FRANKENSTEIN LEHRMATERIAL - ENGLISCHE LITERATUR - OPERAVISION

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FRANKENSTEIN LEHRMATERIAL - ENGLISCHE LITERATUR - OPERAVISION
Englische
                Literatur

Frankenstein
Lehrmaterial
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Frankenstein Lehrmaterial

                                                    Inhalte

                                                     2      Vorabinformation für
                                                            Lehrerinnen und Lehrer
                                                     3      Impulse für den
                                                            Unterricht
                                                     4      Hintergrund
                                                     5      Rollen
                                                     5      Hinter den Kulissen
                                                     6      Auszüge aus dem
                                                            Roman
                                                     8      Interview
                                                     9      OperaVision
                                                     9      La Monnaie

                                              Fotos:
                                              Titelbild, Innenseite Titelbild, Bilder auf den Seiten 2, 5, 6, 7
                                              © La Monnaie
                                              Seite 4 © Moviestore Collection; © Bauman Rare Books
Titelbild: Bühne im I. Akt von Frankenstein   Seite 6 © Simon van Rompay
Links: Chor im I. Akt von Frankenstein        Seite 9 © Royal College of Music; © Philippe De Gobert
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2 OperaVision

Vorabinformation für Lehrerinnen
und Lehrer
Frankenstein ist eines der Hauptwerke                   zu Roman und Oper, ein Interview mit dem Bari-
                                                        ton Scott Hendricks und Auszüge aus den Kapi-
der englischsprachigen Literatur.                       teln 23 und 24.
Mary Shelleys Roman, der 1818 erst-
mals veröffentlicht wurde, beschritt                    Die Oper
neue Wege und prägte die moderne                        Frankenstein ist eine neue Oper, die von Mark
                                                        Grey komponiert und von La Monnaie / De Munt
Science Fiction. Der besessene Wis-                     produziert wurde. Die Uraufführung fand am 8.
senschaftler und sein abscheuliches                     März 2019 in Brüssel statt, die Aufführung am 15.
Monster tauchen in Dutzenden von                        März 2019 wurde live auf OperaVision übertra-
                                                        gen.
Bühnen- und Bildschirmadaptionen
auf, von Richard Brinsley Peakes                        Kontext-Videos
Stück von 1823 über James Whales                        Möglicherweise ist es für Ihren Unterricht sin-
Film von 1931 mit Boris Karloff bis hin                 nvoll, kurze Videos anstatt der gesamten
                                                        Aufführung zu zeigen. In diesem Paket finden
zu Mark Greys Oper 2019.                                Sie drei aufschlussreiche Kurzfilme: ‘Lasst uns
                                                        beginnen’, eine Szene aus dem ersten Akt, ein
Für Klassen, in denen der Roman auf dem Lehr-           Zeitraffer-Video aus der Maske, sowie ‘Leblos,
plan steht, können diese Bearbeitungen dem              ohne Atem’, eine Arie aus dem zweiten Akt.
Text neues Leben einhauchen und den Schüler-
innen helfen, sich besser mit dem Thema ausein-         Diese drei Clips sind auf der Frankenstein-Seite
anderzusetzen. Es gibt ihnen auch die Möglich-          von OperaVision unter www.bit.ly/Frankenstei-
keit zu sehen, wie Frankenstein auch heute noch         nEN noch bis mindestens Oktober 2020 verfüg-
Kunstwerke inspiriert, die Arbeit für hunderte          bar. Alternativ können Sie auf YouTube folgende
und Freude für tausende von Menschen bieten.            Videos aufrufen, ‘Lasst uns beginnen’ unter you-
                                                        tu.be/Y0294sooZlc; das Zeitraffer-Video unter
Über dieses Material                                    youtu.be/LxyftNmEi9M; sowie ‘Leblos, ohne
Diese Informationsquelle für Lehrerinnen und            Atem’ unter youtu.be/8LdPWp_8V54.
Lehrer wurde von OperaVision mit Inhalten von
La Monnaie / De Munt erstellt. Wir hoffen, dass         Schreiben Sie uns
dieses Material sich für Englischlehrerinnen auf        Für weitere Informationen über Frankenstein
der ganzen Welt als nützlich erweisen wird, die         oder OperaVision, oder für Rückmeldungen zu
eine zeitgenössische Opernaufführung des Ro-            diesem pädagogischen Material schreiben Sie
mans von Mary Shelley nutzen wollen, um ihren           bitte Hedd Thomas unter hedd@opera-europa.
Schülerinnen den Text näher zu bringen.                 org
Das Paket enthält Unterrichtsideen, Hintergründe

                         Topi Lehtipuu als die Kreatur im II. Akt von Frankenstein.
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Frankenstein Lehrmaterial 3

Impulse für den Unterricht
Oper entdecken                                     Inszenierung zu emotionalen und zum
Beginnen Sie mit Aktivitäten, damit Ihre Klasse    Nachdenken anregenden Theatererlebnissen.
über die Oper nachdenkt und darüber, was ihre      Frage an die Schüler:
Ideen und Vorurteile sein könnten. Fragen an       • Was ist der dramatischste Moment in Mary
die Schüler:                                          Shelleys Frankenstein?
• Können sie beschreiben, was eine Oper ist?       • Was fühlen die verschiedenen Charaktere in
• Können sie irgendwelche Opern nennen?               diesem Moment?
• Wo werden Opern aufgeführt?                      • Wie könnten die Musik und der Gesang
                                                      klingen, wenn dieser Moment in einer Oper
• Wer ist an der Entstehung einer Oper
                                                      auftauchen würde?
   beteiligt?

                                                   Text und Musik ergründen
Etwas über die Hintergründe erfahren
                                                   Lesen Sie im Unterricht die Auszüge aus den
Lesen Sie mit der Klasse die
                                                   Kapiteln 23 und 24 des Romans auf den Seiten
Hintergrundinformationen auf Seite 4 und
                                                   6 und 7 und schauen Sie sich dann Victor
schauen Sie sich dann die Szene “Lasst uns
                                                   Frankensteins Arie “Leblos, ohne Atem” an.
beginnen” aus dem I. Akt der Oper an. Fragen
                                                   Fragen Sie die Klasse:
an die Schüler:
                                                   • Welches Gefühl vermittelt die Arie?
• Wie technologisch fortschrittlich war die
   europäische Gesellschaft im Jahr 1818?          • Wie hat die Librettistin die Worte von
                                                      Mary Shelley in einen sangbaren Text
• Führen neue Technologien und
                                                      umgewandelt?
   wissenschaftliche Entdeckungen zu eher
   positiven oder eher negativen Ergebnissen?      • Wie hat der Komponist die Musik genutzt,
                                                      um ein Gefühl von Traurigkeit und Verlust zu
• Fühlt sich der Roman beim Lesen von
                                                      erzeugen?
   Frankenstein heute futuristisch oder
   altmodisch an?                                  • Wie wird das Drama und die Emotion der
                                                      Musik durch die Inszenierung ergänzt?
• Im Jahr 354 der Neuen Anthropogenen
   Gletscherzeit ist es möglich, einen
   eingefrorenen Geist und Körper wieder           Die Macher kennenlernen
   ins Bewusstsein zu bringen. Werden wir in       Lesen Sie das Interview mit Scott Hendricks auf
   unserem Leben die Fähigkeiten haben, dies       Seite 8 mit der Klasse. Fragen Sie die Klasse:
   zu erreichen? Wird das eine gute Sache sein?
                                                   • Wie würdet ihr das Leben eines
• Wie sieht der Charakter von Dr. Walton in der       professionellen Opernsängers beschreiben?
   Oper im Vergleich zum Roman aus?
                                                   • Habt ihr jemals darüber nachgedacht, in der
                                                      Welt der Oper zu arbeiten?
Die Rollen kennenlernen                            • Mit wem in der Klasse würdet ihr gerne an
Lesen Sie im Unterricht die Texte zu den Rollen       einem kreativen Projekt arbeiten und wie
und Hinter den Kulissen auf Seite 5 und schauen       würdet ihr das angehen?
Sie sich dann das Zeitraffer-Video an. Frage an
die Schüler:
                                                   Die Erfahrungen auswerten
• Wie sehr ähnelt das Kostüm der Kreatur der
                                                   Nachdem Sie sich einen Teil der Oper
    Beschreibung der Figur im Roman?
                                                   angesehen und sich mit den oben genannten
• Wie beeinflusst das Aussehen der Kreatur         Fragen beschäftigt haben, fragen Sie Ihre
    ihre Gefühle und die Entscheidungen, die sie   Schüler:
    trifft?
                                                   • Hat diese Erfahrung ihre Wahrnehmung
• Wie ist die Beziehung der Kreatur zu Victor         dessen, was Oper ist, verändert?
    Frankenstein, Elizabeth Lavenza und Dr.
                                                   • Haben sie Lust, die ganze Oper zu sehen?
    Robert Walton?
                                                   • Hat es ihnen neue Einblicke in Mary Shelleys
                                                      Roman gegeben?
Das Drama verstehen
                                                   • Welche Oper wollen sie als nächstes
Opera kombiniert Text, Musik, Gesang und              entdecken?
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4 OperaVision

Hintergrund
Ein moderner Prometheus                                    Frankenstein; oder der moderne Prometheus zu
Dieser allererste Science-Fiction-Roman wurde              schaffen, kam in einem Gespräch zwischen dem
1818 veröffentlicht, zwei Jahre nachdem Shelley            spanischen Regisseur und Mitbegründer des
während seines Aufenthalts bei Lord Byron am               Künstlerkollektivs La Fura dels Baus, Àlex Ollé,
Genfer See auf die Idee kam. Angetrieben von               und dem Künstlerischen Leiter von La Monnaie
den technologischen und wissenschaftlichen
Entwicklungen ihrer Zeit und deren unvorherse-
hbaren Folgen für Mensch und Gesellschaft,
schrieb sie ihr eigenes „Was wäre wenn”-Szenar-
io. Und wie in allen guten Science-Fiction-Hand-
lungen geht dieses Szenario über futuristische
spekulative Fiktionen hinaus. Frankenstein geht
auf wesentliche philosophische und ethische
Fragen ein, die sich in der Umsetzung bis heute
gleichermaßen auf kreative Experimente in Bi-
otechnologie, Genetik, Informatik und Medizin
beziehen. In einer Zeit der Gentechnik, der kün-
stlichen Intelligenz und der sozialen Medien ist
die Diskrepanz zwischen unserem Erfindergeist
                                                                 Die erste Seite von Mary Shelleys Roman.v
und unserer Unfähigkeit, zu verstehen, möglich-
erweise größer als zu Shelleys Zeiten. Die Not-
wendigkeit ist größer denn je, ein moralisches             / De Munt, Peter de Caluwe, zur Sprache. Sie
und emotionales Bewusstsein parallel zu dem,               wandten sich an den amerikanischen Kom-
was wir gerade geschaffen haben, zu bewahren.              ponisten und Sound-Designer Mark Grey, um
                                                           die Musik zu schreiben. Greys musikalisches
Ein internationales Kreativteam                            Schreiben basiert auf einer sehr originellen Neu-
Die Idee, eine Oper anlässlich des zweihun-                zusammensetzung verschiedener musikalischer
dertsten Jahrestages von Mary Shelleys Roman               Materialien: alte oder romantische Musik, Indus-
                                                           trierauschen, elektroakustische Klänge sowie
                                                           die harmonische Sprache von John Adams und
                                                           Aaron Copland. Zusammengenommen ergeben
                                                           diese verschiedenen Elemente eine kraftvolle
                                                           emotionale Musik, in der Momente intensiver
                                                           Energie mit ruhiger Meditation durchsetzt sind.
                                                           Grey und Ollé baten die Librettistin Júlia Canosa
                                                           i Serra, den Roman in ein Bühnenstück zu ver-
                                                           wandeln und Shelleys poetisches Englisch zu
                                                           aktualisieren.

                                                           Eine eingefrorene Zukunft
                                                           Die Oper Frankenstein ist keine einfache Nacher-
                                                           zählung von Shelleys Roman. Stattdessen spielt
                                                           sie in einer unbestimmten Zukunft nach den Er-
                                                           eignissen der Geschichte. Mehrere Wissenschaft-
                                                           ler entdecken eine Kreatur, die im Jahr 354 der
                                                           Neuen Anthropogenen Gletscherzeit in den Ei-
                                                           sfeldern eingefroren wurde. Einer von ihnen, Dr.
                                                           Walton, übernimmt die Führung und erweckt sie
                                                           in einem kühnen Experiment zum Leben. Allmäh-
                                                           lich erlangt die „Kreatur” ihr Bewusstsein wieder.
                                                           Es gelangen Schnipsel aus einer düsteren Ver-
                                                           gangenheit an die Oberfläche und es gelingt den
                                                           Wissenschaftlern sogar, diese mentalen Bilder
                                                           mit Hilfe von Hightech-Geräten zu visualisieren.
                                                           Die entscheidenden Szenen aus dem, was vor
                                                           so vielen Jahren (im Roman von Mary Shelley)
 Die Kreatur und Dr. Walton im II. Akt von Frankenstein.   geschah, manifestieren sich in Rückblenden.
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Frankenstein Lehrmaterial 5

Rollen
Victor Frankenstein Bariton Ein ehrgeiziger Wissenschaflter
Die Kreatur Tenor Ein Monster, das Victor in seinem Labor geschaffen hat
Elizabeth Lavenza Sopran Victors Braut
Dr Robert Walton Bass-Bariton Ein Wissenschaftler aus der Zukunft

                 Die Kreatur (Topi Lehtipuu)                   Victor Frankenstein (Scott Hendricks)
          und Dr Robert Walton (Andrew Schroeder)           und Elizabeth Lavenza (Eleonore Marguerre)

Hinter den Kulissen

Neben allen Musikern, Sängern und dem Dirigenten, die man in der
Grube und auf der Bühne sieht, arbeiten große Teams von Technikern,
Handwerkern und Verwaltern zusammen, um eine vollwertige Oper auf die
Bühne zu bringen.
Dazu gehören Designer, Bühnenbildner,
Schreiner und Maler, Elektriker,
Ton- und Lichttechniker, Fahrer,
Kostümbildner, Perückenmacher, Hut-
und Kopfschmuckhersteller, Haar- und
Maskenbildner, Requisitenhersteller, Regisseure,
Assistenten und Bühnenmeister.
Der finnische Tenor Topi Lehtipuu musste
vor jeder Aufführung von Frankenstein zwei
Stunden in seiner Garderobe verbringen,
während ihn ein Team von Visagisten darauf
vorbereitete, die Rolle der Kreatur zu
übernehmen.
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                                                    Ein Team von Visagisten bereitet Topi Lehtipuu darauf vor,
library/backstage                                     die Rolle der Kreatur in Frankenstein zu übernehmen.
FRANKENSTEIN LEHRMATERIAL - ENGLISCHE LITERATUR - OPERAVISION
6 OperaVision

Auszüge aus dem Roman

Auszug aus dem 23. Kapitel                             Great God! Why did I not then expire! Why am
Von Victor Frankenstein erzählt                        I here to relate the destruction of the best hope
                                                       and the purest creature on earth? She was there,
I had been calm during the day, but so soon as         lifeless and inanimate, thrown across the bed,
night obscured the shapes of objects, a thou-          her head hanging down and her pale and distort-
sand fears arose in my mind. I was anxious and         ed features half covered by her hair. Everywhere
watchful, while my right hand grasped a pistol         I turn I see the same figure—her bloodless arms
which was hidden in my bosom; every sound              and relaxed form flung by the murderer on its
terrified me, but I resolved that I would sell my      bridal bier. Could I behold this and live? Alas! Life
life dearly and not shrink from the conflict until     is obstinate and clings closest where it is most
my own life or that of my adversary was extin-         hated. For a moment only did I lose recollection;
guished.                                               I fell senseless on the ground.

Elizabeth observed my agitation for some time          When I recovered I found myself surrounded
in timid and fearful silence, but there was some-      by the people of the inn; their countenances
thing in my glance which communicated terror           expressed a breathless terror, but the horror of
to her, and trembling, she asked, “What is it that     others appeared only as a mockery, a shadow
agitates you, my dear Victor? What is it you           of the feelings that oppressed me. I escaped
fear?”                                                 from them to the room where lay the body of
                                                       Elizabeth, my love, my wife, so lately living, so
“Oh! Peace, peace, my love,” replied I; “this night,   dear, so worthy. She had been moved from the
and all will be safe; but this night is dreadful,      posture in which I had first beheld her, and now,
very dreadful.”                                        as she lay, her head upon her arm and a hand-
                                                       kerchief thrown across her face and neck, I might
I passed an hour in this state of mind, when sud-      have supposed her asleep. I rushed towards her
denly I reflected how fearful the combat which I       and embraced her with ardour, but the deadly
momentarily expected would be to my wife, and          languor and coldness of the limbs told me that
I earnestly entreated her to retire, resolving not     what I now held in my arms had ceased to be the
to join her until I had obtained some knowledge        Elizabeth whom I had loved and cherished. The
as to the situation of my enemy.                       murderous mark of the fiend’s grasp was on her
                                                       neck, and the breath had ceased to issue from
She left me, and I continued some time walking         her lips.
up and down the passages of the house
and inspecting every corner that might
afford a retreat to my adversary. But I dis-
covered no trace of him and was beginning
to conjecture that some fortunate chance
had intervened to prevent the execution
of his menaces when suddenly I heard a
shrill and dreadful scream. It came from
the room into which Elizabeth had retired.
As I heard it, the whole truth rushed into
my mind, my arms dropped, the motion of
every muscle and fibre was suspended; I
could feel the blood trickling in my veins
and tingling in the extremities of my limbs.
This state lasted but for an instant; the
scream was repeated, and I rushed into the
room.
                                                Scott Hendricks singt ‘Lifeless, Inanimate’ (‘leblos, ohne Atem’).
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Frankenstein Lehrmaterial 7

Auszug aus dem 24. Kapitel                            me in the commencement of my career, now
Ein Teil des Briefes von Dr. Walton an seine          serves only to plunge me lower in the dust. All
Schwester                                             my speculations and hopes are as nothing, and
                                                      like the archangel who aspired to omnipotence,
Frankenstein discovered that I made notes con-        I am chained in an eternal hell. My imagination
cerning his history; he asked to see them and         was vivid, yet my powers of analysis and applica-
then himself corrected and augmented them             tion were intense; by the union of these qualities
in many places, but principally in giving the life    I conceived the idea and executed the creation
and spirit to the conversations he held with his      of a man. Even now I cannot recollect without
enemy. ‘Since you have preserved my narration,’       passion my reveries while the work was incom-
said he, ‘I would not that a mutilated one should     plete. I trod heaven in my thoughts, now exulting
go down to posterity.’                                in my powers, now burning with the idea of their
                                                      effects. From my infancy I was imbued with high
Thus has a week passed away, while I have lis-        hopes and a lofty ambition; but how am I sunk!
tened to the strangest tale that ever imagination     Oh! My friend, if you had known me as I once
formed. My thoughts and every feeling of my           was, you would not recognise me in this state
soul have been drunk up by the interest for my        of degradation. Despondency rarely visited my
guest which this tale and his own elevated and        heart; a high destiny seemed to bear me on, until
gentle manners have created. I wish to soothe         I fell, never, never again to rise.’
him, yet can I counsel one so infinitely misera-
ble, so destitute of every hope of consolation, to    Must I then lose this admirable being? I have
live? Oh, no! The only joy that he can now know       longed for a friend; I have sought one who would
will be when he composes his shattered spirit to      sympathise with and love me. Behold, on these
peace and death. Yet he enjoys one comfort, the       desert seas I have found such a one, but I fear I
offspring of solitude and delirium; he believes       have gained him only to know his value and lose
that when in dreams he holds converse with his        him. I would reconcile him to life, but he repulses
friends and derives from that communion con-          the idea.
solation for his miseries or excitements to his
vengeance, that they are not the creations of         ‘I thank you, Walton,’ he said, ‘for your kind
his fancy, but the beings themselves who visit        intentions towards so miserable a wretch; but
him from the regions of a remote world. This          when you speak of new ties and fresh affections,
faith gives a solemnity to his reveries that render   think you that any can replace those who are
them to me almost as imposing and interesting         gone? Can any man be to me as Clerval was, or
as truth.                                             any woman another Elizabeth? Even where the
                                                      affections are not strongly moved by any superi-
Our conversations are not always confined to his      or excellence, the companions of our childhood
own history and misfortunes. On every point of        always possess a certain power over our minds
general literature he displays unbounded knowl-       which hardly any later friend can obtain. They
edge and a quick and piercing apprehension.           know our infantine dispositions, which, howev-
His eloquence is forcible and touching; nor can I     er they may be afterwards modified, are never
hear him, when he relates a pathetic incident or      eradicated; and they can judge of our actions
endeavours to move the passions of pity or love,      with more certain conclusions as to the integrity
without tears. What a glorious creature must he       of our motives. A sister or a brother can never,
have been in the days of his prosperity, when he      unless indeed such symptoms have been shown
is thus noble and godlike in ruin! He seems to        early, suspect the other of fraud or false dealing,
feel his own worth and the greatness of his fall.     when another friend, however strongly he may
                                                      be attached, may, in spite of himself, be con-
‘When younger,’ said he, ‘I believed myself des-      templated with suspicion. But I enjoyed friends,
tined for some great enterprise. My feelings          dear not only through habit and association, but
are profound, but I possessed a coolness of           from their own merits; and wherever I am, the
judgment that fitted me for illustrious achieve-      soothing voice of my Elizabeth and the conver-
ments. This sentiment of the worth of my nature       sation of Clerval will be ever whispered in my
supported me when others would have been              ear. They are dead, and but one feeling in such a
oppressed, for I deemed it criminal to throw          solitude can persuade me to preserve my life. If I
away in useless grief those talents that might be     were engaged in any high undertaking or design,
useful to my fellow creatures. When I reflected       fraught with extensive utility to my fellow crea-
on the work I had completed, no less a one than       tures, then could I live to fulfil it. But such is not
the creation of a sensitive and rational animal, I    my destiny; I must pursue and destroy the being
could not rank myself with the herd of common         to whom I gave existence; then my lot on earth
projectors. But this thought, which supported         will be fulfilled and I may die.’
FRANKENSTEIN LEHRMATERIAL - ENGLISCHE LITERATUR - OPERAVISION
8 OperaVision

Interview mit Scott Hendricks
Scott Hendricks spielt die Titelrolle                 über die Tessitura, die Reichweite. Er und seine
                                                      Frau leben 45 Minuten nördlich von San Fran-
des obsessiven Wissenschaftlers in                    cisco. Ich bin bereits 2015 dorthin geflogen und
Frankenstein, einer neuen Oper des                    wir haben uns drei Tage lang getroffen. Ich gab
Komponisten Mark Grey. Wenige                         ihm einige Ideen, er gab mir hier und da ein paar
                                                      Ausschnitte, an denen er gerade arbeitete. Wir
Tage vor dem Livestream auf Oper-                     arbeiten beide mit Sibelius, dem Notenstazpro-
aVision von La Monnaie / De Munt                      gramm, also schickte er einige Dateien rüber
trafen wir uns mit dem texanischen                    und ich konnte sie mir einfach ansehen. Das hat
                                                      er mit all den Solisten gemacht, wenn ich mich
Bariton in einem Brüsseler Café, um                   nicht irre. So wurden die Teile für jeden von uns
über seine Rolle zu diskutieren.                      maßgeschneidert. Dr. Walton wurde für Andrew
                                                      Schroeder komponiert, ebenso wie Elizabeth
                                                      für Eleonore Marguerre und Victor für mich. Es
Willkommen in Brüssel. Oder besser gesagt,            ist wunderbar, wenn etwas wie ein Handschuh
willkommen zurück, denn Sie waren schon eini-         passt, und das tut es wirklich. Mark begrüßte das
ge Male hier. Sie haben in La Monnaie / De Munt       Feedback von uns allen. Er ist ein sehr großzü-
in Macbeth, Salome, Il trovatore, La traviata, Un     giger Mann. Er will nur, dass wir uns so wohl wie
ballo in maschera, Sweeney Todd, Pagliacci, La        möglich fühlen, und er hat sich bemüht, dafür zu
Gioconda und jetzt in Frankenstein gesungen.          sorgen, dass wir es tun!
Dieser Ort muss wie ein zweites Zuhause für Sie
sein.                                                 Am Freitagabend fand die Premiere von Frank-
Es ist definitiv ein zweites Zuhause. Es fühlt sich   enstein statt. Wie ist es gelaufen?
an wie zu Hause. Ich habe tatsächlich mehr Zeit       Es war großartig! Mich begeistern Premieren
in Brüssel verbracht, als ich in den letzten zehn     eher wenig; ich glaube nicht an den „Premier-
Jahren zu Hause in San Antonio verbracht habe.        enzauber“. Es ist irgendwie nervenaufreibend,
                                                      wirklich, denn der Flur ist voll von Leuten und
Frankenstein ist nicht das erste Mal, dass Sie        die Leute klopfen an deine Tür... Aber obwohl
mit Mark Grey zusammenarbeiten; Sie haben             wir sehr konzentriert waren, waren wir ziemlich
zuvor sein Chorwerk aus dem Jahr 2009 Enemy           entspannt. Ich fand, es war eine tolle Show. Im
Slayer aufgeführt und aufgenommen: A Nava-            Allgemeinen vermeide ich es, Rezensionen zu
jo Oratorium, ein Stück, das von der mündlich         lesen, aber diesmal haben mir viele Leute von
überlieferten Literatur und der Sprache der           allen Seiten Rezensionen geschickt... Und die
indianischen Navajo-Völker inspiriert ist.            Presse war sehr positiv.
Ja, es ist für Bariton, Chor und Orchester, und
er hat den Baritonpart auch speziell für mich         Nach Frankenstein geht es weiter zur Komis-
geschrieben. Es war meist                                      chen Oper Berlin, um in einer weiter-
auf Englisch, hatte aber                                       en neuen Oper zu spielen, M – Eine
hier und da einen Satz in                                      Stadt sucht nach einem Mörder von
der Sprache der Navajo. Es                                     Moritz Eggert. Dann singen Sie Rigo-
ist wunderschön, und die                                       letto bei den Bregenzer Festspielen.
Geschichte ist großartig                                       Wie gehen Sie mit Ihrer Arbeitsbelas-
und sehr aussagekräft-                                         tung als professioneller Opernsänger
ig! Wenn ein Soldat nach                                       um?
Hause zurückkehrt und                                          Ich musste noch nie so sehr meine
versucht, sich wieder in                                       Zeit einteilen wie in den letzten
den Alltag zu integrier-                                       Monaten. Es war eine große Heraus-
en, ist es hart... und die                                     forderung. Sobald ich mich mit M
Navajos haben eine Reini-                                      wohlfühle, kann ich mich zurücklehnen
gungszeremonie dafür.                                          und die Füße ein wenig hochlegen,
                                                               denn ich habe Rigoletto schon einmal
Wie viel hat Mark Grey Sie                                     gesungen. Ich werde es neu lernen
in den Prozess des Schrei-                                     müssen, aber bis dahin werde ich
bens einbezogen?                                               mental, körperlich und geistig in guter
Mark und ich haben uns                                         Verfassung sein, denn im Moment ist
jahrelang über die Rolle                                       es eine Herausforderung. Aber ich
von Victor unterhalten,          Porträt von Scott Hendricks.  liebe Herausforderungen!
Frankenstein Lehrmaterial 9

OperaVision
OperaVision ist Oper für jede/n Internetbenutzer/in.

Sieh dir Livestreams aus der Oper an, oder deine Lieblingsaufführungen On-Demand mit Untertiteln
an. Lerne über die Kunstform und über bestimme Produktionen indem du dich in unserer umfan-
greichen digitalen Bibliothek nach Geschichten und Artikeln umsiehst. Nutze unsere Ressourcen
für Nachwuchspublikum und künstlerische Karri-
ereentwicklung. All dies ist in mehreren Sprachen
(Englisch, Französisch und Deutsch) verfügbar,
sorgsam verwaltet, und gratis zu entdecken.

Mit Unterstützung durch das Creative Europe Pro-
gramme der EU baut OperaVision auf dem Erfolg
von The Opera Plattform auf, mit noch mehr teilne-
hmenden Opernhäusern aus noch mehr Ländern,
unter der Schirmherrschaft von Opera Europa, der
Europäischen Vereinigung von Opernhäusern und
Festivals.

OperaVision verbindet 29 Partner aus 17 Ländern
und lädt dich zu einer Reise ein, den Reichtum der
Opernwelt zu jeder Zeit und von überall aus zu ent-
                                                           Die Hochzeit des Figaro am Royal College of Music.
decken.

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La Monnaie
Die Königliche Oper La Monnaie ist das belgische Bundesopernhaus.
Das Brüsseler Opernhaus La Monnaie hat unter der Leitung von Gerard Mortier (1981-1991) interna-
tionalen Elan zurückgewonnen, indem Chor, Orchester und Repertoire – im revolutionären Streben
nach moderner Oper – grundlegend reformiert wurden. Bernard Foccroulle (1992-2007) hat die
Position weiter gefestigt, indem er den Ideen seines Vorgängers gefolgt ist, während er zugleich die
Bandbreite um Barockmusik und zeitgenössische Musik erweitert hat. Außerdem holte er führende
Künstler wie Antonio Pappano, Anne Teresa De Keersmaeker und Philippe Boesmans ans Haus. Der
                                          derzeitige Leiter, Peter de Caluwe (2007), bleibt der Linie
                                          der letzten Jahrzehnte – Hingabe zur Oper – treu, führte
                                          allerdings eine neue Ästhetik und eine neue Generation
                                          von Regisseuren und Sängern ein. Diese Strategie brachte
                                          ihm viel Lob von der internationalen Presse ein: besonders
                                          bemerkenswert war als Opernwelt La Monnaie zum
                                          „besten Opernhaus des Jahres“ 2011 kürte. Auch weiter-
                                          hin nimmt La Monnaie ihre Rolle als inklusiver und offener
                                          Raum für Kreativität wahr, und dient somit allen Genera-
                                          tionen und Gemeinschaften.

 Das La Monnaie Theater in Brüssel, Belgien.   Erfahren Sie mehr unter www.lamonnaie.be/en
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