Baltoro Trek im Karakorum - Pakistan

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Baltoro Trek im Karakorum – Pakistan
21.06.2013-14.07.2013

Teilnehmer Dagmar Götz und Reinhold Kraus aus Bayern, Judy und Brad Corr aus Kalifornien/USA

                              Concordiaplatz mit K2, Bergführer und Träger

Als ich vor einigen Jahren bei einem Diavortrag von Erich Bonfert Fotos aus dem Karakorum sah,
wünschte ich mir diese Berge mit eigenen Augen zu sehen, da diese zum Teil anders wirkten als
woanders auf der Welt. Darüber hinaus kann man vom Concordiaplatz auf 4600m, ein Ziel dieses Treks,
einige der berühmtesten Berge der Welt sehen: den K2 mit 8611m schwerster Achttausender der Welt,
den Broad Peak 8047m und einige andere mehr. Des Weiteren gab es noch einen 6200 m hohen Gipfel
im Angebot der Ausschreibung dieser Trekkingtour. Ein weiterer Reiz war die islamische Religion sowie
die Menschen aus Pakistan kennenzulernen. Im Nachhinein können wir berichten, dass wir uns diese
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Landschaft-Aussichten schwer verdient haben. Der Trek war lang und eintönig, dazu überschattete der
Mord der Taliban an 10 Bergsteiger die Reise. Die Frage ob sich die Reise gelohnt hat, kann ich mit JA
beantworten, aber nicht nur weil wir unsere Trekking- und Bergziele erreicht haben, sondern weil wir
mit den Menschen eine freundschaftliche Beziehung aufbauten und die Erkenntnis gewonnen, dass uns
trotz unterschiedlicher Religionen, Sprache und Herkunft, nicht viel von diesen Menschen
unterscheidet.

Vorbereitung - Anfahrt – Islamabad – Skardu - Alskole

Bei der Auswahl des Anbieters dieser Trekkingtour entschied ich mich für Summit Climb, da ich schon
die Expedition zum Cho Oyu 8200 m mit diesem Anbieter durchführte. Diesmal zahlten wir € 3400 pro
Person für die Trekkingtour. Dazu kamen noch ca. € 500. Davon haben wir € 350 Trinkgeld verteilt, da
der Service gut war und weil es sehr viele arme Menschen dort gibt. Obwohl ich die Tour auch anderen
Sektionsmitgliedern schmackhaft machte, blieben die Anmeldungen aus. Der Grund waren wahr-
scheinlich die vielen negativen Nachrichten aus Pakistan, die zum Teil mit den Taliban zu tun haben und
mit dem Kaschmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan. Leider kam in unserer Aufenthaltszeit eine
Negativmeldung dazu. Die ersten Nerven kostete uns das Visum, welches wir erst nach sechs Wochen
erhielten, weil die Einladung aus Pakistan (das Permit) fehlte. Eine erste große Freude! Der Kontakt zum
Konsulat in Frankfurt war äußerst schwer herzustellen. Als Felix Berg vom Summit Climb uns die
Flugtickets zukommen ließ stieg das Reisefieber. 23 kg Gepäck und 7 kg Handgepäck durften wir im
Flugzeut mitnehmen und ebenso viel auf den Trek. Um die leichteste und beste Ausrüstung zu haben,
kauften wir (Dagi und ich) wieder kräftig ein. Je € 1000 pro Person gingen noch mal über den Ladentisch.

Über Doha flogen wir mit Quatar Airlines nach Islamabad, der Hauptstadt Pakistans. Hier trafen wir
unsere amerikanischen Freunde und übernachteten im Keller eines Hotels, was nicht gerade einladend
war. Am Tag der Ankunft besichtigten wir als erstes die Faisal Moschee (gebaut 1976-1984). Das
Gebäude bietet zusammen mit seinem Hof bis zu 74.000 Gläubigen Platz. Eine beeindruckende
Konstruktion mit einer riesengroßen Innenhalle, Mosaikwänden und viel Licht. Wir durften sogar hinein-
gehen und dem Vortragen von Koranversen eines 10jährigen Jungen zuhören. Ich war begeistert, da ich
nie vorher in einer Moschee war und weil ich fotografieren durfte. In der Stadt hörte man an jedem Ort
fünf Mal am Tag Gebete, die ein Muezzin vorträgt. Ich ließ mir sagen, dass nicht alle Gläubigen fünf Mal
am Tag beten, dennoch ist mein Eindruck, dass die Religion hier tief verwurzelt ist und das die
Menschen den vielen Verboten, die im Koran festgeschrieben sind, folgen. In der Verfassung Pakistans
sind alle Religionen gleich gestellt, doch in der Realität sieht es leider anders aus. Christen und Hindus
werden oft gedemütigt.

                                                                       Faisal Mosche
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Danach fuhren mit dem Taxi auf die Margalla Berge. Hier gibt es Aussichtspunkte, von wo aus man auf
die Stadt herabblicken kann. Da es ein Samstag war, waren sehr viele Menschen hier. Weil Touristen
hier eine Seltenheit sind, wollten einige Männer und Familien mit uns Fotos machen. Ich vermute, dass
der Hauptanziehungspunkt Dagi mit ihren blonden Haaren war. Islamabad wurde auf dem Reisbrett im
Jahr 1960 entworfen. Heute leben 700.000 Menschen in einer, für pakistanische Verhältnisse, relativ
sauberen und ruhigen Stadt. Ansonsten gibt es keine weiteren Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt
sehen müsste. Wir versuchten zweimal das Lok Virsa Museum zu besichtigten, scheiterten aber wegen
Stromausfall, was in Islamabad mehrmals täglich vorkommt. Außer einigen schlafenden oder herum-
lungernden Polizisten vor dem Eingang des Museums konnten wir dort nichts weiter sehen. Die
Besichtigung des Rawal Stausee, von dem Islamabad das Wasser bezieht, kann man sich auch sparen.
Bei 40 °C Hitze macht das Herumschlendern auch keinen Spaß. Ich habe so ein intensives Hitzegefühl
noch nie erlebt, da kein auch noch so kleiner Windhauch ging.

Aus Islamabad traten wir die Reise zu dem 880 km entfernten Ausgangsort Alskole an. 200 km nördlich
von Islamabad in Thakot beginnt der berühmte Karakorum Highway (KKH). Dieser wurde zwischen
1958 und 1978 von Pakistan und China in die Steinhänge der Gebirgstäler gebaut. Nach 270 km und 7
Stunden Fahrt erreichten wir den Ort Chila, wo wir übernachteten. Der Verkehr ist ein in sich selbst
organisiertes Chaos. An sich verengenden Staustellen fährt man möglichst zügig in die nächste Lücke
hinein und steht zyklisch auf Hupe, Gaspedal und Bremse. Überholmanöver ergeben komplizierte
Slalommuster. Neben dem Fahrverhalten faszinierten uns auf der ganze Strecken die bunt verzierten
Nutzfahrzeuge (LKW, Minivans, Tanklastzüge, Traktoren und Anhänger). Offenbar ist es der Stolz des
jeweiligen Besitzers, sein Gefährt so farbenfroh wie möglich zu gestalten und mit allerlei bemalten
Ketten, bunten Lichtern, Wimpel und Spiegel zu behängen. Die Windschutzscheibe ist manchmal so
bemalt und zugehangen, dass sich uns die Frage aufdrängte, wie viel der Fahrer wohl noch von der
Straße sehen mag. Manche haben schwarze Stoffbündel an den Autos hängen. Diese sollen die bösen
Geister vertreiben. Neben der Religion lebt der Aberglaube auch hier weiter. Bis zu 6 Monaten dauert
das Aufmotzen des fahrbaren Untersatzes.

Am nächsten Tag dauerte die Fahrt 16 Stunden und das nicht nur wegen des Straßenzustandes in der
Indusschlucht, sondern wegen des Verbrechens, das die Bergsteigerwelt erschütterte und von dem die
Presse berichtete. Auf dem KKH hielten wir bei einem Schild auf dem „Nanga Parbat 8060 m View Point
– Killer Mountains“ steht. Von hier genossen wir den Blick auf den Schicksalsberg der Deutschen. In den
ersten zwei Expeditionen starben über 18 Bergsteiger und erst bei der dritten Besteigung 1953,
erreichte der Tiroler Hermann Buhl im Alleingang den Gipfel. Während wir am 23.07.2013 an diesem
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Schild standen, passierte auf der Marienwiese ca. 20 Kilometer entfernt, unweit vom Basislager des
Nanga Parbat, der Mord an 10 Bergsteiger, die in einem Gemeinschaftszelt erschossen wurden. Die
Taliban bekannten sich zu dem Mord. Sie begründeten ihre Tat als Vergeltung für die Drohnen-Angriffe
der Amerikaner in Pakistan. Ein herber Schlag für den Bergtourismus in Pakistan und die Familien und
Freunde der Bergsteiger. Es war das erste Mal, dass Bergsteiger in diesem Maße in politisch und religiös
motivierte Aktionen hereingezogen wurden. Die Taliban sind eine extreme religiöse islamische Gruppe,
die von der großen Mehrheit der Pakistaner abgelehnt wird. Ich bin nach wie vor über das viele Unheil
entsetzt, dass wegen der Interpretation der Religionen stattgefunden hat und noch weiterhin
stattfindet. Ich beziehe mich nicht nur auf die islamische Religion sondern alle Religionen. Im Ursprung
stand die Religion für Nächstenliebe, Gleichberechtigung und Verständnis für die Schwächeren dieser
Welt. Aus Machtsucht, Gier, Bereicherung und Täuschung der Massen entsteht leider viel zu viel
Ausbeutung, Leiden und Tod. Für die restliche Fahrt hatten wir bis nach Skardu polizeiliche Begleitung.
Ein Auto mit bewaffneten Polizisten fuhr vor uns her und im Auto selbst fuhr auch ein bewaffneter
Polizist mit. Nach dem Nanga Parbat View Point verließen wir der KKH an der Einmündung des Gilgit-
Flusses und folgten der engeren Straße, die weiter neben dem Indus nach Skardu führte. Der Indus
trennt hier die als Himalaya bezeichneten Gebirgsmassive im Süden, vom sogenanntem Karakorum im
Norden und dem Hindukusch. Das Warten auf die Polizeipatrouillen kostete Zeit und wir waren froh als
wir unser Hotel in Skardu nach der langen Fahrt erreichten. Wir riefen zu Hause an, um unseren Kindern
mitzuteilen, dass es uns gut geht. Am nächsten Tag wurden Tourenvorbereitungen getroffen und
danach besichtigten wir das Städtchen Skardu, welches schnell wächst, da viele Menschen vom Dorf in
die Stadt umsiedeln. Skardu liegt in einer grünen Oase am Rande eines riesigen Talbodens, der aus den
Wassermassen der Gletscher und dem mitgespülten Sand besteht.

                                       Ausichten aus Skardu

Die Hauptstraße mit seinem Basar ist das Herz der Stadt. Das Treiben hier löst bei uns Touristen
Erstaunen aus. Autos, Mopeds, Schiebewagen, Kühe und Menschen tummeln sich auf der Straße. Die
Handwerker, Automechaniker, Schreiner, Hautgerber und Metallarbeiter, verrichten ihre Arbeit auf der
Straße auf dem Boden. Verkäufer mit allen erdenklichen Produkten u. a. auch Fleisch von Ziegen, Kühen
und Hühnerfleisch die im Freien hängen, ergänzen das Chaos. Ebenso gibt es gut klimatisierte und
ordentliche Geschäfte. Entsprechende Gerüche begleiteten uns auf Schritt und Tritt sowie eine
beachtliche Geräuschkulisse von hupenden Autos und wild durcheinander sprechenden Menschen.
Obwohl mir diese Bilder nicht neu sind staune ich immer wieder. Das gleiche Bild der beschriebenen
Straße habe ich in Nepal, Kambodscha, Thailand, Peru oder Bolivien gesehen. Manchmal möchte ich den
Menschen Ratschläge geben, wie man was besser machen könnte. Das würde aber nicht viel bringen.
Scheinbar müssen die Menschen die Entwicklungsstufen selbst durchmachen. In Skardu wanderten wir
auch zu dem Fort Karpachu (gebaut 8-10 Jahrhundert), das auf einem Hügel steht. Von hier hat man
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einen wunderbaren Blick auf das ganze Tal und der Stadt. Hier trafen wir ein Fernsehteam aus
Islamabad, für die wir vor der Kamera in Deutsch und Englisch über unsere positiven Erfahrungen in
Pakistan berichteten. Am gleichen Abend durften wir noch einmal für einen lokalen Sender vor die
Kamera.

Am nächsten Tag wurde in Sachen Fahrabenteuer noch eins draufgesattelt. Auf einen Lastenjeep wurde
das Expeditionsgepäck geladen, an dem sich etwa 10 Träger außen festklammerten und in den anderen
Jeep stiegen der Bergführer und wir vier Teilnehmer ein. Nach ca. zwei Stunden Fahrzeit erreichten wir
die Braldu Schlucht. Der Fahrweg ist einspurig und voller Hindernisse. Auf der einen Seite Fels und auf
der anderen ein steil abfallendes Ufer. Ca. 100m tiefer tobt und donnert der graubraun, trübe Braldu
Fluss, der das Gletscherwasser zu Tale führt. Bei einem eventuellen Hineinfallen wären die Überlebens-
chancen nahe Null. Vom Fahrer ist ein gehöriges Augenmaß für den Fahrbandrand erforderlich und ein
gutes Gespür welche Bankette wohl halten wird und welche eher nicht. Wenn eine Kurve kommt wird
heftig gehupt, damit bei eventuellem Gegenverkehr gebremst werden kann. Wir bremsten und fuhren
mit. Hielten uns im Jeep fest, da ein ruhiges Sitzen nicht möglich war. Dann war der Weg blockiert. Der
Regen hatte Steine auf die Straße gespült. Mit Hilfe einiger „Straßenarbeiter“ wird ein „Weg“
zusammengeschaufelt oder es werden Steine so gelegt das weitergefahren werden kann. Wir konnten
nur staunen welche Steilstufen so ein Jeep hinaufkommt. Danach musste der Toyota (4x4) durch einen
Bach. Die Räder tauchten tief ein, doch er kam durch. Nach 6 Stunden und 80 Km war es vollbracht!! Wir
erreichten gesund und unbeschadet mit Angstperlen auf der Stirn das Dorf Alskole. Welch eine Freude
festen Boden unter den Füßen zu haben! Im Nachhinein erfuhren wir, dass der eine oder andere Jeep
schon mal die Böschung hinunter gepurzelt ist. Man braucht auch Glück im Leben. Wir sind voller
Bewunderung für diese Autos und für die Fahrer und gaben ihnen vor Freude ein gehöriges Trinkgeld.
Den Gedanken, dass wir den Weg auch wieder zurückfahren werden müssen verdrängten wir. Auf einer
Wiese erwarteten uns die aufgestellten Zelte und wir campierten die erste Nacht. Bei einem Spaziergang
durch das Bergdorf Alskole staunte ich wie arm diese Menschen trotz der vielen Touristen, die seit
Jahren durch das Dorf ziehen, sind. Das Geld, welches jeder Bergsteiger für diese Tour zahlt, bleibt
woanders hängen! Ich verteilte Bonbons an die Kinder und somit war ständig eine Kinderschar um mich
herum. Mein Fotoapparat freute sich darüber. Kindergesichter sind immer etwas Besonderes. Wir
besichtigten ein Museum, das ein Haus von früher zeigt. Dieses hat drei Etagen, die je nach Jahreszeit
bewohnt wurden. Im Winter hauste man gemeinsam mit den Tieren im Keller, um der lang anhaltenden
Kälte zu entkommen. Die Häuser aus übereinanderliegenden Steinen und aus Lehmziegeln gebaut,
sehen auch heute noch sehr primitiv aus. Das Dorf ist auch heute noch im Winter geraume Zeit von der
Außenwelt abgeschnitten.

                                                           Alskole
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Der Baltoro Trek

Als wir die Beschreibung des Treks lasen, waren wir recht optimistisch. Beim Wörtchen „schwer“ denkt
man an Kondition und freut sich über die Herausforderung. Doch die Realität sieht etwas anders aus.
Meine Äußerungen sind subjektiv bezüglich dieses Trekkings. Zwei wesentliche Faktoren tragen dazu
bei. Zum Einen konnte der Trek nicht so durchgeführt werden wie er in der Ausschreibung stand, da das
Militär den Gondokholapass für diese Saison gesperrt hatte und somit mussten wir die gleiche Strecke,
die wir in 6 Tagen hin gelaufen sind, wieder zurückgehen. Zum Zweiten hatte unser amerikanisches
Pärchen (Brad 61, Judy 59) die ganze Strecke über schlechte Laune, weil sie sich diesen Trek
wahrscheinlich gänzlich anders vorgestellt hatten. Das ist aber kein Grund das Kinn fallen zu lassen. In
solchen Situationen sollte man das Beste draus machen, mit Humor und Besonnenheit die Lage
meistern. Sie waren auch sehr asozial. Sie unterhielten sich nicht mit der Mannschaft und hatten ständig
was zu meckern. Sie hatten ja Geld bezahlt…. schlimm für die Glückseligkeit auf Erden, wenn man alles
durch die Geldbrille sieht!!

Hier in Alskole wurde die Mannschaft endgültig zusammengestellt: der Bergführer Sharif (42), der Koch
Ali (27), 3 Küchengehilfen und 32 Träger für unsere aus 4 Personen bestehende Mannschaft. Wir
schlossen sehr schnell Freundschaft miteinander und hatten viel Spaß auf der Tour. Unser Bergführer,
die Küche und einige Träger sprachen gut Englisch. Einige lernen Englisch in der Schule, allerdings nur in
den höheren Klassen oder bei privat bezahlten Schulen. Andere lernen von den Touristen. Diese
menschlichen Beziehungen waren eine wichtige Säule unseres Wohlbefindens auf diesem Trekking.

Die Träger kommen aus den umliegenden Dörfern. Die Dorfbewohner sind arm, weil es wenig
bebaubares Land gibt und die Ernte meist nur für die Selbstversorgung reicht. Sie leben in Großfamilien
und haben 4-10 Kinder. Viele leben theoretisch mit 1$ pro Tag. Die Arbeit als Träger ist die einzige
Möglichkeit etwas Geld zu verdienen. Ein Träger verdient pro Tag $ 10. Wenn sie die ganze Saison, also
3-4 Monate als Träger arbeiten, verdienen sie bis zu $ 1000, wovon viele den Jahreslebensunterhalt für
die ganze Familie bestreiten. Sie tragen 35-45 kg auf einfachen Traggestellen. Ein hart verdientes Geld.
Ungerecht, aber so ist unsere Welt. Würden keine Touristen hinfahren, hätten sie auch dieses Geld
nicht. Deshalb fällt es mir schwer diesen Bericht gegen diese Tour zu schreiben. Sie haben nur einfache
Gummischuhe oder Sandalen an. Wechselkleidung wird kaum mitgenommen. Ein Schlafsack und eine
Jacke ist meist alles an persönlichem Gepäck. Zu ihrer Ausstattung gehört noch eine Nylonplane, unter
der sie schlafen, ein Benzinkocher, Mehl für die Tschapatis, Reis, Hirse und etwas Gemüse. Ich wollte
nachempfinden wie es sich anfühlt, wenn man 40 kg auf dem Buckel schleppt. Ich schnappte mir eine
Ladung und trug diese auf dem steilsten Stück des Treks. Nach einer Stunde und 150 Höhenmeter war
ich bedient!!
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 Es folgten 13 Übernachtungen im Zelt. Jeden Tag in einem anderen Lager. Die Trekkingtour verläuft
immerhin in Höhen zwischen 3000 und 5000m. Zum Glück steht links und rechts des Weges eine
umwerfende Kulisse aus hohen Bergen und den oberen Baltoro Gletscher zieren mehrere prominente
Sieben- und Achttausender. Ohne die Kulisse wäre die Landschaft kaum zu ertragen. Eine triste
Mischung aus Sand, Geröll, kieseldurchsetzten Sedimentschichten alter Flusstäler in die sich die
heutigen Flüsse tief eingraben, von Felsschutt und Kiesel bedeckte Gletscher ohne Schneeauflage und
ohne Farbpallette, von ockerfarben bis graubraun. Ab und zu verschönern farbige Steine den Weg. Dazu
die glühende Sonne und teils trockene, sandige und staubige Luft. Manchmal kamen noch kleine Fliegen
dazu, die unaufhörlich um den Kopf schwirrten.

Die ersten zwei Tage wanderten wir je 8 Stunden bei ca. 25°C durch wüstenhafte Täler auf staubigen
und sandigen Pfaden entlang des rauschenden Gletscherflusses. In der Nähe des Flussufers blühten
Buschrosen mit rosa Blüten. Wir trugen 8-12 kg in unseren Rucksäcken. Die Kondition für die 8 Stunden
Laufen war vorhanden. Größer war die psychische Belastung, da die Kulisse innerhalb der riesengroßen
Berge nur selten wechselt. Diese Tatsache macht den Weg manchmal langweilig. Bei unserer Ankunft in
den Lagern Jhola und Paiju standen die Zelte schon und im Essenzelt gab es Kaffee, Tee und Kekse.
Wegen der Akklimatisation tranken wir mehr als der Durst verlangte. Manchmal zauberte unser Koch Ali
spezifische pakistanische „Bällchen“ die etwa nussgroß waren und herrlich schmeckten. Kartoffeln mit Ei
die in Öl gebacken wurden. Unsere Küchenmannschaft war klasse. Morgens gab es Cornflakes, Rühr-
oder Spiegelei, Marmelade und Honig. Dazu immer Tschapati, aus Mehl und Wasser gebackener
Brotfladen. Am Abend gab es immer drei Gänge: eine leckere Suppe, ein Hauptgericht und eine
Nachspeise. Das Hauptgericht basierte meist auf Reis oder Gemüsenudeln, Dal (ein Linsengericht) und
solange wir noch lebendige Hühner dabei hatten, gab´s auch Hühnerfleisch. Als Nachtisch gab es
Wackelpudding und Obstkompott. Die Einheimischen essen mit den Händen. Das Tschapati wird zu
einem „Löffel“ geformt, mit dem man das Essen zum Mund führt. Wir hatten schon mehrere Mahlzeiten
ohne Fleisch hinter uns, da wir unsere mitgenommenen Hühner längst aufgegessen hatten. Daher gab
ich an einem der letzten Abende unserem Koch Wurst, welche ich aus Deutschland mitgebracht hatte.
Ich versicherte ihm, dass diese aus Rindfleische hergestellt war, da die Moslems kein Schweinefleisch
essen. Das verbietet der Koran. Alle waren begeistert von diesem Abendessen „ohne Schweinefleisch“
und allen ging es blendend am nächsten Tag!! Unser Koch erzählte uns, das er 5 Monate im Jahr in
einem chinesischen Restaurant in Punjab einer Großstadt arbeitet, wo es sehr heiß sei. Er meinte, er
wäre lieber hier in den Bergen an der frischen Luft. Seine Frau und sein Kind leben im Dorf und wegen
des Broterwerbs muss er sie ganz oft alleine lassen.

Die dritte Etappe führte uns auf den Baltorogletscher. Mit seinen 63 km ist er der längste
Gebirgsgletscher der Welt. Er ist fast ausschließlich mit Steinen und Geröll aller Skalen sowie mit riesigen
Felsbrocken bedeckt. Seine Dicke liegt zwischen 80-90 m. Viele zum Teil sehr große Gletscherbäche
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fließen zwischen den riesigen Gletscherspalten. Auf seiner linken Seite ist er hier eingerahmt von den
Trango Türmen mit seinem markanten Nameless Tower (6239m) und dem Liligot Peak an der rechten
Seite. Es folgten die Lager Khoborsey und Urdukas. Auch weiterhin ist es kein lieblicher Gletscherweg.
Seine Fläche ist uneben und es geht immer rauf und runter. Der Pfad ist mal mit größeren mal mit
kleineren Steinen übersät. Ab und zu müssen wir über Gletscherbäche springen. Manchmal schaut das
Eis heraus, dann ist Vorsicht geboten. Die Lasten werden nicht nur von den Trägern getragen, sondern
auch von Mulis und Pferden. Ich bin verblüfft auf welchen Pfaden diese Tiere Waren transportieren
können. Die Tierkarawanen geben oft sehr schöne Bilder ab. Neben dem Pfad liegen Kadaver der Tiere
die sich verletzt haben und den Weg nicht mehr fortsetzen konnten. Wenn die Kadaver „frisch“ sind
stinken sie fürchterlich. Die Tiere hinterlassen auch ihre Hinterlassenschaften auf dem Weg. Somit sind
die staubigen Pfade mit Dung angereichert. Kommt so eine Karawane an, macht man den Weg frei.
Man sollte sich immer auf die Bergseite zurückziehen, damit man nicht in die Tiefe geschubst wird. Auf
dem Weg sieht man auch Kühe oder Ziegen heraufgehen, deren Ende die Basislager sind. Dort werden
sie irgendwann geschlachtet.

Trotz der Infrastruktur die hier geschaffen wurde, sind einige Lager leider sehr verdreckt. Schmutz liegt
herum und wenn man von der Müllhalde nicht weit genug entfernt ist, stinkt es fürchterlich. Das
drückte etwas aufs Gemüt. Die Lager verfügen über Open-Air-Waschbecken und über Klohäuschen.
Einige kann man benutzen, andere sind voll, da sie nicht geleert werden. Leider, leider… daher musste
man manchmal „das Weite“ suchen, um sein Geschäft zu verrichten. Für die Minimalhygiene wird
warmes Wasser für uns bereit gestellt. Eine Ganzkörperwäsche ist nur im Bach möglich. Wir
verwendeten oft auch Feuchttücher. In Urdugans hinter dem Lager blühten auf einer Wiese
Gebirgsblumen wie man sie auch in den Alpen findet. Wir machten einen Spaziergang und genossen die
Landschaft und die Ruhe. Zu unserer Freude entdeckten wir sogar Edelweiß.

Es folgte das Lager Gore II, wo die Zelte zum ersten Mal direkt auf dem Eis aufgestellt wurden. Es wurde
deutlich kälter, aber es blieb im Zelt knapp über 0°C, noch verblüffend warm auf 4300m. Das Gore Lager
liegt genau zwischen dem Skil Brum und Masherbrum. Taleinwärts sieht man schon die „Gebirgsriesen“.
Auf dem Weg zum Gore, im Lager selbst und auf dem Weiterweg zum Concordiaplatz säumen viele, teils
haushohe Büßereistürme den Weg. Diese riesigen Zackenfirnstrukturen erinnern in ihrer Form an
aufgeblasene Segel oder hohe Zipfelmützen. Verblüffend ist auch die mineralogische Vielfalt im
gesamten Gebiet. Auf dem Gletscher gibt es wild durcheinander, grünliche, rote, schwarze, blaue, sowie
bunt geschichtete Felsbrocken und Kiesel, sowie Glimmerschiefer, die willkommene Farbtupfer in der
grauen Landschaft sind. Nach 6 Tagen erreichen wir endlich am späten Nachmittag der Concordiaplatz
4600 m, ein riesiges Gletscherareal. Es schneite leicht und von den stolzen Bergen war somit nicht viel
zu sehen. Doch am nächsten Morgen war die ganze Landschaft von frischem Schnee weiß gepudert und
blauer Himmel bildete den Hintergrund für eines der schönsten Bergpanoramen der Welt. Links kommt
erstmals die majestätische Pyramide des 8611m hohen K2 zum Vorschein, rechts sehen wir die
Siebentausendergruppe der Chogolisa und des Baltoro Kangri. Direkt vor uns erhebt sich die Pyramide
des G4. Der Concordiaplatz ist nach dem gleichnamigen Gletscherzusammenfluss im Berner Oberland
benannt. Hier treffen sich der Baltoro- und der Godwin-Austen-Gletscher, die nahebei von unzähligen
weiteren gespeist werden (Savoi- Khalkhal, Broad Peak-Gletscher). Zufriedenheit stellte sich nach all der
Schinderei ein. Ich konnte kaum aufhören zu fotografieren. Dagi meinte, dass die Achttausender nicht
höher als die Berge in den Alpen wirken. Da hat sie recht, weil von hier bis nach ganz oben nur noch
dreitausend Höhenmeter sind. An diesem Tag ging es weitere 5 Stunden bis ins Basislager des Pastore
Peaks (5000m) auf den Khalkhal Gletscher, gegenüber dem Broad Peak Basislager. Gelegentlich mussten
wir die Träger und uns auf steilen Eisflanken sichern, damit wir nicht in die rasenden Gletscherbäche
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hineinfallen. Unsere Gruppe teilte sich. Die Amerikaner blieben noch eine Nacht auf dem Concordiaplatz
und weil Judy sich nicht wohl fühlte, haben sie dann den Rückweg angetreten.

                 Concordiaplatz                                                 K2

Besteigung Pastore Peak

„Unter allen Formen des Wahnsinns ist der Alpinismus für die von ihm Befallenen am schmerzlichsten“
Wolf Schneider

Noch am gleichen Nachmittag stiegen wir mit unserem Bergführer auf eine Moräne auf 5300 Hm, um
den Weg zu erkunden, da der Bergführer namens Sharif noch nie auf diesem Gipfel war, und wir am
nächsten Tag in der Nacht den Aufstieg geplant hatten. Ein etwas mulmiges Gefühl hatten wir schon,
doch demgegenüber stand die gute Erfahrung, die wir bis zu diesem Zeitpunkt mit Sharif gemacht
hatten. Am nächsten Nachmittag stiegen wir zum Lager 1 (5200m) auf, wo wir unser Zelt aufstellten. Als
wir unsere Rucksäcke für den Gipfel vorbereiteten stellte Sharif fest, dass er seinen Klettergurt und
Karabiner nicht dabei hatte. Diese waren im Basislager liegengeblieben. Ich bot mich an hinunter zu
gehen und die Ausrüstung zu holen, da wir erst um 24 Uhr starten wollten. Es war allerdings schon 19
Uhr. Mir war bewusst, dass mich diese Abenddämmerungswanderung sehr viel Kraft kosten wird, die
mir am nächsten Tag vielleicht fehlen würde. Doch wir hatten keine andere Wahl. Ich rannte wo es nur
ging die Moräne runter. Mir war auch klar, dass es kurz nach 20 Uhr dunkel wird und dass ich den
Gletscher queren musste. Eine viertel Stunde später war ich im Basislager und durchstöberte die
Taschen. Die Ausrüstung war in seiner Tasche! Ich überquerte den Gletscher noch bei Tageslicht und
ging so schnell ich konnte die Moräne hoch. Oben im Lager 1 blinkten die Taschenlampen von Dagi und
Sharif, damit ich mich besser orientieren konnte. Ich kam heil an. Von 21-24 Uhr ruhten wir in unserem
Zelt. Um 1 Uhr starteten wir mit den Stirnlampen auf den Helmen bei sternklarem Himmel in Richtung
Gipfel. Zuerst querten wir eine Mulde, danach ging es mäßig bergauf. Nach ca. 2 Stunden vor einem
riesigen Gletscherbruch, trafen wir die Entscheidung links zu gehen, da die Flanke etwas übersichtlicher
war. Es folgten 60°-70° steile Flanken. Laut einer Ausschreibung hieß es der Berg sei ein Trekkingberg.
Die Route, die wir hoch gingen war jedoch ein höchst anspruchsvoller Aufstieg. Ob es eine weitere
Route rechts herum gibt und wie diese ist, kann ich leider nicht berichten. Ich habe von diesem Gipfel
keine einzige Beschreibung im Internet gefunden, deshalb berichte ich etwas detaillierter von unserer
Erfahrung. Der Schnee war gefroren, die Steigeisen griffen gut, dennoch war der Weg wegen der
dünnen Luft mühsam. Hier war volle Konzentration angesagt, denn einen Fehltritt konnte man sich dort
nicht leisten. Wir gingen am Seil, aber bei einem Sturz in so einer steilen Flanken ist es immer fraglich,
ob man ihn halten kann. Ein Restrisiko bleibt oft bei solch hohen Bergen. Im oberen Teil wurde es richtig
schwer. Der innere Schweinehund bellte immer wieder: bleib steht und geh zurück, warum tust du das?
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Es wurde hell, die Bergspitzen wurden von der Sonne beleuchtet doch konnten wir diese Bilder nicht so
richtig genießen. Viel zu groß war die Anspannung. Im oberen Bereich gab es eine große
Gletscherspalte, die ihr riesiges Maul bedrohlich öffnete. Anschließend eine riesige Wechte. Gegen 8
Uhr schien die Sonne kräftig ein. Wir waren ca. 100-150 Höhenmeter vor dem Gipfel und beschlossen
nicht mehr weiter zu gehen. Die Angst, dass der Schnee aufweicht und abgeht, steckte noch in uns. Vor
zwei Jahren sind wir in Peru bei einem Sechstausender nur ganz knapp einer Lawine entkommen. Auch
damals standen wir auf 6000 m, als die Lawine den Bergführer 500 Höhenmeter in die Tiefe riss. Das
Dagi dennoch die Stärke hatte erneut einen Sechstausender zu versuchen, rechne ich ihr hoch an. Mit
der pakistanischen Fahne und unserer Vereinsfahne der Alpingruppe Adonis der Sektion Karpaten
machten wir Fotos. Mit den Gipfeln der umliegenden Berge des Karakorums waren wir nun auf
Augenhöhe. Mit einem Blick konnten wir nun den ganzen Concordiaplatz erfassen. Dieser Anblick ist
eine Entschädigung für die Strapazen und ich weiß, dass wir unten im Tal auf das Geleistete stolz sein
werden.

                                      Pastore Peak – auf 6000 m

Dann erfolgte der Abstieg, der anspruchsvoller war als der Anstieg, da man die unendliche Tiefe immer
vor Augen hat. Nichts für schwache Nerven. Im unteren Teil wurde der Schnee weich und wir sanken tief
ein. Dann war es geschafft. Unsere Träger empfingen uns schon an unserem Zelt, um uns zu gratulieren.
Ich brach vor Emotionen in Tränen aus, glücklich darüber, dass wir unbeschadet unten angekommen
waren. Dabei dachte ich überwiegend an Dagi und Sharif, der noch jung ist und sechs Kinder zu ernähren
hat. Im Lager sangen die Träger Lieder. In den meisten Liedern wird die Sehnsucht nach der Geliebten
zum Ausdruck gebracht. An diesem Tag gab es ein Tänzchen dazu. An einem Abend zu Beginn unserer
Tour erlebten wir, wie sich die Träger im Camp versammelten, um auf ihre einfache Art zu musizieren,
zu singen und zu tanzen. Als Instrument reicht eine leere Plastiktonne oder ein Kanister. An jenem
Abend tanzte ich mich, hüpfend von einem Bein auf das andere, in die Herzen der Träger. Nun wurde ich
erneut aufgefordert mitzumachen. Wir hatten im Laufe der Tage eine sehr freundschaftliche Beziehung
mit unserer Mannschaft aufgebaut und so machte ich gerne mit.

Normalerweise kann man durch die Überquerung des Gondokhola Pass 5800m die Trekkingtour in
weiteren zwei Tagen beenden. Doch da dieser vom Militär gesperrt war, mussten wir die 100 km auf
dem gleichen Weg zurück. Mit längeren Tagesetappen schafften wir es in 4 Tagen. Am ersten Tag waren
es 10 Stunden Gehzeit. In dieser Form ist dieser Trek niemandem zu empfehlen. Der Tag als wir Alskole
wieder erreichten war Dagi‘s Geburtstag. Ich sprach heimlich mit unserer Mannschaft, die mittlerweile
auf 26 Personen „geschrumpft“ war, und bat sie um ein Ständchen. Alle Träger sangen ein „Happy
Birthday“, was bei Dagi natürlich Freude auslöste. Die Tour war geschafft. Wir überreichten unseren
11

Trägern das Trinkgeld und verabschiedeten uns, schon mit einem weinenden Auge. Wir hatten die
Männer ins Herz geschlossen.

Uns stand noch die Fahrt durch die Braldu Schlucht bevor. Und diese sollte nicht ohne Überraschung
ablaufen. Nach kurzer Fahrzeit gab es einen Platten. Auch das Reserverad hatte keine Luft und eine
Pumpe war auch nicht vorhanden…. Letztendlich half uns der nächste Toyotafahrer aus der Patsche. Auf
der Heimfahrt waren wir bei unserem Trägerchef in einem Bergdorf zu einer „Teeparty“ eingeladen. Es
gab Tee und gegrillte Hähnchen. Der Besucherraum war ein sauberer mit Teppichboden ausgelegter
Raum mit einigen Verzierungen an der Wand. Ringsum entlang der Wände lagen Polster auf die wir uns
setzten. Es wurde alles auf dem Boden serviert. Es gibt keine Möbel. Es gibt maximal Truhen im Haus. Da
die Pakistanis alles auf dem Boden machen, haben sie verschiedene Sitztechniken entwickelt unter
anderem der bekannte Schneidersitz. Einheimische Frauen nehmen an Begegnungen wo Fremde
anwesend sind aus religiösen Gründen nicht teil. Wenn nur die Verwandtschaft im Haus ist, sind die
Frauen am Fest und Geschehen dabei.

Da die Männer die meiste Zeit unter sich sind und somit weniger die Gelegenheit haben Zärtlichkeit
auszutauschen, sieht man oft Männer Hand in Hand gehen. Das hat mit Homosexualität nichts zu tun.
Von Skardu ging´s mit dem Flugzeug zurück nach Islamabad. Nach drei Tagen bei 40°C in Islamabad
flogen wir zurück in die Heimat. Wir freuten uns über richtiges Brot und Semmeln zum Frühstück, ein
Bett ohne Klimaanlage, ein Bad in der Badewanne und besonders auf ein kühles Bier, da es in Pakistan
keine alkoholischen Getränke gab. Von dieser Reise werden uns vor allem die armen, aber
freundlichen Menschen in Erinnerung bleiben. Aus einem verschrienen Land, das noch einen sehr
weiten Weg vor sich hat, wenn wir unsere Maßstäbe ansetzen. Wie so oft werden die schönen
Momente und die neu gewonnen Erkenntnisse in unserem Bewusstsein bleiben und die vielen schweren
oder nicht so aufregenden Momente vergessen sein. „Man kann nicht nur die Rosinen aus dem Kuchen
picken.“ Die Filme und Bilder werden uns helfen die Erinnerungen wach zu halten und unsere
Mitmenschen über das Erlebte zu informieren.

Literatur: Susanna Thiel „Kultur Schock Pakistan“ Know-How Verlag Bielefeld und Jo-Chen Peters:
Bericht Karakorum – Höhenwege.

Reinhold Kraus
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