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SCHWERPUNKT Kompetenz mit Verspieltheit verbinden Buch-Bloggerinnen und -Blogger sind Geburtshelfer für Neuerscheinungen. Sie machen die Bücher im Internet mit ihren Besprechungen sichtbar – kostenlos und in ihrer Freizeit. Warum tun sie das? Und welche Bedeutung hat das Bloggen für die Literatur heute, in Zeiten von Podcasts und Instagram? «Blog» – das ist ein Zusammenzug der Begrif beziehbare Audio- und Videobeiträge, zunehmend fe «Web» und «Logbuch» und bezeichnet eine Art die Literaturblogs ablösen. Die Grenzen zwischen Internet-Tagebuch, das beinahe so alt ist wie das den Gefässen der Literaturvermittlung verschwim Internet selbst. Den ersten Blog schrieb der Physi men allerdings zunehmend. Eva Wischnitzky, Buch ker Tim Berners-Lee, der 1989 am CERN in Genf händlerin bei El Liesyum in Thalwil: «Ich orientie das World Wide Web begründete und sich ab 1990 re mich querbeet überall, fliege wie ein Staubsauger mit anderen Wissenschaftlern über neue Erkennt überall durch und schnappe auf, was gelesen wird nisse austauschte. Seither gehören Blogs zur DNA und werden muss. Und meine Fühler sind an sehr des Internets – auch deshalb, weil es dank kostenlo vielen Orten. Aber ich bleibe nur hängen, wenn es sen Anbietern wie WordPress äusserst einfach ist, mich wirklich interessiert.» einen eigenen Blog zu gestalten und neue Beiträ ge hochzuladen. Wie viele Blogs es weltweit gibt, «Die Literaturkritikerin» weiss niemand. Allein auf WordPress, Tumblr Ein klassischer Buch-Blog ist wie ein Cocktail an und Google’s Blogger werden rund 600 Millionen der Lieblingsbar: Hochprozentiges in smoother Blogs betrieben. Thematisch geht es dabei um alles, Ausführung. Einer klassischen Feuilleton-Kritik worum es gehen kann – von der Gartenarbeit bis zu in Print oder Radio muss ein Blog nicht nachste Autos. Und um Bücher. Der Buch-Blog «Lesestun hen. SRF-Literaturkritikerin Annette König stellte den» führt eine Topliste der deutschen Buch-Blogs ihren Buchpräsentationen im Radio seit fünf Jah und kommt auf sage und schreibe 952 Einträge. Die ren einen Buch-Blog zur Seite, wo sie in süffigen Namen der Buch-Blogs sind Mini-Gedichte: Sie heis Häppchen und mit witzig inszenierten Selbstpor sen «Weltenwanderer» (aktuell Platz 1), «Der Duft träts die gelesenen Bücher nochmals etwas anders von Kaffee und Büchern» (Platz 2), «trallafittibooks» aufbereitete. Letztes Jahr kippte SRF den Blog im (Platz 7) oder «Tintenhain» (Platz 9). Der Rangie Rahmen der Transformation aus dem Angebot. Nun rung liegt ein Tool zugrunde, das den Vernetzungs betreibt ihn Annette König auf privater Basis unter grad dieser Literaturblogs misst. neuem Namen weiter: «Die Literaturkritikerin». Der Name unterstreicht den Wert dieser kostenlos zur Blogs als Arbeitsinstrument Verfügung gestellten Feuilleton-Arbeit im Netz. Ihre Buch-Blogs sind in Deutschland viel verbreiteter als Arbeit als Redaktorin bei SRF geht zunehmend in in der Schweiz, wo die Blogger-Szene doch recht Richtung Literaturpodcasts. Warum hält A nnette überschaubar ist. In der Schweiz gibt es auch weni König auf Eigeninitiative am Bloggen fest – was fin ger die Tradition, dass sich Buchhändlerinnen und det sie so wichtig daran? «Ein Blog erlaubt noch Buchhändler digital über neuste Trends austau mals einen anderen Umgang mit Büchern», sagt sie. schen. Fragt man bei Schweizer Buchhändlerinnen «Man kann persönlicher und assoziativer über Lite und Buchhändlern nach, bestätigt sich diese Ver ratur sprechen. Auch Wenigleser lassen sich leich mutung: Unter sieben Angefragten nutzt niemand ter begeistern für ein Buch. Zudem ist Bloggen auch Blogs regelmässig. Oft aus Zeitgründen, wie etwa im ein wenig wie Geschichtenerzählen, sehr kreativ und Fall von Corina Friderich von der Leserei Zofingen: persönlich.» Die Fotos auf ihrem Blog sind genau «Ich lese sehr selten Blogs, auch wenn ich sie mehr das. Sie vermitteln immer einen Leseeindruck oder nutzen möchte, aber im Moment fehlt mir die Zeit einen thematischen Zugang zum Buch: Man sieht dazu.» Carol Forster vom Bücherladen Appenzell Annette König auf der Luftmatratze und im Schnee liest hin und wieder «Perlentaucher», Vanja Hut sturm mit Buch. «Kompetenz mit Verspieltheit zu ter hört lieber Literaturpodcasts. Marianne Sax in verbinden, ist die hohe Kunst des Bücher-Bloggens», Frauenfeld glaubt, dass Podcasts, also über Internet findet sie. Annette Königs neuster Coup: «Die Litera 6 | Schweizer Buchhandel | Nr. 2 2022
SCHWERPUNKT FOTO: OSCAR ALESSIO / SRF Erfrischend auf bereitete Buch rezensionen vom Radio- Profi: Annette Königs Buch-Blog läuft seit diesem Jahr unter neuem Namen und neuem Patronat. turkritikerin» wird neu von Pro Helvetia unterstützt. ich das als Buchhändlerin machte, direkt und per Ein starkes Signal, dass diese besondere Form der sönlich.» Zweimal pro Woche verschickt sie ihren Literaturkritik nicht in jedem Fall in der Unbezahlt- Newsletter an über 1000 Abonnentinnen und Abon Ecke hängenbleiben muss. nenten, die Klickrate auf Neubesprechungen ist mit 45 bis 50 Prozent exzellent. Jede Woche kommen «Lesefieber» etwa zwei neue Abo-Anfragen dazu. Sie liest mor Manuela Hofstätters Blog «Lesefieber» gehört mit gens von 8 bis 11.30 Uhr und nutzt diese Arbeit auch 18 Jahren zu den ältesten der Schweiz und bietet für ihre Engagements bei «Thun liest ein Buch», ein Archiv mit über 1600 Buchbesprechungen. Als als Mitglied der Literaturkommission des Kantons sie den Blog startete, arbeitete sie als Buchhändle Bern und in der Jury für den grossen Berner Litera rin im Bücherperron Spiez, und sie führte Kartei turpreis. Dass sie unbezahlt bloggt, hätte sie in den kästen, wo sie ihre Buchempfehlungen und Lektüre 18 Jahren immer wieder mal gewurmt, gibt sie zu. erlebnisse sammelte. «Ich fragte mich anfänglich, Die Branche lebe nun einmal von engagierten Leu warum ich als Buchhändlerin mit meinen Emp ten, die vieles aus Herzblut und kostenlos machen. fehlungen öffentlich gehen soll», erzählt sie. «Heu Ein kleines Sponsoring hat sie allerdings. Klopfen te ist der Blog mit meinem Leben verschmolzen den Herzens sei sie 2017 an die Verwaltungsrats und nicht mehr daraus wegzudenken.» Die Berner sitzung des Schweizer Bücherbons gereist, und sie Oberländerin arbeitet inzwischen nicht mehr in der wurde zur offiziellen Botschafterin des Schweizer Buchhandlung, sondern präsentiert Neuerscheinun Bücherbons ernannt. Manuela Hofstätter bedeu gen mit «Lesefieber on Tour» als Veranstaltung in tet diese Anerkennung bis heute sehr viel. Als Bot Bibliotheken in der ganzen Schweiz und an ande schafterin des Schweizer Bücherbons verschenkt sie ren Anlässen, und sie verleiht jedes Jahr die «Lese als Überraschung Bücherbons im Zug oder anders fieber-Feder», einen eigenen Buchpreis. Dieses Jahr wo, und auch ihre vielbeachtete Fotoserie von Lesen gedenkt sie, ihn erstmals zu dotieren. Den Blog emp den im öffentlichen Verkehr, die sie seither auf Face findet sie bis heute als ihr Standbein im Buchhandel: book, Instagram und Twitter postet, hat sie nicht «Hier empfehle ich Bücher auf die gleiche Art, wie zuletzt aus diesem Engagement heraus entwickelt. Manuela Hofstätter ist eine Pionierin der helvetischen Online-Kritik. Die gelernte Buchhändlerin gründete den Blog 2005 und bespricht durchschnittlich FOTO: LUKAS HOFSTÄTTER 7 bis 8 Bücher pro Monat. Nr. 2 2022 | Schweizer Buchhandel | 7
SCHWERPUNKT FOTO: PHILIPP FREI Das Literaturblatt analog (links), mit Zeich- nungen und Rezensionen von Gallus Frei-Tomic: Seit ein paar Jahren verschickt Gallus Frei-Tomic seine «Literaturblätter» mit Rezensionen und Zeichnun- gen per Post an über 200 Lese interessierte in Deutschland, Österreich, Frankreich und in der Schweiz. «Literaturblatt» denschaft, seit er am Lehrerseminar mit Literatur Das männliche Pendant zu Manuela Hofstätter in in Berührung kam. «Bis ich 18 Jahre alt war, las ich der Schweiz ist Gallus Frei-Tomic, der sich eben keine Bücher», sagt er. «Ein Charakterkopf von Leh falls seit Jahren verdient macht um die Präsenz von rer holte mich einmal in sein Büro, zeichnete eine Büchern im Netz. «Literaturblatt» war ursprüng Schweizer Karte auf ein A4-Blatt und schrieb über lich «analoges Bloggen», wie er es nennt. Das Lite all Namen grosser Schweizer Autorinnen und Auto raturblatt analog, mit Zeichnungen und Rezensi ren hin. Dann sagte er: ‹Gallus, ein Lehrer liest. onen von Gallus Frei-Tomic, erscheint fünf Mal Fang einmal hiermit an.› So wurde ich im Lehrer pro Jahr in einer Auflage von 250 Exemplaren und seminar zu einem exzessiven Leser und Sammler, kann abonniert werden. Er zeichnet und schreibt der seine Samstage damit verbrachte, die Bücher sie mit schwarzem Kugelschreiber. Rezensiert antiquariate nach Schweizer Literatur des 20. Jahr werden vier Bücher. «Auf meinen Blog schaffen hunderts zu durchforsten.» Dieser Vorliebe für die es Bücher, die mir in irgendeiner Weise gefallen, Schweizer Literatur sei er bis heute treu geblieben. die ich nicht einfach weglege», sagt er. «Bücher Seine Initiationsgeschichte sei auch der Motor für auf meine Literaturblätter schaffen es nur, wenn seinen aufwendigen Blog: «Wie bei einer Schatzsu sie mir ganz besonders ans Herz wachsen.» Das che legt man Fährten für eine unbekannte Leser digitale Pendant, der «Literaturblatt»-Blog, ist eine schaft aus, und mit einem Beitrag kann man ganz Schatztruhe mit Informationen zum Schweizer wichtig werden für ein Buch, für eine Leserin, für Literaturbetrieb oder Porträts sowie Interviews mit einen Leser, ohne es zu merken.» Autorinnen und Autoren aus dem In- und Aus land. Gallus Frei-Tomic ist hauptberuflich Lehrer «Kaffeehaussitzer» in Amriswil. Die Arbeit für «Literaturblatt» ist seine Einer der besten Kenner der deutschsprachigen Freizeitbeschäftigung, die aber weit über ein Hobby Buchblog-Szene ist Uwe Kalkowski in Köln. Seit hinausgeht: Er moderiert Literaturanlässe und ist 2013 bloggt der gelernte Buchhändler, leidenschaft seit 2020 auch Programmleiter des Literaturhauses liche Leser, Kaffeetrinker und heutige Eichborn- T hurgau. Literaturvermittlung ist seine grosse Lei Produktmanager über Bücher, die ihn begeistern. FOTO: ERA PRINZ Gestaltet wie ein edles Buch: «Kaffeehaussitzer» mit einladenden Rubriken zu Büchern, Cafés, Buchhandlungen. 8 | Schweizer Buchhandel | Nr. 2 2022
SCHWERPUNKT Sein Blog «Kaffeehaussitzer» arbeitet optisch mit Uwe Kalkowski. «Jede Buchhandlung ist ein Schau atmosphärischen Lese-Situationen aus Cafés und fenster, in dem Bücher in der Öffentlichkeit präsen veröffentlicht pro Monat circa vier Besprechun tiert werden. Wir leben im Paradies, in jeder Stadt gen oder Beiträge zum Thema Literatur. Auf dem gibt es Buchhandlungen. Als Leser könnte ich mir «Lesestunden»-Ranking ist er auf Platz 4 unter 952 niemals vorstellen, meine Bücher woanders zu kau deutschen Buchblogs gelistet. «Bloggen hat immer fen als in einem der Buchläden meines Vertrau etwas Subjektives und Spontanes», sagt er, «den ens – und schon gar nicht bei einem seelenlosen noch ist ein guter Buch-Blog eine vollständige Form Online-Versandhändler aus Seattle.» Jede Buchbe von Bücherkritik.» Er schätzt, dass sich 150 bis 200 sprechung in seinem Blog endet mit dem Hash Blogs explizit und ernsthaft mit literarischer Bel tag #SupportYourLocalBookstore. Und der Beitrag letristik beschäftigen – seine persönlichen Tipps «Wo ich Bücher kaufe. Und wo nicht.» gehört zu finden sich als Liste auf seinem Blog. Erstaunlich den meistgelesenen und meistdiskutierten Tex findet er, dass nicht mehr Buchhandlungen einen ten auf «Kaffeehaussitzer». Dass heute viele Buch eigenen Blog betreiben, wie zum Beispiel Hauke händlerinnen und Buchhändler eher Instagram auf Hader, der den Blog «Leseschatz» als Teil des Auf dem Schirm haben als Buchblogs, findet er schade. tritts seiner Buchhandlung Almut Schmidt in Kiel «Jeden Monat gibt es grandiose Buchbesprechun führt. Uwe Kalkowski: «Eigentlich könnten Buch gen auf Blogs zu entdecken, und im Unterschied zu händlerinnen und Buchhändler ja nur ihre aktuel Instagram tauchen sie tiefer in das Inhaltliche ein.» len Empfehlungen aus dem Laden aufschreiben, PASCALE BLATTER und schon haben sie die Grundlage für einen Blog.» Oder eine Buchhandlung könne einen Partner-Blog suchen, damit Analoges und Digitales zusammen kommt. «Buchhandlungen vor Ort sind eine Not wendigkeit für literaturbegeisterte Menschen», sagt Der doppelte Boden im Netz Vor knapp drei Jahren gründete der Althistoriker Pascal Mathéus «Aufklappen – Literaturkritik». Auf dem Blog bespricht er mit zahlreichen anderen Akademikerinnen und Akademikern aktuelle deutschsprachige Literatur. Was treibt die jungen Gelehrten an, diesen Dienst am Buch kostenlos zu leisten? Besucht man den Blog «Auf klappen», die aktuelle deutschsprachige Litera taucht man in eine Schatztruhe eines tur gesamthaft in den Blick nimmt. digitalen Feuilletons ein, wo über Neu Weil ich das nicht allein angehen erscheinungen debattiert und Literatur konnte, suchte ich nach Mitstrei kritik thematisiert wird. Sie sind tenden. Heute sind wir 15 Leute, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der die Neuerscheinungen rezen Universität Zürich. Wie kamen Sie zu sieren, Interviews führen und FOTO: PRIVAT Ihrem aufwendigen Hobby? über das literarische Leben PASCAL MATHÉUS: Als ich den Blog berichten. Pascal Mathéus vor drei Jahren gründete, veröffentlich ist Assistent am historischen Institut der te ich zunächst einzig meine eigenen Marcel Reich-Ranicki war als Universität Zürich. Er schreibt Literatur-Rezensionen. Es ging um den Literaturkritiker ein Fernsehstar. seine Dissertation zu «Ironie bei Traum, Literaturkritiker zu werden. Ein Wandert die Literaturkritik heute Herodot». Daneben betreibt er seit drei Jahren den Blog «Auf klappen – Idol von mir ist Marcel Reich-Ranicki, zunehmend ins Netz? Literaturkritik». Seit Anfang Jahr von dem ich praktisch alles gelesen Es gibt immer noch hochkarätige Lite arbeitet der Althistoriker zudem habe und der durch Youtube nochmals ratursendungen in den öffentlich- in der Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg im stark popularisiert wurde. Der Blog rechtlichen Medien – zum Glück! Der Breisgau. entstand aber auch aus einem Man Literaturclub in der Schweiz mit Nico gel heraus. Mir fehlte ein Medium, das la Steiner ist toll, Denis Scheck leis Nr. 2 2022 | Schweizer Buchhandel | 9
SCHWERPUNKT tet kontinuierlich gute Fernseharbeit Der Blog «Auf klappen» hat seit Kurzem erhalten – kostenlosen, sehr guten Con fürs Buch, und das Literarische Quar eine Partnerbuchhandlung: die bekannte tent. Denn sie finden dort von Enthu tett im deutschen Fernsehen wird bis Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg siasten mit Herzblut verfasste Buchbe heute von Leuten bestritten, die sich im Breisgau. Sie arbeiten dort neuerdings sprechungen. Und welchen Zugang ich literarisch auskennen und rhetorisch als Buchhändler. Wie kam es zum Sprung empfehle? Man muss nur seinen Brow stark sind. Auch die Qualität im Radio vom Netz in den Laden? ser öffnen. Die Türen stehen weit offen. ist hoch, Carsten Ottes Sendungen Als ich von Hamburg nach Freiburg zog, etwa auf SWR2. Die SWR-Bestenlis kam mir zu Ohren, dass die Buchhänd Aber wie findet man denn als Buch te ist mein Lieblings-Literaturformat. lerin Susanne Bader jemanden such händlerinnen und Buchhändler die Blogs, Hier kommt mit 50 Kritikerinnen und te, der sie in Social Media unterstützt. die einen beruflich weiterbringen? Kritikern aus Deutschland, Österreich Ich meldete mich bei ihr, und es stellte Man muss rausbekommen, wer die und der Schweiz die wohl grösstmög sich heraus, dass unser Zugang zur Lite guten Leute sind. So wie Uwe Kalkow liche Expertise für deutschsprachi ratur sehr ähnlich ist. Die Zusammen ski, der das schon ewig macht und ge Literatur zusammen. Die Litera arbeit hat sich dann intensiviert, und jede und jeden kennt. Katharina Herr tur ist heute allerdings so vielfältig, ich begann, auch im Sortiment mitzu mann und Marius Müller machen tol dass es nicht mehr ausreicht, nur das reden. Nun zeichnet sich ab, dass mein le Blogs, auch der Papierstau-Podcast Feuilleton zum Massstab zu nehmen. beruflicher Weg in Richtung Buchhänd leistet gute Arbeit. Oder Miriam Zeh, Neuerscheinungen brauchen Stim ler geht. Im Augenblick sind wir in einer die jetzt Redaktorin bei Deutschland men und Gegenstimmen sowie eine ganz besonders tollen, aber auch heraus funk Kultur ist und selbst schon lang Debatte, die Raum einnimmt. Dieser fordernden Situation. Wir werden die auf Social Media eigene Sachen macht Raum fehlt heute zunehmend, weil es Buchhandlung nämlich wieder räum und dort auch ganz junge Leute anspre immer mehr Neuerscheinungen gibt lich vergrössern und das Sortiment aus chen will. Hat man mal seine eigenen und immer weniger mediale Öffent weiten. Wir denken gemeinsam d arüber Knotenpunkte gefunden, die einem ent lichkeit dafür. Und hier kommen Blogs nach, wie wir die Tradition stärken und sprechen, kann man von dort aus aus ins Spiel. Aber wiederum möchte ich wo wir neue Wege beschreiten. Ausser schwärmen. nicht verallgemeinern. Viele Zeitungen dem sollen Blog und Buchhandlung PASCALE BLATTER leisten viel für die Literatur, auch klei bestmöglich miteinander verbunden ne Regionalzeitungen. Leider hat man werden. aber auch oft den Eindruck, dass Inhal te mitunter nur noch pro forma abge In der Schweiz wurde in letzter Zeit der arbeitet werden und es an Leidenschaft Raum für Buchkritik am Radio verklei- fehlt. nert, Zeitungen werden zusammen gelegt. Blogs – aber auch Podcasts – Was macht Literaturkritik aus? schaffen einen gewissen Ersatz … Ein Kritiker, eine Kritikerin gibt ein Ein Problem mit dieser Verschiebung begründetes Urteil über ein Buch ab. ist, dass es von bezahlter Arbeit zu unbe Lernen kann man den Beruf nicht. Aber zahlter geht. Für die Verlage ist es toll, wer nur ein Buch hinhält und sagt, wie viele kooperieren auch gern mit uns und toll es sei, macht keine Literaturkritik. versorgen uns zum Beispiel mit Rezen Die Literaturkritikerin Sigrid Löffler sionsexemplaren. Wir Blogger arbei nannte das mal «Stammtischgeschnat ten freiwillig und gern, aber eben auch ter». Blogs stehen bei diesem Thema kostenlos. Natürlich kann es indirek allerdings nicht schlechter da als das ten Nutzen generieren: Mit einem Blog Feuilleton. Man sieht, dass es überall kann man sich profilieren, sein Portfolio Qualitätsunterschiede gibt – im Print erweitern oder für seine berufliche Qua genauso wie im Netz. lifikation beweisen, dass man auf Social Media fit ist. Doch ganz ehrlich: Ich wür Literaturblogs definieren sich doch de meine Arbeit lieber in einer Zeitung zum Teil darüber, dass sie persönlich sehen, die alle Leute lesen oder durch argumentieren. Das scheint mir ein blättern. Die Frage ist, ob es so was noch fundamentaler Unterschied? gibt. Zumindest idealerweise funktio In Blogs wird klassischerweise tage niert eine Zeitung noch mehr als öffent buchartiger rezensiert. Die eigene liche Arena als das Internet, wo viele in Leseerfahrung dient als Ausgangspunkt ihren Bubbles verbleiben. für die Buchbesprechungen. Das sagt allerdings noch nichts über die Quali Wie können Buchhändlerinnen und tät der Kritik aus. Zudem gibt es auch Buchhändler von Blogs profitieren? im Netz die klassisch argumentierende Wie würden Sie ihnen den Zugang Literaturkritik wie im Print-Feuilleton. empfehlen? So betreiben wir sie ja auch bei «Auf Buchhändlerinnen und Buchhändler klappen». können auf Blogs zusätzlichen Content 10 | Schweizer Buchhandel | Nr. 2 2022
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