Komfortlüftung: Wohnen Schweiz

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Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Komfortlüftung:
                                                                                      Richtig gewählt?                     Seite 4
Magazin für den gemeinnützigen Wohnungsbau | Ausgabe 3 | Oktober 2014

                                                                         Minergie: Diskussion über Standards Seite 12
                                                                         Alter: Städte brauchen Wohnraum Seite 18
                                                                         Graubünden: Gemeinden erkennen Chancen Seite 25
                                                                         Fonds de roulement: Stimmen von Praktikern Seite 28
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
UNSERE KERAMISCHEN BELÄGE
SIND ECHTE HINGUCKER.       www.hgc.ch
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Intern–Editorial

Aha … das ist ja ganz anders
Manchmal gibt es Chefs mit Mut zu unkonventio-                               es deshalb von Anfang an eine gute Information
neller Personalführung: Ein renommiertes Unter-                              der Benützerinnen und Benützer. Das zeigen
nehmen hatte ein neues Bürogebäude bezogen.                                  unsere Reportage (Seite 4) und die Diskussion an
Selbstverständlich im Minergie-Standard mit                                  einer Tagung (Seite 12).
Komfortlüftung. Kurz nach dem Bezug gab es                                   Die Kluft zwischen dem Bild im Kopf und der
Reklamationen. Man könne die Fenster nicht öff-                              Realität erlebte der Verband WOHNEN SCHWEIZ
nen, ständig sei Durchzug, protestierende Frauen                             Ende August an der Informationstagung für die
sassen mit Wollschal am PC … Das renommierte                                 Bündner Gemeinden (Seite 25). Nationalrat
Unternehmen liess die Anlage auf Herz und                                    Martin Candinas sagte im Referat provokativ:
Nieren checken. Erbauer und externe Ingenieure                               «Der gemeinnützige Wohnungsbau wird oft in
fanden weder beim Bau noch beim Betrieb                                      die linke Ecke gestellt. Das ist falsch. Der gemein-
Mängel. Das bewog den Chef zu einer gewagten                                 nützige Wohnungsbau hat mit bürgerlichen
E-Mail: «Wir haben die Komfortlüftung über-                                  Werten wie Freiheit und Selbstverantwortung zu
prüft, die Einbaufehler sind jetzt behoben und die                           tun.» Das sass! In der Diskussion zeigte sich, dass
Einstellungen angepasst.» Das Personal war beru-                             Bündner Gemeindebehörden den gemeinnützigen
higt und erfreut. Aber eben: An der Anlage wurde                             Wohnungsbau als «links» einstuften oder ihn
kein Jota geändert – weil es nichts zu korrigieren                           schlicht nicht gekannt haben. Auch hier: Nur mit
gab.                                                                         Information und Begegnungen werden falsche
«Du sollst Dir kein Bildnis machen»: Max Frisch                              Bilder abgebaut – und in konstruktive Energie
meinte im «Homo faber» Personen, doch das gilt                               umgemünzt. Im Bündnerland jedenfalls ist das
auch sonst. Wir alle machen uns immer wieder                                 Potenzial für den gemeinnützigen Wohnungsbau
Bilder und tappen an der Realität vorbei.                                    in bürgerlicher Prägung gross.
Das Bild von der Komfortlüftung etwa ist oft
negativ. Um Vorbehalte zu überwinden, braucht

                                                                            Kurt Bischof
                                                                            Redaktionsleiter Magazin WOHNEN SCHWEIZ

Impressum                                                                                                 Inhalt
                                                                                                          Energie: Ist die Komfortlüftung defekt?    4
Magazin für den
gemeinnützigen Wohnungsbau                                                                                Energie: Wärmeschutz planen und nutzen 9
                                                                                                          Energie: Debatte über Minergie            12
Herausgeber
Adressänderungen/Inserate                                                                                 Energie: Erfolg für WOHNEN SCHWEIZ        14
Verlagsgenossenschaft                           Erscheinungsweise                                         Energie: Der Dschungel mit den Labels     16
Magazin WOHNEN SCHWEIZ                          4 Mal jährlich
                                                                                                          Wohnen im Alter: Städte wollen handeln 18
Obergrundstrasse 70, 6003 Luzern                Auflage 14 500 Exemplare
Telefon 041 310 00 50                           Jahrgang 4                                                Wohnen im Alter: Laufende Projekte        19
Fax 041 310 00 88
                                                Nächste Ausgabe 4/2014                                    Debatte: Vorbezug von PK-Geldern?         20
magazin@wohnen-schweiz.ch
                                                Schwerpunktthema: Innenausbau                             Immobilien: Tipps für Bewirtschaftung     22
Redaktion                                       Erscheinungstermin: 10. Dezember 2014
Kurt Bischof, bischof | meier und co.
                                                                                                          Wohnpolitik: Bundesrat setzt auf EGW      23
                                                Redaktionsschluss: 9. November 2014
Postfach 141, 6281 Hochdorf                     Anzeigenschluss: 19. November 2014                        Recht: Gerichtsentscheide im Mietrecht    24
Telefon 041 914 70 10, Fax 041 914 70 11
                                                Titelbild                                                 Gemeinden: Infoanlass in Chur             25
kurt.bischof@bischofmeier.ch
                                                Auf die richtige Wahl kommt es an – auch                  Fonds de roulement: Drei Erfahrungen      28
Produktion                                      bei der Senkung des Energieverbrauchs.
Brunner AG, Druck und Medien, Kriens            Bild Thinkstock by Getty Images                           Wohnpolitik: Wohnkosten senken            31

                             Ausgabe 3 | 2014                                                                                                       2|3
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Energie_Komfortlüftung

         Wenn die Komfortlüftung Probleme macht:
         Mit der Kamera in die Lüftungsrohre blicken
Ist eine Komfortlüftung eingebaut, sieht man in der Wohnung nur noch Zu- und Abluftöffnungen. Doch
der Spruch «Aus den Augen, aus dem Sinn» stimmt hier nicht. Eine Komfortlüftung braucht Wartung,
damit sie nicht eines Tages ausfällt. WOHNEN SCHWEIZ hat einen Fachmann bei der Kontrolle einer
Lüftungsanlage begleitet.

         Helder Pires nimmt seine Rohrkamera aus            verschmutzt waren, dass die Luft kaum                    die Leistung der Anlage richtig geplant
         dem Auto und klingelt an der Haustür. Im           mehr durchströmen konnte. Nebst viel                     wurde oder ein anderes, technisches Prob-
         Auftrag einer Lüftungsreinigungsfirma              Staub, im schlimmsten Fall sogar Schim-                  lem besteht. Diese Frage kann der Hygie-
         kontrolliert er die Komfortlüftung in einem        mel, entdeckte er zudem schon Getränke-                  nespezialist nicht beantworten, sie muss
         Einfamilienhaus im Kanton Solothurn. Die           büchsen oder verschimmelte Sandwiches,                   mit der Lieferfirma direkt besprochen wer-
         Hausherrin ist mit der Luftqualität nicht          die wahrscheinlich während der Bauzeit in                den.
         zufrieden und vermutet ein Problem im              die Rohre gelangt waren. Darüber kann der
         Rohrsystem.                                        Fachmann nur den Kopf schütteln.                         Information und Instruktion muss sein
                                                                                                                     Als sich Helder Pires nach einer Stunde von
         Filterwechsel brachte keine Besserung              Das Herz der Anlage im Keller                            der Kundin verabschiedet, kommt ein wei-
         Bevor Helder Pires seine Rohrkamera in             Nach der Kontrolle des Rohrsystems be-                   teres Thema zur Sprache. Die Kundin be-
         den ersten Luftkanal einführt, lässt er sich       gutachtet Helder Pires das rund 80 x 80                  mängelt, beim Einzug ins neue Minergie-
         von der Bewohnerin die Fakten genau be-            Zentimeter grosse Lüftungsgerät im Keller                Haus wenig Infos über die Handhabung der
         schreiben. Trotz kontrollierter Lüftung sei        des Einfamilienhauses. Das ist das Herz                  Komfortlüftung erhalten zu haben. «Vor
         es im Haus stickig, die Luft erscheine ab-         der Komfortlüftung. Hier wird die Luft über              dem Umzug geht ohnehin alles drunter und
         gestanden, sagt sie. Das sei ihr nach der          einen Ventilator verteilt. Ein Wärmetau-                 drüber», sagt sie. Wahrscheinlich habe ihr
         Rückkehr aus den Ferien besonders aufge-           scher sorgt dafür, dass die Frischluft vor-              schon jemand schnell erklärt, wie die Lüf-
         fallen. Nur wenn sie die Anlage auf höchs-         geheizt wird, bevor sie in die Wohnräume                 tung funktioniere. «Doch da war auch noch
         ter Stufe laufen lasse, sei die Luftqualität       strömt. Die Luftfilter im Gerät müssen re-               die Instruktion zur Heizung oder zu den
         befriedigend. Dann allerdings höre sie un-         gelmässig (zwei bis drei Mal pro Jahr) aus-              neuen Küchengeräten. Das war einfach zu
         angenehme Geräusche. Die Hausherrin hat            gewechselt werden. Das Gerät der Kundin                  viel.» So erkannte die Hausbesitzerin erst
         bereits verschiedene Massnahmen getrof-            ist sauber, die Filter ebenfalls. Nun kontrol-           mit der Zeit, wie die Anlage gewartet wer-
         fen: Sie hat vor dem Haus den Ansaugstut-          liert Helder Pires mit seiner Kamera noch                den muss oder wo sie Ersatzfilter bekom-
         zen für die Frischluft kontrolliert und ge-        die Hauptrohre, die ins Freie führen. Eines              men kann. Fachmann Helder Pires kennt
         reinigt, die Filter beim Wärmetauscher             zieht Frischluft an, über das andere strömt              diese Problematik. «Ich war schon in einem
         regelmässig ausgewechselt, sämtliche Zu-           die verbrauchte Luft nach draussen. Auch                 drei Jahre alten Haus, in dem die Filter
         und Abluftgehäuse in den Räumen kontrol-           hier keine Auffälligkeiten. Grundsätzlich ist            noch nie gewechselt wurden. Die Kund-
         liert und auch hier die Filter gewechselt.         die Kundin froh, dass das Rohrsystem in                  schaft meinte, man habe ihnen nicht ge-
         Besserung trat nicht ein.                          Ordnung ist. Ihr Problem ist jedoch nicht                sagt, dass das nötig sei.» Die involvierten
                                                            gelöst. Denn nun stellt sich die Frage, ob               Firmen seien in den letzten Jahren zwar
         Dreijährige Anlage in top Zustand
         In der nächsten halben Stunde schiebt Hel-
         der Pires die Rohrkamera zuerst in die
         Abluftrohre in Küche und Bad, dann in die            Kontrollierte Lüftung oder Komfortlüftung: was ist das eigentlich?
         Zuluftrohre in Wohnzimmer, Büro und                  Das Prinzip einer Komfortlüftung, auch kontrollierte   muss sich jedoch die Luft im Haus regelmässig er-
         Schlafzimmer. Über zehn Meter lässt sich             Lüftung genannt, ist einfach: Verbrauchte Luft aus     neuern können. Eine Möglichkeit ist, mindestens
         die Kamera einführen. Schwierig wird es              Bad, WC oder Küche wird mittels eines Rohrsystems      dreimal täglich kurz und intensiv zu lüften (Stosslüf-
         allerdings, wenn die Rohre zu viele Verwin-          abgesogen und frische Luft in die Wohn- und Schlaf-    ten). Dabei geht jedoch viel Wärme verloren und es
         kelungen aufweisen. Zwischendurch sind               räume geleitet. Die Frischluft wird im Freien ange-    zieht unangenehm durchs Haus. Dauerhaft gekippte
         auf dem Bildschirm minime Ablagerungen               saugt und zu einem Wärmetauscher geführt. Dort         Fenster sind in den Wintermonaten ebenfalls zu ver-
         zu erkennen, kleine Staubkrümel und Ver-             wird sie durch die Abluft erwärmt und in die Wohn-     meiden, weil der Wärmeverlust kostenintensiv ist
         schmutzungen. Was der Fachmann im drei-              räume geblasen. Rund 65 Prozent der Wärme kann so      und sich das Raumklima im Gegensatz zum Stosslüf-
         jährigen Rohrsystem sieht, ist jedoch unauf-         zurückgewonnen werden.                                 ten deutlich weniger verbessert. Eine Komfortlüftung
         fällig. «Hier ist definitiv noch keine Reinigung                                                            garantiert kontinuierliche Frischluftzufuhr, auch bei
         nötig», sagt er. Helder Pires hat bereits            Weshalb eine Komfortlüftung? Eine gute Wärme-          geschlossenen Fenstern.                          boa.
         Hunderte von Komfortlüftungen kontrolliert           dämmung sorgt dafür, dass es nicht mehr durch alle
         und dabei schon ganz andere Erfahrungen              Fugen und Ritzen zieht. Für ein gesundes Raumklima     Quelle: www.bfe.admin.ch
         gemacht. «Ich habe Rohre gesehen, die so
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Komfortlüftung hygienisch?
                                                Die Hygiene in Komfortlüftungen ist immer wieder
                                                Gegenstand kontroverser Diskussionen. Wissen-
                                                schaftliche Grundlagen für die Klärung der Frage
                                                fehlen. Deshalb lancierte ein Konsortium um die IG
                                                Passivhaus Schweiz eine Studie zur Hygiene in
                                                Komfortlüftungen von Einfamilienhäusern. 50
                                                Komfortlüftungs-Anlagen von Einfamilienhäusern,
                                                die mindestens ein Jahr in Betrieb waren, wurden
                                                untersucht. Die Kampagne umfasste Messungen
                                                zu Luftkeimen in Aussen- und Zuluft, zur Luft-
                                                menge, CO2-Konzentration oder zu Temperatur und
                                                Feuchte. Interviews mit den Hausbesitzern liefer-
                                                ten Erkenntnisse zum Benutzerverhalten bezüglich
                                                Einhaltung der Vorschriften, Betrieb und Wartung.
                                                Die Resultate der Untersuchung werden im Rah-
                                                men der Passivhaustage Schweiz am 7. November
                                                in der Bauarena in Volketswil vorgestellt.
                                                                                             boa.
                                                www.igpassivhaus.ch / www.toft.ch

                                              sensibler geworden, doch noch immer
                                              mangle es an guter Information.

                                              Wichtigste Regel: Filter wechseln
                                              Die wichtigste Faustregel ist, die Filter zwei
                                              bis drei Mal pro Jahr auszuwechseln. «Das
                                              schützt die Anlage vor Dreck und Staub und
                                              filtert Bakterien und Pollen heraus.»
                                              Zweite Faustregel: Mindestens zwei Mal
                                              jährlich den Ansaugstutzen des Aussen-
                                              luftkanals kontrollieren, damit dieser nicht
                                              verstopft. Und die letzte Regel: Eine Kom-
                                              fortlüftung sollte alle zwei bis drei Jahre
                                              durch einen Fachmann gewartet werden.
                                              Stellt dieser eine starke Verschmutzung
                                              der Anlage fest, werden die Rohrleitungen
                                              bei leichtem Unterdruck mit rotierenden
                                              Bürsten gereinigt. Ein Feinstaubsauger
                                              zieht den Schmutz heraus. Die Reinigungs-
                                              arbeiten in einem grösseren Einfamilien-
                                              haus können einen ganzen Tag in Anspruch
                                              nehmen. Achtung: Jede Lüftungsanlage
                                              sollte eine Wartungsklappe haben, damit
                                              diese Arbeiten effizient ausgeführt werden
                                              können.

                                              Was Mieter tun können
                                              Auch Mieter können ihren Beitrag zu einer
                                              gut funktionierenden Komfortlüftung bei-
                   Im Auftrag einer Lüf-      tragen. Sie sollten die Zu- und vor allem
                   tungsreinigungsfirma       Abluftgitter in ihren Wohnungen zwei Mal
                   kontrolliert Fachmann      jährlich kontrollieren und allenfalls die Fil-
                   Helder Pires die Zu-       ter auswechseln. Denn wenn die Öffnungen
                   und Abluftrohre eines      verstopft sind, können die verbrauchte Luft
                   Einfamilienhauses.         und die Feuchtigkeit nicht abtransportiert
                                  Bild boa.   werden.                     Astrid Bossert Meier

Ausgabe 3 | 2014                                                                                4|5
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Und drum
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bauen
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     Miele Project Business
     für Genossenschaften
     Die Grundlagen bei der Planung von lang-
     fristigen Projekten sind Fachwissen, Kompe-
     tenz und Erfahrung.
     Hinter dem Begriff Miele Project Business
     steht das spezialisierte Miele Team, welches

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     Sie während des gesamten Planungs- und
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     Alle unsere Hausgeräte für die Küche und
     den Waschraum erfüllen die höchsten
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     tionalität sowie Qualität in der Verarbeitung
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Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Energie_Komfortlüftung

          «Eine Komfortlüftung erhöht den Wohnkomfort»
Die einen schwören auf sie, den anderen ist sie suspekt: die Komfortlüftung. Als Vorstandsmitglied der
IG Passivhaus kämpft Ingenieur Alfonso De-Stefani gegen Vorurteile. Denn eine richtig installierte und
gewartete Komfortlüftung macht Freude, bietet Komfort und senkt den Energieverbrauch.

          Magazin WOHNEN SCHWEIZ: Die Kom-                         Komfortlüftung schafft mit einem Luft-         Bei einer Veranstaltung von WOHNEN
          fortlüftung ist nicht unumstritten, auch                 wechsel von nur 30 Kubikmeter pro Stunde       SCHWEIZ (Seite 12) wurde der Vorwurf
          unter Baugenossenschaften. Man hört im-                  und Person eine angenehme Verdünnung           laut, die Lüftungsbranche habe in Bern
          mer wieder, die Lüftung funktioniere nicht               des ausgeatmeten CO2 und ein Feuchte-          eine gute Lobby, weil Fördergelder mit dem
          richtig, blase zu stark oder zu schwach, die             gleichgewicht.                                 Einbau einer Komfortlüftung gekoppelt
          Rohre seien unhygienisch, die Energieer-                                                                sind.
          sparnis minim.                                           Und die Hygiene?                               Lüftungsanlagen werden kaum gefördert,
          Alfons De-Stefani*: Leider handelt es sich               Wissenschaftliche Studien belegen, dass        und wenn, dann indirekt über ein Label
          bei dieser Kritik um Unkenntnis. Anlagen,                die Zuluft von Komfortanlagen dank wirk-       oder einen Beitrag zur Reduktion des Ener-
          die von ausgebildeten Leuten geplant und                 samen Filtern praktisch ausnahmslos hy-        gieverbrauchs. Die Komfortlüftung mit
          gebaut werden, funktionieren zur Freude                  gienischer ist als die Aussenluft. Es ist      Wärmerückgewinnung ist nicht nur ein In-
          der Nutzer. Sie «blasen» auch nicht, denn                wichtig zu wissen, dass Zuluft- und Abluft-    strument zur Erhöhung des Komforts und
          die Luft strömt ruhig und kontinuierlich zu              rohre in keiner Form miteinander in Berüh-     der Lufthygiene, sondern auch drei bis fünf
          den Wohnräumen und aus den Nassräu-                      rung kommen. Der oft in «Horrorfotos» do-      Mal stromeffizienter als Wärmepumpen –
          men und Küchen, egal ob es draussen                      kumentierte Schmutz in Abluftrohren stellt     was diese aber nicht ersetzt, sondern sinn-
          stürmt oder nicht.                                       kein Problem dar, denn bei richtig gebauten    voll ergänzt. Eine Komfortlüftung mit Wär-
                                                                   Anlagen geht es von dort aus stetig und nur    merückgewinnung kann bis zu 15 Mal mehr
          Welche Argumente halten Sie Skeptikern                   noch ins Freie.                                Energie zurückgewinnen, als sie für ihren
          entgegen?                                                                                               Antrieb verbraucht. Die Wärmerückgewin-
          Durch atmen, schwitzen, duschen oder ko-                 Was kann bei einer Komfortlüftung schief       nung senkt zudem den Investitionsauf-
          chen produziert der Mensch täglich rund                  laufen?                                        wand, weil die Auslegung der Heizleistung
          zwei Liter Wasserdampf und «Abgase» in                   Der Hammer ist für den Bildhauer das Mit-      reduziert werden kann. Konkret vermin-
          Form von CO2. Steigt die CO2-Konzentration               tel zur Kunst, aber ebenso kann der Ham-       dert die Wärmerückgewinnung den Leis-
          in Innenräumen auf über 1400 ppm, wird es                mer zur Zerstörung verwendet werden.           tungsbedarf pro 100 m³/h um 1 kW. Dies
          unangenehm. Steigt der Wert in unbelüfte-                Man kann fast alles falsch bauen, doch da-     erlaubt beispielsweise eine 20 Meter kür-
          ten Schlafzimmern nachts auf 3000 oder                   ran darf man eine Technologie nicht mes-       zere Erdsonde.
          4000 ppm, erwacht man mit Kopfschmer-                    sen. Wichtig ist, dass nicht nur richtig ge-
          zen. Natürlich kann man auch via Fenster                 baut wird, sondern auch richtig benutzt und    Was muss man beachten, wenn man in ei-
          lüften. Doch vielerorts bedeutet dies Lärm-,             periodisch gewartet wird. Letzteres liegt      nem Haus mit Komfortlüftung wohnt?
          Staub-, Pollenbelastung und Durchzug. Die                oft im Argen. Hier muss die Branche bes-       Lassen Sie sich vom ausgewiesenen Fach-
                                                                   ser informieren und die Diskussion weg         mann die Vorteile erklären und in die rich-
                                                                   von den Ängsten und hin zur Problemlö-         tige Bedienung einweisen. Auch das Velo-
                                                                   sung lenken.                                   fahren macht erst Spass, wenn man es
                                                                                                                  kann! Der Vermieter, respektive Eigentü-
                                                                   Wenn jemand im eigenen Einfamilienhaus         mer, soll in der Planungsphase darauf hin-
                                                                   eine kontrollierte Lüftung einbaut und         wirken, dass Geräte und Filtereinheiten
                                                                   hinter dieser Idee steht, ist das optimal.     ausserhalb der Wohnungen angeordnet
                                                                   Doch bei Mietwohnungen haben Wohn-             werden. Nur so ist die Wartung effizient zu
                                                                   baugenossenschaften nicht selten zu kämp-      organisieren und sicherzustellen. Falls der
                                                                   fen. Genossenschaften erleben sogar, dass      Filterwechsel durch den Mieter zu erfolgen
                                                                   Mieter die Zu- und Abluftöffnungen zu          hat, ist es am einfachsten, wenn der Mieter
                                                                   ihren Wohnungen verklebten.                    die Filter beim Hauswart beziehen kann.
                                                                   Die Gründe für das «Verkleben» können          Ein Filterwechsel ist nicht schwieriger als
                                                                   sein: Lärm, Gerüche, unbegründete, aber        der Wechsel eines Staubsaugersacks.
                                                                   doch vorhandene Angst vor Krankheiten.                                Interview Astrid Bossert Meier
                                                                   Bei einer richtig konzipierten Anlage sind
                                                                   solche Ängste unbegründet. Allerdings:
                                                                   Wird die Aussenluft beispielsweise über
                                                                   einen Schacht in der Garage angezogen          *Alfonso De-Stefani ist Ingenieur FH und Unternehmer in
          Alfonso De-Stefani: «Der richtige Umgang mit der Kom-    oder beim Müllcontainer, ist etwas schief      einem Familienbetrieb der Heizungs-, Lüftungs- und Sa-
          fortlüftung muss gelernt sein. Auch Velofahren macht     gelaufen. Das hat jedoch nicht mit dem         nitärbranche. Er engagiert sich als Vorstandsmitglied
          erst Spass, wenn man es kann!»                Bild zvg   System zu tun, sondern mit Unkenntnis.         der IG Passivhaus Schweiz. www.igpassivhaus.ch.

                                       Ausgabe 3 | 2014                                                                                                              6|7
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
PUBLIREPORTAGE

Umstieg auf Ökoheizöl schwefelarm

Der Heizung, der Umwelt und dem
Portemonnaie zuliebe
Heizöl wird in der Schweiz in zwei Standard-
qualitäten angeboten: Heizöl extraleicht (EL)
EURO-Qualität und Ökoheizöl schwefelarm.
Immer mehr Konsumenten entscheiden sich
für den Wechsel zur umweltfreundlicheren
Variante. Einerseits, weil viele neue Brenn-
wertkessel (Kondensation) nur noch mit Öko-
heizöl betrieben werden können. Aber auch
wenn die Stickoxid-(NOx-)Werte nicht mehr
eingehalten werden, kann der Umstieg Abhil-
fe schaffen.

In älteren Immobilien aus den Sechziger- und
Siebzigerjahren sind oft Ölheizungen unter-
schiedlichsten Alters installiert, die mit der
Standardqualität Heizöl extraleicht EURO be-
trieben werden. Die Eigentümer solcher Lie-
genschaften stellen sich natürlich genauso
wie andere Hausbesitzer die Frage, wie die
Beheizung mit einem verträglichen finanziel-
len Aufwand auf den neuesten Stand gebracht
werden kann.                                       In den Raffinerien entstehen Produkte, die höchste Qualitätsanforderungen erfüllen.
     Eine genaue Prüfung der Varianten Gas,
Holzpellets oder Wärmepumpe zeigt häufig,          Ökoheizöl schwefelarm. Der Schwefelgehalt ist                 Lassen Sie sich kostenlos
dass der Umstieg auf ein anderes Heizsystem        20 Mal geringer als bei der EURO-Qualität.                    durch die regionalen Infor-
in der Regel teuer ist und sowohl umwelttech-      Dadurch werden die Schwefelemissionen prak-                   mationsstellen beraten.
nisch als auch hinsichtlich Energieeffizienz       tisch auf null gesenkt. Weiter sind die Schwe-
nicht wirklich entscheidende Vorteile gegen-       felablagerungen im Kessel vernachlässigbar,
über einer modernen, kondensierenden Ölhei-        was die bereits lange Lebensdauer einer Ölhei-                   InformatIonsstellen
heizung bringt.                                    zung zusätzlich verlängert.
                                                        Bei älteren Ölheizungen kann es durchaus                    region Zürich/
Viele Fragen, eine wesentliche Antwort:            passieren, dass im Rahmen der regelmässigen                      Innerschweiz:
Umstieg auf Ökoheizöl schwefelarm                  Feuerungskontrolle ein zu hoher Stickoxid-                       Beat Gasser
Eine einfache, in einem ersten Schritt aber sehr   (NOx-)Wert festgestellt wird. In den allermeis-                  Telefon 044 218 50 21
lohnenswerte Massnahme ist der Wechsel auf         ten dieser Fälle können selbst in die Jahre ge-                  gasser@erdoel.ch
                                                   kommene Heizungen durch eine Umstellung
Heizöl ist ein Qualitätsprodukt.                   auf Ökoheizöl schwefelarm lufthygienisch wie-                    region mittelland/
                                                   der korrekt betrieben werden. Damit kann der                     nordwestschweiz:
                                                   Eigentümer natürlich Kosten sparen, weil er                      Markus Sager
                                                   sich nicht umgehend einen neuen Kessel an-                       Telefon 062 842 85 72
                                                   schaffen muss. Eine einwandfrei funktionie-                      sager@erdoel.ch
                                                   rende Ölheizung zu verschrotten, ist zudem
                                                   alles andere als umweltfreundlich und eine                       region ostschweiz/
                                                   Verschwendung unserer Ressourcen.                                Graubünden:
                                                                                                                    Moreno Steiger
                                                   Restmenge möglichst aufbrauchen,                                 Telefon 071 278 70 30
                                                   Tankrevision durchführen, dann neu auffüllen                     steiger@erdoel.ch
                                                   Vor einem Wechsel der Heizölqualität ist das
                                                   noch vorhandene Heizöl möglichst vollständig                     www.heizoel.ch
                                                   aufzubrauchen. Eine allfällige Restmenge des
                                                   Öls wird fachmännisch abgepumpt und wie-
                                                   derverwendet. Anschliessend wird der Tank
                                                   gereinigt und mit Ökoheizöl schwefelarm neu
                                                   befüllt.
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Energie _Wärmeschutz

          Mit kühlem Kopf den sommerlichen
          Wärmeschutz schon jetzt planen
Im Winter lässt sich mit Wohnungen, die gegen Süden orientiert sind und grosse Fensteröffnungen
haben, Energie gewinnen. Doch im Sommer kann es in solchen Räumen brütend heiss werden –
sofern dem sommerlichen Wärmeschutz nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet wird.

          Zugegeben, die Hitze war im Sommer 2014
          kein grosses Thema. Doch heisse Sommer
          nehmen tendenziell zu. Steigt das Thermo-
          meter in den Innenräumen auf 26, 28 oder
          gar über 30 Grad, wirds ungemütlich. Im
          Gegensatz zum winterlichen Wärme-
          schutz, welcher heute meist unproblema-
          tisch ist, wird der sommerliche Wärme-
          schutz oftmals noch stiefmütterlich
          behandelt.

          Komfortlüftung ist keine Klimaanlage
          Verschiedene Faktoren begünstigen eine
          Überhitzung der Räume. Einerseits hat
          sich die Architektur verändert. Offene
          Wohnungen mit grosszügigen Fenstern
          sind aktuell. Nicht selten ist der äussere
          Sonnenschutz ungenügend oder fehlt so-
          gar ganz. Ausserdem spielt auch das Ver-
          halten der Bewohner eine Rolle. Zum Ab-
          führen der sommerlichen Wärme reicht
          eine Komfortlüftung (falls vorhanden)
          längst nicht aus. Die Wärme muss via
          Fenster weggelüftet werden. Und schliess-
          lich spielen die internen Wärmelasten wie
          Lampen, Computer, Drucker und weitere
          elektronische Geräte eine Rolle.

          Ohne ganzheitlichen Blick gehts nicht
          Manfred Huber, Inhaber des Architekturbü-
          ros Aardeplan AG in Baar, beschäftigt sich
          intensiv mit dem sommerlichen Wärme-
          schutz. Unter anderem leitet er Kurse für
          Baufachleute. Wer eine einfache Lösung
          erwartet, wird jedoch enttäuscht. Ein opti-
          males Ergebnis erreicht nur, wer den
          Wärmeschutz ganzheitlich betrachtet.
          «Sommerlicher und winterlicher Wärme-
          schutz plus Tageslichtversorgung müssen
          harmonieren», sagt Manfred Huber.

          Hitze schon vor dem Gebäude stoppen
          Grundsatz 1: Im Sommer soll möglichst
          wenig Wärme ins Haus dringen. Nebst der
          Gebäudehülle spielt die Grösse der Fenster
          und deren Beschattung eine zentrale Rolle.
          «Ob es eine feste oder bewegliche Be-
          schattung oder eine Kombination von bei-      Je dichter die Bauhülle, desto wichtiger der sommerliche Wärmeschutz. Unser Bild zeigt die Beschattung des
          dem gibt, muss im Einzelfall entschieden      Mehrfamilienhauses Kirchrainweg in Kriens mittels Stoffmarkisen.                                       Bild Aura

                                 Ausgabe 3 | 2014                                                                                                                   8|9
Komfortlüftung: Wohnen Schweiz
Energie _Wärmeschutz

                                                                                                 reich.» Der Architekt kennt die Diskussion,
                                                                     Architekt Manfred Huber     dass in Minergie-Häusern nur noch ungern
                                                                     beschäftigt sich intensiv   Kippfenster eingebaut werden, damit die
                                                                     mit dem Thema sommerli-     Bewohner in der Wintersaison keine Ener-
                                                                     cher Wärmschutz. Ein op-    gie verschwenden. Doch Kippen im Winter
                                                                     timales Ergebnis erreiche   und Sommer seien zwei verschiedene Sa-
                                                                     nur, wer den Wärme-         chen. Im Winter sollte das Kippfenster nicht
                                                                     schutz ganzheitlich be-     zur Gewährleistung des hygienisch not-
                                                                     trachtet, sagt er.          wendigen Luftwechsels genutzt werden.
                                                                                      Bild zvg   Im Sommer aber unterstützt ein Kippfens-
                                                                                                 ter das Abführen der Wärme in der Nacht.

                                                                                                 Kühlen via Bodenheizung
                                                                                                 An manchen Wohnlagen, beispielsweise an
                                                                                                 einer stark befahrenen Strasse, wird die
                                                                                                 nächtliche Auskühlung mittels Kippfens-
                                                                                                 tern schwierig. Eine Möglichkeit ist die
werden. Wichtig ist, dass sie aussen liegt.»   zu steuern. Dabei ist eine gute Einstellung       passive Kühlung. «Dazu kann im Sommer
Als bewährtes Mittel betrachtet Manfred        das A und O. So soll zwischen Arbeitstagen        die durch die Bodenheizung aufgenom-
Huber kippbare Rafflamellenstoren. Quer-       und Wochenende unterschieden werden.              mene Wärme direkt über einen Wärmetau-
gestellt schützen sie vor der prallen Sonne,   Ausserdem muss jede einzelne Store an-            scher – beispielsweise Erdsonden – ins
lassen aber trotzdem genügend Licht in         gesteuert werden können, weil in einem            Erdreich abgeführt werden», sagt Manfred
den Raum. Stoffmarkisen sehen zwar gut         mehrstöckigen Haus die Sonneneinstrah-            Huber. Mit diesem System könne man un-
aus, schützen aber schlechter. Doch auch       lung unterschiedlich ist. «Und man darf die       gefähr gleich viel Wärme abführen wie mit
hier gibts vom Fachmann kein striktes          Leute nicht verrückt machen. Der Nutzer           einer Fensterlüftung. Allerdings hat das
Nein: «Je nach Architektur funktioniert der    soll die Automatik jederzeit übersteuern          System Grenzen. Das Wasser sollte mit 18
Schutz auch mit Markisen. Dafür braucht        können. Denn die Bedürfnisse sind unter-          bis 20 Grad durch die Leitungen fliessen.
es jedoch eine fundierte Berechnung.»          schiedlich.» Eine gute Information der Mie-       Ist es kälter, bildet sich Kondensat. «Wun-
                                               ter sei unerlässlich.                             der darf man von der passiven Kühlung
Automatische Storensteuerung prüfen                                                              nicht erwarten. Doch man kann die Raum-
Warum setzt man nicht einfach auf Glas mit     Kippfenster machen Sinn                           temperatur um ein bis zwei Grad absen-
hohem Sonnenschutzwert? Einerseits             Grundsatz 2: Die sommerliche Wärme                ken.» Technisch sei dieses System gut re-
seien die Kosten höher, sagt Manfred Hu-       muss abgeführt werden können. In grossen          alisierbar, so die Erfahrung von Manfred
ber. «Andererseits hat man dann im Winter      Räumen mittels einer Querlüftung. Und             Huber. «Auf eine aktive Kühlung über Käl-
ein Problem, wenn man die Sonne zur Hei-       dies braucht Zeit. Am besten wirkt die            teanlagen oder Umkehrung einer Wärme-
zungsunterstützung nutzen will.» Prüfens-      nächtliche Auskühlung, sagt Manfred Hu-           pumpe sollte im Wohnbau verzichtet wer-
wert sei hingegen, die Storen automatisch      ber. «Dabei sind Kippfenster sehr hilf-           den.»

           Architektur & Holzbau als Gesamtleistung
Durch Sonneneinstrahlung und interne Lasten entsteht
                                                                                             Wärme. Im Winter kommt diese gelegen und reduziert
                                                                                             die Heizkosten. Im Sommer jedoch muss sie abgeführt
                                                                                             werden – beispielsweise durch nächtliche Auskühlung
                                                                                             via Fenster oder passive Kühlung.
                                                                                                                            Grafik Aardeplan AG

                                                                                             Vertrauen ist gut, Fakten sind besser
                                                                                             Manfred Huber rät Wohnbaugenossen-
                                                                                             schaften, ihre Verantwortung beim som-
                                                                                             merlichen Wärmeschutz wahrzunehmen.
                                                                                             «Nicht einfach ein Gebäude bestellen, son-
                                                                                             dern ein Pflichtenheft ausarbeiten, und da-
                                                                                             rin beispielsweise den Wärmeschutz als
                                                                                             wichtigen Faktor festlegen.» Im Verlauf der
                                                                                             Planungsphase müsse das Thema immer
                                                                                             wieder aufs Tapet gebracht werden. Dann,
                                                                                             wenn es um die Architektur des Gebäudes
                                                                                             geht, die Ausrichtung, die Hülle, die Grösse
Herausforderung Holzbau                        Helle Räume trotz Sonnenschutz                der Fenster. Eine wichtige Entscheidung
Grundsatz 3: Weisen die verbauten Materi-      Grundsatz 4: Schliesslich sollen die inter-   fällt bei der Wahl des Sonnenschutzes. Da-
alien eine gewisse Speichermasse auf, er-      nen Wärmelasten, beispielsweise durch         bei spielt selbst die Farbe eine Rolle. Eine
hitzen sie sich weniger schnell. «Ein Beton-   Geräte oder Beleuchtung, so tief als mög-     dunkle Lamellenstore beispielsweise re-
bau ist zwar nicht automatisch gut und ein     lich gehalten werden. Damit tagsüber keine    duziert das Tageslicht und führt zu erhöh-
Holzbau immer schlecht», sagt Manfred          Lampen brennen und zusätzliche Wärme          ten internen Lasten. «Mittels einer Simula-
Huber. «Doch beim Holzbau muss dem             erzeugen, muss trotz Sonnenschutz genü-       tion kann die Wirkung überprüft werden»,
Thema sommerlicher Wärmeschutz mehr            gend Licht in die Räume gelangen. Doch        sagt Huber. Deshalb sein letzter Ratschlag
Beachtung geschenkt werden.» Huber plä-        auch elektronische Geräte wie Fernseher       an die Baugenossenschaften: «Es sind bei
diert beispielsweise dafür, in einem Holz-     oder Computer – womöglich ganztags im         diesem Thema schon viele auf die Nase ge-
bau zwei Gipsplatten zu verbauen, um die       Stand-by-Modus – wirken wie eine elektri-     fallen. Ich rate, den Planern nicht blind zu
nötige Masse zu erhalten. Denn die ersten      sche Heizung. Über solche Zusammen-           vertrauen, sondern sich beim Entscheid
zwei bis fünf Zentimeter können Wärme          hänge sollten Mieterinnen und Mieter in-      auf Zahlen und Fakten abzustützen.»
aufnehmen und abgeben.                         formiert werden.                                                              Astrid Bossert Meier

                        Ausgabe 3 | 2014                                                                                                   10 | 11
Energie_Feierabendveranstaltung

          Im Kreuzfeuer: Sanieren nach Minergie
Beim Renovieren sind Baugenossenschaften top. Doch macht bei der Sanierung ein Minergie-Label
Sinn oder nicht? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister, wie sich an einer Veranstaltung für
Zentralschweizer Baugenossenschaften zeigte.

          «Sanieren mit Minergie: Es geht doch           die Feuchtigkeit abgeführt wird.» Eine
          (nicht)». Unter diesem Titel trafen sich 70    Komfortlüftung verhindere Bauschäden.                        Überblick Förderprogramme
          Vertreter von Zentralschweizer Baugenos-                                                                    Zu Beginn der gut besuchten Feierabendveranstal-
          senschaften zur Feierabendveranstaltung        Mehr Komfort oder mehr Ärger?                                tung gab Beat Marty, Abteilungsleiter Energie,
          in Emmenbrücke. Organisiert wurde die          Aus dem Publikum gab es jedoch auch kri-                     Luftreinhaltung und Strahlen bei Umwelt und
          Tagung von den beiden Dachverbänden            tische Stimmen. «Wir kämpfen mit dem                         Energie (uwe) Kanton Luzern, einen Einblick in die
          WOHNEN SCHWEIZ – Verband der Bauge-            Benutzerverhalten unserer Mieter», sagte                     heutige und künftige Energiepolitik. Aktuell wer-
          nossenschaften sowie von Wohnbaugenos-         ein Teilnehmer. Tatsächlich müssen Be-                       den die Mustervorschriften im Energiebereich (Mu-
          senschaften Schweiz.                           wohner von Minergie-Bauten einige Grund-                     KEn) überarbeitet und wahrscheinlich 2018 in Kraft
                                                         sätze einhalten, wie beispielsweise keine                    gesetzt. Diese sehen bei der Wärmedämmung ei-
          Ja zu Minergie – Ja zu Komfortlüftung          Kippfenster im Winter. Kritik gab es auch                    nen Mindest-Standard vor im Bereich des heutigen
          Überzeugt von der Minergie-Sanierung ist       zur Tatsache, dass gewisse Fördergelder                      Minergie-Standards. Zudem muss bei Neubauten
          Markus Sidler, CEO der Anliker Generalun-      an ein Minergie-Label und damit an eine                      künftig ein Teil der Energie selber hergestellt wer-
          ternehmung und Vertreter der Genossen-         teurere Bauweise gekoppelt sind. Martin                      den, beispielsweise durch Photovoltaikanlagen.
          schaft GEWO Emmenbrücke. Die GEWO hat          Schwegler als Vizepräsident von WOHNEN                       Und bei der Sanierung fossiler Heizungen ist künf-
          ein achtgeschossiges Mehrfamilienhaus          SCHWEIZ vertrat die Meinung, dass insbe-                     tig ein Anteil erneuerbare Energie zwingend. Marty
          saniert und nach Minergie zertifiziert. Kon-   sondere bei Sanierungen die Rechnung                         verwies auf die aktuellen Förderprogramme für die
          kret: Top Hülle, top Fenster und das ganze     nicht aufgehe. «Wir wollen nicht, dass un-                   Sanierung bestehender Bauten. Sich einen Über-
          Gebäude nachträglich mit einer Komfort-        sere Mieten in die Höhe schiessen. Das                       blick zu verschaffen, ist eine komplexe Angele-
          lüftung ausgestattet. Insbesondere die         wäre kein sozialer Wohnungsbau mehr.»                        genheit – aber es lohnt sich.                   boa.
          Komfortlüftung bringe grosse Vorteile, so
          Sidler. «Nebst einer besseren Luftqualität     Richtige Einstellung spart Kosten
          haben wir weniger Bauschäden und einen         Einen Weg zum Kostensparen zeigte das                      Prozent, wenn Heizungen, Komfortlüftun-
          tieferen Energieverbrauch.»                    abschliessende Kurzreferat von Karin                       gen und andere Haustechnik-Einrichtun-
                                                         Rickli auf. Die Firma Energo befasst sich                  gen perfekt harmonieren. Energo betreut
          Küchen und Bäder statt Label                   mit Haustechnik und verspricht eine durch-                 schweizweit bereits 700 Kunden.
          Einen anderen Weg ging die Wohnbauge-          schnittliche Kostenersparnis von zwölf                                                       Astrid Bossert Meier
          nossenschaft Emmen, welche über 400
          Wohnungen besitzt. Der Vorstand habe sich
          bei der Sanierung bewusst gegen das
          Minergie-Zertifikat entschieden, erklärte
          Geschäftsführer Toni Niederberger. Statt-
          dessen wurden in einem ersten Schritt Kü-
          chen, Bäder und Balkone saniert und für
          die Mieter damit eine konkrete Komfort-
          steigerung erreicht.

          Dichte Hülle fordert Lösungen
          Das anschliessende Diskussionsforum war
          hochkarätig besetzt. Christian Röthen-
          mund, neuer Geschäftsführer von Minergie
          Schweiz, ist überzeugt: «Die kontrollierte
          Lüftung senkt nicht nur den Energiever-
          brauch, sondern bringt dank behutsamer
          Luftumwälzung auch mehr Komfort für die
          Bewohner.» Benno Zurfluh, Ingenieur und
          Spezialist für Komfortlüftungen, betonte
          den gesellschaftlichen Wandel. «Die Ge-
          bäudehülle ist heute dicht. Wenn die Be-
          wohner morgens aus dem Haus gehen und
          erst abends zurückkehren, haben wir ein        Sie sorgten für spannende Minergie-Diskussionen. Von links: Tagungsleiter Kurt Bischof, Beat Marty, Benno Zurfluh,
          Problem. Wir müssen sicherstellen, dass        Markus Sidler, Toni Niederberger und Christian Röthenmund.                            Bilder Astrid Bossert Meier
AEK-Pellets® –
                                                                     eine saubere Sache
                                                                                               schenkt
                                                                                 AEK Pellet AG
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                                                                                                llets für
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                                                                                                 ahme einer
                                                                                  die Inbetriebn
                                                                                  Neuanlage.

                                                                                                                K-Pellets ®
                                                                                                           AE
                                                                                                                          Qu
                                                                                                      té
                                                                                                Quali

                                                                                                                              alitä
                                                                                                                               t

                                                                                                            A-M rker
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Ernstes Thema – gute Stimmung: Apéro beim Luzerner Energie-Anlass.

                                            Ausgabe 3 | 2014                                                                     12 | 13
Energie_Minergie

         WOHNEN SCHWEIZ erreicht Teilerfolg
Die Verbandsleitung von WOHNEN SCHWEIZ hat die zunehmende Zahl von Kritikern gegenüber
den starren energetischen Vorschriften beim Bezug von Geldern aus dem Fonds de roulement
ernst genommen und einen Teilerfolg erzielt.

         Auf Anregung von WOHNEN SCHWEIZ –
         Verband der Baugenossenschaften hat die
         Geschäftsleitung des Bundesamtes für
         Wohnungswesen einer Regelung zuge-
         stimmt, wonach gemeinnützige Bauträger
         auch für nicht zertifizierte Minergie-Bau-
         ten Mittel aus dem Fonds de roulement
         beanspruchen können. Dabei hat sie ent-
         schieden, dass Neubauten ohne zertifi-
         zierte energetische Standards mit deutlich
         geringeren Darlehen gefördert werden
         sollen als Bauten, die Standards errei-
         chen. Verbandsleitung und Geschäftslei-
         tung sind erfreut, dass das Bundesamt für
         Wohnungswesen das Anliegen ernst ge-
         nommen und Hand für eine minime Anpas-
         sung geboten hat. «Diese Anpassung ist        energetisch vorbildlichere Projekte mit        Zusammenhang zwischen energetischen Standards und
         wertvoll, ich freue mich über diese Er-       höheren Beträgen und einer längeren            Fördergeldern liberalisieren.
         leichterung zugunsten unserer Genossen-       Amortisationsdauer unterstützt werden.
         schaften», sagt Rudolf Baranzelli, Ge-        Neubauten, die den zertifizierten Minergie-
         schäftsleiter von WOHNEN SCHWEIZ.             Standard erreichen, sollen wie bisher mit
                                                       30 000 Franken, solche mit höheren Stan-
         Neue Regelung                                 dards mit 40 000 Franken (Minergie-eco, -P
         Das bedeutet, dass seit 1. Januar 2014 neue   oder -A) beziehungsweise 50 000 Franken          Energieeffizienz im Mittelpunkt
         Regelungen gelten: Der maximale Darle-        (2000-Watt-kompatible Objekte oder solche        Die nächste Schweizer BauHolzEnergie-Messe vom
         hensbetrag pro Wohnung beträgt neu zwi-       mit SNBS-Nachweis) gefördert werden.             13. bis 16. November 2014 in Bern ist einmal mehr
         schen 15 000 und 50 000 Franken, wobei                                        Kurt Bischof     ein Muss für alle, die sich mit Bauen und Sanieren
                                                                                                        beschäftigen. «Wir setzen den Schwerpunkt auf
                                                                                                        Energieeffizienz und erneuerbare Energien für Neu-
                                                                                                        bauten und Modernisierungen», sagt Messeleiter
                                                                                                        Ruedi Meier, «zudem sind die Themen nachhaltiges
                                                                                                        Bauen und Holzbau zentral.» An der Messe sind
                                                                                                        rund 400 Aussteller vertreten. Neu werden auch
                                                                                                        innovative Lösungen für Küche, Bad und Innenein-
                                                                                                        richtung präsentiert.
                                                                                                        Erwartet werden rund 20 000 Besucherinnen und
                                                                                                        Besucher, davon rund die Hälfte Fachleute aus den
                                                                                                        diversen Branchen und Behörden. Allen, die sich an
                                                                                                        den Messetagen auf dem Messegelände einfinden,
                   Immobilien bewirtschaften mit Redinvest –                                            steht auch der Besuch der rund 40 Fachveranstal-
                                                                                                        tungen und Events rund um die Messe offen. «Es ist
                   weniger Aufwand und mehr Erfolg für Sie
                                                                                                        uns wiederum gelungen, angesehene und erfahrene
                                                                                                        Referenten aus dem In- und Ausland zu gewinnen»,
                                                                                                        sagt Ruedi Meier, «es steht fest, dass sowohl in den
                                                                                                        Messehallen als auch an den Kongressveranstal-
                   Verlassen Sie sich auf die Experten mit über 40 Jahren Erfahrung
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                                                                                                                                                         pd
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                                                                  Der erste Geschirrspüler mit Wärmepumpe: die Adora mit
* Modell: GS60SLWP, compareco.ch, 22. April 2014

                                                                  der Weltneuheit SteamFinish.
                                                                  Als erster Geschirrspüler pflegt die Adora Gläser, Besteck und
                                                                  Geschirr mit reinem Dampf. SteamFinish sorgt für eine bisher
                                                                  unerreichte fleckenfreie Sauberkeit und funkelnde Brillanz – und
                                                                  die Wärmepumpentechnologie für neue Massstäbe bei der
                                                                  Ressourcenschonung. Erfahren Sie mehr über unsere einzigartigen
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Energie_Energielabels

         Navigation durch
           den Label-Dschungel
Minergie-A-Eco, 2000-Watt-Gesellschaft, SNBS. Verstehen Sie nur Bahnhof? Labels sollten uns den Alltag
erleichtern. Doch es ist gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. WOHNEN SCHWEIZ stellt einige
wichtige Standards im Bereich Bauen und Wohnen vor.

          Minergie                                       tung beträgt 30 kWh/m2a, was einem Ver-       berücksichtigt. Die Kriterien Rohstoffe,
          Das wichtigste Label für energieeffiziente     brauch von drei Litern Heizöl pro Quadrat-    Herstellung und Rückbau sind in den bau-
          Gebäude in der Schweiz ist der Minergie-       meter beheizte Wohnfläche und Jahr            ökologischen Anforderungen beinhaltet.
          Standard. Seit seiner Lancierung im Jahr       entspricht.                                   www.minergie.ch
          1998 wurden 32 500 Gebäude nach diesem         www.minergie.ch
          Basis-Standard gebaut und zertifiziert.                                                      2000-Watt-Gesellschaft
          Wichtigste Punkte sind eine gut gedämmte       Minergie-A                                    Heute verbrauchen wir kontinuierlich rund
          Gebäudehülle, kombiniert mit einer Lufter-     Bis heute wurden mit dem 2011 lancierten      6000 Watt Leistung. Der Bundesrat hat in
          neuerung mittels Komfortlüftung. Die An-       Minergie-A-Standard 259 Gebäude zertifi-      seiner Energiestrategie 2050 das Ziel der
          forderung an die Gebäudehülle unter-           ziert. Ein Minergie-A-Haus hat in der Ener-   2000-Watt-Gesellschaft festgelegt. Für die
          schreitet die gesetzlichen Anforderungen       giebilanz mindestens eine schwarze Null.      Planung und Erstellung von Gebäuden einer
          um mindestens zehn Prozent. Die Miner-         Das bedeutet, dass der Aufwand für Raum-      2000-Watt-Gesellschaft hat der Schweize-
          gie-Kennzahl für Heizung, Warmwasser           wärme, Wassererwärmung und Lufter-            rische Ingenieur- und Architektenverein SIA
          und die Elektrizität für die Lüftung beträgt   neuerung vollständig durch erneuerbare        den Effizienzpfad Energie (Merkblatt 2040)
          38 kWh/m²a. Umgerechnet auf Heizöl ent-        Energien gedeckt wird. Der Gestaltungs-       definiert. Bei der Berechnung des Energie-
          spricht dies einem Verbrauch von 3,8 Litern    freiheit sind wenig Grenzen gesetzt. Der      verbrauchs wird nebst dem Betrieb des Ge-
          Heizöl pro Quadratmeter beheizte Wohn-         Minergie-A-Standard ist auch mit einer        bäudes auch die «Graue Energie» für des-
          fläche und Jahr. Der Einsatz von erneuer-      moderaten Wärmedämmung wie beim               sen Erstellung und den künftigen Rückbau
          baren Energien ist die Regel, der sommer-      Minergie-Basisstandard möglich. Gefor-        berücksichtigt. Ausserdem wird der Faktor
          liche Wärmeschutz muss beachtet und            dert sind beste Haushaltsgeräte sowie         Mobilität stark gewichtet. Eine gute Anbin-
          nachgewiesen werden.                           beste Leuchten. Bei Minergie-A wird zu-       dung an den öffentlichen Verkehr ist zwin-
          www.minergie.ch                                dem die «Graue Energie» einbezogen, die       gend. Eine Zertifizierung ist nicht für ein-
                                                         bei Erstellung und Rückbau des Gebäudes       zelne Gebäude, sondern nur für ganze
          Minergie-P                                     anfällt. Berechnet über die ganze Lebens-     Areale möglich (Zertifikat «2000-Watt-
          Minergie-P qualifiziert Bauten, die einen      dauer des Gebäudes darf die «Graue Ener-      Areal» von Energiestadt).
          noch tieferen Energieverbrauch als Miner-      gie» 50 kWh/m2a nicht überschreiten.          www.2000watt.ch
          gie anstreben. Seit seiner Einführung 2003     www.minergie.ch
          konnten 2300 Gebäude zertifiziert werden.                                                    Gebäudeausweis GEAK
          Minergie-P zieht passive Wärmequellen          Zusatz Eco                                    Der GEAK ist nicht ein eigentliches Label,
          wie die Sonneneinstrahlung zur Deckung         Der Zusatz «Eco» ist bei sämtlichen Miner-    sondern eine Klassifizierung. Er gibt Aus-
          des Wärmebedarfes bei. Die Gebäudehülle        gie-Standards möglich und kombiniert          kunft darüber, wie energieeffizient die Ge-
          ist sehr gut gedämmt, luftdicht (wird ge-      Qualitäten der Minergie-Standards mit ge-     bäudehülle und die Haustechnik sind und
          prüft) und unterschreitet die gesetzlichen     sunder und ökologischer Bauweise. Bis         wie viel Energie ein Gebäude benötigt. Der
          Anforderungen um mindestens 40 Prozent.        heute wurden 530 Gebäude nach Minergie-       ermittelte Energiebedarf wird in Klassen
          Der Einsatz von erneuerbaren Energien ist      Eco zertifiziert, 547 nach Minergie-P-Eco     von A bis G (von sehr energieeffizient bis
          zwingend. Haushaltsgeräte der Kategorie        und 140 nach Minergie-A-Eco. Minergie-        wenig energieeffizient) anhand einer
          A respektive Kühlgeräte der Kategorie A+       Eco ordnet die Anforderungen sechs Krite-     Energieetikette angezeigt. Der GEAK Plus
          sind ein Muss. Die Minergie-Kennzahl           rien zu. Gesundheitliche Aspekte sind in      bietet einen Beratungsbericht mit bis zu
          Wärme für Heizung, Warmwasser und Lüf-         den Kriterien Licht, Lärm und Raumluft        drei Modernisierungsvarianten. Er ist da-
rum ein ideales Instrument für alle, die ein    Ein eigentliches Label für Plusenergie-      Sonne, Erdwärme, im Gebäude vorhan-
Gebäude energetisch modernisieren               Gebäude gibt es in der Schweiz nicht. Der    dene Energie von Menschen, Beleuchtung
möchten.                                        Verein energie-cluster.ch hat jedoch ein     und Geräten.
www.geak.ch                                     dreistufiges Verfahren definiert: Stufe 1    www.ig-passivhaus.ch
                                                verlangt eine positive Energiebilanz des     www.passiv.de
Standard SNBS                                   Gebäudes, wobei die Energie vor Ort pro-
Der neue Standard Nachhaltiges Bauen            duziert werden muss, meist mittels Photo-    Leed, Breeam oder DGNB
Schweiz (SNBS) umfasst das Gebäude an           voltaik. Zur Erreichung von Stufe 2 muss     International gibt es zahlreiche weitere Ge-
sich und sein Umfeld. Die Ziele sind ausge-     zusätzlich die Energiemenge für die «Graue   bäudelabels. Breeam (BRE Environmental
richtet auf den Nutzen für Mensch und Ge-       Energie» des Gebäudes über den Lebens-       Assessment Method) beispielsweise wurde
sellschaft, auf städtebauliche und archi-       zyklus erzeugt werden. Und bei Stufe 3       1990 in Grossbritannien lanciert. Weltweit
tektonische Aspekte, auf die Steigerung         wird auch die Energiemenge für die Mobi-     gibt es heute 250 000 Gebäude, die nach
der ökonomischen Potenziale eines Gebäu-        lität selber produziert.                     den Richtlinien von Breeam zertifiziert
des sowie auf den Schutz der Umwelt. Da-        www.energie-cluster.ch                       worden sind. Das Klassifizierungssystem
bei wird der gesamte Lebenszyklus einer                                                      Leed (Leadership in Energy and Environ-
Immobilie berücksichtigt. Vorerst ist eine      Das Passivhaus                               mental Design) entstand 1998 in den USA.
Anwendung des Standards SNBS im Wohn-           Der internationale Passivhaus-Standard       Das deutsche Gütesiegel für nachhaltiges
bereich nur für Mehrfamilienhäuser mög-         wurde im Jahr 1996 vom deutschen Bau-        Bauen DGNB berücksichtigt bei der Be-
lich. In einer Pilotphase wurden dieses         physiker Dr. Wolfgang Feist begründet. In    wertung die Bereiche Umwelt, Wirtschaft
Jahr 27 Projekte in der Schweiz zertifiziert.   der Schweiz besteht der Begriff Passivhaus   und Gesellschaft. Das DGNB zielt vor allem
www.nnbs.ch                                     als solcher nicht. Am ähnlichsten ist der    auf grosse Bauten.
                                                Standard Minergie-P. Die Passivhaus-         www.breeam.org
Plusenergie-Gebäude                             Philosophie strebt jedoch eine Kennzahl      www.usgbc.org,
Ein Plusenergiegebäude produziert mehr          von 15 kWh/m2a an (Minergie-P 30 kWh/        www.dgnb.de
Energie, als es über das Jahr gerechnet für     m2a). Oberster Grundsatz beim Passivhaus
Heizung, Warmwasser, Wohnungslüftung,           ist es, Energieverluste zu vermeiden. Ge-                    Kurt Bischof/Astrid Bossert Meier
Hilfsenergien und Haushaltsstrom braucht.       nutzt werden passive Energiequellen wie

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                         Ausgabe 3 | 2014                                                                                               16 | 17
Wohnen im Alter_Städteverband

          Alternde Bevölkerung zwingt zum Handeln
Was WOHNEN SCHWEIZ – Verband der Baugenossenschaften seit Jahren aufzeigt, wird jetzt vom
Schweizerischen Städteverband bestätigt: Die Alterung der Gesellschaft stellt die Schweizer Städte vor
grosse Herausforderungen.

          Der Schweizerische Städteverband hat an       Nachfrage nach Pflegeplätzen und Pflege-
          einer Medienkonferenz Alarm geschlagen:       leistungen. Bei den Hochbetagten zeigen
          2030 wird jede vierte Person in der Schweiz   die statistischen Prognosen zudem eine
          über 65 Jahre alt sein. Auf diese demogra-    weitere Problematik: Die Zahl der Demenz-
          fischen Umwälzungen zu reagieren, werde       kranken wird in den nächsten Jahren eben-
          für die Städte und Gemeinden zu einer         falls markant zunehmen. Die statistische
          komplexen Aufgabe. Kurt Fluri, Nationalrat    Erhebung verdeutlicht auch, dass sich die
          und Präsident des Schweizerischen Städ-       Städte künftig auf eine kulturell stärker
          teverbandes (SSV), sprach an der Medien-      durchmischte Bevölkerung vorbereiten
          konferenz von «einer der grössten Heraus-     müssen. Zudem gilt es, der Vereinsamung
          forderungen der kommenden Jahre, die die      vorzubeugen: In den Städten lebt heute die
          Städte zu bewältigen haben». Eine Studie      Hälfte aller über 80-jährigen Frauen al-
          des Schweizerischen Städteverbandes hat       leine.
          zum einen die strukturelle Zusammenset-
          zung der über 65-jährigen Bevölkerung in      Wo wohnen im Alter?
          den Städten untersucht und die alterspoli-    In vielen Städten sind bereits Strategien
          tischen Strategien und Leitbilder seiner      und Leitbilder für die Alterspolitik entstan-
          Mitglieder ausgewertet.                       den. Deren Auswertung zeigt den grössten           Kurt Fluri: «Wohnen im Alter ist eine der grössten Her-
                                                        Handlungsdruck. Am häufigsten genannt              ausforderungen der kommenden Jahre, die die Städte zu
          Die Betagten in den Städten                   wird in den politischen Grundlagenpapie-           bewältigen haben.»                             Bild zvg
          Die statistische Analyse zeigt die markante   ren die Bereitstellung von bezahlbarem
          Zunahme der betagten Bevölkerung, wobei       und altersgerechtem Wohnraum. Insbe-               terswohnungen könnten Betagte zudem
          insbesondere der Anteil der über 80-Jähri-    sondere in den grossen Städten sei der             länger selbstständig leben, statt in ein
          gen deutlich ansteigen wird – gesamt-         Wohnungsmarkt angespannt, was die Su-              Heim umzuziehen. Beim Thema der Heime
          schweizerisch um 80 Prozent bis 2030.         che nach günstigen Wohnungen erschwere,            und Alterszentren betrifft das «Wohnen»
          «Die Städte werden sich in Zukunft oft um     erklärte François Genoud, Stadtpräsident           die Städte aber auch sehr direkt. Viele Ge-
          sehr alte Menschen kümmern müssen»,           von Sierre. Zudem sei das Thema Wohnen             meinden betreiben eigene Heime. Diese
          erklärte Esther Rickenbacher, Stadträtin      von Bedeutung, weil neue Wohnformen                müssen saniert werden und es sind Neu-
          und Gesundheitsvorsteherin der Stadt Us-      helfen könnten, dem Problem der Verein-            bauten nötig, es werden grosse Investitio-
          ter. Damit einher gehe etwa eine grössere     samung im Alter vorzubeugen. In guten Al-          nen notwendig.                   Kurt Bischof

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Wohnen im Alter_Kompetenzzentrum

         Das Kompetenzzentrum ist sehr aktiv
Das Kompetenzzentrum «Wohnen im Alter» von WOHNEN SCHWEIZ – Verband der Baugenossenschaf-
ten begleitet viele Gemeinden und Genossenschaften. Eine Auswahl der momentan aktuellen Projekte.

         Lengnau                                      An einem Tag der offenen Tür wollten über      Wettingen gehen eine Partnerschaft ein:
         Ein Fachmann des Kompetenzzentrums           100 Personen die Musterwohnung besich-         Sie realisieren gemeinsam eine Gross-
         Wohnen im Alter begleitete eine vom Ge-      tigen. Bereits zu diesem Zeitpunkt waren       überbauung mit über 80 Wohnungen für
         meinderat eingesetzte Arbeitsgruppe bei      acht von vierzehn Wohnungen vermietet.         das Alter und für Familien. Die Gemeinde
         der Entwicklung eines Projekts für Wohnen    Das freute nicht zuletzt den Berater des       Wettingen stellt das Land im Baurecht zur
         im Alter, der Baurechtsabgabe an eine zu     Kompetenzzentrums «Wohnen im Alter».           Verfügung. Der Projektwettbewerb ist ab-
         gründende Genossenschaft und der Durch-      Denn er hat die Gemeinde und die Initianten    geschlossen. Am 29. Oktober 2014 werden
         führung einer öffentlichen Informations-     von Anfang an begleitet.                       die beiden Genossenschaften gemeinsam
         veranstaltung.                                                                              ausserordentliche Generalversammlun-
                                                      Schneisingen                                   gen durchführen, um über den Projektie-
         Cazis                                        Es geht zügig vorwärts: Die Genossenschaft     rungskredit zu befinden.
         Neben dem Alters- und Pflegeheim will die    ist gegründet, das Grundstück gesichert,
         Gemeinde, dass rund 15 Alterswohnungen       der Architekturwettbewerb durchgeführt,
         entstehen. Auf gutem Weg ist ein Land-       die Aufträge sind vergeben – die Bauarbei-       Kompetenzzentrum
         abtausch mit dem angrenzenden Kloster.       ten können bald beginnen. Das Projekt            Wohnen im Alter
         Trägerin des Projekts ist eine in Gründung   wurde von einem Berater und einem Fi-
         stehende Wohnbaugenossenschaft. Die          nanzfachmann des Kompetenzzentrums               Für Gemeinden und Genossenschaften
         Bürgergemeinde leistet eine Anschub-         begleitet.                                       Dieses Kompetenzzentrum ist einzigartig in der
         finanzierung von 50 000 Franken, organi-                                                      Schweiz. Neun Fachleute aus verschiedenen Be-
         siert den Landabtausch und ist zur günsti-   Ehrendingen                                      reichen beraten Sie kompetent und effizient.
         gen Landabgabe bereit. Ein Mitglied des      Auch dieses Projekt wurde vom Kompe-
         Kompetenzzentrums «Wohnen im Alter»          tenzzentrum Wohnen im Alter intensiv be-
         begleitet seit Längerem die Initianten bei   gleitet. Die Genossenschaft hat Mietwoh-
         allen Schritten.                             nungen für das Alter realisiert, ergänzt mit
                                                      zwei Eigentumswohnungen in den Attika-
         Lupfig                                       geschossen. Am 25. Oktober 2014 findet ein
         Die Baugenossenschaft Kastanienbaum in       Tag der offenen Tür statt.
         Lupfig hat im Einklang mit den Gemeinde-                                                      Geschäftsstelle
         behörden Alterswohnungen realisiert. Die     Wettingen                                        Obergrundstrasse 70, 6002 Luzern
         Bauarbeiten in der 2100-Personen-Ge-         Die Baugenossenschaft Pro Familie Baden          Telefon 041 300 00 50, www.wohnen-schweiz.ch
         meinde befinden sich in den letzten Zügen.   und die Gemeinnützige Genossenschaft

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           WELCOME Immobilien AG | www.welcome-immobilien.ch                                             Emmenbrücke | Zug | Luzern

                                Ausgabe 3 | 2014                                                                                                  18 | 19
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