Nordsee und Wattenmeer - eine Zustandsbeschreibung

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Nordsee und Wattenmeer -
eine Zustandsbeschreibung

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Impressum

Herausgeber
Landesamt für den Nationalpark
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Schloßgarten 1, 25832 Tönning
www.wattenmeer-nationalpark.de

in Zusammenarbeit mit dem
Landesamt für Natur und Umwelt
des Landes Schleswig-Holstein
Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek
www.lanu-sh.de

Fotos
Archiv Nationalparkamt: Brunckhorst, Gätje, Gilly,
Jessel, Quedens, Reinke, Schröder, Stock, Todt
Marinefliegergeschwader Nordholz/Eikenjäger
LANU/Voß

Redaktion, Text und Graphik
Ingrid Gilly, Achim Stölting, Elisabeth Koop (NPA)

Druck
Boyens, Heide
                                            Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öf-
                                            fentlichkeitsarbeit der schleswig-holsteini-
                                            schen Landesregierung herausgegeben.
                                            Sie darf weder von Parteien noch von Per-
                                            sonen, die Wahlwerbung oder Wahlhilfe
                                            betreiben, im Wahlkampf zum Zwecke der
                                            Wahlwerbung verwendet werden. Auch
                                            ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorste-
                                            henden Wahl darf die Druckschrift nicht in
© Alle Rechte beim                          einer Weise verwendet werden, die als
Landesamt für den Nationalpark              Parteinahme der Landesregierung zugun-
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer         sten einzelner Gruppen verstanden wer-
Tönning, 2004                               den könnte.

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Inhalt

Einleitung ................................................ 5

Nährstoffe ............................................... 7
   die Düngung der Nordsee

Schadstoffeinträge................................... 10
   zu Land, zu Wasser und in der Luft

Anreicherung in der Nahrungskette .......... 14
   oder wer frisst wen?

Vogeleier ................................................. 16
   Indikatoren für Schadstoffe

Seehunde ............................................... 18
   auf hohem Niveau

Organozinnverbindungen ........................ 20
   giftige Schiffspflege

Radioaktivität .......................................... 21
   der Abfall der Wiederaufbereitung

Ölverschmutzungen ................................ 22
   immer noch ein Problem

Müll ......................................................... 26
   und andere Strandfunde

Chronik ................................................... 28
   was ist erreicht im Nordseeschutz?
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Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser,

Industrie, intensive Landwirtschaft und Verbraucher haben die Nordsee über Jahr-
zehnte als Abfallgrube für Nähr- und Schadstoffe missbraucht. Vehemente Proteste
von Umweltschutzorganisationen haben dieses Problem öffentlich gemacht und einen
Wandel eingeleitet. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeiten Umweltverbände und Um-
weltverwaltungen daran, die Verschmutzung der Nordsee kontinuierlich abzubauen.
   Wir müssen die Logik durchbrechen, dass immer nur die dramatischen Folgen von
Sauerstoffmangel, Fischsterben oder Algenpest und Katastrophen, dafür sorgen, dass
konkrete Maßnahmen nicht nur beschlossen, sondern auch umgesetzt werden. Längst
gibt es umweltfreundliche Alternativen. Einige - wie bleifreies Benzin oder phosphat-
                       freie Waschmittel - sind längst Teil unseres Alltages. Um die
                       Nährstoffeinträge gesetzlich zu reduzieren, sind eine Novellie-
                       rung der Düngeverordnung der EU und die Bindung von EU-
                       Direktzahlungen an verbindliche Standards zur Stärkung des
                       Umwelt- und Naturschutzes geplant. Gesetze allein werden nicht
                       genügen - die landwirtschaftliche Praxis muss sich konsequen-
                       ter an Qualitäts- und Umweltzielen orientieren. Das Problem der
                       Schiffssicherheit ist ebenso virulent – auch hier müssen wir die
                       nationale wie internationale Zusammenarbeit beim Meeresschutz
                       forcieren.
                           Wir haben in dieser Broschüre Forschungs- und Monitorin-
                       gergebnisse für Sie aufbereitet. Damit wollen wir Ihnen zeigen,
wie es derzeit um die Nordsee und das Wattenmeer bestellt ist und wo wir uns erfolg-
reich engagiert haben. Nur mit vereinten Kräften können wir dafür sorgen, dass unse-
re Meere und Küsten auch zukünftigen Generationen Freude bereiten und ihnen eine
gute, gesunde Lebensgrundlage sind.

Ihr
Klaus Müller

Minister für Umwelt,
Naturschutz und Landwirtschaft
des Landes Schleswig-Holstein

 4
Einleitung

Das Wattenmeer als Teil der Nordsee ist
eine einmalige Naturlandschaft. Dieser au-
ßergewöhnlich reiche Lebensraum genießt
den Schutzstatus eines Nationalparks. Hin-
ter diesem Begriff steckt die Idee, in einzig-
artigen Lebensräumen die Natur sich selbst
zu überlassen. 1985 wurde der National-
park Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
gegründet, 1986 und 1990 folgten die Wat-
tenmeer-Nationalparke in Niedersachsen
und Hamburg.
    Was aber nützt es, Schutzgebiete aus-             Seit Ende 2000 ist die EU-Wasserrah-
zuweisen, wenn sich die äußeren Schad-            menrichtlinie (WRRL) in Kraft. Sie gilt für
einflüsse nicht stoppen lassen? Nicht nur         alle Gewässer Europas - für das Grund-
mit der Wasserströmung, sondern auch über         wasser wie auch für die Oberflächenge-
die Luft gelangen giftige Stoffe von weit her     wässer einschließlich der Übergangs- und
in die Schutzgebiete. Die Nordsee ist wich-       Küstengewässer. Ziel der WRRL sind der
tiger Lebens- und Wirtschaftsraum für den         natürliche Zustand und die natürliche Qualität
Menschen. So wird sie von vielbefahrenen          des Wassers. In Schleswig-Holstein wird
Schifffahrtsstraßen gekreuzt, hier wird Öl und    mit hoher Priorität an der Umsetzung ge-
Gas gefördert und intensiv Fischerei betrie-      arbeitet.
ben. Die Schönheit des Meeres lockt, hier             Was hat sich in den letzten Jahren tat-
Erholung zu suchen und Sport zu treiben.          sächlich getan und wie sieht es heute um
Nutzungskonflikte sind vorprogrammiert und        den Zustand der Nordsee aus? Die Ein-
Probleme nicht einfach lösbar. Die Nordsee        träge vieler Umweltgifte konnten verrin-
ist ein internationales Gewässer, und über        gert werden. Doch noch immer treiben
Schutzbemühungen müssen sich alle An-             verölte Seevögel und jede Menge Schiffsmüll
liegerstaaten einigen.                            an unsere Küste. Eine Bewertung der ge-
    Auf nationaler und internationaler Ebene      genwärtigen Situation ist schwierig, da me-
wurden seit den 70er Jahren Maßnahmen             thodisch einheitliche Datenerhebungen über
zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung            lange Zeiträume nur für einzelne Parameter
ergriffen. Verschiedene politische Verwaltungs-   vorliegen. Mit dieser Broschüre möchten
gremien, z.B. die Internationale Maritime Or-     wir in die Problematik der Nordseever-
ganisation (IMO) oder die internationalen Mee-    schmutzung einführen und Ihnen span-
resschutzkonferenzen beschäftigen sich seither    nende Fakten zum Genesungszustand der
mit dem Schutz der Meere.                         Nordsee vorstellen.

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                                                     Wasser (westl.)

                                                                                                                         Norwe g is ches K ü s
            F a i r Is l e
                                                  Nördliches Nordseewasser
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Die Wassermassen der Nordsee zirkulieren gegen den Uhrzeigersinn. Diese Strömungsverhältnisse
entscheiden darüber, wohin die Schad- und Nährstoffe der Flussmündungsbereiche transportiert werden.
Grafik: OSPAR Commission, zur Verfügung gestellt von HAAGEN design.

 6
Nährstoffe
                                                           die Düngung der Nordsee

                                                       Nährstoffe, wie die Nährsalze Phosphat,
           Im vergangenen Jahrzehnt konnten vor
                                                       Nitrat und Silikat werden als Grundlage für
           allem die Phosphateinträge reduziert
                                                       den Aufbau allen Lebens im Wattenmeer
           werden. Verbesserte Reinigungsverfah-
                                                       benötigt. Algen und Bakterien können sie
           ren der Kläranlagen und phosphatfreie
                                                       direkt aufnehmen. So gelangen sie in die
           Waschmittel trugen dazu bei. Für die
                                                       Nahrungskette. Auf verschiedenen We-
           Einträge der Stickstoffverbindungen,
                                                       gen, etwa durch den Abbau toter Orga-
           insbesondere aus der Landwirtschaft,
                                                       nismen, werden Nährstoffe wieder freige-
           ist jedoch noch keine Besserung in
                                                       setzt. Im Jahresverlauf ändern sich
           Sicht. Insgesamt sind die Nährstoffein-
                                                       dadurch die im Wasser vorhandenen Kon-
           träge in die Nordsee immer noch zu
                                                       zentrationen erheblich. Im Frühjahr etwa
           hoch.
                                                       bieten über den Winter angereicherte
                                                       Nährstoffe und eine zunehmende Lichtin-
                                                       tensität optimale Wachstumsbedingungen
                                                       für die im Wasser schwebenden mikrosko-

                                350
Primärproduktion (g C m-2y-1)

                                      Phytoplankton
                                300   Phytobenthos

                                250

                                200

                                150

                                100

                                50

                                 0
                                      1980            1990 -1995

Die Primärproduktion im Meer wird vom Phytoplankton, mikroskopisch kleinste Pflanzen, die
freischwebend im Wasser leben, und dem Phytobenthos, den Pflanzen am Meeresgrund,
geleistet. Diese Produktion organischer Nährstoffe mit Hilfe von Sonnenenergie wird
gemessen in Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr. Sie ist in der Meeresregion um
Sylt-Rømø seit 1980 deutlich angestiegen.
Daten: Asmus et al. 1999

                                                                                               7
pisch kleinen Algen. Als Folge kommt es
                                                      zu Massenvermehrungen, den Algenblü-
 Nitrat + Nitrit

                           60
                           50                         ten.
                           40                             Über Flüsse sowie Abgase in der At-
                                                      mosphäre gelangen gewaltige Nährstoff-
                   mol/l

                           30
                           20                         frachten aus Landwirtschaft, Industrie und
                           10                         Verkehr in die Nordsee. Diese durch den
                            0                         Menschen verursachten Nährstoffeinträge
                            19 5
                            19 6
                               87
                            19 8
                            19 9
                               90
                            19 1
                            19 2
                            19 3
                               94
                               95
                            19 6
                            19 7
                            19 8
                            20 9
                            20 0
                               01
                               8
                               8

                               8
                               8

                               9
                               9
                               9

                               9
                               9
                               9
                               9
                               0
                            19

                            19

                            19

                            19
                            19

                                                      fördern die pflanzliche und tierische Pro-
                           2,5
                                                      duktion, ein Prozess, der als Eutrophierung
                           2,0
 Phosphat

                                                      bezeichnet wird. Immer häufigeres Auftreten
                           1,5
                                                      der Massenentwicklungen von Algen und
                   mol/l

                           1,0
                                                      eine veränderte Artenzusammensetzung
                           0,5                        werden heute als Folgen angesehen. Vor
                           0,0                        der Küste Schleswig-Holsteins gibt es in
                            19 85
                            19 86
                            19 87
                            19 88
                            19 89
                            1990
                            19 91
                            1992
                            1993
                            19 94
                            1995
                            19 96
                            1997
                            19 98
                            20 99
                            20 00
                               01

                                                      den letzten Jahren allerdings Indizien für
                            19

                           30                         einen Rückgang von Algenblüten.
                           25                             Für Organismen entscheidend ist nicht
                           20
                                                      nur die Konzentration der Nährstoffe, sondern
                   mol/l

                           15
                                                      auch ihr Verhältnis untereinander. Während
 Silikat

                           10
                                                      die Einträge von Phosphor (P) in den letz-
                             5
                                                      ten Jahren zurückgegangen sind, blieben
                             0
                                                      die Stickstoffeinträge (N) auf einem hohen
                            19 85
                            19 86
                            19 87
                            19 88
                            19 89
                            1990
                            19 91
                            19 92
                            19 93
                            19 94
                            1995
                            19 96
                            19 97
                            19 98
                            20 99
                            20 00
                               01
                            19

                                                      Niveau.
                                                          Mittlerweile treten N:P Verhältnisse von
Mittlere Nährstoffkonzentration im Winterwasser der   50:1 bis 100:1 auf, für die Nordsee nor-
Deutschen Bucht bei einem Salzgehalt von s=30.
Daten: H. Nies, BSH: Monitoring in der Nordsee. 1.    mal wären jedoch Verhältnisse von etwa
Tagung „Forschungshorizonte der Küstenregion“,        20:1. Einige Algenarten, z.B. die Schaumalge
13. bis 15.02.2003, Hamburg
                                                      (Phaeocystis globosa), haben bei Stickstoff-
                                                      überschuss und Phosphatmangel gegen-
                                                      über anderen Algen Vorteile, da sie in der
                                                      Lage sind, organisch gebundenen Phos-
                                                      phor zu nutzen. Die Alge Chrysochromu-
                                                      lina polylepis entwickelt dann sogar toxi-
                                                      sche Eigenschaften und führt damit zu
                                                      Fischsterben. Auch manche gebietsfrem-

  8
de Alge, die mit dem Ballastwasser der
Schiffe in unsere heimischen Meere ge-
langt, findet hier nun gute Wachstumsbe-
dingungen und tritt in Konkurrenz mit den
heimischen Arten.
    Massenvorkommen treten nicht nur bei
im Wasser schwebenden Kleinstalgen,
dem Phytoplankton auf. Auch bei gro-
ßen Grünalgen wird dieses Phänomen
in den letzten Jahren verstärkt beobachtet.   Besonders in den 1980er Jahren traten riesige
Für ihr Wachstum sind neben dem Nähr-         Schaumberge aus Eiweiß entlang der Nordseeküste
                                              auf. Sie entstehen beim Zerschlagen der Zell-
stoffangebot im Freiwasser weitere Faktoren   kolonien der Schaumalge (Phaeocystis globosa)
wie die Wassertrübung und der Nährstoff-      durch Wind und Wellen. Sie sind gesundheitlich
                                              unbedenklich.
vorrat im Wattsediment sowie Veranke-
rungsmöglichkeiten auf den Wattflächen
entscheidend. Bei günstigen Bedingun-         werden. Kann sich das Bodenwasser hier
gen können sie innerhalb weniger Wo-          nicht mit dem Oberflächenwasser durch-
chen geschlossene Algenmatten bilden.         mischen, wird möglicherweise der gesamte
    Sterben die Algen nach einer Massen-      Sauerstoff aufgezehrt. Tiere wie Muscheln,
vermehrung ab, müssen sie am Meeres-          Fische und Krebse können in diesem Be-
grund unter Sauerstoffverbrauch abgebaut      reich dann nicht mehr überleben.

                                                                       Zu eindrucksvollen
                                                                       Wasserverfärbungen
                                                                       kann es bei den “Red
                                                                       Tides” kommen.
                                                                       Ursache sind Massen-
                                                                       vorkommen von
                                                                       einzelligen Planktonor-
                                                                       ganismen. Hierzu gehört
                                                                       auch der Einzeller
                                                                       Noctiluca, ein Flagellat,
                                                                       der das Meeresleuchten
                                                                       verursacht.

                                                                       Aufnahme aus dem
                                                                       Hubschrauber.
                                                                       Voß, LANU

                                                                                            9
Schadstoffeinträge
                                     zu Land, zu Wasser und in der Luft

                                             Meist werden Maßnahmen zur Reduzie-
 Maßnahmen zur Schadstoffreduzie-
                                             rung der Schadstoffe erst dann eingelei-
 rung, wie die Einführung bleifreien Ben-
                                             tet, wenn die Schäden bereits offensicht-
 zins, führten zu einem Rückgang der
                                             lich sind.
 Schwermetalleinträge in die Nordsee.
                                                 Hauptsächlich aus Abgasen, die mit der
                                             Luft verdriftet werden und mit den Abwässern
Schadstoffe können in die vier Gruppen       der Flüsse gelangen viele Schadstoffe in
Schwermetalle, Organochlorverbindun-         das Meer. Gerade die Einzugsgebiete der
gen, Erdölkohlenwasserstoffe und radio-      großen Flussläufe Rhein, Elbe und Weser
aktive Verbindungen unterteilt werden.       sind dicht besiedelt, hoch industrialisiert
Einige dieser Stoffe wirken bereits in ge-   oder intensiv landwirtschaftlich genutzt.
ringen Konzentrationen giftig. Andere        Entsprechend stark sind die Flüsse mit
weisen zwar keine direkte Giftigkeit auf,    Schadstoffen belastet.
verändern aber das Hormonsystem und              Doch es hat sich etwas getan. Maß-
somit z.B. Wachstum, Immunsystem und         nahmen zur Verringerung der Schwerme-
den Fortpflanzungserfolg. Der Nachweis       tallkonzentration gibt es schon seit über
der Schadwirkung auf Organismen ist          20 Jahren, und sie zeigen Erfolge. So ist
nicht immer einfach, da Effekte oft erst     in der Nordsee für viele Schwermetalle ein
nach langen Zeiträumen sichtbar werden.      rückläufiger Trend feststellbar.

 10
Einträge über die Atmosphäre          Durch die Einführung von bleifreiem Ben-
                                Einträge über die Flüsse              zin sind die sehr hohen atmosphärischen
                                                                      Konzentrationen der bleiorganischen Ver-
                  6000
                                                                      bindungen stark reduziert worden. Verblei-
                  5000
                                                                      tes Benzin wird in Deutschland seit 1988
                  4000                                                nicht mehr angeboten. In Böden und Se-
                                                                      dimenten wird Blei jedoch gespeichert und
Blei (t)

                  3000

                  2000                                                kann so noch nach langen Zeiträumen wie-
                                                                      der freigesetzt werden. Wird Blei kontinu-
                  1000
                                                                      ierlich in kleinen Mengen aufgenommen,
                   0
                         1985      1990     1996    1999       2000   kommt es zu chronischen Vergiftungen.

                   35
                   30                                                 Quecksilber findet vielfältige technische
                                                                      Anwendung. Seine Verbindungen sind für
Quecksilber (t)

                   25
                   20                                                 ihre Giftigkeit bekannt. Meeresbewohner
                   15                                                 nehmen sie über Kiemen und Nahrung auf
                   10
                                                                      und reichern sie an. Unter Umständen
                    5
                                                                      können hierbei hohe Konzentrationen ent-
                    0
                         1985      1990     1996     1999      2000   stehen.

     Daten zusammengestellt
     aus Berichten der
     verschiedenen Nordsee-
     schutzkonferenzen,
     Quality status reports und
     RID 1999 der OSPAR
     Commission

                                                                                                           11
Beispielhafte Schadstoffverteilung im Wasser der Deutschen Bucht am 15.06.2001. In dieser Modellbe-
 rechnung wurde angenommen, dass ein Schadstoff mit willkürlicher Einheit kontinuierlich sechs Monate
 mit dem Wasser der Elbe und Weser eingeleitet wurde. (Blau = geringe Konzentration, rot = hohe
 Konzentration)

 Grafik: Dick, BSH

12
Ein Blick in die Vergangenheit
Lange Zeit haben wir die Nordsee als
                                                                                     = 1000 t
billige Entsorgungsstelle für Produkti-
                                                 720 t Arsen, 72 t Cadmium, 20 t Quecksilber
onsabfälle aus dem Binnenland miss-
                                                    1280 t Nickel
braucht. Auf dem Meer konnte man
strenge Rechtsvorschriften, wie sie                                      4563 t Kupfer
                                             3002 t Blei
etwa für die Verbrennung von Abfall an
                                             2850 t Chrom
Land gelten, umgehen.
                                             8556 t Zink
     1969 begann die Verklappung von
Dünnsäure als Abfallprodukt aus der
                                            1990 gelangten noch über 23 000 t giftige
deutschen Titandioxidproduktion in ein      Schwermetalle durch Verklappung in die
Seegebiet bei Helgoland. Man nahm           Nordsee. Bei fast allen Stoffen sind die
                                            Einträge durch Verklappung deutlich
an, dass die enormen Wassermassen           zurückgegangen.
die Gifte ausreichend verdünnen könn-       Daten zusammengestellt aus Berichten der
                                            verschiedenen Nordseeschutzkonferenzen,
ten. Jährlich gelangten bis zu 750.000t
                                            Quality status reports und RID 1999 der
der unter anderem mit den giftigen Me-      OSPAR Commission
tallen Arsen, Blei und Chrom verunrei-
nigten Säure in die Nordsee. Welche        später auch im Bereich des Nordost-
schwerwiegenden Folgen das Einbrin-        atlantiks. Seit 1991 wird kein Abfall
gen von Schadstoffen in die Meere tat-     mehr auf See verbrannt. Das Einbrin-
sächlich hat, trat erst langsam zutage.    gen von Klärschlamm in den Nordost-
     1975 brachte man erstmals ver-        atlantik ist seit 1999 verboten. Weiter-
mehrt auftretende Fischkrankheiten in      hin wird jedoch Baggergut, das vor
Verbindung mit verklappten Schwer-         allem bei der Unterhaltung der
metallen. Ende der achtziger Jahre hat     Schifffahrtswege anfällt, in der Nordsee
die Politik schließlich entschieden, die   versenkt. Die bislang im Sediment ge-
gedankenlose Abfallentsorgung zu be-       speicherten Schwermetalle gelangen
enden. 1989 wurde die Verklappung in       bei der Umlagerung dann teilweise in
die Nordsee eingestellt, wenige Jahre      das Wasser zurück.

                                                                                                13
Anreicherung in der Nahrungskette
                                                         oder wer frisst wen?

 Vögel und marine Säugetiere sind als       Viele Schadstoffe sind in Fett löslich. Sie
 Endglieder der Nahrungskette stark mit     können deshalb ideal im tierischen Orga-
 Schadstoffen belastet. Ob sich die Be-     nismus gespeichert werden. Innerhalb des
 lastung der Robben und Schweinswa-         Nahrungsnetzes werden sie somit von ei-
 le des Wattenmeeres gebessert hat,         ner Konsumentenstufe zur nächsten wei-
 weiß man nicht. Langzeitmessungen,         tergegeben und dabei immer stärker kon-
 wie sie für Vogeleier jährlich durchge-    zentriert. Es ist also nicht verwunderlich,
 führt werden, existieren für diese Tier-   dass gerade in Vögeln und marinen Säu-
 gruppe noch nicht.                         gern oft sehr hohe Schadstoffkonzentra-
                                            tionen gemessen werden. Zu den Verbin-
                                            dungen, die sich in allen Organismen über
                                            die Nahrungskette stark anreichern, ge-
                                            hören die chlorierten Kohlenwasserstoffe
                                            wie das Insektenvernichtungsmittel DDT
 PCBs sind sehr stabile Verbindungen,
                                            und die als Weichmacher verwendeten
 die in der Natur nur langsam abge-
 baut werden. In Deutschland dürfen
 sie seit 1978 nur noch in geschlosse-
 nen Systemen eingesetzt werden,
 1983 stellte man ihre Produktion ein                Beispiel für die Anreicherung von PCBs
 und seit 1989 dürfen keinerlei PCB-                      innerhalb des Nahrungsnetzes. Die
 haltige Stoffe mehr in den Verkehr                  Pfeile verdeutlichen die Nahrungsbezie-
                                                              hungen. PCB-Gehalt jeweils als
 gebracht werden.
                                                              Mittelwert von 7-10 Individuen.
                                                                     Nach Matting et al. 1996

PCBs (ng/g Fett)
8.000
7.000
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
    0
         Plankton     Herzmuschel Strandkrabbe        Scholle        Silbermöwe

 14
polychlorierten Biphenyle (PCB). Oft ist die   Einsatz und durch Abgase und Abwässer
Wirkungsweise dieser Stoffe weniger            in die Meere. Über ihre Auswirkungen auf
durch sofortige Vergiftungserscheinungen       das Ökosystem Meer weiß man jedoch
gekennzeichnet als vielmehr durch bedeu-       meist recht wenig.
tend weniger auffallende Effekte wie ge-
ringe Fruchtbarkeit und entsprechend we-
niger Nachwuchs. In der Industrie
gelangen immer neue Chemikalien in den

                     Das Insektizid DDT zählt zu den zehn gefährlichsten Stoffen
                     der Welt. Seine Anwendung ist heute in den meisten Indu-
                     strieländern verboten. In einigen tropischen Ländern wird es
                     jedoch noch zur Malariabekämpfung eingesetzt. DDT bleibt
                     sehr lange in der Umwelt aktiv und ist selbst in der menschli-
                     chen Muttermilch nachweisbar. Beim Stillen wird das im Fett-
                     gewebe angereicherte DDT mobilisiert und an das Kind wei-
                     tergegeben.

                                                                                   15
Vogeleier
                                                    Indikatoren für Schadstoffe

 Schadstoffmessungen in Vogeleiern do-           zustand des Wattenmeeres zu treffen.
 kumentieren die Belastung der küsten-           Deshalb werden im Wattenmeer jährlich
 nahen Meeresbereiche. Entsprechend              Eier von verschiedenen Seevögeln auf
 spiegeln sich in den Ergebnissen die            Schadstoffe untersucht. Welche Stoffe
 deutlich abnehmenden Konzentratio-              in einer Vogelart besonders reichlich an-
 nen an DDT und PCB bei allerdings wei-          getroffen werden, hängt in erster Linie
 terhin hohen Lindankonzentrationen wi-          davon ab, was auf dem Speiseplan der
 der.                                            Tiere steht. So ist z.B. Fisch stärker mit
                                                 PCB und DDT belastet als die wirbello-
                                                 sen Tiere. Entsprechend ist die Anreiche-
Da Vögel auf einer hohen Konsumenten-            rung der beiden Stoffe in Flusssee-
stufe stehen, sind sie von der Schadstoff-       schwalben mit der Hauptnahrungsquelle
anreicherung besonders stark betroffen.          Fische im allgemeinem stärker als bei
Die Eier der Küstenvögel eignen sich da-         Austernfischern, die im Wattboden nach
her, um Aussagen über den Belastungs-            Muscheln suchen.

                                                Trischen

                                                Norderoog
                                         6000

                                         5000
                      Summe PCB (ng/g)

                                         4000

                                         3000

                                         2000

                                         1000

                                            0
                                              94
                                              95
                                              96
                                              97
                                              98
                                              99
                                              00
                                             86
                                             87
                                              88
                                              89
                                              90
                                              91
                                              92
                                              93
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           20
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19
                                           19

                      Vergleich der Konzentrationen von PCBs in Eiern der Flussseeschwalbe (Sterna
                      hirundo) auf den Nordseeinseln Trischen und Norderoog
                      Daten: Becker, Institut für Vogelforschung Wilhelmshafen

 16
3,0

               2,5

               2,0
    PCBs (t)

               1,5

               1,0

               0,5

               0,0
                       1985           1990           1996           1999
                Die Menge der PCBs, die über die Flüsse in die Nordsee gelangt,
                zeigt seit 1985 einen rückläufigen Trend.
                Daten zusammengestellt aus Berichten der verschiedenen
                Nordseeschutzkonferenzen, Quality status reports und RID 1999
                der OSPAR Commission

Neben Unterschieden zwischen den Ar-                   Aufsehen erregte das Massensterben von
ten treten jedoch auch regionale Unter-                Austernfischern im Wattenmeer während
schiede auf. Besonders in den Bereichen                einer Kältewelle im Januar 1987. Die ver-
der Flussmündungen sind die Schadstoff-                hungerten Tiere besaßen kein Fett mehr
belastungen sehr hoch. So werden die                   und wiesen stark erhöhte Gehalte an PCB
Schadstofffrachten der Elbe mit der vor-               und Quecksilber in der Leber auf. Die
herrschenden Strömung nach Norden                      im Fett gespeicherten Schadstoffe scheinen
verdriftet und verdünnen sich dabei zu-                hier den natürlichen Vorgang der Win-
nehmend. Entsprechend sind Eier der                    tersterblichkeit verstärkt zu haben. Die
Flussseeschwalben auf der Insel Trischen               Belastung der Vogeleier im Wattenmeer
stärker mit PCBs belastet als auf der wei-             ist seit Ende der 80er Jahre rückläufig,
ter nördlich liegenden Insel Norderoog.                ein Zeichen dafür, dass Maßnahmen zur
   Folgenschwer kann die Schadstoffan-                 Schadstoffreduzierung erfolgreich sind.
reicherung für Vögel während Hunger-                   Nur für das Insektizid Lindan, das heute
zeiten werden. Dann werden Fettreser-                  immer noch eingesetzt wird, werden sta-
ven abgebaut und die dort gespeicherten                gnierende und sogar zunehmende Kon-
Schadstoffe gelangen in die Blutbahn.                  zentrationen gemessen.

                                                                                             17
Seehunde
                                                                       auf hohem Niveau

                                                    choerus grypus) vor. Im inneren Watten-
 Seit Beginn der regelmäßigen Zählflü-
                                                    meer gehört der Seehund zu den Leittier-
 ge 1975 ist der Seehund-Bestand im
                                                    arten, er ist einer der Besuchermagneten
 Wattenmeer bis zum Seehundsterben
                                                    des Wattenmeeres.
 1988 kontinuierlich gestiegen. Danach
                                                       Seehunde suchen im späten Frühjahr
 erholte sich der Bestand rasch und
                                                    die Sandbänke des Wattenmeeres auf,
 stieg bis 2002 auf etwa 21.000 Tiere.
                                                    gebären dort ihre Jungen und ziehen sie
 Beim Seehundsterben 2002 wurden
                                                    auf. Nach dem Wechsel des Haarkleides
 mehr als 10.000 Tiere im gesamten
                                                    ziehen sich die Seehunde im frühen Herbst
 Wattenmeer tot geborgen.
                                                    in die Nordsee zurück. Seehunde stehen
                                                    am Ende des Nahrungsnetzes. Sie ernähren
Der Seehund (Phoca vitulina) ist im Wat-            sich von den jeweils am häufigsten vor-
tenmeer weit verbreitet. Daneben kommt              kommenden Fischarten, die Jungtiere fressen
unter den Meeressäugern nur noch der                nach der Stillzeit bevorzugt Garnelen.
Schweinswal (Phocoena phocoena) und                    Bis 1974 wurden Seehunde im schleswig-
in geringen Zahlen die Kegelrobbe (Hali-            holsteinischen Wattenmeer bejagt. Zu dem

      Anzahl der bei den Zählflügen im gesamten Wattenmeer erfassten Seehunde. Der tatsächliche
      Bestand liegt etwa ein Drittel höher. Deutlich erkennbar ist die Zunahme der Seehundzahlen seit
      1975. Die Seehundepidemien von 1988 und 2002 konnten den Bestand nicht dauerhaft gefährden.
      Daten NPA

 18
Zeitpunkt wurden hier
nur noch 1.500 Tiere
gezählt. Nach Ein-
stellung der Jagd ha-
ben die Seehundjäger
die Hege der See-
hunde übernommen.
Seit 1990 sind See-
hunde im gesamten
Wattenmeer durch ein
Abkommen der Wat-
tenmeerstaaten ge-
schützt.
    Der Seehundbe-
stand erholte sich
durch die Schutzmaßnahmen allmählich,              Die Seehundpopulation erholte sich in
bis 1988 eine Epidemie unter den Tieren         den Folgejahren rasch. Im Jahr 2002 wurden
ausbrach. Diese nahm ihren Ausgang im           im Nationalpark 7.900 und im gesamten
Bereich der dänischen Ostseeinsel Anholt        Wattenmeer fast 21.000 Tiere bei den Zähl-
und verbreitete sich über Skagen sehr schnell   flügen des gemeinsamen Monitoringpro-
ins gesamte Wattenmeer. Als eigentliche         gramms der drei Wattenmeerstaaten ge-
Ursache für das Seehundsterben wurde            zählt.
ein hundestaupe-ähnliches Virus festge-            2002 brach die Seehundstaupe erneut
stellt. Das dadurch geschwächte Immun-          aus. Ausgangspunkt der Epidemie war wie-
system der Tiere und die übrigen Bela-          derum die Insel Anholt. Die Infektion er-
stungen durch Parasitenbefall und Schadstoffe   reichte das Wattenmeer später als 1988
insbesondere mit PCBs führten dazu, dass        und der Verlauf war weniger heftig. Den-
Tiere in großer Zahl verendeten.                noch wurden mehr als 10.000 Tiere tot
    Insgesamt starben 1988 von den im           geborgen, allein in Schleswig Holstein 3.500.
Wattenmeer gezählten 10.000 Tieren (der         Inwieweit der erneute Ausbruch der Seu-
geschätzte Bestand lag bei über 13.000          che an der gleichen Stelle natürliche Ur-
Tieren) mehr als 60%. Allein im schleswig-      sachen hat, ist ungeklärt.
holsteinischen Nationalpark wurden 5.800
tote Seehunde geborgen, die zum Teil aus
den anderen Wattenmeerregionen hier an-
geschwemmt wurden.

                                                                                        19
Organozinnverbindungen
                                                                                                           giftige Schiffspflege

 Seit 1985 wird Triphenylzinn (TPhT)                                                     wurde seine Anwendung im Schiffsverkehr
 nicht mehr als zusätzlicher Wirkstoff in                                                lange Zeit toleriert. Entsprechend werden
 Antifoulinganstrichen verwendet, die                                                    heute immer noch sehr hohe Konzentra-
 gemessenen Konzentrationen sind                                                         tionen in Muscheln der Hafenbereiche
 seither deutlich zurückgegangen. Im                                                     gemessen.
 Gegensatz dazu ist für Tributylzinn                                                          Organozinnverbindungen finden häu-
 (TBT) keine Abnahme der Schadstoff-                                                     fig in der Industrie Anwendung. Für Schlagzei-
 konzentration erkennbar.                                                                len sorgte der Nachweis von Tributylzinn
                                                                                         in Sportkleidung, wo es antibakteriell wir-
                                                                                         ken sollte. Wird TBT aus Schiffsanstrichen
Aquatische Organismen wie Seepocken,                                                     ins Wasser freigesetzt, beeinträchtigt sei-
Muscheln und Algen siedeln gern auf                                                      ne hormonelle Wirkung das Fortpflanzungs-
Schiffsrümpfen. Um den Bewuchs zu ver-                                                   system von Schnecken und Muscheln. Dies
hindern, werden Schiffe mit organozinn-                                                  kann bis zur Sterilität der weiblichen Tie-
haltigen Antifoulingfarben, insbesondere                                                 re führen und somit zum lokalen Ausster-
Tributylzinn (TBT), bis 1985 zusätzlich                                                  ben einer Population. Vor allem im Sedi-
auch mit Triphenylzinn (TPhT) gestrichen.                                                ment von Hafenbereichen finden sich hohe
Diese Organozinnverbindungen töten al-                                                   Konzentrationen an TBT, die sich nur langsam
lerdings nicht nur den unerwünschten Auf-                                                abbauen. Für Boote unter 25 m Rumpf-
wuchs, sondern wirken auch auf andere                                                    länge besteht seit 1989 in der Europäi-
Wasserorganismen stark toxisch.                                                          schen Union ein Verbot für die Anwendung
    Obwohl bekannt ist, dass TBT schwe-                                                  von TBT. Mittlerweile ist jedoch auch für
re Schäden an Meeresorganismen anrichtet,

                               50

                                                                                          TPhT                In Probenahmen von
      µg Sn/kg Frischgewicht

                               40                                                                             Miesmuscheln in Eckwarder-
                                                                                          TBT
                                                                                                              hörne (Niedersächsisches
                               30
                                                                                                              Wattenmeer) fanden sich
                                                                                                              Tributylzinn (TBT) und
                                                                                                              Triphenylzinn (TPhT)
                               20                                                                             als vorherrschende
                                                                                                              Organozinnverbindungen.

                               10
                                                                                                              Daten: Rüdel et al. 1999,
                                                                                                              UBA
                                0
                                                                                                98

                                                                                                      99
                                    85

                                          86

                                                88

                                                      90

                                                            92

                                                                  93

                                                                        94

                                                                              95

                                                                                    96

                                                                                          97
                                                                             19

                                                                                   19

                                                                                         19

                                                                                               19

                                                                                                     19
                                19

                                         19

                                               19

                                                     19

                                                           19

                                                                 19

                                                                       19

 20
Radioaktivität
                                           der Abfall der Wiederaufbereitung

   Für die derzeitig andauernde radioak-             fig Cäsium 137 verwendet, mit einer Halb-
   tive Belastung der Nordsee ist vor al-            wertszeit von 30 Jahren ein recht langle-
   lem die Wiederaufbereitungsanlage in              biges Nuklid.
   Sellafield verantwortlich. Heute ist die              Neben La Hague in Frankreich ist vor
   Ableitung der Anlage jedoch lange nicht           allem die mittelenglische atomare Wieder-
   mehr so hoch wie Mitte der siebziger              aufbereitungsanlage in Sellafield Haupt-
   Jahre.                                            verursacher für die Einleitung radioakti-
                                                     ver Abwässer in die Nordsee. In Sellafield
 In den 50er und 60er Jahren führten Nu-             werden rund 3,3 Milliarden Liter radioak-
 klearwaffentests in der Atmosphäre zu ei-           tive Abwässer jährlich über kilometerlan-
 ner globalen radioaktiven Kontamination             ge Rohrleitungssysteme in die Irische See
 der Nordhalbkugel durch Fallout-Nuklide.            gepumpt und von dort mit der Meeres-
 Heute sind es atomare Wiederaufberei-               strömung über weite Strecken verfrach-
 tungsanlagen, die große Mengen künstli-             tet. Auf diese Weise reicht der Einfluss von
 cher Nuklide mit ihren Abwässern in die             Sellafield selbst bis in den arktischen Ozean
 Meere einleiten. Eine systematische Über-           hinein.
 wachung der künstlichen Radionuklide in
 der Nordsee wird seit 1969 betrieben. Als
 Leitnuklid wird für die Überwachung häu-

1000                                                                         Zeitlicher Verlauf der
                                                                             Cäsium 137-Konzentrati-
                                                                             on im Wasser der
                                                                             Deutschen Bucht an der
100                                                                          Position des ehemaligen
                                                                             Feuerschiffs “Elbe 1”.
                                                                             Durch den Fallout des
                                                                             Reaktorunfalls von
 10                                                                          Tschernobyl kam es
                                                                             1986 zu einer kurzzeiti-
                                                                             gen deutlichen Zunahme
                                                                             der Cs-137 Aktivitätskon-
  1                                                                          zentration.
       1961   1966   1971   1976    1981      1986        1991    1996
                                                                             Daten: H. Nies, BSH:
                                                                             Monitoring in der
                                                                             Nordsee. 1. Tagung
                                                                             „Forschungshorizonte der
                                                                             Küstenregion“, 13. bis
                                                                             15.02.2003, Hamburg

                                                                                               21
Ölverschmutzungen
                                                             immer noch ein Problem

      Ölverschmutzungen aus der Schifffahrt        waren aus der havarierten Pallas vor Am-
      führen im Wattenmeer noch immer zu           rum ausgelaufen.
      hohen Verölungsraten der Küstenvögel.            Unfälle wie die der Pallas erregen zwar
      Zwar wurden Maßnahmen bereits in             Aufsehen, doch auch ohne solche Hava-
      den 80er Jahren eingeleitet, Mitte der       rien belegen die an der Küste angespül-
      90er Jahre führte das zunehmende             ten verölten Vögel einen ständigen Ölein-
      Schiffsaufkommen in Schleswig-Hol-           trag in die Nordsee. Der Anteil verölter Vögel
      stein jedoch wieder zu ansteigenden          an der Gesamtzahl aller angespülten Vö-
      Verölungsraten.                              gel wird als Verölungsrate erfasst. In den
                                                   Wintermonaten wird sie im Rahmen des
Als der Holzfrachter Pallas 1998 strande-          Trilateralen Monitoring and Assessment Pro-
te, wurden 16.000 durch Öl verendete               gramms (TMAP) von den drei Wattenmeer-
Seevögel gezählt. 60 t Schwerölreste               anrainerstaaten Niederlande, Deutschland

                100%

                80%
Verölungsrate

                                                                            Mittlere Verölungsraten
                60%                                                         von Vögeln der
                                                                            deutschen Nordseekü-
                                                                            ste aus den Wintern
                40%                                                         1984/85 bis 2001/02 in
                                                                            Prozent.
                                               Keine Daten

                                                              Keine Daten

                                                                            (Verölungsrate = Anteil
                20%                                                         verölter Vögel an der
                                                                            Gesamtzahl der
                                                                            Totfunde)
                 0%                                                         Daten NPA
                  19 /85
                  19 /86
                  19 /87
                  19 /88
                  19 /89
                  19 /90
                  19 /91
                  19 /92
                  19 /93
                  19 /94
                  19 /95
                  19 /96
                  19 /97
                  19 /98
                  19 /99
                  20 /00

                        1
                      /0
                    84
                    85
                    86
                    87
                    88
                    89
                    90
                    91
                    92
                    93
                    94
                    95
                    96
                    97
                    98
                    99
                    00
                  19

      22
Mittlere Verölungsraten
    Sterntaucher                                                                von Vögeln der
                                                                                deutschen Nordseekü-
                                                  Lebensraum Nordsee:           ste aus den Wintern
          Tordalk                               schwimmend und tauchend         1999/00 bis 2001/02 in
                                                                                Prozent. Je nach
      Trauerente                                                                bevorzugtem Lebens-
                                                                                raum, Lebensweise und
    Trottellumme                                                                der Art des Nahrungser-
                                                                                werbs unterscheiden
  Eissturmvogel                                                                 sich die Verölungsraten
                                             Lebensraum Nordsee:                einzelner Vogelarten
                                            fliegende Lebensweise,              beträchtlich.
Dreizehenmöwe                          Nahrung von der Wasseroberfläche         Daten NPA

      Brandente
                                                 Lebensraum Wattenmeer

  Austernfischer

      Lachmöwe

                 0%        20%        40%         60%       80%      100%

und Dänemark auf Kontrollstrecken auf-                     Durch Analysen des Öls im Vogelge-
genommen. In den letzten Jahren sind die                fieder gelangt man auf die Spur der Ver-
Verölungsraten zwar deutlich geringer                   ursacher. Rohöl macht in der Deutschen
geworden, sie sind jedoch immer noch                    Bucht nur einen geringen Anteil aus. Es
erschreckend hoch. Besonders durch Öl                   scheidet somit als Hauptverursacher zu-
gefährdet sind Vögel, die sich vorwiegend               mindest für die toten Vögel der deutschen
auf der Wasseroberfläche aufhalten und                  Nordseeküste aus. Die von offshore-Öl-
nach Nahrung tauchen, wie etwa die Trot-                plattformen ausgehenden Rohölverschmut-
tellumme.                                               zungen gelangen aufgrund der Strömungs-

                               Paraffin
                          Motorenöl
                                        Rohöl
 Brennstoffrückstände + Motorenöl
                                                               Ergebnis der Ölanalysen aus dem
Brennstoffrückstände + Paraffin
                                                               Gefieder verölter Vögel an der
                                                               deutschen Nordseeküste im Winter
                                                               1998/99 (290 Proben). Hauptverursa-
                                                               cher der Verölungen sind in diesem Fall
                                   Brennstoffrückstände        Brennstoffrückstände aus der Seeschiff-
                                                               fahrt.

                                                                                                   23
verhältnisse der Nordsee nicht bis in die
Deutsche Bucht. Für die Verölungen der
Deutschen Bucht sind vielmehr Brennstoff-
rückstände aus der Schifffahrt verantwortlich.
Anstelle der kostenpflichtigen Entsorgung
im Hafen werden diese Abfallprodukte häufig
illegal auf der offenen See entsorgt. Um
                                                                                       Verölte Eiderenten
dies zu vermeiden, ist es wichtig, Hafen-
auffangeinrichtungen bereitzustellen, de-                Hochseevögel sind von Ölverschmutzungen
                                                         besonders stark betroffen. Durch das Öl verklebt
ren Kostensystem Anreiz bietet, die Ab-                  ihr Gefieder und die isolierenden und wasserab-
fälle nicht auf See zu entsorgen. Die EU-                weisenden Eigenschaften gehen verloren. Die
                                                         Tiere ertrinken oder erfrieren. Zusätzlich nehmen
Richtlinie zur Schiffsentsorgung, die seit               sie bei ihren Reinigungsversuchen das Öl auf
Dezember 2000 in Kraft ist, setzt hier an.               und verätzen dadurch ihren Magen-Darm-Trakt.
                                                         In Einrichtungen zur Reinigung wird versucht,
    Im Rahmen eines Pilotprojekts ermög-                 Vögel vom Öl zu befreien. Geringe Überlebens-
lichten Bund und Länder Ende der acht-                   chancen und der zusätzliche Stress stellen
                                                         solche Rettungsversuche jedoch in Frage.
ziger/Anfang der neunziger Jahre eine ko-
stenlose Ölentsorgung in den Häfen der
Nord- und Ostsee. Sie kann jedoch nicht

                               Rohöl

                                        Rest:
                                        Bunker-C-Öl
      wertvolle leichte Bestandteile:
      Benzin, Petroleum, Heizöl,
      Dieselkraftstoff

                                                         Erwärmung und Reinigung
                                                         im Maschinenraum

                                                              schwerflüssiges Restöl
                                                              und Verunreinigungen

                                          illegale Einleitung ins Meer        Entsorgung im Hafen

 Die Bunkeröle, die in der Seeschifffahrt eingesetzt werden, sind Abfallprodukte der Raffinerien. Bevor sie
 als Treibstoff verbrannt werden können, müssen sie an Bord gereinigt werden.

 24
als alleinige Ursache für den
Rückgang der Verölungsraten in
dieser Zeit angesehen werden.
Vielmehr führten seit Inkrafttre-
ten des Übereinkommens zur Ver-
hütung der Meeresverschmutzung
durch Schiffe (MARPOL 1983)
eine ganze Reihe von Maßnah-
men auf internationaler und na-
tionaler Ebene zur Verbesserung
der Situation der südlichen Nord-
                                                                   Die Überwachung von
see. Verschärfte Regelungen, effektivere                           Ölverschmutzungen
Überwachung sowie Abschreckung durch                               aus der Luft wird von
                                                                   Marinefliegern
Strafe bei Verstoß und möglicherweise ein                          durchgeführt.
verändertes Umweltbewusstsein trugen zu
einer Verhaltensänderungen in der See-
fahrt bei.

 Die Anzahl der Ölplattformen der           und die Entsorgung der Plattformen
 Nordsee hat in den letzten 20 Jahren       stellt für die Meere eine Umweltbela-
 stark zugenommen. Während der Öl-          stung dar.
 förderung gelangt Erdöl durch ölhalti-     Die einzige Ölplattform im Wattenmeer,
 ge Bohrschlämme und Produktions-           die Mittelplate, besitzt noch bis ins Jahr
 wasser in die Nordsee. Aber auch die       2011 eine Fördergenehmigung. Zum
 Erkundung neuer Standorte, die Verle-      Schutz des hochsensiblen Lebens-
 gung langer Pipelines am Meeresgrund       raums, in dem sie liegt, wurden be-
                                            sonders strenge Umweltsicherungs-
                                            maßnahmen getroffen.

                                                                                     25
Müll
                                                       und andere Strandfunde

 Trotz internationaler Übereinkommen            Modellrechnungen können bei Unfällen auf
 zur Müllreduzierung aus der Schifffahrt        See Ausbreitung und Verdriftung von Ge-
 hat sich an der Müllsituation der Nord-        genständen und gefährlichen Stoffen vor-
 seeküste noch wenig gebessert.                 ausgesagt werden. Als im Dezember 1993
                                                der französische Frachter “Sherbo” meh-
                                                rere Container im Ärmelkanal verlor, trie-
Was an unserer Küste angespült wird,            ben tausende Beutel mit dem giftigen
hängt stark von den herrschenden Strö-          Pflanzenschutzmittel Apron Plus bis in die
mungs- und Windverhältnissen ab. Durch          Deutsche Bucht.

                                                  Zusammensetzung des gestrandeten Plastikmülls
                                                   an der deutschen Nordseeküste im Jahr 2002 (5
                                                     Strecken von 100m Länge, je eine Zählung im
                                                    Frühling, Sommer, Herbst und Winter) n= 1956

Zusammensetzung des gestrandeten Mülls an der
deutschen Nordseeküste im Jahr 2002 (fünf
Strecken von 100m Länge, je eine Zählung im
Frühling, Sommer, Herbst und Winter) n= 2670

 26
MARPOL- MARine POLution
 Internationales Übereinkommen zur Verhütung der
 Meeresverschmutzung durch Schiffe, das welt-
 weit gültig ist. Fünf Anlagen regeln bestimmte Teil-
 bereiche:
 Anlage I:      Ölverschmutzung
 Anlage II: Verschmutzung durch schädliche
                flüssige Stoffe, die als Massengut befördert werden (Chemikalien
                in Tankern).
 Anlage III: Schadstoffe, die in verpackter Form befördert werden, z.B. gefähr-
                liche Güter in Containern.
 Anlage IV: Verschmutzung durch Schiffsabwasser
 Anlage V: Verschmutzung durch Schiffsmüll
 Nach den Anlagen ist die Schiffsbesatzung u.a. verpflichtet, über den Verbleib
 von Ölrückständen aus Maschinenraum und Ladetanks ein Öltagebuch, über
 den Verbleib geladener Chemikalien ein Ladungstagebuch und über den Ver-
 bleib von Schiffsmüll ein Mülltagebuch zu führen.

  OSPAR- OSlo-PARis
 Übereinkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks zur Ver-
 hütung von Verschmutzungen vom Lande, durch Schiffe und Luftfahrzeuge.
 OSPAR gibt Empfehlungen an die Mitgliedsstaaten und die Europäische Union,
 kann aber auch völkerrechtliche Beschlüsse fassen.

Oft reicht jedoch schon der täglich ange-     den darf. Doch trotz Verbots bestehen
spülte Müll der Seeschifffahrt aus, um für    auch heute noch drei Viertel des Mülls an
die Tierwelt zur tödlichen Falle zu werden.   der gesamten Nordseeküste aus Plastik-
Häufig werden tote Seevögel aufgefun-         teilen. Zur besseren Kontrolle wird seit
den, die sich in Plastikmüll und Fischnet-    2002 die Menge und Zusammensetzung
zen verfangen haben. Die seit mehreren        des Mülls im Rahmen des sogenannten
Jahren existierenden gesetzlichen Grund-      Spülsaummonitoring (OSPAR Müll-Pilot-
lagen zur Eindämmung des Müllproblems         Projekt) an verschiedenen Kontrollstrek-
scheinen hier noch wenig Erfolge zu zei-      ken erfasst.
gen. Dabei ist die Nordsee nach dem in-
ternationalen MARPOL Übereinkommen
seit 1991 Sondergebiet für Müll. Das be-
deutet, dass kein Müll aus der Seeschiff-
fahrt mehr in der Nordsee entsorgt wer-

                                                                                   27
Chronik
                                was ist erreicht im Nordseeschutz?

1985   Einrichtung des Nationalparks "Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer"

1986   Einrichtung des Nationalparks "Niedersächsisches Wattenmeer"

1987   II. Internationale Nordseeschutzkonferenz (INK), London (GB): Das Vorsorge-
       prinzip wird für den Schutz der Nordsee verankert. Bis 1995 ist der Gesamt-
       eintrag gefährlicher Stoffe um 50% gegenüber 1985 zu verringern. In der
       gleichen Größenordnung muss die Einleitung von Nährstoffen eingeschränkt
       werden.
       Das Nationalparkamt und der Nordseebäderverband präsentieren auf der II.
       INK die schwimmende Ausstellung "Rettet die Nordsee" auf der Pidder Lyng.

1988   Ausbruch der Seehundseuche. Insgesamt starben von den geschätzt über
       10.000 Tieren im Wattenmeer mehr als 75%.
       "Phosphor-Sofortprogramm" in Schleswig-Holstein. Phosphat-Fällung in den
       38 größten Kläranlagen.

1989   Die Einbringung von Industrieabfällen, wie Verklappung von Dünnsäure, wird
       bis Ende 1989 beendet (Ausnahmeregelung für Großbritannien, Spanien und
       Frankreich bis 1992).
       Begrenzung von Stickstoffeinträgen aus kommunalen Kläranlagen in
       Deutschland.
       Die Ökosystemforschung im schleswig-holsteinischen Wattenmeer beginnt.

1990   III. INK, Den Haag (NL): Weitergehende Verringerung der Einträge von
       Cadmium, Quecksilber, Blei und Dioxin um 70% oder mehr. Kein Einsatz von
       PCB mehr und deren umweltverträgliche Beseitigung bis 1995, spätestens
       bis 1999.
       Einrichtung des Nationalparks "Hamburgisches Wattenmeer"
       Der Nationalpark in Schleswig-Holstein wird als Biosphärenreservat im
       Rahmen des UNESCO-Programms "Man and Biosphere" (MAB) anerkannt.

1991   6. Trilaterale Regierungskonferenz zum Schutz des Wattenmeeres (TGC) in
       Esbjerg (DK): Verabschiedung eines umfangreichen Maßnahmenbündels.
       Abkommen zum Schutz der Seehunde im Wattenmeer tritt in Kraft.
 28
EU-Richtlinie über die Behandlung von kommunalen Abwässern. Beginn des
       Programms zur Fällung von Stickstoff und Phosphor aus Kläranlagen.
       Abwasserabgabe für Stickstoff und Phosphor in Deutschland
       Die EU-Nitratrichtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigungen durch
       Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen tritt in Kraft.
       Die Nordsee wird Sondergebiet für Schiffsmüll nach MARPOL. Dieser darf
       nicht mehr über Bord gegeben werden.
       Der Nationalpark wird als Feuchtgebiet Internationaler Bedeutung im Rahmen
       des Ramsar Abkommens anerkannt.

1992   Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee.
       Neue OSPAR Konvention beschlossen.
       Die FFH-Richtlinie tritt in Kraft.

1993   Interministerielles Treffen der Nordseeminister in Kopenhagen (DK). Verstär-
       kung der Maßnahmen zur Reduzierung von Stickstoffeinträgen aus der
       Landwirtschaft.

1994   Die Verbrennung von Abfällen auf See wird stufenweise bis Ende 1994
       eingestellt.
       7. TGC in Leeuwarden (NL): Definition von Kooperationsgebiet und Schutzge-
       biet. Verabschiedung von Qualitätszielen, Gemeinsames Monitoringpro-
       gramm wird als Pilotphase gestartet.

1995   IV. INK, Esbjerg (DK): Kontinuierliche Verringerung der Nordseeverschmut-
       zung mit dem Ziel der Einstellung im Laufe einer Generation (25 Jahre).

1996   Synthesebericht der Ökosystemforschung.

1997   8. TGC in Stade (D): Verabschiedung des Wattenmeerplanes; das gemeinsa-
       me Monitoringprogramm tritt in die Hauptphase.
       Interministerielles Treffen der Nordseeminister in Bergen (N) über Fischerei.

1998   OSPAR-Ministertreffen in Sintra (Portugal). Aufnahme des Schutzes von
       Habitaten und Arten in die OSPAR Konvention.
                                                                                   29
1999   Das Nationalparkgesetz in Schleswig-Holstein wird novelliert. Der National-
       park wird seeseitig vergrößert; ein Nullnutzungsgebiet und ein Walschutzge-
       biet werden eingerichtet.
       Die Nordsee wird Sondergebiet für Öl nach MARPOL. Öleinleitungen sind
       zukünftig verboten.

2000   EU-Richtlinie über Hafenauffanganlagen für Schiffsabfälle und Ladungsrück-
       stände tritt in Kraft. Umsetzung in den Staaten bis 2002.
       Die EU-Wasserrahmenrichtlinie tritt in Kraft. Ordnungsrahmen der Gemein-
       schaft im Bereich der Wasserpolitik. Erhaltung und Verbesserung der aquati-
       schen Umwelt.

2001   Die Nationalparkgesetze in Hamburg und Niedersachsen werden novelliert.
       Die Nationalparke werden seeseitig vergrößert.
       9. TGC in Esbjerg (DK): Einrichtung eines Wattenmeerforums zur Entwicklung
       einer nachhaltigen Nutzung des Wattenmeergebietes.

2002   V. INK in Bergen (N) mit den Kernthemen Fischerei, Schifffahrt, Offshore-
       Windkraftanlagen.
       Erneuter Ausbruch der Seehundseuche. Mit etwa 11.000 Seehunden starben
       über 50% der seit 1988 auf etwa 20.000 Tiere angewachsenen Seehundpo-
       pulation im Wattenmeer.
       Beginn der schrittweisen Abschaffung von TBT-haltigen Antifouling-Anstrichen
       auf allen Schiffen bis 2008.
       Schrittweise Abschaffung von Einhüllentankern.
       Das trilaterale Wattenmeer wird besonders empfindliches Meeresgebiet
       (PSSA).

2003   Gemeinsame Ministerkonferenz von OSPAR und HELCOM
       Zusammenarbeit mit der Ostsse wird verstärkt.
       Ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten soll geschaffen werden.

 30
© Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven.
www.waddensea-secretariat.org

                                                  31
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