Forschung und Aktivitäten Januar bis März 2020 - Wuppertal Institut
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 COP25: Ausführlicher Analysebericht zur Weltklimakonferenz in Madrid . . . . . . . . . . . . . . 4 Teams des Solar Decathlon Europe 21 stehen fest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Wuppertal Institut erneut unter den Top Ten im weltweiten Think-Tank-Vergleich . . . . . . . 6 Projekt SOLUTIONSplus: Elektromobilität in Städten integrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Neue Website zum Forschungsprojekt DiLink . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 WAVE-Wanderausstellung macht Zwischenstopp im Foyer des Wuppertal Instituts . . . . . . 7 Tagungen und Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wuppertal Lunch als Webinar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Zukunftsforum Ecornet: KI2 – neue Intelligent für die Nachhaltigkeitstransformation? . . . 9 Urbaner Umweltschutz: Gemeinsame Herausforderungen und innovative Lösungen? . . . 9 Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ 2020 ausgelobt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Abschlusssymposium des SciShops-Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 116. Energiegespräch am Reichstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung: Arbeitskreis „Zukunftsstrategien“ . 11 Buch zum Symposium anlässlich des 80. Geburtstags von Ernst Ulrich von Weizsäcker . 12 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Wuppertal Institut unterstützt bei erster umweltpolitischer Digitalagenda . . . . . . . . . . . . 13 Folgen der Corona-Pandemie und Klimaschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Kunstausstellung zur Nachhaltigkeit – Schülerkunst am Wuppertal Institut . . . . . . . . . . . 15 Christa Liedtke übernimmt Vorsitz der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 . . . 16 Top-Ten-Publikationen 2019 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Green Deal: Zusammenspiel von Industrie- und Klimapolitik erforderlich . . . . . . . . . . . . 17 Bewusstsein für ganzheitlichen Klimaschutz schaffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 REINVENT-Projekt veröffentlicht Report . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 MISEREOR-Ausstellung „Glänzende Aussichten“ am Wuppertal Institut . . . . . . . . . . . . . . 19 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 1/2020 Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite Wuppertal Institut/C. Hasken Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 E-Mail: info@wupperinst.org Internet: wupperinst.org
Liebe Leserinnen und Leser, die Digitalisierung zählt zu den zentralen Veränderungs- Die Corona-Pandemie trifft Deutschland, Europa und die dynamiken des 21. Jahrhunderts. Sie führt zu vielen Welt zu einer Zeit, in der es ohnehin eine Vielzahl an neuen Herausforderungen, bietet aber auch eine große gewaltigen Herausforderungen zu lösen gilt – neben der Gestaltungschance und ist gerade jetzt von essentieller Digitalisierung betrifft das vor allem den Klimaschutz. Bedeutung für eine nachhaltige Entwicklung. Denn Dazu entwickelte das Wuppertal Institut ein Drei-Phasen- in diesem Jahrzehnt entscheidet sich, ob wir den Hebel Modell: während der Pandemie müssen primär die noch umlegen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen gesundheitlichen Folgen begrenzt und die Gesundheits- können. Digitalisierung kann einen wichtigen Lösungs- versorgung sichergestellt werden. Kurz- und mittelfristig beitrag dazu leisten, wenn sie intelligent gelenkt wird. gilt es die ökonomische Krisenabwehr zu gewährleisten Wie die Digitalisierung klimafreundlich und nachhaltig und die Wirtschaft arbeitsfähig zu halten. Langfristig gestaltet werden kann, gewinnt dabei mehr und mehr sollte es dann zielorientierte Konjunkturprogramme mit an Bedeutung und gehört auf die politische Agenda. In dem Fokus auf die ohnehin notwendigen Transforma diesem Zusammenhang stellten Bundesumweltminis- tionsprozesse geben. Finanzielle Mittel sollten im Rahmen terin Svenja Schulze und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, der Konjunkturprogramme nicht nach dem „Gießkan- wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal nenprinzip“ verteilt werden, sondern gezielt und zu- Instituts, am 2. März 2020 in Berlin die umweltpolitische kunftsgerichtet für dringend notwendige Investitionen Digitalagenda des Bundesumweltministeriums (BMU) in den weiteren Ausbau der Digitalisierung und den Kli- vor. Sie enthält mehr als 70 konkrete Maßnahmen und maschutz erfolgen. Welche Kriterien und Maßnahmen ist die erste Strategie in Europa, die Digitalisierung und es dafür braucht, fasst das Diskussionspapier „Folgen der Umweltschutz konsequent miteinander verbindet. Das Corona-Krise und Klimaschutz“ des Wuppertal Instituts Bundesumweltministerium entwickelte die Agenda mit zusammen. Aus der Krise kann eine Chance werden, rund 200 Expertinnen und Experten. Das Wuppertal zunächst gilt aber die Fokussierung auf den Gesundheits- Institut hat das Ministerium dabei intensiv begleitet und schutz, national wie global. wissenschaftlich beraten und konzipierte die fachlich- wissenschaftlichen Beiträge auf Grundlage seiner breiten Vielen Dank für Ihr Interesse Expertise in den relevanten Handlungsfeldern der Ener- Brigitte Mutert-Breidbach, Uwe Schneidewind gie-, Klima-, Verkehrs- und Ressourcenpolitik sowie zu und Manfred Fischedick (Geschäftsleitung) den digitalen Aspekten der Nachhaltigkeitstransformation. Die Digitalisierung und digitale Technologien rücken schlagartig weiter in den Fokus, seitdem das Corona- Virus die Welt, Europa und Deutschland erreichte: Seither gehören Homeschooling und Homeoffice für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler sowie für die arbeitende Bevölkerung in Deutschland zum Alltag. Wir alle lernen täglich mit den neuen Technologien besser umzugehen. Noch ist aber unklar, ob und wie die ver- änderten Verhaltensweisen und die damit verbundenen Änderungen wie ein verringgerter Verkehrsaufwand über die Corona-Krise hinweg Bestand haben werden. Quelle: www.eventfotograf.in / ©JRF e.V. Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 3
COP25: Ausführlicher Analysebericht zur Welt- Greta Thunberg auf dem Podium der COP25. Copyright: Photo by IISD/Kiara Worth klimakonferenz in Madrid (enb.iisd.org/climate/cop25/enb/11dec.html) –––––––– Die 25. Konferenz des internationalen ren sollte der Prozess gestartet werden, Klimaregimes (Conference of the Parties, die Klimaschutzbeiträge der einzelnen 1.5 COP25) fand vom 2. bis 15. Dezember Staaten zu stärken. Der Bericht des Wup- 2019 in Madrid (Spanien) statt. Die Wis- pertal Instituts analysiert die Verhand- COP25 in Search of Lost Time for Action senschaftlerinnen und Wissenschaftler lungen zu beiden Themen und diskutiert des Wuppertal Instituts waren vor Ort darüber hinaus auch weitere Klima- und veröffentlichten nach ihrer Kurzana- schutzaktivitäten staatlicher und nicht- lyse im Februar 2020 ihre detaillierte staatlicher Akteurinnen und Akteure. Analyse zu den zentralen Konferenzer- Obwohl die Konferenz einen neuen An Assessment of COP25 in Madrid gebnissen unter dem Titel „COP25 in Überstundenrekord in der Geschichte Search of Lost Time for Action“. der Klimaverhandlungen erreichte, wur- Wolfgang Obergassel Christof Arens Christiane Beuermann Die chilenische Präsidentschaft der Kon- de sie nicht der zunehmenden öffent Lukas Hermwille Nicolas Kreibich Hermann E. Ott ferenz hatte die Verhandlungen unter lichen Forderung nach einem raschen und Meike Spitzner das Motto „Time for Action“ gestellt und starken Klimaschutz gerecht. Sie schei- dabei zwei Hauptziele: Zum einen soll- terte zudem an ihrem formellen Mandat, ten die noch fehlenden Teile der Detail- das Pariser Regelwerk fertig zu stellen. regeln für die Umsetzung des Pariser Ab- Eine Rekordzahl von Fragen blieb unge- Analysebericht „COP25 in Search kommens vereinbart werden. Zum ande- löst, die auf die nächste Sitzung verscho- of Lost Time for Action“ zur COP25 ben wurden. Die COP25 machte damit in Madrid deutlich, wie viel Arbeit sowohl auf nati- onaler als auch auf internationaler Ebe- ne noch bewältigt werden muss, sofern 2020 eine Intensivierung des Klima- schutzes erreicht werden soll, die mit dem langfristigen Ziel des Pariser Ab- kommens vereinbar ist. > mehr 4 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
„ In einem Jahrhundert der Urbanisierung und des Klimawandels liegt die Zukunft der Menschheit auch und besonders in den Städten.“ Dr. Daniel Lorberg, SDE21-Projektleiter an der Bergischen Teams des Solar Decathlon Universität Wuppertal Europe 21 stehen fest –––––––– Eine internationale Fachjury hat Anfang vor dem Hintergrund des Klimawandels konzeptionieren und zu planen. Im Au- Januar 2020 aus einer Vielzahl an Bewer- die Energiewende in urbanen Quartieren gust 2021 werden schließlich repräsenta- bungen 18 Hochschulteams aus elf Län- voranzubringen und so gemeinschaftlich tive Ausschnitte der Gesamtgebäude im dern zur Teilnahme am Solar Decathlon lebenswerte und zukunftsfähige Städte zu Maßstab 1:1 auf dem Areal des Utopia- Europe 21 (SDE 21) in Wuppertal ausge- schaffen. Gefördert vom Bundesministe stadt Campus‘ aufgebaut und betrieben. wählt. Neben Teams aus Europa und Asi- rium für Wirtschaft und Energie (BMWi), Während die voll funktionsfähigen Häu- en konnten auch sechs deutsche Teams geht das Projektteam der Bergischen Uni- ser für das Publikum offen und erlebbar mit innovativen Konzepten überzeugen. versität Wuppertal in Kooperation mit der sind, treten die Teams in zehn Wettbe- Der Zehnkampf für nachhaltiges Bauen Stadt Wuppertal, dem Wuppertal Institut, werbsdisziplinen gegeneinander an. Be- und Leben, der 2002 in den USA ins Le- der Initiative Utopiastadt, den Wupper wertet werden unter anderem die Archi- ben gerufen wurde, findet 2021 weltweit taler Stadtwerken und der Neuen Effizienz tektur, die Nachhaltigkeit und die Inno- zum 21. Mal statt. Nach Austragungsor- GmbH dabei neue Wege. vation der Gebäude, aber auch die ten wie Madrid und Versailles kommt die Die 18 ausgewählten Teams haben rund Passgenauigkeit auf soziale Fragen. europäische Fassung des Wettbewerbs eineinhalb Jahre Zeit ihre Gebäude zu > mehr nun erstmals mit neuem urbanem Profil nach Deutschland. „Wir sind überwältigt vom internationalen Interesse an unserem urbanen Solar De cathlon Europe 21. In einem Jahrhundert der Urbanisierung und des Klimawandels liegt die Zukunft der Menschheit auch und besonders in den Städten. Es ist notwendig, jetzt aktiv die urbane Energiewende umzu setzen. Wir sind dankbar, dies gemeinsam mit engagierten Menschen aus aller Welt tun zu dürfen“, sagt Projektleiter Dr. Da- niel Lorberg von der Bergischen Univer- sität Wuppertal. Innovative Ideen für eine nachhaltige, energieeffiziente und sozial verträgliche Architektur stehen beim Solar Decathlon Europe 21 im Mittelpunkt. Das Ziel ist es, Die Projektverantwortlichen (von links): Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss, Dr.-Ing. Katharina Simon und Dr. Daniel Lorberg von der Bergischen Universität Wuppertal freuen sich auf die Arbeit mit den 18 Teams beim Solar Decathlon Europe 21, der 2021 erstmalig in Deutschland, Wuppertal, stattfindet. Quelle: SDE21 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 5
Projekt SOLUTIONSplus: Elektromobilität in Städten integrieren –––––––– Anfang Januar 2020 startete das interna- tionale Projekt SOLUTIONSplus, welches die Transformation zu einer nachhalti- gen Mobilität im internationalen Kontext unterstützen soll. Im Rahmen des von der Europäischen Union (EU) geförder- Wuppertal Institut erneut ten Projekts arbeiten 45 Partner sowie unter den Top Ten im weltweiten über 100 assoziierte Partner gemeinsam Think-Tank-Vergleich an diesem transformativen Wandel mit- hilfe von innovativen und integrierten Das Wuppertal Institut erreichte beim „Global Go To Think Elektromobilitätslösungen. Das Projekt- Tank-Ranking 2019“ der University of Pennsylvania zum drit- team besteht aus lokalen Behörden, ten Mal in Folge einen Top-Ten-Platz und bestätigte damit die Wissens- und Finanzpartnern, Industrie, gute Position des Vorjahresrankings. In dem globalen Ranking Netzwerken und internationalen Orga von Denkfabriken belegt das Wuppertal Institut Platz 9 in der nisationen. Die Projektbeteiligten verfol- Kategorie Umweltpolitik. Damit zählt es zu den renommiertes- gen das Ziel, die Verfügbarkeit öffent ten Forschungs- und Beratungsinstituten weltweit. licher und gemeinsam genutzter Elektro- Die University of Pennsylvania veröffentlicht jedes Jahr einen fahrzeuge zu erhöhen. Außerdem ar- Report, in dem sie die besten Denkfabriken – sogenannte beiten sie an Effizienzverbesserungen Think Tanks – kürt. Der alljährliche „Global Go To Think Tank und unterstützen die Integration ver- Index Report“ des Think Tanks and Civil Societies Program schiedener Arten von Elektromobilität in (TTCSP) erforscht, welche Rolle Politikforschungsinstitute in städtischen Gebieten, die den Bedürfnis- Regierungen und Zivilgesellschaften weltweit spielen. Insge- sen der Nutzenden und den lokalen Be- samt nahmen in diesem Jahr weltweit über 1.700 politische dingungen in Europa, Asien, Afrika und Entscheidungsträgerinnen und -träger, Journalistinnen und Lateinamerika entsprechen. Journalisten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Das Projekt umfasst Demonstrationen öffentliche und private Geldgeber als Expertinnen und Exper- auf städtischer Ebene, um verschiedene ten an der Befragung teil. Arten von innovativen und integrierten Das Wuppertal Institut wurde erneut in die Top Ten gewählt Elektromobilitätslösungen zu testen, und zählt zu den weltweit führenden internationalen Think ergänzt durch eine umfassende Toolbox, Tanks der Kategorie „TOP Environment Policy Think Tank“. Kapazitätsentwicklung und Replikations- Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Ge- aktivitäten. Die Demonstrationsmaßnah- schäftsführer des Wuppertal Instituts, sagt: „Wir freuen uns men werden in Hanoi (Vietnam), Pasig sehr, dass die Stimme des Wuppertal Instituts auch internatio (Philippinen), Lalitpur/Kathmandu nal Gehör findet und damit die Arbeit und das hohe Engage (Nepal), Nanjing (China), Kigali (Ruan- ment der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Insti da), Dar es Salaam (Tansania), Quito tuts honoriert werden. Da viele der ökologischen Herausforde (Ecuador), Montevideo (Uruguay), Mad- rungen wie insbesondere der Klimaschutz nur auf globaler rid (Spanien) und Hamburg (Deutsch- Ebene gelöst werden können, ist es für uns von extrem hoher land) durchgeführt. > mehr Bedeutung wissenschaftliche Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie Handlungsoptionen konkret aufzeigen, die dann welt weit aufgegriffen werden können.“ > mehr 6 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
WAVE-Wanderausstellung macht Zwischen- stopp im Foyer des Wuppertal Instituts Am 29. und 30. Januar 2020 zeigte das Wuppertal Institut die Ausstellung „WAVE – Wissen, Anwenden, Verstehen und Erfahren von Künstlicher Intelligenz“ im Foyer des Wuppertal Instituts. Zu sehen waren verschiedene Lernstationen, die alltags- und arbeitsweltliche Auswirkungen von KI-Systemen insbesondere für Schüler und Schülerinnen, Auszubildende, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Berufsbildende erfahr- bar, erlebbar und nutzbar machen. Die Ausstellung wurde im Neue Webseite zum Rahmen des Wissenschaftsjahres 2019 zum Thema „Künstliche Forschungsprojekt DiLink Intelligenz“ (KI) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und wurde in Zusammenarbeit –––––––– mit dem IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologie bewertung sowie dem DFKI – Deutsches Forschungszentrum Offiziell wird rund die Hälfte des in für Künstliche Intelligenz konzipiert. > mehr Deutschland verwendeten Kunststoffes recycelt, der Anteil wiedereingesetzter Prof. Dr. Uwe Schnei Rezyklate – also der aufbereiteten Kunst- dewind besuchte stoffe – in Produkten ist jedoch sehr die Ausstellung „WAVE gering. Oftmals liegt das daran, dass – Wissen, Anwenden, wichtige Informationen zur Zusammen- Verstehen und Erfahren von Künstli- setzung und Reinheit der Kunststoff- cher Intelligenz“ im Rezyklate fehlen. Wie sich die Verwen- Foyer des Wuppertal dung von recycelten Kunststoffen in Instituts. Quelle: Herstellungsprozessen mithilfe digitaler Wuppertal Institut Anwendungen verbessern lässt, analy- siert das Projekt „DiLinK“. Sensortechnik, Datenanalyse und Prozessmanagement sollen die Informationen und Prozesse schaffen, die helfen, rezyklierte Kunst- stoffe richtig zu verwenden. Informatio- nen rund um das Forschungsprojekt bündelt seit Anfang des Jahres die neue Website und berichtet über neue Er- kenntnisse und Veranstaltungen rund meinden haben die Befragung ausgefüllt, um DiLinK. NRW-Gemeindestudie mit 24 Kommunalvertreterinnen und Das Projekt greift den Handlungsbedarf beleuchtet Megatrends: -vertretern davon wurden auch vertie auf und erarbeitet eine anwendungs Erkenntnisse des fende Interviews geführt. Die Gemeinde- orientierte Systemlösung zur Steigerung EnerTrend-Projekts studie „Energiewende und globale Me- des Rezyklateinsatzes. Diese ermöglicht gatrends in NRW“ fasst die Ergebnisse in ein Wertschöpfungsnetzwerk mit erhöh- –––––––– einer Broschüre zusammen. Für die ter Informationstransparenz, welches Untersuchung wurden kommunale Ent- Transaktionskosten und Qualitätsrisiken Im Rahmen des Projekts „EnerTrend“ scheidungsträgerinnen und -träger aus für die Verwendung von Sekundärma führten die Forschenden im Sommer NRW, wie Dezernatsleitungen aus Pla- terialien reduziert. 2019 eine Gemeindestudie zum Thema nung und Umwelt, Abteilungsleitungen Das DiLinK-Projekt wird vom Bundes „Globale Megatrends und Energiewende aus Stadtwerken oder Bürgermeisterin- ministerium für Bildung und Forschung in NRW“ durch. Die Gemeindestudie nen und Bürgermeister, zu den Trend (BMBF) innerhalb des Rahmenpro- bestand sowohl aus einer Online-Befra- themen Digitalisierung, soziale Un- gramms „Forschung für Nachhaltige gung, zu der die 396 Gemeinden in gleichheiten, Übernutzung natürlicher Entwicklung“ (FONA) gefördert. Nordrhein-Westfalen (NRW) aufgerufen Ressourcen sowie Urbanisierung und > mehr wurden. Rund 16 Prozent, also 64 Ge- demografischer Wandel befragt. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 7
Wuppertal Lunch als Webinar –––––––– Der Wuppertal Lunch „Klimapolitisches der USA stellt sich die Frage, ob die EU tal Institut, übernahm Wolfgang Ober- Domino zwischen Berlin, Brüssel und die Rolle des Antreibers übernehmen gassel, Co-Leiter des Forschungsbereichs Glasgow“ fand am 31. März 2020 erst- kann. Im zweiten Halbjahr kommt Internationale Klimapolitik am Wupper- malig in Form eines Webinars statt. The- Deutschland als Inhaber der EU-Ratsprä- tal Institut, die Einführung „Fahrplan ma des Webinars war die auf das kom- sidentschaft hierbei eine wesentliche nach Glasgow“. Anschließend nahmen mende Jahr verschobene Weltklimakon- Rolle zu. zwei Impulsvorträge die Voraussetzun- ferenz und der hierfür erforderliche Folgende Fragen standen deswegen wäh- gen auf europäischer und deutscher Ebe- Fahrplan. Denn das Pariser Klimaabkom- rend der Veranstaltung im Vordergrund: ne in den Blick. Jennifer Tollmann von men steht vor einer Nagelprobe: Die Kli- Wie gelingt es eine Kaskade steigender E3G ging dabei auf die europäische Sicht maschutzbeiträge Deutschlands, der Eu- Klimaschutzambitionen in Gang zu set- ein und Lutz Weischer von Germanwatch ropäischen Union und der meisten ande- zen? Welchen Beitrag muss und kann die stellte in seinem Impulsvortrag die deut- ren Staaten sind bisher deutlich zu EU zum Erfolg der Glasgower Konferenz sche Ebene dar. Anschließend diskutier- schwach. Damit werden die gesteckten leisten? Welche Voraussetzungen müs- ten die Expertinnen und Experten mit Ziele des Abkommens verfehlt, den glo- sen hierfür auf europäischer und deut- den Gästen über das Thema. Die Mode- balen Temperaturanstieg auf deutlich scher Ebene geschaffen werden? ration des Webinars übernahm Lukas unter 2 Grad Celsius oder besser noch Nach der Begrüßung von Timon Weh- Hermwille, Projektleiter im Forschungs- auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Da- nert, Leiter des Büro Berlin am Wupper- bereich Internationale Klimapolitik am her müssen in diesem Jahr die Staaten Wuppertal Institut. Das Webinar ist als ihre Beiträge deutlich verschärfen. Bei Aufzeichnung im YouTube-Kanal des der ursprünglich im November 2020 Wuppertal Instituts zu finden. > mehr stattfindenden Klimakonferenz in Glas- gow sollte eine Bilanz gezogen werden. Die wesentlichen nationalen und inter- nationalen Prozesse müssen allerdings bereits vorher abgeschlossen werden. Die Vorbereitung des Pariser Abkom- mens ist entscheidend durch die damali- ge Annäherung der USA und China vor- angetrieben worden. Nach dem Ausfall 8 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Das Forschungsprojekt „Urbaner Umweltschutz im internationalen Kontext“ analysiert den Stellenwert von Umweltbelangen in verschie denen Ländern. Quelle: Getty Images Urbaner Umweltschutz: Gemeinsame Herausforderungen und innovative Lösungen? –––––––– Während der Abschlusskonferenz „Envi- ronmental Protection in Cities: Common Challenges and Innovative Solutions“ stellten die Projektbeteiligten die Ergeb- nisse des Projekts „Urbaner Umwelt- schutz im internationalen Kontext“ am 5. März 2020 vor und diskutierten mit den Gästen. Das Forschungsprojekt ana- lysiert den Stellenwert von Umweltbe- Zukunftsforum Ecornet: KI2 – langen in der Stadtentwicklung in Brasi- neue Intelligenz für die lien, Russland, Indien, China, Südafrika und Indonesien. Das Wuppertal Institut Nachhaltigkeitstransformation? setzt dieses Vorhaben im Auftrag des –––––––– Umweltbundesamtes um. Die Veranstaltung thematisierte Hand- Die Digitalisierung als eine der zentralen mit kritischem Blick und auf der Suche lungsbedarfe und Lösungsansätze für Veränderungsdynamiken des 21. Jahr- nach unkonventionellen Lösungen. Das zentrale Umweltprobleme und ihre hunderts ist in der Lage, die sozial-ökolo- Zukunftsforum Ecornet „KI2 – neue In- Wechselbeziehung zur Stadtentwicklung gische Transformation ebenso zu ermög- telligenz für die Nachhaltigkeitstransfor- in verschiedenen internationalen Län- lichen wie radikal zu konterkarieren. Ih- mation?“ aus dieser Reihe fand am 12. dern und reflektierte Übertragbarkeiten re Gestaltung wird damit zu einer Februar 2020 statt. innovativer Strategien. Im Fokus standen Kernaufgabe der Nachhaltigkeitspolitik. Nach der Begrüßung von Thomas Kor- dabei die unterschiedlichen Erfahrungs- Es sind in der jetzigen Entwicklungspha- bun, Wissenschaftlicher Geschäftsführer hintergründe der Teilnehmenden. Das se der Digitalisierung vor allem aus Da- des Instituts für ökologische Wirtschafts- Konferenzprogramm stellte neben den ten lernende Systeme der Künstlichen forschung (IÖW) und Co-Sprecher des Forschungsergebnissen des Wuppertal Intelligenz (KI), die den digitalen Trans- Ecornet, hielt Dr.-Ing. Stephan Ramesohl, Instituts vor allem Beiträge von Vertrete- formationsprozess enorm beschleunigen Co-Leiter des Forschungsbereichs Digi rinnen und Vertretern der Partnerländer und verschärfen. Klug eingesetzt, kann tale Transformation in der Abteilung vor, die innovative Lösungen zu Themen KI eine neue Qualität von Lösungsstrate- Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Insti- des urbanen Umweltschutzes in ihrem gien erreichen. Doch braucht es dafür tut, einen Impulsvortrag zur (digitalen) lokalen Kontext präsentierten. Dabei nicht zuerst eine neue Kollektive Lö- Intelligenz für die Nachhaltigkeitstrans- wurde thematisiert welche Rolle die lo- sungsintelligenz, um KI auf die relevan- formation. Anschließend sprach Dr. Juan kale Ebene im politischen Mehrebenen- ten Probleme der nachhaltigen Transfor- Bernabe Moreno, Global Head of Data system für Klima- und Umweltschutz mation von Organisationen, Wirtschafts- and Analytics – Chief Data Officer bei spielt. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, systemen und Infrastrukturen E.ON, über „Data Driven Sustainability“ wissenschaftlicher Geschäftsführer des anzusetzen? Über diese und viele weite- und Thomas Ramge, Autor und Research Wuppertal Instituts, hielt eine Keynote- re Themen diskutierten die rund 90 Teil- Fellow am Weizenbaum Institut, ging in Rede. Darüber hinaus moderierten nehmende des vierten Zukunftsforums seinem Impulsvortrag auf „Digitale Am- Dr. Oliver Lah und Dr. Frederic Rudolph, Ecornet. Die Veranstaltungsreihe des bivalenz“ ein. > mehr beide im Forschungsbereich Mobilität Ecological Research Networks (Ecornet) und internationale Kooperationen am debattiert aktuelle umwelt- und nachhal- Wuppertal Institut, die thematischen tigkeitspolitische Herausforderungen – Sessions. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 9
Neben dem Preisgeld von 25.000 Euro erhält die Gewinnerin oder der Gewinner eine Skulptur, die aus den Stahl-Schienen der im Jahr 1898 erbauten Wuppertaler Schwebebahn geschmiedet wurde. Quelle: Wuppertal Institut/S. Michaelis Forschungspreis „Transformative Wissenschaft“ 2020 ausgelobt Zum vierten Mal vergibt das Abschlusssymposium Wuppertal Institut den Forschungspreis des SciShops-Projekts „Transformative Wissenschaft“. Transformative Wissenschaft versteht sich als eine Wissen- –––––––– schaft, die mit inter- und transdisziplinären Methoden gesell- schaftliche Veränderungen anstößt, begleitet und für die Beim internationalen Symposium und Veränderungsprozesse relevante Stakeholder „empowert“. Projektabschlusstreffen des EU-Projekts Der Preis richtet sich in 2020 an Forscherinnen und Forscher „SciShops“ diskutierten 18 Konsortiums- sowie Teams, die sich in ihrer transformativen Forschung partner mit Expertinnen und Experten mit Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekten und deren sowie weiteren Stakeholdern die zentra- gesellschaftlichen Implikationen beschäftigten und dabei len Ergebnisse. Die Veranstaltung fand eng mit relevanten Akteuren auf diesem Gebiet zusammen am 30. und 31. Januar 2020 an der Uni- arbeiten. Gesucht sind Einzelpersönlichkeiten und Teams, versität Brescia statt und stellte eine die mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten oder einzelnen Pro- Plattform für die Entwicklung von Fähig- jekten gesellschaftliche Veränderungsprozesse beeinflusst keiten, den Wissensaustausch und die haben und die herausragende transformative Forschung Vernetzung im Kontext von Wissen- auch in Zukunft erwarten lassen. Das Preisgeld in Höhe von schaftsläden und dem zugrunde liegen- 25.000 Euro soll helfen, Freiräume und Ressourcen für die den Ansatz einer Community-basierten, Umsetzung von Projektideen im Bereich transformativer partizipativen Forschung (Community- Forschung zu schaffen. based participatory research, CBPR) dar. Die Jury bewertet die Qualität und den Innovationsgrad des Insgesamt zehn Institutionen aus dem transformativen Forschungsansatzes sowie die gesellschaft Projektkonsortium stellten sich der Her- liche Relevanz des Themas. Darüber hinaus sind die transfor ausforderung einen eigenen Wissen- mativen Wirkungen maßgebend für die Bewertung. Forscher- schaftsladen dieses Ansatzes aufzubauen teams oder einzelne Personen können sich bis zum 1. Juni und präsentierten beim Abschlusstreffen 2020 bewerben. > mehr ihren Entwicklungsstand. In interaktiven Workshops reflektierten die Teilnehmen- den die Themen und Formate im Kontext von CBPR kritisch. Während der Konferenz leitete Markus Kühlert, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Produkt- und Kon- sumsysteme in der Abteilung Nachhalti- ges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut, den Workshop „From Community-based participatory research to sustainability innovations“. Er stellte auch den Entwicklungsstand des Science Shops des Wuppertal Instituts vor, der im Forschungsbereich Innovationslabore des Instituts verankert ist. > mehr 10 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des 116. Energiegespräch Wuppertal Instituts. Quelle: Wuppertal Institut/A. Riesenweber am Reichstag –––––––– Während des 116. Energiegesprächs am greifende und unideologische Dialog Nationale Wasserstoffstrategie Reichstag am 17. Januar 2020 hielt Prof. zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, der Bundesregierung: Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen- Medien, Diplomatie und Politik über die schaftlicher Geschäftsführer des Wup- aktuellen energiepolitischen Fragen – Arbeitskreis „Zukunftsstrategien“ pertal Instituts, eine Keynote und disku- und dadurch die Wegbereitung für einen –––––––– tierte im Anschluss mit Philipp Schlüter, tragfähigen Energiekonsens in der Ge- Vorstandsvorsitzender TRIMET Alumini- sellschaft. Leitschnur der Gespräche sind Bereits seit dem vergangenen Jahr arbei- um SE, und Dr. Joachim Pfeiffer, Wirt- die klimapolitischen Ziele der Europä tet die Bundesregierung an einer na schafts- und energiepolitischer Sprecher ischen Union und der Bundesregierung. tionalen Wasserstoffstrategie. Mit dieser CDU/CSU – Bundestagsfraktion, über Ein Schwerpunkt liegt daher bei den Strategie soll der geeignete Rahmen da- die stromintensive Grundstoffindustrie Fragen der Energieeffizienz und der er- für geschaffen werden, um das Potenzial im Spannungsfeld zwischen Klimaschutz neuerbaren Energien. Gleichzeitig aber von grünem und blauem Wasserstoff und Wettbewerbsfähigkeit. geht es um die Verbesserung der Wett zur CO2-Reduktion in verschiedensten Die Energiegespräche am Reichstag fin- bewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die euro- Prozessen und Anwendungsbereichen den in Kooperation mit der American päische Harmonisierung, die Energie optimal zu unterstützen. Im Rahmen des Chamber of Commerce in Germany und sicherheit und die Akzeptanz in der Bevöl- Arbeitskreises „Zukunftsenergien“ am energate seit 2009 einmal im Monat in kerung. > mehr 12. Februar 2020 diskutierten die Teilneh- der Parlamentarischen Gesellschaft, di- menden darüber, ob die Bundesregie- rekt gegenüber dem Reichstag, statt. Ziel rung aus Sicht verschiedener Stakehol- der von Friedbert Pflüger und Janusz der die richtigen Weichen gestellt hat Reiter geleiteten Gesprächsrunden in und Wasserstoff zum Gelingen der Ener- einem kleinen Kreis ist der parteiüber giewende beitragen kann. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wis- senschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, gab in diesem Rah- men sein Statement zur nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregie- rung ab. Dabei ging er auf die Bedeu- tung von Wasserstoff zur Erreichung der Klimaschutzziele sowie die dafür benö tigten Rahmenbedingungen ein und gab dafür Impulse. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 11
Buch zum Symposium anlässlich des 80. Geburtstags von Ernst Ulrich von Weizsäcker erschienen –––––––– Darüber hinaus enthält das Buch die Reden von Bundesumweltministerin Die Herausforderungen, die Klimawandel, Bundesforschungsministerium, und Svenja Schulze, dem ehemaligen Globalisierung, Digitalisierung, Arten- Dr. Carsten Polenz, Vice President der Bundespräsidenten Horst Köhler sowie sterben, ökonomische Ungerechtigkeit SAP, zum Thema „Digitalisierung und dem Club-of-Rome-Ehrenpräsident oder Sicherheit mit sich bringen sind Nachhaltigkeit“ sowie zum Workshop Anders Wijkman, und zwei Interviews, erheblich. Das Symposium „Wir sind dran von Prof. Dr. Peter Hennicke, Senior darunter eines von Dr. Eckart von – Inspirieren – Reflektieren – Handeln“ Advisor am Wuppertal Institut, und Mojib Hirschhausen, welches er 2018 für anlässlich des Geburtstages von Prof. Dr. Latif zum Thema „Klima: Neue Wege bei den SPIEGEL mit Ernst Ulrich von Ernst Ulrich von Weizsäcker informierte Energie, Mobilität und Energieeffizienz“. Weizsäcker führte. > mehr Ende Juni 2019 über die großen Heraus- forderungen in Umwelt, Klima, Gesell- schaft und Nachhaltigkeit. Ernst Ulrich von Weizsäcker, anerkannter und enga- gierter Vordenker sowie Gründungspräsi- dent des Wuppertal Instituts, setzt sich seit Jahrzehnten mit diesen Themen feldern auseinander und entwickelt Ant- worten. Die Beiträge des Symposiums sind im März 2020 in Form eines gebundenen Buchs erschienen. Darin sind neben Bei- trägen von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Mojib Latif, Präsident des Deutschen Club of Rome, auch Zu- sammenfassungen aller Workshops zu finden, wie etwa zum Workshop von Dr.- Ing. Stephan Ramesohl, Co-Leiter des Forschungsbereichs Digitale Transforma- tion in der Abteilung Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut, Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker, Abteilungsleiterin im Die Beiträge des Symposiums „Wir sind dran“ anlässlich des 80. Geburtstags von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker sind als gebundenes Buch erschienen. Quelle: Wuppertal Institut 12 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Forschungs -produkte Wuppertal Institut unterstützt Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei erster umweltpolitischer Digitalagenda –––––––– Schon in wenigen Jahren könnte die Digi- talbranche weltweit mehr CO2-Emissionen verursachen als der Pkw-Verkehr. Wie lässt sich die Digitalisierung klimafreund- lich und nachhaltig gestalten? Diese Frage gewinnt mehr und mehr an Bedeutung und gehört auf die politische Agenda. Bun- desumweltministerin Svenja Schulze und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen- schaftlicher Geschäftsführer des Wupper- tal Instituts, stellten dazu am 2. März in Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick (links), wissenschaftlicher Geschäftsführer des Berlin die umweltpolitische Digitalagenda Wuppertal Instituts, und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (Mitte) und des Bundesumweltministeriums (BMU) Dr. Gregor Mayntz (Rheinische Post, rechts im Bild), Vorsitzender der Bundespresse vor. Sie enthält mehr als 70 konkrete Maß- konferenz. Quelle: Wuppertal Institut/C. Hasken nahmen und ist die erste Strategie in Euro- pa, die Digitalisierung und Umweltschutz konsequent miteinander verbindet. Das Bundesumweltministerium entwickelte sie intelligent lenken. Dabei geht es darum, Rechenzentren erstellen, als Daten- die Agenda mit rund 200 Expertinnen und den stark steigenden Energie- und Ressour grundlage für künftige Effizienzvorga- Experten. Das Wuppertal Institut hat das cenbedarf der Digitalisierung zu verringern, ben. Smartphones und Tablets sollen Ministerium dabei intensiv begleitet und die positiven Gestaltungskräfte der Digita durch neue Regeln auf EU-Ebene ein wissenschaftlich beraten. lisierung zum Wohl der Umsetzung von längeres Leben bekommen. Im Rahmen „Wir beobachten derzeit, dass der Hand- Transformationsprozessen zu bündeln und der EU-Ökodesign-Richtlinie soll vor lungsdruck in zentralen ökologischen das Innovationspotenzial zielorientiert geschrieben werden, dass Hersteller Handlungsfeldern wie dem Klimaschutz auszuschöpfen. Mit dem Grundprinzip Akkus und Displays austauschbar ma- von Jahr zu Jahr ansteigt“, erläutert Pro ‚Digitalisierung mit Maß und (!) Ziel‘, wie chen und für eine Mindestfrist Ersatztei- fessor Fischedick. „In diesem Jahrzehnt sie die umweltpolitische Digitalagenda le oder Updates anbieten müssen. Das entscheidet sich, ob wir den Hebel noch um- verkörpert, kann Deutschland eine wichtige BMU setzt sich in diesem Rahmen auch legen und die Nachhaltigkeitsziele erreichen Vorreiterrolle in Europa übernehmen und für eine „Garantieaussagepflicht“ ein. können. Digitalisierung kann einen wich eine hohe Multiplikatorenwirkung auf Darüber hinaus enthält die Agenda auch tigen Lösungsbeitrag dazu leisten, wenn wir globaler Ebene erzielen.“ Vorschläge für umweltfreundlicheres On- Die Maßnahmen sollen helfen, die line-Shopping und Streaming. > mehr Digitalisierung für den Umweltschutz zu nutzen. So soll beispielsweise das Umweltbundesamt ein Register für Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 13
Diskussionspapier | März 2020 Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz – Langfristige Zukunftsgestaltung im Blick behalten Wirtschaftliche Hilfen geschickt lenken und Synergiepotenziale für dringend notwendige Folgen der Zukunftsinvestitionen ausschöpfen Corona-Pandemie Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick Prof. Dr. Uwe Schneidewind und Klimaschutz –––––––– Autowerke stellen ihre Produktion ein, die Börse stürzt ab, überall sind leere Straßen und Cafés zu sehen und plötz- lich ist Homeoffice für einen Großteil der Staatsbürgschaften sowie direkte Zuwen- Diskussionspapier „Folgen der Corona- arbeitenden Bevölkerung in Deutschland Krise und Klimaschutz – Langfristige dungen an betroffene Gruppen. Diese die Empfehlung oder gar eine Vorgabe. Zukunftsgestaltung im Blick behalten“ Soforthilfe-Maßnahmen müssen jetzt Die Corona-Pandemie bestimmt den der- pragmatisch und schnell umgesetzt zeitigen Alltag und trifft Deutschland, werden, aber: „Die längerfristigen Hilfs- Europa und die Welt zu einer Zeit, in der schaft und Gesellschaft wie den Klima- maßnahmen müssen klare Akzente im es ohnehin eine Vielzahl an gewaltigen schutz voranzutreiben. Die Vorberei Sinne einer nachhaltigen Gestaltung von Herausforderungen zu lösen gilt. Wirt- tungen dazu müssten jetzt schon getroffen Wirtschaft und Gesellschaft setzen“, schaftliche Hilfen sind während und im werden, sagen die wissenschaftlichen betonen Schneidewind und Fischedick. Nachgang einer solchen Krise unerläss- Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, Zu der sogenannten „langfristigen Trans- lich, primär gilt aber die Konzentration Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und formation“ gehören laut den Autoren auf die Verhinderung der ungebremsten Prof. Dr. Uwe Schneidewind. Welche Kri- vor allem auch zentrale Maßnahmen für Ausbreitung der Pandemie und auf die terien und Maßnahmen es dafür braucht, den Klimaschutz, für die staatliche Begrenzung der gesundheitlichen Folgen. zeigt ihr aktuelles Diskussionspapier Investitionen unerlässlich sind. Dies gilt Zur Überwindung der langfristigen wirt- „Folgen der Corona-Krise und Klimaschutz etwa dafür, die energieintensive Indus- schaftlichen Folgen derart disruptiver – Langfristige Zukunftsgestaltung im trie zukunftsfest zu machen und wichtige Entwicklungen sind Konjunkturprogram- Blick behalten“. Maßnahmen auf dem Weg hin zu einer me und strukturelle Hilfen ein probates Die beiden Wissenschaftler unterschei- Treibhausgasneutralität zu unterstützen. Mittel. Sie dürfen aber nicht nach dem den zwischen der Gesundheitsvorsorge Beispielhaft dafür ist unter anderem der „Gießkannenprinzip“ verteilt werden, (1), der kurzfristig ökonomischen Krisen- Umbau der Stahlerzeugung auf wasser- finanzielle Unterstützung muss zukunfts- abwehr (2) und der langfristigen Trans- stoffbasierte (grüne) Produktionsprozes- gerichtet für dringend notwendige Inves formation (3). Die kurzfristige wirt- se, das sukzessive aber konsequente titionen erfolgen. Ziel muss sein, damit schaftliche Unterstützung umfasst etwa Schließen von Stoffkreisläufen im Rah- erforderliche nachhaltige Transforma das kürzlich beschlossene Kurzarbeiter- men eines verstärkt zirkulären Wirt- tionsprozesse innerhalb unserer Wirt- geld, erleichterte Kreditvergaben und schaftens (Circular Economy). > mehr Drei-Phasen-Modell zum Umgang mit der Corona-Pandemie hinsichtlich Gesundheitsvorsorge (1), kurzfristiger ökonomischer Krisenabwehr (2) und langfristiger Transformation (3). Quelle: Wuppertal Institut 14 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Kunstausstellung zu Nachhaltigkeit – Schülerkunst am Wuppertal Institut Die 33. Kunstausstellung der Schülerinnen und Schüler aus dem Kunstunterricht des Evangelischen Berufskollegs Straßburger Straße in Wuppertal zeigte farbige Collagen und Installationen, die sich mit verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten in der gesellschaftspolitischen Diskussion auseinander- setzen. Die Arbeiten fertigten die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschulklassen 12a und 12b im Schuljahrgang 2019/2020 in den Fächern Politik, Wirtschaftslehre, Deutsch, Englisch und Kunst als Projektarbeit an. Thematisch behandeln die Colla- gen und Installationen beispielsweise die Themen Plastikmüll, Energiewende, Mode, nachhaltiger Konsum und gesunde Ernährung. Die Ausstellung wurde am 3. März 2020 im Foyer des Wuppertal Instituts eröffnet, wofür die Schülerinnen und Schü- ler Wortbeiträge vorbereiteten. > mehr Die Kunstausstellung der Schülerinnen und Schüler war vom 3. März bis 3. April 2020 im Foyer des Wuppertal Instituts zu sehen. Quellen der Bilder: Wuppertal Institut/A. Riesenweber Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 15
Prof. Dr. Christa Liedtke übernimmt Vorsitz der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 Prof. Dr. Daniela Jacob, Institutsleiterin des Kolleginnen und Kollegen im Vorstand sowie im Climate Service Center Germany und Vorsitzen- Lenkungskreis der wpn2030 sehr“, sagt Christa de des DKN Future Earth, und Prof. Dr. Christa Liedtke und ergänzt: „Nun gilt es, daran mit Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges großem Engagement anzuknüpfen. Dafür werde Produzieren und Konsumieren am Wuppertal ich vor allem meine Expertise in der Transfor Institut sowie Professorin an der Folkwang mationsforschung zum nachhaltigen Produzie Universität der Künste sowie Mitglied im Len- ren und Konsumieren sowie zum Transition kungsausschuss des Sustainable Development design einbringen. Denn die Materialisierung, Solutions Network (SDSN) Germany, leiten seit Vielfalt und Kommunikation nachhaltiger dem 1. Januar 2020 die Wissenschaftsplattform Lebensstiloptionen steht wissenschaftlich und Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) gemeinsam gesellschaftlich erst am Anfang ihrer Möglich mit Prof. Dr. Patrizia Nanz, wissenschaftliche keiten.“ Direktorin des Instituts für transformative Die wpn2030 ist ein zentraler Ort der Wissen- Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam). schaft, an dem sie drängende Fragen der Nach- „Die Plattform hat in ihren ersten drei Jahren haltigkeitspolitik diskutiert – im Austausch mit beachtliche Ergebnisse für die wissenschaft Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Platt- liche Begleitung der deutschen Nachhaltigkeits form hat bisher unter anderem Wissen für politik vorgelegt – dafür danke ich meinen drängende Nachhaltigkeitsfragen zu politischen Vorgängerinnen und Vorgängern und künftigen Empfehlungen gebündelt, zudem hat sie eine wissenschaftliche Konsultation zur Weiterent- wicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstra tegie durchgeführt sowie gemeinsam mit SDSN Germany die wissenschaftlichen Beiräte der Bundesministerien und des Bundeskanzleram- tes zu Beratungen über Nachhaltigkeitspolitik zusammengebracht. > mehr Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut sowie Professorin an der Folkwang Universität der Künste, übernahm zum 1. Januar 2020 mit Prof. Dr. Daniela Jacob (Climate Service Center Germany) und Prof. Dr. Patrizia Nanz (Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung) den Vorsitz der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030). Quelle: Wuppertal Institut/J. Rasch 16 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
Top-Ten-Publikationen 2019 Das Wuppertal Institut hat die zehn wichtigsten seiner wissen- schaftlichen Publikationen des vergangenen Jahres zusam- mengetragen. Die referierten Artikel geben einen Einblick in den Stand der internationalen Forschungsarbeit und den transdisziplinären Forschungsansatz des Instituts. Die referier- ten Artikel zu den Themen „Modellierung und transdisziplinäre Methoden“ sowie „Klima-, Energie- und Ressourcenwende“ geben einen Einblick in den Stand der internationalen For- schungsarbeit und dem transdisziplinären Forschungsansatz Green Deal: Zusammenspiel des Instituts. > mehr von Industrie- und Klimapolitik erforderlich –––––––– Der „Green Deal“ der EU-Kommission 1. Etablierung klimaneutraler und sieht vor, Europa bis 2050 treibhausgas- zirkulärer Wertschöpfungsketten für in neutral zu machen. Das stellt die energie intensiven Branchen wie die Grundstoff Produkte der Grundstoffindustrie 2. Verstärkte Anreize und adäquate brief 09|2020 Wuppertaler Impulse zur Nachhaltigkeit industrie vor große Herausforderungen. Politikstrategien für nachhaltige Integrierte Klima-Industriepolitik Wie gelingt der Spagat zwischen den Geschäftsfelder entlang der Wert als Kernstück des europäischen Green Deal Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer Lechtenböhmer, Abteilungsleiter Zukünftige Energie- und Industriesysteme, Wuppertal Institut Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick Fischedick, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts ambitionierten EU-Klimazielen und der schöpfungsketten Hintergrund Die Europäische Union (EU) hat erkannt, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 energieintensiven Produktion von Stahl, 3. Richtungssicherheit für umfangreiche ein zentraler Innovations- und Wachstumsmotor für Industrie- und Wirtschaft in der EU sein kann1. Neben großen Chancen stellt dies die europäische Wirtschaft und über- wiegend die besonders emissionsintensiven sowie im international starken Wettbewerb stehenden Grundstoffindustrien auch vor erhebliche Herausforderungen. Zement, Chemikalien, Glas und Papier? Technologie- und Infrastrukturinves- Eine integrierte Klima- und Industriestrategie ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung, da auf die Produktion von Stahl, Zement, Grundstoffchemikalien, Glas, Papier und anderen Materialien in der EU und weltweit rund 20 Prozent der gesamten Der wissenschaftliche Geschäftsführer titionen Treibhausgasemissionen entfallen. Auch in einer treibhausgasneutralen Zukunft kann auf diese Materialien nicht verzichten werden. Zugleich ist die emissionsfreie Herstel- lung der Materialien technologisch sowie mit Blick auf die dafür erforderlichen Infra- strukturen besonders herausfordernd. Dies gilt vor allem für die Frage woher die hohen Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick und 4. Integrierte Klima-, Energie- und benötigten Mengen an grüner Energie – insbesondere Strom und Wasserstoff – zu wettbewerbsfähigen Preisen kommen sollen. Analysen zeigen, dass trotz erheblicher Kosten bei der Prozessumstellung die Kosten der Transformation der Grundstoffin- Industriepolitik als zentraler Baustein dustrie für die Gesellschaft insgesamt tragbar sind. Denn bezogen auf die Endprodukte Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer, Leiter der betragen die Mehrkosten meist nur wenige Prozentpunkte; die Preise von Rohstahl oder Zement dagegen würden sich zwischen einem Drittel und 100 Prozent verteuern. Da fast alle Grundstoffhersteller in starker Weltmarktkonkurrenz stehen, können sie Abteilung Zukünftige Energie- und In- des europäischen Green Deal die Investitionen in eine klimaneutrale Produktion und die benötigten Energie- infrastrukturen aber nicht ohne Unterstützung tragen. Im Folgenden skizziert dieser In Brief ein integriertes Klima-Industriepolitikpaket, dustriesysteme vom Wuppertal Institut, Die Umsetzung der Ziele ist ohne Zweifel welches der EU ermöglichen kann, die bestehende technologische Führung in vielen dieser Industrien zielgerichtet zum Aufbau einer treibhausgasneutralen Grundstoff- industrie zu nutzen. geben in ihrem In Brief „Integrierte Klima- eine große Gestaltungsaufgabe für die S. 1 | in brief 09/2020 | Wuppertal Institut Industriepolitik als Kernstück des euro über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen päischen Green Deal“ vier zentrale Em in der Industrie. „Der Klimawandel ist In Brief „Integrierte Klima-Industrie pfehlungen für die zukünftige Ausgestal- neben der Digitalisierung aber auch der politik als Kernstück des europäischen tung des politischen Rahmens: zentrale Innovationstreiber für die europä Green Deal“ ische Industrie und somit nicht nur eine zentrale Herausforderung, sondern vor allem auch eine Chance“, sagt Stefan Lech- tenböhmer. Die konsequente Fokussierung auf den von den Autoren vorgeschlagenen inte grativen Ansatz mit seinen vier zentralen Säulen, kann die EU dabei unterstützen, in Europa eine treibhausgasneutrale Grundstoffindustrie aufzubauen. Zudem kann sie eine technologische Führungs- rolle in zentralen Zukunftsfeldern über- nehmen und sich auf den wachsenden Klimaschutzmärkten eine herausragende Position verschaffen. > mehr Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020 17
„ Es zeigte sich, dass Konflikte im Zusammenhang von Verlusten der biologischen Vielfalt und der Zerstörung natürlicher Lebensräume sowie sozialen Ungleichheiten am häufigsten auftraten.“ Bewusstsein für Jan-Hendrik Scheyl, Verfasser der Wuppertaler Studienarbeit Nr. 20 ganzheitlichen Klimaschutz schaffen –––––––– Trotz eines engen Zusammenhangs re Bereiche übertragen, wie etwa dem REINVENT-Projekt zwischen dem Pariser Abkommen und Transport- oder Industriesektor, um so veröffentlicht Report der Agenda 2030 sind Ziele des Klima- weitere Zielkonflikte identifizieren zu schutzes und die der nachhaltigen Ent- können. Seine Ergebnisse deuten darauf –––––––– wicklung oft nicht effizient aufeinander hin, dass die Standortwahl und der Ent- abgestimmt. Dies kann zu Konflikten scheidungsprozess über den Bau von Die europäische Schwerindustrie hat zwischen den Zielen führen. In der Wup- Projekten im Bereich der erneuerbaren Roadmaps veröffentlicht, in denen ihre pertaler Studienarbeit Nr. 20 „Conflicts Energien entscheidende Schritte sind, Verbände aufzeigen, wie sie sich eine of Climate Change Mitigation Actions um Konflikte mit den SDGs zu vermeiden. treibhausgasneutrale Zukunft ihrer Bran- with the Sustainable Development Goals“ „Die Konflikte sind zahlreich und indivi chen vorstellen. Der Fokus der anvisier- untersucht Jan-Hendrik Scheyl dieses duell, daher möchte ich im nächsten ten Zukunftsbilder liegt dabei auf tech Thema in seiner Masterarbeit und gibt Schritt die einzelnen, von mir aufgezeigten nischen Innovationen. Die Roadmaps einen systematischen Überblick über die lokalen Konflikte genauer analysieren und zeigen aber auch, dass eine solche Fokus- Konflikte. In seiner Literaturrecherche eine Entwicklung von möglichen Zielkon sierung zu einem enormen Mehrver- im „Web of Science“ fand er rund 530 flikt-Vermeidungsstrategien erarbeiten. Ich brauch an erneuerbaren Energien führen Artikel, die 63 Konflikte zu drei Techno- hoffe, dass sich Wissenschaft, Wirtschaft wird. Diese Mengen sind in vielen Ener- logien der erneuerbaren Energien mit und Politik gemeinsam des Themas anneh gieszenarien noch nicht vorgesehen und den Zielen nachhaltiger Entwicklung men werden. Denn nur so können Konflik können zu weiterem Landverbrauch (Sustainable Development Goals, SDGs) te langfristig vermieden werden“, ergänzt führen oder in neue internationale Im- aufdeckten. Scheyl. portabhängigkeiten münden. Sein Überblick zeigt, dass Konflikte Die Masterarbeit von Jan-Hendrik Scheyl Das Projekt REINVENT verfolgt daher für die Technologien der Solarenergie, ist in der Reihe „Wuppertaler Studien das Ziel, ein breiteres Verständnis für Windenergie und Wasserkraft unter- arbeiten zur nachhaltigen Entwicklung“ den anstehenden Transformationspro- schiedlich sind. „Obwohl im Rahmen in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal zess in der Schwerindustrie zu gewinnen. einer Masterarbeit nur eine Teilbetrach- Institut und der Universität zu Köln im Die Wissenschaftlerinnen und Wissen- tung aller möglichen Konflikte machbar Studiengang International Master of En- schaftler nahmen regionale Implikationen, ist, zeigte sich, dass Konflikte im Zusam vironmental Sciences (IMES) entstanden. sektorenübergreifende Strategien sowie menhang von Verlusten der biologischen > mehr soziale Innovationen bei der Entwick- Vielfalt und der Zerstörung natürlicher lung ihrer Szenarien in den Blick. Lebensräume (SDG 15) sowie sozialen Mit ihrem REINVENT-Report „Decarbo Ungleichheiten (SDG 10) auf häufigsten nisation pathways for key economic auftreten“, sagt Jan-Hendrik Scheyl. sectors“ zeichnen sie mögliche Entwick- Seine Methodik lässt sich auch auf ande- lungspfade für die Stahl-, Kunststoff- sowie die Papier- und Zellstoffindustrie und veranschaulichen, wie einzelne Standorte und Regionen mit teilweise unterschiedlichen Technologien und Strategien treibhausgasneutral werden können. > mehr 18 Wuppertal Institut – Quartal 1 | 2020
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