Kirchenchöre - Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau - Katholische Pfarrei Romanshorn
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Nummer 10 14. bis 27. Mai 2017 Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau Kirchenchöre im Wandel
Kirchenmusik Editorial Musik, die nicht vom Himm In der Pfarrei, in der ich gross geworden Kirchenchöre im Wandel bin, wurde am Karfreitag die Johannes- passion in feierlicher Weise gesungen. Ich freute mich auf diesen Teil der Litur- Kirchenmusik und Gottesdienst sind seit gie. Die Musik liess mich die Angst Jesu Jahrhunderten miteinander verbunden. spüren und den Hochmut der Hohen- Heute allerdings kämpfen viele Chöre priester. Das Entsetzen Petrus nach dem mit Mitgliederschwund oder gar ums Hahnenschrei machte mich betroffen. Überleben. Ich tauchte ganz ein in die Welt und das Geschehen von damals. Kein Vergleich Noch vor wenigen Jahren war der katholi- dazu eine Karfreitagsliturgie, in der die sche Kirchenchor Bischofszell ein blühen- Passion «nur» vorgelesen wird. Auf dem der Chor. In den besten Zeiten hatte er fast Hintergrund meiner früheren Erfahrungen 60 Mitglieder. Zehnmal pro Jahr kam er an kommt sie mir reduziert vor, ein Zugang, kirchlichen Feiertagen zum Einsatz. Doch der mir das Leiden Jesu viel «blasser» vor zwei Jahren zog sich der damalige Lei- vermittelt. Musik erreicht unser Inners- ter zurück. Und damit begann der Exodus. tes, Gesang ist Ausdruck des Glaubens Beat Baumgartner war langjähriger Präsi- und nährt ihn. Mit Sicherheit könnten dent des Chores und sang fast 40 Jahre viele von Ihnen von ähnlichen Erfahrun- lang mit. «Es fiel den Alteingesessenen gen erzählen. schwer, sich an den neuen Führungsstil der Nachfolgerin zu gewöhnen», meint er. Zu- Die Bedeutung von Chören in unserer dem hätten keine Neumitglieder gewonnen Kirchenchor Neuhausen am Rheinfall Kirche erschöpft sich allerdings nicht dar- werden können. Der Chor schrumpfte auf in, dass sie die Liturgie bereichern und 19 Mitglieder, bis er sich im letzten Februar Sozialer Aspekt unseren Glauben lebendig werden lassen. ganz auflöste. Für Alfarè ist die soziale Seite des Chorle- Dort, wo ein Chor aufhört, entsteht in ei- bens ganz wichtig. Dazu gehöre etwa, dass ner Pfarrei eine Lücke, fehlt eine Keimzel- Roberto Alfarè kennt das Problem. Er ist man nach einer Probe noch zusammensitzt le der Gemeinschaft, eine Gruppe, die et- Titelbild: Katholischer und reformierter Kirchenchor Weinfelden bei der Aufführung von Haydns «Die Schöpfung», 2014. Bild: zVg Präsident des Katholischen Kirchenmusik- und etwas trinkt. Daran scheiterte der Bi- was Wertvolles miteinander auf die Füsse verband Thurgau (KKVT) und selbst Chorlei- schofszeller Chor aber nicht. Beat Baum- stellt und andere damit beschenkt. Es ter in Neuhausen. «Dass Chöre eingehen, gartner betont: «Der soziale Zusammenhalt geht dann ein Stück Heimat verloren. Und ist kein neues Phänomen», sagt er. Er nennt war stets sehr gut.» Er hat sogar den Chor dort, wo ein Chor, ein Chorprojekt, eine Ju- die Zahlen: Noch vor 60 Jahren gab es im selbst überlebt. So sind dieses Jahr noch gendband oder eine andere Musikgruppe Kanton Thurgau 56 katholische Kirchen- gemeinsame Unternehmungen geplant. neu beginnt, überträgt sich der Elan und chöre mit rund 1‘500 Mitgliedern. Heute Baumgartner sieht die Ursache des Schei- die Begeisterung, die von diesem Neuan- sind es noch 21 Chöre mit 600 Sängerinnen terns andernorts: Die Chemie zwischen fang ausgeht, auch auf die Gemeinde. und Sängern. Die Gründe für dieses «Chor- Sängerinnen und Sängern und dem Chorlei- Eine solche Gruppe musizierender Men- sterben» ortet er in der Überalterung vieler ter müsse stimmen. Denn der Dirigent sei schen ist zudem eine Brücke für Suchen- Chöre, im fehlenden Nachwuchs, aber auch für alle eine Bezugsperson. «Ihn schaut de. Denn diese verirren sich kaum in un- in einem gesellschaftlichen Wandel. man an, auf ihn ist man eineinhalb Stun- seren Kirchen, um einen Gottesdienst den pro Woche fixiert», so Baumgartner. Es mitzufeiern. Über die Musik aber finden brauche deshalb eine Person, die «die Leu- sie einen attraktiven Zugang zum Glauben. Das gilt sowohl für Sängerinnen und Sän- Inhalt te dort abholt, wo sie stehen». ger als auch für Zuhörende. Muttertag 5 Genau dieser Aspekt ist Manuela Eichen- Gelungene Beispiele zeigen, dass solche Von der Ebenbürtigen zur Alleinerziehenden laub wichtig. Die Berufsmusikerin und Aufbrüche auch heute noch möglich sind. Portrait einer engagierten Mutter: Mileva Marić Chorleiterin des katholischen Kirchencho- Es braucht dazu kreative Ideen, mutige In- res Weinfelden nimmt ihn wörtlich. «Wenn itiativen und Musikbegeisterte, die ihre Kirche ohne Grenzen – Kroatisch 10 jemand neu in den Chor eintreten will, ma- kleinen und grossen Talente einbringen. «Du bist der Auserwählte!» che ich nach einigen Proben ein persönli- Ein junger Schweizer als Gardist im Vatikan Und es braucht die anderen, die mit Freu- ches Gespräch mit der betreffenden Per- de zuhören, applaudieren und begeistert son ab.» Es gehe einerseits darum, sich Thurgau 13 anderen davon erzählen. Egal zu welcher Alles andere als alltäglich kennenzulernen. Andrerseits könne sie Gruppe Sie gehören, tragen zu dazu bei, Frauenbund verleiht erstmals Auszeichnung sich bei dieser Gelegenheit mittels ein paar dass unser Glauben weiterhin zum Übungen ein Bild von der Stimme und Ton- Klingen gebracht wird. Kurse · Tagungen 14 lage einer neuen Sängerin oder eines Sän- gers machen. Auch die Proben beginnt der Gottesdienste an den Wochenenden 15 Chor jeweils mit Stimmbildung, um die Filmtipp Stimme aufzuwärmen: «Da ist immer auch etwas Gesangsunterricht dabei.» Denn, so Kalenderblatt · Zum Schluss 16 die Chorleiterin, es gehe nicht nur ums Pro- 2 forumKirche | 10-2017
Kirchenmusik el fällt News Bild: Elias Kwasnicki ■ Trennung von Kirche und Staat Die Jungfreisinnigen im Kanton St. Gallen nehmen einen Anlauf, um das Verhältnis im Chor. Und wie steht es um den Nach- von Staat und Kirche zu verändern. Sie wuchs? «Neue Sänger sind immer willkom- hegen Pläne für eine Initiative, mit der die men», sagt Eichenlaub. vollständige Trennung von Kirche und Staat angestrebt wird. Laut «Ostschweiz Kontinuität ist also ein wesentlicher Faktor, am Sonntag» soll noch dieses Jahr mit der wenn es um das Überleben von Kirchen- Unterschriftensammlung begonnen wer- chören geht. Deshalb hat der KKVT bereits den. Nötig sind 4000 Unterschriften, die in vor 20 Jahren das Projekt «Kirchenmusik fünf Monaten gesammelt werden müssen. der Zukunft» lanciert. Sein Ziel: Mit ver- ■ Gebetomat auf Flughafen installiert schiedenen Gefässen die Chorarbeit in der Am Flughafen Stuttgart steht seit 5. Mai Gemeindearbeit zu verankern. So sollen ein «Gebetomat». In dieser einem Foto- vom Eltern-Kind-Singen, über Kinder- und automaten ähnelnden Kabine können Jugendchöre bis hin zum Kirchen- oder Menschen sich kostenlos Gebete der Gospelchor potentielle Sängerinnen und grossen Weltreligionen und kleinerer Glau- Sänger angesprochen werden. Ein Vorge- bensrichtungen und religiöser Gemein- hen, das sich in grösseren Pfarreien und schaften anhören. Erfinder des «Gebeto- Pastoralräumen mit mehr personellen und maten» ist der Berliner Künstler Oliver finanziellen Ressourcen, umsetzen lässt. Sturm. «Mein Ziel ist die Abbildung zeit- «Hier steht es auch um den Nachwuchs genössischer Spiritualität», so Sturm. nicht so schlecht», sagt Roberto Alfarè. ben von Werken, sondern auch um die per- ■ Ausnahmeregelung für Diakonat der Frau sönliche Weiterentwicklung der Sänger. Vom Kirchenchor zum Projektchor? Das Zentralkomitee der deutschen Katho- Aber auch er weiss: Patentrezepte zur För- liken (ZdK) fordert die deutschen Bischöfe Auf gleicher Wellenlänge derung von Kirchenchören gibt es keine. auf, sich in Rom für einen Sonderweg Auch in der Werkauswahl ist Manuela Zudem sei die Einflussnahme durch den beim Thema «Frauendiakonat» einzuset- Eichenlaub bemüht um Vielfalt und Ab- KKVT beschränkt. Der Verband versteht zen. Das höchste repräsentative Gremium wechslung. «Wir haben ein grosses Reper- sich als Plattform für den Austausch von In- der katholischen Laien in Deutschland toire an Bach, Haydn, Mozart, Schubert.» formationen, für Bekanntmachungen und stimmte mit grosser Mehrheit für einen Zudem lotet sie gerne Grenzen aus, etwa als Anlaufstelle bei Fragen administrativer entsprechenden Antrag. Die Ausnahme- mit Spirituals, wie dieses Jahr am Mutter- Art. «Aber grundsätzlich», betont Alfarè, regelung soll den Bischöfen ermöglichen, tag. Dass der Zugang zu klassischer Musik «wäre es auch möglich, dass mich Chorlei- den sakramentalen Diakonat für Frauen nicht für alle gleich einfach ist, ist ihr be- ter oder Gemeinden bei Anliegen anfragen, zu öffnen. wusst: «Das fällt nicht vom Himmel.» Doch die darüber hinausgehen.» Wie dies im ■ Ermutigende Worte zur Vereidigung aus Erfahrung weiss sie, dass sich den Übrigen auch im Falle von Bischofszell ge- Papst Franziskus hat den Schweizer- Musizierenden mit dem Einstudieren von schehen sei. gardisten für ihre Arbeit gedankt und sie Werken wie «Die Schöpfung» von Haydn in ihrem Dienst bestärkt. «Eure Präsenz in ganz neue Klangwelten eröffneten und sie Grundsätzlich scheinen sich immer mehr der Kirche und euer wichtiger Dienst im sich begeistern liessen. Es sei immer ein Kirchenchöre zu Projektchören zu wandeln. Vatikan bieten eine Gelegenheit, um als Erlebnis, wenn man als Chor auf gleicher Das komme dem modernen Lebensstil ent- mutige ‹Soldaten Christi› zu wachsen», Wellenlänge musiziere. Aber, so betont sie, gegen, sagt Roberto Alfarè. Viele ältere sagte er am 6. Mai bei einer Audienz für ihre Aufgabe sei stets unter dem Aspekt zu Menschen seien heute oft über mehrere seine persönliche Schutztruppe. Der Papst sehen, «dass wir als Chor im Gottesdienst Wochen ferienabwesend oder könnten sich empfing sie anlässlich der Vereidigung ein Diener sind, um den Anwesenden den aus andern Gründen nicht regelmässig in von 40 neuen Gardisten. Zugang zu Gott zu erleichtern.» einem Chor engagieren. Ähnlich sieht es Beat Baumgartner. «Heute ist man sehr be- ■ Papst traf Nobelpreisträgerin Freilich, so gibt sie zu, habe der Chor auch ansprucht in der Berufswelt», meint er, Der Vatikan und Myanmar wollen diploma- einen gewissen Ruf. Bei zwölf Einsätzen «dann ist man am Abend gerne einfach mal tische Beziehungen auf Botschafterebene pro Jahr muss man relativ schnell arbeiten zu Hause.» Er selbst singt wieder in einem etablieren. Das gab der Vatikan nach und einsatzbereit sein. Der Chor probt je- Chor. Denn in Bischofszell hat sich vor einem Besuch von Aung San Suu Kyi, der weils einmal pro Woche. Dazu kämen Vorpro- Kurzem ein Projektchor gebildet. Für die birmanischen Regierungschefin, bei Papst ben vor Auftritten und bei grösseren Kon- St.-Pelagius-Feier im September probt man Franziskus bekannt. Das Gespräch zwi- zerten noch zusätzliche Probetage an nun unter der Leitung des Organisten. Und schen der 71-jährigen Friedensnobelpreis- Freitagen oder Samstagen. Schreckt das der ehemalige Präsident meint: «Wir sind trägerin und Papst Franziskus dauerte gut nicht ab? Nein, sagt Manuela Eichenlaub. zwar nur elf Sängerinnen und Sänger, aber 20 Minuten. Ziel sei es, «Bande wechsel- Gerade dieses zusätzliche Engagement stimmlich überzeugen wir.» seitiger Freundschaft» zu fördern. würde die Gemeinschaft zusätzlich stärken. kath.ch/Red. Viele Mitglieder sängen seit 10 bis 30 Jahren Sibylle Zambon-Akeret forumKirche | 10-2017 3
Kirche Schweiz Enttäuschung und Bedauern Reaktionen auf die Amtsverlängerung im Bistum Chur Die Entscheidung, Vitus Huonder noch Bischof Huonder wird zwei Jahre im Amt zu lassen, enttäuscht auf Wunsch von Katholiken, die sich für Reformen in der Papst Franziskus Kirche einsetzen. Unverständlich bleiben noch zwei Jahre im für viele die Gründe, weshalb der Papst so Amt bleiben. entschieden hat. Am schnellsten und am heftigsten reagiert die Pfarrei-Initiative: «Die Nachricht, Huonder bleibt noch zwei Jahre, hat uns schockiert», teilt deren Sprecher Willi Anderau in einem Communiqué (4. Mai) mit. Enttäuschung auch auf Seiten der Allianz «Es reicht!», die sich mit einer Peti- tion für einen Administrator als Nachfolger von Vitus Huonder eingesetzt hat: «Wir sind sehr enttäuscht, dass der Papst diesen Bild: Christoph Wider Weg einschlägt und die Option eines Admi- nistrators nicht auswählt», sagt Simone Curau-Aepli, welche den Schweizerischen Katholischen Frauenbund in der Allianz vertritt, gegenüber kath.ch. Das sei ein kla- res Signal dafür, dass es zu einer ordent- lichen Bischofswahl kommen werde. «Papst sich nicht anfreunden», ebenso wenig mit anderen Bischöfe kontaktieren. Sie sollen Franziskus ist sich offenbar nicht bewusst, dem Vorschlag, einen Administrator einzu- dem Nuntius Kandidaten melden, die fähig was im Bistum Chur vor sich geht.» setzen. «Also spielt man den Ball zurück. und willens sind, im Bistum Chur bestehende Schaut selber, dass ihr in eurem Bistum in Gräben aufzufüllen und neue Brücken zu bau- Entgegen Ankündigung des Nuntius diesen zwei Jahren zu vernünftigen Lösun- en», sagte Curau-Aepli gegenüber kath.ch. Enttäuschung auch bei der katholischen gen kommt!», mutmasst Anderau. Die Schweizer Bischofskonferenz kommen- Kirche im Kanton Zürich: «Überraschend tiert das Geschehen ausserordentlich rasch und vielleicht enttäuschend ist die lange Auch Nuntius kennt Gründe nicht und noch dürftiger als üblich. Nämlich mit Dauer», sagt Synodalratspräsident Benno Auch Schnüriger nennt die Möglichkeit, einem einzigen Satz: «Wir haben die Ent- Schnüriger gegenüber Schweizer Radio «dass der Papst sich nicht unter Zeitdruck scheidung erfahren und natürlich SRF. «Die progressiveren Kreise hätten sich setzen lassen will», als möglichen Grund. respektieren wir sie.» eine schnellere Ablösung gewünscht.» «Vielleicht will sich der Papst jetzt mehr Zeit Gemäss Simon Spengler, Kommunikations- nehmen, um genau die Person zu finden, Sylvia Stam beauftragter der katholischen Kirche im die die Grabenkämpfe im Bistum Chur über- Kanton Zürich, ist nicht nur der Synodalrat, winden könnte», sagte er gegenüber SRF. sondern auch Generalvikar Josef Annen Offenbar kennt nicht einmal Nuntius Reaktion von Bischof Huonder überrascht. Zumal der päpstliche Nuntius Thomas E. Gullickson die Gründe des «Der Vertrauensbeweis seitens des Thomas E. Gullickson angekündigt habe, Papstes: «Roma locuta, causa finita… Papstes hat mich gerührt und mit gros- der neue Bischof könne im Laufe des Jah- (Rom hat gesprochen, damit ist die Sache ser Dankbarkeit erfüllt», schreibt Bischof res 2018 gewählt werden. entschieden.) Ich kenne die Begründung Vitus Huonder in einem Brief an seine selbst nicht», so Gullickson in einer Twitter- Mitarbeitenden. Der Papst setze mit sei- Warum? Direktnachricht an kath.ch. ner Entscheidung auf Kontinuität. Dies Über die Gründe für die Entscheidung des ermögliche ihm, «noch nicht abgeschlos- Papstes kann nur spekuliert werden, und Ein einziger Satz von der Bischofskonferenz sene Arbeiten weiterzuführen.» Was ge- diese Spekulationen fallen unterschiedlich Wie geht es nun weiter? «Wir erwarten und nau diese noch offenen Arbeiten sind, aus: Gemäss Willi Anderau von der Pfarrei- hoffen, dass die an der Wahl beteiligten In- müsse er noch mit dem Bischofsrat Initiative liegt Vitus Huonder mit seiner stanzen die Zeit bis Ostern 2019 gut nut- besprechen, sagte Huonder in einem Begründung, die Verlängerung sei ein Ver- zen, um einen geeigneten Nachfolger für Interview mit der Luzerner Zeitung (LZ, trauensbeweis, «völlig falsch». Er geht statt- den Churer Bischofssitz zu finden», sagt 4. Mai). «Ich denke etwa an die Umset- dessen davon aus, dass der Papst sich be- Spengler im Namen der katholischen Kir- zung der Beschlüsse der Familiensyno- wusst sei, dass die Nachfolgeregelung im che im Kanton Zürich. de.» Voraussichtlich werde das Bistum Bistum Chur eine heikle Sache sei. «Mit den Auch die Allianz «Es reicht!», will «dran blei- Chur noch vor der Sommerpause diese Vorschlägen, die zurzeit vorliegen (inklusive ben», und zwar mit einem konkreten Vorge- Schwerpunkte öffentlich bekanntgeben. jenen von Nuntius Gullickson) konnte man hen: «Als nächsten Schritt werden wir die 4 forumKirche | 10-2017
Muttertag Von der «Ebenbürtigen» zur Alleinerziehenden Portrait einer engagierten Mutter: Mileva Marić Muttersein und Karriere zu vereinbaren ist sie 1902 in ihrer Heimat. Es ist unklar, ob strebend nach. Erst in Berlin erfährt sie seit jeher eine Herausforderung. Mileva das kleine Mädchen verstarb oder ob es von Einsteins Beziehung zu Elsa. Einstein Marić machte diese Erfahrung als erste zur Adoption freigegeben wurde. Einstein droht seiner Frau, sie zu verlassen und Frau von Albert Einstein und als Mutter sieht das Kind nie. 1903 heiraten Mileva knüpfte das weitere Zusammenleben an seiner drei Kinder. und Albert gegen den Willen ihrer Familien. unmenschliche Bedingungen: «Du sorgst Ein Jahr später bringt Mileva den Sohn dafür, dass meine Kleider und Wäsche or- «Wie glücklich bin ich, dass ich in Dir eine Hans Albert zur Welt. Und damit, so dentlich im Stand gehalten werden, dass ebenbürtige Kreatur gefunden habe, die Boenner, sei es mit der gleichberechtigten ich die drei Mahlzeiten im Zimmer ord- gleich kräftig und selbstständig ist, wie ich wissenschaftlichen Zusammenarbeit vorbei nungsgemäss vorgesetzt bekomme.» Es selbst.» Diese Worte schrieb Albert Einstein gewesen. «Mileva kochte, putzte, nähte und folgen weitere Anweisungen zu Ordnung im März 1901. Damals war der spätere No- kümmerte sich um das Kind.» Ihr Arbeits- und Haushalt. Insbesondere legt Einstein belpreisträger bis über beide Ohren verliebt platz ist nun der Haushalt an der Kramgas- Wert darauf, dass der Schreibtisch ihm al- in Mileva Marić. Kennengelernt hatte er sie se 49 in der Berner Altstadt, wo die Familie lein zur Verfügung steht. Im «Gegenzug» an der ETH in Zürich, wo sie seine Kommili- lebt. Albert kümmert sich derweil um das soll sich Mileva verpflichten, auf alle «Zärt- tonin war. Sie war die einzige Frau ihres Einkommen. Er nimmt eine Stelle beim lichkeiten» zu verzichten und jegliche Wider- Jahrganges und erst die zweite Studentin, Berner Patentamt an. 1905 ist das Jahr, in rede zu unterlassen. die an der Abteilung für Physik und Mathe- welchem er seine Arbeiten zur Relativitäts- Mileva zieht die Konsequenzen und kehrt matik ein volles Studium absolvierte. theorie einreicht. Vier Jahre später zieht die nach Zürich zurück. 1919 wird die Ehe mit Familie nach Zürich, wo Einstein vorüber- Albert geschieden. Zwei Jahre später erhält Mileva wurde 1875 in Titel im heutigen Ser- gehend an der Universität doziert. 1910 Einstein den Nobelpreis. Das Preisgeld bien in eine wohlhabende Familie geboren. wird der zweite Sohn Eduard geboren. Noch geht – so will es die Scheidungsvereinba- Früh erkannte der Vater die intellektuellen gibt es vereinzelte Belege für eine wissen- rung – an Mileva. Sie investiert es in eine Fähigkeiten seiner Tochter. Er ermöglichte ihr schaftliche Mitarbeit Milevas. Noch scheint Liegenschaft. Das ermöglicht ihr ein gere- den Besuch des Gymnasiums in Zagreb und das Familienleben intakt. geltes Einkommen und einen bescheide- später der Höheren Töchterschule in Zürich. nen Lebensunterhalt. Sie gibt noch Stun- 1896 nahm Mileva ihr Studium am Eidge- Alleinerziehende Mutter den, kann aber ohne Diplom nicht als nössischen Polytechnikum, wie die ETH frü- Doch 1912 beginnt Einstein eine Brief- Lehrerin arbeiten. Ihre Hauptbeschäftigung her hiess, mit dem Berufsziel Lehrerin auf. freundschaft mit seiner Cousine Elsa ist nun die Pflege ihres jüngeren Sohnes Es war eine Zeit, in der studierende Frauen Löwenthal in Berlin. Als er eine Forschungs- Eduard, der an Schizophrenie erkrankt ist. noch die Ausnahme waren. Allein schon der und Lehrtätigkeit in Berlin angeboten be- 1948 stirbt Mileva Marić. Besuch eines Gymnasiums als Vorausset- kommt, drängt er darauf, mit der Familie zung für die Hochschulreife war nur wenigen dorthin zu übersiedeln. Mileva gibt wider- Sibylle Zambon-Akeret Mädchen möglich. Ganz zu schweigen von der Zulassung zu einer Universität. Eine sol- Bild: Wikimedia Commons che erhielten Frauen im deutschsprachigen Raum damals nur in der Schweiz. Wissenschaftliche Arbeit Im Dezember 1901 schrieb Einstein dann: «Wie glücklich und stolz werde ich sein, wenn wir beide zusammen unsere Arbeit über die Relativbewegung siegreich zu En- de geführt haben!» Eine Aussage, die spä- ter immer wieder kontrovers diskutiert wur- de: Wie weit, so fragt man sich bis heute, hat Mileva an der Entwicklung der Relativi- tätstheorie mitgewirkt? Aus dem Briefwech- sel ist ersichtlich, dass Einstein seine Ideen mit Mileva besprach. «Sie las seine Manuskripte vor der Publikation und über- prüfte die Berechnungen», schreibt Hubert Goenner in seiner Einstein Biographie. Doch wie weit reichte ihr Einfluss? Fest- steht, dass Mileva ihre Diplomprüfung an der ETH zweimal nicht bestand. Beim zwei- ten Mal war die junge Frau schwanger von Albert Einstein. Das uneheliche Kind gebar Mileva und Albert Einstein 1912 forumKirche | 10-2017 5
Leserbriefe Leserbrief forumKirche Nr. 9, Seite 2 und 3: Lieben und Gottes Liebe ernst nehmen Mit Freude habe ich festgestellt, dass im letzten forumKirche über Fatima im Editorial und im Interview berichtet wird. Beim genaue- ren Durchlesen musste ich aber feststellen, dass die Antworten von Dr. Duarte da Cunha ungenau sind (oder die Übersetzung) und dass sie der immensen Bedeutung auch für unsere Zeit nicht ge- recht werden. Sie schreiben … «passten diese drei Kinder auf die Boote ihrer Familien auf». Natürlich muss das heissen «auf die Schafe ihrer Familien». Der Satz «Diese Geschichte ist sehr einfach und schön» trifft nicht Zeichnung: Jaël, 6 Jahre (Ausmalbild aus der Kees de Kort Kinderbibel) im Geringsten den Sinn dieser Erscheinungen. Maria erscheint nicht, um uns eine Freude zu machen. Sie erscheint, weil sie eine wichtige Botschaft zu verkünden hat. Wie Sie richtig schreiben, ist Leserbriefe das keine neue Offenbarung, jedoch hat die heutige Zeit leider den wesentlichen Sinn unseres Lebens vergessen. Welche Konsequen- forumKirche Nr. 9, Seite 9: zen das hat, teilte Maria den Kindern und damit uns allen mit. Die Josef oder Gott – Wer ist eigentlich der Vater von Jesus Ankündigung des Krieges, wenn die Menschheit sich nicht bekehrt, oder die Wirklichkeit der Hölle, die Maria den kleinen Kinder ge- Wie Daniel Ritter den Kindern erklärt, hat Jesus zwei Väter wie wir zeigt hat, war wirklich keine liebliche Botschaft. Auch das Sonnen- alle, den Vater im Himmel und unser irdischer Vater. Das ist so wunder ist sehr dürftig beschrieben. Ein zusammenfassender Be- aber falsch und sollte auch einem Kind richtig erklärt werden. Auch richt auf www.fatima.ch beschreibt es so: dass Jesus Brüder und Schwestern hatte, ist nicht die Lehre der Mit einem Schlag zerrissen die Wolken und in einem grossen Stück katholischen Kirche. Er war der einzige Sohn der Jungfrau Maria. blauen Himmels erschien die Sonne in vollem Glanz, doch ohne zu So könnte man es vielleicht auch erklären: Gott Vater ist der allei- blenden – und sie begann zu zittern, zu tanzen und sich wie ein nige Vater von Jesus und Jesus ist der wirkliche und einzige Sohn Feuerrad zu drehen. … plötzlich schien sie sich vom Himmel zu lö- von Gott. Jesus, Gottessohn ist als Kind auf die Erde gekommen, sen und im Zickzack, blutrot auf die Menge stürzen zu wollen, die um so zu leben wie wir. Weil Maria aber nicht allein für Jesus sor- Temperatur stieg und der entsetzten Menge entwand sich ein gen konnte, bestimmte Gottvater Josef zum Pflegevater seines furchtbarer Schrei wie von Menschen, die sich auf den Tod vorbe- Sohnes. Wir dürfen Gott aber auch als unseren Vater betrachten, reiten… weil Jesus unser Bruder sein will und er uns gelehrt hat, dass wir Endlich hielt die Sonne in ihrem unheimlichen Sturz inne und kehr- im Vaterunser Gott als unseren Vater anrufen dürfen. te wieder schwankend an ihren Platz zurück … Der Boden und alle Anwesenden waren durch den anhaltenden Regen ganz durch- Annelies Ricklin, Kreuzlingen nässt. Plötzlich aber fühlte sich jeder wohl und die Kleider und das Erdreich waren vollkommen trocken. Als ich den Beitrag «Kinder fragen ... über den eigentlichen Vater Annelies Ricklin, Kreuzlingen von Jesus» las, war ich verwundert. Ich fragte mich: Wie viel Chris- tologie vertragen Kinder? Die biblische Botschaft ist bezüglich der Bild: Josua Benoliel/Wikimedia Commons Sohnschaft Jesu eindeutig: Er hat nur einen irdischen und himmli- schen Vater, nämlich Gott (Vgl. Lk 1,35). Der Autor stellt richtig fest, dass Josef eine biblische Randfigur ist. Die katholische und orthodoxe Tradition spricht in diesem Sinne von «Pflegevater Jesu» und meint damit, dass Josef sich für Jesus wie ein Vater kümmer- te. Es mag für uns Christinnen und Christen stimmen, dass wir zwei Väter haben, nämlich einen irdischen und himmlischen. Die Beziehung Jesu zu Gott ist aber bei Weitem eine andere, als wir sie zum himmlischen Vater jemals haben können, weil Jesus der Sohn Gottes ist (vgl. Joh 20,17). In Gesprächen mit Kindern und Jugend- lichen stelle ich fest, dass sie diese biblische Botschaft gut verste- hen: Der Vater von Jesus ist Gott. Josef, der verborgene Zimmer- mann aus Nazareth, hat sich bereit erklärt für Jesus auf dieser Welt wie ein Vater zu sein. Er hat sich bemüht ihn zu umsorgen und zu lieben. Die Evangelien geben Josef darum zu Recht eine Rand- rolle, weil der Kern der Frohen Botschaft das Heilshandeln Gottes an uns Menschen ist. Das müssen Christinnen und Christen ohne Verlegenheit auch im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen bezeugen. Die Kinder, denen die drei Geheimnisse von Fátima anvertraut wurden. Mike Qerkini, Amriswil 6 forumKirche | 10-2017
Bruder Klaus «Heilig» und immer noch lebendig Niklaus von Flüe – Mensch und Mystiker seiner Zeit (5) Bild: Ökumenisches Heiligenlexikon Als «lebendig Heiliger» galt er schon in den Mund gelegt. Gesagt hat er so etwas seiner Zeit. Erst im Jahr 1947 sprach ihn nie. Trotzdem hilft es. Es ist doch eine Tu- Papst Pius XII. heilig – und dies nicht gend, klein zu bleiben, die vielleicht mehr aus ohne Nebengeräusche. der Not kommt, als aus freiem Entscheid. Ein Patriot durch und durch, dieser Bruder Klaus. Verehrt wurde Bruder Klaus von vielen be- Und in Krisen des Krieges wichtig, eine Inte- reits zu Lebzeiten. Schon bald nach seinen grationsfigur über Parteien, Konfessionen Tod 1487 wurde Bruder Klaus für die eidge- und Landesteilen. Ein neuer, figuraler Mythos nössischen Stände zu einer Integrations- für den Zusammenhalt, wie für die Schule figur, welche nicht nur von den Katholiken, Heinrich Pestalozzi, und die Kultur Jeremias sondern durchaus auch von den Reforma- Gotthelf. Die schützende Hand, gemalt auf toren gerne in Anspruch genommen wurde. dem Fresko in der Kapelle, zeigt ihn. Den Ein echter Landesvater war geboren, Landesvater und Beschützer. Und man soll kompatibel für vielerlei Zuschreibungen. diese Hand 1940 über Waldenburg gesehen Mit dem definitiven Untergang der alten aris- haben. Wolkengebilde oder Wunder? tokratischen Kräfte und der liberalen Wende Bruder Klaus, der gesellschaftliche und kon- ab 1830 brauchte diese neue Schweiz neue fessionelle Gegensätze auflöste: Bauer und Ideen. Der Liberalismus wurde zu einem Bürger, katholisch-konservativ und reformiert- Leitprinzip. Religiös gebundenen Leitfiguren liberal. Nur die Sozialdemokraten blieben vor funktionierten darin schon gar nicht mehr, der Türe. Sie wurden neu, wie die konservati- zumal sich doch die Katholiken und Refor- ven Katholiken vor ihnen, zu den «vaterlands- mierten nicht sehr versöhnlich gegenüber- losen Gesellen». standen, zumindest die, die etwas zu sagen hatten. Bruder Klaus wurde nun definitiv nur Heilig gesprochen noch für die Katholiken mit konservativ-ultra- Und dann diese Idee: Vom Papst wollen die montaner Gesinnung zu einer Leitfigur, und Katholiken ihn heilig machen lassen! Ein Af- für Protestanten ein No-Go. front gegenüber den Reformierten. Was soll das? Übernehmen nun Katholiken wieder die Ideen statt Macht Oberhoheit über Bruder Klaus? Nein, nein – Nach dem Kulturkampf ab Ende des 19. so die Antwort. Schadensbegrenzung war Jahrhunderts wendete sich das Blatt. Die von offiziell katholischen Würdenträgern zu Zeiten schienen ruhiger zu werden, die Ka- hören. Er bleibt des Schweizers Nationalheili- tholiken waren nun mehr und mehr in den ger, aber eben für Katholiken halt noch zu- modernen Staat eingebunden. 1891 fanden sätzlich ein besonderer. Die Feier fand statt. die 600-Jahr-Feierlichkeiten des wohl so 15. Mai 1947, Rom, Hochblüte des Vereins- historisch nicht stattgefundenen Rütli- katholizismus hierzulande. Die reformierten schwurs statt, vorher Sempacher-, nachher Wortführer blieben stumm oder äussersten Morgartenfeier. Ein Volk braucht Mythen – sich äusserst zurückhaltend, diplomatisch, wer ist man denn sonst? Kein König, kein manchmal dann halt doch etwas forscher. Kaiser, kein grosser Einfluss in der Welt, von Freude hatten sie nicht. Vereinnahmung von aussen mehr bestimmt, als einem lieb ist. Bruder Klaus durch die Katholiken? Bruder Was bleibt? Es sind die Ideen. Die Ideen Klaus ist doch auch einer der ihrigen. von Freiheit, Eigenständigkeit, Unabhängig- Jede Hochblüte vergeht. Auch die des Katho- keit, Bescheidenheit. Arbeitsam zu sein und lizismus der 30er- bis 50er-Jahre. Technik ein guter Staatsdiener zu werden, Verant- und Fortschritt ist angesagt, Bruder Klaus wortung für das Land und die Leute zu über- wird zum neuen Gegenpol, zum mystischen nehmen, die Eigeninteressen hinter das Friedensstifter. Und heute? Globalisierung, Allgemeinwohl zu stellen – das ist des Digitalisierung und Beschleunigung, Zukunft Schweizers Lösung. ohne Zukunft, oder Angst vor dem, was da kommt? 600-Jahr-Gedenkanlässe für Bruder Landesvater Klaus – eine Zumutung? Vielleicht. Das Mot- Die Stunde schlug wieder für Bruder Klaus. to steht: Mehr Ranft. Innere Haltungen prü- Eine moralische Instanz, unzweifelhaft, der fen, aus der Beschleunigungsfalle heraustre- die engen Grenzen der Schweiz legitimierte ten. Zulassen von dem, was kommt, im Bruder Klaus hat seine Strahlkraft bis heute und die Neutralität zur Leitidee machte. «Ma- Vertrauen auf das Gute? nicht verloren (Altarflügel der alten Pfarrkirche chet den Zun nid zu weit» – zwar in einem an- Sachseln, 1492, lebensgrosses Gemälde, heute deren Zusammenhang ihm Jahre später in Guido Estermann im Museum Bruder Klaus). forumKirche | 10-2017 7
Inserat · Thurgau ÜÜÜ°ÃÌiÀ i}i°`iÊÊUÊÊ/i°Ê³{ä®ÇxÎΰnäÇÓÈäÊÊUÊÊL`Õ}JÃÌiÀ i}i°`iÊ Für viele ein Hoffnungsträger Bild: zVg Zum Tod von P. Meinrad Loser OSB Am Montag, 1. Mai, nahm eine überaus zum Priester. Der Vollblut-Seelsorger leitete grosse Trauergemeinde Abschied von 1988 bis 2010 als Pfarrer die Seelsorge- P. Meinrad Loser. einheit Fischingen und Au und war neun Jahre Dekan. Wie viele Trauungen und Tau- 1948 in Fischingen geboren und dort auf- fen hielt er wohl? Die Wertschätzung sei- gewachsen, holte Meinrad Loser nach einer nes Wirkens reichte weit über die Region kaufmännischen Lehre die Matura nach hinaus. Mit Leib und Seele lebte «Meini» und trat 1975 ins Kloster Engelberg ein. besonders mit und für die Jubla. So fiel es Pater Meinrad Loser OSB verstarb am 26. April Vier Jahre später bat er um Aufnahme in ihm schwer, als er den priesterlichen im Alter von 68 Jahren. die inzwischen selbstständige Benediktin- Dienst krankheitshalber aufgeben musste. ergemeinschaft in Fischingen. An sie band Man konnte ihn nicht vergessen. Und so schrieben: «Er hat uns so viel gegeben, er sich für immer als P. Meinrad durch die besuchten ihn viele auch als er aufgrund manchmal mehr als sein Körper ertragen feierliche Profess 1979. P. Meinrad war für der intensiven Pflege ins Alterszentrum konnte. Das Andenken an diesen begnade- viele ein Hoffnungsträger: Der gutaus- Tannzapfenland in Münchwilen umziehen ten liebenswerten Seelsorger erfüllt uns sehende junge Pater als erster Eintritt ins musste. In einem der unzähligen Schreiben mit tiefer Dankbarkeit und Liebe.» wiedererrichtete Kloster! Bischof Anton zu seinem Tod wird die Erinnerung an Hänggi weihte P. Meinrad am 24. Mai 1981 P. Meinrad so zusammengefasst und be- P. Gregor Brazerol OSB Mehr Freizeitmöglichkeiten Bild: zVg Ein Jahr Projekt KulturLegi im Thurgau Seit einem Jahr ermöglicht Caritas Thur- Die KulturLegi ist ein kostenloser, persön- gau mit dem Projekt KulturLegi den finan- licher, nicht übertragbarer Ausweis für Er- ziell schlechter gestellten Personen den wachsene und deren Kinder. Mit der Kultur- Der KulturLegi-Ausweis ermöglicht Freizeit zu Zugang zu Kultur, Bildung, Sport und Legi haben diese Personen Rabatte auf einem kleinen Preis. Freizeit. Eintritte, Kurse, Reitlager, Haarschnitte und vieles mehr. KulturLegi genutzt werden können. Ein bescheidenes Einkommen schränkt die Finanziert wird die KulturLegi im Kanton Möglichkeiten ein, sich an kostenpflichti- Resümee Thurgau von dazu bereiten Gemeinden, von gen Freizeitaktivitäten zu beteiligen. Ange- Im Kanton Thurgau gibt es die KulturLegi Privatspendern, Firmen und Stiftungen. sichts dieser Tatsache laufen Personen mit nun seit einem Jahr. In dieser Zeit wurden Wollen auch Sie armutsbetroffene Men- einem kleinen Budget Gefahr, gesellschaft- 26 Organisationen, Firmen und Institutio- schen im Kanton Thurgau unterstützen? lich an den Rand gedrängt zu werden. Ihre nen gefunden, die ihre Angebote für Dann werden Sie Supporter oder Angebots- Möglichkeiten, soziale Kontakte zu knüp- Menschen vergünstigt anbieten und 350 partner der KulturLegi Kanton Thurgau. fen, sind eingeschränkt. Um der Ausgren- KulturLegi-Karten wurden ausgestellt. Melden Sie sich bei: mmanser@caritas.ch zung entgegenzuwirken, wurde die Kultur- Schweizweit gibt es insgesamt 2556 Ange- Legi geschaffen. bote, die von allen Personen mit einer Caritas Thurgau/Red. 8 forumKirche | 10-2017
Kinder fragen … Zeichnung: Tobias (9) Vor Kurzem war ich mit meinem Sohn Tobias (9) im Auto unterwegs ins Fussballtraining. Und da kam ihm ganz unvermittelt eine Frage in den Sinn: Du Mama, an den Vater und den Sohn glaube ich ja, aber an den Heiligen Geist… Und er ergänzte: «Ich glaub doch nicht an irgendwelche mal holen….» Im Anschluss haben wir gemeinsam her- Geister…» ausgefunden, dass es einen gewaltigen Unterschied Gerne gebe ich den kleinen Dialog, der daraufhin ent- macht, ob ein Ball nun aufgepumpt ist oder nicht – oh- stand, an dieser Stelle wieder: ne Luft liegt er schlaff in der Ecke und ist nicht zu ge- Ich – Andrea –: «Mit Geistern hat der Heilige Geist gar brauchen. Gefüllt mit Luft dagegen lockt er zum Spiel, nichts zu tun.» Tobias: «Mit was dann? Wer ist denn der springt und verbindet die Kinder, die mit ihm «tschut- Heilige Geist?» Ich zögere und denke nach… Tobias: tet». Und hier kam dann wieder der Heilige Geist ins «Gib’s zu, du weisst es auch nicht.» Ich: «Zumindest ist Spiel… Man könnte sagen, dass bei den Jüngern nach es nicht so einfach zu erklären. Der Heilige Geist ist dem Tod und der Auferstehung von Jesus «die Luft der Grund, warum wir heute nach 2000 Jahren immer draussen war», sie wussten nicht recht, wie es weiter- noch an Jesus glauben.» Tobias lässt nicht locker: gehen soll mit dem Glauben. Erst das Pfingstereignis «Aber das ist doch nicht wegen dem Heiligen Geist, durch das Wirken des Heiligen Geistes hat ihnen wie- sondern weil wir die Bibel haben…» der Mut gemacht und die Freude am Glauben zurückge- An dieser Stelle des Dialoges waren wir im Fussball an- schenkt – und so konnte sich der Glaube bis heute gekommen und Tobias sprang aus dem Auto, seinen ausbreiten. Tobias war vorläufig zufrieden mit meiner Kollegen entgegen. Ich hatte nun etwas Zeit, in Ruhe Antwort. Wie ich ihn kenne, kommt ihm bald schon wie- nachzudenken und mich auf Teil 2 unseres Gespräches der ein «Aber…» in den Sinn. vorzubereiten. Glücklicherweise fiel mir «zufällig» ein Für mich persönlich war dieser Dialog auch ein Lernfeld Glaubensbuch für Kinder in die Hände, in dem der Heili- – Ich habe eine schöne Analogie entdeckt, die mir das ge Geist für meinen Fussballer ideal erklärt wird… Geheimnis des Heiligen Geistes auf neue Weise er- Ich: «Du wolltest doch neulich wissen, wie das mit dem schlossen hat. Heiligen Geist ist.» Tobias: «Ja genau.» Ich: «Wir haben doch noch so einen alten Fussball – Kannst du den Andrea Honegger, Pastoralassistentin forumKirche | 10-2017 9
Ökumene · Kirche ohne Grenzen – Kroatisch «Du bist der A Bild: Manuel A. Dürr Ein junger Schweizer kroatisch Wie viele junge Schweizer absolviert Ivan Šarić (26) im Jahre 2011 seinen Militär- dienst. Als ihn sein Vater auf die Schwei- Heiliger Geist, zergarde aufmerksam macht, lehnt er digitale Grafik von diese Option zunächst ab. Doch dann Manuel A. Dürr. entscheidet er sich doch für diesen Weg: Im Februar 2012 tritt er der Schweizer- garde bei und lebt als Gardist für drei- Komm, Heiliger Geist! einhalb Jahre im Vatikan. Gebet um Erneuerung Ivan Šarić, wie kam der Entscheid zustande, zur Schweizergarde zu gehen? Eigentlich kam es für mich nie in Frage, Als Vorbereitung auf das ökumenische Wirksame Hilfe solch eine Aufgabe zu übernehmen. Wes- Gebet am 20. Juni in Fribourg lädt die Bischof Denis, Präsident der AGCK.CH, be- halb ich mich dann doch entschloss, mit Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen tont: «Als Christinnen und Christen, sind wir zwei ehemaligen Gardisten über ihre Zeit in der Schweiz AGCK.CH zusammen mit in die Welt gesandt, um die Frohe Botschaft im Vatikan zu sprechen, weiss ich auch vielen Christinnen und Christen zu einer des Evangeliums zu verkündigen und sie nicht genau. Ich wollte mich selbst und Gebetsaktion ein. umzusetzen. Wir erfahren aber, dass wir meine Familie stolz machen. Ich musste diesen Auftrag allein nicht verwirklichen zunächst in Neuhausen (SH) und dann in Komm Heiliger Geist! Die Bitte um die Kraft können. Dies ist unmöglich! Wir brauchen Luzern an ein Aufnahmegespräch gehen. zur Erneuerung ist eines der ältesten Gebete immer wieder die Frische und Stärke des Danach wusste ich, dass genau die der Kirche. 2017 findet das Gedenkjahr der Heiligen Geistes, der ‹das Neue› entsprin- Schweizergarde der nächste Schritt war. Ich Reformation und von Niklaus von der Flüe gen lässt. Wir sind nur Dienerinnen und wollte unbedingt als erst dritter Kroate in statt – und gleichzeitig leben wir in einer Zeit Diener des Heiligen Geistes. Er ist immer die Garde aufgenommen werden und als grosser Umbrüche, von Krieg und Flucht. am Werk mit uns. Deshalb kann sowohl in einer der 110 Soldaten den Papst be- Darum möchte die AGCK.CH zusammen mit der Welt als auch in der Kirche die Erneue- schützen und ihm dienen. andern Kirchen zum Gebet ermutigen. Pfarre- rung – aber nicht ohne den Heiligen Geist – rin Claudia Haslebacher, Evangelisch-metho- täglich stattfinden. Ja ! Komm, Heiliger Welche Voraussetzungen muss man haben, distische Kirche, sagt: «Die traditionelle Bitte Geist, erfrische uns und stärke uns.» um diese Aufgabe übernehmen zu können? um den Heiligen Geist, um sein Kommen und Es ist eine grosse Ehre, den Papst be- sein Wirken in dieser Welt, bei und mit den Weitgespannte Zusammenarbeit schützen zu dürfen. Als am 6. Mai 1527, Menschen zeigt, wie sehr sich die Kirche be- Der Gottesdienst am 20. Juni in der Kathe- während dem «Sacco di Roma» (Plünderung wusst ist, dass sie von Gottes Wirken abhän- drale Fribourg findet ebenfalls zum Thema Roms und des Kirchenstaates; Anm. d. gig ist. Gleichzeitig umfasst diese Bitte auch «Heiliger Geist» statt. Er wird vom Präsi- Red.), 147 Schweizer Gardisten ihr Leben die Aufforderung an die Menschen, sich für dium der AGCK.CH mit ihren verschiedenen für den Schutz des damaligen Papstes das Wirken des Geistes zu öffnen, auch Mitgliedkirchen, Freikirchen, welche dort opferten und 42 weitere ihn vor seinem wenn es unbequem sein kann.» nicht Mitglied sind, sowie Glaubens-Ge- sicheren Tod auf die Engelsburg retteten, schwistern weiterer Traditionen mitgetra- war klar: Nur Schweizer können Gardisten Sich öffnen für Veränderung gen. Es werden kirchenleitende Persönlich- sein. Auch heute noch ist die Selektion Im Vorfeld des Gottesdienstes schlägt das keiten aus der Schweiz und dem Ausland gründlich. Ein Gardist muss römisch-katho- Vorbereitungsteam vor, das Gebet von teilnehmen. lisch, ledig, mindestens 1.74 Meter gross, Leonardo Boff zu beten. Dies können Sie al- Die Vorbereitung für den Gottesdienst und zwischen 19 und 30 Jahre alt und natürlich lein tun, in Gruppen oder in Gottesdiensten. die Gebetsaktion tragen viele Gemeinschaf- Schweizer Bürger sein. Wer keine ab- ten und Kirchen mit, von den Landeskir- geschlossene Lehre oder Matura hat, hat Komm, Heiliger Geist, chen bis zur Schweizerischen Evangelischen keine Chance, aufgenommen zu werden. du Geist der Wahrheit, die uns frei macht. Allianz. Bereits diese Zusammenarbeit Du Geist des Sturmes, der uns unruhig macht, kann als Zeichen des Wirkens des Geistes Was war das Eindrücklichste, das Sie wäh- Du Geist des Mutes, der uns stark macht. gelten! rend Ihrer Zeit im Vatikan erleben durften? Du Geist des Feuers, das uns glaubhaft macht. Wir Hellebardiere hatten stets eine Arbeits- Komm, Heiliger Geist, Christiane Faschon/Red. woche von sechs Tagen, wonach drei du Geist der Liebe, die uns einig macht. dienstfreie Tage folgten. Einmal begab sich Du Geist der Freude, die uns glücklich macht. ■ Nähere Infos unter meine Abteilung während diesen drei Tagen Du Geist des Friedens, der uns versöhnlich www.komm-heiliger-geist.ch in ein Exerzitium, während welchem wir macht. beteten und uns auch alleine mit unserem Du Geist der Hoffnung, die uns gütig macht. Glauben beschäftigten. Kurz vor der Komm, Heiliger Geist! Messe, wendete sich der Bruder, der uns 10 forumKirche | 10-2017
Kirche ohne Grenzen – Kroatisch userwählte!» Bild: Katarina Dujmović er Herkunft als Gardist im Vatikan begleitete, Bruder Johannes Maria Lechner, Ivan Šarić: an mich und meinte: «Du bist der Auser- «Es war ein innerer wählte!» Ein bisschen verwirrt schaute ich Drang, den ich ihn an, bis ich merkte, dass er damit mein- verspürte – und dem te, ich solle die Lesung übernehmen. Da ich Folge leistete.» ich mich aber seit einer Pilgerfahrt ins Heilige Land mit sieben anderen Gardisten im Frühling 2013 intensiver mit meinem Glauben auseinandergesetzt hatte, dachte ich, er meine, ich hätte die Berufung, Pries- ter zu werden. Dieser Moment beschäftigte mich so sehr, dass ich meine innere Ruhe erst wiederfand, als ich nach meiner Rück- kehr in die Schweiz beschloss, meinen neu- en Lebensweg als Gottesdiener zu beginnen. Wie sieht Ihr weiterer Lebensweg aus? Meine Idole sind jene Priester, welche mit grosser Liebe für den Glauben andere ebenfalls davon überzeugen können. Ich Katarina hoffe, dass ich dies auch eines Tages Dujmović (25) machen kann, weil sich momentan viele ist Lehrerin und junge Leute von der Kirche abwenden. Im wohnt in Schaff- Moment bin ich an meinem Theologie- hausen. studium in Lantershofen in Deutschland. Ursprünglich Danach ist es mein Wunsch, in die Schweiz stammt sie aus zurückzukehren und einer Gemeinde als Kroatien. Pastoralassistent, Diakon und dann als Pfarrer zu dienen. Herzlichen Dank für das Interview! Interview & Übersetzung: Katarina Dujmović «Vječni čuvar vjere» Mladi Švicarac hrvatskog podrijetla govori kako je služio kao član Papine garde u Vatikanu Kao i svaki drugi punoljetni mladi proveo tri i pol godine služeći u Papinoj Misama i molio. U jednom trenutku brat Švicarac, Ivan Šarić (26) je 2011. gardi i pronalazeći potpuno nove oblike Johannes Maria Lechner prišao mu je i odslužio svoj polugodišnji rok u Švicar- vjere. rekao: «Ti si odabranik!» «U prvom trenu skoj vojsci. Za vrijeme vojnog roka bio sam potpuno izgubljen, jer nisam znao tokom jednog posjeta obitelji u Wilu «Nije lako biti primljen u Papinu gardu. što je htio reći time» priča Ivan, koji je (St. Gallen), otac ga je upitao, zašto se Kriteriji su strogi a posao dosta težak, nakon odlaska u Svetu zemlju s nekoliko nebi upisao u Papinu gardu, kada ga je moraš znati biti uporan», objašnjava Ivan drugih gardista počeo intenzivnije razmi- vojska tako dobro krenula. Bez puno prisjećajući se rado provedenog vremena šljati o vjeri i čitati Sveto pismo. Tek poslije razmišljanja Ivan je odbio taj prijedlog, u Vatikanu. je, kaže, shvatio da je Lechner svojom ali ga mu je ipak ostao u mislima. Tako No ono što je zaista promijenilo njegov izjavom samo mislio, da bi Ivan trebao je jedne večeri, hodajući kroz hodnik životni put, bio je odlazak na duhovne preuzeti čitanje toga dana. Ipak je taj vojarne ugledao letak o Papinoj gardi, vježbe s ostalima vojnicima iz iste postroj- trenutak bio jedan od odlučujućih, jer je ne sluteći koliko će baš taj letak utjecati be Papine garde. Tokom trodnevnog od- nakon povratka kući bivši Papin gardist na njegov daljni život. U veljači 2012. mora od vojničkih dužnosti, za vrijeme du- odlučio postati svećenik i započeo je studij Ivan je otputovao u Vatikan, gdje je hovnih vježbi čitao je, sudjelovao na sv. Teologije u Lantershofenu u Njemačkoj. forumKirche | 10-2017 11
Thurgau Sich selber definieren Ein Au-pair-Jahr im Rückblick Vor fünf Jahren arbeitete Olivia Stucki als wurde ihr erst im Nachhinein bewusst. Mit Au-pair in der französischen Schweiz. Sie ihrem Sprachdiplom B1, das sie «ohne viel PRO FILIA Thurgau ist sich sicher, dass ihr dieser Aufenthalt Aufwand» am Ende der Zeit ablegte, hatte Wer sich für einen Au-pair-Aufenthalt dazu verholfen hat, eine Lehrstelle als Re- sie nämlich entscheidende Vorteile bei interessiert, ist bei PRO FILIA Thurgau an zeptionistin zu bekommen. Doch nicht nur ihrer Bewerbung um eine Lehrstelle als der richtigen Adresse. Der gemeinnützi- aus diesem Grund ist für sie dieses Jahr Rezeptionistin. «Ich bin dort mit meinem ge Verein hilft Mädchen und Jungen ab ein Baustein in ihrer Lebensgeschichte, Französisch herausgestochen», sagt sie 16 Jahren eine geeignete Stelle in der den sie nicht missen möchte. nicht ohne Stolz. Romandie und im Tessin zu finden und Doch die Sprache war nicht das einzige, betreut sie während dieser Zeit. Damit Viele träumen schon lange vorher davon, was sie dort lernte. Der Aufenthalt trug der Aufenthalt gelingt, werden – zum Teil als Au-pair ins Ausland zu gehen. Bei Olivia auch dazu bei, dass sie sich in ihrer in Kooperation mit Partnerorganisatio- Stucki war es anders. Nach einem Jahr auf Persönlichkeit weiterentwickelte. «Ich habe nen – geeignete Familien gesucht. Nach der Pädagogischen Maturitätsschule wollte gemerkt, dass schulisches Wissen nicht einem erfolgreichen Schnuppereinsatz sie den eingeschlagenen Weg nicht mehr alles ist, sondern dass es auch wichtig ist, schliessen das Au-pair und die Gastfami- fortsetzen. Um eine Lehre zu beginnen, war wie man als Mensch ist, wie man auf lie einen Vertrag ab, in dem unter ande- es schon zu spät. Da riet ihr ihre Mutter, andere zugeht, wie man mit ihnen umgeht», rem die Arbeitszeit, der Lohn, die Versi- die Zeit für einen Sprachaufenthalt zu nut- fasst sie ihre Erfahrungen zusammen. Es cherung und die Möglichkeit zum zen. PRO FILIA (siehe Kasten) setzte alle sei für sie eine Gelegenheit gewesen, sich Sprachkurs genau geregelt sind. Wäh- Hebel in Bewegung, um noch eine Gast- selber zu definieren, wer sie sein und was rend ihres Einsatzes können sich die Au- familie für sie ausfindig zu machen. Nach sie von sich zeigen wolle. Die aufmuntern- pairs bei Fragen oder Problemen an PRO einem Schnupperaufenthalt war klar, dass den Rückmeldungen der Gastmutter hätten FILIA wenden. Die Organisation ver- die damals Sechzehnjährige ihren Dienst in ihr zudem Sicherheit und Selbstvertrauen mittelt jungen Menschen ab 18 Jahren einer Familie in Bussigny bei Lausanne gegeben. Wertvolle Impulse, die sie zu der auch Aufhalte nach Irland, England, beginnen kann. machten, die sie heute ist. Frankreich, Spanien und Italien. Aus einer Notlösung wurde schliesslich Olivia Stuckis Begeisterung für «Au-pair» Am 21. Mai ist die Kollekte in den eine unvergessliche Zeit. «Meine Gast- scheint bis heute ungebrochen. Denn die Thurgauer Pfarreien für PRO FILIA familie ist mir sehr ans Herz gewachsen. 22-Jährige liebäugelt mit einem weiteren Thurgau bestimmt. Die Spenden tragen Ich habe immer nur von ‹meinen› Au-pair- Aufenthalt – dieses Mal in einem englisch- dazu bei, die Vermittlungsgebühren Kindern gesprochen», erzählt Olivia Stucki. sprachigen Land. «Als Au-pair bekommt gering zu halten und damit vielen Noch bis heute habe sie – wenn auch man eben mehr von der Kultur eines interessierten Jugendlichen einen unregelmässig – Kontakt zu ihnen. Landes mit als in einer Sprachschule», Au-pair-Aufenthalt zu ermöglichen. begründet sie ihre Überlegung. Sich auf Neues einlassen ■ Nähere Infos: profilia.ch/tg/ Zu ihrer Hauptaufgabe gehörte es, die bei- Detlef Kissner den vier- und achtjährigen Kinder zu betreu- en. Aber auch für das Kochen und den Bild: zVg Haushalt war sie manchmal zuständig. Das Leben in der neuen Familie fiel Olivia Stucki anfangs nicht immer leicht. Sie erinnert sich auch an Zeiten, als sie sich alleine fühlte. Besonders schwer fielen ihr die Ab- schiede von daheim. «Da muss man auch mal über den eigenen Schatten springen», sagt sie im Blick auf damals. Ausserdem erlebte sie es als hilfreich, sich nicht immer an den eigenen Gewohnheiten festzuhalten, sondern sich auch auf Neues in der Gastfamilie und im Gastland einzu- lassen. Dies rät sie auch jedem, der ein Au- pair-Jahr machen möchte. So könne diese Zeit zu einem ganz besonderen Lebensab- schnitt werden, an den man später gern zu- rückdenkt. Selbstvertrauen Wie sehr Olivia Stucki von ihrem Aufenthalt in der Westschweizer Familie profitierte, Olivia Stucki mit «ihren» beiden Au-pair-Kindern 12 forumKirche | 10-2017
Thurgau Alles andere als alltäglich Frauenbund verleiht erstmals Auszeichnung Bild: Marie-Christine Gisler Als Zeichen besonderer Wertschätzung rief der Thurgauische Katholische Frauen- bund TKF letztes Jahr eine eigene Aus- zeichnung ins Leben: den TKF-Award. Bei der diesjährigen Generalversammlung wurde der Award erstmals drei Frauen- gemeinschaften für ihre Projekte verliehen. Es war bis zum Schluss ein gut gehütetes Geheimnis, wer nun den TKF-Award erhält. Auch die Gewinnerinnen erfuhren erst an der Generalversammlung von ihrem Glück. Marie-Christine Gisler, die Präsidentin des TKF, überreichte ihnen jeweils eine Trophäe in Form einer kleinen Frauenfigur zusam- men mit einem Preisgeld von 500 bis 1000 Franken. Der dritte Preis wurde der Frauengemein- schaft St. Stefan Amriswil verliehen, die das Projekt «Adventskranzen» eingereicht hatte. Bereits seit neun Jahren kranzen dort rund 30 Frauen jeweils eine Woche lang für einen guten Zweck. Auf Platz zwei kam die Frauengemeinschaft St. Johannes Weinfelden. Ihre Mitglieder hatten anläss- Die drei Siegerskulpturen wurden von Eva Engeler aus Müllheim gestaltet. lich ihres 100-Jahr-Jubiläums die Idee, Decken für Familien mit Neugeborenen zu «lismen». Die Eltern waren eingeladen, sich Projekte zu alltäglich sind, nicht gut genug, freuen, wenn künftig auch aus diesem eine auszusuchen. Mit diesem Geschenk um präsentiert zu werden.» Doch nach klä- Kreis Projekte eingebracht werden würden. wurde eine Brücke von der Frauengemein- renden Gesprächen und Ermutigungen gin- schaft zu den jungen Familien geschlagen. gen schliesslich zehn Bewerbungen ein – Erst der Beginn Platz eins eroberte das Projekt «Herz- «Projekte ganz unterschiedlicher Art und Die kleinen Frauenskulpturen, die den kissen» (vgl. forumKirche 2016/19). Die alles andere als alltäglich», findet die Preisträgerinnen überreicht wurden, werden Frauengemeinschaft St. Anna Frauenfeld Präsidentin des TKF. mit Sicherheit nicht im Schrank verschwin- stellte in liebevoller Handarbeit Kissen in den. Die Gewinnerinnen hätten schon über- Form eines Herzen dar. Diese wurden an Prominent besetzte Jury legt, wie sie ihren Preis ausstellen könnten, Frauen verschenkt, die an Brustkrebs Die Jury, die die Preisträgerinnen auszu- weiss Marie-Christine Gisler. «Die Vertrete- erkrankt sind. wählen hatte, stand vor keiner leichten rinnen der Frauengemeinschaft Frauenfeld Aufgabe. Ihr gehörten unter anderem Stän- werden ihn zum nächsten Treffen mitneh- Wertschätzung derätin Brigitte Häberli-Koller und Regie- men, um ihn allen Helferinnen zu zeigen.» «Die Frauen haben sich gefreut und voller rungsrätin Carmen Haag an. «Um einen Auch die Preisgelder werden ihrer Ansicht Stolz ihre Preise entgegengenommen», vielfältigen Blick auf die Projekt zu gewähr- nach sinnvoll eingesetzt. Die einen möch- stellt Marie-Christine Gisler rückblickend leisten, war es uns wichtig, dass dieses ten damit alle, die am Projekt beteiligt sind, fest. Genau dies hatte der Vorstand des Gremium mit Frauen aus ganz unterschied- als Dank zu einem gemeinsamen Nacht- TKF auch mit der Einführung des Awards lichen Berufszweigen besetzt ist», erklärt essen einladen. «Andere werden damit viel- erreichen wollen: Die einzelnen Gemein- Marie-Christine Gisler. Für die Auswahl der leicht Material für ihr Projekt einkaufen oder schaften sollten merken, dass ihre Arbeit Gewinner wurden keine konkreten Kriterien ein neues Projekt beginnen», sagt Gisler. wahrgenommen und wertgeschätzt wird. vorgegeben. Entscheidend war nur, dass Die Verleihung des TKF-Awards soll nächs- «Wir wollen sie dadurch motivieren, ihr eh- die Projekte Frauen oder Familien zugute- tes Jahr auf jeden Fall fortgeführt werden. renamtliches Engagement mit Freude kommen, dass sie der Gemeinschaft Auf der Generalversammlung wurde schon weiterzuführen», erklärt die 25-Jährige. dienen und gemeinschaftlich erarbeitet kräftig dafür geworben, dass viele ihre Pro- Allerdings brauchte es zu Beginn einiges an wurden. jekte anmelden. Bis dahin haben die putzi- Überzeugungsarbeit. Die Frauen hätten zu- Für den ersten TKF-Award hatten sich aus- gen Trophäen vielleicht auch schon einen nächst skeptisch auf die Aufforderung rea- schliesslich Frauengemeinschaften bewor- einprägsamen Namen bekommen. giert, sich für den Award zu bewerben, so ben. Zum TKF gehören aber auch viele Ein- Gisler: «Sie hatten das Gefühl, dass ihre zelmitglieder. Die Präsidentin würde sich Detlef Kissner forumKirche | 10-2017 13
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