Klassisch dänisch. Norddeutsche Baukultur seit 1790 - Historische ...

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Klassisch dänisch. Norddeutsche Baukultur seit 1790 - Historische ...
Klassisch dänisch.
Norddeutsche Baukultur seit 1790

Eine Ausstellung in Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer im
Rahmen des Europäischen Kulturerbejahres „Sharing Hertitage 2018“

von 28. Mai 2018 bis 24. Februar 2019

Die neue Sonderausstellung im Jenisch Haus widmet sich unter dem Titel "Klassisch
dänisch" dem baulichen Kulturerbe des dänischen Klassizismus in Altona, Holstein und
Schleswig. Der dänische Gesamtstaat - zu dem einst neben Dänemark auch Norwegen
und die Herzogtümer Schleswig und Holstein gehörten - war ein frühes Zentrum des
Klassizismus und seine Architektur bildet ein bemerkenswertes Zeugnis der engen
dänisch-deutschen Verbindungen in der Zeit um 1800.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen vier Architekten, die alle an der Kopenhagener
Akademie ausgebildet wurden. Alle vier waren Schüler des dänischen Architekten
Caspar Frederik Harsdor und alle vier waren in Schleswig, Holstein und Hamburg tätig.
Neben den Dänen Christian Frederik Hansen, Axel Bundsen und Joseph Christian Lillie
handelt es sich um den in Hamburg geborenen Johann August Arens.

Anhand von Abbildungen und Zeichnungen repräsentativer Beispielbauten werden die
Tätigkeit der vier Architekten und der kulturelle Kontext, in dem ihre Werke entstanden,
dargestellt. Deutlich herausgestellt wird dabei die europäische Dimension des Themas.
Die Architekturstudenten der Kopenhagener Akademie begeisterten sich für die
französische Baukunst und bevorzugten England, Frankreich, Italien und die Schweiz als
Ziele ihrer vielfältigen Reisen. Vor diesem Hintergrund lässt sich am Beispiel des
dänischen Klassizismus eindrucksvoll aufzeigen, dass Europa um 1800 ein Ort regen
kulturellen Austausches war.
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Die Ausstellung nimmt aber auch die Gegenwart in den Blick und setzt sich mit der
Frage auseinander, wie der aktuelle kulturelle Austausch zwischen Dänemark und
Deutschland aussieht? Vorgestellt werden dazu zeitgenössische Bauten dänischer
Architekten in Hamburg. Darüber hinaus werden in diesem Zusammenhang
Schlaglichter auf die Einrichtung von zeitgenössischen Wohnhäusern geworfen und die
Begeisterung für dänisches Design seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
thematisiert.

Die Ausstellung „Klassisch dänisch“ ist eine Kooperation mit der Hamburgischen
Architektenkammer zum Europäischen Kulturerbejahr „Sharing Heritage 2018“. Sie
greift das Schwerpunktthema „Europa - Grenz- und Begegnungsräume“ auf und zeigt das
Gemeinschaftliche und Verbindende eines weiten Grenzraums, der um 1800 eine
wichtige kulturvermittelnde Rolle in Europa spielte.

Historische Museen Hamburg
Jenisch Haus
Baron-Voght-Str. 50
22609 Hamburg
Tel. 040 82 87 90
info@altonaermuseum.de /www.jenisch-haus.de

Öffnungszeiten
Montag 11 - 18 Uhr
dienstags geschlossen
Mittwoch bis Sonntag 11 - 18 Uhr

Eintrittspreise
6,50 € für Einzelbesucher
4 € ermäßigt
Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren

Pressekontakt Historische Museen Hamburg
Matthias Seeberg
Tel.: 040 428 131 171
matthias.seeberg@shmh.org

Mit freundlicher Unterstützung von                      Eine Ausstellung im Rahmen von
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Begleitprogramm zur Ausstellung

Familienführungen durchs Jenisch Haus
jeden Sonntag, 14 Uhr, Dauer: 60 Minuten
Museumseintritt plus 1,50 €, Teilnahme für Kinder frei

Sonntagsführungen durch die Ausstellung "Klassisch dänisch"
ab 3. Juni 2018, jeden Sonntag, 15 Uhr
Dauer: 60 Minuten
Museumseintritt plus 1,50 €
(In den Sommerferien finden vom 5. Juli. bis 15. August 2018 keine Sonntagsführungen
statt.)

Führung im „Landhaus J.H. Baur“
mit Dr. Kerstin Petermann, Kuratorin der Ausstellung "Klassisch dänisch"
Donnerstag, 5. Juli 2018, 16 Uhr
Anmeldung erforderlich über das Jenisch Haus: Tel. 040 828790

Vortrag von Prof. Dr. phil. habil. Klaus Jan Philipp, Institut für
Architekturgeschichte
Die Kopenhagener Kunstakademie
Universität Stuttgart
Sonntag, 9. September 2018, 16 Uhr
Museumseintritt plus 1,50 €

Vortrag von Dipl.-Ing. Olaf Bartels, DASL , Architekturkritiker und –historiker
Ein internationaler Stil. Werner Jaksteins (Wieder)-Entdeckung des Dänischen
Klassizismus für eine neue Architektur in Altona um 1910
Sonntag, 28. Oktober 2018, 16 Uhr
Museumseintritt plus 1,50 €

Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung werden fortlaufend über die
Website www.shmh.de angekündigt.
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Pressebilder zur Ausstellung (Auswahl)

Diese und weitere Pressebilder zur Ausstellung stehen zum Download zur Verfügung
unter: http://www.historische-museen-hamburg.de/de/presse
Benutzername: Presse
Passwort: SHMH

oben: Carl Friedrich Stange, Landhaus Willem Brandt in Othmarschen von Axel Bundsen, Aquarell um
1825, Foto SHMH, Museum für Hamburgische Geschichte
Christian Frederik Hansen, Altonaer Waisenhaus von 1794, SHMH, Altonaer Museum
Mitte: Jes Bundsen, Ansicht eines Zentralbaus, vor 1832, Ausschnitt, © Hamburger Kunsthalle bpk, Foto
Christoph Irrgang
Johann August Arens, Landhaus Martin Jacob von Faber an der Alster, vor 1799, lavierte Federzeichnung
– Kopie von O.C. Gaedechens, Staatsarchiv Hamburg
unten: Christian Frederik Hansen, Salon im Landhaus Gebauer in Othmarschen, Foto Oliver Heissner,
2002
Verner Panton, Spiegelkantine, 1969, Foto Oliver Heissner, 2001
Christian Frederik Hansen, Rotunde im Landhaus Johann Heinrich Baur in Nienstedten, 1804-1806, Foto
Cynthia Kehoe, 2003
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Klassisch dänisch
Norddeutsche Baukultur seit 1790

Das bauliche Kulturerbe des dänischen Klassizismus ist ein bemerkenswertes Zeugnis
der dänisch-deutschen Verbindungen in der Zeit um 1800. Die Architekten Johann
August Arens, Axel Bundsen, Christian Frederik Hansen und Joseph Christian Lillie
waren in Altona, Hamburg und den Herzogtümern Schleswig und Holstein tätig. Alle
waren Absolventen der Königlich Dänischen Akademie in Kopenhagen. Öffentliche
Bauten, private Stadt- und Landhäuser, Seebadeanstalten, Friedhofskapellen und
Kirchen zählten zum vielfältigen Repertoire der Architekten. Bis heute besteht der rege
kulturelle Austausch zwischen Dänemark und Deutschland. Die Ausstellung endet im 20.
Jahrhundert und in der Gegenwart. Vorgestellt werden beispielhafte Bauten in Hamburg
und klassisch dänisches Design von Arne Jacobsen, Verner Panton und Hans Wegner. Die
Ausstellung ist eine Initiative des Altonaer Museums in Kooperation mit der
Hamburgischen Architektenkammer zum Europäischen Kulturerbe-Jahr „Sharing
Heritage 2018“. Sie zeigt das Gemeinschaftliche eines weiten Grenzraums, der kulturell
und politisch eng verbunden war.

Biographien der Architekten

Johann August Arens (1757-1806)

Der gebürtige Hamburger Arens begann 1778 ein Studium an der Kopenhagener
Akademie. Er reiste nach Frankreich, England und Italien. In Rom lernte der junge
Architekt Goethe kennen. Über dessen Vermittlung erhielt er den Auftrag zum Bau des
Römischen Hauses in Weimar. 1790 ließ sich Arens in Hamburg nieder. Er arbeitete für
die Patriotische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, deren
Zeichenschule er leitete. In Hamburg baute der angesehene Architekt Stadt- und
Landhäuser für die Mitglieder der Patriotischen Gesellschaft und führte öffentliche
Aufträge aus. 1793 heiratete Arens die Hamburger Pastorentochter Cecilia Elisabeth
Liebrecht. 1806 starb er während eines Kuraufenthaltes in Pisa.

Axel Bundsen (1768-1832)

Bundsen wurde in Assens auf der Insel Fünen geboren. Nach einem vierjährigen
Studium an der Kopenhagener Akademie zog er 1789 zu seinem Bruder Jes auf das Gut
Knoop des Grafen Baudissin. Baudissin beauftragte ihn mit dem Neubau seines
Herrenhauses. Mit einem Stipendium des Grafen reisten die Brüder nach Frankreich und
in die Schweiz. 1800 ließ sich Bundsen in Hamburg nieder, sechs Jahre später in
Fleckeby bei Schleswig. Als Privatarchitekt arbeitete er für Gutsbesitzer im Herzogtum
Schleswig und Kaufleute in Flensburg. 1822 ist er mit seiner Frau Sophie Catharina Voß
wieder in Hamburg nachweisbar. Bundsen erhielt Aufträge für die Seebadeanstalt
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Cuxhaven und die Kirche in Ritzebüttel. Vergeblich bewarb er sich um den Neubau der
Hamburger Börse. 1832 starb der Architekt in ärmlichen Verhältnissen in Hamburg.

Christian Frederik Hansen (1756-1845)

Der Däne Christian Frederik Hansen besuchte schon als 10jähriger die Kopenhagener
Akademie. Ab 1770 studierte er in der Architekturklasse. Mit einem persönlichen
Stipendium der dänischen Königsfamilie reiste er nach Italien. Seine Karriere begann
mit der Ernennung zum Landbaumeister von Holstein und dem Umzug nach Altona
1785. Er baute zahlreiche Stadt- und Landhäuser für private Auftraggeber. 1804 kehrte
Hansen nach Kopenhagen zurück. Brände und die britische Flotte hatten zahlreiche
Gebäude zerstört. Hansen erhielt den Auftrag zum Wiederaufbau. Er wurde Professor
der Akademie und 1811 deren Direktor. Hansen übernahm das Amt des königlichen
Oberbaudirektors und plante alle öffentlichen Gebäude in Dänemark. Zeit seines Lebens
blieb er Landbaumeister in Holstein. Erst kurz vor seinem Tod 1845 legte er seine Ämter
nieder.

Joseph Christian Lillie (1760-1827)

Lillie wurde in Kopenhagen geboren. Nach seinem Studium von 1774 bis 1779 an der
Kopenhagener Akademie übernahm er die Tischlereiwerkstatt seines Vaters und lehrte
an der Bauschule der Akademie. 1790 ernannte ihn der dänische König zum
Hofdekorateur. Das Amt wurde eigens für Lillie geschaffen. Er arbeitete als
Innenarchitekt für die dänischen Königsschlösser. Nach dem Konkurs seiner Möbelfirma
floh er aus Kopenhagen und ließ sich 1802 in der freien Reichsstadt Lübeck nieder, um
den Forderungen seiner Gläubiger zu entgehen. In Lübeck erhielt er als Privatarchitekt
Aufträge für Stadt und Herrenhäuser. Bis zu seinen Tod 1827 arbeitete er ausschließlich
außerhalb des dänischen Staatsgebietes. Lillie war mit Christian Frederik Hansen
befreundet.

Der dänische Gesamtstaat um 1800

Um 1800 bestand der dänische Gesamtstaat aus den Königreichen Dänemark und
Norwegen, Grönland, Island und den Faröer-Inseln, den Herzogtümern Schleswig und
Holstein sowie den dänischen Kolonien. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein waren
bis 1864 Teil des dänischen Gesamtstaats. Der dänische König war zugleich Herzog von
Schleswig und Holstein. Altona im Herzogtum Holstein stand unter der Verwaltung
Dänemarks. Hamburg und Lübeck waren eigenständige freie Reichsstädte, die direkt
dem deutschen Kaiser unterstanden. Das Gebiet um Lauenburg und Ratzeburg bildete
ein eigenes Herzogtum. Als Herzogtum Sachen-Lauenburg war es in Personalunion mit
dem Kurfürstentum Hannover verbunden. Erst 1814 wurde es Teil des Gesamtstaats
Dänemark.
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IN EUROPA
Königlich Dänische Akademie in Kopenhagen

Frederik V. gründete 1756 die Königlich Dänische Akademie für Maler, Bildhauer und
Architekten in Kopenhagen. Ziel war die Ausbildung von eigenen Künstlern im Land und
die Förderung des guten Geschmacks. Für junge Architekturstudenten aus allen
Gegenden des dänischen Gesamtstaats war die Kopenhagener Akademie die erste Wahl.
Christian Frederik Hansen, Joseph Christian Lillie, Johann August Arens und Axel
Bundsen besuchten die Architekturklasse des Lehrers Caspar Frederik Harsdorff.
Schlichte Fassaden mit wenigen Schmuckelementen und geometrische Formen
kennzeichnen die Bauten des dänischen Klassizismus.

Zur Ausbildung der Architekten gehörte eine längere Studienreise. Zum Abschluss des
Studiums finanzierte die Akademie den Gewinnern einer Goldmedaille ein Stipendium
für einen sechsjährigen Aufenthalt in Frankreich und Italien. Antike Bauten, radikale
Entwürfe der Revolutionsarchitektur in Frankreich und italienische Renaissance-Villen
des Architekten Palladio lernten die Architekten auf ihren Reisen kennen. Hansen reiste
nach Italien, Arens besuchte England, Frankreich und Italien, Bundsen bereiste
Frankreich und die Schweiz. Nur Lillie blieb in Kopenhagen.

IN DER STADT
Öffentliche Bauten

Als Landbaumeister von Holstein plante Christian Frederik Hansen die öffentlichen
Bauten im Herzogtum. Hansen und seine Mitarbeiter entwarfen Rathäuser und
Gerichtshäuser, Gefängnisse und Mühlen. Sein erstes Gebäude baute Hansen 1794 in
Altona. Das Waisen- und Schulhaus an der Königstraße wurde aus öffentlichen und
privaten Mitteln finanziert. Der Altonaer Reformer und Pastor Nikolaus Funk engagierte
sich, um die Not der Armen zu verringern.

In Hamburg beauftragte die Patriotische Gesellschaft Johann August Arens mit dem Bau
eines Schul- und Arbeitshauses der Allgemeinen Armenanstalt zur Reform des
Armenwesens. Kinder erhielten Unterricht, Arme arbeiteten in der Flachsgarnspinnerei.
Schlichtheit, passend zur Funktion des Gebäudes, war gefordert. Aufgeklärte Bürger
setzten sich für Reformen zum Wohl der Allgemeinheit ein. Das Schul- und Arbeitshaus
von 1800 war sichtbares Zeichen ihres sozialen Engagements. Die Patriotische
Gesellschaft initiierte weitere öffentliche Bauten und förderte den Architekten Arens.
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AM MEER
Seebadeanstalten in Cuxhaven, Kiel und Travemünde

Gemäß den medizinischen Ideen der Aufklärung boten die ersten Seebäder an der Nord-
und Ostsee ihren Gästen Kaltbaden im Meer und warme Bäder an. Die Reisenden
suchten Vergnügen und Erholung. Befürworter des Badens im Meer zogen
Verbindungen zur Badekultur der Antike. Die klassizistischen Bauformen der
Seebadeanstalten entsprachen dem Zeitgeschmack und passten zur Funktion der
Gebäude. Unter einem Dach befanden sich Gesellschaftssalons, Festsäle und Baderäume
unter ärztlicher Aufsicht.

In Travemünde veranlassten Lübecker Bürger 1800 den Bau eines Seebades. Joseph
Christian Lillie baute zwanzig Jahre später ein neues Kurhaus. Kronprinz Frederik
genehmigte 1803 die Einrichtung einer Seebadeanstalt in Kiel. In Cuxhaven gründete
sich 1816 eine Aktiengesellschaft für ein Seebad an der Elbmündung. Das Amt
Ritzebüttel-Cuxhaven gehörte zu Hamburg. Axel Bundsen entwarf die Kur- und
Badehäuser in beiden Seebädern.

AN DER ELBCHAUSSEE
Das Landhaus Brandt in Othmarschen

Entlang der heutigen Elbchaussee von Altona bis Blankenese ließen sich Altonaer und
Hamburger Kaufleute repräsentative Sommerhäuser bauen. Wie eine antike villa
suburbana lagen die weißen Häuser in großen Landschaftsgärten vor der Stadt. 1817
kaufte der Reeder und Kaufmann Wilhelm Brandt ein Grundstück in Othmarschen und
beauftragte Axel Bundsen mit dem Bau eines Landhauses direkt an der Chaussee. Brandt
besaß die größte Reederei in St. Petersburg und Archangelsk.

Wegen der zweigeschossigen halbrunden Säulenhalle wird das Haus auch Säulenhaus
genannt. Sein ungewöhnliches Aussehen war der Wunsch des Bauherrn. Er besaß ein
Gemälde von einem Haus auf der Krim mit einer ähnlichen Säulenhalle. Das Motiv findet
sich bereits in der Antike. Das Haus inspirierte viele Künstler. Wim Wenders wählte es
als Drehort für seinen Film „Der amerikanische Freund“.
AUF DEM LAND
Landhäuser und Herrenhäuser

Christian Frederik Hansen baute Landhäuser für Altonaer Familien und Hamburger
Kaufleute aus Frankreich und England. Seine Auftraggeber waren die hugenottische
Familie Godeffroy und die englischen Kaufleute John Blacker und John Thornton. Johann
August Arens dagegen erhielt seine Aufträge von Hamburger Kaufleuten aus dem Kreis
der Patriotischen Gesellschaft. Arens baute praktische Gebäude nach den Wünschen
seiner Bauherren: vernünftig und gesellig. Hansens Häuser waren den traditionellen
Hamburgern zu auffällig und ungewöhnlich.

Fünf von neun Landhäusern von Hansen an der Elbe sind noch erhalten. Arens
Landhäuser im Osten von Hamburg und an der Alster sind alle verloren. Nur das Haus
von Caspar Voght in Klein Flottbek ist geblieben. Hansen, Bundsen und Lillie planten
außerdem Herrenhäuser adliger Güter. Axel Bundsen war eng mit Gut Knoop bei Kiel
des Grafen Baudissin verbunden. Lillie gestaltete für die Familie von Bülow das
Herrenhaus Gudow im Herzogtum Lauenburg. Die Formen der Herrenhäuser
entsprachen ihrer Funktion als repräsentatives Zentrum großer landwirtschaftlicher
Güter.

IN DER STADT
Stadthäuser in Altona, Hamburg und Lübeck

Um 1800 erlebten die Städte Altona, Hamburg und Lübeck einen wirtschaftlichen
Aufschwung. Kaufleute und Bankiers beauftragten neue Wohnhäuser. Zwischen 1797
und 1804 plante Christian Frederik Hansen acht Stadthäuser an der Palmaille in Altona.
Für den Bankier Georg Friedrich Baur entwarf der Architekt ein großes Stadthaus mit
Garten. Die privaten Aufträge führte Hansen neben seiner Tätigkeit als Landbaumeister
von Holstein aus. Johann August Arens baute Stadthäuser ausschließlich in Hamburg.
Kein einziges ist erhalten.

Hansen und Arens galten den Zeitgenossen als Wiederhersteller des guten Geschmacks
in der Baukunst. Ihre Stadthäuser waren im Inneren zweckmäßig und bequem gestaltet.
Joseph Christian Lillie war in Lübeck vor allem mit dem Umbau alter Giebelhäuser aus
dem Mittelalter beschäftigt. Er entwarf klassizistische Fassaden für Häuser auf schmalen
Grundstücken in der Lübecker Altstadt.
VOR DEN TOREN DER STADT
Friedhofskapellen

In Hamburg wurden Ende des 18. Jahrhunderts die Friedhöfe der Kirchen vor das
Dammtor verlegt. Johann August Arens erhielt den Auftrag für eine neue
Friedhofskapelle der Gemeinde St. Petri und St. Johannis. Axel Bundsen baute die
Kapelle für den neuen Friedhof von St. Katharinen. Für diesen neuen Bautypus gab es
keine Vorbilder in der Stadt. Anregungen fanden die Architekten in der französischen
Revolutionsarchitektur.

Im dänischen Gesamtstaat reformierte der Kronprinz 1807 das Bestattungswesen. Er
bestimmte, dass alle Friedhöfe aus hygienischen Gründen vor die Tore der Städte verlegt
werden mussten. In Flensburg erhielt der neue Friedhof auf dem heutigen Museumsberg
eine Friedhofskapelle von Axel Bundsen. Als Torkapelle war das Gebäude zugleich der
Eingang zum Friedhof.

IM NORDEN
Kirchen

Christian Frederik Hansen plante Kirchen in verschiedenen Regionen des dänischen
Gesamtstaats. Vom ersten Entwurf bis zum Bau vergingen oft viele Jahre. Die
finanziellen Mittel der Gemeinden waren begrenzt. Mit der Kirche in Quickborn
realisierte Hansen 1807-1809 seinen ersten Kirchenbau. Schlichte Fassaden ohne
Ornamente mit rahmenlosen Fenstern kennzeichnete auch die 20 Jahre später gebaute
Marienkirche in Husum.

Die Kirche in Wandsbek von Johann August Arens zählte zu den frühesten
klassizistischen Sakralbauten in Schleswig-Holstein. Sie wurde in den Jahren 1795-1800
errichtet. 1898 brannte das Bauwerk ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Den Auftrag
für die Kirche in Ritzebüttel erhielt Axel Bundsen von Amandus Augustus Abendroth,
dem Amtmann von Ritzebüttel-Cuxhaven. Abendroth wünschte eine Kirche nach dem
Vorbild der Wandsbeker Kirche. Das Äußere wurde ohne Tempelfassade in schlichteren
Formen umgesetzt.
KLASSISCH DÄNISCH IN HAMBURG
Wiederentdeckung

Vor dem Ersten Weltkrieg war der Architekt Christian Frederik Hansen in Vergessenheit
geraten. Erst um 1914 wurde der dänische Klassizismus in Altona wiederentdeckt.
Werner Jakstein, der Leiter des Baupflegeamtes von Altona, studierte die
klassizistischen Gebäude an der Elbe und der Palmaille. Er dokumentierte die Bauwerke
in Zeichnungen und Fotografien. Mittlerweile werden die Land- und Stadthäuser von
Hansen als herausragender Teil der Bautradition Altonas allgemein anerkannt.

Die Verbindung zur dänischen Architektur bei den klassizistischen Kirchen, Rathäusern,
Friedhofskapellen und Herrenhäusern in Schleswig-Holstein ist dagegen vielfach
vergessen und wiederzuentdecken. In den alten Grenzen Hamburgs hat der Große Brand
1842 alle um 1800 entstandenen Bauwerke zerstört. Schon vorher orientierten sich
Architekten wie Franz Gustav Forsmann (1795-1878) und Alexis de Chateauneuf (1799-
1853) an anderen Vorbildern. Sie hatten nicht mehr in Kopenhagen studiert. Die
Akademien in München, Karlsruhe und Berlin bestimmten die nachfolgende
Bautradition.

KLASSISCH DÄNISCH IN HAMBURG
Architektur und Design nach 1945

Architektur und Design aus Dänemark begeisterten auch in den 1950er und 1960er
Jahren deutsche Architekten und Bauherren. Ihre schlichte Funktionalität wurde als
Weiterführung der reduzierten klassizistischen Formensprache gedeutet. Arne Jacobsen
errichtete 1969 mit dem HEW Verwaltungsgebäude in der City Nord und 1971 mit dem
Schulbau des Christianeums in Altona zwei beispielhafte Bauten der dänischen
Moderne. Hans Wegner, Arne Jacobsen und Verner Panton entwarfen Design-Klassiker.
Klassisch dänisch sind die schlichten funktionalen Möbel aus natürlichen Materialien.

Aktuelle Bauten von international tätigen Architekturbüros aus Dänemark sind durch
das Spiegelhaus in der HafenCity und das neue Berufsschulzentrum in Borgfelde
vertreten. Ihre Architekten Henning Larsen und Carsten Lorenzen waren Absolventen
der Kopenhagener Akademie. Die aktuelle dänische Architektur steht heute noch
vielfach in der klassizistischen Bautradition der Akademie um 1800. Funktionale
Gebäude in klassisch-geometrischen Formen verbinden das aktuelle Baugeschehen mit
der dänischen Moderne von Arne Jacobsen und den Ideen des Klassizismus von Caspar
Frederik Harsdorff und Christian Frederik Hansen.
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