Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut

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Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
1 |2020

Forschung und
Aktivitäten
Januar bis März 2020
––––––––
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Inhalt

Editorial  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 3
Forschungsprojekte und -ergebnisse .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
  COP25: Ausführlicher Analysebericht zur Weltklimakonferenz in Madrid .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 4
  Teams des Solar Decathlon Europe 21 stehen fest .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 5
  Wuppertal Institut erneut unter den Top Ten im weltweiten Think-Tank-Vergleich .  .  .  .  .  .  . 6
  Projekt SOLUTIONSplus: Elektromobilität in Städten integrieren .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 6
  Neue Website zum Forschungsprojekt DiLink .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 7
  WAVE-Wanderausstellung macht Zwischenstopp im Foyer des Wuppertal Instituts .  .  .  .  .  . 7
Tagungen und Forschungstransfer  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
  Wuppertal Lunch als Webinar  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 8
  Zukunftsforum Ecornet: KI2 – neue Intelligent für die Nachhaltigkeitstransformation? .  .  . 9
  Urbaner Umweltschutz: Gemeinsame Herausforderungen und innovative Lösungen?  .  .  . 9
  Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ 2020 ausgelobt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
  Abschlusssymposium des SciShops-Projekt  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
  116. Energiegespräch am Reichstag  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 11
  Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung: Arbeitskreis „Zukunftsstrategien“  . 11
  Buch zum Symposium anlässlich des 80. Geburtstags von Ernst Ulrich von Weizsäcker  . 12
Forschungsprodukte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
  Wuppertal Institut unterstützt bei erster umweltpolitischer Digitalagenda .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 13
  Folgen der Corona-Pandemie und Klimaschutz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
  Kunstausstellung zur Nachhaltigkeit – Schülerkunst am Wuppertal Institut  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 15
  Christa Liedtke übernimmt Vorsitz der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030  .  .  . 16
  Top-Ten-Publikationen 2019  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
  Green Deal: Zusammenspiel von Industrie- und Klimapolitik erforderlich  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 17
  Bewusstsein für ganzheitlichen Klimaschutz schaffen .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
  REINVENT-Projekt veröffentlicht Report .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 18
  MISEREOR-Ausstellung „Glänzende Aussichten“ am Wuppertal Institut .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 19
Anhang .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
  Personalveränderungen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
  Neue Projekte .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 20
  Veranstaltungen und Vorträge .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 24
  Publikationen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 27

Impressum

Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer
Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des
Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten.

Wuppertal Institut
für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Quartalsbericht 1/2020

Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber
Döppersberg 19, 42103 Wuppertal
Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite Wuppertal Institut/C. Hasken
Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108
E-Mail: info@wupperinst.org
Internet: wupperinst.org
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Liebe Leserinnen und Leser,

die Digitalisierung zählt zu den zentralen Veränderungs-      Die Corona-Pandemie trifft Deutschland, Europa und die
dynamiken des 21. Jahrhunderts. Sie führt zu vielen           Welt zu einer Zeit, in der es ohnehin eine Vielzahl an
neuen Herausforderungen, bietet aber auch eine große          gewaltigen Herausforderungen zu lösen gilt – neben der
Gestaltungschance und ist gerade jetzt von essentieller       Digitalisierung betrifft das vor allem den Klimaschutz.
Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Denn              Dazu entwickelte das Wuppertal Institut ein Drei-Phasen-
in diesem Jahrzehnt entscheidet sich, ob wir den Hebel        Modell: während der Pandemie müssen primär die
noch umlegen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen           gesundheitlichen Folgen begrenzt und die Gesundheits-
können. Digitalisierung kann einen wichtigen Lösungs-         versorgung sichergestellt werden. Kurz- und mittelfristig
beitrag dazu leisten, wenn sie intelligent gelenkt wird.      gilt es die ökonomische Krisenabwehr zu gewährleisten
Wie die Digitalisierung klimafreundlich und nachhaltig        und die Wirtschaft arbeitsfähig zu halten. Langfristig
gestaltet werden kann, gewinnt dabei mehr und mehr            sollte es dann zielorientierte Konjunkturprogramme mit
an Bedeutung und gehört auf die politische Agenda. In         dem Fokus auf die ohnehin notwendigen Transforma­
diesem Zusammenhang stellten Bundesumweltminis-               tionsprozesse geben. Finanzielle Mittel sollten im Rahmen
terin Svenja Schulze und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick,   der Konjunkturprogramme nicht nach dem „Gießkan-
wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal              nenprinzip“ verteilt werden, sondern gezielt und zu-
Ins­tituts, am 2. März 2020 in Berlin die umweltpolitische    kunftsgerichtet für dringend notwendige Investitionen
Digitalagenda des Bundesumweltministeriums (BMU)              in den weiteren Ausbau der Digitalisierung und den Kli-
vor. Sie enthält mehr als 70 konkrete Maßnahmen und           maschutz erfolgen. Welche Kriterien und Maßnahmen
ist die erste Strategie in Europa, die Digitalisierung und    es dafür braucht, fasst das Diskussionspapier „Folgen der
Umweltschutz konsequent miteinander verbindet. Das            Corona-Krise und Klimaschutz“ des Wuppertal Instituts
Bundesumweltministerium entwickelte die Agenda mit            zusammen. Aus der Krise kann eine Chance werden,
rund 200 Expertinnen und Experten. Das Wuppertal              zunächst gilt aber die Fokussierung auf den Gesundheits-
Institut hat das Ministerium dabei intensiv begleitet und     schutz, national wie global.
wissenschaftlich beraten und konzipierte die fachlich-
wissenschaftlichen Beiträge auf Grundlage seiner breiten      Vielen Dank für Ihr Interesse
Expertise in den relevanten Handlungsfeldern der Ener-        Brigitte Mutert-Breidbach, Uwe Schneidewind
gie-, Klima-, Verkehrs- und Ressourcenpolitik sowie zu        und Manfred Fischedick (Geschäftsleitung)
den digitalen Aspekten der Nachhaltigkeitstransformation.

Die Digitalisierung und digitale Technologien rücken
schlagartig weiter in den Fokus, seitdem das Corona-
Virus die Welt, Europa und Deutschland erreichte: Seither
gehören Homeschooling und Homeoffice für einen
Großteil der Schülerinnen und Schüler sowie für die
arbeitende Bevölkerung in Deutschland zum Alltag.
Wir alle lernen täglich mit den neuen Technologien besser
umzugehen. Noch ist aber unklar, ob und wie die ver-
änderten Verhaltensweisen und die damit verbundenen
Änderungen wie ein verringgerter Verkehrsaufwand über
die Corona-Krise hinweg Bestand haben werden.

                                                              Quelle: www.eventfotograf.in / ©JRF e.V.

                                                                        Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 3
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
COP25: Ausführlicher
Analysebericht zur Welt-                   Greta Thunberg auf dem Podium der COP25. Copyright: Photo by IISD/Kiara Worth
klimakonferenz in Madrid                   (enb.iisd.org/climate/cop25/enb/11dec.html)

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Die 25. Konferenz des internationalen      ren sollte der Prozess gestartet werden,
Klimaregimes (Conference of the Parties,   die Klimaschutzbeiträge der einzelnen                                                    1.5

COP25) fand vom 2. bis 15. Dezember        Staaten zu stärken. Der Bericht des Wup-
2019 in Madrid (Spanien) statt. Die Wis-   pertal Instituts analysiert die Verhand-        COP25 in Search
                                                                                             of Lost Time for Action
senschaftlerinnen und Wissenschaftler      lungen zu beiden Themen und diskutiert
des Wuppertal Instituts waren vor Ort      darüber hinaus auch weitere Klima-
und veröffentlichten nach ihrer Kurzana-   schutzaktivitäten staatlicher und nicht-
lyse im Februar 2020 ihre detaillierte     staatlicher Akteurinnen und Akteure.
Analyse zu den zentralen Konferenzer-      Obwohl die Konferenz einen neuen
                                                                                                 An Assessment of COP25 in Madrid
gebnissen unter dem Titel „COP25 in        Überstundenrekord in der Geschichte
Search of Lost Time for Action“.           der Klimaverhandlungen erreichte, wur-                Wolfgang Obergassel
                                                                                                 Christof Arens
                                                                                                 Christiane Beuermann

Die chilenische Präsidentschaft der Kon-   de sie nicht der zunehmenden öffent­                  Lukas Hermwille
                                                                                                 Nicolas Kreibich
                                                                                                 Hermann E. Ott

ferenz hatte die Verhandlungen unter       lichen Forderung nach einem raschen und               Meike Spitzner

das Motto „Time for Action“ gestellt und   starken Klimaschutz gerecht. Sie schei-
dabei zwei Hauptziele: Zum einen soll-     terte zudem an ihrem formellen Mandat,
ten die noch fehlenden Teile der Detail-   das Pariser Regelwerk fertig zu stellen.
regeln für die Umsetzung des Pariser Ab-   Eine Rekordzahl von Fragen blieb unge-
                                                                                         Analysebericht „COP25 in Search
kommens vereinbart werden. Zum ande-       löst, die auf die nächste Sitzung verscho-    of Lost Time for Action“ zur COP25
                                           ben wurden. Die COP25 machte damit            in Madrid
                                           deutlich, wie viel Arbeit sowohl auf nati-
                                           onaler als auch auf internationaler Ebe-
                                           ne noch bewältigt werden muss, sofern
                                           2020 eine Intensivierung des Klima-
                                           schutzes erreicht werden soll, die mit
                                           dem langfristigen Ziel des Pariser Ab-
                                           kommens vereinbar ist. > mehr

4 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
„       In einem Jahrhundert der Urbanisierung
                                                       und des Klimawandels liegt die Zukunft
                                                       der Menschheit auch und besonders in
                                                       den Städten.“
                                                       Dr. Daniel Lorberg, SDE21-Projektleiter an der Bergischen
Teams des Solar Decathlon                              Universität Wuppertal

Europe 21 stehen fest
––––––––
 Eine internationale Fachjury hat Anfang       vor dem Hintergrund des Klimawandels          konzeptionieren und zu planen. Im Au-
 Januar 2020 aus einer Vielzahl an Bewer-      die Energiewende in urbanen Quartieren        gust 2021 werden schließlich repräsenta-
 bungen 18 Hochschulteams aus elf Län-         voranzubringen und so gemeinschaftlich        tive Ausschnitte der Gesamtgebäude im
 dern zur Teilnahme am Solar Decathlon         lebenswerte und zukunftsfähige Städte zu      Maßstab 1:1 auf dem Areal des Utopia-
 Europe 21 (SDE 21) in Wuppertal ausge-        schaffen. Gefördert vom Bundesministe­        stadt Campus‘ aufgebaut und betrieben.
 wählt. Neben Teams aus Europa und Asi-        rium für Wirtschaft und Energie (BMWi),       Während die voll funktionsfähigen Häu-
 en konnten auch sechs deutsche Teams          geht das Projektteam der Bergischen Uni-      ser für das Publikum offen und erlebbar
 mit innovativen Konzepten überzeugen.         versität Wuppertal in Kooperation mit der     sind, treten die Teams in zehn Wettbe-
 Der Zehnkampf für nachhaltiges Bauen          Stadt Wuppertal, dem Wuppertal Institut,      werbsdisziplinen gegeneinander an. Be-
 und Leben, der 2002 in den USA ins Le-        der Initiative Utopiastadt, den Wupper­       wertet werden unter anderem die Archi-
 ben gerufen wurde, findet 2021 weltweit       taler Stadtwerken und der Neuen Effizienz     tektur, die Nachhaltigkeit und die Inno-
 zum 21. Mal statt. Nach Austragungsor-        GmbH dabei neue Wege.                         vation der Gebäude, aber auch die
 ten wie Madrid und Versailles kommt die       Die 18 ausgewählten Teams haben rund          Passgenauigkeit auf soziale Fragen.
 europäische Fassung des Wettbewerbs           eineinhalb Jahre Zeit ihre Gebäude zu         > mehr
 nun erstmals mit neuem urbanem Profil
 nach Deutschland.
„Wir sind überwältigt vom internationalen
 Interesse an unserem urbanen Solar De­
 cathlon Europe 21. In einem Jahrhundert
 der Urbanisierung und des Klimawandels
 liegt die Zukunft der Menschheit auch und
 besonders in den Städten. Es ist notwendig,
 jetzt aktiv die urbane Energiewende umzu­
 setzen. Wir sind dankbar, dies gemeinsam
 mit engagierten Menschen aus aller Welt
 tun zu dürfen“, sagt Projektleiter Dr. Da-
 niel Lorberg von der Bergischen Univer-
 sität Wuppertal.
 Innovative Ideen für eine nachhaltige,
 energieeffiziente und sozial verträgliche
 Architektur stehen beim Solar Decathlon
 Europe 21 im Mittelpunkt. Das Ziel ist es,

                                                    Die Projektverantwortlichen (von links): Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss, Dr.-Ing. Katharina
                                                    Simon und Dr. Daniel Lorberg von der Bergischen Universität Wuppertal freuen sich
                                                    auf die Arbeit mit den 18 Teams beim Solar Decathlon Europe 21, der 2021 erstmalig
                                                    in Deutschland, Wuppertal, stattfindet. Quelle: SDE21

                                                                                        Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 5
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Projekt SOLUTIONSplus:
                                                                 Elektromobilität in Städten
                                                                 integrieren
                                                                 ––––––––
                                                                 Anfang Januar 2020 startete das interna-
                                                                 tionale Projekt SOLUTIONSplus, welches
                                                                 die Transformation zu einer nachhalti-
                                                                 gen Mobilität im internationalen Kontext
                                                                 unterstützen soll. Im Rahmen des von
                                                                 der Europäischen Union (EU) geförder-
Wuppertal Institut erneut                                        ten Projekts arbeiten 45 Partner sowie
unter den Top Ten im weltweiten                                  über 100 assoziierte Partner gemeinsam
Think-Tank-Vergleich                                             an diesem transformativen Wandel mit-
                                                                 hilfe von innovativen und integrierten
Das Wuppertal Institut erreichte beim „Global Go To Think        Elektromobilitätslösungen. Das Projekt-
Tank-Ranking 2019“ der University of Pennsylvania zum drit-      team besteht aus lokalen Behörden,
ten Mal in Folge einen Top-Ten-Platz und bestätigte damit die    Wissens- und Finanzpartnern, Industrie,
gute Position des Vorjahresrankings. In dem globalen Ranking     Netzwerken und internationalen Orga­
von Denkfabriken belegt das Wuppertal Institut Platz 9 in der    nisationen. Die Projektbeteiligten verfol-
Kategorie Umweltpolitik. Damit zählt es zu den renommiertes-     gen das Ziel, die Verfügbarkeit öffent­
ten Forschungs- und Beratungsinstituten weltweit.                licher und gemeinsam genutzter Elektro-
Die University of Pennsylvania veröffentlicht jedes Jahr einen   fahrzeuge zu erhöhen. Außerdem ar-
Report, in dem sie die besten Denkfabriken – sogenannte          bei­ten sie an Effizienzverbesserungen
Think Tanks – kürt. Der alljährliche „Global Go To Think Tank    und unterstützen die Integration ver-
Index Report“ des Think Tanks and Civil Societies Program        schiedener Arten von Elektromobilität in
(TTCSP) erforscht, welche Rolle Politikforschungsinstitute in    städtischen Gebieten, die den Bedürfnis-
Regierungen und Zivilgesellschaften weltweit spielen. Insge-     sen der Nutzenden und den lokalen Be-
samt nahmen in diesem Jahr weltweit über 1.700 politische        dingungen in Europa, Asien, Afrika und
Entscheidungsträgerinnen und -träger, Journalistinnen und        Lateinamerika entsprechen.
Journalisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie     Das Projekt umfasst Demonstrationen
öffentliche und private Geldgeber als Expertinnen und Exper-     auf städtischer Ebene, um verschiedene
ten an der Befragung teil.                                       Arten von innovativen und integrierten
Das Wuppertal Institut wurde erneut in die Top Ten gewählt       Elektromobilitätslösungen zu testen,
und zählt zu den weltweit führenden internationalen Think        ergänzt durch eine umfassende Toolbox,
Tanks der Kategorie „TOP Environment Policy Think Tank“.         Kapazitätsentwicklung und Replikations-
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Ge-        aktivitäten. Die Demonstrationsmaßnah-
schäftsführer des Wuppertal Instituts, sagt: „Wir freuen uns     men werden in Hanoi (Vietnam), Pasig
sehr, dass die Stimme des Wuppertal Instituts auch internatio­   (Philippinen), Lalitpur/Kathmandu
nal Gehör findet und damit die Arbeit und das hohe Engage­       (Nepal), Nanjing (China), Kigali (Ruan-
ment der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Insti­     da), Dar es Salaam (Tansania), Quito
tuts honoriert werden. Da viele der ökologischen Herausforde­    (Ecuador), Montevideo (Uruguay), Mad-
rungen wie insbesondere der Klimaschutz nur auf globaler         rid (Spanien) und Hamburg (Deutsch-
Ebene gelöst werden können, ist es für uns von extrem hoher      land) durchgeführt. > mehr
Bedeutung wissenschaftliche Erkenntnisse so aufzubereiten,
dass sie Handlungsoptionen konkret aufzeigen, die dann welt­
weit aufgegriffen werden können.“ > mehr

6 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
WAVE-Wanderausstellung macht Zwischen-
                                                         stopp im Foyer des Wuppertal Instituts
                                                         Am 29. und 30. Januar 2020 zeigte das Wuppertal Institut die
                                                         Ausstellung „WAVE – Wissen, Anwenden, Verstehen und
                                                         Erfahren von Künstlicher Intelligenz“ im Foyer des Wuppertal
                                                         Instituts. Zu sehen waren verschiedene Lernstationen, die
                                                         alltags- und arbeitsweltliche Auswirkungen von KI-Systemen
                                                         insbesondere für Schüler und Schülerinnen, Auszubildende,
                                                         Pädagoginnen und Pädagogen sowie Berufsbildende erfahr-
                                                         bar, erlebbar und nutzbar machen. Die Ausstellung wurde im
Neue Webseite zum                                        Rahmen des Wissenschaftsjahres 2019 zum Thema „Künstliche
Forschungsprojekt DiLink                                 Intelligenz“ (KI) vom Bundesministerium für Bildung und
                                                         Forschung (BMBF) gefördert und wurde in Zusammenarbeit
––––––––                                                 mit dem IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologie­
                                                         bewertung sowie dem DFKI – Deutsches Forschungszentrum
Offiziell wird rund die Hälfte des in                    für Künstliche Intelligenz konzipiert. > mehr
Deutschland verwendeten Kunststoffes
recycelt, der Anteil wiedereingesetzter
                                                                                                              Prof. Dr. Uwe Schnei­
Rezyklate – also der aufbereiteten Kunst-                                                                     dewind besuchte
stoffe – in Produkten ist jedoch sehr                                                                         die Ausstellung „WAVE
gering. Oftmals liegt das daran, dass                                                                         – Wissen, Anwenden,
wichtige Informationen zur Zusammen-                                                                          Verstehen und
                                                                                                              Erfah­ren von Künstli-
setzung und Reinheit der Kunststoff-
                                                                                                              cher Intelligenz“ im
Rezyklate fehlen. Wie sich die Verwen-                                                                        Foyer des Wuppertal
dung von recycelten Kunststoffen in                                                                           Instituts. Quelle:
Herstellungsprozessen mithilfe digitaler                                                                      Wuppertal Institut
Anwendungen verbessern lässt, analy-
siert das Projekt „DiLinK“. Sensortechnik,
Datenanalyse und Prozessmanagement
sollen die Informationen und Prozesse
schaffen, die helfen, rezyklierte Kunst-
stoffe richtig zu verwenden. Informatio-
nen rund um das Forschungsprojekt
bündelt seit Anfang des Jahres die neue
Website und berichtet über neue Er-
kenntnisse und Veranstaltungen rund                                                    meinden haben die Befragung ausgefüllt,
um DiLinK.
                                            NRW-Gemeindestudie                         mit 24 Kommunalvertreterinnen und
Das Projekt greift den Handlungsbedarf      beleuchtet Megatrends:                    -vertretern davon wurden auch ver­tie­
auf und erarbeitet eine anwendungs­         Erkenntnisse des                           fende Interviews geführt. Die Gemeinde-
orientierte Systemlösung zur Steigerung     EnerTrend-Projekts                         studie „Energiewende und globale Me-
des Rezyklateinsatzes. Diese ermöglicht                                                gatrends in NRW“ fasst die Ergebnisse in
ein Wertschöpfungsnetzwerk mit erhöh-      ––––––––                                    einer Broschüre zusammen. Für die
ter Informationstransparenz, welches                                                   Untersuchung wurden kommu­nale Ent-
Transaktionskosten und Qualitätsrisiken     Im Rahmen des Projekts „EnerTrend“         scheidungsträgerinnen und -träger aus
für die Verwendung von Sekundärma­          führten die Forschenden im Sommer          NRW, wie Dezernats­leitungen aus Pla-
terialien reduziert.                        2019 eine Gemeindestudie zum Thema         nung und Umwelt, Abteilungsleitungen
Das DiLinK-Projekt wird vom Bundes­        „Globale Megatrends und Energiewende        aus Stadtwerken oder Bürgermeisterin-
ministerium für Bildung und Forschung       in NRW“ durch. Die Gemeindestudie          nen und Bürgermeister, zu den Trend­
(BMBF) innerhalb des Rahmenpro-             bestand sowohl aus einer Online-Befra­-    themen Digitalisierung, soziale Un-
gramms „Forschung für Nachhaltige           gung, zu der die 396 Gemeinden in          gleichheiten, Übernutzung natürlicher
Entwicklung“ (FONA) gefördert.              Nordrhein-Westfalen (NRW) aufgerufen       Ressourcen sowie Urbanisierung und
> mehr                                      wurden.  Rund 16 Prozent, also 64 Ge­-     demografischer Wandel befragt. > mehr

                                                                                  Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 7
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Wuppertal Lunch
als Webinar
––––––––
Der Wuppertal Lunch „Klimapolitisches      der USA stellt sich die Frage, ob die EU   tal Institut, übernahm Wolfgang Ober-
Domino zwischen Berlin, Brüssel und        die Rolle des Antreibers übernehmen        gassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs
Glasgow“ fand am 31. März 2020 erst-       kann. Im zweiten Halbjahr kommt            Internationale Klimapolitik am Wupper-
malig in Form eines Webinars statt. The-   Deutschland als Inhaber der EU-Ratsprä-    tal Institut, die Einführung „Fahrplan
ma des Webinars war die auf das kom-       sidentschaft hierbei eine wesentliche      nach Glasgow“. Anschließend nahmen
mende Jahr verschobene Weltklimakon-       Rolle zu.                                  zwei Impulsvorträge die Voraussetzun-
ferenz und der hierfür erforderliche       Folgende Fragen standen deswegen wäh-      gen auf europäischer und deutscher Ebe-
Fahrplan. Denn das Pariser Klimaabkom-     rend der Veranstaltung im Vordergrund:     ne in den Blick. Jennifer Tollmann von
men steht vor einer Nagelprobe: Die Kli-   Wie gelingt es eine Kaskade steigender     E3G ging dabei auf die europäische Sicht
maschutzbeiträge Deutschlands, der Eu-     Klimaschutzambitionen in Gang zu set-      ein und Lutz Weischer von Germanwatch
ropäischen Union und der meisten ande-     zen? Welchen Beitrag muss und kann die     stellte in seinem Impulsvortrag die deut-
ren Staaten sind bisher deutlich zu        EU zum Erfolg der Glasgower Konferenz      sche Ebene dar. Anschließend diskutier-
schwach. Damit werden die gesteckten       leisten? Welche Voraussetzungen müs-       ten die Expertinnen und Experten mit
Ziele des Abkommens verfehlt, den glo-     sen hierfür auf europäischer und deut-     den Gästen über das Thema. Die Mode-
balen Temperaturanstieg auf deutlich       scher Ebene geschaffen werden?             ration des Webinars übernahm Lukas
unter 2 Grad Celsius oder besser noch      Nach der Begrüßung von Timon Weh-          Hermwille, Projektleiter im Forschungs-
auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Da-   nert, Leiter des Büro Berlin am Wupper-    bereich Internationale Klimapolitik am
her müssen in diesem Jahr die Staaten                                                 Wuppertal Institut. Das Webinar ist als
ihre Beiträge deutlich verschärfen. Bei                                               Aufzeichnung im YouTube-Kanal des
der ursprünglich im November 2020                                                     Wuppertal Instituts zu finden. > mehr
stattfindenden Klimakonferenz in Glas-
gow sollte eine Bilanz gezogen werden.
Die wesentlichen nationalen und inter-
nationalen Prozesse müssen allerdings
bereits vorher abgeschlossen werden.
Die Vorbereitung des Pariser Abkom-
mens ist entscheidend durch die damali-
ge Annäherung der USA und China vor-
angetrieben worden. Nach dem Ausfall

8 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Das Forschungsprojekt „Urbaner
                                                                                           Umweltschutz im internationalen
                                                                                           Kontext“ analysiert den Stellenwert
                                                                                           von Umweltbelangen in verschie­
                                                                                           denen Ländern. Quelle: Getty Images

                                                                                             Urbaner Umweltschutz:
                                                                                             Gemeinsame
                                                                                             Herausforderungen und
                                                                                             innovative Lösungen?
                                                                                             ––––––––
                                                                                             Während der Abschlusskonferenz „Envi-
                                                                                             ronmental Protection in Cities: Common
                                                                                             Challenges and Innovative Solutions“
                                                                                             stellten die Projektbeteiligten die Ergeb-
                                                                                             nisse des Projekts „Urbaner Umwelt-
                                                                                             schutz im internationalen Kontext“ am
                                                                                             5. März 2020 vor und diskutierten mit
                                                                                             den Gästen. Das Forschungsprojekt ana-
                                                                                             lysiert den Stellenwert von Umweltbe-
Zukunftsforum Ecornet: KI2 –                                                                 langen in der Stadtentwicklung in Brasi-
neue Intelligenz für die                                                                     lien, Russland, Indien, China, Südafrika
                                                                                             und Indonesien. Das Wuppertal Institut
Nachhaltigkeitstransformation?                                                               setzt dieses Vorhaben im Auftrag des
––––––––                                                                                     Umweltbundesamtes um.
                                                                                             Die Veranstaltung thematisierte Hand-
Die Digitalisierung als eine der zentralen    mit kritischem Blick und auf der Suche         lungsbedarfe und Lösungsansätze für
Veränderungsdynamiken des 21. Jahr-           nach unkonventionellen Lösungen. Das           zentrale Umweltprobleme und ihre
hunderts ist in der Lage, die sozial-ökolo-   Zukunftsforum Ecornet „KI2 – neue In-          Wechselbeziehung zur Stadtentwicklung
gische Transformation ebenso zu ermög-        telligenz für die Nachhaltigkeitstransfor-     in verschiedenen internationalen Län-
lichen wie radikal zu konterkarieren. Ih-     mation?“ aus dieser Reihe fand am 12.          dern und reflektierte Übertragbarkeiten
re Gestaltung wird damit zu einer             Februar 2020 statt.                            innovativer Strategien. Im Fokus standen
Kernaufgabe der Nachhaltigkeitspolitik.       Nach der Begrüßung von Thomas Kor-             dabei die unterschiedlichen Erfahrungs-
Es sind in der jetzigen Entwicklungspha-      bun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer        hintergründe der Teilnehmenden. Das
se der Digitalisierung vor allem aus Da-      des Instituts für ökologische Wirtschafts-     Konferenzprogramm stellte neben den
ten lernende Systeme der Künstlichen          forschung (IÖW) und Co-Sprecher des            Forschungsergebnissen des Wuppertal
Intelligenz (KI), die den digitalen Trans-    Ecornet, hielt Dr.-Ing. Stephan Ramesohl,      Instituts vor allem Beiträge von Vertrete-
formationsprozess enorm beschleunigen         Co-Leiter des Forschungsbereichs Digi­         rinnen und Vertretern der Partnerländer
und verschärfen. Klug eingesetzt, kann        tale Transformation in der Abteilung           vor, die innovative Lösungen zu Themen
KI eine neue Qualität von Lösungsstrate-      Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Insti-        des urbanen Umweltschutzes in ihrem
gien erreichen. Doch braucht es dafür         tut, einen Impulsvortrag zur (digitalen)       lokalen Kontext präsentierten. Dabei
nicht zuerst eine neue Kollektive Lö-         Intelligenz für die Nachhaltigkeitstrans-      wurde thematisiert welche Rolle die lo-
sungsintelligenz, um KI auf die relevan-      formation. Anschließend sprach Dr. Juan        kale Ebene im politischen Mehrebenen-
ten Probleme der nachhaltigen Transfor-       Bernabe Moreno, Global Head of Data            system für Klima- und Umweltschutz
mation von Organisationen, Wirtschafts-       and Analytics – Chief Data Officer bei         spielt. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick,
systemen und Infrastrukturen                  E.ON, über „Data Driven Sustainability“        wissenschaftlicher Geschäftsführer des
anzusetzen? Über diese und viele weite-       und Thomas Ramge, Autor und Research           Wuppertal Instituts, hielt eine Keynote-
re Themen diskutierten die rund 90 Teil-      Fellow am Weizenbaum Institut, ging in         Rede. Darüber hinaus moderierten
nehmende des vierten Zukunftsforums           seinem Impulsvortrag auf „Digitale Am-         Dr. Oliver Lah und Dr. Frederic Rudolph,
Ecornet. Die Veranstaltungsreihe des          bivalenz“ ein. > mehr                          beide im Forschungsbereich Mobilität
Ecological Research Networks (Ecornet)                                                       und internationale Kooperationen am
debattiert aktuelle umwelt- und nachhal-                                                     Wuppertal Institut, die thematischen
tigkeitspolitische Herausforderungen –                                                       Sessions. > mehr

                                                                                     Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 9
Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
Neben dem Preisgeld von 25.000 Euro
     erhält die Gewinnerin oder der Gewinner
    eine Skulptur, die aus den Stahl-Schienen
      der im Jahr 1898 erbauten Wuppertaler
           Schwebebahn geschmiedet wurde.
       Quelle: Wuppertal Institut/S. Michaelis

 Forschungspreis
„Transformative Wissenschaft“
 2020 ausgelobt
 Zum vierten Mal vergibt das                                      Abschlusssymposium
 Wuppertal Institut den Forschungspreis                           des SciShops-Projekts
„Transformative Wissenschaft“.
 Transformative Wissenschaft versteht sich als eine Wissen-       ––––––––
 schaft, die mit inter- und transdisziplinären Methoden gesell-
 schaftliche Veränderungen anstößt, begleitet und für die          Beim internationalen Symposium und
 Veränderungsprozesse relevante Stakeholder „empowert“.            Projektabschlusstreffen des EU-Projekts
 Der Preis richtet sich in 2020 an Forscherinnen und Forscher     „SciShops“ diskutierten 18 Konsortiums-
 sowie Teams, die sich in ihrer transformativen Forschung          partner mit Expertinnen und Experten
 mit Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten und deren           sowie weiteren Stakeholdern die zentra-
 gesellschaftlichen Implikationen beschäftigten und dabei          len Ergebnisse. Die Veranstaltung fand
 eng mit relevanten Akteuren auf diesem Gebiet zusammen­           am 30. und 31. Januar 2020 an der Uni-
 arbeiten. Gesucht sind Einzelpersönlichkeiten und Teams,          versität Brescia statt und stellte eine
 die mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten oder ein­zelnen Pro-    Plattform für die Entwicklung von Fähig-
 jekten gesellschaftliche Veränderungsprozesse beeinflusst         keiten, den Wissensaustausch und die
 haben und die herausragende transformative Forschung              Vernetzung im Kontext von Wissen-
 auch in Zukunft erwarten lassen. Das Preisgeld in Höhe von        schaftsläden und dem zugrunde liegen-
 25.000 Euro soll helfen, Freiräume und Ressourcen für die         den Ansatz einer Community-basierten,
 Umsetzung von Projektideen im Bereich trans­formativer            partizipativen Forschung (Community-
 Forschung zu schaffen.                                            based participatory research, CBPR) dar.
 Die Jury bewertet die Qualität und den Innovationsgrad des        Insgesamt zehn Institutionen aus dem
 transformativen Forschungsan­satzes sowie die gesellschaft­       Projektkonsortium stellten sich der Her-
 liche Relevanz des Themas. Darüber hinaus sind die trans­for­     ausforderung einen eigenen Wissen-
 mativen Wirkungen maßgebend für die Bewertung. Forscher-          schaftsladen dieses Ansatzes aufzubauen
 teams oder einzelne Personen können sich bis zum 1. Juni          und präsentierten beim Abschlusstreffen
 2020 bewerben. > mehr                                             ihren Entwicklungsstand. In interaktiven
                                                                   Workshops reflektierten die Teilnehmen-
                                                                   den die Themen und Formate im Kontext
                                                                   von CBPR kritisch.
                                                                   Während der Konferenz leitete Markus
                                                                   Kühlert, wissenschaftlicher Mitarbeiter
                                                                   im Forschungsbereich Produkt- und Kon-
                                                                   sumsysteme in der Abteilung Nachhalti-
                                                                   ges Produzieren und Konsumieren am
                                                                   Wuppertal Institut, den Workshop „From
                                                                   Community-based participatory research
                                                                   to sustainability innovations“. Er stellte
                                                                   auch den Entwicklungsstand des Science
                                                                   Shops des Wuppertal Instituts vor, der
                                                                   im Forschungsbereich Innovationslabore
                                                                   des Instituts verankert ist. > mehr

10 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des
116. Energiegespräch                        Wuppertal Instituts. Quelle: Wuppertal Institut/A. Riesenweber
am Reichstag
––––––––
Während des 116. Energiegesprächs am        greifende und unideologische Dialog          Nationale Wasserstoffstrategie
Reichstag am 17. Januar 2020 hielt Prof.    zwischen Wirtschaft, Wissenschaft,           der Bundesregierung:
Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen-        Medien, Diplomatie und Politik über die
schaftlicher Geschäftsführer des Wup-       aktuellen energiepolitischen Fragen –
                                                                                         Arbeitskreis „Zukunftsstrategien“
pertal Instituts, eine Keynote und disku-   und dadurch die Wegbereitung für einen       ––––––––
tierte im Anschluss mit Philipp Schlüter,   tragfähigen Energiekonsens in der Ge-
Vorstandsvorsitzender TRIMET Alumini-       sellschaft. Leitschnur der Gespräche sind    Bereits seit dem vergangenen Jahr arbei-
um SE, und Dr. Joachim Pfeiffer, Wirt-      die klimapolitischen Ziele der Europä­       tet die Bundesregierung an einer na­
schafts- und energiepolitischer Sprecher    ischen Union und der Bundesregierung.        tionalen Wasserstoffstrategie. Mit dieser
CDU/CSU – Bundestagsfraktion, über          Ein Schwerpunkt liegt daher bei den          Strategie soll der geeignete Rahmen da-
die stromintensive Grundstoffindustrie      Fragen der Energieeffizienz und der er-      für geschaffen werden, um das Potenzial
im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz       neuerbaren Energien. Gleichzeitig aber       von grünem und blauem Wasserstoff
und Wettbewerbsfähigkeit.                   geht es um die Verbesserung der Wett­        zur CO2-Reduktion in verschiedensten
Die Energiegespräche am Reichstag fin-      bewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die euro-   Prozessen und Anwendungsbereichen
den in Kooperation mit der American         päische Harmonisierung, die Energie­         optimal zu unterstützen. Im Rahmen des
Chamber of Commerce in Germany und          sicherheit und die Akzeptanz in der Bevöl-   Arbeitskreises „Zukunftsenergien“ am
energate seit 2009 einmal im Monat in       kerung. > mehr                               12. Februar 2020 diskutierten die Teilneh-
der Parlamentarischen Gesellschaft, di-                                                  menden darüber, ob die Bundesregie-
rekt gegenüber dem Reichstag, statt. Ziel                                                rung aus Sicht verschiedener Stakehol-
der von Friedbert Pflüger und Janusz                                                     der die richtigen Weichen gestellt hat
Reiter geleiteten Gesprächsrunden in                                                     und Wasserstoff zum Gelingen der Ener-
einem kleinen Kreis ist der parteiüber­                                                  giewende beitragen kann.
                                                                                         Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wis-
                                                                                         senschaftlicher Geschäftsführer des
                                                                                         Wuppertal Instituts, gab in diesem Rah-
                                                                                         men sein Statement zur nationalen
                                                                                         Wasserstoffstrategie der Bundesregie-
                                                                                         rung ab. Dabei ging er auf die Bedeu­-
                                                                                         tung von Wasserstoff zur Erreichung der
                                                                                         Klimaschutzziele sowie die dafür benö­
                                                                                         tigten Rahmenbedingungen ein und gab
                                                                                         dafür Impulse. > mehr

                                                                                    Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 11
Buch zum Symposium
anlässlich des 80. Geburtstags
von Ernst Ulrich von
Weizsäcker erschienen
––––––––                                                                                    Darüber hinaus enthält das Buch die
                                                                                            Reden von Bundesumweltministerin
 Die Herausforderungen, die Klimawandel,       Bundesforschungsministerium, und             Svenja Schulze, dem ehemaligen
 Globalisierung, Digitalisierung, Arten-       Dr. Carsten Polenz, Vice President der       Bundespräsidenten Horst Köhler sowie
 sterben, ökonomische Ungerechtigkeit          SAP, zum Thema „Digitalisierung und          dem Club-of-Rome-Ehrenpräsident
 oder Sicherheit mit sich bringen sind         Nachhaltigkeit“ sowie zum Workshop           Anders Wijkman, und zwei Interviews,
 erheblich. Das Symposium „Wir sind dran       von Prof. Dr. Peter Hennicke, Senior         darunter eines von Dr. Eckart von
– Inspirieren – Reflektieren – Handeln“        Advisor am Wuppertal Institut, und Mojib     Hirschhausen, welches er 2018 für
 anlässlich des Geburtstages von Prof. Dr.     Latif zum Thema „Klima: Neue Wege bei        den SPIEGEL mit Ernst Ulrich von
 Ernst Ulrich von Weizsäcker informierte       Energie, Mobilität und Energieeffizienz“.    Weizsäcker führte. > mehr
 Ende Juni 2019 über die großen Heraus-
 forderungen in Umwelt, Klima, Gesell-
 schaft und Nachhaltigkeit. Ernst Ulrich
 von Weizsäcker, anerkannter und enga-
 gierter Vordenker sowie Gründungspräsi-
 dent des Wuppertal Instituts, setzt sich
 seit Jahrzehnten mit diesen Themen­
 feldern auseinander und entwickelt Ant-
 worten.
 Die Beiträge des Symposiums sind im
 März 2020 in Form eines gebundenen
 Buchs erschienen. Darin sind neben Bei-
 trägen von Prof. Dr. Uwe Schneidewind,
 wissenschaftlicher Geschäftsführer des
 Wuppertal Instituts, Mojib Latif, Präsident
 des Deutschen Club of Rome, auch Zu-
 sammenfassungen aller Workshops zu
 finden, wie etwa zum Workshop von Dr.-
 Ing. Stephan Ramesohl, Co-Leiter des
 Forschungsbereichs Digitale Transforma-
 tion in der Abteilung Kreislaufwirtschaft
 am Wuppertal Institut, Prof. Dr.-Ing. Ina
 Schieferdecker, Abteilungsleiterin im

                                                     Die Beiträge des Symposiums „Wir sind dran“ anlässlich des 80. Geburtstags
                                                     von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker sind als gebundenes Buch erschienen.
                                                     Quelle: Wuppertal Institut

12 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Forschungs
                                                                               -produkte

Wuppertal Institut unterstützt
Bundesumweltministerin
Svenja Schulze bei erster
umwelt­politischer Digitalagenda
––––––––
 Schon in wenigen Jahren könnte die Digi-
 talbranche weltweit mehr CO2-Emissionen
 verursachen als der Pkw-Verkehr. Wie
 lässt sich die Digitalisierung klimafreund­-
 lich und nachhaltig gestalten? Diese Frage
 gewinnt mehr und mehr an Bedeutung
 und gehört auf die politische Agenda. Bun-
 desumweltministerin Svenja Schulze und
 Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen-
 schaftlicher Geschäftsführer des Wupper-
 tal Instituts, stellten dazu am 2. März in
                                                         Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick (links), wissenschaftlicher Geschäftsführer des
  Berlin die umweltpolitische Digitalagenda
                                                         Wuppertal Instituts, und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (Mitte) und
 des Bundesumweltministeriums (BMU)                      Dr. Gregor Mayntz (Rheinische Post, rechts im Bild), Vorsitzender der Bundespresse­
 vor. Sie enthält mehr als 70 konkrete Maß-              konferenz. Quelle: Wuppertal Institut/C. Hasken
 nahmen und ist die erste Strategie in Euro-
 pa, die Digitalisierung und Umweltschutz
 konsequent miteinander verbindet. Das
  Bundesumweltministerium entwickelte             sie intelligent lenken. Dabei geht es darum,   Rechenzentren erstellen, als Daten-
 die Agenda mit rund 200 Expertinnen und          den stark steigenden Energie- und Ressour­     grundlage für künftige Effizienzvorga-
  Experten. Das Wuppertal Institut hat das        cenbedarf der Digitalisierung zu verringern,   ben. Smartphones und Tablets sollen
 Ministerium dabei intensiv begleitet und         die positiven Gestaltungskräfte der Digita­    durch neue Regeln auf EU-Ebene ein
 wissenschaftlich beraten.                        lisierung zum Wohl der Umsetzung von           längeres Leben bekommen. Im Rahmen
„Wir beobachten derzeit, dass der Hand­-         Transformationsprozessen zu bündeln und         der EU-Ökodesign-Richtlinie soll vor­
 lungsdruck in zentralen ökologischen             das Innovationspotenzial zielorientiert        geschrieben werden, dass Hersteller
 Handlungsfeldern wie dem Klimaschutz             auszuschöpfen. Mit dem Grundprinzip            Akkus und Displays austauschbar ma-
 von Jahr zu Jahr ansteigt“, erläutert Pro­      ‚Digi­talisierung mit Maß und (!) Ziel‘, wie    chen und für eine Mindestfrist Ersatztei-
  fes­sor Fischedick. „In diesem Jahrzehnt        sie die umweltpolitische Digitalagenda         le oder Updates anbieten müssen. Das
 entscheidet sich, ob wir den Hebel noch um­-     verkörpert, kann Deutschland eine wichtige     BMU setzt sich in diesem Rahmen auch
 ­legen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen   Vorreiterrolle in Europa übernehmen und         für eine „Garantieaussagepflicht“ ein.
 können. Digitalisierung kann einen wich­         eine hohe Multiplikatorenwirkung auf           Darüber hinaus enthält die Agenda auch
  tigen Lösungsbeitrag dazu leisten, wenn wir     globaler Ebene erzielen.“                      Vorschläge für umweltfreundlicheres On-
                                                  Die Maßnahmen sollen helfen, die               line-Shopping und Streaming. > mehr
                                                  Digitalisierung für den Umweltschutz
                                                  zu nutzen. So soll beispielsweise das
                                                  Umweltbundes­amt ein Register für

                                                                                           Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 13
Diskussionspapier | März 2020

                                                   Folgen der Corona-Krise
                                                   und Klimaschutz –
                                                   Langfristige Zukunftsgestaltung
                                                   im Blick behalten
                                                                         Wirtschaftliche Hilfen geschickt lenken und
                                                                         Synergiepotenziale für dringend notwendige

Folgen der                                                               Zukunftsinvestitionen ausschöpfen

Corona-Pandemie                                                          Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick
                                                                         Prof. Dr. Uwe Schneidewind

und Klimaschutz

––––––––
 Autowerke stellen ihre Produktion ein,
 die Börse stürzt ab, überall sind leere
 Straßen und Cafés zu sehen und plötz-
 lich ist Homeoffice für einen Großteil der                                                                            Staatsbürgschaften sowie direkte Zuwen-
                                                Diskussionspapier „Folgen der Corona-
 arbeitenden Bevölkerung in Deutschland         Krise und Klimaschutz – Langfristige                                   dungen an betroffene Gruppen. Diese
 die Empfehlung oder gar eine Vorgabe.          Zukunftsgestaltung im Blick behalten“                                  Soforthilfe-Maßnahmen müssen jetzt
 Die Corona-Pandemie bestimmt den der-                                                                                 pragmatisch und schnell umgesetzt
 zeitigen Alltag und trifft Deutschland,                                                                               werden, aber: „Die längerfristigen Hilfs-
 Europa und die Welt zu einer Zeit, in der   schaft und Gesellschaft wie den Klima-                                    maßnahmen müssen klare Akzente im
 es ohnehin eine Vielzahl an gewaltigen      schutz voranzutreiben. Die Vorberei­                                      Sinne einer nachhaltigen Gestaltung von
 Herausforderungen zu lösen gilt. Wirt-      tungen dazu müssten jetzt schon getroffen                                 Wirtschaft und Gesellschaft setzen“,
 schaftliche Hilfen sind während und im      werden, sagen die wissenschaftlichen                                      betonen Schneidewind und Fischedick.
 Nachgang einer solchen Krise unerläss-      Geschäftsführer des Wuppertal Instituts,                                  Zu der sogenannten „langfristigen Trans-
 lich, primär gilt aber die Konzentration    Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und                                     formation“ gehören laut den Autoren
 auf die Verhinderung der ungebremsten       Prof. Dr. Uwe Schneidewind. Welche Kri-                                   vor allem auch zentrale Maßnahmen für
 Ausbreitung der Pandemie und auf die        terien und Maßnahmen es dafür braucht,                                    den Klimaschutz, für die staatliche
 Begrenzung der gesundheitlichen Folgen. zeigt ihr aktuelles Diskussionspapier                                         Investi­tionen unerlässlich sind. Dies gilt
 Zur Überwindung der langfristigen wirt- „Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz                                      etwa dafür, die energieintensive Indus­-
 schaftlichen Folgen derart disruptiver     – Langfristige Zukunftsgestaltung im                                       trie zukunftsfest zu machen und wichtige
 Entwicklungen sind Konjunkturprogram- Blick behalten“.                                                                Maßnahmen auf dem Weg hin zu einer
 me und strukturelle Hilfen ein probates     Die beiden Wissenschaftler unterschei-                                    Treibhausgasneutralität zu unterstützen.
 Mittel. Sie dürfen aber nicht nach dem      den zwischen der Gesundheitsvorsorge                                      Beispielhaft dafür ist unter anderem der
„Gießkannenprinzip“ verteilt werden,         (1), der kurzfristig ökonomischen Krisen-                                 Umbau der Stahlerzeugung auf wasser-
 finanzielle Unterstützung muss zukunfts- abwehr (2) und der langfristigen Trans-                                      stoffbasierte (grüne) Produktionsprozes-
 gerichtet für dringend notwendige Inves­    formation (3). Die kurzfristige wirt-                                     se, das sukzessive aber konsequente
 titionen erfolgen. Ziel muss sein, damit    schaftliche Unterstützung umfasst etwa                                    Schließen von Stoffkreisläufen im Rah-
 erforderliche nachhaltige Transforma­       das kürzlich beschlossene Kurzarbeiter-                                   men eines verstärkt zirkulären Wirt-
 tionsprozesse innerhalb unserer Wirt-       geld, erleichterte Kreditvergaben und                                     schaftens (Circular Economy). > mehr

Drei-Phasen-Modell zum Umgang mit der Corona-Pandemie hinsichtlich Gesundheitsvorsorge (1),
kurzfristiger ökonomischer Krisenabwehr (2) und langfristiger Transformation (3). Quelle: Wuppertal Institut

14 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Kunstausstellung zu Nachhaltigkeit –
Schülerkunst am Wuppertal Institut

Die 33. Kunstausstellung der Schülerinnen und
Schüler aus dem Kunstunterricht des Evangelischen
Berufskollegs Straßburger Straße in Wuppertal
zeigte farbige Collagen und Installationen, die sich
mit verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten in der
gesellschaftspolitischen Diskussion auseinander-
setzen. Die Arbeiten fertigten die Schülerinnen und
Schüler der Fachoberschulklassen 12a und 12b im
Schuljahrgang 2019/2020 in den Fächern Politik,
Wirtschaftslehre, Deutsch, Englisch und Kunst als
Projektarbeit an. Thematisch behandeln die Colla-
gen und Installationen beispielsweise die Themen
Plastikmüll, Energiewende, Mode, nachhaltiger
Konsum und gesunde Ernährung. Die Ausstellung
wurde am 3. März 2020 im Foyer des Wuppertal
Instituts eröffnet, wofür die Schülerinnen und Schü-
ler Wortbeiträge vorbereiteten. > mehr

Die Kunstausstellung der Schülerinnen und Schüler war vom 3. März bis 3. April 2020 im Foyer des Wuppertal Instituts
zu sehen. Quellen der Bilder: Wuppertal Institut/A. Riesenweber

                                                                     Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 15
Prof. Dr. Christa Liedtke übernimmt Vorsitz
der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030
 Prof. Dr. Daniela Jacob, Institutsleiterin des    Kolleginnen und Kollegen im Vorstand sowie im
 Climate Service Center Germany und Vorsitzen-     Lenkungskreis der wpn2030 sehr“, sagt Christa
 de des DKN Future Earth, und Prof. Dr. Christa    Liedtke und ergänzt: „Nun gilt es, daran mit
 Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges      großem Engagement anzuknüpfen. Dafür werde
 Produzieren und Konsumieren am Wuppertal          ich vor allem meine Expertise in der Transfor­
 Institut sowie Professorin an der Folkwang        mationsforschung zum nachhaltigen Produzie­
 Universität der Künste sowie Mitglied im Len-     ren und Konsumieren sowie zum Transition­
 kungsausschuss des Sustainable Development        design einbringen. Denn die Materialisierung,
 Solutions Network (SDSN) Germany, leiten seit     Vielfalt und Kommunikation nachhaltiger
 dem 1. Januar 2020 die Wissenschaftsplattform     Lebens­stiloptionen steht wissenschaftlich und
 Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) gemeinsam           gesellschaftlich erst am Anfang ihrer Möglich­
 mit Prof. Dr. Patrizia Nanz, wissenschaftliche    keiten.“
 Direktorin des Instituts für transformative       Die wpn2030 ist ein zentraler Ort der Wissen-
 Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam).          schaft, an dem sie drängende Fragen der Nach-
„Die Plattform hat in ihren ersten drei Jahren     haltigkeitspolitik diskutiert – im Austausch mit
 beachtliche Ergebnisse für die wissenschaft­      Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Platt-
 liche Begleitung der deutschen Nachhaltigkeits­   form hat bisher unter anderem Wissen für
 politik vorgelegt – dafür danke ich meinen        drängende Nachhaltigkeitsfragen zu politischen
 Vorgängerinnen und Vorgängern und künftigen       Empfehlungen gebündelt, zudem hat sie eine
                                                   wissenschaftliche Konsultation zur Weiterent-
                                                   wicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstra­
                                                   tegie durchgeführt sowie gemeinsam mit SDSN
                                                   Germany die wissenschaftlichen Beiräte der
                                                   Bundesministerien und des Bundeskanzleram-
                                                   tes zu Beratungen über Nachhaltigkeitspolitik
                                                   zusammengebracht. > mehr

                                              Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhal­tiges
                                              Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut sowie
                                              Professorin an der Folkwang Universität der Künste, übernahm
                                              zum 1. Januar 2020 mit Prof. Dr. Daniela Jacob (Climate
                                              Service Center Germany) und Prof. Dr. Patrizia Nanz (Institut
                                              für transformative Nachhaltigkeitsforschung) den Vorsitz
                                              der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030).
                                              Quelle: Wuppertal Institut/J. Rasch

16 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Top-Ten-Publikationen 2019
                                                             Das Wuppertal Institut hat die zehn wichtigsten seiner wissen-
                                                             schaftlichen Publikationen des vergangenen Jahres zusam-
                                                             mengetragen. Die referierten Artikel geben einen Einblick in
                                                             den Stand der internationalen Forschungsarbeit und den
                                                             transdisziplinären Forschungsansatz des Instituts. Die referier-
                                                             ten Artikel zu den Themen „Modellierung und transdisziplinäre
                                                             Methoden“ sowie „Klima-, Energie- und Ressourcenwende“
                                                             geben einen Einblick in den Stand der internationalen For-
                                                             schungsarbeit und dem transdisziplinären Forschungsansatz
Green Deal: Zusammenspiel                                    des Instituts. > mehr
von Industrie- und Klimapolitik
erforderlich
––––––––
Der „Green Deal“ der EU-Kommission            1. Etablierung klimaneutraler und
sieht vor, Europa bis 2050 treibhausgas-      zir­kulärer Wertschöpfungsketten für
                                                                                                 in
neutral zu machen. Das stellt die energie­
intensiven Branchen wie die Grundstoff­
                                              Produkte der Grundstoffindustrie
                                              2. Verstärkte Anreize und adäquate
                                                                                                  brief 09|2020
                                                                                                  Wuppertaler Impulse zur Nachhaltigkeit

industrie vor große Herausforderungen.        Politikstrategien für nachhaltige                   Integrierte Klima-Industriepolitik

Wie gelingt der Spagat zwischen den           Geschäftsfelder entlang der Wert­                   als Kernstück des europäischen Green Deal
                                                                                                  Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer
                                                                                                                   Lechtenböhmer, Abteilungsleiter Zukünftige Energie- und Industriesysteme, Wuppertal Institut
                                                                                                  Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick
                                                                                                                         Fischedick, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts

ambitionierten EU-Klimazielen und der         schöpfungsketten                                    Hintergrund
                                                                                                  Die Europäische Union (EU) hat erkannt, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2050

energieintensiven Produktion von Stahl,       3. Richtungssicherheit für umfangreiche
                                                                                                  ein zentraler Innovations- und Wachstumsmotor für Industrie- und Wirtschaft in der
                                                                                                  EU sein kann1. Neben großen Chancen stellt dies die europäische Wirtschaft und über-
                                                                                                  wiegend die besonders emissionsintensiven sowie im international starken Wettbewerb
                                                                                                  stehenden Grundstoffindustrien auch vor erhebliche Herausforderungen.

Zement, Chemikalien, Glas und Papier?         Technologie- und Infrastrukturinves­-               Eine integrierte Klima- und Industriestrategie ist für den Klimaschutz von zentraler
                                                                                                  Bedeutung, da auf die Produktion von Stahl, Zement, Grundstoffchemikalien, Glas,
                                                                                                  Papier und anderen Materialien in der EU und weltweit rund 20 Prozent der gesamten

Der wissenschaftliche Geschäftsführer         ti­tionen
                                                                                                  Treibhausgasemissionen entfallen. Auch in einer treibhausgasneutralen Zukunft kann
                                                                                                  auf diese Materialien nicht verzichten werden. Zugleich ist die emissionsfreie Herstel-
                                                                                                  lung der Materialien technologisch sowie mit Blick auf die dafür erforderlichen Infra-
                                                                                                  strukturen besonders herausfordernd. Dies gilt vor allem für die Frage woher die hohen

Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und         4. Integrierte Klima-, Energie- und                 benötigten Mengen an grüner Energie – insbesondere Strom und Wasserstoff – zu
                                                                                                  wettbewerbsfähigen Preisen kommen sollen. Analysen zeigen, dass trotz erheblicher
                                                                                                  Kosten bei der Prozessumstellung die Kosten der Transformation der Grundstoffin-

                                              Indus­triepolitik als zentraler Baustein
                                                                                                  dustrie für die Gesellschaft insgesamt tragbar sind. Denn bezogen auf die Endprodukte

Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer, Leiter der                                                        betragen die Mehrkosten meist nur wenige Prozentpunkte; die Preise von Rohstahl oder
                                                                                                  Zement dagegen würden sich zwischen einem Drittel und 100 Prozent verteuern.
                                                                                                  Da fast alle Grundstoffhersteller in starker Weltmarktkonkurrenz stehen, können sie

Abteilung Zukünftige Energie- und In­-        des europäischen Green Deal
                                                                                                  die Investitionen in eine klimaneutrale Produktion und die benötigten Energie-
                                                                                                  infrastrukturen aber nicht ohne Unterstützung tragen.
                                                                                                  Im Folgenden skizziert dieser In Brief ein integriertes Klima-Industriepolitikpaket,

dus­triesysteme vom Wuppertal Institut,       Die Umsetzung der Ziele ist ohne Zweifel
                                                                                                  welches der EU ermöglichen kann, die bestehende technologische Führung in vielen
                                                                                                  dieser Industrien zielgerichtet zum Aufbau einer treibhausgasneutralen Grundstoff-
                                                                                                  industrie zu nutzen.

geben in ihrem In Brief „Integrierte Klima-   eine große Gestaltungsaufgabe für die                                                         S. 1 | in brief 09/2020 | Wuppertal Institut

Industriepolitik als Kernstück des euro­      über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen
päischen Green Deal“ vier zentrale Em­        in der Industrie. „Der Klimawandel ist
                                                                                               In Brief „Integrierte Klima-Industrie­
pfehlungen für die zukünftige Ausgestal-      neben der Digitalisierung aber auch der          politik als Kernstück des europäischen
tung des politischen Rahmens:                 zentrale Innovationstreiber für die europä­      Green Deal“
                                              ische Industrie und somit nicht nur eine
                                              zentrale Herausforderung, sondern vor
                                              allem auch eine Chance“, sagt Stefan Lech-
                                              tenböhmer.
                                              Die konsequente Fokussierung auf den
                                              von den Autoren vorgeschlagenen inte­
                                              grativen Ansatz mit seinen vier zentralen
                                              Säulen, kann die EU dabei unterstützen,
                                              in Europa eine treibhausgasneutrale
                                              Grundstoffindustrie aufzubauen. Zudem
                                              kann sie eine technologische Führungs-
                                              rolle in zentralen Zukunftsfeldern über-
                                              nehmen und sich auf den wachsenden
                                              Klimaschutzmärkten eine herausragende
                                              Position verschaffen. > mehr

                                                                                      Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 17
„       Es zeigte sich, dass Konflikte im Zusammenhang
                                           von Verlusten der biologischen Vielfalt und
                                           der Zerstörung natürlicher Lebensräume sowie
                                           sozialen Ungleichheiten am häufigsten auftraten.“
Bewusstsein für
                                            Jan-Hendrik Scheyl, Verfasser der Wuppertaler Studienarbeit Nr. 20
ganzheitlichen
Klimaschutz schaffen
––––––––
Trotz eines engen Zusammenhangs            re Bereiche übertragen, wie etwa dem           REINVENT-Projekt
zwischen dem Pariser Abkommen und          Transport- oder Industriesektor, um so         veröffentlicht Report
der Agenda 2030 sind Ziele des Klima-      weitere Zielkonflikte identifizieren zu
schutzes und die der nachhaltigen Ent-     können. Seine Ergebnisse deuten darauf         ––––––––
wicklung oft nicht effizient aufeinander   hin, dass die Standortwahl und der Ent-
abgestimmt. Dies kann zu Konflikten        scheidungsprozess über den Bau von             Die europäische Schwerindustrie hat
zwischen den Zielen führen. In der Wup-    Projekten im Bereich der erneuerbaren          Roadmaps veröffentlicht, in denen ihre
pertaler Studienarbeit Nr. 20 „Conflicts   Energien entscheidende Schritte sind,          Verbände aufzeigen, wie sie sich eine
of Climate Change Mitigation Actions       um Konflikte mit den SDGs zu vermeiden.        treibhausgasneutrale Zukunft ihrer Bran-
with the Sustainable Development Goals“ „Die Konflikte sind zahlreich und indi­vi­        chen vorstellen. Der Fokus der anvisier­-
untersucht Jan-Hendrik Scheyl dieses       duell, daher möchte ich im nächsten            ten Zukunftsbilder liegt dabei auf tech­
Thema in seiner Masterarbeit und gibt      Schritt die einzelnen, von mir aufgezeigten    nischen Innovationen. Die Roadmaps
einen systematischen Überblick über die    lokalen Konflikte genauer analysieren und      zeigen aber auch, dass eine solche Fokus-
Konflikte. In seiner Literaturrecherche    eine Entwicklung von möglichen Zielkon­        sierung zu einem enormen Mehrver-
im „Web of Science“ fand er rund 530       flikt-Vermeidungsstrategien erarbeiten. Ich    brauch an erneuerbaren Energien führen
Artikel, die 63 Konflikte zu drei Techno-  hoffe, dass sich Wissenschaft, Wirtschaft      wird. Diese Mengen sind in vielen Ener-
logien der erneuerbaren Energien mit       und Politik gemeinsam des Themas anneh­        gieszenarien noch nicht vorgesehen und
den Zielen nachhaltiger Entwicklung        men werden. Denn nur so können Konflik­        können zu weiterem Landverbrauch
(Sustainable Development Goals, SDGs)      te langfristig vermieden werden“, ergänzt      führen oder in neue internationale Im-
aufdeckten.                                Scheyl.                                        portabhängigkeiten münden.
Sein Überblick zeigt, dass Konflikte       Die Masterarbeit von Jan-Hendrik Scheyl        Das Projekt REINVENT verfolgt daher
für die Technologien der Solarenergie,     ist in der Reihe „Wuppertaler Studien­         das Ziel, ein breiteres Verständnis für
Windenergie und Wasserkraft unter-         arbeiten zur nachhaltigen Entwicklung“         den anstehenden Transformationspro-
schiedlich sind. „Obwohl im Rahmen         in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal            zess in der Schwerindustrie zu gewinnen.
einer Masterarbeit nur eine Teilbetrach­-  Institut und der Universität zu Köln im        Die Wissenschaftlerinnen und Wissen-
tung aller möglichen Konflikte machbar     Studiengang International Master of En-        schaftler nahmen regionale Implikationen,
ist, zeigte sich, dass Konflikte im Zusam­ vironmental Sciences (IMES) entstanden.        sektorenübergreifende Strategien sowie
menhang von Verlusten der biologischen     > mehr                                         soziale Innovationen bei der Entwick-
Vielfalt und der Zerstörung natürlicher                                                   lung ihrer Szenarien in den Blick.
Lebensräume (SDG 15) sowie sozialen                                                       Mit ihrem REINVENT-Report „Decar­bo­
Ungleichheiten (SDG 10) auf häufigsten                                                    nisation pathways for key economic
auftreten“, sagt Jan-Hendrik Scheyl.                                                      sectors“ zeichnen sie mögliche Entwick-
Seine Methodik lässt sich auch auf ande-                                                  lungspfade für die Stahl-, Kunststoff-
                                                                                          sowie die Papier- und Zellstoffindustrie
                                                                                          und veranschaulichen, wie einzelne
                                                                                          Standorte und Regionen mit teilweise
                                                                                          unterschiedlichen Technologien und
                                                                                          Strategien treibhausgasneutral werden
                                                                                          können. > mehr

18 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
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