Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz - Konjunkturdynamik schwenkt auf niedrigeren Wachstumspfad ein - Die LBBW
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15.02.2019 Dr. Guido Zimmermann, Senior Economist Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz Konjunkturdynamik schwenkt auf niedrigeren Wachstumspfad ein.
Konjunkturdynamik schwenkt auf niedrigeren Wachstumspfad ein. LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für Rheinland-Pfalz und Deutschland. • Zwar war das Wachstum von Rheinland-Pfalz im 1. 4,0% Halbjahr 2018 noch am höchsten in allen Bundesländern. Aufgrund der strukturellen 3,5% Schwächen war dieser Spitzenplatz aber erwartungsgemäß nicht zu halten. 3,0% • Für 2019 erwarten wir vor dem Hintergrund der gesamtdeutschen Konjunkturabschwächung eine 2,5% Wachstumsrate für das reale BIP von durchschnittlich 1,3% (Deutschland: 1,4%), für 2020 2,0% von nur noch 0,8% (0,9%). 1,5% • Angesichts der derzeitigen immensen Unsicherheiten bei der Prognose ist unser Risikoszenario, dass es 1,0% schlechter laufen könnte, mit 30% angesetzt. • Derweil schreitet die Tertiarisierung auch der Industrie 0,5% von Rheinland-Pfalz voran. Digitale Dienstleistungsservices spielen eine immer wichtigere 0,0% Rolle in der Umsatzgenerierung der Industrie. Wir 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 (F)2018 (F)2019 (F)2020 (F)2021 (F)2022 (F) präsentieren daher Vorschläge, wie die Politik BIP (Y/Y) Rheinland-Pfalz BIP (Y/Y) Deutschland diesen wichtigen Tertiarisierungstrend unterstützen kann. Quelle: Refinitiv, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 2
Wachstumsranking 2019 der Bundesländer. LBBW BIP-Wachstumsprognosen (in %) für ausgewählte Bundesländer. Bayern Baden-Württemberg Thüringen Sachsen Deutschland Ostdeutschland (ohne Berlin) Hamburg Rheinland-Pfalz Niedersachsen Hessen Sachsen-Anhalt NRW 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 1,4 1,6 1,8 2 Quelle: Refinitiv, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 3
Deutschland: Geschäftsklima sendet Abschwungsignale ifo Geschäftsklima: Lage und Erwartungen Index-Werte • Der Geschäftsklima-Index für 20 Deutschland des ifo Instituts Aufschwung Boom hat auch im Januar Start: nachgegeben. Mit 99,1 nach Jan. 2014 zuvor 100 Zählern hat er den 15 tiefsten Stand seit Februar 2016 erreicht. 10 • Die Konstellation aus guter Erwartungen Lage, aber deutlich sinkenden Erwartungen ist ein 5 Abschwungsignal. Die Wachstumsrate der Industrie dürfte sich auch 2019 0 verlangsamen. • Allerdings liegt die -5 Konstellation von Lage und aktuell: Jan. 2019 Erwartungen bislang nicht im Rezessionsbereich. Rezession Abschwung -10 -10 0 10 20 30 40 50 60 Lage Quelle: Refinitiv, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 5
Deutsche Industriekonjunktur in Gefahr? Auftragseingang und Industrieproduktion 115 • Für eine sich ausbreitende Schwäche der Industrie sprechen auch die „harten Fakten“. Seit geraumer Zeit 110 fallen der Index der Industrie- produktion (ohne Energie und Bau) sowie der Auftrags- eingang. 105 • Allerdings vergleicht sich der Rückgang mit einem sehr guten Jahr 2017. Bislang liegt 100 das Niveau von Produktion und Auftragseingang noch in der Nähe seines langfristigen (linearen) Trends. Die 95 Abweichungen vom Trend nach unten waren auch in der jüngeren Vergangenheit nicht geringer. 90 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Auftragseingang Industrieproduktion Linear (Auftragseingang) Linear (Industrieproduktion) Quelle: Refinitiv, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 6
Konjunkturdynamik in Rheinland-Pfalz noch expansiv, aber abschwächend. IHK Koblenz Konjunkturklimaindikator • Zum Winter 2018/19 zeigt sich die Wirtschaft im IHK-Bezirk Koblenz auch bei den vielfältigen Risiken im internationalen Umfeld weiterhin in einer guten gesamtwirtschaftlichen Verfassung. Damit bewegt sich der IHK-Konjunkturklimaindikator, als zusammenfassender Wert der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage, trotz eines Punkteverlusts auf derzeit 123 Punkte (Vorumfrage: 126 Punkte) weiter deutlich im expansiven Bereich. Auch die Lagebeurteilung korrigiert sich um vier Prozentpunkte nach unten, verbleibt aber mit aktuell 41 Prozentpunkten (Herbst 2018: 45 Prozentpunkte) weiter deutlich positiv. • Mit Blick auf die weitere Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten ist vorerst keine anziehende Aufwärtsbewegung zu erwarten. Der Saldo der Geschäftserwartungen fällt mit sechs Prozentpunkten (Vorumfrage: neun Prozentpunkte) nahezu unverändert leicht oberhalb des neutralen Schwellenwertes von null aus. Quelle: IHK Koblenz. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 7
Zurückhaltung bei Investitionen und Beschäftigung. Wachstumsindikatoren der Gesamtwirtschaft • Trotz des anhaltend positiven wirtschaftlichen Umfelds schlagen sich wachsende Verunsicherungen in den Investitionsneigungen der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz nieder. Konkret fällt der entsprechende Saldenwert von 22 auf 14 Prozentpunkte. Damit planen lediglich 28 Prozent der Unternehmen ihr Investitionsbudget in den kommenden 12 Monaten steigern zu wollen. • Auch hinsichtlich der Beschäftigungsabsichten zeigt sich gegenüber der Vorumfrage eine abnehmende Tendenz. Die Einstellungsbereitschaft nimmt per Saldo um sechs Prozentpunkte auf acht Prozentpunkte ab (Herbst 2018: 14 Prozentpunkte). Damit hegen branchenübergreifend insgesamt 90 Prozent der Unternehmen konstante bis steigende Beschäftigungspläne, während zehn Prozent einen Personalabbau ins Auge fassen. • Damit bleibt weiterhin die starke Binnenkonjunktur – getragen durch Beschäftigungsrekorden und guten Einkommensentwicklungen - eine wesentliche Stütze der heimischen Wirtschaft. Quelle: IHK Koblenz. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 8
Sorgen um wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen nehmen zu, Fachkräftemangel aber weiter Risiko Nr. 1. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen, Anteil der Antworten der befragten Unternehmen in %. Wechselkurse Finanzierung Auslandsabsatz Energie- u. Rohstoffpreise Arbeitskosten Inlandsabsatz Wirtschaftspolit. Rahmenbedingungen Fachkräftemangel 0 10 20 30 40 50 60 70 Quelle: IHK Koblenz, LBBW Research. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 9
Der demographische Wandel ist nicht morgen, sondern schon heute sichtbar. • Bis 2040 geht nach Berechnungen des Statist. Landesamt RP die Bevölkerungszahl in den Bevölkerung 2017–2070 in Mio, nach Szenarien. kreisfreien Städten um 4 300 Personen auf 1,06 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zurück (–0,4 Prozent). In den Landkreisen sinkt sie deutlich stärker um 101 300 Personen auf 2,91 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner (–3,4 Prozent). • Mittelfristig verzeichnen fünf kreisfreie Städte einen Einwohnerzuwachs, die übrigen sieben müssen teilweise große Einbußen hinnehmen. In 19 Landkreisen nimmt die Bevölkerung bereits mittelfristig ab, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Fünf Landkreise verzeichnen noch einen Einwohnerzuwachs. • Unter den kreisfreien Städten wachsen Ludwigshafen (+4,6 Prozent) und Worms (+1,7 Prozent) bis 2040 am stärksten. Bei den Landkreisen verzeichnen der Rhein- Pfalz-Kreis (+2,9 Prozent), Mainz-Bingen (+2,9 Prozent) und Trier-Saarburg (+2,1 Prozent) die größten Zuwächse. • Bevölkerungsrückgänge von 10 Prozent und mehr bis 2040 müssen die kreisfreie Stadt Pirmasens (–12 Prozent) sowie die Landkreise Birkenfeld (–12 Prozent), Kusel (–11 Prozent) und Südwestpfalz (–10 Prozent) hinnehmen. • Im Jahr 2070 werden in allen kreisfreien Städten und Landkreisen weniger Menschen Quelle: Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz. leben als heute. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 10
15.02.2019 Harter Brexit. Welche Branchen wären betroffen?
Großbritannien viertwichtigstes Exportland. Handelsstreit mit Brexit dürfte belasten. Anteil ausgewählter Länder 2017 am Export von Rheinland-Pfalz in %. Sonstige Länder China Österreich Polen Belgien Spanien Italien Großbritannien Niederlande USA Frankreich 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Quelle: KfW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 12
Brexit-Chaos: Unsere LBBW-Wahrscheinlichkeitseinstufung Abstimmung im Unterhaus voraussichtlich am 27. Februar Mögliche Endergebnisse nach etwaigen Zwischenschritten (Referendum, Neuwahlen) Ein geändertes Hard Brexit Norwegen Plus Rücktritt vom Austrittsabkommen findet Brexit Zustimmung in UK und EU 35% 5% 35% 25% Quelle: LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 13
Lieferketten / Regulatorik und die Bedeutung von UK als Absatzmarkt bestimmen die Betroffenheit der Sektoren Brexit-Auswirkungen auf unterschiedliche Branchen • Angesichts vielfacher Verflechtungen würde ein ungeordneter Brexit zahlreiche Unternehmen mit einer Vielzahl unterschiedlichster Problemfelder konfrontieren. hoch Automobil • Anhand zweier Dimensionen (Absatzmarkt, Einfluss auf Lieferketten (inkl. Zölle) und Regulatorik) haben wir die möglichen Bedeutung als Absatzmarkt Auswirkungen eines harten Brexit auf einzelne Branchen beurteilt. Telekommunikation Pharma • Aufgrund der Bedeutung des UK-Marktes mittel Medien Industrie Chemie würde vor allem der Automobilsektor Handel Konsumgüter leiden. In der Chemie- und Pharmabranche könnten die Lieferketten in Mitleidenschaft gezogen werden. Technologie • Zahlreiche Unternehmen haben sich intensiv Versorger auf den Brexit vorbereitet (z.B. durch niedrig Bau Transport/Logistik Aerospace Lageraufbau). In Summe halten wir mögliche Öl/Gas negative Effekte insbesondere auf längere Sicht für überschaubar. Rohstoffe • In Einzelfällen könnten Anpassungs- niedrig mittel hoch maßnahmen wie bspw. Standort- verlagerungen oder die Umstellung von Bedeutung von Zöllen, Lieferketten, Regulatorik Lieferketten notwendig werden. Quelle: LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 14
PSA und BMW mit höchstem Absatzanteil in UK besonders betroffen Dazu kommt eine Lieferkette mit 50% Komponenten aus EU Absatzanteil der Automobilhersteller in UK (2018) 12% • Großbritannien ist mit rund 2,4 Mio. Automobilen p.a. der zweitgrößte europäische Automobilmarkt (D: rd. 3,5 Mio. Einheiten). 10,2% • Von Januar-September 2018 wurden Autos im Wert von rund 29,8 10% 9,7% Mrd. EUR aus der EU nach Großbritannien importiert. Im Gegenzug wurden Fahrzeuge für rund 12,8 Mrd. EUR exportiert. • Die größte lokale Fahrzeugproduktion hat Jaguar/Land Rover (Tata 7,8% 8% Group) mit rund 470 Tsd. Einheiten in 2018 gefolgt von 6,7% Renault/Nissan (rd. 450 Tsd.), BMW (Mini und Rolls-Royce rd. 240 Tsd.) und PSA (mit Opel bzw. Vauxhall rd. 140 Tsd). 6% • Rund 50% der Komponenten für in UK produzierte Fahrzeuge 5,2% werden aus der EU importiert. • Wichtig für die Automobilunternehmen wird die künftige 4% Ausgestaltung der Handelsbeziehungen sein. Zölle könnten die Kosten der Fahrzeuge erheblich erhöhen und damit den Absatz 2,5% bremsen. Zusätzlich sind steigende Logistikkosten durch zusätzliche 2% Zollabfertigungen zu erwarten. 1,4% • Die Unternehmen haben sich bereits auf erschwerte Handels- /Produktionsbedingungen vorbereitet. Bspw. hat BMW die Bestände 0% kritischer Teile erhöht und sich Luftfrachtkontingente gesichert. FCA PSA Ford VW BMW Renault Daimler Zusätzlich sind vorgezogene Wartungsphasen im April 2019 geplant. • Die Effekte eines Hard Brexit wären erheblich, angesichts der globalen Aufstellung dürften sich die Hersteller mittels möglicher Produktionsverlagerungen und Preisanpassungen Quellen: LMC Automotive (01/19), LBBW Research auf die neuen Rahmenbedingungen einstellen. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 15
Wichtiger Handelspartner für Chemie- und Pharmaprodukte Im- und Exporte (Mrd. EUR, 2017) NL 17,4 20,0 • Großbritannien ist für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Deutschland ein wichtiger Handelspartner. Das Exportvolumen belief sich 2017 auf 11,2 Mrd. EUR (5,8% der dt. Chemieexporte). Die USA 20,6 13,1 Importe aus UK lagen bei 6,5 Mrd. EUR (4,8% der Chemieimporte). CH 11,7 15,5 • Laut einer VCI-Schätzung lag das Exportvolumen 2018 bei 10,2 Mrd. EUR, die Importe bei 5,8 Mrd. EUR. Seit 2015 gingen die Exporte F 13,5 10,0 um etwa 3 Mrd. EUR zurück, die Importe blieben weitgehend stabil. • Je nach Gestaltung der zukünftigen Beziehungen zwischen der EU B 9,4 12,7 und UK sind beispielsweise Belastungen durch Zölle (lt. VCI- Schätzung 200 Mio. EUR p.a.) oder das Auseinanderlaufen der I 10,6 7,3 branchenspezifischen regulatorischen Anforderungen denkbar. • Aufgrund der in Europa weitgehend harmonisierten Gesetzgebung UK 11,2 6,5 für Chemieprodukte/Arzneimittel könnten in UK registrierte Produkte eventuell nicht mehr in der EU verkauft werden, was entsprechend CN 8,5 4,8 negative Auswirkungen auf die Lieferketten hätte. • Laut einer früheren Berechnung des europäischen Branchenver- PL 7,7 3,1 bandes Cefic und des britischen Chemieverbandes CIA könnte ein durchschnittlicher Importzoll von 3-4 % für die Branche insgesamt zu E 6,5 3,3 Mehrkosten von 1,5 Mrd. EUR p.a. führen. Exporte in Mrd. EUR • Ein ungeordneter Brexit ohne Übergangslösungen könnte IRL 2,3 7,1 Importe in Mrd. EUR zumindest kurzfristig erhebliche negative Auswirkungen für die Chemie- und Pharmakonzerne haben. Quellen: Destatis, VCI, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 16
Deutsche Logistikunternehmen eher weniger betroffen Die zehn größten Unternehmen der deutschen Kontraktlogistik Supply Chain-Logistikumsatz in Deutschland in Mio. EUR • Die Speditions- und Logistikbranche ist mit einer geschätzten Gesamtgröße von mehr als 90 Mrd. GBP ein wesentlicher Bestandteil der britischen Wirtschaft. Die Logistikbranche Panalpina Welttransport beschäftigt einen von zwölf Beschäftigten des Vereinigten (Deutschland) GmbH Königreichs. Vor allem für die britischen Logistikanbieter dürften DPD Deutschland GmbH die Folgen eines harten Brexit spürbar werden. • Aus Sicht der deutschen Logistikbranche dürften die negativen Hermes Europe GmbH Folgen allerdings selbst im Falle eines harten Brexit United Parcel Service überschaubar bleiben, denn Großbritannien allein spielt für die Deutschland Inc. & Co. OHG meisten deutschen Logistikanbieter lediglich eine relativ Volkswagen Konzernlogistik bescheidene Rolle. GmbH & Co. OHG • In der Luftfahrt dürften vor allem diejenigen Airlines, die von der Rhenus SE & Co. KG britischen Kundschaft abhängig sind (z.B. IAG, Ryanair, easyJet), von einem harten Brexit belastet werden. Für Kuehne + Nagel (AG & Co.) Lufthansa ist die Bedeutung des britischen Marktes dagegen KG überschaubar. Dachser SE • Die Effekte eines Hard Brexit wären angesichts der globalen Aufstellung der großen deutschen Logistikunternehmen Deutsche Bahn AG u.E. verkraftbar. Deutsche Post DHL (Group) - 4.000 8.000 12.000 Quellen: Fraunhofer SCS, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 17
Industrie und Maschinenbau: Lokale Produktion mindert das Risiko, mittelfristig Rückzug möglich Deutsche Maschinenexporte nach UK Anteil der Fachzweige in % der Gesamtexporte • Großbritannien importierte 2017 Maschinen im Gesamtwert von Fördertechnik 9,4 26,4 Mrd. EUR. Größter Teillieferant war Deutschland, gefolgt von den USA mit 2,3 Mrd. EUR. Insgesamt wurden 2017 Landtechnik 8,7 Maschinen im Gegenwert von 7,3 Mrd. EUR von Deutschland nach Großbritannien exportiert. Die Exporte stagnierten seit Allgemeine Lufttechnik 2015. 8,5 • Die Landtechnik hat den zweithöchsten Ausfuhranteil nach Antriebstechnik 7,3 Großbritannien. Vor allem bei großen Landmaschinen gibt es ebenso wie bei der Fördertechnik keine nennenswerten Baumaschinen und 5,7 britischen Produktionsstandorte. Baustoffanlagen • Für Airbus entstehen im Fall eines ungeordneten Brexit Risiken Armaturen 5,2 in der bereits angespannten Zulieferkette im zivilen Flugzeugbau. Hauptprodukt sind insbesondere die in Wales für alle zivilen Nahrungsmitt.- u. Verpackungsm. 5,2 Flugzeugmodelle gefertigten Tragflächen. Dadurch könnte es zu temporären Unterbrechungen in der Flugzeugendmontage (EU, Werkzeugmaschinen 4,4 China und USA) kommen. Diesem Risiko soll mit dem situativen Aufbau von Sicherheitspuffern bei Airbus selbst und bei Fluidtechnik 3,4 Zulieferern begegnet werden. Kompress. Druckluft-, • CEO Kaeser, Siemens: „Wir haben in Großbritannien fast 15 000 3,4 Vakuumtechn. Mitarbeiter in 15 Fabriken. Damit decken wir die lokale Verfahrenstechn. Ma. u. App. 3,2 Nachfrage vorwiegend vor Ort ab. Grenzüberschreitende Transaktionen von Gütern und Dienstleistungen spielen bei uns eine untergeordnete Rolle.“ Quellen: VDMA 2017, LBBW Research 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 18
Rheinland-Pfalz wäre wenig durch harten Brexit betroffen. Anteil betroffener Beschäftigten an Gesamtanzahl Beschäftigter in % in den einzelnen Regionen. Quelle: IW Halle. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 19
15.02.2019 Politik muss Tertiarisierung der Wirtschaft fördernd begleiten.
Die Tertiarisierung der Industrie schreitet voran. • Grundsätzlich lässt sich für Gesamtdeutschland feststellen, dass die Dienstleistungsaktivitäten in der Industrie sich in den letzten 15 Jahren merklich verändert haben und tatsächlich eine Dynamik mit unterschiedlichen Entwicklungen festzustellen ist. Insbesondere ist festzuhalten, dass die kleinen Betriebe bei Dienstleistungsumsätzen in den letzten 15 Jahren ihre ursprüngliche Position als Vorreiter zu Beginn der 2000er Jahre nicht in diesem Maße halten konnte. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Dienstleistungsanteile in der Industrie insgesamt liegt auch darin begründet, dass der Anteil der Betriebe ohne jegliche Umsatzanteile in den letzten 15 Jahren deutlich angewachsen ist. • Der Trend der Tertiarisierung der Industrie scheint somit gegenüber dem vorherigen Jahrhundert eine neue Phase erreicht zu haben, die sich durch neue Unternehmensstrategien, einen sich verändernden Wettbewerb und die zunehmende Verknüpfung von Produkten und Dienstleistungen auszeichnet. • Dieser Wandel manifestiert sich beispielsweise in unternehmensstrategischen Veränderungen, aber auch durch eine aufkommende Polarisierung des Dienstleistungsgeschäfts unter Industriebetrieben. Die Tertiarisierung der Industrie ist daher nicht länger mit einer reinen Dienstleistungszunahme gleichzusetzen, sondern vielmehr mit einer diversifizierten Entwicklung im immateriellen Wertschöpfungsbereich, die durch weitere Einflüsse, wie beispielsweise die Digitalisierung, determiniert wird. • Die meisten Regionen Deutschland sind hinsichtlich der Digitalisierung von Dienstleistungsangeboten und bei der hybriden Wertschöpfung uneinheitlich aufgestellt. Der Westen – zu dem Rheinland-Pfalz zählt – ist hier aber zweimal mit der ersten Position noch besser aufgestellt. Insgesamt schneidet damit das Gebiet im Südwesten Deutschlands (Westen und BW) hinsichtlich der Digitalisierung von Dienstleistungsangeboten sowie bei der hybriden Wertschöpfung am besten ab. Inwieweit Rheinland-Pfalz hier konkret gut aufgestellt ist oder nicht, kann leider aufgrund des hohen Aggregationsgrads der Studie des ZEW nicht gesagt werden. • Insgesamt bewegen sich die Unternehmen Deutschlands in sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität in Richtung Wirtschaft 4.0. Dementsprechend zeigen sich auch an der Schnittstelle von Industrie und Dienstleistungsbereich unterschiedliche Qualitäten der Verknüpfung und Verflechtung der beiden Bereiche. Der „ambivalente Charakter der Digitalisierung“ eröffnet also einerseits Chancen, neue Geschäftsfelder zu erschließen, andererseits erhöht er den Konkurrenz- und An-passungsdruck insofern neue Kompetenzen aufgebaut sowie Fertigungs- und Serviceprozesse reorganisiert und angepasst werden müssen. Grundsätzlich gilt es also, die stark an Bedeutung gewinnenden unternehmensbezogenen und darunter speziell die industrienahen Dienstleistungen wirtschaftspolitisch hinreichend zu berücksichtigen. Quelle: ZEW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 21
Strategische Bedeutung von Dienstleistungsangeboten im Verarbeitenden Gewerbe nimmt zu. Entwicklung der strategischen Bedeutung von Dienstleistungsangeboten im Ver- arbeitenden Gewerbe im gesamten Bundesgebiet (2001-2015). • Abgebildet ist der Anteil der Betriebe, die neue Dienstleistungen als wichtigstes Innovationsfeld beurteilen (Dienstleistung als Innovationsfokus), sowie der Anteil der Betriebe, die Dienstleistungen als primären oder sekundären Wettbewerbsfaktor ansehen (Dienstleistung als Wettbewerbsfaktor). • Wie sich zeigt, sind hier zwei völlig gegenläufige Entwicklungen festzustellen. Während Dienstleistungsangebote bei Industriebetrieben in den letzten Jahren immer stärker aus dem Innovationsfokus gerückt sind, haben sie jedoch als Wettbewerbsfaktor deutlich an Bedeutung gewonnen. • Aus den Ergebnissen zur Entwicklung des Dienstleistungssets und der strategischen Wertigkeit von Dienstleistungen im Industriesektor lässt sich schlussfolgern, dass in den letzten 15 Jahren ein unternehmensstrategischer Wandel beim Servicegeschäft von Industriebetrieben stattgefunden hat. • Das Servicegeschäft hat sich mehrheitlich weg vom Innovationsfokus und hin zum Wettbewerbsfaktor ge- wandelt. Ebenfalls lässt sich die Vermutung anstellen, dass der Trend bei Industriebetrieben hin zu einer Fokussierung auf einfachere Services geht. Quelle: ZEW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 22
RP wohl mit nicht geringem Digitalisierungsgrad der Dienstleistungsangebote der Industrie. Digitalisierungsgrad von Dienstleistungsangeboten in der Industrie im gesamten Bundesgebiet nach Regionen, 2015, Rheinland-Pfalz wird hier zu Region „Westen“ gezählt. • Rheinland-Pfalz gehört zwar zusammen mit Hessen und dem Saarland in der Studie des ZEW zu der Region „Westen“, die den höchsten Digitalisierungsgrad der Dienstleistungsangebote der Industrie aufweist. • Allerdings kann aus diesem aggregierten Wert nicht auf eine gute Performance von Rheinland-Pfalz geschlossen werden, da es gut sein kann, dass Hessen hier für die Region „Westen“ der Treiber des guten Ergebnisses ist. Quelle: ZEW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 23
Rheinland-Pfalz gehört zur starken Region „Westen“ mit vielen hybriden Wertschöpfungskonzepten in der Industrie. Grad der digitalisierten hybriden Wertschöpfung (Betreibermodelle, Verfügbarkeitsgarantien, Miet-, Leasing- Sharingkonzepte) im Bundesgebiet nach Regionen, 2015, Rheinland-Pfalz wird hier zu Region „Westen“ gezählt. • Rheinland-Pfalz gehört zwar zusammen mit Hessen und dem Saarland in der Studie des ZEW zu der Region „Westen“, die den höchsten Digitalisierungsgrad der Dienstleistungsangebote der Industrie aufweist. • Allerdings kann aus diesem aggregierten Wert nicht auf eine gute Performance von Rheinland-Pfalz geschlossen werden, da es gut sein kann, dass Hessen hier für die Region „Westen“ der Treiber des guten Ergebnisses ist. Quelle: ZEW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 24
Wie kann das Land die Tertiarisierung der Industrie fördern? Ausgewählte Vorschläge zur Förderung der Tertiarisierung der Industrie Rheinland-Pfalz‘. • Fortführung von Maßnahmen, um KMU über Herausforderungen und Chancen beim Zugang zu Plattformen zu informieren. • Wissens- und Methodentransfer weiter stärken. • Forschungsaktivitäten mit Fragestellungen zur Data Analytics und zur Prozesssicherheit sowie zur Plattformökonomie und damit einhergehenden strukturellen Veränderungen stärken. • Dienstleistungsorientierung im Fertigungs- und Innovationsbereich stärken und fördern. • Einführung einer steuerlichen Förderung von Forschung und Entwicklung an der Schnittstelle Industrie-Dienstleistung in Deutschland. • Neue Spitzentechnologien mit Dienstleistungspotential fördern. • Innovative Qualifizierungsformate und praxisorientierte Lernumgebungen für Dienstleister im Hinblick auf die Entwicklung datenbasierter Services (Smart Services und digitale Geschäftsprozesse) bereitstellen. • Den flächendeckenden Ausbau des digitalen Daten-netzes (Glasfasernetz, 5G-Netzwerke) vorantreiben. Quelle: ZEW. 15.02.2019 Konjunkturmonitor Rheinland-Pfalz 25
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