Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle

Die Seite wird erstellt Nikolas-Stefan Barthel
 
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Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Das Magazin zum Lesen und Handeln          Dezember 4/2018

                        Klimaschutz:
                        Der Wandel kommt
                        von unten
                        Seite 3

                        Fairer Handel
                        damals und heute
                        Seite 5
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Editorial                                                                                                                             2

Liebe Leserin, lieber Leser

Ich weiss nicht, wie es Ihnen erging, aber bei mir hat der
vergangene Sommer gemischte Gefühle hinterlassen.
Es war zwar schön, jeden Tag bei Sonnenschein aufzuwa-
chen. Doch die Bilder von ausgetrockneten Flüssen und
verdorrten Pflanzen haben mir stark zu denken gegeben.

Brot für alle engagiert sich seit Langem gegen den Klima-
wandel und für Klimagerechtigkeit. Wir wehren uns gegen
die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft                                             INHALT

als wichtiger Treiber der globalen Erwärmung. Wir fordern                                             PABLO SOLÓN
                                                                                                      «Energieproduktion
von Schweizer Banken und Pensionskassen, keine klima-                                                 muss demokratisch
                                                                                                      werden»
schädigenden Investitionen mehr zu tätigen. Und wir enga-                                             Seite 4

gieren uns dafür, dass die Betroffenen Gehör finden und                                               INDONESIEN
                                                                                                      Umweltschutz ist
die Schweiz ihrer Verpflichtung nachkommt, arme Länder                                                auch Klimaschutz

bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
                                                                                                      Seiten 6 – 7

                                                                                                      NEWS
                                                                                                      Glyphosat gerät immer
Auch als Einzelpersonen können wir viel tun, indem wir                                                mehr unter Beschuss
                                                                                                      Seite 9

etwa aufs Fliegen verzichten, bewusst einkaufen oder
massvoll heizen. Und schliesslich ist es die Politik, die
ihre Klimaversprechen nach Paris endlich umsetzen muss.
Wir werden nicht damit aufhören, sie daran zu erinnern.                                              Impressum:
                                                                                                     Herausgeberin: Brot für alle, 2018
                                                                                                     Chefredaktion: Pascale Schnyder (pst)
                                                                                                     Redaktion: Colette Kalt (ck), Tiziana
                                                                                                     Conti (ct), Daniel Tillmanns (dt)
                                                                                                     Gestaltung, Layout und Realisation:
                                                                                                     Crafft Kommunikation, Zürich
                                                                                                     Korrektorat: Franziska Landolt,
                                                                                                     www.1-2-fehlerfrei.ch
                                                                                                     Bildbearbeitung: Schellenberg
                                                                                                     Druck AG, Pfäffikon
                                                                                                     Druck: Druckerei Kyburz AG, Dielsdorf
                                                                                                     Auflage: 29 100 de / 6400 fr
                                                                                                     Erscheinung: Viermal jährlich
                                                                                                     Preis: CHF 5.– pro Spender/in werden
                      Bernard DuPasquier,                                                            für das Abonnement verwendet
                                                                                                     Kontakte: Brot für alle, perspektiven@
                      Geschäftsleiter Brot für alle                                                  bfa-ppp.ch, 031 380 65 65

Foto: Patrik Kummer                                   Titelbild: Menschen aus Madagaskar, am Karren ein Zebu angespannt Foto: iStock, pierivb
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Klimaschutz in der Schweiz                                                                                                                        3

                                                                                                                    Schweiz läuft und an der sich
                                                                                                                    auch Brot für alle und Fasten-
                                                                                                                    opfer über die Klima-Allianz
                                                                                                                    beteiligen. Ihr Ziel ist es, dass
                                                                                                                    (National-)Banken, Pensionskas-
                                                                                                                    sen und Unternehmen ihre In-
                                                                                                                    vestitionen aus fossilen Energie-
                                                                                                                    trägern abziehen und damit der
                                                                                                                    Förderung von Kohle, Gas und
                                                                                                                    Erdöl den Boden entziehen.
                                                                                                                    Denn sowohl Pensionskassen
                                                                                                                    wie die Nationalbank investieren
                                                                                                                    Milliarden in die Kohle-, Erdöl-
                                                                                                                    und Erdgasindustrie. Die Klima-
                                                                                                                    Allianz unterstützt deshalb auch
                                                                                                                    eine parlamentarische Initiative,
                                                                                                                    die eine Anpassung des National-
                                                                                                                    bankgesetzes fordert. Diese soll
                                                                                                                    künftig nicht nur den Wirt-
                                                                                                                    schaftsinteressen der Schweiz
                                                                                                                    verpflichtet sein, sondern auch
                                                                                                                    der nachhaltigen Entwicklung,
                                                                                                                    wie sie in der Bundesverfassung
                                                                                                                    verankert ist. Teil der Kampagne
Die Klimaseniorinnen klagen und verlangen, dass der Staat seine Klimaschutzpflicht wahrnimmt.                       ist auch die Forderung von 166
                                                                                                                    Professor/innen und Mitarbei-
                                                                                                                    tenden der ETH Zürich und Lau-

Der Wandel kommt
                                                                                                                    sanne. Sie verlangen von ihrer
                                                                                                                    Pensionskasse Publica, die Betei-
                                                                                                                    ligungen im fossilen Sektor ab-
                                                                                                                    zustossen. www.klima-allianz.ch

von unten
                                                                                                                    Die Klimaklagen
                                                                                                                    Bereits 2016 hat der Verein Klima-
                                                                                                                    senior/innen die erste «Klima-
                                                                                                                    klage» beim Eidgenössischen
                                                                                                                    Departement für Umwelt, Ver-
                                                                                                                    kehr, Energie und Kommuni-
Die Klimapolitik der Schweiz kommt nur zögerlich vorwärts. Doch es gibt                                             kation (UVEK) eingereicht. Die
verschiedene Initiativen aus der Zivilgesellschaft, die Hoffnung machen.                                            Begründung der Klage: Die An-
                                                                                                                    strengungen des Bundes, der Kli-
                                                                                                                    maerwärmung entgegenzuwir-
                                                                                                                    ken, seien unzureichend. Die
Die Folgen des Klimawandels           Emissionen der Schweiz bis             Quellen. Das heisst in erster          erhöhten Temperaturen und Hit-
sind längst bekannt und auch,         2050 auf null senken, das will         Linie, keine Verbrennung mehr          zewellen würden die Grundrech-
was dagegen getan werden              die Gletscher-Initiative. Dahin-       von fossilen Energieträgern.»          te der Bevölkerung und der älte-
müsste. Doch der politische Wille     ter steht der Verein Klimaschutz       Initiiert hat Hänggi die Initiative,   ren Menschen im Speziellen akut
in der Schweiz, endlich Nägel         Schweiz. Start der Unterschrif-        weil der langjährige Beobachter        gefährden und könnten zum Tod
mit Köpfen zu machen, ist der-        tensammlung ist auf Anfang             der Schweizer Klimapolitik das         führen. Sie fordern die Wahr-
zeit nicht zu erkennen (vgl. Dos-     2019 geplant. «Ziel ist es, gesetz-    Vertrauen in den parlamenta-           nehmung der Schutzpflicht und
sier). Wer, wenn nicht die Politik,   lich zu verankern, wofür sich die      rischen Prozess verloren hat.          die konsequente Reduktion von
kann den Stein also ins Rollen        Schweiz im Pariser Abkommen            www.klimaschutz-schweiz.ch             Treibhausgasen. Das UVEK lehn-
bringen? Drei Initiativen, die zu-    bereits völkerrechtlich verpflich-                                            te die Klageberechtigung der Kli-
versichtlich stimmen.                 tet hat», erklärt Umweltjourna-        Die Desinvestment-Kampagne             masenior/innen ab. Nun liegt der
                                      list und Initiant Marcel Hänggi.       Ebenfalls auf das Abkommen             Fall beim Bundesverwaltungsge-
Die Gletscherinitiative               Der Weg dorthin sei entwaffnend        von Paris beruft sich die Desin-       richt. www.klimaseniorinnen.ch
Den Klimaschutz in der Verfas-        einfach: «Kein CO2 -Ausstoss           vestment-Kampagne, die derzeit         — Pascale Schnyder
sung verankern und die CO2 -          mehr aus menschgemachten               international sowie in der

Foto: Klimasenior/innen
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Interview: Pablo Solón                                                                                                                4

«Energieproduktion muss
demokratisch werden»
Soll die Weltgesellschaft überleben, braucht es einen grundsätzlichen Wandel. Es gibt bereits
die unterschiedlichsten Weltvisionen, sagt Pablo Solón, Co-Autor des eben in Deutsch
erschienenen Buches «Systemwandel – Alternativen», doch sie müssen voneinander lernen.

Perspektiven: Sie sind Co-Autor                                                Pablo Solón ist         Wir nehmen aber auch Themen
                                                                               ein bolivianischer
des Buches «Systemwandel –                                                     Umweltaktivist
                                                                                                       wie Arbeit, Demokratie oder
Alternativen zum globalen                                                      und Direktor der        Ernährungssouveränität unter
Kapitalismus». Worum geht es?                                                  Fundación Solón.        die Lupe, welche Veränderungen
Die Weltgesellschaft durchlebt                                                 Er koordiniert          hin zum Besseren sich in diesen
                                                                               die bolivianische
eine systemische Krise. Klima-                                                 Bewegung gegen          Bereichen bewerkstelligen
erwärmung, schwindelerregen-                                                   das amerikanische       lassen.
de soziale Ungerechtigkeiten                                                   Freihandelsab­
                                                                               kommen. Zudem
und Umweltkrisen sind Sympto-                                                  war Solón Bot­          Sind Veranstaltungen wie die
me davon. Deshalb brauchen                                                     schafter Boliviens      jährlich stattfindende Klima-
wir einen Systemwandel. Toll                                                   an den Vereinten        konferenz COP notwendig?
                                                                               Nationen.
ist, dass es schon viele alter-                                                                        Als ehemaliger Botschafter
native Weltvisionen gibt: Ver-                                                                         Boliviens habe ich oft daran
ringerung von Produktion und                                                                           teilgenommen. Ich bin über-
Konsum, Buen Vivir, Ökofemi-                                                                           zeugt, dass diese uns zwar nicht
nismus sind nur einige davon.                                                                          ans Ziel führt. Viel zu wenig
Mit unserem Buch möchten                                                                               ambitioniert sind die dort
wir die Komplementarität dieser                                                                        verhandelten Massnahmen.
verschiedenen Weltvisionen                                                                             Oft geht es mehr darum, neue
beleuchten. Wir zeigen auf, dass   Wenn wir es schaffen, die        führt das am Ziel vorbei. Erst     Märkte für Unternehmen
jede Vision ihre Stärken           patriarchalischen Strukturen,    wenn die Energieproduktion         zu schaffen. Trotzdem hat eine
und Schwächen hat und dass sie     die Fixierung auf Wachstum       demokratischer geworden ist,       COP viel mediale Beachtung.
voneinander lernen können.         und die Ansammlung von Macht     Strom in Genossenschaften          Und die lässt sich durchaus
                                   in den Händen weniger zu         produziert wird, wenn Produ-       nutzen, um eigene Standpunkte
Welche Wirkung erhoffen            durchbrechen.                    zent / innen auch Konsument /      zu verbreiten.
Sie sich?                                                           innen sind, wenn wir auch          — Interview: David Knecht
Dieses Buch soll Türöffner zu      Welchen Beitrag kann ein /e      überlegen, wofür wir unsere
einem Dialog sein, der die         Einzelne /r leisten?             Energie benötigen, dann ist uns
Vertreterinnen und Vertreter       Nehmen wir als Beispiel die      ein systemischer Wandel im
der verschiedenen Denkrichtun-     Energieproduktion. Jede und      Energiebereich gelungen. Und
gen einlädt, sich kritisch zu      jeder braucht Energie. Wir       dafür müssen wir uns gemein-
hinterfragen und sich auf andere   sind uns wohl einig, dass wir    sam einsetzen.
Strömungen einzulassen.            uns für erneuerbare Energie
Das gegenseitige Verständnis       wie Wasser, Sonne und Wind       Wie engagieren Sie sich konkret
soll gestärkt werden und die       einsetzen sollten. Das ist ein   für einen Systemwandel?
Bewegung einen. Ein systemi-       erster Schritt, aber noch kein   Zurzeit sind wir daran, ein
scher Wandel kann jedoch           systemischer Wandel. Denn        zweites Buch zu schreiben, in
nur gelingen, wenn wir Men-        wenn nun weiterhin Grosskon-     dem wir aufzeigen möchten,
schen es schaffen, uns nicht       zerne unseren Strom produ-       wie der gesellschaftliche Wandel
mehr als den absoluten Mittel-     zieren und einzig nach Gewinn-   konkret aussehen kann, gerade
punkt der Welt zu sehen.           maximierung streben, dann        was den Energiebereich betrifft.

                                                                                                                                   Foto: zVg
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Fair Trade im Wandel                                                                                                                               5

                                                                                                                    bessere Preise noch Prämien,
                                                                                                                    sondern die durch den Fairen
                                                                                                                    Handel gewonnene Selbstbe-
                                                                                                                    stimmung.

                                                                                                                    Umstrittene Labels
                                                                                                                    Der Erfolg bringt jedoch auch
                                                                                                                    neue Herausforderungen: Nach-
                                                                                                                    ahmer und «billigere» Labels so-
                                                                                                                    wie neue Akteure wie z. B. IT-
                                                                                                                    Unternehmen drängen in den
                                                                                                                    Fair-Trade-Markt. Dabei zeigt
                                                                                                                    sich, dass komplexe Produkte
                                                                                                                    nicht einfach gelabelt werden
                                                                                                                    können. Denn niemand kann bei
                                                                                                                    langen Lieferketten eine Garan-
                                                                                                                    tie dafür abgeben, dass jedes ein-
                                                                                                                    zelne Glied «sauber» produziert
                                                                                                                    wurde. Neue Ideen sind gefragt.
                                                                                                                    Max Havelaar hat deshalb sein-
                                                                                                                    en Handlungsspielraum erwei-
                                                                                                                    tert und mit der Zertifizierung
Waren es 1970 Bananen, die zertifiziert und fair gehandelt wurden, füllen Fair­Trade­Produkte                       einzelner Rohstoffe begonnen.
heute ganze Warenkörbe.                                                                                             Andere Initiativen wie die Fair
                                                                                                                    Wear Foundation im Textilsektor

Weit mehr als faire
                                                                                                                    setzen auf prozesshafte Verbes-
                                                                                                                    serungen entlang der Lieferkette.
                                                                                                                    Der Erfolg hat auch dazu geführt,
                                                                                                                    dass viele Unternehmen eigene

Bananen
                                                                                                                    Labels entwickelt haben. Denn
                                                                                                                    diese können sie unabhängig von
                                                                                                                    der Zivilgesellschaft und billiger
                                                                                                                    etablieren. Der daraus resultie-
                                                                                                                    rende Labeldschungel macht es
Fair Trade ist komplizierter geworden, die Konkurrenz grösser und                                                   für Konsumentinnen und Konsu-
                                                                                                                    menten aber immer schwieriger,
die Herausforderungen vielfältiger. Trägt der Faire Handel dennoch zu                                               «grüne Lügen» und PR-Gags von
einem echten Wirtschaftswandel bei?                                                                                 effektiven Initiativen zu unter-
                                                                                                                    scheiden.

                                                                                                                    Wandel oder Reformen?
Am Anfang war Fair Trade ein-          Weltläden. Bald zeigte sich je-         Beratung der Produzierenden.         Die ursprüngliche Frage, ob der
fach zu verstehen: Bananen wur-        doch, dass der Weltladen-Markt          2016 belieferten 1,66 Millionen      Faire Handel zu einem grundsätz-
den unter ausbeuterischen Be-          ein Nischenmarkt ist.                   Bauern und Bäuerinnen sowie          lichen Wirtschaftswandel führt,
dingungen produziert und der                                                   Arbeiterinnen und Arbeiter welt-     stellt sich nach wie vor. Im Ge-
Faire Handel sollte das ändern.        Hilfswerke als Mitbegründerin-          weit das Fair-Trade-System und       gensatz zu den Pionierinnen des
Die ersten Fair-Trade-Initiativen      nen von Max Havelaar                    die Prämien betrugen mehr als        Fairen Handels, die diesen An-
entstanden in den 1970er- und          Deshalb gründeten die grossen           150 Millionen US-Dollar. Wich-       spruch hatten, war das nie das
1980er-Jahren als Mittel gegen         Hilfswerke, darunter Brot für alle      tigste Arbeit im Norden war und      Ziel des Max Havelaar Fair-Trade-
Ausbeutung und aus Solidarität         und Fastenopfer, vor 26 Jahren          ist dabei die Sensibilisierung der   Modells. Dementsprechend fällt
mit kleinen Produzentinnen und         die Schweizer Fair-Trade-Orga-          Konsumierenden sowie die Ver-        die Antwort je nach Perspektive
Produzenten und hoffnungsvol-          nisation Max Havelaar mit dem           bindung von Angebot und Nach-        unterschiedlich aus: Ja, wenn
len politischen Systemen. Dahin-       Ziel, Fair Trade auf den Massen-        frage.                               unter Wandel auch Reformen am
ter steckte die Vorstellung, dass      markt zu bringen. Das Konzept           Max Havelaar ist in der Schweiz      aktuellen System verstanden
bewusstes Einkaufen die Gesell-        beinhaltete bessere Preise für die      sehr erfolgreich: Allein im letz-    werden – Nein, wenn es darum
schaft und das Wirtschaftssys-         Produzierenden, eine Prämie für         ten Jahr betrug das Wachstum         geht, ein völlig neues Wirtschafts-
tem verändern kann. Daraus ent-        Genossenschaften und Gewerk-            11,6 Prozent. Der wichtigste Ef-     system zu etablieren.
stand später die Bewegung der          schaften sowie die umfassende           fekt im Süden sind jedoch weder      — Miges Baumann

Foto: Max Havelaar
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Indonesien                                                                                                                                            6

Umweltschutz ist                                                                                                   im vergangenen Herbst, als das
                                                                                                                   oberste Gericht des Landes einer
                                                                                                                   Klage von Walhi bezüglich ver-
                                                                                                                   heerender Waldbrände stattgege-

auch Klimaschutz
                                                                                                                   ben hat. Schuldig gesprochen
                                                                                                                   wurde die Regierung Indonesi-
                                                                                                                   ens, einschliesslich des Präsiden-
                                                                                                                   ten und des Landwirtschaftsmi-
                                                                                                                   nisters, nicht genug gegen die
                                                                                                                   Waldbrände unternommen zu
Das indonesische Umweltnetzwerk Walhi engagiert sich dafür, dass die                                               haben. Dimas N. Hartono hofft,
Umwelt und insbesondere die Tropenwälder intakt bleiben. Denn sie sind                                             dass die Regierung nun ernsthaft
                                                                                                                   gegen die prekären Waldbrände
nicht nur als Lebensgrundlage wichtig, sondern auch für den Klimaschutz.                                           vorgeht. Besonders zu denken
                                                                                                                   gibt dabei die Feststellung von
                                                                                                                   Walhi, dass besonders in Konzes-
                                                                             um die Natur Indonesiens und          sionsgebieten von industriellen
                                                                             damit auch die Lebensgrundlagen       Ölpalmplantagen auffällig viele
                                                                             der Bevölkerung zu wahren.            Brandherde vorkamen. Die Ver-
                                                                                                                   mutung liegt nahe, dass Konzer-
                                                                             Der Erfolg gibt ihnen recht           ne in Brandstiftung involviert
                                                                             Brot für alle unterstützt Walhi bei   sind, um anschliessend Profit aus
                                                                             seinem Engagement gegen Öl-           dem Land zu schlagen.
                                                                             palmplantagen. Seit September
                                                                             2018 finanziert Brot für alle aus-    Vielfältiges Engagement
                                                                             serdem das Klimaprogramm von          Walhi und Brot für alle wollen die
                                                                             Walhi mit. Denn intakte Wälder,       Verantwortlichen für den Klima-
                                                                             die Kohlenstoff speichern kön-        wandel in die Pflicht nehmen, die
                                                                             nen und über eine grosse Biodi-       Betroffenen von Klimawandel
                                                                             versität verfügen, sind entschei-     und Naturzerstörung stärken
                                                                             dend für uns alle. «Die Politiker     und Lösungen für mehr Klima-
                                                                             und Konzernmanagerinnen müs-          schutz aufzeigen. Dazu engagie-
                                                                             sen endlich ihre Verantwor-           ren sich Brot für alle und Walhi
                                                                             tung wahrnehmen und handeln»,         gemeinsam in grossen Allianzen
                                                                             sagt Yuyun Harmono, Klimapro-         mit politischem Gewicht. Ge-
                                                                             grammverantwortlicher bei Wal-        meinsam vertreten sie ihre Mei-
                                                                             hi. Dieses Jahr hat er gemeinsam      nung an Klimakonferenzen und
                                                                             mit anderen Walhi -Aktivistinnen      sensibilisieren für die Situation
                                                                             und -Aktivisten gegen die staatli-    der Betroffenen – in Indonesien
                                                                             chen Investitionen in Kohlemi-        und in der Schweiz.
                                                                             nen gekämpft. Seit September          — Julia Jawtusch
                                                                             2018 engagiert sich das Netz-
Die Palmölindustrie ist massgeblich für die Umweltzerstörung in Indonesien   werk zudem gegen einen geplan-
verantwortlich.                                                              ten Mega-Staudamm für ein
                                                                             Wasserkraftwerk in Nordsumat-
Indonesiens Natur ist spektaku-        dämme oder die fortschreitende        ra. «Der Staudamm bedroht die
lär. Nirgends auf der Welt gibt es     Ausbreitung von Ölpalmplanta-         Lebensgrundlagen der lokalen
                                                                                                                    Lesen und handeln
so artenreiche Tropenwälder. Die       gen. Walhi (Wahana Lingkungan         Bevölkerung und Tiere», erklärt
letzten Orang-Utans sind auf den       Hidup Indonesia), das grösste         Dana Prima Tarigan, Direktorin
Inseln Kalimantan (Borneo) und         und älteste Umwelt- und Men-          des Nordsumatra-Büros von             So helfen wir
Sumatra beheimatet. Doch an-           schrechtsnetzwerk des Landes          Walhi. «Auch erneuerbare Ener-        Brot für alle unterstützt Walhi
statt diesen natürlichen Schatz        und Partnerorganisation von           giegewinnung muss umwelt-             in ihrem Engagement gegen
zu hüten, wird der Umweltschutz        Brot für alle, kämpft seit Jahren     freundlich sein und der lokalen       Umweltzerstörung und für mehr
von Regierung und von Konzer-          gegen diese Zerstörung an. Mit        Bevölkerung dienen – nicht nur        Klimagerechtigkeit.

                                                                                                                   So helfen Sie
nen mit Füssen getreten und            Kampagnen, juristischen Klagen,       den Interessen der Grosskonzer-
die Natur auf der Jagd nach            Konferenzen und mutigen Aktio-        nen», sagt Harmono.
schnellem Profit zerstört – etwa       nen vor Ort leistet Walhi wert-       Dass der Kampf nicht sinnlos ist,     Unterstützen Sie die Arbeit für
durch Kohlekraftwerke, Stau-           volle und unermüdliche Arbeit,        zeigt sich immer wieder. Zuletzt      mehr Klimaschutz. PC 40-984-9

                                                                                                                                          Foto: Brot für alle
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
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                                                 Oben: Haus, umzingelt von Ölpalmen.
                                                 Mitte links: Walhi-Mitarbeitende demonstrieren
                                                 gegen Kohleförderung.
                                                 Mitte rechts: Die Palmölindustrie belastet
                                                 die Umwelt Indonesiens besonders.
                                                 Unten links: Walhi-Mitarbeitende diskutieren
                                                 mit Ureinwohnern über die Palmölplantagen.
                                                 Unten rechts: Walhi-Konferenz zur Sensibilisie-
                                                 rung der Bevölkerung und Regierung.

Fotos: Miges Baumann / Françis de Sury / Walhi
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Südsicht                                                                                                                           8

                                                                      Diary Aminintsoa Ratsimanarihaja
                                                                      Koordinatorin für Agrarökologie
                                                                      und Klimawandel beim Programm
                                                                      Tsinjo Aina, Madagaskar.

                                                                                                           IN ZAHLEN

      Unser Ziel ist Ernährungssicherheit
             und Schuldenabbau
 «‹Tsinjo Aina› bedeutet ‹Leben sichern› und hat zu schützen und sogar wiederherzustellen und
                                                                                                           230 000
                                                                                                           Menschen sind
 als oberstes Ziel, die Lebensbedingungen der die Abhängigkeit von Chemikalien zu überwin-                 in Spargruppen
 Menschen bei uns in Madagaskar zu verbes- den ist ein weiteres unserer Ziele. Wir wissen:
 sern, indem es ihnen hilft, aus der chronischen Damit ein Entwicklungsprogramm erfolgreich                organisiert.
 Verschuldung herauszukommen. Tatsächlich sein kann, müssen in erster Linie die Bedürfnis-
 ist die Verschuldung durch Wucher, wenn se der Begünstigten berücksichtigt werden. Wir
 Kleinkredite aufgenommen werden müssen, setzen nie Techniken durch, wir lernen gemein-
 eine der wichtigsten Ursachen für die Ver- sam. Um den Menschen zu helfen, sie besser zu

                                                                                                           77000
 armung der Bevölkerung. Das Prinzip von verstehen und zu überzeugen, schlagen wir vor,
 Tsinjo Aina ist bestechend einfach. Menschen auf benachbarten Parzellen zu testen, um ver-
 organisieren sich und bilden zusammen eine schiedene Anbautechniken miteinander zu ver-
 Spargruppe. Die gemeinsamen Einlagen er- gleichen. Das kann zum Beispiel sein, dass wir
 möglichen den Mitgliedern, Momente der Reis, nicht wie gemeinhin bekannt, im Wasser
 Nahrungsmittelknappheit oder                                            anbauen, sondern die Setzlinge    Menschen unter
 Krankheiten gemeinsam zu be-
                                    «Es   ist noch      ein   langer     in einem grösseren Abstand zu-    ihnen sind bereits
 wältigen und die Finanzierung                                           einanderstehen und weniger
 der Schulausbildung ihrer Kin-        Weg, auch wegen                   Wasser verwendet wird und         schuldenfrei.
 der zu sichern. Die madagassi-
 sche Gemeinschaft, insbesonde-
                                      der Auswirkungen                   dennoch die Erträge grösser
                                                                         werden. Denn die Wasseran-
 re in ländlichen Gebieten, lebt     des Klimawandels.                 » baumethode wird in erster Linie

                                                                                                           2
 die traditionellen Werte der Soli-   Diary Aminintsoa Ratsimanarihaja   angewendet, damit kein Un-
 darität und der Liebe zu den                                            kraut wächst.
 Nachbarn, die allgemein unter dem Begriff Es ist noch ein langer Weg, auch wegen der
 ‹fihavanana› bekannt sind. Gruppen in nahege- Auswirkungen des Klimawandels, unzurei-
 legenen Gemeinden können sich miteinander chenden Wassers, bestimmter Schädlinge und
 vernetzen, um als Katalysator für die Entwick- Pflanzenkrankheiten, für die es keine wirk­                Jahre dauert es
 lung in der Gesellschaft zu fungieren, Gemein- samen Naturheilmittel gibt, sind noch erhe-                durchschnittlich,
 dearbeit zu initiieren und mehr Einfluss auf die bliche Schwierigkeiten zu bewältigen, denn der
 Interessenvertretung zu nehmen.                        Einsatz von Chemikalien soll reduziert und so-     bis eine Familie
 Fast 80 Prozent der ländlichen madagassischen gar ganz abgeschafft werden.                                schuldenfrei ist.
 Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Die Meine Motivation basiert auf der Zufrieden-
 Fläche, welche pro Familie bewirtschaftet wird, heit, die ich beim Besuch der Netzwerke emp-
 wird jedoch durch das Bevölkerungswachstum finde. Es ist eine wahre Freude, Menschen zu
 reduziert und die Bodenfruchtbarkeit nimmt sehen, die erklären, warum und wie sie die er-
 ab. Infolgedessen ist die Produktion unzurei- lernten Techniken anwenden und wie sie sich
 chend und die finanzielle Situation in der Fami- seit ihrer früheren sozioökonomischen Situati-
 lie wird schwierig. Neben dem Schuldenabbau on dank Tsinjo Aina entwickelt haben.»
 zielt das Programm auch darauf ab, sicherzu-
 stellen, dass die Gruppenmitglieder in ausrei-
 chender Menge Nahrung haben. Die Umwelt

                                                                                                                       Foto: Simon Degelo
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Aktuell                                                                                                                                    9

INDUSTRIELLE LANDWIRTSCHAFT                                                Glyphosat und zwei weiteren          PALMÖL
                                                                           Herbiziden auszusetzen, bis die
                                                                                                                Koalition fordert
Glyphosat gerät immer                                                      Schädlichkeit der Stoffe endgül-
                                                                           tig geklärt sei. Auf Druck der Ag-   verbindliche Nach-
mehr unter Beschuss                                                        rarlobby des Landes, deren Pro-
                                                                           duktivität direkt mit dem Einsatz
                                                                           des Herbizids verbunden ist,
                                                                                                                haltigkeitskriterien
                                                                                                                Anfang November verkündete
                                                                           musste das Gericht die Entschei-     Wirtschaftsminister Johann
                                                                           dung jedoch wieder aufheben.         Schneider-Ammann, dass die
                                                                                                                Verhandlungen über ein Frei-
                                                                           EU und Schweiz halten an             handelsabkommen mit Indo-
                                                                           Glyphosat fest                       nesien erfolgreich abgeschlos-
                                                                           Wie schlagkräftig und aggressiv      sen wurden. Der genaue
                                                                           das Lobbying des amerikani-          Inhalt, insbesondere in Bezug
                                                                           schen Agrarkonzerns ist, der in-     auf den Import von Palmöl,
                                                                           zwischen vom deutschen Che-          ist noch nicht bekannt. Dem
                                                                           miegiganten Bayer aufgekauft         Abkommen vorangegangen
                                                                           wurde, zeigt auch die Tatsache,      waren zahlreiche parlamenta-
                                                                           dass Ende November 2017 eine         rische Vorstösse und zivil-
                                                                           Mehrheit der europäischen Län-       gesellschaftliche Aktionen,
                                                                           der einer erneuten fünfjährigen      welche die Ausklammerung
                                                                           Zulassung von Glyphosat zu-          von Palmöl aus dem Abkom-
                                                                           stimmte. Und dies trotz heftiger     men forderten oder strenge
                                                                           Proteste von Umweltschutzorga-       Nachhaltigkeitskriterien zum
                                                                           nisationen und Nichtregierungs-      Schutz des Regenwaldes und
                                                                           organisationen weltweit. Auch        der lokalen Bevölkerung.
Monokulturen wie die Sojafelder in Brasilien werden regelmässig            die Schweiz schloss sich im Mai      2019 wird das Parlament über
und in grossen Mengen mit Glyphosat behandelt.                             2018 dem EU-Entscheid an und         das Abkommen befinden.
                                                                           plant gar, die Glyphosat-Gren-       Die Palmölkoalition, zu der
                                                                           zwerte in Gewässern per Anfang       auch Brot für alle gehört, wird
                                                                           2019 um das 100-Fache zu erhö-       alles daran setzen, dass ver-
Im August 2018 verurteilte ein        auf sämtliche grüne Pflanzen         hen.                                 bindliche Nachhaltigkeitskri-
kalifornisches Gericht den Ag-        wirkt und damit ein so breites                                            terien für den Palmölimport
rarkonzern Monsanto zu einer          Spektrum abdeckt wie kaum ein        Thema kommt bald vors Volk           ins Abkommen kommen.
Geldstrafe in Höhe von 289 Milli-     anderer herbizider Wirkstoff.        Glyphosat ist allerdings nicht nur
onen Dollar. Es handelte sich da-     Ausserdem ist es billig. Für         für die Menschen, sondern insbe-
bei um Schadenersatz für einen        Monsanto ist Glyphosat ein           sondere auch für die Umwelt ver-
                                                                                                                UNO­DEKLARATION
Mann, der nach der Verwendung         Verkaufsschlager. Entsprechend       heerend. So wird längst auch das
eines glyphosathaltigen Unkrau-       scharf wehrte sich das Unterneh-     Fische-, Vogel- und Bienenster-      Rechte von Bäuerin-
vernichters an Krebs erkrankt         men, als 2015 erstmals ein Be-       ben mit Glyphosat in Verbindung
                                                                                                                nen und Bauern
war und geltend machte, das Un-       richt der internationalen Agen-      gebracht.
ternehmen habe nicht genügend         tur für Krebsforschung erschien,     Nicht erstaunlich ruft der Ent-      Der Menschenrechtsrat der
über die Risiken des Mittels in-      der Glyphosat «als wahrschein-       scheid des Bundesrats massiven       Vereinten Nationen hat
formiert. Monsanto hatte gegen        lich krebserregend» einstufte –      Widerstand hervor. Mit der «Initi-   Ende September mit grosser
das Urteil der Jury Berufung ein-     was der zweithöchsten Krebs-         ative für sauberes Trinkwasser       Mehrheit eine Deklaration
gelegt und wegen unzureichen-         warnungsstufe entspricht.            und gesunde Nahrung» und der         verabschiedet, die die Rechte
der Beweise gefordert, dass der                                            «Initiative für eine Schweiz ohne    von Bauernfamilien und
Fall neu verhandelt wird.             Nicht so harmlos wie dargestellt     synthetische Pestizide» werden       Menschen die auf dem Land
Der Entscheid des Gerichts ist        Der Entscheid des US-Gerichts        in der Schweiz in absehbarer Zeit    arbeiten schützt. Die De-
wegweisend, denn das Herbizid,        ist deshalb bahnbrechend, weil       gleich zwei Initiativen vors Volk    klaration erkennt das Recht
welches seit 1974 im Umlauf ist,      er erstmals offiziell einen Zusam-   kommen, die den Einsatz von          auf Land und Saatgut an
gehört zu den am weitesten            menhang zwischen dem Einsatz         Pestiziden in der Schweizer          und gibt den Staaten Richt-
verbreiteten Pflanzenschutzmit-       von Glyphosat und Krebserkran-       Landwirtschaft       einschränken    linien für eine Politik an
tel weltweit. Jährlich werden auf     kungen bestätigt. So führte das      oder gar vollständig verbieten       die Hand, die Hunger und
Äckern rund um den Globus rund        Urteil auch dazu, dass ein Bun-      wollen. — Tiziana Conti              Armut effizient bekämpft.
800 000 Tonnen Glyphosat ver-         desgericht in Brasilien, dem                                              Auch die Schweizer Regierung
sprüht. Grund für seine «Beliebt-     grössten Agrarland Lateinameri-                                           hat, im Gegensatz zu 2012
heit» ist, dass das Total-Herbizid    kas, beschloss, den Einsatz von                                           dafür gestimmt.

Foto: Stefan Salzmann
Klimaschutz: Der Wandel kommt von unten Fairer Handel damals und heute - Brot für alle
Interaktiv                                                                                                                                                    10

                                                                                        MENSCHEN IN AKTION

                                                                                        Verzicht ist
Energiequiz                                                                             Bereicherung
                                                                                        «Fasten baut auf drei Grundpfei-
                                                                                        lern auf: Der medizinischen Ge-
                                                                                        sundheit: Es ist wichtig, die Leib-

                                 1. Wie viel Prozent des gesamten
                                    Stromverbrauches wird durch
                                    Geräte im Standby verursacht?
                                                                                        lichkeit gut wahrzunehmen. Der
                                                                                        spirituellen Motivation: Hinter-
                                                                                        fragen weshalb wir fasten, zu-
                                                                                        sammen schweigen und regel-
                                  A. 4 Prozent
                                                                                        mässig meditieren. Der dritte
                                  B. 8 Prozent
                                                                                        Pfeiler ist der soziale, in dem es
                                  C. 12 Prozent
                                                                                        darum geht, den Blick von sich
                                                                                        weg auf die Welt zu richten. Wenn
                                                                                        immer möglich, faste ich gemein-

2. Wie
                                                                                        sam mit den Gruppen, die ich
        viel Energie verbraucht
                                                                                        hier im Lasalle-Haus leite. Meist
   ein Flug nach Ibiza?
                                                                                        sind das zwei Mal pro Jahr wäh-
A. Gleich viel Energie wie zwei Jahre lang Non-Stop-Fernsehen
                                                                                        rend zwei Wochen, manchmal
B. Gleich viel Energie wie 600 Mahlzeiten zubereiten.                                                                         Noa Zenger ist Theologin und leitet
                                                                                        auch drei Mal. Ich habe eine ker-     Fastenprogramme und Kurse im
C. Gleich viel Energie wie ein Jahr lang täglich eine Stunde                                                                  Lasalle­Haus bei Zug.
                                                                                        nige Gesundheit und eine gute
    Auto fahren.
                                                                                        Vitalität, deshalb fällt mir das
                                                                                        Fasten leicht. Ich bin aber auch      direktem Zusammenhang mit
                                                                                        ein Mensch, der sehr gerne ge-        Armut. Eine solide Spiritualität

                   3.
                                                                                        niesst. Kochen ist für mich ein       kann dazu führen, dass man sich
                             Wie viel Energie braucht die
                                                                                        Hobby und das soziale Zusam-          darüber Gedanken macht – ohne
                             Herstellung einer Portion Fleisch?
                                                                                        mensein geschieht bei mir über        zu resignieren.
                   A. Gleich viel Energie wie 56 Mal vegetarisch essen                  das gemeinsame Essen. Bereits         Meditation und im Speziellen das
                   B. Gleich viel Energie wie 92 Mal vegetarisch essen                  als Kind wollte ich das Fasten        Fasten macht Menschen sehr
                   C. Gleich viel Energie wie 143 Mal vegetarisch essen                 ausprobieren, aber die Eltern         durchlässig und sie werden be-
                                                                                        liessen es nicht zu. Als Studentin    reit, sich diesen Themen zu stel-
                                                                                        begann ich dann, Fastengruppen        len. Es braucht die Bereitschaft,
                                                                                        zu organisieren.                      zu erkennen, dass wir zu den Pri-
                                                                                        Als Theologin ist es für mich zen-    vilegierten gehören, mehr brau-
                                                                                        tral, über das Reich Gottes nach-     chen, als uns zusteht. Es ist wich-

4.        Wer 10 000 Kilometer mit einem
          durchschnittlichen PKW zurücklegt,
          könnte für den gleichen CO2-Ausstoss?
                                                                                        zudenken. Jesus steht für mich
                                                                                        als einer der Propheten. Sein An-
                                                                                                                              tig, weder aus Schuldgefühl noch
                                                                                                                              aus Opferbereitschaft heraus Ver-
                                                                                        liegen ist Gerechtigkeit. Dieses      antwortung zu übernehmen, son-
A. 102 000 Kilometer mit dem Zug fahren                                                 Thema zieht sich wie ein roter        dern zu erkennen, dass es für das
B. 257 000 Kilometer mit dem Zug fahren                                                 Faden durch die gesamte Bibel.        eigene Leben ein Gewinn ist, zu
C. 324 000 Kilometer mit dem Zug fahren                                                 Das zeigt sich auch daran, wie        lernen, mit weniger auszukom-
                                                                                        Gott in der Bibel dargestellt wird    men. Es ist eine Herausforderung,
                                                                                        und wie er an den Menschen han-       sich in einer Überflussgesell-
                                                                                        delt. Er setzt sich für diejenigen    schaft noch zurechtzufinden. Fas-
Quellen: Bafu, Coop, ZHAW Wädenswil
                                                                                        ein, die am Rande stehen. Bis         ten kann tatsächlich eine Quali-
                                                                                        heute ist dies das Grundanliegen;     tätssteigerung bewirken, man
                                                                                        sich für die Gerechtigkeit in die-    wird empfindsamer und durch-
                                                                                        ser Welt einzusetzen. Denn durch      lässiger für die Themen der Welt.»
                                                                                        die Globalisierung entsteht Un-       — Colette Kalt
                                                                                        gerechtigkeit. Der Mensch greift
                                                                                        in allen Bereichen der Welt ein,      Infos zum Fasten und eine Übersicht
                                                                                        verbraucht die Ressourcen. Die        der Fastengruppen finden Sie auf:
                                                                                        Umweltverschmutzung steht in          www.sehen-und-handeln.ch/fasten
Lösungen: 1c, 2a, 3c, 4b
                                                  Quellen: Bafu, Coop, ZHAW Wädenswil

                                                                                                                                                       Foto: Colette Kalt
Dürre in der Schweiz:
«Bauern müssen sich
anpassen»
Hierzulande wurde im vergangenen
Sommer deutlich, was in vielen Län-
dern des Südens schon lange klar
ist. Wetterextreme zerstören Ernten
und verschlimmern den Hunger.
­Millionen sind als Klimaflüchtlinge
 unterwegs und es werden immer
 mehr.

Klimaanpassung ist für Brot für alle
schon lange ein Thema: In den letzten
10 Jahren haben wir in 26 Ländern        Die zunehmende Trockenheit wie hier im Senegal stellt
                                         ­K leinbauernfamilien vor grosse Herausforderungen.

Klimatrainings durchgeführt. Darin        Traditionelles landwirtschaftliches Wissen reicht nicht
                                          mehr aus.

lernten Kleinbauernfamilien, wie sie
sich an den Klimawandel anpassen
können, z. B. mit dürreresistentem       Vielen Dank
Saatgut oder neuen Anbaumethoden.        für Ihre
                                         Unterstützung!
Nun richten wir den Fokus stärker auf
die, die den Klimawandel verursachen.
Darum unterstützen wir etwa die indo-    Brot für alle –
                                         wir bewegen Menschen
nesische Umweltorganisation Walhi        Bürenstrasse 12, Postfach 1015,
                                         3000 Bern 23

im Kampf gegen Umweltzerstörung          Tel. 031 380 65 65
                                         Postkonto 40-984-9

und für mehr Klimagerechtigkeit. In      WWW.BROTFUERALLE.CH

der Schweiz engagieren wir uns für
den Abzug von Investitionen in fossile
Energien und eine Klimapolitik, die
hält, was sie verspricht.

Herzlichen Dank, dass Sie sich mit uns
für ein besseres Klima einsetzen.
Foto: Fastenopfer

Brot für alle ist seit 1977
ZEWO-zertifiziert.
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