JUBILÄUMSJAHR 2020: WIR ERINNERN AN 25 JAHRE SPSG, 30 JAHRE UNESCO-WELTERBE UND 75 JAHRE POTSDAMER KONFERENZ - PROGRAMM JANUAR - MÄRZ 2020
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programm januar – märz 2020 Jubiläumsjahr 2020: Wir erinnern an 25 Jahre SPSG, 30 Jahre UNESCO-Welterbe und 75 Jahre Potsdamer Konferenz In Kooperation mit
2 weitblick Foto: SPSG / Jürgen Hohmuth »Daß gantze Eylandt mus ein paradis werden«, schwärmte Johann Moritz von Nassau 1664. Der Berater des Großen Kurfürsten von Brandenburg in Fragen der Architektur und Gartengestaltung empfahl Friedrich Wilhelm, auf der »Insel Potsdam« nahe Berlin eine weitere Schlossanlage zu errichten. Nachfolgende Herrscher in Brandenburg-Preußen führten den Ausbau zu einer glanz- vollen Residenzstadt fort. 1833 entwarf der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné für Potsdam und dessen hügel-, wald- und wasserreiche Umgebung einen »Verschönerungs-Plan«. Er schuf damit, unterstützt von König Friedrich Wilhelm IV., eine weiträumige Kulturlandschaft mit Schlossbauten, Parks und Gärten, Aussichtspunkten und Sichtbeziehungen – die Grundlagen für die heutige Welterbestätte. Seit 1990 stehen die »Parks und Schlösser von Potsdam und Berlin« auf der UNESCO- Liste des Natur- und Kulturerbes der Menschheit. 1995 wurden sie der neu gegründeten Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) anvertraut. Seit nunmehr 25 Jahren betreut, pflegt und bewahrt die SPSG das gewachsene Gesamtkunstwerk: eine einzigartige Kultur- landschaft so weit das Auge schweifen kann. Blick aus der Luft über Schloss und Park Babelsberg auf die Glienicker Brücke. Rechts daneben ragen Bauten von Glienicke aus dem Grün. Im Hinter- grund ist die Heilandskirche von Sacrow zu erahnen.
Editorial 3 »Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.« Gustav Heinemann Schlösser und Gärten in Zeiten des Wandels Gastbeitrag zum 25-jährigen Bestehen der SPSG von Dr. Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar Wandel ist die Essenz der conditio humana. Denkmalschützer sind sich der veränderlichen Natur der Welt besonders bewusst. Sie müssen in unserem Zeitalter des postindustriellen Umbaus und hoher Wohlstandsansprüche allzu oft vor unwiederbring- lichen Verlusten warnen. Doch ist Veränderung immer auch als Chance zu begreifen: die Chance, neu zu denken, anders zu gestalten, Zukunft weitsichtig in den Blick zu nehmen. Aus meiner eigenen Ankunftserfahrung im »Kosmos« der Klassik Stiftung Wei- mar darf ich sagen, dass sich der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit Christoph Martin Vogtherr die Chance eröffnet, eine Pionierrolle in der Vermittlung von Vergan- Foto: Candy Welz genheit zu spielen. Bau- und Park-Denkmale sind naturgemäß im Wandel. Geschichte hinterlässt ihre Spuren. Als besondere Orte des königlich-dynasti- schen Kunst- und Gestaltungswillens der Hohenzollern waren die preußischen Schlösser und Gärten die längste Zeit ihrer Existenz schlicht Baustellen. Doch die von der SPSG gepflegten 300 Ein- zeldenkmale und 750 Hektar Parkanlagen erlebten auch eruptive inhalt Transformationsprozesse, die dem brisanten Kontext Berlin als Hauptstadt und Herrschersitz geschuldet sind, wo Veränderung oft prägnanter und zerstörerischer gewütet hat als anderswo. Zu nennen sind hier das Ende der Monarchie, die Folgen des Zweiten 04 Weltkriegs, die Teilung Deutschlands. Seit der Fusion der Potsda- Die Orte der Kunst waren mer und Berliner Schlösserverwaltung 1995 hat die SPSG mit ihrer auch Schauplätze der Macht kontinuierlichen Aufbauarbeit viel erreicht. Doch stehen wir heute 06 vor neuen Herausforderungen. Seit etwa fünf Jahren wird sicht- Harmonisches Wechselspiel und spürbar, dass der menschengemachte Klimawandel Schäden von Landschaft, Bau- und Gartenkunst verursacht und Korrekturen erfordert, die unser aller Leben verän- 07 dern werden. Zusätzlich hat sich die Nutzung von Schlössern und »Es war eine Wahnsinnszeit« Parks durch Einheimische und Touristen stark intensiviert. 08 Die SPSG hat sich in kreativer Auseinandersetzung mit den Pro- Die fünf neuen Märkischen Schlösser blemen unserer Zeit neue strategische Ziele gesetzt. Das Sanie- rungsprogramm ist dank der Sonderinvestition von 400 Millio- 10 nen Euro auf einem guten Weg. Anspruchsvoll gestaltet sich die Jedes Schloss erzählt Vermittlungsaufgabe: Wie begeistern, bilden und erreichen wir seine eigene Geschichte die kulturell und medial mannigfach geprägten Generationen der 12 Zukunft mit den Sachzeugen der Geschichte des Landes Preußen, Bühne frei für den groSSen Auftritt das seit 100 Jahren verschwunden ist? Die SPSG will ihre eigene 14 Geschichte aufarbeiten und sichtbar machen. Die Nachkriegszeit »Nichts gedeiht ohne Pflege« an der Nahtstelle von Ost und West schiebt sich in den Fokus. 16 So rückt der konfliktreiche Wandel in der politischen Bedeutung Masterplan: Erfolgsgeschichte der Schlösser in geteilten und wiedervereinigten Macht- und mit Fortsetzung Repräsentationsverhältnissen im 20. Jahrhundert neben die 18 dynastische Geschichte des einstigen Herrschergeschlechts der Ein Freund, ein guter Freund Hohenzollern. So wie auch die Klassik Stiftung Weimar ihre Zukunft in der Ge- 20 staltung einer Philosophie des Widerspruchs sucht, wird die SPSG PreuSSische Geschichte Schlösser und Gärten nicht allein als harmonische Sammlungen lebendig im Heute erleben exquisiter Kunstwerke vermitteln, sondern als aussagekräftige 22 Schauplätze einer spannungsgeladenen Geschichte in der Mitte Veranstaltungskalender Europas – von Menschen gemacht, die geherrscht und gelitten, 25 geirrt und gehofft haben. Eine menschliche Geschichte, die Be- Potsdamer Konferenz 1945 – wohner und Besucher des 21. Jahrhunderts zur kritischen Selbst- Die Neuordnung der Welt wahrnehmung und zum öffentlichen Handeln aktiviert.
4 Thema Wird 2020 auch Thema unserer Stiftung sein: Auszeichnung und Verpflichtung zugleich: Vor dem ge- tung der Institution. So ließ der Bund 2006 die Situation der Schloss Charlottenburg und die Rolle meinsamen Neuanfang der beiden Schlösserverwaltungen großen musealen Einrichtungen in den neuen Bundesländern der modernen Kunst beim Wiederaufbau. Potsdam (Ost) und Berlin (West) stand das »UNESCO-Güte- in einem Blaubuch untersuchen. Unsere Stiftung wurde in Foto: Peter-Michael Baurs siegel«. Am 12. Dezember 1990, ein Jahr nach dem Fall der diesem Dokument als »die Nummer eins unter den kulturel- Berliner Mauer und nur zwei Monate nach der Vereinigung len Leuchttürmen« bezeichnet – ein großer Ansporn für die der beiden deutschen Staaten, setzte das Welterbekomitee weitere Arbeit. der UNESCO die »Schlösser und Parks von Potsdam und Dieses Jahr feiern wir den 30. Jahrestag der Eintragung in das Berlin« auf die Liste des Welterbes der Menschheit. Mit Jah- UNESCO-Welterbe und das 25-jährige Jubiläum unserer Stif- resbeginn nahm dann 1995 die Stiftung Preußische Schlösser tung, der SPSG – Gelegenheit für Rückschau und Ausblick. und Gärten Berlin-Brandenburg die Arbeit auf. Der lange und 1995 kamen die Potsdamer und die West-Berliner Schlösser- komplizierte Name zeigt, dass ihre Gründung eine Gemein- verwaltungen zusammen, Vereinigung wurde zur gelebten schaftsaufgabe vieler war. Zusammen kamen hier ein sich Aufgabe. Ungewöhnlich war, dass die West-Organisation als neu formierendes und ein neues Bundesland, und über ein der kleinere Partner in der Stiftung aufging. Beide Seiten Finanzierungsabkommen ist der Bund von Anfang an maß- trafen sich in ihrer Leidenschaft für das künstlerische Erbe geblich finanziell beteiligt. Das permanente Engagement Preußens und wuchsen langsam zusammen. Inzwischen sind des Bundes ist auch ein Zeichen für die nationale Bedeu- die alten Trennlinien verblasst.
Thema 5 Die Orte der Kunst waren auch Schauplätze der Macht Klimawandel, Digitalisierung und Debatten: Bei den Herausforderungen der Zukunft kann der Blick in die Vergangenheit helfen. von Christoph Martin Vogtherr Die Gründung der Stiftung war ein Neuaufbruch. Es ging Grundlegend wandelt sich auch die Gesellschaft in Europa. um die Zusammenführung und bessere Präsentation der Wie alle Kultureinrichtungen wollen auch wir neue Sprachen, Sammlungen. Nach und nach kamen die märkischen Schlös- Programme und Partnerschaften entwickeln, um in Zukunft ser hinzu, und durch Eigentumsübertragungen konnten alte, unsere gesellschaftlich-kulturellen Aufgaben erfüllen zu sinnvolle Zusammenhänge wiederhergestellt werden – etwa können. Verändertes Wissen bei den Besucherinnen und Be- als die Stiftung in Charlottenburg endlich neben dem Schloss suchern erfordert neue Vermittlungsinhalte und Methoden. auch den Schlosspark übernehmen konnte. Wir wollen die Schlösser und Gärten als Orte der Geschichte Wie nur wenige andere historische Themen waren das und der Kunst präsentieren, in der Zukunft werden wir sie Preußenbild und die Preußenforschung von der deutschen stärker auch als Schauplätze der Macht darstellen. Ein zen- Nachkriegssituation in Deutschland geprägt. Nach der Katas- traler Baustein ist hierbei die digitale Vermittlung, so wie die trophe der NS-Zeit und des Zweiten Weltkriegs konzentrier- Digitalisierung unsere gesamte Arbeit transformieren wird. ten sich beide Schlösserverwaltungen auf das künstlerische Die Bedeutung der Schlösser und Gärten ist nicht nur natio- Erbe Preußens und versuchten, es so politisch zu entgiften. nal sondern europäisch. In ihnen wurde europäische Ge- Ein Neuansatz auch für die Forschung zu Preußen und zum schichte und manchmal Weltgeschichte geschrieben. Die preußischen Hof war überfällig, und die Stiftung spielt hier Schlösser, Anlagen und Sammlungen spiegeln den intensiven inzwischen eine notwendige Rolle. Das neue Preußenbild ist kulturellen Austausch quer durch Europa wie wenige andere politischer, offener und nicht weniger kritisch. Preußen hat Orte. Diese europäische Rolle werden wir in Zukunft noch immer falsche Freunde und überschnelle Interpretationen stärker in den Blick nehmen. angezogen – die Stiftung wirkt hier durch fachliche Kompe- Müssen wir im Tourismus global denken, so besinnen wir Foto: SPSG / Annette Korol tenz und neue kritische Ansätze korrigierend. uns gleichzeitig auf unsere regionale Aufgabe. Wir wollen Einer der ersten großen Erfolge war die Restaurierung und ein verlässlicher Partner vor Ort sein, mit einem Angebot, das Öffnung der märkischen Schlösser und Gärten, und immer sich gerade auch an die Region richtet. Wie die ganze Gesell- noch stehen gewaltige Restaurierungsarbeiten an. Erst mit dem schaft, muss die Stiftung sich wandeln und lernen; als kultu- Sonderinvestitionsprogramm kam die SPSG in die Lage, die relle Einrichtung sollte sie dabei auch Orientierung geben. enormen denkmalpflegerischen Aufgaben zu bewältigen. Zu- In diesem Jahr gibt es wieder viel zu sehen und zu erleben. Prof. Dr. Christoph Martin Vogtherr nächst war dazu eine neue Infrastruktur zu schaffen. Mit dem Wir laden Sie ein, den Fortschritt der Planungen und der Bau- ist Generaldirektor der Stiftung Preu- neuen Wissenschafts- und Restaurierungszentrum, dem Zen- arbeiten zu verfolgen. Als Ort der Weltgeschichte präsentiert ßische Schlösser und Gärten Berlin-Bran- traldepot für Kulturgut in Potsdam und dem Research Center sich das Schloss Cecilienhof mit der Ausstellung »Potsdamer denburg. Er kennt die SPSG seit seinen Sanssouci für Wissen und Gesellschaft als Nukleus eines For- Konferenz 1945 – Die Neuordnung der Welt«, wo wir dieses beruflichen Anfängen als Wissenschaft- schungszentrums ist das inzwischen weitgehend gelungen. Geschehen in seiner globalen Bedeutung darstellen werden. licher Volontär und Sammlungskustos Von seinen europäischen Partnern wird die Stiftung dafür In den Schlössern werden wir beginnen, an wichtige histo- für die Malerei der romanischen Schulen. gelegentlich beneidet. In den nächsten Jahren wird unsere rische Ereignisse zu erinnern, die dort stattgefunden haben. Als Projektleiter bzw. Kurator betreute Stiftung in der glücklichen Lage sein, aus finanziellen Sonder- Wir werden über diese neue Reihe berichten. er unter anderem die Ausstellungen mitteln unserer Zuwendungsgeber 400 Millionen Euro für den Und am Ende des Jahres werden wir in Charlottenburg mit »Friedrich Wilhelm II. und die Künste« Erhalt unserer Schlösser und Anlagen sowie für Neubauten zur einer Ausstellung an die herausragende Rolle der modernen (Potsdam, 1997), »Sophie Charlotte und Verbesserung des Besucherservice ausgeben zu können. Kunst beim Wiederaufbau des Schlosses und an die oft hef- ihr Schloss« (Berlin, 1999). Nach leiten- Bei vielen Fortschritten zeichnen sich auch große, neue tigen Debatten erinnern, die Aufträge an zeitgenössische den Positionen in London und Hamburg Aufgaben ab. Der Klimawandel bedroht unsere Gärten – d ie Künstler begleiteten – darüber mehr im letzten sans, souci. wurde Vogtherr am 1. November 2018 Schäden sind schon jetzt dramatisch. Verschlimmert wird die des Jahres. Auch 2020 wird uns der Blick zurück bei den vom Stiftungsrat der SPSG zum General- Situation durch einen oft respektlosen Umgang Mancher mit Herausforderungen der Zukunft helfen. direktor der SPSG ernannt. Sein neues den Anlagen. Viel Energie und Geld müssen jetzt in den nach- Amt trat er am 7. Februar 2019 an. haltigen Schutz der Gärten fließen.
6 wiedergewinnen Harmonisches Wechselspiel von Landschaft, Bau- und Gartenkunst Vor 25 Jahren begann für die Potsdam-Berliner Kulturlandschaft eine neue Blütezeit von Ortrun Egelkraut Die »Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin« sind Kaum waren 1990 die Sperranlagen im ehemaligen Grenz »Außergewöhnliche Kunstschöpfung«: die größte UNESCO-Welterbestätte in Deutschland. Vor 30 gebiet zum Teil durch die Grenztruppen selbst und zahlreiche Das Marmorpalais am Heiligen See Jahren in die Liste des Welterbes aufgenommen, 1992 und Hilfskräfte beseitigt, machte sich die Potsdamer Gartenabtei- im Neuen Garten Potsdam ist Teil des UNESCO-Welterbes. 1999 erweitert, erstreckt sich das Ensemble, von Sanssouci lung an die Wiederherstellung der verwüsteten Gartenareale Foto: Hans Bach. bis B abelsberg und über den Neuen Garten samt Pfingstberg im Park Babelsberg, im Neuen Garten und in Sacrow. Ur- und Sacrow in Potsdam bis zu den Schloss- und Gartenanla- sprüngliche Wegeführungen wurden ergraben, Bodenmodel- gen von Glienicke und Pfaueninsel in Berlin. lierungen und Heckenstrukturen wiederhergestellt, Sichten Das Welterbekomitee würdigte vor allem die »außergewöhn- geschnitten und neue Bäume gepflanzt. Bis die letzten Spu- liche Kunstschöpfung«. Die bedeutendsten Baumeister und ren der Zerstörungen verschwunden waren, dauerte es mehr Gartenkünstler haben über die Jahrhunderte in kreativer als zehn Jahre. Adaption unterschiedlicher Baustile ein einzigartiges Ge- Bereits 1988 wurde die Generalsanierung des Marmorpalais samtkunstwerk geschaffen, ein »Preußisches Arkadien«. im Neuen Garten geplant, in dem bis zum Frühjahr 1989 das Um diese harmonische Landschaftskomposition aus Architek- Armeemuseum der DDR untergebracht war. Nun sollte der tur und Gartenkunst sowie all die anderen herausragenden Sommerwohnsitz des Königs Friedrich Wilhelm II. wieder Kulturgüter des königlich-preußischen Erbes zu pflegen, zu zum Museumsschloss und zu einem Juwel des Frühklassizis- bewahren und zu ergänzen, bei Bedarf zu restaurieren oder mus werden. 1997 wurden die ersten restaurierten Räume Mit mehr als 500 festen Mitarbeitern, mit wiederherzustellen, wissenschaftlich zu erforschen und zugänglich, seit 2004 können alle prächtigen Innenräume Volontären, Auszubildenden und Prak- der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde die »Stif- besichtigt werden. Die komplette Sanierung einschließlich tikanten sowie der Servicegesellschaft tung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg der Ufermauern und des Gartenumfelds war 2018, nach 30 Fridericus betreut die SPSG einzigartige (SPSG)« gegründet. Am 1. Januar 1995 nahm die SPSG Jahren abgeschlossen. Zeugnisse der Kunst-, Kultur- und Archi- unter Leitung des Generaldirektors Hans-Joachim Giersberg Zwischen 1991 und 1996 wurde die Bildergalerie von Sans- tekturgeschichte Brandenburg-Preußens. in Potsdam ihre Arbeit auf. souci restauriert. Dank der neuen Reisefreiheit und mit Hilfe Dazu gehören in Potsdam, Brandenburg »Die Unterschriften unter den Staatsvertrag waren nur noch einer Spendenaktion der Freunde der Preußischen Schlösser und Berlin rund 750 Hektar Parks und eine Formalie«, erinnert sich die heutige Chefrestauratorin und Gärten e.V. konnte in Italien der gelbe Marmor Giallo di Gartenanlagen sowie 300 historische Kathrin Lange, denn schon während der Vorbereitungen für Siena erworben werden, der dem glanzvollen Saal Friedrichs Bauwerke. Rund 30 Häuser sind je nach die gemeinsame Institution hatte die praktische Arbeit unter des Großen seine Raumwirkung zurückgab. Saison für Besucher geöffnet. neuen Gegebenheiten begonnen. Hier nur drei Beispiele:
fragen an 7 Kathrin Lange: »Es war eine Wahnsinnszeit« Neugier, Freude und Mut waren in den 1990-er Jahren die Antriebskräfte für das gemeinsame »Handeln« die Fragen stellte Ortrun Egelkraut Frau Lange, woran erinnern Eine große Neugier am gegenseitigen Kennen- Sie sich vor allem, wenn lernen und eine riesige Freude prägten diese Sie an Ihre Anfangszeit bei Zeit nach der Wende. Wir Potsdamer konnten der heutigen SPSG denken? zum ersten Mal das Schloss Charlottenburg, die Pfaueninsel, das Schloss Grunewald besuchen. Und viele West-Berliner Kollegen kannten die Potsdamer Schlösser nicht. Das Besondere der 90-er Jahre aber war die Wiedergewinnung zahlreicher ehemaliger Schlösser, deren Entdeckung, Sanierung und Restaurierung. Ein Höhepunkt war die Neu- Verzweiflung, Mut und Vertrauen kamen hier schöpfung der Marmor- zusammen. Die zunehmende Verwitterung kopien für das Französische zerstörte zusehends die Originale. Mit der Rondell an der Großen Fon- Energie dieser »Wahnsinnszeit«, in der Stim- täne unterhalb von Schloss mung des Aufbruchs und im gemeinsamen Sanssouci. Das Projekt, Willen konnte dieses Projekt realisiert wer- ausgeführt von mehreren den. Dabei gab es viel Unbekanntes. Die Bildhauern, dauerte 13 Jahre, Marmorblöcke in Carrara in der richtigen Foto: Wolfgang Pfauder eine einmalige Meisterleis- Qualität zu erwerben, die Bildhauer mit den tung? höchst komplizierten Kopien zu betreuen, aufwendige Transporte ohne Schäden zu realisieren… Man war einfach bereit, dafür die Verantwortung zu tragen, schwierige Wege zu gehen, kreativ dem Ziel entgegen. Wir haben gezeigt, dass es geht und wurden letztendlich Vorbild für andere. Momentan entstehen Marmorkopien für den Großen Garten in Dresden. Seit 2017 befindet sich ein Das ist etwas ganz Tolles, was in diesen 25 großer Teil der Restaurie- Jahren geglückt ist, ein Ort mit sehr guten rungsfachbereiche im WRZ, Arbeitsbedingungen für höchste Qualität in Kathrin lange ist Chefrestauratorin der Stiftung Preu- dem neuen Wissenschafts- der Restaurierung und mit kurzen Wegen für ßische Schlösser und Gärten Berlin- und Restaurierungszentrum. Forschung und fachübergreifende Zusam- Brandenburg (SPSG). Nach ihrer Aus- Was ist das für eine Erfah- menarbeit. Wir werden national und interna- bildung zur Steinbildhauerin in Mecklen- burg und zur Steinrestauratorin in den rung? tional als anerkanntes Kompetenzzentrum Zentralen Restaurierungswerkstätten der in Fragen der Restaurierung wahrgenom- Staatlichen Museen zu Berlin absolvierte sie ein Fachhochschulstudium, das sie men, dieser fachliche Austausch macht als Diplomrestauratorin für Kulturgut aus allen Spaß. Das wollen wir gemeinsam wei- Stein abschloss. 1991 begann sie bei der damaligen Stiftung Schlösser und Gärten terentwickeln. Stetig gibt es neue Anforde- Potsdam-Sanssouci als Restauratorin rungen, ob bei der Erhaltung unserer Schlös- für Skulpturen. 2006 wurde sie Leiterin ser und Parkanlagen mit ihren Kunstwerken, des Fachbereichs. Seit 2017 leitet Kathrin Lange die Abteilung Restaurierung der der musealen Präsentation, der präventiven SPSG mit 58 Mitarbeiterinnen und Mit- Konservierung, dem Leihverkehr oder der Si- arbeitern der dreizehn Fachbereiche Restaurierung. cherung der Baumaßnahmen. Restauratoren sind immer dabei.
8 Wiedergewinnen Schloss und Schlossgarten Caputh 1995 übernahm die SPSG das Schloss Caputh, da war der luxuriöse Landsitz der Kurfürstin Dorothea (1639–1689), zweite Frau des Großen Kurfürsten, schon über 300 Jahre alt und schwer in seiner Substanz geschädigt. Das mit über 7000 holländischen Fayence- fliesen verkleidete Gewölbe im Untergeschoss war sogar vom Einsturz bedroht. König Friedrich Wilhelm I. hatte es um 1720 einbauen lassen, um es als kühlen Speisesaal bei seinen Jagdausflügen zu nutzen. Nach aufwendigen baulichen Sicherungsmaßnahmen und sorgfältigen Restaurierungsarbeiten konnten 1998 die ersten Schlossräume öffnen. Ein Jahr später war das barocke Juwel wieder vollendet. Eine Foto- und Film- dokumentation informiert neben dem Kassenraum ausführlich über die verschiedenen Nutzungen und die Rekonstruktion. Foto: Leo Seidel, 2013 Foto: SPSG, 1996 Foto: SPSG, vor 1963 Schloss und Schlossgarten Paretz Es waren die original erhaltenen Papiertapeten, die zur Wiederherstellung von Schloss Paretz führten, einem Lieblingsschloss der Königin Luise. Die Cornelsen Kulturstiftung machte das Angebot, den kostbaren Raumschmuck aus der Zeit um 1800 restaurieren zu lassen, unter einer Bedingung: Sie müssen an den Wänden im Schlossmuseum wieder öffentlich zu sehen sein! Ab 1997 sorgte das Land Brandenburg für die Wiederherstellungsarbeiten am Bau, fachlich betreut von Baudenkmalpflegern der SPSG. 2001 konnte die Stiftung die ersten Räume im Schlossmuseum eröffnen, 2002 eine erste Dauerausstellung. Seither wurde diese mehrmals überarbeitet. 2006 kam in der Remise eine Ausstellung der Kutschen und Sänften hinzu. In diesem Jahr wird die Wiedererrichtung des Grottenbergs gefeiert. Foto: Leo Seidel, 2013
Wiedergewinnen 9 Schloss und Lustgarten Rheinsberg Die »Wiedererweckung« des Rheinsberger Musenhofs begann 1991. Kurz nach dem Aus- zug des Diabetiker-Sanatoriums der DDR öff- neten 20 Schlossräume für eine museale Prä- sentation bedeutender Kunstwerke aus der Sammlung der preußischen Prinzen Friedrich (II.) und Heinrich. Im selben Sommer feierte die Kammeroper Schloss Rheinsberg ihre erste Premiere im Heckentheater. Es folgten in Etappen umfassende Sanierungen sämt- licher baulichen und gärtnerischen Anlagen des Ensembles und der Wiederaufbau des Schlosstheaters. Im Schloss wurden unter den Augen der Besucher weitere 36 Schloss- räume restauriert und originale Raumdekora tionen aus der friderizianischen und der früh- klassizistischen Zeit freigelegt. 2016, nach 25 Jahren, feierte Schloss Rheinsberg seine Vollendung. Foto: Leo Seidel, 2015 Die fünf »Neuen« Nach jahrzehntelanger Fremdnutzung zeigen sich die Märkischen Schlösser saniert und restauriert wieder von ihrer schönsten Seite von Ortrun Egelkraut Schlossmuseum Oranienburg Königin Beatrix der Niederlande ließ es sich nicht nehmen: Ihre Majestät eröffnete 1999 mit der Ausstellung »Onder den Oranje Boom« über »Niederländische Kunst und Kultur im 17. und 18. Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen« auch das Schloss- museum Oranienburg. Die Stadt war für die Sanierung des Gebäudes verantwortlich, die SPSG für die erfolgreiche Ausstellung und die baudenkmalpflegerische Betreu- ung. Bei weiteren Restaurierungen kamen Fragmente der einst prächtigen Raumde- korationen zutage. Im »Preußenjahr 2001« öffneten – 300 Jahre nach der Selbstkrö- nung Friedrichs I. zum König in Preußen – erste Räume der ständigen Ausstellung. Nach und nach kehrten kostbare Gemälde, Gobelins, Möbel und Ausstattungsstücke in die ehemaligen Paraderäume, Prunksäle und in die Königswohnung zurück. 2008 folgte mit der Wiedergewinnung des Silbergewölbes ein einzigartiges Glanzstück. Foto: Wolfgang Pfauder, 2017 Schloss und Schlossgarten Königs Wusterhausen Neun Jahre dauerte es, bis das Lieblingsschloss König Friedrich Wilhelms I. (1688 – 1740) im Jahr 2000 als Schloss- museum seine Türen öffnete. Jahrzehntelange Fremdnutzungen bis 1991 hatten ihre Spuren hinterlassen. Vom Baugrund bis zum Dach und zur charakteristischen Turmspitze waren um- fassende Untersuchungen und Planungen nötig. 1996 konnte mit konkreten Maßnahmen zur Stabilisierung der Konstruktion und dem Erhalt vorgefundener Originalsubstanz begonnen werden. Fragmente des früheren Fußbodens führten zu dessen Rekonstruktion. Für die Ausstattung wurden rund 200 Gemälde restauriert und Beispiele der Möbelkunst und des Kunsthand- Foto: Hans Bach, 2006 werks ausgewählt.
10 gestalten Skulpturen, dekorative Malerei und edle Materialien: Verbindungsgalerie zum Nordflügel im Marmorpalais. Foto: Andreas Lechtape, Bildarchiv Marburg Repräsentativ: Arbeitszimmer von Wilhelm Pieck im Schloss Schönhausen. Foto: Wolfgang Pfauder Porzellane auf dem Präsentiertisch und illusionistisch gemalte Fayencevase an der Decke; an der Wand: »Allianzbildnis« vom Dreikönigstreffen. Porzellankammer im Schloss Caputh Foto: Andreas Lechtape, Bildarchiv Marburg Für Schloss Glienicke erworben: Elegante Sitzmöbelgarnitur von Karl Friedrich Schinkel. Foto: Wolfgang Pfauder Klassizistischer Luxus: Schlafkammer des Prinzen Heinrich im Schloss Rheinsberg. Foto: Leo Seidel Zum Luisenjahr 2010 restauriert: Schlafzimmer der Königin Luise. Foto: Wolfgang Pfauder Jedes Schloss erzählt seine eigene Geschichte … und zusammen ergibt sich ein stimmiges Bild der Kulturlandschaft Brandenburg-Preußens von Ortrun Egelkraut
Gestalten 11 Caputh und Oranienburg: kurfürstlich-barocke Hof- Als erste Herausforderung sollte der Kunsthistoriker Er kannte auch jedes Stück in den Depots und wusste, kultur; Königs Wusterhausen: rustikaler Lebensstil im Schloss Caputh die Porzellankammer einrichten. in welchem Schloss es nun wieder zur Geltung kom- des »Soldatenkönigs«; Rheinsberg: früh-friderizia- »Meine einzige Orientierung war zunächst die präch- men sollte. »Es wurden viele Möbel gerückt und Ge- nisches Rokoko und früh-klassizistischer Musenhof. tige Deckenmalerei mit der Darstellung unterschied- mälde von einem Schloss in ein anderes getragen«, Paretz: romantisch verklärtes Landleben der Königin licher Porzellane.« Ähnliche Motive finden sich auf erzählt Samuel Wittwer, der die »Jäger und Sammler«- Luise. Die Rettung der Landsitze und Sommerresi- den jetzt dort ausgestellten chinesischen und japa- Aktivitäten seines Vorgängers auf Auktionen und im denzen rund um Berlin und Potsdam führte für die nischen Porzellanen aus dem 17. Jahrhundert wieder. Kunsthandel fortsetzt. Mit Unterstützung großzügiger 1995 gegründete Stiftung Preußische Schlösser und Geldgeber konnten beispielsweise eine von Schinkel Gärten Berlin-Brandenburg auch zur Erweiterung Annäherung an die entworfene Sitzmöbelgarnitur für Schloss Glienicke ihres Spektrums. Hans-Joachim Giersberg, langjäh- ursprüngliche Ausstattung sowie zwei silberne Prunkleuchter (Girandolen) für riger Potsdamer Schlösserdirektor und ab 1995 erster Schloss Charlottenburg erworben werden. Besonders Generaldirektor der SPSG, wollte »den Schlössern Inventare, historische Fotografien, Messbilder, Bau- glücklich sind alle Beteiligten über die Rückgewin- ihre eigene Identität wiedergeben und den Besuchern pläne und Verwaltungsakten sind wichtige Quellen, nung verschollener Kunstwerke. So fanden einmal eine geschichtliche und kunstgeschichtliche Reise um Geschichte und Ausstattung der einzelnen Häuser auf einen Schlag zehn kostbare Gemälde aus Privat- vom 16. bis zum 20. Jahrhundert ermöglichen«. zu erforschen. Sie sind jedoch nicht vollständig erhal- besitz, die nach 1945 zu den Kriegsverlusten zählten, Dafür mussten die nach jahrzehntelanger Fremdnut- ten. Wie Gemälde, Grafiken, Skulpturen und andere den Weg zurück in die Bildergalerie. zung leeren märkischen Häuser erst einmal einge- Kunstobjekte der preußischen Schlösser gehören auch In den 16 Jahren (2002 bis 2018), in denen Hartmut richtet werden. Aber nicht nur sie. Auch Schlösser Dokumente zu den Kriegsverlusten durch Zerstörung Dorgerloh als zweiter Generaldirektor der SPSG die in Berlin und Potsdam wurden restauriert, neu gestal- oder die Beutekunsttransporte in die Sowjetunion. Stiftung und ihr Wirken prägte, gab es neben Neu- tet oder erstmals zugänglich gemacht. Das Berliner Andererseits war es nun im vereinten Deutschland einrichtungen etwa im Neuen Palais immer wieder Schloss Glienicke, dicht an der Glienicker Brücke, möglich, Objekte, die bei der deutschen Teilung zufäl- andere Schwerpunktsetzungen in ständigen Ausstel- zeigte 1995 mit einer Ausstellung zur »Potsdamer und lig jeweils auf der anderen Seite der Grenze lagerten, lungen wie der Präsentation altdeutscher und nieder- Berliner Parklandschaft«, erstmals öffentlich auch die an ihren angestammten Platz zurückzuführen. Auch ländischer Malerei im Jagdschloss Grunewald. 2012 historischen Schlossräume. Auf der anderen Seite der die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gab Kunstwerke wurde der Neue Pavillon von Charlottenburg nach lan- Havel wurden im Schloss Cecilienhof zum 50. Jahres- aus dem Besitz der Schlösser zurück. Ziel war immer, ger Restaurierung als »Juwel der Schinkelzeit« wieder- tag der Potsdamer Konferenz die kronprinzlichen eine Annäherung an die ursprüngliche Ausstattung zu eröffnet. Und bereits 2009 ging mit Schönhausen das Privaträume eingerichtet und zum ersten Mal für erreichen, die eine Epoche oder Persönlichkeit reprä- nach fünfjähriger Sanierung komplett neu konzipierte Besucher geöffnet. sentiert. Schloss im Norden Berlins »ans Netz«. Bereits 1990 begonnen hatte die Rückverwandlung Mit großem Engagement setzte sich Burkhardt Göres, 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer hatte man des Armeemuseums in das königliche Marmorpalais Schlösserdirektor von 1996 bis zu seinem Ruhestand einen anderen Blick auf die DDR-Zeit als unmittelbar im Neuen Garten Potsdam. Die heutige Chefrestau- 2008, nicht nur für Neuerwerbungen zur Vervoll- danach. So blieben in Schönhausen die Zeitschichten ratorin Kathrin Lange war damals als Skulpturen ständigung der preußischen Raumkunstwerke ein. verschiedener Nutzungen erhalten. Im Erdgeschoss restauratorin an der Wiedereinrichtung beteiligt. begegnen die Besucher Königin Elisabeth Christine in Hinter den nüchtern gestalteten Ausstellungsräumen ihren wiederhergestellten Privaträumen. Mehr als 50 die ursprünglichen Schlossräume »zu entdecken, ent- Jahre verbrachte die Gemahlin Friedrichs des Großen sprechend der historischen Fotos freizulegen, wieder- hier die Sommermonate. Im Obergeschoss kontras- herzustellen und mit dem originalen Interieur auszu- tiert der im Original erhaltene Rokoko-Festsaal mit statten, war etwas ganz Besonderes. Alle arbeiteten dem Arbeitszimmer von Wilhelm Pieck, dem ersten zusammen am gemeinsamen Ziel. Und als am Ende und einzigen Staatspräsidenten der DDR, und einem die Möbel, Gemälde und Skulpturen an ihre ursprüng- modernen Gästeappartement für hochrangige Staats- lichen Standorte zurückkehrten und sich in ihrem gäste. »Wir würden inzwischen auch mit Schloss wiedergewonnenen Kontext entfalteten, war das ein Rheinsberg anders umgehen und deutlich mehr von emotionaler Moment für alle Beteiligten.« den Spuren des DDR-Sanatoriums erhalten«, erklärt Die »euphorische Aufbruchstimmung« erlebte auch Samuel Wittwer. Aber Ausstellungen sind nicht für Samuel Wittwer, seit 2008 Direktor der Schlösser die Ewigkeit gemacht. »Sie sind auch Spiegelungen und Sammlungen und unter anderem für Konzepte unserer Gesellschaft und unseres Blicks auf die Ge- und Ausstattungen aller Häuser der SPSG verantwort- schichte. Und beides verändert sich.« lich. 1999 kam er als Kustos für Porzellan zur Stiftung.
12 Gestalten Bühne frei für den groSSen Auftritt Ausstellungen rücken die Arbeit hinter den Kulissen ins Rampenlicht von Ortrun Egelkraut Friedrich der Große und seine Hunde aus bemaltem Papier, gestaltet von der Künstlerin Isabelle de Borchgrave. Friederisiko, 2012 Foto: Andreas von Einsiedel Die wichtigste Ausstellung der SPSG in den vergan- genen 25 Jahren? Ganz klar: »Friederisiko«! Die Jubi läumsausstellung zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen 2012 im Neuen Palais von Sanssouci lässt sich am besten in Superlativen beschreiben – oder mit den Worten des damaligen Ministerpräsidenten von Bran- denburg, Matthias Platzeck, zur Eröffnung: »So etwas hat die Region Berlin-Brandenburg noch nie gesehen.« »Friederisko« war die größte, die teuerste, die auf- wendigste Ausstellung der Stiftung. Fünf Jahre lang dauerten Planungen und Vorbereitungen. Mit einem großen Organisationsteam und in allen Abteilungen, von den Schlössern und Sammlungen über Marketing bis zum Besucherservice, wurde dafür gearbeitet. Es gab Forschungsprojekte und internationale Kon- ferenzen über die Person des Königs (1712 – 1786) Besucherresonanz und Medienecho waren enorm fünf Künstler und eine Künstlerin zu aktuellen Arbei- und seine Zeit. Die Ergebnisse fanden Eingang in das und überwiegend positiv bis jubelnd. Sie nannten die ten im Freien inspirieren. Mit 350 Gemälden, Skulp- Ausstellungskonzept und diverse Veröffentlichungen. Schau groß, genial, zupackend, entschieden, radikal, turen, Dokumenten und Erinnerungsstücken ließ die Herausragende eigene Kunstschätze wurden restau- klug, frech, mutig, innovativ und risikobereit. Hauptausstellung im Neuen Flügel im Schloss Charlot- riert, hochkarätige Leihgaben aus ganz Europa ge- Im temporären Museumsshop am Neuen Palais gab tenburg »Leben und Mythos der Königin« Revue pas- wonnen. Zum Hauptexponat wurde das von Friedrich es neben zwei schwergewichtigen Begleitbänden sieren: Zur »Preußischen Madonna« und zur »Königin in Architektur und Ausstattung geplante Neue Palais und anderen Büchern zum Thema eine Vielzahl an der Herzen« machte sie erst die Nachwelt. erkoren. Große Bereiche im prunkvollsten Schloss des Friedrich-Devotionalien, vom Kaffeebecher bis zum Königs wurden dafür saniert und erstmals zugänglich vergoldeten Hundenapf. Könige, Künstler, Baumeister – und Frauen gemacht. »Friederisiko« war die meistbesuchte Ausstellung in Luise, Königin der Herzen Meist waren es »runde« Jubiläen, die in der SPSG der Geschichte der SPSG. 350 000 Besucherinnen und die Jahresthemen vorgaben und in großen kultur Besucher in den sechs Ausstellungsmonaten wandel- Ein Publikumserfolg mit 270 000 Besuchern war zwei historischen Ausstellungen, von Veranstaltungen be- ten über insgesamt 1,5 Kilometer lange Pfade durch 72 Jahre zuvor auch die Ausstellungstrilogie zum 200. gleitet, Herrscher beleuchteten, Künstlerbiografien Räume und hielten sich durchschnittlich dreieinhalb Todestag der Königin Luise (1776 – 1810) an ihren aufblätterten und an Baumeister erinnerten. 1995, im Stunden im Schloss auf. In zwölf Themenbereichen Lieblingsaufenthaltsorten. Die populärste Frau der Jahr der Stiftungsgründung, war die erste Ausstellung auf 6000 Quadratmetern, bestückt mit 500 aussa- preußischen Geschichte und neben Friedrich dem »Friedrich Wilhelm IV., Künstler und König" zum 200. gekräftigen Objekten, kamen sie dem umstrittenen Großen die herausragende Persönlichkeit der Hohen- Geburtstag des Königs in der Neuen Orangerie im und widersprüchlichen König nahe, der das Risiko zollern-Dynastie wurde zur »Miss Preußen 2010« er- Park von Sanssouci gewidmet. 1999 standen in Berlin nicht scheute und die Berlin-Brandenburger Kultur- klärt. Heute würde man sie vermutlich »Influencerin« »Sophie Charlotte und ihr Schloss« im Mittelpunkt landschaft entscheidend prägte. Beleuchtet wurden nennen, denn vor allem die Mode um 1800 in Preu- einer Ausstellung zur 300. Wiederkehr der Einwei- sein Alltag, seine Freunde und Gegner, seine Vorlie- ßen war stark vom Geschmack der Königin beeinflusst. hung des damals noch Lietzenburg genannten Schlos- ben und Abneigungen, sein Denken und Handeln, »Die Kleider der Königin« waren als Teil des Ausstel- ses Charlottenburg. 250 Jahre Bildergalerie von Sans- seine Kriege und seine Liebe zu allen Formen der lungsreigens im Schloss Paretz zu bewundern. Von der souci waren 2013 Anlass, »Die Schönste der Welt« Kunst. »Inselwelt der Königin« ließen sich auf der Pfaueninsel weitgehend wieder so zu zeigen, wie sie Friedrich der
gestalten 13 Glanzvolle Inszenierung: Luise. Die Kleider der Königin. Paretz, 2010. Foto: Ulrich Schwarz Teure Geschenke: Frauensache, 2015. Foto: Daniel Lindner Freundschaften: Voltaire und Wilhelmine. Friederisiko, 2012. Foto: Leo Seidel Wer mit wem? Heiratspolitik. Friederisiko, 2010. Foto: Leo Seidel Das Ende der Monarchie: Kaiserdämmerung, 2018. Foto: Peter-Michael Baurs Große eingerichtet hatte, im wirkungsvollen Zusam- die Geschicke Brandenburgs, des Königreichs Preu- menspiel von Baukunst, Malerei und Bildhauerkunst. ßen und zuletzt des Deutschen Kaiserreichs. Und was Ausstellungen mit biografischem Ansatz waren un- machten ihre Ehefrauen, Mütter, Töchter, Schwe- ter anderem »Prinz Carl. Beschützer des Schönen« stern? Sie knüpften Netzwerke in Sachen Heirats im Schloss Glienicke (2001), »Prinz Heinrich von politik, brachten Mitgift und Geschenke in die Preußen. Ein Europäer in Rheinsberg" (2002) oder Familie, nutzten ihre Spielräume am Hof und hatten »Cecilie. Deutschlands letzte Kronprinzessin« im gewichtigen Anteil an der politischen, kulturellen und Marmorpalais (2004). »Ludwig Persius, Architekt gesellschaftlichen Gestaltung Brandenburg-Preußens. des Königs« (Friedrich Wilhelm IV.) wurde 2003 in Sie wurden nur einfach von der Geschichtschreibung »seinem« Schloss Babelsberg präsentiert. Dort folgte »vergessen«. Um dies zu ändern, vollzog die Ausstel- 2017 »Pückler. Babelsberg« inmitten seiner frisch lung »Frauensache. Wie Brandenburg Preußen wur- restaurierten gartenkünstlerischen Schöpfung. de« im Theaterbau des Schlosses Charlottenburg den Weit in die Geschichte zurück blickte die Ausstellung Perspektivwechsel und rückte erstmals die Leistun- »Cranach und die Kunst der Renaissance unter den gen vieler Hohenzollernfrauen ins Blickfeld. Hohenzollern« 2009 im Neuen Flügel im Schloss Auch das 20. Jahrhundert spiegelte sich in Ausstel- Charlottenburg. Sie zeigte, wie die Hohenzollern lungen der SPSG. So zeigte 2016 im Schloss Schön- schon früh Politik und Religion, Kunst und Wissen- hausen »Schlösser für den Staatsgast – Schönhausen schaft zur Selbstdarstellung miteinander verknüpften und Augustusburg«, wie Staatsbesuche im geteilten und präsentierte nach mehrjähriger Forschung neue Deutschland zelebriert wurden. Und 2018 erinnerten Erkenntnisse zur Malweise und Arbeitsorganisation im Neuen Palais punktuelle Interventionen unter dem der überaus produktiven Cranach-Werkstatt. Titel »Kaiserdämmerung« an das Ende der Monarchie 2015 war es genau 600 Jahre her, dass die fränkischen in Deutschland. In diesem Jahr geht es mit der Sonder- Hohenzollern mit der Mark Brandenburg belehnt ausstellung im Schloss Cecilienhof zum 75. Jahrestag worden waren. Rund 500 Jahre lenkten und bestimm- der Potsdamer Konferenz 1945 um nichts weniger als ten Kurfürsten, Könige und Kaiser dieser Dynastie um »Die Neuordnung der Welt.«
14 bewahren »Prospect des Königl. Lust-Schlosses und Gartens Sans Soucy bei Potsdam«, um 1750, geschaffen von Kupferstecher Johann David Schleuen (der Ältere), 1763. Foto: SPSG Hat seinen Platz im Figurenrondell im Parterre von Sanssouci: Kriegsgott Mars, Kopie nach François Gaspard Adam, 1764. Foto: Hans Christian Krass Nichts gedeiht ohne Pflege Millionen Menschen flanieren jährlich durch die Parks und Gärten der Stiftung und erfreuen sich an lebendigen Kunstwerken von Ortrun Egelkraut
bewahren 15 Morgenstimmung im Nebel: Blick vom Schloss Charlottenhof zum Neuen Palais von Sanssouci; die Säule im Wasserbecken krönt eine Büste der Kronprinzessin Elisabeth. Foto: Hans Bach Barocke Gartengestaltung: Broderieparterre im Schlossgarten Charlottenburg. Foto: Wolfgang Pfauder Von Zerstörungen durch die einstigen Grenzsperren Zum Jubiläum »Friedrich300« im Jahr 2012 konn- lichen Führungen zu den »Exoten im Winterschlaf« ha- bis zum Klimawandel heute: Die Gärtner und Garten- ten die Strukturen eines Heckentheaters neben dem ben sich zum Renner entwickelt. Rund 1000 Palmen, denkmalpfleger der SPSG stehen seit 25 Jahren vor Neuen Palais ergraben und dank großzügiger Unter- Lorbeer- und Zitrusbäumchen überwintern in der immer neuen Herausforderungen. Unermüdlich wid- stützung durch die Freunde der Preußischen Schlös- Pflanzenhalle des Orangerieschlosses von Sanssouci. men sie sich ihrem Auftrag, durch kontinuierliche ser und Gärten die Bühne rekonstruiert werden. Das 2014 lockte die Open-Air-Ausstellung »Paradiesapfel« Pflege das »grüne« Welterbe in seiner überlieferten Potsdamer Theater Poetenpack hat den romantischen in den Park Sanssouci. An 19 Stationen gab das »natür- Schönheit und ganzheitlichen Harmonie zu bewahren. Ort inzwischen zu seiner sommerlichen Spielstätte er- liche« Inventar – Pflanzen, Skulpturen, Architekturen Die Parks und Gartenanlagen der SPSG umfassen koren. Im Juli treten die Komödianten dort wieder auf. – Auskunft über Landschaft, Inszenierung, Garten- insgesamt knapp 750 Hektar, das ist mehr als dop- kunst, Genuss und Ernte. Die alltägliche gärtnerische pelt so groß wie das Tempelhofer Feld in Berlin. Trotz Ausstellungen würdigen die Praxis war ebenso Thema wie Naturschutz und Klima- eines spürbar großen Pflegedefizits ist es in den 25 Arbeit der Gartengestalter wandel. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Jahren gelungen, nach und nach einzelne Bereiche den Gärten der Stiftung deutlich zu erkennen. Weit denkmalgerecht nach historischen Vorlagen wieder- Mit diversen kleinen und großen Ausstellungen stell- mehr als tausend Bäume, einige rund 200 Jahre alt, herzustellen oder einfühlsam neu zu gestalten. Dies te die SPSG immer wieder Aspekte der Gartenkunst sind in den Parks Sanssouci, Babelsberg und Neuer gilt unter anderem für die Parks und Gärten rund um vor. 2001, zur Bundesgartenschau in Potsdam, stan- Garten vom Absterben bedroht. die märkischen Schlösser. Im Schlossgarten Charlot- den »Die Potsdamer Parklandschaft und ihre Gärtner« Bereits 2013 setzte sich die von der SPSG veranstal- tenburg, im Jahr 2000, gleichzeitig mit dem Park am im Mittelpunkt der Ausstellung »Nichts gedeiht ohne tete internationale Konferenz »Historische Gärten im Schloss Glienicke, von Berlin an die SPSG übergeben, Pflege«. Die Schau im Orangerieschloss von Sanssouci Klimawandel«, unterstützt von der Deutschen Bun- kann man wie zu Zeiten der Königin Sophie Charlotte blätterte mit historischen Plänen und Abbildungen desstiftung Umwelt (DBU), mit diesem Thema aus- durch das Broderieparterre flanieren und sich an den die Entwicklung der Kulturlandschaft vom 17. bis ins einander. Dem folgte ein interdisziplinäres Netzwerk barocken Ornamenten erfreuen. Für die Parkgestal- 20. Jahrhundert auf, vom Lustgarten des Großen Kur- von Denkmalpflegern, Natur- und Geisteswissen- tung im 20. Jahrhundert steht der von einer Mauer fürsten über die Verschönerungen durch Peter Joseph schaftlern, die gemeinsam Handlungsstrategien für umgebene moderne Garten am Berliner Schloss Lenné und Hermann Fürst von Pückler-Muskau bis die Bewahrung der Potsdam-Berliner Kulturlandschaft Schönhausen. Die Restaurierung ab 2009 gab ihm den zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste 1990. entwickelten. 2017 wurde die Publikation veröffent- Charme der 1950-er Jahre zurück. 2004 würdigte die Ausstellung »Preußisch Grün« im licht. Im 18. Jahrhundert, unter Friedrich dem Großen, Schloss Glienicke die Arbeit der weniger bekannten Im November 2019 startete die SPSG, erneut in Zu- diente der Park Sanssouci vor allem der Repräsen Hofgärtner und ebnete den Weg zum Hofgärtner- sammenarbeit mit der DBU, das Forschungsprojekt tation. Blumenrabatten allein genügten nicht. Skulp- Museum, das zwei Jahre später am gleichen Ort »Historische Gärten und Gesellschaft. Kultur – Natur turen, Fontänen, sorgfältig angelegte Wege und eröffnete. Dokumente und Objekte aus dem Besitz – Verantwortung«. Bei der Auftaktveranstaltung ging Gartenarchitekturen wie die seit 2018 wieder strah- der preußischen Hofgärtner illustrieren die Facetten es um »Nutzung und Gestaltung – Wandel der Garten- lende marmorne Neptungrotte im östlichen Lustgar- gärtnerischer Arbeit, vom Planzeichnen und Vermes- kultur und Gesellschaft«, unter anderem mit der An- ten bezeugten Macht und Reichtum des Herrschers. sen bis zur Blumenkultur. regung zu einem neuen Nachdenken über den sorg- Gärten sollten zugleich auch nützlich sein. So förderte »Preußisch Grün« wurde zum Titel einer Veranstal- samen Umgang mit historischen Gärten. Dabei kann Friedrich der Große in seinem unmittelbaren Umfeld tungsreihe, die mit Führungen, Festen und anderen auch das vollständige Zitat von Peter Joseph Lenné den Obstanbau. Daran anknüpfend wurden in den unterhaltsamen Formaten die unterschiedlichsten helfen, dessen ersten Teil wir als Titel zu diesem vergangenen Jahren unterhalb der Neuen K ammern Themen der Gartenkultur einem großen Publikum Beitrag wählten: wieder Kirschbäume und vor der Bildergalerie von nahe brachte. Einzelne Veranstaltungen sind geblie- »Nichts gedeiht ohne Pflege; und die vortrefflichsten Sanssouci Apfelbäume gepflanzt. ben: Das »Ausfahren der Orangerie« im Mai ist immer Dinge verlieren durch unzweckmäßige (= respektlose) ein Erlebnis für die ganze Familie. Und die winter- Behandlung ihren Wert.«
16 Bewahren Der Masterplan – eine Erfolgsgeschichte mit Fortsetzung Bis zum Jahr 2030 können 60 weitere vom Verfall bedrohte Bauwerke saniert werden. von Ortrun Egelkraut Links: In Würde gealtert: Dachlandschaft des Schlosses Cecilienhof. Foto: Olaf Saphörster Unten: Auferstanden aus Ruinen: Kolonnade am Neuen Palais und Detail mit Attikaskulptur. Fotos: Leo Seidel Rechts: Funktionale Moderne: Neubau für das Wissenschafts- und Restaurierungszentrum. Foto: Marcus Ebner Denkmalpflege und Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit und Um- In der neu geschaffenen Abteilung Architektur wurden in- weltschutz, Handwerk und Hightech, Erhalten und Erneuern: terdisziplinär und abteilungsübergreifend Projektteams Die Themen sind so vielfältig wie die Herausforderungen an- zusammengestellt. Zwischen 2008 und 2017 konnten ins- spruchsvoll. Jedes von der SPSG betreute Baudenkmal des 16. gesamt 38 Bau- und Restaurierungsvorhaben sowie sechs bis 20. Jahrhunderts hat seine eigene Geschichte. Bausünden Gartenprojekte abgeschlossen werden. Eines der Groß- aus der Entstehungszeit, natürlicher Alterungsprozess oder projekte war das Ensemble am Neuen Palais von Sanssouci Vernachlässigung haben zum Teil schwere Beschädigungen mit dem Wiederaufbau der durch eine Weltkriegsbombe verursacht. Eile war geboten, als nach der Wiedergewinnung zerstörten Sandstein-Kolonnade und der Einrichtung eines der märkischen Schlösser die Potsdamer Schlossbauten auf modernen Besucherzentrums im einfühlsam umgebauten ihren Zustand untersucht wurden. Mit den finanziellen Mit- friderizianischen Südtorgebäude. Im Neuen Palais selbst, teln und personellen Kräften aus der Abteilung Baudenkmal- Gästeschloss Friedrichs des Großen, wurden unter anderem pflege war der 2007 aufgestellte Masterplan für die anste- das Sockelgeschoss abgedichtet, 172 Skulpturen auf dem henden Sanierungsarbeiten nicht zu realisieren. Hartmut Umgang restauriert und mit dem Unteren Fürstenquartier Dorgerloh, Generaldirektor der SPSG von 2002 bis 2018, eine ganze Raumflucht wiederhergestellt. Spektakulär ge- gelang es, die Politik für die brenzlige Situation zu sensibi- staltete sich nach aufwendiger Untersuchung die Sanierung lisieren. 2008 war es so weit: Die Zuwendungsgeber – die der Deckenbalkenkonstruktion zwischen dem Marmorsaal Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund – stellten für und dem Grottensaal, um im Obergeschoss den kostbaren das Sonderinvestitionsprogramm (SIP 1) zur Rettung bedeu- inkrustierten Marmorfußboden und das darunter liegende tender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserland- Deckengemälde nicht zu gefährden. Diese 250 Jahre alten schaft 155 Millionen Euro zur Verfügung. Raumkunstwerke wurden anschließend restauriert.
bewahren 17 Unten: Elegant unauffällig: Aufzug für Schloss Charlottenburg. Foto: Leo Seidel Unten rechts: Gartenblicke: Schloss Babelsberg von außen und nach draußen. Fotos: Leo Seidel, Krekeler Architekten Generalplaner Ganz unten: Nach der Restaurierung: Marmorsaal im Neuen Palais und Pflanzenhalle im Orangerieschloss von Sanssouci. Fotos: Wolfgang Pfauder, Leo Seidel An anderen Schlössern ging es mit der Überarbeitung und rierungszentrum (WRZ) am Rand des Parks Sanssouci bietet Reparatur der Dächer, Fenster und Fassaden auch um energe- ideale Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tische Hüllensanierung – und in allen Fällen um etwas mehr. der Abteilungen Schlösser und Sammlungen sowie Restau- Im Schloss Charlottenburg wurden technische Anlagen er- rierung. Im Zentralen Kunstgutdepot (ZED) in der Nähe des neuert und mit einem Aufzug erstmals Barrierefreiheit für Hauptbahnhofs stehen Kunstgüter aus den diversen Samm- das Obergeschoss geschaffen. Am Schloss Cecilienhof im lungen der SPSG bei besten konservatorischen Bedingungen Neuen Garten wurden nach der Schadstoffsanierung des der Forschung zur Verfügung. hölzernen Dachstuhls originale Dachziegel mit Ersatzmate- rial so gemischt, dass die charakteristische Dachlandschaft … und weiter mit SIP 2 Zwischen Welt und Erbe ein würdevoll gealtertes Erscheinungsbild aufweist. Für die 10 Jahre Masterplan für die preußischen Pflanzenhallen am Orangeriesschloss von Sanssouci wurden Für die Fortsetzung des Sonderinvestitionsprogramms zur Schlösser und Gärten die historischen Eisengussfenster rekonstruiert, für Schloss Rettung der preußischen Schlösser und Gärten (SIP 2) haben Hrsg. Generaldirektion der Stiftung Babelsberg sprossenlose Großverglasungen angefertigt. Zu- der Bund und die Länder Brandenburg und Berlin 400 Milli- Preußische Schlösser und Gärten Berlin- dem erstrahlt die mit Laser gereinigte Sichtziegelfassade onen Euro bis 2030 bewilligt. Die Römischen Bäder und das Brandenburg (SPSG) weithin sichtbar. Und zur Freude sommerlicher Parkbesucher Schloss auf der Pfaueninsel stehen ganz oben auf der Liste Bearbeiter: Ayhan Ayrilmaz sind die Wasserspiele aus der Kaiserzeit wieder zu erleben. mit 60 Projekten. Auch drei Neubauten sind dabei: je ein und Volker Thiele Die Teilsanierung des historischen Leitungsnetzes im Park Besucherzentrum am Schloss Charlottenburg in Berlin und 272 Seiten, 310 Abbildungen, 29,95 Euro lässt nun wieder Brunnen sprudeln und Bächlein plätschern. an der Historischen Mühle in Potsdam sowie ein Skulpturen- Michael Imhof Verlag, Petersberg Das Sonderinvestitionsprogramm SIP 1 ermöglichte auch zwei depot in Potsdam. Die Planungen für die ersten 25 Projekte Erhältlich in den Museumsshops eindrucksvolle Neubauprojekte. Das Wissenschafts- und Restau- laufen bereits.
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