freude bereitet. Er teilte seine Werte      Tierparkverein mit einem toleranten Wer­
 vielen Entscheide, die wir im Leben tref­          mit mir und gab mir die Möglichkeit, in    tesystem in die Zukunft gehen, andere
 fen. Die Geschichte zeigt uns unzählige            verschiedenen Fragen seine Sichtweise      ­Ansichten prüfen, bevor wir sie verwerfen,
 Beispiele, dass für Werte getötet, geheira­        kennenzulernen – und mein Wertesystem       und die Vor- und Nachteile sorgfältig ab­
 tet und Frieden geschlossen wurde.                ­weiterzuentwickeln. Danke, Bernd!            wägen.
       Menschen mit anderen oder abwei­                Gleichzeitig freue ich mich sehr, die         Ich wünsche Ihnen tolle Tierparkstun­
 chenden Werten verursachen im ersten              neue Tierparkdirektorin, Friederike von       den im Sommer. Jetzt dürfen wir ihn in
 Moment Desorientierung. Sie stören uns.           Houwald, demnächst persönlich kennen­        ­vollen Zügen wieder geniessen.
 Es liegt in unserer Natur, dass wir versu­        zulernen. Ich bin gespannt auf das Werte­
 chen, unser Wertesystem sofort durchzu­
 setzen – falls nötig mit Nachdruck. Tole­
 ranz bedeutet das «Geltenlassen» anderer
 Überzeugungen – und damit anderer
 ­Werte. Das bedeutet nicht, dass wir diese
  gut finden oder unterstützen müssen. Es
  bedeutet lediglich, in der Lage zu sein,
  ­einen anderen Blickwinkel zuzulassen. To­
 leranz ist eine grundlegende Voraus­
 setzung, um in einer Gesellschaft mit
   ­Minderheiten leben zu können.
       Vielleicht haben Sie die Beiträge in den
    Medien zur Gewehrattrappe auf dem
    Wildererpfad der AareAlpen-Anlage
    ­
mitverfolgt. Die Kommentare finde ich
­
­interessant. Sie sind ein Feuerwerk aufein­
    anderprallender und meist völlig gegen­
    sätzlicher Werte. Die Absolutheit, mit der
    Kommentierende ihre Überzeugung zum
    Ausdruck bringen, erstaunt mich immer
    wieder. Es scheint, alles wolle man sich ge­
    genseitig wortgewaltig niederringen. So­
    zusagen ein Wettstreit der Wertesysteme.
    Dabei kommt eine Intoleranz zum Aus­
    druck, die mich gelegentlich auch etwas
    besorgt macht. Ich finde es nämlich grund­
sätzlich spannend, andere Sichtweisen zu
verstehen und mit meinem Wertesystem
    abzustimmen. Sie ermöglichen die Justie­
    rung des eigenen Wertekompasses.               Eröffnung AareAlpen (Foto: Doris Slezak)
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                                                ARTENSCHUTZ

             Der Steinkauz – Vogel des Jahres
                                                      MARC ROSSET, KURATOR

Im UHU 4/2019 berichteten wir über das erfolgreiche Steinkauz-Wiederansied-                     deransiedlungsversuche blieben erfolg­
lungsprojekt südlich von Berlin, wohin die Nachzucht des Tierparks Bern nun schon               los, siehe unten. 1980 zählte man in den
zweimal «entflogen» ist. Aber auch die Schweiz will den Steinkauz fördern. Der                  Kantonen Genf, Jura und Tessin noch 185
Schweizer Vogelschutz SVS (BirdLife Schweiz) hat den Steinkauz zum Vogel des                    Paare, zu Beginn der 2000er-Jahre weni­
Jahres 2021 erkoren. Ziel ist hier nicht die Auswilderung von Vögeln aus mensch-                ger als 50. Dank Fördermassnahmen neh­
licher Obhut, sondern: Unsere Landschaft soll lokal so aufgewertet werden, dass                 men die Bestände nun wieder leicht zu,
die wenigen vorhandenen Steinkäuze sich erfolgreich vermehren und ausbreiten                    2020 wurden 149 Reviere gezählt (ein
können.                                                                                       ­Revier ist, wo ein Männchen ruft). Ihre Ver­
                                                                                                breitungsschwerpunkte liegen weiterhin in
                                                                                                den genannten Kantonen, was auf eine
Biologie:                                     kommt auf der Nordhalbkugel von Nord­            grenzüberschreitende Vernetzung der Be­
Der Steinkauz ist eine kleine, nacht- und     afrika bis nach Zentralasien vor, ebenso auf    stände schliessen lässt und die Gefahr
dämmerungsaktive Eule, so gross wie eine      der Arabischen Halbinsel. Das ursprüng­          ­einer genetischen Verarmung vermindert.
Amsel. Er besiedelt sein Revier ganzjährig,   liche Habitat waren Steppen, offenes              Neue Brutpaare wurden im Seeland fest­
ernährt sich vorzugsweise von grossen In­     Grasland, später die extensiv genutzte            gestellt.
sekten wie Heuschrecken, Käfern und Fal­      Landschaft.
tern, auch von Mäusen und Regenwür­                                                           Die Hauptursachen des Rückganges
mern. Im Winter erbeutet er gelegentlich      Bestände in Europa und in der Schweiz:          sind überall dieselben:
kleine Vögel. Er brütet in Baumhöhlen, sel­   Seit der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts     Im Zuge der Rationalisierung der Land­
tener in Verstecken an alten Gebäuden.        geht die Art in Mitteleuropa parallel zur In­   wirtschaft wurden Hecken, Feldgehölze
Während das Weibchen die Eier bebrütet,       tensivierung der landwirtschaftlichen Nut­      und Kleinstrukturen entfernt, Hoch­
wird es vom Männchen gefüttert. Meist         zung zurück. In Italien und Frankreich le­      stamm-Obstbäume und Einzelbäume ge­
schlüpfen 3 bis 5 Küken; sie verlassen die    ben noch grössere Bestände, kleinere            fällt, Brachland und naturnahe Wiesen zu
Eltern im Alter von gut 3 Monaten und su­     finden sich in Deutschland und Österreich.      Grünland intensiviert oder überbaut. Mit
chen ein eigenes Revier, dabei können sie     Im Schweizer Mittelland setzte der Rück­        den alten Bäumen verschwanden die Brut­
Strecken bis 100 km zurücklegen. Die Art      gang in den 1970er-Jahren ein, lokale Wie­      höhlen, mit den Naturwiesen die Grossin­
                                                                                              sekten. Pestizide vergiften nicht nur Insek­
                                                                                              ten, die Kulturen schädigen, sondern auch
                                                                                              die Beutetiere vieler Vogelarten.

                                                                                              Massnahmen:
                                                                                              Die Nahrungsgrundlage und die Nistmög­
                                                                                              lichkeiten des Steinkauzes verbessern. Mit
                                                                                              diesem Ziel unterstützen BirdLife Schweiz
                                                                                              und lokale Organisationen Landwirte in
                                                                                              den vier aktuellen Steinkauz-Verbreitungs­
                                                                                              gebieten. Hochstamm-Obstgärten, aber
                                                                                              auch Einzelbäume wie Eichen und Nuss­
                                                                                              bäume sollen erhalten bzw. neu angelegt
                                                                                              und gepflegt werden. Ausgleichsflächen,
                                                                                              heisst nährstoffarme, pestizidfreie, arten­
                                                                                              reiche Wiesen, steigern die Biodiversität.
                                                                                              Werden diese gestaffelt gemäht und er­
                                                                                              gänzt mit Hecken, Gebüsch, Ast- und
                                                                                              Stein­haufen, entsteht ein Mosaik aus Le­
                                                                                              bensräumen für viele Kleinlebewesen, von
                                                                                              denen nicht nur der Steinkauz profitiert,
Zwei Steinkauz-Jungvögel, geboren 2021                                                        sondern ebenso Insekten, Amphibien,
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                                                                 ARTENSCHUTZ

Steinkauz im Dählhölzli (Foto: Doris Slezak)

Eidechsen und Vogelarten wie Braun­                  bungen; sie stellen fest, dass sie die er­     stocken von Individuen erhalten. Seit 2019
kehlchen, Gartenrotschwanz, Grauammer,               hoffte Wirkung schnell entfalten.              gehen unsere Jungtiere ins Auswilde­
Wendehals oder Wiedehopf.                                                                          rungsprojekt des Landschafts-Förderver­
Ebenso wichtig sind das Anlegen von                  Der Tierpark Bern hält Steinkäuze seit        eins Nuthe-Nieplitz-Niederung e. V. bei
Sitzwarten (z. B. Pfähle), von wo aus der            Anfang der 1970er-Jahre.                       Berlin. Der Verein beschränkt sich aller­
Steinkauz jagt, und das Aufhängen von                Noch im Juli 1984 setzte er mit behördli­      dings nicht auf das Auswildern von Vö­
Bruthöhlen. Diese sind unentbehrlich für             chem Segen 11 Steinkäuze im Seeland            geln. Er unternimmt riesige Anstrengun­
das Brutgeschäft, zudem schützen sie                 aus, zusammen mit 14 Individuen von pri­       gen, um die Landschaft in Zusammenarbeit
vor garstiger Witterung und vor Räubern              vaten Haltern. Erfolglos, wie sich zeigen      mit den lokalen Bewirtschaftern im Sinne
(Katze, Fuchs, Marder, Habicht, Waldkauz).           sollte – eine Tierart, die wegen mangeln­      der oben beschriebenen Massnahmen für
Ornitholog*innen überprüfen den Erfolg               der Lebensraumqualität am Aussterben           das Gedeihen dieser sympathischen Eule
der Massnahmen in regelmässigen Erhe­                ist, lässt sich nicht durch das Wiederauf­     aufzuwerten. Er unterhält mehrere Volie­
                                                                                                    ren, wo er Steinkäuze nachzüchtet, und
                                                                                                    überwacht mit wissenschaftlicher Genau­
                                                                                                    igkeit, wie es den ausgewilderten Stein­
                                                                                                    käuzen geht. Die Rückmeldungen des
                                                                                                    Vereins über das Wohlergehen der Berner
                                                                                                    Steinkäuze waren bislang durchweg
                                                                                                  ­positiv.
                                                                                                       Kürzlich kündigte eine Steinkauz-Patin
                                                                                                    ihre Patenschaft; sie sei enttäuscht, dass
                                                                                                    der Tierpark Bern nicht die schweizeri­
                                                                                                   schen Bemühungen um diese Art unter­
                                                                                                   stütze, sondern ein Projekt in Deutsch­
                                                                                                   land. Ich schrieb ihr, dass wir das Projekt in
                                                                                                   Deutschland vor allem darum unterstütz­
                                                                                                   ten, weil wir unsere Nachzuchtvögel dort­
                                                                                                   hin abgeben könnten. Liebend gerne wür­
                                                                                                   den wir sie innerhalb der Schweiz abgeben,
                                                                                                   aber die Schweizer Behörden und mit
                                                                                                   ­ihnen die Vogelwarte Sempach seien strikt
                                                                                                    dagegen, dass Vögel aus menschlicher
                                                                                                    Obhut in der Schweiz ausgewildert wer­
Die vier jungen Steinkäuze sind hier wenige Tage alt (Foto: Hansueli Blatter)                       den.
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                                                        TIERPFLEGE

   Mit Fingerspitzengefühl und Geduld –
       Vogelexperte Hansueli Blatter
                        DORIS SLEZAK, KOMMUNIKATION, NACH EINEM INTERVIEW MIT HANSUELI BLATTER

Vögel und Hansueli Blatter kommt einem vor wie Eiklar und Dotter, sie gehören                     Der Trick bei den Auerhühnern war, seiner
einfach zusammen. Hat man eine Frage zu Vögeln, weiss er fast immer die Ant-                      Meinung nach, das Umstellen von Handauf­
wort. Dass die Nachzuchten unserer Steinkäuze seit zwei Jahren den Wildbestand                    zucht auf Naturbrut. «Vorteil einer Natur­
auffrischen und ergänzen, freut ihn ungemein.                                                     brut ist, dass die Jungvögel von Anfang an
                                                                                                  mehr gefordert werden, wenn sie der Mut­
                                                                                                  ter nachspringen und mehr Muskulatur auf­
                                                                                                  bauen, sie sind dann viel vitaler. Auch die
                                                                                                  Prägung ist ganz anders. Wenn man ‹zue­
                                                                                                  luegt›, wie die Mutter die Jungen führt und
                                                                                                  für sie sorgt, ist es einfach viel besser für
                                                                                                  ­alle.» Gegen das Parasitenwachstum sorgt
                                                                                                   Hansueli für einen trockenen Boden in der
                                                                                                   Voliere. Seitdem gelingen ihm regelmässig
                                                                                                   Naturbrut-Nach­zuchten bei den Auerhüh­
                                                                                                  nern, sieben sind es dieses Jahr.
                                                                                                       Als die Planung für den Papageitaucher
                                                                                                  im Tierpark begann, setzte sich Hansueli
                                                                                                  intensiv mit dem Vogel im Frack aus dem
                                                                                                  Norden auseinander. «Etwas Neues ler­
                                                                                                  nen, sich mit einer neuen Tierart auseinan­
                                                                                                  dersetzen, eine neue Herausforderung an­
                                                                                                  nehmen, ist superinteressant.» Der Dreh
                                                                                                  zum Gelingen von Nachzuchten bei Papa­
                                                                                                   geitauchern war, ihnen möglichst allen
Hansueli Blatter mit seinen Papageitauchern (Foto: Manuela Künzi)                                  Stress zu nehmen. Sind sie gestresst, dann
                                                                                                   sind auch sie anfällig für Krankheiten und
Seit 2012 gehören die Steinkäuze im Dähl­          Tierarzt einen Ring bekommen und mittels        Parasiten wie Aspergillose oder Malaria.
hölzli zum Revier Papageitaucher und fal­          einer Federprobe das Geschlecht be­             Die ersten Nachzuchten per Hand gedie­
len damit in Hansueli Blatters Zuständig­          stimmt wird. Denn will man Tiere nachhal­       hen prächtig, doch der Umzug zu den an­
keit. Nach einer Blutauffrischung vor              tig und mit Erfolg auswildern, ist es wich­     deren Adulttieren in die Anlage stresste sie
einigen Jahren gibt es auch regelmässig            tig, Individuen identifizieren zu können. So    zu sehr, sie wurden von Parasiten befallen.
Jungtiere. Steinkäuze generell, sowie de­          wissen wir auch, dass sich unsere ausge­        «Man muss sie erst psychisch hinter den
ren Jungtiere, sind sehr pflegeleicht: «Ein­       wilderten Steinkäuze gut eingelebt haben.       Kulissen mit ein paar Adultvögeln im ge­
mal am Tag putzen und einmal am Tag                                                                schützten Raum zusammenführen. Dann
Futter, das entweder aus Mäusen, Scha­             Fingerspitzengefühl gefordert                   erst sind sie frech genug, in der grossen
ben oder Käferlarven besteht.» Sobald er           Während die Nachzuchten bei den Stein­          Anlage zu bestehen.» Seitdem gelingen
merkt, dass das erste Ei gelegt ist, rechnet       käuzen weitgehend «easy» sind, fordern          uns, als einzigem Zoo Europas, regelmäs­
er den Schlupftermin aus und schaut ein            andere Vögel weit intensivere Pflege. Die       sig Nachzuchten bei den Papageitauchern.
paar Tage nach diesem Termin mal vor­              Aushängeschilder von Hansueli Blatters              Hin und wieder hilft er auch mit der Pin­
sichtig nach, wie viele Jungvögel es gibt.         Vogelnachzuchten sind diejenigen bei den        zette einem schwächlichen gefiederten
In diesem Frühjahr freut er sich über 4            Papageitauchern und den Auerhühnern.            Nachzügler behutsamst aus dem Ei. Diese
Jungvögel. Knapp einen Monat nach dem              Deren Nachzuchten gelten als sehr heikel,       würden in der Wildnis zugrunde gehen,
Schlupf sind die Jungvögel schon flügge.           sind sie doch recht anfällig für Krankheiten    doch bei Hansueli im Tierpark bekommen
Nun ist der Zeitpunkt, da sie durch den            und Parasiten.                                  sie eine Chance zu leben.
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                                              ARTENSCHUTZ

                                            «Schräge Vögel» kehren in
                                               die Schweiz zurück.
                                                                        DORIS SLEZAK, KOMMUNIKATION

                                            Am 29. April 2021 wurde ein Waldrapp auf dem Fenstersims eines Bürogebäudes
                                                bei Muri gesichtet. Die Ringnummer 182 identifizierte den Vogel als das
                                              ­Weibchen «Giorgia». Eine weitere Sichtung am 23. April von Klaus Portmann
                                                zeigt sie, wie sie gemächlich nach Würmern, Schnecken und Insekten auf
Waldrapp «Giorgia» mit Nummer 182           einer Wiese bei Münchenbuchsee stochert. Sie scheint sich bei uns wohlzufühlen,
in Muri bei Bern                                     denn dies ist bereits ihr 2. Sommer im Mittelland der Schweiz.

«Giorgia» wurde 2017 im Tierpark Rosegg     2021 auf den Weg zurück in ihre Heimat­           men mit zooschweiz und anderen Institu­
geboren und in Überlingen am Bodensee       kolonien gemacht. Viele haben sich in             tionen mit zukünftigen Nachzuchten die
aufgezogen. Sie flog dann im Rahmen der     ihren Brutkolonien eingefunden und zu
                                            ­                                                Rückkehr und Wiederansiedlung des
menschengeführten Migration ins Winter­     brüten begonnen, das erste Jungtier ist          «schrägen Vogels» in der Schweiz zu un­
gebiet in der WWF Oasi Laguna di Orbe­      bereits geschlüpft.                              terstützen. Das Verhalten von «Giorgia»,
tello, Italien. 2020 flog sie mit anderen      «Giorgia» hat es aber, im Gegensatz zu        «Akuma» und «Enea» bestätigt unsere
                                            ihren Artgenossen, offensichtlich nicht eilig,   ­Vision von wild lebenden Waldrappen in
                                            in die Brutkolonie Überlingen in Deutsch­         der Schweiz.
  «Ein Waldrapp                             land weiterzureisen, denn seit dem 18. April

 kommt nach Bern
                                            hält sie sich in der Berner Umgebung und
                                            dem Seenland auf. Sie ist übrigens in guter      Infos zum Waldrapp
   und fühlt sich
                                            Gesellschaft, denn zwei Waldrapp-Männer
                                            namens «Akuma» und «Enea» weilen in der          zooschweiz: https://zoos.ch/

    hier wohl.»                             Nähe. Deren ausgedehnte Aufenthalte im
                                            Mittel- und im Seeland bestätigen, dass die
                                                                                             wiederansiedlung-waldrapp

                                            Schweiz durchaus geeignete Waldrapp­              Waldrapp-EU-Projekt «Reason for
Waldrappen erstmals wieder über die Al­     habitate aufweist und von Menschen aufge­        ­Hope»: http://waldrapp.eu
pen zurück. Da aufgrund der Corona-Pan­     zogenen Vögel in der Schweiz überleben
demie ihre Heimatkolonie in Überlingen      können. Nun stellt sich die Frage, ob sie        Der Tierparkverein für den Waldrapp:
am Bodensee nicht rechtzeitig vorbereitet   auch geeignete Brutstätten finden.               https://waldrapp-bern.ch
werden konnte, fanden die zurückgekehr­
ten Vögel keine Brutplätze vor und ver­     Der Waldrapp in der Schweiz in Vergan-
brachten den Sommer im Alpenvorland,        genheit und Zukunft
unter anderem auch in der Schweiz. Nach     Historisch belegte Vorkommen des Wald­
einem weiteren Winter 2020/2021 in Itali­   rapps in der Schweiz umfassen folgende
en haben sich die Waldrappe im Frühling     Gebiete und Orte: Solothurner Jura,
                                            Oftringen (Aargau), Raum Pfäfers / Bad
                                            ­
                                            Ragaz, Zürich und Umgebung. Ob diese
                                            Standorte auch heute noch für Wiederan­
                                            siedlungen geeignet sind, muss in einer
                                            von der Vogelwarte Sempach geplanten
                                            Studie in den nächsten Jahren geklärt wer­       Links: Aktivität von «­Giorgia» in den letzten
                                            den. Oder gibt es heutzutage vielleicht          12 Monaten: Den Winter 2020/21 verbrachte
                                            besser geeignete Brutstätten mit umlie­          sie in der Toskana, den Sommer 2020 und das
                                            genden Lebensräumen?                             Frühjahr 2021 weilte sie in der Schweiz.
Waldrapp «Giorgia» bei der Futtersuche         Der Tierpark Bern plant übrigens eine         Rechts: Aufenthaltsorte von «Giorgia», «Akuma»
(Foto: Klaus Portmann)                      neue Voliere für den Waldrapp, um zusam­         und «Enea» am 4.5.2021.
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UHU-POSTER
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Tierart

Feuersalamander
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                                                      KINDERSEITE

     Amphibien sind wahnsinnig
     faszinierend! Schau genau!

     Was weisst du über
     diese Tiere?

                                                                                                         5
Amphibien und Reptilien – was weisst du über sie?

 1. Feuer… heisst dieses Amphib in den Farben von YB (gelb-schwarz)
 2. So nennt man einen Rossnagel auf Hochdeutsch (Larven der Amphibien)                     2
 3. Alle Amphibien legen Ihre Eier ins … ab
 4. Dieses Reptil hat vier Beine, ist sehr flink und kann sehr gut klettern
                                                                                                     2
 5. Die meisten Reptilien legen …, daraus schlüpfen die Jungtiere
                                                                                     3                           8
 6. Schlangen haben keine …, daher bewegen sie
     sich schlängelnd
                                                                    7
 7. Die …schleiche hat trotz ihres Namens gute Augen
                                                                                         4                   6
 8. E r hat einen knallorangen Bauch und lebt                               1
     in vielen Gartenweihern (siehe Foto)
                                                                  7
 9. Diese Schlange lebt auch an der Aare in Bern                            6

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                                              9
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Brauchst du Hilfe? Auf der Internetseite www.karch.ch
findest du viele Informationen zu Amphibien und Reptilien
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Lösungswort:
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                                              ZOOPÄDAGOGIK

            Berner Amphibien                                                                    Blindschleiche

              und Reptilien
                        CORNELIA MAININI, ZOOPÄDAGOGIN

                          Der Tierpark Bern als Hotspot
            des Berner Biodiversitätsjahres 2021: Natur braucht Stadt.

Verschiedene Amphibien- und Reptilien­          neu hergerichtet, damit sich Berg- und          Laubfrosch
arten gehören zu Bern wie Fuchs oder            ­ adenmolch, Erdkröte, Grasfrosch, Laub­
                                                F
Spatz. Vielleicht haben Sie an einem feuch­     frosch, Zauneidechse, Blindschleiche und
ten Frühlingsabend auch schon eine Erd­         Ringelnatter wohlfühlen.
kröte auf dem Weg gefunden, haben das           Weitere Berner, von denen Sie vielleicht
Quaken eines Wasserfrosches im Garten­          gehört, sie aber noch nie live gesehen
teich gehört oder sind gar einer Ringelnat­   ­haben, sind Feuersalamander, Gelbbauch­
ter auf dem Komposthaufen Ihres Gartens        unke, Kreuzkröte und der «heilige Gral»
begegnet. Neben diesen eher exhibitio­         des Kantons, der Kammmolch. Auch die
nistischen Arten gibt es auch solche, die      meisten von ihnen können Sie demnächst
auf dem Stadtgebiet zwar heimisch sind,        im Dählhölzli bewundern.
aber entweder sehr heimlich leben oder             Ob rar oder nicht, sie alle sind faszinie­
aber nur noch sehr selten vorkommen.           rende Lebewesen, denen Sie als Stadt­
                                               menschen helfen können, sich weiterhin           Kammmolch
                                               wohlzufühlen. Massnahmen wie zum Bei­
«Ob rar oder nicht,                           spiel Ausstiegshilfen aus Abflussschäch­

     sie sind alle
                                              ten, Gitter über Lüftungsschächten oder
                                              Verzicht auf Fische im Gartenteich helfen

  ­faszinierende
                                              Leben retten. Mit etwas mehr «Wildnis» im
                                              Garten, dem Anpflanzen von heimischen

    ­Lebewesen»                               Pflanzenarten und vor allem mit dem Ver­
                                               zicht von Pestiziden leisten Sie zudem ei­
                                               nen wichtigen Beitrag zum Aufbau und
Im Dählhölzli des Tierpark Bern können Sie     Erhalt von Wohlfühloasen für Wildtiere
                                               ­
alle sehen, die Häufigen und die Seltenen.     in der Stadt. Und wer weiss, vielleicht ge­
So haben wir für das Biodiversitätsjahr der    hören Sie zu den «Auserwählten», die
Stadt Bern verschiedene Freilandterrarien      aufgrund ihrer Wohnlage auch dem
                                               ­                                                Ringelnatter
                                               Kammmolch, der Kreuzkröte und der
                                               Gelbbauchunke durch entsprechende
                                               Massnahmen im Garten helfen können.
                                               Auf einer Kartenübersicht bei den Frei­
                                               landterrarien können Sie sich darüber
Interaktive                                    ­umfassend informieren.
Karte:                                             Natur braucht Stadt. Aber Stadt braucht
                                                auch Natur. Helfen Sie mit und lassen
In Bern selten oder nicht, hier haben Sie       Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch der
(mit etwas Glück) die Möglichkeit, die          neu gestalteten Freilandterrarien von den
Berner Amphibien- und Reptilienarten            Tieren und den diversen Infotafeln im
                                                ­
live zu entdecken und zu erleben.               Dählhölzli-Zoo inspirieren.
                                                                                                Zauneidechse (Fotos: Andreas Meyer, KARCH)
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                                                     TIERPARK

                  «Wie fantastisch ist das denn?»
                  NACH EINEM INTERVIEW MIT FRIEDERIKE VON HOUWALD (DORIS SLEZAK, KOMMUNIKATION)

                                                                                              z. B. mit Fragen wie: «Wie kann man eine
                                                                                              19-jährige Veganerin zu einem Zoofan ma-
                                                                                              chen?»

                                                                                               Wie steht sie den anstehenden Projek-
                                                                                               ten, z. B. mögliche Erweiterung des
                                                                                               BärenParks oder der Waldrappvoliere,
                                                                                               gegenüber?
                                                                                               Die ersten Einblicke in die Vision des Aus-
                                                                                               baus und der Erweiterung hätten sie über-
                                                                                               zeugt. «Berner*innen werden dort einen
                                                                                               fantastischen Ausflug machen können, ein
                                                                                               wunderbares Erlebnis mit Bären haben,
                                                                                               während sie sich umsorgt und gepflegt
                                                                                               fühlen. Und gleichzeitig gibt man dem Tier
                                                                                               die Möglichkeiten, so viele Verhaltenswei-
                                                                                               sen zu zeigen, dass es die Menschen noch
                                                                                               mehr ‹gluschtet›, hinzuschauen und zu
Friederike von Houwald (Foto: zvg)                                                            verweilen.» Aber es gäbe dabei noch
                                                                                              ­
                                                                                               viel Potential, auch andere Lebewesen in­
Am 21. Mai 2021 ist der grosse Moment: Die designierte Tierparkdirektorin                     ihrem Lebensraum zu zeigen, sodass der
­Friederike von Houwald und das Tierparkteam lernen sich kennen, sie begrüssen                Ausflug fast wie eine kleine Safari sein
 sich und «beschnuppern» sich. Nun herrscht auf beiden Seiten Freude auf die                  ­werde, die man unternehmen könne.
 nächsten gemeinsamen Jahre.                                                                   Ebenso sähe sie bei der Waldrappvoliere
                                                                                               die Vision, dass der Waldrapp eine Flag­
                                                                                               ship species, eine Art Aushängeschild,
Der Empfang sei sehr herzlich gewesen,          trittsfrei zugänglich ist, entgegnet sie:      werde. Gepaart mit einer Reihe anderer re-
die ersten Gespräche stimulierend, und         «Wie fantastisch ist das denn! Man kann die     gionaler, lokaler Tierarten, die Hilfe benöti-
mit ein paar Tagen Abstand sagt Friederi-      Menschen jeden Tag, rund um die Uhr sich        gen, weisen sie darauf hin, wie wichtig es
ke von Houwald, es «gluschte» sie nach         mit Tieren und Natur auseinandersetzen          ist, sich mit deren Lebensraum auseinan-
dem Kennenlernen nun noch mehr, nach           lassen, Tiere erleben lassen.» Und man          derzusetzen und ihn zu schützen und dass
Bern in den Tierpark zu kommen, denn sie       ­sehe auch, dass der Blick immer wieder mal     der Tierpark seinen Beitrag dazu leistet.
spüre, dass «wir ähnlich ticken». Gleich        zu den Tieren wandere, selbst bei den Jog-
beim ersten Treffen bekräftigt sie die Rich-    ger*innen. Darin liege eine grosse Stärke,    Mit einem Augenzwinkern: Wie tritt
tung, welche sie für den Tierpark in Zu-        denn man könne die Steuergelder täglich       man in die Fussstapfen eines Bernd
kunft sieht und einschlagen will: gelebter      frei zugänglich zu mehr als 50% sehen.        Schildgers?
Natur- und Artenschutz.                                                                       Bernd Schildger habe fantastische Arbeit
                                               Wo sieht sie den Tierpark Bern                 für den Tierpark Bern und allgemein für
Wie gut kennt Friederike von Houwald           in 10 Jahren?                                  Zoos und Tierparks geleistet: mit dem
ihren neuen Arbeitsort, den Tierpark           Sie sehe den Tierpark Bern in Zukunft als      Motto «Mehr Platz für weniger Tiere» wie
Bern?                                          zuverlässigen Partner im Arten- und Natur-     auch mit seinem Humor, seiner Intelligenz
Sie kenne die beiden Abteilungen des           schutz, der mit seiner ihm eigenen Exper­      und seiner Eloquenz, mit welchen er die
Tierparks, das Dählhölzli und den Bären-       tise, zusammen mit anderen Institutionen,      Aufmerksamkeit darauf lenkte. «Ich werde
Park, gut, aber kaum hinter den Kulissen.      die die gleiche Stossrichtung verfolgen, ei-   mit grosser Leidenschaft den Weg weiter-
Angesprochen auf die spezielle Situation       nen wirklich wichtigen Beitrag dazu leisten    verfolgen und vor allem neue Ziele setzen
des Tierparks als öffentlich-rechtliche,       werde. Der Tierpark wird dabei auch mehr       und verwirklichen, aber eher im kleinen
durch Steuergelder finanzierte Institution     mit Schulen und Universitäten zusammen-        Schwarzen oder in der Jeans als im Marsu-
der Stadt Bern, welcher zum Grossteil ein-     arbeiten und den Diskurs suchen müssen:        pilami-Kostüm (lacht).»
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                                                                   TIERE

                 Unsere Jüngsten
                       FOTOS: BERND SCHILDGER UND DORIS SLEZAK
                                                                                                                         NEU
                                                                                                 Die
                                                                                              Jazz Soirée
                                                                                                      BERND SCHILDGER,
                                                                            . 2.4.
                                                                    zen, geb
               Bezoarz
                                                                                                      TIERPARKDIREKTOR
       geb. z w          ieg                                Wildkat
                is chen 2 en,
                         2.4. und
                                  31.5.

                                                                                             Am 26. September 2021 findet dieses
                                                                                             Jahr die 45. Veranstaltung der Wol­
                                                                                             verines Jazzband im Dählhölzli statt. Mit
                                                                                             dem Ausfall vom letzten Jahr «arbei­
                                                                                             ten» die Künstler unter der Leitung von
                                                                                             Hans Zurbrügg mit 46 Jahren länger für
                                                                                             den Tierpark als alle anderen! Was sind
                                                                                             da meine schlappen 24 Jahre Arbeit für
                                                                                             den tollsten Zoo in der Schweiz?
                                                                                             Mit der Zeit nagt dieselbe aber an un­
                  Zwergs eidenaffe, geb                                                      seren Knochen. Und die letzten Jazz­
                                       . 7.4.
                                                                                             matinees bei kühlem und regneri­
                                                                                             schem Maiwetter waren anstrengend.
                                                                                             Das Wetter sorgte für verbogene Inst­
                                                                                             rumente, knarrende Knochen, feuchte
                                                                            er, geb. 18.5.   Klamotten und frierende Gäste.
                                                               Säbels chnäbl
                                                                                             Aus diesem Grund wollen wir dieses
                                                                                             Jahr wechseln: vom Frühjahr in den frü­
                                                                                             hen Herbst und vom Vormittag in den
                                                                                             beginnenden Abend. Damit Sie! alle!
                                                                                             weitere 46 Jahre das einzigartige jährli­
                                          .3.
                                    eb. 18
                    ch w     ein, g                                                          che Konzert der Wolverines Jazzband
              Wilds
                                                                                             im Dählhölzli geniessen können.
                                                                                             Und ganz herzlichen Dank an die Wol­
                                                                                             verines, die es sich nicht nehmen las­
                                                                                             sen, die städtischen Pensionsregeln
                                                                                             ausser Acht zu lassen!
                                                Kais ers chnurrbartta
                                                                        marine, geb. 2.5.
                                                                                             Jazz Soirée
                                                                                             26. September 2021, 19.30 Uhr
                                                                                             Tierpark Bern, Dählhölzli
                                                                                             Tierparkweg 3
                                                                                             3005 Bern

                                                                                                               Mehr Informationen
                                                                                                               zum Ticketverkauf unter
Klein ka
           n ts chil                                                   .                                       www.tierpark-bern.ch
                       , geb. 5.5                        Uhu, geb. 16.3
                                 .
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                                                        AUSSTELLUNG

                   Viele, viele bunte Geschlechter
                                 SIMON JÄGGI, AUSSTELLUNGSKURATOR NATURHISTORISCHES MUSEUM

 Die aktuelle Sonderausstellung «Queer – Vielfalt ist unsere Natur» im Naturhistorischen Museum Bern gibt Einblick in die
Vielfalt der Geschlechter und sexuellen Ausrichtung bei Tieren und Menschen. Die Ausstellung spannt den Bogen zwischen
              Biologie und Gesellschaft. Dazu gibt es auch einen Rundgang zu «queeren Tieren» im Vivarium.

                                                      Louis ist vierfacher Vater. Mit 70 unterzieht   zen. Eher müssten wir bei männlich und
                                                      er sich einer Leistenoperation. Der Chirurg     weiblich eher von zwei Polen sprechen,
                                                      findet in seinem Bauch überraschender­          zwischen denen alle unsere Körper ange­
                                                      weise eine Gebärmutter. Louis ist interge­      siedelt sind. Chromosomen, Zellen, Hor­
                                                      schlechtlich. Gerade im Bereich der Zellen      mone, innere Geschlechtsorgane, Genita­
                                                      gibt es neuere wissenschaftliche Erkennt­       lien, Gehirn und kognitive und emotionale
                                                      nisse, die verblüffen: Bei gewissen Men­        Aspekte. Unser Körper-Geschlecht ist ein
                                                                                                      höchst komplexes Netzwerk.
                                                                                                         Das Naturhistorische Museum zeigt in
                                                       «Besuchende be-                                der Sonderausstellung auf, wie vielschich­

                                                      geben sich auf eine
                                                                                                      tig Geschlecht und sexuelle Orientierung
«Queer – Vielfalt ist unsere Natur.» Sonderausstel-                                                   sind – auch aus kultureller und gesell­

                                                      Forschungsreise.»
lung Naturhistorisches Museum (Foto: NMBern)                                                          schaftlicher Sicht. Sie ist als Expedition
                                                                                                      aufgebaut. Besuchende begeben sich auf
                                                                                                      eine Forschungsreise – nicht nur mit dem
                                                      schen besteht ein Teil der Körperzellen         Ziel, ihr Wissen zu erweitern, sondern
                                                      aus XX-, der andere aus XY-Zellen. Die          auch, um etwas über sich selbst zu lernen.
                                                      Häufigkeit dieses Phänomens, das die Me­
                                                      dizin «Chimärismus» nennt, ist unbekannt,       «Queere Tiere» im Vivarium
                                                      weil es fast nie bemerkt wird. Entstehen        Ein Teil dieser Expedition befindet sich
                                                      kann es etwa dadurch, dass Stammzellen          auch im Tierpark Bern. Im Vivarium lädt
                                                      von der Mutter auf den Embryo überge­           der Rundgang «Queere Tiere» zu sieben
                                                      hen oder umgekehrt. Diese fremden               Tierarten, die exemplarisch für die ge­
                                                      Stammzellen können sich an der Entwick­         schlechtliche und sexuelle Vielfalt stehen,
Geschlechterumwandlung beim Juwelen-                  lung verschiedenster Organe beteiligen.         die auch in der Tierwelt herrscht. Da ist
­Fahnenbarsch auf dem Rundgang «Queere                   Intergeschlechtlichkeit ist einer von        etwa der Juwelen-Fahnenbarsch, der
                                                                                                      ­
­Tiere» im Vivarium (Foto: Doris Slezak)              vielzähligen Aspekten des Themas Ge­            Trans-Superkräfte besitzt – in nur wenigen
                                                      schlechtervielfalt – und gar nicht so selten.   Tagen kann er sein Geschlecht wechseln.
                                                      Die Vereinten Nationen gehen davon aus,         Und damit auch Farbe und Grösse.
                                                      dass bis zu 1,7 Prozent aller Menschen
                                                      intergeschlechtlich sind. Das würde be­
                                                      ­
                                                      deuten, dass es hierzulande so viele inter­     Mehr Informationen:
                                                      geschlechtliche Menschen gibt wie Stadt­
                                                      berner*innen.                                   Die Ausstellung gratis besuchen: Mit
                                                                                                      einer Tageskarte / gültigen Jahreskarte
                                                      Das biologische Geschlecht ist nicht            erhalten Sie einmalig freien Eintritt ins
                                                      eindeutig                                       Naturhistorische Museum. Und umge-
                                                      Das ist zwar nur ein Beispiel, aber es zeigt    kehrt: Mit einem Bon aus dem Expedi­
                                                      eines deutlich: Die Annahme, dass das           tionsheft der Ausstellung können Sie
Seepferdchen live erleben während der Ausstel-        biologische Geschlecht eindeutig sei, lässt     einmalig den Dählhölzli-Zoo besuchen.
lung im Museum (Foto: NMBern)                         sich aus wissenschaftlicher Sicht nicht stüt­
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                                                               IHRE SEITE

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                                                                                                Sumpfschildkröte
Machen Sie mit!                                                                                 Kurt Räz
Sie haben etwas Spannendes, Lustiges
oder Interessantes im Tierpark erlebt?
Erzählen Sie uns Ihre ­Geschichte, oder
schicken Sie uns Ihr Bild, und vielleicht
gewinnen Sie eine Tageskarte in den
Tierpark!

Schicken Sie Ihre Geschichte
(max. 500 Zeichen) und /oder
Ihr Bild einfach via E-Mail an:
tierpark-bern@bern.ch
oder laden Sie es auf die Fotopinnwand
auf tierparkverein.ch

Schwarzstorch
Sara Brizzi

                                                                                Leopard
                                                                                Jerome Kaiser

Impressum:
Herausgeber: Tierparkverein Bern,
Mathias Zach,                                    Gestaltung: Stämpfli Kommunikation, Bern
Gerechtigkeitsgasse 22, 3011 Bern                Gesamtherstellung: Stämpfli AG, Bern
www.tierparkverein.ch / info@tierparkverein.ch   Erscheinung: vierteljährlich
                                                 Auflage: 12 000 Exemplare
Redaktion: Doris Slezak, Prof. Dr. Bernd         Copyright: Tierparkverein Bern
Schildger, Stefan Flückiger, Stefanie Gerber,    Reproduktion mit Quellenangabe gestattet
Babette Karlen, Mathias Zach                     Mehr unter www.tierparkverein.ch
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                                               ZUM SCHLUSS

         Aus der Geschäftsstelle
                                              MATHIAS ZACH, GESCHÄFTSFÜHRER

Liebe Tierparkfreundinnen,                   derung annehmen, Bilder des Falks Koral­     Die neue Jazz Soirée mit der Wolverines
liebe Tierparkfreunde                        lenwächters, des Schlangensterns oder        Jazzband findet am Sonntag, 26. Septem­
                                             des Flammen-Zwergkaiserfischs wurden         ber, um 19.30 Uhr statt. Musikalischer
Wie Sie aus dem Editorial entnehmen kön­     noch nie veröffentlicht.                     Hochgenuss im neuen Rahmen.
nen, hat sich der Tierparkverein Bern er­       Sie können uns die Bilder auch direkt        Herzlichen Dank an alle Mitglieder und
folgreich in der digitalen Welt etabliert.   zusenden: bilder@tierparkverein.ch           Spender*innen, die uns in dieser schwieri­
Wir wünschen uns, dass uns noch mehr            Sofern es die Lage zulässt, werden wir    gen Zeit grosszügig unterstützen, und für
Besucher*innen und Mitglieder auf Insta­     im UHU 3 die ausgefallene Reise nach Prag    das Verständnis, dass es teilweise Ein­
gram folgen (instagram.com/tierparkver­      wiederum ausschreiben. Wir wünschen          schränkungen gibt.
ein). Wir freuen uns über Fotos, Videos in   uns alle, dass die Normalität zurückkehrt.
hoher Qualität und Anregungen oder              Seit der Wiedereröffnung erfreut sich     Mit freundlichen Grüssen
Verbesserungen. Für fotografische Her­
­                                            der Zooshop grösster Beliebtheit, immer      aus der Geschäftsstelle
ausforderungen sorgen jeweils die            noch eingeschränkt und mit Maske erfüllt
­Bewohner des Riffaquariums, sie sind äus­   das Team möglichst jeden Wunsch. Vielen
 serst fotogen, aber leider nicht einfach    Dank an den Zooshop für die exzellente
 zum Aufnehmen. Falls Sie die Herausfor­     Arbeit in einer nicht einfachen Zeit.

                                                                              EVENTS
                                                                 9. Juli 2021                                    25. August 2021
                                                            13. August 2021                                Ich bin Bär
                                                           Abendführung in                               im BärenPark
                                                           den Sommerferien
                                                  Tierischer Abendspaziergang, wenn
                                                                                                         Ein Spaziergang durch die
                                                                                                         Bärenanlage im BärenPark.
                                                     Kinder lange aufbleiben können.

                                                                                            3. September 2021
                                              24. Juli 2021                                Egoisten, Familientiere und
                                              22. August 2021
                                              21. September 2021                           Sozialarbeiter im Tierreich
                                              Abendführung bei Vollmond                    Eine Führung zu den verschiedenen
                                                                                           Formen des Zusammenlebens.
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