Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft

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Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Foto: Gerhard Rolinger/pixelio.de

Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen
für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Prof. Dr. Peter Höppe,
Ehem. Leiter Geo Risks Research/Corporate Climate Centre, Munich Re
Vorsitzender der Munich Climate Insurance Initiative
CARIMA - Fachtagung: Carbon Risk Management & Financed Emissions, 2. Juli 2019, Frankfurt

IPCC Special Report zu Auswirkungen einer Globalen Erwärmung um 1,5°C (2018)
Der Klimawandel ist real und von Aktivitäten der Menschen verursacht!

                                               Aktivitäten der Menschen haben eine globale
                                               Erwärmung von ca. 1,0 °C über dem vorindus-
                                               triellen Niveau verursacht.

                                               Die globale Erwärmung wird voraussichtlich
                                               zwischen 2030 und 2052 1,5°C erreichen, wenn
                                               sie weiter mit der gegenwärtigen Rate ansteigt.

                                               Die anthropogene globale Erwärmung steigt
                                               zurzeit mit einer Rate von 0,2°C pro Dekade
                                               aufgrund von historischen und derzeitigen
                                               Emissionen.
                                                                                                                    2
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Zeitlicher Verlauf der CO2-Konzentration an der Messstation
Mauna Loa, Hawaii (1958 – 2019)
Heute höchste CO2-Konzentrationen seit mindestens 3,3 Millionen Jahren!

                                                                                                          X

   Source: http://keelingcurve.ucsd.edu/                                                                                          3   3

Globale CO2 Emissionen hatten 2018 einen Rekord von 37,1Mrd t
(Quelle: https://www.theguardian.com/environment/2018/dec/05/brutal-news-global-carbon-emissions-jump-to-all-time-high-in-2018)

CO2 Emissionen sind
global um 2,7% gestiegen,
nach einem Plateau von
2014-16 und einem Anstieg
um 1,6% 2017.

China +4,7%, USA +2,5%,
Indien +6,3%, EU konstant
nach einer Dekade von
starken Rückgängen.
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Mittlere globale Methan-Konzentration in der Atmosphäre
Quelle: https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends_ch4/

Maximum November 2018: 1867 ppb

                                                                                                                                                   5

Vergleich der historischen akkumulierten CO2-Emissionen mit
den aktuellen (ohne Effekte Landnutzung/Forstwirtschaft)
     Kumulative CO2-Emissionen 1850-2013                                                    CO2-Emissionen 2015

                       Rest (Non-
                        OECD)
                         17%                                                                    Rest (Non-                       China
                                                  United States                                  OECD)                           30%
                                                      27%                                         22%

             Rest (OECD)
   Italy         10%
    2%
                                    1400 Gt                                                                  36 Gt
                                    (1850-2013)                                        Rest (OECD)            (2015)
 Poland                                                                                    11%
  2%
   Ukraine                                                China
                                                          11%                                                             United States of
     2%                                                                                                                       America
                                                                             Canada
 Canada                                                                        2%                                              14%
   2% France                                                             Republic of
        2% India                                                            Korea                                 India
            3%                                                                2%                                   7%
                                                      Russian                           Germany
                       United                        Federation      Iran (Islamic        2%                            Russian
           Japan      Kingdom          Germany                                                  Japan
                                                        7%           Republic of)                                      Federation
            4%           5%              6%                                                      3%
                                                                          2%                                              5%

  Source: CAIT Climate Data Explorer. 2015. Washington; © OECD/IEA           Source: http://edgar.jrc.ec.europa.eu/overview.php?v=CO2ts1990-2015
                                                                                                                                                   6
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Der Klimawandel schreitet fort:
 Abweichung der globalen Temperatur vom Mittel 1901-2000

 Die 5 wärmsten Jahre
 waren die Jahre 2014-
 2018.

 Quelle: Daten des National Centers for
 Environmental Information/NOAA.

   Klimastatus

2018 war das 4.-wärmste Jahr seit
Beginn der Messungen 1880.
18 der 19 wärmsten Jahre fallen in
den Zeitraum 2001-2018.
2019 bisher das 3.-wärmste Jahr!
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Hitzerekorde 2018

• Algerien: Ouargla 51.3 °C
• Tunesien: Tozeur 49.2 °C
• Turkmenistan: Turkmenbashi 45.6°C
• Los Angeles: 43.9 °C
• Portugal: Lissabon 45.0 °C
• Japan: Kyoto 39.8 °C, Kumagaya (nahe Tokyo) 41.1 °C
• Irland: Shannon 32.0 °C
• Schottland: Glasgow 31.9 °C

Temperatur-Anomalie in Nordeuropa im Juli 2018 (Quelle: NASA)

https://eoimages.gsfc.nasa.gov/images/imagerecords/92000/92454/scandinavia_tmo_2018197_lrg.jpg

                                                                                                 10
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Veränderungen der Meeresoberflächentemperaturen in tropischen
Ozeanbecken mit Tropensturmaktivität 1968-2016 (Fünfjahres Mittel)

                                                                                Quelle: Munich Re, April 2017.
                                                                                Data source: Kaplan SST, via IRI,
                                                                                Columbia University, NYC

Wassergehalt der Atmosphäre ist im Großteil der
Nordhemisphäre signifikant angestiegen

 Zeitliche Veränderung der Spezifischen Feuchte der unteren Atmosphäre zwischen 1973 und 2012

 Schwarze Punkte:
 Regionen mit signifikantem Trend

Quelle: Willett et. al. (2013), Clim. Past, 9, 657–677

  Klimamodell-Studien zeigen: Weiterer Anstieg auf Grund des anthropogenen Klimawandels zu erwarten
                                                                                                                    12
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
September-Minima der Meereis-Ausdehnung in der Arktis
von 1979 bis 2018

 Minimum der arktischen Meereisbedeckung
 Quelle: NASA, Goddard Space Flight Center, 2013
       http://svs.gsfc.nasa.gov/Gallery/ArcticSeaIceResources.html

                    Die gelbe Linie zeigt das mittlere Minimum im Zeitraum 1979-2010.
                                                Title of presentation and name of       03/07/2   14
                                                speaker                                 019
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Minimum der arktischen Meereisbedeckung
 Quelle: NASA, Goddard Space Flight Center, 2013
       http://svs.gsfc.nasa.gov/Gallery/ArcticSeaIceResources.html

    Sept 16, 2012

                                                                                                              13/08/09 14:36
                      Die gelbe Linie zeigt das mittlere Minimum im Zeitraum 1979-2010.
                                                Title of presentation and name of         03/07/2   15
                                                speaker                                   019

Meereis-Ausdehnung in der Arktis im April von 1979 bis 2019
(Quelle: http://nsidc.org/arcticseaicenews/

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Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Globaler Anstieg des Meeresspiegels 1900-2018
Quelle: Columbia University (http://www.columbia.edu/~mhs119/SeaLevel/)

                                                                                                   2018 Rekordanstieg
                                                                                                   um 3,7 mm!

                                                                                                   Laut AR5 des IPCC
                                                                                                   ist ein weiterer
                                                                                                   Anstieg des Meeres-
                                                                                                   spiegels von bis zu
                                                                                                   81cm bis zum Ende
                                                                                                   des Jahrhunderts zu
                                                                                                   erwarten.

                                                                                                   Neuere Studien halten
                                                                                                   > 1m für möglich!

 Lloyds Publikation (2014):
 Catastrophe Modelling and Climate Change

The approximately 20 centimetres of sea-level rise at the southern tip of Manhattan
Island increased SUPERSTORM Sandy’s surge losses by 30% in New York alone. Further
increases in sea-level in this region may non-linearly increase the loss potential
from similar storms. Catastrophe models that dynamically model surge based on
current mean sea-level already factor this increased risk into their projections.

https://www.lloyds.com/~/media/lloyds/reports/emerging%20risk%20reports/cc%20and%20modelling%20template%20v6.pdf

                                                                                                                           18
Klimakrise: Status der globalen Erwärmung, Herausforderungen für Politik, Gesellschaft und (Finanz-)Wirtschaft
Veränderungen bei Naturkatastrophen

Schadenereignisse weltweit 1980 – 2018
Anzahl relevanter Ereignisse

 Anzahl
                                                                                                            Geophysikalische Ereignisse
                                                                                                            (Erdbeben,Tsunami,
                                                                                                            vulkanische Aktivität)
                                                                                                            Meteorologische Ereignisse
                                                                                                            (Tropischer Sturm, außer-
                                                                                                            tropischer Sturm, konvektiver
                                                                                                            Sturm, lokaler Sturm)

                                                                                                            Hydrologische Ereignisse
                                                                                                            (Überschwemmung,
                                                                                                            Massenbewegung)
                                                                                                            Klimatologische Ereignisse
                                                                                                            (Extremtemperaturen,
                                                                                                            Dürre, Waldbrände)

                                                                                                         Eingang in die Anzahlstatistik finden
                                                                                                         Schadenereignisse, die mindestens ein
                                                                                                         Todesopfer und/oder normalisierte
                                                                                                         Schäden in Höhe von ≥ 100 Tsd., 300
                                                                                                         Tsd., 1 Mio. oder 3 Mio. US$ (je nach
                                                                                                         Weltbank Einkommensgruppe des
                                                                                                         betroffenen Landes) gefordert haben.
© 2019 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Geo Risks Research, NatCatSERVICE – Stand Januar 2019
NatCatSERVICE

Wetterbedingte Schadenereignisse global 1980 – 2018
Gesamtschäden und versicherte Schäden

   Mrd. US$

       Gesamtschäden (in 2018 Werten)                       Versicherte Schäden (in 2018 Werten)
    Inflationsbereinigt mittels landes- bezogenem Verbraucherpreisindex unter Berücksichtigung von Wechselkurs-änderungen gegenüber dem US$.

© 2018 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, NatCatSERVICE – Stand Februar 2018

Hitzewellen und Dürren
Hitzewelle in Europa, August 2003
 Tödlichste Naturkatastrophe in Europa der letzten hundert Jahre,
 ca. 70.000 Hitzetote

                                                                    Hitzetote und „Gefühlte
                                                                    Temperatur“ am 8. August
                                                                    2003, 13 UTC

                  300
                             2.300
                                        9.400

                    19.500                       1.000
                                     1.000
                                                     800
                                        20.100
2.700    15.000
                                                                         Quellen: Robine et al., 2007; DWD, 2004

          Region                     Gesamtschäden             Versicherte Schäden                            Todesopfer

         Europa                        12,3 Mrd. €                 1,0 Mrd. €                              > 70.000        23

Waldbrände/Hitzewelle, Russland
Juni – August 2010

                    Studie von Rahmstorf et al. in PNAS (2011)
                    postuliert, dass die Hitzewelle mit 80%iger
                    Wahrscheinlichkeit durch die globale Erwärmung
                    verursacht wurde!

        Region          Gesamtschäden              Versicherte Schäden                          Todesopfer
    Russland                   3,6 Mrd. US$                20 Mio. US$      130 (Waldbrände) ca. 56.000 (Hitzewelle)
                                                                                                                           24
Sommer 2012: Hitzerekorde und Dürre in den USA
Juli 2012 der wärmste Monat in den USA seit Beginn der Messungen

              Region                                 Gesamtschäden                   Versicherte Schäden   Todesopfer
                USA                                      20 Mrd. US$                     16 Mrd. US$          42
© 2013 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE                                 25

  Der Rekord-Sommer 2018 in Deutschland
  (Quellle SZ, 12.9.2018)
Aktuelle Publikation zur Attribuierung zum Klimawandel (Nature)

  Friederike Otto, a climate modeller at the University of Oxford, and her colleagues wanted to answer
  the question: how had climate change influenced this specific heatwave?
  Their analysis for northern Europe suggests that climate change made the heatwave more than
  twice as likely to occur in many places...

    https://www.nature.com/articles/d41586-018-05849-9?utm_source=twt_na&utm_medium=social&utm_campaign=NNPnature

Jährliche Anzahl der Tage mit Maximumtemperatur ≥ 30°C
in München (Maxvorstadt)

       40
                                                                                                                                                             37
       35
                                                                                                                                                                       33 33
       30

       25                                                                                                        26
                                                                                                   25
                                                                                                                                                   24
       20

       15                                                                                                                  16        16
                                                       15       15
                                                                                                                      13                      13                  13
                                                                                                            12                  12
       10         10                                                                                                                                    10
                                                                               9                                                          9
                                                                                           8
                                                                                       7       7
         5                 6
              4                        4       4
                       3                           3        3        3 3           3
                               2           2                                                            2
         0                         1
                                                                           0
             1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018

   © Peter Höppe, Stand 1.11.2018                                                              Quelle: Meteorologisches Institut München der Ludwig-Maximilians-Universität
Anomalie der Maximumtemperaturen in Australien im Januar 2019

                                              Warmest January on record for
                                              Australia in terms of mean,
                                              maximum, and minimum
                                              temperatures.
                                              The national mean temperature
                                              was 2.9 °C above average.
                                              Maximum temperatures were
                                              3.4 °C above average.

                                              One of many records: Birdsville
                                              (Qld.) had 10 consecutive days
                                              over 45 °C

Anomalien der mittleren Sommer Temperaturen 1910 bis 2019
Bureau of Meteorologie, Australien
Temperaturrekorde sind signifikant häufiger geworden

 Global                   Die Häufigkeit von lokalen monatlichen Temperaturrekorden ist bereits
                          fünfmal höher als man dies in einem Klima ohne Langzeittrend zur
                          Erwärmung erwarten würde

 Regionale                Sommerliche Temperaturrekorde, verbunden mit ausgedehnten
 Unterschiede             Hitzewellen, sind in einigen kontinentalen Regionen (in Teilen von
                          Europa, Afrika, Südasien und Amazonien) um den Faktor 10 häufiger
                          geworden

Quelle: Coumou, D., et al. (2013): Global increase in record-breaking monthly-mean temperatures. Climatic Change.

                                                                                                                    31

Konvektive Ereignisse (Tornados, Hagel, Starkregen)

                                                                                                                     32
Hagelschläge am 27. und 28. Juli 2013 in Deutschland
 Teuerster Hagelschaden weltweit, viertteuerste Naturkatastrophe in D

Hagelkörner mit
Durchmessern bis
zu 8 cm
(Tennisball ≈ 7 cm)

             Region                  Gesamtschäden                  Versicherte Schäden           Todesopfer

     Baden-Württemberg,                 3,6 Mrd. €                         2,8 Mrd. €                     -
     NRW, Niedersachsen                                                                           Source: New York Times
                                                                                                                           3333

 Gewitterstürme am 22./23. Juni 2016 in den Niederlanden
 (20 mm in 10 Minuten in De Bilt, Luftfeuchte-Rekord für NL TD=25°C )

                                              Hagelkorn in Luyksgestel (Nord-Brabant).
                                              Quelle: KNMI

                       Region                        Gesamtschäden               Vers. Schaden   Todesopfer
     Niederlande: Zeeland, Südholland, Utrecht,            1 Mrd. €                 750 Mio €         -
     Nord-Brabant
                                                                                                                           3434
Gewitter bedingte Schadenereignisse Ende Mai/Juni 2016 in
Deutschland

                    Region                         Gesamtschäden   Versicherte Schäden   Todesopfer
Deutschland: bes. Baden-Württemberg                  2,5 Mrd. €         1,2 Mrd. €           11
(Braunsbach), Bayern (Simbach)
                                                                                                      35

Konvektive Schadenereignisse im Oktober 2018 in Italien

                    Region                         Gesamtschäden   Versicherte Schäden   Todesopfer
Italien: Südtirol, Trentino, Venetien, Ligurien,      3 Mrd. €          450 Mio €           30
Sardinien, Sizilien
                                                                                                      36
Pfingstunwetter (3.-12.6, speziell 10.6.) in Deutschland 2019 mit Starkregen,
  Sturm und extremem Hagel

                                Region                                      Gesamtschäden    Versicherte Schäden          Todesopfer
   Deutschland: Niedersachsen, Hessen, Bayern                                   860 Mio. €       650 Mio. €*
   (Ammerseegebiet), Sachsen
  *Quelle: GDV 2019                                                                                                                             37

NatCatSERVICE

Schwergewitterschäden in Deutschland 1980 – 2017
Gesamtschäden: nominal, inflationsbereinigt und normalisiert
 Mrd. US$

                                                                                                                   Nominale
                                                                                                                   Gesamtschäden
                                                                                                                   Inflationsbereinigte
                                                                                                                   Gesamtschäden
                                                                                                                   (in 2017 Werten)
                                                                                                                   Normalisierte
                                                                                                                   Gesamtschäden
                                                                                                                   (in 2017 Werten)
                                                                                                               Inflationsbereinigt mittels landes-
                                                                                                               bezogenem Verbraucherpreisindex
                                                                                                               unter Berücksichtigung von Wechselkurs-
                                                                                                               änderungen gegenüber dem US$.

                                                                                                               Normalisierung unter Berücksichtigung
                                                                                                               lokaler BIP-Entwicklungen gemessen in
                                                                                                               US$.

© 2018 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, NatCatSERVICE – Stand Februar 2018
Schwergewitterschäden in Deutschland 1980 – 2018
Die 10 teuersten Ereignisse für die Versicherungswirtschaft
8 der 10 teuersten Ereignisse der letzten 39 Jahre in den letzten 6 Jahren

                                                                                     Gesamtschäden     Versicherte Schäden
                                                                                      in Mio. EUR          in Mio. EUR
Datum            Ereignis           Region                                             Originalwerte       Originalwerte     Todesopfer

                                    Reutlingen, Pforzheim, Wolfsburg, Hannover,
27.-28.7.2013    Hagel, Unwetter                                                          3.600               2.800
                                    Dithmarschen, Gütersloh
                 Unwetter Hilal,    Krefeld, Münster, Neuss, Euskirchen,
28.5.-2.6.2008                                                                            1.100                800               3
                 Hagel, Sturzflut   Mönchengladbach, Düren, Jülich, Düsseldorf

8.-9.6.2014      Unwetter           Düsseldorf, Duisburg, Köln, Essen, Rostock            1.100                800               6

                 Sturzflut,         Simbach am Inn, Tann, Triftern, Schwäbisch
31.5.-9.6.2016                                                                            1.800                750               7
                 Unwetter           Gmünd, Calw, Heidelberg, Frankfurt/Main
                                    München, Passau, Landsberg, Altomünster,
12.7.1984        Hagel                                                                    1.500                750
                                    Freising, Ansbach, Bad Tölz, Ravensburg
                 Unwetter, Hagel,   Bremen, Hamburg, Bonn, Bochum, Hagen,
19.-21.6.2013                                                                              850                 550               2
                 Sturzflut          Bonn, Gütersloh, Brunsbüttel, Berlin
                                    Siegburg, Euskirchen, Bonn, Olpe, Coesfeld,
5.-7.7.2015      Hagel, Unwetter                                                           660                 525
                                    Essen, Gütersloh, Hattingen, Herford, Lippetal
                                    Hamburg, Harburg, Uelzen, Gifhorn,
22.-23.6.2017    Unwetter, Hagel                                                           650                 500               2
                                    Fliegenberg, Magdeburg, Nauen, Freienhagen
                 Sturzflut,         Braunsbach, Schwäbisch Gmünd, Ulm,
27.-30.5.2016                                                                              750                 450               4
                 Unwetter           Weißbach, Ansbach, Hemau, Regensburg
                                    Kahl am Main, Partenstein, Prien, Heidelberg,
6.8.2013         Unwetter, Hagel                                                           600                 450
                                    Berlin, Lumpzig

Der 5. Sachstandsbericht der WGII des IPCC (2014)
Die Auswirkungen

• Küsten- bzw. Tieflandgebiete werden aufgrund des ansteigen-
  den Meeresspiegels in Teilen unter diesen absinken und
  Erosionsverlusten ausgesetzt sein.
• Zunehmende Anteile der Weltbevölkerung werden Wasser-
  knappheit oder Überschwemmungen ausgesetzt sein
• Migration von Bevölkerung wird verstärkt und das Risiko
  gewaltsamer Konflikte erhöht
• Häufigere und intensivere Extremereignisse erhöhen Schäden
  und Schadenvariabilität.

                                                                                                                                          40
Klima Risiko Index 2019 (Germanwatch, 2018)
 Die 10 Länder, die von 1998 bis 2017 am meisten von extremen Wetterereignissen betroffen
 waren

                               Annual
                               average

Versicherungslösungen sind ein Teil der Anpassung an
Veränderungen von Gefährdungen

                                                                       Quelle: Verwendung unter Lizenz von Shutterstock.com
Versicherung erhöht die Resilienz von Volkswirtschaften
nach großen Naturkatastrophen

 Versicherung beschleunigt die wirtschaftliche Erholung nach einer Naturkatastrophe:
 ▪ 3 unabhängige wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass eine höhere Versicherungsdichte mit
   einer signifikant besseren Entwicklung der betroffenen Volkswirtschaft verbunden ist
 ▪ Versicherung kann sogar negative Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Entwicklung des BIP
   überkompensieren.

 ▪ Martin Melecky and Claudio Raddatz, World Bank (2011): Higher insurance penetration at an equivalent level of prosperity leads to lower GDP
   losses and less government debt after natural catastrophes

 ▪ Goetz von Peter, Sebastian von Dahlen and Sweta Saxena (2012): The higher the share of insured losses to total losses, the more positive
   GDP performance is following a catastrophe

 ▪ Florian Englmaier, Till Stowasser (2013): The effect of insurance markets on countries' resilience: particularly in emerging economies, more
   insurance cover (i.e. increasing the insurance penetration rate) can mitigate the negative economic effects of natural catastrophes
UN Conference of Parties (COP21)
 30. November – 12. Dezember 2015

                                              Das Paris Agreement

     ▪ Verhandelt von 195 Ländern und der EU
     ▪ Das finale Dokument besteht aus 2 Teilen:
       “Decisions” beschreiben die politischen
       Rahmen-bedingungen (nicht bindend);
       “Agreement” enthält 29 rechtlich bindende
       Artikel
     ▪ Agreement wird signifikanten Einfluss auf
       zukünftige Emissionen von Treibhausgasen,
       Erneuerbare Energien, Green Finance und
       Klimaversicherung haben.
                                                                                              Source: UNFCCC (2015).

                                                                                                              45

 UN COP 21 – Ergebnisse auf einen Blick

1.    Erstmalig gibt es eine internationale Einigung auf ein Ziel, die globale Erwärmung deutlich unterhalb
      2°C zu halten, sogar als Limit 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau anzustreben (derzeit bereits 1°C)
      erreicht
     ▪   Um dies zu erreichen, haben sich die COP Parteien darauf geeinigt, in der 2. Hälfte des Jahrhunderts
         die Emissionen von Treibhausgasen auf Netto-Null zurückzufahren
     ▪   “Nationally determined contributions” (NDCs) werden als Grundlagen zur Reduzierung der
         globalen Treibhausgasemissionen etabliert
     ▪   Die Verhandlungsparteien verpflichten sich, regelmäßig über ihre Emissionen und die Fortschritte
         bei den Maßnahmen zu deren Verminderung zu berichten sowie neue stringentere NDCs alle 5
         Jahre festzulegen
2.    Die Parteien verpflichten sich das aktuelle Ziel, ab 2020 pro Jahr 100 Mrd. US$ für Anpassung in
      Entwicklungsländern zu mobilisieren, ab 2025 weiter zu erhöhen
3.    Mechanismen für das Management von Schäden und Verlusten durch den Klimawandel sollen auch
      Klimaversicherung beinhalten.
                                                                                                                   46
Status of the Paris Agreement (February 2019)
 https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_parties_to_the_Paris_Agreement

 •   184 nations + EU have ratified
     10 have signed
 •   At G 20 summit in Osaka
     Russia has announced to ratify
 •   USA, which has ratified,
     intends to withdraw.

Task Force zu Climate-related Financial Disclosure wurde vom
G20 Financial Stability Board (FSB) gegründet
▪ Mark Carney (Governor der Bank of
  England und Chair des FSB) gründete die
  Task Force on Climate-related Financial
  Disclosures 2015 und ernannte Michael
  Bloomberg zum Chair.
▪ Die Task Force hat 32 Mitglieder von
  verschiedenen Industrien und Finanz-
  Organisationen
▪ Juli 2017: Präsentation des finalen TCFD
  Empfehlungs-Berichts beim G20 Gipfel in
  Hamburg
▪ Juni 2019: Zweiter TCFD Status Bericht
▪ Die TCFD Empfehlungen haben das                     “Increasing transparency makes markets more
  Potential ein neuer Berichts-Standard zu            efficient, and economies more stable and resilient”
  werden                                              (Michael Bloomberg, Chair)                            48
Die internationalen Prinzipien, die Unterstützung von betroffenen Menschen in
  Entwicklungsländern in Bezug zu Verlusten und Schäden verlangen

 1. “Polluter-pays principle“: anchored as Principle 16 in the Rio Declaration (1992).
 2. “No-harm rule“: States are dutybound to prevent, reduce and control the risk of
    environmental harm to other states. Where harm is caused there is an obligation to cease
    wrongful conduct and to make full reparation for any injuries caused. The no-harm rule is
    a widely recognized principle of customary international law and is also anchored in
    Principle 2 of the Rio Declaration (1992).

 Based on these principles and due to their extraterritorial obligations e.g. defined in the UN
 Covenant for Economic, Social and Cultural Rights, states have a legal obligation to stop
 damaging and protect the affected or, if this is not possible, indemnify them.

Source: The significance of climate litigation for the political debate on Loss&Damage, Laura Schäfer, Vera Künzel and Christoph Bals, Germanwatch, www.germanwatch.org/en/15104

Steigende Anzahl von Gerichtsverfahren gegen große Emittenten mit
realistischen Chancen

Wo internationale Diplomatie nicht vorankommt, beginnen betroffene Menschen den
Rechtsweg zu suchen, um Kompensation für die Klimaschäden zu bekommen.

2018 liefen ca. 900 Klimawandel-Verfahren in 24 Ländern (654 in den USA).

Quelle: The significance of climate litigation for the political debate on Loss&Damage, Laura Schäfer, Vera Künzel and Christoph Bals, Germanwatch, www.germanwatch.org/en/15104
Beispiel eines laufenden Verfahrens, das die Rechtsprechung
verändern könnte

• Peruanischer Landwirt Lliuya reicht Klage gegen den Energiekonzern RWE (2014)
• Lliuyas Haus liegt in Huaraz, unterhalb eines Gletschersees
• Lliuya klagt, dass die CO2-Emissionen von RWE zum Schmelzen der Gletscher und zum
  Anstieg des Wassergehalts des Sees beigetragen haben
• Um das Risiko eines Ausbruchs des Gletschersees zu verringern, müssen
  Präventionsmaßnahmen ergriffen werden
• Die Klage zielt darauf ab, dass RWE einen Beitrag zu den Präventionsmaßnahmen
  leisten soll, der proportional zu deren Anteil an den Emissionen von ca. 0,5% ist
• 2017 folgte das Oberlandesgericht Hamm Lliuyas Anklagepunkten
• Das Gericht sieht eine Kausalität, einen Beitrag von RWE zu dem steigenden Risiko von
  Huaraz als gegeben
• Nun muss die wissenschaftliche Beweisführung erbracht werden.
Quelle: The significance of climate litigation for the political debate on Loss&Damage, Laura Schäfer, Vera Künzel and Christoph Bals, Germanwatch, www.germanwatch.org/en/15104

Kanada hat im März 2018 ein Gesetz verabschiedet, um Bürger in Ontario vor
den Kosten der Schäden durch den Klimawandel zu schützen

  • Der “Liability for Climate-Related Harms Act of 2018” wird den Bürgern
    Ontarios die juristischen Möglichkeiten geben, Kompensation von den
    größten Emittenten für deren Anteil an den Kosten zu bekommen

  • Das Gesetz wird es vereinfachen, die fossilen Brennstoff Unternehmen zu
    zwingen für Verbesserungen der Infrastruktur zu zahlen, die notwendig
    werden, um die Kommunen vor Klimaschäden zu schützen

  • Das Gesetz ist das erste weltweit, das direkte Haftung für fossile Brennstoff
    Unternehmen für Klimaauswirkungen etabliert, ohne Nachweis eines
    Fehlverhaltens.
Klage von Langeoog gegen die EU

Die kleine Insel Langeoog
verklagt die Europäische
Union, mehr für den
Klimaschutz zu unter-
nehmen.

                                                                                      53

Weltwirtschaftsforum 2019, Davos
Einordnung der globalen Risiken

                                   Extreme weather events
                                   Failure of climate-change
                                   mitigation and adaptation
                                       Natural disasters

                                                Source: World Economic Forum (2018)   54
Umfrage des Pew Research Center zu empfundenen Bedrohungen
(27.612 Befragte in 26 Ländern, 2018, https://pewrsr.ch/2UQQsIw)

FridaysForFuture, die neue Bewegung von Schülern und Studenten für
Klimaschutz erhöht den Druck auf die Politik, die Treibhausgas-Emissionen zu
senken

 Greta Thunberg begann ihren Schulstreik im   15. März 2019: Mehr als 1,6 Millionen Teilnehmer
 August 2018                                  demonstrieren in 125 Ländern.
Fazit

▪ Der Klimawandel existiert und ist hauptsächlich vom Menschen verursacht
▪ In Deutschland sind wie in ganz Europa und den USA die Schäden vor allem aus
  gewitterbedingten Ereignissen seit 1980 signifikant angestiegen
▪ In den letzten Jahren gab es auffallend viele Extremereignisse, die große Schäden durch
  Hitze, Hagel, Sturzfluten und Starkwinde verursacht haben
▪ Durch den weiter fortschreitenden Klimawandel müssen wir auch in Deutschland mit noch
  häufigeren und intensiveren Unwettern rechnen
▪ In Europa, aber auch vielen anderen Regionen sind drastische Regulierungen für mehr
  Klimaschutz zu erwarten, welche alle jene Industrien und Investoren betreffen werden, die
  an Emissionen von Treibhausgasen beteiligt sind
▪ In den nächsten Jahren ist mit zunehmenden Klagen gegen große Emittenten zu rechnen
▪ Steigendes Risiko-Bewusstsein und politische Vorgaben werden den Versicherungsbedarf
  langfristig erhöhen
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