Klassisch dänisch. Norddeutsche Baukultur seit 1790 - Historische ...
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Klassisch dänisch. Norddeutsche Baukultur seit 1790 Eine Ausstellung in Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres „Sharing Hertitage 2018“ von 28. Mai 2018 bis 24. Februar 2019 Die neue Sonderausstellung im Jenisch Haus widmet sich unter dem Titel "Klassisch dänisch" dem baulichen Kulturerbe des dänischen Klassizismus in Altona, Holstein und Schleswig. Der dänische Gesamtstaat - zu dem einst neben Dänemark auch Norwegen und die Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten - war ein frühes Zentrum des Klassizismus und seine Architektur bildet ein bemerkenswertes Zeugnis der engen dänisch-deutschen Verbindungen in der Zeit um 1800. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen vier Architekten, die alle an der Kopenhagener Akademie ausgebildet wurden. Alle vier waren Schüler des dänischen Architekten Caspar Frederik Harsdor und alle vier waren in Schleswig, Holstein und Hamburg tätig. Neben den Dänen Christian Frederik Hansen, Axel Bundsen und Joseph Christian Lillie handelt es sich um den in Hamburg geborenen Johann August Arens. Anhand von Abbildungen und Zeichnungen repräsentativer Beispielbauten werden die Tätigkeit der vier Architekten und der kulturelle Kontext, in dem ihre Werke entstanden, dargestellt. Deutlich herausgestellt wird dabei die europäische Dimension des Themas. Die Architekturstudenten der Kopenhagener Akademie begeisterten sich für die französische Baukunst und bevorzugten England, Frankreich, Italien und die Schweiz als Ziele ihrer vielfältigen Reisen. Vor diesem Hintergrund lässt sich am Beispiel des dänischen Klassizismus eindrucksvoll aufzeigen, dass Europa um 1800 ein Ort regen kulturellen Austausches war.
Die Ausstellung nimmt aber auch die Gegenwart in den Blick und setzt sich mit der Frage auseinander, wie der aktuelle kulturelle Austausch zwischen Dänemark und Deutschland aussieht? Vorgestellt werden dazu zeitgenössische Bauten dänischer Architekten in Hamburg. Darüber hinaus werden in diesem Zusammenhang Schlaglichter auf die Einrichtung von zeitgenössischen Wohnhäusern geworfen und die Begeisterung für dänisches Design seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts thematisiert. Die Ausstellung „Klassisch dänisch“ ist eine Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer zum Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage 2018“. Sie greift das Schwerpunktthema „Europa - Grenz- und Begegnungsräume“ auf und zeigt das Gemeinschaftliche und Verbindende eines weiten Grenzraums, der um 1800 eine wichtige kulturvermittelnde Rolle in Europa spielte. Historische Museen Hamburg Jenisch Haus Baron-Voght-Str. 50 22609 Hamburg Tel. 040 82 87 90 info@altonaermuseum.de /www.jenisch-haus.de Öffnungszeiten Montag 11 - 18 Uhr dienstags geschlossen Mittwoch bis Sonntag 11 - 18 Uhr Eintrittspreise 6,50 € für Einzelbesucher 4 € ermäßigt Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren Pressekontakt Historische Museen Hamburg Matthias Seeberg Tel.: 040 428 131 171 matthias.seeberg@shmh.org Mit freundlicher Unterstützung von Eine Ausstellung im Rahmen von
Begleitprogramm zur Ausstellung Familienführungen durchs Jenisch Haus jeden Sonntag, 14 Uhr, Dauer: 60 Minuten Museumseintritt plus 1,50 €, Teilnahme für Kinder frei Sonntagsführungen durch die Ausstellung "Klassisch dänisch" ab 3. Juni 2018, jeden Sonntag, 15 Uhr Dauer: 60 Minuten Museumseintritt plus 1,50 € (In den Sommerferien finden vom 5. Juli. bis 15. August 2018 keine Sonntagsführungen statt.) Führung im „Landhaus J.H. Baur“ mit Dr. Kerstin Petermann, Kuratorin der Ausstellung "Klassisch dänisch" Donnerstag, 5. Juli 2018, 16 Uhr Anmeldung erforderlich über das Jenisch Haus: Tel. 040 828790 Vortrag von Prof. Dr. phil. habil. Klaus Jan Philipp, Institut für Architekturgeschichte Die Kopenhagener Kunstakademie Universität Stuttgart Sonntag, 9. September 2018, 16 Uhr Museumseintritt plus 1,50 € Vortrag von Dipl.-Ing. Olaf Bartels, DASL , Architekturkritiker und –historiker Ein internationaler Stil. Werner Jaksteins (Wieder)-Entdeckung des Dänischen Klassizismus für eine neue Architektur in Altona um 1910 Sonntag, 28. Oktober 2018, 16 Uhr Museumseintritt plus 1,50 € Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung werden fortlaufend über die Website www.shmh.de angekündigt.
Pressebilder zur Ausstellung (Auswahl) Diese und weitere Pressebilder zur Ausstellung stehen zum Download zur Verfügung unter: http://www.historische-museen-hamburg.de/de/presse Benutzername: Presse Passwort: SHMH oben: Carl Friedrich Stange, Landhaus Willem Brandt in Othmarschen von Axel Bundsen, Aquarell um 1825, Foto SHMH, Museum für Hamburgische Geschichte Christian Frederik Hansen, Altonaer Waisenhaus von 1794, SHMH, Altonaer Museum Mitte: Jes Bundsen, Ansicht eines Zentralbaus, vor 1832, Ausschnitt, © Hamburger Kunsthalle bpk, Foto Christoph Irrgang Johann August Arens, Landhaus Martin Jacob von Faber an der Alster, vor 1799, lavierte Federzeichnung – Kopie von O.C. Gaedechens, Staatsarchiv Hamburg unten: Christian Frederik Hansen, Salon im Landhaus Gebauer in Othmarschen, Foto Oliver Heissner, 2002 Verner Panton, Spiegelkantine, 1969, Foto Oliver Heissner, 2001 Christian Frederik Hansen, Rotunde im Landhaus Johann Heinrich Baur in Nienstedten, 1804-1806, Foto Cynthia Kehoe, 2003
Klassisch dänisch Norddeutsche Baukultur seit 1790 Das bauliche Kulturerbe des dänischen Klassizismus ist ein bemerkenswertes Zeugnis der dänisch-deutschen Verbindungen in der Zeit um 1800. Die Architekten Johann August Arens, Axel Bundsen, Christian Frederik Hansen und Joseph Christian Lillie waren in Altona, Hamburg und den Herzogtümern Schleswig und Holstein tätig. Alle waren Absolventen der Königlich Dänischen Akademie in Kopenhagen. Öffentliche Bauten, private Stadt- und Landhäuser, Seebadeanstalten, Friedhofskapellen und Kirchen zählten zum vielfältigen Repertoire der Architekten. Bis heute besteht der rege kulturelle Austausch zwischen Dänemark und Deutschland. Die Ausstellung endet im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart. Vorgestellt werden beispielhafte Bauten in Hamburg und klassisch dänisches Design von Arne Jacobsen, Verner Panton und Hans Wegner. Die Ausstellung ist eine Initiative des Altonaer Museums in Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer zum Europäischen Kulturerbe-Jahr „Sharing Heritage 2018“. Sie zeigt das Gemeinschaftliche eines weiten Grenzraums, der kulturell und politisch eng verbunden war. Biographien der Architekten Johann August Arens (1757-1806) Der gebürtige Hamburger Arens begann 1778 ein Studium an der Kopenhagener Akademie. Er reiste nach Frankreich, England und Italien. In Rom lernte der junge Architekt Goethe kennen. Über dessen Vermittlung erhielt er den Auftrag zum Bau des Römischen Hauses in Weimar. 1790 ließ sich Arens in Hamburg nieder. Er arbeitete für die Patriotische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, deren Zeichenschule er leitete. In Hamburg baute der angesehene Architekt Stadt- und Landhäuser für die Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft und führte öffentliche Aufträge aus. 1793 heiratete Arens die Hamburger Pastorentochter Cecilia Elisabeth Liebrecht. 1806 starb er während eines Kuraufenthaltes in Pisa. Axel Bundsen (1768-1832) Bundsen wurde in Assens auf der Insel Fünen geboren. Nach einem vierjährigen Studium an der Kopenhagener Akademie zog er 1789 zu seinem Bruder Jes auf das Gut Knoop des Grafen Baudissin. Baudissin beauftragte ihn mit dem Neubau seines Herrenhauses. Mit einem Stipendium des Grafen reisten die Brüder nach Frankreich und in die Schweiz. 1800 ließ sich Bundsen in Hamburg nieder, sechs Jahre später in Fleckeby bei Schleswig. Als Privatarchitekt arbeitete er für Gutsbesitzer im Herzogtum Schleswig und Kaufleute in Flensburg. 1822 ist er mit seiner Frau Sophie Catharina Voß wieder in Hamburg nachweisbar. Bundsen erhielt Aufträge für die Seebadeanstalt
Cuxhaven und die Kirche in Ritzebüttel. Vergeblich bewarb er sich um den Neubau der Hamburger Börse. 1832 starb der Architekt in ärmlichen Verhältnissen in Hamburg. Christian Frederik Hansen (1756-1845) Der Däne Christian Frederik Hansen besuchte schon als 10jähriger die Kopenhagener Akademie. Ab 1770 studierte er in der Architekturklasse. Mit einem persönlichen Stipendium der dänischen Königsfamilie reiste er nach Italien. Seine Karriere begann mit der Ernennung zum Landbaumeister von Holstein und dem Umzug nach Altona 1785. Er baute zahlreiche Stadt- und Landhäuser für private Auftraggeber. 1804 kehrte Hansen nach Kopenhagen zurück. Brände und die britische Flotte hatten zahlreiche Gebäude zerstört. Hansen erhielt den Auftrag zum Wiederaufbau. Er wurde Professor der Akademie und 1811 deren Direktor. Hansen übernahm das Amt des königlichen Oberbaudirektors und plante alle öffentlichen Gebäude in Dänemark. Zeit seines Lebens blieb er Landbaumeister in Holstein. Erst kurz vor seinem Tod 1845 legte er seine Ämter nieder. Joseph Christian Lillie (1760-1827) Lillie wurde in Kopenhagen geboren. Nach seinem Studium von 1774 bis 1779 an der Kopenhagener Akademie übernahm er die Tischlereiwerkstatt seines Vaters und lehrte an der Bauschule der Akademie. 1790 ernannte ihn der dänische König zum Hofdekorateur. Das Amt wurde eigens für Lillie geschaffen. Er arbeitete als Innenarchitekt für die dänischen Königsschlösser. Nach dem Konkurs seiner Möbelfirma floh er aus Kopenhagen und ließ sich 1802 in der freien Reichsstadt Lübeck nieder, um den Forderungen seiner Gläubiger zu entgehen. In Lübeck erhielt er als Privatarchitekt Aufträge für Stadt und Herrenhäuser. Bis zu seinen Tod 1827 arbeitete er ausschließlich außerhalb des dänischen Staatsgebietes. Lillie war mit Christian Frederik Hansen befreundet. Der dänische Gesamtstaat um 1800 Um 1800 bestand der dänische Gesamtstaat aus den Königreichen Dänemark und Norwegen, Grönland, Island und den Faröer-Inseln, den Herzogtümern Schleswig und Holstein sowie den dänischen Kolonien. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein waren bis 1864 Teil des dänischen Gesamtstaats. Der dänische König war zugleich Herzog von Schleswig und Holstein. Altona im Herzogtum Holstein stand unter der Verwaltung Dänemarks. Hamburg und Lübeck waren eigenständige freie Reichsstädte, die direkt dem deutschen Kaiser unterstanden. Das Gebiet um Lauenburg und Ratzeburg bildete ein eigenes Herzogtum. Als Herzogtum Sachen-Lauenburg war es in Personalunion mit dem Kurfürstentum Hannover verbunden. Erst 1814 wurde es Teil des Gesamtstaats Dänemark.
IN EUROPA Königlich Dänische Akademie in Kopenhagen Frederik V. gründete 1756 die Königlich Dänische Akademie für Maler, Bildhauer und Architekten in Kopenhagen. Ziel war die Ausbildung von eigenen Künstlern im Land und die Förderung des guten Geschmacks. Für junge Architekturstudenten aus allen Gegenden des dänischen Gesamtstaats war die Kopenhagener Akademie die erste Wahl. Christian Frederik Hansen, Joseph Christian Lillie, Johann August Arens und Axel Bundsen besuchten die Architekturklasse des Lehrers Caspar Frederik Harsdorff. Schlichte Fassaden mit wenigen Schmuckelementen und geometrische Formen kennzeichnen die Bauten des dänischen Klassizismus. Zur Ausbildung der Architekten gehörte eine längere Studienreise. Zum Abschluss des Studiums finanzierte die Akademie den Gewinnern einer Goldmedaille ein Stipendium für einen sechsjährigen Aufenthalt in Frankreich und Italien. Antike Bauten, radikale Entwürfe der Revolutionsarchitektur in Frankreich und italienische Renaissance-Villen des Architekten Palladio lernten die Architekten auf ihren Reisen kennen. Hansen reiste nach Italien, Arens besuchte England, Frankreich und Italien, Bundsen bereiste Frankreich und die Schweiz. Nur Lillie blieb in Kopenhagen. IN DER STADT Öffentliche Bauten Als Landbaumeister von Holstein plante Christian Frederik Hansen die öffentlichen Bauten im Herzogtum. Hansen und seine Mitarbeiter entwarfen Rathäuser und Gerichtshäuser, Gefängnisse und Mühlen. Sein erstes Gebäude baute Hansen 1794 in Altona. Das Waisen- und Schulhaus an der Königstraße wurde aus öffentlichen und privaten Mitteln finanziert. Der Altonaer Reformer und Pastor Nikolaus Funk engagierte sich, um die Not der Armen zu verringern. In Hamburg beauftragte die Patriotische Gesellschaft Johann August Arens mit dem Bau eines Schul- und Arbeitshauses der Allgemeinen Armenanstalt zur Reform des Armenwesens. Kinder erhielten Unterricht, Arme arbeiteten in der Flachsgarnspinnerei. Schlichtheit, passend zur Funktion des Gebäudes, war gefordert. Aufgeklärte Bürger setzten sich für Reformen zum Wohl der Allgemeinheit ein. Das Schul- und Arbeitshaus von 1800 war sichtbares Zeichen ihres sozialen Engagements. Die Patriotische Gesellschaft initiierte weitere öffentliche Bauten und förderte den Architekten Arens.
AM MEER Seebadeanstalten in Cuxhaven, Kiel und Travemünde Gemäß den medizinischen Ideen der Aufklärung boten die ersten Seebäder an der Nord- und Ostsee ihren Gästen Kaltbaden im Meer und warme Bäder an. Die Reisenden suchten Vergnügen und Erholung. Befürworter des Badens im Meer zogen Verbindungen zur Badekultur der Antike. Die klassizistischen Bauformen der Seebadeanstalten entsprachen dem Zeitgeschmack und passten zur Funktion der Gebäude. Unter einem Dach befanden sich Gesellschaftssalons, Festsäle und Baderäume unter ärztlicher Aufsicht. In Travemünde veranlassten Lübecker Bürger 1800 den Bau eines Seebades. Joseph Christian Lillie baute zwanzig Jahre später ein neues Kurhaus. Kronprinz Frederik genehmigte 1803 die Einrichtung einer Seebadeanstalt in Kiel. In Cuxhaven gründete sich 1816 eine Aktiengesellschaft für ein Seebad an der Elbmündung. Das Amt Ritzebüttel-Cuxhaven gehörte zu Hamburg. Axel Bundsen entwarf die Kur- und Badehäuser in beiden Seebädern. AN DER ELBCHAUSSEE Das Landhaus Brandt in Othmarschen Entlang der heutigen Elbchaussee von Altona bis Blankenese ließen sich Altonaer und Hamburger Kaufleute repräsentative Sommerhäuser bauen. Wie eine antike villa suburbana lagen die weißen Häuser in großen Landschaftsgärten vor der Stadt. 1817 kaufte der Reeder und Kaufmann Wilhelm Brandt ein Grundstück in Othmarschen und beauftragte Axel Bundsen mit dem Bau eines Landhauses direkt an der Chaussee. Brandt besaß die größte Reederei in St. Petersburg und Archangelsk. Wegen der zweigeschossigen halbrunden Säulenhalle wird das Haus auch Säulenhaus genannt. Sein ungewöhnliches Aussehen war der Wunsch des Bauherrn. Er besaß ein Gemälde von einem Haus auf der Krim mit einer ähnlichen Säulenhalle. Das Motiv findet sich bereits in der Antike. Das Haus inspirierte viele Künstler. Wim Wenders wählte es als Drehort für seinen Film „Der amerikanische Freund“.
AUF DEM LAND Landhäuser und Herrenhäuser Christian Frederik Hansen baute Landhäuser für Altonaer Familien und Hamburger Kaufleute aus Frankreich und England. Seine Auftraggeber waren die hugenottische Familie Godeffroy und die englischen Kaufleute John Blacker und John Thornton. Johann August Arens dagegen erhielt seine Aufträge von Hamburger Kaufleuten aus dem Kreis der Patriotischen Gesellschaft. Arens baute praktische Gebäude nach den Wünschen seiner Bauherren: vernünftig und gesellig. Hansens Häuser waren den traditionellen Hamburgern zu auffällig und ungewöhnlich. Fünf von neun Landhäusern von Hansen an der Elbe sind noch erhalten. Arens Landhäuser im Osten von Hamburg und an der Alster sind alle verloren. Nur das Haus von Caspar Voght in Klein Flottbek ist geblieben. Hansen, Bundsen und Lillie planten außerdem Herrenhäuser adliger Güter. Axel Bundsen war eng mit Gut Knoop bei Kiel des Grafen Baudissin verbunden. Lillie gestaltete für die Familie von Bülow das Herrenhaus Gudow im Herzogtum Lauenburg. Die Formen der Herrenhäuser entsprachen ihrer Funktion als repräsentatives Zentrum großer landwirtschaftlicher Güter. IN DER STADT Stadthäuser in Altona, Hamburg und Lübeck Um 1800 erlebten die Städte Altona, Hamburg und Lübeck einen wirtschaftlichen Aufschwung. Kaufleute und Bankiers beauftragten neue Wohnhäuser. Zwischen 1797 und 1804 plante Christian Frederik Hansen acht Stadthäuser an der Palmaille in Altona. Für den Bankier Georg Friedrich Baur entwarf der Architekt ein großes Stadthaus mit Garten. Die privaten Aufträge führte Hansen neben seiner Tätigkeit als Landbaumeister von Holstein aus. Johann August Arens baute Stadthäuser ausschließlich in Hamburg. Kein einziges ist erhalten. Hansen und Arens galten den Zeitgenossen als Wiederhersteller des guten Geschmacks in der Baukunst. Ihre Stadthäuser waren im Inneren zweckmäßig und bequem gestaltet. Joseph Christian Lillie war in Lübeck vor allem mit dem Umbau alter Giebelhäuser aus dem Mittelalter beschäftigt. Er entwarf klassizistische Fassaden für Häuser auf schmalen Grundstücken in der Lübecker Altstadt.
VOR DEN TOREN DER STADT Friedhofskapellen In Hamburg wurden Ende des 18. Jahrhunderts die Friedhöfe der Kirchen vor das Dammtor verlegt. Johann August Arens erhielt den Auftrag für eine neue Friedhofskapelle der Gemeinde St. Petri und St. Johannis. Axel Bundsen baute die Kapelle für den neuen Friedhof von St. Katharinen. Für diesen neuen Bautypus gab es keine Vorbilder in der Stadt. Anregungen fanden die Architekten in der französischen Revolutionsarchitektur. Im dänischen Gesamtstaat reformierte der Kronprinz 1807 das Bestattungswesen. Er bestimmte, dass alle Friedhöfe aus hygienischen Gründen vor die Tore der Städte verlegt werden mussten. In Flensburg erhielt der neue Friedhof auf dem heutigen Museumsberg eine Friedhofskapelle von Axel Bundsen. Als Torkapelle war das Gebäude zugleich der Eingang zum Friedhof. IM NORDEN Kirchen Christian Frederik Hansen plante Kirchen in verschiedenen Regionen des dänischen Gesamtstaats. Vom ersten Entwurf bis zum Bau vergingen oft viele Jahre. Die finanziellen Mittel der Gemeinden waren begrenzt. Mit der Kirche in Quickborn realisierte Hansen 1807-1809 seinen ersten Kirchenbau. Schlichte Fassaden ohne Ornamente mit rahmenlosen Fenstern kennzeichnete auch die 20 Jahre später gebaute Marienkirche in Husum. Die Kirche in Wandsbek von Johann August Arens zählte zu den frühesten klassizistischen Sakralbauten in Schleswig-Holstein. Sie wurde in den Jahren 1795-1800 errichtet. 1898 brannte das Bauwerk ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Den Auftrag für die Kirche in Ritzebüttel erhielt Axel Bundsen von Amandus Augustus Abendroth, dem Amtmann von Ritzebüttel-Cuxhaven. Abendroth wünschte eine Kirche nach dem Vorbild der Wandsbeker Kirche. Das Äußere wurde ohne Tempelfassade in schlichteren Formen umgesetzt.
KLASSISCH DÄNISCH IN HAMBURG Wiederentdeckung Vor dem Ersten Weltkrieg war der Architekt Christian Frederik Hansen in Vergessenheit geraten. Erst um 1914 wurde der dänische Klassizismus in Altona wiederentdeckt. Werner Jakstein, der Leiter des Baupflegeamtes von Altona, studierte die klassizistischen Gebäude an der Elbe und der Palmaille. Er dokumentierte die Bauwerke in Zeichnungen und Fotografien. Mittlerweile werden die Land- und Stadthäuser von Hansen als herausragender Teil der Bautradition Altonas allgemein anerkannt. Die Verbindung zur dänischen Architektur bei den klassizistischen Kirchen, Rathäusern, Friedhofskapellen und Herrenhäusern in Schleswig-Holstein ist dagegen vielfach vergessen und wiederzuentdecken. In den alten Grenzen Hamburgs hat der Große Brand 1842 alle um 1800 entstandenen Bauwerke zerstört. Schon vorher orientierten sich Architekten wie Franz Gustav Forsmann (1795-1878) und Alexis de Chateauneuf (1799- 1853) an anderen Vorbildern. Sie hatten nicht mehr in Kopenhagen studiert. Die Akademien in München, Karlsruhe und Berlin bestimmten die nachfolgende Bautradition. KLASSISCH DÄNISCH IN HAMBURG Architektur und Design nach 1945 Architektur und Design aus Dänemark begeisterten auch in den 1950er und 1960er Jahren deutsche Architekten und Bauherren. Ihre schlichte Funktionalität wurde als Weiterführung der reduzierten klassizistischen Formensprache gedeutet. Arne Jacobsen errichtete 1969 mit dem HEW Verwaltungsgebäude in der City Nord und 1971 mit dem Schulbau des Christianeums in Altona zwei beispielhafte Bauten der dänischen Moderne. Hans Wegner, Arne Jacobsen und Verner Panton entwarfen Design-Klassiker. Klassisch dänisch sind die schlichten funktionalen Möbel aus natürlichen Materialien. Aktuelle Bauten von international tätigen Architekturbüros aus Dänemark sind durch das Spiegelhaus in der HafenCity und das neue Berufsschulzentrum in Borgfelde vertreten. Ihre Architekten Henning Larsen und Carsten Lorenzen waren Absolventen der Kopenhagener Akademie. Die aktuelle dänische Architektur steht heute noch vielfach in der klassizistischen Bautradition der Akademie um 1800. Funktionale Gebäude in klassisch-geometrischen Formen verbinden das aktuelle Baugeschehen mit der dänischen Moderne von Arne Jacobsen und den Ideen des Klassizismus von Caspar Frederik Harsdorff und Christian Frederik Hansen.
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