FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.

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FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                    AZB / 8594 Güttingen / Post CH AG

                                                                                                      43. Jahrgang / Erscheint viermal jährlich / Offizielles Organ der FDP.Die Liberalen Thurgau

                                                                                                                                                           Je tz t
      THURGAUER                                                                                                                                        mitges talten!

      FREISINN
                                                                                                                                                            «Movimento»
                                                                                                                                                           Soundingboar ds
                                                                                                                                                          No ch dr ei Au flagen:
                                                                                                                                                                             3. Mär z
                                                                                                                                                     22. Febr uar, 1. Mär z,
                                                                                                                                                               Anmeldung:
                                                                                                                                                             inf o@ fdp-tg.ch

              re Fr auens timmrecht.
        50 Jah

                                                                                                                                                                                              Karikatur: Martin Rickenbach

Geschätzte Freisinnige                                                 Thurgau tragen unsere Parteifarben. Stolz dürfen                  nicht mit illiberalen Quoten, Geschlechterkampf­
                                                                       wir aber nicht nur auf Vergangenes sein. Einige der              rhetorik oder Streiks, sondern mit den richtigen
Vor 50 Jahren erhielten die Schweizer Frauen nach                      prägenden Persönlichkeiten, welche unsere Werte                  Rahmenbedingungen: Die ausserfamiliäre Arbeit
einem mehr als hundertjährigen Kampf endlich                           Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt in Politik,                 soll sich auch mit Kindern für beide Elternteile
das aktive und passive Wahlrecht auf Bundes­                           Beruf und Freizeit aktuell beispielhaft vorleben,                lohnen. Die grösste Wirkung erzielen aber immer
ebene. Ein längst überfälliger Durchbruch in der                       stellen wir Ihnen stellvertretend für viele weitere in           noch Vorbilder, wie die in diesem «Freisinn» vor­
Gleichberechtigung. 14 Jahre nach der Einführung                       dieser Ausgabe vor. So etwa auch die bald höchste                gestellten Frauen.
des Frauenstimmrechts wurde unsere Dr. Brigit                          Thurgauerin und die allerjüngste Kantonsratskan­                     Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim
Hänzi als erste Grossratspräsidentin im Kanton                         didatin. In 20 Kurzporträts blicken wir in interes­              ­Lesen und freuen uns, wenn der Funke «Freude an
Thurgau gewählt. Unsere FDP-Frauen waren auf                           sante Branchen und Zukunftspläne.                                 der Politik» weitere Kreise erfasst. Frauen und
verschiedenen Ebenen politische Pionierinnen.                             Wir sind weiter als vor einigen Jahren. Es                     Männer.
Auch die erste Frau Gemeindeammann und die                             braucht aber sowohl in der Politik wie auch in der
erste vollamtliche Oberrichterin des Kantons                           Wirtschaft noch mehr Frauen. Dies erreichen wir                  Gabriel Macedo, Parteipräsident

Impressum: Herausgeberin / Redaktion / Inserate: FDP.Die Liberalen, Postfach, 3001 Bern, T: 031 320 35 35, F: 031 320 35 00,
E: info@fdp.ch, www.fdp.ch. Kantonalteil: Redaktion Thurgauer Freisinn, Bahnhofstrasse 8, 8594 Güttingen, T: 071 672 17 20,
E: info@fdp-tg.ch, www.fdp-tg.ch. Redaktionsleitung: Marie-Theres Brühwiler. R ­ edaktionsteam: Roli Löw, Peter Mesmer,
Sabir Semsi, Hans Weber. Anzeigen: Verlag «Regi die Neue», Peter Mesmer, T: 079 427 09 76, E: p.mesmer@regidieneue.ch.
Layout: CH Regionalmedien AG, www.chregionalmedien.ch. Druck: CH Media Print AG, www.chmediaprint.ch
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Inhalt
3–11 Thurgauer Freisinn
12/13	Blueprints:
       Wir halten unsere Taten fest
14/15 5G braucht mehr Schub
16	Freihandelsabkommen
    mit Indonesien
    hat Pioniercharakter

                                                                   Der Weg
17	Andrea Caroni
    zur Burkainitiative
18/19	Bundesrätin Karin Keller-Sutter
       im Interview                                                aus der Krise
20/21 Digitale DV in Bern                                             et zt die Weichen für die Zukunft stellen
                                                                     J
22         Gastbeitrag von Philipp Eng
                                                                Liebe Freisinnige                                      zu stellen. Dazu gehört auch, dass wir unseren
                                                                                                                       Kindern und Enkelkindern eine intakte Lebens­
23         Vermischtes                                          Die Corona-Krise dauert nun bereits fast ein Jahr.     grundlage hinterlassen. Das erreichen wir aber nur,
                                                                Damit wir endlich aus der Krise herauskommen,          wenn wir Wirtschaft und Ökologie nicht gegenei­
                                                                sind nun drei Dinge wichtig:                           nander ausspielen. In diesem Sinne haben wir
                                                                   1. Schützen: Wir müssen das Ansteckungs­            Blueprints.ch lanciert. Lesen Sie mehr dazu auf
                                                                niveau und die Ansteckungsdynamik tief halten.         den in unserem Schwerpunkt.
                                                                Dies erreichen wir, indem wir uns alle nochmals
                                                                einen Ruck geben und die Verhaltens- und Hygie­        Nutzen Sie Ihr Stimmrecht!
                                                                neregeln einhalten. Im Gegenzug ist der Bundesrat      Unserer gebeutelten Wirtschaft können wir auch
                                                                in der Pflicht, dass er die richtigen Verhaltensan­    auf zusätzlichen Wegen helfen: Wir können ihr mit
                                                                reize setzt.                                           dem Freihandelsabkommen mit Indonesien, über
                                                                   2. Entschädigen: Diejenigen Unternehmen, die        das wir am 7. März 2021 abstimmen, neue Wachs­
                                                                ihren Betrieb aufgrund der Entscheide des Bundes­      tumsimpulse geben. Mit einem Ja zum E-ID Gesetz
«Thurgauer Freisinn» Spezialausgabe                             rates schliessen mussten, müssen die Soforthilfe       können wir den Standort Schweiz stärken und die
50 Jahre Frauenstimmrecht: Diese drei Frauen                    nun schnell ausbezahlt erhalten. Nur so kann unse­     Digitalisierung vorantreiben. Und mit einem Nein
haben im Thurgau ganz besonders Geschichte                      re Wirtschaft diese Krise meistern, und die            zur Burka-Initiative verhindern wir, dass unsere
geschrieben:                                                    Arbeitsplätze können gesichert werden.                 bereits stark gebeutelte Tourismusbranche nicht mit
                                                                   3. Impfen: Das einzige Mittel, das wir haben,       illiberalen Kleidervorschriften noch weiteren Scha­
                                                                um das Virus zu stoppen, ist der Impfstoff. Wir        den erleidet. Informieren Sie sich in der aktuellen
                                                                müssen dafür sorgen, dass alle, die sich impfen las­   Ausgabe im Detail über die Abstimmungsvorlagen
                                                                sen wollen, dies so schnell wie möglich tun können.    und gehen Sie im Anschluss an die Urne. Damit
                                                                So erreichen wir bis im Sommer die Herdenimmu­         können Sie einen wichtigen Beitrag leisten, dass wir
                                                                nität und können endlich zur Normalität zurück­        jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft stellen.
                                                                kehren. Dabei sind die Risikogruppen und das Ge­           Nun wünsche ich Ihnen viel Vergnügen bei der
                                                                sundheitspersonal natürlich prioritär zu behandeln.    Lektüre dieser neuen Freisinn-Ausgabe!
Dr. iur. Brigit Hänzi, Ines Rusca,         Dr. iur. Elisabeth
erste Gross­rats­      erste Frau          Thürer, erste
präsidentin            Ge­mein­de­ammann   Oberrichterin        Wirtschaft und Ökologie nicht gegeneinander
                                                                ausspielen
Mehr über die drei Pionierinnen auf den                         Die akute Krisenbekämpfung ist wichtig. Es ist
Seiten 5, 7 und 9                                               aber auch unsere Pflicht, jetzt damit zu beginnen,     Ihre Petra Gössi
                                                                die Weichen für die Zeit nach dieser Krise richtig     Präsidentin FDP.Die Liberalen Schweiz

2                                                                                                                                                 Nr. 1 | 19. Februar 2021
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

                                                                                                              höfen Flyer zu verteilen. «Je älter ich werde, um so
                                                                                                              werterhaltender werde ich, was mein Verhältnis zu
                                                                                                              unserem Staat anbelangt. Rechtsstaatlichkeit, eine
                                                                                                              freiheitlich-demokratische Grundordnung, Subsi­
                                                                                                              diarität, Föderalismus, die meines Erachtens zu
                                                                                                              Unrecht verschriene Konkordanz und Eigenverant­
                                                                                                              wortung sind sehr zentrale Werte für mich», sagt
                                                                                                              Brigitte Kaufmann. In gesellschaftspolitischen
                                                                                                              Fragen sei sie unverändert liberal. «Der Staat soll
                                                                                                              sich so wenig wie möglich einmischen.»

                                                                                                              Marx zum Bügeln
                                                                                                              Brigitte Kaufmann hat auf allen Ebenen ihres Hau­
                                                                                                              ses randvolle Büchergestelle. Als Schwerpunkt
                                                                                                              ­fallen viele Schweizer Autoren auf – unter ihnen
                                                                                                               ihre Lieblingsautoren Jürg Federspiel und Thomas
                                                                                                               Hürlimann. «An Hürlimann beisse ich mir ab und
                                                                                                               zu die Zähne aus», lacht die Vollblutpolitikerin, die
                                                                                                               offen gesteht, dass sie sich während des Bügelns

            rü ckliche
                                                                                                               auch einmal eine Biografie von Marx anhören

   Eine eind                                                                                                   kann und von der Lebensgeschichte des Begrün­
                                                                                                               ders der deutschen Sozialdemokratie, August
                                                                                                               ­Bebel, beeindruckt ist.

   Politkarriere                                                                                              Im Einer von Basel nach Rotterdam
                                                                                                              Im Kanton Bern in einem wirtschaftsliberalen und
                                                                                                              freien Umfeld aufgewachsen, waren jede Art von

     Brigitte Kaufmann
                                                                                                              Musik, Literatur und Freizeitgestaltung erlaubt.
                                                                                                              Grenzen gab es trotzdem: Als Kind musste sie ein
                                                                                                              Paar Ski mit ihren vier Brüdern teilen. Heute hat die
                                                                                                              62-jährige, begeisterte Alpinskifahrerin und Lang­
Als «Effizienteste» im Thurgauer Parlament wurde Brigitte Kaufmann vor                                        läuferin mehrere davon: «Sport hat bei mir aber
                                                                                                              nichts Wettbewerbsmässiges.» Wichtig sei es ihr,
kurzem in der «Thurgauer Zeitung» bezeichnet. Die ehemalige Uttwiler                                          draussen in der Natur zu sein. Diese Liebe lebt sie
Gemeindepräsidentin ist aber weit mehr als das: Zielgerichtet und mit viel                                    auch auf dem Wasser. Mutterseelenallein rudert die
                                                                                                              selbstständige Kommunikationsberaterin auf dem
Herzblut kämpft sie für mehr Wirtschaftsfreundlichkeit, weniger Staat und                                     Bodensee, wagt sich auf ihrem Ruderboot von Basel
verteidigt hartnäckig den Liberalismus. In vier Monaten wird die ein­fluss­                                   nach Rotterdam oder im Einer entlang der Atlantik­
                                                                                                              küste. «Eigentlich bin ich mit meiner Körpergrösse
reiche Politikerin, die auch in ihrer Freizeit ausdauernd unterwegs ist, aller
                                                                                                              völlig ungeeignet zum Rudern», lacht die ausdau­
Voraussicht nach zur höchsten Thurgauerin gewählt.                                                            ernde Ruderin. Ganz alleine auf dem See zu sein, sei
                                                                                                              etwas ganz Besonderes. Besondere Momente wird
«Ich kann auch mal sehr unbequem sein», gibt Bri­       Erst kürzlich überwies der Grosse Rat ihre Motion     Brigitte Kaufmann auch erleben, wenn sie – fünfein­
gitte Kaufmann mit einem Schmunzeln zu. Doch            «Ein moderneres Gastgewerbegesetz – damit die         halb Jahre nach ihrem Amtsgelübde im Kantonsrat
das brauche es in der Politik – hin und wieder –        Vielfalt bleibt» oder unterstützte ihren Antrag zur   – am 26. Mai 2021 als Präsidentin des Grossen Rates
äusserlich ruhig, innerlich auf der Palme: Wenn         «Regulierungsbremse».                                 zur höchsten Thurgauerin gewählt wird. «Ich freue
etwa Technologieverbote beschlossen werden, an­                                                               mich auf diese Aufgabe – falls ich denn gewählt wer­
statt alle technischen und technologischen Optio­       Erfolg kommt nicht von ungefähr                       de – und den Kür-­Bereich mit all den Begegnungen
nen offenzuhalten wenn neue unnötige Gesetze            Auch in Abstimmungskämpfen packt Brigitte             im ganzen Thurgau, dem Austausch und Eintauchen
erlassen werden oder unnötige Verwaltungsabläufe        Kaufmann mit Überzeugung an, baut Brücken, ist        in all die schönen Gegenden des Kantons.»
der Industrie und dem Gewerbe Steine in den Weg         ausdauernd und der Inbegriff einer Möglichmache­
legen. Wenn sich Brigitte Kaufmann, die als             rin. So wie das kantonale Steuergesetz – eine Her­    Marie-Theres Brühwiler
­Gemeindeammann den Aufstieg von Uttwil mass­           zensangelegenheit der Uttwilerin – vor einem Jahr
 geblich prägte, etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht   beim Thurgauer Stimmvolk so überzeugend und in
                                                                                                                Was Brigitte Kaufmann zur Einführung des
 sie es durch. Die FDP-Kantonsrätin weiss, wo sie       79 von 80 Gemeinden gutgeheissen wurde, hat im
                                                                                                                Frauenstimmrechts sagt und wie prägend
 Allianzen suchen muss, bereitet sich stets akribisch   Voraus kaum einer für möglich gehalten. Auch als
                                                                                                                unsere freisinnigen Frauen in Vergangenheit
 auf Geschäfte vor und überzeugt zuweilen auch          gewählte Vizepräsidentin des Grossen Rates ist sie
                                                                                                                und Gegenwart sind, erfahren Sie auf den
 politische Gegner mit ihrem vertieften Wissen.         sich nicht zu schade, morgens um fünf Uhr bei
                                                                                                                nächsten Seiten.
 Auch deshalb sind ihre Vorstösse meist erfolgreich.    Temperaturen nahe am Gefrierpunkt an Bahn­

Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                          3
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

50 Jahre Frauenstimmrecht                                                                                        Brigitte Kaufmann –

20 starke Frauenstimmen                                                                                          hartnäckig und kämpferisch

Marie-Theres Brühwiler –                                  Martina Pfiffner Müller –
Ich bin eine Frau – und das ist gut so                    anders ticken ist erlaubt
                                                          Nein, dieser Text gilt nicht unserem geschätzten
                                                          Fraktionspräsidenten – und doch hat dieser Beitrag
                                                          etwas mit anders zu tun. Kurzum: Ich bin mir ganz
                                                          sicher, dass wir als Partei ruhig etwas anders wer­
                                                          den dürfen. Als Projektleiterin «Movimento» ste­
                                                          cke ich mittendrin in Positionierungsfragen. Und ja:
                                                          Wir dürfen lauter, frecher, eigenständiger, farbiger   Brigitte Kaufmann hat nie verstanden, dass Frauen
                                                          und mutiger werden. Denn nur zu oft wird uns unse­     nicht abstimmen durften. «Ich bin allen Frauen
                                                          re differenzierte Art zum Verhängnis – wir tarieren    dankbar, die für das Frauenstimmrecht gekämpft
                                                          aus, wägen ab, sind kompromissbereit. Während die      haben. Ich selbst habe mich seinerzeit sehr aktiv
«Frauen sind anders. Männer auch. Und das ist gut         anderen den Pokal gewinnen. Das darf nicht sein.       für das neue Eherecht eingesetzt. Es trat 1988 in
so.» Diese Aussage kommt mir besonders in diesen          Deswegen bin ich für klare Positionen und konse­       Kraft und war erstmals nach dem Grundsatz der
Tagen in den Sinn – mit Fokus auf das erst vor            quenten Fortschritt. Dabei sind unterschiedliche       Gleichberechtigung von Mann und Frau aufgebaut.
50 Jahren eingeführte Frauenstimmrecht in der             Meinungen ausdrücklich erlaubt, denn gut gelebte       Ich habe Leserbriefe geschrieben, an Versamm­
Schweiz. Ich frage mich, wie es wohl damals               Diversität macht Resultate immer besser.               lungen aktiv teilgenommen, Standaktionen orga­
­gewesen ist.                                                50 Jahre gibt es also unser Frauenstimmrecht        nisiert, Flugblätter verteilt, es war für mich eine
    Bei Einführung des Frauenstimmrechts lernte           schon. Ziehen wir rund um dieses Jubiläum ­Bilanz,     der Abstimmungen, eine Referendumsabstim­
 ich in der Schule gerade die ersten Buchstaben ken­      so sehen wir, dass schon viel erreicht wurde – und     mung, die mich überdurchschnittlich motiviert
 nen. Erinnerungen an diese frühe Kindheit: Meine         dass es gleichzeitig noch Luft nach oben hat, ins­     und politisch bewegt hat. Bekanntlich haben wir
 Mama diskutierte am Mittagstisch lieber über poli­       besondere auf den Chefetagen. Ich wünsche mir          diese gewonnen. Im Verlaufe der Jahre habe ich
 tische Themen als mein Vater, je näher der Abstim­       für die Zukunft, dass Männer das Potenzial der         noch Dutzende von Abstimmungskämpfen bestrit­
 mungssonntag kam, je weniger liess meine Mutter          Frauen vermehrt anerkennen, Frauen fördern und         ten, doch diese war entscheidend für meine Prä­
 Zweifel an den richtigen Entscheidungen aufkom­          ihnen Plattformen bieten. Ich selber durfte das oft    gung, dass es sich – in der Politik – immer lohnt,
 men: 100 Prozent Stimmabgabe. 100 Prozent iden­          erleben und gehe meinen Weg, indem ich ihn eben        sich einzusetzen und sich zu engagieren. Wer
 tisch. 100 Prozent weiblich geprägt.                     einfach gehe. Selbstbestimmt und manchmal auch         weiss, meine ungebrochene Bereitschaft, mich
    Wohl auch deshalb scheute ich mich später             etwas unkonventionell. Wir Frauen müssen nicht         noch heute um fünf Uhr morgens im Januar am
 nicht, Neuland zu betreten – an meinem damaligen         Männer imitieren. Aber wir müssen uns auf unsere       Bahnhof in Amriswil zu treffen, um Weggli und
 Wohnort als Mitglied der Ortsbehörde, 26-jährig          Art in aller Selbstverständlichkeit auf den unter­     Abstimmungsflyer zu verteilen, hat ihre Wurzeln
und jungverheiratet. Immer wieder wurde ich ge­           schiedlichen Spielfeldern bewegen und für unsere       vermutlich in dieser einen Abstimmung zum
 fragt, wie man sich denn als erste, einzige und          Sache bestimmt und kraftvoll einstehen.                ­neuen Eherecht.»
 dazu noch sehr junge Frau in einer solchen politi­
 schen Behörde fühle. Ehrlich gesagt: Ich sah gar                                                                Brigitte Kaufmann, Kantonsrätin,
 nie ein, was daran speziell sein sollte. Und so ist es                                                          Vizepräsidentin des Grossen Rates,
 bis heute geblieben. Ich arbeite gerne mit verschie­                                                            ­Kommunikationsberaterin
 denen Menschen zusammen. Mit Frauen gleich                                                                      Geboren: 12 Jahre vor der Einführung des
 wie mit Männern.                                                                                                Frauenstimmrechts.
    Starke Frauen? Es gibt viele einflussreiche Frau­                                                            Andere beschreiben mich als: «gspürig».
 en in unseren Reihen. Einige betraten wie ich Neu­                                                              Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: Wer die
 land und haben es womöglich ganz anders erlebt.                                                                 Freiheit liebt, hat keine Alternative.
 Andere sind heute in sehr wichtigen Funktionen                                                                  Mein Wunsch an die Zukunft: Pandemie über­
 und wieder andere werden künftig etwas bewegen.                                                                 winden, Freiheit erhalten.
    Deshalb gilt jetzt: Vorhang auf! Die Bühne ge­        Martina Pfiffner Müller, Vizepräsidentin FDP TG,
 hört ganz diesen wunderbaren Frauen!                     Kantonsrätin, ­Vorstandsmitglied Thurgauer
                                                          ­Gewerbeverband, Unternehmensberaterin                 Kristiane Vietze –
Marie-Theres Brühwiler,                                   Geboren: 3 Jahre nach Einführung des Frauen­           engagiert und schnell
Geschäftsführerin FDP TG                                  stimmrechts.                                           Dem Grossen Rat gehört Kristiane Vietze schon
Geboren: fast 7 Jahre vor Einführung des                  Andere beschreiben mich als: Powernudel,               bald 9 Jahre an. Ihr Credo: «Gute Lebens- und
Frauenstimmrechts.                                        Genussmensch und Möglichmacherin.                      Arbeitsbedingungen für alle Generationen – damit
Andere beschreiben mich als: Frau Schneller.              Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … wir ganz         der Thurgau und die Schweiz wettbewerbsfähig
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich gerne           einfach die zielführendste Partei sind.                bleiben.» Die Frauenfelderin will das Vertrauen in
möglich mache.                                            Mein Wunsch an die Zukunft: eine gemässigte            die Eigenverantwortung fördern und geht selbst mit
Mein Wunsch an die Zukunft: dass wieder mehr              Greta, ein besiegtes Covid, mehr Frauen in             grossem Beispiel voran. Als aktuelle Vizepräsiden­
Leute das Glas halbvoll sehen (statt halbleer).           unserer Kantonalpartei.                                tin der grossrätlichen Geschäftsprüfungs- und

4                                                                                                                                          Nr. 1 | 19. Februar 2021
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

­ inanzkommission wird sie in 2 Jahren dieser
F                                                      tig eine gute Bildung und wie wertvoll dabei jede
wichtigsten Kommission vorstehen. Unternehme­          Entwicklungsstufe ist: als Präsidentin der Volks­    Dr. iur. Brigit Hänzi –
risches Engagement ist ihre Motivation als Vor­        schulgemeinde Nollen, als Vorstandsmitglied im       erste Thurgauer Grossratspräsidentin
standsmitglied der IHK Thurgau und als Co-Präsi­       Verband Thurgauer Schulgemeinden und als Mit­
dentin von «autonomiesuisse». Weltoffen, erfolg­       glied des Hochschulrates der Pädagogischen Hoch­     Mit grossem Interesse an Politik startete
reich, frei: Zusammen mit anderen führenden            schule Thurgau.                                      ­Brigit Hänzi als Präsidentin der Freisinnigen
Wirtschaftsvertretern will sie eine Schweiz, die der                                                         Frauengruppe Frauenfeld. 1979 folgte ihre
EU und anderen Ländern auf Augenhöhe begegnet.                                                               Wahl in den Gemeinderat der Stadt Frauen-
Gerne drückt sie bei ihren Tätigkeiten im familien­                                                          feld und 1980 jene in den thurgauischen Gros-
eigenen Unternehmen, in der Politik und andern­                                                              sen Rat – und damit die Gelegenheit, an poli-
orts aufs Tempo – etwa als Teilnehmerin der Auto-                                                            tischen Entscheiden in der kantonalen
Renntage in Frauenfeld. Die Mutter von zwei                                                                  Legislative direkt mitzuwirken, was ihr beson-
­erwachsenen Kindern engagiert sich zudem gesell­                                                            ders Freude bereitete. «In beiden Parlamen-
 schaftlich-sozial als langjähriges Vorstandsmit­                                                            ten hatte ich nie den Eindruck, ich sei als Frau
 glied in der Institution «Schloss Herdern» und im                                                           weniger akzeptiert als ein Mann – auch als
 Stiftungsrat der Kartause Ittingen.                                                                         Grossratspräsidentin nicht. Erwartet wurde –
                                                                                                             von allen – eine ruhige, unparteiische Rats­
                                                       Maike Scherrer, Professorin, Privatdozentin,          führung und dass Hand und Fuss hat, was
                                                       ­Präsidentin Volksschulgemeinde Nollen                ­geäussert wurde. Entscheidend war für mich
                                                       Geboren: 7 Jahre nach der Einführung des               stets das Bemühen um sorgfältige Arbeit und
                                                       Frauenstimmrechts.                                     Offenheit gegenüber anderen Standpunkten.»
                                                       Andere beschreiben mich als: immerwährende
                                                       Optimistin.                                           Männliche oder weibliche Politik?
                                                       Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … FDP-            «Es gibt für mich nur eine sinnvolle Politik, die
                                                       Werte Fundament eines nachhaltigen Denk- und          sich am Wohl und am Fortschritt des Ganzen
                                                       Werkplatzes Schweiz sind.                             orientiert und sich redlich um den Dienst an
                                                       Mein Wunsch an die Zukunft: demokratische             der gemeinsamen Aufgabe bemüht.» Ein
Kristiane Vietze, Politikerin, Unternehmerin,          Werte leben für eine gemeinsame, starke,              weiblicher oder männlicher Aspekt kann bei
Möglichmacherin                                        nachhaltige Zukunft.                                  gesellschaftlichen, sozialpolitischen Themen
Geboren: knapp vor der Einführung des Frauen­                                                                auftreten: bei der Einführung des Frauen-
stimmrechts.                                                                                                 stimmrechtes, der vermehrten Berufstätigkeit
Andere beschreiben mich als: gesellig und              Marianna Frei –                                       der Frauen … In grossrätlichen Kommissio-
vergnügt.                                              mutig mit weiblicher Intuition                       nen ist hin und wieder festzustellen, dass sich
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich                                                                   Frauen unmittelbarer und spontaner zu Wort
freisinnige Menschen mag.                                                                                   melden, offen für neue Lösungen sind, dabei
Mein Wunsch an die Zukunft: einen Beitrag an                                                                durchaus eingestehend, nicht über Patent­
eine positive Entwicklung leisten.                                                                          lösungen zu verfügen. «Darüber habe ich mich
                                                                                                            gefreut.» Doch es gibt auch gemeinsame
                                                                                                            ­Erfahrungen für Männer und Frauen: wenn
Maike Scherrer –                                                                                             Personalfragen härter, anforderungsreicher
engagiert für Bildung auf allen Ebenen                                                                       werden, je enger der Kreis der Anwärter wird,
Maike Scherrer ist überzeugt: Der Forschungs- und                                                            je mehr es der Spitze zugeht.
Produktionsstandort Schweiz muss erhalten und
gestärkt werden. «Der Werkplatz Schweiz ermög­         Als Marianna Frei vor sechs Jahren als Gemeinde­     Was Freude bereitet
licht die Versorgungssicherheit, auch in Zeiten        präsidentin von Schlatt gewählt wurde, begann in     «Mein Präsidialjahr hat mir ausgesprochen
knapper Verfügbarkeit von Produkten. Wir müssen        der Region – bisher ohne Gemeindepräsidentinnen      Freude bereitet: die Kontakte mit den Rats-
zudem sensibilisieren, welchen Wert es hat, wenn       – eine neue Ära. Vorbehalte gewisser älterer Her­    mitgliedern, die Begegnung mit interessanten
wir in der Schweiz sämtlichen Mitgliedern der          ren, ob «die» das denn kann, konnte sie mit ihrer    Menschen – ihren spannenden Themen, den
­Bevölkerung eine adäquate und sinnvolle Beschäf­      gradlinigen Politik schnell entkräften. Die ausge­   immer wieder neuen Fragen und Problemstel-
 tigung bieten.» Dies liegt der Professorin, die ihr   bildete Pflegefachfrau wuchs während 20 Jahren       lungen. So möchte ich den Generationen von
 Doktorat dem Schwerpunktthema «Technologie­           als nebenamtliche Richterin und 8 Jahren als Ge­     Frauen vor uns danken: Sie haben uns den
 management» gewidmet und ihre Habilitation mit        meinderätin in ihre heutige Aufgabe hinein. «Ich     Weg geebnet, wie wir es für unsere Nachfol-
 dem Fokus «Produktionsmanagement» erreicht            treffe Entscheide – wo möglich – oftmals mit weib­   gerinnen taten.»
 hat, besonders am Herzen. Als Privatdozentin der      licher Intuition, höre auf mein Bauchgefühl.» Für
 Universität St. Gallen und Professorin der Zürcher    alles verantwortlich zu sein, sei herausfordernd.    (Text aus «Frauen im Thurgau» 1989)
 Hochschule für Angewandte Wissenschaften              Aktuell stehen heikle Themen auf ihrer Agenda:       Dr. iur. Brigit Hänzi hat ihre Zeit als Politikerin
 (ZHAW) mit Forschungsschwerpunkt «Nachhalti­          Der Bund evaluiert das angrenzende Zürcher           selbst ausführlich Revue passieren lassen. Wer
 ges Supply Chain Management und Mobilität» –          Weinland als möglichen Standort für ein Tiefen­      diese Langversion möchte, kann sie gerne bei der
 und Mutter von drei Kindern – weiss sie, wie wich­    lager radioaktiver Abfälle. Marianna Frei wirkt      FDP TG bestellen (info@fdp-tg.ch).

Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                          5
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

50 Jahre Frauenstimmrecht                                                                                     Andere beschreiben mich als: optimistisch,

20 starke Frauenstimmen
                                                                                                              zielstrebig, manchmal witzig.
                                                                                                              Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … mir die
                                                                                                              liberalen Grundgedanken entsprechen.
deshalb auch im Vorstand der Regionalkonferenz           len. Als idealen Ausgleich zum intensiven Amt        Mein Wunsch an die Zukunft: weniger
Zürich Nordost und in mehreren Fachgruppen mit.          spielt sie mit den Frauen des FC Münchwilen in       Corona-Viren und mehr Gesundheit, Liebe
Sie lässt sich dadurch nicht unter Druck setzen,         der 3. Liga.                                         und Wein.
manche Prozesse brauchen Zeit. Für die Mutter
eines erwachsenen Sohnes ist es kaum nachvoll­           Nadja Stricker, Gemeindepräsidentin,
ziehbar, dass die Generation ihrer Mutter bis 1970       passionierte Fussballerin und Nachwuchsförderin      Samra Ibric –
keine politischen Rechte ausüben konnte.                 Geboren: im Jahr 1 nach der Einführung des           motiviert für beste Leistungen
                                                         Frauenstimmrechts.                                   Samra Ibric kam als Einjährige mit ihren Eltern
Marianna Frei,                                           Andere beschreiben mich: als gradlinige, faire,      kurz vor Kriegsausbruch in Bosnien in die
Gemeindepräsidentin, Laienrichterin                      zielorientierte Teamplayerin mit Humor.              Schweiz. Die Arbonerin ist voller Dankbarkeit
Geboren: 9 Jahre vor der Einführung des                  Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich            und weiss, dass längst nicht alles selbstverständ­
Frauenstimmrechts.                                       freiheitsliebend bin.                                lich ist. «In der Schweiz haben wir sowohl poli­
Andere beschreiben mich als: Schnelldenkerin             Mein Wunsch an die Zukunft: Möge die «alte»          tisch, wirtschaftlich wie auch bildungstechnisch
und ausgeglichene Person.                                Normalität bald wieder einkehren.                    grossen Luxus.» Die «Motzkultur» vieler kann sie
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich für                                                                 oft nicht nachvollziehen, auch wenn es einige Pro­
Freiheit, Eigenverantwortung, Bildung, Sicherung                                                              bleme gebe. Nachteile hat die Arbonerin bisher in
der sozialen Werke stehe.                                Nazmije Ismaili –                                    keiner ihrer Lebens­phasen gespürt, weder als Frau
Mein Wunsch an die Zukunft: mutige Frauen,               die Zukunft selbst gestalten                         noch aufgrund ihrer Wurzeln. Samra Ibric geht
die trotz Gegenwind politische Ämter über­                                                                    fokussiert ihren Weg: Sie absolvierte eine kauf­
nehmen.                                                                                                       männische Lehre in Roggwil TG, holte gleich
                                                                                                              darauf die Matura nach, studierte Rechtswissen­
                                                                                                              schaften in Zürich und befasst sich aktuell in
Nadja Stricker –                                                                                              ihrem Doktorat mit einem rechtsphilosophischen
mit grossem Einsatz für die Gemeinschaft                                                                      Thema. Daneben arbeitet sie Vollzeit an der
                                                                                                              ZHAW als wissenschaftliche Mitarbeiterin und
                                                                                                              hat vor gut eineinhalb Jahren das Co-Präsidium
                                                                                                              der Orts­partei Arbon übernommen. «Wer seine
                                                                                                              bestmögliche Leistung bringt, kommt weiter und
                                                         Die FDP Schweiz feierte am 25. Februar 2019 ihr      baut Vorurteile rasch ab», so ihr Credo. Sie sieht
                                                         125-jähriges Bestehen am Gründungsort – im           die Schweiz als Land der Privilegien und will die­
                                                         Bahnhofbuffet zu Olten – mit viel FDP-Promi­         ses Bewusstsein teilen.
                                                         nenz. Als Redende geladen: alt Bundesrat Kaspar
                                                         Villiger, Nationalrat Christian Wasserfallen und
                                                         Nazmije Ismaili, Präsidentin der Jungfreisinnigen
«Nach Engagements im Journalismus, in der Ver­           Thurgau. Mit ihrer Rede erntete sie grosse Auf­
waltung und im Gemeinderat ist es für mich ein           merksamkeit. Sie erzählte frisch von der Leber,
nächster logischer Schritt, meine Erfahrung und          wie sie sich entschieden habe, ihre Zukunft selbst
meine Fähigkeiten für ein Miteinander in Münch­          zu gestalten, und weshalb sie diese nicht anderen
wilen zu vereinen», betonte Nadja Stricker bei           überlassen möchte. «Es kommt nicht drauf an, die
ihrer Kandidatur für das Gemeindepräsidium. Das          Zukunft vorauszusagen, sondern vielmehr darauf
Verwaltungshandwerk eignete sie sich in 9 Jahren         vorbereitet zu sein.» Die heute 30-Jährige enga­
als Gemeindeschreiberin von Rickenbach an,               gierte sich, noch bevor sie als Präsidentin der
­politische Erfahrung sammelte sie während 5 Jah­        Thurgauer Jungfreisinnigen amtete, in ihrer Wohn­    Samra Ibric, wissenschaftliche Mitarbeiterin,
 ren im Gemeinderat Münchwilen. Mit ihrer Wahl           gemeinde als Rechnungsrevisorin, kandidierte für     Doktorandin, Co-Präsidentin
 zur ersten Hinterthurgauer Gemeindepräsidentin          den Kantons- und den Nationalrat und schaffte es     Ortspartei Arbon
 setzte sie politisch einen Meilenstein. Als junges      beim Who’s who der «Thurgauer Zeitung» in den        Geboren: 19 Jahre nach der Einführung des
 Mädchen wollte Nadja Stricker – entgegen den            Reigen der 100 wichtigsten Thurgauerinnen und        Frauenstimmrechts.
 ­Gepflogenheiten der Familie – Fussball spielen.        Thurgauer. Heute wohnt Nazmije Ismaili im Nach­      Andere beschreiben mich als: manchmal etwas
  Sie hatte Talent, war ehrgeizig, zielbewusst, fokus­   barkanton, weshalb sie auf der Thurgauer Polit­      zu freimütig.
  siert. Ihr Weg führte bis in die höchste Schweizer     bühne leider nicht sichtbar ist.                     Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … sich
  Liga mit Aufgebot in die U21-Nationalmann­                                                                  jede/r einbringen kann. Begeisternde Diskus­
  schaft. Auf Drängen ihrer Tochter initiierte sie       Nazmije Ismaili, Produktmanagerin Versicherung,      sionskultur.
  beim FC Münchwilen eine Juniorinnenmann­               Ex-Präsidentin Jungreisinnige Thurgau                Mein Wunsch an die Zukunft: die Schweiz als
  schaft. Ein ­Leben ohne Fussball kann sich Münch­      Geboren: lange nach der Einführung des               Vorreiterin in gesellschaftlich-ökologischen
  wilens ­Gemeindepräsidentin (noch) nicht vorstel­      Frauenstimmrechts.                                   Herausforderungen.

6                                                                                                                                       Nr. 1 | 19. Februar 2021
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

Cornelia Hasler-Roost –                                 den Grossen Rat gewählt, setzt sie sich ebenso stark
zukunftsorientiert, mutig, sportlich                    für eine wirtschaftsfreundliche Politik ein. Wer –        Ines Rusca – erste Frau
                                                        wie es das Gewerbe tut – Berufsbildung ermög­             ­Gemeindeammann im Thurgau
                                                        licht, Arbeitsplätze schafft, damit Menschen die
                                                        Chance gibt, ihr Potenzial zu entwickeln und ein          Vier Tage nach Einführung des Frauenstimm-
                                                        selbstbestimmtes Leben zu führen, soll nicht be­          rechts in der Schweiz 1971 feierte Ines
                                                        hindert werden. «Nicht Behörden sollen unser Le­          ­Rusca-Naef ihren 35. Geburtstag. Politikinte-
                                                        ben und unsere Zukunft bestimmen, sondern ver­             ressiert war Ines Rusca, die 1994 als erste
                                                        antwortungsbewusste, selbstbestimmte Menschen              Frau Gemeindeammann im Thurgau gewählt
                                                        für sich», lautet ihr Credo. Als Präsidentin der Bür­      wurde, schon in früher Kindheit – allerdings
                                                        gergemeinde Kreuzlingen hat sie vor 2 Jahren eine          nicht in der Partei ihres Vaters, eines angese-
                                                        Männer­domäne durchbrochen und kümmert sich                henen Juristen und späteren Staatsanwalts
Moderne Arbeitsformen, dezentrales Schaffen,            seither unter anderem um rund 150 Hektaren Wald.           und in der SP aktiv. Dieser erwiderte spötti-
Vereins- und Dorfleben stärken – Schlagworte, die                                                                  sche Bemerkungen stets mit: «Ihre Partei­
in Cornelia Haslers Alltag eine grosse Rolle spielen.                                                              farben gehen doch mich nichts an.» Was die
Die Kantonsrätin rüttelt den Grossen Rat in Digita­                                                                85-Jährige noch heute beeindruckt. Ines
lisierungsfragen auf, fördert in der Ostschweiz die                                                                Rusca war die erste Gemeindepräsidentin
                                                                                                                   ­
Realisierung von geeigneten Co-Working-Flächen                                                                     von Bottighofen und eine der wichtigsten
oder fordert den Regierungsrat auf, beim Langsam­                                                                  Persönlichkeiten, die das Vorhaben «eigen-
verkehr nicht nur an die Freizeitaktivitäten zu den­                                                               ständige Gemeinde Bottighofen» vorantrieb.
ken. Schliesslich hat die Mutter von zwei erwachse­                                                                Die Ortsgemeinde Bottighofen löste sich von
nen Kindern ihren Arbeitsweg von Aadorf nach                                                                       der damaligen Munizipalgemeinde Scherzin-
Kloten selbst jahrelang, wann immer möglich, auf                                                                   gen ab und geht seit Anfang 1994 eigene
dem Rennvelo zurückgelegt. Ebenso stark engagiert                                                                  Wege. Und das, obwohl das Dorf – wie das
sich die ehemalige Gemeinderätin für werterhalten­      Cornelia Zecchinel, Kantonsrätin,                          Ines Rusca damals von einem Gegner gerade
de Traditionen. Mit einigen Gleichgesinnten kämpf­      Präsidentin Bürgergemeinde Kreuzlingen                     ins Gesicht gesagt wurde – nicht einmal eine
te sie mit Herzblut für den Erhalt eines Bücherla­      Geboren: 11 Jahre vor der Einführung des                   Kirche hat.
dens in Aadorf und schaffte mit vereinten Kräften,      Frauenstimmrechts.
was in der bevölkerungsstärksten Hinterthurgauer        Andere beschreiben mich als: Wundertüte.                  Frau Gemeindeammann –
Gemeinde in dieser kurzen Zeit eigentlich niemand       Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … sich hier           ein Titel aus der Vergangenheit
für möglich gehalten hat. Und Achtung: Beim Ost­        unternehmerisch denkende Menschen treffen.                Als am 1. Januar 1990 im Thurgau die neue
schweizer Parlamentarier-Skirennen ist sie die          Mein Wunsch an die Zukunft: mehr echte                    Kantonsverfassung in Kraft trat, wurde mit
grosse Thurgauer Hoffnungsträgerin, denn sie fährt      Begegnungen.                                              der Abschaffung der Munizipalgemeinden
meist fast allen – auch den Männern – davon.                                                                      und der Bildung der politischen Gemeinden
                                                                                                                  darauf verzichtet, eine für Mann und Frau
Cornelia Hasler-Roost, Kantonsrätin,                    Maja Lüscher –                                            gleichermassen passende Amtsbezeichnung
Marketing- und Kommunikationsfachfrau                   Macherin, Herzmensch                                      des Gemeindeoberhauptes zu schaffen. Es
Geboren: 3 Jahre vor der Einführung des                                                                           amtete auch keine Frau als Oberhaupt einer
Frauenstimmrechts.                                                                                                Thurgauer Gemeinde. Erst als Ines Rusca
Andere beschreiben mich als: aktiv, innovativ,                                                                    1994 in Bottighofen zum Gemeindeammann
positiv und manchmal etwas ungeduldig.                                                                            gewählt wurde, kam wieder Bewegung in die
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … liberales                                                                   Diskussion. Mit der Anrede «Frau Gemeinde-
Gedankengut als überzeugte Demokratin sehr                                                                        ammann» war man damals überzeugt, einen
wichtig ist.                                                                                                      gangbaren Weg gefunden zu haben. Seit
Mein Wunsch an die Zukunft: mehr Miteinander,                                                                     2012 gibt es im Kanton Thurgau nur noch Ge-
Mut und Weisheit.                                                                                                 meinde- und Stadtpräsidentinnen und -präsi-
                                                                                                                  denten. Ines Rusca macht auch heute noch
                                                        Die derzeit laufende Renteninitiative der Jungfrei­       keinen Hehl daraus, dass sie lieber bei der
Cornelia Zecchinel –                                    sinnigen spricht Maja Lüscher aus dem Herzen.             Bezeichnung «Gemeindeammann» geblieben
Kultur bildet und verbindet                             «Ich bin auch im Alter von 70 Jahren noch sehr            wäre. «Jede ‹Hundsverlochete› hat einen
«Ein Glück, dass die Kultur immer Anregung und          ­gerne beruflich aktiv», sagt die selbstständige Zere­    Präsidenten oder eine Präsidentin», ver-
geistige Nahrung schenkt – auch in Corona-Zei­           monienleiterin, die für Trauungen, Taufen oder           gleicht sie. Als erste Frau Gemeindeammann
ten», bekräftigt die Kantonsrätin, Unternehmerin,        ­Abdankungen immer noch sehr gefragt ist. Doch es        im Kanton Thurgau nahm sie eine Vorreiter-
Mutter von zwei Söhnen. «Kultur hat eine positive         ist Maja Lüscher ein grosses Anliegen, dass beim        rolle ein. Ines Rusca fühlte sich nie benach-
Kraft – sie bildet, verbindet die Menschen, stärkt        Eintritt in den dritten Lebensabschnitt auf individu­   teiligt aufgrund ihres Geschlechtes. «Ich ging
die Gemeinschaft», weiss Cornelia Zecchinel, die          elle Bedürfnisse eingegangen werden kann. Eigen­        ganz einfach meinen Weg», blickt die ehema-
im Vorstand der Thurgauischen Kunstgesellschaft           verantwortung und ein selbstbestimmtes Leben            lige Kantonsrätin, die 15 Jahre nach Brigit
wirkt und Mitglied der Kulturkommission des               sind für die Aadorferin grosse Glücksbringer – und      Hänzi als zweite FDP-Politikerin zur höchsten
Kantons Thurgau ist. Vor 5 Jahren auf Anhieb in           wichtige Lebensqualitäten. Dafür – und als Vorbild      Thurgauerin gewählt wurde, zurück.

Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                             7
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

50 Jahre Frauenstimmrecht                                                                                         wenn sie gerade von Journalisten begleitet wurde.

20 starke Frauenstimmen                                                                                           Ihr Einsatz geht weiter: Sie gehört neu der kantona­
                                                                                                                  len Parteileitung an, vertritt die FDP TG an natio­
                                                                                                                  nalen Delegiertenversammlungen, legt sich für die
für Jung und Alt – liess sie sich bei den letzten        sowie einen attraktiven Fabrikladen mit integrier­       von den FDP-Frauen lancierte Initiative «Indivi­
Nationalratswahlen auf die Frauenliste setzen.
­                                                        tem Café unterbringen. Die im Stammhaus in               dualbesteuerung» ins Zeug und wird bald das Prä­
Maja Lüscher wirkt jugendlich und sprüht vor Ta­         Kreuzlingen und im Tochterunternehmen Choco­             sidium ihrer Ortspartei übernehmen. Ihre Aus­
tendrang. Als Präsidentin und Initiantin von «Hän­       lat Stella in Giubiasco TI produzierten Schokola­        dauer – trainiert in mehreren Halbmarathons –
kiturm classics» oder als Organisatorin der traditio­    den sind weltweit einzigartig. Ihr Entscheid, in         wird ihr nützen. Seit kurzem hat die Thurgauerin
nellen FDP-Herbsttagung lebt sie kulturelles, un­        eine Nische zu setzen und sich als Produzentin im        mit dem breiten Bernerdialekt mit Sohn Magnus
eigennütziges Engagement. Aus ihren langjährigen         Private-Label-Bereich einen Namen zu machen,             eine weitere, neue und besonders schöne Rolle.
Vorstandstätigkeiten weiss sie, Frauen nahmen            erweist sich als richtig. 85 Prozent der hergestell­
schon weit vor der Einführung des Frauenstimm­           ten Güter werden unter Kundenmarken exportiert
rechts wichtige Rollen in der Gesellschaft ein.          – und in rund 50 Ländern begeistert genossen.
                                                         Wichtig ist der Chefin von 120 Mitarbeitenden ein
Maja Lüscher, Zeremonienleiterin                         respektvoller Umgang – mit Kunden, Mitarbeiten­
Geboren: 20 Jahre vor der Einführung des                 den und Lieferanten. So bezieht die Chocolat
Frauenstimmrechts.                                       Bernrain AG ihren Kakao direkt von Kooperati­
Andere beschreiben mich als: Macherin – Herz­            ven, dadurch können Kleinbauern und -bäuerinnen
mensch.                                                  mehr verdienen.
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … mir die
liberalen Werte gefallen.                                Monica Müller, Unternehmerin
Mein Wunsch an die Zukunft: durch verantwort­            Geboren: 6 Jahre vor der Einführung des                  Sibylle Moopanar,
liches Handeln die Demokratie erhalten und stärken.      Frauenstimmrechts.                                       Primärlehrerin, Militärrichterin
                                                         Andere beschreiben mich als: unkompliziert,              Geboren: 15 Jahre und 336 Tage nach der
                                                         umgänglich.                                              Einführung des Frauenstimmrechts.
Monica Müller –                                          Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … mich die           Andere beschreiben mich als: mit Kaffee im Blut,
produziert einzigartige Chocolat Suisse                  liberale, weltoffene Ausrichtung überzeugt.              auf Achse und trotzdem verwurzelt.
                                                         Mein Wunsch an die Zukunft: ein Miteinander auf          Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich hier
                                                         Augenhöhe.                                               Eigenverantwortung, Einsatzbereitschaft für die
                                                                                                                  Allgemeinheit, Sicherheit, Freiheit und Innova­
                                                                                                                  tion finde und weil die FDP pragmatisch ist, sich
                                                         Sibylle Moopanar –                                       am Menschen orientiert.
                                                         machen statt fordern                                     Mein Wunsch an die Zukunft: eine innovative,
                                                           Die Primarlehrerin mit Nebenamt für die Militär­       umweltbewusste, freie, sichere Schweiz.
                                                           justiz studiert in einem Fernstudiengang Rechts­
                                                           wissenschaften. Die Devise der 34-Jährigen:
                                                         ­«Machen, statt zu klagen und zu fordern.» Als           Katharina Iseli –
Vor bald 20 Jahren hängte Monica Müller ihren             ­Alliance F mit dem Projekt «Helvetia ruft!» für        unterwegs für die Zukunft von morgen
mehr als ein Jahrzehnt sehr gerne ausgeübten               mehr Frauen in den eidgenössischen Räten aufrief,
­Beruf als Primarlehrerin an den Nagel und stieg in        wagte sie sich als politischer Neuling in den Natio­
 die 1932 gegründete Chocolat Bernrain AG ihrer            nalratswahlkampf und wurde zur gefragten Inter­
 Eltern ein. Als Quereinsteigerin führt sie das Tra­       viewpartnerin für die SRG, die ARD und den «Ta­
 ditionsunternehmen seit 13 Jahren höchst erfolg­          ges-Anzeiger». Unzählige Male stand die Militär­
 reich. Aktuell will die innovative Unternehmerin          richterin morgens um 5.30 Uhr auf einem Bahnhof,
 im künftigen Neubau eine moderne Giessanlage              verteilte Gipfeli oder Rosen, und dies nicht nur,

    Ich bin schnell – wer bin ich?                                                                                «Eine gesunde Zukunft beginnt mit einem guten
    FDP-Frauen sind Macherinnen und meist schnell unterwegs.                                                      Start», ist Katharina Iseli überzeugt. Hunderten
    Eine ist ganz besonders schnell! Wer die Porträts auf den ­Seiten                                             von Kindern hat die Hebamme dies schon ermög­
    4 bis 9 genau liest, findet schnell heraus, wer diese schnelle                                                licht. In ihrem Beruf geht es nicht nur um Gebur­
    Frau mit Helm ist. Die erste schnelle Richtigtipperin oder der                                                ten. «Ich möchte frischgebackene Eltern auf ihrem
    erste schnelle Richtigtipper darf mit einer unserer Frauen ein                                                Zukunftsweg als eigenständige, verantwortungs­
    Mittagessen geniessen (nicht schnell). Deshalb jetzt lesen                                                    volle Familien unterstützen.» Seit Jahren kämpft
    und schnell den gesuchten N   ­ amen an die FDP TG mailen: info@                                              Katharina Iseli, Mitglied im Zentralvorstand des
    fdp-tg.ch oder schnell zum Telefonhörer greifen: 071 672 17 20.                                               Schweizerischen Hebammenverbandes, mit ihren
                                                                                                                  Kolleginnen um die Anerkennung als kompetente

8                                                                                                                                            Nr. 1 | 19. Februar 2021
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

Partner in der Grundversorgung und Prävention:          Ana Brändli, Schülerin
eine wichtige Aufgabe für die zweifache Mutter,         Geboren: 31 Jahre nach der Einführung des              Dr. iur. Elisabeth Thürer – erste
die derzeit den Masterlehrgang «Frühe Kindheit»         Frauenstimmrechts.                                     vollamtliche Oberrichterin im Kanton
absolviert. Katharina Iseli möchte in der heutigen      Andere beschreiben mich als: kontaktfreudig,
Gesellschaft zudem das Bewusstsein für mehr             sportlich, abenteuerlustig, vielseitig interessiert.   «Mein Vater war vehement gegen die Einfüh-
Eigenverantwortung stärken und für eine geringere       Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … ich für          rung des Frauenstimmrechts, mich aber hat
Erwartungshaltung an die Adresse des Staates ein­       Eigenverantwortung, Innovation, kritisches             er gefördert, wo er konnte», erinnert sich Eli-
stehen. Die Gachnangerin wünscht sich deshalb –         Denken stehe.                                          sabeth Thürer. Die im Jahr 1991 vom Grossen
unabhängig von Parteifarben –, dass mehr über           Mein Wunsch an die Zukunft: eine grössere              Rat als erste Frau zur vollamtlichen Oberrich-
politische Themen gesprochen wird, Frauen und           Diversität in der Legislative, welche die Bevölke­     terin gewählte Juristin zeichnete sich auf
Männer sich mit ihrer Meinung einbringen und ge­        rung widerspiegelt.                                    ihrem beruflichen Weg stets durch hohes
wohnte Rollenbilder überdenken.                                                                                Fachwissen und Sachlichkeit aus und ver-
                                                                                                               stand ihr Amt als Berufung und nicht als
Katharina Iseli, dipl. Hebamme FH                       Claudia Spring –                                       blosse Berufsausübung. «Ich hatte in meiner
Geboren: 3 Jahre nach der Einführung des                verantwortungsvoll in Beruf und Familie                Laufbahn keine Probleme mit meinen männli-
Frauenstimmrechts.                                                                                             chen Kollegen.» Meine Devise war stets klar:
Andere beschreiben mich als: empathisch,                                                                       «Wer mit Qualität überzeugt, wird nicht auf
zielgerichtet, zuweilen auch etwas stachelig.                                                                  das Geschlecht reduziert», blickt die 67-Jäh-
Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … für mich                                                                 rige zurück. Und damit hat Elisabeth Thürer
Freiheit und Eigenverantwortung zentral sind.                                                                  in all ihren Tätigkeiten gepunktet. So als ers-
Mein Wunsch an die Zukunft: Jeder Mensch soll                                                                  te Gerichtsschreiberin beim Verwaltungs­
sich frei entfalten und Verantwortung überneh­                                                                 gericht wie auch später während 28 Jahren
men können.                                                                                                    als Thurgauer Oberrichterin und gleichzeitig
                                                                                                               Vize­präsidentin des Obergerichtes.
                                                                                                               Vielmehr haben Elisabeth Thürer die mit dem
Ana Brändli –                                           «Es gefällt mir, einen so spannenden Beruf auszu­      weiblichen Geschlecht verbundenen Grenzen
als Jüngste ein Vorbild                                 üben und gleichzeitig Familie zu haben», freut sich    und Verhaltensmuster gestört. «Die Tren-
                                                        Claudia Spring. Die Juristin erachtet dies gleicher­   nung zwischen Buben und Mädchen bei Inte-
                                                        massen als Privileg und Herausforderung. Claudia       ressen und Freizeitaktivitäten war für mich
                                                        Spring ist seit 10 Jahren vollamtliche Berufsrichte­   nicht akzeptabel.» Diese Grenzen habe sie
                                                        rin. Ihre beiden Kinder werden während der Be­         ganz bewusst überschreiten wollen. Die in
                                                        rufstätigkeit beider Elternteile ergänzend zur Schu­   einer Bündner Akademikerfamilie aufge-
                                                        le in einer Tagesschule betreut und gefördert.         wachsene zierliche Frau befasste sich im
                                                        «Unsere Kinder geniessen die zusätzlichen Freund­      Studium deshalb etwa auch mit der Rüs-
                                                        schaften und die vielen Möglichkeiten», betont die     tungsindustrie und widmete sich in ihrer
                                                        43-Jährige. «Natürlich sind mein Mann und ich          Freizeit dem Pistolenschiessen. Elisabeth
                                                        durch die Balanceakte der fix vorgegebenen Betreu­     Thürer war und ist eine grosse Frauenförde-
Politisieren ist für Ana Brändli keine Eintagsfliege.   ungszeiten gefordert.» Für viele Familien bedeutet     rin. «Es braucht dafür aber keine übertriebe-
Bereits im Alter von 12 Jahren ist die heute 18-Jäh­    die hohe finanzielle Belastung durch die ausserfa­     nen Empfindlichkeiten, sondern vielmehr
rige in die FDP Kreuzlingen eingetreten und hat         miliäre Kinderbetreuung, die nur minimal von den       einen gesunden Menschenverstand. Denn
sich im erstmöglichen Moment auf die Kantons­           Steuern abgezogen werden kann, ein Hindernis,          bei Sachgeschäften spielt das Geschlecht
ratsliste setzen lassen. Als Jüngste aller Kandidie­    beiderseits erwerbstätig zu sein. «Wenn die Schweiz    keine Rolle.»
renden erzielte sie auf Anhieb einen grossen Ach­       von Frauen und Männern in der Berufswelt profitie­
tungserfolg. Ihre politischen Ziele liegen hoch.        ren will, muss dies dringend geändert werden», sagt    Vorreiterin in einer neuen Rolle
«Ana hat bereits als kleines Kind stolz verkündet,      die Vizepräsidentin des Bezirksgerichts Weinfel­       Mit dem Eintritt in das Pensionsalter hat die
sie möchte einst Bundesrätin werden», erinnert          den, die am 7. März 2021 zur Wahl als Präsidentin      ehemalige Frauenfelder Gemeinderätin eine
sich ihr Vater. Ana Brändli ist es wichtig, dass sich   des Bezirksgerichts Weinfelden antritt.                neue Aufgabe gefunden. Sie betreibt eine
Gleichaltrige für Politik begeistern und ihre demo­                                                            kostenlose Anlaufstelle für schwer verständ-
kratischen Rechte an der Urne wahrnehmen. Die           Claudia Spring, Berufsrichterin                        liches Beamtendeutsch. Oft genug habe sie
klaren Vorstellungen ihrer Politzukunft sind nicht      Geboren: 7 Jahre nach der Einführung des               sich während ihrer Tätigkeit am Obergericht
das Einzige, was Ana Brändli auszeichnet. Im            Frauenstimmrechts.                                     an der fürchterlichen Sprache von amtlichen
Herbst 2017 gewann sie ihren ersten nationalen          Andere beschreiben mich als: gradlinig, belastbar.     Schriftstücken gestört. Das neue ehrenamtli-
Meistertitel in der Gymnastik und ein Jahr später       Überzeugtes Mitglied der FDP, weil: … mich             che Angebot der 67-Jährigen ist ein Novum,
im Einzel wie im Doppel – mit Punktemaximum             liberale Grundwerte prägen und ich sie auch lebe.      mit dem Elisabeth Thürer sowohl bei der
und Traumnote 10. Zudem engagiert sie sich als          Mein Wunsch an die Zukunft: gute Bildung mit           Stadt Frauenfeld wie auch bei der Bevölke-
Gruppenleiterin für den Nachwuchs. «Ich will mei­       nachhaltigen Perspektiven für alle – egal für          rung auf offene Ohren gestossen ist. Die auf
ne Erfahrungen weitergeben und andere profitieren       welches Lebensmodell sie sich entscheiden.             Ende 2019 pensionierte Frauenfelderin bleibt
lassen», so die Schülerin der Pädagogischen Matu­                                                              deshalb eine Vorreiterin – halt einfach in
ritätsschule Kreuzlingen.                               Interviews: Marie-Theres Brühwiler                     einer neuen Rolle.

Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                         9
FREISINN 50 Jahre Frauenstimmrecht.
Thurgau

Jungfreisinnige Thurgau
                                                                                                               Wir gratulieren
Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien                                                                      Das Gemeindepräsidium in Tägerwilen ist neu in
                                                                                                               FDP-Händen. Markus Ellenbroek hat seinen Kon­
An ihrer Mitgliederversammlung haben die                                                                       kurrenten deutlich hinter sich gelassen und die
Jungfreisinnigen Thurgau deutlich die Ja-Parole                                                                Wahl zum Gemeindepräsidenten bereits im ersten
für das Freihandelsabkommen mit Indonesien                                         Janis Basler                Wahlgang geschafft. Herzliche Gratulation!
                                                                                   wird neuer
beschlossen, über welches am 7. März
                                                                                   Generalsekretär
abgestimmt wird. Das Freihandelsabkommen
bringt beidseitig einen grossen Nutzen – und                                      An der ausserordent­
dies neben der Wirtschaft auch in den Be­rei­                                     lichen Mitglieder­
chen Umweltschutz und soziale Entwicklung.                                        versammlung der
                                                                                  Jungfreisinnigen
Ein offener Zugang zu den Weltmärkten ist wichtig                                 ­Thurgau wurde Janis
für die Schweizer Wirtschaft und Voraussetzung           Basler aus Münchwilen als ­neuer General­
für unseren Wohlstand. Mit dem Abkommen erhält           sekretär gewählt. Er folgt d­ amit auf den
die Schweizer Wirtschaft Zugang zu einem der             ­Wallenwiler Silvan Brunner, der nach sechs
wichtigsten Wachstumsmärkte der Welt. In Zeiten           Jahren intensiver Mitarbeit seinen Rücktritt
eines fortschreitenden Protektionismus und in             aus dem Parteivorstand b­ ekannt gab.
einem schwierigen Handelsumfeld ist es zudem
wichtig, dass sich Staaten wie die Schweiz auch auf
stabile und zuverlässige bilaterale Freihandelsab­     ist, findet es daher schade, dass es überhaupt zu       In Zihlschlacht wird die langjährige FDP-Gemein­
kommen verlassen können. Neben den wirtschaft­         einem Referendum kam. Nichtsdestotrotz gilt es          depräsidentin Heidi Grau von ihrem Parteikollegen
lichen Vorteilen leistet das Freihandelsabkommen       nun, mit einer deutlichen Annahme des Freihandels­      Christian Hinterberger abgelöst. Der Sitterdorfer
auch einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und      abkommens ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit,          Gemeinderat erzielte ein hervorragendes Resultat.
sozialen Entwicklung in Indonesien. Dies zum Bei­      Umweltschutz und internationalen Handel zu set­         Herzliche Gratulation!
spiel durch die Schaffung von guten Arbeitsbedin­      zen. Dass bei der Gegenkampagne hauptsächlich
gungen von Schweizer Firmen und rechtlich ver­         mit Angst gearbeitet wird, nervt Zimmermann: «So­
bindlichen Verpflichtungen im Bereich der Nach­        wohl die Bedürfnisse der Schweizer Landwirtschaft
haltigkeit (u. a. beim Palmöl).                        als auch Standards zu mehr Nachhaltigkeit insbe­
   Dario Zimmermann, der bei den Jungfreisinni­        sondere beim Palmöl sind im Freihandelsabkom­
gen Thurgau für die politische Arbeit verantwortlich   men berücksichtigt und aufgenommen worden, da­
                                                       her ist es paradox, dass die Gegenkampagne haupt­
                                                       sächlich mit diesen Argumenten Stimmung gegen
     Es braucht einen grossen Wurf                     das sinnvolle und vorteilhafte Abkommen macht.»
                                                          So befürwortet neben Politikern von links bis
     Rund 30 Freisinnige diskutierten am digita-       rechts – u. a. sind 7 der 8 eidgenössischen Thurgauer
     len Stamm mit Nationalrat Andri Silber-           Politiker im Ostschweizer Pro-Komitee vertreten –
     schmidt. Die «Altersvorsorge» stand im Mit-       auch der WWF das Abkommen. Die Jungfreisinni­
     telpunkt in der von Ramon Weber, Präsident        gen Thurgau erkennen die grossen Vorteile des Frei­
     der Jungfreisinnigen Thurgau, moderierten         handelsabkommens mit einem der grössten Schwel­
     Diskussionsrunde. Das Fazit: Die Renten­          lenländer der Welt und empfehlen daher ein klares
     initiative ist die Lösung für eine nachhaltige
     Sicherung der AHV. Jetzt unterschreiben:
                                                       Ja zum Freihandelsabkommen mit Indonesien.
                                                                                                               Agenda
     www.renten-sichern.ch.                            Janis Basler                                            Die ursprünglich geplante Zukunftskonferenz
                                                       Jungfreisinnige Thurgau                                 musste Corona-bedingt abgesagt werden. An deren
                                                                                                               Stelle führen wir für alle Bezirke digitale Soun-
                                                                                                               dingboards durch. Es steht den Mitgliedern der
                                                                                                               FDP Thurgau jedoch frei, auch in anderen Bezir­
     Klare Parolenfassungen                                                                                    ken teilzunehmen. Die ersten Soundingboards sind
                                                                                                               bereits Geschichte. Die nächsten Anlässe: 22. Feb­
     Die Mitglieder der FDP Thurgau haben an ihrer zweiten digitalen Mitgliederversammlung folgende
                                                                                                               ruar, 1. März und 3. März. Weitere Auskünfte und
     Parolen gefasst:
                                                                                                               Anmeldungen: info@fdp-tg.ch.
     NEIN zur Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot»                                                          Unsere nächsten Mitgliederversammlungen:
     JA zum Bundesbeschluss über elektronische Identifizierungsdienste (E-ID-Gesetz)                           21. April 2021, 17. Juni 2021, 17. August 2021 und
     JA	  zum Bundesbeschluss über die Genehmigung des umfassenden Wirtschaftsabkommens                       7. Oktober 2021.
           ­z wischen den EFTA-Staaten und Indonesien                                                             Sammeltage für die Renteninitiative: 6. März
                                                                                                               2021 in Arbon, Frauenfeld und Weinfelden.

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Thurgau

Aus der FDP-Fraktion                                                                                        – Einfache Anfrage von Beat Pretali und weite­

Vorstösse der letzten Monate                                                                             ren: «Aufgabenteilung zwischen Wirtschafts- und
                                                                                                         Berufsverbänden und Ämtern»
                                                                                                            – Einfache Anfrage von Brigitte Kaufmann
Mitglieder aus der FDP-Fraktion haben in den            – Antrag gemäss § 52 unserer Geschäftsordnung    und weiteren: «Keine Fischgehege im Bodensee –
letzten Monaten einige Vorstösse eingereicht:         von René Walther und weiteren: «Biodiversitäts­    Nein zu einer Fischmast im Bodensee!»
                                                      schädigende Subventionen im Thurgau»                  – Einfache Anfrage von Cornelia Hasler und
   – Motion von René Walther und weiteren:              – Motion gemäss § 75 der Geschäftsordnung des    weiteren: «Langsamverkehrskonzept: Wie steht es
«Friedensstiftender bäumiger Klimaschutz in           Grossen Rates von Cornelia Hasler und weiteren:    um den Alltagsradverkehr?»
Stadt und Dorf»                                       «Mutter-/Vaterschaft und Kantonsratsmandat            – Interpellation von Andreas Opprecht und
   – Einfache Anfrage von Andreas Opprecht und        kompatibel machen»                                 weiteren: «Welche Auswirkungen bringt die Aus­
weiteren: «Förderung von Solarparkplätzen»              – Motion gemäss § 75 der Geschäftsordnung des    scheidung von Zuströmbereichen für Grundwas­
   – Einfache Anfrage von Jörg Schläpfer und          Grossen Rates von Daniel Eugster und weiteren:     serfassungen?»
Brigitte Kaufmann: «Ertragsausfälle bei Spitä­        «Bildung einer ständigen Kommission Klima,            – Motion von Anders Stokholm und weiteren:
lern – ein Kurswechsel der Regierung oder ein Bei­    Energie und Umwelt»                                «Mehr Sicherheit bei Wahlen und Abstimmungen»
spiel von Ungleichbehandlung?»                          – Parlamentarische Initiative von Anders Stok-      – Antrag gemäss 52 GOGR von Kristiane Viet-
   – Einfache Anfrage von Viktor Gschwend und         holm, Cornelia Zecchinel und weiteren: «Pla­       ze, Cornelia Hasler, Anders Stokholm, Brigitte
Daniel Eugster: «Impfstrategie Thurgau – was ist      nungs- und Baugesetz vom 21. Dezember 2011»        Kaufmann, Daniel Eugster, Jörg Schläpfer:
wirklich los? Wie geht es weiter?»                      – Dringliche Interpellation von Martina Pfiff-   «Leitbild Wirtschaftsstandort Thurgau»
   – Einfache Anfrage von Viktor Gschwend:            ner Müller und weiteren: «Umsetzung der Verord­       – Motion von René Walther und Beat Rüedi:
«Thurgauer Jugendliche im Übergang zur Berufs­        nung über Härtefallmassnahmen für Unternehmen      «Anpassungen bei der Umsetzung der planerischen
welt in Corona-Zeiten»                                im Zusammenhang mit der Covid-19-Epidemie im       Mehrwertabgabe nach dem Planungs- und Bauge­
   – Interpellation von Gabriel Macedo, Bruno         Kanton Thurgau»                                    setz»
Lüscher und weiteren: «Kantonale Handlungs­             – Einfache Anfrage von Viktor Gschwend:             – Motion von Andreas Opprecht und weiteren:
möglichkeiten bei den Krankenkassenprämien»           «Quaggamuscheln in Thurgauer Seen»                 «Ausverkauf der Versorgungsinfrastrukturen?»

FDP Bezirk Arbon                                      FDP Amriswil

BTS/OLS: Ermögli-       Sascha Angehrn
chen statt verteufeln! ­nominiert
Die Thurgauer Bevölkerung hat im Jahr 2012 dem        Die FDP Amriswil nominiert Sascha Angehrn als
Netzbeschluss BTS/OLS deutlich zugestimmt. In         Kandidat für die Volksschulbehörde Amriswil.
der Zwischenzeit hat das Thurgauer Baudepar­          Als rundum breit vernetzter Amriswiler und lang­
tement viel Arbeit geleistet und das Projekt voran­   jähriger Sekundarschulleiter der Volksschulge­
getrieben. Mit der Übernahme durch den Bund ist       meinde Egnach bringt Sascha Angehrn beste Vor­
die BTS nun wieder etwas in eine Wartephase ge­       aussetzungen für das Amt mit. Gewählt wird am
raten und droht in der Prioritätenordnung unterzu­    7. März 2021.
gehen.
   Dass sich die Thurgauer Politiker auf eidgenös­    Martin Rickenbach
sischer Ebene nun für unser Projekt einsetzen, darf
erwartet werden und ist zwingend nötig, um den
                                                      Anzeige
Volkswillen umzusetzen. Als periphere Region
müssen wir ganz besonders darauf achten, dass wir
gehört werden. Es ist unverständlich, dass sich das
Gegenkomitee von damals immer noch gegen den
deutlichen Volksentscheid wehrt. Der Thurgau, in
diesem Fall insbesondere der Oberthurgau, darf
nicht abgehängt werden. Wenn wir unsere jungen                                                            Grosszügige Liegenschaft
Fachkräfte hier behalten wollen, wenn wir ihnen                                                           Von Gottlieben bis Berlingen suchen wir für eine
eine Zukunft geben wollen, dann müssen wir han­                                                           junge Familie eine grosse Liegenschaft mit mindes-
deln und für Attraktivität sorgen. Das tut die BTS!                                                       tens 7 Zimmern, rund 2‘000 m² Land, vorzugsweise
Und deshalb gilt weiterhin: ermöglichen statt ver­                                                        mit Seesicht, Seeanstoss oder kleinem Badehaus.
teufeln!                                                                                                  Keine Provisionskosten für Verkäufer!

                                                        Fleischmann Immobilien AG
Philipp Gemperle, Präsident                             Telefon 071 626 51 51 info@fleischmann.ch www.fleischmann.ch
Thierry Kurtzemann, Vizepräsident

Nr. 1 | 19. Februar 2021                                                                                                                                  11
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