Journal des Richard-Wagner-Verbandes Leipzig
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Journal des Richard-Wagner- Verbandes Leipzig Aktuelles aus der Geburtsstadt des Meisters 2/2022 Lebhafte Nutzung unseres Festprogramms Großer Dank ist allen Beteiligten abzu- statten, vor allem unseren Verbands- zum Opernfestival WAGNER 22 mitgliedern, die mit außergewöhnlich engagiertem Einsatz das Programm gestemmt haben. Dank gilt auch Koopera- tionspartnern und Sponsoren, vor allem L iebe Verbandsmitglieder und Wagner-Freunde, Plakaten und -Postern in der Alten Nikolaischule, waren bestens besucht. Gerne schritten unsere Gäste auch die der Wagner Society of New York, die uns auch aufgrund von Verhinderung freie Eintrittskarten hergeschenkt haben; sie dreieinhalb Wochen mit allen 13 Bühnen- WAGNERWEGE in Leipzig ab, nahmen an kamen jungen Wagner-Interessenten werken Richard Wagners in der Oper Leip- der szenischen Lesung »Lovestory ohne zugute. Leider ist hier kein Platz, alle zu zig sind vorbei, Prof. Ulf Schirmer hat seine Happy End. Richard Wagner und Mathil- nennen. elfjährige Intendanz mit einem grandiosen de Wesendonck« teil und besuchten den Festival WAGNER 22 gekrönt und beendet. Alten Johannisfriedhof sowie den Richard- Unser Blick geht in die Zukunft. Wie wird Es war ein rauschendes Fest mit Wagne- Wagner-Hain. Ein Highlight setzte unser Wagner nach der Ära Ulf Schirmer in rianern aus aller Welt, die voll des Lobes Verband im Goethe-Theater Bad Lauchstädt Leipzig weiter präsent gehalten? Unser und der Bewunderung für die großartigen im Rahmen der Nachwuchsförderung mit Verband steht vor einer neuen, anspruchs- künstlerischen, insbesondere musikalischen dem szenischen Festkonzert »Der Ring in vollen Aufgabe. Ideen sind bereits im Leistungen waren. Sie können sich mit de- 100 Minuten« von Jasmin Solfaghari. Gespräch, Kooperationen verabredet. nen aller Festivals weltweit messen lassen. Was hier mit geringstem finanziellen Bleiben Sie uns bitte gewogen. Ulf Schirmer hat den Leipziger Komponis- Aufwand voller Elan künstlerisch geleistet ten würdig in den Kreis großer Persönlich- wurde, hat das Publikum im gut gefüllten Beglückt, aber auch leicht erschöpft, grüßt keiten der Musikstadt gestellt, indem er mit Hause begeistert, ebenso das kulinarische Sie im Namen des gesamten Teams dem Frühwerk die Wurzeln seiner Kunst Ambiente im Kursaal. Ihr Helmut Loos hörbar gemacht und zu einem realistischen Wagner-Bild beigetragen hat, das dem kriti- schen Geist der Leipziger entgegenkommt. Unser Verband hat nach Kräften mit einem eigenen Festprogramm zu diesem Anliegen beigetragen, es wurde lebhaft genutzt. Reges Interesse fand unser Informationsstand in der Oper, der zu allen Aufführungen geöffnet war. Auch mit der Universität, dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und der Kulturstiftung Leipzig in der Alten Nikolaischule haben wir freundschaftlich kooperiert. In der internationalen musikwis- senschaftlichen Konferenz »Mendelssohn und Wagner. Zwei Leitfiguren der Leipziger Musikgeschichte« haben wir das umstrit- tendste Thema der Musikstadt Leipzig gleich bei den Hörnern gepackt und eine erhellende Sachgrundlage geschaffen. Der- selben Thematik wurde die vornehmlich von Studierenden konzipierte Ausstellung im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig ge- widmet: »Hochzeitsmarsch mit Rosenkrieg. Wagner und Mendelssohn in Leipzig«. Führungen durch die Ausstellungen, dazu kamen noch »Der junge Richard Wagner 1813 bis 1834« sowie die Plakatausstellung »Wie, hör’ ich das Licht?« mit Wagner- Richard ist Leipziger ... Journal 2/2022
Glückwunschreigen zu Richard Wagners 209. Geburtstag Prof. Ulf Schirmer wird Ehrenmitglied Nachdem Prof. Dr. Helmut Loos Prof. Ulf unseres Verbandes für »seine außer- Schirmer die Ehrenurkunde überreicht ordentlichen Verdienste um das Werk hatte, formierten sich alle Anwesenden Richard Wagners in Leipzig« zum Gruppenbild. Man prostete sich Der Zeitpunkt hätte nicht besser gewählt zu und nutzte die Gelegenheit, mit dem werden können. Am 21. Mai 2022, dem neuen Ehrenmitglied anzustoßen und Vorabend von Richard Wagners 209. ein kurzes Gespräch zu führen. Eine Geburtstag, fanden sich 14 Mitglieder des große Freude bereitete Ruth Streller, Richard-Wagner-Verbandes Leipzig mit Gründungsmitglied des Verbandes 1983 ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. Helmut Loos und inzwischen Ehrenmitglied, Prof. in der Intendantenloge des Opernhauses Schirmer, als sie ihm eine am nämlichen ein, um Prof. Ulf Schirmer, Intendant und Ort aufgenommene Fotografie von 2015 Generalmusikdirektor der Oper Leipzig, als übergab, auf der er dem langjährigen Ver- Ehrenmitglied auszuzeichnen. Die heiter- bandsvorsitzenden und Wagner-Forscher festliche Stunde verging wie im Flug, zumal Prof. Werner Wolf in der ersten Pause des die Verbandsmitglieder es überaus genos- Mit der Ehrenurkunde Prof. Ulf Schirmer, »Siegfried« zum 90. Geburtstag gra- sen, den vielbewunderten Mann, den sie Prof. Dr. Lelmut Loos tuliert. Als Ehrengäste des kurz darauf meist hochkonzentriert im Orchestergraben veranstalteten Filmischen Opernprojekts erleben, ganz »in Familie« in ihrer Mitte Herz’– für Wien äußerst ungewohnten – »Faszination Wagner« mit Tenor Andreas zu wissen. Prof. Schirmer machte es ihnen preußischen Arbeitsstil, seine Beschei- Schager gehörten die Verbandsmitglieder leicht und ließ von Anfang an keine Distanz denheit und an viele inhaltlich wertvolle, zu den ersten, die den erstmals vorgestell- aufkommen. Er fühle sich »sehr geehrt, probenbegleitende Gespräche mit ihm, für ten Wein »Edition Wagner« vom Weingut habe nicht lange überlegt, als die Anfrage die sich Herz bewusst Zeit nahm. Schloss Wackerbarth probieren durften, kam«, lächelte er in die Runde, »meine würdiger Abschluss eines unvergesslichen Zusage erfolgte spontan, von Herzen.« Gustav Brecher Reverenz zu erweisen und Erlebnisses. ihn mit einem Festakt und Stolpersteinen Helmut Loos ging in seiner Laudatio auf das vor dem Opernhaus und in Markkleeberg zu Leider verließ Prof. Ulf Schirmer im neue Ehrenmitglied weit in die Geschich- ehren, war für Ulf Schirmer eine Herzensan- Sommer dieses Jahres die Leipziger Oper te der Leipziger Wagner-Pflege zurück gelegenheit, wurde doch Brechers Idee, alle nach 11 Jahren Intendanz und seiner und stellte die Verdienste Schirmers, die Bühnenwerke Richard Wagners im Rahmen 13. Spielzeit als Generalmusikdirektor. 2005/06 mit der Einstudierung des »Par- eines Festivals in Leipzig zum 125. Geburts- Die Leipziger Wagnerianer werden ihr sifal« ihren Anfang nahmen, in eine Reihe tag aufzuführen, von den Nationalsozialis- Ehrenmitglied vermissen und als Gast- mit den beispielhaften Leistungen eines An- ten vereitelt und der jüdische Operndirektor dirigent immer herzlich willkommen gelo Neumann (Operndirektor 1876–1882), 1933 aus dem Amt gedrängt – doch Schir- heißen. In der Spielzeit 2023/2024 wird Gustav Brecher (Operndirektor 1923– mers Idee für WAGNER 22 zollte seinem sich dafür eine erste Gelegenheit bieten. 1933) und Joachim Herz (Operndirektor geistesverwandten Vorgänger Tribut. uo 1959–1976). 2009/10 wurde Ulf Schirmer Generalmusikdirektor und übernahm ab der Spielzeit 2011/12 zusätzlich die Inten- danz der Leipziger Oper. Von da an galt sein besonderes Augenmerk den Werken von Richard Wagner, das mit dem Festival WAGNER 22 vom 20. Juni bis zum 14. Juli 2022 seinen Höhepunkt erreichte, als unter dem Motto »3 Wochen Unendlichkeit« alle 13 Musikdramen des Dichterkomponisten mit hoher Qualität aufgeführt wurden, zu denen auch das Frühwerk mit den »Feen«, dem »Liebesverbot« und »Rienzi« gehörte, weltweit ein Alleinstellungsmerkmal. Ulf Schirmer lernte Joachim Herz an der Wiener Staatsoper kennen und schätzen, als dieser Janáčeks »Katja Kabanowa« insze- nierte. Schirmer war als Resident-Dirigent Gruppenbild Mit dem neuen Ehrenmitglied Prof. Ulf Schirmer (5. v. li.), links Gründungsmitglied engagiert und erinnert sich besonders an Ruth Streller Seiten 2 / 3
eine neue Sprache übersetzen. So erfreute neben dem Orchester »Leipziger Roman- tik« auf historischen Instrumenten das David-Timm-Jazzquartett mit dem Chef am Klavier, Reiko Brockelt, Saxophon, Daniel Werbach, Bass, und Dominique Ehlers, Schlagzeug, die Zuhörer, souverän begleitet mit klugen Wortbeiträgen von Moderator Axel Thielmann. Die 1831/32 von dem Studenten der Musik Richard Wagner während des Kompositi- onsunterrichts bei Thomaskantor Christian Theodor Weinlig entstandene Vierstimmige Studirfuge »Dein ist das Reich« eröffnete den Reigen der Geburtstagsmusik. Ihr folg- te Fugitive des Universitätsmusikdirektors. Filmisches Opernprojekt »Faszination Wagner« Tenor Andreas Schager Dreißig Jahre später, 1862, dirigierte der aus dem Exil nach Sachsen zurückgekehrte Unsere traditionelle Geburtstagstafel henden Wagner-Festtage »3 Wochen Un- Opernkomponist Richard Wagner erstmals Bei allerschönstem Wetter feierten wir den endlichkeit« vom 20. Juni bis 14. Juli in den das Vorspiel zu seinen »Meistersingern« 209. Geburtstag von Richard Wagner auf Gesprächen und Diskussionen zu spüren. im Gewandhaus, das nunmehr auf dem dem nach ihm benannten Platz im Zen- Programm stand. Mit »Meister Singer« trum unserer Stadt. Dass die musikalische Fast zeitgleich zogen begeisterte Fans von antwortete bravourös David Timm. Und Einstimmung ausfiel, war schade, tat aber RB Leipzig vorüber, die den ersten Pokalsieg so ging es hochspannend weiter. Auf das der heiteren Stimmung bei Kaffee und ihrer Mannschaft feiern konnten, die just Vorspiel zum dritten Aufzug von »Tristan Kuchen – von fleißigen Helfern vorbe- in dieser Stunde am Richard-Wagner-Platz und Isolde« antwortete das Jazzquartett reitet – keinen Abbruch, zumal Richard in Bussen vorbeifuhr und bejubelt wurde. mit »Tristan«, Love and Death« sowie Wagner (Andrew York) höchstpersönlich Richard Wagner, der gebürtige Leipziger an »Tristan and the End«. Nach »Morgen- die anwesenden Geburtstagsgäste begrüß- seinem Geburtstag, und die Feier einer sieg- dämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt« te und kurz aus seinem Leben plauderte. reichen Leipziger Fußballmannschaft – das durften die Zuhörer »Siegfried« von David Überhaupt wurde viel geplaudert, Harmlo- passte zusammen: RB-Fans zu RW-Fans. cp Timm genießen und lauschten anschlie- ses und Gemütliches, aber es wurden auch ßend gebannt »Siegfrieds Tod und Trauer- ernsthafte, interessante Gespräche geführt. Geburtstagskonzert im Paulinum marsch«, einem der ergreifendsten Stücke Sei es über die kürzlich veranstaltete Reise Für das Geburtstagskonzert am Abend des der Opernliteratur, mit den Szenen der des Verbandes nach Wien oder über das Fil- 22. Mai 2022 im Paulinum hatten David »Götterdämmerung« vor Augen.Durch den mische Opernprojekt »Faszination Wagner« Timm und seine Musiker wieder etwas stürmischen »Walkürenritt« als Zugabe von Selcuk Cara mit dem Tenor Andreas Besonderes vorbereitet, handelte es sich seiner Versunkenheit entrissen, dankte ein Schager und seiner Ehefrau, der Violinistin doch um das Moderierte Orchesterkonzert enthusiasmiertes Publikum aus Klassik- Lidia Baich, vom Vorabend, das durchaus »Wagner im Dialog« mit Orchesterwerken und Jazzfans David Timm und seinen unterschiedliche Reaktionen hervorrief. von Richard Wagner und diesen gegenüber Mitstreitern für ein außergewöhnliches Auch war die Vorfreude auf die bevorste- gestellten Jazzreflektionen, die sein Werk in musikalisches Erlebnis. uo RB-Fans und RW-Fans An der Geburtstafel mit selbstgebackenem Schlussapplaus Reiko Brockelt, Daniel Werbach, David Timm, Dominique Kuchen der Mitglieder Ehlert, Axel Thielmann Richard ist Leipziger ... Journal 2/2022
Der gottgesandte Mann im Pullover und ein blinder Telramund – »Lohengrin« als Kammerspiel an der Oper Leipzig A m Anfang stand Katharina Wagners Absage. Hausregis- seur Patrick Bialdyga übernahm Himmel, als Lohengrin erscheint, eine Glaskugel mit dem Schwan unter dem Arm, der »fremde kurzfristig die Produktion, so- gottgesandte Mann«, der so gar dass die »Lohengrin«-Premiere nichts Außerirdisches an sich pünktlich am 26. März 2022 hat, sondern wie der Nachbar von stattfinden konnte. Bei Null nebenan im Pullover zu einem brauchte er nicht anzufangen, kleinen Plausch vorbeischaut. konnte er sich doch in mancher Elsas Schicksal vermag er mit der Hinsicht bei seiner Light-Version Kraft des Übersinnlichen, ohne vom 1. November 2020 be- Schwert, zu wenden. Sein herzin- dienen. So kehrten die langen niglich gesungenes Bekenntnis: Tische zurück, an denen die »Elsa! Ich liebe dich«, rührt zu Unvereinbarkeit der Charaktere Tränen. Gibt es das Übersinnli- nicht besser hätte demon- che, das Wunderbare? »Ja«, sagt striert werden können, und die, der Regisseur. Ist der Schwan zusammengeschoben, auch als kitschig oder ein Wunder? Was Brautbett dienen. »Elsa! Ich liebe dich« Lohengrin (Klaus Florian Vogt), verbindet Elsa und Lohengrin? Elsa (Gabriele Scherer) Die Utopie der Liebe. Lohengrin Die bei Richard Wagner vorge- darf sich eigentlich nicht verlie- sehenen sächsischen, thüringi- ben, weil das in Montsalvat nicht schen und brabantischen Grafen üblich ist. Und Sex geht schon gar und Edle, die das Geschehen nicht. Also wird die verbotene beleben, wird man vergeblich Frage gestellt, und Lohengrin auf der Bühne suchen. Bialdyga zieht nach der »Gralserzählung« macht aus der Oper ein wieder von dannen. Mit dem Kammerspiel und postuliert Schwanenglas unter dem Arm. die Einsamkeit der sechs Zuletzt wird Jungspund Gottfried Protagonisten. Der Chor ist (Björn Dreyer) doch entzaubert gewollt unsichtbar und – als und nicht erst nach einem Jahr, Kommentator des Geschehens – damit er sich schon mal die Krone nur manchmal im Hintergrund aufsetzen und als neuen Herr- sichtbar. König Heinrich scher von Brabant ausprobieren (Günther Groissböck) ist nicht kann. Eine Persiflage auf die einmal ordentlich vorbereitet Utopie der Macht? und muss sich erst vergewissern, wer Friedrich von Telramund Liebt das Schachspiel Friedrich von Telramund (Simon Neal) Die Oper Leipzig kann sich glück- (Simon Neal) eigentlich ist. Der lich schätzen, mit Klaus Florian ist schon in der Light-Version blind, auch (Klaus Florian Vogt) nicht haben kann, Vogt den weltweit gefeierten Lohengrin par hier agiert er mit Blindenstock und dunkler macht sie sich an den Heerrufer (Mathias excellence verpflichtet zu haben, dessen Brille. Trotzdem spielt er leidenschaftlich Hausmann) heran, der ihre Ansprüche strahlender Heldentenor eine einzigar- gern Schach. Da Elsa ihn abgewiesen hat, kraft seiner Pistole bei Lohengrin und Elsa tige Besetzung garantiert. Hinsichtlich fühlt er sich als Mann zutiefst verletzt; zunächst durchzusetzen versucht und sie ihrer sängerischen und schauspieleri- deshalb klagt er sie des Brudermordes an. am Ende erschießt. Sie glaubt an die Macht schen Qualitäten behaupten sich Günther Seine Frau Ortrud (Kathrin Göring) stört der Karten, ein Tarotspiel ist ihr wichtigs- Groissböck, Simon Neal, Kathrin Göring, seine Gedankengänge durch ihre »schwarze ter Verbündeter. Schon am Anfang gibt sie Gabriele Scherer und Mathias Hausmann Magie«. Sie, die Businessfrau im blauen zu erkennen, dass sie das Verschwinden als ihm ebenbürtige Partner. Starker bis Hosenanzug, ist die personifizierte Intri- Gottfrieds bewerkstelligt hat, indem sie stürmischer Beifall, in den sich nur einige gantin, stets um Elsa im weißen Unschulds- Elsa die Kleidung ihres Bruders vor die schüchterne, bald verstummte Buh-Rufe gewand (Gabriele Scherer) herumwuselnd, Füße wirft. Die versucht dann, ein wenig verirrten, belohnten die Künstler, Christoph sich andienend oder herrschsüchtig tobend, Selbstvertrauen zu gewinnen, indem sie Gedschold am Pult und die Gewandhaus- hat sie immer ihr Ziel vor Augen, Elsa und dessen Schuhe und Jacke anzieht. Es ist musiker, den Chor und Zusatzchor mit Lohengrin auseinanderzubringen. Dass sie kein Zufall, dass Elsa in der Jacke ih- Chorleiter Thomas Eitler-de Lint sowie das nur die zweite Wahl für Telramund war, res Bruders Schwanenfedern entdeckt. Regieteam für ein großartiges Opernerleb- hat ihr Leben vergiftet. Weil sie Lohengrin Schwanenfedern regnet es dann auch vom nis. uo Seiten 4 / 5
Unser Highlight – das Szenische Festkonzert »Der Ring in 100 Minuten« im Goethe-Theater Bad Lauchstädt Das Festkonzert unseres künstlerischen bei dem sich die Teilnehmer hervorragend Agnes Selma Weiland (Stipendiatin 2009) Nachwuchses in Bad Lauchstädt mit Wagners Werk in einer Art Crashkurs war mit ihrem klangvollen Sopran eine Nach coronabedingt allzu langer Zeit der auseinandersetzen konnten. würdige Brünnhilde. Christoph Heinrich Auftrittsbeschränkungen war es unserem (Stipendiat 2011) verkörperte mit seinem Verband wichtig, die Nachwuchsförderung Zum Verständnis der Kurzfassung trug bei, imponierenden Bass Fafner, Hunding und besonders festlich und groß zu präsentie- dass Jasmin Solfaghari die Person des Luna Hagen. Das Ensemble vervollständigten ren. Da bot sich das Festival WAGNER 22 erfand, dargestellt von Karsten Münster (Sti- Madeline Cain (Stipendiatin 2018; Wellgun- der Oper Leipzig mit der Aufführung aller pendiat Würzburg), der ironisch und gekonnt de, Freia), Anna Neufeld (Stipendiatin 2015; 13 Bühnenwerke Richard Wagners von den durch das Geschehen führt, was leider aber Flosshilde, Fricka, Erda), Marek Reichert »Feen« bis »Parsifal« als willkommene auch Längen verursacht. Die jungen Künstler (Alberich, Fasolt, Gunther), Ji-Su Park Gelegenheit an, dem auch internationalen hatten die interessante Aufgabe, in kurzer (Stipendiat 2008; Wotan, Wanderer) und Publikum eine außergewöhnliche Ergän- Zeit verschiedene Personen darzustellen, was Benjamin Werth (Siegmund, Siegfried). zung darzubieten. sie sich in intensiver Probenarbeit zu eigen machten. In der Freude, in dem wunderschö- Wagners sehr umfangreichen Orchesterpart Mit Unterstützung der Oper Leipzig und nen Theater singen zu dürfen, ließen sie ihre bewältigten Minsang Cho (Stipendiat 2019) Mitteln der Stadt Leipzig gelang es uns, die Stimmen voll erklingen und waren dadurch und Tackyoung Chung souverän, die an zwei Produktion »Der Ring in 100 Minuten« oft viel zu laut. Die Anpassung an den Raum Blüthner-Flügeln Außerordentliches leiste- mit 14 Künstlern – zumeist ehemaligen muss auch bedacht werden! Ausgezeichnet ten. Der Dirigent Justus Thorau leitete alles Stipendiaten des Verbandes, also unserem gelang das Jieun Choi (Stipendiatin 2022) mit sicheren Händen. Mit dem szenischen geförderten Nachwuchs – im Goethe-Thea- als Sieglinde und Gutrune souverän mit Festkonzert mit Nachwuchskünstlern des ter Bad Lauchstädt zu realisieren. Es ergab klangvoller Stimme. Auch Paul Kaufmann als Richard-Wagner-Verbandes Leipzig erlebte sich über Probenarbeit und Aufführung ein Mime und Loge wusste so zu beeindrucken. das Publikum eine interessante Veranstal- richtiges Arbeitstreffen unter der Leitung Elisabeth Rauch (Stipendiatin 2015) flatterte tung, wofür es sich mit herzlichem Beifall von Jasmin Solfaghari, die auch den Wett- als Waldvogel mit leichter Stimmgebung bedankte. Hoffen wir, dass wir das zur Tra- bewerb in den letzten Jahren organisierte, anmutig über die Bühne (auch Woglinde). dition werden lassen können. ep/kmw Das Rheingold Wotan (Ji-Su Park), Loge (Paul Kaufmann) Das Rheingold Alberich (Marek Reichert), Mime (Paul Kaufmann) Die Walküre Brünnhilde (Agnes Selma Weiland), Sieglinde (Jieun Choi) Götterdämmerung Siegfried (Benjamin Werth), Hagen (Christoph Heinrich) Seiten 6 / 7
Erfindung von Jasmin Solfaghari Erzähler Luna vom Mond Götterdämmerung Siegfried (Benjamin Werth), (Karsten Münster) Brünnhilde (Agnes Selma Weiland) Der Ring in 135 Minuten mit Mozarts »Don Giovanni« – und lernte bei, blockierte aber den dramatischen im Goethe-Theater Bad Lauchstädt so nebenbei Minna Planer kennen, seine Fluss des Musikalischen. Aber den gab es Der Leipziger Richard-Wagner-Verband spätere erste Ehefrau. Schiller und Goethe im reduzierten musikalischen Gewebe ja und die Leipziger Oper hatten die Idee im waren Jahre vordem dominante Geistes- kaum. Wenn der Kenner große musika- Rahmen der »pflichtgemäßen« Stipen- größen in dem kleinen Ort, der durch eine lische Bögen erwartete, wurde er meist diaten-Förderung und luden ehemalige Heilquelle seinen Ruhm erlangte. enttäuscht. Ein »Ring« in Kurzfassung, Stipendiaten, vorwiegend Leipziger Pro- der die Stärken Wagnerscher Dramaturgie venienz, zu einem szenischen Festkonzert Zu dem Hauptereignis! Mit zwei Bussen und die seiner erzählenden Musik fast ein. Geistiger Realisator, was Fassung, Text, reisten entdeckungsfreudige Leipziger vom ausschaltete. Trotzdem hinterließen die Inszenierung und Ausstattung anging, war Verband und außerdem zahlreiche Indivi- dargebotenen Fragmente einen bedeuten- die bühnenerfahrene charmante Jasmin dualgäste an und füllten das Theaterchen den Eindruck, wenn der Kenner nicht zu Solfaghari. Den Leipzigern eine Vertraute ziemlich gut. Was sie in den etwa 135 Minu- strenge Maßstäbe anlegte und sich vor- (u. a. »Ring für Kinder«), aber darüber ten erwartete, war schon außergewöhnlich. nahm, einen »Ring« für Anfänger erleben hinaus durchaus »Ring«-erfahren. So hat Ein Dirigent (Justus Thorau) war musi- zu wollen. Nicht allen Solisten gelang es, sie – Schülerin von Götz Friedrich – 2018 kalischer Herrscher über zwei Pianisten sich dem kleinen Raum anzupassen. Vor- einen kompletten »Ring« auf die Bühne (Minsang Cho und Tackyoung Chung) sowie bildlich Jieun Choi (Sieglinde, Gutrune), gebracht und auch in Berlin eine Kurzfas- zehn Solisten, die alle – außer Brünnhil- Paul Kaufmann (Mime, Loge) und Agnes sung zelebriert. Ihre Vertrautheit mit dem de – mehrere Rollen verkörperten, was oft Selma Weiland (Brünnhilde). komplizierten Stoff war ihrer Lauchstädter einen rasanten Wechsel nötig machte. Der Fassung anzumerken. Clou war Luna (Karsten Münster), der Herr Summa summarum: ein bemerkenswerter mit Hut und Textbuch, eine Erfindung von Versuch, ehemalige Absolventen auf der Eine Originalität war der Spielort selbst in Jasmin Sofaghari. Der führte das Publikum Bühne als Ensemble zusammenzuführen mehrerlei Hinsicht, inzwischen mit großem in oft ironischer Weise (das tat gut!) in und so die Kleinarbeit der Verbände zu Aufwand komplett saniert. Der junge die verwickelte Personalsituation ein. Mit würdigen. Das Puzzlespiel ist Jasmin Richard Wagner begann im August 1834 ge- Ironie vorgetragen, trug das zur Aufheite- Solfaghari und ihrem Team gelungen. nau hier seine Weltpremiere als Dirigent – rung und zum Verständnis der Kurzfassung Danke! Der Schlussjubel sprach dafür. eb Bemerkenswerter Versuch Das Team mit Regisseurin Jasmin Solfaghari (6. v. li.) genießt den Schlussjubel Richard ist Leipziger ... Journal 2/2022
Wagner und Mendelssohn – zwei konträre Musiker Leipzigs B rautpaare geben sich noch heute das Ja-Wort unter den Klängen des Hochzeitsmarsches. Dabei haben sie die Förderung und versagte Wertschätzung durch Mendelssohn als Repräsentant der Musikstadt Leipzig belasteten Wagner Wahl zwischen Wagners »Lohengrin« offenbar derart emotional, dass er nach und Mendelssohns »Sommernachts- Mendelssohns Tod nicht vor Verleum- traum«. Symptomatisch für die Kom- dung und übler Nachrede zurückschreck- ponisten ist, dass der eine durch einen te, was letztlich nicht nur Mendelssohns Opern-Chor repräsentiert wird, während Anerkennung schadete, sondern Wagner der andere sich über das sinfonische selbst zum Nachteil gereichte. Genre definiert. Damit wären indirekt auch die Differenzen zwischen den beiden Das Ausstellungsprojekt ist eine Koope- Musikern umrissen und die Spannungen ration mehrerer Institutionen mit ihren zwischen ihren andersartigen musika- besonderen Erfahrungen und Exponaten. Projektgruppe Vorn: Marie-Céline Roy, Linda Deckbar, lischen Ansätzen angedeutet. Während Josias Schill. Hinten: Nikolas Georgiades, Dominik Hauptbeteiligt waren neben dem Stadt- der eine als Jugendlicher in Leipzig durch Dungel, Fabian Everding (von links) geschichtlichen Museum der Richard- Bach und Beethoven musikalisch geprägt Wagner-Verband und Studenten des Ins- wurde, beeinflusste der andere als Gewand- re Familienstrukturen, Ausbildungswege, tituts für Musikwissenschaft der Universität hauskapellmeister etwa zur gleichen Zeit ein ungleicher Förder- und Freundeskreis Leipzig, die einige unkonventionelle Ideen das Leipziger Musikleben. und sozialer Stand sowie entgegengesetzte einbrachten, z. B. Karikaturen von Wagner charakterliche Veranlagungen zu getrennten und Mendelssohn, die mit Sprechblasen ein Die am 14. Juni 2022 im Stadtgeschicht- Karrieren führten. Die wenigen Begegnun- fiktives Gespräch führen und den Besucher lichen Museum Leipzig, Haus Böttcher- gen zwischen beiden Musikern waren zwar zu Stellungnahmen provozieren. Wenn gäßchen, eröffnete Ausstellung »Hoch- freundlich, aber gleichzeitig distanziert. auch die öffentliche Würdigung immer noch zeitsmarsch mit Rosenkrieg. Wagner und Goethes Ausspruch »Du gleichst dem Geist, gespalten ist, so bleibt als Appell an die Be- Mendelssohn in Leipzig« will Denkanstöße den du begreifst, nicht mir!«, offenbart die sucher nur die Aufforderung: »Verachtet mir für eine »mal andere« Positionsbestimmung andersartigen Lebensmodelle und künst- die Meister nicht, und ehrt mir ihre Kunst!«, geben, will darauf hinweisen, wie konträ- lerischen Absichten. Die ausgebliebene so unterschiedlich diese auch sein mag! sc Mendelssohn und Wagner – eine nie enden wollende Diskussion V om 23. bis 25. Juni 2022 fand in Leipzig das Internationale Symposium »Mendelssohn und Wagner. Zwei Leitfigu- des Landes referierten Experten aus Groß- britannien und den USA. Die Thematik der Konferenz war in drei Sektionen unterteilt: sohns und Wagners 1847–1945«. Zusätzlich gab es am ersten Tag ein »Gesprächskon- zert« mit Prof. Dr. Kenneth Hamilton und ren der Leipziger Musikgeschichte« statt. Eröffnet wurde mit dem Motto »Mendels- Dr. Monika Hennemann aus Cardiff zum Die inhaltliche Konzeption und Organisati- sohn und Wagner in Leipziger Musiknetz- Thema »Mendelssohn und Wagner im on lag beim Institut für Musikwissenschaft werken«, den Mittelteil prägten Überle- Spiegel Liszts« und am zweiten Tag einen der Universität Leipzig bzw. dessen ge- gungen zu den »Kompositorische(n) und öffentlichen Festvortrag »Mendelssohn aus schäftsführendem Direktor, Prof. Dr. Stefan ästhetische(n) Berührungspunkte(n) und der Perspektive Wagners« (Vorbild – Keym, der zusammen mit dem Ideengeber, Differenzen«, und den Abschluss bildete die Kollege – Konkurrent – »Jude«) von dem Vorsitzenden des Richard-Wagner- »Leipziger Rezeptionsgeschichte Mendels- Prof. Dr. Ulrich Konrad aus Würzburg. Verbandes Leipzig, Prof. Dr. Helmut Loos, die Verantwortung innehatte. Die gut besuchte Tagung gab einen Gefördert wurde die dreitägige Einblick in die Vielfalt der Forschungs- Veranstaltung durch die Deutsche bereiche zum Thema Mendelssohn Forschungsgemeinschaft. und Wagner und zeigte offene Fragen auf. Einige Beiträge ermöglichten eine In unterschiedlichen Vorträgen neue Sicht auf bekannte Fakten, die das wurden die beiden Protagonisten des Verhältnis zwischen Wagner und Men- Leipziger Musiklebens paritätisch dar- delssohn neu justieren könnten, erteilten gestellt und Ähnliches oder Konträres einer »isolierten« Werkbetrachtung eine in ihren Persönlichkeiten und Kompo- Absage und eröffneten damit auch einen sitionen, in der Rezeption ihrer Werke neuen Weg für die Wahrnehmung der und in ihrer sozialen Anerkennung komplizierten Beziehung zwischen Wag- offengelegt. Neben Wissenschaftlern Im Zimeliensaal des Grassimuseums Gruppenfoto mit ner und Mendelssohn. Die Publikation von unterschiedlichen Universitäten einigen Referenten der einzelnen Referate ist geplant. sc Seiten 8 / 9
AM GOETHEANUM 2. / 7. / 9. APRIL 2023, 16 UHR BÜHNENWEIHFESTSPIEL IN DREI AUFZÜGEN VON RICHARD WAGNER Idee / Produzent – Alexander von Glenck Musikalische Leitung – Roland Fister Inszenierung – Jasmin Solfaghari Regie Eurythmie – Stefan Hasler Bühne und Kostüme – Walter Schütze Lichtdesign – Klaus Suppan Chorleitung – Andreas Klippert Tickets: www.parsifal-wagner.ch Philharmonie Baden-Baden Vokalwerk der Opernfestspiele Heidenheim Goetheanum Rüttiweg 45, CH-4143 Dornach Goetheanum-Eurythmie-Ensemble Tel. +41 61 706 44 44 Else-Klink-Ensemble Stuttgart tickets@goetheanum.ch
Fotoimpressionen vom Festival WAGNER 22 Unser Informationsstand in der Oper war dank Carsten Rose und seiner Mitstreiter während aller Aufführungen geöffnet und immer gut besucht. »Rienzi« ist eine der Lieblingsopern Plakat: Genießen Sie unser Ursula Oehmes von Richard Wagner. Festprogramm. Gestaltung: Zu ihrer großen Freude traf sie Haupt- Gabine Heinze darsteller Stefan Vinke im Kostüm des Volkstribuns nach der Vorstellung am 23. Juni 2022. Ein Blick hinter die Kulissen der Oper Leipzig wurde den Leipzigern und ihren internationalen Gästen am 28. Juni 2022 geboten. Anschließend stärkten sich die Teilnehmer mit einem Wagner-Menü im Opern Café. Ursula Oehme und Debbie Eklund, Mitglied der Wagner Society London, machten auf Richard Wagners Spuren halt in der Oper, 18. Juli 2022. Nach der gelungenen Aufführung „»Der Ring in 100 Minuten« am 22. Juni 2022 im Goethe-Theater Bad Lauchstädt trafen sich Akteure und Besucher zum Bankett im Kursaal, um miteinander zu feiern und zu schmausen. Mit seinem Meisterkurs für Gesang vom 14. bis 19. Mai 2022 unterstützte der weltweit bekann- te Wagner-Sänger Bernd Weikl (hier mit einem Kursteilnehmer) die Nachwuchsarbeit unseres Verbandes, Grund genug für Prof. Dr. Helmut Loos, ihm die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen. Erholten sich während der Spielpause: Münchener Verbandsmitglieder schipperten auf dem Karl-Heine-Kanal, 6. Juli 2022. Vom 3. Juni bis zum 14. Juli 2022 zeigte Vladimír Kiseljov, Vorsitzender des befreundeten Am 20. Juni 2022 auf den WAGNERWEGEN unter- Richard-Wagner-Verbandes wegs mit Verbandsmitglied Ursula Oehme. Eine Brünn, im Café Wagner seine der wichtigsten Stationen ist das Wagner-Denk- Ausstellung »Wagners Wonne« mal in den Grünanlagen am Goerdelerring, das mit von der Musik Wagners, den von Stephan Balkenhol geschaffenen jungen Bruckners und Mahlers Richard Wagner mit seinem mächtigen Schatten inspirierten Werken. auf dem Sockel von Max Klinger zeigt. Seiten 10 / 11
Vom Alten Johannesfriedhof zum Richard-Wagner-Hain B ereits am 24. Juni 2022 war der Richard-Wagner-Verband Bremen mit einer stattlichen Anzahl von Mitgliedern Danach fuhren die Teilnehmer mit der Straßenbahn »Richard Wagner« vom Johannisplatz zum Richard-Wagner- zum Festival WAGNER 22 angereist, die Hain. Der Richard-Wagner-Verband einen Tag später an der Stadtführung mit Leipzig bedankt sich recht herzlich bei Ursula Oehme teilnahmen. Zu ihnen gesell- den Leipziger Verkehrsbetrieben für das ten sich weitere Interessenten, sodass sich Sponsoring zu den Festtagen WAGNER rund 40 Personen am 26. Juni 2022 auf 22. Die Führung von Gästeführerin dem Alten Johannisfriedhof einfanden. Dagmar Heineke wurde zunächst am Gedenkstein zur Erinnerung an die Bei der einstündigen Führung ging Ursula Gründung des Richard-Wagner-Verban- Oehme, die ein Buch über die Grabstätten des Deutscher Frauen (Vorläufer des auf dem Friedhof geschrieben hat, auf zwei Vor dem Grabmal von Richard Wagners Richard-Wagner-Verbandes International) Gräber ein. Einmal war es das Grab von Mutter und Schwester Rosalie Ursula Oehme am 13. Februar 1909 im Palmengarten liest aus ihrem Buch Richard Wagners Vater, dem Actuar Carl fortgesetzt, den der Richard-Wagner-Ver- Friedrich Wilhelm Wagner (1770–1813), Am zweiten Stein kam seine Mutter, band Leipzig am 20. Mai 2017 im Zusam- zu welchem die Autorin selbst recherchiert Johanne Rosine Wagner, geborene Pätz menwirken mit der MITTELDEUTSCHEN hatte. Ihm wurde zum 200. Todestag am (1774–1848), zur Sprache. Diese heiratete BRAUNKOHLEN AG gesetzt hatte. Im 23. November 2013 vom Richard-Wagner- nach dem Tod von Carl Friedrich Wilhelm Richard-Wagner-Hain sollte das von Emil Verband Leipzig ein Gedenkstein gesetzt. Wagner im Jahre 1814 Ludwig Geyer, der Hipp geschaffene Richard-Wagner-Denk- Ursula Oehme erinnerte an die Karriere des bereits 1821 in Dresden verstarb. Viele mal errichtet werden, was aber nach dem Vaters, seine Stellung beim Stadtgericht und Details prägten die Ausführungen von Zweiten Weltkrieg nicht erfolgte. beim Polizeiamt, seine Krankheit und seinen Ursula Oehme, so auch Richard Wagners frühen Tod und erwähnte auch die Kind- Verhältnis zu seiner dort begrabenen Nach reichlich zwei Stunden hatten die heit Richard Wagners, dessen Geburtshaus Schwester, der Schauspielerin Rosalie Teilnehmer viele Informationen zu »Zum Roten und Weißen Löwen« am Brühl Wagner (1803–1837), die er sehr verehrte. Richard Wagner in Leipzig verarbeiten stand, wobei sie auch seine Beziehungen zur Rosalies Tochter stiftete das 1913 errichtete müssen; dafür gab es noch den Flyer des Familie Brockhaus bzw. seinen Kompositi- Grabmal für die beiden Frauen. Die Aus- Richard-Wagner-Verbandes Leipzig onsunterricht beim Thomaskantor Christian wahl der Informationen ist Ursula Oehme WAGNERWEGE in Leipzig zum Nach- Theodor Weinlig (1780–1842) erwähnte. vortrefflich gelungen. lesen. mt Stolpersteine für Generalmusikdirektor Gustav Brecher und seine Frau Gertrud S eit 2016 werden in Leipzig Stolpersteine als besondere Form des Gedenkens für die Opfer der NS-Herrschaft verlegt. Der Leipziger Opernhaus. Brechers Nachfolger, Intendant und Generalmusikdirektor Prof. Ulf Schirmer, schilderte an beiden Orten Vor ihrem letztem Wohnhaus in der Verein »Archiv Bürgerbewegung Leipzig voller Sympathie und Hochachtung den Markkleeberger Parkstraße 2 Stolpersteine für e.V.« hatte nach einer Ausschreibung den Werdegang des genialen Dirigenten auch die Eheleute Gustav und Gertrud Brecher Auftrag erhalten, das Projekt für Leipzig Wagnerscher Werke, des Mannes, der dem umzusetzen. Für Markkleeberg konnte Neuen Theater und dem Gewandhauschor Ofra Haza, mit Keyboard-Begleitung. – Vor die AG »Spurensuche« am Hildebrandt- zur Weltgeltung verhalf. Schirmer verwies dem Opernhaus verlegte Gunter Demnig Gymnasium und deren zuständiger Lehrer auch auf die ungeklärte Todesursache der den Gedenkstein vor der Treppe so, dass Dr. Carsten Müller für die Ausgestaltung der Eheleute Brecher. Beide Veranstaltungen dieser von keinem Roten Teppich verdeckt Zeremonie in der Parkstraße 2 gewonnen verliefen mit einem anspruchsvollen Pro- werden kann. Im Hause selbst wird an werden. gramm: Nach den offiziellen Begrüßungen Gustav Brecher schon mit einem Bronze- der rund 60 Anwesenden in der Parkstraße Relief und der Namensgebung für die Am 16. Mai 2022 war es dann soweit – und dem Vortrag von Prof. Ulf Schirmer Probebühne 1 erinnert. Zwei Ensemblemit- gegen 11 Uhr verlegte der Künstler Gunter verlas die Schülerin Linda Müller einen Text glieder erfreuten die geladenen Gäste mit Demnig zuerst seine eigens geschaffenen über Leben und Wirken Brechers, worauf Vortrag und Gesang mit Klavierbegleitung zwei Steine für die Eheleute Brecher vor de- ein Chor der Gymnasiasten das Lied »Ami von Goethes »Wanderers Nachtlied«. Was ren letztem Wohnhaus in der Markkleeber- Ma’amin Paul« anstimmte, gefolgt von bleibt, sind schöne Erinnerungen an die ger Parkstraße 2 und dann 16 Uhr vor dem einem zweiten Lied »Yerushalayim« von jeweils halbstündigen Veranstaltungen. pu Richard ist Leipziger ... Journal 2/2022
Erneut sorgte die Wesendonck für Aufsehen I m Rahmen der Leipziger Fest- spiele WAGNER 22 hatte auch Mathilde Wesendonck (1828–1902) Weise. Festlich und dem großbür- gerlichen Stil der damaligen Zeit entsprechend aufwendig kostü- ihren Auftritt erhalten. Etwa 70 lo- miert, trugen die beiden Frauen die kale und internationale Gäste waren (gut zusammengestellten) Liebes- am 28. Juni 2022 in der Richard- bekenntnisse und Bedenken rund Wagner-Aula der Alten Nikolai- um Wagner vor. »Schon damals schule zusammengekommen, um stand das Tête-à-tête unter keinem Mathildes Erinnerungen während guten Stern«, erklärte Oehme. einer szenisch-musikalischen Lesung Denn wie Richard selbst, war auch beizuwohnen. Wagnerianer wissen, die fünfzehn Jahre jüngere Mathil- sie ist Isolde. Denn in seiner Züri- de verheiratet. Aufsehen erregten cher Zeit der 1850er Jahre galt die sie, als die Innigkeit publik wurde. verheiratete Schriftstellerin Richard Von ihrem Verhältnis zeugen als Muse und bildete später die Basis Dramatische Gefühlswelt Mathilde Wesendonck (Sibylle Kuhne), heute noch eine Handvoll Briefe, für seine bewegende »Tristan«-Oper Eliza Wille (Ursula Oehme) Tagebuchblätter sowie auch einige (1865). »Die intensive und schmerz- Lieder. Einen Eindruck vermittelte hafte Beziehung der beiden hatte mich angesiedeltes Gespräch Mathildes mit ihrer Professor Rolf-Dieter Arens, ehemaliger schon während des Wagner-Jubiläums Freundin Eliza Wille (1809–1893) über Rektor der Hochschule für Musik »Franz 2013 beschäftigt«, sagte Ursula Oehme Wagners dramatische Gefühlswelt. Liszt« in Weimar, zwischen den Akten des vom Leipziger Richard-Wagner-Verband. Lesedramas. Auf dem 1832 entstandenen Ein reichliches Jahr später war das Diese durchlebten auch Sibylle Kuhne, Broadwood-Klavier erklang unter anderem Lesedrama »Lovestory ohne Happy End« Schauspielerin und Inhaberin des Kölner die stimmungsvolle »Sonate für Mathilde erschienen. Es beruht auf Originaltexten Theaterpreises (2003), als Mathilde sowie Wesendonck« (WWV 85) und bildete damit und behandelt ein fiktives, um 1865/70 die Buchautorin als Eliza in anmutiger ein weiteres Highlight des Abends. ahh Gesprächskonzert mit Gewandhaus-Bratscher Peter Borck I n den Räumen der Grieg-Begegnungs- stätte fühlen sich die Besucher wohl, herrscht hier doch eine Atmosphäre wie in der großen Hitze im Orchestergraben dürfe man in kurzen Hosen erscheinen. Dann ging es insbesondere um die Ritter-Brat- einem Salon des 19. Jahrhunderts. Genau sche mit 48 cm (gegenüber normalerweise der richtige Rahmen für das Gesprächs- 41–43 cm) Korpuslänge. Borck führte vor, konzert vom 6. Juli 2022, dem etwa 30 dass das nur mit großer Mühe handhabbar Interessenten folgten. Zunächst bot der sei. Wagners Begeisterung über die deut- langjährige Gewandhaus-Bratscher Peter lich lautere Bratsche in allen Ehren, aber Borck eine Kostprobe seines Könnens. es wunderte Borck nicht, dass die Musiker Er spielte ein Werk von Hermann Ritter das riesige Instrument ablehnten. Cosima (1849–1926), dem Erfinder der so genann- hatte in ihrem Tagebuch die denkwürdige ten Ritter-Bratsche, am Klavier begleitet Begegnung festgehalten, als Ritter 1876 in von Jesus Reyes aus Venezuela. Bayreuth erschien. Nachdem er seine Brat- sche vorgeführt hatte, soll Wagner gerufen Befragt von Moderatorin PD Dr. Birgit haben: »Das klingt ja herrlich, da haben Sie Heise, erzählte Borck Wissenswertes zu etwas Rechtes gemacht.« seinem spannenden Werdegang während der DDR-Zeit. Dem Sohn eines Pfarrers Hermann Ritter komponierte übrigens blieb ein Violinstudium verwehrt, doch Probe seines Könnens Gewandhaus-Bratscher auch einige Stücke, die heute kaum zu über die Bratsche gelangte er quasi durch Peter Borck hören sind. Als Ausklang bot Borck daher die Hintertür an die Musikhochschule in zur Freude der Gäste ein weiteres Werk des Weimar und in das Orchester. Die Gäste berichtete der versierte Musiker. Das Spiel Bratschen-Erfinders. Beim anschließenden interessierte sodann besonders, wie man im »mystischen Abgrund« Bayreuths sei Sektempfang wurde weiter über Wagner dazu kommt, in Bayreuth spielen zu dür- ihm stets eine große Bereicherung gewe- und seine Beziehung zur Bratsche disku- fen. Da müsse man sich förmlich bewerben, sen. Und es stimmen die Gerüchte: Wegen tiert. bh Seiten 12 / 13
Einzigartige Plakate zu Richard Wagners Werken A m 17. Juni 2022 wurde die Plakat- Ausstellung »Wie, hör ich das Licht?« von Kurator Dr. Klaus Billand Leihgabe für die Leipziger Ausstellung zur Verfügung stellte. Es sind einzig- artige, manchmal verrückt anmutende in der Richard-Wagner-Aula der Alten Kunstwerke, die zeigen, welchen Ein- Nikolaischule festlich eröffnet. In seiner fluss das Werk Richard Wagners auf Begrüßung verwies Prof. Rolf-Dieter die graphischen Künste nahm. In der Arens, Präsident der Kulturstiftung Alten Nikolaischule kommen Archi- Leipzig, darauf, dass man sich auf his- tektur und Plakate in einer einmaligen torischem Boden mit dem weltweit ein- Symbiose zusammen. Die Petersbur- zigen Museum zu Wagners Jugend be- ger Hängung verblüfft den Besucher; fände. Den Pianisten Rolf-Dieter Arens er kann die Plakate von unten oder konnte man danach mit zwei Bagatel- oben, über Treppen steigend, auf sich len von Walter Braunfels am Flügel wirken lassen. erleben. Der Komponist und Großvater des Architekten Stephan Braunfels war in Einmalige Symbiose Architektur und Plakate Bevor Klaus Billand die Ausstellung für der NS-Zeit seiner Ämter enthoben worden, eröffnet erklärte, gab Prof. Rolf-Dieter seine Werke durften nicht mehr aufgeführt Architekt Prof. Stephan Braunfels, bekannt Arens mit der »Rienzi«-Bearbeitung von werden. Nur langsam wurde sein Schaffen, durch die von ihm entworfene Pinakothek Franz Liszt souverän den musikalischen besonders als Opernkomponist, in größerem der Moderne München, hielt den Festvor- Auftakt zum Festival WAGNER 22. An dem Maße für das Musikleben wiederentdeckt. trag mit Lichtbildern, eine faszinierende anschließenden kleinen geselligen Beisam- Zeitreise durch die Entwicklung der Kunst, mensein nahm auch Dr. Friedrich Magirius, Der bekannte Leipziger Schauspieler quasi ein Parforceritt von der Steinzeit bis ehemaliger Stadtpräsident und Leipziger Friedhelm Eberle brachte den Beitrag des zur Betonwand der Alten Nikolaischule mit Ehrenbürger, teil, der sich begeistert zu der erkrankten Kammersängers Bernd Weikl den 150 Plakaten aus aller Welt zu Wagner- Ausstellungsinitiative äußerte. Dankesworte über die Bedeutung eines Opernplakats für Aufführungen, die Dr. Klaus Billand in galten der Fa. Seilpraktiker Mewes Sänger, Regisseure und Opernbesucher wie seiner 25-jährigen Tätigkeit als Musikkri- Groschopp für die technische Ausführung gewohnt sprachlich gekonnt zur Geltung. tiker weltweit gesammelt hat und nun als des Projekts und den Sponsoren. cm Märchen, Sagen, Legenden und das Lachen in Wagners Werken D iese Themen einer kleinen Vortrags- reihe am 2.,3. und 7. Juli 2022 in der Aula der Alten Nikolaischule, die sich in und »Lohengrin« folgen mittelhochdeut- schen Quellen, die Wagner paradoxerweise während seines Paris-Aufenthalts von 1839 der Leipziger Festspielzeit unversehens bis 1842 kennenlernte. Spannend wurde es zum Mittelpunkt der üppig organisierten für die Zuhörer, als das Thema »Lachen bei Beiprogramme entwickelt hatte, fanden ein Wagner« behandelt wurde. Die einleitend interessiertes Publikum. Die europaweit gestellte Frage, ob der Komponist Humor einmalige Ausstellung über die Jugend gehabt habe, beantwortete der Referent Richard Wagners rückte dadurch wieder negativ. Im Folgenden hob er u. a. auf den ins Bewusstsein der Leipziger und ihrer Zusammenhang von Lachen und Erotik in Gäste. Hier nun hielt Albert Gier, Professor Wagners Opernbüchern ab: »Lachen ist für Romanistik, Librettologe und vormals [nicht immer, aber häufig] Orgasmus.« Beim Leiter des Dokumentationszentrums für Exzellenter Interpret Prof. Albert Gier Thema »Märchen« lag der Schwerpunkt Librettoforschung in Bamberg, seine gut einerseits auf den »Feen«, Wagners einziger besuchten Vorträge. Es waren spannende zen und Themenschwerpunkten seiner Zeit genuiner Märchenoper, andererseits auf Ausführungen auf hohem universitä- sich Richard Wagner beschäftigte und was Märchenelementen im »Ring« (z. B. der Be- ren Niveau, passend unterstützt durch davon in sein Werk einfloss. ziehung zwischen Siegfried und dem Helden Musikbeispiele, die durch die sachkun- des Grimmschen Märchens »Von einem, der dige Hinführung zu Wagner, ausgehend Zum Thema »Sage und Legende bei Wag- auszog, das Fürchten zu lernen«). In Albert von der Kultur- und Literaturgeschichte ner« behandelte der Referent den »Flie- Gier hat die Wagner-Welt einen exzellenten vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, genden Holländer«, »Tannhäuser« und Interpreten und Erklärer – »die auf die gol- faszinierten – wobei es auch einmal mehr »Lohengrin«. Die verhältnismäßig junge denen Stühle gesetzt sind zu schreiben …«, von Interesse war, zu hören, mit welchen »Holländer«-Sage wurde Wagner durch bedürfen eben doch eines Vermittlers, damit literarischen und philosophischen Tenden- Heinrich Heine vermittelt; »Tannhäuser« ihr Anliegen auch verstanden wird. cm Richard ist Leipziger ... Journal 2/2022
Unsere Unterstützer – Auerbachs Keller A uerbachs Keller ist ein langjähriger Unterstützer unseres Verbandes. Die vormaligen Geschäftsführer Christine absolvierte von 1988 bis 1990 eine Aus- bildung zum Restaurantfachmann im Interhotel Merkur (heute The Westin) in und Bernhard Rothenberger waren es, Leipzig, danach schloss sich von 1993 bis die als große Opernfreunde und Wagner- 1995 ein BWL-Studium Hotel- und Gast- Liebhaber dem Wagner-Verband Leipzig stättengewerbe in Leipzig an. Von 1990 tatkräftig unter die Arme griffen. Als bis 1996 war er Restaurantfachmann und diese Ende 2017 die Geschäftsführung Barkeeper sowie Supervisor in verschie- niederlegten, führte der neue Geschäfts- denen Hotels und Bars. Seit 1996 ist er mit Seit 1996 mit Auerbachs Keller verbunden führer René Stoffregen die Unterstützung Auerbachs Keller verbunden, erst als Res- René Stoffregen unseres Verbandes weiter, auch wenn er taurantleiter für die Historischen Weinstu- sich selber als keinen aktiven Operngän- ben und stellvertretender Gastronomischer risch eng mit Richard Wagner und seiner ger bezeichnet. Er sieht sich ausschließ- Leiter und Sommelier (1996–2006), dann Schwester Rosalie verbunden. Bis heute lich als Gastwirt, der sich um die als Gastronomischer Leiter (2006–2017) hängt im Goethezimmer nicht nur ein Gäste kümmert. Doch unterstützt er gern und seit Januar 2018 als Geschäftsfüh- Bild der Schauspielerin und Sängerin den Wagner-Verband mit Geschirr oder render Gesellschafter. Derzeit ist das Rosalie Wagner, sondern auch ein Theater- Mobiliar bei Veranstaltungen und nimmt Hauptaugenmerk von Auerbachs Keller auf zettel der ersten Faust-Aufführung vom gelegentlich auch selbst an Veranstaltun- das 500-jährige Jubiläum im Jahr 2025 28. August 1829 in Leipzig, in der sie mit gen des Verbandes teil. gerichtet. großem Erfolg das Gretchen spielte. Ob aber Richard Wagner oder seine Schwester René Stoffregen wurde 1972 in der Auerbachs Keller ist aber auch unabhän- Rosalie jemals persönlich Auerbachs Keller Lutherstadt Wittenberg geboren und gig von der Unterstützertätigkeit histo- besucht haben, ist nicht belegt. cb Reminiszenz an die Champagnerleidenschaft eines Musikgenies – die Wagner-Lerche B ei Johann Sebastian Bach war es ganz einfach. Immerhin hat er die Kaffee- Kantate komponiert. So konnte Bäcker und Marzipan-Rohmasse und Puderzucker, hin- zu kommen Eiweiß, Butter und ein Cham- pagner-Auszug mit 50 Prozent Alkohol. Das Konditor Jürgen Kleinert bei der Kreation mit Lebensmittelfarbe gedruckte Bildnis der Bach-Lerche auf die Geschmacksrichtung wird mit weißer Schokolade hinterlegt, ist Kaffee setzen. Wie aber sollte bei Richard also ebenfalls essbar. Erstmals wurde die Wagner verfahren werden? Als Klaus-Michael Wagner-Lerche zur Geburtstagstafel am Weinmann sich 2021 bei ihm meldete, um 22. Mai 2022 auf dem Richard-Wagner- ihn im Hinblick auf das Festival WAGNER 22 Platz angeboten, fand großes Interesse bei für die Herstellung einer Wagner-Lerche zu den Wagnerianern aus aller Herren Länder gewinnen, wurden sich beide schnell einig. in der Oper und verkauft sich bis heute so Wie von ihm selbst mitgeteilt, benötigte der gut, dass der Richard-Wagner-Verband für vielbeschäftigte Richard Wagner täglich eine seine Nachwuchsförderung am Jahresende halbe Flasche Champagner »zur Nerven- mit einem erklecklichen Sümmchen rechnen erfrischung« beim Komponieren. Zwar hat kann. Selbst zu den Bayreuther Festspielen er in seinem umfangreichen Werk, zu dem sind die Wagner-Lerchen gereist. allein 13 vollendete Opern gehören, kein Champagner-Lied zum Lobe des hilfreichen Befragt, warum er sich gerade mit der Mit Wagner-Lerchen Bäcker und Konditor Getränks hinterlassen. Doch dafür vermittelt Jürgen Kleinert Musikstadt Leipzig so eng verbunden fühlt – die ihm zu Ehren und zu seinem Gedenken geht doch aus seinem Betrieb auch die Clara entwickelte Wagner-Lerche, die ein Porträt Wie ihre vielen Geschwister mit unter- Schumann gewidmete Lerche »Clärchen« des Dichterkomponisten von Cäsar Willich schiedlichen Geschmacksrichtungen, die hervor – entgegnet der Chef des Familien- aus dem Stadtgeschichtlichen Museum Leip- der Handwerksbetrieb Kleinert neben unternehmens ganz selbstverständlich, zig schmückt, mit ihrem köstlichen Cham- der originalen Leipziger Lerche auch auf dass er schon im 8./9. Lebensjahr mit dem pagner-Geschmack eine Vorstellung von den Wunsch seiner Kunden herstellt und in alle Klavierspielen begonnen hat und dem Ins- kulinarischen Genüssen, die Richard Wagner Welt verschickt, besteht auch die Wagner- trument trotz seiner vielen Arbeit bis heute nicht nur bei der Arbeit schätzte. Lerche aus einer Grundlerchenmasse aus treu geblieben ist. Chapeau! uo Seiten 14 / 15
Unsere ehemaligen Stipendiaten – Im Gespräch mit Christoph Heinrich Wie fanden Sie das Alumni-Projekt »Der die Stadt, an deren Energie, die wunderbaren Ring in 100 Minuten« im Goethe-Theater Menschen, mit denen ich zusammenarbeiten Bad Lauchstädt? und von denen ich lernen konnte. Ich bin Ich war begeistert von der Idee, der »Ring« immer wieder froh, in Leipzig zu sein, das ist war mir bis dahin nicht wirklich geläufig. einfach ein Stück Heimat für mich. Es ist eine wunderbare Musik und eine tolle Der Ring in 100 Minuten, Götterdämmerung: Erfahrung, künstlerisch und menschlich, in Wie hat Ihnen das Stipendium 2011 genützt? Hagen (Christoph Heinrich) diesem einzigartigen Theater mit den beiden Zuerst einmal eröffnete es mir die Möglich- Pianisten an zwei Klavieren und den groß- keit, die Musik Richard Wagners wirklich lerischen Persönlichkeit, die Entwicklung artigen Musikern und Musikerinnen auf der zu hören. Meine erste Vorstellung im einer gewissen Authentizität werden im Bühne zu stehen. Bayreuther Festspielhaus war »Tristan und Studium oft etwas vernachlässigt. Isolde« in der Inszenierung von Christoph Wie ist Ihre weitere künstlerische Arbeit Marthaler 2011. Als ich das Vorspiel gehört Welche Pläne haben Sie? gekennzeichnet? habe in diesem Raum mit diesem Orchester Natürlich werde ich weiter an mir, meiner Ich werde weiter am Theater Bremen en- mit dem speziellen Graben und den unglaub- Stimme und meiner künstlerischen Qualität gagiert sein und möchte demnächst in das lichen akustischen Verhältnissen, das ist mit meinen Lehrer Robert Gambill, einem deutsche Wagner-Fach einsteigen, habe in schon eine Art Manie, ein Sog, dem man bekannten Wagner-Tenor, arbeiten. Ich Bremen ja schon große Partien gesungen. sich nicht entziehen kann. Das war ein fühle mich in Bremen sehr wohl. Trotzdem Und werde mich weiter dem Lied widmen, unglaubliches Erlebnis. würde ich mich freuen, wenn es an größere was ich lange schon mache mit Liederaben- Häuser geht, vielleicht Bayreuth, wer weiß. den und Konzerten. Welchen Rat geben Sie den Nachwuchs- Weiterhin das machen, was ich liebe, zu Kollegen? singen und auf der Bühne zu stehen, ist ein Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Unbedingt danach suchen, wo meine großes Geschenk, das will ich so lange wie Leipziger Zeit? künstlerische Persönlichkeit ist, was ich will, möglich in hoher Qualität ausüben können. Nur positive Erinnerungen, an meinen Leh- warum ich singe und auf der Bühne stehe, rer Prof. Schubert, an die wunderbare Hoch- zusätzlich zu der sehr wichtigen Arbeit an Das Gespräch führten Eleonore Petzoldt schule, an die Zeit als Wagner-Stipendiat, an der Stimme. Denn die Arbeit an der künst- und Klaus-Michael Weinmann. Was unsere neuen Stipendiaten in Bayreuth erwartet D as Wesentliche unserer Nachwuchsför- derung im Rahmen des Stipendiaten- programms der Richard-Wagner-Stipendien- gemeinsames Mittagessen an zwei Auf- führungstagen. Auch bestehen zahlreiche Möglichkeiten zu Begegnungen und zum stiftung ist der kostenlose Besuch von drei Erfahrungsaustausch. Unsere Teilnehmer Aufführungen der Bayreuther Festspiele, in erhalten ein gemeinsames Abendessen mit diesem Jahr »Tannhäuser«, »Lohengrin« dem befreundeten Frankfurter Verband in und »Der fliegende Holländer«. Den der Lohmühle. Den Abschluss des Pro- Höhepunkt stellt »Lohengrin« mit dem gramms bildet traditionell das Internationa- Bühnenbild und den Kostümen der Leipzi- le Stipendiatenkonzert mit anschließendem ger Künstler Neo Rauch und Rosa Loy dar, geselligen Beisammensein. dirigiert von Christian Thielemann und mit Klaus Florian Vogt in der Titelpartie. In diesem Jahr fahren mit: Jieun Choi, Für die Stipendiaten ist dies zumeist der Grégoire Delamare, Arvid Fagerfjäl, Isaac erste Besuch des Festspielhauses. Tolley, Ajda Zala Obreza, Johanna Brault, Sophia Greiwe, Martin Gennen und Ilya Die Stipendiatentage beginnen am Mittwoch, Silchuk, begleitet von den Betreuern und dem 17. August 2022, mit einem Fränkischen weiteren Mitgliedern. Das Programm für Bayreuther Festspiele 2022, Lohengrin Abend. Am ersten Aufführungstag gibt es Lohengrin (Klaus Florian Vogt) unsere neun Stipendiaten wird aus Mitteln einen Begrüßungsempfang mit geladenen des Verbandes finanziert. Wie bisher bieten Gästen und ehemaligen Stipendiaten. Die der Bayreuther Festspiele, kostenlosen wir interessierten Mitgliedern die Möglich- Neulinge bekommen eine Stadtführung Eintritt in das Richard-Wagner-, das Franz- keit, eine Art Patenschaft über die kommen- durch Bayreuth sowie Einführungsvorträge Liszt- und das Jean-Paul-Museum und ein den Stipendiaten zu übernehmen. kmw Seiten 16 / 17
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