Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie - Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb - Frühe Chancen

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie - Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb - Frühe Chancen
Kitas in Zeiten
der Corona-Pandemie
Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb

                     bundesgesundheitsministerium.de
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie - Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb - Frühe Chancen
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Inhalt
Grußwort                                                                              3

Einführung: Kindertagesbetreuung unter besonderen Bedingungen                         5

1    Risikogruppen und Arbeitsschutz                                                  7

2    Hygiene – Sicher durch die Pandemie                                             11

3    Organisation – Alles in Ordnung                                                 14

4    Raumsituation – Platz für alle                                                  16

5    Bildungsort Kita – Neue Routinen                                                18

6    Umgang mit Krankheitssymptomen bei Kindern                                      24

7    Was tun, wenn ein Infektionsfall auftritt?                                      25

8    Tests, Impfungen und Studien zum Coronavirus                                    27

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie - Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb - Frühe Chancen
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Grußwort

Liebe Leserin,
lieber Leser,

eine funktionierende Kindertagesbetreuung ist        Sie als pädagogische Fachkräfte in Kitas und
wichtig – für Kinder, ihre Eltern und unsere         Kindertagespflegeeinrichtungen sind täglich
gesamte Gesellschaft. Kitas und Schulen sind         gefordert, mit der jeweils aktuellen Situation
Taktgeber unseres Alltags. Wir brauchen gute Kitas   umzugehen. Mit Ihrer engagierten Arbeit sorgen
und Kindertagespflege, um jedes Kind und jede        Sie dafür, dass die Kindertagesbetreuung auch in
Familie bestmöglich zu unterstützen.                 der Pandemie bestmöglich funktioniert. Sie
                                                     leisten Herausragendes unter den nicht immer
Die Coronavirus-Pandemie und die damit verbun-       einfachen Bedingungen. Dafür möchten wir
denen Maßnahmen verlangen Familien viel ab.          Ihnen herzlich danken.
Das gilt besonders im Falle von Schließungen und
Einschränkungen des Regelbetriebs von Kitas und      Seit Beginn der Pandemie haben wir viel dazuge-
Kindertagespflegestellen wegen regional hoher        lernt. Neue Erkenntnisse über das Virus ermögli-
Inzidenzwerte oder eines Infektionsfalls.            chen gezieltere Schutzmaßnahmen – gleichzeitig

                                                                                                         3
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie - Praxistipps für die Kindertagesbetreuung im Regelbetrieb - Frühe Chancen
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

bleibt das Infektionsgeschehen dynamisch. Maß-    Abholen mit Abstand für alle Familien möglich
nahmen zum Schutz vor Infektionen müssen          ist, wie die Raumsituation entspannt werden
weiterhin regelmäßig überprüft und angepasst      kann oder wie man im Falle einer Infektion am
werden. Das gilt auch für die Angebote der        besten reagiert.
Kindertagesbetreuung.
                                                  Arbeiten wir weiter zusammen für eine gute
Zur Unterstützung Ihrer Arbeit unter Pandemie-    Kinderbetreuung, gerade jetzt in der Pandemie.
bedingungen finden Sie auf den folgenden Seiten
hilfreiche Praxistipps für den Kita-Alltag in     Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
dieser Zeit. Mit guten Beispielen möchten wir
zeigen, wie etwa ein schönes Ankommen und         Mit freundlichen Grüßen

            Christine Lambrecht                                   Jens Spahn
     Bundesministerin für Familie, Senioren,              Bundesminister für Gesundheit
             Frauen und Jugend

                                                                                                      4
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Einführung:
Kindertagesbetreuung unter
besonderen Bedingungen

Die Corona-Pandemie verändert alle Lebensberei-     Personal fehlt, da es zu einer Risikogruppe gehört
che – auch die pädagogische Arbeit in der Kinder-   oder sich in Quarantäne befindet. Erzieherinnen
tagesbetreuung. Um Infektionsketten zu unterbre-    und Erzieher sorgen sich außerdem darum, sich
chen und möglichst viele Menschen vor einer         in der Kita mit dem Coronavirus zu infizieren
Erkrankung zu schützen, wurden seit Beginn der      und ihre Angehörigen zu Hause damit anzuste-
Pandemie umfangreiche Kontaktbeschränkungen         cken, insbesondere wenn diese zu einer Risiko-
verhängt. Dazu mussten Maßnahmen ergriffen          gruppe gehören. Ziel bleibt es deshalb weiterhin,
werden, die es in unserer Geschichte so noch nie    Ansteckungen zu verhindern und Infektionsge-
gab.                                                schehen so schnell wie möglich zu stoppen.
                                                    Besonders wichtig ist, Kinder, pädagogische
Bildungs- und Betreuungsangebote wurden in          Fachkräfte und die jeweiligen Familien zu
ganz Deutschland fast vollständig geschlossen.      schützen.
Eine Notbetreuung für Kinder von Eltern in
systemrelevanten Berufen fand statt, aber für       Aber die Zeit der Schließungen hat auch gezeigt:
einen Großteil der Eltern bedeutete die neue        Die besten digitalen Angebote und selbst die
Situation, Kinderbetreuung und Beruf plötzlich      größte Aufmerksamkeit und Unterstützung von
ohne die Unterstützung durch Kitas und Kinder-      Eltern oder Geschwistern kann die Kita nicht
tagespflegepersonen vereinbaren zu müssen.          ersetzen. Ziel ist es deshalb auch, dass Kinder
Pädagogische Fachkräfte blieben mit kreativen       wieder gemeinsam lernen und spielen und von
Mitteln mit Kindern und Familien in Kontakt,        frühkindlicher Bildung profitieren können.
fanden neue, digitale Wege des Austausches und      Kindertagesbetreuung unter Pandemiebedin-
gewährleisteten die Notbetreuung. Freigeworde-      gungen bringt Besonderheiten mit sich. Die
ne Zeit nutzten sie wenn möglich für Fortbildun-    allgemeinen Verhaltensregeln, wie etwa das
gen, die Arbeit an der pädagogischen Konzeption     Abstandhalten, lassen sich zum Beispiel nicht
oder die Qualitätsentwicklung.                      ohne Weiteres auf den pädagogischen Alltag
                                                    übertragen. Hinzu kommen neue rechtliche
                                                    Rahmenbedingungen in den Bundesländern, die
Kindertagesbetreuung in der                         fortlaufend an die aktuelle Situation angepasst
Pandemie                                            und von den Kitas stets berücksichtigt werden
                                                    müssen. Deswegen ist es umso wichtiger, im
Ob im Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen        Team neue Wege und Ideen für die pädagogische
oder der Notbetreuung: in der Pandemie kom-         Arbeit zu entwickeln, sich Strategien zu überle-
men auf die Einrichtungen und die pädagogi-         gen, um bei einem Infektionsfall schnell reagie-
schen Fachkräfte neue Anforderungen zu. Es          ren zu können sowie sich die wichtigen Fragen
entstehen neue Aufgaben, während gleichzeitig       zu stellen:

                                                                                                         5
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Welche Rolle sollte Corona in der Pädagogik           Auch wenn es inzwischen schon oft gesagt wurde,
spielen? Wie lässt sich die Corona-Pandemie           so bleibt es doch wahr und wert zu wiederholen:
kindgerecht vermitteln? Wie können Maßnahmen          Bleiben Sie gesund!
zum Schutz vor einer Infektion in den Kita-Alltag
integriert werden? Was passiert, wenn ein Kind
positiv getestet wird oder Symptome zeigt? Wie
gelingt in Corona-Zeiten gute Zusammenarbeit            Info:
mit den Familien?                                       Diese Praxistipps richten sich vornehmlich an
                                                        Kindertageseinrichtungen. Auch die Kinder­
                                                        tagespflege findet unter Pandemiebedingungen
Zur Orientierung                                        statt. Hier unterscheiden sich einige Voraus-
                                                        setzungen und Gegebenheiten, die auf die
Die vorliegenden Praxistipps sollen Kitas Orientie-     Umsetzung im pädagogischen Alltag Einfluss
rung für ihre Arbeit unter Pandemiebedingungen          haben. Der Bundesverband Kindertagespflege
geben.                                                  hat einige hilfreiche Praxistipps zusammen-
                                                        getragen.
Orientierung bietet auch die „Corona-KiTa-Stu-          www.bvktp.de
die“, die das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das
Robert Koch-Institut (RKI) durchführen und die
vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend und vom Bundesministerium
für Gesundheit finanziert wird. Bislang ist noch
nicht hinreichend geklärt, welchen Einfluss             Hinweis:
Kinder und die Kindertagesbetreuung auf das             Der Begriff „Corona“ wird in diesem Dokument
Infektionsgeschehen haben. Um hier Sicherheit           für „SARS-CoV-2“ verwendet.
zu erhalten, werden verlässliche Daten benötigt.
Deswegen ist es wichtig, dass Kindertageseinrich-
tungen und Kindertagespflegestellen auch weiter-
hin regelmäßig im „KiTa-Register“ melden, wie
die Betreuungssituation in Kitas und Kindertages-
pflege unter Pandemiebedingungen organisiert
wird, welche Schutz- und Hygienemaßnahmen
umgesetzt werden und wie sich das Infektionsge-
schehen in der Einrichtung entwickelt. Sie leisten
damit einen bedeutenden Beitrag zur Frage, wie
Kinder und Fachkräfte bestmöglich vor einer
Infektion geschützt werden können.

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                  Risikogruppen und
    1             Arbeitsschutz

Um das Risiko einer Infektion für Kinder, Familien
und Fachkräfte so gering wie möglich zu halten,       Wissen:
sollten Träger und Leitungen von Kitas einige         Mund-Nasen-Masken schützen und reduzieren
Schutzmaßnahmen ergreifen. Doch pädagogische          das Infektionsrisiko unter Menschen. Eine me-
Fachkräfte wissen: Kinder brauchen Nähe. Im           dizinische Gesichtsmaske stellt in der aktuellen
Kita-Alltag fällt es besonders schwer, Abstände       Situation eine Mindestanforderung dar. Einen
einzuhalten. Insbesondere bei den jüngeren            höheren Eigenschutz bietet eine FFP2-Maske,
Kindern braucht es ein besonders hohes Maß an         wenn sie ordnungsgemäß getragen wird. Die
Nähe und Zuneigung, vor allem bei der Wieder-         Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V.
eingewöhnung nach einer coronabedingten               (DGUV) bietet Informationen zur Auswahl und
Schließzeit. Um das Infektionsrisiko zu verringern,   zum Tragen von Mund-Nasen-Masken.
können auch im pädagogischen Alltag Mund-Na-
sen-Masken zum Einsatz kommen. Wichtig ist,           Die Bundesländer bewerten je nach Infektions-
dies pädagogisch gut zu begleiten. Vor allem bei      lage, in welchen Situationen das Tragen einer
jüngeren Kindern sollte der Einsatz stets geprüft     medizinischen Gesichtsmaske oder FFP2-Mas-
werden, denn Mimik spielt eine wichtige Rolle bei     ke durch Fachkräfte in der Kindertagesbe-
der Kommunikation zwischen Erzieherinnen und          treuung erforderlich ist. Die entsprechenden
Erziehern und den Kindern. Für viele Kinder ist       Regelungen sind in den Kita-Hygieneplänen
die Maske bereits zu einem festen Alltagsgegen-       festgehalten. Die Bundesländer stellen diese
stand geworden.                                       auf der Internetseite des jeweiligen Landesmi-
                                                      nisteriums bereit. Um das Risiko einer Corona-
                                                      Infektion für Fachkräfte in der Kindertagesbe-
                                                      treuung zu minimieren, sollte der Arbeitgeber
                                                      ihnen mindestens medizinische Gesichts-
                                                      masken bzw. FFP2-Masken oder vergleichbare
                                                      Masken zur Verfügung stellen.
                                                      www.dguv.de

                                                                                                         7
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Auch im Kontakt mit anderen Fachkräften, Eltern
oder externem Personal wie Lieferantinnen und          Wissen:
Lieferanten können sich Erzieherinnen und              Das Robert Koch-Institut listet Personengrup-
Erzieher infizieren. Dies kommt nach bisherigen        pen auf, die nach bisherigen Erkenntnissen
Erkenntnissen sogar häufiger vor als im Kontakt        ein höheres Risiko für einen schweren Krank-
mit Kindern. Die Schutzmaßnahmen sollten               heitsverlauf haben. Allerdings ist eine generelle
deshalb auch Kontakte zwischen Erwachsenen             Festlegung zur Einstufung in eine Risikogruppe
berücksichtigen.                                       dem RKI zur Folge nicht möglich. Der Grund
                                                       dafür: Die Risiko-Einschätzung ist durch unter-
Auch eine Impfung schützt die Fachkräfte vor           schiedliche Einflüsse sehr komplex. Die Krank-
einer Infektion mit dem Coronavirus. Die Corona-       heitsverläufe sind bei einer Infektion mit dem
virus-Impfverordnung sieht vor, pädagogische           Coronavirus häufig sehr vielfältig und variieren
Fachkräfte in der Kategorie 2 „Schutzimpfungen         stark. Es kann nicht von bestimmten Personen-
mit hoher Priorität“ zu impfen.                        gruppen auf einen „typischen“ Krankheitsver-
                                                       lauf geschlossen werden.
Bis ein ausreichender Impfschutz besteht, ist es       www.rki.de
wichtig, durch das Coronavirus besonders gefähr-
dete Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinder zu
schützen. Bei Personen, die unter Vorerkrankun-
gen leiden, muss klar sein, ob das Risiko einer
Ansteckung in der Kita zu hoch ist. Nicht für alle   Die Rolle des Trägers – Fachkräfte
wird es während der Pandemie möglich sein, in        verantwortungsbewusst schützen
den Kita-Betrieb zurückzukehren. Solange das
Betreuungspersonal noch nicht vollumfänglich         Ein grundsätzliches Beschäftigungsverbot für
zur Verfügung steht, kann es zu Einschränkungen      Fachkräfte, die zu einer der vom RKI aufgelisteten
in der Kita kommen.                                  Risikogruppen gehören, gibt es nicht. Stattdessen
                                                     sollte zunächst immer der Einzelfall – unter
www.bundesgesundheitsministerium.de:                 Einbezug des Trägers sowie einer (betriebs-)
Coronavirus-Impfverordnung                           ärztlichen Beratung – geprüft werden. Auch die
                                                     individuellen Bedingungen der Einrichtung vor
                                                     Ort können dabei eine Rolle spielen: Sind die
Risikogruppe – wer gehört dazu?                      Verhältnisse eher beengt? Können die Räume
                                                     regelmäßig gelüftet werden? Gibt es einen Außen-
Personen, die ein erhöhtes Risiko für einen schwe-   bereich und welche Hygiene- sowie Schutzmög-
ren Krankheitsverlauf aufweisen und damit einer      lichkeiten lassen sich umsetzen? Der Träger kennt
sogenannten „Risikogruppe“ angehören, müssen         die räumlichen und personellen Gegebenheiten
vor der Ansteckung mit dem Coronavirus beson-        sowie die Voraussetzungen in den einzelnen Kitas
ders geschützt werden.                               am besten und kann somit die Gefährdungslage
                                                     für sein Personal vor Ort einschätzen.

                                                     Zusätzlich muss eine medizinische Abklärung
                                                     erfolgen: Für Träger empfiehlt es sich, eng mit
                                                     einer Betriebsärztin oder einem Betriebsarzt
                                                     zusammenzuarbeiten. Gemäß SARS-CoV-2 Ar-
                                                     beitsschutzstandard können sich alle Beschäftig-
                                                     ten von einer Betriebsärztin oder einem Betriebs-
                                                     arzt zu persönlichen Gesundheitsgefährdungen
                                                     bei der Arbeit beraten lassen.

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Der Träger ist als Arbeitgeber für die Risikomini-
mierung verantwortlich, also für den ausreichen-          Wissen:
den Schutz seiner angestellten Fachkräfte. Er muss        Das RKI verweist darauf, dass Schwangere
nach dem Arbeitsschutzgesetz arbeitsbedingte              nach bisherigen Erkenntnissen aus Studien
Gesundheitsverfahren möglichst vermeiden,                 überwiegend kein erhöhtes Risiko für einen
zumindest aber geringhalten. Das gilt besonders           schweren Krankheitsverlauf gegenüber nicht
für Beschäftigte aus sogenannten Risikogruppen.           schwangeren Frauen mit gleichem Gesund-
Besteht eine Gefährdungssituation für die Fach-           heitsstatus zu haben scheinen. Schwangere mit
kraft, müssen vom Träger auf den individuellen            Vorerkrankungen haben hingegen genauso wie
Fall angepasste Schutzmaßnahmen ergriffen                 nicht schwangere Frauen mit Vorerkrankungen
werden. Hierzu zählt zum Beispiel das Tragen              ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krank-
einer Mund-Nasen-Maske. Die Schutzmaßnah-                 heitsverlauf.
men müssen auch in der Einrichtung vor Ort                Auch zur Infektionsempfänglichkeit bei
umsetzbar sein. Geht das nicht, kann die Betriebs-        Schwangeren gibt es noch keine ausreichend
ärztin oder der Betriebsarzt als letztes Mittel einen     aussagekräftigen Daten. Aufgrund der körper-
Tätigkeitswechsel empfehlen.                              lichen Veränderungen während der Schwanger-
                                                          schaft kann eine erhöhte Empfänglichkeit für
                                                          Infektionen durch SARS-CoV-2 jedoch nicht
       Tipp                                               ausgeschlossen werden.
                                                          www.rki.de
Georg Nottelmann, Leiter des Sachgebiets Kinder-
tageseinrichtungen und Kindertagespflege der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
erläutert im Interview, worauf es bei der Sicherheit
und Gesundheit in Kitas in Zeiten von Corona            Fachkräfte – neue Einsatzmöglich-
ankommt.                                                keiten entstehen
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                                                        Der Träger, aber auch die Kita-Leitung müssen
                                                        sich darum kümmern, dass Fachkräfte keine
                                                        Benachteiligung erfahren, wenn sie aufgrund der
Schwangere – besondere Schutzmaß-                       Risikoeinschätzung nur eingeschränkt einsatz­
nahmen notwendig?                                       fähig sind. Für manche Fachkräfte bieten sich
                                                        Tätigkeiten abseits der Gruppenarbeit an, bei-
Viele schwangere Fachkräfte waren zu Beginn der         spielsweise im Büro. Andere Fachkräfte bleiben zu
Corona-Pandemie unsicher, sorgten sich um ihre          Hause. In diesen Fällen ist es wichtig, den Kontakt
eigene Gesundheit und die ihres ungeborenen             weiterhin aufrecht zu erhalten und sie trotz
Kindes. In der Kita kommen unabhängig vom               physischer Abwesenheit bestmöglich in den
Coronavirus besondere gesundheitliche Belastun-         Kita-Alltag zu integrieren. Auch aus dem Home­
gen auf schwangere Beschäftigte zu.                     office heraus können Erzieherinnen und Erzieher
                                                        unterschiedliche Aufgaben für die Kita überneh-
Auch hier gilt es gut abzuwägen und den Einzelfall      men, Fortbildungen wahrnehmen und über
zu prüfen, denn Schwangerschaften verlaufen             digitale Formate am gemeinsamen Austausch
unterschiedlich. Ein generelles Beschäftigungsver-      teilnehmen.
bot wird auch hier nicht ausgesprochen. Schwan-
gere Fachkräfte sollten ihre betreuende Ärztin
oder ihren betreuenden Arzt aufsuchen und sich
beraten lassen, welche Aufgaben sie noch über-
nehmen können und wo ihr individuelles Risiko
zu hoch ist.

                                                                                                              9
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                                                  Kinder – wie groß ist die Gefahr?
                                                  Bei den Diskussionen rund um Kindertagesbe-
                                                  treuung unter Pandemiebedingungen kommt
Praxis:                                           immer wieder eine entscheidende Frage auf:
Als durch die Corona-­                            Können Kinder das Coronavirus übertragen und
Pandemie keine Treffen und Coachings als          welche Gefahr besteht für sie selbst? Laut RKI sind
Präsenzveranstaltungen umgesetzt werden           Kinder seltener von schweren Erkrankungen
konnten, initiierte eine Fachberaterin im Bun-    durch das Coronavirus betroffen. Ob sie deshalb
desprogramm „Sprach-Kitas“ einen virtuellen       auch weniger ansteckend sind, bleibt im Moment
Treffpunkt über ein Online-Programm. Das          Spekulation – bislang gibt es dazu noch keine
Treffen per Internet ermöglicht weiterhin den     verlässlichen Daten. Hier werden die „Corona-­
regen Austausch unter den Fachkräften. Auch       KiTa-Studie“ und weitere Studien wichtige
Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher      Erkenntnisse liefern.
konnten so trotz Abstandsgebot und sozialer
Distanzierung durchgeführt werden.
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                                                    Wissen:
                                                    Bei Kindern wurde bislang laut RKI kein erhöh-
                                                    tes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf
                                                    berichtet.
                                                    www.rki.de

Praxis:
Im „FRÖBEL“-Integrationskindergarten
Fröbelchen in Sachsen bietet eine Fachkraft
täglich Sprachförderung für ein bis zwei Kinder
in einem separaten Raum an. Während der
coronabedingten Schließzeit bildete sie sich
zur Expertin für Sprachförderung unter Einsatz
digitaler Medien fort. Obwohl sie zur Risiko-
gruppe gehört, kann sie so weiterhin direkt in
der Kita arbeiten – davon profitieren das Team
und die Kinder.
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                                                                                                        10
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                   Hygiene – Sicher durch
    2              die Pandemie

Hygiene ist das A und O – das war in Kitas schon        Mit Abstand – Regeln im Kita-Alltag
lange vor Corona so. Kitas haben Hygienepläne
und verhindern durch verschiedene Maßnahmen,            Körperliche Nähe ist für Kinder und deren Ent-
dass sich ansteckende Krankheiten in den Einrich-       wicklung wichtig. Im Kita-Alltag gibt es tagtäglich
tungen verbreiten, zum Beispiel das Norovirus           und ständig Situationen, die mit einem Abstands-
oder die Masern.                                        gebot nicht vereinbar sind. Kinder streiten oder
                                                        können sich beim Spielen oder Toben verletzen.
In Zeiten der Corona-Pandemie sind Hygiene-             Erzieherinnen und Erzieher müssen sie dann
maßnahmen besonders bedeutsam. Gleichzeitig             trösten können. Kinder brauchen die Nähe zu
ist auch klar: Viele Maßnahmen, die in einem            ihren Betreuungspersonen.
anderen Umfeld sinnvoll und wichtig sind, lassen
sich in Kitas nur bedingt umsetzen. Es gilt also        Gleichzeitig gibt es auch Situationen, die sich
insbesondere dort anzusetzen, wo sich Infektions-       sicherer gestalten lassen. Zum Beispiel die Überga-
schutz und pädagogischer Alltag gut miteinander         be: Der Abstand zu und zwischen Eltern kann mit
vereinbaren lassen.                                     geeigneten Maßnahmen gut und wirkungsvoll
                                                        eingehalten werden. Für die konkrete Arbeit in der
                                                        Kita kann das zum Beispiel heißen, Kinder an der
       Tipp                                             Tür in Empfang zu nehmen, Hol- und Bringzeiten
                                                        so zu gestalten, dass Familien nicht gleichzeitig in
Die Bundesländer machen Vorgaben zu den Themen          engen Umkleideräumen zusammenkommen, und
Hygiene und Gesundheit und stellen vielfältige          die Räume zwischendurch zu lüften. Zudem
Materialien mit Hinweisen zur Umsetzung bereit.         sollten Eltern darüber informiert werden, dass sie
Diese finden Kitas auf den Internetseiten der für       bei akuten Atemwegserkrankungen den Kontakt
Kindertagesbetreuung zuständigen Ministerien ihres      zur Kita meiden sollten.
jeweiligen Bundeslandes. Wichtige Kontaktpersonen
für Kitas sind zudem die örtlichen Jugend- und          Auch zwischen allen Erwachsenen, die in der Kita
Gesundheitsämter sowie die Träger und Verbände.         arbeiten oder sie besuchen – etwa Fachberatungen
Eine erste Übersicht bietet das Portal Frühe Chancen.   oder Lieferantinnen und Lieferanten – sollte
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                                                        Für das Team bedeutet das, untereinander Berüh-
                                                        rungen zu vermeiden und beispielsweise Umar-
                                                        mungen zu unterlassen. Schon gut eingeübt und
                                                        in der Gesellschaft weit verbreitet ist der Verzicht
                                                        auf das Händeschütteln.

                                                                                                               11
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Die Nies- und Hustenetikette gilt es weiter zu        Alles sauber – Reinigungsregeln
beachten. Auch mit den Kindern kann geübt
werden, in die Armbeuge zu husten oder sich beim      Die Corona-Pandemie ist ein wichtiger Anlass,
Niesen wegzudrehen.                                   den Hygieneplan der Einrichtung kritisch zu
                                                      prüfen und gegebenenfalls anzupassen. In jeder
Mund-Nasen-Masken sollten wann immer mög-             Kita gibt es Bereiche, für die besondere Hygiene-
lich zum Einsatz kommen. Dies gilt vor allem für      Maßnahmen getroffen werden sollten. Dazu
den Kontakt unter den Erwachsenen. Doch auch          zählen zum Beispiel Küche und Essbereiche,
im pädagogischen Alltag können sie zum Einsatz        Sanitärräume und der Eingangsbereich. Reini-
kommen, denn gerade im frühkindlichen Bereich         gungspläne halten fest, wann und wie gereinigt
lassen sich Abstände oft nicht einhalten. Wichtig     wird. Ausreichend Putzmittel gehören zur
ist dann, dies pädagogisch gut zu begleiten. Vor      Grundausstattung. Besondere Aufmerksamkeit
allem bei jüngeren Kindern sollte der Einsatz stets   sollte Flächen gewidmet werden, die häufig mit
geprüft werden, denn Kinder lernen durch Nach-        Händen in Kontakt kommen: Türklinken, Tisch-
machen. Mimik spielt eine wichtige Rolle bei der      oberflächen oder Lichtschalter. Auch Toiletten-
Kommunikation zwischen Erzieherinnen und              sitze oder die Armaturen an Waschbecken sollten
Erziehern und den Kindern. Wenn sich pädagogi-        wenn möglich mehrfach täglich gereinigt
sche Fachkräfte mit Mund-Nasen-Masken sicherer        werden.
fühlen, sollten sie diese jedoch nutzen können.
Das Tragen einer Maske kann die Virusübertra-         Kinder spielen ausgiebig in der Kita. Sie teilen
gung zwischen Erwachsenen und Kindern verhin-         sich die Spielmaterialien, kleine Kinder nehmen
dern und insbesondere bei regional ansteigendem       das Spielzeug auch in den Mund. Das ist weniger
Infektionsgeschehen eine wirksame Präventions-        problematisch, solange es in der jeweiligen
maßnahme sein. Für viele Kinder ist die Maske         Gruppe geschieht, denn die Kinder stehen eh in
mittlerweile außerdem zu einem festen Alltagsge-      engem Kontakt. Werden die Spielsachen grup-
genstand geworden.                                    penübergreifend verwendet, ist es wichtig, dass
                                                      diese gereinigt und desinfiziert werden, bevor sie
                                                      von einer anderen Gruppe genutzt werden.
       Tipp
                                                      Zu den wichtigen Hygienemaßnahmen gehört
Bei gutem Wetter lohnt es sich, vom Außenbereich      auch das regelmäßige und gründliche Hände­
der Kita besonders regen Gebrauch zu machen.          waschen. Personal und Kinder müssen nach
Während der Abholzeiten kann dies unter anderem       Betreten der Kita die Hände mit Seife waschen
verhindern, dass Eltern in größeren Gruppen im        und dies während ihres Aufenthalts dort in
Innenbereich zusammentreffen.                         sinnvollen Abständen wiederholen. Das Hände-
                                                      waschen kann gut mit den Kindern geübt wer-
                                                      den – sonst gelingt es ihnen nicht immer, an alle
                                                      Stellen zu denken und die Mindestdauer von
                                                      20 bis 30 Sekunden durchzuhalten. Desinfekti-
                                                      onsmittel sind bei Kindern übrigens nicht
                                                      anzuwenden.

                                                                                                           12
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Pädagogische Fachkräfte wickeln kleine Kinder        Was meins ist, ist meins – Umgang
regelmäßig. Während des Wickelns sollten             mit Gegenständen
Einweghandschuhe getragen und die Wickel­
auflage muss nach der Benutzung desinfiziert         Auch wenn es Kindern Spaß macht, ab und an
werden.                                              etwas von der Tischnachbarin oder dem Tisch-
                                                     nachbarn zu probieren – in der Corona-Zeit
Wenn sich Kinder übergeben, blutende Verlet-         sollten sie Essen nicht untereinander tauschen.
zungen haben oder sich einnässen, sollten die        Trinkgläser, Besteck und Essgeschirr sollten
verschmutzten Flächen mit einem mit Desinfek-        immer nur von einer Person benutzt und dann in
tionsmittel getränktem Einmaltuch gereinigt          der Spülmaschine gesäubert werden. Bettzeug,
werden. Hier kommen am besten Schutzhand-            Kissen und Matratzen für den Mittagsschlaf sind
schuhe und bei Erbrochenem zusätzlich eine           ebenfalls so aufzubewahren und auszuteilen, dass
Mund-Nasen-Maske zum Einsatz.                        die Kinder stets „ihres“ benutzen. Einmal die
                                                     Woche gehören die Bezüge in die Waschmaschine,
                                                     wo sie bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
                                                     Ob eigenes Spielzeug der Kinder mit in die Kita
                                                     gebracht werden darf, sollten Kita-Teams ent-
                                                     scheiden, sofern es dazu keine verbindlichen
  Praxis:                                            Vorgaben des Bundeslandes gibt. Eine Ausnahme
  Eine gründliche Handhygiene                        kann Spielzeug sein, welches für die Kinder
  ist während der Corona-Zeit besonders wichtig.     emotional wichtig ist, wie etwa Kuscheltiere oder
  Doch nicht alle Kinder sind vom Händewaschen       Schmusedecken.
  gleichermaßen begeistert. Deshalb wurden zwei
  Mitarbeiterinnen der Großtagespflegestelle
  Villa Biberg des AWO Kreisverbands München-               Tipp
  Land e.V. in Neubiberg äußerst erfinderisch. Sie
  fanden verschiedene Wege, um den Kindern die       Bei modernen Spül- und Waschmaschinen gibt es
  Hygieneregeln spielerisch zu vermitteln.           häufig spezielle Hygieneprogramme, die mit höherer
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                                                                                                          13
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                  Organisation –
    3             Alles in Ordnung

Damit der Betreuungsalltag unter Pandemiebe-         In der Gruppe – feste Strukturen
dingungen funktioniert, sind eine Reihe von
organisatorischen Maßnahmen nötig. Denn es gilt      Die Gruppen sollten feste Räume haben und auch
einige Neuerungen zu initiieren, zu steuern und      die Essenszeiten sollten so gestaltet werden, dass
zu begleiten. Die wichtigste Nachricht ist hier:     sich die Gruppen nicht begegnen. Eine klare Kom-
Kleine Gruppen sind sinnvoll, außerdem sollten       munikation gegenüber den Kindern und den Eltern
die Gruppenzusammensetzungen nicht wechseln.         macht es für diese einfacher, sich daran zu halten.
So kann besser verhindert werden, dass sich das      Für Kitas kann das eine Einschränkung bedeuten.
Virus ausbreitet.                                    So ist zum Beispiel zu überlegen, ob Kinder aus
                                                     verschiedenen Gruppen, die eine längere Betreu-
Bei Fragen zur Kindertagesbetreuung unter            ungszeit in Anspruch nehmen, auch am späten
Pandemiebedingungen sollte frühzeitig Kontakt        Nachmittag getrennt betreut werden können.
zum zuständigen Gesundheitsamt aufgenommen           Einige Bundesländer machen hierzu verbindliche
werden, das in Bezug auf Hygiene und Organisati-     Vorgaben. Bleiben die jeweiligen Zusammenset-
on beraten kann. Dabei sollte auch der Informati-    zungen der Gruppen gleich, ist es sinnvoll, die
onsfluss und das Vorgehen beim Auftreten eines       Erzieherinnen und Erzieher nach Möglichkeit
COVID-19-Falls besprochen werden.                    jeweils nur „ihre“ Gruppe betreuen zu lassen. Im
                                                     Team sollte entsprechend so wenig wie möglich
Eine besondere Herausforderung bei allen orga-       gewechselt werden. Die Zusammensetzung der
nisatorischen Maßnahmen: Nicht alle Erziehe-         Gruppen und welche pädagogischen Fachkräfte sie
rinnen und Erzieher können in der Kita einge-        wann betreut haben, sollte dokumentiert werden.
setzt werden, da sie zum Beispiel zu einer Risiko-
gruppe gehören oder sich in Quarantäne
befinden. Kommt es zu einem deutlichen Mangel               Tipp
an Fachkräften, sollten die Leitungen Kontakt
zum Träger aufnehmen, um das weitere Vorge-          Um den Außenbereich der Kita auch mit verschiede-
hen zu besprechen. In den Bundesländern gibt es      nen Gruppen optimal zu nutzen, können etwa feste
verschiedene Maßnahmen, um den durch die             Zeiten vereinbart werden. Bei einer entsprechenden
Covid-19-Pandemie bedingten Einschränkungen          Größe gibt es auch die Möglichkeit, das Gelände in
des Regelbetriebs zu begegnen. Darüber hinaus        verschiedene Zonen aufzuteilen und diese mit
gibt es in einzelnen Bundesländern befristete        einfachen baulichen Mitteln abzutrennen: Bänke
Maßnahmen zur Finanzierung von Hilfs- oder           oder ein Sichtschutz, Bambusmatten oder Markisen
Entlastungskräften.                                  aus dem Baumarkt.

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Hin und weg – Familien in der Kita
In der Bring- und Holsituation tragen die Erwach-
senen Verantwortung: Eltern, Erzieherinnen und         Praxis:
Erzieher sollen sich an die Abstands- und Hygie-       Im Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen
neregeln halten und eine Mund-Nasen-Maske              sind pädagogische Fachkräfte besonders gefor-
tragen. Um Kontakte so gut wie möglich zu redu-        dert. Auf der einen Seite kommen neue Aufga-
zieren, sind gestaffelte Zeiten denkbar. Die sollten   ben wie das Desinfizieren des Spielzeugs hinzu.
mit den Eltern besprochen werden und idealer-          Auf der anderen Seite fallen Fachkräfte aus, da
weise auf die Möglichkeiten der Eltern Rücksicht       sie sich in Quarantäne befinden oder zu einer
nehmen, denn manche Familien sind darauf               Risikogruppe gehören. Kita-Helferinnen und
angewiesen, ihr Kind zu einem bestimmten               Kita-Helfer können Kitas während der Corona-
Zeitpunkt in die Kita zu bringen.                      Pandemie entlasten. Sie unterstützen bei nicht-
                                                       pädagogischen Aufgaben wie der Essensver-
Bei schönem Wetter lohnt es sich, die Außenge-         sorgung, der Umsetzung von Hygieneauflagen
lände zur Abholzeit klug zu nutzen – der dort          oder dem An- und Ausziehen der Kinder. Die
mögliche Abstand und der natürliche Luftaus-           Kita „Katholische Kinderwelt St. Laurentius“ in
tausch machen es dem Coronavirus schwerer.             Mühldorf am Inn in Bayern beschäftigt seit dem
Vielleicht bietet es sich sogar an, Abholzonen und     1. März 2021 einen Kita-Helfer. Die Kita-Lei-
Abstände farblich oder mit Band zu markieren.          tung berichtet im Interview, welche Aufgaben
Erfolgt die Abholung und auch das Bringen in den       er übernimmt, inwiefern er zu einer Entlastung
Innenräumen, sollten alle Erwachsenen eine             der pädagogischen Fachkräfte beiträgt und was
Mund-Nasen-Maske tragen.                               es bei der Einstellung von Kita-Helferinnen und
                                                       Kita-Helfern zu beachten gilt.
Elternabende oder Elterngespräche lassen sich          www.fruehe-chancen.de/corona
während der Corona-Zeit auch telefonisch oder
per Videokonferenz durchführen. Sind persönli-
che Gespräche notwendig, gelten Abstandsrege-
lungen und Maskengebot. Diese Treffen sollten
dokumentiert werden.

                                                                                                         15
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                  Raumsituation –
    4             Platz für alle

Es sollte sichergestellt werden, dass sich Infektio-   Funktions- und Gemeinschaftsräume –
nen nach Möglichkeit nicht und wenn dann nur so        zeitversetzt und mit neuer Funktion
wenig wie möglich und insbesondere nicht grup-
penübergreifend ausbreiten können. Das macht           Um möglichst viel Raum im Kita-Alltag mit den
eine veränderte Raumnutzung nötig. Idealerweise        Gruppen nutzen zu können, sollten alle vorhande-
werden den Gruppen feste Räume zugeordnet              nen Räume für die pädagogische Arbeit mitge-
oder Räume zeitlich versetzt besucht. Zudem            dacht werden. Die Funktions- und Gemeinschafts-
können Funktionsräume umgewidmet und vielfäl-          räume, wie zum Beispiel Mehrzweck-, Turn- oder
tig genutzt werden. Aktivitäten unter freiem           Bewegungsräume, Ateliers, aber auch Flure oder
Himmel – in den Außenbereichen der Kita oder im        Differenzierungsräume sollten dabei von jeweils
nahen Umfeld, auf Spielplätzen, in Parks, Wäldern      einer festen Gruppe zeitlich von den anderen
und umliegenden Flächen – sollten jetzt noch           Gruppen getrennt genutzt werden. Sinnvoll ist ein
mehr als sonst eingeplant werden. Dies erweitert       Nutzungsplan – dieser hilft sowohl den Fachkräf-
nicht nur den zur Verfügung stehenden Raum,            ten als auch den Kindern bei der Orientierung.
sondern schafft auch neue Erfahrungsräume für          Sollten Gemeinschaftsräume für das Mittagessen
die Kinder.                                            benötigt werden, ist darauf zu achten, dass sich die
                                                       jeweiligen Gruppen getrennt voneinander dort
                                                       aufhalten. Es lohnt sich auch, die Anzahl der
Sanitärräume – auf Abstand achten                      Tische zu reduzieren und so ausreichenden Ab-
                                                       stand der Tische zueinander zu ermöglichen.
Wenn möglich sollten Wasch- und Toilettenberei-
che festen Gruppen zugewiesen oder zeitversetzt
genutzt werden. Das stellt manche Einrichtungen        Schlafräume – verteilt schläft
vor besondere Herausforderungen. Eine zeitver-         es sich besser
setzte Nutzung ist etwa beim Zähneputzen oder
Händewaschen möglich. Gibt es mehrere Wasch-           In den Schlafräumen ist darauf zu achten, dass die
becken und WC, sollten diese im besten Fall jeweils    Kinder einen festen Schlafplatz mit eigener Bett-
nur einer Gruppe zugeordnet werden. Außerdem           wäsche zugeordnet bekommen. Entsprechend der
ist es wichtig darauf zu achten, dass die Wasch-       vorhandenen Raumfläche sollte ein größtmögli-
und Toilettenräume mit ausreichend Flüssigseifen-      cher Abstand zwischen den Schlafplätzen gewähr-
spendern und Einmalhandtüchern oder personen-          leistet werden. Außerdem sollten Schlafräume
gebundenen Handtüchern und Abfallbehältern             regelmäßig gelüftet werden – jedoch ohne sie zu
ausgestattet sind. Zudem sollte mit den Kindern        stark auskühlen zu lassen. In keinem Fall dürfen
eine alters- und kindgerechte Nutzung der Sanitär-     schlafende Kinder in einem Raum mit geöffneten
räume und die Einhaltung der Hygieneregeln             Fenstern alleine gelassen werden.
eingeübt werden.

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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Außenbereiche und Ausflüge –                            Lüftung der Räume – regelmäßig
­draußen ist es eh am schönsten                         und quer
Aktuelle Erkenntnisse besagen, dass unter freiem        Regelmäßiges Lüften kann die Luftqualität in den
Himmel die Infektionsgefahr deutlich niedriger ist      genutzten Räumen deutlich verbessern. Gleichzeitig
als in geschlossenen Räumen. Dies gilt auch für die     dient diese Maßnahme der Hygiene, da in geschlos-
Kindertagesbetreuung: Pädagogische Fachkräfte           senen Räumen die Anzahl von Krankheitserregern
sollten versuchen, sich mit den Kindern möglichst       in der Raumluft deutlich schneller steigen kann. Die
häufig und lange draußen aufzuhalten, zum               Räume sollten daher mehrmals täglich für mehrere
Beispiel im Außenbereich der Kita. Versetzte            Minuten gelüftet werden – wenn möglich alle 20
Spielzeiten sorgen dafür, dass nicht alle Gruppen       Minuten mittels Stoß- und Querlüftung für mindes-
zeitgleich den Außenbereich nutzen. Sind die            tens 5 Minuten, damit ein ausreichender Luftaus-
Außenspielflächen sehr groß, ist es möglich,            tausch ermöglicht wird. Dabei sollte immer darauf
Bereiche für einzelne Gruppen zu schaffen. Auch         geachtet werden, dass durch geöffnete Fenster keine
nahegelegene öffentliche Spielplätze können             Gefahrenquellen für Kinder entstehen.
genutzt werden – hier achten Sie darauf, dass sich
die Kita-Gruppe nicht mit anderen Kindern
mischt.                                                        Tipp

Ausflüge in die Umgebung, in die nahegelegene           Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsme-
Natur, können weitere Räume für die pädagogi-           dizin beantwortet die häufigsten Fragen zum Thema
sche Arbeit eröffnen. Wiesen und Wälder können          Lüften. Die Empfehlungen gelten auch für Kinder­
erkundet und erprobte Ansätze der Naturpäda-            tageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen.
gogik in den Kita-Alltag aufgenommen werden.            www.baua.de
Auch der öffentliche Stadtraum kann mit Kin-
dern erobert und durch interessante Spiele,
Aufgaben und Projektideen gestaltet werden.                    Tipp
Hierbei ist auf das Abstandsgebot zu kitafremden
Personen zu achten und die Nutzung des ÖPNV             Der Bund unterstützt den weiteren Ausbau von
zu vermeiden.                                           Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege
                                                        mit dem 5. Investitionsprogramm „Kinderbetreuungs-
                                                        finanzierung“ 2020 – 2021. Dieses wurde durch das
       Tipp                                             Konjunkturprogramm ermöglicht, die bundesgesetz-
                                                        lichen Regelungen sind am 17. Juli 2020 in Kraft
Es muss nicht alles neu erfunden werden, denn es        getreten. Mit einem Volumen von einer Milliarde Euro
gibt viele Ideen und Materialien, die für Naturerfah-   können in den Jahren 2020 und 2021 hierdurch 90.000
rungen oder Stadterlebnisse genutzt werden können.      zusätzliche Betreuungsplätze in Kitas und der Kinder-
Zum Beispiel die Projektideen des Bundesamts für        tagespflege geschaffen werden. Auch Umbaumaßnah-
Naturschutz, die Infos der Naturschutzjugend des        men und Investitionen in Hygiene- und Raumkonzep-
deutschen Naturschutzbundes, das Handbuch „Natur        te, die aufgrund der Corona-Pandemie erforderlich
verbindet“ des WWF zur Naturerfahrung, die              sind, können dadurch gefördert werden. Kitas können
Naturfreunde-Häuser für Ausflüge mit Kindern sowie      zum Beispiel bestehende Räumlichkeiten erweitern,
die Tipps fürs Draußensein der Initiative „Draußen-     Sanitärräume sanieren oder in die digitale Ausstattung
kinder.info“.                                           investieren. Anträge für Ausbau- und Ausstattungs­
www.naturdetektive.de                                   investitionen können entsprechend der landesspezi-
www.naju.de/für-kinder                                  fischen Regelungen zur Umsetzung des 5. Investi-
www.wwf.de                                              tionsprogramms „Kinderbetreuungs­­­­­­­­­finanzierung“
www.naturfreundehaeuser.net                             2020 – 2021 über die zuständigen Landesbehörden
www.draussenkinder.info                                 erfolgen.

                                                                                                                 17
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

                  Bildungsort Kita –
    5             Neue Routinen

Das Wegfallen von frühkindlicher Bildung, Be-        Mit Kindern können deshalb vor allem alters- und
treuung und Erziehung in Kindertageseinrichtun-      entwicklungsgemäße Hygieneregeln besprochen
gen und Kindertagespflege – wie es während der       werden. Dazu zählen beispielsweise Husten- und
Corona-Pandemie der Fall ist – kann nur schwer       Niesetikette sowie das richtige Händewaschen,
kompensiert werden. Kitas und Kindertagespfle-       dass man sich nicht gegenseitig ins Gesicht fassen
gestellen sind wichtige Bildungsorte für die         und in gewissen Situationen Abstand halten soll.
Kleinsten. Sie legen den Grundstein für ihre         Aus pädagogischen Gründen wird empfohlen, das
Bildungsbiografie und ermöglichen mehr Chan-         Lernen dieser Verhaltensregeln oder auch „Kultur-
cengerechtigkeit beim Aufwachsen. Allerdings:        techniken“ in das pädagogische Konzept dauerhaft
Während der Corona-Pandemie kann nicht               einzubeziehen und gerade mit Blick auf die
immer wie gewohnt pädagogisch mit den Kindern        Corona-Pandemie gezielt und regelmäßig
gearbeitet werden. Es gibt Aspekte, die im neuen     einzuüben.
Kita-Alltag eine besondere Rolle spielen, wie etwa
die Hygieneregeln, die Fragen und Sorgen der
Kinder oder der Kinderschutz.

Hygieneregeln kreativ vermitteln                       Praxis:
                                                       Kinder dafür zu begeistern, sich häufig die
„Warum tragen meine Eltern manchmal eine               Hände zu waschen, ist nicht immer einfach.
Mund-Nasen-Maske?“ „Wieso soll ich Abstand             Die pädagogischen Fachkräfte in der CJD-Kita
halten?“ „Warum waschen wir jetzt so häufig die        Moosbeerenweg in Troisdorf in Nordrhein-
Hände?“ Diese und andere Fragen beschäftigen           Westfalen haben einen Weg gefunden: Jedes
viele Kinder.                                          Kind bekommt morgens, wenn es in der Kita
                                                       ankommt, einen Stempel auf den Handrücken.
Pädagogische Fachkräfte finden bereits kreative        Das Stempelbild hat die Form eines Virus. Ziel
Wege, um Kindern die Abstands- und Hygienere-          ist es, den Stempel im Laufe des Tages abzu-
geln spielerisch zu vermitteln und die Maßnahmen       waschen. Dafür haben die Kinder sogar selbst
in die pädagogische Arbeit zu integrieren. Neu ist     Seife hergestellt.
das nicht, denn Gesundheitsförderung ist bei den       www.fruehe-chancen.de/corona
meisten Kitas in der Konzeption verankert. Aktuell
haben die Themen Infektionsschutz und Hygiene-
maßnahmen jedoch an Bedeutung gewonnen.

                                                                                                          18
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Spezielle Tipps für Fachkräfte und Eltern hält        Pädagogische Konzepte neu denken
beispielsweise die Initiative „Hygiene-Tipps-für-
Kids.de“ des Instituts für Hygiene und Öffentliche    Während der Corona-Pandemie ist die pädagogi-
Gesundheit am Universitätsklinikum Bonn bereit.       sche Arbeit in den Kitas oft nur eingeschränkt
Das Portal infektionsschutz.de der Bundeszentrale     möglich. Es stehen beispielsweise nicht alle Räum-
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bietet          lichkeiten zur Verfügung, die es für bestimmte
Plakate und weitere Medien zum Thema Hygiene          Angebote braucht. Auch offene Konzepte können
in Kitas. Weitere Informationen finden sich auch      aufgrund der Kontaktbeschränkungen vielerorts
auf dem Portal kindergesundheit-info.de der BZgA.     nicht umgesetzt werden. Kitas müssen daher
                                                      umdenken und sollten bestehende Angebote und
                                                      Konzepte an die aktuelle Situation und die neuen
                                                      Rahmenbedingungen anpassen. Die Bedürfnisse
                                                      der Kinder und die Bedarfe der Eltern sind dabei
                                                      stets zu berücksichtigen.
  Praxis:
  Wie können Fachkräfte Kindern das Corona-
  virus und die Hygieneregeln erklären? Die                  Tipp
  Fachkräfte der CJD-Kita Moosbeerenweg in
  Troisdorf in Nordrhein-Westfalen haben sich         Träger und Fachberatungen können Kitas in diesem
  dazu Gedanken gemacht. Entstanden ist eine          Prozess begleiten und beraten.
  Geschichte über das böse Virus Corona, das
  vom guten Virus Corinna um die Welt gejagt
  wird. Die Kinder können Corinna helfen, das
  böse Virus Corona zu besiegen, indem sie sich       Habt keine Angst! – Kindern Sorgen
  an fünf Regeln halten. Dazu gehört etwa Hän-        nehmen
  dewaschen oder in die Armbeuge niesen.
  www.fruehe-chancen.de/corona                        Die Corona-Pandemie hat den Alltag vieler Kinder
                                                      auf den Kopf gestellt. Sie durften nicht mehr in die
                                                      Kita gehen, mit Freundinnen und Freunden
                                                      spielen oder Oma und Opa besuchen. Kinder
                                                      verstehen das oft nicht und machen sich Sorgen.
       Tipp                                           Sie haben in der Corona-Pandemie Erfahrungen
                                                      gesammelt, die es aufzuarbeiten gilt.
Wie kann man Kindern Corona erklären? Wie erleben
Kinder die anhaltende Pandemie? Was macht ihnen
Angst? Im Interview beantwortet diese und weitere            Tipp
Fragen Prof. Dr. Schulte-Körne, Direktor der Klinik
und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,     Auf dem Portal Frühe Chancen finden pädagogische
Psychosomatik und Psychotherapie des LMU              Fachkräfte Materialien, Erklärvideos und Praxisbei-
Klinikums. Die Klinik hat in Partnerschaft mit der    spiele, die dabei helfen, mit Kindern altersgerecht
Beisheim Stiftung das Infoportal zur psychischen      über das Coronavirus zu sprechen.
Gesundheit für Kinder und Jugendliche „Corona und     www.fruehe-chancen.de/corona
Du“ gestartet.
www.fruehe-chancen.de/corona                          Die pädagogischen Fachkräfte sollten dabei die
www.corona-und-du.info                                individuelle psychosoziale Situation der einzelnen
                                                      Kinder in den Blick nehmen. Die kindgerechte
                                                      biografische Verarbeitung der Erfahrungen aus der
                                                      Corona-Pandemie ist eine pädagogische
                                                      Herausforderung:

                                                                                                             19
Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

∙     Manche Kinder müssen (noch einmal) neu            Zusammen durch die Krise!
      in die Betreuung eingewöhnt werden.               Zusammenarbeit mit Familien
∙     Die individuellen Erfahrungen der Kinder
      sollten pädagogisch aufgegriffen werden,          Die Zusammenarbeit mit Familien gehört für
      zum Beispiel durch Erzählkreise oder gestal-      Kitas fest zum Alltag. Durch eine vertrauensvolle
      terische Aufarbeitung.                            und anregende Bildungs- und Erziehungspartner-
∙     Besonderes Augenmerk sollte man dem               schaft unterstützen pädagogische Fachkräfte
      Kindeswohl widmen.                                Kinder und ihre Familien.
∙     Mit der Rückkehr erfahren die Kinder
      möglicherweise eine veränderte Kita-              Die Corona-Pandemie stellt die Kitas vor neue
      Lebens­welt, dies gilt es pädagogisch zu          Herausforderungen. Elterngespräche werden zum
      begleiten.                                        Teil telefonisch oder per Videokonferenz durchge-
∙     Ein kindgerechter Blick auf die Corona-Pan-       führt und die für die Zusammenarbeit wichtigen
      demie sollte pädagogisch entwickelt werden,       Tür- und Angelgespräche aufgrund der Abstands-
      ebenso wichtig sind aber „Normalität“ und         und Hygieneregeln kurzgehalten. Außerdem gibt
      bekannte Strukturen.                              es Änderungen in der Bring- und Abholsituation
                                                        und der pädagogischen Konzeption. Wichtig ist,
Durch Struktur und Routinen können pädagogi-            dass Kitas die Kommunikation mit den Familien
sche Fachkräfte den Kindern Sicherheit geben.           trotzdem sicherstellen, sie stets über Änderungen
Fragen, Anliegen und Ängste der Kinder sollten im       informieren und auch die Elternvertretung mit
Alltag aufgegriffen und gemeinsam reflektiert           einbeziehen.
werden.
                                                        Besonders Familien, die sich in ökonomischen
                                                        Risikolagen, familiärer Bildungsbenachteiligung
                                                        oder stark belasteten Sozial- und Wohnverhält­
                                                        nissen befinden, haben während der Corona-­
                                                        Pandemie erhöhten Unterstützungsbedarf. Denn
    Praxis:                                             Corona trägt dazu bei, diese Probleme weiter zu
    Auch Kinder haben in Zeiten von Corona              verschärfen. Soziale Kontakte sind eingeschränkt
    Sorgen. In der coronabedingten Schließzeit          und durch Jobverlust oder Kurzarbeit können
    hatte Janine Siedenburg, Fachkraft im Bundes-       existenzielle Sorgen entstehen. Kitas sollten den
    programm „Sprach-Kitas“ im FRÖBEL Kinder-           Kontakt zu den Familien deshalb unbedingt
    garten Huchting in der Stadt Bremen, eine           aufrechterhalten – auch wenn die Kinder die
    besonders kreative Idee: Sie nähte den Kindern,     Einrichtung nicht besuchen. Den pädagogischen
    die nicht in die Kita kamen, einen Sorgenfresser.   Fachkräften kommt in der Corona-Pandemie
    Ein Sorgenfresser ist ein kleines Monster mit       damit eine besonders wichtige Rolle zu. Sie sind
    einem Reißverschluss als Mund. Diesen können        nah an den Familien und erfahren schnell, wenn
    die Kinder öffnen und kleine Zettel und Bilder      es zu Problemen kommt.
    mit ihren Sorgen hineinstecken, damit er die
    Sorgen „auffressen“ kann.
    www.fruehe-chancen.de/corona                               Tipp

                                                        Expertin Anne Kuhnert erklärt im Interview auf dem
                                                        Portal Frühe Chancen, warum es wichtig ist, mit
                                                        Eltern und Kindern in Kontakt zu bleiben.
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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

       Tipp                                             Wir bleiben in Kontakt! –
                                                        Schließzeiten überbrücken
Prof. Dr. Maywald erläutert im Interview, warum
Kinderschutz aktuell wichtiger ist denn je und welche   Für die Kinder bricht durch eine coronabedingte
wichtige Rolle pädagogische Fachkräfte und Kinder-      Kita-Schließzeit ein wichtiger Teil ihres Alltags
tagespflegepersonen einnehmen.                          und ihres sozialen Netzwerkes weg. Ihnen fehlen
www.fruehe-chancen.de/corona                            zum Beispiel die Freundinnen und Freunde, die
                                                        Lieblingserzieherin oder der Lieblingserzieher
                                                        sowie gewohnte Rituale wie der Morgenkreis.
       Tipp                                             Deshalb ist es in dieser Zeit wichtig, dass Kinder
                                                        und Familien mit der Kita in Kontakt bleiben und
Das Portal Frühe Chancen informiert pädagogische        auch von anderen Kindern aus ihrer Kita hören.
Fachkräfte über Informations- und Beratungsange-        So können die pädagogischen Fachkräfte erfahren,
bote zum Thema Kinderschutz.                            ob es einem Kind gut geht oder ob die Familie
www.fruehe-chancen.de/corona                            Unterstützung braucht. Außerdem gelingt die
                                                        (Wieder-)Eingewöhnung besser, wenn Kinder
                                                        einen engen Draht zu den Fachkräften halten
                                                        können.

                                                        Auch wenn im Regelbetrieb unter Pandemiebe-
  Praxis:                                               dingungen viele Kinder eine Kita besuchen – es
  Der Kita-Einstieg-Standort Neumünster in              kann nicht ausgeschlossen werden, dass es wieder
  Schleswig-Holstein verteilt „do-it-yourself-          zu ungeplanten Schließzeiten kommt, etwa im
  Pakete“ an Familien, um sie auch in Zeiten von        Falle eines regionalen Infektionsausbruchs. Einige
  Corona bedarfsgerecht zu unterstützen und             Kinder sind außerdem noch nicht in die Kita
  weiterhin in Kontakt zu bleiben. Die Pakete           zurückgekehrt, da sie selbst oder ihre nahen
  enthalten zum Beispiel Lern- und Beschäfti-           Familienangehörigen einer Risikogruppe angehö-
  gungsmaterial wie Bücher oder Spielzeug für           ren. Und es gibt auch unabhängig von der Corona-
  Kinder im Alter von null bis sechs Jahren, aber       Pandemie vielfältige Gründe, miteinander in
  auch Kochrezepte und Lebensmittelgutscheine           Kontakt zu bleiben. Etwa wenn Kinder länger
  oder Hygieneartikel. Zusätzlich erhalten Eltern       krank sind oder aus anderen Gründen zeitweise
  Informationen zu Beratungsmöglichkeiten. Die          die Kita nicht besuchen können.
  Pakete sollen Beschäftigungsmöglichkeiten
  aufzeigen und den Kontakt zwischen Familien           Wie kann das gelingen? Bundesweit haben viele
  und Fachkräften stärken – auch über die durch         Kitas innovative Wege gefunden.
  Corona bedingten Einschränkungen hinaus.
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       Tipp

Fachberaterin Johanna Nolte vom Verband evangeli-
scher Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Hol-
stein e. V. (VEK) gibt im Interview konkrete Tipps
und Anregungen, wie Kinderschutz im Kita-Betrieb
unter Pandemiebedingungen gelingen kann.
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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

Praxis:                                            Praxis:
Die Kita Mandala in Magdeburg in Sachsen-­         Um mit den Kindern auch während der Kita-
Anhalt dreht kurze Videos für die Familien ihrer   Schließzeit in Kontakt zu bleiben, entschied
Kita, die auf einer Video-Plattform verfügbar      sich das Team der Kita Zauberwind in Hüffels-
sind. Die Inhalte der Videos sind vielfältig und   heim in Rheinland-Pfalz für etwas ganz Neues:
richten sich an unterschiedliche Altersgruppen:    einen digitalen Morgenkreis. Dieser findet
Fingerspiele, Rezeptideen, Experimente, Tänze,     täglich statt, immer zur gleichen Uhrzeit, in
Angebote mit Tieren oder mehrsprachige             vier verschiedenen Gruppen. Jedes Kind wird
Videos gehören dazu. Eine Idee kam besonders       einzeln begrüßt. Anschließend wird gemein-
gut an – Geocaching mit der gesamten Familie.      sam eine Geschichte gehört. Die Kinder freuen
Dazu begaben sich die Fachkräfte an verschie-      sich über das täglich wechselnde, individuelle
dene Orte und planten Touren, die sie abfilm-      Morgenkreisprogramm. Häufig singen die
ten. Dann riefen sie zur Schatzsuche auf: Die      Kinder zusammen, machen Fingerspiele oder
Kinder konnten versteckte Dinge und Hinweise       Angebote: die Bandbreite reicht von kleinen
suchen, beispielsweise Ostereier, und dabei mit    Experimenten, über Kreisspiele bis hin zum
ihrer Familie die Natur erkunden.                  Basteln.
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Praxis:                                            Praxis:
In Albertshausen in Bayern ist ein Kita-Zaun       Da die Schnuppertage für neue Kinder corona-
im Corona-Lockdown zur Kunstgalerie gewor-         bedingt ausfallen mussten, haben die Fach-
den. Mit einer Holzscheibe, Nägeln und einem       kräfte des Kinderhaus Schatzkiste in Nürnberg
Wollfaden hat die Kita-Leiterin ein Kunstwerk      in Bayern ein Kitabilderbuch entwickelt. Das
gebastelt und für alle sichtbar am Kita-Zaun       Kitabilderbuch ermöglicht den Kindern, die Kita
ausgestellt. Die Kinder, Familien, Dorfbewohner    schon einmal kennenzulernen und zu ent-
und Zaungäste wurden dann eingeladen, dem          decken, wo sie spielen und lernen werden. Am
Beispiel zu folgen. Mittlerweile gibt es an dem    ersten Tag in der Kita ist dann nicht alles neu
Zaun viel zu entdecken: Ob Dinosaurier oder        und unbekannt. Auch außerhalb von Pandemie-
ein Schutzengel, die Motive sind so vielfältig     zeiten kann das Kitabilderbuch den Kindern die
wie die Personen, die sie am Zaun ausstellen.      Eingewöhnung so erleichtern.
Durch die Zaungalerie ist ein großes Gemein-       www.fruehe-chancen.de/corona
schaftsgefühl entstanden.
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Kitas in Zeiten der Corona-Pandemie

       Tipp                                                    Tipp

Digitale Medien gewinnen in der Kindertagesbetreu-      Die zunehmende Digitalisierung wirft – nicht nur in
ung immer mehr an Bedeutung – nicht zuletzt durch       Zeiten von Corona – verstärkt Fragen zum Daten-
die Corona-Pandemie. Richtig eingesetzt können          schutz auf. Die FAQs zum Datenschutz in der
Tablets oder Smartphones sowohl für Kinder und          Kindertagesbetreuung beantworten die häufigsten
Eltern als auch für pädagogische Fachkräfte viele       Fragen wie zum Beispiel: Unter welchen Umständen
Vorteile bringen. Der Themenbereich „Digitalisie-       dürfen Fotos von Kindern und den Fachkräften in
rung“ auf dem Portal Frühe Chancen bietet Informa-      der Kita angefertigt und genutzt werden? Welche
tionen, spannende Links und Downloads und               Endgeräte dürfen Fachkräfte nutzen, um Bilder der
Interviews mit Expertinnen und Experten.                Kinder in der Kita aufzunehmen? Was ist bei der
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                                                        ten oder bei der Arbeit von zu Hause?
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       Tipp

Der Bund unterstützt den weiteren Ausbau von
Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege
mit dem 5. Investitionsprogramm „Kinderbetreu-
ungsfinanzierung“ 2020 – 2021. Dieses wurde durch
das Konjunkturprogramm ermöglicht, die bundesge-
setzlichen Regelungen sind am 17. Juli 2020 in Kraft
getreten. Mit einem Volumen von einer Milliarde
Euro können in den Jahren 2020 und 2021 hierdurch
90.000 zusätzliche Betreuungsplätze in Kitas und der
Kindertagespflege geschaffen werden. Auch Umbau-
maßnahmen und Investitionen in Hygiene- und
Raumkonzepte, die aufgrund der Corona-Pandemie
erforderlich sind, können dadurch gefördert werden.
Kitas können zum Beispiel bestehende Räumlichkei-
ten erweitern, Sanitärräume sanieren oder in die
digitale Ausstattung investieren. Anträge für Ausbau-
und Ausstattungsinvestitionen können entsprechend
der landesspezifischen Regelungen zur Umsetzung
des 5. Investitionsprogramms „Kinderbetreuungs-
finanzierung“ 2020 – 2021 über die zuständigen
Landesbehörden erfolgen.

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