ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964

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ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
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                                       ALMA MAHLER -WERFEL                                                    1879 –1964

                                       »Tagelang konnte ich mich in dieses ölig ruhige              Weibe verlangen kann, im reichen Maße«, kann-
                                       und doch so bewegte Meer versenken.« Wie ver-                te den zweiundzwanzig Jahre älteren Reining-
                                       bittert Alma Mahler-Werfel tatsächlich war, ist in           haus spätestens seit 1898. Damals war der Grazer
                                       diesen Worten nicht zu hören. Als ihre Auto-                 Industriellensohn und Kunstenthusiast nach
                                       biografie 1960 erschien, hatte der österreichische           Wien gezogen, um »der Moderne nahe zu sein«.
                                       Staat ihr die Rückgabe der Sommernacht am                    Ein besessener Sammler und Jäger, der in die
                                       Strand oder Mitternachtssonne bereits mehrfach               Kunstgeschichte einging, weil er – unter Almas
                                       verweigert und sie selbst sich von ihrer Heimat              Einfluss? – Klimts mehr als dreißig Meter langen
                                       losgesagt. Ein Verehrer hatte ihr das Bild 1916              und zwei Meter hohen Beethovenfries aus der
                                       geschenkt. Walter Gropius habe »den heftigsten               Wiener Secession erwarb und damit vor der
                                       Wunsch geäußert, mir nach der Geburt des                     Zerstörung rettete. Ein manischer Sammler – »ob
                                       Kindes [der gemeinsamen Tochter Manon] ein                   ein Cézanne, ein Florentiner Brunnen, Neger-
                                       großes Geschenk zu machen. So schrieb er an                  plastiken, frühe Italiener, japanische Stiche, ein
                                       Carl Reininghaus, der hie und da aus seiner gro-             Hodler oder eine persische Stickerei; von religiö-
                                       ßen Bildersammlung eines von seinen Gemälden                 ser bis fast pornographischer Kunst«, berichtete
                                       verkaufte, und bat ihn, ihm die Mitternachts-                eine Enkeltochter. Ein unverzichtbarer Mäzen
                                       sonne von Edvard Munch käuflich zu über-                     zeitgenössischer Künstler wie etwa Egon Schie-
                                       lassen. Am selben Tag kamen zwei Diener mit                  les oder Ferdinand Hodlers. »Ein Sonderling«,
                                       dem Bild und einem rührenden Brief von                       wie es in einem Nachruf hieß, »mit dem wärms-
                                       Carl Reininghaus. Er schrieb darin, dass das                 ten überströmendsten Herzen«, aber »misstrau-
                                       Bild seit Jahren mir gehört habe, da ich es so               enskrank und kampftoll«, der es genoss, sich bei
                                       liebe. Er habe nur bis jetzt keinen rechten Anlass           Ausstellungsbesuchen in Szene zu setzen. An-
                                       gefunden, es mir zu schicken. Ich hätte es mir
                                       erlächelt!«
                                           Alma Maria, geborene Schindler, verwitwete
                                       Mahler und seit dem 18. August 1915 mit dem
                                       Architekten Gropius verheiratet, für die Scharen
                                       ihrer Bewunderer »das schönste Mädchen Wiens«,
                                       das, so einer von ihnen, Gustav Klimt, »alles hat-
                                       te, was ein anspruchsvoller Mann von einem

                                              linke Seite: »Eine tolle Madame«, nannte
                                              Gerhart Hauptmann sie. »Um ihre welkenden
                                              Reize aufzufrischen«, ätzte hingegen die
»Kein Bild ist mir je                         Schriftstellerin Claire Goll, »trug sie gigantische
                                              Hüte …«: Alma Mahler, um 1909.

   so nahe gegangen wie dieses.«              rechts: »Die merkwürdigste Ehe«: Walter, Alma
                                              und die Tochter Manon Gropius, um 1917.
ALMA MAHLER-WERFEL, Mein Leben, 1960
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
186   ALMA MAHLER-WERFEL                                                                                                                                                                            ALMA MAHLER-WERFEL        187

                                                                                                                   inzwischen für einen »alten wackeligen Greis«
                                                                                                                   hielt, wie sie am 17. November vermerkte, ließ
                                                                                                                   sie ihn wohl nicht spüren. Eine ihrer Stärken war
                                                                                                                   es, Männern »eine Art geistiger Spiegel« zu sein,
                                                                                                                   ihnen das Gefühl zu geben, »sie seien genau das,
                                                                                                                   was sie sein wollen«.
                                                                                                                       Reininghaus, selbst in vielerlei Frauenge-
                                                                                                                   schichten verstrickt, hielt sich mit einem kostba-
                                                                                                                   ren Geschenk wie der Sommernacht am Strand
                                                                                                                   in Almas Erinnerung. Es ist ein Hauptwerk des
                                                                                                                   Norwegers Edvard Munch, und es war das zen-
                                                                                                                   trale Gemälde in Almas vorrangig »erlächelter«
                                                                                                                   Sammlung von Ölgemälden und Zeichnungen
                                                                                                                   ihres Vaters Emil Jakob Schindler, Ölbildern des
                                                                                                                   Stiefvaters Carl Moll, Werken von Oskar Ko-
                                                                                                                   koschka, Gustav Klimt oder Alfred Kubin.

                                                                                                                      »Mein Mann muss erstrangig sein«

                                                                                                                   Ihrer Ehe mit Walter Gropius gab Alma keine
                                                                                                                   Chance. Während er an der Westfront stand und
                                                                                                                   nur wenige Heimaturlaube bei seiner Frau in
                                                                                                                   Wien oder auf ihrem Landsitz in Breitenstein am
                                                                                                                   Semmering verbringen konnte, haderte sie mit
                                                                                                                   ihrem Schicksal. In ihrer Verletzbarkeit war sie
                                                                                                                   unberechenbar. So selbstsicher und siegesge-
                                                                                                                   wiss sie auch auftrat, so abhängig machte sie ihr
                                                                                                                   Wohlbefinden von »erstrangigen Männern«, ne-         Als unermüdliche Kupplerin zwischen Aus-
                                                                                                                   ben denen sie sich als Muse gefallen konnte. So-     nahmetalenten, als verständige Förderin etwa
                                                                                                                   sehr sie an Gustav Mahlers Seite gelitten hatte –    Arnold Schönbergs oder dessen Schülers Alban
      fang Februar 1899 besichtigte er in Begleitung       Reininghaus »forscht mit der Lupe der Malweise          er hatte der begabten Pianistin das Komponieren      Berg zu einem Zeitpunkt, als dieser noch weit-
      der jugendlichen Alma die dritte Secessions-         nach«. Sie selbst hingegen, das warf ihr Oskar          untersagt und sie auch sonst zu Selbstlosigkeit      gehend unbekannt war und in Wien bestenfalls
      ausstellung.                                         Kokoschka vor, hing bei allem Kunstsinn dem             und Angepasstheit angehalten –, so sehr ließ sie     als »Skandalkomponist« galt, machte sie sich je-
          Alma war in der Wiener Secession gleichsam       oberflächlichen Genuss nach. »Mir fehlte die            sich zeitlebens als Witwe des genialen Kompo-        denfalls verdient. Musik war für sie stets die ers-
      daheim. Sie war dreizehn, als ihr Vater, der Land-   Begabung nicht, mir – fehlt nur der Ernst …«,           nisten und Dirigenten feiern.                        te unter den Künsten.
      schaftsmaler Emil Jakob Schindler, starb, und        sagte sie in jungen Jahren von sich.                        Alma Mahler-Werfel polarisiert bis heute wie         Die künstlerische Erstrangigkeit ihres Archi-
      sechzehn, als ihre Mutter Anna in zweiter Ehe            Die Wege von Alma und Carl Reininghaus              wenige Frauen der Zeitgeschichte. Während            tektenmannes erschloss sich ihr offenbar nicht,
      ihren langjährigen Geliebten, Schindlers Schüler     dürften sich in der Wiener Kunstszene auch wei-         Freunde sie schwärmerisch die »Inkarnation des       sie schämte sich seiner und sorgte sich um ihren
      Carl Moll, heiratete. Moll zählt zu den Gründern     terhin gekreuzt haben. Im Herbst 1914, nach             österreichischen Genies« oder »die Leben Aus-        sozialen Abstieg. »… die Türen der ganzen Welt,
      der Secession. Reininghaus hatte Moll von »sehr      dem Ende der ebenso stürmischen wie zermür-             strahlende« nannten (Berta Zuckerkandl), zeig-       die dem Namen Mahler offen stehen«, flögen zu
      bedrückenden Schulden« befreit, im Gegenzug          benden Beziehung Almas zu Kokoschka, flüch-             ten andere sich abgestoßen von den »Minder-          vor dem »gänzlich unbekannten Namen Gro-
      hatte Moll den Gönner »natürlich in seine Fami-      tete die Witwe (Gustav Mahler war im Mai 1911           wertigkeitskomplexen eines liederlichen Weibes«      pius«, hielt sie dem Ehemann vor. Walter Gropius
      lie eingeführt«.                                     im Alter von fünfzig Jahren verstorben) in aller-       (Richard Strauss). »Sie war eine große Dame und      stand am Anfang seiner Karriere, das Bauhaus
          Der Ausstellungsbesuch an Reininghaus’           lei Flirts, auch mit Carl Reininghaus. Dass sie ihn     gleichzeitig eine Kloake«, befand Friedrich          begründete er 1919. Aber schon im Herbst 1917
      Arm brachte Alma in Zwiespalt. »Es war unge-                                                                 Torbergs Ehefrau Marietta.                           sagte die inzwischen Achtunddreißigjährige
      mein interessant, mit ihm die Werke zu studie-                                                                                                                    sich innerlich von ihm los – »Der ›Mann‹ hat kei-
      ren. Er betrachtet sie mir nur zu genau. Dadurch            Exil trotz Heimweh: Wegen Munchs Sommer-                                                              ne Bedeutung mehr für mich« – und stürzte sich
      bekommt er gar keine Ruhe zum Genießen«,                    nacht am Strand brach Alma mit dem offiziellen          Kunstbesessen und exzentrisch: Der Sammler    in ein mondänes Leben, »schön und reich«, in
      schrieb sie nach dem Erlebnis in ihr Tagebuch.              Österreich.                                             und Mäzen Carl Reininghaus, um 1895.          Wien.
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
188   ALMA MAHLER-WERFEL                                                                                                                                                                            ALMA MAHLER-WERFEL        189

                                                                                                                  aufwendige Lebensstil kostete Geld. »Und wie-         seine »fassungslose Verliebtheit« (Alma) in Anna
                                                                                                                  der bin ich ihm Ansporn zu seiner Arbeit – durch      kam der Mutter recht. Und auch der einstmals
                                                                                                                  mein freches, gesundes Ariertum«, schrieb sie         linksliberale Franz Werfel, dem man politische
                                                                                                                  im Juli 1932. »Eine dunkle Jüdin hätte schon          Naivität unterstellen möchte, ließ immer wieder
                                                                                                                  längst ein Abstractum aus ihm gemacht. Er hat         Hymnen auf das austrofaschistische Regime hö-
                                                                                                                  diese Gefahr in sich.«                                ren. Neben seiner Frau setzten ihn sicherlich
                                                                                                                      Am 31. Juli des Jahres gewann die NSDAP           auch seine finanziellen Verpflichtungen unter
                                                                                                                  mit 37,8 Prozent der Stimmen die deutschen            Druck. Obwohl er – und dafür gibt es bis heute
                                                                                                                  Reichstagswahlen. Alma kommentierte die poli-         keine befriedigende Erklärung – den neuen
                                                                                                                  tischen Veränderungen in ihrem Tagebuch: »An          Machthabern in Deutschland am 19. März 1933
                                                                                                                  den Spitzen fast aller Länder saßen bestialische      schriftlich seine Loyalität erklärt hatte, wurde er
                                                                                                                  Juden. ... Es ist nur selbstverständlich, dass die    als Jude nur wenige Wochen später, am 5. Mai,
                                                                                                                  verschiedenen Nationen und Länder sich das            aus der Sektion für Dichtkunst der Preußischen
                                                                                                                  nicht gefallen lassen können. ... Und darum bin       Akademie der Künste ausgeschlossen. Fünf Tage
                                                                                                                  ich für Hitler. Sei die Medicin auch noch so übel.    später warfen begeisterte Nationalsozialisten in
                                                                                                                  Das Übel, das sie vertreiben soll, ist weit übler.«   zahlreichen deutschen Universitätsstädten die
                                                                                                                      »Sie war wirklich unausstehlich, politisch«,      Bücher unerwünschter Autoren in die Flammen
                                                                                                                  sagte Anna Mahler. Der links gesinnten Bild-          – »wider den undeutschen Geist«. Neben Tho-
                                                                                                                  hauerin behagte auch die Nähe ihrer Mutter zum        mas Manns, Stefan Zweigs, Joseph Roths, Erich
                                                                                                                  politischen Establishment im Österreich der drei-     Maria Remarques oder Sigmund Freuds ver-
                                                                                                                  ßiger Jahre nicht. Nach der Niederlage des so-        brannten auch Werfels Werke. Zur Demütigung
      Im November 1917 lernte sie den elf Jahre            der Bedingung, dass Werfel aus der jüdischen           zialdemokratisch geprägten »Republikanischen          kamen die finanziellen Einbußen für das Ehe-
      jüngeren Franz Werfel kennen, einen, so Alma,        Religionsgemeinschaft austrete. Dem kam er nach,       Schutzbundes« gegen die reaktionäre, paramili-        paar Werfel. Die Mehrzahl von Werfels Büchern
      »O-beinigen, fetten Juden mit wülstigen Lippen       ohne ihr jemals zu sagen, dass er den Schritt etwa     tärische »Heimwehr« im bürgerkriegsähnlichen          war in Deutschland fortan verboten, ebenso
      und schwimmenden Schlitzaugen! Aber er ge-           vier Monate später widerrufen hatte.                   Aufstand vom Februar 1934 war in Österreich           Gustav Mahlers Œuvre.
      winnt, je mehr er sich gibt«, sodass sie – immer                                                            eine autoritäre ständestaatliche Verfassung in            Als Kurt von Schuschnigg am 9. März 1938,
      noch Frau Gropius und ihren Wankelmut zele-             Lichtgestalt mit Schattenseiten                     Kraft getreten. Alma Mahler-Werfel unterstützte       nach gescheiterten Verhandlungen mit Adolf
      brierend – bald überschwänglich liebestaumelnd                                                              rege Politiker wie Kanzler Engelbert Dollfuß und      Hitler, ein Volksbegehren über die Autono-
      von einer »tiefen seelischen Verwandtschaft«         Die Werfels führten ein luxuriöses, aber unste-        seinen Nachfolger Kurt von Schuschnigg. In ih-        mie Österreichs ankündigte, standen Alma und
      mit dem Schriftsteller, gar einem »Gotterlebnis«     tes, Kräfte zehrendes Leben. 1931 erwarben             rem Salon vermittelte sie durchaus virtuos zwi-       Franz Werfel ihm noch bei. Doch die Solida-
      schwärmte. Das hinderte sie jedoch nicht, ihn im-    sie die »Villa Ast« in der Wiener Künstlerko-          schen Politik, Wirtschaft und Kunst, von der          ritätsbekundungen halfen nicht mehr. Berlin
      mer wieder fortzustoßen und ihn schon früh und       lonie Hohe Warte, ein feudales, von Josef Hoff-        »Egeria des austro-klerikal-faschistischen Regi-      stellte – einmal mehr – ein Proforma-Ultimatum,
      in späteren Jahren noch mehr mit ihrem abstru-       mann erbautes Anwesen mit mehr als zwanzig             mes« sprach Max Reinhardts Sohn Gottfried.            Schuschnigg verkündete am Abend des 11. März
      sen Antisemitismus zu erniedrigen. Abstrus, weil     Zimmern. Alma gab ein Fest nach dem anderen,           Schuschnigg wurde zu Almas engem Freund,              seinen Rücktritt, und zwei Tage später besiegel-
      sie zeitlebens die Nähe von Juden suchte, zu-        Franz Werfel musste Bestseller schreiben. Der                                                                ten Schuschniggs Nachfolger, der National-
      gleich aber über das »eckelhafte [sic] Juden-                                                                                                                     sozialist Arthur Seyß-Inquart, und Adolf Hitler
      pack« schimpfte. Oft und gern dachte sie über                                                                                                                     den »Anschluss« Österreichs an das Deutsche
      den »UNGEHEUREN Unterschied der Rassen                     Sie »heiß«, er »lau«: So beschrieb Alma Mahler
                                                                                                                                                                        Reich. Noch am selben Tag verließ Alma Mahler-
      und Gesinnung« und die ihr fernen »artfremden              (links) sich und ihren zweiten Ehemann Walter                                                          Werfel fluchtartig das Land. Sie galt als »jüdisch
      Menschen« nach, und selbst gegenüber Anna,                 Gropius (rechts). Am Temperamentunterschied                                                            versippt« und war deshalb gefährdet. Franz
      ihrer Tochter aus der Ehe mit Gustav Mahler, hob           scheiterte die Beziehung – und an Almas Res-                                                           Werfel hielt sich zu dieser Zeit in Italien auf.
      sie ihre »arische Überlegenheit« hervor.                   pektlosigkeit gegenüber dem aufstrebenden                                                                  Bereits fünf Tage später wandte Carl Moll sich
                                                                 Architekten.
          Ihre Zuneigung zu Franz Werfel stieg und fiel                                                                                                                 an die Österreichische Galerie im Belvedere.
      weniger mit seiner literarischen Anerkennung               rechte Seite: Vom Secessionisten zum National-                                                         Stieftochter Alma hatte dem Museum am
      als mit seinen kommerziellen Erfolgen, an ihrer            sozialisten: Almas Stiefvater, der Maler Carl                                                          2. August 1937 für die Dauer von zwei Jahren
                                                                 Moll, war Mitbegründer der Secession. Auf
      Seite wurde er zu einem der meistgelesenen                                                                                                                        fünf Bilder ihrer Sammlung als Leihgabe über-
                                                                 sein Betreiben wurde 1903 die Moderne Galerie
      deutschsprachigen Autoren. Der Heirat mit ihm              (Österreichische Galerie Belvedere) gegründet.                                                         lassen: Emil Jakob Schindlers Waldstraße bei
      stimmte sie trotz seines Drängens erst zwölf Jahre         In den dreißiger Jahren wandte er sich der                                                             Sankt Gilgen, seine Felsenküste bei Ragusa und
      nach ihrer ersten Begegnung zu – und nur unter             NSDAP zu. In seinem Atelier, um 1935.                                                                  den Waldweg in Goisern, Kokoschkas Bildnis der
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
190   ALMA MAHLER-WERFEL                                                                                                                                                                            ALMA MAHLER-WERFEL       191

                                                                                                                    Frankreich besetzte, retteten die Werfels sich un-
                                                                                                                    ter Lebensgefahr nach Spanien.
                                                                                                                        Zeitgleich mit Heinrich, Nelly und Golo Mann
                                                                                                                    und mithilfe von Varian Frys »Emergency Rescue
                                                                                                                    Committee« flohen sie zu Fuß – und Franz Werfel
                                                                                                                    war noch viel schlechter zu Fuß als seine Frau –
                                                                                                                    über die Pyrenäen nach Barcelona, gelangten
                                                                                                                    weiter über Madrid nach Lissabon und gingen
                                                                                                                    am 4. Oktober 1940 an Bord der überfüllten »Nea
                                                                                                                    Hellas« mit Kurs auf New York. Im Januar 1941
                                                                                                                    ließen sie sich in Los Angeles nieder, und Franz
                                                                                                                    Werfel löste umgehend ein Gelübde ein: Auf der
                                                                                                                    Flucht aus Europa hatten die Werfels mehrere
                                                                                                                    Wochen in Lourdes verbracht. Sollten sie Ame-
                                                                                                                    rika lebend erreichen, schwor sich der Schrift-
                                                                                                                    steller, würde er vor jeder anderen Arbeit die
                                                                                                                    Geschichte der Bernadette Soubirous und ihren
                                                                                                                    Marienerscheinungen erzählen. Das Lied von
                                                                                                                    Bernadette erschien im Mai 1942 und wurde sein
                                                                                                                    erfolgreichster Roman.
                                                                                                                        Ums Geld mussten die Werfels sich nun nicht
                                                                                                                    mehr sorgen, umso mehr um die Gesundheit.
                                                                                                                    Franz Werfels Herz war schwach, kurz nach dem
                                                                                                                    Ende des Zweiten Weltkriegs, am 26. August
                                                                                                                    1945, gab es auf.

                                                                                                                       »Ich verlange gesetzliche Hilfe«

      Frau Alma Mahler-Werfel – und Edvard Munchs        Partei ist als loyal zu bezeichnen ... In politischer      Im August 1946 wandte die Witwe Werfel sich          zufolge von Herrn Grimschitz [dem damaligen
      Sommernacht am Strand. Moll rief, als promi-       Beziehung ist nichts Nachteiliges bekannt ge-              an die Österreichische Galerie Belvedere und er-     Direktor des Museums] angekauft worden ist«.
      nente Persönlichkeit der damaligen Wiener          worden«, teilte das Personalamt der NSDAP                  suchte um Erstattung ihrer Leihgaben, unter an-      Tatsächlich hatte das Museum die Sommernacht
      Kunstszene und Ehrenbürger der Stadt Wien, die     dem Reichspropagandaamt Wien Anfang De-                    derem des Munch-Gemäldes, das »Gerüchten             am Strand am 16. oder 17. April 1940 für einen
      Bilder nun vorzeitig zurück. Einen schriftlichen   zember 1938 mit. Da hielt Alma sich, nach                                                                       Preis von 7000 Reichsmark erworben, obwohl
      Auftrag Almas legte er nicht vor. Das Museum       Stationen in Mailand, Amsterdam, London und                                                                     Munchs Name seit 1937 auf der NS-Liste der
      fragte auch nicht danach. Carl Moll war beken-     Paris, in Sanary-sur-Mer an der Côte d’Azur auf.                                                                »entarteten Künstler« stand – und angeblich
      nender Nationalsozialist.                          Und als die deutsche Wehrmacht im Juni 1940                                                                     ohne Almas Wissen. Darauf bestand diese für
                                                                                                                                                                         den Rest ihres Lebens.
         »Ich sehne mich so oft nach Hause!                                                                                                                                  Die Verkaufsverhandlungen hatte Carl Moll
         Nach Wien«                                                                                                                                                      geführt. Als Verkäuferin war seine Tochter Maria
                                                                Stationen der Flucht: In Lissabon warteten Alma
                                                                                                                                                                         aufgetreten, verheiratet mit dem Juristen und
                                                                und Franz Werfel auf die Ausreise in die USA –
      Warum die inzwischen neunundfünfzigjährige                die Meldezettel der beiden für das »Grande
                                                                                                                                                                         NS-Parteimitglied Richard Eberstaller, der inzwi-
      Alma Mahler-Werfel mit ihrem Mann ins Exil                Hotel d’Italia Estoril« vom 18. September 1940.                                                          schen zum Vizepräsidenten des Landesgerichts
      ging, gab Anlass zu mancherlei Vermutung und                                                                                                                       für Strafsachen aufgestiegen war. Alle drei hat-
                                                                rechte Seite oben: Interview bei der Ankunft: Die
      Theorie. Immer wieder hatte sie über Scheidung            New York Times berichtete am 14. Oktober 1940                                                            ten sich in der Nacht vom 12. zum 13. April 1945
      nachgedacht und sich letztlich doch für den               über die geglückte Flucht von Autoren wie Franz                                                          das Leben genommen, denn »Mein Schwieger-
      Ehemann entschieden. Dabei hätte man es in                Werfel, Alfred Polgar, Heinrich und Golo Mann.                                                           sohn wird aber, wenn die Bolschewiken von
      der »Ostmark« durchaus gern gesehen, wenn                 rechte Seite unten: Alma beim Verlassen der                                                              Wien Besitz ergriffen haben, als Direktor, Präsi-
      Alma – Scheidung vorausgesetzt – geblieben                »Nea Hellas« am 13. Oktober 1940. Von ihr ver-                                                           dent des Strafgerichtes, sofort verhaftet und hat
      wäre. »Ihr Verhalten zum heutigen Staat und der           deckt ist Nelly, die Ehefrau Heinrich Manns.                                                             das Schlimmste zu erwarten«, wie Moll zwei
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
192   ALMA MAHLER-WERFEL                                                                                                                                                                          ALMA MAHLER-WERFEL         193

                                                                                                                  Bilder als deutsches Eigentum ansehen müsse.        Professor Moll oder der Marie Eberstaller anver-
                                                                                                                  Alma Mahler-Werfel protestierte – und die           traut angesehen werden kann. In diesem Fall be-
                                                                                                                  Rückstellungsoberkommission (ROK) meldete           steht keine Rückstellungsverpflichtung.« Außer-
                                                                                                                  sich zu Wort. Auf die gebotene Unparteilichkeit     dem wäre das erlöste Geld in die Reparatur des
                                                                                                                  verzichtete man: »Es geht nicht an, ... hochacht-   Breitensteiner Daches geflossen und somit der
                                                                                                                  baren Persönlichkeiten wie den als Maler und        Klägerin zugutegekommen. Tatsächlich hatte
                                                                                                                  hervorragenden Kunstkenner in der Geschichte        man von den 7000 Reichsmark lediglich etwa
                                                                                                                  der österreichischen Kunst allgemein hochge-        1900 Reichsmark für Dach- und Spenglerarbei-
                                                                                                                  schätzten und bis in das hohe Alter unbeschol-      ten ausgegeben.
                                                                                                                  ten gebliebenen Professor Carl Moll« und den            Alma Mahler zeigte sich inzwischen kompro-
                                                                                                                  »lediglich wegen des Zusammenbruchs seiner          missbereit und bot an, die Schindler-Bilder dem
                                                                                                                  politischen Ideale freiwillig aus dem Leben ge-     Museum zu überlassen. Auf dem Munch bestand
                                                                                                                  schiedenen« Dr. Eberstaller und seine Gattin        sie weiterhin. »Die Bilder sind mir wegen ihrer
                                                                                                                  »kurzweg der Ausplünderung der Antragstel-          besonderen Schönheit aufgefallen«, hatte Bruno
                                                                                                                  lerin zu zeihen«. Auf Anraten ihres Anwalts Otto    Grimschitz zu Protokoll gegeben, »und ein Ga-
                                                                                                                  Hein betonte Alma nun die angeblich seit jeher      leriedirektor hat immer ›lange Zähne‹ nach schö-
                                                                                                                  miserable Beziehung zu ihrer Wiener Verwandt-       nen Bildern in Privatbesitz.« Auf dem Munch
                                                                                                                  schaft. »Moll und Eberstaller besaßen nicht mein    bestand auch die Österreichische Galerie. Statt-
                                                                                                                  Vertrauen. Stop. Weder Vollmacht noch mündli-       dessen erhielt Alma 1954 zwei der Gemälde ih-
                                                                                                                  che noch schriftliche Abmachung authorisierten      res Vaters zurück, auf die sie eigentlich hatte ver-
                                                                                                                  sie, mein Eigentum zu verkaufen oder gar zu tes-    zichten wollen. Die Sommernacht am Strand gab
                                                                                                                  tieren«, kabelte sie nach Wien, und wo sie konn-    sie trotzdem nicht auf. Ende März 1961 erklärte
                                                                                                                  te, intervenierte sie, selbst beim ersten Nach-     die nun zweiundachtzigjährige, nach wie vor
                                                                                                                  kriegskanzler Karl Renner. Dessen Antwort vom       kampflustige Alma, »die geltend gemachten An-
                                                                                                                  16. Januar 1950 kränkte Almas Stolz: »In solchen    sprüche aufrecht zu erhalten, da ein Vergleich
                                                                                                                  Fällen ist mir nach dem Wortlaut der Verfassung     trotz gewisser Fühlungsnahmen der letzten Zeit
                                                                                                                  jede Ingerenz verwehrt und schon eine bloße         noch nicht zustande gekommen ist.« Nun wink-
                                                                                                                  Anfrage bei den Gerichten würde als unzulässi-
                                                                                                                  ge Beeinflussung aufgefasst werden, die nicht
                                                                                                                  nur in der Öffentlichkeit das peinlichste Auf-
      Tage vorher an den Sekretär der Gesellschaft der     ablehnte, brachte Alma einen entsprechenden            sehen erregen, sondern auch der Sache selbst
      Museumsfreunde geschrieben hatte. »Ich schla-        Antrag bei der Rückstellungskommission im              nur schaden könnte.«
      fe reuelos ein, ich habe alles Schöne gehabt, was    Landesgericht für Zivilrechtssachen ein, den               Mit einer neuerlichen Beschwerde erwirkte
      ein Leben zu bieten hat.«                            Streitwert bezifferte sie mit 15 000 Schilling.        Alma aber schließlich die Wiederaufnahme des
          Der zwanzig Jahre jüngeren Halbschwester            Die Rückstellungskommission (RK) zog sich           Verfahrens, und im April 1953 gab die Rück-
      hatte Alma mehr als ein Jahr nach ihrer Flucht       darauf zurück, dass die beklagte Republik Öster-       stellungskommission ihrem Antrag tatsäch-
      aus Wien ihr Anwesen in Breitenstein am Sem-         reich gar nicht zuständig sei, sondern man die         lich statt. Die Republik Österreich wurde ver-
      mering »geschenkt«, um es vor der Beschlag-                                                                 pflichtet, ihr unter anderem das Munch-Bild
      nahmung durch die Gestapo zu schützen. (Die                                                                 zurückzugeben, denn erstens habe Alma Mah-
      Villa auf der Hohen Warte war im November                                                                   ler-Werfel als Ehefrau eines Juden »selbst-
      1940 vom Reichskommissar für die Behandlung                »Wir reden nach 20-jähriger Ehe zwei Spra-       verständlich« als Verfolgte des nationalsoziali-
      feindlichen Vermögens als »im feindlichen Ei-              chen«: Hassliebe verband Alma Mahler-Werfel      stischen Regimes zu gelten und zweitens könne
                                                                 und ihren dritten Ehemann Franz Werfel – und
      gentum stehendes Grundstück« unter Verwal-                                                                  eine ausdrückliche oder stillschweigende Bevoll-
                                                                 große gegenseitige Abhängigkeit, um 1938.
      tung gestellt und gerade Richard Eberstaller zum                                                            mächtigung an Eberstaller oder eine andere
      Verwalter bestellt worden.)                                rechte Seite: Verbündete oder Feinde? Richard    Person nicht erwiesen werden.
                                                                 und Maria Eberstaller, Almas Schwager und ihre
          Dass Alma Mahler-Werfel ihr Sommerhaus                                                                      Nun ging die Republik Österreich in Beru-
                                                                 Halbschwester, vor Almas Anwesen in Breiten-
      Maria Eberstaller zu treuen Händen übertragen              stein am Semmering. Nach dem Krieg distan-       fung und fragte abermals nach der Beziehung zu
      hatte, wendete sich bald gegen sie. Als die Öster-         zierte sich Alma von den beiden. Aufnahme um     Moll und Eberstaller. Es sei »als erwiesen anzu-
      reichische Galerie die Rückgabe der Leihgaben              1920.                                            nehmen, dass dieses Bild [von Munch] als dem
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
194   ALMA MAHLER-WERFEL                                                                                                                                                                         ALMA MAHLER-WERFEL       195

                                                                                                                  kauf des Munch-Gemäldes habe nie vorgelegen,
                                                                                                                  ja nicht einmal die Einwilligung zur vorzeitigen
                                                                                                                  Unterbrechung der Leihe.
                                                                                                                      Als Almas Enkeltochter Marina Fistoulari-
                                                                                                                  Mahler dieses Gutachten im März 1999 erhielt,
                                                                                                                  beantragte sie postwendend die Rückgabe des
                                                                                                                  Munch. Auch sie blitzte ab. Die Rückstellung sei
                                                                                                                  zwar »moralisch verständlich«, aber das Rück-
                                                                                                                  stellungsbegehren Alma Mahler-Werfels sei nun
                                                                                                                  einmal »rechtskräftig abgewiesen worden und
                                                                                                                  folglich jedes Gericht an die Erkenntnis der ROK
                                                                                                                  gebunden.« Eine Begründung, die die Washing-
                                                                                                                  toner Erklärung und das österreichische Kunst-
                                                                                                                  rückgabegesetz von 1998 ad absurdum führte.
                                                                                                                  Diese sollten ja gerade Rückstellungen ermögli-
                                                                                                                  chen, die aufgrund der bisherigen Rechts- und
                                                                                                                  Sachlage in einer »aus jedenfalls heutiger Sicht
                                                                                                                  unerträglichen Weise bis dato noch nicht erfolgt
                                                                                                                  sind.«
                                                                                                                      Marina Fistoulari blieb hartnäckig. 2001 gab
                                                                                                                  eine Gesetzesänderung Anlass zur Hoffnung.
                                                                                                                  Nach dem in jenem Jahr erlassenen »Entschä-
                                                                                                                  digungsfondgesetz« (»General Settlement Fund
                                                                                                                  Law«) sind frühere Entscheidungen und Rück-            Am 8. November 2006, sechzig Jahre nach-
                                                                                                                  gabevergleiche hinfällig, sofern sie als »extrem    dem Alma Mahler die Sommernacht am Strand
                                                                                                                  ungerecht« anzusehen sind. Jahrelang bereitete      erstmals zurückgefordert hatte und just an dem
      te sie auch mit dem Angebot, der Republik Öster-    erworbenen Kunstgegenstände systematisch zu             Marina Fistoulari sich auf einen neuerlichen        Tag, als in New York sowohl die berühmten
      reich bedeutende Manuskripte von Gustav Mah-        katalogisieren, um alle Fragen über die Besitz-         Rückstellungsantrag vor.                            Klimt-Gemälde aus der ehemaligen Sammlung
      ler zu überlassen. Doch der Staat hatte keine       verhältnisse während der Zeit der NS-Herrschaft             Als die Republik Österreich im Juni 2004 in     Bloch-Bauer als auch Kirchners Straßenszene
      Eile. Erst dreieinhalb Jahre später sollte Alma     und der unmittelbaren Nachkriegszeit aufzuklä-          der Auseinandersetzung mit der Erbin von Adele      aus der Sammlung Hess versteigert wurden,
      abermals einvernommen werden, im September          ren.« Auch Munchs Sommernacht am Strand                 und Ferdinand Bloch-Bauer (siehe S. 154 ff.)        rang der Beirat des Bundesministeriums für
      1964 erging dafür ein Rechtshilfeersuchen an das    wurde in einem eigenen, siebenunddreißigseiti-          vor dem US Supreme Court unterlag, kündigte         Bildung, Wissenschaft und Kultur sich zu dem
      Österreichische Generalkonsulat in New York.        gen Dossier behandelt. Der angebliche »bona             Marina Fistoulari an, ihre Ansprüche notfalls       Beschluss durch, das Bild »an die Erben nach
      Noch vor dem festgesetzten Termin verstarb          fide« erfolgte Ankauf des Bildes sei zu relati-         auch gerichtlich geltend zu machen. Es spräche      Alma Mahler-Werfel auszufolgen«, obwohl »der
      Alma Mahler-Werfel am 11. Dezember 1964.            vieren, hieß es nun, weil »der Österreichischen         übrigens nichts dagegen, diese in den USA an-       Sachverhalt ... einer restlosen Klärung nicht zu-
      Österreich hatte sie – aus Wut über die österrei-   Galerie das Eigentumsrecht der Alma Mahler-             zumelden.                                           gänglich ist«. Am selben Tag übernahm Marina
      chischen Behörden und die »schäbige Behand-         Werfel bekannt war.« Eine Vollmacht zum Ver-                Fistoulari gab drei Rechtsgutachten bei den     Fistoulari das Gemälde.
      lung« – zuletzt 1947 besucht, das erste und ein-                                                            Universitäten Wien und Zürich in Auftrag, diese        Wo es inzwischen hängt, wird bedachtsam
      zige Mal seit ihrer Emigration. Auch in ihrer                                                               bestätigten einstimmig eine im juristischen Sinn    geheim gehalten. Die Erbin entschied sich ge-
      wachsenden Einsamkeit blieb sie stur.                                                                       »extreme Ungerechtigkeit« und warfen den Be-        gen eine öffentlichkeitswirksame Versteigerung
                                                                Resolute Handschrift: In ihrem Schreiben an den   hörden »einen gravierenden Fehler« vor. »Dass       durch Sotheby’s oder Christie’s und übergab das
         Späte Entschädigung                                    Wiener Senatspräsidenten Kurt Frieberger be-      eine Rückstellung nach ›altem‹ Rückstellungs-       Bild der New Yorker Galerie Wildenstein für ei-
                                                                stand Alma darauf, ihr Stiefvater Carl Moll und
                                                                                                                  recht nicht möglich war (und ein einschlägiger      nen private sale. Ein Käufer, der bereit war, den
                                                                ihr Schwager Richard Eberstaller hätten die
      Dreieinhalb Jahrzehnte ruhte die Angelegen-               Gemälde ohne ihr Wissen veräußert. Telegramm
                                                                                                                  Antrag daher womöglich ab- oder zurückgewie-        bisherigen Rekord für einen Munch von etwas
      heit. 1998 wurde im Bundesministerium für Un-             von 1949.                                         sen wurde) kann ... für die Restitution nach die-   mehr als zehn Millionen Euro »deutlich zu über-
      terricht und kulturelle Angelegenheiten die                                                                 sem Gesetzt naturgemäß keine Rolle spielen«,        bieten«, war nach zwei Tagen gefunden.
                                                                rechte Seite: »Wenn Mahler bei der Tür herein-
      »Kommission zur Erforschung der Provenienzen              käme, würde ich mit ihm gehen«: Am Ende ihres     stellte Professor Paul Oberhammer von der Uni-                                         Melissa Müller
      in den Österreichischen Bundesmuseen« mit                 Lebens vereinsamte die einstige Verführerin und   versität Zürich fest und empfahl eine Wieder-
      dem Auftrag eingesetzt, »die in fraglicher Zeit           fühlte sich wieder ganz als Frau Mahler.          aufnahme des Verfahrens.
ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964 ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964 ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964 ALMA MAHLER-WERFEL 1879 -1964
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