Kohlenhydrate Funktion der Kohlenhydrate

 
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Kohlenhydrate Funktion der Kohlenhydrate
Skript – Biochemische Grundlagen | Kohlenhydrate

         Kohlenhydrate
         Funktion der Kohlenhydrate
         Draußen ist es sonnig und die Lufttemperatur beträgt 20°. Das perfekte Wetter um mal wieder
         eine Runde joggen zu gehen. Joggingschuhe anziehen und schon kann es los gehen. Hoch
         motiviert nimmst dir vor, heute 5 km zu laufen. Die ersten 3 km sind für dich kein Problem, doch
         bei Kilometer 4 wird dir auf einmal ganz schwindelig und es wird für dich immer schwerer zu
         laufen. Völlig erschöpft musst du anhalten.

         Was ist denn jetzt los? Woher kommt dieser Leistungseinbruch?

         Viele Ausdauersportler kennen dieses Phänomen, oftmals ist es auf einen akuten
         Kohlehydratmangel zurückzuführen.

         Kohlenhydrate? Was ist denn das und wofür werden sie benötigt?

                                                              Ein Synonym für das Wort Kohlenhydrate
                 Produkt        Kohlenhydratgehalt [g/100g]   ist der Begriff „Saccharide“. Saccharide
                                                              sind unsere täglichen Begleiter. Es sind
               Reis                                78         organische Verbindungen und gehören zu
               Kartoffel                           70         den wichtigsten Makronährstoffen für viele
                                                              Lebewesen. Oftmals enden Saccharide auf
               Nudeln                              30
                                                              die Endung -ose, wie z.B. Amylose,
               Banane                              22         Lactose oder Galactose. Saccharide sind
                                                              die wichtigsten Energielieferanten. Wird
               Apfel                               13
                                                              beispielsweise Glucose verstoffwechselt,
               Naturjoghurt                        4          entsteht die körpereigene Energiewährung
                                                              ATP. Genaueres hierzu findest du im Skript
               Salat                               2
                                                              ”Stoffwechsel“.
                                                              Nichtverdauliche Kohlenhydrate wie
         Cellulose heißen Ballaststoffe. Sie helfen unsere Darmtätigkeit zu regulieren. Alle süßlich
         schmeckenden Saccharide, werden unter der Bezeichnung „Zucker“ zusammengefasst. Neben
         den Zuckern gehören auch die Stärken zu den Sacchariden. In der nebenstehenden Tabelle
         sind einige Lebensmittel mit ihrem durchschnittlichen Kohlehydrat aufgelistet.

         Bausteine
         Saccharide können detaillierter eingeteilt werden, denn nicht alle Kohlenhydrate sind gleich
         aufgebaut. Man unterscheidet Einfachzucker (= Monosaccharide), Zweifachzucker (=
         Disaccharide), Mehrfachzucker (= Oligosaccharide) und Vielfachzucker (= Polysaccharide).
         Ihr Aufbau wird dabei immer komplexer, immer größere Moleküle entstehen. Abbildung 1 gibt dir

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         einen Überblick über die Stoffklasse der Kohlenhydrate. Die einzelnen Stoffgruppen werden dir
         dann genauer vorgestellt.

                                                   Abb. 1: Stoffklasse der Kohlenhydrate

            Monosaccaride

         Monosaccharide sind die Grundbausteine aller
         Kohlenhydrate. Charakteristisch ist eine Kette aus
         mindestens drei Kohlenstoffatomen, mindestens eine
         Hydroxylgruppe (-OH) und eine Carbonylgruppe (-CO).
         Unterscheiden lassen sich die Monosaccharide u.a. anhand
         ihrer Anzahl an Kohlenstoffatomen. Triosen besitzen drei
         Kohlenstoffatome, Tetrosen vier, Pentosen fünf und
         Hexosen sechs Kohlenstoffatome. Disaccharide und                                  Abb. 2: Glucose ( -Glucopyranose)
         Polysaccharide sind aus vielen Monosacchariden
         zusammen gebaut. Das häufigste Monosaccharid ist die
         Glucose (=Traubenzucker,                        ).

         Abbildung 2 zeigt eine -Glucose in Haworth-
         Schreibweise. Autotrophe Lebewesen wie Pflanzen
         können Glucose selbst herstellen. Dies geschieht bei der
         Dunkelreaktion, einem Teilschritt der Photsynthese
         (weiteres siehe Skript "Photosynthese"). Heterotrophe
         Organismen, zu denen auch der Mensch gehört, müssen
                                                                                     Abb. 3: Fructose ( -D-Fructofuranose)
         Glucose mit der Nahrung aufnehmen. Bei der Glycolyse,
         einem Teilschritt der Zellatmung, wird diese Glucose
         verbraucht, wodurch letztlich ATP entsteht.

         Glucose findet sich vor allem als Baustein von Stärke, aber auch in Milchzucker und Rohzucker.
         Ein weiteres Monosaccharid ist Fructose (=Fruchtzucker). Auch ihre Summenformel lautet

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                      , allerdings sind die Atome anders angeordnet als bei der Glucose. Eine mögliche
         chemischen Ausprägung siehst du in Abbildung 3. Fructose findet sich u.a. in Früchten, Honig
         und ist Baustein von Rohzucker.

            Disaccaride

         Zwei Monosaccharide bilden zusammen ein
         Disaccharid. Je nachdem welche zwei
         Monosaccharide sich verbinden, entsteht ein
         anderes Disaccharid. Ein Disaccharid das dir                                  Abb. 4: Saccharose
         sicherlich gut bekannt ist, ist handelüblicher
         weißer Haushaltszucker oder brauner
         Rohrzucker. Hierbei handelt es sich um das gleiche Zuckermolekül. In der Fachsprache wird
         dieser Zucker als Saccharose bezeichnet, sie hat die Summenformel                                  . Die
         Bausteine der Saccharose sind die beiden Monosaccharide Glucose und Fructose.

         Unser Haushaltszucker wird aus
         verschiedenen Zuckerpflanzen
         gewonnen. Zu diesen zählen Zuckerrüben
         Beta vulgaris subsp. vulgaris und
         Zuckerrohr Saccharum officinarum. Die
         Farbe des Zucker ergibt sich übrigens aus
         unterschiedlichen Herstellungsprozessen
         der beiden Zuckerarten. Pflanzen
         transportieren Saccharose von den                                 Abb. 5: Verschiedene Zuckersorten
         Blättern zu den Wurzeln, um sie dort in                Quelle: wikipedia.org - Romain Behar, Beschriftung: BioLV
         Form des Speicherstoffes Stärke
         einzulagern.

         Natürlich lassen sich noch weitere Zucker den Disacchriden zuordnen, beispielsweise Lactose
         (= Milchzucker) oder Maltose (= Malzzucker). Lactose ist dabei aus den Monosaccariden
         Galactose und Glucose zusammengesetzt, Maltose besteht aus zwei Glucose-Molekülen.

                                                   Abb. 6: Zuckerrohr und Zuckerrübe
                      Quelle: wikipedia.org - Esskay und Markus Hagenlocher (CC BY-SA 3.0), Beschriftung: BioLV

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            Oligosaccharide und Polysaccharide

                                                    Abb. 7: Amylose

         Oligo- und Polysaccharide gehen fließend ineinander über. Allgemein werden alle Moleküle als
         Oligosaccharide bezeichnet, die aus drei oder mehr Monosacchariden zusammengesetzt sind.
         Polysaccharide bestehen aus sehr vielen Monossachariden und bilden riesige Makromoleküle.
         Polysaccharide sind oftmals Speicherstoffe, die erst dann verstoffwechselt werden, wenn
         Zuckernachschub verlangt wird.

         Ein für Pflanzen essenzielles Polysaccharid,
         das als Speicherstoff dient, ist die Stärke.
         Hauptbestandteile der Stärke sind die
         Polysaccharide Amylopektin und Amylose.
         Beide Polysaccaride sind aus Glucose
         aufgebaut. Die Stärkestruktur besteht zu
         70-80% aus Amylopektin und zu 20-30% aus
         Amylose.

         Beispielsweise ist die Stärkespeicherung in den
                                                                            Abb. 8: Kartoffelknolle
         Sprossknollen für die Kartoffelpflanze von
                                                               Quelle: wikipedia.org - 3268zauber (CC BY-SA 3.0)
         großer Bedeutung. Die Knollen dienen der
         Pflanze als Überwinterungsorgan. Im Frühjahr
         ist dadurch auch bereits genug Energie in Form von Stärke vorhanden, um neue Sprosse
         auszubilden. Auch für die ungeschlechtliche (vegetative) Fortpflanzung der Kartoffelpflanze ist
         die Stärkespeicherung wichtig. Hierbei entwickeln sich an der Knolle Knospen die junge Triebe,
         die später Wurzeln und den Spross ausbilden. Die Stärke ist damit die "Startenergie" der neuen
         Kartoffelpflanze.

         Polysaccharide sind nicht nur "Energiespeicher", sie haben ein breit gefächertes
         Aufgabengebiet. Sie sind bspw. Hauptbestandteile in Schleimstoffen oder erfüllen
         Stützfunktionen. Ein Beispiel hierfür ist das Polysaccharid Cellulose, ein Bestandteil von
         Zellwänden. Dieses Makromolekül kann aus bis zu 10.000 Glucoseeinheiten aufgebaut sein.

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         Beispiel Glykogen
         Das Makromolekül Glykogen lässt sich der
         Stoffklasse Polysaccharide zuordnen. Es besteht aus
         unzähligen Glucoseeinheiten und wird dann gebildet,
         wenn dem Körper besonders viele Kohlenhydrate
         zugeführt werden. Glykogen reichert sich in der Leber
         und den Muskeln an, dort bilden sich sogenannten
         Gykogenspeicher. Diese Speicher sind sehr wichtig
         für den menschlichen Körper. Um den
         Blutzuckerspiegel aufrecht zu halten wird das                      Abb. 9: Lauftraining
         Glykogen aus der Leber verwendet. Glykogen aus             Quelle: fotolia.com -Dudarev Mikhail
         den Muskeln wird zur Herstellung von ATP, das bei
         der Muskelkontraktion benötigt wird, genutzt.

         Im Normalfall reicht das Glykogen aus den Glykogenspeichern einen Tag um unseren
         Blutzuckerspiegel konstant zu halten und genügend ATP für die Muskeln zu produzieren. Dann
         müssen wieder kohlehydrathaltige Nahrungsmittel aufgenommen werden, damit der
         Blutzuckerspiegel auch weiterhin konstant gehalten werden kann. Treibt man Sport, leeren sich
         die Glykogenspeicher aufgrund der erhöhten Muskelkontraktion schneller. Das Glykogen ist
         nach ca. 90 Minuten verbraucht.

         Beim Joggen musst du daher darauf achten, dass du dich nicht überanstrengst. Zu schnelles
         Loslaufen bewirkt eine rasche Leerung der Glykogenspeicher. Auch solltest du nie hungrig ein
         Lauftraining beginnen. Denn dabei kann es passieren, dass Glykogenreserven aus der Leber
         genutzt werden, um Energie zu gewinnen. Der Blutzuckerspiegel sinkt daraufhin schnell,
         Schwindel und Müdigkeit sind die Folge.

         Um das zu vermeiden, ist es sinnvoll eine Kleinigkeit vor dem Joggen zu essen (z.B. eine
         Banane). Dann kann sich genügend Glykogen in den Speichern anreichern kann. Nach dem
         Sport sollten die Glykogenspeicher wieder aufgefüllt werden. Wahrscheinlich wurden diese Tipps
         beim Eingangsbeispiel nicht beherzigt. Mit neuem Wissen und Motivation kann das Lauftraining
         weiter gehen. Also: Laufschuhe an und nichts wie raus!

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