KASERNE BASEL UMBAU UND SANIERUNG HAUPTBAU - FÜR EIN ZEITGENÖSSISCHES KULTUR- UND KREATIVZENTRUM ANONYMER PROJEKTWETTBEWERB IM OFFENEN VERFAHREN ...
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Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt Städtebau & Architektur Hochbauamt Anonymer Projektwettbewerb im offenen Verfahren Kaserne Basel Umbau und Sanierung Hauptbau für ein zeitgenössisches Kultur- und Kreativzentrum Bericht des Preisgerichts Dezember 2013
Inhalt Titelbild Vorwort 3 Visualisierung Siegerprojekt Ausgangslage Bild Links Hauptbau, Eingangsbereich Ebene Kasernenplatz Anlass 5 (Aufnahme 2013) Ziele 5 Aufgabe Bearbeitungsperimeter 6 Aufgabenstellung 7 Beurteilungskriterien 9 Informationen zum Verfahren Organisation 10 Formelle Bestimmungen 10 Preisgericht 11 Vorprüfung 12 Beurteilung 13 Empfehlung und Weiterbearbeitung 15 Projekte Rangierte Projekte 17 Weitere Projekte 47 Würdigung 80 Genehmigung 81 Im Interesse der leichteren Lesbarkeit schliesst die männliche Form in dieser Publikation auch die weibliche Form mit ein.
Vorwort Aus historischer Sicht war der rheinseitige Hauptbau der Heute ist aus dem Kasernenareal ein im Stadt- und Quartier Kaserne – 1863 vom Architekten Johann Jakob Stehlin dem leben bedeutender Ort für Sozialleben, Kultur und Bildung Jüngeren erbaut – ein Bekenntnis der Stadt Basel zum da- geworden, der eine hohe städtische Bedeutung aufweist. mals noch jungen Schweizer Bundesstaat. Die Anlage der Die zentral gelegene Wiese ist ein öffentlicher Treffpunkt Kaserne ersetzte ein grosses Klostergebäude und schloss und wird von der Stadtbevölkerung für gemeinschaftliche die Klingentalkirche in ihr Ensemble ein. Die Gebäude wur- und kulturelle Zwecke genutzt. den danach über 100 Jahre lang vom Militär genutzt. Wäh- rend dieser Zeit diente die Kaserne aber wiederholt auch Nach dem geplanten Auszug der FHNW der Schule für Ge- für zivile Zwecke, etwa zur Unterbringung von Festbesu- staltung und Kunst sowie der Schule für Brückenangebote chern oder für die Internierten des Deutsch-Französischen im Jahr 2015 wird der Hauptbau für eine flexible und viel- Krieges von 1870 / 71. fältige kulturelle, kreative und soziokulturelle Nutzung zur Verfügung stehen, ebenso für gastronomische Zwecke. Die Im Jahr 1966 zog sich die Armee aus den Gebäuden zurück, Massnahmen zur Umgestaltung des Gebäudes für diese und das Kasernenareal wurde im weiteren Sinne zivilgesell- Nutzungen sollen, soweit möglich, unter Beachtung der schaftlichen Zwecken zugedacht. Zugleich begann eine denkmalpflegerischen Auflagen im Projektwettbewerb ent- lange Zeit der provisorischen Nutzungen. Nach dem «In- wickelt werden, dem Gebäude aber zugleich neues Nut- terio-Provisorium» bis 1984 entwickelte sich in den alten zungspotenzial verschaffen. Gleichzeitig sollten Möglich- Stallungen die «Kulturwerkstatt Kaserne» (heute Kaserne keiten für grosszügige Öffnungen und Durchgänge zur Ver- Basel). Später kamen Junges Theater Basel, Parterre und bindung des Kasernenhofs mit der Rheinpromenade geprüft andere Nutzungen hinzu. In der Klingentalkirche wurden werden. der Ausstellungsraum Klingental und die Ateliergenossen- schaft beheimatet. Den Kasernenhauptbau wiederum be- Dr. Guy Morin gann das Erziehungsdepartement für seine Zwecke zu nut- Regierungspräsident und Vorsteher Präsidialdepartement zen. Gegenwärtig sind die Hochschule für Gestaltung und Kunst der FHNW mit dem Institut für Mode-Design, die Schule für Gestaltung sowie die Schule für Brückenange- bote darin untergebracht. 3
Ansicht Hauptbau/Ebene Kasernenplatz Ansicht Hauptbau/Seite Rheinpromenade (Aufnahmen 2013) 4 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Ausgangslage Anlass Ziele Das Gesamtareal der Kaserne ist ein zentraler städtischer Mit diesen Vorgaben wurden folgende Anforderungen an Treffpunkt und Kulturort mitten im Kleinbasel. Es wirkt als den Projektwettbewerb Kaserne Basel gestellt: integratives Zentrum für verschiedene kulturelle Szenen und für zahlreiche Bevölkerungsgruppen, vor allem aber für –– Instandsetzung für eine weitere Nutzungsperiode mit die junge Generation und Familien sowie die migrantische neuer Nutzung Bevölkerung. Dank seiner kulturellen Bedeutung und den –– Prüfung der Schaffung von grosszügigen teilweise vielseitigen Angeboten hat das Areal überregionale Aus- IV-tauglichen Fussgängerverbindungen vom Kasernen- strahlung. platz zur Rheinpromenade –– Umbaumassnahmen für neue kulturelle Nutzungen Das Areal beheimatet mehrere Kulturinstitutionen. Die Ka- –– Anpassung von Betriebstauglichkeit und Sicherheit an serne Basel ist das grösste Zentrum für die freie zeitgenös- zeitgemässe Standards der kulturellen Nutzungsarten sische Theater-, Tanz- und Performanceszene sowie für in- –– Angemessene Berücksichtigung der denkmalpflege novative Populärmusik in der Nordwestschweiz. Sie gehört rischen Anliegen zu den wichtigsten Kulturinstitutionen der Region, insbe- –– Wirtschaftlichkeit bezüglich Investitionen und Be- sondere für die junge kreative Szene. Sie bietet ein ganz- triebskosten jähriges Programm mit weiter überregionaler Wirkung und Anziehungskraft, wirkt aber auch über die einzelnen Spar- ten und Szenen hinaus in den Stadtraum hinein. Das Junge Theater Basel gilt als eine der innovativsten Spielstätten und Ausbildungsorte für junge Theaterschaffende. Das jähr liche Besucheraufkommen auf dem Areal liegt bei mehre- ren 100 000 Personen pro Jahr über alle Bereiche hinweg. Das Kasernenareal soll sich weiterhin als städtisches Ex- perimentierfeld mit Treibhauscharakter für kulturelle Pro- zesse entwickeln, zu einem interdisziplinären Zentrum auf- einander abgestimmter und sich gegenseitig stärkender kultureller und kreativer Nutzungen. Diese Ausgangslage gemäss Heller-Studie ist nach wie vor aktuell, auch wenn es zu berücksichtigen gilt, dass seitdem in Basel zahlreiche Initiativen mit teilweise ähnlicher Ausrichtung umgesetzt worden sind: das Kunstfreilager auf dem Dreispitz, das Stellwerk, die Aktienmühle etc. Mit dem für 2015 geplanten vollständigen Auszug der Hoch- schule für Gestaltung und Kunst und der Brückenangebote aus dem Hauptbau der Kaserne werden grosse Gebäude- flächen frei, die für neue Nutzungen im oben genannten Sinn zur Verfügung stehen werden. 5
Aufgabe Bearbeitungsperimeter Als Projekt zu bearbeiten waren alle Gebäudeteile im Bear- beitungsperimeter von der Rheinuferebene bis zum Dach- geschoss inkl. der Türme und der niedrigen Seitenbauten. Der Zwischentrakt zwischen der Kirche und dem Hauptge- bäude wurde vom Grossen Rat bereits zum Abbruch frei- gegeben. Daher waren alle erforderlichen WC-Anlagen, die bisher im Zwischentrakt untergebracht waren, im Haupt- bau unterzubringen. Nutzungen Kasernenareal 1 Hauptbau Schule für Gestaltung, HGK, SBA 6 2 Zwischenbau (Abruch) 3 Klingentalkirche 7 Ateliergenossenschaft, Ausstellungsraum 8 4 Quartiertreff 9 5 Turnhalle Kindergarten, Boxclub 10 6 Parterre 5 Restaurant/Bar 4 7 Oberer Rossstall 1 Moschee, Kulturwerkstatt Kaserne, Restaurant 3 8 Reithalle 2 Kulturwerkstatt Kaserne 9 Unterer Rossstall Junges Theater, Pro Senectute, Spielestrich 10 Lagergebäude Hauptbau 9 Durchgang gemäss Grossratsbeschluss Bearbeitungsperimeter 10 1 3 2 6 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Aufgabe Aufgabenstellung Vorgesehene Massnahmen Auf der Rheinuferseite war der Bereich vor dem Kasernen- –– Sanierung der Gebäudehülle hauptbau bis hinunter zum Rheinufer zu planen, unter Be- –– Schaffung von grosszügigen öffentlich nutzbaren achtung der Vorgaben des Planungsamts analog dem Wett- Verbindungen zwischen Rhein und Platzebene bewerb Rheinpromenade. für Fussgänger –– Angemessene behutsame Lösung der Erdbeben Für den Aussenraum vom Hauptbau bis zur Promenade war ertüchtigung aufzuzeigen, ob und wie auf neue funktionale Bezüge zum –– Sanierung des Innenausbaus und Umgestaltung Gebäude zu reagieren sei. Wegen dem grossen Verkehrsauf für kulturelle Nutzungen kommen im Sommer war eine grosse Zahl Veloparkplätze –– Erneuerung/Einplanung der erforderlichen Gebäude- einzuplanen. technik Für den Aussenraum war auf der Platzseite zu berück- –– Brandschutz, Fluchtwege sichtigen, dass darauf das ganze Jahr über zahlreiche An- –– Rollstuhlgängigkeit lässe stattfinden, darunter auch Grossanlässe. In der Rest- –– Erschliessung und neue Treppenhäuser, Lift(e) zeit dient der Hartplatz als Freizeitfläche für Jugendliche. –– Neue sanitäre Anlagen Gastronomieangebote wurden erwartet. –– Integration neue Nutzungen (z.B. Gastroeinrichtungen auf Rhein- und auf Platzebene vgl. Raum-/Nutzungs- programm) Statik und Erdbeben Die erforderliche Erdbebenertüchtigung stellt einen Kon- flikt zur denkmalpflegerischen Absicht der möglichst um- fangreichen Bewahrung der Bausubstanz dar. Deshalb wur- de von den am Wettbewerb Teilnehmenden ein kreativer und subtiler Umgang mit dem Thema der Erdbebenertüch- tigung erwartet, also ein geschickter Vorschlag, diese in den Umbau zu integrieren, ohne viel historische Substanz zu zerstören. Denkmalpflegerische Aspekte Aus denkmalpflegerischer Sicht war im äusseren Bereich die Konservierung und Restaurierung im Sinne des ur- sprünglichen Erscheinungsbildes unter Bewahrung der ori- ginal überlieferten Bausubstanz das oberste Ziel. Im Inne- ren sollte grundsätzlich die Beibehaltung der Erschlies sungs- und Raumstruktur unter Bewahrung der alten Aus- baubestandteile angestrebt werden. Es blieb grundsätzlich zu klären, welche baulichen Massnahmen durch eine Um- nutzung des Hauptgebäudes erforderlich werden. Ange- sichts des denkmalpflegerischen Hauptanliegens der mög- lichst ungeschmälerten Erhaltung des ursprünglichen Be- standes waren Veränderungen auf das Nötigste zu be- schränken. Die Prüfung von Art und Ausgestaltung von Öffnungen für die grosszügigen Verbindungen des Kasernenhofs mit der Rheinpromenade waren im Rahmen des Wettbewerbs- verfahrens zu bewerten. 7
Aufgabe Nutzung und Betrieb Zugleich soll die Gelegenheit genutzt werden, auf dem Are- Mit der anstehenden Sanierung und Entwicklung des Haupt- al bestehende Schwierigkeiten bzw. suboptimale Zustände baus bietet sich die einmalige Gelegenheit, zusätzlich zu in infrastruktureller und organisatorischer Hinsicht zu lö- den bereits bestehenden kulturellen und sozialen Aktivitä- sen, mit denen aktuelle Nutzer der Kaserne (Kulturbetrieb ten auf dem Areal eine Verdichtung und Erweiterung der Kaserne, Junges Theater Basel, Ausstellungsraum Klingen- Angebote zu erreichen und eine zusätzliche Anziehungs- tal, u.a.) seit Jahren zu schaffen haben. kraft für die gesamte Region zu entfalten. Von der künftigen Umgestaltung des Kasernenhaupt- Nutzungsprogramm baus soll daher insbesondere auch die Quartierbevölkerung Das bewusst offen gehaltene Nutzungsprogramm war die profitieren, indem ein für das Kleinbasel und die gesamte Grundlage für den Umgang und die Interpretation der be- Stadt wichtiger öffentlicher Treffpunkt durch gesteigerte stehenden baulichen und räumlichen Struktur des Kaser- Platzattraktivität und zusätzliche gastronomische Ange- nenhauptbaus. Es galt nicht als definitives Raumprogramm bote aufgewertet und öffentlich noch breiter nutzbar ge- im eigentlichen Sinne, das in der baulichen Struktur voll- macht wird. ständig abgebildet werden muss, sondern der Umgang mit dem Gebäude, seiner Struktur und die vorgeschlagenen Die Gesamtentwicklung des Areals soll der Kulturstadt Basel Eingriffe sollten die nachstehend aufgeführten Nutzungen eine zusätzliche Bedeutung als Zentrum des kreativen und nicht verunmöglichen. künstlerischen Produzierens und als dynamischer Anzie- hungspunkt für vielfältige, kulturelle Interessen verleihen. Es geht nicht darum, ein bereits bestehendes Modell «Top- down» zu etablieren, sondern ein neuartiges und zeitge mässes Kreativzentrum zu schaffen. Es gilt daher zu über- prüfen, welche kulturellen und kreativen Bedürfnisse und Potenziale vorhanden sind, um davon ausgehend ein zu- kunftsgerichtetes Betriebsmodell unter Einbezug kulturel- ler Akteure zu entwickeln. Dieses soll in einer attraktiven Verbindung aus der Förderung regionaler und der Anzie- hung überregionaler Potenziale bestehen, die in regem Aus- tausch mit der Öffentlichkeit stehen. «Brutstätte» Kasernenhauptbau Nordturm Nordflügel Mitte Südflügel Südturm 4. Obergeschoss Turmzimmer Dachstuhl erhalten durch «kalte Nutzungen» Skybar (vgl. Warteck) (private Feiern, Ausstellungen, Lager etc.) 3. Obergeschoss Studio Co-Working Space Co-Working Space Co-Working Space Studio 2. Obergeschoss Studio Projekträume Veranstaltungen Projekträume Studio Ausstellungen 1. Obergeschoss Studio Projekträume Veranstaltungen Projekträume Studio Ausstellungen Ebene Quartier Sanitärräume «Service Center» Halle Bar zum Platz Küchen Restaurant Kasernenplatz Arealmanagement Durchgang Rhein «Kantine» zum Rhein Ebene Quartier Lager Lager Halle Öffentliches WC Lager Café/Bar Promenade Freifläche öffentlich Buvette Durchgang Rhein Freifläche öffentlich Rhein 8 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Beurteilungskriterien Gastronomie Für die Beurteilung der Wettbewerbsvorschläge im Projekt Die Qualität der Gastronomie wird den Charakter des Hau- wettbewerb waren folgende Kriterien massgebend: ses und des gesamten Areals ganz wesentlich bestimmen. Gastronomische Nutzungen in den Erdgeschossen und auf –– Städtebau und Qualität der Freiräume der Rheinuferebene gelten als grundsätzlich wünschens- –– Funktionelle, räumliche und gestalterische Qualität der wert. Eine zusätzliche Störung der Wohnbevölkerung an Verbindung Kasernenhof und Rheinpromenade diesem Ort soll vermieden werden. –– Funktionelle, gestalterische und technische Qualität der Umbaumassnahmen und der Nutzungsmöglich Produktionsmöglichkeiten für junge Kultur und freie Tanz- keiten und Theaterszene –– Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Anforde- Die freie Theaterszene Basels hat sich in den vergangenen rungen Jahren stark professionalisiert und mit ihren Produktionen –– Wirtschaftlichkeit bezüglich Nutzungsangebot, Inves- international auf sich aufmerksam gemacht. Da die Freie titionskosten, Betrieb und Unterhalt Szene mit der Kaserne Basel und dem Jungen Theater Basel bereits auf dem Areal ansässig ist, könnten neue Die Reihenfolge der Kriterien bedeutete keine Gewichtung. Proberäumlichkeiten im Kopfbau die erfolgreiche Entwick- Das Preisgericht nahm auf Grund der aufgeführten Kriteri- lung der Basler Theater- und Tanzszene nachhaltig unter- en eine Gesamtwertung vor. stützen. Junge Kultur und kreative Netzwerke Durch das gezielte Fördern von künstlerischen und kreati- ven Talenten verschiedener Disziplinen unter einem ge meinsamen Dach kann nicht nur der künstlerische und kre- ative Austausch gefördert werden, sondern auch die Ver- bindung der kreativen Potenziale mit den kulturellen Märk- ten und den Publika. Selbstständig erwerbende Kreative und Kulturschaffende sind darauf angewiesen, sich sowohl selbständig als auch in wechselnden Konstellationen zu or- ganisieren, um Wissen in stets neuen Gruppierungen kon- kurrenzfähig und disziplinenübergreifend auf dem Markt anbieten zu können. Hier können geteilte Produktions- und Arbeitsflächen sowie zentral gelegene Räumlichkeiten für Koordinationsarbeit und einen entsprechend ausgebildeten Werkstattwart interessant sein. Ebenfalls können Showrooms, gemischtformatige Ver- kaufslokale und Präsentationsorte dazu dienen, der jungen Szene zu einer überregionalen Wahrnehmung zu verhelfen. Kosten Das Gebäude umfasst ca. 9 000 m2 Geschossfläche. Die notwendigen baulichen Eingriffe sind umfangreich. Es wur- den in einer Vorabklärung Gesamtinvestitionskosten von ca. CHF 30 Mio. geschätzt. 9
Informationen zum Verfahren Organsiation Formelle Bestimmungen Auftraggeber Verfahren Kanton Basel-Stadt Ziel des Verfahrens war die Evaluierung des besten Lö- sungsansatzes und damit eines Planerteams für die Reali- Eigentümervertretung sierung der Projekt- und Handlungsziele und zur Umset- Finanzdepartement Basel-Stadt, zung des gewählten Projekts. Zu diesem Zweck wurde ein Immobilien Basel-Stadt anonymer Projektwettbewerb im offenen Verfahren durch- geführt. Es wurden 39 Beiträge eingereicht. Baufachvertretung Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt, Teilnahmeberechtigung Städtebau & Architektur, Hochbauamt Die Teilnehmenden mussten zum Zeitpunkt der Bekanntma- chung ihren Sitz oder Wohnsitz in der Schweiz oder in ei- Nutzervertretung nem Vertragsstaat des GATT/WTO-Übereinkommens über Präsidialdepartement Basel-Stadt, das öffentliche Beschaffungswesen haben, soweit dieser Kantons- und Stadtentwicklung Staat das Gegenrecht gewährt. Wettbewerbssekretariat Preise und Ankäufe Monique Chopard, Sekretariat Hochbauamt Für Preise und allfällige Ankäufe im Rahmen des Projekt- Friedrich Weissheimer, Projekt Manager Hochbauamt wettbewerbs standen dem Preisgericht eine Gesamtpreis summe von CHF 170 000.– zur Verfügung. 10 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Informationen zum Verfahren Preisgericht Fachpreisgericht Experten (ohne Stimmrecht) –– Ueli Laedrach, Architekt (Vorsitz) –– Dr. Daniel Schneller, Kantonaler Denkmalpfleger –– Fritz Schumacher, Kantonsbaumeister –– Dr. Thomas Lutz, Kantonale Denkmalpflege –– Anne Nagel, Kantonale Denkmalpflege –– Marcel Meier, Leiter Fachstelle Grossevents –– Christian Mehlisch, Leiter Verwaltungsvermögen –– Dirk Leutenegger, Projektleiter Rheinuferpromenade Immobilien Basel-Stadt –– Philipp Cueni, Präsident Pro Kasernenareal –– Marco Zünd, Architekt –– Elisabeth Boesch, Architektin –– Daniel Zehnder, Bauingenieur Ersatz Fachpreisgericht –– Thomas Fries, stv. Leiter Hochbauamt Sachpreisgericht –– Dr. Guy Morin, Vorsteher Präsidialdepartement –– Dr. Hans-Peter Wessels, Vorsteher Bau- und Verkehrs- departement –– Thomas Kessler, Leiter Kantons- und Stadtentwicklung –– Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur –– Anja Dirks, Dramaturgin und Festivalleiterin –– Thomas Mächler, Delegierter Stadtteilsekretariat Kleinbasel Ersatz Sachpreisgericht –– Peter Schuler, Delegierter Stadtteilsekretariat Kleinbasel 11
Vorprüfung 39 Projekte wurden unter Wahrung der Anonymität fristge Formelle Prüfung recht eingereicht. Alle Arbeiten wurden vollständig abgegeben. Projekt 01 – Ka UM Fachliche Vorprüfung Projekt 02 – Othello Die eingereichten Projekte wurden gemäss den im Wett- Projekt 03 – Drei bewerbsprogramm gestellten Anforderungen durch die im Projekt 04 – Scachis Programm genannten Experten und Sachverständigen de- Projekt 05 – Acqua Alta tailliert geprüft und die Ergebnisse wurden gemäss den Kri- Projekt 06 – Open to the public! terien in der Ausschreibung den Mitgliedern des Preisge- Projekt 07 – Octopus richts zur Kenntnis gebracht. Projekt 08 – Grandhotel crEatif Projekt 09 – Less is MOre Vorprüfungskriterien Projekt 10 – Folge dem Pfeil! –– Prüfung Öffnungen Projekt 11 – Vaslav –– Planung und Baurecht Projekt 12 – Ross & Reiter –– Denkmalpflege Projekt 13 – As Found –– Nutzung Projekt 14 – Wechselraum –– Brandschutz Projekt 15 – Kleeblatt –– Statik, Erdbebenertüchtigung Projekt 16 – Gunnar –– Realisierbarkeit Projekt 17 – Marsch! –– Wirtschaftlichkeit Projekt 18 – Kasernenterrasse –– Umgebung Projekt 19 – Rheinplatz –– Veloparking Projekt 20 – Kuckuck (Flusshalle) –– Baumschutz und Grünraum Projekt 21 – Ensemble Projekt 22 – CoraçÃo Projekt 23 – Tourbillons Projekt 24 – Johann jakob Projekt 25 – Stoa Projekt 26 – Philipp Projekt 27 – Campari Soda Projekt 28 – Hofnarr Projekt 29 – Im Schatten der Linden Projekt 30 – Durchblick Projekt 31 – Matchbox Projekt 32 – Beletage Projekt 33 – Rheinkultur Projekt 34 – Ein Haus für alle. Und das Neue. Projekt 35 – Mutabor Projekt 36 – Flush Projekt 37 – Johanna & Jakob Projekt 38 – Johann's Friend Projekt 39 – Licht und Luft Nummerierung gemäss Eingang der Projekte. 12 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Beurteilung Erster Jurytag Zweiter Jurytag Die Jury trifft sich am 7. November 2013 vollzählig zum ers- Zu Beginn des zweiten Jurytages vom 8. November 2013 ten Jurytag. Der Vorsitzende erläutert das Vorgehen und diskutieren die Jurymitglieder, welche Qualitäten mit den die Ziele für den ersten Tag und erinnert alle Anwesenden verbleibenden Projekten erreicht werden sollen. Insbeson- an die Vertraulichkeit der Jurierung. dere die Anforderungen an die Preiswürdigkeit wie Archi- tektur, kulturelle und gastronomische Nutzung, betriebliche Der Vorprüfungsbericht wird vorgestellt und erläutert. Da Funktion, Denkmalgerechtigkeit, Konstruktion, Erdbeben keine Verstösse vorliegen, können alle Projektvorschläge ertüchtigung, Statik und Wirtschaftlichkeit der Projekte zur Beurteilung zugelassen werden. werden diskutiert. Die Durchwegung der Anlage, die Zu- gänglichkeit des Gebäudes und zu attraktiven Räumen für Erster Rundgang die Allgemeinheit und ob die politischen Erwartungen mit Die Jury teilt sich in drei Gruppen und diskutiert in einem einzelnen Projekten jeweils erfüllbar sind, prägen die Dis- ersten Rundgang alle Arbeiten. Insbesondere die städte- kussionen. baulichen Lösungen der Durchwegung, die Umsetzung des Nutzungsprogramms und die statisch konstruktiven Lösun Zweiter Rundgang gen zur Erdbebenertüchtigung werden studiert und bewer- Die Jury teilt sich erneut in drei Gruppen und diskutiert in tet. Anschliessend werden in einem gemeinsamen Rund- einem weiteren Rundgang sämtliche Arbeiten. Als Resümee gang alle Projekte verglichen und beurteilt. des zweiten Jurytages werden weitere Projekte von der Beurteilung ausgeschieden, da sie in ihrer Gesamtheit hin- Die folgenden Projekte, die hinsichtlich mehrerer Beurtei- sichtlich mehrerer genannten Punkte nicht zu überzeugen lungskriterien im direkten Vergleich am wenigsten zu über- vermögen: zeugen vermochten, werden am Ende des ersten Jurytages ausgeschieden: Projekt 02 – Othello Projekt 09 – Less is MOre Projekt 01 – Ka UM Projekt 16 – Gunnar Projekt 05 – Acqua Alta Projekt 22 – CoraçÃo Projekt 06 – Open to the public! Projekt 23 – Tourbillons Projekt 07 – Octopus Projekt 26 – Philipp Projekt 08 – Grandhotel crEatif Projekt 27 – Campari Soda Projekt 10 – Folge dem Pfeil! Projekt 29 – Im Schatten der Linden Projekt 12 – Ross & Reiter Projekt 33 – Rheinkultur Projekt 14 – Wechselraum Projekt 38 – Johann's Friend Projekt 15 – Kleeblatt Projekt 17 – Marsch! Dritter Rundgang Projekt 18 – Kasernenterrasse Nach einer weiteren Besprechung der verbleibenden Pro- Projekt 19 – Rheinplatz jekte aus der zweiten Runde werden die folgenden Projekte Projekt 20 – Kuckuck (Flusshalle) mit der Begründung ausgeschieden, dass sie in ihrer Ge- Projekt 28 – Hofnarr samtheit hinsichtlich der Punkte Durchgangslösung, inter- Projekt 30 – Durchblick ne Erschliessung oder Nutzung nicht ausreichend zu über- Projekt 31 – Matchbox zeugen vermögen: Projekt 32 – Beletage Projekt 35 – Mutabor Projekt 03 – Drei Projekt 36 – Flush Projekt 04 – Scachis Projekt 39 – Licht und Luft 13
Beurteilung Dritter Jurytag Die Denkmalpflege beantragt wegen terminlichen Proble- Rangfolge und Verteilung Preisgeld men, anstelle von Daniel Schneller, Anne Nagel zum Jury- Nach weitergehender Diskussion und Bewertungen im Ple- mitglied mit Stimmrecht zu nominieren. Dem Antrag wird num wird folgende Rangierung und Preisgeldverteilung vor- einstimmig zugestimmt. genommen: Zu Beginn des dritten Jurytages vom 14. November 2013 1. Rang/1. Preis Ein Haus für alle. nehmen die Mitglieder des Preisgerichts Kenntnis von den Und das Neue. CHF 45 000.– erfolgten Vorentscheidungen und diskutieren erneut die 2. Rang/2. Preis As Found CHF 40 000.– spezifischen Anforderungen wie Denkmal, Funktion und 3. Rang/3. Preis Vaslav CHF 25 000.– Nutzung sowie Durchquerung des Hauptgebäudes. 4. Rang/4. Preis Johanna & Jakob CHF 22 000.– 5. Rang/5. Preis Stoa CHF 17 000.– Engere Wahl 6. Rang/6. Preis Ensemble CHF 13 000.– Nach den Entscheiden des zweiten Jurytags bestätigt die 7. Rang/7. Preis Johann jakob CHF 8 000.– Jury die folgenden sieben Projekte für die weitere Beurtei- lung in der engeren Wahl: Projekt 11 – Vaslav Projekt 13 – As Found Projekt 21 – Ensemble Projekt 24 – Johann jakob Projekt 25 – Stoa Projekt 34 – Ein Haus für alle. Und das Neue. Projekt 37 – Johanna & Jakob Die Projekte in der engeren Wahl werden anhand der Pro- jektbeschriebe der Fachpreisrichter im Plenum vorgestellt. Die Beurteilungstexte der Fachpreisrichter werden zu den Kriterien Architektur, räumliche Qualität und Öffnung mit Beschrieben zu Nutzung, Denkmal, Statik ergänzt und in der Diskussion vor den Plänen wo nötig angepasst. Nach einer intensiven Diskussion werden die Projekte in die engere Wahl bestätigt. Kontrollrundgang In einem Kontrollrundgang werden die ausgeschiedenen Wettbewerbsbeiträge nochmals einer Durchsicht unterzo- gen. Das Projekt 01 – Ka UM wird anschliessend von der ersten in die zweite Runde angehoben. 14 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Empfehlung und Weiterbearbeitung Couvertöffnung Das Preisgericht beschliesst mit grossem Mehr, das Pro- Nach erfolgter Rangierung und der Preisgeldverteilung er- jekt Ein Haus für alle. Und das Neue zur Weiterbe- gab die Couvertöffnung folgende Verfasser: arbeitung zu empfehlen. Dabei sind insbesondere folgende Punkte zu überprüfen: Projekt 34 – Ein Haus für alle. Und das Neue. Focketyn del Rio studio (FdRs), Basel –– Verhältnis zwischen den allgemeinen Räumen ohne spezifische Bestimmung und den Nutzräumen Projekt 13 – As Found –– Formale Gestaltung eines Teilabbruchs für den Durch- Nord GmbH Architekten MA FH SIA, Basel gang durch den südlichen Zwischenbau –– Ausmass der kostenrelevanten Elemente (Abbrüche Projekt 11 – Vaslav bzw. konstruktive Eindringtiefe) Conen Sigl Architekten ETH SIA GmbH/Philipp Oehy –– Grundsätzlich stärkere Berücksichtigung des Letzigraben 114, 8047 Zürich Denkmalcharakters in Bezug auf die formale Gestal- tung (neue Innenräume, rheinseitige Öffnungen, Projekt 24 – Johanna & Jakob Durchbruch Zwischentrakt) werk 1 architekten und planer ag, Basel Projekt 25 – Stoa Mathias E. Frey Architekten ETH SIA, Basel Projekt 21 – Ensemble Wymann Architekten GmbH, Basel Projekt 37 – Johann jakob Villa Nova Architekten AG, Basel 15
16 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Projekte Rangierte Projekte 17
Rangierte Projekte Projekt 34 1. Rang/1. Preis Ein Haus für alle. Und das Neue. Architektur Focketyn del Rio studio (FdRs) Südquaistr. 14, 4057 Basel Hans Focketyn, Miquel del Rio Sanin Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel Kevin M. Rahner Kulturelle Fachplaner Jan Schlomo Knopp, Laura Pregger, Angie Ruefer, Moritz Walther Beurteilung Architektur, räumliche Qualität und Öffnung geschwungene Treppenanlage mit dem Platzniveau verbin- Das Projekt basiert auf einer genauen Lektüre des Be- det und über den Luftraum auch das erste Obergeschoss stands. Die Projektverfasser orten eine grosse Qualität in mit einbezieht. Dieser zentrale Raum bildet sich nach aus der Raumstruktur, die – gleichermassen robust wie gutmü- sen in der Fassade über eine breite, von einem flachen Bo- tig – den unterschiedlichsten Nutzern über die Jahre und gen überspannte Öffnung ab, während die übrigen neuen Jahrzehnte ein adäquates Zuhause war, ohne dass je tief- Öffnungen im Untergeschoss das Mass der darüberliegen- greifende Umbauten nötig wurden. Auf dieser Qualität bau- den Fenster übernehmen. en sie auf, diese Qualität entwickeln sie weiter. Beim Zwischenbau werden für einen grosszügigen Durch- Höchst effizient ist die Setzung von zwei Erschliessungs- gang die unteren beiden Geschosse abgebrochen. Sowohl kernen in der tiefen, flussseitigen Raumschicht quer zur zum Unteren Rheinweg hin wie auch auf der Ebene des Hauptfassade, angrenzend an Nordturm und Südturm. Zu- Platzes wird der Nahbereich des Gebäudes einbezogen, sei sätzlich zur grosszügigen bestehenden Treppenanlage ver- es als Spielplatz oder als Terrasse für Buvette und Restau- sorgen eine dritte Vertikalverbindung und je nach Geschoss rants. Die Umgebungsgestaltung ist dabei zweckmässig eine Servicezone den mittleren Bereich des Gebäudes. Die und angenehm zurückhaltend. beiden niedrigen Gebäudeteile im Norden und Süden wer- den separat erschlossen. Durch diese kluge Disposition er- Nutzung hält das Haus eine enorme Flexibilität und die Möglichkeit, Es gilt zu beachten, dass die im Projekt beschriebene Nut- Räume für unterschiedliche Nutzergruppen sowohl hori- zungsverteilung nicht definitiv ist, sondern als grundsätzli- zontal wie auch vertikal zusammenzuschalten. Die platzsei- ches Angebot gilt, das im konkreten Projekt entwickelt wird. tigen Korridore werden zu nutzbaren Bereichen, was eine Visualisierung schön illustriert. Attraktiv sind die Turmzim- Die zentralen Zugänge öffnen sowohl das Erd- wie auch das mer, die auf die ganze Bautiefe freigespielt werden, und in Sockelgeschoss für die Öffentlichkeit und bieten eine at- der Gebäudemitte wird zuoberst ein gut proportionierter traktive Verbindung zwischen dem Rhein und dem Areal. Veranstaltungsraum mit Überhöhe und spektakulärer Aus- Hausintern wird die Vertikale bespielt und eine attraktive sicht auf Grossbasel angeboten. Soweit die inneren Werte. Verbindung von unten nach oben geschaffen. Das Gebäu- Auf ebenfalls überzeugende Weise ist der Wunsch nach de bildet mit den vorgeschlagenen Nutzungsmöglichkeiten Öffnung und Durchlässigkeit umgesetzt. Zum Rhein hin ein dichtes zeitgenössisches Kreativzentrum im moderns- sorgen unterschiedliche Restaurantnutzungen im Südflü- ten Sinne und eignet sich als Gesamtprojekt für diverse gel, eine Buvette und Quartiernutzungen im Nordflügel für kreative und kulturelle Projekte. Durch die intelligente Ver- eine Ganzjahresbespielung. Zum Herzstück der Anlage wird legung der Treppenhäuser wird in den Gängen zusätzlicher ein dreigeschossiger öffentlicher Raum ohne spezifische Raum geschaffen, wodurch das Gebäude nach allen Seiten Nutzungszuweisung, der die Rheinpromenade über eine belebt wird. Der Veranstaltungsraum im dritten Oberge- 18 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Ein Haus für alle. Und das Neue. Beurteilung schoss nimmt die vertikale Verbindung für das Publikum den neu als Flachdecke in Stahlbeton vorgesehen. Die ho- auf, hat durch die Ausdehnung bis in den Dachraum eine für rizontale Gebäudeaussteifung wird über neue, durchgehen verschiedene Nutzungen brauchbare Raumhöhe und sorgt de Erschliessungskerne in Stahlbeton erreicht. Gleichzeitig für konsequente Belebung bis ins Dachgeschoss. werden sämtliche Holzbalkendecken mit einem Überbeton ergänzt, damit sie im Verbund mit den bestehenden Holz- Denkmalpflege balkendecken eine grössere Steifigkeit erreichen und somit Aus denkmalpflegerischer Sicht stellen die dreigeschossige die Lasten bis an die neuen Betonwände zu führen vermö- Eingangshalle mit geschwungener Treppenanlage wie auch gen. Dem horizontalen Lastabtrag in der geöffneten Durch- jener obere Raum, der ins Dachgeschoss übergreift, erheb- gangshalle im Mittelrisalit ist Beachtung zu schenken. liche Eingriffe in die charakteristische Binnenstruktur des Baudenkmals dar. Auch hegt die Denkmalpflege Vorbehalte Würdigung gegenüber einigen vorgeschlagenen Veränderungen, die in Das Projekt Ein Haus für alle. Und das Neue über- Gestaltung und Formensprache dem Altbau wesensfremd zeugt mit präzisen, effizienten Eingriffen in den Bestand, sind, wie zum Beispiel die überdimensionierte Brückenöff- die im Fall der dreigeschossigen zentralen Halle zwar tief- nung des Zwischentrakts. greifend und entsprechend aufwendig sind, aber im Gegen- zug einen sehr grossen Mehrwert für das Haus und seine Statik/Wirtschaftlichkeit künftigen Nutzer schaffen. Bei allen geschilderten Vorzü- Der im Sockelgeschoss auf der Rheinseite mittig angeord- gen kann man auch leichter darüber hinwegsehen, dass das nete, grosszügige Zugang erfordert die Abfangung der Fas- Motiv der abgerundeten Ecken etwas gar inflationär für sadenlasten. Zusätzlich werden im Mittelrisalit die Decken alle neuen Eingriffe verwendet wird, im Grundriss wie im vom Sockelgeschoss bis ins 1. Obergeschoss vollständig Schnitt, drinnen wie draussen, nicht immer mit der gleichen ausgebrochen. Dies bedingt u. a. eine Verstärkung und Sta- Plausibilität. bilisierung der rheinseitigen Fassadenstützen (grössere Knicklängen und grössere Lasten). Im 3. Obergeschoss soll Insgesamt gelingt es den Projektverfassern mit ihrem Vor- ein Veranstaltungsraum geschaffen werden, dessen De schlag, den Bestandesbau in seinen Qualitäten nicht nur zu ckengewölbe bis in das Dachgeschoss reicht, was mit der stärken, sondern auch wirkungsvoll zu transformieren und liegenden Dachstuhlkonstruktion grundsätzlich gut reali- zu einem zeitgemässen, offenen und lebendigen Haus zu sierbar ist. Das ausfallende Zugband muss mit der neuen machen. Konstruktion gleichwertig ersetzt werden können. Die De- cke des 2. Obergeschosses des Mittelrisalits (Boden Veran- staltungsraum) ist aus statischen und dynamischen Grün- 19
Rangierte Projekte 1. Rang/1. Preis 20 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Ein Haus für alle. Und das Neue. 21
Rangierte Projekte Projekt 13 2. Rang/2. Preis As Found Architektur Nord GmbH Architekten MA FH SIA Turnerstrasse 32, 4058 Basel René Frey, Robert Ochsenfarth, Tanja Ulrich, Markus Walser Bauingenieur WAM Planer und Ingenieure AG, Bern Michael Karli 22 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
As Found Beurteilung Architektur, räumliche Qualität und Öffnung ren geöffnet, die Binnenstruktur weitgehend beibehalten. Die Verfasser des Projektes as found erkennen die Qua- Die dem Mittelbereich der Rheinfront vorgeschobene Trep- litäten des Kasernenhauptbaus und möchten die Geschich- pe bildet einen neuen, in seiner Grösse angemessenen Ak- te des Hauses weiter erzählen. Dabei wollen sie nicht die zent. Chance verpassen, auch die entsprechenden Massnahmen vorzuschlagen, um so das Gebäude für die neuen Anforde- Statik/Wirtschaftlichkeit rungen zu modifizieren. Umgesetzt wird diese Grundhal- Die statischen Eingriffe in der Fassade beschränken sich tung durch einen Katalog intelligenter und schlüssig vorge- auf den Sockelbereich. Verbreiterungen der Durchbrüche tragenen Interventionen. sind in der Regel nicht vorgesehen, so dass die Lasten aus So werden fünf mögliche Durchwegungen vorgeschla- sen praktisch analog zur heutigen Situation abgetragen gen: innerhalb des Gebäudes über die zentrale Halle, die werden können. In der inneren Längswand aus Mauerwerk beiden neuen Erschliessungen in den Türmen und von den sind über alle Geschosse Türverbeiterungen vorgesehen, Öffnungszeiten unabhängig, durch die beiden Nebenbau- die mit entsprechenden Ersatzmassnahmen für die Decken ten seitlich über neu gesetzte Treppenanlagen zum Unte- auflager bewerkstelligt werden können. Deckenabbrüche ren Rheinweg. Die beiden neuen Erschliessungstreppen in sind keine vorgesehen. den Türmen, die vom rheinseitigen Sockelgeschoss bis zum Das Konzept zur Erdbebenertüchtigung lehnt sich mit Dachstock reichen, führen den vorgefundenen Erschlies den neuen Betonscheiben – teilweise vorbetoniert und teil- sungsparcours weiter und ergänzen ihn mit zeitgemässen, weise neu – und der Verstärkungen der Holzbalkendecken behindertengerechten Liften. Diese Erschliessungsdisposi- im Grundsatz an den vorgeschlagenen Lösungsansatz an. tion ermöglicht ein weites Spektrum der möglichen Nut- Es wird davon ausgegangen, dass mit einer detaillierteren zungen in den Geschossen und in den Erschliessungsfluren. Überprüfung die notwendigen Massnahmen stark reduziert werden können. Das vorgeschlagene Lösungskonzept bleibt Um den Kasernenplatz mit dem Gebäude zu verbinden, dabei relativ allgemein und macht wenige konkreten Aus- werden im Erdgeschoss Gastronomienutzungen und das sagen zur eigentlichen Lösung. Die Realisierbarkeit ist mit Arealmanagement platziert. Als einziger gestalterischer diesem Vorschlag sichergestellt. Eingriff werden hier die Fenster zu Durchgängen verwan- delt, welche die Verbindung vom Erdgeschoss des Kaser- Würdigung nenhauptbaus und dem Platz her sicherstellen. Damit wird Der sorgsame und sensibel vorgeführte Umbau lässt das eine Belebung des Platzes an dieser Stelle auf unaufdring- Gebäude in neuem zeitgemässen Glanz erscheinen und liche Weise erreicht. Ein ähnlicher Eingriff wird im Bereich stellt deshalb einen hervorragenden Beitrag des Wettbe- des Sockels zum Unteren Rheinweg durch die Verbindung werbs dar. Durch seine sparsamen aber dezidierten Ein- von Gebäude und dem beliebten Aussenraumes erreicht. griffe führt das Projekt auf eindrückliche Weise vor, wie das Gebäude ohne seine vorgefundenen Qualitäten zu ver- Nutzung lieren, einer neuen Nutzung und Bedeutung zugeführt wer- Der Zugang von der Rheinpromenade sowie vom Platz in den kann. Genau diese Qualitäten werden zum Problem des das Erdgeschoss bietet einen Sammelort für zufällige Be- Projektes. Aus Sicht einer Mehrheit der Jury wirkt das Ge- gegnungen und Austausch. Die sinnvoll, zugleich sehr zu- bäude zu wenig öffentlich und der Umbau ist zu sehr von rückhaltend konzipierte und variable Raumaufteilung im der Erhaltung des Bestandes geprägt. Es fehlt die grosse Gebäude ermöglicht verschiedene Einzelnutzungen in den Geste der neuen Nutzung gegen Aussen. oberen Stockwerken, die unabhängig voneinander funktio- nieren. Der öffentliche Charakter des Projektes ist beschei- den. Der durch die Treppe flankierte Zugang in das Sockel- geschoss bietet zwar Optionen für lautstarke Veranstal- tungen ohne negative Auswirkungen auf die Nachbarschaft, nutzt jedoch mögliches Aufenthalts- und Gastronomiepo- tenzial nicht ausreichend. Das insgesamt verantwortungs- volle Konzept bietet eine Gastronomienutzung, die beide Seiten des Gebäudes mit einbezieht und damit eine Öff- nung bewirkt. Denkmalpflege Der respektvolle Umgang mit der historischen Bausubstanz und mit den charakteristischen Eigenheiten des Hauses zeichnet dieses Projekt aus. Die ebenerdigen Geschosse zum Hof und zum Rhein werden mit adäquaten Fenstertü- 23
Rangierte Projekte 2. Rang/2. Preis 24 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
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Rangierte Projekte Projekt 11 3. Rang/3. Preis Vaslav Architektur Conen Sigl Architekten ETH SIA GmbH/Philipp Oehy Letzigraben 114, 8047 Zürich Elena Chiavi, Maria Conen, Reto Gasser, Philipp Oehy, Daniela Sigg, Raoul Sigl Bauingenieur Basler + Hofmann AG, Zürich Alexandre Fauchère 26 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Vaslav Beurteilung Architektur, räumliche Qualität und Öffnung nutzungen zudem überwiegend saisonal möglich sind, wird Das Projekt Vaslav erkennt den Kasernenhauptbau als im Innenraum kommerziell wichtiges Raumpotential für städtebaulich ikonografisch geprägtes Gebäude, dessen In- Gastronomie suboptimal genutzt. tegrität es zu erhalten gilt. Gleichzeitig will aber der Projekt verfasser den Bau von seiner sperrigen Wirkung im Stadt- Denkmalpflege grundriss befreien. Es werden zu diesem Zweck zwei Ver- Das Projekt geht mit der historischen Bausubstanz des bindungen vom Platz zum Unteren Rheinweg vorgeschla- Hauptbaus weitgehend behutsam um, sieht jedoch den Ab- gen; einerseits über die Lücke, welche durch den Abbruch bruch des südlichen Zwischentrakts vor. Die Beibehaltung des Verbindungsbaus zwischen ehemaliger Klosterkirche der Binnenstruktur und aller Geschossebenen sowie die ad- und Kasernenhauptbau entsteht und andererseits über eine äquate Gestaltung der Räume sind als weitere positive Kri- grosszügige, interne Treppe in einem Durchbruch im nörd- terien zu nennen. Die Unterbringung eines seitlichen Trep- lich gelegenen Turm des Hauptbaus. Diese interne Verbin- pendurchgangs im nördlichen Turm ist diskret gelöst. Die dung führt richtigerweise zu einem öffentlich genutzten Denkmalpflege hegt Vorbehalte gegenüber den ganz erheb Erdgeschoss, wo auch die entsprechenden Nutzungen zu lich vergrösserten Öffnungen in der Mittelwand sämtlicher finden sind. Ein direkter Weg ins Freie bzw. den Kasernen- Vollgeschosse mit dem Ziel einer Transparenz des Hauses. hof wird nicht erreicht. Lobend ist die subtile und schön ge- staltete Integration der Massnahmen zur Erdbebenertüch- Statik/Wirtschaftlichkeit tigung zu erwähnen, die als neue strukturgebende Grösse In die beiden Hauptfassaden wird nur geringfügig eingegrif- in den grosszügigen mittig gesetzten Saal eingeführt wird. fen. Mit statischen Auswirkungen werden auf der Rhein Entsprechend der Absicht, das Erdgeschoss öffentlich zu seite lokal im Sockelbereich breitere Durchbrüche ohne nutzen, wird die Fassade gegen den Platz geöffnet, indem wesentliche Veränderung des Lastabtrags geschaffen. Im die bestehenden Fenster zu Durchgängen entwickelt wer- Innern wird durch den Einbau von Stahlrahmen geschickt den. Analog zur Absicht der Öffnung des Erdgeschosses die Erdbebenertüchtigung mit der Erhöhung der Nutzerfle- wird auch das Sockelgeschoss zum Rhein hin mit dem Platz xibilität kombiniert. Die vorgeschlagene Erdbebenertüch dienenden Funktionen ausgestattet und durch etwas zu be- tigung zeichnet sich durch die verhältnismässig geringe hutsame Befensterungen mit dem Aussenraum verbunden. Eingriffstiefe in die bestehende Tragstruktur aus. Die über Die zwei vorgeschlagenen Zugänge führen jeweils über alle Geschosse einzubauenden Stahlrahmen werden vor Verbindungstreppen zum Erdgeschoss. Der südlich gelege- die Tragstruktur gesetzt, sind somit sichtbar und überneh- ne Eingang erschliesst gleichzeitig eine Bar im Sockelge- men neu die Aussteifung in Querrichtung. Die Aussteifung schoss. Beide Eingänge erschliessen auf direktem Weg mit- in Längsrichtung erfolgt über die bestehenden, massiven tels Liften zu den beiden gleichwertigen Turmzimmern hin Mauerwerkswände. Insgesamt handelt es sich um einen auf. Die bestehende Haupttreppe des Gebäudes wird be- sehr präzisen und geschickten Vorschlag, der für die stati- lassen. Durch die gelungene Treppenplatzierung wird eine schen Eingriffe wie auch für die Erdbebenertüchtigung re- Flexibilität in den Obergeschossen erzeugt, was zu grösst- spektvoll mit dem Bestand umzugehen vermag. möglicher Freiheit in der Bespielung durch die geplante Nutzung führt. Auch die Dachgeschossnutzung wird hier- Würdigung durch einfach und geschickt möglich. Die vorgeschlagene Insgesamt schafft es das Projekt auf sehr überzeugende Vergrösserung der Türen im den Obergeschossen zwischen und vor allem sinnstiftende Art, das Gebäude einer zeitge- Flur und den Nutzräumen soll die angestrebte Transparenz mässen Nutzung zuzuführen. Der Umgang mit der Subs- des Gebäudes weiter steigern. Ob die damit verbundenen tanz und deren Ertüchtigung wird als wertvoller Beitrag Kosten die Wirkung rechtfertigen wird auch von Nutzersei- des Wettbewerbs gesehen. Die Mängel finden sich vor al- te her eher kritisch gesehen. lem auf der Ebene der Nutzung, welche durch den Umbau eingeschränkt wird. So werden etwa die geforderten Bezü- Nutzung ge vor allem zum Unteren Rheinweg nur marginal geöffnet. Das Projekt schlägt ein relativ grosses und durchaus flexib- les Raumangebot vor, das in seiner Weitläufigkeit etwas akademisch wirkt und eher universitären bzw. clubschular- tigen Charakter hat, als dafür geeignet zu sein, ein kreati- ves Zentrum mit Öffentlichkeitswirksamkeit zu schaffen. Das angedachte Raumkonzept bevorzugt konzentrierte Ar- beitsweisen und bildend-kulturelle Aktivitäten, jedoch nicht Performing Arts und im weiteren Sinne kommunikative Pro- jekte. Der Kern des ermöglichten Angebots würde sich eher auf sozio- und semiprofessioneller Ebene befinden als im Bereich einer quartierbezogenen Kreativität. Da die Sockel- 27
Rangierte Projekte 3. Rang/3. Preis 28 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
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Rangierte Projekte Projekt 37 4. Rang/4. Preis Johanna & Jakob Architektur werk 1 architekten und planer ag Missionsstrasse 8, 4055 Basel Raphael Börlin, Andreas Brantschen, Nathalie Jenlin, Rolf Mettauer, Thomas Schwab, Martin Stuber, Roger Stucki, Michael Vorbröcker Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel Patrick Grieder Fachplaner und Spezialisten hpmisteli, Hotel- und Gastrokonzepte, Bern 30 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Johanna & Jakob Beurteilung Architektur, räumliche Qualität und Öffnung Überbeton und einer schubfesten Verbindung mit den be- Eine grosse Bogentreppe überspannt die Gebäudeachse im stehenden Holzbalkendecken ausgesteift. Ob mit dieser Sockelbereich der Kaserne auf der Rheinseite. Mit dieser Massnahme die Abfangung der mittleren Stützenreihe einfachen und doch bestechenden Idee gelingt es, die funk- ohne weitere Massnahmen bewerkstelligt werden kann, tionalen Anforderungen einer Verbindung zwischen dem bleibt zu prüfen. Der 48 m weite gespannte Treppenbogen Kasernenhof und der Rheinpromenade herzustellen. Die wird separat auf Mikropfählen fundiert. Eine allfällige, sta- starke Zeichenhaftigkeit dieser Intervention verhilft der tische Verbindung zwischen dem Bestand und dem neuen Kaserne zu einer sichtbaren Neuposition gegen den Rhein. Bogen in Sichtbeton wird im Bericht nicht thematisiert. Die Aktivierung des heute abweisenden und geschlossenen Sockels mit einem Bistro- und Buvettenangebot unter dem Die Erdbebenertüchtigung erfolgt im Wesentlichen nach Schutz des Treppenaufgangs, schafft einen attraktiven Ort. dem vorgeschlagenen Konzept mittels neuen Betonschei- Ansonsten bleibt der Sockel mehrheitlich geschlossen und ben in Längs- und Querrichtung sowie der Aussteifung der bietet adäquaten Raum für die Quartiernutzung und die Be- Decken, hier mit einer Holz-Betonverbund-Lösung ange- triebsräume der Gastronomie im Parterre. Auf dieser Ebe- dacht. ne wird auf der ganzen Breite des Mittelrisalites eine über 400 m 2 grosse Halle konzipiert, in deren Zentrum eine Würdigung raumbeherrschende Ovaltreppe ins Sockelgeschoss führt. Der Umgang mit der Bausubstanz zeigt einerseits eine hohe Sowohl die Grösse dieser Halle, die in ihrer Funktion nur Sensibilität im Konstruktiven und andererseits einen Over- die Verbindung zwischen innen und aussen leisten kann, Kill in der Gestaltung neuer Elemente. Dass die grossartige aber auch die Dominanz der Treppe, sind nicht angemessen Idee der hochgehobenen Promenade viel zu raumgreifend und schwächen den Kerngedanken des Entwurfes. Der öst- ausformuliert ist und durch unnötige Accessoires wie dem liche Gebäudeflügel im Parterre gehört der Gastronomie Wintergarten geschwächt wird, kann nur bedauert werden. mit dem Terrassenrestaurant, der Cantina und einer hofbe- So einfach und überzeugend die Idee ist, sollte deren Mate- lebenden Bar. In den Obergeschossen wird im Einklang mit rialisierung und Gestaltung konzentrierter und auch radi- den Erdbebenmassnahmen ein mulitfunktionales Raumdis- kaler ausformuliert werden. positiv angeboten. Und als Schlusspunkt des Raumkonzep- tes öffnet die Turmbar eine neue Stadtsicht. Der Abbruch des Toilettenzwischenbaus wird mit neuen Sanitätsräumen bejaht, wobei die Wegdistanzen im Gastrobereich zu lange sind. Nutzung Durch die vorgelagerte Eingangsbrücke mit der darin ein- gebauten gastronomischen Nutzung wirkt der Hauptbau einladend. Leider beschränkt sich die Zugänglichkeit und somit die Öffentlichkeit v. a. auf das Sockel- und Erdge- schoss und wird in den oberen Etagen nicht fortgeführt. Denkmalpflege Durch den Hauptbau ist eine Verbindung projektiert, die in die historische Substanz und das Erscheinungsbild der Rheinfront massgeblich eingreift. Mit einer flachen Er- schliessungsbrücke und seitlichen Mauern wird die gesam- te Sockelzone verstellt und der Mittelbereich auf beiden Geschossen mit grossen Fenstertüren aufgebrochen. Auch die sich im Innern fortsetzende Erschliessung in Form ei- ner ovalen Treppenanlage ist der nüchternen Zweckarchi- tektur des Hauptbaus wesensfremd. Statik/Wirtschaftlichkeit Die statischen Eingriffe konzentrieren sich im Wesentlichen auf das Untergeschoss, wo die Fassade rheinseitig geöff- net wird (Fassadenabfangungen sind notwendig) und die Decken aufgrund der neuen Innentreppe mit einer neuen Betondecke ersetzt wird. Die Decken werden mit einem 31
Rangierte Projekte 4. Rang/4. Preis 32 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
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Rangierte Projekte Projekt 25 5. Rang/5. Preis Stoa Architektur Mathias E. Frey Architekten ETH SIA Steinengraben 14, 4051 Basel Mathias E. Frey Bauingenieur Ulaga Partner AG, Basel Tomaz Ulaga Fachplaner und Spezialisten RESONANCE SA, Carouge Grand Paysage Landschaftsarchitektur, Basel 34 Bericht des Preisgerichts/Projektwettbewerb Kaserne Basel/Dezember 2013
Stoa Beurteilung Architektur, räumliche Qualität und Öffnung Denkmalpflege Die Verfasser schlagen eine vor allem auf der Rheinseite Das Projekt sieht mit dem annähernd vollständigen Ab- deutlich sichtbare tiefgreifende Transformation des beste- bruch der Aussenwände des Sockel- und des Erdgeschos- henden Gebäudes vor, in dem Erd- und Sockelgeschoss ses sowie der Öffnung der Decke des Sockelgeschosses geöffnet werden. Zur Rheinseite erstreckt sich eine zwei- einen gewaltigen Eingriff vor und verleiht der unteren Fas- geschossige Kolonnade zwischen den beiden Ecktürmen, sadenzone zu beiden Seiten ein gänzlich neues Gesicht. die im Mittelteil eine zweigeschossige «Brasserie Rhein- Die enggesetzten hochrechteckigen Öffnungen und die halle» beherbergt und damit zum Innenraum wird. Südlich hallenartige Behandlung der unteren Geschosse mit einer schliesst eine offene zweigeschossige Buvette an, nördlich überdimensionierten offenen Treppenanlage assoziieren ei davon verbindet eine monumental breite zweigeschossige ne kommerzielle Nutzung und haben mit dem Charakter Treppenhalle Rhein- und Platzebene und zieht den Aus des Altbaus nichts gemein. senraum ins Gebäude hinein und schafft einen konsumfrei- en Aufenthaltsort. Statik/Wirtschaftlichkeit Mit der innerstädtisch anmutenden Kolonnade soll der Die statischen Eingriffe in der Fassade fokussieren auf die urbane Charakter der Flaniermeile am Rheinufer betont Erreichung der Durchgängigkeit im Sockelgeschoss. Dafür werden. Gegen den Kasernenhof wird das Gebäude im Erd- sind temporäre Abfangvorrichtungen notwendig, die im geschoss in den Seitenflügeln geöffnet, die Fassade soll Bauzustand dargestellt und transparent gelöst sind. Die durch neue orthogonale Öffnungen den Bezug zur Rhein- Abbrüche im Inneren sind dabei ebenfalls aufgezeigt und seite herstellen. Dem Südflügel wird eine Terrasse vorgela- die entsprechenden Ersatzmassnahmen formuliert. Die De- gert, der Nordflügel enthält den Treppenabgang zum Rhein cke des Mittelrisalits wird über alle Geschosse mit einem ufer. Der Zwischentrakt soll erhalten bleiben, er wird im Stahlträger verstärkt und Träger in Längsrichtung stabili- Erdgeschoss für einen öffentlichen Durchgang durch das siert, womit einerseits die offene, durchgängige Rheinhalle bestehende Tor geöffnet, ebenso der Hof zwischen Haupt- ermöglicht wird und andererseits die Räume ab dem 1. bau und Rossstall, wo ein Durchgang zum Klingentalgraben Obergeschoss flexibler genutzt werden können. Die Erdbe- geöffnet wird. Im Kasernenhof sollen mit geringfügigen Be- benertüchtigung erfolgt primär über die Aussteifung der lagsanpassungen, zusätzlichen Bäumen sowie Verschieben beiden Turmzonen, wo neue Betonscheiben vor die beste- der bestehenden Brunnen die Durchwegung und die neuen henden Mauerwerkswände über die gesamte Gebäudehö- Nutzungen unterstrichen werden, und anstelle des Anbaus he betoniert werden. Diese neuen Betonscheiben werden an die Turnhalle und den Quartiertreff wird ein Neubau mit über Mikropfähle in den Baugrund eingespannt. Ergänzend öffentlicher Erdgeschossnutzung vorgeschlagen. dazu werden die Decken «entschlackt» und mit einem Überbeton im Verbund mit den bestehenden Holzbalken- Im Inneren schlagen die Verfasser vor, die Stützen im Mit- decken versteift, so dass die Kräfte über die Decken in die telteil zu entfernen, um flexibel unterteilbare grosse Flä- neuen Betonkerne übertragen werden können. chen zu gewinnen, welche als Vortrags-, Probe-, Veranstal- tungs- oder Ausstellungsräume genutzt werden können. In Würdigung den seitlichen Trakten bleiben die Stützen bestehen. Hier Der Vorschlag ist architektonisch und städtebaulich kohä- sind Projekträume vorgesehen. In den Türmen befinden sich rent und in einer eigenständigen und zurückhaltenden For- auf jeder Etage Studios, ganz oben eine Bar und ein Turm- mensprache umgesetzt und zeigt eine glaubwürdige Um- zimmer, im Nordbau sind die Quartiernutzungen, im Süd- setzung des Durchbruchs zwischen Kasernenhof und bau eine Bar und eine Wohnung untergebracht. Rheinufer auf. Funktionale Mängel sind die Disposition der zudienenden Räume für die Gastronomie im Erd- und So- Nutzung ckelgeschoss, sowie die Wegführung für Menschen mit ei- Durch den entschieden öffnenden Einbezug der gesamten ner Behinderung. Gebäudefassade (rhein- und platzseitig) in das Nutzungs- konzept entsteht eine sehr grosszügige Durchlässigkeit der Kaserne in alle Richtungen. Das Sockelgeschoss wird in eine attraktive Halle umgewandelt, die als städtischer Versammlungsort genutzt werden kann. Diese bietet zahl- reichen gastronomischen und sozialen Nutzungen unter- schiedliche Raumvarianten. Die oberen Geschosse werden davon deutlich abgetrennt und zum Platz hin gedacht. Die hohe Flexibilität der oberen Geschosse bietet eine Variabi- lität an, bevorzugt mittlere und kleinere Räume, die viele Zielgruppen anspricht und ein offenes kreatives Zentrum denken lässt. 35
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